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Einsteins Relativitätstheorie... ...relativ einfach erklärt - Senioren ...

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<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong><br />

<strong>Senioren</strong>-Universität Luzern<br />

18. April 2013<br />

Arthur Ruh


Sehr geehrte Damen und Herren<br />

Leider erlitt ich ausgerechnet während meines Vortrages eine Attacke einer so<br />

genannten „Transienten globalen Amnesie“ (TGA). Das ist eine plötzlich einsetzende<br />

Störung des Neugedächtnisses, die eine bis mehrere Stunden anhalten kann.<br />

Der oder die Betroffene weiss zwar in der Regel noch, wer er oder sie ist, aber kann<br />

immer wieder fragen: „Wo bin ich? Wie bin ich hieher gekommen?“ Erstaunlicherweise<br />

bleibt die Fähigkeit zu komplexen Tätigkeiten, wie z.B. Autofahren, meist erhalten.<br />

Die Störung bildet sich sich nach einigen Stunden allmählich und vollständig zurück,<br />

aber es bleibt eine Gedächtnislücke für die Zeit der Störung und manchmal auch für<br />

eine gewisse Zeit davor.<br />

Die TGA tritt <strong>relativ</strong> selten auf, es sind bei 100'000 Personen etwa 5 bis 10 Fälle pro<br />

Jahr. Bei 75 % der Fälle sind die Betroffenen zwischen 50 und 70 Jahre alt. Männer<br />

und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Ursachen dieser Störung sind bis jetzt<br />

nicht bekannt.<br />

Da ich mich überhaupt nicht mehr an den Beginn des Vortrages erinnern kann, weiss<br />

ich natürlich nicht, ab wann ich begonnen habe, Unsinn zu reden. Anscheinend<br />

konnte ich wenigstens am Anfang noch einigermassen vernünftig erklären, was auf<br />

den Bildern zu sehen war. Es fehlten aber wahrscheinlich von allem Anfang an<br />

zusätzliche Erläuterungen zu den Bildern, weil ich für diese Erklärungen zu wenig<br />

durch das betreffende Bild geführt wurde, sondern auf das Gedächtnis angewiesen war.


Ich habe deshalb hier zu den Bildern die Erklärungen hinzugefügt, die ich eigentlich<br />

im Vortrag geben wollte. Die Erklärungen sind durch diesen hellgrauen Hintergrund<br />

kenntlich gemacht. Sie sind in der Regel nach dem Bild zu finden. Wenn nötig,<br />

können Sie jeweils zwischen dem Bild und der Erklärung mehrmals hin- und<br />

herblättern. Ich hoffe, dass mit diesen Erklärungen die Präsentation verständlich wird.<br />

Es tut mir sehr leid, dass ich Sie enttäuscht habe, und ich bedaure sehr, dass ich nicht<br />

Ihre allfälligen Bemerkungen und Fragen beantworten konnte, auf die ich mich<br />

bereits gefreut hatte.<br />

Ich hoffe, dass die Präsentation mit den zusätzlichen Erklärungen wenigstens einen<br />

kleinen Ersatz für den Vortrag liefert.<br />

Arthur Ruh


<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong>


<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong>


Albert Einstein 1879 - 1955


Sicher haben Sie schon einmal...


....eines dieser....


....Bilder gesehen.


Was man jedoch selten zu sehen bekommt, ist dieses Bild.<br />

Dieses Bild zeigt Einstein etwa in dem Alter, als er 1905 seine berühmten<br />

5 Arbeiten, darunter die (spezielle) <strong>Relativitätstheorie</strong>, publiziert hatte.


Ebenfalls sehr selten sieht man dieses Bild.<br />

Es zeigt Einstein zusammen mit seiner (ersten) Frau Mileva.<br />

Mileva war eine sehr begabte Mathematik-Studentin. Es gibt eine Reihe von<br />

Indizien, die die Frage, ob und wieviel Mileva an der <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

beteiligt war, als nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen lassen.


Es ist unglaublich, wofür der arme Einstein ständig seinen Kopf oder seinen<br />

Namen hinhalten muss.<br />

Das ist eine Werbung. Ich weiss nicht mehr, wofür, aber sie ist mir aufgefallen,<br />

weil schon die Titelzeile irreführend ist.<br />

Vielleicht fliegen Raumschiffe nach seinen Berechnungen, aber jedenfalls nicht unsere.<br />

Dafür sind sie nämlich nicht schnell genug.


Im rot eingerahmten Text hat es zwei Fehler.


„Noch heute werden nach seinen Berechnungen die Flugbahnen von Raumschiffen und<br />

-sonden programmiert.“<br />

Es sollte heissen „Heute werden noch nicht nach seinen Berechnungen...“,<br />

denn unsere Raumschiffe- und sonden erreichen nur Geschwindigkeiten von weniger<br />

als etwa 30 km/s, das ist 10'000 mal weniger als die Lichtgeschwindigkeit.<br />

Deshalb müssen die Flugbahnen nicht mit Hilfe der <strong>relativ</strong>istischen Beziehungen<br />

berechnet werden, sondern die viel <strong>einfach</strong>eren klassischen Gleichungen sind weitaus<br />

genau genug.<br />

„Seine Gleichung E = mc 2 schuf die Grundlage für den Bau der Atombombe.“<br />

Auch wenn man das immer wieder lesen oder hören kann – es ist falsch. Darauf werde<br />

ich noch zurückkommen.


Ich habe nie verstanden, warum diese Sendereihe „Einstein“ heisst.<br />

Soll damit suggeriert werden, dass die Autoren dieser Sendung so genial sind,<br />

oder ist gemeint, dass die Zuschauer dieser Sendung so genial sein müssen?<br />

Können Sie mir das vielleicht erklären?


<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong>


<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong>


Wenn man von „<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>“ spricht, muss man eigentlich fragen....


<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong>...<br />

...<strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Welche ?


Es gibt nämlich zwei.


Zwei <strong>Relativitätstheorie</strong>n


Zwei <strong>Relativitätstheorie</strong>n<br />

1 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Geradlinig gleichförmig bewegte Bezugssysteme<br />

(Inertialsysteme)<br />

(1905)


Zwei <strong>Relativitätstheorie</strong>n<br />

1 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Geradlinig gleichförmig bewegte Bezugssysteme<br />

(Inertialsysteme)<br />

(1905)<br />

2 Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Beliebig bewegte Bezugssysteme<br />

Theorie der Gravitation<br />

(1915)


Zwei <strong>Relativitätstheorie</strong>n<br />

1 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Geradlinig gleichförmig bewegte Bezugssysteme<br />

(Inertialsysteme)<br />

(1905)<br />

2 Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Beliebig bewegte Bezugssysteme<br />

Theorie der Gravitation<br />

(1915)


Wir werden uns hier nur mit der Speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> befassen,<br />

mit einer kleinen Ausnahme, wir werden an einer Stelle kurz ein Resultat<br />

der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> verwenden.


<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

l Bezugssysteme, Relativitätsprinzip<br />

l Zeitdilatation, Zwillingsparadoxon<br />

l Masse bewegter Körper<br />

l E = mc 2


<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

l Bezugssysteme, Relativitätsprinzip<br />

l Zeitdilatation, Zwillingsparadoxon<br />

l Masse bewegter Körper<br />

l E = mc 2


Als erstes müssen wir uns kurz mit Bezugssystemen befassen.


Bezugssystem<br />

Koordinatensystem, <strong>relativ</strong> zu dem die Bewegungen<br />

der betrachteten Körper beschrieben werden<br />

Uhren, mit denen die Zeitpunkte von Ereignissen<br />

bestimmt werden


Ein Bezugssystem besteht aus Uhren und einem Koordinatensystem.


Koordinatensystem


Um die Position eines Punktes im Raum zu beschreiben, braucht man ein<br />

Koordinatensystem. Häufig verwendet man ein rechtwinkliges Koordinatensystem,<br />

d.h. man hat drei Koordinatenachsen, x, y, und z, die rechtwinklig<br />

zueinander stehen.


Koordinaten<br />

Punkt P im Raum:<br />

x, y, z


Ein Punkt im Raum kann also durch drei Koordinaten, x, y und z, beschrieben werden.<br />

Man kann zum Beispiel vereinbaren: „Wir treffen uns in dem Haus, das auf diesem<br />

Stadtplan x mm vom linken Planrand und y mm vom unteren Planrand entfernt ist.“<br />

Dann kann man noch vereinbaren: „Wir treffen uns im dritten Stock.“ Das wäre dann<br />

die z-Koordinate.


Koordinaten<br />

Punkt P im Raum:<br />

x, y, z<br />

Punkt P in Raum und Zeit: x, y, z, t


Ein Ereignis findet an einem Ort (x, y, z) im Raum zu einer bestimmten Zeit (t) statt.<br />

Wenn man ein Treffen vereinbaren will, muss man nicht nur den Ort nennen, sondern<br />

man muss auch sagen, wann man sich treffen will.


Ereignisse


Wenn ein Ereignis in einem Diagramm aufgezeichnet werden soll, wird eine Achse<br />

des Diagramms für die Zeit benötigt. In einer zweidimensionalen Darstellung kann<br />

dann nur noch eine Ortskoordinate gezeichnet werden (in einer perspektivischen<br />

Zeichnung können neben der Zeitachse noch zwei räumliche Achsen gezeichnet<br />

werden).<br />

Es stellt sich heraus, dass es zweckmässig ist, statt der Zeit t (in Sekunden), die mit<br />

der Lichtgeschwindigkeit multiplizierte Zeit ct (in Metern) aufzuzeichnen.


Ereignisse<br />

Die Ereignisse A und B sind gleichzeitig.


Die Ereignisse A und B liegen im Diagramm genau übereinander,<br />

d.h. für A und für B wird auf der ct-Achse der gleiche Wert abgelesen.<br />

A und B haben die gleiche ct-Koordinate und damit auch die gleiche<br />

Zeitkoordinate, sie finden zur gleichen Zeit statt.<br />

A und B sind gleichzeitig.<br />

C hat eine grössere ct-Koordinate als A und B. C findet später als A und B statt.


Ruhendes Bezugssystem ?


Meistens wird stillschweigend vorausgesetzt, dass wir uns in einem ruhenden<br />

Bezugssystem befinden.<br />

Ist diese Voraussetzung richtig?


Ruhendes Bezugssystem ?<br />

Erdrotation:<br />

316 m/s (auf 47° nördlicher Breite)


Wir befinden uns natürlich keineswegs in einem ruhenden Bezugsssystem.<br />

Allein schon infolge der Erdrotation bewegen wir uns (in einer geographischen<br />

Breite von 47°) mit 316 m/s auf einer Kreisbahn um die Erdachse.


Ruhendes Bezugssystem ?<br />

Erdrotation:<br />

316 m/s (auf 47° nördlicher Breite)<br />

Umlauf der Erde um die Sonne: 29.8 km/s


Die Erde hat auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne eine Geschwindigkeit<br />

von 29.8 km/s.


Ruhendes Bezugssystem ?<br />

Erdrotation:<br />

316 m/s (auf 47° nördlicher Breite)<br />

Umlauf der Erde um die Sonne: 29.8 km/s<br />

Umlauf des Sonnensystems um das Galaxiszentrum: 250 km/s


Unser Sonnensystem bewegt sich als Ganzes mit einer Geschwindigkeit<br />

von rund 250 km/s um das Zentrum unserer Milchstrasse.


Ruhendes Bezugssystem ?<br />

Erdrotation:<br />

316 m/s (auf 47° nördlicher Breite)<br />

Umlauf der Erde um die Sonne: 29.8 km/s<br />

Umlauf des Sonnensystems um das Galaxiszentrum: 250 km/s<br />

Bewegung der Galaxis: 600 km/s


Unsere Galaxie bewegt sich schliesslich mit einer Geschwindigkeit von rund 600 km/s<br />

in Richtung des Virgohaufens. Der Virgohaufen ist ein grosser Galaxienhaufen in<br />

etwa 54 Millionen Lichtjahre Abstand von unserer Galaxie.


Ruhendes Bezugssystem ?<br />

Erdrotation:<br />

316 m/s (auf 47° nördlicher Breite)<br />

Umlauf der Erde um die Sonne: 29.8 km/s<br />

Umlauf des Sonnensystems um das Galaxiszentrum: 250 km/s<br />

Bewegung der Galaxis: 600 km/s<br />

Bewegte Bezugssysteme


Man muss sich also überlegen, wie die physikalischen Gesetze in einem<br />

bewegten Bezugssystem aussehen.


