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Download - Zofingia Aarau

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- 1 -<br />

FARBENCOMMENT<br />

Einleitung<br />

1. Die <strong>Zofingia</strong> ist eine farbentragende Verbindung. Als Symbol der<br />

Zusammengehörigkeit pflegt sie traditionelle Formen, die allgemeiner<br />

Ausdruck dieses Prinzips des Farbentragens sind.<br />

2. Diese Bestimmungen wollen nur das spezifisch Studentische<br />

hervorheben, wobei allgemeine Anstandsregeln als selbstverständliche<br />

Voraussetzung betrachtet werden.<br />

3. Jeder Farbentragende ist sich bewusst, dass nach seinem<br />

Benehmen die ganze Verbindung beurteilt wird, deren Ansehen er<br />

daher durch ein entsprechendes Auftreten wahrt.<br />

Von den Farben<br />

4. Unter den Farben sind Mütze und Band verstanden. Es ist nicht<br />

erlaubt, diese nur zur Hälfte zu tragen.<br />

5. Der aktive Fuxmajor trägt die Mütze mit dem FM-Galon. Sofern<br />

er an offiziellen Anlässen in Schärpe auftritt, darf sich der<br />

ehemalige Fuxmajor ebenfalls mit dem FM-Galon zieren.<br />

6. Als Verbindungsabzeichen kann (neben Bier- und Weinzipfel) im<br />

Reversknopfloch ein Weinband oder eine Anstecknadel mit den<br />

Zofingerfarben getragen werden.<br />

7. Es ist unzulässig, Farbenartikel (Couleur, Band; Ausnahme:<br />

Zipfel) an Nichtzofinger (Ausnahme: Couleurbesen) zu verschenken<br />

oder Symbole anderer Verbindungen Ausnahme: Zipfel)<br />

zu tragen. Wäppchen gelten nicht als Farbenartikel.<br />

Der Zipfeltausch mit Mitgliedern einer andern Verbindung kann<br />

vom AC nach eingehender Prüfung genehmigt werden.


