Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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Diese starke Kontrastierung liegt vermutlich auch daran, dass die Schüler/innen größtenteils laut Fragebogenuntersuchung die BBS erst seit einem halben Jahr besuchen. Dadurch verstärkt sich unserer Ansicht noch der Eindruck von positiver Grundstimmung an einer Schule. Aber es wird auch Diskriminierung durch Lehrkräfte geschildert. An der BBS würde dies aber nur selten und in Einzelfällen stattfinden, oft getarnt als Scherz. Die einzigen Markierungen, die sich auf konkrete Orte beziehen und die von fast allen negativ bewertet wurden, sind zwei Klassenräume aus dem naturwissenschaftlichen Trakt. Diese haben keine Fenster, was sich nach Meinung der Schüler/innen negativ auf ihre Stimmung und Arbeitsverhalten auswirkt. Als weiterer Grund wird die Ablehnung dem Fach, welches in diesen Klassenräumen stattfindet, gegenüber genannt. Auffällig ist auch, dass keine Orte genannt wurden, die temporär zu meiden sind, weil sich dort beispielsweise bestimmte Schüler/innengruppen aufhalten. Ebenso wurde das Lehrer/innenzimmer auf den Karten, als auch in den Interviews nicht gewertet. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Lehrer/innen als Gruppe nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Wir schließen daraus, dass sich die Bewertung des Raumes Schule für Schüler/innen überwiegend an konkreten Personen und den Erfahrungen mit diesen bemisst. So ist es möglich, dass Klassenräume als Orte in denen diskriminierende Erfahrungen gemacht wurden, trotzdem positiv belegt sein können, weil dort gleichzeitig die Kontakte zu Freunden und Bekannten stattfinden. Die negative Erfahrung der Diskriminierung und die positive Erfahrung mit dem Freundeskreis wird am selben Ort als zwei verschiedene Räume konstituiert. Was dazu führt, dass Diskriminierung als Ereignis mit der Person wahrgenommen wird. Wir nehmen auch an, dass eine offene Architektur und die Art der Nutzung dazu beitragen, dass diskriminierende Räume eher schwer entstehen können. Hierzu zählen, Flur und Flächen vor dem Eingang als Begegnungsräume, die ein wirkliches Separieren von Gruppen erschwert. Das Lehrer/innenzimmer, welches für Schüler/innen immer zugänglich ist, fördert eine Vertrauensbasis und es kann zu einer Verflachung der Hierarchien, die in der Struktur Schule gegeben sind, beitragen. Orte können rassistische Handlungen begünstigen oder auch verhindern. Rassismus entsteht durch Unsicherheit, Angst, Einengung, Unzufriedenheit. Das Sich-wohl- fühlen wirkt dem entgegen und fördert eine positive Offenheit. (Verweis: Gespräch mit O. Zitzelsberger) 4.4. Auswertung der Darmstadt- Karte: Die Auswertung zeigt die BBS, den Luisenplatz, den Herrengarten und den Woog als wichtige Räume. Bei einigen sind noch die Wohnorte der Schüler/innen eingezeichnet. Diese Orte sind positiv und negativ belegt. Sie konstituieren diese Orte als positive Räume, wenn sie dort ihre Freund/innen treffen und gute Erlebnisse mit ihnen haben. Der Herrengarten und der Luisenplatz mit seinen Cafés werden wegen ihres Freizeitgehalts geschätzt. Ein Ort kann aber gleichzeitig negativ konnotierter Raum sein, wenn diskriminierende Erfahrungen gemacht worden sind. Auch Fremdheitsgefühle wurden geäußert, wenn sich die Schüler/innen alleine dort aufhielten und mit anderen Gruppen konfrontiert waren, die nicht ihrem sozialen Umfeld entsprachen. Weitere negative Äußerungen wurden im Zusammenhang mit der Tageszeit genannt. Mache fühlten sich bei Nacht unwohl. Dies löste bei einigen Befragten ein Gefühl von Bedrohung aus, wenn sie an „dunklen Ecken“ vorbei oder durch den Herrengarten laufen mussten. Außerdem sind zu bestimmten Tageszeiten am Luisenplatz und im Herrengarten Gruppen, die von den Schüler/innen als Penner, Junkies, Punks bezeichnet wurden und in ihrem Benehmen als unangenehm empfunden werden. Wie bereits bei der BBS zeigt sich auch hier, dass die Räume durch die sozialen Beziehungen und vorhandenem Angebot, sowie Architektur konstruiert werden. Bei der Frage, ob die Schüler/innen schon mal in der Innenstadt oder in bestimmten Stadtbereichen diskriminierende oder rassistische Erfahrungen gemacht oder beobachtet haben, wurde deutlich, dass 104

