Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt
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Ähnliche Denkstrukturen lassen sich heute nicht nur bei rechtsextremen, neonazistischen Kameradschaften<br />
und Parteien finden, sondern sind bis hin zur physischen Entledigung (etwa Abschiebung)<br />
weit verbreitete Meinungsbilder großer Teile der deutschen Bevölkerung. 20<br />
2.3 Geschlechterrassismus<br />
Während der Aufklärung, war die Rolle der Frau lange kein Diskussionsthema, patriarchalische Strukturen<br />
qua Tradition gesetzt und auch heute sind Frauen zwar per Gesetzt gleichberechtigt, was jedoch<br />
nicht immer reale Gleichstellung bedeutet. Der Begriff des Weiblichen ist geprägt von den Vorstellungen<br />
eines schwachen, zurückhaltenden und sinnlichen Wesens. Zuschreibungen also, die sich nach<br />
klassisch rassistischem Muster auf biologischen Unterschieden begründen. Das Männliche ist also dem<br />
Weiblichen überlegen, sehen wir uns allein die Zuschreibungen hier an: klug, souverän und mutig. 21<br />
Deshalb wohl auch schon bei der Auswahl des Nachwuchses häufig das bevorzugte Geschlecht: „Am<br />
9.1.2006 berichtete «BBC-News» über Ergebnisse einer Studie in Indien, denen zufolge seit langer Zeit<br />
jedes Jahr aufgrund pränataler Selektion und selektiver Abtreibung 500.000 Mädchen nicht geboren<br />
werden.“ 22<br />
Die Bedeutung des Geschlechterrassismus wird noch deutlicher, trifft er auf gleichzeitige rassenrassistische<br />
Zuschreibungen. So summieren sich rassistische Positionen, wenn eine Gleichzeitigkeit mehrer<br />
rassistischer Zuschreibungen möglich ist. Beispiele hierfür finden etwa sich im Buch Deutschland<br />
Schwarz-Weiss, in dem die Journalistin und Moderatorin Noah Sow von verschiedensten Formen dieser<br />
rassistischen Zuschreibungen berichtet. 23<br />
2.4 Nationalrassismus<br />
Rassistische Zuschreibungen können auch in der Form einer nationalen Rasse möglich sein. Dabei<br />
dient der Rassebegriff vor allem der Abgrenzung. Dies kann sowohl von außen, als auch von innen geschehen.<br />
Die Identität stiftende Erklärung einer gemeinsamen Rasse kann instrumentalisiert werden,<br />
um politische Ziele zu verfolgen und so eine homogene Einheit einer Gruppe formulieren. „In China<br />
diente die Erfindung der Han-Rasse der ideologischen Koordination des Kampfes gegen Kaisertum und<br />
Imperialismus. In der Türkei sollte die Schaffung einer Staatsrasse die nationale Identität stärken, aber<br />
auch die Zugehörigkeit zur weißen Rasse dokumentieren.“ 24<br />
Wie die Beispiele zeigen finden die Kategorien des Rassismus vielerlei Zuschreibungen, die nicht notwendigerweise<br />
diskriminierend motiviert sind, aber immer inklusiven oder exklusiven Charakter haben.<br />
Wer von Geschlecht, Nationen, Rasse oder Klasse spricht, verfolgt immer einen Moment der ein<br />
Wir, bzw. ein Ihr betont und das gemeinsame Menschsein verleugnet. Im Gegensatz zu einem offenen<br />
gesellschaftlichen Diskurs besteht bei den Ausgeschlossenen aber nicht die Möglichkeit einer Zugehörigkeit,<br />
die Verweigerung dieser Möglichkeit aber erzeugt die Herstellung unüberwindbarer Ungleichheit.<br />
„Die Zusammengehörigkeit der Ungleichen erzeugt Untermenschen.“ 25<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
Vgl. dazu: Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Zustände, Frankfurt am Main 2002-2009. S. 25. In einer Umfrage antworteten auf<br />
die Aussage Wenn Arbeitskräfte knapp werden, sollte man die in Deutschland lebenden Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken<br />
15,5 Prozent mit Stimme eher zu 12,2 Prozent mit Stimme voll und ganz zu.<br />
Entnommen einem Artikeln der Zeit zur Frage: Was ist männlich? Quelle: http://www.zeit.de/online/2006/24/maennlichautorenantwort,<br />
am 30.1.2009.<br />
Hund. Bielefeld, 2004. S.19.<br />
Vgl. hierzu: Sow, Noah: Deutschland Schwarz-Weiss, München 2008.<br />
Ebd.<br />
Ebd. S.126.<br />
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