- 2 -<br />

Vom Auftreten in Farben<br />

8. Ein korrektes Tenue hat zu bestehen aus einem sauberen,<br />

langärmligen Hemd, Krawatte mit sattem Knopf, dazu passendem<br />

Kittel und übereinstimmender, langer und ordentlicher Hose,<br />

wobei namentlich Jeans nicht geduldet werden, und sauber<br />

geputzten Schuhen, wobei Turnschuhe verboten sind. Ausser bei<br />

besonders festlichen Anlässen ist das Tragen eines ganzen<br />

Manchesteranzuges erlaubt.<br />

9. An von der Commission zu bestimmenden Anlässen wird der<br />

Sack mit weissem Hemd und mit Handschuhen getragen.<br />

10. Alles spiessbürgerliche und pöbelhafte Gebaren hat in Farben zu<br />

unterbleiben.<br />

11. Der Zofinger in Farben vermeidet öffentliche Streitigkeiten mit<br />

anderen Farbentragenden.<br />

12. Bei polizeiwidrigem Verhalten sind die Farben tunlichst zu<br />

verbergen.<br />

13. Kommt einem <strong>Aarau</strong>er Zofinger das Vergnügen einer Tramfahrt<br />

zu, so hat er, in Farben, dieselbe stehend zu geniessen.<br />

14. Gehen mehrere Farbentragende in verschiedenen Wix (bei<br />

Anwesenheit anderer Sektionen), so gilt folgende Rangordnung:<br />

Schärpe - Vollwix - Halbwix - Couleur. Dabei soll möglichst<br />

Symmetrie herrschen.<br />

15. Halbwix besteht aus Flaus, weissem Hemd, schwarzer oder<br />

gestreifter Hose, schwarzen Socken, schwarzen Schuhen und<br />

weissen Handschuhen.<br />

Vollwix besteht aus Flaus, weisser Hose, Reitstiefeln, weissem<br />

Hemd, weissen Stulpen und Handschuhen; dazu wird das<br />

Tönnchen getragen.<br />

16. Das Fuxenband wird über dem Flaus getragen, das Burschenband<br />

darunter (in Schärpe Fuxenband!).<br />

17. Der Fuxmajor schmückt die Mütze mit dem Fuxschwanz.


- 3 -<br />

Vom Gruss<br />

18. Der Gruss besteht im Ziehen der Mütze. Blosses Zunicken nach<br />

Philisterart ist verpönt.<br />

19. Bei einem feierlichen Akt wird die Mütze abgelegt. Das<br />

Kommando: "Casquette" bei Salamander, Rede eines AZ,<br />

Farbenlied etc. sollte möglichst nicht erschallen müssen.<br />

20. Beim Essen in öffentlichen Lokalen wird die Mütze auf den Tisch<br />

gelegt.<br />

21. Farbentragende Mitglieder anderer Verbindungen sind zu grüssen.<br />

Von der Bierfamilie und anderen Freundschaftsverhältnissen<br />

22. Zu einer Bierfamilie gehören alle, die durch eine Leibburschenschaft<br />

in De- und Aszendenz miteinander verbunden sind.<br />

23. Jeder Fux soll nach reiflicher Überlegung einen Leibburschen<br />

(Biervater) wählen, der ihm als besonderer Freund in allen Fragen<br />

des Verbindungs- und Privatlebens zur Seite steht. Der Bursch hat<br />

das Recht, diese Wahl abzuschlagen.<br />

24. Fühlen sich zwei Zofinger durch besondere Sympathien<br />

verbunden, so können sie dieses edle Empfinden in einer Herzbruderschaft<br />

bestätigen. Herzbruderschaft zwischen Bursch und<br />

Fux gibt es nicht.<br />

25. Besondere Freundschaftssymbole sind: Bierzipfel, Weinzipfel,<br />

Sektzipfel.<br />

26. Beim Besenband werden entweder Band und Sektzipfel<br />

vertauscht (wobei das Casquette bestickt wird), oder nur ein<br />

Sektzipfel als Zeichen der Freundschaft übergeben. Beide Arten<br />

werden nach altem Brauch auf Kosten der Glücklichen mit einem<br />

Fass oder etwas Ebenbürtigem gefeiert. Die ersten Farben werden<br />

nicht bestickt.


- 4 -<br />

Vom Cerevis<br />

27. Im Verbindungsbetrieb tritt an Stelle des Philisternamens das<br />

Cerevis. Die Art der Bestimmung desselben wird von der<br />

Taufkommission nach der Überlieferung gehandhabt.<br />

28. Jeder Täufling wird "in nomine Bacchi, Gambrini, Gerusiae<br />

sanctae, Tobiniae" vom FM getauft.<br />

29. Der Täufling kann eine Cerevisänderung verlangen, in welchem<br />

Falle der sich diese Gnade durch Entrichtung einer Gebühr von<br />

Fr. 5.—an die Fuxenkasse erwirkt.<br />

Trauerordnung<br />

30. Beim Tode eines Sektionsmitgliedes erscheinen alle Aktiven der<br />

Sektion zu Totensalamander und Bestattung.<br />

31. Zur Ehrung des verstorbenen Farbenbruders wird in verdunkeltem<br />

Lokal ein Totensalamander gerieben. Nach dem Kommando des<br />

Präsidenten werden die Gläser am Ende der Zeremonie nicht<br />

abgestellt, sondern auf dem Boden zerschlagen. Es wird die letzte<br />

Strophe des Cantus "Vom hoh’n Olymp" gesungen, worauf sich<br />

jeder still in seine Klause begibt.<br />

32. Bei Todesfall eines aktiven Zofingers (auch einer Schwestersektion)<br />

wird zuerst Voll- und dann Halbtrauer getragen, und<br />

zwar je 2 Wochen. Während der Volltrauer fallen alle<br />

Festlichkeiten und zweiten Akte aus.<br />

33. Volltrauer besteht aus Umflorung von Band (vertikal) und der<br />

Farben der Mütze. Der FM-Galon wird nicht umflort.<br />

34. In Halbtrauer wird nur die Florrosette an der linken Seite der<br />

Mütze getragen.<br />

35. Wenn die Sektionen Delegationen an die Abdankung eines<br />

Zofingers entsenden, soll folgendes Tenue getragen werden,<br />

sofern die Trauersektion nichts anderes bestimmt:<br />

Halbwix, ohne Zipfel - Schärpe, Band und Perkussion an der<br />

Mütze umflort - Fahne mit Flor - dunkle Handschuhe.


