Valeo-mittendrin März 2008
Valeo-mittendrin März 2008
Valeo-mittendrin März 2008
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Im Themen-Schwerpunkt Schmerzmanagement:<br />
Ab wann kann ein Mensch Schmerz empfinden?<br />
Magazin der <strong>Valeo</strong>-Verbundkliniken<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />
<strong>mittendrin</strong><br />
Weitere Themen:<br />
• Premiere für Lippstädter Krebs-Tage am 14. & 15. <strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />
• Demenz interdisziplinär behandeln – Die Gerontopsychiatrie im<br />
Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau<br />
• Ewig jung – ewig schlank – ewig fit? Hilfe bei Sportmagersucht<br />
bietet die Klinik am Korso in Bad Oeynhausen
EDITORIAL<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die erste Ausgabe unseres Magazins im Jahre <strong>2008</strong> gibt uns wie<br />
in jedem Jahr die Gelegenheit, Sie auf ein „Highlight“ unserer Verbundaktivitäten<br />
hinzuweisen. Am 12. Juni <strong>2008</strong> treffen wir uns wieder<br />
in Bielefeld zum <strong>Valeo</strong>-Kongress, und wir würden uns freuen,<br />
wenn auch in diesem Jahr mit den Beiträgen unserer Referentinnen<br />
und Referenten ein Impuls für die Arbeit in den Verbundhäusern<br />
gegeben wird. Mit der Fragestellung „Klinische Ethik – ein<br />
Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>?“ werden sich in acht Beiträgen zehn Referentinnen<br />
und Referenten beschäftigen.<br />
Einen Fokus legen erneut die Berichte „<strong>Valeo</strong> inside...“, die aus dem<br />
Alltag unserer Häuser beredte Beispiele für die Beschäftigung mit<br />
den Fragestellungen der Klinischen Ethik geben werden.<br />
In der Juni-Ausgabe dieses Magazins werden wir wieder die Beiträge<br />
in Form von Zusammenfassungen veröffentlichen. Wie in der<br />
Vorjahren auch, werden die Vorträge nach dem Kongress auf der<br />
Homepage des Verbundes als Download zur Verfügung stehen.<br />
Das detailliert aufgeführte Kongressprogramm können Sie auf der<br />
Seite 11 dieser Ausgabe nachlesen.<br />
Haben wir Ihr Interesse wecken können? Dann freuen wir uns darauf,<br />
Sie am 12. Juni im Bielefelder Assapheum zu begrüßen.<br />
In zwei Beiträgen dieser Ausgabe erfahren Sie etwas über die Planungen<br />
für Facharztzentren, die in unmittelbarer Nähe zu den Krankenhäusern<br />
das Leistungsspektrum der <strong>Valeo</strong>-Häuser ideal ergänzen<br />
werden. In Unna (Seite 40) wurde das Vorhaben jetzt öffentlich vorgestellt,<br />
in Hamm (Seite 39) wurde Mitte <strong>März</strong> das Richtfest gefeiert.<br />
Anderenorts, zum Beispiel in Münster (Seite 28) und Lippstadt (Seite<br />
22), trägt die Einrichtung eines Facharztzentrums und die intersektorale<br />
Zusammenarbeit schon erste Früchte. Wir sind überzeugt, dass<br />
diesem Weg die Zukunft gehört. Zu gegebener Zeit werden wir die<br />
Arbeit der Facharztzentren und die Erfahrungen in der Zusammenarbeit<br />
der niedergelassenen Einrichtungen mit den stationären Krankenhausbereichen<br />
in einem Schwerpunkthema unseres Magazins<br />
ausführlicher darstellen.<br />
Mit den Beiträgen zum Schwerpunkt dieser Ausgabe (Schmerzmanagement<br />
im Krankenhaus) streifen wir die komplexe Thematik erneut<br />
nur in Ansätzen. Mehr war auch gar nicht beabsichtigt, denn die<br />
Beiträge haben in erster Linie die Aufgabe, Sie zu informieren und miteinander<br />
ins Gespräch zu bringen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit<br />
in der Darstellung können und wollen wir nicht stellen oder formulieren.<br />
Dafür sind wir aber nah am Geschehen, in Ihren Häusern, an Ihrem<br />
Arbeitsplatz, mit <strong>Valeo</strong> – <strong>mittendrin</strong>.<br />
Es grüßt Sie herzlich aus Bielefeld,<br />
Ihre <strong>Valeo</strong>-Geschäftsführung<br />
Jochen Brink<br />
Manfred Witkowski<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 3
INHALT<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Valeo</strong> – Verbund Evangelischer<br />
Krankenhäuser in Westf. gGmbH<br />
GF Jochen Brink<br />
GF Manfred Witkowski<br />
Kantensiek 11<br />
33617 Bielefeld<br />
Inhalt<br />
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Akupunktur gegen Geburtsschmerz Seite 15<br />
Projektsteuerung:<br />
Thomas Meier-Vehring (v. i. S. d. P.)<br />
Redaktion: Thomas Meier-Vehring,<br />
Redaktionsleitung (tmv); Michael<br />
Blumenröhr, Paderborn<br />
(mib); Peter Büttner, Unna (peb);<br />
Rosemarie Franzen, Lippstadt<br />
(fra); Juliane Glauser, Unna (jug);<br />
Sandra Gruß, Bielefeld (sag); Anne<br />
Kunzmann, Oerlinghausen/Lage<br />
(ak); Verena Kron Bünde/Enger<br />
(kro); Mario Leisle, Bielefeld (rio);<br />
Michael Schelp, Bad Oeynhausen<br />
(msch); Eva Schütte, Hamm/Münster/Gronau.<br />
Redaktionsanschrift:<br />
MediaKom Unna<br />
Redaktion <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong><br />
Friedrich-Ebert-Straße 19<br />
59425 Unna<br />
Fon: 0 23 03 | 254 22 32<br />
Fax: 0 23 03 | 254 22 22<br />
Mail: tmv@mediakom-unna.de<br />
Web: www.valeo-klinikverbund.de<br />
Verlag:<br />
MediaPrint<br />
Verlagsgesellschaft mbH<br />
Friedrich-Ebert-Straße 19<br />
59425 Unna<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />
1/2005<br />
VALEO-Intern<br />
Editorial ......................................................................................................................................................................3<br />
Wir sind <strong>Valeo</strong> ..........................................................................................................................................................6<br />
<strong>Valeo</strong>-Fachabteilungen .......................................................................................................................................8<br />
Auf ein Wort .............................................................................................................................................................9<br />
Das große <strong>Valeo</strong>-Winterrätsel ...........................................................................................................................47<br />
Die <strong>Valeo</strong>-Landkarte .............................................................................................................................................48<br />
VALEO-Kongress <strong>2008</strong><br />
Einladung und Programm ..................................................................................................................................10<br />
VALEO- Schwerpunkt Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Wo drückt der Schuh? ..........................................................................................................................................12<br />
Ab wann kann der Mensch Schmerz empfinden? .....................................................................................13<br />
Der Kopf muss frei sein – Schmerztherapie im EvKB ................................................................................14<br />
Kinderkriegen leicht gemacht – Akupunktur gegen Geburtsschmerz .............................................15<br />
Gemeinsam gegen den Schmerz – Zwei Jahre Schmerzmanagement im Lukas-Bünde ...........16<br />
Strukturierte Schmerzbeobachtung im Lukas-Gronau ...........................................................................17<br />
Schmerztherapie gemeinsam optimieren – Einheitliche Schmerzdokumentation in Unna ....20<br />
Fotos: Ingo Jakschies (Titel u.a.),<br />
Susanne Freitag, Photocase, Archive<br />
der <strong>Valeo</strong>-Mitgliedshäuser<br />
4 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
INHALT<br />
Ärztehaus am EK Unna:<br />
Startschuss für Neubau erfolgt Seite 40<br />
Das „Perfekte Dinner“:<br />
Angelika Hädrich kochte bei VOX Seite 27<br />
VALEO Nachrichten<br />
Premiere für Lippstädter Krebstage ........................................................................................................................................22<br />
Neue Bauchstation im EVK Hamm ..........................................................................................................................................24<br />
Sponsoren spenden Sicherheit – EvKB-Säuglinge schlafen sicher .............................................................................25<br />
Sanierung im EvKB – Leistungsausweitung und Sachkosten im Fokus ....................................................................26<br />
Das Perfekte Dinner – Angelika Härdrich wurde zur Fernsehköchin .........................................................................27<br />
Neuer Partner des EVK Münster im Gesundheitszentrum im Kreuzviertel ..............................................................28<br />
Demenz interdisziplinär behandeln – Die Gerontopsychiatrie im Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau ...............29<br />
Wärme aus Holzpellets mit Funkhaussteuerung im St. Johannisstift Paderborn ..................................................30<br />
Johanneswerker bewegt seine Patienten – Helmut Folke arbeitet in der Klinik am Hellweg ..........................31<br />
„Gesund und fit“ trotz psychischer Erkrankung – Die psychiatrische Ambulanz im EvKB .................................32<br />
Im Kinderzentrum sprach man fachchinesisch ..................................................................................................................33<br />
Astmaschulungen im EvKB: In 15 Jahren 1.000 Kinder geschult .................................................................................34<br />
Ewig jung – ewig schlank – ewig fit? Hilfe bei Sportmagersucht in der Klinik am Korso ...................................36<br />
Großer Eingriff auf der Website – Die neue Homepage des EVK Lippstadt .............................................................38<br />
Facharztzentrum am EVK Hamm – Richtfest zur Hälfte der Bauzeit ...........................................................................39<br />
Ärztehaus am EK Unna erweitert Spektrum ........................................................................................................................40<br />
Jochen Laible leitet diakonischen Pflegedienst von EK Unna ambulant ..................................................................40<br />
Krankenhaus Mara ausgegründet ............................................................................................................................................41<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
Das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn ist zertifiziert ...................................................................................42<br />
EVK Lippstadt führte Befragung niedergelassener Ärzte durch ..................................................................................43<br />
NAMEN und NACHRICHTEN .....................................................................................................................................................44<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 5
Wir sind VALEO<br />
Wir sind<br />
Evangelisches Krankenhaus Hamm<br />
Werler Straße 110 · 59063 Hamm · Fon 02381 | 589-0 · Fax 02381 | 589-1299<br />
E-Mail info@evkhamm.de · www.evkhamm.de<br />
Klinik am Korso<br />
Ostkorso 4 · 32545 Bad Oeynhausen · Fon 05731 | 181-0 · Fax 05731 | 181-118<br />
E-Mail info@klinik-am-korso.de · www.klinik-am-korso.de<br />
Evangelisches Krankenhaus Lippstadt<br />
Wiedenbrücker Str. 33 · 59555 Lippstadt · Fon 02941 | 67-0 · Fax 02941 | 67-1130<br />
E-Mail info@ev-krankenhaus.de · www.ev-krankenhaus.de<br />
Johanniter-Ordenshäuser<br />
Johanniterstraße 7 · 32545 Bad Oeynhausen · Fon 05731 | 151-0<br />
Fax 05731|151-999 E-Mail info@ahb-klinik.de · www.ahb-klinik.de<br />
Evangelisches Krankenhaus Enger<br />
Hagenstraße 47 · 32130 Enger · Fon 05224 | 694-0 · Fax 05224 | 694-444<br />
E-Mail info@krankenhaus-enger.de · www.krankenhaus-enger.de<br />
Evangelisches Krankenhaus Bielefeld<br />
Kantensiek 19 · 33617 Bielefeld · Fon 0521 | 772-700<br />
E-Mail info@evkb.de · www.evkb.de<br />
Lukas-Krankenhaus Bünde<br />
Hindenburgstraße 56 · 32257 Bünde · Fon 05223 | 167-0 · Fax 05223 | 167-192<br />
E-Mail info@lukas-krankenhaus.de · www.lukas-krankenhaus.de<br />
Evangelisches Lukas-Krankenhaus Gronau<br />
Zum Lukaskrankenhaus 1· 48599 Gronau · Fon 02562 | 79-0 · Fax 02562 | 79200<br />
E-Mail Krankenhaus@lukas-gronau.de · www.lukas-gronau.de<br />
6 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Wir sind VALEO<br />
Evangelisches Krankenhaus Unna<br />
Holbeinstraße 10 · 59423 Unna · Fon 02303 | 106-0 · Fax 02303 | 106-155<br />
E-Mail info@EK-Unna.de · www.EK-Unna.de<br />
Evangelisches Krankenhaus Johannisstift Münster<br />
Wichernstraße 8 · 48147 Münster · Fon 0251 | 2706-0 · Fax 0251 | 2706 207<br />
E-Mail info@evk-muenster.de · www.evk-muenster.de<br />
St. Johannisstift Evangelisches Krankenhaus Paderborn<br />
Reumontstraße 28 · 33102 Paderborn · Fon 05251 | 401-0 · Fax 05251 | 401 301<br />
E-Mail info@johannisstift.de · www.johannisstift.de<br />
Sucht Akut –Tagesklinik Lage für suchtkranke Menschen<br />
Hindenburgstr. 1 · 32791 Lage Tel. 05232|6964-0 · Fax 05232 | 6964-28<br />
Tagesklinik-Lage@johanneswerk.de<br />
Klinik am Hellweg<br />
Robert-Kronfeld-Str. 12 · 33813 Oerlinghausen<br />
Fon 05202|702-0· Fax 05202 | 702-110<br />
Der Verbund umfasst ein Umsatzvolumen von 425 Millionen Euro. In den rund 4.100 Planbetten<br />
des Verbundes werden pro Jahr 170.000 Patienten stationär versorgt. In den Mitgliedshäusern<br />
sind 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 7
VALEO-Fachabteilungen<br />
- Fachabteilungen<br />
FACHGEBIET/TEILGEBIET LKB EKE EVKB EKL EKH EKU EKM LKG JOH EKPB KOR Gesamt<br />
Anästhesie 20 20<br />
Augenheilkunde 2 8 10<br />
Chirurgie 170 227 70 84 105 62 64 782<br />
Frauenheilkunde 20 59 30 25 16 18 168<br />
Geburtshilfe 13 38 20 25 11 18 125<br />
HNO-Heilkunde 2 5 2 4 13<br />
Innere Medizin 138 330 84 198 113 46 99 1008<br />
Geriatrie 63 80 51 65 259<br />
Kinderchirurgie 35 16 19 70<br />
Kinderheilkunde 120 68 105 293<br />
MKG-Chirurgie 5 6 11<br />
Neurochirurgie 62 62<br />
Neurologie 291 40 71 150 552<br />
Nuklearmedizin (Therapie) 6 6<br />
Orthopädie 35 105 140<br />
Psychiatrie und Psychotherapie 306 80 386<br />
Psychotherapeutische Medizin 60 92 152<br />
Urologie 55 55<br />
Insgesamt 345 63 1.707 328 464 324 186 145 255 203 92 4112<br />
Planbetten- / Betten- Übersicht VALEO (Stand: Juni 07)<br />
EvKB: Bielefeld; EKU: Unna, EKL: Lippstadt, EKH: Hamm, LKB: Bünde, EKE: Enger, EKM: Münster, LKG: Gronau,<br />
JOH: Johanniter-Ordenshäuser Bad Oeynhausen, EKPB: Paderborn; KOR: Korso, Bad Oeynhausen<br />
8 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Auf ein Wort<br />
Das geknickte Rohr...<br />
Zu den Herausforderungen des täglichen Lebens gehört die Bewältigung<br />
von Enttäuschungen und Niederlagen. Weil wir Menschen<br />
stets in der Situation leben, uns für bzw. gegen etwas entscheiden<br />
zu müssen, liegt hierin auch die Möglichkeit, sich eben nicht für das<br />
Richtige entschieden zu haben. Besonders fordernd wird diese Erfahrung,<br />
wenn uns Krankheit an die Grenzen unserer Entscheidungsfähigkeit<br />
und Entscheidungsfreiheit führt. Das Leben ist nicht eine<br />
nach oben sich darstellende und gestaltbare Gerade, sondern es<br />
kennt die Unterbrechungen dieser so sehr gewünschten Bewegung,<br />
es möge doch alles glatt gehen.<br />
Ist dies aber eigentlich ein guter Wunsch? So verständlich es ist, dass<br />
wir nach Wohlbefinden, Sicherheit und Freude am Leben uns orientieren,<br />
so gefährlich kann diese Haltung sein. Sie führt zu einer Verengung<br />
der Lebenssicht. Leben besteht nicht nur aus Erdbeertörtchen,<br />
es finden sich aber immer wieder saure Gurken, wie es ein<br />
Freund heiter auf den Punkt bringt. Und jeder von uns weiß um diese<br />
Wahrheit nur zu gut.<br />
Antoine de Saint-Exupéry hat folgendes Gebet verfasst:<br />
„Bewahre mich vor dem primitiven Glauben, es müsste im Leben alles<br />
glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten,<br />
Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche<br />
Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.“<br />
Wie sehr wünscht man sich so eine Haltung gegenüber dem Leben.<br />
Denn letztlich gehört es auch zu unseren Erfahrungen, dass gerade<br />
die schwierigsten Situationen im Rückblick auf das Erlebte als besonders<br />
wichtig und notwendig zugeordnet werden können. Und der<br />
Verfasser des „Kleinen Prinzen“ wusste darum, dass man um diese<br />
Haltung gegenüber dem Leben nur bitten kann. Aus dem Glauben<br />
heraus kann dieser Zugang zur Lebenswirklichkeit ausgehalten werden.<br />
Hier bewährt sich erst die Kraft des Glaubens. Denn was Glaube<br />
bedeutet, zeigt sich in den Grenzerfahrungen, die wir machen.<br />
Und dieses Vertrauen macht sich fest an einer Gewissheit, die der<br />
Prophet Jesaja den in Gefangenschaft lebenden Menschen zugesprochen<br />
hat: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den<br />
glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Auch und gerade der<br />
Glaube kann in tiefe Täler geführt werden. Hier wird nichts beschönigt.<br />
Dies spricht für und nicht gegen unseren Glauben. Jedoch weiß<br />
der Glaubende, dass durch den Schatten der Anfechtung hindurch<br />
das Licht der Zuversicht bereits leuchtet. Oder wie es Kafka so wunderbar<br />
ausdrückt: „Der Schatten kann die Sonne nicht auslöschen.“<br />
Diese Gewissheit brauchen wir jeden Tag wie das täglich Brot. Nur<br />
dieses Brot können wir uns nicht selber backen, wir können es uns<br />
aber schenken lassen. Zu dieser Grundhaltung lädt der Glaube immer<br />
wieder ein.<br />
Könnte es vielleicht so sein, dass sich gerade unsere erlebten Enttäuschungen<br />
und Niederlagen und auch Erfahrungen, die wir in der<br />
Krankheit gemacht haben, zu den besten Bundesgenossen für das<br />
Leben verwandeln? Denkbar wäre es.<br />
Bernd Kollmetz<br />
Seelsorger in den Johanniter-Ordenshäusern Bad Oeynhausen<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 9
<strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />
Einladung zum <strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />
12. Juni <strong>2008</strong> | 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Bielefeld-Bethel | Veranstaltungssaal Assapheum<br />
Kongressthema: Klinische Ethik - ein Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>?<br />
„Die fortschreitende Entwicklung in vielen Bereichen der Medizin wirft zunehmend auch Probleme<br />
und Fragen zur Sinnhaftigkeit therapeutischen Handelns auf. Viele Krankheiten und<br />
Verletzungen, die vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Tod zur Folge hatten, sind heute in<br />
vielen Fällen soweit beherrschbar, dass die Patienten am Leben erhalten werden können. Dabei<br />
kommen Behandlungsteams häufig an die Grenzen des moralisch Vertretbaren. Was ist für den<br />
Patienten das Beste? Wann müssen wir uns beschränken? Was sollen wir in diesem Fall tun? Mit<br />
diesen Fragen setzt sich die Klinische Ethik auseinander.“<br />
(Dr. Klaus Kobert, EvK Bielefeld).<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
mit dem fünften <strong>Valeo</strong>-Fachkongress für Führungskräfte im Gesundheitswesen bieten wir Ihnen erneut die Gelegenheit,<br />
durch Meinungen und Positionierungen im Dialog mit unseren Gästen die Standortbestimmung unseres<br />
Verbundes mitzugestalten. Klinische Ethik ist für die Mitgliedshäuser von <strong>Valeo</strong> eines der Zukunftsthemen, das<br />
schon heute aktuell ist. Der Kongress möge Ihnen erneut einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung des<br />
Themas in Ihren Einrichtungen geben.<br />
Wir freuen uns auf Sie am 12. Juni <strong>2008</strong> in Bielefeld.<br />
Jochen Brink<br />
<strong>Valeo</strong>-Geschäftsführer<br />
Manfred Witkowski<br />
<strong>Valeo</strong>-Geschäftsführer<br />
10 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
<strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />
Programm:<br />
9.00 Uhr Klinische Ethik - ein Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>? Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />
9.15 Uhr Ethikberatung in der Organisation Krankenhaus<br />
Modelle, Strukturen und Implementierung<br />
Dr. med. Andrea Dörries<br />
