Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
70 redebeiträge zum eröffnungsplenum<br />
72<br />
Zur Freiheit sind wir berufen durch das Evange-.<br />
lium (Galater 5,1.13).<br />
Das Evangelium, das uns zur Freiheit beruft,<br />
ist nicht das Produkt der <strong>Kirche</strong> (2. Korinther 2,17).<br />
Eher ist die <strong>Kirche</strong> das „Produkt“ des Evangeliums.<br />
Diese Verhältnisbest<strong>im</strong>mung zu kennen und<br />
ernst zu nehmen, scheint mir ein geistliches Qualitätsmerkmal<br />
zu sein, um das sich die <strong>Kirche</strong> in<br />
der Sorge um ihre Zukunft nicht bringen sollte. Es<br />
schützt sie davor, sich <strong>als</strong> religiöse Dienstleistungsorganisation<br />
zu verstehen.<br />
Auf der anderen Seite weiß sich unsere <strong>Kirche</strong><br />
unter ökonomischem Druck. Mitgliederschwund<br />
und Finanzsorgen lassen uns nach Strukturanpassungen<br />
und einer Qualitätsverbesserung<br />
geistlichen Handelns fragen.<br />
Was dabei zu beachten ist, mache ich mir<br />
anhand eines Beispiels von Fulbert Steffensky klar.<br />
Er überlegt: „Was bewirkt eigentlich ein Segen?<br />
Nichts und alles! Nichts: die Frage nach der Wirkung,<br />
der ‚Rendite‘ des Segens ist magienahe und<br />
stört die große poetische Geste. Die besten Sachen<br />
(…) beabsichtigen nichts, und sie werden durch<br />
die Beabsichtigung verdorben. Alles ist <strong>im</strong> Segen:<br />
er ist die große Aufführung der Sehnsucht der<br />
Geschöpfe und der Versprechungen Gottes. (…)<br />
Wir zwingen Gottes Nähe nicht herbei durch<br />
unsere Gesten und Segensformeln. Aber sie .<br />
spielt sich auf in den Gesten und Worten des<br />
.Segens.“ 1<br />
Welches Gestalten kann auf ökonomische<br />
Imperative reagieren, ohne die Freiheit zu verderben?<br />
Wir brauchen ein Gestalten, das unterscheidet<br />
zwischen unserer produktiven Tätigkeit, die auf<br />
Wirkung bedacht ist, und einem darstellenden<br />
Handeln, in dem Gottes Nähe „frei aufspielen“<br />
kann – kann, aber nicht muss. Denn der Heilige<br />
Geist ist nicht dazu da, unsere Ziele zu bestätigen.<br />
Wir brauchen ein Gestalten, das zwischen<br />
Betriebswirtschaftlichem und Geistlichem unterscheidet.<br />
Betriebswirtschaftliches sollte entsprechend<br />
evaluiert werden. Davon unterscheiden wir, was<br />
geistlich ist und geistlich beurteilt werden will.<br />
Daher sollten wir uns <strong>im</strong> Geistlichen keine Ziele<br />
setzen, die von Zahlenmagie gefesselt sind. Vielmehr<br />
sollten wir Ziele <strong>als</strong> öffnende Themen suchen<br />
und formulieren.<br />
Wir brauchen ein Gestalten, dem es zuerst um<br />
den Glauben geht. Es organisiert den Gestaltungsprozess<br />
selbst partizipativ und transparent.<br />
Ihm ist personale Nähe zwischen Menschen wichtig.<br />
Auch kirchlich Distanzierte werden dabei um<br />
ihrer selbst willen interessant und gefragt sein –<br />
nicht nur <strong>als</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzahler.<br />
Schließlich brauchen wir ein Gestalten, das<br />
weder auf das eigene Defizit fixiert ist noch einseitiger<br />
<strong>Aufbruch</strong>srhetorik verfällt, sondern das<br />
sich am Versprechen von Gottes Nähe orientiert.<br />
Um seinen Segen lasst uns bitten!<br />
1<br />
Fulbert Steffensky, Schöne Aussichten, .<br />
Stuttgart 2006, 137.<br />
Dietrich Lauter<br />
Kreisoberpfarrer, Köthen<br />
<strong>Kirche</strong> braucht Freunde<br />
Gemeindliche und kirchliche Arbeit zu stärken, .<br />
ist vorrangiges Ziel. Aber <strong>Kirche</strong> existiert nicht <strong>im</strong><br />
leeren Raum. In ihrem Reden und Handeln muss<br />
sie sich <strong>im</strong>mer auch derer bewusst bleiben, die<br />
nicht zu ihr gehören: Denn es gibt Menschen, die<br />
sich <strong>als</strong> religiös bezeichnen, die aber nicht der<br />
<strong>Kirche</strong> angehören wollen, und solche, die nicht<br />
.religiös sind, denen jedoch die <strong>Kirche</strong> wichtig<br />
ist, die bereit sind zu Mitarbeit und Engagement<br />
– dies gerade in den neuen Bundesländern!<br />
Dass es eine große Zahl von Nichtmitgliedern<br />
gibt, die <strong>Kirche</strong> positiv wahrnehmen, hat für