Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
70 redebeiträge zum eröffnungsplenum<br />
56<br />
dass in der <strong>Kirche</strong> vieles gut läuft. Überdies sind<br />
bei jeder angestrebten Reform auch paradoxe<br />
Effekte zu erwarten. Deshalb ist Behutsamkeit und<br />
Umsicht gefragt. Nicht behutsam ist es zu nennen,<br />
wenn eine seit 2000 Jahren bewährte Gemeindestruktur<br />
radikal umgebaut werden soll und mit<br />
dem Versuch, die Zahl der Ortsgemeinden von .<br />
80 auf 50 Prozent drastisch zu reduzieren und dafür<br />
diffuse Netzwerkgemeinden von 5 auf 25 Pro-.<br />
zent zu steigern, Modernisierungsvorstellungen<br />
der 1970er- Jahre, die sich aus gutem Grund nicht .<br />
umsetzen ließen, nun doch noch realisiert werden<br />
sollen. Die <strong>Kirche</strong> lebt <strong>als</strong> Leib Christi zentral von<br />
den vielen überschaubaren personalen Gemeinschaften<br />
vor Ort und von der Vertrautheit von Ge-.<br />
sichtern und Räumen, die nachgewiesenermaßen .<br />
die Bindung an die <strong>Kirche</strong> am nachhaltigsten stär-.<br />
ken. Das mangelnde Bewusstsein für die Geschichte .<br />
der <strong>Kirche</strong> Jesu Christi zeigt sich <strong>im</strong> Übrigen auch .<br />
daran, dass modischen Trends ungebührlich viel .<br />
Bedeutung zugeschrieben wird. So wichtig die City-.<br />
kirchenarbeit ist, so wenig ist absehbar, wie sich<br />
der Citykirchenboom in 25 Jahren darstellen wird.<br />
oder ob nicht schon demnächst ein Sättigungsgrad .<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf seine Möglichkeiten erreicht ist.<br />
3. Die Krise der <strong>Kirche</strong> – ein Managementproblem?<br />
Das Management, die Personalentwicklung und<br />
Personalführung in der <strong>Kirche</strong> zu verbessern ist<br />
ganz gewiss ein nicht zu unterschätzendes Anliegen<br />
auf dem Weg der <strong>Kirche</strong> in die Zukunft, aber<br />
es löst nicht das Zentralproblem der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>. Das Zentralproblem der <strong>Kirche</strong> ist eine<br />
geistliche Orientierungskrise, es ist das Problem,<br />
das die <strong>Kirche</strong> Mitteleuropas seit der Aufklärung<br />
belastet und das sich in den letzten Jahrzehnten<br />
durch die zunehmenden Säkularisierungsprozesse<br />
und durch einen weit verbreiteten Gewohnheitsatheismus<br />
noch einmal zugespitzt hat – das<br />
Problem der Artikulationsfähigkeit des christlichen<br />
Glaubens unter modernen Bedingungen.<br />
Die häufig zu beobachtende Banalisierung und<br />
Moralisierung der christlichen Botschaft auf der<br />
einen und die Flucht in eine eindeutige, gleichsam<br />
zeit- und kontextlos gültige Sprache der Dogmatik<br />
auf der anderen Seite – beides ist Indiz für die<br />
Artikulations- und damit auch Glaubwürdigkeitsschwäche<br />
der evangelischen <strong>Kirche</strong> in Deutschland.<br />
Meine These ist, dass ein „Wachsen gegen<br />
den Trend“ neben einer nachhaltigen religiösen<br />
Sozialisationsarbeit am ehesten von engagierten,<br />
verständlichen und theologisch substanziellen<br />
Predigten zu erwarten ist, von Predigten, die ein<br />
Gespräch mit den Menschen über ihr Leben führen<br />
und der säkularen Umwelt Impulse und konstruktive<br />
Irritationen vermitteln. Wie dieses Ziel<br />
erreicht und Predigten konkret verbessert werden<br />
können, dazu finden sich in dem Papier keinerlei<br />
Vorschläge. In diesem Zusammenhang wären <strong>im</strong><br />
Übrigen auch die theologischen Fakultäten und<br />
die Ausbildung des professionellen Nachwuchses<br />
stärker in den Blick und in die Pflicht zu nehmen.<br />
Katharina Katt<br />
Vorsitzende der Konferenz Kirchliche Werke<br />
und Verbände in der EKD, Freiburg<br />
<strong>Kirche</strong> der Freiheit – eine <strong>Kirche</strong> in der Welt, eine<br />
<strong>Kirche</strong> vor Ort?<br />
Im Prozess der Neuorientierung der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> hat der Rat der EKD mit<br />
dem Impulspapier wichtige geistliche<br />
und organisatorische Impulse gesetzt.<br />
Aus Sicht der Kirchlichen Werke und Verbände<br />
drei Aspekte:<br />
1. Die <strong>Kirche</strong> der Zukunft übt ein ethischmoralisches<br />
Wächteramt aus!<br />
Die <strong>Kirche</strong> soll Lobbyistin für gesamtgesellschaftlich<br />
relevante Wertefragen sein. <strong>Der</strong>