9.50 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Ethikberatung und Ethikkonsile im EvKB Dr. med. Klaus Kobert<br />
10.15 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Behandlung von Patienten am Lebensende –<br />
Ernstfall klinischer Ethik<br />
Prof. (Rus) Dr. Dr. Werner Schweidtmann<br />
10.40 Uhr Kaffeepause<br />
11.00 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside:<br />
Erfahrungen einer interdisziplinären Ethik-Projektgruppe<br />
Prof. Dr. Ulirch Hartenauer<br />
11.20 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Hospizarbeit im Krankenhaus Marion Bögeholz / Corinna Eimkemeier<br />
11.40 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Ist die Pflege auf ethische Konfliktsituationen<br />
vorbereitet? Erfahrungen in der Frauenklinik des EVK Hamm<br />
12.00 Uhr Offener Umgang mit schwierigen Fragen:<br />
Ehrliche Dokumentation und Leitlinien geben Rechtssicherheit<br />
Ulrike Eidenschink<br />
Dr. Bernhard Kretschmer<br />
12.30 Uhr Diskussion der Beiträge Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />
12.55 Uhr Zusammenfassung und Verabschiedung Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />
13.00 Uhr Mittagsimbiss<br />
Die Referenten:<br />
Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />
Dr. med. Andrea Dörries<br />
Dr. med. Klaus Kobert<br />
Prof. (RUS) Dr. rer. medic. Dr. theol. Werner Schweidtmann<br />
Prof. Dr. med. Ulrich Hartenauer<br />
Marion Bögeholz<br />
Corinna Eimkemeier<br />
Ulrike Eidenschink<br />
Dr. Bernhard Kretschmer<br />
Geschäftsführer des <strong>Valeo</strong> Klinikverbunds<br />
Kinderärztin, Fachärztin für Humangenetik,<br />
Direktorin des Zentrums für Gesundheitsethik, Hannover<br />
Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Klinischer Ethiker des EvKB<br />
Medizinwissenschaftler, Akademie für Ethik in der Medizin, Universitätsklinik<br />
Göttingen, EVK Lippstadt<br />
Facharzt für Anästhesie, Chefarzt der Anästhesiologie, Intensivmedizin<br />
und Schmerztherapie im EVK Johannisstift Münster<br />
Krankenschwester und Palliativ-Care, Diakon. Schwester der Westf. Diakonissenanstalt<br />
Sarepta, Koord. der Hospizarbeit EvKB Gilead und Mara<br />
Gesundheitswissenschaftlerin und Trauerbegleiterin<br />
Weiterbildung psychosoziale Onkologie (DKG)<br />
Koordinatorin in der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk e.V.<br />
Kinderkrankenschwester, Pflegerische Abteilungsleitung Frauenklinik<br />
im EVK Hamm<br />
Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld, Mitglied in der<br />
Ethikkommission des EvKB<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 11
Schmerzmanagement VALEO-Kongress <strong>Valeo</strong> im im Krankenhaus<br />
GESPRÄCH 2007<br />
Neue Behandlungsstrategie des Hallux valgus in minimal-invasiver perkutaner Technik<br />
Wo drückt der Schuh?<br />
Lippstadt • Der Hallux valgus ist eine weit verbreitete Deformität<br />
des Fußes. Fast jeder dritte Europäer ist von dem Leiden betroffen,<br />
in der überwiegenden Mehrzahl Frauen. Im EVK Lippstadt<br />
wird dieses Problem mit einer minimal-invasiven OP-Methode<br />
behandelt, die Schmerzen deutlich reduziert.<br />
Der Begriff Hallux valgus beschreibt die Beziehung<br />
der Großzehe zum Großzehengrundgelenk.<br />
Anatomische Kennzeichen<br />
des Hallux valgus sind eine seitliche Abweichung<br />
und Rotation der Großzehe im Grundgelenk<br />
sowie eine mediale Abweichung des<br />
1. Mittelfußknochens.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie<br />
definiert den Begriff Hallux valgus als eine<br />
Fehlstellung der Großzehe mit Abweichung<br />
nach lateral und Varusstellung des 1. Metatarsale.<br />
Zur Therapie der Hallux valgus Deformität kamen insbesondere am<br />
Ende des 19. Jahrhunderts und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts<br />
eine Großzahl verschiedener Operationsmethoden auf.<br />
Bereits im Jahre 1925 stellte PAYR fest: „Die Operationsmethoden zur<br />
Behandlung des Hallux valgus mehren sich seit einigen Jahren in bemerkenswerter<br />
Weise. Chirurgen und Orthopäden wetteifern im Ersinnen<br />
neuer Heilpläne, der Abänderung und Verbesserung bekannter<br />
Verfahren. Das erscheint mir kein gutes Zeichen.“<br />
Isham beschreibt 1985 den Hallux valgus als<br />
die wahrscheinlich herausfordernste Deformität<br />
in der Fußchirurgie.<br />
Heute zählen wir weit über 100 Korrekturverfahren<br />
von Osteotomien am 1. Mittelfußknochen<br />
oder an der Großzehe bis zu<br />
Weichteileingriffen am Großzehengrundgelenk.<br />
Die Vielzahl der verschiedenen Behandlungsmethoden<br />
macht bereits deutlich,<br />
dass bislang kein Goldstandard zur Therapie<br />
des Hallux valgus existiert. Die Diagnose<br />
Hallux valgus ist deshalb zu differenzieren und der jeweils entsprechenden<br />
Therapie zuzuordnen.<br />
Unter differenzierter Indikation zur operativen Therapie versteht man,<br />
Vor- und Nachteile einer Methode für den Patienten abzuwägen. Dies<br />
ist nur durch eine ausführliche Anamnese und Analyse der Deformität<br />
möglich. Nur so kann das für den Patienten am besten geeignete Verfahren<br />
ausgewählt werden.<br />
Isham konnte 1985 eine perkutane Operationstechnik zur Korrektur<br />
des Hallux valgus vorstellen, die nach Entwicklung spezieller Instrumente<br />
und Fräsen auf den Kenntnissen der Reverdin-Osteotomie des<br />
1. Mittelfußstrahles basiert.<br />
Neuartig war hier die Möglichkeit, über einen zwei Millimeter großen<br />
Hautschnitt ein Minimum an Gewebetraumatisierung bei gleicher<br />
knöcherner Korrekturmöglichkeit durchführen zu können.<br />
Diese minimal-invasive perkutane Technik erlaubt zunehmend, komplexe<br />
Korrekturen am Fußskelett in einer Sitzung durchzuführen,<br />
ohne dass Implanate, wie<br />
Schrauben oder Platten zur<br />
Stabilisierung der Osteotomie,<br />
erforderlich werden.<br />
Die Osteotomie wird so<br />
durchgeführt, dass sie innerhalb<br />
der Gelenkkapsel<br />
zu liegen kommt und dadurch<br />
eine Implantatstabilisierung<br />
überflüssig macht. Trotz durchgeführter Osteotomie ist eine<br />
Sofortbelastung des operierten Beines postoperativ in einem Spezialschuh<br />
möglich.<br />
Neben der Korrektur des Hallux valgus sind Fußdeformitäten, wie Krallenzehen,<br />
Hammerzehen, Hallux rigidus, Fersensporn, Metatarsalgien<br />
und die Haglundferse ebenso minimal-invasiv zu korrigieren und somit<br />
die höchstmögliche Weichteilschonung zu erreichen.<br />
Dies führt zu einer deutlichen Reduktion des postoperativen Schmerzes<br />
und zu einer verbesserten Mobilität des Patienten.<br />
In der chirurgischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses in Lippstadt<br />
wird seit vier Jahren die minimal-invasive perkutane Technik nach<br />
Isham/Prado bei Vorfußdeformitäten angewandt. Wir haben seither<br />
über 500 derartige Operationen<br />
durchgeführt und<br />
haben festgestellt, dass die<br />
perkutane Technik nach Isham<br />
hervorragende objektive<br />
wie subjektive Ergebnisse<br />
liefern kann. Insbesondere<br />
sind die deutliche<br />
postoperatiave Schmerzreduktion<br />
und die verbesserte<br />
Mobilität des Patienten<br />
festzustellen.<br />
Diese minimal-invasive perkutane Technik ermöglicht somit auch in<br />
einer Sitzung gegebenenfalls Fußdeformitäten an beiden Füßen während<br />
eines Krankenhausaufenthalts durchzuführen. Die durchschnittliche<br />
Krankenhausverweildauer betrug bei unseren Patienten fünf<br />
Tage.<br />
12 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
<strong>Valeo</strong> Schmerzmanagement im GESPRÄCH im Krankenhaus<br />
„Schmerzen sind dann vorhanden, wenn der Mensch, der<br />
Schmerzen hat, sagt, dass er Schmerzen hat.“ (Mc Caffery)<br />
Schmerzmanagement auf der Baby-Intensivstation im EVK Hamm<br />
Ab wann kann der Mensch Schmerzen empfinden?<br />
Hamm • Lange Zeit ging man davon aus, dass Neugeborene und<br />
frühgeborene Neugeborene keine Schmerzen haben. Da sie ja<br />
noch nicht über eine für uns verständliche Sprache verfügen,<br />
können sie uns Schmerzen genau wie andere Empfindungen –<br />
Hunger, Durst oder Angst – auch nicht mitteilen. Ist das wirklich<br />
so?<br />
Erst in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte wissenschaftlich<br />
nachgewiesen werden, dass bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche<br />
Schmerzen empfunden werden können und dass<br />
Schmerzen bereits in diesem Alter vielfältige Einflüsse auf die Körperfunktionen<br />
haben, vor allem aber, dass Schmerzen bereits in dieser<br />
frühen Phase langfristige Auswirkungen auf das Schmerzempfinden<br />
und das Schmerzgedächtnis haben können.<br />
Auf der Baby-Intensivstation am EVK Hamm nahm Anfang 2007 eine<br />
Projektgruppe bestehend aus Kinderkrankenschwestern und Ärzten<br />
der Abteilung die Arbeit an einem Schmerztherapie-Konzept auf. Initiatorin<br />
und Leiterin des Projekts, das die volle Unterstützung des Chefarztes<br />
Berthold Mackowiak hat, war Dagmar Fietz, Fachkinderkrankenschwester<br />
für pädiatrische Intensivpflege und Anästhesie und eine<br />
der beiden pflegerischen Leitungen der Station.<br />
„Natürlich war es unser Ziel, unseren kleinen Patienten Schmerzen zu<br />
ersparen oder sie zumindest zu verringern“, sagt Dagmar Fietz, „deswegen<br />
haben wir nach möglichst objektiven Mitteln zur Schmerzerfassung<br />
gesucht und dann ein einheitliches Verfahren zur Erfassung<br />
von Schmerz als 5. Vitalparameter auf der Baby-Intensivstation entwickelt.“<br />
Alle Mitglieder der Projektgruppe waren sich der Bedeutung<br />
des Themas bewusst, sodass die Arbeit auch zügig voran ging – bereits<br />
im April 2007 wurde dem Chefarzt ein umfassendes Konzept vorgelegt<br />
und von ihm freigegeben. Im April und Mai 2007 wurden ärztliche<br />
und pflegerische Mitarbeiter der Baby-Intensivstation in der Anwendung<br />
des Konzepts geschult, Start war dann im Juni 2007.<br />
Das Konzept beginnt damit, zu überprüfen, ob das Kind schmerzgefährdet<br />
ist oder nicht. Zu den Schmerzgefahren gehören zum Beispiel<br />
liegende Drainagen oder zurückliegende Operationen.<br />
„Genauso werden aber Kinder mit Geburtstraumata, schmerzhaften<br />
Grunderkrankungen oder Atemhilfen als schmerzgefährdet eingestuft“,<br />
berichtet Dr. Michael Thiel, Oberarzt der Abteilung, der in<br />
der Projektgruppe mitgearbeitet hat. Bei schmerzgefährdeten Kindern<br />
wird mit Hilfe von Scores mehrfach täglich eine Schmerzeinstufung<br />
vorgenommen und zwar sowohl durch die Pflegenden als auch<br />
durch die Ärzte. Die Projektgruppe hat sich für zwei unterschiedliche<br />
Scores entschieden, den Berner Schmerzscore und den Score für Beatmete<br />
von Hartwig. Beide Scores umfassen objektiv messbare Parameter<br />
wie Pulsfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz, aber auch zu Verhaltensweisen<br />
wie Unruhe und Grimassieren. Anhand der Vorgaben<br />
der Scores werden Punktwerte ermittelt, welche die Wahrscheinlichkeit<br />
für Schmerzempfindungen und die Ausprägung der Schmerzen<br />
widerspiegeln.<br />
Das Konzept bietet vielfältige Therapiemöglichkeiten an. Im Konzept<br />
werden unterschiedliche Schmerzmedikamente und ihre Dosierungen<br />
aufgelistet, es gibt aber auch konkrete Handlungsempfehlungen<br />
für geplante Maßnahmen, wie eine Lumbalpunktion oder die Anlage<br />
eines Katheters. Die Verordnung der Medikamente bleibt auf jeden<br />
Fall in der Hand des Arztes, das Konzept ist hier nur eine Empfehlung.<br />
„Diese Festlegung war allen in der Arbeitsgruppe wichtig“,<br />
berichtet Dagmar Fietz. Darüber hinaus bietet das Konzept aber noch<br />
unterschiedliche Maßnahmen zur nicht-medikamentösen Schmerztherapie,<br />
wie zum Beispiel „facilitated tucking“, eine spezielle Art des<br />
Wickelns, oder „non-nutritive sucking“, dahinter verbirgt sich u.a. der<br />
altbekannte Schnuller.<br />
„Wichtig ist, dass der Erfolg der eingeleiteten Therapie immer durch<br />
Anwendung des Scores überprüft wird“, betont Dagmar Fietz. „So können<br />
wir die Behandlung überprüfen und, wenn nötig, die Schmerztherapie<br />
steigern.“ Seit Sommer vergangenen Jahres wird das Schmerzkonzept<br />
jetzt auf der Baby-Intensivstation des EVK Hamm eingesetzt.<br />
Ist das nicht viel zusätzliche Arbeit, mehrfach täglich Scores anzuwenden,<br />
zu dokumentieren, den Therapieerfolg zu überprüfen? „Viel Arbeit<br />
ist es schon“, sagen Dagmar Fietz und Dr. Michael Thiel übereinstimmend,<br />
„aber wir sind von der Wichtigkeit und vor allem der Wirkung<br />
des Konzepts überzeugt. Dann ist die Dokumentation zwar mehr<br />
Arbeit, aber notwendig – und den Erfolg sehen wir ja auch.“<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 13
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Schmerztherapie im EvKB<br />
Der Kopf muss frei sein<br />
Bielefeld (sag). Akute Schmerzen sind Warnzeichen: Sie schützen<br />
vor größeren Schäden, indem sie Funktionsstörungen<br />
im Körper signalisieren. Werden diese geheilt, sind Schmerzen<br />
und Ängste meist schnell vergessen. Doch für 15 Millionen<br />
Deutsche ist der Schmerz ein ständiger Begleiter. Menschen<br />
mit chronischen Schmerzen benötigen eine spezielle Therapie.<br />
Das Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) hält hier ein umfangreiches<br />
Angebot vor.<br />
Das Behandlungskonzept ist deshalb medizinisch-psychologisch ausgerichtet:<br />
„Der Schmerz entsteht im Kopf“, sagt Oberarzt Dr. Markus<br />
Klein. Der Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie<br />
weiß aus seiner elfjährigen Arbeit auf der Schmerzstation,<br />
dass vor allem Offenheit, Selbstverpflichtung und aktive Mitarbeit der<br />
Betroffenen wichtig sind. Das Ziel der gemeinsamen Anstrengungen<br />
sei dabei klar: „Der Schmerz muss so reduziert werden, dass der Patient<br />
gut damit leben kann.“<br />
Die Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, und Schmerztherapie<br />
am EvKB kennt sich mit dem Schmerz aus: Die beiden Schmerztherapieambulanzen<br />
im Johannesstift und in Bethel behandeln pro<br />
Quartal rund 600 Patientinnen und Patienten mit chronischen und<br />
akuten Schmerzen. Im Johannesstift führt die Klinik die mit 20 Betten<br />
größte Schmerztherapiestation in Nordrhein-Westfalen. Beide<br />
Standorte haben die volle Weiterbildungsbefugnis in der speziellen<br />
Schmerztherapie.<br />
Wenn der Schmerz zur Krankheit wird<br />
Wer länger als sechs Monate unter ständigen Schmerzen leidet, gilt<br />
als chronischer Schmerzpatient. Das können Menschen mit schweren<br />
chronischen Rückenschmerzen, Muskel- und Knochenschmerzen<br />
oder Kopfschmerzen sein. „Dauerhafte Schmerzen verändern das<br />
ganze Leben“, weiß Wolfgang Richter. Er arbeitet als Diplompsychologe<br />
und Psychotherapeut in der Schmerztherapie der Anästhesie-Klinik<br />
und gehört seit Gründung der Schmerzstation B 3 im Jahr 1994<br />
zum Behandlungsteam. Die Diagnosezahlen belegen den hohen seelischen<br />
Leidensdruck, der mit dem körperlichen Schmerz einhergeht.<br />
„85 Prozent unserer Patienten leiden zusätzlich an einer Depression“,<br />
so Richter.<br />
Auf der Station erhalten jeder Patient und jede Patientin einen individuellen<br />
Behandlungsplan, der aus einer detaillierten fachärztlichen<br />
Schmerzanalyse und einem psychologischen Diagnostikgespräch resultiert.<br />
Physiotherapeutische Maßnahmen und eine individuelle Medikation<br />
werden dabei ergänzt durch Verhaltenstherapien, in denen<br />
es um Stressbewältigung oder Entspannungsmethoden geht. „Wir<br />
entwickeln gemeinsam ein langfristiges tragfähiges Konzept für zu<br />
Hause“, erklärt Richter, „damit der Patient wieder an sein Leben vor<br />
dem Schmerz anknüpfen kann.“<br />
Schmerztherapie und Abschiedsschmerz<br />
Für unheilbar kranke Menschen hat das EvKB eine speziell angepasste<br />
Konzeption entwickelt. Einer von ihnen ist Walter L. (Name geändert),<br />
dessen Krebs sich vom Darm aus in der Leber und Blase bis in die Lunge<br />
ausgebreitet hat. Die Hoffnung auf eine Heilung hat der 52-Jährige<br />
aufgegeben. Als Gast im „Haus Zuversicht“, dem stationären Hospiz<br />
der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, bereitet er sich jetzt<br />
auf sein Lebensende vor. „Unser Kennenlernen war zunächst recht reserviert“,<br />
erinnert sich Oberarzt Dr. Hans-Jürgen Flender. „Nur langsam<br />
konnte ich zu ihm Vertrauen aufbauen“.<br />
Im Hospiz gehe es nicht mehr um Heilung, sondern um Schmerzreduktion<br />
und Symptomarmut, so der Arzt. Die Schmerztherapie ist Grundlage<br />
für das Wesentliche im Hospiz: den Abschied. „Ein Schwerstkranker<br />
kann vor Schmerzen oft gar nicht mehr klar denken“, sagt Flender.<br />
Eine angepasste und ganz individuelle Medikation mache den Kopf<br />
wieder frei für den Abschied vom Leben.<br />
Dr. Markus Klein legt ein Schmerzmittel in die Rachenhinterwand<br />
seiner Patientin Marita Niekamp.<br />
Der Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie<br />
und Palliativmedizin leitet seit 1990 die schmerztherapeutische<br />
Ambulanz im Betheler EvKB-Haus Gilead II, seit 1998 betreut er konsiliarisch<br />
die Schwerstkranken im Betheler Hospiz. „Im ‚Haus Zuversicht‘<br />
sterben jährlich 120 Menschen“, weiß der Oberarzt, der ein Drittel<br />
davon – hauptsächlich Tumorpatienten – palliativmedizinisch und<br />
schmerztherapeutisch betreut. Viele Hospizgäste, die er begleitet, behandelte<br />
er bereits im Krankenhaus. „Der körperliche Schmerz spielt<br />
eine große Rolle bei der Behandlung im Hospiz“, sagt der Oberarzt aus<br />
dem EvKB. „Aber in erster Linie geht es um die Begleitung.“<br />
14 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
EvKB: Akupunktur gegen Geburtsschmerz<br />
Kinderkriegen leichter gemacht<br />
Bielefeld (sag) • In einer Woche erwartet Carla R.* (Name geändert)<br />
das zweite Baby. Die Geburt ihrer ersten Tochter hat sie<br />
noch in schmerzhafter Erinnerung: Die Eröffnungsphase dauerte<br />
15 Stunden, weil sich der Muttermund nur langsam weitete.<br />
Jetzt soll ihr die geburtsvorbereitende Akupunktur helfen, den<br />
Geburtsschmerz zu verkürzen.<br />
ße sich der Erfolg nicht. Er sei bei jeder Schwangeren verschieden.<br />
Ideal sei die geburtsvorbereitende Akupunktur ab der 36. Schwangerschaftswoche.<br />
Einen früheren Zeitpunkt empfiehlt Kleinebekel<br />
nicht.<br />
Die Akupunktur geht davon aus, dass der Körper von Energiebahnen,<br />
den so genannten Meridianen, durchzogen ist, die verschiedene<br />
Regionen versorgen. „Wir punktieren zur Geburtsvorbereitung<br />
am Unterschenkel und Fuß“, erklärt Kleinebekel. Die dort gesetzten<br />
Seit etwa 3.000 Jahren unterstützt die Akupunktur dabei, die Energien<br />
des Körpers zu lenken. Die Geburtshelferinnen und -helfer der Nadeln gleichen nicht nur die Energie der Mutter aus. Ihre Kinder<br />
Frauenklinik Bethel im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) wissen, wie kommen ebenfalls in Bewegung. Senkwehen können beispielsweise<br />
die chinesische Heilmethode auch werdenden Müttern helfen kann. am Abend nach einer Akupunktursitzung auftreten. „Ein gutes Zei-<br />
Sie bieten einmal wöchentlich geburtsvorbereitende<br />
Akupunktursitzungen an: „Wir<br />
machen hervorragende Erfahrungen mit<br />
dieser Methode, da sie den Frauen den Geburtsvorgang<br />
sehr erleichtern kann“, sagt<br />
Dr. Nadine Kleinebekel, Ärztin in der Frauenklinik<br />
Bethel. Sie erlernte die asiatische<br />
Heilkunst im Mutterland China.<br />
„Viele Frauen, die akupunktiert wurden,<br />
erleben die Geburtswehen als weniger<br />
schmerzhaft“, weiß Kleinebekel. Studien<br />
belegten außerdem, dass sich der Muttermund<br />
öffnet. Die Eröffnungsphase könne<br />
bei Erstgebärenden von durchschnittlich Bild links: Dr. Nadine Kleinebekel beantwortet in einem Vorgespräch alle Fragen rund um<br />
zehn auf acht Stunden reduziert werden, in die geburtsvorbereitende Akupunktur.<br />
Ausnahmefällen sogar um die Hälfte, so die Bild rechts: Akupunktur geht unter die Haut: Die Nadeln lösen das erwünschte „De-Qi“<br />
Ärztin weiter. Vorhersagen allerdings lie-<br />
-Gefühl aus: ein Kribbeln, Druck- oder Wärmegefühl.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 15
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Zwei Jahre Schmerzmanagement im Lukas-Krankenhaus Bünde<br />
Gemeinsam gegen den Schmerz<br />
Bünde • Schmerzen sind häufig das erste Symptom, mit dem Patienten<br />
ins Krankenhaus kommen. Das primäre Interesse der Patienten<br />
