Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...
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st<strong>im</strong>men zum reformprozess<br />
„von anderen lernen“<br />
lische <strong>Kirche</strong>. <strong>Der</strong> Protestantismus trägt auch<br />
<strong>im</strong>mer die Gefahr in sich, zu fragmentarisieren.<br />
<strong>Der</strong> Lehrsatz Calvins, dass die <strong>Kirche</strong> da ist, wo das<br />
Wort verkündet wird und die Sakramente bedient<br />
werden, hat einerseits für eine weitgehende Kontextualisierung<br />
gesorgt, ist aber gleichzeitig die<br />
Ursache gewesen für eine Unzahl von Abscheidungen<br />
und sich wiederholenden Brüchen.<br />
Könnte vielleicht gerade der Protestantismus, der<br />
gerade in diesen Fragen Erfahrung hat mit der<br />
manchmal lähmenden Verschiedenheit, der<br />
.Gesellschaft einen Dienst erweisen durch ein<br />
Angebot, das einerseits die Vielfalt würdigt, aber<br />
gleichzeitig die Einheit voranstellt?<br />
Ich stelle diese kritischen Fragen mit Absicht<br />
am Ende meines Beitrages, weil ich das Gefühl<br />
habe, dass wir gerade an diesem Punkt in unsern<br />
<strong>Kirche</strong>n das Gespräch führen sollten. Die Positionspapiere<br />
der EKD und der Protestantischen <strong>Kirche</strong><br />
in den Niederlanden zeigen meines Erachtens,<br />
dass wir – trotz der verschiedenen Kontexte – .<br />
viel gemein haben und viel voneinander lernen<br />
.können.<br />
Mehr denn je brauchen wir einander <strong>als</strong><br />
.<strong>Kirche</strong>n in unserm europäischen Kontext, um neu<br />
zu lernen, was es bedeutet (ich zitiere), „auf Gott<br />
zu vertrauen und das Leben zu gestalten“ – und<br />
zwar auf eine solche Art und Weise, dass wir den<br />
Menschen wieder „eine geistliche He<strong>im</strong>at geben“.<br />
Präsenz in der Diskussion des ÖRK 1961 – 1991, Rothenburg,<br />
1993, 99; vgl. 89 – 120, 149.<br />
3<br />
Ibidem, 99.<br />
4<br />
Konrad Raiser, Ökumene <strong>im</strong> Übergang, München, 1989, 81.<br />
5<br />
<strong>Der</strong> wichtigste Teil des Denkens von Barth über die Reli-.<br />
gion an sich ist zu finden in KD I, 2, Paragraf 17, 304 – 397.<br />
<strong>Der</strong> Titel dieses zentralen Paragrafen ist ausdrucksvoll:<br />
Gottes Offenbarung <strong>als</strong> Aufhebung der Religion. Bei Barth<br />
steht nicht nur die Wirklichkeit, sondern auch ihre<br />
subjektive und objektive Möglichkeit unter der Herrschaft<br />
Gottes. Das menschliche Vermögen, religiös zu sein, drückt<br />
sich in der Religion des Menschen aus. Diese Religion ist<br />
aber die durch den Menschen begriffene Möglichkeit auf<br />
Selbstrechtfertigung und Selbstheiligung. Von der<br />
Offenbarung her kommt daher das Urteil über die<br />
Religion: Sie ist Unglaube. „Religion ist eine Angelegenheit,<br />
man muss geradezu sagen: die Angelegenheit des<br />
gottlosen Menschen.“ (Ibidem, 327) Es ist wichtig, dass wir<br />
realisieren, dass dieses harte Urteil Barths über die<br />
Religion, allererst der <strong>Kirche</strong> gilt.<br />
110<br />
1<br />
„<strong>Der</strong> Weg geht zunächst von der Vielheit in progressiver<br />
Reduktion zum Einen, und von diesem Einen, der die Mitte<br />
darstellt, zurück zur Vielheit: von der Schöpfung zur<br />
Menschheit, von der Menschheit zu Israel, von Israel zum<br />
‚Rest‘, vom ‚Rest‘ zum Inkarnierten; und nun vom Inkar-.<br />
nierten zu den Aposteln, von den Aposteln zur <strong>Kirche</strong>, von<br />
der <strong>Kirche</strong> zur Welt und zur neuen Schöpfung.“ Zitiert bei<br />
L. Wiedenmann, Mission und Eschatologie, eine Analyse<br />
der neuen deutschen evangelischen Missionstheologie,<br />
Paderborn, 1963, 48.<br />
2<br />
Dietrich Werner, Mission für das Leben – Mission <strong>im</strong><br />
Kontext, Ökumenische Perspektiven missionarischer