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Valeo-mittendrin März 2008

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Im Themen-Schwerpunkt Schmerzmanagement:<br />

Ab wann kann ein Mensch Schmerz empfinden?<br />

Magazin der <strong>Valeo</strong>-Verbundkliniken<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>mittendrin</strong><br />

Weitere Themen:<br />

• Premiere für Lippstädter Krebs-Tage am 14. & 15. <strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />

• Demenz interdisziplinär behandeln – Die Gerontopsychiatrie im<br />

Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau<br />

• Ewig jung – ewig schlank – ewig fit? Hilfe bei Sportmagersucht<br />

bietet die Klinik am Korso in Bad Oeynhausen


EDITORIAL<br />

Editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

die erste Ausgabe unseres Magazins im Jahre <strong>2008</strong> gibt uns wie<br />

in jedem Jahr die Gelegenheit, Sie auf ein „Highlight“ unserer Verbundaktivitäten<br />

hinzuweisen. Am 12. Juni <strong>2008</strong> treffen wir uns wieder<br />

in Bielefeld zum <strong>Valeo</strong>-Kongress, und wir würden uns freuen,<br />

wenn auch in diesem Jahr mit den Beiträgen unserer Referentinnen<br />

und Referenten ein Impuls für die Arbeit in den Verbundhäusern<br />

gegeben wird. Mit der Fragestellung „Klinische Ethik – ein<br />

Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>?“ werden sich in acht Beiträgen zehn Referentinnen<br />

und Referenten beschäftigen.<br />

Einen Fokus legen erneut die Berichte „<strong>Valeo</strong> inside...“, die aus dem<br />

Alltag unserer Häuser beredte Beispiele für die Beschäftigung mit<br />

den Fragestellungen der Klinischen Ethik geben werden.<br />

In der Juni-Ausgabe dieses Magazins werden wir wieder die Beiträge<br />

in Form von Zusammenfassungen veröffentlichen. Wie in der<br />

Vorjahren auch, werden die Vorträge nach dem Kongress auf der<br />

Homepage des Verbundes als Download zur Verfügung stehen.<br />

Das detailliert aufgeführte Kongressprogramm können Sie auf der<br />

Seite 11 dieser Ausgabe nachlesen.<br />

Haben wir Ihr Interesse wecken können? Dann freuen wir uns darauf,<br />

Sie am 12. Juni im Bielefelder Assapheum zu begrüßen.<br />

In zwei Beiträgen dieser Ausgabe erfahren Sie etwas über die Planungen<br />

für Facharztzentren, die in unmittelbarer Nähe zu den Krankenhäusern<br />

das Leistungsspektrum der <strong>Valeo</strong>-Häuser ideal ergänzen<br />

werden. In Unna (Seite 40) wurde das Vorhaben jetzt öffentlich vorgestellt,<br />

in Hamm (Seite 39) wurde Mitte <strong>März</strong> das Richtfest gefeiert.<br />

Anderenorts, zum Beispiel in Münster (Seite 28) und Lippstadt (Seite<br />

22), trägt die Einrichtung eines Facharztzentrums und die intersektorale<br />

Zusammenarbeit schon erste Früchte. Wir sind überzeugt, dass<br />

diesem Weg die Zukunft gehört. Zu gegebener Zeit werden wir die<br />

Arbeit der Facharztzentren und die Erfahrungen in der Zusammenarbeit<br />

der niedergelassenen Einrichtungen mit den stationären Krankenhausbereichen<br />

in einem Schwerpunkthema unseres Magazins<br />

ausführlicher darstellen.<br />

Mit den Beiträgen zum Schwerpunkt dieser Ausgabe (Schmerzmanagement<br />

im Krankenhaus) streifen wir die komplexe Thematik erneut<br />

nur in Ansätzen. Mehr war auch gar nicht beabsichtigt, denn die<br />

Beiträge haben in erster Linie die Aufgabe, Sie zu informieren und miteinander<br />

ins Gespräch zu bringen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

in der Darstellung können und wollen wir nicht stellen oder formulieren.<br />

Dafür sind wir aber nah am Geschehen, in Ihren Häusern, an Ihrem<br />

Arbeitsplatz, mit <strong>Valeo</strong> – <strong>mittendrin</strong>.<br />

Es grüßt Sie herzlich aus Bielefeld,<br />

Ihre <strong>Valeo</strong>-Geschäftsführung<br />

Jochen Brink<br />

Manfred Witkowski<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 3


INHALT<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Valeo</strong> – Verbund Evangelischer<br />