liegt in einer schnellen Schmerzlinderung. Bei geplanten<br />
Eingriffen ist die Angst vor postoperativen oder post-interventionellen<br />
Beschwerden groß. Frühe Aufklärung über unser<br />
Schmerzkonzept vermeidet Ängste und erleichtert die Therapie.<br />
Akutschmerztherapie ist ein hochaktuelles Thema, dem man sich als<br />
Krankenhaus im sich dynamisch verändernden Gesundheitswesen<br />
stellen muss.<br />
Das alles geht nur, wenn die Schmerztherapie als wichtiger Bestandteil<br />
der Versorgung der Patienten optimal durchgeführt wird.<br />
Optimal heißt, schmerztherapeutische, einheitliche Standards unter<br />
dem Primat der ärztlichen Verantwortung, geregelte Zuständigkeiten,<br />
standardisierte Schmerzerfassung und Mitarbeiterbefähigung.<br />
Projektentwicklung:<br />
Dieses Problem, seit langer Zeit bekannt, wurde im Frühjahr 2005 im<br />
Lukas-Krankenhaus Bünde interprofessionell diskutiert.<br />
Seitens des Direktoriums wurde ein Projektauftrag vergeben mit dem<br />
Ziel:<br />
Die Implementierung eines Schmerztherapiemanagements für alle<br />
Patienten des Lukas-Krankenhauses Bünde innerhalb eines Jahres. Im<br />
ersten Schritt für die postoperativen Patienten und die Tumorpatienten<br />
mit Ausnahme der chronischen Schmerzpatienten.<br />
Unter Berücksichtigung des „Experten-Standards Schmerzmanagement<br />
in der Pflege“ und der Verfahren in Anlehnung an das Projekt<br />
„Schmerzfreies Krankenhaus“ sowie der Leitlinie Schmerztherapie.<br />
Dr. Thomas Rath, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />
hat die Projektleitung übernommen. Er leitet den konsiliarischen<br />
Schmerzdienst, ebenso die Schmerzambulanz, und ist ein<br />
wichtiges Bindeglied zu allen Fachdisziplinen und ärztlichen Mitarbeitenden.<br />
Die Zusammensetzung der gebildeten Projektgruppe war interdisziplinär<br />
und interprofessionell. Sie umfasste einen Schmerztherapeuten,<br />
eine Anästhesistin, einen Palliativmediziner, eine Palliativpflegefachkraft,<br />
eine Physiotherapeutin und die Pflegedirektorin.<br />
Als Impulsgeberin und treibende Kraft hat unsere Pflegedirektorin,<br />
Frau Renate Letsch, dieses Projekt von Anfang an intensiv mitentwickelt<br />
und begleitet. Als Erfolgsrezept zur Etablierung des Schmerzmanagements<br />
wurden die Pflegekräfte umfassend und aktiv in die<br />
Schmerztherapie eingebunden.<br />
Erarbeitet wurden Fortbildungsvorträge, Dokumentationsbögen,<br />
Verfahrensanweisungen, Patienteninformationen.<br />
Nach der Fortbildung sollten die Mitarbeitenden des Pflegedienstes<br />
in der Lage sein, nach Anordnung eigenständig eine strukturierte<br />
Schmerztherapie durchzuführen.<br />
Folgende Themen wurden in zwei vierstündigen Veranstaltungen<br />
den Pflegekräften vermittelt:<br />
A Einführung in die Physiologie des Schmerzes<br />
A Schmerzmessung und Dokumentation<br />
A Nichtmedikamentöse Schmerztherapie<br />
A Medikamentöse Schmerztherapie<br />
A Invasive Schmerztherapie, postoperative Besonderheiten<br />
A Schmerztherapieschemata und PCA Dokumentation<br />
A Darstellung des Prozessablaufes<br />
Der ärztliche Dienst wurde ebenfalls in einer Veranstaltung geschult.<br />
Das Projekt wurde im April 2006 umgesetzt. Zur Unterstützung der<br />
Pflegekräfte wurden pro Station zwei Schmerzmentoren benannt,<br />
die sich anfangs alle sechs Wochen mit der Projektgruppe trafen, um<br />
Probleme der Umsetzung zu besprechen.<br />
Gemeinsam gegen den Schmerz, der Patient ist nicht allein<br />
– Schmerzmanagement im Lukas-Krankenhaus Bünde findet<br />
interdisziplinär und berufsgruppenübergreifend statt.<br />
Der Kernprozess<br />
Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens sind die Arbeitsschritte –<br />
Schmerzerfassung und Schmerztherapie.<br />
Dass uns dieses Thema wichtig ist, erfährt der Patient schon bei der<br />
Aufnahme durch ein Informationsblatt, das ihn über das Konzept und<br />
seine Mitwirkungspflichten informiert.<br />
16 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Er wird gebeten, über seine aktuellen Beschwerden auf einem Dokumentationsbogen<br />
Auskunft zu geben. Bei Patienten, die dazu nicht in<br />
der Lage sind, gibt es einen Fremdeinschätzungsbogen.<br />
Patienten können schnell die Schmerzintensität einschätzen<br />
Die Pflegekräfte führen täglich dreimalig eine Schmerzerfassung bei<br />
Patienten mit Schmerzen durch.<br />
Dazu gibt der Patient die Intensität seiner Schmerzen auf einer Numerischen<br />
Rating Scala (NRS) von Null bis Zehn an. Wobei Null keinem<br />
Schmerz und Zehn einem Ohnmachtsschmerz entspricht.<br />
Nach initialen Schwierigkeiten sind die Patienten meist nach kurzer<br />
Zeit in der Lage, ihren Schmerz einzuschätzen und zu benennen.<br />
Erfasst werden der Schmerz in Ruhe und unter einer Belastung, die<br />
zur Schmerzverstärkung führen könnte.<br />
Überschreitet der Schmerz die Intensität von NRS 3, so findet der<br />
Schmerztherapiestandard des Lukas-Krankenhauses Anwendung.<br />
Dazu erhält der Patient Basisanalgetika wie Paracetamol, Metamizol<br />
und zusätzlich kleine Mengen Piritramid (ein Opioid) intravenös als<br />
Bolus durch die Pflegekräfte verabreicht.<br />
Schmerz, physiologische Parameter wie Blutdruck, Puls, Atemfrequenz,<br />
Vigilanz werden vor und zehn Minuten nach der Gabe standardisiert<br />
erfasst, um eine mögliche Gefährdung des Patienten zu erkennen.<br />
Die Opioidmenge ist so gewählt, dass eine Gefährdung des Patienten<br />
bei Einhaltung der Verfahrensanweisungen ausgeschlossen ist, und<br />
dennoch eine rasche Schmerzlinderung erreicht werden kann.<br />
Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade diese Sicherheit und Effektivität<br />
bei den früher etablierten Opioiddauertropfinfusionen nicht gewährleistet<br />
war.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass dieses Standardverfahren nur einen<br />
kleinen Ausschnitt aus dem Repertoire der schmerztherapeutischen<br />
Verfahren darstellt. Regionalanästhesieverfahren, PCA, Physiotherapie,<br />
Kinästhetik und viele weitere Behandlungen helfen unseren<br />
Patienten und unterstützen die verschiedenen Fachdisziplinen in der<br />
Heilung des Patienten.<br />
Autoren:<br />
Pflegedirektorin Renate Letsch / Oberarzt Dr. Thomas Rath<br />
Strukturierte Schmerzbeobachtung im Lukas-Krankenhaus Gronau<br />
Patienten weitestgehend Schmerzen ersparen<br />
Gronau • Akuter Schmerz kann ein Warnsignal sein. An chronischen<br />
Schmerzen leiden zu müssen, ist jedoch menschenunwürdig.<br />
Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren durchgesetzt<br />
und hat die Einstellung nicht nur der Mediziner, sondern<br />
auch der Gesellschaft verändert. Dies spiegelt sich auch<br />
in den Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie<br />
und der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften<br />
wider.<br />
fast „schmerzfreien Krankenhauses“ zu verwirklichen, wurde eine interdisziplinäre<br />
Projektgruppe gegründet, an der beide Abteilungen<br />
des Hauses (Geriatrie und Psychiatrie) beteiligt sind.<br />
Um jeden Patienten bereits bei Aufnahme in seinem Schmerzerleben<br />
erfassen zu können, wurden zunächst mit einem neuen gemeinsamen<br />
ärztlichen „Anamnese- und Befundbogen“ und einer<br />
erweiterten schmerzspezifischen Pflegeanamnese Instrumente entwickelt,<br />
die sich inzwischen im stationären Einsatz bewährt haben.<br />
Das Lukas-Krankenhaus hat sich vorgenommen, seinen Patienten<br />
Schmerzen so weit wie möglich zu ersparen. Um dieses Ziel eines<br />
Petra Göller, MBA und Assistenzärztin in der Geriatrie, leitet das<br />
Schmerztherapie-Projekt.<br />
Zur strukturierten Schmerzbeobachtung wurde auf Skalen zurückgegriffen,<br />
die bereits evaluiert sind und den spezifischen Besonderheiten<br />
des Patientenklientels des Lukaskrankenhauses (Multimorbidität,<br />
Demenz, Psychosen, psychosomatische Schmerzen, etc.) Rechnung<br />
tragen. In einer Pilotphase ausgetestet wird aktuell die Anwendung<br />
der VAS (visuell- analoge Schmerzskala) und des BESD-Bogens<br />
(Beurteilung von Schmerzen bei Demenz) zur Schmerzverfolgung<br />
und Therapieanpassung.<br />
Ergänzend werden Fragebogen zum Aufdecken psychosomatischer<br />
Schmerzen hinzukommen. Nach Auswertung der hier gewonnenen<br />
Erkenntnisse und Anpassung der hauseigenen Abläufe wird hieraus<br />
ein Schmerztherapiekonzept entwickelt werden, welches in Zukunft<br />
integraler Bestandteil jeder stationären Behandlung sein wird und<br />
von der Mitarbeit aller beteiligten Berufgruppen in beiden Abteilungen<br />
lebt.<br />
Die Umsetzung soll noch im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> erfolgen.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 17
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Einheitliche Schmerzdokumentation in der Patientenkurve für alle Berufsgruppen<br />
Schmerztherapie gemeinsam optimieren<br />
Unna (peb) • Das Ziel verspricht vielen Patienten Erleichterung:<br />
Wer im Evangelischen Krankenhaus Unna behanschiedenen<br />
Bereichen des Krankenhauses hierzu einen umfas-<br />
Im bisherigen Projektverlauf haben die Beteiligten aus den verdelt<br />
wird, soll so wenig Schmerzen verspüren wie möglich. senden Rahmen festgelegt: Standardisierte Absprachen zwischen<br />
den Berufsgruppen, die als Leitlinie festgehalten sind, ver-<br />
Unter der Leitung von Dr. med. Wolf Armbruster, Chefarzt<br />
der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, startete<br />
das Haus im vergangenen Jahr ein Projekt zur „Optimierchen<br />
den Patienten eine schnellere Hilfe – beispielsweise in der<br />
einheitlichen den Weg bei der Schmerzbehandlung und verspreten<br />
Schmerztherapie“ – und hat damit bisher beachtliche Erfolge<br />
erzielt. „Unsere Patienten berichten bei der postopera-<br />
bei der Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen. Als<br />
medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapie als auch<br />
tiven Visite überdurchschnittlich oft, dass es ihnen sehr gut zentrale Kommunikationsplattform zur optimalen Behandlung<br />
geht“, sagt der Chefarzt. Das passt auch zu den Erfahrungen, dient eine einheitliche Schmerzdokumentation in der Patientenkurve,<br />
die von allen Berufsgruppen interdisziplinär genutzt<br />
die die Mitarbeiter der Pflege auf den Stationen machen: Sie<br />
verzeichnen bei den Patienten nach operativen Eingriffen wird.<br />
deutlich weniger akute und aufwendige Schmerzprobleme.<br />
Einheiliches Verfahren zur Schmerzmessung<br />
Die Zusammenarbeit verläuft Hand in Hand: „Während die Pflege<br />
den Schmerz misst und ihn bereits nach individuell festgeleg-<br />
Es ist zweifellos bunter geworden im EK Unna: Auf den Stationen<br />
weisen bunte Plakate Ärzten und Pflegenden den Weg durch die ten Therapiestandards behandelt, werten die Ärzte den Schmerzverlauf<br />
aus und ordnen die weiterführenden Therapien an. An der<br />
Schmerzmedikation, aus den Ärztekitteln lugen Handkarten mit<br />
dem gleichen Inhalt. Im Mittelpunkt der Bemühungen steht der Umsetzung nichtmedikamentöser Strategien sind dann beispielsweise<br />
auch die Physiotherapeuten beteiligt“, schildert Anja Wor-<br />
Servicegedanke: „Es geht uns darum, den Komfort für die Patienten<br />
zu verbessern. Hierzu gehören wichtige andere Themen wie del vom Qualitätsmanagement des EK Unna. Um den Schmerz zu<br />
das Wärmemanagement und das Aufbereiten des Wundbluts. quantifizieren, haben sich die Beteiligten auf ein einheitliches Verfahren<br />
geeinigt: „Wir benutzen eine Schmerzskala, mit deren Hil-<br />
Im Mittelpunkt steht aber das Bemühen, dass sie möglichst wenig<br />
Schmerzen haben“, schildert Dr. Armbruster.<br />
fe die Patienten den Grad ihrer Schmerzen einschätzen“, berichtet<br />
Oberärztin Dr. Uta Schenk. Das Verfahren<br />
habe sich in der Praxis bewährt – und durchgesetzt.<br />
Das Projekt der Optimierten Schmerztherapie<br />
zieht sich im EK Unna durch alle Abteilungen.<br />
Entsprechend breit wurde das Vorhaben<br />
von Anfang an kommuniziert: In einem<br />
ersten Projekttreffen im Juni vergangenen<br />
Jahres stellte Dr. Armbruster das<br />
Projekt den Beteiligten aller betroffenen<br />
Berufsgruppen vor, es folgten Weiterbildungen<br />
und Fortbildungsveranstaltungen. Die<br />
40 DIN A4-Seiten umfassende Leitlinie mit<br />
der Standardisierung der Schmerztherapie<br />
wurde ebenfalls für alle Abteilungen festgelegt<br />
und von der Geschäftsführung als<br />
Dienstanweisung verbindlich gemacht. Die<br />
Ergebnisse bei den Patienten können sich<br />
sehen lassen: „Seit 2003 führen wir bei allen<br />
Patienten am ersten Tag nach der Operation<br />
eine Befragung durch. Die Zufriedenheit<br />
der Patienten zeigt, dass unsere Bemühungen<br />
überaus erfolgreich sind“, freut sich Oberärztin Dr. Uta Schenk (l.) erläutert einer Patientin die Schmerzskala.<br />
der<br />
18 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />
Chefarzt. Neben dem stationären Bereich nimmt die Schmerztherapie<br />
im EK Unna übrigens auch in der ambulanten Betreuung<br />
der Patienten eine wichtige Rolle ein: Seit Oktober 2006 betreibt<br />
Oberärztin Dr. Uta Schenk in der Klinik eine Schmerzambulanz<br />
– mit ebenfalls hervorragender Resonanz.<br />
Zielgenaue Narkosen sparen 75 Prozent der Betäubungsmittel<br />
Es sind nicht nur Strukturen und Abläufe, die das Krankenhaus<br />
im Rahmen des Projektes optimiert. Um etwa Nervenleitbahnen<br />
zielgenau zu betäuben, nutzen die Anästhesisten beispielsweise<br />
bei Regionalanästhesien seit etwa vier Monaten ein hochauflösendes<br />
Ultraschallgerät, wie es nur in etwa zehn Prozent aller<br />
Krankenhäuser zum Einsatz kommt. Die Ergebnisse sind verblüffend:<br />
Während die Trefferquote bei der einfachen elektrischen<br />
Stimulationsmethode rund 83 Prozent beträgt, liegt sie mit Hilfe<br />
des neuen Gerätes bei fast 100 Prozent – mit dem Effekt, dass<br />
Dr. Armbruster und sein Team oft nur noch ein Viertel des lokalen<br />
Betäubungsmittels verabreichen müssen. „Für unsere Patienten“,<br />
sagt Dr. Armbruster, „ist das eine erhebliche Entlastung.“<br />
Auch das Anlegen eines Schmerzkatheters ist mit dem neuen<br />
Verfahren nur noch ein kleiner Pieks – kein Vergleich zum Aufwand,<br />
der vorher zum Teil betrieben werden musste.<br />
Im April steht nun eine Mitarbeiter- und Patientenbefragung an,<br />
danach erfolgt ein Visitorenbesuch<br />
– und<br />
am Ende steht im Ídealfall<br />
die Zertifizierung<br />
als Schmerzfreies<br />
Krankenhaus, die<br />
Dr. Armbruster als angenehmen<br />
Nebeneffekt<br />
bzw. „sekundären<br />
Lustgewinn“ beschreibt.<br />
Zu übersehen sind diese<br />
Entwicklungen übrigens<br />
auf gar keinen<br />
Fall: Die Räumlichkeiten<br />
vor der Schmerzambulanz<br />
wurden in Ein hochauflösendes Ultraschallgerät<br />
Zusammenarbeit mit weist den Ärzten den Weg.<br />
dem Fachbereich Design<br />
der Fachhochschule Dortmund auch farblich neu gestaltet<br />
– schließlich soll es nicht nur in den Kitteltaschen der Ärzte bunt<br />
zugehen.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 19
VALEO-Partner informieren<br />
Dem Rücken zuliebe<br />
Gesundheitswoche für Frauen in Pflegeberufen<br />
Fast jede Beschäftigte im Pflegebereich verrichtet ihre Arbeit häufig<br />
oder immer im Stehen. Auch das Heben schwerer Lasten kommt<br />
oft vor.<br />
Rückenschmerzen sind nicht selten Folge dieser einseitigen körperlichen<br />
Belastung im Beruf.<br />
Eine neue repräsentative Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin und des Bundesinstituts für berufliche<br />
Bildung hat ergeben, dass Beschäftigte im Pflegebereich von Rückenschmerzen<br />
offenbar besonders oft betroffen sind.<br />
Hier ist die körperliche Belastung in Pflegeberufen verglichen mit<br />
anderen Berufszweigen besonders hoch.<br />
Deswegen ist es besonders in den Pflegeberufen wichtig, auf seinen<br />
Rücken zu achten. Die Gesundheitswoche für Frauen in Pflegeberufen<br />
der BKK Diakonie bietet die Möglichkeit, seinem Rücken eine<br />
Woche lang etwas Gutes zu tun, die eigene Gesundheit zu stärken<br />
und Krankheiten vorzubeugen.<br />
Diese Gesundheitswoche bietet Rückenmassage, Stressabbau, Bewegungsbad,<br />
Meditatives Tanzen, Rückenschule, Qi Gong und Nordic<br />
Walking im Heilbad Bad Bevensen in der Lüneburger Heide. Sie werden<br />
dort im „Antonie-Nopitsch-Haus“ medizinisch betreut, können an<br />
Gesundheitsvorträgen und Gesprächsrunden zu den Themen Rücken<br />
und Wirbelsäule teilnehmen und natürlich die hauseigene Sauna benutzen.<br />
Sechs Übernachtungen mit Vollpension (frische, vitalstoffreiche<br />
Kost; bei Bedarf auch Diäten und vegetarische Kost) im Einzelzimmer<br />
mit Dusche, WC und Telefon kosten Sie als Mitglied der BKK Diakonie<br />
nur 285 Euro Eigenanteil.<br />
Informationen zu dieser Gesundheitswoche speziell für Frauen in<br />
Pflegeberufen bekommen Sie bei der BKK Diakonie in Bielefeld,<br />
Telefon 0521 144-4379 oder 0180 255 3425.<br />
20 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Partner informieren<br />
KD-BANK dokumentiert verantwortungsbewussten Umgang mit Kundengeldern<br />
Bewusst anders<br />
Dortmund /Duisburg • Der Ruf der Banken hat in den vergangenen<br />
Monaten durch die Subprime-Krise in den USA und die<br />
weltweiten Auswirkungen gelitten. Die Manager stehen in der<br />
Kritik - sind christliche Werte in einer globalisierten Welt noch<br />
gefragt? Wie können sie in der Finanzwelt gelebt werden?<br />
Die KD-BANK eG - die Bank für Kirche und Diakonie - stellt sich seit<br />
jeher dieser Verantwortung und geht nun bewusst einen anderen,<br />
einen neuen Weg: Als erste evangelische Kirchenbank und eine der<br />
wenigen Banken in Deutschland setzt die KD-BANK seit dem 1. Januar<br />
<strong>2008</strong> einen Nachhaltigkeitsfilter für ihre eigenen Wertpapieranlagen<br />
ein. Mit Hilfe dieses Filters wird der verantwortungsvolle Umgang<br />
der Gelder systematisiert und dokumentiert. Ziel ist es, den Aspekt<br />
der Nachhaltigkeit gleichberechtigt zu den klassischen Zielen<br />
der Geldanlage - Rendite, Liquidität und Sicherheit - bei der Auswahl<br />
unserer Eigenanlagen zu berücksichtigen. Doch wie funktioniert<br />
dies genau? Und welche Vorteile haben die Kunden der KD-BANK?<br />
Neben der Vergabe von Krediten an Kunden investieren Banken<br />
Gelder, die ihnen von Kunden zur Verfügung gestellt werden, größtenteils<br />
in Wertpapiere. Diese Wertpapiere bezeichnet man auch<br />
als Eigenanlagen der Bank. Die Auswahl der Wertpapiere, die die<br />
KD-BANK in ihre eigenen Bestände kauft, erfolgt seit dem 1. Januar<br />
<strong>2008</strong> in einem zweistufigen Verfahren, das neben den klassischen<br />
Zielen einer Geldanlage: Rendite, Liquidität und Sicherheit, auch<br />
nachhaltige Aspekte gleichberechtigt berücksichtigt. Bei der Konzeption<br />
des Filters und der Auswahl des Ratingpartners hat das Institut<br />
Südwind für Ökonomie und Ökumene e.V. die KD-BANK unterstützt.<br />
Auswahlprozess in zwei Stufen<br />
Die erste Stufe bildet die von der oekom research AG vorgenommene<br />
Ratingeinschätzung. Die unabhängige Ratingagentur erhebt in einem<br />
systematischen Prozess Daten zum ökologischen und sozialen Verhalten<br />
von ca. 1.100 Unternehmen und 50 Ländern. Die Auswahl erfolgt<br />
nach dem so genannten Best-in-class-Prinzip, das heißt, die KD-<br />
BANK investiert in die Unternehmen, die sich vorbildlich verhalten.<br />
Zusätzlich hat die KD-BANK Ausschlusskriterien definiert, die unabhängig<br />
von der Best-in-class-Einschätzung dazu führen, dass die KD-<br />
BANK nicht in dieses Unternehmen oder Land investiert. In der zweiten<br />
Stufe wird dann die eigentliche Anlageentscheidung der Bank getroffen.<br />
Nur Wertpapiere, die in der ersten Stufe positiv beurteilt wurden,<br />
kommen in die Auswahl und werden in die Eigenbestände der<br />
KD-BANK gekauft.<br />
Vorteile für Kunden<br />
Alle Kunden, die Spar- oder Termineinlagen bei der KD-BANK unterhalten,<br />
profitieren automatisch vom Nachhaltigkeitsfilter der Bank. Sie<br />
können sich sicher sein, dass die KD-BANK ihre Geldanlagen bestmöglich<br />
unter der Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien anlegt.<br />
Außerdem berät die Bank gern bei der Auswahl nachhaltiger Aktien<br />
und festverzinslicher Wertpapiere. Nähere Informationen finden Sie<br />
im Internet unter www.KD-BANK.de/Nachhaltigkeitsfilter.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 21
VALEO-Nachrichten<br />
