Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
70 redebeiträge zum eröffnungsplenum<br />
82<br />
mit einer größeren Übertragung von Pflichten<br />
und Rechten auf andere kirchliche Berufsgruppen<br />
und Ehrenamtliche (gewählt oder berufen).<br />
Wenn das Grundproblem der Pfarrerschaft zu<br />
hohe und noch zunehmende Belastung ist, so<br />
besteht die Aufgabe darin, Entlastungen (s. o.) zu<br />
legalisieren und zu institutionalisieren sowie für<br />
unterschiedliche Leistungsprofile der Ordinierten<br />
unterschiedliche Arbeitssituationen verfügbar zu<br />
machen.<br />
<strong>Der</strong> Lösungsbeitrag einer vorgeschlagenen<br />
Höherstufung / finanziellen Würdigung einiger<br />
aufgrund von Kompetenz- und Leistungsgesichtspunkten<br />
ist <strong>im</strong> Pfarramt nicht erkennbar. Eher<br />
schüfe es mehr Ungleichheit, mehr Konkurrenzgefühle,<br />
mehr Würdigungsdefizite bei der Mehrheit<br />
der Ordinierten.<br />
Besonders Begabte sollten wir in klugem<br />
geistlichem Personalmanagement mit Aufgaben<br />
und Funktionen betrauen, in denen sie ihre Fähigkeiten<br />
und geschenkten Gaben voll entwickeln<br />
können, statt sie mit finanziellen Gaben (unter<br />
Zurücksetzung anderer) „motivieren“ zu wollen.<br />
Wo die zu hohe Quantität von Arbeit das<br />
.eigentliche Problem darstellt, wird dieses nicht<br />
kleiner durch erhöhte Quantität des Gehaltes.<br />
Dorothea Patberg<br />
Pfarrerin, Delmenhorst<br />
Ich freue mich außerordentlich darüber, dass das<br />
Impulspapier eine breite Diskussion über die<br />
Zukunft unserer <strong>Kirche</strong> angestoßen hat. Von den<br />
zukunftsträchtigen Vorschlägen kann ich viele<br />
begrüßen, insbesondere das Anliegen, Bildung<br />
und Weiterbildung einen höheren Stellenwert<br />
einzuräumen.<br />
Ich möchte jedoch auf eine Schwierigkeit hinweisen,<br />
die gerade diesen zentralen Punkt betrifft.<br />
Ich meine die angestrebte Qualitätsoffensive mit<br />
dem Instrument von mehr Fort- und Weiterbildung<br />
der hauptamtlich Mitarbeitenden, insbesondere<br />
der Pfarrerinnen und Pfarrer. Solange wir<br />
hervorragend ausgebildete, berufserfahrene, ja<br />
oftm<strong>als</strong> sogar doppelt qualifizierte Theologinnen<br />
und Theologen überhaupt nicht adäquat einsetzen<br />
können, weil es gar nicht genug Stellen gibt,<br />
kann ich den Sinn weiterer Fortbildung nicht<br />
erkennen.<br />
Ich weiß von Personalreferenten aus drei verschiedenen<br />
Landeskirchen, die darüber stöhnen,<br />
dass sich ihre Pfarrerinnen und Pfarrer viel zu viel<br />
fortbilden – oftm<strong>als</strong> sogar noch auf eigene Kosten.<br />
Es ist Verschwendung von Zeit, Geld, Kraft und<br />
Hoffnung derjenigen, die sich hochmotiviert fortbilden<br />
und dennoch nur eine halbe Stelle bekommen<br />
oder gar nach der Rückkehr aus einem Auslandspfarramt<br />
oder der Militärseelsorge in den<br />
Wartestand versetzt werden. Oder <strong>als</strong> theologischer<br />
Nachwuchs gar arbeitslos bleiben. Wie soll<br />
sich da Leistung lohnen?<br />
Bisweilen wird dem entgegengehalten, dass<br />
man sich auch mit einer halben Stelle hundertprozentig<br />
in einer Gemeinde betätigen könne, ja<br />
sogar solle. Ich halte das für eine ungerechte<br />
Struktur. Wenn die EKD – zu Recht – eine gerechte<br />
und nachhaltige Weltwirtschaftsordnung einfordert,<br />
kann sie in ihrem eigenen Bereich schwerlich<br />
ungerechte Strukturen fördern. Insofern vermisse<br />
ich konkrete Vorschläge dazu, wie der offensichtlich<br />
anstehende Stellenabbau menschlich und<br />
wirtschaftlich fair gestaltet werden könnte.<br />
Vor diesem Hintergrund müssten wir auch<br />
kritisch über den verstärkten Einsatz ehrenamtlicher<br />
Arbeit nachdenken. Eine erhebliche Anzahl<br />
von Menschen kann es sich finanziell gar nicht<br />
leisten, ohne Bezahlung zu arbeiten. Sie ist darauf<br />
angewiesen, etwas zu verdienen. Wenn unbezahltes<br />
Laienengagement <strong>als</strong> wesentlicher Faktor<br />
angestrebt wird, dann bedeutet das auch eine<br />
strukturell vorgegebene Ausgrenzung best<strong>im</strong>mter<br />
Gruppen – wo doch gerade die Milieuverengung<br />
überwunden werden sollte.