Krankenhäuser in Westf. gGmbH<br />

GF Jochen Brink<br />

GF Manfred Witkowski<br />

Kantensiek 11<br />

33617 Bielefeld<br />

Inhalt<br />

Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Akupunktur gegen Geburtsschmerz Seite 15<br />

Projektsteuerung:<br />

Thomas Meier-Vehring (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion: Thomas Meier-Vehring,<br />

Redaktionsleitung (tmv); Michael<br />

Blumenröhr, Paderborn<br />

(mib); Peter Büttner, Unna (peb);<br />

Rosemarie Franzen, Lippstadt<br />

(fra); Juliane Glauser, Unna (jug);<br />

Sandra Gruß, Bielefeld (sag); Anne<br />

Kunzmann, Oerlinghausen/Lage<br />

(ak); Verena Kron Bünde/Enger<br />

(kro); Mario Leisle, Bielefeld (rio);<br />

Michael Schelp, Bad Oeynhausen<br />

(msch); Eva Schütte, Hamm/Münster/Gronau.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

MediaKom Unna<br />

Redaktion <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong><br />

Friedrich-Ebert-Straße 19<br />

59425 Unna<br />

Fon: 0 23 03 | 254 22 32<br />

Fax: 0 23 03 | 254 22 22<br />

Mail: tmv@mediakom-unna.de<br />

Web: www.valeo-klinikverbund.de<br />

Verlag:<br />

MediaPrint<br />

Verlagsgesellschaft mbH<br />

Friedrich-Ebert-Straße 19<br />

59425 Unna<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />

1/2005<br />

VALEO-Intern<br />

Editorial ......................................................................................................................................................................3<br />

Wir sind <strong>Valeo</strong> ..........................................................................................................................................................6<br />

<strong>Valeo</strong>-Fachabteilungen .......................................................................................................................................8<br />

Auf ein Wort .............................................................................................................................................................9<br />

Das große <strong>Valeo</strong>-Winterrätsel ...........................................................................................................................47<br />

Die <strong>Valeo</strong>-Landkarte .............................................................................................................................................48<br />

VALEO-Kongress <strong>2008</strong><br />

Einladung und Programm ..................................................................................................................................10<br />

VALEO- Schwerpunkt Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Wo drückt der Schuh? ..........................................................................................................................................12<br />

Ab wann kann der Mensch Schmerz empfinden? .....................................................................................13<br />

Der Kopf muss frei sein – Schmerztherapie im EvKB ................................................................................14<br />

Kinderkriegen leicht gemacht – Akupunktur gegen Geburtsschmerz .............................................15<br />

Gemeinsam gegen den Schmerz – Zwei Jahre Schmerzmanagement im Lukas-Bünde ...........16<br />

Strukturierte Schmerzbeobachtung im Lukas-Gronau ...........................................................................17<br />

Schmerztherapie gemeinsam optimieren – Einheitliche Schmerzdokumentation in Unna ....20<br />

Fotos: Ingo Jakschies (Titel u.a.),<br />

Susanne Freitag, Photocase, Archive<br />

der <strong>Valeo</strong>-Mitgliedshäuser<br />

4 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


INHALT<br />

Ärztehaus am EK Unna:<br />

Startschuss für Neubau erfolgt Seite 40<br />

Das „Perfekte Dinner“:<br />

Angelika Hädrich kochte bei VOX Seite 27<br />

VALEO Nachrichten<br />

Premiere für Lippstädter Krebstage ........................................................................................................................................22<br />

