Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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Zu Recht wird der Anspruch erhoben, dass<br />
Menschen dabei eine verlässliche, wiedererkennbare<br />
und zugewandte kirchliche Ausstrahlungskraft<br />
erwarten dürfen. Auch ich kann viele konkrete<br />
Beispiele beisteuern, wie Menschen das bei<br />
best<strong>im</strong>mten Anlässen oder in persönlichen Erfahrungen<br />
mit Pfarrerinnen und Pfarrern oder anderen<br />
kirchlichen Mitarbeitern / Mitarbeiterinnen<br />
erlebt oder auch nicht erlebt haben, und zum<br />
Glück gilt da das <strong>im</strong> Papier zitierte Bahn-Gesetz<br />
nicht <strong>im</strong>mer. In der <strong>Kirche</strong> stehen <strong>im</strong>mer Einzelne<br />
für das Ganze, und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums<br />
wird an der Ausstrahlung und dem Tun<br />
und Reden des Gegenübers gemessen. Das ist so<br />
geworden, und vor dieser persönlichen Bürgschaft<br />
schützt auch nicht mehr das kirchliche Amt, das<br />
eigentlich <strong>als</strong> Amt oder Rolle an sich, die jemand<br />
einn<strong>im</strong>mt, dafür bürgen sollte.<br />
Das macht das mit der Qualität so schwierig.<br />
Hier werden ja keine Matheaufgaben gelöst oder<br />
Vokabeln abgefragt, sondern die Kommunikationsvorgänge,<br />
die für alle kirchlichen Lebensäußerungen<br />
Voraussetzung sind, hängen von der<br />
Gestaltungskraft Einzelner ab. Kann der, kann die<br />
das? – Die Klärung der personellen Voraussetzungen<br />
müsste <strong>als</strong>o am Anfang des Theologiestudiums<br />
oder eines anderen kirchlichen Ausbildungsweges<br />
stehen. Die Offenheit, wohin der<br />
Weg einen in der Beschäftigung mit Fragen des<br />
Glaubens führt, müsste sich irgendwann rechtzeitig<br />
vor der Entscheidung über die beruflichen<br />
Möglichkeiten auf einen Punkt der Klärung zubewegen<br />
– um aller willen, die nachher damit<br />
leben müssen. Fort- und Weiterbildung, kolle-.<br />
giale Beratung, ein Kanon an Tradition und die<br />
Entwicklung von Kriterien, was wie gehandhabt<br />
wird und mindestens sein muss, gehören <strong>als</strong><br />
Merkmale einer bewussten Gemeinschaft natürlich<br />
dazu. Denn: Wer mitwirken will, dass sich<br />
Menschen behe<strong>im</strong>aten können in unserer <strong>Kirche</strong>,<br />
muss selbst geistliche He<strong>im</strong>at in ihr gefunden<br />
haben.<br />
Ulla Reyle<br />
Dozentin für Gemeindediakonie<br />
/ -pädagogik, Denkendorf<br />
Zu den großen Stärken des Impulspapiers gehört,<br />
dass sich in diesem protestantische Theologie und<br />
wirtschaftlicher Sachverstand begegnen. Allerdings<br />
hätte ich mir gewünscht, dass deutlicher<br />
herausgearbeitet wäre, dass die Handlungsansätze<br />
des Qualitätsmanagements kein Selbstzweck<br />
sind, sondern ausschließlich die Funktion<br />
haben, einen fruchtbaren Boden zu fördern für<br />
das Wirken Gottes und insbesondere des Heiligen<br />
Geistes mit seiner <strong>Kirche</strong>.<br />
Zwei Punkte <strong>im</strong> Impulspapier haben mich<br />
allerdings sehr befremdet:<br />
<strong>Der</strong> eine ist die, auch von der VEDD kritisierte,<br />
Tatsache, dass Diakoninnen und Diakone mit<br />
ihrer diakonisch-theologischen Ausbildung <strong>als</strong><br />
von der <strong>Kirche</strong> in ein Amt berufene Berufsgruppe<br />
überhaupt nicht erwähnt werden. Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer sollen die alleinige Schlüsselrolle in<br />
einer zukünftigen <strong>Kirche</strong> übernehmen, notfalls<br />
auf Kosten anderer hauptamtlich Mitarbeitenden.<br />
<strong>Der</strong> andere Punkt ist die Tatsache, dass ein<br />
Papier, das <strong>als</strong> Zukunftsperspektive das Jahr 2030<br />
nennt, eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
offenbar übersieht, die demografische<br />
Entwicklung. Ich möchte jetzt nicht in das<br />
weit verbreitete Krisenszenarium einst<strong>im</strong>men, die<br />
Zahlen können <strong>im</strong> 5. Altenhilfebericht nachgelesen<br />
werden. Nur so viel: Im Jahr 2030 wird die<br />
demografische Alterung in Deutschland ihren<br />
Höhepunkt erreicht haben. <strong>Der</strong> vor Kurzem <strong>im</strong><br />
ZDF ausgestrahlte Demografie-Kr<strong>im</strong>i „Aufstand<br />
der Alten“ zeichnet ein entsetzliches Bild, weil er<br />
sich einerseits an den Defiziten hochaltriger Menschen<br />
orientiert und dem den verzweifelten Terror<br />
der „zornigen Alten“ <strong>als</strong> Alternative gegenüberstellt.<br />
Gleichzeitig macht der Film deutlich,<br />
was schl<strong>im</strong>mstenfalls passieren könnte, wenn die<br />
demografische Entwicklung inhaltlich und werte-<br />
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