Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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Probleme. Zu klein deswegen die Möglichkeiten,<br />
dauerhaft gutes und qualitätvolles Programm<br />
anzubieten. Das, was die beiden Kleinen erwartet<br />
hätte, wäre ein Hungerleider-Dasein <strong>im</strong> großen<br />
ARD-Verbund gewesen. Zum Leben zu wenig, zum<br />
Sterben zu viel.<br />
Da das Thema Fusion in diesen Wittenberger<br />
Tagen bei Ihnen eine sehr große Rolle spielt, möchte<br />
ich unsere Erfahrungen in drei Schritten schildern.<br />
Vorher: Von h<strong>im</strong>melhohen Erwartungen und<br />
abgrundtiefen Befürchtungen<br />
Im Fusionsprozess: Turbulenzen, Luftlöcher,<br />
Beinahe-Zusammenstöße<br />
Nach der Fusion: Im neuen Alltag neue Wege<br />
gehen<br />
Vorher: Bei uns spielten – wie bei Ihnen –<br />
.Zukunftsfragen eine entscheidende Rolle. Die<br />
.Ausgangslage war: Wir werden es nicht ge-.<br />
trennt schaffen, wir müssen es miteinander<br />
.versuchen. Rückblickend stelle ich fest: Das war<br />
die schlechteste Voraussetzung nicht. Fusionen<br />
bleiben so lange <strong>im</strong> unverbindlichen „Wir .<br />
können auch anders“-Bereich, solange kein<br />
.wirklicher Druck entsteht. Bitte unterschätzen .<br />
Sie bei der Vorbereitung einer Fusion nie die<br />
.„Früher war alles schöner und besser“-Fraktion.<br />
Sie gewinnt absolute Mehrheiten, sobald klar .<br />
ist, dass schmerzhafte Konsequenzen unausweichlich<br />
sind. Die wilden, ungezügelten Hoffnungen,<br />
die sich ebenfalls auf eine Fusion richten,<br />
haben damit zu tun, dass viele Menschen glücklicherweise<br />
Opt<strong>im</strong>isten sind. Kommen zwei Sender<br />
zusammen wie bei uns, sind über Nacht alle<br />
wichtigen Jobs doppelt besetzt: Zwei Chefredakteure,<br />
zwei Sendeleiterinnen, zwei Ingenieure .<br />
etc. und jeder, der seinem Beruf mit Herzblut<br />
nachgeht, ist sich sicher: Künftig werde ich den<br />
Job haben, und nicht mein Kollege, ab heute .<br />
mein Konkurrent. In dieser Situation können .<br />
Sie so weise sein wie König David und dennoch<br />
gravierende Fehler machen. Sie verteilen Enttäuschungen,<br />
Sie verändern Lebenswege, und .<br />
Sie <strong>im</strong>plantieren Verbitterungen. Das müssen .<br />
Sie bedenken und dabei nicht allzu intensiv<br />
.leiden unter allseits bekannten Übelkrähen vom<br />
Stamme „Haben wir ja gesagt, dass alles schlechter<br />
wird“. Denen können Sie es ohnehin nicht<br />
recht machen, und das sollten Sie auch gar nicht<br />
erst versuchen.<br />
Im Fusionsprozess ist das Terrain vermint.<br />
Jederzeit kann eine Mine hochgehen, und zwar<br />
<strong>im</strong>mer dort, wo Sie sie garantiert nicht erwarten.<br />
Dass Menschen ihre Traditionen, ihre Rituale, ihre<br />
Gewohnheiten brauchen, können Sie bereits an<br />
ganz jungen Exemplaren studieren. Als wir<br />
einmal unser Wohnz<strong>im</strong>mer ein wenig umräumten,<br />
versuchte unser Dreijähriger unter<br />
Tränen, die Stehlampe an ihren alten Platz<br />
zurückzuschleppen. Sie stand jetzt f<strong>als</strong>ch,<br />
fürchterlich f<strong>als</strong>ch, wie er fand. Wenn Sie die<br />
gesamte Lebensarchitektur durch eine Fusion<br />
verändern, sind die Widerstände so vielfältig .<br />
wie der Artenreichtum an Quallen, und die sind<br />
ähnlich schlecht zu greifen.<br />
Den Alltag best<strong>im</strong>men plötzlich Kl<strong>im</strong>averpester,<br />
Untersteller, Verleumder, ganz, ganz kleines Karo.<br />
Sie werden es nicht für möglich halten, aber die<br />
Frage, ob ein Wirtschaftsplan DIN A4 hoch oder<br />
DIN A4 quer auszufertigen ist, war zwischen den<br />
Vertretern der Hoch- und denen der Querfraktion<br />
nicht einvernehmlich zu lösen. Da sich der<br />
Kompromiss DIN A3 verbot (zu teuer), musste der<br />
Chef entscheiden. Traurig, aber wahr. In Fusionszeiten<br />
ist das Gerücht, und sei es noch so abstrus,<br />
Ihr täglicher Gegner. Die „Hast du schon gehört“-<br />
Wichtigtuer, die Eckensteher und bitteren „Die da<br />
oben haben sich schon wieder was ausgedacht“-<br />
Trommler haben Hochkonjunktur.<br />
Was haben wir in diesen turbulenten Wochen<br />
und Monaten getan?<br />
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