Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Missionsauftrag gehört, erwächst die Bereitschaft,<br />
missionarisch und diakonisch zu handeln. Nur<br />
durch einen Glauben, der sich auf Bildung gründet,<br />
kann evangelische <strong>Kirche</strong> ihren vom Evangelium<br />
her gegebenen Öffentlichkeitsauftrag <strong>im</strong><br />
gesellschaftlichen Dialog kompetent wahrnehmen,<br />
wenn dieser Öffentlichkeitsauftrag mehr<br />
sein soll <strong>als</strong> „agenda setting“.<br />
Damit werden auch die D<strong>im</strong>ensionen der<br />
Mission und Ökumene sowie des zunehmend<br />
wichtiger werdenden interreligiösen Dialogs in<br />
den Prozess eingetragen. „Geht hin in alle Welt<br />
und lehret sie“ (Matthäus 28,9.20) zielt auf die<br />
Weitergabe des Glaubens, auf die Reflexion über<br />
den Glauben und damit auf ein Mündigsein <strong>im</strong><br />
Glauben. Glauben ist zwingend angewiesen auf<br />
religiöses Wissen (Kanon), aber auch auf<br />
Auseinandersetzung, auf Begründungen, auf<br />
Kritik und auf Zweifel. Dies gilt unbeschadet der<br />
Tatsache, dass das Zum-Glauben-Kommen und<br />
das Leben aus Glauben <strong>im</strong>mer ein unverfügbares<br />
Wirken des Heiligen Geistes ist.<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> versteht sich somit<br />
<strong>im</strong>mer auch <strong>als</strong> Gemeinschaft, die aus dem Glauben<br />
an den trinitarischen Gott heraus das Evangelium<br />
verkündet und die Sakramente ordnungsgemäß<br />
verwaltet (CA 7). Diese in der Confessio<br />
Augustana festgeschriebenen Mindestvoraussetzungen<br />
von <strong>Kirche</strong> beinhalten die auszudifferenzierenden<br />
Aufgaben Verkündigung, Mission,<br />
Diakonie – und Bildung. Denn <strong>als</strong> Sprach- und<br />
Interpretationsgemeinschaft bringt sie das Verstehen<br />
und das Vertrauen auf das Wort zu Gehör,<br />
sonst kann das Evangelium nicht weitergegeben<br />
werden. Gott, Mensch und Welt müssen aus der<br />
Perspektive des sola scriptura <strong>im</strong>mer wieder neu<br />
gelesen und buchstabiert werden. Insoweit gehört<br />
Bildung existenziell zum Auftrag von <strong>Kirche</strong>.<br />
Deshalb plädiere ich dafür, den Bildungsauftrag<br />
<strong>als</strong> für die <strong>Kirche</strong> konstitutiv in die Verfassungen<br />
aller Gliedkirchen der EKD ergänzend aufzunehmen.<br />
Katrin Göring-Eckhardt, MdB<br />
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Berlin<br />
Liebe Schwestern und Brüder,<br />
die Erwartungen an Wittenberg sind hoch.<br />
Nichts weniger <strong>als</strong> reformatorischer Geist möge<br />
uns umwehen und uns, die wir aus allen Ecken<br />
Deutschlands zusammengekommen sind und alle<br />
Ebenen unserer <strong>Kirche</strong> repräsentieren, werden<br />
Weichenstellungen für die Zukunft zugetraut.<br />
Damit das gelingt, sollten wir uns nicht auseinanderdividieren<br />
in Strukturfragen und nicht<br />
erst einmal klarstellen, wer wem nichts vorzuschreiben<br />
hat. Sondern wir sollen von den Ideen<br />
sprechen, die wir gemeinsam haben. Wir müssen<br />
<strong>als</strong> <strong>Kirche</strong> Antworten geben können, welche<br />
Rolle Religion und Glaube spielen soll in der<br />
Gesellschaft. Viele Menschen suchen und fragen,<br />
da müssen wir klar sein, weit über die eigenen<br />
Kirchgemeinden hinaus. Deswegen brauchen<br />
wir Reformen und einen neuen <strong>Aufbruch</strong>, nicht<br />
vordergründig, weil wir weniger werden und<br />
das Geld knapp wird. Wer Leidenschaft für das<br />
Evangelium hat, der will verändern und wird<br />
nicht unbedingt an alten Strukturen festhalten.<br />
Mit gutem protestantischem Selbstverständnis<br />
sollen wir sagen, was wir sind und was wir<br />
sein wollen. Welche Leuchtkraft unsere <strong>Kirche</strong><br />
2030 hat, wird davon abhängen, wie überzeugend<br />
wir Gemeinde sind, welche Ausstrahlungskraft<br />
unsere Gemeinschaft hat. Reicht es, dazuzugehören,<br />
zu versuchen, ein guter Mensch zu sein –<br />
oder braucht es mehr, um das Evangelium in die<br />
Welt hinauszutragen?<br />
Wir müssen ein protestantisches Netzwerk<br />
knüpfen, durch alle Schichten der Gesellschaft<br />
hindurch – besonders enge Maschen muss das<br />
Netz unten haben, bei den sozial Schwachen und<br />
bei denen, die draußen sind. Aber wir brauchen<br />
auch ein Netzwerk in alle Bereiche hinein, in Wissenschaft,<br />
Kultur, Medien und Politik. Nur so sind<br />
wir eine lebendige <strong>Kirche</strong>, die in der Welt wirkt.<br />
45