Geradlinig gleichförmig bewegtes Bezugssystem


Der <strong>einfach</strong>ste Fall ist ein Bezugssystem, das sich mit konstanter Geschwindigkeit<br />

auf einer Geraden bewegt, ein geradlinig gleichförmig bewegtes Bezugssystem.


Geradlinig gleichförmig bewegtes Bezugssystem


Denken Sie sich einen Eisenbahnwagen oder einen Triebwagen, der auf einer<br />

geraden Strecke mit konstanter Geschwindigkeit erschütterungsfrei und lautlos fährt.<br />

Die beste Realisation dieses Idealfalls dürfte eine Magnetschienenbahn sein.


Geradlinig gleichförmig bewegtes Bezugssystem


In dieser geradlinig gleichförmig bewegten Magnetschienenbahn<br />

sei ein Laboratorium eingerichtet.


Geradlinig gleichförmig bewegtes Bezugssystem


Ein Physiker soll nun in diesem fahrenden Labor alle möglichen Versuche durchführen.


Einfachstes Experiment<br />

Gehen im fahrenden Wagen


Ein ganz <strong>einfach</strong>es Experiment können Sie in einem fahrenden Eisenbahnwagen<br />

selber anstellen: Marschieren Sie im Wagen in Fahrtrichtung.


Einfachstes Experiment<br />

Gehen im fahrenden Wagen:<br />

genau gleich wie im stillstehenden Wagen


Unter der Voraussetzung, dass der Eisenbahnwagen erschütterungsfrei mit konstanter<br />

Geschwindigkeit geradeaus fährt, fühlt sich das Gehen genau gleich an wie in einem<br />

stillstehenden Wagen.


Addition von Geschwindigkeiten<br />

Geschwindigkeit des Zuges:<br />

Geschwindigkeit des Passagiers <strong>relativ</strong> zum Wagen:<br />

Geschwindigkeit des Passagiers <strong>relativ</strong> zum Bahndamm:<br />

v<br />

u'<br />

u = v u '


Wenn der Eisenbahnwagen mit der Geschwindigkeit 100 km/h fährt<br />

und Sie mit der Geschwindigkeit 5 km/h in der Fahrtrichtung im Wagen marschieren,<br />

dann ist Ihre Geschwindigkeit vom Bahndamm aus gesehen offensichtlich 105 km/h.<br />

Denken Sie sich die Wände des Wagens vollständig aus Glas, damit der Beobachter<br />

neben dem Bahndamm Ihre Geschwindigkeit besser messen kann.


Geschwindigkeit<br />

Betrag und Richtung !


Geschwindigkeit<br />

Betrag und Richtung !<br />

Die Geschwindigkeit ist ein Vektor.


Für eine Geschwindigkeit muss immer der Betrag (z.B. in m/s oder km/h)<br />

und die Richtung angegeben werden.<br />

Physikalische Grössen, die durch einen Betrag und eine Richtung charakterisiert sind,<br />

können (in der Regel) durch so genannte Vektoren dargestellt werden.


v = 50 km/h


Dass die Richtung der Geschwindigkeit eine wesentliche Rolle spielt und dass die<br />

die Angabe des Geschwindigkeitsbetrages nicht immer eine hinreichende Information<br />

liefert, sieht man an diesem Beispiel.<br />

Das Bild zeigt eine Strassenkreuzung. Sie sind im Begriff, auf dem Fussgängerstreifen<br />

die Strasse zu überqueren. Sie werden durch den blauen Punkt oben im Bild dargestellt.<br />

Unten im Bild ist ein Auto, das aus Gründen, die gleich klar werden, seltsamerweise<br />

einen quadratischen Grundriss hat. Das Auto fährt mit einer Geschwindigkeit von<br />

50 km/h. Offensichtlich reicht diese Information nicht aus, um die Gefahr der Situation<br />

zu beurteilen.


v = 50 km/h


Wenn das Auto in der Richtung des grünen Pfeils fährt, ist alles in Ordnung.


v = 50 km/h


Wenn das Auto aber in Richtung des roten Pfeils fährt, ist die Situation offenbar<br />

ziemlich kritisch, und Sie sollten besser schnell drei Schritte rückwärts machen.<br />

Die Richtung der Geschwindigkeit ist also (meistens) wesentlich.


Passagier marschiert in Fahrtrichtung:


Wenn wir wieder das Beispiel des Eisenbahnwagens betrachten, der diesmal mit<br />

20 km/h fährt und in dem Sie mit 5 km/h nach vorne marschieren, dann haben Sie<br />

offensichtlich eine Geschwindigkeit von 25 km/h <strong>relativ</strong> zum Bahndamm.


Passagier marschiert in Fahrtrichtung:<br />

Passagier marschiert gegen die Fahrtrichtung:


Wenn Sie dagegen genau entgegengesetzt zur Fahrtrichtung marschieren,<br />

dann subtrahiert sich natürlich Ihre Geschwindigkeit von der des Zuges und<br />

Sie haben eine Geschwindigkeit von 15 km/h gegenüber dem Bahndamm.


Passagier marschiert quer zur Fahrtrichtung:<br />

a 2 b 2 = c 2 c = a 2 b 2


Wenn Sie quer zur Fahrtrichtung gehen, so dass Ihre Geschwindigkeit genau senkrecht<br />

steht zur Fahrtrichtung des Wagens, bilden die Geschwindigkeit des Zuges bezüglich<br />

des Bahndamms, Ihre Geschwindigkeit bezüglich des Eisenbahnwagens und Ihre<br />

Geschwindigkeit bezüglich des Bahndamms ein rechtwinkliges Dreieck.<br />

Für ein rechtwinkliges Dreieck gilt der Satz von Pythagoras.<br />

Für den Fall, dass Sie den Satz des Pythagoras nicht kennen oder ihn wieder vergessen<br />

haben, sei er hier kurz <strong>erklärt</strong>.<br />

Nach dem Satz von Pythagoras ist die Summe der Quadrate der Katheten gleich dem<br />

Quadrat der Hypothenuse. Das Quadrat von a bedeutet a mit sich selbst multipliziert<br />

(a 2 = a mal a).<br />

Werden also die Quadrate von a und b addiert, ergibt sich eine Zahl z = c 2 , die das<br />

Quadrat der gesuchten Zahl c ist. Man sucht jetzt eine Zahl c, die mit sich selbst<br />

multipliziert die gegebene Zahl z ergibt. Man sagt „c ist die Wurzel von z“ und schreibt<br />

c = z .


Wurzeln<br />

2⋅2 = 4 4 = 2<br />

3⋅3 = 9 9 = 3<br />

6⋅6 = 36 36 = 6<br />

2 = 1.414213<br />

3 = 1.732050


Aus 2 mal 2 gleich 4 folgt sofort, dass die Wurzel aus 4 gleich 2 ist.<br />

Mit „Wurzel“ ist hier immer die Qudratwurzel gemeint.<br />

Wurzeln können aber nicht nur aus den Quadratzahlen der ganzen Zahlen gezogen<br />

werden. Die Wurzel lässt sich aus einer beliebigen positiven Zahl ziehen (es ist sogar<br />

die Wurzel aus einer negativen Zahl definiert, aber darauf wird hier nicht weiter<br />

eingegangen).<br />

Die Quadratwurzel aus einer Nichtquadratzahl ist irrational, d.h. sie kann nicht als<br />

Bruch zweier ganzer Zahlen dargestellt werden und ihre Darstellung als<br />

Dezimalbruch bricht nicht ab und ist nicht periodisch.<br />

In der Beschreibung des Vortrags wurde gesagt, es würden keinerlei mathematischen<br />

Kenntnisse vorausgesetzt. Wenn wir jetzt schon dabei sind, den Begriff der<br />

Qudratwurzel zu erklären, können wir gleich auch noch den Begriff der Zehnerpotenz<br />

erklären.


Zehnerpotenzen<br />

10 1 = 10<br />

10 2 = 100<br />

10 3 = 1000<br />

10 4 = 10000


Zu dieser Tabelle könnte man eigentlich schreiben „Ohne Worte“,<br />

denn die Tabelle <strong>erklärt</strong> sich selbst.<br />

Die kleine hochgestellte Zahl, der so genannte Exponent, ist <strong>einfach</strong><br />

gleich der Zahl der Nullen hinter der Eins.


Zehnerpotenzen<br />

10 1 = 10<br />

10 2 = 100<br />

10 3 = 1000<br />

10 4 = 10000<br />

10 –1 = 0.1<br />

10 –2 = 0.01<br />

10 –3 = 0.001<br />

10 –4 = 0.0001


Genau so <strong>einfach</strong> sind die negativen Zehnerpotenzen definiert.


Zehnerpotenzen<br />

10 1 = 10<br />

10 2 = 100<br />

10 3 = 1000<br />

10 4 = 10000<br />

10 –1 = 0.1<br />

10 –2 = 0.01<br />

10 –3 = 0.001<br />

10 –4 = 0.0001<br />

10 2 • 10 3 = 10 2 + 3 = 10 5<br />

10 2 • 10 – 4 = 10 2 – 4 = 10 – 2<br />

10 2 / 10 4 = 10 2 – 4 = 10 – 2<br />

10 2 • 10 – 2 = 10 2 – 2 = 10 0 = 1


Mit Zehnerpotenzen kann besonders <strong>einfach</strong> gerechnet werden.<br />

Bei einer Multiplikation werden <strong>einfach</strong> die Exponenten addiert,<br />

und bei einer Division wird der Exponent des Nenners vom Exponenten<br />

des Zählers subtrahiert.<br />

Die Tabelle ist wieder weitgehend selbsterklärend.<br />

Die letzte Zeile zeigt, dass es sinnvoll und konsequent ist, die zunächst nicht<br />

definierte Zehnerpotenz 10 0 als 1 zu definieren.<br />

Dass Zehnerpotenzen sehr nützlich sind, zeigt das folgende Beispiel.


Strahlungsleistung der Sonne:<br />

385'000'000'000'000'000'000'000'000 W


Zunächst einmal ist es offensichtlich sehr mühsam, eine solche Zahl zu schreiben.<br />

Stellen Sie sich jetzt vor, Sie müssten diese Zahl jemandem am Telefon übermitteln.<br />

Selbst wenn Sie wissen, wie man diese Zahl ausspricht, ist es unsicher, ob auch Ihr<br />

Gesprächspartner, weiss, wie es nach Trillionen, Quadrillionen, Quintillionen usw.<br />

weitergeht. Also sagen Sie doch besser „3 8 5 und dann noch 24 Nullen“. Und das<br />

lässt sich eben am <strong>einfach</strong>sten folgendermassen sagen.


Strahlungsleistung der Sonne:<br />

385'000'000'000'000'000'000'000'000 W<br />

3.85·10 26 W


So lässt sich die Zahl nicht nur viel <strong>einfach</strong>er und sicherer sagen und übermitteln,<br />

sondern so lässt sich die Zahl auch viel <strong>einfach</strong>er und sicherer schreiben.


Passagier marschiert quer zur Fahrtrichtung:<br />

a 2 b 2 = c 2 c = a 2 b 2


Wir waren dabei, Ihre Geschwindigkeit <strong>relativ</strong> zum Bahndamm zu berechnen,<br />

wenn Sie mit 5 km/h quer zur den 20 km/h des Eisenbahnzuges marschieren.<br />

Nach Pythogoras rechnen wir also 20 2 + 5 2 = 400 + 25 = 425 und ziehen dann<br />

die Wurzel aus 425 und erhalten 20.6.


Geradlinig gleichförmig bewegtes Laboratorium


Das Marschieren im Eisenbahnwagen war ja nur das <strong>einfach</strong>ste Beispiel eines<br />

Experiments in einem geradlinig gleichförmig bewegten Bezugssystem. Wir stellen<br />

jetzt einem Physiker alle Apparate, Geräte und Messinstrumente zur Verfügung, die<br />

er sich nur wünschen kann. Währendem vorhin der Eisenbahnwagen durchsichtig war,<br />

damit man die Bewegung des marschierenden Passagiers von aussen besser beobachten<br />

konnte, kleben wir jetzt perfiderweise alle Fenster zu, damit der Physiker nicht<br />

hinausschauen kann. Um ganz sicher zu gehen, versetzen wir den armen Kerl in Narkose,<br />

damit er das Anfahren des Zuges nicht feststellen kann.<br />

Wenn dann der Zug mit konstanter Geschwindigkeit (und völlig erschütterungsfrei und<br />

absolut lautlos!) dahingleitet und der Physiker aus der Narkose erwacht, soll er mit<br />

seinen Experimenten beginnen. Wir lassen ihm genügend Zeit, aber dann fragen wir<br />

ihn: „Fährt der Zug oder steht er still?“ Es stellt sich heraus, dass er überhaupt keine<br />

Möglichkeit hat, das festzustellen.