Neue Bauchstation im EVK Hamm ..........................................................................................................................................24<br />

Sponsoren spenden Sicherheit – EvKB-Säuglinge schlafen sicher .............................................................................25<br />

Sanierung im EvKB – Leistungsausweitung und Sachkosten im Fokus ....................................................................26<br />

Das Perfekte Dinner – Angelika Härdrich wurde zur Fernsehköchin .........................................................................27<br />

Neuer Partner des EVK Münster im Gesundheitszentrum im Kreuzviertel ..............................................................28<br />

Demenz interdisziplinär behandeln – Die Gerontopsychiatrie im Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau ...............29<br />

Wärme aus Holzpellets mit Funkhaussteuerung im St. Johannisstift Paderborn ..................................................30<br />

Johanneswerker bewegt seine Patienten – Helmut Folke arbeitet in der Klinik am Hellweg ..........................31<br />

„Gesund und fit“ trotz psychischer Erkrankung – Die psychiatrische Ambulanz im EvKB .................................32<br />

Im Kinderzentrum sprach man fachchinesisch ..................................................................................................................33<br />

Astmaschulungen im EvKB: In 15 Jahren 1.000 Kinder geschult .................................................................................34<br />

Ewig jung – ewig schlank – ewig fit? Hilfe bei Sportmagersucht in der Klinik am Korso ...................................36<br />

Großer Eingriff auf der Website – Die neue Homepage des EVK Lippstadt .............................................................38<br />

Facharztzentrum am EVK Hamm – Richtfest zur Hälfte der Bauzeit ...........................................................................39<br />

Ärztehaus am EK Unna erweitert Spektrum ........................................................................................................................40<br />

Jochen Laible leitet diakonischen Pflegedienst von EK Unna ambulant ..................................................................40<br />

Krankenhaus Mara ausgegründet ............................................................................................................................................41<br />

QUALITÄTSMANAGEMENT<br />

Das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn ist zertifiziert ...................................................................................42<br />

EVK Lippstadt führte Befragung niedergelassener Ärzte durch ..................................................................................43<br />

NAMEN und NACHRICHTEN .....................................................................................................................................................44<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 5


Wir sind VALEO<br />

Wir sind<br />

Evangelisches Krankenhaus Hamm<br />

Werler Straße 110 · 59063 Hamm · Fon 02381 | 589-0 · Fax 02381 | 589-1299<br />

E-Mail info@evkhamm.de · www.evkhamm.de<br />

Klinik am Korso<br />

Ostkorso 4 · 32545 Bad Oeynhausen · Fon 05731 | 181-0 · Fax 05731 | 181-118<br />

E-Mail info@klinik-am-korso.de · www.klinik-am-korso.de<br />

Evangelisches Krankenhaus Lippstadt<br />

Wiedenbrücker Str. 33 · 59555 Lippstadt · Fon 02941 | 67-0 · Fax 02941 | 67-1130<br />

E-Mail info@ev-krankenhaus.de · www.ev-krankenhaus.de<br />

Johanniter-Ordenshäuser<br />

Johanniterstraße 7 · 32545 Bad Oeynhausen · Fon 05731 | 151-0<br />

Fax 05731|151-999 E-Mail info@ahb-klinik.de · www.ahb-klinik.de<br />

Evangelisches Krankenhaus Enger<br />

Hagenstraße 47 · 32130 Enger · Fon 05224 | 694-0 · Fax 05224 | 694-444<br />

E-Mail info@krankenhaus-enger.de · www.krankenhaus-enger.de<br />

Evangelisches Krankenhaus Bielefeld<br />

Kantensiek 19 · 33617 Bielefeld · Fon 0521 | 772-700<br />

E-Mail info@evkb.de · www.evkb.de<br />

Lukas-Krankenhaus Bünde<br />

Hindenburgstraße 56 · 32257 Bünde · Fon 05223 | 167-0 · Fax 05223 | 167-192<br />

