Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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sollte er mal nachschauen, wie es bei den Christen<br />
glänzt. Und er kam und sah: Es hat überhaupt<br />
nicht geglänzt. Er schreibt:<br />
„Hilf, lieber Gott, welchen Jammer habe ich<br />
gesehen, dass die einfachen Leute doch so gar<br />
nichts wissen von der christlichen Lehre, besonders<br />
auf den Dörfern. Und leider sind viele Pfarrherrn<br />
sehr ungeschickt und untüchtig zu lehren;<br />
doch sollen sie alle Christen heißen, getauft sein<br />
und sollen die heiligen Sakramente genießen,<br />
können aber weder Vaterunser noch das Glaubensbekenntnis<br />
oder die Zehn Gebote, leben dahin<br />
wie das liebe Vieh und wie unvernünftige<br />
Säue, und wo (nun) das Evangelium gekommen<br />
ist, haben sie dennoch fein gelernt, alle christliche<br />
Freiheit meisterlich zu missbrauchen.“<br />
Sie haben vor allem gelernt, alle christliche<br />
Freiheit meisterlich zu missbrauchen.<br />
Das lernen sie ganz schnell, bis auf den heutigen<br />
Tag.<br />
Eigentlich ist Luthers Analyse katastrophal.<br />
Heute ist das besser – das müssen wir auch mal<br />
sagen. Aber <strong>im</strong>merhin – es ist eine katastrophale<br />
Analyse! Aber Luther hat sich eben nicht damit<br />
abgefunden und angefangen zu jammern,<br />
.sondern hat klar gesehen: Jetzt muss etwas getan<br />
werden. Er hat sich hingesetzt und den Kleinen<br />
Katechismus geschrieben. <strong>Der</strong> Text, den ich gelesen<br />
habe, ist das Vorwort vom Katechismus –<br />
leider ist er <strong>im</strong> Gesangbuch nicht mit abgedruckt.<br />
Eine solche Aufgabe bleibt unserer <strong>Kirche</strong> bis<br />
heute. Menschen zuzubereiten, dass der Heilige<br />
Geist in ihre Herzen schreiben kann. Das werden<br />
wir hoffentlich auch in Zukunft <strong>im</strong>mer wieder tun,<br />
denn – wir erinnern uns – begeisterte Christen<br />
sind die allerbeste Empfehlung in Sachen Gottes.<br />
Aus alledem leite ich vier Folgerungen für .<br />
uns ab:<br />
1.<br />
Wenn man das hört mit dem Heiligen Geist und<br />
dem Glänzen und dem Decke-über-den-Kopf-Ziegeistliche<br />
voten<br />
predigt <strong>im</strong> abschlussgottesdienst<br />
132<br />
Jesus nennt sie kleingläubig und hilft ihnen<br />
trotzdem. Er hätte ja auch sagen können, das habt<br />
ihr nun davon – euer kleiner Glaube rettet euch<br />
nicht. Nein, er hilft den Kleingläubigen und sagt,<br />
so legt Luther aus:<br />
„<strong>Der</strong> Herr nennt sie kleingläubig. Er bekennt<br />
damit, dass sie einen Glauben haben, aber es sei<br />
ein kleiner, schwacher Glaube. Denn wo sie gar<br />
keinen Glauben gehabt hätten, würden sie Christus<br />
in der Not nicht aufgeweckt haben. Dass sie<br />
ihn aber aufwecken, das ist ein Stück des Glaubens.<br />
Denn niemand kann Gott anrufen, besonders<br />
in der Not, er habe denn den Glauben. …<br />
Darum ist’s eine große Gnade Gottes, wenn wir<br />
auch einen schwachen Glauben haben, dass wir<br />
nicht unter dem Haufen derer sind, die an Gottes<br />
Hilfe verzweifeln.“<br />
Also selbst der kleine Glaube ist eine Gnadengabe<br />
Gottes. Und das ist schon ganz gut – jedenfalls<br />
hilft sie zur Rettung. Sie lässt uns den kennen,<br />
den wir anrufen müssen. Wir schreien da nicht,<br />
„Hilfe wir versinken“, sondern wir schreien, „Herr<br />
hilf, wir versinken“, „dass wir nicht unter dem Haufen<br />
derer sind, die an Gottes Hilfe verzweifeln“.<br />
Es ist gut, das zu wissen und die Adresse zu<br />
kennen, an die wir uns wenden in der Not. Dieses<br />
Wissen beschreibt Paulus, wenn er berichtet, dass<br />
er die Korinther durch seinen „Dienst zubereitet“,<br />
<strong>als</strong>o unterrichtet und eingewiesen, hat. Er hat<br />
geholfen, die Christen in Korinth vorzubereiten,<br />
damit der Heilige Geist in ihr Herz schreiben<br />
kann, damit sie leuchten. Genau diese Aufgabe ist<br />
auch uns geblieben bis zum heutigen Tag. Und<br />
genau dazu, wie diese Aufgabe anzugehen ist,<br />
kann man hier in Wittenberg genug erfahren.<br />
Hier wurde ja <strong>im</strong>mer versucht, dazu zu helfen,<br />
dass die Menschen zubereitet werden, dass sie <strong>im</strong><br />
Glauben – jedenfalls ein bisschen – wachsen sollen,<br />
damit der Heilige Geist in die Herzen schriebe.<br />
Martin Luther ist da ein gutes Beispiel: Als er<br />
von seinem Kurfürsten losgeschickt wurde hier in<br />
dieser Gegend – Torgau, Delitzsch, Eilenburg –, da