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Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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Er ist optisch in die Wand integriert, es hat den Anschein als wäre er ein Teil davon. Seine Kleidung,<br />

insbesondere die Kapuze grenzen ihn von der Norm ab. Er nimmt eine coole selbstbewusste und starke<br />

Körperhaltung ein, was durch den sehr dominanten Hintergrund unterstrichen wird, der optisch ein<br />

Teil von ihm ist. Trotz der starken Dominanz des Menschen wirkt er auf dem Foto an den Rand gedrückt.<br />

Er sticht in seinem kraftvollen Auftreten nicht hervor. Es scheint als wolle er sich verstecken,<br />

nicht auffallen, Teil der Zuschreibungen der Graffitiwand werden. Die Anonymität die ihm das Eintauchen<br />

in die Kulisse gibt, macht ihn nach außen hin noch stärker und weniger angreifbar. Er versteckt<br />

sein Gesicht und damit seine Emotionen, was ihm noch mehr die Möglichkeit gibt eine Wunschidentität<br />

anzunehmen 122 . Das Verstecken hinter der bunten, dem Graffiti angepassten Mütze und seine betont<br />

lässige Haltung unterstreichen noch die Zuschreibungen, die oftmals mit der HipHop-Kultur assoziiert<br />

werden. Menschen, die sich in diesem Stil kleiden, in einer gewissen Gegend aufhalten und vor<br />

allem Ausländer/innen und Migrant/innen werden den oben benannten ersten Assoziationen zugeordnet.<br />

Es macht den Eindruck, als versuche der Junge auf dem Bild diese Vorurteile zu bestätigen.<br />

Aus dem Interview mit den Fotografinnen erfuhren wir, dass es sich bei dem Mensch auf dem Bild um<br />

einen schwarzen Jungen handelt. Es stellte sich zuerst die Frage, ob er mit der Maske seine Hautfarbe<br />

verbergen möchte. Häufig werden mit Ausländern insbesondere Schwarzen die HipHop und Ghettokultur<br />

gleichgesetzt. Verhindern würde der Junge in diesem Fall diese vorgefertigten Meinungen nicht,<br />

da es sich bei der Maske um ein bedrohliches, totenkopfähnliches Gesicht handelt, das im Stil der<br />

Graffitizeichnungen gehalten ist. Diese Maske nimmt in gleichem Maße die auf Schwarze angewandten<br />

Zuschreibungsattribute ein. Die Maske steht somit für das Aufsetzen der auf Schwarze projizierte<br />

Merkmale, es ist seine Identität die ihm von außen ohne Maske auch schon auferlegt wird.<br />

Zu Beginn des Interviews stellten wir die Frage nach der Idee bzw. Geschichte, die hinter dem Bild<br />

steckt. Die Schülerinnen berichteten uns es sei ein Zufallsprodukt, es hätte einfach gut gepasst, der<br />

Mann mit dem „Freaky Style“ und die Graffitiwand. Die Schülerinnen verbanden mit dem Bild als erstes<br />

Energie, auf Grund der bunten Farben des Graffitis. Die dunklen Farben am Rand des Bildes würden<br />

die Stimmung hingegen wieder drücken. Der Ghettobegriff war dann auch automatisch bei den<br />

Schülerinnen bei Betrachten des Bildes implizit. Diese Ambivalenz findet sich auch bei der Person auf<br />

dem Bild wieder. Sie ist locker und lässig, gibt sich cool, stark und überlegen und versteckt sich trotzdem<br />

hinter der Kapuze.<br />

Diese ersten Assoziationen, die auch zum Titel des Bildes führen, veranlassten uns, die Schülerinnen<br />

danach zu fragen, was für sie ein Ghetto ausmacht und ob sie schon mal in einem waren. Es wird lachend<br />

zugegeben, dass noch keiner von ihnen jemals in einem Ghetto war, man aber trotzdem Bilder<br />

davon im Kopf habe und mit Ghettos und den Menschen die dort leben, Gewalt und Armut verbindet.<br />

Sie machen aber auch deutlich, dass sie wissen, dass solche Zuschreibungen zwar oberflächlich zu<br />

stimmen scheinen, in der Realität aber oft nicht der Wahrheit entsprechen.<br />

Man solle demnach nicht von dem Äußeren einer Person auf Ihre ganze Persönlichkeit und Ihren Charakter<br />

schließen, kristallisierte sich als Kernaussage des Bildes heraus.<br />

Außerdem drücke das Bild Gewalt aus. Woher dieser Gedanke genau herrührt ist nicht klar, eventuell<br />

aufgrund der böse anmutenden Kapuze, die der Mann über dem Gesicht hat. Die Schülerinnen würden<br />

dieser Gestalt nicht im Dunkeln begegnen wollen, weil sie negative Folgen erwarten würden und daher<br />

Angst hätten.<br />

122<br />

che „ticken“, setzen wir die Zuschreibungen in Gedanken fort, obwohl weder eine Aussage über die Häufigkeit der Jugendlichen<br />

noch über deren Aufenthaltsorte gemacht werden kann.<br />

Verweis „Mimikry“: Handlung, in der Personen zugeschriebene Identitäten in Extremform übernehmen und damit bestätigen.<br />

Führt zu Unsichtbarkeit der eigenen Persönlichkeit.<br />

118

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