E-Mail info@lukas-krankenhaus.de · www.lukas-krankenhaus.de<br />

Evangelisches Lukas-Krankenhaus Gronau<br />

Zum Lukaskrankenhaus 1· 48599 Gronau · Fon 02562 | 79-0 · Fax 02562 | 79200<br />

E-Mail Krankenhaus@lukas-gronau.de · www.lukas-gronau.de<br />

6 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Wir sind VALEO<br />

Evangelisches Krankenhaus Unna<br />

Holbeinstraße 10 · 59423 Unna · Fon 02303 | 106-0 · Fax 02303 | 106-155<br />

E-Mail info@EK-Unna.de · www.EK-Unna.de<br />

Evangelisches Krankenhaus Johannisstift Münster<br />

Wichernstraße 8 · 48147 Münster · Fon 0251 | 2706-0 · Fax 0251 | 2706 207<br />

E-Mail info@evk-muenster.de · www.evk-muenster.de<br />

St. Johannisstift Evangelisches Krankenhaus Paderborn<br />

Reumontstraße 28 · 33102 Paderborn · Fon 05251 | 401-0 · Fax 05251 | 401 301<br />

E-Mail info@johannisstift.de · www.johannisstift.de<br />

Sucht Akut –Tagesklinik Lage für suchtkranke Menschen<br />

Hindenburgstr. 1 · 32791 Lage Tel. 05232|6964-0 · Fax 05232 | 6964-28<br />

Tagesklinik-Lage@johanneswerk.de<br />

Klinik am Hellweg<br />

Robert-Kronfeld-Str. 12 · 33813 Oerlinghausen<br />

Fon 05202|702-0· Fax 05202 | 702-110<br />

Der Verbund umfasst ein Umsatzvolumen von 425 Millionen Euro. In den rund 4.100 Planbetten<br />

des Verbundes werden pro Jahr 170.000 Patienten stationär versorgt. In den Mitgliedshäusern<br />

sind 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 7


VALEO-Fachabteilungen<br />

- Fachabteilungen<br />

FACHGEBIET/TEILGEBIET LKB EKE EVKB EKL EKH EKU EKM LKG JOH EKPB KOR Gesamt<br />

Anästhesie 20 20<br />

Augenheilkunde 2 8 10<br />

Chirurgie 170 227 70 84 105 62 64 782<br />

Frauenheilkunde 20 59 30 25 16 18 168<br />

Geburtshilfe 13 38 20 25 11 18 125<br />

HNO-Heilkunde 2 5 2 4 13<br />

Innere Medizin 138 330 84 198 113 46 99 1008<br />

Geriatrie 63 80 51 65 259<br />

Kinderchirurgie 35 16 19 70<br />

Kinderheilkunde 120 68 105 293<br />

MKG-Chirurgie 5 6 11<br />

Neurochirurgie 62 62<br />

Neurologie 291 40 71 150 552<br />

Nuklearmedizin (Therapie) 6 6<br />

Orthopädie 35 105 140<br />

Psychiatrie und Psychotherapie 306 80 386<br />

Psychotherapeutische Medizin 60 92 152<br />

Urologie 55 55<br />

Insgesamt 345 63 1.707 328 464 324 186 145 255 203 92 4112<br />

Planbetten- / Betten- Übersicht VALEO (Stand: Juni 07)<br />

EvKB: Bielefeld; EKU: Unna, EKL: Lippstadt, EKH: Hamm, LKB: Bünde, EKE: Enger, EKM: Münster, LKG: Gronau,<br />

JOH: Johanniter-Ordenshäuser Bad Oeynhausen, EKPB: Paderborn; KOR: Korso, Bad Oeynhausen<br />