Auf Anhieb ein Erfolg für den Initiator der Krebs-Tage des EVK Lippstadt: Prof. Dr. Andreas Josting (r.)<br />
Interdisziplinärer Arbeitskreis ist wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Krebs-Zentrum<br />
Premiere für Lippstädter Krebs-Tage<br />
Lippstadt (tmv) • Am 14. und 15. <strong>März</strong> fanden in Lippstadt auf<br />
Initiative des Evangelischen Krankenhauses die ersten Krebs-<br />
Tage statt. Mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurde sowohl<br />
dem Fachpublikum als auch Laien ein umfassender Einblick<br />
in die Methoden und Ergebnisse der modernen Krebstherapien<br />
geboten. Eine Fachtagung für Mediziner eröffnete am<br />
Freitagnachmittag das Programm.<br />
Gleich zu Beginn stellte Dr. Jan-Peter Glossmann vom Centrum für<br />
integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln vor, wie<br />
man mit zeitgemäßen Organisationsstrukturen für den Patienten<br />
eine Vielzahl moderner Behandlungsmöglichkeiten für einen optimalen<br />
Behandlungserfolg bündeln kann. Zum CIO gehört zum Beispiel<br />
eine Interdisziplinäre Tumorambulanz, in der die Patienten<br />
nach der Überweisung durch den niedergelassenen Facharzt von<br />
Lotsen und Arzthelferinnen von Anfang an begleitet werden. Den<br />
Lotsendienst nehmen onkologisch erfahrene Krankenschwestern<br />
wahr. Von der Anamnese über die differenzierte Diagnose und über<br />
sämtliche Behandlungsschritte bis zum Abschluss der Therapie sind<br />
sie Ansprechpartner für alle Fragen und stehen an der Seite des Patienten.<br />
Interdisziplinäre Tumorsprechstunde<br />
In der interdisziplinären Tumorsprechstunde entwickeln zwei bis<br />
drei Experten zusammen mit den Patienten und Lotsen die Konzepte<br />
für eine passgenaue Therapie. Die Behandlungsschritte werden<br />
in den wöchentlichen Tumorboards gemeinsam mit allen Medizinern<br />
des CIO reflektiert. Die Abrechnung der Behandlung im CIO ist<br />
über so genannte Komplexpauschalen geregelt. Die Koordination<br />
des gesamten Prozesses mit den niedergelassenen Partner des CIO<br />
wird über einen Vertrag zur Integrierten Versorgung geregelt. Auch<br />
in diesem Punkt gehört das CIO, das einen der ersten IV-Verträge<br />
schon im Jahr 2005 abschloss, zu den Pionieren.<br />
Zeitgemäße Strukturen für die Onkologie im EVK Lippstadt<br />
„Die strukturelle Organisation des CIO ist auch für das EVK Lippstadt<br />
interessant, aber der Weg dorthin noch weit“, erklärte Prof. Andreas<br />
Josting, Chefarzt der Medizinischen Klinik im EVK Lippstadt, die<br />
Zielvorstellung für das <strong>Valeo</strong>haus. Immerhin habe man sich auf den<br />
Weg gemacht und in kurzer Zeit schon einen sehr guten Anfang gefunden.<br />
„Fast 500.000 Krebs-Neuerkrankungen werden bundesweit<br />
in jedem Jahr registriert. Die Statistiken belegen, dass heute jeder<br />
vierte Patient an Krebs verstirbt, aber gleichzeitig etwa 50 Prozent<br />
der an Krebs erkrankten Patienten wieder geheilt werden können“,<br />
umriss Prof. Josting die Dimension und Bedeutung der Bemühungen<br />
um die Einführung zeitgemäßer Strukturen in der modernen<br />
Onkologie. Dem Fachpublikum stellte Prof. Josting anschließend<br />
neue Entwicklungen in der Tumortherapie vor.<br />
22 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Qualitätsmanagement 2007<br />
Neoadjuvante Therapie ist nicht nur Alternative<br />
Zur adjuvanten Therapie, die in vielen Onkologien heute praktiziert<br />
wird und gute Erfolge zeigt, ist die so genannte neoadjuvante Therapie<br />
eine sinnvolle Ergänzung oder in steigendem Maße auch eine<br />
Alternative. Der neoadjuvante Behandlungsansatz stellt nach umfangreicher<br />
Diagnose die Chemotherapie vor die Operation und<br />
setzt die medikamentenbasierte Therapie nach einem chirurgischen<br />
Eingriff fort. Mit diesem Verfahren konnte die Überlebensrate<br />
bisher schon um mehr als ein Drittel verbessert werden. Ebenfalls<br />
zu den modernen Verfahren gehört die Target-Therapie, die tumorselektiv<br />
und zielgerichtet eine Reihe der klassischen Nebenwirkungen<br />
der Chemotherapie (z.B. Übelkeit und Müdigkeit) deutlich reduzieren<br />
oder ausschließen kann. „Die Zukunft gehört den Therapien,<br />
die den molekularen Eigenschaften des Tumors mit geeigneten<br />
Medikamenten über Oberflächenrezeptoren entgegenwirken“, leitete<br />
Prof. Josting seinen Ausblick auf die Entwicklung der kommenden<br />
Jahre ein. Neben allen neuen Therapien sei aber vor allem ein<br />
Netzwerk für den Tumorpatienten zu schaffen. In der interdisziplinären<br />
Tumorkonferenz des EVK Lippstadt seien die ersten Verknüpfungen<br />
im interdisziplinären Arbeitskreis schon ein hoffnungsvolles<br />
Zeichen. Josting: „Das EVK Lippstadt ist schon auf dem besten Weg<br />
zum Krebs-Zentrum mit regionaler Bedeutung.“<br />
Voraussetzungen für das Darmzentrum schaffen<br />
Der Publikumsandrang am Samstag war groß. Mehr als 300 Interessierte<br />
fanden schon morgens um 10 Uhr zum Auftakt des Patiententages<br />
den Weg in das Stadttheater Lippstadt. Eröffnet wurde der Krebs-<br />
Info-Tag für Patienten mit einem Grußwort von EVK-Stiftungsvorstand<br />
Jochen Brink, der dem Auditorium versicherte: „Im EVK Lippstadt werden<br />
nur solche Bereiche als Zentrum bezeichnet, die das geforderte<br />
hohe Qualitätsniveau erreicht haben, wie zum Beispiel unser Brustzentrum.“<br />
Eine vorschnelle Zentrums-Deklarierung aus Marketinger<br />
wägungen<br />
schloss Brink kategorisch<br />
aus:<br />
„Wir haben begonnen,<br />
die Voraussetzungen<br />
für ein Darmzentrum<br />
zu schaffen<br />
und werden<br />
diese Bezeichnung<br />
offiziell<br />
erst dann<br />
einführen, wenn<br />
uns die Qualität<br />
von anerkannten<br />
Gutachtern<br />
uneingeschränkt EVK-Stiftungsvorstand Jochen Brink eröffnete<br />
b e s c h e i n i g t den Patiententag der Krebs-Tage Lippstadt.<br />
wird.“ Durch das<br />
Programm des Patiententages führte anschließend der ehemalige<br />
WDR-Moderator Reinhard Münchenhagen. Neben verschiedenen<br />
Vorträgen aus allen Themenbereichen der Krebs-Diskussion stand<br />
am Nachmittag auch eine Lesung mit Annette Rexrodt von Fircks auf<br />
dem Programm, das bis zum frühen Abend insgesamt mehr als 600<br />
Besucher begeisterte. „Dieser Erfolg der ersten Lippstädter Krebs-<br />
Tage stimmt uns für zukünftige Veranstaltungen dieser Art optimistisch“,<br />
freute sich Jochen Brink über die erfolgreiche Premiere.<br />
In zwei Jahren will man mit den zweiten Lippstädter Krebs-Tagen<br />
wieder umfassend über Entwicklungen und Tendenzen informieren.<br />
Mehr als 600 Besucher erhielten am Patiententag umfangreiche Informationen rund um das Thema Krebs.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 23
VALEO-Nachrichten<br />
OP mit „Schlüsselloch“-Technik setzt sich immer mehr durch<br />
Neue Bauchstation im EVK Hamm<br />
Hamm • Die Diagnose „Darmkrebs“ ist für viele Patienten zunächst<br />
niederschmetternd und verbreitet eher Angstgefühle als<br />
die Hoffnung auf schnelle Hilfe und Genesung. Doch die Fortschritte<br />
in der modernen Medizin ermöglichen heute mit einer<br />
hohen Rate eine Heilung von Darmkrebs-Patienten. Dreh- und<br />
Angelpunkt der Behandlung ist die Operation, ohne die eine<br />
Heilung nicht möglich ist. Je nach Ort und Ausdehnung des Tumors<br />
kann eine Behandlung mit Medikamenten oder Bestrahlung<br />
vor der Operation sinnvoll sein.<br />
Darmspülung nur in Ausnahmefällen<br />
Bei der operativen Technik hat gerade in den letzten zehn Jahren ein<br />
revolutionärer Wandel eingesetzt. Alle Änderungen zielen darauf hin,<br />
dem Patienten rasch eine Rückkehr zu den gewohnten Tätigkeiten<br />
und dem Darm eine rasche Wiederaufnahme der normalen Funktion<br />
zu ermöglichen. So ist die gefürchtete Darmspülung mit mehreren Litern<br />
einer Reinigungsflüssigkeit vor der Operation nur noch in Ausnahmefällen<br />
erforderlich.<br />
Die Operation selbst kann in vielen Fällen durch die so genannte<br />
„Schlüsselloch-Technik“, das heißt minimal-invasiv unter Verzicht auf<br />
große Bauchschnitte erfolgen. Moderne Kamerasysteme mit HDTV-<br />
Technik ermöglichen heute die Erkennung auch feinster Strukturen<br />
während der Operation, so dass bei der Anwendung dieser Operationstechnik<br />
keine Abstriche in Radikalität und Patientensicherheit<br />
mehr gemacht werden müssen. Die Schmerzbehandlung während<br />
und nach der Operation erfolgt durch einen Periduralkatheter, der<br />
eine weitgehende Schmerzfreiheit garantiert.<br />
Schon früh wieder normale Kost<br />
Durch diese Maßnahmen kommt es zu einer raschen Wiederaufnahme<br />
der geordneten Darmtätigkeit. Daher ist auch die normale Kostaufnahme<br />
am ersten oder zweiten Tag nach der Operation häufig<br />
wieder möglich. Die Anlage eines künstlichen Darmausganges ist zu<br />
einer absoluten Seltenheit geworden. In den meisten Fällen kann er<br />
nach Genesung des Patienten auch wieder zurückverlegt werden.<br />
In Einzelfällen rundet eine „milde“ Chemotherapie nach gelungener<br />
Operation das Behandlungskonzept ab und verringert das Risiko, im<br />
Laufe des weiteren Lebens erneut an diesem Tumorleiden zu erkranken.<br />
Durch die genannten Maßnahmen gelingt es der modernen Chirurgie,<br />
optimale Ergebnisse mit höchstem Patientenkomfort und maximaler<br />
Patientensicherheit zu verbinden.<br />
Interdisziplinärer Ärztepakt für den Bauch<br />
Mit einem neuen interdisziplinären Ansatz hat das EVK Hamm die Versorgung<br />
von Patienten mit unklaren Beschwerden im Bereich der inneren<br />
Organe deutlich verbessert. Auf der so genannten Bauchstation<br />
werden Patienten sowohl von Internisten als auch von Chirurgen<br />
Volle Konzentration während der „Schlüsselloch“-OP im EVK<br />
(v. l.): Chefarzt Prof. Dr. Christian Peiper, Oberarzt Dr. Christian<br />
Kühne und OP-Pfleger Sinischa Wagner.<br />
des Hauses betreut. Geleitet wird die neue Bauchstation, die Anfang<br />
Dezember 2007 den Betrieb aufnahm und über neun Betten verfügt,<br />
gemeinsam von den Chefärzten Prof. Dr. Christian Peiper (Chirurgie)<br />
und Dr. Ulrich Kandzi (Innere Medizin). Sie machen morgens die Visite<br />
gemeinsam bei den Patienten der Bauchstation und entwickeln zusammen<br />
die weiteren Behandlungsmaßnahmen. Wie zum Beispiel bei<br />
Axel H., der mit einer großen Cyste an der Bauchspeicheldrüse ins EVK<br />
kam. „Unter besonderen Umständen kann diese Erkrankung endoskopisch<br />
behandelt werden“, berichtet Prof. Dr. Peiper über die Möglichkeiten<br />
bei dieser Diagnose. „Gemeinsam mit Dr. Kandzi haben wir<br />
uns nach umfangreichen Untersuchungen für den chirurgischen Eingriff<br />
entschieden“, erklärt er das Vorgehen in diesem Fall. Spezialisten<br />
aus den anderen Abteilungen wie Onkologie, Schmerztherapie,<br />
Physio- oder Strahlentherapie stehen unterstützend zur Verfügung.<br />
Der direkte Zugriff auf technische Diagnosehilfen – zum Beispiel Ultraschall,<br />
Endoskopie, Laparoskopie, Kernspin-Tomographie (MRT) –<br />
beschleunigt die Stellung der korrekten Diagnose.<br />
Schnelle Diagnose – kurzer Aufenthalt<br />
Alle Patienten, die nicht sofort dem einen oder anderen klinischen<br />
Fachbereich zugeordnet werden können, sind auf der Bauchstation<br />
gut aufgehoben. „Die Hausärzte müssen sich bei unklarer Diagnose<br />
keine Gedanken mehr machen, ob eine Einweisung in die Interne<br />
oder Chirurgische Klinik erfolgen muss“, weist Dr. Kandzi auf einen zusätzlichen<br />
Effekt für die niedergelassenen Ärzte hin. „Die Bauchstation<br />
– das zeigen unsere bisherigen Erfahrungen – beschleunigt die<br />
Diagnosestellung, vermeidet unnötige hausinterne Verlegungen und<br />
verkürzt den stationären Aufenthalt“, resümiert Peiper die Startphase.<br />
Allerdings dürfe man auch keine Wunder erwarten: „Schwierige<br />
Fälle, wie wir sie hier überwiegend haben, bleiben schwierige Fälle,<br />
die Verantwortung für die schwerkranken Patienten wird jetzt allerdings<br />
gemeinsam getragen“, meint Dr. Kandzi.<br />
24 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
EvKB-Säuglinge schlafen sicher<br />
Sponsoren spenden Sicherheit<br />
Bielefeld (rio). Das Perinatalzentrum Bethel hat sein Sicherheitskonzept<br />
erweitert. Rund ein Jahr lang erhalten Neugeborene<br />
in den beiden Frauenkliniken des Ev. Krankenhauses Bielefeld<br />
(EvKB) einen hochwertigen Babyschlafsack als Geburtsgeschenk.<br />
Möglich wurde die Aktion „Sicherer Schlaf“ durch<br />
die Unterstützung der Firma Sterntaler – alles für Baby und<br />
Kleinkind – und der Elternzeitschrift Baby&Co.<br />
Privatdozent Dr. Andreas Luttkus, Chefarzt der Frauenklinik Bethel, ist<br />
zuständig für die Sicherheit von Mutter und Kind während Schwangerschaft<br />
und Geburt. Mit der Aktion „Sicherer Schlaf“ will er das Engagement<br />
der Klinik hinein in die Kinderstuben erweitern. Seit Jahren<br />
belegen Studien, dass die Verwendung eines Schlafsackes statt des<br />
klassischen Federbettes das Risiko eines plötzlichen Kindstodes minimiert.<br />
Ein Hauptrisiko für den plötzlichen Kindstod ist die Bauchlage und das<br />
Schlafen im Federbett. Susanne Behr, Präventionsberaterin im Kinderzentrum<br />
Bethel, hatte den Anstoß dazu gegeben, Babyschlafsäcke im<br />
klinischen Alltag zu nutzen, um mit gutem Beispiel voranzugehen.<br />
Mit dem Babyschlafsack als Geschenk können Eltern im EvKB jetzt<br />
ein Stück Sicherheit mit nach Hause nehmen. Susanne Behr sieht darin<br />
auch einen pädagogischen Effekt, denn „wer ihn erst einmal nutzt,<br />
wird wahrscheinlich einen neuen kaufen, wenn das Kind aus dem ersten<br />
herauswächst.“<br />
„Die Firma Sterntaler investiert viel Zeit in die Entwicklung ihrer Schlafsäcke“,<br />
sagt Geschäftsführer Thomas Koch. Um seine Spende will der<br />
Chef des hessischen Familienunternehmens nicht viel Aufsehen machen.<br />
„Ich bin Bethel sehr verbunden. Außerdem geht es Sterntaler<br />
Machen Babyschlaf sicher (v. l.): Doreen Grützemann (Verlag<br />
Family Media), Dr. Peter Kollertz (ltd. Oberarzt Frauenklinik in<br />
Bethel), Dr. Elfi Liman (Chefärztin der Frauenklinik im Johannisstift),<br />
Prof. Dr. Johannes Otte (Chefarzt Kinderklinik Bethel),<br />
gesche Fuhrmann mit Tochter Nelly, die den ersten Schlafsack<br />
erhielt, Petra Warnath-Reck (Wöchnerinnenstation Gilead 1) und<br />
Thomas Koch (Geschäftsführer Sterntaler).<br />
Sicher im Schlafsack.<br />
gut, und dann sollte man auch etwas davon weitergeben.“ Die Schlafsäcke<br />
im Wert von 40 Euro haben ein Futter aus Baumwolljersey und<br />
sind nach dem Öko Tex-Standard geprüft.<br />
Auch Marko Petersen, Verlagsleiter der Elternzeitschrift „Baby&Co“,<br />
sagte der Initiative des EvKB spontan seine Unterstützung zu.<br />
„Baby&Co“ begleitet junge Familien von der Zeit der Schwangerschaft<br />
bis in die ersten Lebensjahre des Kindes. Gemeinsam mit dem Babyschlafsack<br />
werden junge Mütter jetzt jeweils ein Exemplar der Elternzeitschrift<br />
erhalten.<br />
„So ein Schlafsack ist berechenbare Sicherheit“, betont Luttkus. In den<br />
beiden Geburtskliniken des EvKB in Bethel und im Johannesstift wurden<br />
im vergangenen Jahr über 2.000 Kinder geboren. Auf eine solche<br />
Geburtenzahl kommen in Bielefeld rund 1,5 Fälle von plötzlichem<br />
Kindstod. Eine bundesweite Studie der Uni Münster hat gezeigt, dass<br />
das Risiko auf ein Achtel sinkt, wenn Eltern die wichtigsten Präventionsratschläge<br />
befolgen. Zentraler Bestandteil der Vorbeugung ist das<br />
Schlafen in einem Schlafsack. „Statistisch gesehen retten wir nächstes<br />
Jahr also ein weiteres Kind”, freut sich Luttkus.<br />
Die Werbewirksamkeit der Maßnahme ist dabei ein erfreulicher Nebeneffekt,<br />
den die Verantwortlichen im EvKB gerne mitnehmen. Nach<br />
zwischenzeitlichem Geburtenrückgang haben sich die beiden Geburtskliniken<br />
im vergangenen Jahr deutlich erholt und liegen in der<br />
Bielefelder Geburtenstatistik wieder vorne. Diesen Platz will das Haus<br />
durch verschiedene Maßnahmen behaupten und ausbauen. Insbesondere<br />
für das Perinatalzentrum Bethel ist die Maßnahme imagebildend,<br />
weil sie das Konzept der „sicheren Geburt“ nahtlos fortsetzt.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 25
VALEO-Nachrichten<br />
Sanierung im EvKB<br />
Leistungsausweitung und Sachkosten im Fokus<br />
Bielefeld (rio). In drei Jahren soll das Ev. Krankenhaus Bielefeld<br />
wieder Gewinne abwerfen. Mit diesem Ziel hat der Aufsichtsrat<br />
im September vergangenen Jahres Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck<br />
eingestellt. Auf dem Neujahrsempfang im Februar erläuterte<br />
der neue Geschäftsführer den aktuellen Stand der Sanierung.<br />
Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck: Sanierung durch Wachstum.<br />
Im Frühjahr 2007 war das EvKB in die Schlagzeilen geraten. Das fusionierte<br />
Haus wies ein Millionendefizit auf, die Aussichten für 2007 erschienen<br />
noch trüber. Auf dem diesjährigen Neujahrsempfang fand<br />
Geschäftsführer Meyer zu Lösebeck deutliche Worte für die Situation<br />
und machte klar, dass es zu dem eingeschlagenen Sanierungskurs<br />
keine Alternative gebe. Trotz schlechter Ergebnisse hatte er aber<br />
auch positive Botschaften.<br />
„Die Bevölkerung nimmt unser Krankenhaus an!“, sagte Meyer zu Lösebeck<br />
mit Blick auf die Leistungsbilanz 2007. Ein Teil seines Konzeptes<br />
basiert auf der Kurzformel „Sanierung durch Wachstum“. Lange<br />
Wartezeiten durch mangelnde OP- und Intensivkapazitäten und organisatorische<br />
Defizite sollen bald der Vergangenheit angehören.<br />
Im ersten Schritt zieht die Gefäßchirurgie im Mai von Gilead I in das<br />
Johannesstift, wo die OP- und Betten-Situation entspannter ist. Die<br />
OP-Organisation und die bauliche Erweiterung des Gilead-OP werden<br />
die nächsten Planungsschritte sein.<br />
Anfang 2009 ist das Perinatalzentrum neu aufgestellt<br />
Nach dem Auszug der Gefäßchirurgie werden die Umbauarbeiten<br />
für die Neugeborenen-Intensivstation in Gilead I beginnen. Die Kinderklinik<br />
liegt zur Zeit noch in einem separaten Gebäude rund 300<br />
Meter entfernt vom Haupthaus. Durch die räumliche Trennung von<br />
Geburtsklinik und Neonatologie gerät der Status als Perinatalzentrum<br />
Level I in Gefahr. Im ersten Quartal 2009 soll die Wand-an-<br />
Wand-Lösung stehen, die dem Perinatalzentrum langfristig die Erlöse<br />
sichern wird.<br />
2,8 Millionen Euro bei den Sachkosten einsparen<br />
Den Effekt durch Mehrerlöse will Meyer zu Lösebeck durch die Einsparung<br />
von Sachkosten weiter verstärken. Hier sieht er ein Potenzial<br />
von 2,8 Millionen Euro in diesem und 3,9 Millionen im kommenden<br />
Jahr. Großen Anteil daran hat die Mitgliedschaft von <strong>Valeo</strong> im<br />
Einkaufsverbund Prospitalia seit Anfang <strong>2008</strong>. Durch Bündelung<br />
von Aufträgen und Homogenisierung der Produktpalette sind erhebliche<br />
Einsparungen beim Medizinischen Sachbedarf möglich.<br />
Soforteffekte brachte die Gründung der EvKB Service GmbH zum<br />
1. Januar gemeinsam mit der Firma RWS – Gesellschaft für Reinigung,<br />
Wartung und Service. RWS war bereits in einigen Bereichen<br />
des EvKB mit der Reinigung beauftragt und überführte nun alle 70<br />
Mitarbeiterinnen, die hier tätig waren, in die neue GmbH. Die Service-GmbH<br />
wird dem Krankenhaus künftig Rechnungen ohne die<br />
gesetzlich vorgeschriebene Mehrwertsteuer stellen, weil es selbst<br />
Mehrheitsgesellschafter ist. Dadurch ergeben sich sofort 19 Prozent<br />
Einsparung.<br />
Volles Haus beim EvKB-Neujahrsempfang im Assapheum.<br />
Kein Verkauf, aber nur eine einzige Chance zur Sanierung<br />
Rückendeckung erhielt der neue Geschäftsführer im Rahmen des<br />
Neujahrsempfangs durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas<br />
Oelkers. Gerüchten, das Krankenhaus solle verkauft werden, trat er<br />
entschieden entgegen. „Dies ist in den bisherigen Diskussionen zu<br />
keiner Zeit auch nur ansatzweise ein Thema gewesen.“ Lautstark applaudierend<br />
nahmen die Mitarbeiter diese Botschaft zur Kenntnis.<br />
Doch auch Oelkers verteilte keine Freibriefe: „Wir bekommen nicht<br />
fünf Chancen, sondern nur diese eine. Die Sanierung muss gelingen.“<br />
26 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Das „Perfekte Dinner“<br />
Angelika Härdrich wurde zur Fernsehköchin<br />
Bielefeld (sag). Im OP des Ev. Krankenhauses Bielefeld (EvKB)<br />
kann Angelika Härdrich ihre perfekten Gastgeber-Qualitäten<br />
