Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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Kommunikation und Profilbildung –<br />
Marke evangelisch?<br />
Claudia Bender, Journalistin, 26. Januar 2007<br />
Guten Abend, meine Damen und Herren,<br />
diese kleine Umfrage beweist zwei Dinge: Es gibt<br />
Eis umsonst auf der Grünen Woche und aus<br />
reinen Marketinggründen wäre es schön, wenn<br />
der Papst evangelisch wäre …<br />
Wie Sie sich denken können, haben wir für<br />
diese zwei Minuten viele Leute gefragt – erschreckend<br />
viele können mit dem Begriff „<strong>Kirche</strong>“<br />
gar nichts anfangen – höchstens zu Weihnach-.<br />
ten –, aber alle wissen, dass evangelisch eine Religion<br />
ist und etwas mit der <strong>Kirche</strong> zu tun hat. Das<br />
ist ja schon mal was – und mich hat es sogar erstaunt.<br />
Alle weiteren Nachfragen hingegen ergeben<br />
keine Antworten oder katholische. Daran<br />
muss man etwas ändern. Daran kann man auch<br />
etwas ändern.<br />
Darf oder soll „<strong>Kirche</strong>“ überhaupt eine Marke<br />
sein? Viele von Ihnen sagen sicher spontan nein.<br />
Die <strong>Kirche</strong> ist ja kein Konsumartikel.<br />
Aber soll <strong>Kirche</strong> „in“ sein? Sollte es schick sein,<br />
an Gott zu glauben? Sollte es „hipp“ sein, sich<br />
unter 15-Jährigen sonntags zur <strong>Kirche</strong> zu verabreden,<br />
um danach auf den Bolzplatz zu gehen?<br />
Oder seine Kinder taufen zu lassen?<br />
Geben Sie es zu, das fänden Sie gar nicht so<br />
schlecht?<br />
Die Frage, ob „evangelisch“ wirklich wie eine<br />
Marke zu behandeln ist, vereinfacht auch meiner<br />
Meinung nach das Phänomen und das Problem<br />
zu sehr. Dennoch kann man viel lernen, wenn<br />
man sich mit Markendefinition, Entwicklung,<br />
Bedeutung und Wirkungsweise von Marken<br />
.beschäftigt, ebenso wie mit den Erfolgen von<br />
Product Placement und Werbung.<br />
Wieso nicht von anderen lernen – ohne gleich<br />
alles zu übernehmen?<br />
Und um doch mal – auch unter professionellen<br />
Gesichtspunkten – viel Positives festzuhalten:<br />
Die <strong>Kirche</strong> hat ein Logo, sie hat Orte und<br />
Gebäude, die <strong>Kirche</strong> hat ein Image (das man verbessern<br />
könnte), die <strong>Kirche</strong> hat Tradition, die<br />
.<strong>Kirche</strong> hat Macht. Aber sie hat noch nicht mal ein<br />
Mitgliedermagazin. Und was wäre der ADAC ohne<br />
seine Motorwelt?<br />
Ich persönlich finde, mit „der Verkaufe“ hapert<br />
es ziemlich.<br />
Um ein Beispiel zu nennen, Ihnen allen sicher<br />
bekannt: Umfragen, sogar die Allensbach-Langzeitstudie,<br />
haben <strong>im</strong> vergangenen Jahr eindeutig<br />
gezeigt, dass die Menschen in Deutschland völlig<br />
auf Familie „abfahren“. Die Leute haben eine<br />
große Sehnsucht nach Sicherheit, Geborgenheit,<br />
Halt. Zurück zu alten Werten, lautet die Devise.<br />
Wo ist die <strong>Kirche</strong> bei dieser gesellschaftlichen<br />
Entwicklung? Viele Menschen haben keine Familie<br />
mehr, viele sind einsam, reden nicht mehr mit<br />
ihren Kindern – oder Kinder nicht mehr mit ihren<br />
Eltern. Großfamilien gibt es nicht mehr. Die<br />
.Menschen suchen nach Ersatz, aber wo bleibt die<br />
<strong>Kirche</strong>?<br />
Geborgenheit, Sicherheit, das alles kann man<br />
doch gerade da finden. Wieso sucht dort keiner<br />
mehr danach? Oder einfach zu wenige? Vielleicht<br />
wissen die Menschen heutzutage einfach nicht<br />
genug von dem, was <strong>Kirche</strong> bietet, was <strong>Kirche</strong><br />
leisten, was sie für die Menschen tun kann.<br />
Und damit sind wir bei dem, womit ich mich<br />
auskenne: Tue Gutes und rede darüber. Das ist<br />
nicht fein und ehrenhaft, aber sinnvoll und effektiv.<br />
Geradezu unerlässlich. Und ehrlich gesagt,<br />
damit hat man es doch heute leichter denn je, bei<br />
all den Medien, die zuhauf und von allen genutzt<br />
werden.<br />
Kommen wir <strong>als</strong>o zu meinem Beruf und Berufsstand.<br />
Ich bin seit zwölf Jahren Fernsehjournalistin.<br />
Davon war ich fast sechs Jahre Chefin<br />
vom Dienst bei der allseits bekannten „Marke“<br />
Sabine Christiansen. Selbst wenn sie die Sendung<br />
noch nie gesehen haben, die meisten Menschen<br />
wissen, was das ist.<br />
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