einige schon mit Rassismus konfrontiert wurden. Diese waren jedoch nicht auf die eigene Person bezogen, sondern richtete sich gegen andere. Die Erfahrungen, die mit Rassismus gemacht wurden waren vorwiegend auf dem Luisenplatz im Zusammenhang mit den Punks, die sich regelmäßig am Luisenplatz aufhalten, die Leuten irgendwas hinterher gerufen haben. Handgreiflichkeiten aufgrund der Hautfarbe oder des Aussehens wurden noch nicht beobachtet. Eine andere Schülerin hat ebenfalls ein Erlebnis am Luisenplatz gehabt, in dem es zu gewalttätigen Übergriffen kam. Diese Übergriffe waren nicht gegen sie gerichtet, sondern gegen einen Freund. Dieser schrie nach einem gewonnenen EM Spiel Deutschland, Deutschland und bekam daraufhin mit einer Glasflasche auf den Kopf geschlagen. 5. Bildbeschreibungen Die von den Schüler/innen gestalteten Fotos beziehen sich auf ihre Positionierungen auf den Maps. Die gekennzeichneten Orte stimmen in ihrer Zuordnung teilweise mit den auf den Bildern dargestellten Situationen überein. So wurden auch in manchen Fällen positiv markierte Orte als Schauplätze für mit negativen Assoziationen verbundene Darstellungen genutzt. Die Ideen, die die Schüler/innen beim fotografieren hatten, unterschieden sich manchmal von unseren Interpretationen, so wie die Lehrkräfte den Bildern einen anderen Bedeutungsgehalt gaben. Weiterhin ergaben sich differenzierte Sichtweisen der Schüler/innen bei erneuter Betrachtung der Ergebnisse. Die vorangegangenen Intentionen und die Beurteilung der Resultate waren nicht immer identisch. „Fotografien zeichnen sich jedoch durch eine eigenartige Doppelnatur aus. Neben ihrer Abbildungsfunktion, in der sie aufgrund einer Ähnlichkeitsrelation als „Ersatzreitz (Eco 200a, 404) für die abgebildete Szene wirken, können sie zum „Anlaß“ 118 komplexer Sinnzuschreibungen werden, die die Abbildungsfunktion übersteigt.“ 119 Bei den folgenden Beschreibungen der Bilder und den von uns gezogenen Schlüssen ist im Besonderen zu beachten, dass wir, als Projektleiterinnen sehr intensiv auf die Thematik Rassismus sensibilisiert sind und demnach die Fotografien möglicherweise nach anderen Aspekten beurteilen als die Schüler/innen und Lehrer/innen. Es ist davon auszugehen, dass auch die Schüler/innen vom vorangegangenen Input und der Präsenz des Themas, auch während den kreativen Phasen in der Projektwoche, beeinflusst waren. Die ersten fünf nachfolgenden ausgewählten Bilder wurden ausschließlich von uns analysiert. Unsere Analyse ist von kurzen Gesprächen und Eindrücken mit den Schüler/innen während der Projektwoche beeinflusst. Von diesen liegt keine Mitschrift vor. Die Bilder sind alle auf DIN-A 4 Format ausgedruckt. Sie sind im Querformat 24cm breit, 18 cm hoch und haben links und rechts jeweils einen weißen Rand von 3 cm, sowie oben und unten einen weißen Rand von 1,5 cm. Im Hochformat sind die Bilder entsprechend umgekehrt. Es wird deshalb bei der näheren Beschreibung nur noch angegeben, ob diese im Quer- oder Hochformat sind. 118 vgl. Winter 1992,24 119 Michel, 2001,S. 91 105

Diese starke Kontrastierung liegt vermutlich auch daran, dass die Schüler/innen größtenteils laut Fragebogenuntersuchung<br />

die BBS erst seit einem halben Jahr besuchen. Dadurch verstärkt sich unserer<br />

Ansicht noch der Eindruck von positiver Grundstimmung an einer Schule. Aber es wird auch Diskriminierung<br />

durch Lehrkräfte geschildert. An der BBS würde dies aber nur selten und in Einzelfällen stattfinden,<br />

oft getarnt als Scherz. Die einzigen Markierungen, die sich auf konkrete Orte beziehen und die<br />

von fast allen negativ bewertet wurden, sind zwei Klassenräume aus dem naturwissenschaftlichen<br />

