Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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23.30 Uhr an einem normalen Mittwoch<br />
80.000 Leute (zugegeben nicht <strong>im</strong>mer, aber<br />
.<strong>im</strong>mer öfter).<br />
Nicht dass Sie mich missverstehen.<br />
Ich will hier wirklich kein Loblied auf das<br />
.Medium Fernsehen singen. Es ernährt mich gut,<br />
zahlt meine Miete, es beschäftigt tatsächlich<br />
.erstaunlich viele nette Menschen, aber auch ich<br />
tue alles, um mein Kind von dem Ding fernzuhalten,<br />
auch ich halte Bücherlesen für erheblich<br />
sinnvoller, <strong>als</strong> in die Röhre zu starren.<br />
Aber dennoch: Eine jede Institution und hat<br />
sie noch so hohe Ansprüche – solange Sie darauf<br />
angewiesen ist – möglichst viele Menschen anzusprechen,<br />
muss sich der Bedeutung des Mediums<br />
Fernsehen bewusst sein, muss sich dieses Mediums<br />
bedienen, um die Menschen in der gesamten<br />
Bandbreite einer Gesellschaft zu erreichen.<br />
Es ist eine Illusion zu glauben, wenn wir nicht<br />
hinsehen, gucken auch alle anderen weg. Weder<br />
das Fernsehen noch das Internet, noch Computerspiele<br />
oder Handys werden wieder verschwinden.<br />
Also, machen Sie das Beste daraus! Nutzen Sie .<br />
das Medium. <strong>Der</strong> Geist geht nicht wieder in die<br />
.Flasche zurück.<br />
Schauen Sie sich doch mal bei Kindern um: Die<br />
können sehr viel eher den neuesten Song der<br />
Mercedes-Werbung nachsingen <strong>als</strong> auch nur die<br />
erste Strophe von „Geh aus mein Herz und suche<br />
Freud“, die können Ihnen die Story des letzten<br />
Nutella-Spots erzählen, aber nicht mehr die Weihnachtsgeschichte.<br />
Und Entschuldigung, aber ich<br />
kenne fast nur Kinder von Akademikern, wie ist<br />
das dann bei den vielen anderen, wo sich um Bil-.<br />
dung und Ausbildung gar nicht gekümmert wird?<br />
Aber was ist das Fazit, was hat es für Folgen,<br />
wenn das soeben nur Angerissene auch die Wahrheit<br />
ist? Sind <strong>im</strong>mer die anderen schuld, oder<br />
muss sich eine Gemeinschaft wie diese <strong>Kirche</strong><br />
nicht fragen, ob sie etwas verpasst hat.<br />
Müssen wir nicht unsere Mittel umstellen,<br />
wenn wir die Botschaften erhalten wollen?<br />
Ein Wort zu den Botschaften. Mir fehlen nicht<br />
nur die Gesichter, die Personen und Persönlichkeiten.<br />
Mir fehlen noch mehr die klaren, die deutlichen<br />
Positionen. Viel öfter müsste man die Meinung<br />
der evangelischen <strong>Kirche</strong> auf den Titelseiten<br />
wiederfinden – ich weiß, dass das schwer ist, weil<br />
die Wahrheit so oft in der Mitte liegt.<br />
Aber gerade politische Diskussionen brauchen<br />
Pole. Themen wie Umgang mit Rechtsradikalen,<br />
Umgang mit Terror und Gewalt, mit Naturschutz<br />
und Raubbau an der Umwelt, verwahrlosten<br />
.Kindern und Gewalt in der Familie. Quatsch sagen<br />
Sie, da haben wir doch alle Meinungen dazu, wir<br />
tun ja sogar viel.<br />
Aber bitte: Sagen Sie es lauter, sagen Sie es<br />
deutlicher. Bei einigen dieser Themen ist die richtige,<br />
die soziale, die gute Position nicht schwer.<br />
Werden Sie Stellvertreter für das Gute, das Richtige.<br />
Stellen Sie sich in die erste Reihe der<br />
Demonstrationen gegen rechts – dann erkennt<br />
man Sie auch in der Tagesschau. Zeigen Sie Ihre<br />
He<strong>im</strong>e für verwahrloste Kinder, dann kommen Sie<br />
auch mit Positivgeschichten in die Boulevardmagazine.<br />
An dieser Stelle möchte ich Sie noch mit ein<br />
paar deutlichen Zahlen malträtieren, die aber<br />
leider die Bedeutung des Mediums Fernsehen für<br />
jede Art von Öffentlichkeitsarbeit weiter veranschaulichen:<br />
Täglich 227 Minuten, <strong>als</strong>o fast vier Stunden,<br />
hat der durchschnittliche Deutsche ab 14 Jahren<br />
2006 vor dem Fernseher gesessen. Jeden Tag.<br />
Zum Vergleich: Keine Stunde verbringt er hingegen<br />
pro Tag mit Zeitungen, Zeitschriften oder<br />
Büchern.<br />
1992 2005<br />
106 Min. 220 Min. Fernsehen<br />
96 Min. 221 Min. Hörfunk<br />
32 Min. 28 Min. Tageszeitungen<br />
28 Min. 25 Min. Bücher<br />
20 Min. 12 Min. Zeitschriften<br />
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