Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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Und es bedeutet einen Schritt in die Richtung<br />
all derjenigen Unternehmen, die schon jetzt nach<br />
der Devise handeln: <strong>im</strong>mer weniger bezahltes<br />
Personal <strong>im</strong>mer effizienter einzusetzen – ohne<br />
sich beispielsweise um die gesundheitlichen Spätfolgen<br />
zu kümmern, denn diese Last tragen nach<br />
einer Entlassung ja andere. Ich erwarte von unserer<br />
<strong>Kirche</strong>, derartiges Verhalten ethisch zu hinterfragen.<br />
Im Übrigen beglückwünsche ich die Verfasser<br />
des Impulspapiers zu dem Titel „<strong>Kirche</strong> der Freiheit“.<br />
Mit diesem Stichwort wird protestantisches<br />
Profil exzellent auf den Punkt gebracht.<br />
Annette Pawelitzki<br />
Mitglied der <strong>Kirche</strong>nleitung, Büdelsdorf<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich habe das Impulspapier mit viel Interesse<br />
gelesen. Es enthält viele bedenkenswerte Impulse,<br />
aktiv anzupacken, doch gestört hat mich auch<br />
vieles. Ganz besonders die Sprache aus dem<br />
Werbemanagement, die sich <strong>im</strong> ganzen Papier<br />
durchhält. Das liest sich zuerst eingängig und erst<br />
nach einer Weile wird man oder Frau skeptisch.<br />
Diese Sprache, die übrigens in vielen Disziplinen<br />
längst wieder abgelegt wird, betrachtet Menschen<br />
vornehmlich <strong>als</strong> Funktion, und eben gerade<br />
nicht <strong>als</strong> ganze Menschen. Schnell wird der<br />
Eindruck vermittelt, dass, wenn wir uns alle nur<br />
richtig anstrengen würden, wir Gottes innovative<br />
<strong>Kirche</strong> errichten könnten. Diese Machbarkeit (ich<br />
habe überhaupt nichts dagegen, dass alle ihr<br />
Bestes geben) orientiert sich nur an Effektivität<br />
und Qualität, Menschen werden nur noch<br />
definiert über das, was sie leisten. Nicht von<br />
ungefähr ist es dann so, dass viele Kapitel des<br />
Impulspapiers mit einer vehementen Abwertung<br />
dessen, was ist, beginnen. Ich teile durchaus, dass<br />
etliches anders werden muss. Es ist aber eine<br />
Frage der inneren Haltung, ob bspw. Gutes, das<br />
entsteht, weil viele schon ihr Bestes geben,<br />
ausführlich dargestellt wird, um es dann auszubauen<br />
oder ob das Gute nur sporadisch vorkommt.<br />
Diese Sprache jedoch entwertet evtl.<br />
verhindert sie sogar Theologie. Auf jeden Fall<br />
entgeht ihr die Differenzierung zwischen Männern<br />
und Frauen, zwischen Ost und West und<br />
Aussagen zur Ökumene. Diese Sprache ist eben<br />
plakativ, dafür wurde sie entwickelt, für Plakate.<br />
Ich bin Sozialwissenschaftlerin und komme aus<br />
dem PR-Bereich, arbeite <strong>als</strong>o auch mit dieser<br />
Sprache, für Anzeigen, Werbung etc., bin mir aber<br />
ihrer Begrenztheit und ihrer Verführung bewusst.<br />
Jede Sprache schafft Wirklichkeit. Diese Sprache<br />
taugt nicht für das Selbstverständnis der EKD.<br />
Übrigens hat auch Urs Widmer, der international<br />
renommierte Autor, vor ein paar Tagen auf seiner<br />
ersten Frankfurter Poetikvorlesung genau mit<br />
dieser abwertenden Werbesprache abgerechnet,<br />
mit diesen Worthülsen, mit dieser Wort-Programmatik.<br />
Genau gegen dieses funktionale Denken<br />
sollten wir <strong>als</strong> Christen steuern. Wünschenswert<br />
wäre deutlich mehr selbstreflexive Kompetenz. Ob<br />
dann das Kreuz (<strong>als</strong> Zeichen für Christi Tod und<br />
Auferstehung) <strong>als</strong> Logo auch noch mit einem<br />
Ausrufezeichen versehen werden muss, ist<br />
Geschmackssache.<br />
Zu den hauptamtlich angestellten Mitarbeitenden:<br />
Da wird es 2030 kaum mehr welche geben.<br />
Die müssen „überproportional bespart“ werden.<br />
Das wird eine arme <strong>Kirche</strong> werden, die meint<br />
(bei aller Anerkennung der Pastorenschaft), Pastoren<br />
und Pastorinnen könnten alles. Es gab einmal<br />
Zeiten, da war es anders herum, und die <strong>Kirche</strong><br />
hat davon profitiert: Da wurde auf eine Pfarrstelle<br />
eine Pädagogin gesetzt, weil man der festen Überzeugung<br />
war, dass man genau diese unterschiedlichen<br />
Qualifikationen brauchte. Wir brauchen<br />
jetzt und in Zukunft hochmotivierte Mitarbeitende,<br />
Hauptamtliche verschiedenster Qualifikationen<br />
und Ehrenamtliche – nur so wird der Geist<br />
der <strong>Kirche</strong> in viele Richtungen strahlen.<br />
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