- 5 -<br />

BIERCOMMENT<br />

Einführung<br />

§11. Es wird fortgesoffen.<br />

§12. Der Commerscomment hat den Sinn, studentische Sitten in einer<br />

unserer Zeit angemessenen Interpretation allgemein bekannt zu<br />

machen und dient so als Vademecum für Zofinger, die für das<br />

Verhalten im geselligen Verkehr einen sicheren Geschmack entwickeln<br />

möchten.<br />

§13. Wie in jedem ordentlichen Staate die dem Bürger zukommenden<br />

Rechte durch Gesetze bestimmt sind, so soll der Commerscomment<br />

beim Commers Ruhe und Ordnung aufrechterhalten.<br />

§14. Zur wahren Geselligkeit unter Zofingern gehört jene Atmosphäre,<br />

in der jedermann seine Alltagshülle abzustreifen und sich der<br />

elysischen Wöhle des unbeschwerten Zusammenseins hinzugeben<br />

vermag.<br />

§15. Ebenso wie Fachsimpeleien werden alkoholische Exzesse oder<br />

barbarische Bräuche diese Stimmung beeinträchtigen und sind<br />

daher gleich verdammenswert. Darauf seien insbesondere jene<br />

Säuerlinge aufmerksam gemacht, die da glauben, sie könnten<br />

ihren spröden Witz mit steilem Getue ersetzen.<br />

§16. Mit dem Begriff "Commers" ist unter Spiessern die Vorstellung<br />

von wilden Saufgelagen aus der längst überlebten<br />

burschenherrlichen Zeit germanischer Prägung verbunden. Das<br />

Wort hat sich indessen unter Zofingern in seinem Sinne geändert<br />

und wird einfach dann gebraucht, wenn die Zahl der miteinander<br />

Trinkenden ins Unübersehbare wächst und der Wunsch nach einer<br />

die ganze Corona weise lenkenden Gewalt in aller Munde ist.


- 6 -<br />

§17. An einem nicht offiziellen Anlass oder in Gesellschaft von mindestens<br />

drei Zofingern ist jeder Bursch berechtigt, unter Zustimmung<br />

der Mehrheit der Anwesenden, den Commers zu erklären.<br />

§18. Dieser Commerscomment gilt überall, wo unter <strong>Aarau</strong>er<br />

Zofingern ein Commers erklärt wird.<br />

§19. Droht der Commersbetrieb in einen unüberblickbaren Tumult<br />

auszuarten, so kann das Praesidium zur Aufrechterhaltung der<br />

Ordnung den Bierverschiss (BV) einführen. Ein Bierscheisser hat<br />

sich der Farben selbst zu entledigen und sich während des BV des<br />

Alkohol- und Nikotingenusses zu enthalten. Wer einen Bierscheisser<br />

anspricht, landet selber im ersten BV.<br />

§20. Als commentmässige Getränke gelten sämtliche, mit Recht so<br />

beliebten alkoholhaltigen Weine und Biere.<br />

Automobilisten und dem Alkohol weniger zugetane Zofinger<br />

seien auf den Genuss aller dem edlen Gerstensaft in der Farbe<br />

gleichenden Getränke vertröstet.<br />

Allgemeine Bestimmungen<br />

§21. Die Masseinheit bei allen Commersbräuchen, -strafen und<br />

-exercitien ist das Ganze von 3 dl beim Bier und alkoholfreien<br />

Getränken (wenn es die Not erfordert, so darf auch aus 2 dl<br />

Kübeln getrunken werden), 1 dl bei Wein.<br />

§22. Bei keiner der drei obgenannten Gelegenheiten darf weniger als<br />

eine Quart getrunken werden. Insbesondere werden auf diese<br />

Bestimmungen alle die Schöpplischlürfer aufmerksam gemacht,<br />

denen es bis anhin noch nicht gelungen ist, die üble Gewohnheit<br />

des Nippens mit Erfolg niederzukämpfen.<br />

§23. Als Zeiteinheit in allen Angelegenheiten gilt: 5<br />

Bierminuten = 3 mitteleuropäische Philisterminuten.<br />

§24. Ist jemand nicht in der Lage, am fröhlichen Commersverkehr<br />

aktiv teilzunehmen, kann er sich vom Praesidium impotent<br />

erklären lassen. Er verlässt das Commerslokal.


