Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
70 redebeiträge zum eröffnungsplenum<br />
54<br />
Jugendgruppen und Kindergärten, ohne Hospizgruppen<br />
und Besuchsdienstkreise, ohne Asylkreise<br />
und Arbeitsloseninitiativen, ohne Vesperkirchenteams<br />
und Eine-Welt-Läden! Wie arm<br />
wären wir ohne die evangelischen Beratungseinrichtungen,<br />
die Bildungsangebote, die ökumenischen<br />
Verbindungen in alle Welt! Was für ein<br />
Bild von <strong>Kirche</strong> wird transportiert, wenn das Impulspapier<br />
diese engagierte Arbeit, die aus der<br />
Hoffnung auf das Reich Gottes lebt, nicht ebenso<br />
zu den kirchlichen Kernangeboten rechnet, wie<br />
die Gottesdienste und die Begleitung von Menschen<br />
bei Kasualien?<br />
Bevor wir weiter über kirchliche Strukturen<br />
und ihre Veränderung nachdenken, brauchen wir<br />
eine vertiefte ekklesiologische Diskussion. Diese<br />
sollte auch danach fragen, inwieweit die Rede .<br />
von den Kernaufgaben mit ihrer vorausgesetzten<br />
Unterscheidung von Zentrum und Peripherie, von<br />
Kern und Rand, eigentlich hilfreich ist. Wir müssen<br />
über theologische Grundfragen ins Gespräch<br />
kommen und die Spannung zwischen dem <strong>Kirche</strong>nbegriff<br />
lutherischer und reformierter Tradition<br />
klären. Wir müssen neu danach fragen, was unsere<br />
<strong>Kirche</strong> zur <strong>Kirche</strong> Jesu Christi macht, welchen<br />
Auftrag sie von unserem Herrn bekommen hat<br />
und wie wir diesen Auftrag in der heutigen Zeit<br />
angemessen erfüllen können. Wir müssen von<br />
Neuem fragen nach dem richtigen Verhältnis von<br />
Glaube und Tat, Glaube und Gehorsam, von Rechtfertigung<br />
und Heiligung, von priesterlichem und<br />
prophetischem Amt. Wir müssen fragen nach den<br />
Kennzeichen der <strong>Kirche</strong> und danach, wie der Gottesdienst<br />
und die Gemeinschaft <strong>im</strong> Alltag, wie<br />
Liturgie und Diakonie, wie das Abendmahl und<br />
die Aktion Brot für die Welt, wie Gemeindeaufbau,<br />
Mission und kirchlicher Entwicklungsdienst<br />
zusammengehören. Wir müssen neu nachdenken<br />
darüber, was es für die Best<strong>im</strong>mung kirchlicher<br />
Zukunftsaufgaben heißt, dass wir unter dem<br />
Zuspruch und zugleich unter dem Anspruch Jesu<br />
stehen, Salz der Erde zu sein und Licht der Welt.<br />
Almuth Jürgensen<br />
Pastorin, Siebenbäumen<br />
Im zweiten Leuchtfeuer wird die Vielfalt<br />
der Gemeindeformen in der evangelischen<br />
.<strong>Kirche</strong> favorisiert. Dies begrüße ich – ebenso<br />
wie die Herausforderung, die das ganze<br />
Impulspapier für unsere <strong>Kirche</strong> darstellt!<br />
Die Unterscheidung zwischen „Ortsgemeinde“<br />
und „Profilgemeinde“ ist jedoch nicht plausibel.<br />
Jede Ortsgemeinde ist Profilgemeinde. Solange in<br />
einer <strong>Kirche</strong> bzw. <strong>Kirche</strong>ngemeinde das Licht auf<br />
dem Berge – oder auch in einem Stall – leuchtet,<br />
gibt es ein Profil. Jede Ortsgemeinde muss sich<br />
anstrengen, ihr Profil zu schärfen – und freut sich<br />
dabei über Gemeindeberatung und über Förderung<br />
von außen.<br />
Ich bin Pastorin in zwei Dorfgemeinden in<br />
Sichtweite der Lübecker Kirchtürme. Diese Dorfgemeinden<br />
unterscheiden sich in den Bereichen<br />
der traditionellen Arbeit wenig: Gottesdienst,<br />
Seelsorge, Traditionsvermittlung, <strong>als</strong>o Arbeit mit<br />
Kindern und Konfirmanden / Konfirmandinnen.<br />
Dennoch haben sie unterschiedliche Gesichter, die<br />
durchaus wahrzunehmen sind: hier vermehrt<br />
Feste <strong>im</strong> schönen Kirchraum oder unterm Walnussbaum<br />
<strong>im</strong> Pastoratsgarten, ein familienorientiertes<br />
Angebot – dort eine ausgeprägte sozialräumliche<br />
Perspektive, eine enge Zusammen-.<br />
arbeit mit den Vereinen vor Ort.<br />
Die Reduzierung klassischer ortsgemeindlicher<br />
Angebote (durch weniger Geld) würde der<br />
Ausstrahlung der Ortsgemeinde schaden: weniger<br />
Konfirmandenfreizeiten, weniger Gottesdienstvariationen<br />
usw. Dieser Prozess ist in manchen<br />
Gegenden ja schon deutlich spürbar.<br />
Jede <strong>Kirche</strong>ngemeinde hat ihr eigenes Gesicht<br />
– und die vielen unterschiedlichen Gesichter von<br />
Gemeinden prägen das eine Gesicht von <strong>Kirche</strong>.<br />
„Ortsgemeinden“ und „Profilgemeinden“ lassen<br />
sich nicht gegeneinander ausspielen. Sie sind<br />
keine Alternativen oder zwei Grundformen (S. 54),