nicht zum Besten geben. Trotzdem sind sie filmreif: Als eine<br />
von fünf Bielefelder Kandidaten legte die Fachkrankenschwester<br />
für Anästhesie im Fernsehen ein nahezu „Perfektes Dinner“<br />
hin.<br />
Ende Februar war es soweit: Der Fernsehsender VOX zeigte in seiner<br />
populären Koch-Serie „Das Perfekte Dinner“ fünf Tage lang die Kochkünste<br />
von fünf Bielefeldern. Gemeinsam mit drei männlichen Teilnehmern<br />
und einer weiblichen Kandidatin bewies Angelika Härdrich<br />
ihr Können am Herd. Die Dreharbeiten fanden im Januar statt. Ausgewählt<br />
wurde sie unter 15 Bewerberinnen und Bewerbern. „Der Anruf<br />
kam völlig überraschend“, berichtet Härdrich, die seit zwölf Jahren<br />
als Fachkrankenschwester im OP der Klinik für Anästhesie am Ev.<br />
Krankenhaus Bielefeld (EvKB) arbeitet. „Ich hätte nie gedacht, dass<br />
ich eine Chance habe.“<br />
Der (Un)Perfekte Termin<br />
Von montags bis freitags lädt jeweils ein Kandidat seine Mitstreiter<br />
zu sich nach Hause ein und bereitet ein mehr oder weniger perfektes<br />
Dinner zu. Angelika Härdrich war die erste Kandidatin: „Das war<br />
nicht der beste Termin“, weiß sie jetzt. „Völlig Fremde kommen zum<br />
Essen. Man kennt weder die Gesichter noch die Vorlieben der anderen<br />
und plant völlig ins Blaue hinein.“ Asiatisch in drei Gängen wurde<br />
im Hause Härdrich gekocht. „Das Menü habe ich gemeinsam mit<br />
der Redaktion abgesprochen“, berichtet die 42-Jährige. Ganz frei sei<br />
sie in ihrer Auswahl nicht gewesen, weil der Sender nicht nur die<br />
Gastgeberqualitäten zeigen wolle, sondern auch das ein oder andere<br />
neue Rezept. „Hätte ich frei entscheiden können, dann wäre mein<br />
Menü nicht so einseitig ausgefallen“, sagt die Mutter zweier Söhne.<br />
Und prompt lag sie auch bei einer Mitstreiterin daneben: „Leider<br />
mochte sie kein Essen aus Fernost. Das gab natürlich Punkteabzug.“<br />
Der Perfekte OP<br />
Ihr Dinnerabend verlief für Angelika Härdrich ohne Katastrophen,<br />
abgesehen von einem verschütteten Glas Rotwein auf dem weißen<br />
Teppich im Wohnzimmer. „Es war aufregend und anstrengend<br />
zugleich“, blickt die Kandidatin zurück. „Ich kam mir am nächsten<br />
Tag vor, als hätte ich von sieben Uhr morgens bis elf Uhr abends im<br />
OP gestanden.“ Die vier anderen Tage waren weniger anstrengend,<br />
aber ebenso aufregend. An jedem Nachmittag musste die nicht kochende<br />
Tagesfraktion spekulieren, welche Genüsse ihr Mitstreiter<br />
am Abend offenbaren würde. Ein Interview gab Angelika Härdrich<br />
an ihrem Arbeitsplatz im Johannesstift – eine Neuheit für die Crew:<br />
„Für mich ist der OP Alltag, für das Drehteam war´s ein Abenteuer“,<br />
Angelika Hädrich zeigte auf VOX ihr Können am Herd.<br />
sagt Härdrich. Die Eindrücke im Johannesstift wirkten nachhaltig:<br />
„Am nächsten Tag bei meinem Interview in einem Bielefelder Café<br />
wurde ich direkt wieder mit Haube und Mundschutz empfangen“,<br />
berichtet die Fachkrankenschwester amüsiert.<br />
Die Perfekte Woche<br />
Im Rückblick schaut Angelika Härdrich auf eine spannende und erfüllte<br />
Woche zurück: „Ich habe tolle Menschen kennen gelernt. Konkurrenzdenken<br />
hatte ich von Anfang an nicht.“ Das Mitmachen sei<br />
ihr wichtig gewesen, nicht der Gewinn. „Trotzdem war ich zuerst etwas<br />
enttäuscht, als ich am letzten Abend von meinem letzten Platz<br />
erfahren habe“, gibt sie freimütig zu. Teilnehmen würde sie aber jederzeit<br />
wieder. „Mit dem Wissen von heute allerdings nicht als erste<br />
Kandidatin und mit einem weniger speziellen Menü.“ Ihre Mitstreiter<br />
trösteten sie am Ende: „Hätten wir dich vorher gekannt, dann<br />
wäre die Bewertung viel besser ausgefallen.“<br />
Der Perfekte Fernsehabend<br />
Ihr Debüt als Fernsehköchin schaute sich Angelika Härdrich im Kreise<br />
ihrer Familie gemeinsam mit Freunden an – bei einem guten Essen.<br />
Klar, dass die Hauptdarstellerin des Abends persönlich kochte.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 27
VALEO-Nachrichten<br />
Neue Münsteraner Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Partner des EVK Münster im Gesundheitszentrum<br />
Münster (tmv) • In das Gesundheitszentrum im Kreuzviertel ist<br />
im Januar <strong>2008</strong> die Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie<br />
der Mediziner Ralf Kuphal und Dr.Markus Diedrich<br />
eingezogen. Damit ist ein weiterer Baustein für den Aufbau<br />
eines komplexen Behandlungsspektrums im Umfeld des Zentrums<br />
für Altersmedizin im EVK Münster synergetisch eingepasst<br />
worden.<br />
Das Leistungsspektrum der Praxis ergänzt die vorhandenen Disziplinen<br />
des Krankenhaus in idealer Weise. „Auch für uns ist diese Nähe<br />
zum Krankenhaus mit der Möglichkeit der engen Zusammenarbeit<br />
sehr interessant“, nennt Ralf Kuphal einen der Hauptgründe für die<br />
Einrichtung der Praxis im neuen Gesundheitszentrum an der Wichernstraße.<br />
Praxis ist sehr willkommen<br />
Von Seiten des Krankenhauses ist die Praxis sehr willkommen, denn<br />
die Sicht und die Meinung der Neurologen ist bei vielen klinischen<br />
Problemstellungen gefragt. „Wir sind eines der letzten medizinischen<br />
Fächer, die den ganzen Körper des Patienten in Augenschein nehmen<br />
und für eine Diagnose eine möglichst umfassende Analyse aller<br />
Funktionen und Funktionsstörungen heranziehen“, erklärt Kuphal<br />
den besonderen Ansatz seine Fachdisziplin. „Und die sicher erkannten<br />
organischen Erkrankungen lassen oft auch Rückschlüsse auf psychische<br />
Beeinträchtigungen zu“, erklärt Dr. Markus Diedrich die Verbindung<br />
zwischen den Fachdisziplinen, in denen beide Praxismediziner<br />
jeweils eine fachärztliche Qualifikation und Anerkennung erworben<br />
haben. Das besondere Interesse der Praxis gilt demnach auch der<br />
Entstehung psychischer Erkrankungen durch neurobiologische Veränderungen<br />
bzw. Defekte.<br />
Alle Fachbereiche werden einbezogen<br />
Die Kooperation mit dem Johannisstift wird alle Fachbereiche umfassen.<br />
Im Rahmen einer konsiliarischen Tätigkeit kommen die Praxisärzte<br />
an die Betten im Krankenhaus. Umgekehrt ist die Praxis baulich so<br />
ausgelegt, dass Patienten zu Untersuchungen auch im Krankenhausbett<br />
in die Räumlichkeiten des Gesundheitszentrums gefahren werden<br />
können. „Die häufigsten Indikationen zur Hinzuziehung der Praxiskompetenz<br />
werden Nervenverletzungen in der Folge von Unfällen<br />
oder Brüchen, Gehirnerschütterungen, Epilepsieverdacht, unklare<br />
Bewusstseinsveränderungen, Schädel-/Hirntraumata oder Schwindelsymptome<br />
sein“, nennt Ralf Kuphal die Ansätze zur praktischen<br />
Zusammenarbeit mit den EVK-Abteilungen. Im Bereich der Gefäßdiagnostik<br />
könnte die Praxis die Gestaltung des neurologisch-perioperativen<br />
Managements übernehmen. Ein besonderer Schwerpunkt der<br />
Praxismediziner war und ist die Diagnose und Betreuung von Parkinson-Patienten.<br />
Bei der video-gestützten Parkinsonbehandlung mit<br />
Fernabfrage der aufgenommenen Bilder über das Internet und anschließenden<br />
Medikamenten-Empfehlungen gehörten Kuphal und<br />
Diedrich bundesweit zu den Pionieren.<br />
Das Praxisteam (v. l.): Ralf Kuphal, Dr. Markus Diedrich, Alwine Reimer und Nicole Stetskamp.<br />
28 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Im Blick – Gerontopsychiatrie im Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau<br />
Demenz interdisziplinär behandeln<br />
Gronau • Ältere Patienten, die unter psychischen Erkrankungen<br />
leiden, müssen oft gleichzeitig geriatrisch bzw. internistisch behandelt<br />
werden; beides steht miteinander in Wechselwirkung.<br />
Die Gerontopsychiatrie im Lukas-Krankenhaus hat sich zur Aufgabe<br />
gemacht, die Behandlung interdisziplinär und dadurch effektiver<br />
zu gestalten. Wir sprachen darüber mit dem Oberarzt<br />
der Geriatrie, Stefan Rittmeyer, sowie mit Oberarzt Dr. Gerd Greiving<br />
von der Psychiatrie.<br />
Wie erklären Sie einem Laien den Begriff Gerontopsychiatrie?<br />
Stefan Rittmeyer: Eigentlich ist Gerontopsychiatrie ein Teilgebiet der<br />
Psychiatrie. Wir im Lukas-Krankenhaus fassen unter gerontopsychiatrischen<br />
Patienten alle älteren Patienten zusammen, die sowohl unter<br />
psychiatrischen Erkrankungen leiden, als auch viele internistische<br />
Erkrankungen oder geriatrische Syndrome aufweisen und deshalb<br />
von den beiden Fachabteilungen – der Geriatrie und Psychiatrie − gemeinsam<br />
betreut werden.<br />
Welchen Schwerpunkt setzen Sie bei der Arbeit?<br />
Stefan Rittmeyer: Die Schwerpunktdiagnose der Gerontopsychiatrie<br />
ist sicherlich die Demenz. Aber auch Depressionen oder Mischbilder<br />
aus beiden Erkrankungen gehören zu den häufigen Krankheitsbildern<br />
bei unseren Patienten.<br />
Gerd Greiving: Entscheidend bei der Diagnostik ist, dass psychiatrische<br />
Behandlungsbilder sowohl geriatrische Ursachen haben können<br />
als auch umgekehrt, weshalb wir auch die Diagnostik und Behandlung<br />
beider Fachgruppen jeweils hinzuschalten.<br />
Stefan Rittmeyer: Dazu muss ich anmerken, dass das Zusammenspiel<br />
aus Diagnostik und Therapie beider Fachabteilungen bei mehrfach<br />
erkrankten Patienten im Rahmen einer bloßen Konsiltätigkeit nicht<br />
ausreichend ist, sondern hierbei neue Strukturen erforderlich sind.<br />
Wie sehen diese Strukturen aus?<br />
Gerd Greiving: Bei der Aufnahme werden die Patienten durch die<br />
Fachärzte der jeweiligen Abteilung beurteilt, und diese beschließen<br />
dann, ob ein Patient von beiden Abteilungen betreut wird. Ferner entscheiden<br />
sie, ob der Schwerpunkt eher geriatrisch oder psychiatrisch<br />
ist. Von Anfang an werden die Patienten jedenfalls von beiden Ärzten<br />
begleitet.<br />
Gibt es bei Ihrer Zusammenarbeit ein besonderes Instrumentarium,<br />
das Ihnen hilft, diese Leistungen zu erbringen?<br />
Stefan Rittmeyer: Wir haben in einer intensiven Vorbereitungszeit einen<br />
Behandlungspfad entwickelt, in dem wir versuchen, die Patienten<br />
von Anfang an nach bestimmten Standards und nach festgeleg-<br />
Oberarzt Stefan Rittmeyer (l.) und Dr. Gerd Greiving.<br />
ten Vorgehensweisen zu diagnostizieren. Das ist gerade bei diesen<br />
komplexen Krankheitsbildern besonders wichtig, um wirklich alle Aspekte<br />
der Erkrankung zu beleuchten.<br />
Ergänzen Sie sich oder kommt es schon mal zu unterschiedlichen Behandlungserkenntnissen?<br />
Stefan Rittmeyer: Beides, die interdisziplinären Visiten zeigen ganz<br />
oft unterschiedliche Sichtweisen auf Krankheitsbilder, Patienten, diagnostische<br />
und therapeutische Prozesse. Wichtig ist hier eine Konsensfindung<br />
und die Dokumentation dieses Konsenses. Die Erfahrung<br />
jedoch hat gezeigt, dass wir uns durch die Diskussion und den<br />
Wissenstransfer gegenseitig befruchten und weiterbringen. Zurzeit<br />
basiert der Austausch noch auf der ärztlichen Ebene, wir wollen aber<br />
auch die pflegerischen und therapeutischen Mitarbeiter des Lukas-<br />
Krankenhauses verstärkt einbinden.<br />
Gerd Greiving: Die Pflegenden beider Fachgruppen profitieren durch<br />
die Zusammenarbeit, weil sie neue Behandlungsmöglichkeiten und<br />
Formen des Umgangs mit Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern<br />
kennen lernen, was vor allem auch den Patienten zugute<br />
kommt.<br />
Welche Entwicklung sehen Sie für die Gerontopsychiatrie?<br />
Stefan Rittmeyer: Man nimmt an, dass sich die Zahl von derzeit einer<br />
Million Demenzkranker durch das immer höhere Alter der Menschen<br />
in Deutschland in einem Zeitraum von höchstens zehn Jahren<br />
verdoppeln wird. Die Zunahme an Demenzkranken ist also nicht nur<br />
eine enorme gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Belastung,<br />
weil immer weniger junge Menschen ihre Versorgung übernehmen<br />
können, sondern auch eine große Aufgabe für das Gesundheitssystem.<br />
Wichtig ist es, andere Strukturen zu schaffen und neu zu denken.<br />
Netzwerkarbeit ist dabei ganz entscheidend. Wir müssen versuchen,<br />
unser Krankenhaus nicht nur für sich zu betrachten, sondern uns mit<br />
unseren Ideen, Projekten und Plänen in bestehende Netzwerke einzubringen.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 29
VALEO-Nachrichten<br />
Beitrag zum Klimaschutz: St. Johannisstift Paderborn nutzt innovative Heiztechnik<br />
Wärme aus Holzpellets mit Funkhaussteuerung<br />
Der „Maulwurf“ wühlt sich durch die Pellets und versorgt den Brenner kontinuierlich mit Brennstoff.<br />
Paderborn • Schon lange warnen Klimaforscher davor, dass<br />
Treibhausgase das Klima enorm verändern. In Zeiten des Klimawandels<br />
ist es deshalb immer wichtiger, umweltfreundliche<br />
Lösungen zur Energiegewinnung zu nutzen.<br />
Das Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St. Johannisstift<br />
Paderborn hat für sich eine Alternative zur Wärmegewinnung<br />
mit Gas gefunden: Geheizt wird nun mit Holzpellets – eine CO2-neutrale<br />
und preisgünstige Lösung.<br />
„Mit der neuen Anlage reduzieren wir unseren CO2-Ausstoß um rund<br />
45 Tonnen im Jahr“, erklärt Jürgen Grosser, Leiter des Bildungszentrums,<br />
die Vorzüge der neuen Heizanlage. „Als diakonisches Unternehmen<br />
ist uns auch der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt<br />
wichtig. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir mit der neuen Heizung<br />
einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.“<br />
Die Heizanlage stammt von der Firma Stemberg Solar- und Gebäudetechnik<br />
in Lage, die neben der Pelletstechnik auch Solartechnik, Photovoltaik,<br />
Brennwerttechnik für Gas und Öl und Techniken zur Regenwassernutzung<br />
bietet.<br />
„Pelletheizanlagen sind weitgehend CO2-neutral“, erklärt Thomas<br />
Skowronski, technischer Leiter des St. Johannisstift Paderborn, die<br />
umweltschonende Technik. „Die Menge an CO2, die bei der Verbrennung<br />
freigesetzt wird, entspricht genau der Menge CO2, die beim<br />
Wachstum des Holzes in dieses eingebunden wurde. Beim Verrotten<br />
des Holzes würde CO2 in gleicher Menge wie bei der Verbrennung<br />
freigesetzt.“<br />
Ein „Maulwurf“ versorgt den Brenner mit Pellets<br />
90 Prozent der benötigten Heizleistung im Bildungszentrum werden<br />
mit einem vollautomatischen 30 kW-Heizpellets-Kessel bereitgestellt.<br />
„Während der kalten Jahreszeit unterstützt zusätzlich bei Bedarf ein<br />
modularer Gasbrennwertkessel die Pelletanlage“, beschreibt Andreas<br />
Stemberg, Chef der Firma Stemberg Solar- und Gebäudetechnik, die<br />
Funktionen der Heizanlage. „Die kontinuierliche Zufuhr der Pellets<br />
wird durch den sogenannten ‚Maulwurf’ gewährleistet, der die Pellets<br />
aus dem angrenzenden Lager ansaugt. In dem Lager ist die benötigte<br />
Jahresmenge von rund 30 Tonnen eingelagert. Durch den Einsatz<br />
von Hocheffizienzpumpen wird eine Stromeinsparung gegenüber<br />
der bisherigen Pumpe um rund 90 Prozent erzielt.“<br />
PC-Funkhaussteuerung im gesamten Gebäude<br />
Als weitere Maßnahme zur Energieeinsparung wird das Schulgebäude<br />
mit einer modernen Funkhaussteuerung direkt über einen PC ausgestattet.<br />
Zu diesem Zweck werden die vorhandenen Thermostatköpfe<br />
an den Heizkörpern einfach durch Funk-Stellantriebe ersetzt.<br />
Der Antrieb erfolgt per Funk vom Raumregler bzw. der Zentrale (FHZ<br />
1000). Das Verlegen von Kabeln oder ein Netzanschluss sind somit<br />
nicht erforderlich. Ergänzt wird das System durch so genannte Fenstermelder.<br />
Wird ein Fenster geöffnet, sinkt, per Funk gesteuert, die<br />
zuvor eingestellte Raumtemperatur ab.<br />
Überwacht und gesteuert wird die Gebäudeheizung mittels einer<br />
grafisch und intuitiv programmierbaren, intranetfähigen Software.<br />
Der Wärmebedarf lässt sich somit für jeden Raum individuell programmieren.<br />
Während z. B. die Unterrichtsräume um 15.00 Uhr in den<br />
Absenkbetrieb übergehen, bleiben die Büros der Mitarbeiter weiterhin<br />
im Normalbetrieb. Selbstverständlich kann mit der Funkhaussteuerung<br />
auch die Heizungsanlage überwacht werden. Ein Alarm oder<br />
eine Störung sind sofort erkennbar.<br />
Das Bildungszentrum St. Johannisstift will sich auch zukünftig für den<br />
Umweltschutz engagieren. Für das laufende Jahr sind schon weitere<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung geplant, beispielsweise in Form<br />
einer Fassadendämmung.<br />
Eine Besichtigung der Heizungsanlage ist nach vorheriger Anmeldung<br />
im Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St. Johannisstift,<br />
Neuhäuser Str. 24–26, 33102 Paderborn möglich. Infos<br />
und Terminvereinbarung unter 0 52 51/4 01-3 41.<br />
30 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Helmut Folke ist oft unterwegs – am liebsten auf dem Fahrrad<br />
Johanneswerker bewegt seine Patienten<br />
Oerlinghausen • Schon seine erste große Radtour führte ihn<br />
nach Ostwestfalen. Da war Helmut Folke gerade 14 Jahre alt und<br />
radelte mit seinem Neffen in drei Tagen 333 Kilometer von seiner<br />
Heimatstadt Bochum nach Paderborn – „mit einem Torpedo-<br />
Dreigang-Fahrrad“, erzählt er lächelnd.<br />
Die damals geweckte Leidenschaft für den Drahtesel brennt bis heute:<br />
Der 52-Jährige tritt nicht nur in seiner Freizeit so oft wie möglich in<br />
die Pedale, sondern ist auch Kreisvorsitzender des Allgemeinen Deutschen<br />
Fahrrad-Clubs (ADFC) Herford und Landessprecher des ADFC-<br />
Verbands in NRW. Und auch beruflich ist Stillstand für Helmut Folke<br />
ein Fremdwort: Als Ergotherapeut in der Hellweg-Klinik in Oerlinghausen<br />
begleitet er seit vier Jahren aktiv seine Patienten.<br />
auch bei seiner jetzigen Tätigkeit in der Hellweg-Klinik für suchtkranke<br />
Männer spielen Fahrräder eine Rolle: Zum Arbeitstherapiebereich,<br />
dem Folke sich als einem von drei Bereichen widmet, gehört eine<br />
Schlosserei mit angegliederter Fahrradwerkstatt. Hier führt er die Patienten<br />
an einen beruflichen Alltag heran und baut zum Beispiel Lastenfahrräder<br />
mit ihnen, die beim Umzug helfen können. Je nach Indikation<br />
werden verschiedene Grundarbeitsfähigkeiten gefördert wie<br />
zum Beispiel Ausdauer, Konzentration oder Planungsvermögen.<br />
Durch Laufen die Selbstwahrnehmung schärfen<br />
„Eine Fahrradtour stellt für die meisten Patienten eine zu große Hürde<br />
dar“, bedauert Folke. Gute Erfahrungen hat er jedoch mit der Laufgruppe<br />
gemacht, um die er sich im Rahmen der Arbeitstherapie kümmert.<br />
Durch das Laufen können die Patienten ihre Selbstwahrnehmung<br />
schärfen und in sich hineinhören. „Viele Patienten, die zuvor<br />
kein Hobby und keine Aufgabe hatten, entdecken so das Laufen für<br />
sich“, freut er sich.<br />
Neben dem Arbeitstherapiebereich Schlosserei ist Folke für die Patientenbücherei<br />
mit angegliederter Freizeitgestaltung und die Mentorenschaft<br />
zuständig. Die Mentorenschaft übernehmen Patienten,<br />
die die Klinik bereits gut kennen und Neuankömmlingen den Start<br />
erleichtern. Mit der Patientenbücherei und der Errichtung einer Freizeithalle<br />
mit Dart, Kicker, Billard und der Ausleihe von Sportgeräten<br />
und Gesellschaftsspielen möchten Folke und seinen Kollegen der<br />
Langeweile der Patienten entgegenwirken. Ob die Patienten laufen,<br />
Rad fahren oder einem anderen Hobby nachgehen – „Hauptsache, sie<br />
sind aktiv“, meint Helmut Folke.<br />
Helmut Folke ist Ergotherapeut in Oerlinghausen.<br />
Von der Schwerindustrie zur medizinischen Rehabilitation<br />
Wie die meisten interessanten Biographien verläuft auch die von Helmut<br />
Folke nicht schnurgerade: Bevor er seine Umschulung zum Ergotherapeuten<br />
begann, arbeitete er als Former und als Maschinenschlosser,<br />
zuletzt als Meister. „Ich habe aber schon früh festgestellt,<br />
dass ich gerne mit Menschen arbeite“, erinnert sich Folke. Als Maschinenbaumeister<br />
leitete er Langzeitarbeitslose an. „Viele hatten Suchtprobleme<br />
– genau wie meine heutigen Patienten“, erklärt er.<br />
Bei ihm indes ist keine nachlassende Aktivität erkennbar. Letzten<br />
Sommer erst ist er mit ADFC-Kollegen seine bislang längste Strecke<br />
geradelt: 650 Kilometer nach Prag. Und könnte nach acht Jahren im<br />
selben Beruf nicht bald wieder eine Veränderung anstehen? Helmut<br />
Folke schüttelt lachend den Kopf: „Ergotherapeut ist für mich der<br />
schönste Beruf, dabei bleibe ich.“<br />
Das Fahrradfahren hat Helmut Folke stets begleitet. Als er vor acht Jahren<br />