- 7 -<br />

§25. Wer sich an einen Tisch setzen oder ihn verlassen will, muss sich<br />

entblössten Hauptes mit einem Ordnungsschluck beim Praesidium<br />

bzw. Contrapraesidium bzw. Fuxmajorat an- oder abmelden.<br />

§26. Tritt jemand mit dem Praesidium, Contra oder FM in Kontakt, so<br />

hat er seine Mütze zu ziehen. Er darf bei dieser Gelegenheit nicht<br />

hinter einem leeren Glas stehen.<br />

§27. Selbstverständlich wird er sein Verbum mit einem Ordnungsschluck<br />

eröffnen und beenden.<br />

§28. Der Dienstweg ist strikte zu beachten.<br />

§29. Bei allen Commersen dürfen im Commerslokal keine Störungen<br />

wie Spielen, Zeitungslesen, Fachsimpeleien noch was der ähnlichen<br />

klotzigen Unanständigkeiten mehr sind, geduldet werden.<br />

§30. Wer mit angetrunkenem Glase anstösst, trinkt seinen Resten, hätte<br />

er auch erst ein klägliches Fliessblatt in sich geschlürft.<br />

Trinksitten<br />

§31. Das Vor- und Nachtrinken ist eingeführt worden zur Erhöhung<br />

der Gemütlichkeit und um dem abscheulichen Philisterbrauch des<br />

In-den-Bauch-Saufens abzuhelfen.<br />

§32. Es werden vorgetrunken: beim Bier: Ganze, Halbe,<br />

Quarte, Blumen beim Wein: Sterne, Perlen sowie Resten<br />

von mindestens einer Quart.<br />

§33. "Speziell" wird einem zur besonderen Auszeichnung zugetrunken.<br />

Der Zutrinkende und der Geehrte entblössen dabei das Haupt.<br />

§34. Das Vortrinken geschieht mit den folgenden Worten: "NN., ich<br />

steige Dir einen Ganzen (Halben etc.) vor!", worauf der Angesprochene<br />

mit "prosit" antwortet und mit dem gleichen Quantum a<br />

tempo mit den Worten "steige nach!" nachsteigt, worauf der<br />

Vorsteigende mit "danke" antwortet.