8 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Auf ein Wort<br />

Das geknickte Rohr...<br />

Zu den Herausforderungen des täglichen Lebens gehört die Bewältigung<br />

von Enttäuschungen und Niederlagen. Weil wir Menschen<br />

stets in der Situation leben, uns für bzw. gegen etwas entscheiden<br />

zu müssen, liegt hierin auch die Möglichkeit, sich eben nicht für das<br />

Richtige entschieden zu haben. Besonders fordernd wird diese Erfahrung,<br />

wenn uns Krankheit an die Grenzen unserer Entscheidungsfähigkeit<br />

und Entscheidungsfreiheit führt. Das Leben ist nicht eine<br />

nach oben sich darstellende und gestaltbare Gerade, sondern es<br />

kennt die Unterbrechungen dieser so sehr gewünschten Bewegung,<br />

es möge doch alles glatt gehen.<br />

Ist dies aber eigentlich ein guter Wunsch? So verständlich es ist, dass<br />

wir nach Wohlbefinden, Sicherheit und Freude am Leben uns orientieren,<br />

so gefährlich kann diese Haltung sein. Sie führt zu einer Verengung<br />

der Lebenssicht. Leben besteht nicht nur aus Erdbeertörtchen,<br />

es finden sich aber immer wieder saure Gurken, wie es ein<br />

Freund heiter auf den Punkt bringt. Und jeder von uns weiß um diese<br />

Wahrheit nur zu gut.<br />

Antoine de Saint-Exupéry hat folgendes Gebet verfasst:<br />

„Bewahre mich vor dem primitiven Glauben, es müsste im Leben alles<br />

glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten,<br />

Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche<br />

Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.“<br />

Wie sehr wünscht man sich so eine Haltung gegenüber dem Leben.<br />

Denn letztlich gehört es auch zu unseren Erfahrungen, dass gerade<br />

die schwierigsten Situationen im Rückblick auf das Erlebte als besonders<br />

wichtig und notwendig zugeordnet werden können. Und der<br />

Verfasser des „Kleinen Prinzen“ wusste darum, dass man um diese<br />

Haltung gegenüber dem Leben nur bitten kann. Aus dem Glauben<br />

heraus kann dieser Zugang zur Lebenswirklichkeit ausgehalten werden.<br />

Hier bewährt sich erst die Kraft des Glaubens. Denn was Glaube<br />

bedeutet, zeigt sich in den Grenzerfahrungen, die wir machen.<br />

Und dieses Vertrauen macht sich fest an einer Gewissheit, die der<br />

Prophet Jesaja den in Gefangenschaft lebenden Menschen zugesprochen<br />

hat: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den<br />

glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Auch und gerade der<br />

Glaube kann in tiefe Täler geführt werden. Hier wird nichts beschönigt.<br />

Dies spricht für und nicht gegen unseren Glauben. Jedoch weiß<br />

der Glaubende, dass durch den Schatten der Anfechtung hindurch<br />

das Licht der Zuversicht bereits leuchtet. Oder wie es Kafka so wunderbar<br />

ausdrückt: „Der Schatten kann die Sonne nicht auslöschen.“<br />

Diese Gewissheit brauchen wir jeden Tag wie das täglich Brot. Nur<br />

dieses Brot können wir uns nicht selber backen, wir können es uns<br />

aber schenken lassen. Zu dieser Grundhaltung lädt der Glaube immer<br />

wieder ein.<br />

Könnte es vielleicht so sein, dass sich gerade unsere erlebten Enttäuschungen<br />

und Niederlagen und auch Erfahrungen, die wir in der<br />

Krankheit gemacht haben, zu den besten Bundesgenossen für das<br />

Leben verwandeln? Denkbar wäre es.<br />

Bernd Kollmetz<br />

Seelsorger in den Johanniter-Ordenshäusern Bad Oeynhausen<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 9


<strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />

Einladung zum <strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />

12. Juni <strong>2008</strong> | 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Bielefeld-Bethel | Veranstaltungssaal Assapheum<br />

Kongressthema: Klinische Ethik - ein Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>?<br />

„Die fortschreitende Entwicklung in vielen Bereichen der Medizin wirft zunehmend auch Probleme<br />

und Fragen zur Sinnhaftigkeit therapeutischen Handelns auf. Viele Krankheiten und<br />

