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Rechtsgrundlagen des Landschaftsschutzes - Provincia Autonoma ...

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1<br />

1. Die Gesetzgebung auf Staats- und Lan<strong>des</strong>ebene – Einleitung<br />

Die Anfänge der Landschaftsschutzpolitik in Italien reichen mehr als ein Jahrhundert zurück und<br />

sind eng mit dem Namen Luigi Rava verbunden. Rava, der zuerst Abgeordneter, Minister und<br />

später Senator im Königreich Italien war, hob in einem Artikel in der bekannten „Nuova Antologia“<br />

im Jahre 1897 die Bedeutung <strong>des</strong> Pinienwal<strong>des</strong> von Ravenna hervor, eines Ortes, der Dichter<br />

und Schriftsteller (darunter Dante, Boccaccio, Byron) inspiriert hatte, und darüber hinaus<br />

Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse war. Der Wald wurde damit erstmals zu einem Symbol<br />

der nationalen Identität. Während bei der Vorstellung <strong>des</strong> von Luigi Rava eingebrachten Gesetzentwurfes<br />

im Parlament auf die Notwendigkeit der Erhaltung und <strong>des</strong> Schutzes <strong>des</strong> betreffenden<br />

Pinienwaldstreifens hingewiesen wurde, vermochte das Staatsgesetz vom 16. Juli 1905,<br />

Nr. 411 – Legge sulla tutela della pineta di Ravenna selbst die in dasselbe gesetzten Erwartungen<br />

jedoch nicht zu erfüllen. 1<br />

Nach Erlass der Staatsgesetze vom 27. Juni 1907, Nr. 386 und vom 20. Juni 1909, Nr. 364,<br />

mit welchen der Denkmalschutz erstmals systematisch implementiert wurde und anschließenden<br />

Diskussionen über eine Anwendung sic et simpliciter derselben Bestimmungen auch für die<br />

Naturschönheiten, erging zunächst das Staatsgesetz vom 23. Juni 1912, Nr. 688. Mit diesem<br />

Gesetz, das als Übergangsregelung 2 konzipiert war, wurden die Denkmalschutzbestimmungen<br />

auch auf Villen, Gärten und Parke von historischem und künstlerischem Interesse ausgedehnt.<br />

Das Staatsgesetz vom 11. Juni 1922, Nr. 778 hatte schließlich allgemeine Maßnahmen zum<br />

Schutz der Naturschönheiten und Liegenschaften von besonderem historischen Wert zum Inhalt.<br />

Der diesbezügliche Gesetzentwurf wurde in der Sitzung <strong>des</strong> Senats vom 25. September<br />

1920 vom damaligen Bildungsminister Benedetto Croce vorgestellt. 3<br />

Mit dem Artikel 1 <strong>des</strong> Gesetzes wurde erstmals in der Geschichte Italiens ein Instrument zum<br />

Landschaftsschutz geschaffen und damit der Grundstein für die Schaffung der ersten Nationalparke<br />

gelegt (Nationalpark „Gran Paradiso“ mit königlichem Gesetzesdekret vom 3. Dezember<br />

1922, Nr. 1584 – Umwandlungsgesetz vom 17. April 1925, Nr. 473; Nationalpark „Abruzzo“ mit<br />

königlichem Gesetzesdekret vom 11. Jänner 1923, Nr. 257 – Umwandlungsgesetz vom 12. Juli<br />

1923, Nr. 1511; Nationalpark „Circeo“ mit Gesetz vom 25. Jänner 1934, Nr. 285; Nationalpark<br />

Stilfserjoch mit Gesetz vom 24. April 1935, Nr. 740).<br />

Das Staatsgesetz vom 11. Juni 1922, Nr. 778 wurde in der Folge durch das Staatsgesetz vom 29.<br />

Juni 1939, Nr. 1497 „Protezione delle bellezze naturali, ersetzt, das ausschließlich den Schutz<br />

der Naturschönheiten zum Gegenstand hatte.<br />

1<br />

Luigi Rava bezeichnete den Pinienwald von Ravenna im Begleitbericht zum Gesetzesvorschlag als „nationales<br />

Denkmal, (…) ehrwürdigen Ort vortrefflichen künstlerischen und literarischen Andenkens, das unser gesamtes intellektuelles<br />

Leben bestimmt“.<br />

2<br />

Im Einzelnen sollten einige berühmte Villen, auch im Zentrum von Rom, bis zum Inkrafttreten einer allgemeinen<br />

Regelung geschützt werden. Dies geht aus dem Begleitbericht zum Gesetzesvorschlag hervor, der in Folge als<br />

Staatsgesetz Nr. 778/1922 genehmigt wurde: „Tuttavia in occasione di minacciate vendite di celebri ville, esistenti<br />

anche nel centro di Roma, per farne un’utilizzazione contraria alla loro <strong>des</strong>tinazione, si volle almeno salvare subito<br />

queste, in attesa di provvidenze legislative generali per tutte le bellezze naturali; e fu presentata al Parlamento, e il<br />

Parlamento approvò, quella che ora è la legge 23 giugno 1912, n. 688 con la quale si estendono le disposizioni<br />

della legge di tutela monumentale a ville, parchi e giardini d’interesse storico e artistico.“<br />

3<br />

Ebd.: „È nella difesa delle bellezze naturali un altissimo interesse morale e artistico che legittima l’intervento<br />

dello Stato, e s’identifica con l’interesse posto a fondamento delle leggi protettrici dei monumenti e della proprietà<br />

artistica e letteraria. Certo il sentimento, tutto moderno, che si impadronisce di noi allo spettacolo di acque precipitanti<br />

nell’abisso, di cime nevose, di foreste secolari, di riviere sonanti, di orizzonti infiniti deriva della stessa sorgente,<br />

da cui fluisce la gioia che ci pervade alla contemplazione di un quadro dagli armonici colori, all’audizione di<br />

una melodia ispirata, alla lettura di un libro fiorito d’immagini e di pensieri. E se dalla civiltà moderna si sentì il bisogno<br />

di difendere, per il bene di tutti, il quadro, la musica, il libro, non si comprende, perché siasi tardato tanto a<br />

impedire che siano distrutte o, manomesse le bellezze della natura, che danno all’uomo entusiasmi spirituali così<br />

puri e sono in realtà ispiratrici di opere eccelse“.<br />

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<strong>Rechtsgrundlagen</strong> Landschaftsschutz.indd 10<br />

20.11.2007 16:37:05 Uhr

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