Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
70 redebeiträge zum eröffnungsplenum<br />
94<br />
Wort. Die reiche kirchenmusikalische Tradition<br />
der evangelischen <strong>Kirche</strong> konnte seit der Reformation<br />
wachsen, weil sie auf Breite hin angelegt war.<br />
Sowohl die Reformation <strong>als</strong> auch der Pietismus<br />
waren Singebewegungen, die sich durch ihre<br />
Lieder die Herzen der Menschen eroberten und<br />
zugleich eine theologische Botschaft vermittelten.<br />
Eigenes Singen und Hören auf das gesprochene<br />
und gesungene Wort geschieht nicht voraussetzungslos,<br />
sondern bedarf der Einübung. <strong>Kirche</strong>n-.<br />
.musikalische Arbeit ist Religionspädagogik <strong>im</strong><br />
besten Sinne und vermittelt christlichen Glauben<br />
auch in die Gesellschaft hinein. Gemeinden mit<br />
einer intensiven und professionellen kirchenmusikalischen<br />
Arbeit werden <strong>im</strong>mer auch Menschen<br />
von außen anziehen und wirken missionarisch.<br />
Menschen, die in langen Jahren des verordneten<br />
Atheismus den Kontakt zur <strong>Kirche</strong> verloren haben,<br />
aber Erinnerungen an christliche familiäre Prägungen<br />
aufbewahrt haben, lassen sich in Chöre<br />
und damit auch in Gottesdienste locken.<br />
Wie lässt sich die Qualität <strong>im</strong> Gottesdienst<br />
sichern? Best<strong>im</strong>mt nicht durch feste Standards.<br />
Störend ist ja nicht, dass Gottesdienste auf sehr<br />
verschiedene Weise gefeiert werden. Störend ist,<br />
dass sich liturgische Freiheit mit einer erschreckenden<br />
Unkenntnis der liturgischen Grundlagen<br />
verbindet. So werden häufig sachfremde Entscheidungen<br />
getroffen, sinnvolle Strukturen zerbrochen<br />
oder überdehnt. Liturgische Kreativität<br />
basiert auf der Verantwortung gegenüber der<br />
Gemeinde gepaart mit liturgiewissenschaftlichen,<br />
hymnologischen, homiletischen und<br />
.kirchenmusikalischen Grundkenntnissen und<br />
Fertigkeiten, die gepflegt werden müssen.<br />
Theologisch und kirchenmusikalisch überzeugende<br />
Gottesdienste machen Lust, mitzutun. <strong>Der</strong><br />
ehrenamtliche Dienst der Lektoren und Prädikanten,<br />
ehren- und nebenamtliche <strong>Kirche</strong>nmusik<br />
setzen das Hauptamt voraus. Ich halte die Tendenz<br />
der strukturellen und finanziellen Schwächung<br />
der <strong>Kirche</strong>nmusik in <strong>Kirche</strong>nkreisen und<br />
Gemeinden für einen Fehler. Wir müssen diese<br />
Kultur nicht nur um unserer großen Tradition<br />
willen pflegen, sondern weil sonst auch die Chancen,<br />
genügend ehrenamtliche Organisten und<br />
Chorleiter zu gewinnen und auszubilden, dramatisch<br />
sinken. <strong>Kirche</strong>nmusik ist eine Schlüsselqualifikation,<br />
die auch in der Fläche genügend angemessen<br />
bezahlte Vollzeitstellen braucht.<br />
Meine Vision für 2030 ist, dass wir in unseren<br />
<strong>Kirche</strong>n Gottesdienst feiern mit heilsamen Worten,<br />
guter Musik und frischem Gesang.<br />
Andreas Techen<br />
Dipl. Sozialökonom, <strong>Kirche</strong>nvorsteher, Kiel<br />
„Kofferpacken“<br />
Das Impulspapier des Rates der EKD hat ge-.<br />
halten, was der Name verspricht: Es hat Impulse<br />
gegeben! Genau das ist die große Leistung dieser<br />
Schrift. Endlich haben alle evangelischen Christen<br />
in Deutschland eine gemeinsame Diskussionsgrundlage,<br />
über die man ins Gespräch kommen<br />
kann. Dieses Gespräch wäre sehr langweilig, .<br />
wenn man nirgends aneckt. Kritische Punkte .<br />
– und davon gibt es in diesem Papier reichlich –<br />
sind letztendlich der Motor einer engagiert<br />
geführten Diskussion, die wir unbedingt in .<br />
allen Landeskirchen, <strong>Kirche</strong>nkreisen und Gemeinden<br />
brauchen.<br />
Doch was ist notwendig, damit aus dieser sehr<br />
vielschichtigen Diskussion am Ende tatsächlich<br />
eine gemeinsam durchdachte Reform entstehen<br />
kann? Was ist zu beachten, um aus den angesprochenen<br />
„Leuchtfeuern“ keine „Strohfeuer“ werden<br />
zu lassen, die nur kurz entflammen, ohne eine<br />
langfristige Wirkung zu erzielen?<br />
Zunächst ist breite Unterstützung der Reformidee<br />
vonnöten, die nur dadurch erreicht werden<br />
kann, dass alle Ebenen der evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
in Deutschland in diesen Prozess eingebunden