Verletzungen, die vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Tod zur Folge hatten, sind heute in<br />

vielen Fällen soweit beherrschbar, dass die Patienten am Leben erhalten werden können. Dabei<br />

kommen Behandlungsteams häufig an die Grenzen des moralisch Vertretbaren. Was ist für den<br />

Patienten das Beste? Wann müssen wir uns beschränken? Was sollen wir in diesem Fall tun? Mit<br />

diesen Fragen setzt sich die Klinische Ethik auseinander.“<br />

(Dr. Klaus Kobert, EvK Bielefeld).<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit dem fünften <strong>Valeo</strong>-Fachkongress für Führungskräfte im Gesundheitswesen bieten wir Ihnen erneut die Gelegenheit,<br />

durch Meinungen und Positionierungen im Dialog mit unseren Gästen die Standortbestimmung unseres<br />

Verbundes mitzugestalten. Klinische Ethik ist für die Mitgliedshäuser von <strong>Valeo</strong> eines der Zukunftsthemen, das<br />

schon heute aktuell ist. Der Kongress möge Ihnen erneut einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung des<br />

Themas in Ihren Einrichtungen geben.<br />

Wir freuen uns auf Sie am 12. Juni <strong>2008</strong> in Bielefeld.<br />

Jochen Brink<br />

<strong>Valeo</strong>-Geschäftsführer<br />

Manfred Witkowski<br />

<strong>Valeo</strong>-Geschäftsführer<br />

10 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


<strong>Valeo</strong>-Kongress <strong>2008</strong><br />

Programm:<br />

9.00 Uhr Klinische Ethik - ein Markenzeichen für <strong>Valeo</strong>? Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />

9.15 Uhr Ethikberatung in der Organisation Krankenhaus<br />

Modelle, Strukturen und Implementierung<br />

Dr. med. Andrea Dörries<br />

9.50 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Ethikberatung und Ethikkonsile im EvKB Dr. med. Klaus Kobert<br />

10.15 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Behandlung von Patienten am Lebensende –<br />

Ernstfall klinischer Ethik<br />

Prof. (Rus) Dr. Dr. Werner Schweidtmann<br />

10.40 Uhr Kaffeepause<br />

11.00 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside:<br />

Erfahrungen einer interdisziplinären Ethik-Projektgruppe<br />

Prof. Dr. Ulirch Hartenauer<br />

11.20 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Hospizarbeit im Krankenhaus Marion Bögeholz / Corinna Eimkemeier<br />

11.40 Uhr <strong>Valeo</strong>-inside: Ist die Pflege auf ethische Konfliktsituationen<br />

vorbereitet? Erfahrungen in der Frauenklinik des EVK Hamm<br />

12.00 Uhr Offener Umgang mit schwierigen Fragen:<br />

Ehrliche Dokumentation und Leitlinien geben Rechtssicherheit<br />

Ulrike Eidenschink<br />

Dr. Bernhard Kretschmer<br />

12.30 Uhr Diskussion der Beiträge Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />

12.55 Uhr Zusammenfassung und Verabschiedung Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />

13.00 Uhr Mittagsimbiss<br />

Die Referenten:<br />

Jochen Brink / Manfred Witkowski<br />

Dr. med. Andrea Dörries<br />

Dr. med. Klaus Kobert<br />

Prof. (RUS) Dr. rer. medic. Dr. theol. Werner Schweidtmann<br />

Prof. Dr. med. Ulrich Hartenauer<br />

Marion Bögeholz<br />

Corinna Eimkemeier<br />

Ulrike Eidenschink<br />

Dr. Bernhard Kretschmer<br />

Geschäftsführer des <strong>Valeo</strong> Klinikverbunds<br />

Kinderärztin, Fachärztin für Humangenetik,<br />

Direktorin des Zentrums für Gesundheitsethik, Hannover<br />

Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Klinischer Ethiker des EvKB<br />

Medizinwissenschaftler, Akademie für Ethik in der Medizin, Universitätsklinik<br />

