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Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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en. Hierbei war ein Reflexionsgespräch mit den Lehrkräften, unter der Leitung von Frau Dr. Olga<br />

Zitzelsberger, ca. sieben Wochen nach der Projektwoche, hilfreich. Daran anschließend analysieren wir<br />

die Schüler/innenarbeiten und Interviews.<br />

Im Laufe der Projektwoche zeigte sich, dass sich durch unsere fehlende didaktische Erfahrung die Durchführung<br />

der Projektwoche schwieriger gestaltete als erwartet.<br />

Die ersten Schwierigkeiten ergaben sich durch die mangelnde Absprache zwischen den Lehrkräften und uns.<br />

Es fanden zwei kurze Projektplanungstreffen statt, in denen inhaltliche Ziele grob abgesteckt wurden, allerdings<br />

nicht über die didaktische Umsetzung im Detail gesprochen wurde. So kam es zu Unklarheiten im<br />

Bezug auf Inhalte, die den Schüler/innen vermittelt werden sollten und zu unterschiedlichen Zielvorstellungen<br />

für die gesamte Projektwoche. Diese unterschiedlichen Annahmen über Ziele der Projektwoche, zwischen<br />

den Lehrkräften und uns, führte zu widersprüchlichem Arbeiten, das uns gegenseitig behinderte.<br />

Unsere Vorgehensweise zu Anfang machte es den Schüler/innen schwer eine Verbindung von dem theoretischen<br />

Teil, der ausschließlich Rassismus thematisierte, zu der erwarteten aktiven Projektarbeit, dem Fotografieren,<br />

zu ziehen. Die gleiche Problematik ergab sich mit dem kognitiven Kartieren und der Fotopraxis.<br />

Unsere Vermittlungsprobleme zeigten sich insbesondere in der Erstellung einfacher Arbeitsaufträge. Der<br />

Grund hierfür bestand in erster Linie darin, dass unsere Intentionen zu komplex waren. Die Arbeitsaufträge<br />

konnten von den Schüler/innen nicht nachvollzogen werden. Hilfreich hierbei waren für uns die Lehrkräfte,<br />

die vereinfachte, für die Schüler/innen verständliche Anweisungen, formuliert haben. Daraus ergab<br />

sich ein „produktiveres“ Arbeiten im Sinne eines „vorzeigbaren“ Ergebnisses für die Projektwoche. Für die<br />

Lehrkräfte war die Herstellung von vorzeigbaren Produkten wichtig, da sie auf Grund der kurzen Arbeitszeit<br />

in der Projektwoche zielgerichtet auf ein Ergebnis hinarbeiten wollten. Für sie war dies insbesondere<br />

im Sinne der Schüler/innen, da in der Projektwoche auf fassbare Ergebnisse Wert gelegt wird. Dementsprechend<br />

waren sie an einfachen Vorgaben interessiert, wie z.B. der Herstellung von Klischeefotos. Diese erfordern<br />

das Hineinschlüpfen in eine fremde Rolle und gewähren immer noch die Möglichkeit, persönliche Betroffenheit<br />

oder schmerzhafte Erfahrungen nicht bewusst werden zu lassen, da es die „Rolle“ eines anderen<br />

Menschen ist. Außerdem bräuchte es zur fotografischen Darstellung von Rassismus extremer Bildinhalte,<br />

die sich auf physische Gewalt beziehen. Demnach wäre es kaum möglich für die Schüler/innen, Rassismus<br />

auf sich bezogen in Bildern darzustellen, denn das Subtile könne in Bildern nicht ausgedrückt werden. Für<br />

uns gerieten dadurch Inhalt und Medium in Konflikt. Denn anscheinend konnte in den Bildern nur Rassismus<br />

als „Extrem“ dargestellt werden, welchem wir auf der inhaltlichen Ebene entgegengearbeitet haben,<br />

indem wir Rassismus als „alltäglich“ charakterisierten. Im „Extrem“ wird der Rassismus vom Selbst abgetrennt<br />

und als „Randphänomen“ an den Rand gedrängt und bei anderen verortet. Das eigene Umfeld und<br />

die eigene Position werden herausgenommen.<br />

Wir wollten über den Typus „Klischee“ hinaus, zu individuellen Erfahrungen und Gefühlswahrnehmungen<br />

der Schüler/innen. Damit wollten wir erreichen, dass sie sich ihrer eigenen Positionierungen bewusst werden<br />

und eine Reflexion über die eigenen und fremden Handlungsweisen stattfindet. Wir erwarteten von den<br />

Schüler/innen eine völlig offene Umgangsweise mit ihren Erfahrungen und Positionierungen zu Rassismus.<br />

Sie sollten sich selbst und die herrschenden gesellschaftlichen Strukturen reflektieren. Wir selbst blieben<br />

„unsichtbar“. Schon in der Theoriephase machten wir unsere Position nicht deutlich, sondern bezogen uns<br />

auf wissenschaftliche Untersuchungen. Weiterhin berichteten wir nicht über unsere Gefühlswahrnehmungen<br />

und setzten sie auch nicht fotografisch in Szene. Dies führte dazu, dass wir eine Beobachterrolle einnahmen.<br />

So konnten wir uns hinter der Maske von scheinbarer „Neutralität“ verbergen.<br />

In diesem Akt zeigten sich hierarchische Schulstrukturen. Wir und die Lehrkräfte stellten uns demnach<br />

über den/die Schüler/in und beurteilten diese. Obwohl wir Reflexion erwarteten, taten wir dies selbst nicht.<br />

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