Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt
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V. Ausblick – Von der Alltäglichkeit des Rassismus Von Olga Zitzelsberger Im April 2008 stand der Projektbeginn unmittelbar bevor. Wir alle hatten Erwartungen und Hoffnungen an das Studien- und Praxisprojekt. Verbunden mit den Erfahrungen der eigenen Schullaufbahn, jetzt studierend, als Lehrkraft oder wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig suchten wir den distanzierten Blick der Wissenschaft auf das „System Schule“ mit den vielfältigen Verstrickungen in das gesellschaftliche Machtgefüge. Nach 1 ½ Jahren der Auseinandersetzung sind wir nicht mehr dieselben wie damals. Unabhängig von der jeweiligen Rolle und Perspektive haben wir uns verändert. Einiges davon möchten wir im Folgenden verdichten und als Ausblick festhalten. Einzelnes trifft dabei jeweils nur für einzelne zu, manches für mehrere, weniges für alle. Mit Erfahrungen arbeiten Mit Erfahrungen arbeiten steht für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewordensein. Dies ist auch für jede Weiterentwicklung von Bedeutung. Die Schulerfahrungen aller Projektteilnehmenden prägen die Wahrnehmung, die Analyse und Beurteilung von derzeitigen Situationen. Wie schwer es dabei ist, die eigene Position zu revidieren, verweist auf die tiefe Verunsicherung, die dadurch entstehen kann. Wir alle blickten auf eine – im Großen und Ganzen – gelungene Schullaufbahn zurück. Immerhin sind wir jetzt alle an der Universität gelandet. Das Wirken rassistischer Strukturen im Schulsystem verweist uns auf die Seite der „Nutznießer/innen“ dieser Strukturen. Das ist nicht leicht zu schlucken, zumal wir uns alle an die eigene Anstrengung und Mühe des Lernens erinnern. Außerdem blendet die eigene eher positive Erfahrung teilweise den Blick bei der Auseinandersetzung mit den Diskriminierten und den Problemen des Systems Schule. Die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen waren bei den Überlegungen nach der Benennung von Rassismus und möglichen Veränderungen sehr hilfreich und bereichernd. Nur mit dem Hintergrund der vielen beeindruckenden Schilderungen/Darstellungen von Gefühlen der eigenen Zurückweisung und Demütigungen von Schüler/innen der BBS in ihrer Schullaufbahn rückte uns das Thema „Rassismus“ auf den Pelz. Problemverschiebungen Zu Beginn des Projektes standen das Verstehen unseres Bildungssystems, Genese und aktuelle Formen von Rassismus sowie die Gruppe der „Opfer“, also die Schüler/innen im Zentrum unserer Überlegungen. Aus verschiedenen Perspektiven näherten wir uns der Aufgabenstellung. Gleichzeitig tauchten immer wieder andere Fragestellungen und Denkrichtungen aufgrund von theoretischen und erfahrungsgeschichtlichen Erkenntnissen auf. Infolgedessen kristallisierte sich am Ende des Sommersemesters 2008 eine Problemverschiebung heraus. Normalität des Rassismus. Rassismus ist eingedrungen in unsere Sprache, unser Denken und unsere Zuschreibungen und damit derartig alltäglich, dass ein Aufdecken das Selbstverständliche in Frage stellen muss. Rechtfertigungsstrategien von Rassismus bewirken, dass dieser als Skandal, als Rechtsextremismus oder als Vergangenes wahrgenommen wird. Selbstverständliches geriet aus den Fugen und musste neu zusammengefügt werden. Wie sollte / konnte es weitergehen? Es wurde entschieden, Wissen und Erfahrungen der Schüler/innen der BBS zu erfahren, mit den Lehrkräften zu sprechen und in einer Projektwoche mit den Schüler/innen direkt zum Thema Rassismus zu arbeiten. Dabei kam Erstaunliches zu Tage. Schüler/innen berichten von rassistischen Erfahrungen in der Schullaufbahn und auch direkt im Unterricht durch Lehrkräfte an der 124
BBS. Lehrkräfte verharren in den Selbstverständlichkeiten, denen auch wir Projektbeteiligte immer wieder auf den Leim gehen. Ein Mainstream der Toleranz verhindert zum Teil eine offene Auseinandersetzung über tatsächliche oder gefühlte Diskriminierung. Daran beteiligt sind alle: Vermeintliche Rassist/innen, die sich verteidigen möchten durch Rechtfertigung und „Opfer“, die sich nicht anerkannt und respektiert fühlen oder sind. Gleichzeitig fühlten sich alle an der BBS wohl, mehr als an den Schulen zuvor. Viele Lehrkräfte wählten genau diese Schule wegen dem „liberalen Klima“ aus und stellen sich der Auseinandersetzung. Mehr zulassen und Demokratie wagen? Auch wenn die eigenen Selbstverständlichkeiten dabei ins Wanken geraten und neu justiert werden müssen. Herzlichen Glückwunsch an die Bertolt Brecht Schule: Rassismus ist alltäglich und kann nur abgemildert werden, wenn damit und dagegen gearbeitet wird. Das tut ihr. Danke! 125
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BBS. Lehrkräfte verharren in den Selbstverständlichkeiten, denen auch wir Projektbeteiligte immer<br />
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Rassist/innen, die sich verteidigen möchten durch Rechtfertigung und „Opfer“, die sich nicht anerkannt<br />
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