Göttingen, EVK Lippstadt<br />

Facharzt für Anästhesie, Chefarzt der Anästhesiologie, Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie im EVK Johannisstift Münster<br />

Krankenschwester und Palliativ-Care, Diakon. Schwester der Westf. Diakonissenanstalt<br />

Sarepta, Koord. der Hospizarbeit EvKB Gilead und Mara<br />

Gesundheitswissenschaftlerin und Trauerbegleiterin<br />

Weiterbildung psychosoziale Onkologie (DKG)<br />

Koordinatorin in der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk e.V.<br />

Kinderkrankenschwester, Pflegerische Abteilungsleitung Frauenklinik<br />

im EVK Hamm<br />

Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld, Mitglied in der<br />

Ethikkommission des EvKB<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 11


Schmerzmanagement VALEO-Kongress <strong>Valeo</strong> im im Krankenhaus<br />

GESPRÄCH 2007<br />

Neue Behandlungsstrategie des Hallux valgus in minimal-invasiver perkutaner Technik<br />

Wo drückt der Schuh?<br />

Lippstadt • Der Hallux valgus ist eine weit verbreitete Deformität<br />

des Fußes. Fast jeder dritte Europäer ist von dem Leiden betroffen,<br />

in der überwiegenden Mehrzahl Frauen. Im EVK Lippstadt<br />

wird dieses Problem mit einer minimal-invasiven OP-Methode<br />

behandelt, die Schmerzen deutlich reduziert.<br />

Der Begriff Hallux valgus beschreibt die Beziehung<br />

der Großzehe zum Großzehengrundgelenk.<br />

Anatomische Kennzeichen<br />

des Hallux valgus sind eine seitliche Abweichung<br />

und Rotation der Großzehe im Grundgelenk<br />

sowie eine mediale Abweichung des<br />

1. Mittelfußknochens.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie<br />

definiert den Begriff Hallux valgus als eine<br />

Fehlstellung der Großzehe mit Abweichung<br />

nach lateral und Varusstellung des 1. Metatarsale.<br />

Zur Therapie der Hallux valgus Deformität kamen insbesondere am<br />

Ende des 19. Jahrhunderts und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts<br />

eine Großzahl verschiedener Operationsmethoden auf.<br />

Bereits im Jahre 1925 stellte PAYR fest: „Die Operationsmethoden zur<br />

Behandlung des Hallux valgus mehren sich seit einigen Jahren in bemerkenswerter<br />