vom Ruhrgebiet nach Herford zog, gab es dort noch keine Ortsgruppe<br />
des ADFC, in den er 1994 eingetreten war. Der schwere Unfall<br />
einer Fahrradfahrerin ließ ihn aktiv werden: „Ich wollte mich dafür<br />
engagieren, Herford fahrradfreundlicher zu gestalten“. Also gründete<br />
er die Herforder ADFC-Gruppe. Die Frau eines Freundes aus dem<br />
ADFC wiederum brachte ihn auf das Berufsbild Ergotherapeut. Und<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 31
VALEO-Nachrichten<br />
<strong>Valeo</strong> im GESPRÄCH<br />
Psychiatrische Ambulanz im EvKB erweitert Angebot<br />
„Gesund und Fit“ trotz psychischer Erkrankung<br />
Bielefeld (sag). Das Programm „Gesund und Fit“ der Psychiatrischen<br />
Institutsambulanz (PIA) im Ev. Krankenhaus Bielefeld will<br />
Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung mehr Gesundheitsbewusstsein<br />
vermitteln.<br />
Als Pilotprojekt wurde „Gesund und Fit“ im letzten Jahr einmalig von<br />
„Aktion Mensch“ mit Fördergeldern in Höhe von 3.700 Euro bezuschusst.<br />
Jetzt wird das Gesundheitstraining zum festen Bestandteil<br />
des Behandlungsangebots in der Ambulanz der Klinik für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie in Bethel am Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB).<br />
Das Team um Dr. Steffi Koch-Stoecker, ärztliche Leiterin der PIA, zieht<br />
eine positive Bilanz aus dem letzten Jahr. „Durch das Projekt ist einiges<br />
in Bewegung geraten“, sagt ihr Kollege Dr. Tillmann Knaak. „Vor<br />
allem konnten wir den Präventionsgedanken rund um die allgemeine<br />
Gesundheit stärker in unser Angebot integrieren.“ In zwei Gruppen<br />
aufgeteilt, lernten 20 Teilnehmende in Kochkursen, Sportprogrammen<br />
und regelmäßigen, ärztlich geleiteten Gruppensitzungen,<br />
dass ein gesundheitsbezogener Lebensstil mit einer chronischen seelischen<br />
Erkrankung vereinbar ist.<br />
„Gesundheitskurse, die von den Krankenkassen angeboten werden,<br />
erreichen unsere chronisch Kranken nicht“, begründet Koch-Stoecker<br />
die patientenbezogene Ausrichtung des Programms, das künftig<br />
aus Bordmitteln finanziert wird. Das Angebot für chronisch psychisch<br />
Kranke müsse niedrigschwellig und individuell sein. Wie und in welchem<br />
Rahmen sich das Präventionsprogramm im Detail zusammensetze,<br />
werde der Arbeitsalltag zeigen, so Koch-Stoecker. Denn auch<br />
das Team von „Gesund und Fit“ lernte während des Projektes.<br />
„Wir haben in den beiden Durchläufen bemerkt, dass manche unserer<br />
Pläne zu hoch angesetzt waren“, sagt die Ärztin im Rückblick. Das<br />
Halten ihre Patientinnen und Patienten „gesund und fit“: (v.l.)<br />
Elisa Peters, Frank Muschke, Dr. Tillmann Knaak und Dr. Steffi<br />
Koch-Stoecker.<br />
Vorhaben, die PatientInnen in wohnortnahe Sportvereine zu integrieren,<br />
konnte beispielsweise nicht realisiert werden. Dagegen habe sich<br />
die Kooperation mit dem Sporttherapeutischen Dienst in Bethel bewährt,<br />
„weil man dort angemessen auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />
eingeht“, erklärt Koch-Stoecker das Konzept. Die weitere Zusammenarbeit<br />
steht bereits fest: Eine Feierabendsportgruppe für Menschen<br />
mit seelischen Störungen soll im Frühjahr starten. Betreut wird sie von<br />
Ambulanz-Mitarbeiter Frank Muschke.<br />
Auch der Aspekt Selbsthilfe spielt bei „Gesund und Fit“ eine Rolle. Die<br />
Teilnehmenden sollen motiviert werden, ihre Erfahrungen an andere<br />
Betroffene weiterzugeben. „Co-Moderatoren könnten geschult werden<br />
und für eine gegenseitige Stabilisierung sorgen“, plant Dr. Koch-<br />
Stoecker. Aber die Gründung einer Selbsthilfegruppe sei in nächster<br />
Zeit sicherlich noch Zukunftsmusik: „So etwas muss wachsen“.<br />
32 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
<strong>Valeo</strong> VALEO-Nachrichten<br />
im Qualitätsmanagement GESPRÄCH<br />
2007<br />
Besuch aus Fernost in Bielefeld<br />
Im Kinderzentrum sprach man fachchinesisch<br />
Bielefeld (sag) • Sprachenvielfalt herrschte im Kinderzentrum am<br />
Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB): Drei Monate lang hospitierte<br />
der chinesische Chefarzt Dr. Xinning Li in der Klinik für Kinderchirurgie<br />
in Bethel.<br />
Dr. Li leitet die kinderchirurgische Klinik in der südchinesischen Stadt<br />
Nanning, Zentrum der Provinz Guangxi. Der Dialog mit Kolleginnen<br />
und Kollegen – besonders der Austausch mit Chefarzt Dr. Michael Barthel<br />
– stand für den Chinesen im Mittelpunkt seines Besuchs in Bielefeld.<br />
Diskutiert wurden vor allem kinderchirurgische Operationsmethoden,<br />
Behandlungsabläufe und Therapien.<br />
Der interkontinentale Austausch im Betheler Kinderzentrum war für<br />
beide Chefärzte eine angenehme Überraschung. Ganz unerwartet<br />
wurden sie von einer deutsch-chinesischen Fachorganisation angeschrieben.<br />
Der Mediziner aus China nahm aber nicht nur kinderchirurgische<br />
Eindrücke mit nach Hause. Drei Monate lang wohnte er in Bielefeld-<br />
Bethel und lernte vor allem die Freundlichkeit der Menschen zu schätzen:<br />
„Auch völlig Unbekannte grüßen mich im Vorbeigehen.“ Beeindruckt<br />
zeigte sich Li auch von der deutschen Disziplin im Straßenverkehr:<br />
„Bei uns fährt man unvorsichtiger und erst recht nicht nach Vorschrift.“<br />
Die Kinderchirurgie in China und in der Bundesrepublik funktioniere<br />
nach denselben Standards, sagten die beiden Chefärzte einmütig.<br />
„Wir profitieren beide von einander“, betonte Barthel. „Dr. Li operiert<br />
in China Leistenbrüche mit einer minimal-invasiven Operationsmethode,<br />
die wir hier bislang noch nicht vorgenommen haben.“ Bei<br />
urologischen Eingriffen lernte der chinesische Arzt dagegen von seinem<br />
deutschen Kollegen. „Dr. Barthel ist ein Experte mit enormer Erfahrung<br />
auf diesem Gebiet“, lobte Li die Kompetenz des Kinderchirurgen<br />
am EvKB.<br />
Der Austausch zwischen den Experten sei glänzend verlaufen, denn<br />
die englische Sprache sei in Fachkreisen obligatorisch, so die beiden<br />
Mediziner. Das persönliche Gespräch mit den Eltern und Kindern<br />
kam allerdings zu kurz, da Li die deutsche Sprache nicht beherrscht.<br />
„Mir wurde bei den Visiten zwar alles übersetzt, doch ein direktes Gespräch<br />
mit den Patienten und ihren Angehörigen kam leider kaum zustande“,<br />
bedauerte der Kinderchirurg aus China.<br />
Deutsch-chinesische Kompetenz: Chefarzt Dr. Xinning Li aus<br />
Nanning (r.) mit Dr. Michael Barthel, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie<br />
am Ev. Krankenhaus Bielefeld.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 33
VALEO Qualitätsmanagement VALEO-Nachrichten 2007<br />
Asthmaschulungen im EvKB<br />
In 15 Jahren 1.000 Kinder geschult<br />
Bielefeld (rio). Das Kinderzentrum Bethel im Ev. Krankenhaus<br />
Bielefeld feierte jetzt ein Jubiläum. 1.000 Kinder absolvierten<br />
insgesamt die Asthmaschulungen der Klinik. Es war der 143.<br />
Kurs.<br />
1992 lief das Programm mit drei stationären Schulungen an. Schon<br />
damals war ein interdisziplinäres Team verantwortlich. Anfangs<br />
wurden die Kinder noch eine Woche stationär aufgenommen. Neben<br />
den von der „Arbeitsgemeinschaft für Asthmaschulung im Kindes-<br />
und Jugendalter e.V.“ festgelegten Inhalten standen Physiotherapie<br />
und viel Sport auf dem Plan und natürlich ein umfangreiches<br />
Freizeitprogramm wie Paddeltour, Schnitzeljagd oder Schlittschuhlaufen.<br />
Die Krankenzimmer der Kinder glichen eher einer Jugendherberge.<br />
„Man musste die Kinderkrankenschwestern regelrecht<br />
zurückhalten, die Zimmer nicht täglich wieder auf Krankenhausstandard<br />
zu bringen“, erinnert sich die pneumologische Fachassistentin<br />
Elke Herting schmunzelnd.<br />
Seit April 2002 finden die Asthmaschulungen ambulant statt und<br />
sind, auch im Rahmen des so genannten DMP-Programms, ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Asthmatherapie. An mindestens drei Tagen<br />
erklären Mitarbeiter des Schulungsteams den Kindern und natürlich<br />
auch den Eltern altersgerecht, was Asthma ist, wie das Kind<br />
messen oder erkennen kann, wie es seiner Lunge geht und wann<br />
welche Medikamente wie genommen werden müssen. Ein wichtiger<br />
Unterrichtsteil ist die Physiotherapie. Dort lernen die Kinder<br />
atemerleichternde Stellungen und die so genannte Lippenbremse.<br />
Außerdem wird mit den Kindern ein „Notfallplan“ erarbeitet,<br />
wenn es mal eng wird.<br />
Das „Asthma-Team“ des EvKB schult seit mehr als 15 Jahren<br />
Kinder und Jugendliche.<br />
Die Unterrichtseinheiten werden immer wieder durch Spiele unterbrochen,<br />
in denen die gelernten Inhalte vertieft werden. In einer der<br />
letzten Stunden entsteht dann jeweils ein Videofilm. Die Kinder erhalten<br />
schon vorher die Aufgabe, sich eine Geschichte auszudenken,<br />
die natürlich Asthma zum Inhalt haben soll. Oft dreht sich die Geschichte<br />
um einen Asthmaanfall in der Sportstunde und wie die anderen<br />
Kinder helfen können. Auch hier findet wieder eine Kontrolle<br />
der gelernten Inhalte statt.<br />
Das interdisziplinäre Schulungsteam besteht aus Ärzten, Psychologen,<br />
Physiotherapeuten, Kinderkrankenschwestern und einer pneumologischen<br />
Fachassistentin. Das Besondere an dem Team: In jeder<br />
Berufsgruppe ist noch immer ein Mitglied aus der ersten Schulung<br />
vor 15 Jahren dabei. „Und es macht uns allen noch sehr viel Spaß,<br />
weil alle 1.000 Kinder so verschieden waren,“ sagt Elke Herting.<br />
34 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Partner Qualitätsmanagement informieren 2007<br />
Erweiterte Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />
Jetzt auch Vorsatz versicherbar<br />
Die erweiterte Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung (EVH)<br />
als Spezialprodukt für Wohlfahrtspflege und Gesundheitswesen<br />
bot schon bislang einen erheblichen Produktvorteil gegenüber den<br />
am Markt üblichen Vermögensschaden-Haftpflicht- oder D&O-Versicherungen.<br />
Mit der EVH bestand die Möglichkeit, die wissentliche Pflichtverletzung<br />
– und zwar selbst für Organe – in den Versicherungsschutz mit<br />
einzubeziehen. Künftig wird der Versicherungsschutz noch besser.<br />
Mit dem Baustein EVH Premium ist es nunmehr möglich, auch solche<br />
Vermögensschäden in den Versicherungsschutz einzubeziehen,<br />
die durch vorsätzliches Verhalten verursacht worden sind.<br />
Dem Versicherer wird damit der bislang noch verbliebene Ausschlusstatbestand<br />
„vorsätzliche Schadenherbeiführung“ abgeschnitten,<br />
so dass im Ergebnis ein fast lückenloser Schutz gegen Vermögensschäden<br />
entsteht.<br />
Versicherungsschutz aus einer Hand<br />
Der Versicherungsschutz mit EVH Premium besteht nicht nur für<br />
Schäden, die durch bereits in der EVH versicherte Personen (also in<br />
der Regel Organe und eigene Mitarbeiter) vorsätzlich herbeigeführt<br />
worden sind, sondern auch für solche Schäden, die durch außenstehende<br />
Dritte – etwa durch einen Eingriff in die elektronische Datenverarbeitung<br />
– entstanden sind.<br />
Der neue Ergänzungsbaustein EVH Premium setzt das Bestehen einer<br />
EVH unter Einschluss der wissentlichen Pflichtverletzung (einschließlich<br />
der Organe) voraus. Die Bedingungen der EVH Premium<br />
sind inhaltlich auf die EVH abgestimmt und bieten zusammen mit<br />
dieser ein in sich geschlossenes Bedingungswerk. Der Abschluss einer<br />
separaten Vertrauensschaden-Versicherung wird damit überflüssig.<br />
Im Schadenfall gibt es keine Abgrenzungsschwierigkeiten<br />
mehr zwischen Vermögensschaden- und Vertrauensschaden-Versicherung,<br />
denn es besteht Versicherungsschutz „aus einer Hand“.<br />
Sie waren bisher der Ansicht, Versicherungsschutz für Vorsatz werde<br />
in einer Sozialwirtschaft nicht benötigt? Falsch gedacht. Denn<br />
neueste Studien zeigen, dass sich Vermögensschäden infolge von<br />
Wirtschaftskriminalität in der deutschen Gesamtwirtschaft auf rund<br />
vier Milliarden Euro (geschätzter Stand 2005) belaufen und dass keine<br />
Branche davon verschont bleibt. Dass solche Schäden oft verschwiegen<br />
werden, sollte nicht zu der Schlussfolgerung verleiten,<br />
sie seien gar nicht vorhanden. Wir stehen Ihnen für ein persönliches<br />
Beratungsgespräch gern zur Verfügung.<br />
Interessiert? Anfragen richten Sie bitte an info@ecclesia.de.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 35
VALEO-Nachrichten<br />
Sportmagersucht ist Weglaufen vor sich selbst – Hilfe in der Klinik am Korso<br />
Ewig jung – ewig schlank – ewig fit?<br />
Bad Oeynhausen • Sport ist gesund. Aber für Menschen, die<br />
zwanghaft versuchen abzunehmen, kann er zur Sucht werden.<br />
Eine junge Frau erzählt, wie sie fast an Sportbulimie gestorben<br />
wäre.<br />
Leistungsgedanken kaschieren. International erfolgreiche Marathonläufer<br />
beispielsweise müssen sich selten für ihre Statur rechtfertigen.<br />
Sie sind schließlich schnell. Aber auch unter ihnen gibt es zahlreiche<br />
Krankheitsfälle.<br />
Es gab Tage, an denen erst der Schmerz ihren Lauf beendete, wenn<br />
Lisa Pauli (Name geändert) die Füße und Knie so weh taten, dass es<br />
nicht mehr weiterging. Fünf, manchmal sogar sechs Stunden war sie<br />
zuvor gelaufen, die Zeit war ihr egal, das Tempo auch, Spaß gemacht<br />
hat es ihr sowieso nicht. Beim Laufen hatte Lisa Pauli nur ein Ziel: Gewicht<br />
verlieren, so viel wie möglich. Denn so wie sie war, wollte sie<br />
nicht bleiben. „Ich wollte den perfekten Körper haben“, erzählt sie.<br />
Laufen sollte alle Kalorien wieder vernichten, die sie zuvor in Fressattacken<br />
zu sich genommen hatte. Lisa Pauli ist 1,70 Meter groß. An ihrem<br />
Tiefpunkt wog sie nur noch 40 Kilogramm.<br />
„Ich wollte auch so sein wie sie“<br />
Die Sportsucht reicht jedoch tief in die Gesellschaft hinein und muss<br />
nicht immer etwas mit Leistung zu tun haben. Lisa Pauli hat zu keiner<br />
Sport kann eine gesunde Leidenschaft sein, aber für manche Menschen,<br />
wie für die 19 Jahre alte Westfälin Lisa Pauli, ist er eine gefährliche<br />
Sucht. Bedrohlich wird es, wenn das Bedürfnis nach Bewegung<br />
zusammenkommt mit Magersucht oder der Ess-Brech-Sucht<br />
Bulimie, weil Menschen sich zu dick vorkommen. Es sind dadurch<br />
neue Krankheitsbilder entstanden wie die Sportmagersucht oder<br />
die Sportbulimie. Dabei ist der Sport ein Mittel, ein Beschleuniger,<br />
um noch mehr Gewicht zu verlieren als ohnehin schon durch Ernährungsverzicht.<br />
„Diese Krankheitsbilder liegen am Trend, ewig jung,<br />
ewig schlank und ewig fit zu sein“, sagt Georg Ernst Jacoby, der Chefarzt<br />
der Klinik am Korso in Bad Oeynhausen, die jährlich etwa 500<br />
Menschen mit Essstörungen stationär behandelt. Darunter sind immer<br />
mehr Patienten, die auch exzessiv Sport treiben, vor allem Frauen.<br />
Denn: „Wir haben einen Wandel des weiblichen Schönheitsideals<br />
in der Gesellschaft – weg von der nur dünnen Figur, hin zum sportlichen<br />
Schlanksein“, sagt Jacoby.<br />
Kombination von Mangelernährung mit Sport ist riskant<br />
Gewicht hat beim Sport schon immer eine Rolle gespielt, am auffälligsten<br />
in den Gewichtsklassen von Kampfsportarten. Aber auch in<br />
anderen Disziplinen ist geringeres Gewicht von Vorteil – zuletzt haben<br />
die Skispringer durch ihre Abmagerungsdebatte gezeigt, welche<br />
abnormen Verhaltensweisen es im Spitzensport gibt. Die Kombination<br />
aus Mangelernährung und körperlicher Belastung ist riskant.<br />
„Das reicht bis zum plötzlichen Herztod“, erklärt Jacoby.<br />
Es gab schon Todesfälle wie den des Olympiasiegers im Rudern, Bahne<br />
Rabe, der als Schlagmann den deutschen Achter bei den Olympischen<br />
Spielen 1988 in Seoul zur Goldmedaille geführt hatte. Rabe<br />
reduzierte sein Gewicht immer weiter und war schließlich so geschwächt,<br />
dass er 2001 an einer Lungenentzündung starb.<br />
Viele können ihre Krankheit mit dem gesellschaftlich anerkannten<br />
Zeit ihrer Sportsucht vorgehabt, einen Wettkampf zu bestreiten. Sie<br />
hatte als Gegner nur sich selbst. Von ihrer Krankheit erzählt sie mit<br />
klarem Kopf und flüssiger Sprache. In diesem Jahr wird sie ein Psychologie-Studium<br />
an einer Universität im Ruhrgebiet beginnen. Ihr<br />
Fall ist typisch, da Essstörungen besonders oft unter intelligenten,<br />
ehrgeizigen und perfektionistischen jungen Frauen vorkommen.<br />
Bei Lisa Pauli begann es mit 16 Jahren damit, dass sie sich selbst nicht<br />
anerkannt fühlte, dass sie sich ständig beweisen wollte, mit ihrem<br />
Kopf in der Schule, aber auch mit einem schlanken Körper. In ihrer<br />
Klasse war ein Mädchen, das für sie keine Mitschülerin war, sondern<br />
eine Konkurrentin. Die hatte eine schlanke, sportliche Figur. „Ich<br />
wollte auch so sein wie sie.“ Um ihr Gewicht zu reduzieren, ließ Lisa<br />
Pauli erst ein paar Mahlzeiten aus, dann begann sie mit dem Sporttreiben.<br />
Erst zweimal die Woche, dann immer häufiger. Jede Mahl-<br />
36 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
zeit weckte in ihr das Bedürfnis, die Kalorien einfach abzulaufen.<br />
„Ich hatte unglaublich Angst zuzunehmen.“ So kam sie schnell auf<br />
ein tägliches Trainingspensum von zwei bis drei Stunden. „Ich hatte<br />
eine Sportmagersucht.“<br />
Drei Gläser Nutella auf drei Packungen Toast<br />
Ihre Krankheit hat sich im Laufe der Zeit verändert, es kamen auf<br />
einmal Fressattacken dazu, „drei Gläser Nutella auf drei Packungen<br />
Toast“. Was für andere Bulimikerinnen das Erbrechen nach dem Essen<br />
ist, wurde ihr das Laufen. „Ich habe versucht, mich zu übergeben,<br />
aber es ging nicht, davor hatte ich immer zu viel Respekt.“ Aber<br />
je mehr sie aß, desto mehr wollte sie laufen, und dazu hat sie jede<br />
Gelegenheit genutzt. „Manchmal habe ich mir sogar nachts den Wecker<br />
gestellt und bin für zwei Stunden auf den Crosstrainer gegangen,<br />
der bei mir im Zimmer stand.“<br />
„Es ist nicht der Zwang zum Abnehmen allein, der die Sportsucht ausmacht“,<br />
sagt Mediziner Jacoby. „Sport hat auch eine antidepressive<br />
Wirkung.“ Es werden Glückshormone ausgeschüttet. Dieses Gefühl<br />
will der Sporttreibende immer wieder und genauso intensiv wie am<br />
Anfang erleben und steigert so seine Dosis. Fällt einmal das Training<br />
aus, tauchen Entzugserscheinungen auf, der Sport wird zum bestimmenden<br />
Faktor des Tagesablaufs.<br />
„Ich wäre am liebsten in meinem Zimmer herumgerannt“<br />
Die Stimme des Körpers, der längst überfordert ist, und Warnungen<br />
von außen überhören Patienten jedoch. Lisa hatte sich von ihrer Familie<br />
und ihren Freunden abgekapselt. „Wenn jemand mich aufs Laufen<br />
angesprochen hat, habe ich gesagt: Ihr seid ja nur neidisch, weil ihr<br />
keine Kondition habt.“ So lief sie – bis zum Zusammenbruch. „Ich habe<br />
am Ende beim Laufen Blut gespuckt“, erzählt sie, „abends im Bett habe<br />
ich nur noch geheult. Im April dieses Jahres hätte ich mich am liebsten<br />
umgebracht, wenn ich nicht so feige gewesen wäre.“<br />
Sie wusste, dass sie nur noch professionelle Hilfe weiterbringen konnte,<br />
für diesen Weg entschied sie sich nach Gesprächen mit ihrer Familie.<br />
„Die meisten Psychologen und Psychiater hatten lange Wartezeiten.<br />
Als ich dann doch einen gefunden hatte, sagte der mir sofort: Klinik<br />
– es gibt keine Alternative. Aber diesen Gedanken fand ich scheußlich.“<br />
Der Leidensdruck brachte sie doch noch zu einer stationären Therapie,<br />
in der Klinik am Korso in Bad Oeynhausen. Dass sie es dort tatsächlich<br />
achteinhalb Wochen aushalten würde, hätte sie am Anfang<br />
nicht gedacht. Lisa sollte erst einmal zwei Wochen ohne Sport durchstehen.<br />
„Es war die Hölle, es fiel mir so schwer zu essen und mich danach<br />
nicht zu bewegen. Ich wäre am liebsten in meinem Zimmer herumgerannt.“<br />
Ein solcher stationärer Aufenthalt kann die Patienten aus ihren Alltagsgewohnheiten<br />
herausreißen. „Ich war auf einmal gezwungen, mich<br />
mit mir selbst zu beschäftigen“, sagt Lisa. Und in der Gruppe hat sie<br />
gemerkt, dass sie gar nicht perfekt sein muss, um gemocht zu werden.<br />
Körpertherapie mit Musik, Tanzen und Entspannungsübungen<br />
„Die Selbstheilungskräfte der Patienten untereinander sind sehr hoch“,<br />
sagt Chefarzt Jacoby, der in schweren Fällen immer zu einer stationären<br />
Behandlung rät. „Hier gibt es jeden Tag fünf Stunden Therapie, bei<br />
einer ambulanten Therapie oft nur eine Stunde die Woche.“ Als wertvollste<br />