- 8 -<br />

§35. Es bleibt der Phantasie des Vortrinkenden vorbehalten, seine<br />

feierliche Handlung mit einer wenn möglich aus dem Augenblick<br />

geborenen und ihrem Charakter nach dem Geehrten schmeichelnden<br />

Formel oder Anrede einzurahmen.<br />

§36. Ebenso wird sich der Nachsteigende mit einer nicht minder<br />

witzsprühenden Replik in ein gutes Licht zu stellen wissen.<br />

§37. Bei Silentium oder während eines allgemeinen Cantus darf weder<br />

vor- noch nachgestiegen werden.<br />

§38. Es kann nicht mehreren zugleich vorgestiegen werden.<br />

§39. Wird jemandem von mehreren zur gleichen Zeit vorgestiegen, so<br />

kann der Angesprochene mit ein und demselben Quantum allen<br />

zugleich nachsteigen.<br />

§40. Gründe nicht nachzusteigen sind:<br />

Impotenz (Bierkrankheit)<br />

Mangel an Stoff (sine-sine - nachsteigen)<br />

tempus utile (TU)<br />

tempus navigandi (TN)<br />

tempus edendi (TE)<br />

§41. Das Bierduell zwischen zwei feindlichen Brüdern (genannt Bierskandal)<br />

spielt sich unter folgenden, von der gesamten<br />

sportmässigen Trinkerwelt anerkannten Kampfregeln ab: Mit dem<br />

Rufe "Bierjunge!" (1 Ganzer), "Doctor" (2 Ganze), "Bischof"<br />

(3 Ganze), "Papst" (4 Ganze) spuckt der Forderer dem<br />

Geforderten den Fehdehandschuh aufs Haupt.<br />

§42. In Erkenntnis physischer oder psychischer Unfähigkeit kann der<br />

Geforderte den Kampf verweigern. Ist der Geforderte dagegen<br />

von bonzenhafter Selbstüberhebung und pyramidalem Grössenwahnsinn<br />

besessen, wird er mit "sitzt!" akzeptieren oder sogar<br />

noch überstürzen.<br />

§43. Der also Begrüsste bestimmt den Bierrichter, der mit kannibalischem<br />

Grinsen über den richtigen Ablauf der Kampfregeln zu<br />

wachen hat.


- 9 -<br />

§44. Sieger ist, wer unter commentmässigen Begriffen die Waffen<br />

geleert hat und zuerst ein gewisses Kennwort gerufen hat. Bei<br />

Gleichzeitigkeit entscheidet die Nagelprobe. Das fachgemässe<br />

Urteil steht dem Bierrichter zu und darf weder bewitzelt noch<br />

bekrittelt werden.<br />

§45. Beim Pinkeln ist das Haupt vom Farbenhut zu entblössen.<br />

§46. Sofern es unter zeitlichem Druck nicht mehr möglich ist, obigem<br />

Paragraphen zu entsprechen, so möge sich der also Geplagte über<br />

diese Vorschrift hinwegsetzen.<br />

§47. Der letzte Rest wird stets in verschämter Stille getrunken,<br />

sintemal einer so ungemütlichen und unbefriedigenden Handlung<br />

nie zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.<br />

§48. Der also erklärte Commers setzt sich zusammen aus Burschensalon<br />

und Fuxenstall.<br />

§49. Als Beamte walten:<br />

1. Der Praeses über die ganze Corona<br />

2. Der Contrapraeses über den Burschensalon<br />

3. Der Fuxmajor über den Fuxenstall<br />

4. Der Cantusmagister<br />

§50. X, Vice-X, FM und CM versehen am Anfang des Commerses ihre<br />

Ämter ex officio.<br />

§51. Sie können jedoch bei Amtsmüdigkeit später durch einen vom<br />

Praeses bestimmten Burschen ersetzt werden. Sie haben aber am<br />

Ende des Commerses ihren angestammten Platz wieder einzunehmen.<br />

§52. Bei Abwesenheit des X übernimmt zuerst der Vice-X dessen<br />

Posten.<br />

Der Burschensalon<br />

§53. Als anerkannter Bursch pflegt nur behandelt zu werden, wer unter<br />

Hinterlassung einer witzgeschwängerten Atmosphäre vom<br />

Burschensalon würdig befunden und von seinen Fuxensünden<br />

reingewaschen worden ist.