Alle Experimente verlaufen im fahrenden Labor<br />

genau gleich wie im stillstehenden Labor.


Mit „fahrendem Labor“ ist wieder ein Bezugssystem gemeint, das sich mit<br />

konstanter Geschwindigkeit geradlinig bewegt.<br />

Da alle Experimente im „fahrenden Labor“ genau gleich ablaufen wie im<br />

„ruhenden Labor“, kann gar nicht entschieden werden, welches Labor das<br />

„ruhende“ ist.<br />

Ein Bezugssystem, in dem ein Körper, auf den keine Kräfte wirken, sich geradlinig<br />

gleichförmig bewegt, wird „Inertialsystem“ genannt. Ein Bezugssytem, das sich<br />

gegenüber einem Inertialsystem geradling gleichförmig bewegt, ist ebenfalls ein<br />

Inertialsystem.


Relativitätsprinzip<br />

Die physikalischen Gesetze haben<br />

in jedem Bezugssystem die gleiche Form.


Bevor ein Physiker empört aufspringt und „Unsinn!“ schreit, präzisieren wir das zu:


Relativitätsprinzip<br />

Die physikalischen Gesetze haben<br />

in jedem Inertialsystem die gleiche Form.


Da also ein „ruhendes“ Bezugssystem in keiner Weise gegenüber einem<br />

Inertialsystem ausgezeichnet ist, macht es eigentlich gar keinen Sinn,<br />

überhaupt von einem „ruhenden“ Bezugssystem zu sprechen.<br />

Wenn trotzdem im Folgenden der Einfachheit halber von einem „ruhenden“ Bezugssystem<br />

die Rede sein wird, ist genaugenommen damit ein Inertialsystem gemeint,<br />

das willkürlich herausgegriffen als ruhendes System bezeichnet wird und bezüglich<br />

dessen die Bewegungen der anderen Bezugssysteme beschrieben werden.


Koordinatensysteme<br />

x = x ' v t '<br />

y = y '<br />

z = z '<br />

t = t '


Es werden nun zwei <strong>relativ</strong> zueinander bewegte Bezugssysteme betrachtet.<br />

Das blaue Koordinatensystem x,y,z sei das „ruhende“.<br />

Das rote Koordinatensystem x',y',z' bewege sich in Richtung der x-Achse<br />

mit der Geschwindigkeit v. Die Achsen y und y' und die Achsen z und z' seien<br />

je parallel zueinander. Die Achsen x und x' sollen zusammenfallen, der Deutlichkeit<br />

halber sind jedoch etwas versetzt gezeichnet. Zur Zeit t = 0 sollen die beiden<br />

Koordinatenursprünge (x = y = z = 0 und x' = y' = z' = 0) zusammenfallen.<br />

Die Koordinaten in y- und z-Richtung stimmen überein: y = y' und z = z'.<br />

Zu der Koordinate x' im roten System kommt die vom roten im blauen System in der<br />

Zeit t' zurückgelegte Strecke vt'. Das ergibt sofort: x = x' + vt'.<br />

Dass t = t' gilt, d.h. dass die Zeit im bewegten und im ruhenden Bezugssystem<br />

genau gleich abläuft, wurde in der klassischen Physik stets als selbstverständlich<br />

betrachtet.


Koordinatentransformationen<br />

Galilei-Transformation<br />

x = x ' v t '<br />

y = y '<br />

z = z '<br />

t = t '


Die eben hergeleiteten Beziehungen zwischen x',y',z',t' und x,y,z,t werden als<br />

Galilei-Transformation bezeichnet.<br />

Während die Galilei-Transformation sehr gut mit den Resultaten von mechanischen<br />

Experimenten übereinzustimmen schien, zeigten sich in der Elektrodynamik<br />

immer mehr Widersprüche. Insbesondere zeigte das berühmte Experiment von<br />

Michelson und Morley1987, dass die Lichtgeschwindigkeit im bewegten und<br />

im ruhenden Bezugssystem den gleichen Wert hat. Das ist jedoch völlig im<br />

Widerspruch zur Galilei-Transformation. Da die Galiei-Transformation zudem<br />

das Relativitätsprinzip nicht erfüllt, müssen offenbar die Transformations-<br />

Gleichungen geändert werden. Einstein sah ein, dass die als selbstverständlich<br />

betrachtete Annahme t = t' falsch sein muss.<br />

Die Galilei-Transformation muss durch die Lorentz-Transformation ersetzt werden.


Koordinatentransformationen<br />

Galilei-Transformation<br />

x = x ' v t '<br />

y = y '<br />

z = z '<br />

Lorentz-Transformation<br />

x = x ' v t '<br />

<br />

2<br />

v<br />

1 −<br />

c 2<br />

y = y '<br />

z = z '<br />

t = t '<br />

t =<br />

t ' v c 2<br />

x '<br />

1 − v2<br />

c 2


Die Transformations-Gleichung für die x-Koordinate in der Lorentz-Transformation<br />

unterscheidet sich von der Transformations-Gleichung in der Galilei-Transformation<br />

durch den Nenner mit der Wurzel<br />

<br />

v 2<br />

1−<br />

c . 2<br />

Solange die Geschwindigkeit v klein ist verglichen mit der Lichtgeschwindigkeit c,<br />

hat die Wurzel nahezu den Wert 1, so dass die Lorentz-Transformation sich kaum<br />

unterscheidet von der Galilei-Transformation.<br />

Ziemlich dramatisch ist nun die Beziehung für t', die zeigt, dass die Zeit im<br />

bewegten Koordinatensystem nicht gleich abläuft wie im ruhenden System.


Addition von Geschwindigkeiten<br />

Raumschiff<br />

Torpedo<br />

u' = 3 4 c<br />

v = 3 4 c


Aus der Lorentz-Transformation folgen einige verblüffende Resultate.<br />

Als erstes betrachten wir die Addition von Geschwindigkeiten.<br />

Ein Raumschiff fliege mit ¾ der Lichtgeschwindigkeit und schiesse ein<br />

„Raumtorpedo“ ab, das gegenüber dem Raumschiff eine Geschwindigkeit hat,<br />

die gleich ¾ der Lichtgeschwindigkeit ist. Ob das technisch machbar ist, braucht<br />

uns hier nicht weiter zu kümmern.


Addition von Geschwindigkeiten<br />

Raumschiff<br />

Torpedo<br />

u' = 3 4 c<br />

v = 3 4 c<br />

Klassisch:<br />

u = v u' = 3 4 c 3 4 c = 1 1 2 c


Wenn wir klassisch rechnen, d.h. genau so, wie wir das beim Passagier im<br />

Eisenbahnwagen gemacht haben, erhalten wir offensichtlich für die<br />

Geschwindigkeit des Torpedos, die ein „ruhender“ Beobachter messen würde:<br />

¾ c + ¾ c = 1½ c.


Addition von Geschwindigkeiten<br />

Raumschiff<br />

Torpedo<br />

u' = 3 4 c<br />

v = 3 4 c<br />

Relativistisch:<br />

u = v u'<br />

1 vu '<br />

c 2 =<br />

3<br />

4 c 3 4 c<br />

1 9 16<br />

=<br />

6<br />

4 c<br />

16 9<br />

16<br />

= 24<br />

25 c


Wenn wir dagegen die Geschwindigkeiten richtig, d.h. mit der <strong>relativ</strong>istisch<br />

gültigen Gleichung, addieren, ergibt sich ein anderes Resultat. Die <strong>relativ</strong>istische<br />

Gleichung unterscheidet sich von der klassischen Gleichung durch den eigenartigen<br />

Nenner, der dafür sorgt, dass das Resultat stets kleiner ist als die Lchtgeschwindigkeit,<br />

solange v und u' kleiner sind als c.<br />

Mit den gewählten Geschwindigkeiten v = ¾ c und u' = ¾ c ergibt sich für die<br />

vom ruhenden Beobachter gemessene Geschwindigkeit u = 24/25 c.<br />

Wird dagegen u' = c gewählt, d.h. sendet das Raumschiff einen Laserstrahl nach<br />

vorne, so ergibt sich – wie leicht nachgerechnet werden kann – für die vom<br />

ruhenden Beobachter gemessene Geschwindigkeit u des Laserlichts die gleiche<br />

Geschwindigkeit c.


<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

l Bezugssysteme, Relativitätsprinzip<br />

l Zeitdilatation, Zwillingsparadoxon<br />

l Masse bewegter Körper<br />

l E = mc 2


Zeitdilatation<br />

t =<br />

t '<br />

1 − v2<br />

c 2


Wohl eines der verblüffendsten Resultate der <strong>Relativitätstheorie</strong> ist die so<br />

genannte Zeitdilatation.<br />

Die aus der Lorentz-Transformation folgende Beziehung für Δt und Δt' zeigt,<br />

dass ein Zeitintervall Δt' des bewegten Beobachters dem ruhenden Beobachter<br />

gedehnt erscheint.


Zeitdilatation<br />

t =<br />

t '<br />

1 − v2<br />

c 2<br />

Beispiel:<br />

v = 0.8c<br />

v<br />

c = 0.8


Zeitdilatation<br />

t =<br />

t '<br />

1 − v2<br />

c 2<br />

Beispiel:<br />

v = 0.8c<br />

v<br />

c = 0.8<br />

t =<br />

t '<br />

1 − 0.8 2 =<br />

t '<br />

1 − 0.64 = t '<br />

0.36 = t '<br />

0.6 = 5 3 t '


Das Beispiel zeigt:<br />

Wenn an Bord eines Raumschiffs, das sich gegenüber dem ruhenden Beobachter<br />

mit 80 % der Lichtgeschwindigkeit bewegt, 3 Stunden ablaufen, vergehen für<br />

den ruhenden Beobachter 5 Stunden.


Ist das nicht alles nur Theorie?


Jetzt ist man vielleicht versucht, zu protestieren:<br />

„Das ist doch alles nur Theorie!“


Experimente zur Zeitdilatation


Tatsächlich gibt es jedoch eine Reihe von Experimenten, welche die<br />

Zeitdilatation bestätigen.


Myonenzerfall<br />

e e


Myonen sind Elementarteilchen, die in Elektronen, Elektronen-Antineutrinos<br />

und Myon-Neutrinos zerfallen.<br />

Was Elektronen-Antineutrinos und Myon-Neutrinos sind, braucht uns in diesem<br />

Zusammenenhang nicht weiter zu kümmern.<br />

Uns interessiert hier nur die Halbwertszeit.


Myonenzerfall<br />

e e <br />

Halbwertszeit:<br />

T = 1.5⋅10 −6<br />

s


Die Myonen zerfallen mit einer Halbwertszeit von 1.5 Mikrosekunden.<br />

Das bedeutet: Nach 1.5 Millionstelsekunden existieren noch die Hälfte der anfänglich<br />

vorhandenen Myonen, nach 3 Mikrosekunden, dh. nach 2 Halbwertszeiten, noch ein<br />

Viertel, nach 4.5 μs noch ein Achtel, usw.


Myonenzerfall<br />

e e <br />

Halbwertszeit:<br />

T = 1.5⋅10 −6<br />

s<br />

Myonen werden in der Atmosphäre in grosser Höhe<br />

durch die kosmische Strahlung erzeugt.


Myonenzerfall<br />

e e <br />

Halbwertszeit:<br />

T = 1.5⋅10 −6<br />

s<br />

Myonen werden in der Atmosphäre in grosser Höhe<br />

durch die kosmische Strahlung erzeugt.<br />

Geschwindigkeit:<br />

v = 0.9997 c ≈ c


Myonenzerfall<br />

e e <br />

Halbwertszeit:<br />

T = 1.5⋅10 −6<br />

s<br />

Myonen werden in der Atmosphäre in grosser Höhe<br />

durch die kosmische Strahlung erzeugt.<br />

Geschwindigkeit:<br />

v = 0.9997 c ≈ c<br />

In einer Halbwertszeit zurückgelegter Weg:<br />

s = v⋅T = 3⋅10 8 ⋅1.5⋅10 −6 = 450 s = 450<br />

m


Da die Myonen sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit (≈ 3·10 8 m/s) bewegen,<br />

legen sie in in einer Halbwertszeit (1.5·10 -6 s)<br />

3·10 8·m/s·1.5·10 -6 s = 450 m zurück.


