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Алтабаш, номер 55 (июль-август 2009) - Татары Германии

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PORTRÄT<br />

ЛИЦО НОМЕРА<br />

Ein Leben mit den kleinen Völkern.<br />

Die Autorin Gisela Reller.<br />

Nr. 4/<strong>55</strong>, <strong>2009</strong><br />

Жизнь, прожитая с малыми народами.<br />

Знакомтесь: Гизела Реллер<br />

Es begann auf einem Betriebsfest<br />

des Verlages Kultur&Fortschritt<br />

und der Zeitschrift FREIE WELT<br />

im östlichen Teil Berlins, in der<br />

DDR. Gisela Laue hatte nach einer<br />

Buchhändlerlehre angefangen, Journalistik<br />

zu studieren, und machte ein<br />

Praktikum bei dem renommierten<br />

Verlag in Berlin, dem großen Fenster<br />

zur Weltliteratur, der 1964 mit<br />

dem Verlag Volk&Welt fusionierte.<br />

Unter anderem erschienen hier in<br />

erster deutscher Übersetzung die<br />

Moabiter Hefte von Musa Dshalil,<br />

die Werke von Bulgakow, Ehrenburg,<br />

Granin, Heinrich Böll oder<br />

Tschingis Aitmatow. Auch der tatarische<br />

Roman „Nafisse“ von Gumer<br />

Baschirow erschien hier. Die Stadt<br />

Berlin war geteilt wie das Land.<br />

Und so war der Verlag Volk&Welt<br />

auch ein Fenster zur anderen Seite<br />

der Mauer, von der DDR in die<br />

BRD. Und dies war wohl auch sein<br />

Untergang. Nach der Wiedervereinigung<br />

fielen die Lizenzen westdeutscher<br />

Verlage an die Eigentümer<br />

zurück. Es blieben die Autoren des<br />

Ostens, doch russische Autoren<br />

wollten nicht mehr viele Leser kaufen.<br />

2001 wurde Volk&Welt vom<br />

Eigentümer geschlossen.<br />

Diese Geschichte hat also viel<br />

zu tun mit der Geschichte einer<br />

ungewöhnlichen Frau: Gisela Reller.<br />

Auf dem Betriebsfest des Verlages<br />

1956 sprach sie der Chefredakteur<br />

der Illustrierten FREIE WELT<br />

an, die ebenfalls in jenem Hause<br />

herausgegeben wurde. Gisela hatte<br />

sich als Betreuerin im Ferienlager<br />

beim Aufkommen von Heimweh<br />

rührend um sein Töchterchen gekümmert.<br />

Was sie nicht wusste: Die<br />

Kleine – Bettina Wegener – wird<br />

einmal eine bekannte Sängerin werden,<br />

ihr Vater ist Chefredakteur der<br />

FREIEN WELT. Nach dem Praktikum<br />

im Verlag folgte nun ein fester<br />

Job in der Redaktion der Zeitschrift.<br />

In den ersten Jahren schrieb Gisela<br />

Laue, die nach ihrer Heirat nun<br />

Reller hieß, über die Wissenschaftslandschaft<br />

der UdSSR, reiste von<br />

Moskau bis Sachalin. Jedoch sah sie<br />

nur die Vorzimmer von Wissenschaftlern<br />

und kahle Institute. Als<br />

sie bei einer Recherchereise nach<br />

Akademgorodok bei Nowosibirsk<br />

nur nachts einen Blick auf den majestätischen<br />

Ob‘ werfen kann und<br />

als einziges Tier ein Eichhörnchen<br />

erblicken konnte, stand für sie fest:<br />

Gisela Reller ist keine gewöhnliche Frau und keine gewöhnliche Journalistin.<br />