- 10 -<br />

§54. Bursch ist aber auch, wer seine infantilen Anwandlungen zu<br />

überwinden weiss und in Rede und Gebaren ein gewisses Niveau<br />

erkennen lässt.<br />

§55. Bursch ist nur, wer beiden Forderungen gerecht zu werden<br />

vermag, denn die erste ist wohl notwendig, aber nur die zweite<br />

hinreichende Bedingung dafür.<br />

§56. Das öffentliche Zurschautragen der maturalen Rückständigkeit<br />

eines Burschen wird meist mit einer vorübergehenden<br />

Refuxifizierung geahndet.<br />

§57. Der Semesterzahl nach verfallen die Burschen in Jungburschen<br />

(1. bis und mit 2. Burschensemester), Altburschen (3. bis und mit<br />

4. Burschensemester) und bemooste Häupter – "alte Häuser"<br />

genannt – (bis zum eventuellen Schluss des Studiums).<br />

§58. An Letztere soll männiglich mit Ehrfurcht emporblicken und die<br />

Weisheit ihrer grauen Häupter mit gebührender Achtung<br />

bestaunen.<br />

Der Fuxenstall<br />

§59. Fux im eigentlichen Sinne ist nur, wer sich trotz Mangel an<br />

Erfahrung und Takt grossmäulig, dreist und banal gibt, sei es nun<br />

am Commers oder im Busch.<br />

§60. Fuxen haben den Burschen, insbesondere dem FM, jederzeit ein<br />

aufmerksames Ohr zu leihen und ihnen das dornenreiche Amt der<br />

Fuxenerziehung durch willige, bescheidene Oboedienz nach<br />

Kräften zu erleichtern.<br />

§61. Ganz besonders gegen alte Häuser sollen sie von gewinnender<br />

Liebenswürdigkeit und Bereitwilligkeit sein, sich aber zugleich<br />

jeder Zudringlichkeit enthalten.<br />

§62. Wenn das Selbstbewusstsein der Burschen ins Masslose gewachsen<br />

ist, kann der Praeses die Fuxenrepublik erklären.<br />

§63. Der jüngste Fux wird dann Praeses, der zweitjüngste FM, der<br />

drittjüngste Contra, und die übrigen Burschen und Füxe tauschen<br />

ihre angestammten Plätze.


- 11 -<br />

§64. Diese Commersanarchie kann vom Praeses jederzeit wieder<br />

aufgehoben werden.<br />

Vom Salamander<br />

§65. Will die Verbindung einem Lebenden oder Toten eine grosse<br />

Ehre erweisen, so reibt sie auf ihn einen Salamander. Der<br />

Salamander wird auf folgende Weise gerieben:<br />

§66. Nachdem sich jeder Kneipbürger mit einem Ganzen versehen hat<br />

(Kommando: "Jeder schnalle sich einen Ganzen an!"), spricht der<br />

Praeses:<br />

"silentium ad exercitium Salamandri in honorem nostri carissimi<br />

(defuncti) NN. surgite! fiat exercitium Salamandri: Salamander,<br />

Salamander, Salamander (Reiben der Gläser auf dem Tisch bis<br />

zum Kommando:) bibite! (Auskneipen) ex! (Hochheben der<br />

Gläser) eins, zwei, drei! (bei drei gleichzeitig schlagartiges<br />

Abstellen der Gläser) Salamander ex!"<br />

§67. Beim Totensalamander werden die Gläser schliesslich nicht abgestellt,<br />

sondern nach der Anordnung des Praeses zerschlagen,<br />

worauf sich jeder still in seine Klause begibt (vergleiche Trauerordnung).<br />

§68. Allbekannt ist das Exercitium des Salamanders, allbekannt die<br />

Bosheit der Fuxen, nachzuklappern, und die Nachlässigkeit älterer<br />

Häuser, eine Pfütze im Glas zurückzulassen. Beides ist gleich<br />

tadelnswert. Wenn aber dem letzteren Übel durch die Weisung,<br />

dass mit dem gleichen Stoff nicht weitergetrunken werden darf,<br />

nur teilweise abgeholfen ist, so können doch die Fuxen von einer<br />

öffentlichen Blamage befreit werden, indem jeder, der nicht<br />

sicher ist, den Klapf zu treffen, den letzten Finger der den Stoff<br />

haltenden Hand unter den Glasboden streckt, alsdann er herzhaft,<br />

ohne das Exercitium zu stören, sein Trinkgeschirr auf den Tisch<br />

stossen kann.


- 12 -<br />

Kompetenzen und Pflichten<br />

§69. 1. Der Praeses ist jederzeit omnipotent und sakrosankt.<br />

2. Der FM ist gegenüber den Fuxen jederzeit omnipotent und<br />

sakrosankt.<br />

Absatz 1 und 2 gelten sowohl am Commers als auch im<br />

Busch.<br />

3a. Der VX ist am Commers gegenüber den Burschen omnipotent<br />

und sakrosankt.<br />

3b. Ausserhalb des Commersbetriebes ist er den Burschen<br />

absolut gleichgestellt.<br />

4. Der CM ist während jedem Kantes und jeder Kantstunde<br />

omnipotent und sakrosankt gegenüber der ganzen Corona.<br />

Anfang und Ende eines Kantes oder einer Kantstunde<br />

bestimmt der Praeses.<br />

5. Burschen haben gegenüber den Fuxen jederzeit sämtliche<br />

Kompetenzen.<br />

§70. Der Praeses gebietet über alles Biervolk und ist in seinen Verfügungen<br />