Myonenzerfall<br />

6 Halbwertszeiten:<br />

6 · 450 m = 2700 m<br />

(½) 6 = 1/ 64<br />

500 / 64 = 7.8


Nach 6 Halbwertszeiten haben die Myonen 6·450 m = 2700 m zurückgelegt.<br />

Nach 6 Halbwertszeiten sind nur noch (1/2) 6 = 1/64 der ursprünglichen Myonen<br />

vorhanden.<br />

Wenn also in einer Höhe von 3500 m über Meer 500 Myonen (mit einem<br />

bestimmten Detektor in einem bestimmten Zeitintervall) gemessen werden,<br />

dann sollten in der Höhe 3500 m – 2700 m = 800 m nur noch 500/64 = 7.8<br />

Myonen gemessen werden.


Myonenzerfall<br />

6 Halbwertszeiten:<br />

6 · 450 m = 2700 m<br />

(½) 6 = 1/ 64<br />

500 / 64 = 7.8


Gemessen werden aber 450 Myonen. Es sind also viel weniger Myonen zerfallen.<br />

Das ist darauf zurückzuführen, dass im schnell bewegten Bezugssystem<br />

der Myonen viel weniger als 6 Halbwertszeiten vergangen sind, weil in<br />

diesem Bezugssystem die Zeit langsamer vergeht als auf der Erde.


Elementarteilchen....<br />

.... ja – vielleicht....<br />

.... aber auch richtige Uhren ?


Jetzt sagen Sie vielleicht: „Elementarteilchen – ja gut, das kann ja vielleicht sein,<br />

aber so etwas passiert doch sicher nicht mit richtigen Uhren!“


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren


Tatsächlich wurde 1971 ein Experiment mit Atomuhren gemacht.<br />

Zwei Physiker umflogen mit 4 Atomuhren die ganze Erde einmal in Richtung Osten<br />

und einmal in Richtung Westen.


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren<br />

Zeitunterschiede Ostflug Westflug<br />

gerechnet ns ns<br />

Geschwindigkeit -184 ± 18 +96 ±10


Die Erde dreht sich von Westen nach Osten (daher bewegen sich die Sonne, der Mond<br />

und die Sterne scheinbar von Osten nach Westen).<br />

Ein Ort auf dem Aequator bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 460 m/s<br />

Deshalb läuft eine Uhr am Aequator langsamer als eine Uhr, die sich zwar mit der<br />

Erde um die Sonne bewegt, aber die Erddrehung um die Erdachse nicht mitmacht.<br />

Bei einem Flugzeug, das nach Osten fliegt, addiert sich die Fluggeschwindigkeit<br />

zur der durch Erddrehung bewirkten Geschwindigkeit. Daher läuft die Uhr<br />

im Flugzeug noch langsamer verglichen mit der Uhr ausserhalb der Erde und<br />

auch langsamer verglichen mit der Uhr auf der Erde. Die Uhr im Flugzeug geht<br />

also nach.<br />

Bei einem Flugzeug, das nach Westen fliegt, subtrahiert sich die Fluggeschwindigkeit<br />

von der Drehgeschwindigkeit der Erde. Das Flugzeug bewegt sich also von einem<br />

Punkt ausserhalb der Erde gesehen langsamer als ein Punkt auf dem Aequator.<br />

Somit geht die Uhr im Flugzeug weniger nach gegenüber der Uhr ausserhalb der<br />

Erde als die Uhr auf dem Aequator. Das bedeutet aber, dass die Uhr im Flugzeug<br />

verglichen mit der Uhr auf dem Aequator vor geht.


Bei diesen Ueberlegungen wurde immer von Uhren gesprochen.<br />

Es ist aber nicht etwa die Uhr, die durch die Bewegung irgendwie beeinflusst würde,<br />

es ist die Zeit als solche, die in den verschiedenen Bezugssystemen unterschiedlich<br />

schnell vergeht.


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren<br />

Zeitunterschiede Ostflug Westflug<br />

gerechnet ns ns<br />

Geschwindigkeit -184 ± 18 +96 ±10<br />

Gravitation<br />

+144 ± 14 +179 ±18


Zu diesem durch die Fluggeschwindigkeit bewirkten Effekt kommt ein Effekt hinzu,<br />

der durch die Gravitation verursacht wird.<br />

In der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> wird gezeigt, dass in einem<br />

Gravitationsfeld die Zeit langsamer verläuft als ausserhalb des Feldes.<br />

Da das Schwerefeld der Erde mit der Höhe über der Erde abnimmt, ist das<br />

Gravitationsfeld an Bord des Flugzeuges etwas weniger stark als auf der<br />

Erdoberfläche. Deshalb läuft die Zeit an Bord des Flugzeuges schneller<br />

und die Uhr im Flugzeug geht vor.


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren<br />

Zeitunterschiede Ostflug Westflug<br />

gerechnet ns ns<br />

Geschwindigkeit -184 ± 18 +96 ±10<br />

Gravitation<br />

+144 ± 14 +179 ±18<br />

Gesamteffekt<br />

-40 ± 23 +275 ± 21


Während beim Flug in Richtung Osten die Effekte der Geschwindigkeit und<br />

der Gravitation sich voneinander subtrahieren, addieren sie sich beim Flug<br />

nach Westen.<br />

Da sowohl die Flughöhe als auch die Fluggeschwindigkeit nicht in jedem<br />

Moment ganz genau bekannt waren, sind die berechneten Effekte mit einer<br />

gewissen Unsicherheit behaftet.


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren<br />

Zeitunterschiede Ostflug Westflug<br />

gerechnet ns ns<br />

Geschwindigkeit -184 ± 18 +96 ±10<br />

Gravitation<br />

+144 ± 14 +179 ±18<br />

Gesamteffekt<br />

gemessen<br />

Uhr 1<br />

-40 ± 23<br />

-57<br />

+275 ± 21<br />

+277<br />

Uhr 2 -74 +284<br />

Uhr 3 -55 +266<br />

Uhr 4 -51 +266


Zeitdilatations-Experiment<br />

J. Hafele und R. Keating, 1971: Erdumfliegung mit 4 Atomuhren<br />

Zeitunterschiede Ostflug Westflug<br />

gerechnet ns ns<br />

Geschwindigkeit -184 ± 18 +96 ±10<br />

Gravitation<br />

+144 ± 14 +179 ±18<br />

Gesamteffekt<br />

-40 ± 23 +275 ± 21<br />

gemessen<br />

Uhr 1 -57 +277<br />

Uhr 2 -74 +284<br />

Uhr 3 -55 +266<br />

Uhr 4 -51 +266<br />

Mittelwerte<br />

-59 ± 10 +273 ± 7


Auch die von den Atomuhren gemessenen Zeiten sind natürlich mit<br />

unvermeidlichen Messfehlern behaftet.<br />

(Jedes Messgerät misst nur mit einer begrenzten Genauigkeit.)<br />

Die theoretischen und die gemessenen Zeitunterschiede stimmen bei<br />

Berücksichtigung der theoretischen und experimentellen Fehler<br />

bestens überein.<br />

− 40 ± 23 = − 59 ± 10<br />

+ 275 ± 21 = + 273 ± 7


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c


Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Zeitdilatation<br />

ist das so genannte Zwillingsparadoxon.<br />

Während Albert auf der Erde zurückbleibt, fliegt sein Zwillingsbruder, Eugen,<br />

mit einem Raumschiff mit 80 % der Lichtgeschwindigkeit weg zu einem weit<br />

entfernten Stern und kehrt dann mit der gleichen Geschwindigkeit sofort wieder<br />

zurück.<br />

Dass man nicht augenblicklich von Null auf die Lichtgeschwindigkeit<br />

beschleunigen kann, ist ein „kleines technisches Detail“ (!), um das wir uns<br />

zunächst nicht weiter kümmern.<br />

Die Wahl des Namens „Albert“ braucht wohl nicht weiter begründet zu werden,<br />

aber vielleicht sollte <strong>erklärt</strong> werden, an wen beim Namen „Eugen“ gedacht wurde.


Eugen Sänger 1905 - 1964


Prof. Eugen Sänger war wohl der erste, der Raumflüge mit <strong>relativ</strong>istischen<br />

Geschwindigkeiten berechnete.<br />

Sänger, Eugen: „Zur Mechanik der Photonen-Strahlantriebe“<br />

Oldenburg, München 1956.


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre


Eugen fliege zu einem Stern, der 4 Lichtjahre entfernt ist.<br />

Zwar existiert in 4 Lichtjahren Entfernung kein Stern. Der nächste Stern ist<br />

4.3 Lichtjahre entfernt, aber mit 4 Lichtjahren wird die Rechnung <strong>einfach</strong>er.<br />

Ein Lichtjahr ist nicht etwa eine Zeiteinheit (wie gelegentlich irrtümlicherweise<br />

geglaubt wird), sondern die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt.<br />

1 Lichtjahr = 9.45·10 15 m


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

5<br />

3<br />

Jahre<br />

Jahre


Da Eugen mit 80 % der Lichtgeschwindigkeit fliegt, braucht er für die 4 Lichtjahre<br />

5 Jahre.<br />

Für eine Geschwindigkeit von 0.8 c hatten wir schon berechnet, dass für<br />

3 Zeiteinheiten im bewegten System 5 Zeiteinheiten im ruhenden System<br />

vergehen.<br />

Wenn also die Reise von der Erde aus gesehen 5 Jahre dauert,<br />

vergehen an Bord des Raumschiffs nur 3 Jahre.


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

5<br />

3<br />

Jahre<br />

Jahre


Wenn, wie vorausgesetzt, das Raumschiff mit konstanter Geschwindigkeit fliegt,<br />

ist es ein Inertialsystem, und Eugen kann sich auf den Standpunkt stellen:<br />

„Ich stehe still, aber Albert entfernt sich mit der Erde von mir mit 80 % der<br />

Lichtgeschwindigkeit. Folglich läuft seine Zeit nur 3/5 mal so schnell wie meine.<br />

Somit sind für ihn nur 3/5 · 3 Jahre, also 1.8 Jahre, vergangen.“


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Reisezeit auf der Erde:<br />

5<br />

3<br />

3<br />

1.8<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre


Während also für Albert die Reise von Eugen 5 Jahre dauert, könnte Eugen<br />

meinen, für Albert seien nur 1.8 Jahre vergangen, wenn er (Eugen) beim<br />

Zielstern ankommt.<br />

Das führt zunächst zu keinem dramatischen Widerspruch, weil Albert und Eugen<br />

nicht direkt miteinander kommunizieren können. Jedes Signal zwischen Albert<br />

und Eugen ist ja 4 Jahre unterwegs. Wenn Eugen Albert eine Frage stellt,<br />

muss er 8 Jahre auf die Antwort warten.


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Reisezeit auf der Erde:<br />

Reisezeit für Hin- und Rückflug:<br />

Albert:<br />

Eugen:<br />

Albert aus der Sicht Eugens:<br />

5<br />

3<br />

3<br />

1.8<br />

10<br />

6<br />

3.6<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Reisezeit auf der Erde:<br />

Reisezeit für Hin- und Rückflug:<br />

Albert:<br />

Eugen:<br />

Albert aus der Sicht Eugens:<br />

Differenz für Alberts Alterung:<br />

5<br />

3<br />

3<br />

1.8<br />

10<br />

6<br />

3.6<br />

6.4<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre


Wenn dagegen Eugen zurückkehrt, wird die Situation seltsam.<br />

Albert stellt fest an Hand des Kalenders, dass Eugen 10 Jahre unterwegs war.<br />

Andererseits zeigt Eugens Kalenderuhr, dass er nur 6 Jahre unterwegs war,<br />

und er ist auch nur 6 Jahre älter geworden. Auf Grund der <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

erwartet er aber, dass für Albert nur 3.6 Jahre vergangen sind.


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

5<br />

3<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Reisezeit auf der Erde:<br />

3<br />

1.8<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Reisezeit für Hin- und Rückflug:<br />

Albert:<br />

Eugen:<br />

Albert aus der Sicht Eugens:<br />

Differenz für Alberts Alterung:<br />

10<br />

6<br />

3.6<br />

6.4<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Paradox?


Das ist das Paradoxon: Wenn Eugen zurückkommt, ist Albert 10 Jahre älter geworden.<br />

Eugen ist jedoch überzeugt, dass Albert nur 3.6 Jahre älter geworden sein kann.<br />

Wie kommt es zu dieser Differenz von 6.4 Jahren?<br />

Oder anders ausgedrückt:<br />

Albert ist überzeugt, dass Eugen 4 Jahre jünger ist als Albert, wenn er zurückkommt.<br />

Eugen ist jeoch überzeugt, dass Albert 2.4 Jahre jünger ist als Eugen, wenn er Albert<br />

wieder trifft.


