Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt
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gung von Bildungserfolg bzw. –misserfolg. Bei unseren Darlegungen beschränken wir uns auf ein Interviewbeispiel<br />
mit Frau Abeling (im Interview mit A abgekürtzt). Frau Abeling ist Deutschlehrerin, die<br />
von Schülerinnen ihres Leistungskurses berichtet.<br />
„A: Und dann war da noch Aydan. Aydan war für mich so am schwersten, und das war eine Türkin, die<br />
auch Kopftuch trägt. Also ich will mal so sagen, die Türkinnen, die Kopftuch tragen, und jetzt unsere<br />
pakistanischen Mädchen, das sind Welten.<br />
I: Was meinen Sie damit?<br />
A: Das sind Welten in der Fähigkeit, den Anforderungen der Schule Folge zu leisten, sowohl von der<br />
Bereitschaft als auch von den Fähigkeiten, so weit ich das beobachtet habe bisher.<br />
I: Woran liegt das?<br />
A: Keine Ahnung, woran das liegt. Ich habe im Vorsemester auch noch eine Türkin, die Kopftuch trägt.<br />
Die scheint mir aber auch etwas heller zu sein, was das auch immer ist. Also da über Intelligenz Aussagen<br />
zu machen, das mag ich nicht tun, das kann ich nicht tun. Weil ich weiß auch nicht, wie stark die<br />
eingeschränkt werden zu Hause.“ 112<br />
Wie an diesem kurzen Interviewausschnitt deutlich wird, hat Frau Abeling Schwierigkeiten mit der<br />
Schülerin Aydan und stellt diese in einen Zusammenhang mit einem Kopftuch. Im nächsten Satz vergleicht<br />
sie Aydan mit zwei pakistanischen Mädchen, die ebenfalls Kopftuch tragen. Für Frau Abeling<br />
haben diese Mädchen weniger Fähigkeiten als andere den gestellten Anforderungen zu genügen und<br />
strengen sich zu dem auch noch weniger an. Sie sieht bei diesen Schülerinnen eine Gemeinsamkeit an<br />
geringer geistiger Fähigkeit. Im nächsten Satz nimmt sie diese Behauptung wieder zurück und bringt<br />
die Schulleistungen mit dem familiären Umfeld in Verbindung. Es wird deutlich, dass Frau Abeling eine<br />
verbreitete Annahme vertritt, das Mädchen aus einem muslimischen Elternhaus nicht die gleiche<br />
Leistung erbringen können, wie deutsche Mitschüler/innen. Angeblich werden sie auch durch ihr Elternhaus<br />
noch mal in besonderer Weise eingeschränkt. Den muslimischen Mädchen wird die Fähigkeit<br />
abgesprochen selbstständig Urteilen und Handeln zu können. Solche und andere Zuschreibungen machen<br />
es möglich diese Schülerinnengruppe als nicht geeignet für höhere Bildungswege abzustempeln.<br />
113<br />
Positivbeispiele im Umgang mit Rassismus an Schulen haben wir den Schüler/innen am Beispiel des<br />
Projekts „Schule ohne Rassismus“ vorgestellt. Da in der Institution Schule Demokratie gelebt und gelernt<br />
werden will (vgl. Homepage Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage) und gerade die Schule<br />
der geeignete Ort sein sollte, Vorurteile aufzuzeigen und diesen entgegen zu wirken, entstand 1988 in<br />
Belgien das Projekt „Schule ohne Rassismus“, was zu einem europäischen Pilotprojekt geworden ist.<br />
Seit 1995 verändert dieses Projekt auch Schulen in Deutschland positiv.<br />
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR-SMC) ist ein Projekt von und für Schüler/innen,<br />
die gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, aktiv vorgehen<br />
und einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen Gesellschaft leisten wollen.“ 114<br />
Das Projekt hat das Ziel, Grenzen des Glaubens, des Geschlechts, der Hautfarbe, der Nationalität, der<br />
Behinderung usw. zu überwinden. Schulen die an diesem Projekt mitwirken, haben nicht unbedingt<br />
einen hohen Anteil an Migrantinnen und Migranten. Mit diesem Projekt werden Jugendliche und<br />
Schulen aufgerufen, sich für gleiche Rechte und Chancen aller Menschen einzusetzen. Die Schüler/innen<br />
sollen sensibilisiert werden und Rassismus verhindern, sowie Diskriminierungen erkennen,<br />
wie sie in allen Bereichen unserer Gesellschaft vorkommen. In Deutschland sind es 450 Schulen, die<br />
112 Weber, 2007: S.93<br />
113 vgl. ebd.: S.93<br />
114 Ebd.<br />
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