nur an diesen Comment gebunden.<br />

§71. Dem Praeses obliegt:<br />

1. Silentium zu gebieten,<br />

2. Der ganzen Corona vorzutrinken,<br />

3. Bierstrafen zu verhängen,<br />

4. Tempora navigandi, - utile zu gewähren.<br />

§72. Ausschliesslich dem Praeses obliegt:<br />

1. Verwaiste Ämter schleunigst zu bemannen,<br />

2. Fuxenrepublik zu erklären,<br />

3. Tempus edendi zu gewähren,<br />

4. Salamander zu leiten,<br />

5. Commersdemokratie zu erklären, d.h. alle präsidialen Dekrete<br />

werden einer Volksbefragung unterworfen.<br />

§73. Der Contrapraeses geniesst in seinem Machtbereich die gleichen<br />

Rechte wie der Praeses gegenüber der Corona; er hat aber dem<br />

FM nichts zu befehlen.


- 13 -<br />

§74. Der Fuxmajor besitzt in seinem Machtbereich die gleichen Rechte<br />

wie der Praeses gegenüber der Corona; er hat aber dem Contra<br />

nichts zu befehlen.<br />

§75. Der FM ist der Beistand der Füxe in allen pflichtmässigen Verhältnissen.<br />

§76. Insbesondere liegt ihm ob, der allgemeinen Gemütlichkeit durch<br />

Fuxenproduktionen kräftig unter die Arme zu greifen.<br />

§77. Es ist auch seine Aufgabe, den Commersbetrieb durch stetige<br />

Versorgung mit Stoff durch Stoffuxen aufrecht zu erhalten.<br />

§78. Der Cantusmagister leitet die gesanglichen Intermezzi. Bei ihm<br />

liegt von An- bis Abmeldung des Cantus die Diktiergewalt.<br />

§79. Nach jedem Kant sind die Kantprügel zu schliessen.<br />

§80. Jeder Bursch kann beim Praeses via Contra Silentium verlangen.<br />

§81. Jeder Bursch kann unter Angabe der Causa einen beliebigen<br />

Bürger beim Praeses, resp. Contra, resp. FM zum Verdonnern<br />

rekommandieren. Findet der ev. zum Stichentscheid angefragte<br />

Praeses die Causa ungenügend, so kann er nicht nur die Rekommandation<br />

niederschlagen, sondern, wenn er dieselbe leichtfertig<br />

findet, den Rekommandierenden selbst zum rekommandierten<br />

Quantum verdonnern.<br />

§82. Jeder Bursch kann in ein Amt eingesetzt werden.<br />

§83. Es ist keinem Burschen verwehrt, selbstverständlich unter Verlust<br />

seiner Burschenprivilegien, sich als Gastfux in den Fuxenstall zu<br />

begeben.<br />

§84. Die also geehrte Fuxenbande fühlt sich gewaltig gebauchpinselt.<br />

Der Besucher beglückt mit Met und Witz. Er wird dafür nicht mit<br />

primitiven Fuxenfunktionen belästigt.<br />

§85. Solche Ehrenfüxe dürfen sich nur nach Tilgung aller ihrer Schulden<br />

unter Abmeldung beim FM vom Fuxentisch entfernen.


- 14 -<br />

§86. Ein Fux hat sich allen Verfügungen des FM ohne Widerspruch<br />

a tempo zu unterziehen. In allen Angelegenheiten hat er sich an<br />

seinen Leibburschen oder an den FM zu wenden.<br />

§87. Ein Fux darf weder diktieren, noch rekommandieren, noch einem<br />

Burschen anders als ganz speziell vorsteigen.<br />

§88. Ein Fux darf kein Amt versehen. (Ausnahme: Fuxenrepublik)<br />

§89. Stoffüxe nehmen die Mütze ab und enthalten sich des Tabakgenusses.<br />

Sie dürfen sich während dieser Zeit nicht setzen.<br />

§90. Ein Fux darf sich nicht an den Burschentisch setzen.<br />

§91. Ein Fux darf kein Silentium verlangen.<br />

§92. Ein Fux darf bei Bierskandalen nicht als Bierrichter gerieren.<br />

Sanktionen<br />

§93. Der Praeses ist unumschränkt, der FM und der Contra nur je an<br />

ihren Tischen ermächtigt, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und<br />