Also ist doch alles ganz falsch?


Um das besser zu verstehen, müssen wir erst einmal ein Weg-Zeit-Diagramm<br />

betrachten.


Weg-Zeit-Diagramm


In einem Weg-Zeit-Diagramm ist der Ort eines Körpers als Funktion der Zeit<br />

aufgetragen. Dort, wo die Kurve (oder Gerade) steil ansteigt, bewegt sich der<br />

Körper offenbar schnell, während dort, wo die Kurve flach verläuft, der Körper<br />

sich langsam bewegt. Wenn die Kurve horizontal, d.h. parallel zur t-Achse,<br />

verläuft, steht der Körper still, da sich seine Ortskoordinate x nicht ändert.


Koordinatensysteme


Wir betrachten jetzt ein (rotes) Koordinatensystem x'y'z', das sich mit der<br />

Geschwindigkeit v <strong>relativ</strong> zum „ruhenden“ (blauen) Koordinatensystem xyz in<br />

Richtung der x-Achse bewegt. Die beiden Achsen x und x' sollen zusammenfallen,<br />

sie sind jedoch der Deutlichkeit halber etwas versetzt gezeichnet.<br />

Zur Zeit t = 0 sei der Ort x' = 0 am Ort x = 0.<br />

Die t'-Achse entspricht dem Ort x' = 0.


v = 0.167c


Das „gestrichene Koordinatensystem“ x'y'z' bewege sich mit der Geschwindigkeit<br />

v = 0.167c, d.h. seine Geschwindigkeit beträgt 16.7 % der Lichtgeschwindigkeit.<br />

Zweckmässigerweise sind hier wieder statt der Zeiten t und t' die mit der<br />

Lichtgeschwindigkeit multiplizierten Zeiten aufgetragen, also die Strecken ct und ct'.<br />

Da sich der Punkt x' = 0 mit der Geschwindigkeit v im Koordinatensystem xyz<br />

bewegt, ist die ct'-Achse geneigt, denn sie ist nichts anderes als das Weg-Zeit-<br />

Diagramm des Punktes x' = 0 im System xyz.<br />

So weit sieht alles genau gleich aus wie in der klassichen Physik.


v = 0.167c


Was hingegen nur in der <strong>relativ</strong>istischen Physik auftritt, ist die Neigung der x'-Achse.<br />

Die Punkte auf der x-Achse haben ja alle die gleiche Zeit t = 0,<br />

und die Punkte auf der x'-Achse haben alle die Zeit t' = 0.<br />

In der klassischen Physik würden die beiden Achsen x und x' zusammenfallen,<br />

weil die Zeit im bewegten System genau gleich ist wie im ruhenden System.<br />

In der <strong>relativ</strong>istischen Physik ist jedoch die x'-Achse nicht parallel zur x-Achse,<br />

sondern geneigt.


v = 0.8 c


Je grösser die Geschwindigkeit ist, umso stärker sind die Neigungen der<br />

x'- und ct'-Achsen.<br />

Für die ct'-Achse ist das unmittelbar klar. Sie stellt ja das Weg-Zeit-Diagramm des<br />

Punktes x' = 0 dar, und dieses verläuft umso steiler, je grösser die Geschwindigkeit ist.<br />

Die x'-Achse ist umso stärker geneigt, je grösser die Geschwindgkeit ist, weil die<br />

Zeitdilatation mit der Geschwindigkeit zunimmt.<br />

Im bewegten Koordinatensystem sind diejenigen Ereignisse gleichzeitig, die auf<br />

Parallelen zur x'-Achse liegen.


Ereignisse<br />

System x, y, z:<br />

Die Ereignisse A und B sind gleichzeitig.


Wir hatten gesehen, dass im System xyz die Ereignisse gleichzeitig sind, welche<br />

die gleiche ct-Koordinate haben. Das sind diejenigen Punkte, die auf Parallelen<br />

zur x-Achse liegen, d.h. die senkrecht bezüglich der ct-Achse übereinander liegen,<br />

also z.B. die Punkte A und B.


Ereignisse<br />

System x', y', z':<br />

Die Ereignisse A und C sind gleichzeitig.


Im System x'y'z' dagegen sind die Ereignisse gleichzeitig, die auf Parallelen<br />

zur x'-Achse liegen, also z.B. die Punkte A und C.


Gleichzeitigkeit<br />

Es gibt keine absolute Gleichzeitigkeit.


Gleichzeitigkeit<br />

Es gibt keine absolute Gleichzeitigkeit.<br />

Der Begriff „gleichzeitig“ ist <strong>relativ</strong>.


Gleichzeitigkeit<br />

Es gibt keine absolute Gleichzeitigkeit.<br />

Der Begriff „gleichzeitig“ ist <strong>relativ</strong>.<br />

Zwei <strong>relativ</strong> zueinander bewegte Beobachter<br />

nehmen unterschiedliche Paare von<br />

Ereignissen als gleichzeitig wahr.


Dieses Bild ist das Weg-Zeit-Diagramm von Eugen auf seiner Hinreise.


Das Bild zeigt das Weg-Zeit-Diagramm von Eugens Hin- und Rückreise.


Ereignisse<br />

System x', y', z':<br />

Die Ereignisse A und C sind gleichzeitig.


Auf der Hinreise, d.h. während Eugen sich in Richtung der x-Achse bewegt,<br />

sind für ihn die Ereignisse gleichzeitig, die auf Parallelen zur x'-Achse liegen,<br />

also z.B. die Ereignisse A und C.


Wir zeichnen jetzt eine Gerade der Gleichzeitigkeit in dasWeg-Zeit-Diagramm ein...


...für den Moment, in dem er beim Zielstern ankommt, aber immer noch die<br />

Geschwindigkeit v = 0.8 c hat.


Man kann leicht ausrechnen, wo diese Gerade der Gleichzeitigkeit die Zeitachse t<br />

schneidet, und erhält 1.8 Jahre nach dem Start von Eugen.<br />

Wenn also Eugen am Ziel ankommt (aber sich immer noch mit 80 % der<br />

Lichtgeschwindigkeit bewegt), findet er, dass auf der Erde nur 1.8 Jahre<br />

vergangen sind.<br />

Er hat natürlich keine Möglichkeit, dies direkt nachzuprüfen.<br />

Wenn er nun augenblicklich(!) abgebremst hat, ist er in Ruhe in Bezug auf das<br />

System xyz. Damit hat er die gleiche Zeit wie Albert, d.h. 5 Jahre nach dem Start.<br />

Während des Abbremsvorgangs sind also für ihn auf der Erde 3.2 Jahre<br />

vergangen. Auch das kann er natürlich nicht direkt feststellen.


Wenn er sich nun auf die Rückreise begibt und wieder augenblicklich auf die<br />

Geschwindigkeit 0.8c beschleunigt, bewegt er sich entgegengesetzt zur Richtung<br />

der x-Achse. Damit ist seine Gerade der Gleichzeitigkeit in diese Richtung<br />

geneigt. Die Rechnung zeigt, dass diese Gerade die Zeitachse t bei 8.2 Jahren<br />

schneidet. In dem Moment, da Eugen (instantan) am Zielort umgekehrt ist,<br />

sind für ihn auf der Erde 6.4 Jahre (in einem einzigen Augenblick) vergangen.<br />

Wie gesagt, kann er das nicht direkt nachprüfen. Wenn er aber wieder auf der<br />

Erde ankommt, sind auf der Erde nicht 3.6 Jahre vergangen, wie er berechnet hat,<br />

ohne seine Fahrtrichtungsänderung beim Umkehren zu berücksichtigen,<br />

sondern tatsächlich 10 Jahre, wie auch Albert auf seiner Kalenderuhr abliest.


Das Zwillingsparadoxon<br />

Albert: Erde<br />

Eugen: Raumschiff mit v = 0.8c<br />

Entfernung des Zielsterns: 4 Lichtjahre<br />

Reisezeit von der Erde aus gesehen:<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

5<br />

3<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Vom Raumschiff aus gesehen:<br />

Erde entfernt sich mit v = 0.8c<br />

Reisezeit an Bord des Raumschiffs:<br />

Reisezeit auf der Erde:<br />

3<br />

1.8<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Reisezeit für Hin- und Rückflug:<br />

Albert:<br />

Eugen:<br />

Albert aus der Sicht Eugens:<br />

Differenz für Alberts Alterung:<br />

10<br />

6<br />

3.6<br />

6.4<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Paradox?


Die 6.4 Jahre, die während Eugens Fahrtrichtungsänderung auf der Erde vergehen,<br />

sind genau die Differenz, die sich bei den beiden Rechnungen in Alberts und<br />

Eugens Bezugssystemen ergeben haben.<br />

Es ist also kein Paradoxon. Ein Paradoxon ergibt sich nur, wenn nicht richtig<br />

gerechnet wird.


Kein Paradoxon!<br />

Albert ist wirklich 10 Jahre älter geworden,<br />

während für Eugen nur 6 Jahre vergangen sind.


Eine augenblickliche Beschleunigung von 0 auf 0.8c ist natürlich nicht nur technisch,<br />

sondern auch physikalisch unmöglich.<br />

Denkbar wäre ein Raumschiff, mit dem konstant mit 10 m/s 2 beschleunigt wird,<br />

d.h. in jeder Sekunde nimmt die Geschwindigkeit des Raumschiffs um 10 m/s zu<br />

(von einem momentan mit konstanter Geschwindigkeit mitbewegten System aus<br />

gesehen).


Wenn wir ein solches Raumschiff haben, beschleunigen wir bis zur Wegmitte<br />

mit 10 m/s 2 , schalten das Triebwerk ab, drehen das Schiff um 180° herum,...


...schalten das Triebwerk wieder ein und bremsen bis zum Ziel konstant ab mit<br />

10 m/s 2 , d.h. in jeder Sekunde wird das Raumschiff 10 m/s langsamer (von einem<br />

momentan mit konstanter Geschwindigkeit mitbewegten System aus gesehen).


Raumschiff: konstante Beschleunigung mit 10 m/s 2<br />

Die Passagiere spüren ihr normales Gewicht.<br />

„Unten“ ist das Heck des Schiffes.


Raumschiff: konstante Beschleunigung mit 10 m/s 2<br />

Die Passagiere spüren ihr normales Gewicht.<br />

„Unten“ ist das Heck des Schiffes.<br />

Erde:<br />

mit zunehmender Geschwindigkeit nimmt die<br />

Beschleunigung des Raumschiffes immer mehr ab<br />

und geht gegen null


Während Eugen an Bord des Raumschiffs auf Grund seiner Messungen (und<br />

seines gefühlten „Gewichts“) schliesst, dass er konstant mit 10 m/s 2 beschleunigt,<br />

würde Albert feststellen, dass die Beschleunigung von Eugens Schiff immer<br />

kleiner wird.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Zielstern<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04


Fliegen wir also auf diese Weise zum nächsten Fixstern, zum Alpha Centauri,<br />

der 4.3 Lichtjahre entfernt ist.<br />

Genau genommen ist Alpha Centauri ein Doppelsternsystem, und es ist umstritten,<br />

ob auch der 4.22 Lichtjahre entfernte Zwergstern Proxima Centauri zu diesem<br />

System gehört.<br />

Von der Erde aus gesehen dauert die Reise 5.9 Jahre, aber an Bord vergehen nur<br />

3.5 Jahre. Wenn wir zurückkommen, sind auf der Erde 11.8 Jahre vergangen,<br />

während wir an Bord des Raumschiffes nur 7 Jahre älter geworden sind.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10


Je weiter wir fliegen, d.h. je länger wir beschleunigen und je näher wir an die<br />

Lichtgeschwindigkeit herankommen, umso grösser wird der Zeitdilatations-Effekt.<br />

Wenn wir von einer Reise zum Sirius zurückkommen, sind wir nur etwas mehr als<br />

9 Jahre älter geworden, während auf der Erde mehr als 20 Jahre vergangen sind.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10<br />

Wega 25 26.8 6.35 53.6 12.7


Wenn wir zur Wega fliegen, sind wir bei der Rückkehr weniger als 13 Jahre älter<br />

geworden, aber auf der Erde sind mehr als 53 Jahre vergangen.<br />

Und viel weiter als bis zur Wega dürfen wir nicht reisen, wenn wir bei der Rückkehr<br />

die Menschen noch treffen wollen, die wir gekannt haben.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10<br />

Wega 25 26.8 6.35 53.6 12.7<br />

Aldebaran 62 63.9 8.00 128 16.0


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10<br />

Wega 25 26.8 6.35 53.6 12.7<br />

Aldebaran 62 63.9 8.00 128 16.0<br />

Polarstern 400 402 11.5 804 23.0


Wenn wir vom Polarstern zurückkommen, sind wir 16 Jahre älter geworden,<br />

während auf der Erde mehr als 800 Jahre vergangen sind.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10<br />

Wega 25 26.8 6.35 53.6 12.7<br />

Aldebaran 62 63.9 8.00 128 16.0<br />

Polarstern 400 402 11.5 804 23.0<br />

Galaxiszentrum 28'000 28'000 19.6 56'000 39.6


Sogar das 28'000 Lichtjahre entfernte Zentrum unserer Milchstrasse kann in<br />

nur 20 Jahren Bordzeit erreicht werden.<br />

Wenn Sie dorthin fliegen, nehmen Sie doch einen Astrophysiker mit. Den machen<br />

Sie damit überglücklich. Der kommt auch mit, wenn Sie sagen, es gebe keine<br />

Rückfahrkarte.<br />

Wenn (falls !) Sie zurückkommen, sind Sie nur 40 Jahre älter geworden,<br />

aber auf der Erde sind 56'000 Jahre vergangen.