Das muss sich ändern, ich möchte<br />

mehr mit den Menschen vor Ort zu<br />

tun haben, mit der ansässigen Bevölkerung.<br />

Inspiriert von Schillers Zeilen Wer<br />

zählt die Völker, nennt die Namen<br />

entwarf sie ein Konzept für eine<br />

neue Rubrik in der Illustrierten<br />

FREIE WELT: Reportagen über<br />

Menschen, die nicht einer der fünfzehn<br />

großen Titularnationen der<br />

UdSSR angehören, mit entsprechenden<br />

Illustrationen und Vignetten,<br />

statistischen Fakten, Rezepten und<br />

kurzen Literaturproben der in Mitteleuropa<br />

recht unbekannten Völkerschaften,<br />

die teilweise noch nicht<br />

einmal über ein eigenes Alphabet<br />

verfügten. Am Ende dieser neuen<br />

Rubrik sollte in jeder Ausgabe ein<br />

Preisausschreiben in Form eines<br />

Kreuzworträtsels stehen. Nur wer<br />

aufmerksam die vorherigen Seiten<br />

gelesen hatte, konnte es ausfüllen.<br />

Das Konzept wurde mit Argwohn<br />

und Skepsis zur Kenntnis genommen,<br />

in die Praxis wollte es der<br />

Chefredakteur nicht umsetzen. Wer<br />

würde sich schon für diese unbekannten<br />

Völker interessieren? Und<br />

das in jeder Ausgabe auf mehreren<br />

Seiten? Erst nach resoluten Verhandlungen<br />

willigte die Redaktion<br />

in einen Kompromiss ein: „Testet<br />

mein Konzept, oder ich springe hier<br />

aus dem Fenster, das ist mein Lebenstraum!<br />

Es wird funktionieren!“<br />

Nun galt es. Die junge Gisela Reller<br />

berichtete nun<br />

(Fortsetzung auf der S. 21)<br />

Все началось во время<br />

праздника (сегодня это назвали<br />

бы «корпоративной встречей»)<br />

издательства Культура и<br />

Прогресс и журнала Фрайе<br />

Вельт (Свободный мир) в<br />

восточной части Берлина, в<br />

ГДР. Гизела Лауэ, после учебы<br />

на продавца книжного<br />

магазина, начала изучать<br />

журналистику и пришла на<br />

практику в известное и<br />

уважаемое издательство в<br />

Берлине, которое считалось<br />

окном в мировую литературу,<br />

слившееся в 1964 году с<br />

издательством Фольк унд Вельт<br />

(Народ и мир). Среди прочего<br />

здесь были выпущены первые<br />

переводы Моабитских тетрадей<br />

Мусы Джалиля, произведения<br />

Булгакова, Эренбурга, Гранина,<br />

Генриха Бёлля и Чингиза<br />

Айтматова. Татарский роман<br />

«Нафисэ» Гумера Баширова<br />

тоже увидел свет здесь. Берлин<br />

был тоже поделен, разделив<br />

участь страны. Так что<br />

издательство Фольк унд Вельт<br />

было также окном в мир по ту<br />

сторону стены, из ГДР в ФРГ.<br />

Это же стало позже причиной<br />

его заката. После объединения<br />

страны западногерманским<br />

издательствам уже не нужны<br />

были лицензии, они отошли к<br />

их владельцам. Остались<br />

авторы с восточного<br />

направления, но русских<br />

авторов читатели уже почти не<br />

покупали. И в 2001 году<br />

владельцы закрыли Фольк унд<br />

Вельт.<br />

Эта история очень тесно<br />

связана с историей необычной<br />

женщины – Гизелы Реллер. Во<br />

время производственного<br />

праздника в издательстве в 1956<br />

году с ней переговорил главный<br />

редактор журнала Фрайе Вельт,<br />

который также издавался здесь.<br />

Гизела, работавшая в детском<br />

лагере вожатой, трогательно<br />

заботилась о его дочурке, когда<br />

та особенно сильно скучала по<br />

дому. То, чего она тогда еще не<br />

знала: малышка – Беттина<br />

Вегенер – станет однажды<br />

известной певицей, а ее отец был<br />

главным редактором Фрайе<br />

Вельт. После прохождения<br />

практики в издательстве<br />

последовала постоянная работа в<br />

редакции журнала. В первые<br />

годы работы Гизела Лауэ,<br />

ставшая в замужестве Реллер,<br />

писала о научном ландшафте<br />

СССР, проехала эту страну от<br />

Москвы до Сахалина. И все же<br />

пока она видела только приемные<br />

ученых и голые институты. Когда<br />

однажды во время<br />

исследовательской поездки в<br />

новосибирский Академгородок<br />

она ночью увидела<br />

величественную Обь и<br />

единственного зверька – белочку,<br />

она твердо решила: это не может<br />

так дольше продолжаться, надо<br />

ближе познакомиться с людьми<br />

на месте, с коренным населением.<br />

Вдохновленная строками<br />

Шиллера «Тот, кто считает<br />

народы, называет их имена», она<br />

разработала концепцию новой<br />

рубрики для журнала Фрайе<br />

Вельт: репортажи о народах,<br />

которые не принадлежали ни к<br />

одной из пятнадцати титульных<br />

наций СССР, с<br />

соответствующими<br />

иллюстрациями и виньетками,<br />

статистическими данными,<br />

рецептами и короткими<br />

литературными произведениями<br />

не известных в Центральной<br />

Европе народностей, часть из<br />

которых даже не имела еще<br />

своего собственного алфавита. В<br />

конце новой рубрики в каждом<br />

выпуске должен был проводиться<br />

конкурс в форме кроссворда.<br />

(Продолжение на стр. 21)<br />

20

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