zur Bekämpfung allfälliger Insubordinationen entweder nach<br />

ihrem eigenen Ermessen oder auf Empfehlung eines Burschen hin<br />

eine leichtere oder schwerere Strafe auszufällen.<br />

§94. Sanktionen werden insbesondere ergriffen gegen denjenigen, der<br />

1. das Silentium oder den Gesang stört,<br />

2. einen unangemeldeten Cantus steigen lässt,<br />

3. ohne spezielle Erlaubnis länger als 5 Bierminuten vom<br />

Tisch fernbleibt,<br />

4. ohne Erlaubnis vom Tisch geht oder sich daran setzt,<br />

5. am Commerstisch pfeift, wirft, frisst oder ehebricht,<br />

6. in irgendeiner Weise gegen den Comment verstösst oder<br />

sich sonstwie unstudentisch aufführt.


- 15 -<br />

§95. Als Sanktionen sind gebräuchlich:<br />

1. Pro-poena-Saufen (Rinnen) bis zu zwei Ganzen<br />

2. Unter Wasser setzen bei Farbenentzug<br />

3. Praktische Strafen (Produktion, Wettstreit etc.)<br />

4. Verbannung aus dem Commerslokal.<br />

§96. Erst saufen, dann rempeln.<br />

§97. Beim Pro-poena-Saufen giesst der Fehlbare zwischen den<br />

Kommandi "rinnt" und "satis" entblössten Hauptes das diktierte<br />

Quantum in sich hinein.<br />

§98. Es ist in jedem Falle der allbeliebten Variationskunst des<br />

Strafenden überlassen, den Delinquenten zu einer Strafe mehr<br />

praktischer Art zu verdonnern, oder ihn einen lyrischen Erguss<br />

von sich geben zu lassen.<br />

§99. Die schweren Strafen 2 und 3 dürfen nur vom Praeses, die Strafe<br />

4 womöglich nur auf Empfehlung des Burschensalons, des FM's<br />

oder des Contra verhängt werden.<br />

§100. Bei besonders schweren Verfehlungen hat der Praeses das Recht,<br />

zur Bestrafung des Sünders ein Biergericht einzusetzen, das aber<br />

nur aus Burschen bestehen darf.<br />

§101. Wer am Commerstisch pfeift, wirft, frisst oder ehebricht, bezahlt<br />

einen Humpen.<br />

§102. Der Praeses kann hingegen ein tempus edendi gewähren.<br />

§103. Jeder Bursch kann einen Fuxen beim FM, seltener einen<br />

Conburschen beim Contra empfehlen (rekommandieren).<br />

§104. Der FM und der Contrapraeses dürfen nur je an ihren Tischen, der<br />

Praeses überall, direkte Strafen austeilen.<br />

§105. Alle Trinkstrafen werden a tempo getilgt.<br />

§106. Alle direkten Quanten können vom Leibburschen, und wenn es<br />

sich um einen Fuxen handelt, vom FM übernommen werden. Eine<br />

andere Stellvertretung ist nur ausnahmsweise zulässig.


- 16 -<br />

Schlussbestimmungen<br />

§107. <strong>Aarau</strong>er Zofinger richten sich an Delegationen nach dem<br />

Comment der betreffenden Schwestersektion.<br />

§108. An der Burschenprüfung wird genaue Kenntnis dieses Commerscomments<br />

verlangt.<br />

§109. Sollte es sich zeigen, dass jemand nicht fähig ist, den<br />

Commersbetrieb als ein blosses Spiel aufzufassen, so wird dieser<br />

von der Corona als eine aus dem letzten Jahrhundert<br />

übriggebliebene, steile, verrohte Biersau betrachtet und<br />

dementsprechend behandelt.<br />

§110. Dieser Comment tritt durch den BC-Beschluss vom 25. Mai 1987<br />

mit 2/3 Mehr in Kraft. Alle früheren werden dadurch aufgehoben.<br />

§111. Auch auf den Dörfern wird fortgesoffen.

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