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NAWARO CASCADING PILOT Endbericht Europäische Steinobst-Produktion 2004 Dass sich in den meisten „großen“ Erzeugerländern Kerne in großen Mengen zu wesentlich günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen (z.B. Lohnniveau) bereitstellen und verarbeiten lassen, liegt auf der Hand. Kleinere, mittelständische Unternehmen im Regionalverbund sind prädestiniert für hochqualitative Markenprodukte. Ein solcher Betrieb und ein begrenzter Markt können sich wirtschaftlich lohnen, wenn die Qualität des Produktes im regionalen Kontext „einzigartig“ ist. Dafür gibt es gerade in der Steiermark hervorragende Beispiele (Steirisches Kürbiskernöl, Schilcher-Traubenkernöl). Trotzdem scheint es sinnvoll, von vornherein international tätig zu sein, d.h. Rohstoffe auch dort zu aquirieren, wo sie in sehr großen Mengen anfallen und auch zumindest die ersten Arbeitsschritte dort durchzuführen (Kerne waschen, trocknen). Kernöle aus Marillen und Pfirsichen sind schon auf dem Markt, eine Differenzierung österreichischer Produkte wird wohl nur über außerordentliche, regionalspezifische Qualitäten wirtschaftlich zielführend sein. Vorläufig gelten Zwetschken- und Kirschkerne als Favoriten für heimisch generierte Innovationen, insbesonders im Bereich Ölproduktion, sowie die Erweiterung des Rohstoffspektrums auf Holunderkerne, da das Pflanzenmaterial in großem Maße lokal verfügbar ist. Vorausgesetzt, die regionalen, hochwertigen Produkte haben tatsächlich eine gute Marktakzeptanz und sind erfolgreich, wird sich die Idee schnell ausbreiten - vermutlich dann nicht mehr regional, sondern international. Das könnte sich auf den heimischen Regionalmarkt negativ auswirken, wenn nicht a priori auf spezielle Qualitäten und internationale Kooperation gesetzt wird. Aus diesen wichtigen Gründen sind wir bestrebt, die KernCraft Austria Forschungsanlage als Vorbereitung auf eine kommerzielle Großanlage und als internationales Vorbild, jedoch für regionale Lösungen agierende Forschungseinheit zu planen. 154
NAWARO CASCADING PILOT Endbericht 7 KERNCRAFT AUSTRIA RESEARCH FACTORY Das Projekt KERNCRAFT AUSTRIA RESEARCH FACTORY – Pilotfabrik der Zukunft zur innovativen Nutzung von Obstkernen soll nach NAWARO CASCADING und NAWARO CASCADING PILOT wichtige Lücken vor der kommerziellen Inwertsetzung dieser vernachlässigten Bioressourcen schließen. Abb. 66 Tulln als Standort der Wahl für das erste KernCraftWerk, eigene Grafik Wurden in den zwei Vorläuferprojekten die Charakterisierung der Eigenschaften (Weichkern und Hartschale) von Kirsch-, Marillen-, Pfirsich- und Zwetschkenkernen, die Entwicklung von Produktideen und die Planung einer möglichen Verarbeitung im Pilotmaßstab durchgeführt, so sollen nun die Grundlagen der Verarbeitung an einer Versuchsanlage mit einem Maximaldurchsatz von 100 Jahrestonnen Frischkernen ermittelt werden, einer Menge die noch keine gewinnbringende kommerzielle Vermarktung ermöglicht. Die Verarbeitungskette umfasst eine Waschanlage, eine Trocknungseinrichtung (Container, die mit Warmluft durchströmt werden), einen Feinstausleser (der mit Ultraschall und digitaler Bildauswertung sowohl verdorbene Kerne vor der Verarbeitung, als auch letzte Reste von Hartschalenteilen nach dem Brechen aussortiert), einen Walzenbrecher (zum Brechen der Hartschale ohne den Weichkern zu beschädigen) und eine Siebmaschine mit