Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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tung vorlegt. Die spannende Frage ist, ob der<br />
Protestantismus in Deutschland noch genügend<br />
gemeinsamen theologischen Vorrat hat, um für<br />
diese Fragen auch überzeugende Antworten zu<br />
finden.<br />
Dr. Jochen M. Arnold<br />
Direktor des Arbeitsbereiches Gottesdienst und<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik, Hildeshe<strong>im</strong><br />
„54, 74, 90, 2006, ja wir st<strong>im</strong>men alle ein. Mit .<br />
dem Herz in der Hand und der Leidenschaft <strong>im</strong><br />
Bein, werden wir Weltmeister sein.“ Haben Sie .<br />
ihn noch <strong>im</strong> Ohr, liebe Schwestern und Brüder,<br />
diesen Ohrwurm von der WM letzten<br />
Sommer? Sicherlich. Er hat mich angeregt,<br />
darüber nachzudenken, was der Fußball eigentlich<br />
mit dem Evangelium zu tun hat. Auf<br />
den ersten Blick ja scheinbar nicht sehr viel.<br />
Be<strong>im</strong> zweiten Hinsehen jedoch einiges:<br />
In beiden Fällen geht es nämlich um eine Herzenssache.<br />
Um eine Sache, die begeistern will und<br />
begeistern kann, besonders dann, wenn sie in<br />
einem ansteckenden Lied ihren Ausdruck findet.<br />
Was den Fußball angeht, so leuchtet das<br />
.spätestens seit dem letzten Sommer ein:<br />
Wenn man diesen Hit hört, ihn – womöglich<br />
mit Tausenden von Fans – mitsingt und dabei .<br />
eine Gänsehaut bekommt, spürt man: Wer mit<br />
Herz und Leidenschaft singt und auch andere<br />
dazu anstiften kann, gehört zu den Siegern. .<br />
Selbst dann, wenn es (wie <strong>im</strong> Halbfinale gegen<br />
Italien) zwischendurch ganz bitter wird und am<br />
Ende nicht für den ersehnten Titel reicht. Wer .<br />
so singt, hat nicht nur Chancen auf den nächsten<br />
Titel, nein, der bekommt ein neues, ein andersartiges<br />
Prädikat zugesprochen: „Weltmeister der<br />
Herzen“.<br />
Sind wir auch Weltmeister der Herzen? Können<br />
wir, meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />
<strong>als</strong> <strong>Kirche</strong> auch Menschen erreichen mit dem, was<br />
wir sagen und tun? Haben wir womöglich auch<br />
einen solchen Song, der mitreißt und das Entscheidende<br />
– unsere Herzenssache eben! – auf<br />
den Punkt bringt? Damit bin ich bei unserem<br />
Jubilar, Paul Gerhardt. Er dichtete ein Kirchlied,<br />
das zum Motto unserer Arbeit <strong>im</strong> Michaeliskloster<br />
Hildeshe<strong>im</strong> geworden ist:<br />
Ich singe dir mit Herz und Mund,<br />
Herr, meines Herzens Lust.<br />
Ich sing und mach auf Erden kund,<br />
was mir von Dir bewusst.<br />
In diesen vier Zeilen steckt fast alles drin, .<br />
was uns trägt:<br />
1. „Ich singe dir …“ Das beste und höchste Ziel<br />
ist: Gott loben und ihm die Ehre geben. Dies<br />
ist der hymnische, der spirituelle Aspekt<br />
des Singens. Menschen erheben ihre Herzen<br />
und machen mit bewegenden Klängen und<br />
inspirierten Rhythmen Gott groß. Es gilt <strong>als</strong>o<br />
<strong>im</strong>mer noch und <strong>im</strong>mer wieder, was Augustin<br />
sagte: Wer singt, betet doppelt! Also bitte: kein<br />
Gottesdienst ohne die spirituellen Impulse<br />
traditioneller und neuer <strong>Kirche</strong>nmusik.<br />
2. „Herr, meines Herzens Lust!“ Wenn ein Mensch<br />
singt und sich freut, dann tut er das aus<br />
innerer Begeisterung heraus mit Leib und<br />
Seele, nicht nur mit dem Kopf oder der St<strong>im</strong>me.<br />
<strong>Der</strong> ganze Mensch kommt zum Klingen,<br />
summt, lacht, jubelt und klatscht, groovt,<br />
hüpft und tanzt. Singen darf Spaß machen,<br />
<strong>im</strong> besten Sinne des Wortes lustvoll sein.<br />
Solche Sätze kann man in einer <strong>Kirche</strong>, die<br />
an 2030 denkt, gar nicht oft und laut genug<br />
sagen. Also bitte: keine Gemeindepädagogik<br />
ohne kirchenmusikalische Impulse.<br />
3. „Ich sing und mach auf Erden kund!“ Eine am<br />
Evangelium ausgerichtete <strong>Kirche</strong>nmusik hat<br />
auch eine missionarische D<strong>im</strong>ension. Sie .<br />
bleibt nicht für sich <strong>im</strong> stillen Kämmerlein, .<br />
sie wird öffentlich, schallt hinaus ins Land,<br />
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