davon hat Lisa die Körpertherapie empfunden: Bewegung zu<br />
Musik, Tanzen, Entspannungsübungen. „Ich habe zum ersten Mal meinen<br />
Körper nicht als erschöpft und kraftlos gespürt, sondern als Teil<br />
von mir.“<br />
Seit zwei Wochen ist sie wieder zu Hause und hat sofort begonnen,<br />
es sich mit Ritualen leichter zu machen, drei Mahlzeiten am Tag mit<br />
der Familie haben nun eine ganz neue Bedeutung. Ob sie wieder<br />
laufen wird, weiß sie noch nicht. Es besteht schließlich auch bei der<br />
Sportsucht eine Rückfallgefahr.<br />
„Das werde ich wohl auf nächstes<br />
Jahr verschieben. Ich habe zu<br />
viel Angst, mich da wieder reinzusteigern.“<br />
Sie will erst ausprobieren,<br />
ob das Laufen nicht nur eine<br />
Qual, sondern auch ein Spaß und<br />
eine Erfüllung für sie sein kann.<br />
Vielleicht in einem Lauftreff, um<br />
in der Gruppe davor geschützt zu<br />
sein, sich alleine mit ihrer Sucht zu<br />
verlaufen.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 37
VALEO-Nachrichten<br />
Die neue Website des Ev. Krankenhauses Lippstadt informiert schnell und umfassend<br />
Großer Eingriff auf der Website<br />
Lippstadt • Leon hat bei den „Jungs“ die Nase vorn, Lena gibt bei<br />
den „Mädels“ den Ton an: Auf der neu gestalteten Website des<br />
Evangelischen Krankenhauses Lippstadt können sich werdende<br />
Eltern Anregungen in Sachen Namenswahl holen. Und nicht<br />
nur das. Eine stets brandaktuelle Babygalerie zeigt die Fotos der<br />
neuen Erdenbürger, die in der Lippstädter Klinik das Licht der<br />
Welt erblicken.<br />
Was den Internetauftritt des Evangelischen Krankenhauses dabei besonders<br />
auszeichnet, ist die Benutzerfreundlichkeit – und das nicht<br />
nur im Bereich der Frauenklinik: Mit wenigen Klicks befindet sich der<br />
Besucher dort, wo er gerne hin möchte. So weist ein entsprechender<br />
Teaser/Button den direkten Weg zur Neugeborenengalerie. Es sind<br />
Mails von Bürgern eingegangen, die die neue Aufmachung als sehr<br />
gut empfinden und sich die süßen Wonneproppen täglich anschauen.<br />
Ein Link zu Aktuelles und Termine befindet sich gleich im Tesaer/<br />
Button darunter. Kursangebote für interessierte Patienten sind auf<br />
diese Weise „mit einem Klick“ besonders schnell verfügbar.<br />
Dabei kommt die Website in einem „frischen“ Design daher und ist<br />
übersichtlich klar aufgebaut und nun in wirklich allen Bereichen topaktuell.<br />
Das zeigt sich vor allem an der Eröffnungs-/Startseite, dort<br />
läuft – wie in der Tagesschau – ein Ticker mit brandaktuellen Hinweisen.<br />
Je nach Informationsbedürfnis kann sich der potenzielle Patient<br />
intuitiv zwischen Fachabteilungen, Medizinischen Zentren & Schwerpunkten<br />
bewegen, sich über Bereiche wie Pflege, Gastronomie und<br />
Patientenservice informieren und sich rasch einen umfassenden Eindruck<br />
über das Haus verschaffen. Infos und Bildmaterial erhält er in<br />
wenigen Schritten. Auch der Benutzer, der sich für die dem Krankenhaus<br />
angeschlossenen Bereiche wie etwa das Facharztzentrum mit<br />
seinen Ärzten und Praxen, das Ausbildungszentrum für Pflegeberufe<br />
oder die Diakoniestation interessiert, wird durch einfache Führung sicher<br />
auf die entsprechenden Seiten geleitet.<br />
Damit ist die Homepage des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt<br />
auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie hält wichtige Informationen bereit,<br />
die sich auch ungeübten Internetnutzern schnell erschließen. Sie<br />
ist fundiert in der Sache, aber trotz einer - im Hintergrund stehenden<br />
Schablone – sehr abwechslungsreich im Aufbau. Ihre klare Struktur<br />
steht für optimalen Benutzernutzen. Der biedere Eindruck des alten<br />
Internetauftrittes ist einerseits durch Aktualität und umfangreiche Informationen<br />
und andererseits durch Fachkompetenz und Benutzerfreundlichkeit<br />
liebevoll ersetzt worden.<br />
Zum Nachschlagen im Netz: www.ev-krankenhaus.de<br />
38 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Flächen im neuen Facharztzentrum am EVK Hamm schon zu 85 Prozent vergeben<br />
Richtfest zur Hälfte der Bauzeit<br />
Hamm • Am 12. <strong>März</strong> <strong>2008</strong> wurde am<br />
Neubau des Facharztzentrums am<br />
Evangelischen Krankenhaus Hamm<br />
der Richtkranz gehisst. Die erste Hälfte<br />
der Bauphase des beeindruckend<br />
großen Gebäudes vor dem EVK ist geschafft.<br />
Das Interesse der zukünftigen<br />
Partner im Facharztzentrum ist<br />
nach wie vor ungebrochen groß.<br />
Das Konzept des Facharztzentrums verfolgt<br />
das Ziel, Synergien zu erschließen<br />
und die Versorgung der Patienten durch<br />
das zusätzliche Angebot ambulanter<br />
Leistungen in Ergänzung zu den stationären<br />
Leistungen des Krankenhauses<br />
zu optimieren. Erstellt wird ein Facharztund<br />
OP-Zentrum an der Werler Straße<br />
über sechs Ebenen. Die exponierte Lage<br />
und die individuelle Fassadengestaltung<br />
unterstreichen die Eigenständigkeit des Facharztzentrums.<br />
EVK belegt 30 Prozent der Gesamtfläche selbst<br />
Das Facharztzentrum am EVK Hamm wird zu 70 Prozent vermietet<br />
und zu 30 Prozent vom EVK selbst genutzt. (4.400 m² / 1.800 m²).<br />
Zurzeit sind 85 Prozent der Gesamtfläche vergeben.<br />
Das EVK wird seinen 30-Prozent-Anteil an der Gesamtfläche für ein<br />
ambulantes OP-Zentrum, für das Medizinische Versorgungszentrum<br />
und für unterschiedliche ambulante Angebote nutzen. Von den<br />
Mietern werden Facharztpraxen, eine Physiotherapie, eine Apotheke<br />
und eine Orthopädiewerkstatt eingerichtet.<br />
Die Lage im zentrumsnahen „Hammer Süden“ ist verkehrstechnisch<br />
günstig zu erreichen. Parkmöglichkeiten stehen im ausreichenden<br />
Maße im neu errichteten Parkhaus auf dem Gelände zur Verfügung.<br />
Das Evangelische Krankenhaus mit seinen infrastrukturellen Gegebenheiten,<br />
eine Radiologische Gemeinschaftspraxis und eine Strahlentherapeutische<br />
Gemeinschaftspraxis stehen als potenzielle Partner<br />
für fachliche und technische Kooperationen bereit.<br />
Platz auch für Tagungsbereich und Konferenzräume<br />
Das Erdgeschoss bietet in seinem rückwärtigen Teil ein ambulantes<br />
OP-Zentrum mit fünf OP-Sälen. Im vorderen Bereich befinden sich<br />
eine Apotheke mit Drive-in-Schalter sowie ein Fachgeschäft für Orthopädietechnik<br />
und Sanitätsbedarf.<br />
Das EVK und die mit dem Haus verbundenen Einrichtungen werden<br />
ihre ambulanten Leistungen teilweise in das neue Gebäu-<br />
Trotz Regen und Sturm: Erst der „letzte Nagel“ gibt dem Bau Halt<br />
und Segen. (v. l.). Johannes Bettsteller (GF Vollack GmbH), Ulrike<br />
Wäsche (Bürgermeisterin Stadt Hamm) und Manfred Witkowski<br />
(Geschäftsführer EVK Hamm gGmbH).<br />
de verlagern. Daneben steht Raum für Arztpraxen unterschiedlicher<br />
Fachausrichtungen sowie für physiotherapeutische Leistungsangebote<br />
zur Verfügung. Zudem ist ein Tagungsbereich für Konferenzen<br />
und Schulungen vorgesehen.<br />
Eröffnung im Herbst <strong>2008</strong><br />
Die sich ergebenden Synergieeffekte und medizinischen Kooperationsmöglichkeiten<br />
der Praxen untereinander sollen bestmöglich genutzt<br />
werden. Die Leistungen der Abteilungen des EVK Hamm sollen<br />
durch die ambulanten Leistungen der Praxen ergänzt werden.<br />
Als technische und logistische Kooperationsmöglichkeiten kommen<br />
darüber hinaus zum Beispiel gemeinsame Gerätenutzung oder<br />
IT-Dienstleistungen in Betracht.<br />
Mit der Planung und Realisierung des Projektes ist die Vollack GmbH<br />
& Co. KG aus Wesseling, die sich u. a. auf den Bereich Gesundheitsbau<br />
spezialisiert hat, beauftragt. Auf dem knapp 47.000 Quadratmeter<br />
großen Klinikumgelände wird das Facharztzentrum mit 6.200<br />
Quadratmetern Nutzfläche und 35.000 Kubikmetern umbautem<br />
Raum errichtet. Baubeginn war September 2007 und die Fertigstellung<br />
ist für den Herbst <strong>2008</strong> avisiert.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 39
VALEO-Nachrichten<br />
EK Unna baut Versorgungsschwerpunkte weiter aus<br />
Ärztehaus erweitert Spektrum<br />
Unna. Mit kurzen Wegen in die Zukunft: Das Evangelische<br />
Krankenhaus Unna errichtet auf seinem Gelände ein Ärztehaus.<br />
Ziel des Vorhabens ist die engere Verzahnung der Zusammenarbeit<br />
von niedergelassenen Ärzten, ambulanten<br />
Dienstleistern und dem Krankenhaus. Die Baukosten des Vorhabens<br />
belaufen sich auf etwa 3,4 Millionen Euro.<br />
„Wir wollen mit dem Projekt das medizinische Spektrum unseres<br />
Hauses ausbauen und ergänzen“, berichtet Dr. Dietmar Herberhold,<br />
Stiftungsvorstand des EK Unna. So wird sich in dem viergeschossigen<br />
Objekt die bereits am Krankenhaus ansässige radiologische Praxis<br />
vergrößern, eine chirurgische/unfallchirurgische lässt sich ebenfalls<br />
in dem Ärztehaus nieder.<br />
Darüber hinaus wird eine gefäßchirurgische Praxis, die bereits seit<br />
2005 in den Räumlichkeiten des Krankenhauses untergebracht ist,<br />
ihren Platz in dem neuen Gebäude finden. Ergänzt wird das Angebot<br />
durch eine podologische Praxis sowie den diakonischen Pflegedienst<br />
EK Unna ambulant. „Durch die räumliche Nähe von Krankenhaus<br />
und Praxen“, schildert Dr. Herberhold, „entfallen für die Patienten<br />
künftig lange und umständliche Wege.“ Insgesamt stehen<br />
den Mietern in dem Haus fast 2.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.<br />
Präsentieren die Planungen: EKU-Stiftungsvorstand Dr. Dietmar<br />
Herberhold (r.) und Verwaltungsleiter Michael Radix (2.v.l.).<br />
Räumlich gesehen wird das Haus direkt an die Räumlichkeiten des<br />
bestehenden Radiologiegebäudes nach Norden hin angrenzen. Das<br />
Krankenhaus rechnet damit, dass das Bauwerk im Herbst diesen Jahres<br />
fertig gestellt ist.<br />
Pflegewissenschaftler tritt die Nachfolge von Franziska Graw an<br />
Jochen Laible leitet diakonischen Pflegedienst<br />
Unna (peb) • Der diakonische Pflegedienst EK Unna ambulant<br />
bzw. Kamen/Bergkamen ambulant hat einen neuen Pflegedienstleiter:<br />
Im Rahmen eines Gottesdienstes wurde jetzt<br />
der 46-jährige Pflegewissenschaftler und examinierte Krankenpfleger<br />
Jochen Laible in das Amt eingeführt. Laible tritt die<br />
Nachfolge von Franziska Graw an, die den Pflegedienst über<br />
viele Jahre geleitet und sein Erscheinungsbild nach außen<br />
maßgeblich geprägt hat.<br />
Laible will in seiner neuen Position<br />
die erfolgreiche Arbeit von Franziska<br />
Graw fortführen: „Wir werden den<br />
diakonischen Charakter des Pflegedienstes<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
weiter verstärken und uns<br />
bewusst von reinen Wirtschaftsunternehmen<br />
abgrenzen.“ Hierzu soll<br />
insbesondere auch die Zusammenarbeit<br />
mit den diakonischen Angeboten<br />
vor Ort intensiviert und Jochen Laible.<br />
stärker<br />
vernetzt werden. Darüber hinaus will der Dortmunder das gerontopsychiatrische<br />
Angebot des Pflegedienstes weiterentwickeln, die<br />
professionelle Wundversorgung als Schwerpunkt weiter ausbauen<br />
sowie die Qualitätssicherung vorantreiben. Zum Tätigkeitsfeld von<br />
EK Unna ambulant und Kamen/Bergkamen ambulant sollen künftig<br />
außerdem die Pflegebegutachtung und -beratung gehören.<br />
Mit Jochen Laible bekommt der diakonische Pflegedienst einen ausgewiesenen<br />
Experten als Leiter. Nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger<br />
in den Städtischen Kliniken Dortmund arbeitete Laible<br />
viele Jahre in der Intensivpflege – unter anderem als Stationsleitung<br />
an den Universitätskliniken in Münster. Nach einem pflegewissenschaftlichen<br />
Studium an der Universität Witten/Herdecke widmete<br />
sich Laible verstärkt der ambulanten Pflege: Im Kreis Soest leitete er<br />
mehrere Projekte in den Bereichen Gerontopsychiatrie und Demenz.<br />
Seit dem Jahr 2004 ist er zudem stellvertretender Vorsitzender der<br />
dortigen Alzheimer-Gesellschaft. Auch am Evangelischen Krankenhaus<br />
Unna engagiert sich Laible in diesem Schwerpunkt. Er etablierte<br />
eine Demenzsprechstunde und baute einen Helferkreis für die Angehörigen<br />
von Demenzkranken auf.<br />
40 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
VALEO-Nachrichten<br />
Ev. Krankenhaus Bielefeld<br />
Krankenhaus Mara<br />
ausgegründet<br />
Bielefeld (rio). Zum 1. Januar wurde Mara gesellschaftsrechtlich<br />
aus dem Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) ausgegliedert<br />
und bildet nun die Krankenhaus Mara gGmbH. Mara bleibt allerdings<br />
100-prozentige Tochter des EvKB.<br />
Grundlage der Entscheidung ist die derzeitige Finanzierungssystematik<br />
der Kostenträger. Mara wird als „Besondere Einrichtung“ anerkannt<br />
und nicht nach DRG-Sätzen refinanziert, weil danach die hohen Kosten<br />
für die überdurchschnittlich langen Verweildauern nicht gedeckt<br />
wären. Voraussetzung ist, dass sich mindestens 40 Prozent der Diagnosen<br />
auf Epilepsien beziehen. Dies ist zurzeit in der Einheit von Epilepsiekliniken<br />
und Zentrum für Behindertenmedizin der Fall. Bei einer<br />
Gesamtbetrachtung würden allerdings die Epilepsiebetten in der allgemeinen<br />
Neurologie aufgehen und der Status als „Besondere Einrichtung“<br />
in Gefahr geraten.<br />
Geschäftsführer Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck machte deutlich, dass<br />
durch diese Entscheidung die Fusion zum EvKB nicht in Frage gestellt<br />
werde und alle Synergien bestehen blieben. Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter Maras wurden über den Betriebsübergang informiert, für<br />
sie ändert sich wenig. Meyer zu Lösebeck übernimmt neben seiner<br />
Geschäftsführungsaufgabe im EvKB auch die Geschäftsführung der<br />
Krankenhaus Mara gGmbH. Auch im Hinblick auf die Aufsichtsratsmitglieder<br />
soll Personenidentität mit dem EvKB hergestellt werden.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 41
Qualitätsmanagement<br />
<strong>Valeo</strong> im GESPRÄCH<br />
Anerkennung der Qualität<br />
Das Krankenhaus St. Johannisstift ist zertifiziert!<br />
Paderborn • Im Krankenhaus geht es um ein wertvolles Gut: Die<br />
Gesundheit des Menschen. Umso wichtiger, dass hier die Qualität<br />
stimmt. Die St. Johannisstift Ev. Krankenhaus Paderborn<br />
gGmbH hat jetzt die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2000<br />
erhalten, die genau das bestätigt: Das Krankenhaus verfügt<br />
über ein qualifiziertes Qualitätsmanagementsystem und setzt<br />
dieses konsequent um.<br />
Was das bedeutet, beschreibt Krankenhausmanagerin Karin Düsterhaus:<br />
„Nach den Prozessen, die ein Patient im Krankenhaus durchläuft,<br />
haben wir Strukturen, Abläufe und Schnittstellen für die Bereiche<br />
Medizin, Pflege und Verwaltung analysiert, dokumentiert und,<br />
wo erforderlich, optimiert.“ Wichtig in diesem Prozess: Die Erstellung<br />
des Qualitätsmanagement-Handbuches, das digital allen Mitarbeitern<br />
im St. Johannisstift an jedem PC-Arbeitsplatz zugänglich ist.<br />
„Das gesamte Know-how des St. Johannisstift ist hier für alle nutzbar“,<br />
verdeutlicht die Qualitätsmanagementbeauftragte des Krankenhauses,<br />
Walburga Görmann, die Dimension.<br />
Insgesamt hat der Prozess zur Zertifizierung 18 Monate gedauert.<br />
Begleitet wurde das Krankenhaus von der Firma „Jagals – beraten –<br />
führen – umsetzen“. Jetzt erhielt das St. Johannisstift das Zertifikat<br />
aus den Händen der Zertifizierungsgesellschaft WiesoCert. Vorausgegangen<br />
war eine intensive Prüfung des Krankenhauses (in einem<br />
so genannten dreitägigen „Audit“) Ende November 2007.<br />
„Qualität ist ein Anspruch“, unterstreicht Karin Düsterhaus. „Ansprüche<br />
haben wir zunächst einmal an uns selbst. Ansprüche haben aber<br />
vor allem unsere Patientinnen und Patienten an uns. Es geht darum,<br />
Tag für Tag durch die Qualität unserer Arbeit zu überzeugen.“ Düsterhaus<br />
dankte bei der Zertifikatsübergabe an das Krankenhaus vor<br />
allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die maßgeblich zum<br />
Erwerb der Auszeichnung beigetragen haben. In 46 Arbeitskreisen<br />
haben sie in den vergangenen Monaten das Krankenhaus und seine<br />
Abläufe unter die Lupe genommen und insbesondere mit Blick auf<br />
die Bedürfnisse der Patienten weiter verbessert.<br />
In diesem Sinne freut sich auch Sven Freytag, Vorstand und Geschäftsführer<br />
des St. Johannisstift, über die Zertifizierung: „Als diakonisches<br />
Unternehmen mit vielfältigen Angeboten aus Medizin<br />
und Pflege begrüßen wir die Qualitätsdiskussion im Gesundheitswesen<br />
ausdrücklich. Die Einrichtungen des St. Johannisstift Paderborn<br />
sind für den Qualitätswettbewerb gerüstet. Die Zertifizierungen<br />
unseres Gefäßzentrums im St. Johannisstift Krankenhaus Paderborn<br />
im <strong>März</strong> dieses Jahres, unseres Bildungszentrums St. Johannisstift<br />
vor wenigen Wochen, der Ev. Kinder- und Jugendhilfe<br />
St. Johannisstift und jetzt aktuell unseres Evangelischen Krankenhauses<br />
St. Johannisstift als Ganzes beweisen das. Damit sichern wir<br />
den hohen Qualitätsstandard unserer Medizin, Pflege und Betreuung<br />
und bieten Transparenz in Prozessen und Strukturen als Basis<br />
für weitere kontinuierliche Verbesserungen, um den Nutzen für unsere<br />
Kunden weiter zu erhöhen.“<br />
Das Krankenhaus St. Johannisstift wird sich jährlich einer Begutachtung<br />
zur Systemförderung stellen. Die Rezertifizierung erfolgt dann<br />
alle drei Jahre. Die St. Johannisstift Evangelisches Krankenhaus Paderborn<br />
gGmbH umfasst die Abteilungen<br />
Frauenklinik, Innere Medizin, Chirurgie<br />
und Anästhesie/Intensivmedizin<br />
sowie eine HNO-Belegabteilung.<br />
Schwerpunkte sind das Gefäßzentrum<br />
(interventionelle Angiologie & Gefäßchirurgie),<br />
die Geriatrie, die Frauenheilkunde<br />
und die Geburtshilfe sowie die Diagnostik<br />
und Behandlung chronischer<br />
Stoffwechselerkrankungen, insbesondere<br />
des Diabetes mellitus.<br />
Stephan Achtermann, Geschäftsführer<br />
und Leiter der Zertifizierungsstelle<br />
der Wieso Cert GmbH, überreichte das<br />
Zertifikat an Krankenhausmanagerin<br />
Karin Düsterhaus (l.) und an die Qualitätsmanagementbeauftragte<br />
Walburga<br />
Görmann (r.).<br />
42 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Qualitätsmanagement<br />
Evangelischen Krankenhaus Lippstadt führte<br />
Befragung niedergelassener Ärzte durch<br />
Lippstadt • Auf Initiative des Stiftungsvorstandes wurde im Mai<br />
2007 im Rahmen einer Sitzung des erweiterten Managementkreises<br />
eine Befragung der einweisenden Ärzte beschlossen.<br />
Der Tatsache, dass die niedergelassenen Ärzte unstrittig zu den wichtigsten<br />
Partnern eines Krankenhauses gehören, sollte damit Rechnung<br />
getragen werden. Sie sind es, die die Patienten aktiv an ein<br />
Krankenhaus verweisen. Einweiserverhalten ist vielschichtig. Nicht<br />
ein Grund allein ist für Präferenzen oder Vorbehalte von Ärzten gegenüber<br />
Krankenhäusern verantwortlich, sondern erst das Zusammenspiel<br />
vieler Faktoren führt zur Meinungsbildung. Nur wer weiß,<br />
wo seine Stärken und Schwächen liegen, kann an gezielten Verbesserungen<br />
arbeiten.<br />
Ziel der Befragung war es, ein klares Bild von der Zufriedenheit der<br />
Einweiser mit den unterschiedlichen Faktoren der Leistungserbringung<br />
am Evangelischen Krankenhauses zu erhalten und ggf. konkrete<br />
Verbesserungsmaßnahmen aus den Ergebnissen abzuleiten.<br />
Das Qualitätsmanagement erhielt den Auftrag zur Planung und Umsetzung<br />
der Befragung. Da von Anfang an klar war, dass solch ein<br />
Projekt nur mit Hilfe externer Unterstützung organisierbar ist, wurde<br />
initial eine Marktanalyse durchgeführt. Als Partner für das Projekt<br />
wurde das Unternehmen Medical research & consult verpflichtet.<br />
Das Konzept zur Einweiserbefragung von Medical reserach & consult<br />
konnte unter anderem durch ein gelungenes Layout des Befragungsinstrumentes<br />
überzeugen. Durch ein professionell und ansprechend<br />
gestaltetes Layout im corporate design des Hauses sollte<br />
den befragten Ärzten der Stellenwert der Befragung vermittelt<br />
werden. Zudem ist die Bereitschaft, einen ansprechend gestalteten<br />
Fragebogen auszufüllen vermutlich höher als bei einfach kopierten<br />
Blättern.<br />
Der Einweiserfragebogen war aufgeteilt in zwei Befragungsteile.<br />
