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NAWARO CASCADING PILOT Endbericht DAS BRANCHENMAGAZIN CHEMIEREPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA 1. 2. 3. 4. 5. 6. 2006 7. 8. .at RFID: Siemens zeigt vor, wie die Pharmaindustrie dank neuer Funktechnologie effektiver wird Medikamente: • Die Marktanteile und Potenziale von Generika Nawaros: • Über die Chancen von Bioraffinerien in Österreich Kunststoffe: • OMV und Borealis haben ihr 400 Mio. Euro-Investment in Schwechat eingeweiht Verlagspostamt: 1100 Wien / P.b.b. / 03Z035165 M 198
NAWARO CASCADING PILOT Endbericht chemiereport.at 6/06 | 17 „Mehr Bioraffineure braucht das Land.“ Hanswerner Mackwitz hat sich als Kritiker der Chemie-Industrie einen Namen gemacht. Heute leitet er das Wiener Alchemia-Nova Institut für innovative Pflanzenforschung. Er schildert seine Vision, anstatt mit ,traditioneller Chemie’ und Monokulturen enorme Wertschöpfungspotenziale mit Hilfe nahezu vollständiger „Inwertsetzung“ nachwachsender Naturstoffe (Nawaros) zu heben. Markus Zwettler Sinnvoll wird für eine Bioraffinerie ein eher beschränktes Einzugsgebiet von einigen Hundert Hektar sein. Generell ist rund 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche – also inklusive der heute unzähligen Brachflächen – verwendbar. Hier gibt es sehr wohl noch Potenzial, denn die heimischen Treibstoff-Bioraffinerien werden ja bei weitem nicht alleine aus heimischem Anbau beliefert. Zudem kann es ja zu einer Flächenkonkurrenz nur dann kommen, wenn wir ein simples Ersetzen von Öl durch Gras betreiben. Für viele Biomasse-Verfechter ist aber gerade das der ökonomisch-ökologische Stein der Weisen? Fakt ist, dass wir in Österreich ein agrarpolitisches Versäumnis zu beklagen haben: Es gibt noch kein kluges Konzept für die Nutzung der Nawaros bei uns. Denn: Energie und Stoff sind zwei Seiten derselben Medaille. Soll heißen: Verbrennen alleine ist zu wenig. Es mangelt völlig an einer höherwertigen stofflichen Veredelung. Dabei könnte bereits aus wenigen Hektar Land sehr viel Geld gewonnen werden. © beigestellt Vielfältige Rohstoffquelle: Kerne als Produktionsmittel. Die Hochpreisphase der Petrochemie hat den Begriff der Bioraffinerie en vogue gemacht. Was macht den Charme dieses Begriffes aus? Worum es geht, das ist die Inwertsetzung biosphärischer Produkte. Es geht im Idealfall um eine kaskadenhafte Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Um ein regional organisiertes Stoffstrom-Management von Pflanzen, Bodenleben und Nützlingen. Das heißt: Landwirte dürfen nicht alleine zu Energiewirten mutieren: Sie haben wesentlich mehr Möglichkeiten, dank kluger Verfahren Agrarprodukte auch für Non-Food zu veredeln. Sie sehen die Bauern also als moderne Partner von Verfahrenstechnik und Biochemie. Wie müssten Bioraffinerien dimensioniert sein, damit unsere Landwirte sinnvollerweise als Zulieferer auftreten können? Ist nicht mit der geplanten Bioethanolanlage der Agrana, den Biodiesel-Aktivitäten sowie diversen Biogas-Ambitionen allmählich eine Knappheit an Agrarflächen spürbar? Die Holzlobby, der Biomasseverband, die Landwirtschaftskammer sollten also umdenken? Die Biomasse-Lobbyisten müssen differenzieren lernen. Und die vorhandenen Studien lesen: Michael Narodoslowsky von der TU Graz und Horst Steinmüller vom Energie-Institut der Uni Linz haben die potenziellen Massenströme heimischer Gräser und Verarbeitungstechnologien hinreichend untersucht. Wenn wir generell von Verfahrenstechnik im großindustriellen Stil sprechen, die mit Nawaros ,gefüttert' wird – wie viele Bioraffinerien verträgt Österreich noch? Ich würde mindestens ein Dutzend als chancenreich bezeichnen. Mit Sicherheit lässt sich sagen: Kühe werden in den heutigen Stückzahlen künftig nicht in Österreich weiden, die Grasflächen bleiben aber auf 199
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