Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wie viel herrlicher <strong>als</strong> dam<strong>als</strong> bei Mose, was<br />
schon so toll war, dass Mose geglänzt hat und sich<br />
verhüllen und eine Decke über sein Gesicht hängen<br />
musste, um nur niemanden zu blenden. (Nachzulesen<br />
<strong>im</strong> zweiten Mosebuch, Kapitel 34, 27 – 35)<br />
Bruder Paulus begeht da allerdings eine kleine<br />
Gemeinheit und sagt, der Mose habe die Decke<br />
auf seinem Gesicht gehabt, nicht nur weil er geglänzt<br />
hat, sondern weil er wusste, das Glänzen<br />
hört auch wieder auf und dann sind die Leute<br />
enttäuscht, deswegen habe er sich eine Decke<br />
übergehängt. Denn dieses Glänzen ist ein endliches,<br />
vergängliches Glänzen. Das kennen wir<br />
auch: Man kann ja sein Licht auch unter den<br />
Scheffel stellen, damit die Leute nicht merken, .<br />
dass es schon lange aus ist.<br />
Und so ähnlich interpretiert Paulus den Mose.<br />
Und er sagt nun:<br />
„Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind<br />
wir voll großer Zuversicht und tun nicht wie Mose,<br />
der eine Decke vor sein Angesicht hängte, damit<br />
die Israeliten nicht sehen konnten das Ende der<br />
Herrlichkeit, die aufhört.“<br />
Denn die Herrlichkeit, in eure Herzen geschrieben,<br />
hört überhaupt nicht auf. Ihr seid jetzt frei<br />
von der Decke:<br />
„Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem<br />
Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem<br />
Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von<br />
einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der<br />
der Geist ist.“<br />
Liebe Schwestern und Brüder, jetzt müssten<br />
hier alle strahlen. Ich habe mir schon vorgestellt,<br />
medienwirksam wäre es, wenn jetzt alle mit einer<br />
Decke über dem Gesicht hier sitzen würden. Das<br />
würde gut rüberkommen. Aber die ist weggetan.<br />
Ihr sollt jetzt leuchten. Und zwar in einer beständigen<br />
Helligkeit, die sogar <strong>im</strong>mer noch zun<strong>im</strong>mt –<br />
von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Sie merken, liebe<br />
Brüder und Schwestern, ein bisschen beschämt<br />
der Paulus uns. Denn das ist ja das, was wir sofort<br />
und <strong>im</strong>mer wieder merken: So dolle leuchten wir<br />
nicht. Und unsere Prognosen leuchten auch nicht<br />
so dolle. Unser Zukunftskongress – sicherlich, da<br />
war was Leuchtendes! Aber ich – und Sie sicher<br />
auch – erleben so viele Sitzungen, da ist nichts<br />
Leuchtendes. Und das kennen Sie alle genug. Und<br />
man fragt sich, was hat denn der Paulus da gemeint.<br />
Warum glänzt es denn bei uns so wenig?<br />
Und man fragt sich natürlich, woran liegt das?<br />
Und man fragt sich sehr zu Recht, liebe Schwestern<br />
und Brüder, war das denn früher anders.<br />
Haben die so dolle geglänzt? In der Geschichte<br />
unserer <strong>Kirche</strong> könnten wir auch eine Geschichte<br />
der Sorgen um diese <strong>Kirche</strong> schreiben und der<br />
Kümmernisse und der Kläglichkeit.<br />
Da tritt dann die Geschichte von der Sturmstillung<br />
auf den Plan, weil nämlich da ganz deutlich<br />
wird – und das tröstet doch – : Selbst die Jünger<br />
Jesu haben so dolle nicht geglänzt, dam<strong>als</strong> <strong>im</strong><br />
Boot. Diese Geschichte kann nun wirklich eine<br />
Trostgeschichte sein für alle, die nur mäßig glänzen:<br />
Martin Luther hat hier in dieser <strong>Kirche</strong> darüber<br />
gepredigt und sagt:<br />
„Diese Geschichte sollen wir gut merken, auf<br />
dass wir wissen, wie es sich anlässt, wenn die<br />
Lehre vom Glauben auf den Plan kommt. Und wir<br />
sollen gleich ein Sprichwort draus machen und<br />
sagen: So geht’s, kommt Christus in das Schiff, so<br />
wird’s nicht lange still bleiben, es wird ein Wetter<br />
und Ungestüm kommen, die Sonne scheint nicht<br />
mehr, und das Meer wütet und tobt.“<br />
Ja, so geht’s! Und wir hatten gedacht, wir<br />
könnten so in aller Ruhe, kulturvoll über den See<br />
fahren. Und wenn schon wir nicht glänzen, vielleicht<br />
dann das Wasser und das Mondlicht. Ein<br />
bisschen irdischer Segen dazu. Und dann kommt<br />
es aber ganz anders! So geht’s! Wenn Christus in<br />
das Boot tritt, wird es unruhig. Und, liebe Schwestern<br />
und Brüder, das Gute daran ist und das Verwunderliche,<br />
das Luther in seiner Predigt besonders<br />
herausgestellt hat: Jesus tadelt die Jünger,<br />
dass sie einen kleinen Glauben haben, oder fragt<br />
in der Lukas-Variante, wo ist euer Glauben?<br />
131