Reisezeiten für <strong>relativ</strong>istische Reisen<br />

Distanz Reisezeit in Jahren<br />

Zielstern<br />

Lichtjahre<br />

Erdzeit Bordzeit Erdzeit Bordzeit<br />

Hinflug<br />

Retour<br />

Alpha Centauri 4.3 5.90 3.52 11.8 7.04<br />

Sirius 8.6 10.3 4.55 20.6 9.10<br />

Wega 25 26.8 6.35 53.6 12.7<br />

Aldebaran 62 63.9 8.00 128 16.0<br />

Polarstern 400 402 11.5 804 23.0<br />

Galaxiszentrum 28'000 28'000 19.6 56'000 39.6<br />

Andromeda 2.3 M 2.3 M 27.9 4.6 M 55.8


Auch die nächste Galaxie, die Andromeda-Galaxie, ist erreichbar.<br />

Wenn wir zurückkommen, sind wir „nur“ 56 Jahre älter geworden,<br />

aber auf der Erde sind inzwischen 4.6 Millionen Jahre vergangen.<br />

Es fragt sich, ob dann die „Heim“-Reise sich überhaupt noch lohnt...


Gute Nachricht:


Gute Nachricht:<br />

Mit einem Raumschiff, das mit 10 m/s 2 beschleunigt,<br />

kann innerhalb eines Menschenlebens jeder beliebige Punkt<br />

des (bekannten) Universums erreicht werden.


Gemeint ist damit nur die „<strong>einfach</strong>e Fahrt“ ohne Rückfahrt. Weil während der<br />

ganzen Fahrt ständig beschleunigt wird, kommt das Raumschiff immer näher<br />

an die Lichtgeschwindigkeit heran, und die Zeitdilatation wird immer grösser.


Gute Nachricht:<br />

Mit einem Raumschiff, das mit 10 m/s 2 beschleunigt,<br />

kann innerhalb eines Menschenlebens jeder beliebige Punkt<br />

des (bekannten) Universums erreicht werden.<br />

Schlechte Nachricht:


Gute Nachricht:<br />

Mit einem Raumschiff, das mit 10 m/s 2 beschleunigt,<br />

kann innerhalb eines Menschenlebens jeder beliebige Punkt<br />

des (bekannten) Universums erreicht werden.<br />

Schlechte Nachricht:<br />

Wie ist das aber mit dem Antrieb?


Rakete<br />

Ausströmgeschwindigkeit des Treibstrahls: u<br />

Chemische Triebwerke:<br />

Nukleare Triebwerke:<br />

Ionentriebwerke:<br />

4.5 km/s<br />

10 km/s<br />

250 km/s


Rakete<br />

Ausströmgeschwindigkeit des Treibstrahls: u<br />

Chemische Triebwerke:<br />

Nukleare Triebwerke:<br />

Ionentriebwerke:<br />

4.5 km/s<br />

10 km/s<br />

250 km/s<br />

v = u ln m 0<br />

m


m 0<br />

/m ist das so genannte Massenverhältnis der Rakete. m 0<br />

ist Anfangsmasse der<br />

Rakete, d.h. die Masse der mit Treibstoff vollgetankten Rakete. m ist die Endmasse<br />

der Rakete, d.h. die Masse der Rakete, wenn aller Treibstoff verbraucht worden ist.<br />

ln ist der natürliche Logarithmus. Man muss diese Funktion nicht kennen, um<br />

das in der folgenden Tabelle wiedergegebene Resultat zu verstehen.<br />

Die Formel gilt für eine Rakete, die nicht in einem Schwerefeld startet. Wenn die<br />

Rakete beim Aufstieg „ihre Schwerkraft überwinden“ muss, ist die erreichte<br />

Endgeschwindigkeit natürlich kleiner. Bei einem interstellaren Flug wird aber<br />

nahezu die ganze Wegstrecke in einem praktisch schwerefreien Raum zurückgelegt.


Rakete<br />

Ausströmgeschwindigkeit des Treibstrahls: u<br />

Chemische Triebwerke:<br />

Nukleare Triebwerke:<br />

Ionentriebwerke:<br />

4.5 km/s<br />

10 km/s<br />

250 km/s<br />

v = u ln m 0<br />

m <br />

Massenverhältnis<br />

der Rakete<br />

10<br />

30<br />

1000<br />

1000000<br />

Endgeschwindigkeit<br />

der Rakete<br />

2.3 u<br />

3.4 u<br />

6.9 u<br />

13.8 u


Wenn die Rakete ein Massenverhältnis von 10 aufweist, ist die Endgeschwindigkeit,<br />

die sie erreicht, nur 2.3 mal grösser als die Ausströmgeschwindigkeit des<br />

Treibstrahls.<br />

Ein Massenverhältnis von 10 ist schon ein sehr hoher Wert.<br />

Das kann am Beispiel eines Autos veranschaulicht werden.


Auto mit Massenverhältnis 10


Auto mit Massenverhältnis 10<br />

Auto vollgetankt:<br />

1500 kg


Auto mit Massenverhältnis 10<br />

Auto vollgetankt:<br />

1500 kg<br />

Auto mit leerem Tank: 150 kg


Ein Auto mit einem Massenverhältnis von 10, das im vollgetankten Zustand eine<br />

Masse von 1500 kg hat, darf mit leerem Tank nur eine Masse von 150 kg haben.<br />

Chassis, Motor, Räder und Fahrer dürfen also zusammen nicht mehr als 150 kg Masse<br />

haben. Für eine Karosserie reicht es wohl nicht mehr.


Rakete<br />

Ausströmgeschwindigkeit des Treibstrahls: u<br />

Chemische Triebwerke:<br />

Nukleare Triebwerke:<br />

Ionentriebwerke:<br />

4.5 km/s<br />

10 km/s<br />

250 km/s<br />

v = u ln m 0<br />

m <br />

Massenverhältnis<br />

der Rakete<br />

10<br />

30<br />

1000<br />

1000000<br />

Endgeschwindigkeit<br />

der Rakete<br />

2.3 u<br />

3.4 u<br />

6.9 u<br />

13.8 u<br />

Lichtgeschwindigkeit: 300'000 km/s


Selbst mit einem absurden Massenverhältnis von 1'000'000 könnte nur das<br />

13.8-fache der Treibstrahl-Geschwindigkeit erreicht werden, also bestenfalls<br />

rund 3500 km/s. Das ist ein wenig mehr als 1 % der Lichtgeschwindigkeit.<br />

Ein Vergrössern des Massenverhältnisses führt offenbar nicht zum Ziel.<br />

Viel mehr bringt ein Vergrössern der Strahlgeschwindigkeit.


Ziel: möglichst grosse Strahlgeschwindigkeit


Ziel: möglichst grosse Strahlgeschwindigkeit<br />

Radikale Lösung:<br />

u = c


Die maximale Treibstrahl-Geschwindigkeit, die (theoretisch) erreicht werden kann,<br />

ist die Lichtgeschwindigkeit c.<br />

Da Lichtquanten Photonen genannt werden, wird eine Rakete, die einen<br />

Lichtstrahl als Antrieb verwendet, als Photonenrakete bezeichnet.


Ziel: möglichst grosse Strahlgeschwindigkeit<br />

Radikale Lösung:<br />

u = c<br />

Photonenrakete


Gibt es denn Photonenraketen?


Gibt es denn Photonenraketen?<br />

Ja, seit über 100 Jahren!


Taschenlampe als Photonenrakete<br />

a = P mc<br />

v = at<br />

s = vt<br />

2


Auch wenn einem diese drei Formeln nichts sagen, kann man trotzdem<br />

wieder das Resultat verstehen.


Taschenlampe als Photonenrakete<br />

a = P mc<br />

v = at<br />

s = vt<br />

2<br />

m = 1 kg P = 2<br />

W


Die Taschenlampe habe eine Masse von 1 kg und gebe einen Lichtstrahl<br />

mit einer Leistung von 2 W ab.<br />

Die Taschenlampe werde irgendwo im Weltraum, weit weg von Schwerefeldern<br />

von irgendwelchen Körpern (Sterne, Planeten usw.) deponiert und eingeschaltet.<br />

Die Batterie liefere für unbegrenzte Zeit Strom, und die Glühlampe habe eine<br />

unbegrenzte Lebensdauer.<br />

Durch das abgestrahlte Licht erfährt die Taschenlampe einen Rückstoss und<br />

wird beschleunigt. Die Beschleunigung ist allerdings sehr klein.


Taschenlampe als Photonenrakete<br />

a = P mc<br />

v = at<br />

s = vt<br />

2<br />

m = 1 kg P = 2<br />

W<br />

a = 6.67⋅10 −9 ms −2


Damit die Bewegung der Taschenlampe besser festgestellt werden kann,<br />

wird neben ihr eine „Boje“ deponiert.<br />

Nach einem Jahr schauen wir wieder nach, was passiert ist.


Taschenlampe als Photonenrakete<br />

a = P mc<br />

v = at<br />

s = vt<br />

2<br />

m = 1 kg P = 2<br />

W<br />

a = 6.67⋅10 −9 ms −2<br />

Nach 1 Jahr:<br />

v = 21 cm/s


Nach einem Jahr ununterbrochener Beschleunigung hat also unsere Photonenrakete<br />

die phantastische Geschwindigkeit von 21 cm/s erreicht.


Taschenlampe als Photonenrakete<br />

a = P mc<br />

v = at<br />

s = vt<br />

2<br />

m = 1 kg P = 2<br />

W<br />

a = 6.67⋅10 −9 ms −2<br />

Nach 1 Jahr:<br />

v = 21 cm/s<br />

s = 3320 km


Aber immerhin hat sie in dieser Zeit eine Strecke von 3320 km zurückgelegt.<br />

Zu Fuss wäre man allerdings weiter gekommen...


Photonenrakete mit einer Beschleunigung von 10 m/s 2


Wir möchten aber eine Photonenrakete, die eine Beschleunigung von 10 m/s 2 erreicht.


Photonenrakete mit einer Beschleunigung von 10 m/s 2<br />

Spezifische Leistung: 3000 MW / kg


Dazu müsste das Triebwerk eine spezifische Leistung von 3000 MW/kg haben,<br />

genauer gesagt, nicht das Triebwerk, sondern das ganze Raumschiff müsste<br />

diese spezifische Leistung haben.<br />

Das bedeutet, dass zum Beispiel diese Taschenlampe, die eine Masse von 1 kg hat,<br />

einen gerichteten Lichtstrahl mit einer Leistung von 3000 Megawatt liefern müsste,<br />

und das während Jahren.<br />

Bei einem Raumschiff stände ja nicht die ganze Masse für das Triebwerk zur<br />

Verfügung, sondern ein (grosser) Teil der Masse würde auf die Hülle des Schiffs,<br />

den Treibstoff und die Nutzlast entfallen.<br />

Eine solche Leistungsdichte scheint auch für eine noch so fortgeschrittene Technik<br />

nicht möglich zu sein.<br />

Für eine interstellare Reise muss man sich also etwas Besseres als eine Photonenrakete<br />

einfallen lassen...