Trakt. Diese haben keine Fenster, was sich nach Meinung der Schüler/innen negativ auf ihre Stimmung<br />

und Arbeitsverhalten auswirkt. Als weiterer Grund wird die Ablehnung dem Fach, welches in<br />

diesen Klassenräumen stattfindet, gegenüber genannt. Auffällig ist auch, dass keine Orte genannt wurden,<br />

die temporär zu meiden sind, weil sich dort beispielsweise bestimmte Schüler/innengruppen aufhalten.<br />

Ebenso wurde das Lehrer/innenzimmer auf den Karten, als auch in den Interviews nicht gewertet.<br />

Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Lehrer/innen als Gruppe nicht als Bedrohung wahrgenommen<br />

werden.<br />

Wir schließen daraus, dass sich die Bewertung des Raumes Schule für Schüler/innen überwiegend an<br />

konkreten Personen und den Erfahrungen mit diesen bemisst. So ist es möglich, dass Klassenräume als<br />

Orte in denen diskriminierende Erfahrungen gemacht wurden, trotzdem positiv belegt sein können,<br />

weil dort gleichzeitig die Kontakte zu Freunden und Bekannten stattfinden. Die negative Erfahrung der<br />

Diskriminierung und die positive Erfahrung mit dem Freundeskreis wird am selben Ort als zwei verschiedene<br />

Räume konstituiert. Was dazu führt, dass Diskriminierung als Ereignis mit der Person wahrgenommen<br />

wird. Wir nehmen auch an, dass eine offene Architektur und die Art der Nutzung dazu beitragen,<br />

dass diskriminierende Räume eher schwer entstehen können. Hierzu zählen, Flur und Flächen<br />

vor dem Eingang als Begegnungsräume, die ein wirkliches Separieren von Gruppen erschwert. Das<br />

Lehrer/innenzimmer, welches für Schüler/innen immer zugänglich ist, fördert eine Vertrauensbasis<br />

und es kann zu einer Verflachung der Hierarchien, die in der Struktur Schule gegeben sind, beitragen.<br />

Orte können rassistische Handlungen begünstigen oder auch verhindern. Rassismus entsteht durch Unsicherheit,<br />

Angst, Einengung, Unzufriedenheit. Das Sich-wohl- fühlen wirkt dem entgegen und fördert<br />

eine positive Offenheit. (Verweis: Gespräch mit O. Zitzelsberger)<br />

4.4. Auswertung der <strong>Darmstadt</strong>- Karte:<br />

Die Auswertung zeigt die BBS, den Luisenplatz, den Herrengarten und den Woog als wichtige Räume.<br />

Bei einigen sind noch die Wohnorte der Schüler/innen eingezeichnet. Diese Orte sind positiv und negativ<br />

belegt. Sie konstituieren diese Orte als positive Räume, wenn sie dort ihre Freund/innen treffen<br />

und gute Erlebnisse mit ihnen haben. Der Herrengarten und der Luisenplatz mit seinen Cafés werden<br />

wegen ihres Freizeitgehalts geschätzt. Ein Ort kann aber gleichzeitig negativ konnotierter Raum sein,<br />

wenn diskriminierende Erfahrungen gemacht worden sind. Auch Fremdheitsgefühle wurden geäußert,<br />

wenn sich die Schüler/innen alleine dort aufhielten und mit anderen Gruppen konfrontiert waren, die<br />

nicht ihrem sozialen Umfeld entsprachen. Weitere negative Äußerungen wurden im Zusammenhang<br />

mit der Tageszeit genannt. Mache fühlten sich bei Nacht unwohl. Dies löste bei einigen Befragten ein<br />

Gefühl von Bedrohung aus, wenn sie an „dunklen Ecken“ vorbei oder durch den Herrengarten laufen<br />

mussten. Außerdem sind zu bestimmten Tageszeiten am Luisenplatz und im Herrengarten Gruppen,<br />

die von den Schüler/innen als Penner, Junkies, Punks bezeichnet wurden und in ihrem Benehmen als<br />

unangenehm empfunden werden. Wie bereits bei der BBS zeigt sich auch hier, dass die Räume durch<br />

die sozialen Beziehungen und vorhandenem Angebot, sowie Architektur konstruiert werden.<br />

Bei der Frage, ob die Schüler/innen schon mal in der Innenstadt oder in bestimmten Stadtbereichen<br />

diskriminierende oder rassistische Erfahrungen gemacht oder beobachtet haben, wurde deutlich, dass<br />

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