Der allgemeine Befragungsteil umfasste sieben Befragungsdimensionen<br />
mit 47 Einzelfragen mit überwiegend positiven Formulierungen.<br />
Die Dimensionen umfassten eine allgemeine Leistungseinschätzung,<br />
Fragen zur Zusammenarbeit mit der Klinik, zur Medikation,<br />
zur Entlassung, zum Thema Arztbriefe, zu Information und Kommunikation<br />
und zu Patientenmeinungen. Die Einschätzung erfolgte<br />
auf einer fünfstufigen Rating-Skala.<br />
Der klinikspezifische Befragungsteil umfasste Fragen zu detaillierter<br />
Fachabteilungsbewertung, Fragen nach Häufigkeiten von Nicht-<br />
Zuweisungen, allgemeine offene Fragen (z. B. Verbesserungswünsche),<br />
Fragen zur Gesamtzufriedenheit und Fragen zur Selbsteinschätzung<br />
des Zuweisungsverhaltens.<br />
Auf Basis einer mit Hilfe eines Geo-Informationssystems überarbeiteten<br />
Einweiserstatistik erfolgte dann im August das Anschreiben<br />
und Versenden der Fragebogen. Es wurden insgesamt 448 Ärzte aus<br />
358 Praxen angeschrieben. Nicht angeschrieben wurden Praxen die<br />
mehr als 50 km von unserer Klinik entfernt sind und weniger als fünf<br />
Patienten pro Jahr zuweisen.<br />
Die Fragebogen wurden mit einem beigefügten Antwortkuvert versandt.<br />
Den Ärzten wurde zugesichert, dass die Fragebogen streng<br />
vertraulich und anonym behandelt und nach der Auswertung vernichtet<br />
werden. So waren Rückschlüsse auf einzelne Praxen und<br />
Personen ausgeschlossen.<br />
Mit einem Erinnerungsschreiben und der Möglichkeit der Anforderung<br />
eines weiteren Fragebogens wurden Ärzte, welche sich bis Anfang<br />
Oktober noch nicht an der Befragung beteiligt haben, erinnert<br />
und erneut gebeten, sich an der Befragung zu beteiligen.<br />
F.J. Bruch, QM-Beauftragter, Evangelisches Krankenhaus Lippstadt<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 43
NAMEN VALEO und NACHRICHTEN<br />
EIN Fachgruppen<br />
TAG MIT ...<br />
...aus dem EVK Bielefeld<br />
Prof. Dr. Rainer Kolloch (Foto),<br />
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin,<br />
Kardiologie, Nephrologie und Pneumologie<br />
in Bethel, erhielt den Franz-Groß-<br />
Wissenschaftspreis für besondere Verdienste<br />
auf dem Gebiet der Bluthochdruckforschung.<br />
Der Preis ist mit 7.500<br />
Euro dotiert. Die Ehrung erfolgte im Rahmen<br />
des Wissenschaftskongresses „Hypertonie<br />
2007“ in Bochum. Veranstaltet<br />
wird dieser Kongress jährlich durch die ärztliche Fachgesellschaft<br />
für Hypertonie („Hochdruckliga“), der Kolloch bereits als Präsident<br />
vorstand.<br />
Prof. Dr. Falk Oppel (Foto),<br />
Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie<br />
in Bethel, wurde durch die Kammerversammlung<br />
der Ärztekammer Westfalen-<br />
Lippe im vergangenen November zum<br />
neuen Vorsitzenden der Akademie für<br />
ärztliche Fortbildung gewählt.<br />
Oppel ist bereits Vorsitzender der Deutschen<br />
Akademie für Neurochirurgie und<br />
war von 2000 bis 2002 auch 1. Vorsitzender<br />
der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.<br />
Michael Ackermann, bis Oktober 2007 Geschäftsführer im EvKB,<br />
hat das Haus verlassen und zum 1. April die Geschäftsführung einer<br />
privaten Holding von Rehakliniken in Vlotho übernommen.<br />
Rolf Eickholt (Kaufmann), Prof. Dr. Martin Driessen (Arzt) und<br />
Christoph Schmidt (Pflege) bilden seit dem 1. April das neue kaufmännische<br />
Direktorium für das Krankenhaus Mara, die Psychiatrie<br />
und die Psychosomatik im EvKB. Frank Lohmann, bisher Assistent<br />
der GF und Leiter der <strong>Valeo</strong>-Geschäftsstelle, übernimmt die Stellvertretung<br />
Eickholts. Damit nahm das erste von künftig drei Direktorien<br />
im EvKB seine Arbeit auf.<br />
Privatdozent Dr. Florian Weißinger (Foto)<br />
ist neuer Chefarzt am Ev. Krankenhaus Bielefeld.<br />
Der Internist und Onkologe leitet seit<br />
dem 1. <strong>März</strong> die Klinik für Innere Medizin,<br />
Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin<br />
im Johannesstift. Der gebürtige Bayreuther<br />
war zuletzt als geschäftsführender<br />
Oberarzt an der Uniklinik Würzburg tätig.<br />
Nach dem Studium arbeitete Weißinger<br />
zunächst mit einem Stipendium der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft am Münchner Institut für Biochemie<br />
in der Krebsforschung. Seine ärztliche Laufbahn begann er 1993<br />
an der Medizinischen Poliklinik Würzburg. Dort erwarb er 1999 die<br />
Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin, im Jahr 2000 die Zusatzbezeichnung<br />
„Hämatologie und internistische Onkologie“ und<br />
2004 die Weiterbildungserlaubnis auf diesem Gebiet. Neben der<br />
Onkologie ist die Palliativmedizin ein zweiter Schwerpunkt des neuen<br />
Chefarztes. Seit 2004 verfügt das Johannesstift über eine anerkannte<br />
Palliativstation.<br />
...aus dem EVK Lippstadt<br />
Neuer Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrie und Neonatologie<br />
im Evangelischen Krankenhaus Lippstadt wurde am<br />
01.01.<strong>2008</strong> Dr. med. Thomas Hofmann. Bisher war der Facharzt für<br />
Kinderheilkunde am Evangelischen Krankenhaus Lippstadt als Oberarzt<br />
tätig. Er hat die Anerkennung zum Führen der Schwerpunktbezeichnung<br />
Neonatologie und die Ermächtigung zur fakultativen Weiterbildung<br />
in der pädiatrischen Intensivmedizin. Ebenso verfügt Dr.<br />
Hofmann über die ambulante Ermächtigung einer Herzsprechstunde<br />
(Kinderkardiologie) sowie über eine ambulante Ermächtigung für<br />
Kinderdiabetologie und –endokrinologie. Dr. Hofmann ist Nachfolger<br />
von Chefarzt Dr. med. Rainer Uhlig, der die Kinderklinik 25 Jahre<br />
lang leitete und der am 31.12.2007 ausgeschieden ist.<br />
Neben Christoph Schmidt (siehe oben) wurden Gertrud Meiling<br />
(Johannesstift) und Gertrud Tiemeyer (Gilead) durch Geschäftsführer<br />
Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck als Pflegedirektorinnen berufen.<br />
Aus der bisherigen Position als Leitungen des Pflege- und Patientenmanagements<br />
abberufen wurden Elke Schmidt und Rainer<br />
Wolk. Meyer zu Lösebeck dankte den beiden im Rahmen des Neujahrsempfangs<br />
im EvKB für die geleistete Arbeit.<br />
Petra Krause, bisher ebenfalls Leiterin im Pflege- und Patientenmanagement,<br />
wird eine Pflegerische Abteilungsleitung übernehmen.<br />
(v. l.) Stiftungsvorstand Jochen Brink, Dr. Rainer Uhlig und Dr.<br />
Thomas Hofmann.<br />
44 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
NAMEN und NACHRICHTEN<br />
...aus dem EVK Hamm<br />
Das Chirurgen-Team Prof. Dr. Christian Peiper, Dr. Hans-Joachim<br />
Helling, Dr. Willfried Gäbel und Jan-Mikael Hüsker wird mit Steuerfrau<br />
Dr. Iris Angermüller auf der Olympia-Regattabahn in Berlin am<br />
26. April <strong>2008</strong> an der Ruderregatta im Rahmen des Chirurgen-Kongresses<br />
<strong>2008</strong> teilnehmen. Das Training auf der Lippe ist seit Februar<br />
schon fester Bestandteil der Freizeitplanung des in dieser Konstellation<br />
erstmals startenden Teams aus Hamm.<br />
Dass das EVK Hamm beim kommenden AOK-Firmenlauf an 28. August<br />
in der Stadt wieder mit mehr als 50 Startern antreten wird, ist<br />
jetzt schon sicher. Für Prof. Dr. Christian Peiper, Dr. Hans-Joachim<br />
Helling, Dr. Winfried Pöppler und weitere acht Teilnehmern aus dem<br />
EVK Hamm ist da der Möhnesee-Triathlon am 16. August <strong>2008</strong> eine<br />
willkommene Vorbereitung und Trainingseinheit.<br />
...aus dem EK Unna<br />
Nach Peking führte es jetzt Prof. Dr. med. George Micklefield, Chefarzt<br />
der Medizinischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses<br />
Unna. Mit einer Delegation der Deutschen Krebsgesellschaft besuchte<br />
der Internist und Gastroenterologe ein Krankenhaus, in dem<br />
Nebenwirkungen der Chemotherapie mit Methoden der traditionellen<br />
chinesischen Medizin behandelt werden.<br />
zum 1. Februar den Vorsitz des Vorstandes der Evangelischen Stiftung<br />
Alsterdorf in Hamburg. „Die Verbindung von diakonischer und<br />
kirchlicher Fort- und Weiterbildung birgt enorme Chancen“, sagte<br />
Krolzik nach seiner Wahl in Berlin. „Moderne zukunftsorientierte<br />
Qualifizierungsmaßnahmen auf der Basis protestantischer Werte<br />
und Traditionen werden sicherstellen, dass es auch künftig bundesweit<br />
erstklassige Spitzenkräfte in einer innovativen und dem Menschen<br />
zugewandten Kirche und Diakonie geben wird.“<br />
Die Führungspositionen in beiden Akademien erfordern sowohl<br />
eine wissenschaftliche Qualifikation als auch fundierte Führungserfahrung<br />
in Kirche und Diakonie. Prof. Dr. Udo Krolzik, der seit 14 Jahren<br />
Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerkes ist,<br />
wird seine neuen Ämter voraussichtlich im Frühjahr antreten. Seine<br />
Aufgaben als Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes<br />
wird er unverändert wahrnehmen.<br />
Das Ev. Johanneswerk wird sich nun nach einem geeigneten theologischen<br />
Vorstandsmitglied umsehen. „Wir bedauern den Weggang<br />
von Prof. Krolzik sehr“, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates,<br />
Hans Werner Schneider, Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg.<br />
„Das Johanneswerk verliert aber den richtigen Mann an<br />
den richtigen Platz.“ Es gelte nun, die Arbeit des Evangelischen Johannwerkes<br />
für die Menschen in bewährter Weise weiterzuführen.<br />
Prof. Dr. George Micklefield war in Peking.<br />
...aus dem Ev. Johanneswerk<br />
Prof. Dr. Udo Krolzik (Foto) ist zum neuen Direktor der Akademien<br />
für Kirche und Diakonie auf Bundesebene berufen worden.<br />
Die Gremien der Bundesakademie und die<br />
Führungsakademie für Kirche und Diakonie<br />
in Berlin haben Prof. Dr. Udo Krolzik, Vorstandsvorsitzender<br />
des Evangelischen Johanneswerkes<br />
mit Sitz in Bielefeld und Vorsitzender<br />
des DEKV, jeweils einstimmig gewählt.<br />
Als Direktor der Bundesakademie<br />
und Vorstandsvorsitzender der Führungsakademie<br />
für Kirche und Diakonie löst er<br />
Hanns-Stephan Haas ab. Dieser übernimmt<br />
...aus dem Diakonischen Werk Rheinland<br />
Dr. Michael Conrads beendet seine Arbeit im Dienst der Diakonie<br />
Zum 31. Januar <strong>2008</strong> scheidet Dr. Michael Conrads aus dem Dienst<br />
des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland aus<br />
und beendet den Abschnitt seines Berufslebens. Zeitgleich gibt er<br />
nahezu alle Ämter im Krankenhauswesen auf. Das betrifft auch seine<br />
langjährige Mitarbeit im Vorstandsreferat Politik, Recht, Ökonomie<br />
des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV). Dazu<br />
der DEKV in einer Presse-Information: „Wir verdanken ihm im DEKV<br />
viel und werden seinen Rat, seine Beiträge und Ideen, nicht zuletzt<br />
seinen Humor künftig vermissen. Herr Dr. Conrads hat die Belange<br />
der evangelischen Krankenhäuser mit Herz und Verstand nicht nur<br />
auf Landesebene, sondern auch auf der Bundesebene, in der DKG<br />
ebenso wie in den Krankenhausgesellschaften Nordrhein-Westfalen<br />
und Rheinland-Pfalz, in Kirche und Diakonie erfolgreich vertreten.<br />
Er hat dabei das evangelische Profil ebenso wie die wirtschaftliche<br />
Zukunftsfähigkeit der Häuser im Blick gehabt. Er hat maßgeblich<br />
dazu beigetragen, dass sich die evangelischen Krankenhäuser<br />
im Bereich der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirchen<br />
in Gestalt der Verbünde evangelischer Krankenhäuser Rheinland/Westfalen/Lippe<br />
sowie Rheinland-Pfalz/Saarland zukunftsweisende<br />
Strukturen gegeben haben, die auch für das Zusammenwachsen<br />
der entsprechenden Diakonischen Werke wegweisenden<br />
Charakter haben.“<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 45
VALEO-Partner informieren<br />
Moderne Versorgung herzinsuffizienter Patienten am EVK Hamm<br />
Wenn das Herz aus dem Takt kommt<br />
Hamm • Europaweit leiden etwa sechs Millionen Menschen an<br />
einer chronischen Herzleistungsschwäche – die Tendenz ist<br />
steigend. Im Laufe der Erkrankung nimmt nicht nur die Pumpleistung<br />
des Herzmuskels ab, es kommt auch zu einer fehlenden<br />
Abstimmung von linker und rechter Herzkammer mit der<br />
Folge einer fehlenden Synchronisation. Zusätzlich zur Behandlung<br />
mit Medikamenten können in diesem Fall spezielle<br />
Schrittmacher, so genannte Resynchronisationssysteme, eingesetzt<br />
werden, die beide Herzkammern gleichzeitig stimulieren<br />
und dadurch die Herzleistung deutlich verbessern. Seit Anfang<br />
2007 kann mit dieser Behandlungsmöglichkeit auch den<br />
Patienten des EVK Hamm geholfen werden.<br />
Eine chronische Herzmuskelschwäche ist die häufigste Erkrankung<br />
des Herzens. Allein in Deutschland sterben pro Jahr etwa 60.000<br />
Patienten an dieser Krankheit. Verschiedene Krankheiten können<br />
eine Herzmuskelschwäche verursachen: Bluthochdruck, Verengung<br />
der Herzkranzgefäße oder eine Entzündung des Herzmuskels. „Leider<br />
wird die Diagnose Herzinsuffizienz häufig erst dann gestellt,<br />
wenn die Krankheit fortgeschritten und bereits die Pumpleistung<br />
des Herzens deutlich vermindert ist”, sagt Prof. Klaus Pethig, Chefarzt<br />
der Kardiologie am EVK Hamm. Erholt sich das Herz auch nach<br />
Abklärung und gezielter Behandlung der Ursache einschließlich einer<br />
modernen medikamentösen Therapie nicht mehr, kann Patienten,<br />
deren Herzkammern nicht mehr im Takt schlagen, durch spezielle<br />
Herzschrittmacher geholfen werden. Herkömmliche Schrittmacher<br />
stimulieren nur in den rechtsseitigen Herzkammern. Das ist bei<br />
Schrittmacherpatienten ohne Herzschwäche kein Problem, kann jedoch<br />
bei Patienten mit Herzmuskelschwäche zu einer weiteren Verschlechterung<br />
der körperlichen Leistungsfähigkeit führen.<br />
In den vergangenen Jahren wurde eine Methode entwickelt, die rechte<br />
und die linke Herzkammer zu stimulieren und so eine „synchrone”<br />
Kontraktion des Herzmuskels zu erreichen. „Dabei wird die Elektrode<br />
für die linke Herzkammer über den rechten Vorhof in eine geeignete<br />
Herzvene zur linken Herzkammer vorgebracht”, erklärt Dr. Dirk Reinhardt,<br />
kardiologischer Oberarzt am EVK Hamm. Spezielle Voruntersuchungen<br />
sollten im Vorfeld abklären, welches System für den individuellen<br />
Patienten am besten geeignet ist; ein Resynchronisationssystem<br />
kann zum Beispiel als Herzschrittmacher oder in Verbindung mit<br />
einem Defibrillator eingesetzt werden, um bei Herzschwäche häufig<br />
auftretende lebensbedrohliche Rhythmusstörungen durch schnelle<br />
Stimulation oder Schockabgabe behandeln zu können.<br />
Nach der Implantation kommt es dann auf eine sorgfältige Programmierung<br />
der komplizierten Geräte an. Dr. Heinrich Wucherpfennig,<br />
kardiologischer Oberarzt am EVK Hamm: „Die von den Elektroden abgegebenen<br />
Impulse müssen genau aufeinander abgestimmt werden,<br />
um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.“ Die beste Möglichkeit,<br />
den Erfolg der Behandlung zu bewerten, ist eine bessere Lebensqualität<br />
durch weniger Krankenhausaufenthalte und Verbesserung<br />
der körperlichen Belastbarkeit der mit einem solchen Gerät versorgten<br />
Patienten.<br />
46 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>
Rätsel<br />
Das<br />
-Frühlingsrätsel<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
auch in dieser <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong> bieten wir Ihnen eine kleine „Denksportaufgabe“ an. Teilnehmen dürfen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
aus den Mitgliedshäusern des <strong>Valeo</strong>-Klinikverbundes. Die gesuchten Worte ergeben sich aus den Angaben unter WAAGERECHT<br />
und SENKRECHT. Aus den Buchstaben in den nummerierten Feldern (1-14) ergibt sich die Lösung.<br />
Diese Lösung senden Sie bitte per E-Mail bis zum 18.05.<strong>2008</strong> an tmv@mediakom-unna.de, fügen Ihren Namen, das <strong>Valeo</strong>-Haus in dem<br />
Sie arbeiten, Ihre Abteilung und Telefonnummer dazu. Aus allen richtigen Einsendungen verlosen wir wieder drei Restaurant- oder Büchergutscheine<br />
im Wert von 75,00, 50,00 und 25,00 Euro. Einen Sonderpreis verlosen wir unter den Einsendern des komplett gelösten<br />
Rätsels. Anschrift: Mediaprint Verlagsgesellschaft mbH, Redaktion <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong>, Friedrich-Ebert-Str. 19, 59425 Unna. Der Rechtsweg ist<br />
ausgeschlossen.<br />
Die Lösung des Rätsels aus der Dezember-Ausgabe 2007: Ich fuehle mich wohl. Gewonnen haben: Susanne Seifert-Kapke, Bünde<br />
(1.Preis), Katja Rassmann, Hamm (2. Preis) und Juliane Jockenhövel, Münster (3. Preis). Herzlichen Glückwunsch.<br />
Die Lösung ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />
WAAGERECHT<br />
A1 Steht vor der Tür und lässt<br />
flattern sein blaues Band • A3<br />
Sie ist nur kurzfristig allein... •<br />
A4 ... und wird hier vereidigt<br />
auf die Wahrheit • A5 Nebenfluss<br />
des Dnjestr • A6 Mit einem<br />
a wäre es ein Weinanbaugebiet<br />
• A7 Brennt die Lampe,<br />
ist das Licht ... • A8 Vorstufe des<br />
Schlaganfalls oder mit Maria<br />
ein legendärer Likör • A9 Dieser<br />
große Fußballer war eher<br />
klein, aber schussstark (Spitzname)<br />
• A10 Das heißt schon in<br />
Ordnung • A11 Beethovens ...<br />
Symphonie • A14 Und endlich<br />
mal ist auch dieses Magazin<br />
im Rätsel verewigt, doch halt,<br />
ganz hat´s nicht gereicht! • C2<br />
Länderkennung unserer Nachbarn<br />
• C13 Nur den Schwätzern<br />
steht das Dreschen einer ... zu •<br />
D7 Ändert sich nur ein wenig,<br />
nennen es Politiker gern ... • E6<br />
Ob im Partykeller, im Wohnzimmer<br />
oder im Schlafzimmer<br />
– mit dem Wandschmuck<br />
kam immer Stimmung auf • E8<br />
Tschechischer Fußballspieler • F9 Gutartige Knotenbildung • G10<br />
Sprechen wir über die Sicherheit der USA, spielt diese eine Rolle<br />
(Abk.) • G12 Sprechen wir über mich, spielt dies eine Rolle • I5 Das<br />
machte früher der Plattenspieler oder heute manchmal ein müder<br />
oder lustloser Redner • I11 Verfahren zur Erfassung von Erfolgskritischem<br />
Verhalten (Abk.) • J13 Sieht man an Bäumen und Sträuchern<br />
im A1 • K1 Diese zu verstecken ist Hasen- oder Elternsache • K2 Leckeres<br />
Knabbergebäck kam einst von ... • K8 Das erhabenste Symbol<br />
der hinduistischen Metaphysik • K10 Flink • L12 So heißen offensichtlich<br />
nicht nur in Norddeutschland alle Ganoven • M3 Das heißt<br />
pro Jahr.<br />
A B C D E F G H I J K L M N<br />
SENKRECHT<br />
A1 Echte Begeisterung •<br />
1 A13 Dem Vereinsnamen<br />
5<br />
einfach angehängt • B3<br />
2<br />
2<br />
Diese sind oft eher praktisch<br />
veranlagt • C1 Zustand,<br />
nicht nur in A1 waa-<br />
3<br />
6 12 11<br />
4<br />
gerecht • D1 Dichtungsart,<br />
zu feierlichen Anlässen<br />
5<br />
vorgetragen, um dem<br />
Gastgeber zu schmeicheln<br />
6<br />
4 9 • D9 Ist z. B. A3 waagerecht<br />
monogam, lebt sie in dieser<br />
• E3 Der ist ein Beistand<br />
7<br />
8<br />
• E10 Dieser Nachname ist<br />
14<br />
der 5. 604. häufigste Familienname<br />
9<br />
1<br />
in Deutschland<br />
und spanischen Ursprungs<br />
10 • F1 Rasentennis (engl.) • F6<br />
3<br />
Braucht man im A1 waagerecht<br />
seltener • G3 Atome<br />
11<br />
7<br />
12<br />
desselben Elements, aber<br />
13 10<br />
mit unterschiedlichen Massezahlen<br />
13<br />
8<br />
• G12 Hier fehlt<br />
nur das dor zum Namen •<br />
14<br />
H1 Auf Anhieb sympathische<br />
Menschen sind meist<br />
... • H6 Unterwelt • H12 So<br />
verkürzt sich der Engländer<br />
die Mittel-Europäische Zeit (sorry) • I1 Wer gedient hat, hat vielleicht<br />
dabei gesungen oder kann ein Lied davon singen • J3 Männlicher<br />
Vorname jenseits der Alpen • K1 Wenn nicht viel Zeit ist, heißt<br />
der oder die Ehemalige eben so • K4 Der schönste Opel aller Zeiten<br />
war auch ein Botschafter • L1 Alles klar, abgekürzt mit anderen<br />
Worten • L12 Muss man im A4 waagerecht schwören • M1 Mit diesem<br />
Spezialisten kommt man der Wahrheit nicht immer nahe • M9<br />
Wenn A3 waagerecht zu Hause bleibt, ist sie nicht unbedingt dies<br />
• N3 Sonntags nach dem Tatort redet sie • N12 Vorname eines berühmten<br />
polnischen Fußball-Nationalspielers, der Deutsch mit niederländischem<br />
Akzent spricht und ehemals in Diensten des erfolgreichsten<br />
Ruhrgebietsvereins stand.<br />
<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 47
<strong>Valeo</strong> -<br />
Der Verbund<br />
Evangelischer Krankenhäuser<br />
in Westfalen