<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

l Bezugssysteme, Relativitätsprinzip<br />

l Zeitdilatation, Zwillingsparadoxon<br />

l Masse bewegter Körper<br />

l E = mc 2


Masse und Impuls<br />

m = m 0<br />

1 − v2<br />

c 2


In vielen populärwissenschaftlichen Texten über <strong>Relativitätstheorie</strong> findet man<br />

diese Formel und/oder die Feststellung, dass die Masse eines Körpers mit der<br />

Geschwindigkeit zunehme.


Masse und Impuls<br />

m = m 0<br />

1 − v2<br />

c 2


Masse und Impuls<br />

m = m 0<br />

1 − v2<br />

c 2<br />

m 0<br />

m


Die Physiker verwenden jedoch diese Formel nicht und brauchen auch nicht<br />

den Begriff „<strong>relativ</strong>istische Masse“, weil diese im Prinzip gar nicht gemessen<br />

werden kann.<br />

Wenn sie von „Masse“ sprechen, meinen sie stets die Masse m 0<br />

des ruhenden<br />

Teilchens, aber nennen das nicht „Ruhmasse“, sondern nur <strong>einfach</strong> Masse.


Masse und Impuls<br />

m = m 0<br />

1 − v2<br />

c 2<br />

m 0<br />

m<br />

p =<br />

mv<br />

<br />

2<br />

v<br />

1 −<br />

c 2


Was die Physiker brauchen, ist der Impulserhaltungssatz<br />

und die Formel für den Impuls.<br />

Was daraus folgt, kann am folgenden <strong>einfach</strong>en Beispiel veranschaulicht werden.


Kollision von PW und LKW<br />

PW: 1 Tonne<br />

LKW: 40 Tonnen


Ein Personenwagen mit einer Masse von 1000 kg pralle gegen einen stillstehenden<br />

Lastwagen mit einer Masse von 40 Tonnen.


Kollision von PW und LKW<br />

PW: 1 Tonne<br />

LKW: 40 Tonnen<br />

Kollisionsenergie:<br />

Q = 0.976 T


Der Lastwagen wird sich durch den Aufprall kaum bewegen, und der Personenwagen<br />

wird sofort praktisch vollständig abgebremst. Dadurch wird nahezu seine ganze<br />

kinetische Energie (Bewegungsenergie) T in Kollisionsenergie (das ist eigentlich<br />

„Formänderungsarbeit“) Q umgewandelt.<br />

97.6 % der kinetischen Energie wird in Kollisionsenergie umgesetzt.


Kollision von PW und LKW<br />

PW: 1 Tonne<br />

LKW: 40 Tonnen<br />

Kollisionsenergie:<br />

Q = 0.0244 T


Wenn dagegen der Lastwagen gegen den stillstehenden Personenwagen prallt,<br />

schiebt er diesen vor sich her und wird dabei nur wenig verlangsamt. Nur ein<br />

kleiner Bruchteil (2.4 %) seiner kinetischen Energie wird in Kollisionsenergie<br />

umgewandelt.<br />

Da seine Masse 40 mal grösser ist als die Masse des Personenwagens, ist bei<br />

gleicher Geschwindigkeit auch seine kinetische Energie 40 mal grösser als die<br />

des Personenwagens. Die „Formänderungsarbeit“ ist daher in beiden Fällen gleich<br />

gross.


Inelastischer Stoss von Protonen


Bei Autozusammenstössen ist die „Formänderungsarbeit“ sehr unerwünscht.<br />

In der Teilchenphysik dagegen sind die Physiker sehr interessiert an möglichst<br />

hohen Kollisionsenergien.


Inelastischer Stoss von Protonen<br />

Reaktionsenergie<br />

Klassisch:<br />

Q = 1 2 T


Wenn zum Beispiel Protonen gegen ruhende Protonen (Kerne von Wasserstoffatomen)<br />

geschossen werden, dann ist in der klassischen Physik die Kollisionsenergie gleich<br />

der Hälfte der kinetischen Energie der Protonen.<br />

Q = ½ T.<br />

Der Teilchenbeschleuniger muss also die Protonen auf eine Energie beschleunigen,<br />

die doppelt so gross ist wie die erwünschte Reaktionsenergie (Kollisionsenergie).<br />

Das ist nicht weiter schlimm.


Inelastischer Stoss von Protonen<br />

Reaktionsenergie<br />

Relativistisch (für T >> mc 2 ):<br />

Q = 2 mc 2 T


In der <strong>Relativitätstheorie</strong> ergibt sich leider ein ganz anderes Resultat.<br />

Die Reaktionsenergie ist bei hohen Energien proportional zur Wurzel aus der<br />

kinetischen Energie der Teilchen.<br />

Wenn also die Theoretiker den Experimentalphysikern sagen „Bei einer 10 mal<br />

höheren Energie könnte man dieses interessante Resultat der Theorie testen“,<br />

dann müssen die Experimentalphysiker nicht eine Maschine bauen, die eine<br />

10 mal höhere Teilchenenergie liefert, sondern eine Maschine, die eine 100 mal<br />

höhere Energie liefert.


Kollidierende Strahlen


Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, ist man auf die Idee der<br />

„kollidierenden Strahlen“ gekommen.


Kollidierende Strahlen


Zwei gleiche Teilchen, zum Beispiel Protonen, werden mit gleicher Geschwindigkeit<br />

frontal gegeneinander geschossen. Nach dem Impulserhaltungssatz bewegen<br />

sich die Teilchen nach dem Stoss nicht mehr. Das folgt schon aus Symmetriegründen.<br />

In welche Richtung sollten sich die Teilchen denn bewegen? Nach links oder nach<br />

rechts?<br />

Da also nach dem Stoss keine kinetische Energie mehr vorhanden ist, wurde die<br />

ganze kinetische Energie der beiden Teilchen in Reaktionsenergie umgesetzt.


LHC<br />

Large Hadron Collider


Das Prinzip der kollidierenden Strahlen wird beim Large Hadron Collider<br />

des CERN eingesetzt.


CERN<br />

CERN photo


LHC<br />

CERN photo


Der LHC ist ein Beschleuniger, der in einem Ringtunnel von 27 km Umfang<br />

untergebracht ist.<br />

Wenn Sie diesen Beschleuniger zu Fuss ganz besichtigen möchten, müssten<br />

Sie etwa 5 Stunden marschieren!


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV


Wenn der LHC seine volle Leistung erreicht hat, werden zwei Protonenstrahlen<br />

mit je 7 TeV gegeneinander geschossen.<br />

eV bedeutet Elektronvolt. Das Elektronvolt ist eine Energieeinheit, die im Bereich<br />

der Atom-, Kern- und Teilchenphysik zweckmässig ist.<br />

T ist die Abkürzung für Tera. Der Vorsatz Tera bedeutet 10 12 .


Elektronvolt<br />

Durchläuft eine Elementarladung im leeren Raum eine<br />

Potentialdifferenz von 1 Volt, so gewinnt sie eine Energie<br />

von 1 Elektronvolt.<br />

1 eV = 1.602 · 10 −19 J


1 TeV = 10 12 eV


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV<br />

Kollisionsenergie: 14 TeV (14 ⋅ 10 12 eV)


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV<br />

Kollisionsenergie: 14 TeV (14 ⋅ 10 12 eV)<br />

Kollisionsenergie für Protonen mit 7 TeV auf ruhende<br />

Protonen:<br />

0.113 TeV


Wenn Protonen mit einer Energie von 7 TeV auf ruhende Protonen geschossen<br />

würden, ergäbe sich eine Kollisionsenergie von nur 0.113 TeV.


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV<br />

Kollisionsenergie: 14 TeV (14 ⋅ 10 12 eV)<br />

Kollisionsenergie für Protonen mit 7 TeV auf ruhende<br />

Protonen:<br />

0.113 TeV<br />

Notwendige Energie eines Beschleunigers für eine Kollisionsenergie<br />

von 14 TeV bei Beschuss von ruhenden Protonen:<br />

105'000 TeV


Wollte man beim Beschuss von ruhenden Protonen eine Reaktionsenergie von<br />

14 TeV erreichen, müsste der Beschleuniger eine Energie von 105'000 TeV<br />

liefern.<br />

Dieser Beschleuniger hätte (bei sonst gleichen Maschinenparametern) einen<br />

Durchmesser von 128'000 km.


LHC<br />

Large Hadron Collider<br />

Zwei kollidierende Protonenstrahlen mit je 7 TeV<br />

Kollisionsenergie: 14 TeV (14 ⋅ 10 12 eV)<br />

Kollisionsenergie für Protonen mit 7 TeV auf ruhende<br />

Protonen:<br />

0.113 TeV<br />

Notwendige Energie eines Beschleunigers für eine Kollisionsenergie<br />

von 14 TeV bei Beschuss von ruhenden Protonen:<br />

105'000 TeV<br />

Durchmesser dieser Maschine: 128'000 km


<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

l Bezugssysteme, Relativitätsprinzip<br />

l Zeitdilatation, Zwillingsparadoxon<br />

l Masse bewegter Körper<br />

l E = mc 2


E = mc 2


E = mc 2 ist wohl die berühmteste physikalische Gleichung.


Es ist jedoch keineswegs eine „Wunderformel“.<br />

Was soll das heissen?<br />

Die Maxwellschen Gleichungen des Elektromagnetismus könnte man als<br />

„Wunderformeln“ bezeichnen, denn diese vier Gleichungen (in<br />

<strong>relativ</strong>istischer Formulierung nur zwei Gleichungen) beschreiben alle<br />

Phänomene des Elektromagnetismus und der Optik.<br />

Die Gleichung E = mc 2 beschreibt dagegen keine Phänomene und <strong>erklärt</strong><br />

nichts, sondern ist „nur“ eine „Bilanzgleichung“, die allerdings oft recht<br />

nützlich ist.


E = mc 2


Einstein hat in seiner berühmten Arbeit „Ist die Trägheit eines Körpers von<br />

seinem Energieinhalt abhängig?“ von 1905 die Beziehung zwischen Masse<br />

und Energie gar nie in der Form E = mc 2 geschrieben, sondern seine Gleichung<br />

sah folgendermassen aus:


E = mc 2<br />

K 0 − K 1 = L V 2 v 2<br />

2


In der heutigen Schreibweise würde diese Beziehung so aussehen:


E = mc 2<br />

m = E<br />

c 2


Die Physiker verwenden weder die eine noch die andere Gleichung,<br />

sondern die folgenden Beziehungen:


E = mc 2<br />

m = E<br />

c 2<br />

E 0 = mc 2 E = mc2<br />

<br />

2<br />

v<br />

1 −<br />

c 2<br />

E = mc 2 T


E = mc 2<br />

m = E<br />

c 2<br />

E 0 = mc 2 E = mc2<br />

<br />

2<br />

v<br />

1 −<br />

c 2<br />

E = mc 2 T<br />

E 2 = m 2 c 4 p 2 c 2


E = mc 2<br />

Grundlage der Atombombe ?


1. Juli 1946


E = mc 2<br />

Grundlage der Atombombe ?


Immer wieder kann man hören oder lesen, die Gleichung E = mc 2 sei die<br />

Grundlage der Atombombe.<br />

Das ist Unsinn.<br />

Es ist zwar nicht völlig falsch, aber vollkommen irreführend.<br />

Wenn E = mc 2 als Grundlage der Atombombe betrachtet wird, dann ist diese<br />

Gleichung ebenso sehr die Grundlage für einen Benzinmotor, eine Oelheizung,<br />

eine Kerzenflamme oder sogar den Stoffwechsel eines Eichhörnchens.<br />

Die Beziehung gilt nämlich ganz allgemein und gilt nicht nur für kernphysikalische<br />

Reaktionen, sondern ebenso zum Beispiel für chemische Prozesse.<br />

Der Unterschied zwischen kernphysikalischen und chemischen Vorgängen besteht<br />

lediglich darin, dass für chemische Reaktionen die Massenunterschiede so klein<br />

sind, dass sie nicht gemessen werden können.<br />

Für die Entwicklung der Atombombe wurde die Gleichung E = mc 2 nicht wirklich<br />

gebraucht. Die Atombombe hätte auch entwickelt werden können, wenn diese<br />

Gleichung gar nicht bekannt gewesen wäre.