integriertem Windsichter und einen Gewichtsausleser zum Separieren von gebrochener Hartschale und Weichkern. Maschinenparameter und Stoffflüsse werden in Versuchen ermittelt und optimiert, außerdem werden die für eine hochwertige Verarbeitung notwendigen QM- Kriterien entwickelt. Die nachfolgenden Prozesse, die zu konkreten Produktmustern führen, werden ebenfalls im Pilotmaßstab weitergeführt. Dabei werden Qualitätskriterien und Rezepturen entwickelt und die Versuchsprodukte Anwendungstests unterzogen, die die Charakterisierung der Eigenschaften den Produkte verfeinern. Diese nachfolgenden Prozessschritte umfassen das Blanchieren und Schälen bzw. Rösten und Schälen der Weichkerne, um das Samenhäutchen zu entfernen, das Einarbeiten von geschälten Weichkernen in Gourmet-Süßwaren, das Pressen von Kernölen (kaltgepresst), die Aufarbeitung des Presskuchens für Süßwaren und Naturkosmetik und die Gewinnung von natürlichen Aromen aus den Presskuchen mittels 155
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<strong>Endbericht</strong><br />
Europäische Steinobst-Produktion 2004<br />
Dass sich in den meisten „großen“ Erzeugerländern Kerne in großen Mengen zu wesentlich<br />
günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen (z.B. Lohnniveau) bereitstellen und verarbeiten<br />
lassen, liegt auf der Hand.<br />
Kleinere, mittelständische Unternehmen im Regionalverbund sind prädestiniert für<br />
hochqualit<strong>at</strong>ive Markenprodukte. Ein solcher Betrieb und ein begrenzter Markt können sich<br />
wirtschaftlich lohnen, wenn die Qualität des Produktes im regionalen Kontext „einzigartig“ ist.<br />
Dafür gibt es gerade in der Steiermark hervorragende Beispiele (Steirisches Kürbiskernöl,<br />
Schilcher-Traubenkernöl).<br />
Trotzdem scheint es sinnvoll, von vornherein intern<strong>at</strong>ional tätig zu sein, d.h. Rohstoffe auch<br />
dort zu aquirieren, wo sie in sehr großen Mengen anfallen und auch zumindest die ersten<br />
Arbeitsschritte dort durchzuführen (Kerne waschen, trocknen).<br />
Kernöle aus Marillen und Pfirsichen sind schon auf dem Markt, eine Differenzierung<br />
österreichischer Produkte wird wohl nur über außerordentliche, regionalspezifische<br />
Qualitäten wirtschaftlich zielführend sein. Vorläufig gelten Zwetschken- und Kirschkerne als<br />
Favoriten für heimisch generierte Innov<strong>at</strong>ionen, insbesonders im Bereich Ölproduktion,<br />
sowie die Erweiterung des Rohstoffspektrums auf Holunderkerne, da das Pflanzenm<strong>at</strong>erial in<br />
großem Maße lokal verfügbar ist.<br />
Vorausgesetzt, die regionalen, hochwertigen Produkte haben t<strong>at</strong>sächlich eine gute<br />
Marktakzeptanz und sind erfolgreich, wird sich die Idee schnell ausbreiten - vermutlich dann<br />
nicht mehr regional, sondern intern<strong>at</strong>ional. Das könnte sich auf den heimischen<br />
Regionalmarkt neg<strong>at</strong>iv auswirken, wenn nicht a priori auf spezielle Qualitäten und<br />
intern<strong>at</strong>ionale Kooper<strong>at</strong>ion gesetzt wird.<br />
Aus diesen wichtigen Gründen sind wir bestrebt, die KernCraft Austria Forschungsanlage als<br />
Vorbereitung auf eine kommerzielle Großanlage und als intern<strong>at</strong>ionales Vorbild, jedoch für<br />
regionale Lösungen agierende Forschungseinheit zu planen.<br />
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