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Der Dokumentationsband als PDF - Kirche im Aufbruch ...

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ten Entdeckung von Jesus Christus. Das war die<br />

Botschaft, die Millionen in Europa neue Hoffnung<br />

gab. Unser Problem heutzutage ist, dass es in<br />

dieser postmodernen Zeit sehr schwer ist, eindeutig<br />

zu sprechen. Es gibt <strong>im</strong>mer wohl jemanden,<br />

es gibt <strong>im</strong>mer wohl Gruppen, die sofort<br />

.sagen oder rufen, dass sie anders darüber denken.<br />

Die Gefahr ist groß, dass wir darum letztendlich<br />

nicht mehr miteinander reden können über das<br />

Zentrum des Glaubens, sondern nur noch über<br />

Veränderungen des Kurses der <strong>Kirche</strong>.<br />

Die <strong>Kirche</strong> lebt aus der Epiklese. Veni Creator<br />

Spiritus. Die <strong>Kirche</strong> fängt nicht bei uns an und<br />

wird nicht gerettet durch Positionspapiere, aber<br />

ist allererst Gabe des Heiligen Geistes. Auch wenn<br />

wir unsere Positionen und den vorgeschlagenen<br />

Kurs <strong>als</strong> das Gebot der Stunde sehen, werden wir<br />

uns <strong>im</strong>mer wieder daran erinnern lassen müssen,<br />

dass das Gebot auch <strong>im</strong>mer begleitet sein muss<br />

vom Gebet.<br />

Das bedeutet nun gar nicht, dass wir uns <strong>als</strong><br />

<strong>Kirche</strong> schämen müssen, wenn wir die Kenntnisse<br />

z. B. in Beziehung auf modernes Management<br />

gebrauchen. Im Gegenteil. Es ist gut, den <strong>Kirche</strong>nbetrieb<br />

auch mal mit Sachlichkeit und Nüchternheit<br />

zu betrachten. Und wenn Erkenntnisse und<br />

Begriffe aus der Welt des modernen Managements<br />

dabei helfen können, dann finde ich das<br />

pr<strong>im</strong>a. Denn wir haben <strong>als</strong> <strong>Kirche</strong> – ob wir es nun<br />

wollen oder nicht – auch die Struktur eines Betriebes.<br />

Kein einziger Betrieb kann es sich leisten,<br />

die Betriebspolitik unverändert fortzusetzen,<br />

wenn die Absatzzahlen so dramatisch sinken, wie<br />

es in der <strong>Kirche</strong> der Fall ist.<br />

Manchmal können Entwicklungen sehr schnell<br />

stattfinden. Die Aufmerksamkeit in den Medien<br />

für die <strong>Kirche</strong> ist in Deutschland viele Male größer<br />

<strong>als</strong> in den Niederlanden. Die <strong>Kirche</strong> ist ein nicht zu<br />

übersehender, geschätzter gesellschaftlicher<br />

.Faktor. Eine solche Situation kennen wir in den<br />

Niederlanden inzwischen nicht mehr. War vor<br />

ungefähr vierzig Jahren der volkskirchliche<br />

.Charakter der „Nederlanse Hervormde Kerk“ (eine<br />

der drei <strong>Kirche</strong>n, die in der Protestantischen <strong>Kirche</strong><br />

aufgegangen sind) trotz Mitgliederverlusten<br />

noch gut sichtbar – inzwischen ist die <strong>Kirche</strong> in<br />

den Niederlanden <strong>im</strong> Großen und Ganzen eine<br />

.tolerierte Minderheit geworden. Es ist in vielen<br />

Fällen nicht so, dass in Kreisen von Regierung und<br />

Politik oder anderen gesellschaftlichen Akteuren<br />

die <strong>Kirche</strong>n <strong>als</strong> ein möglicher Bündnispartner<br />

gesehen werden in Bezug auf die Beantwortung<br />

gesellschaftlicher Fragen oder Überwindung gesellschaftlicher<br />

Probleme. Das ändert sich zwar<br />

wieder etwas, aber hat nach meiner Auffassung<br />

eher mit der Angst vor dem fundamentalistischen<br />

Islam zu tun und mit der Entdeckung, dass Religion<br />

nicht so einfach aus dem öffentlichen Leben<br />

wegzudenken ist, <strong>als</strong> mit einer wirklichen Offenheit<br />

für die <strong>Kirche</strong>. Meine kritische Frage an<br />

.„<strong>Kirche</strong> der Freiheit“ ist dann auch, ob die Gefahr<br />

der möglichen Marginalisierung der <strong>Kirche</strong> in<br />

Deutschland auch wirklich gesehen wird. Wenn<br />

sich die Mitgliederzahlen der evangelischen<br />

.<strong>Kirche</strong> – was ich wirklich nicht hoffe – entwickeln<br />

in die Richtung, die in „<strong>Kirche</strong> der Freiheit“ angegeben<br />

werden, bleibt dann in der deutschen<br />

.Gesellschaft trotzdem die Offenheit und Sympathie<br />

für die <strong>Kirche</strong>, die in „<strong>Kirche</strong> der Freiheit“<br />

.unterstellt wird?<br />

In Deutschland spielt – wie gesagt – die <strong>Kirche</strong><br />

in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine viel<br />

größere Rolle <strong>als</strong> in den Niederlanden. Das Betreiben<br />

von z. B. Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern<br />

oder auch die vielen Tätigkeiten <strong>im</strong> diakonischen<br />

Bereich sind zum großen Teil in den<br />

Niederlanden, die keine <strong>Kirche</strong>nsteuer kennen,<br />

vom Staat übernommen. Das bedeutet, dass die<br />

<strong>Kirche</strong> in Deutschland und damit auch der Protestantismus<br />

großen – vielleicht sogar unverhältnismäßig<br />

großen – Einfluss hat auf allerlei gesellschaftlich<br />

Segmente. Das bietet Chancen. Es<br />

berührt mich, wenn in diesem Zusammenhang<br />

gesagt wird, dass „das Evangelium und die Men-<br />

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