E = mc 2 ist, wie gesagt, wohl die bekannteste physikalische Gleichung.<br />

Sie ist aber zugleich leider auch die wohl am häufigsten missverstandene Gleichung.<br />

Auch wenn man es immer wieder hören oder lesen kann:<br />

Bei einer Atombombe wird nicht Materie in Energie umgewandelt.<br />

Die Zahl der Protonen und der Neutronen vor und nach der Spaltung der<br />

Uranatome (oder Plutoniumatome) ist gleich gross.<br />

Die Gesamtmasse der Spaltprodukte und der Neutronen nach der Spaltung eines<br />

Urankerns (oder Plutoniumkerns) ist jedoch kleiner als die Masse des Urankerns<br />

vor der Spaltung.<br />

Genau genommen ist die bei der Kernspaltung freiwerdende Energie gleich dem Unterschied der<br />

Coulomb-Energien des Urankerns (oder Plutoniumkerns) und der Kerne der Spaltprodukte. Eine<br />

Uran- oder Plutonium-Bombe ist eigentlich eine elektrische Bombe. Nur bei den Fusionswaffen<br />

(„Wasserstoffbomben“) wird die freiwerdende Energie durch die Kernkräfte verursacht. Das heisst,<br />

nur Fusionswaffen sind im eigentlichen Sinn des Wortes Kernwaffen.


E = mc 2<br />

Grundlage der Atombombe ?


Die Gleichung E = mc 2 <strong>erklärt</strong> zwar nicht die Fusionsprozesse<br />

in der Sonne, aber sie erlaubt, den Massenverlust der Sonne<br />

<strong>einfach</strong> zu berechnen.


Leuchtkraft der Sonne


Am Ort der Erde beträgt die Strahlungsintensität S der Sonne 1.37 kW/m 2 .<br />

Wenn dieser Strahlungsfluss mit der Oberfläche der Kugel multipliziert wird,<br />

deren Radius gleich dem Erdbahnradius ist, ergibt sich die von der Sonne total<br />

abgestrahlte Leistung.


Leuchtkraft der Sonne<br />

Leuchtkraft, total abgestrahlte Leistung:<br />

L = 4 R 2 S


Die Oberfläche einer Kugel mit Radius R ist 4π R 2 .


Leuchtkraft der Sonne<br />

Leuchtkraft, total abgestrahlte Leistung:<br />

L = 4 R 2 S<br />

L = 41.50⋅10 11 2 ⋅1.37⋅10 3 = 3.87⋅10 26


Der Radius R der (nahezu kreisförmigen) Erdbahn ist rund 150 Millionen km,<br />

also 1.5·10 11 m.<br />

Damit ergibt sich für die von der Sonne total abgestrahlte Leistung 3.87·10 26 W.<br />

(Der Unterschied zu dem am Anfang genannten Wert von 3.85·10 26 W ist darauf<br />

zurückzuführen, dass für die Rechnung hier leicht gerundete Werte für R und S<br />

verwendet wurden.)


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9


Für die Masse, welche die Sonne pro Sekunde verliert, ergibt sich:<br />

m = E/c 2 = 4.3·10 9 kg.


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9<br />

Massenverlust der Sonne durch Strahlung:<br />

4.3 Millionen Tonnen pro Sekunde


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9<br />

Massenverlust der Sonne durch Strahlung:<br />

4.3 Millionen Tonnen pro Sekunde<br />

Massenverlust der Sonne durch Sonnenwind:


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9<br />

Massenverlust der Sonne durch Strahlung:<br />

4.3 Millionen Tonnen pro Sekunde<br />

Massenverlust der Sonne durch Sonnenwind:<br />

≈ 1 Million Tonnen pro Sekunde


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9<br />

Massenverlust der Sonne durch Strahlung:<br />

4.3 Millionen Tonnen pro Sekunde<br />

Massenverlust der Sonne durch Sonnenwind:<br />

≈ 1 Million Tonnen pro Sekunde<br />

Totaler Massenverlust der Sonne:


Massenverlust der Sonne<br />

m = E c 2 = 3.87⋅1026<br />

3⋅10 8 2 = 4.30⋅10 9<br />

Massenverlust der Sonne durch Strahlung:<br />

4.3 Millionen Tonnen pro Sekunde<br />

Massenverlust der Sonne durch Sonnenwind:<br />

≈ 1 Million Tonnen pro Sekunde<br />

Totaler Massenverlust der Sonne:<br />

≈ 5.3 Millionen Tonnen pro Sekunde


Totaler Massenverlust der Sonne:<br />

5.3 Millionen Tonnen pro Sekunde


Totaler Massenverlust der Sonne:<br />

5.3 Millionen Tonnen pro Sekunde<br />

Wie lange kann die Sonne das überleben?


Massenverlust der Sonne in 10 Milliarden Jahren:<br />

weniger als 1 Promille


Missverständnisse


Missverständnisse<br />

Nur ganz wenige Leute verstehen die Relativitästheorie


Nicht nur jeder Physik-Student kann die (spezielle) <strong>Relativitätstheorie</strong> verstehen,<br />

sondern auch jeder Laie, der sich genügend Zeit nimmt und sich die nötigen<br />

elementaren Mathematik-Kenntnisse aneignet.


Missverständnisse<br />

Nur ganz wenige Leute verstehen die Relativitästheorie<br />

Alles ist <strong>relativ</strong>


Keineswegs. Im Gegenteil: In allen Inertialsystemen haben die physikalischen<br />

Gesetze die gleiche Form.<br />

Es wäre viel besser und weniger missverständlich gewesen, wenn man die<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong> „Invariantentheorie“ genannt hätte.


Missverständnisse<br />

Nur ganz wenige Leute verstehen die Relativitästheorie<br />

Alles ist <strong>relativ</strong><br />

Im Weltraum gehen die Uhren langsamer


Nein! Eine Uhr im Weltraum, die sich <strong>relativ</strong> zur Erde nicht bewegt,<br />

geht schneller, weil sie sich in einem schwächeren Gravitationsfeld befindet<br />

als eine Uhr auf der Erdoberfläche. Hinzu kommt der Effekt, dass die Uhr<br />

auf der Erde infolge der Geschwindigkeit, die sie wegen der Erddrehung hat,<br />

langsamer geht.


Missverständnisse<br />

Nur ganz wenige Leute verstehen die Relativitästheorie<br />

Alles ist <strong>relativ</strong><br />

Im Weltraum gehen die Uhren langsamer<br />

Alles nur Theorie


Keineswegs. Die Resultate der <strong>Relativitätstheorie</strong> wurden in zahllosen<br />

Experimenten immer wieder bestätigt gefunden.


Missverständnisse<br />

Nur ganz wenige Leute verstehen die Relativitästheorie<br />

Alles ist <strong>relativ</strong><br />

Im Weltraum gehen die Uhren langsamer<br />

Alles nur Theorie


Was würde nicht richtig funktionieren,<br />

wenn die <strong>Relativitätstheorie</strong> falsch wäre?


Was würde nicht richtig funktionieren,<br />

wenn die <strong>Relativitätstheorie</strong> falsch wäre?<br />

Grosse Teilchenbeschleuniger<br />

z.B.: CERN, DESY, Fermilab


Was würde nicht richtig funktionieren,<br />

wenn die <strong>Relativitätstheorie</strong> falsch wäre?<br />

Grosse Teilchenbeschleuniger<br />

z.B.: CERN, DESY, Fermilab<br />

Navigationssysteme<br />

LORAN ( Long Range Aid to Navigation )<br />

GPS ( Global Positioning System )


Was würde nicht richtig funktionieren,<br />

wenn die <strong>Relativitätstheorie</strong> falsch wäre?<br />

Grosse Teilchenbeschleuniger<br />

z.B.: CERN, DESY, Fermilab<br />

Navigationssysteme<br />

LORAN ( Long Range Aid to Navigation )<br />

GPS ( Global Positioning System )<br />

Synchronisation des weltweiten Systems von Atomuhren


Die spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

ist eine der am besten bestätigten<br />

Theorien der Physik


Herzlichen Dank<br />

für Ihr Interesse


Eine etwas erweiterte und leicht modifizerte Fassung<br />

des Vortrages steht als Skript zur Verfügung.<br />

Google: „<strong>Einsteins</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> <strong>relativ</strong> <strong>einfach</strong> <strong>erklärt</strong>“


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?<br />

Aussagen und Resultate der Theorie verstehen: grösstenteils


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?<br />

Aussagen und Resultate der Theorie verstehen: grösstenteils<br />

Herleitungen und Beweise verstehen,<br />

verstehen warum:<br />

nur sehr beschränkt


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?<br />

Aussagen und Resultate der Theorie verstehen: grösstenteils<br />

Herleitungen und Beweise verstehen,<br />

verstehen warum:<br />

nur sehr beschränkt<br />

Aussagen und Resultate sich vorstellen


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?<br />

Aussagen und Resultate der Theorie verstehen: grösstenteils<br />

Herleitungen und Beweise verstehen,<br />

verstehen warum:<br />

nur sehr beschränkt<br />

Aussagen und Resultate sich vorstellen<br />

Klassische Physik:<br />

weitgehend


Kann man ohne Mathematik<br />

eine physikalische Theorie wirklich verstehen?<br />

Aussagen und Resultate der Theorie verstehen: grösstenteils<br />

Herleitungen und Beweise verstehen,<br />

verstehen warum:<br />

nur sehr beschränkt<br />

Aussagen und Resultate sich vorstellen<br />

Klassische Physik:<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong>, Quantenmechanik:<br />

weitgehend<br />

kaum


Roman Sexl, Herbert Kurt Schmid<br />

Raum – Zeit – Relativität<br />

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978<br />

Horst Melcher<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong> in elementarer Darstellung<br />

Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1974<br />

Jürgen Freund<br />

Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong> für Studienanfänger<br />

vdf Hochschulverlag, ETH Zürich 2005<br />

Ulrich E. Schröder<br />

Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Harri Deutsch, Thun 1987


Jürgen Neffe<br />

Einstein. Eine Biographie<br />

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005<br />

Robert Schulmann<br />

Seelenverwandte.<br />

Der Briefwechsel zwischen<br />

Albert Einstein und Heinrich Zangger (1910 – 1947)<br />

NZZ Libro, Zürich 2012<br />

Desanka Trbuhović-Gjurić<br />

Im Schatten Albert <strong>Einsteins</strong><br />

Das tragische Leben der Mileva Einstein-Marić<br />

Verlag Paul Haupt, Bern und Stuttgart 1988


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)<br />

1. Eine neue Bestimmung der<br />

Moleküldimensionen<br />

Molekülgrösse


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)<br />

1. Eine neue Bestimmung der<br />

Moleküldimensionen<br />

2. Über die von der molekularkinetischen<br />

Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />

von in ruhenden Flüssigkeiten<br />

suspendierten Teilchen.<br />

Molekülgrösse<br />

Brownsche<br />

Bewegung


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)<br />

1. Eine neue Bestimmung der<br />

Moleküldimensionen<br />

2. Über die von der molekularkinetischen<br />

Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />

von in ruhenden Flüssigkeiten<br />

suspendierten Teilchen.<br />

3. Zur Elektrodynamik bewegter Körper<br />

Molekülgrösse<br />

Brownsche<br />

Bewegung<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong>


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)<br />

1. Eine neue Bestimmung der<br />

Moleküldimensionen<br />

2. Über die von der molekularkinetischen<br />

Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />

von in ruhenden Flüssigkeiten<br />

suspendierten Teilchen.<br />

3. Zur Elektrodynamik bewegter Körper<br />

4. Ist die Trägheit eines Körpers von<br />

seinem Energieinhalt abhängig?<br />

Molekülgrösse<br />

Brownsche<br />

Bewegung<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

( E = mc 2 )


Albert Einstein<br />

geb. 14. 3. 1879 in Ulm<br />

gest. 18. 4. 1955 in Princeton<br />

1905: <strong>Einsteins</strong> „Wunderjahr“ (Annus mirabilis)<br />

1. Eine neue Bestimmung der<br />

Moleküldimensionen<br />

2. Über die von der molekularkinetischen<br />

Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />

von in ruhenden Flüssigkeiten<br />

suspendierten Teilchen.<br />

3. Zur Elektrodynamik bewegter Körper<br />

4. Ist die Trägheit eines Körpers von<br />

seinem Energieinhalt abhängig?<br />

5. Über einen die Erzeugung und<br />

Verwandlung des Lichtes betreffenden<br />

heuristischen Gesichtspunkt<br />

Molekülgrösse<br />

Brownsche<br />

Bewegung<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

<strong>Relativitätstheorie</strong><br />

( E = mc 2 )<br />

Lichtquanten<br />

(Photonen)


Einstein war nicht der erste, der einen Zusammenhang<br />

zwischen Masse und Energie gefunden hat:


Masse und Energie<br />

Samuel Tolver Preston<br />

Henri Poincaré<br />

Olinto de Pretto<br />

Hendrik Lorentz<br />

Friedrich Hasenöhrl<br />

1875<br />

1900<br />

1903<br />

1904<br />

1904

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