Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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der Schulanfänger in Sachsen mehr <strong>als</strong> halbiert<br />
hat, ist offensichtlich, vor welch tiefgreifendem<br />
Wandel wir stehen. Vielen Sachsen ist mittlerweile<br />
bekannt, dass die Zahl der Einwohner <strong>im</strong><br />
Freistaat in den nächsten 13 Jahren von 4,3 Millionen<br />
auf 3,7 Millionen sinken wird und das<br />
Durchschnittsalter um fünf auf 49 Jahre steigt.<br />
Die Fakten liegen auf dem Tisch, doch sie<br />
.werden nicht durchdekliniert. Wenn das staatliche<br />
Rentensystem brüchig wird – was heißt das<br />
für mich? Wenn sich die Zahl der über 80-Jährigen<br />
verdoppelt und die Zahl der Kinder sinkt – was<br />
heißt das für unsere Kirchgemeinde? Selber neigt<br />
man dazu, Beruhigungspillen zu schlucken und<br />
sich zu sagen: „Das wird schon nicht so schl<strong>im</strong>m.<br />
Und wenn das so kommt, dann bin ich davon<br />
nicht betroffen, sondern die anderen.“ Einen Riester-Vertrag<br />
habe ich zum Beispiel <strong>im</strong>mer noch<br />
nicht abgeschlossen – obwohl ich weiß, dass<br />
.meine Generation der 30-Jährigen keine Rente<br />
erhalten wird, die über dem Sozialhilfeniveau<br />
liegt. Und in meiner Kirchgemeinde haben wir<br />
auch noch nicht darüber gesprochen, wer <strong>im</strong> Jahr<br />
2030 in den Kirchbänken sitzen wird. Dass sich in<br />
unserer Gesellschaft ein tiefgreifender Wandel<br />
vollzieht, ist mittlerweile in den Köpfen. Nun sollten<br />
wir aus den Fakten Schlüsse ziehen! Es<br />
.müssen Pläne und Taten folgen. Einerseits sollten<br />
wir der demografischen Wahrheit ins Auge<br />
.blicken, anderseits sollten wir verstärkt Nichtchristen<br />
einladen, die Frohe Botschaft zu hören.<br />
Zwei Themen möchte ich anreißen:<br />
1. Die <strong>Kirche</strong> muss sich mehr um Familien<br />
.kümmern. Eltern mit Kindern lassen sich .<br />
leicht für kirchliche Angebote interessieren<br />
– zum Beispiel für die klassische Krabbel-.<br />
gruppe oder für ein Elterncafé, in dem man .<br />
sich über Erziehungsfragen austauscht. Die<br />
Arbeit mit Kindern eröffnet den Zugang zu<br />
den Eltern und Großeltern: Wird <strong>im</strong> kirchlichen<br />
Kindergarten das Krippenspiel aufgeführt,<br />
dann lassen sich das die wenigsten<br />
entgehen. Und noch etwas: Wenn Mutter<br />
und Vater in der Lage sind, ihrem Kind von<br />
ihrem Glauben zu erzählen und Glauben<br />
einzuüben (zum Beispiel durch das Tischgebet),<br />
dann ist nicht nur der Grundstein für<br />
ein gelingendes Leben des Kindes gelegt,<br />
sondern auch die <strong>Kirche</strong> wächst dadurch.<br />
2. Mit der Diakonie haben wir <strong>als</strong> <strong>Kirche</strong> eine<br />
Organisation, die täglich zigtausend Menschen<br />
erreicht. <strong>Der</strong> Einsatz für Kinder, Senioren,<br />
Obdachlose etc. wird von der Gesellschaft hoch<br />
geschätzt. Die Diakonie braucht jedoch ein<br />
schärferes Profil – nicht nur, um die Menschen<br />
zum Glauben einzuladen, sondern auch, um<br />
auf dem Markt der sozialen Dienstleistungen<br />
bestehen zu können. Es muss deutlicher<br />
werden, dass die Liebe, die wir <strong>als</strong> Christen<br />
selbst erfahren haben, Motivation ist, um<br />
anderen Menschen in Liebe zu begegnen.<br />
Wenn diakonischer Dienst und Kirchgemeindearbeit<br />
stärker verknüpft werden, dann<br />
erkennen Außenstehende besser, dass die<br />
Diakonie eine Frucht des Glaubens ist.<br />
Heidi Kuhfus<br />
Vikarin, Lemgo<br />
Im Jahr 2030 bin ich 56 Jahre. D. h., wenn Gott<br />
will, kann ich das Erreichen der in den Leuchtfeuern<br />
gesetzten Ziele <strong>im</strong> aktiven Berufsstand<br />
erleben und mich bis dahin dafür einsetzen.<br />
Allein aus diesem Grund – nicht wegen reichlicher<br />
Erfahrung oder besonderer Position<br />
– wage ich mich hier zu Wort zu melden.<br />
Die Ziele sind hochgesteckt. Ich finde es gut,<br />
den Menschen der <strong>Kirche</strong> – und Gott – viel zuzutrauen.<br />
Sich Ziele setzen, mutig Veränderungen<br />
anstreben verhindert, in Schwierigkeiten zu erstarren.<br />
Diesen Mentalitätswandel gestalte ich<br />
gerne mit.<br />
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