Weise. Chirurgen und Orthopäden wetteifern im Ersinnen<br />

neuer Heilpläne, der Abänderung und Verbesserung bekannter<br />

Verfahren. Das erscheint mir kein gutes Zeichen.“<br />

Isham beschreibt 1985 den Hallux valgus als<br />

die wahrscheinlich herausfordernste Deformität<br />

in der Fußchirurgie.<br />

Heute zählen wir weit über 100 Korrekturverfahren<br />

von Osteotomien am 1. Mittelfußknochen<br />

oder an der Großzehe bis zu<br />

Weichteileingriffen am Großzehengrundgelenk.<br />

Die Vielzahl der verschiedenen Behandlungsmethoden<br />

macht bereits deutlich,<br />

dass bislang kein Goldstandard zur Therapie<br />

des Hallux valgus existiert. Die Diagnose<br />

Hallux valgus ist deshalb zu differenzieren und der jeweils entsprechenden<br />

Therapie zuzuordnen.<br />

Unter differenzierter Indikation zur operativen Therapie versteht man,<br />

Vor- und Nachteile einer Methode für den Patienten abzuwägen. Dies<br />

ist nur durch eine ausführliche Anamnese und Analyse der Deformität<br />

möglich. Nur so kann das für den Patienten am besten geeignete Verfahren<br />

ausgewählt werden.<br />

Isham konnte 1985 eine perkutane Operationstechnik zur Korrektur<br />

des Hallux valgus vorstellen, die nach Entwicklung spezieller Instrumente<br />

und Fräsen auf den Kenntnissen der Reverdin-Osteotomie des<br />

1. Mittelfußstrahles basiert.<br />

Neuartig war hier die Möglichkeit, über einen zwei Millimeter großen<br />

Hautschnitt ein Minimum an Gewebetraumatisierung bei gleicher<br />

knöcherner Korrekturmöglichkeit durchführen zu können.<br />

Diese minimal-invasive perkutane Technik erlaubt zunehmend, komplexe<br />

Korrekturen am Fußskelett in einer Sitzung durchzuführen,<br />

ohne dass Implanate, wie<br />

Schrauben oder Platten zur<br />

Stabilisierung der Osteotomie,<br />

erforderlich werden.<br />

Die Osteotomie wird so<br />

durchgeführt, dass sie innerhalb<br />

der Gelenkkapsel<br />

zu liegen kommt und dadurch<br />

eine Implantatstabilisierung<br />

überflüssig macht. Trotz durchgeführter Osteotomie ist eine<br />

Sofortbelastung des operierten Beines postoperativ in einem Spezialschuh<br />

möglich.<br />

Neben der Korrektur des Hallux valgus sind Fußdeformitäten, wie Krallenzehen,<br />

Hammerzehen, Hallux rigidus, Fersensporn, Metatarsalgien<br />

und die Haglundferse ebenso minimal-invasiv zu korrigieren und somit<br />

die höchstmögliche Weichteilschonung zu erreichen.<br />

Dies führt zu einer deutlichen Reduktion des postoperativen Schmerzes<br />

und zu einer verbesserten Mobilität des Patienten.<br />

In der chirurgischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses in Lippstadt<br />

wird seit vier Jahren die minimal-invasive perkutane Technik nach<br />

Isham/Prado bei Vorfußdeformitäten angewandt. Wir haben seither<br />

über 500 derartige Operationen<br />

durchgeführt und<br />

haben festgestellt, dass die<br />

perkutane Technik nach Isham<br />

hervorragende objektive<br />

wie subjektive Ergebnisse<br />

liefern kann. Insbesondere<br />

sind die deutliche<br />

postoperatiave Schmerzreduktion<br />

und die verbesserte<br />

Mobilität des Patienten<br />

festzustellen.<br />

Diese minimal-invasive perkutane Technik ermöglicht somit auch in<br />

einer Sitzung gegebenenfalls Fußdeformitäten an beiden Füßen während<br />

eines Krankenhausaufenthalts durchzuführen. Die durchschnittliche<br />

Krankenhausverweildauer betrug bei unseren Patienten fünf<br />

Tage.<br />

12 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


<strong>Valeo</strong> Schmerzmanagement im GESPRÄCH im Krankenhaus<br />

„Schmerzen sind dann vorhanden, wenn der Mensch, der<br />

Schmerzen hat, sagt, dass er Schmerzen hat.“ (Mc Caffery)<br />

Schmerzmanagement auf der Baby-Intensivstation im EVK Hamm<br />

Ab wann kann der Mensch Schmerzen empfinden?<br />

Hamm • Lange Zeit ging man davon aus, dass Neugeborene und<br />

frühgeborene Neugeborene keine Schmerzen haben. Da sie ja<br />

noch nicht über eine für uns verständliche Sprache verfügen,<br />

können sie uns Schmerzen genau wie andere Empfindungen –<br />

Hunger, Durst oder Angst – auch nicht mitteilen. Ist das wirklich<br />

so?<br />

Erst in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte wissenschaftlich<br />

nachgewiesen werden, dass bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche<br />

Schmerzen empfunden werden können und dass<br />

Schmerzen bereits in diesem Alter vielfältige Einflüsse auf die Körperfunktionen<br />

haben, vor allem aber, dass Schmerzen bereits in dieser<br />

frühen Phase langfristige Auswirkungen auf das Schmerzempfinden<br />

und das Schmerzgedächtnis haben können.<br />

Auf der Baby-Intensivstation am EVK Hamm nahm Anfang 2007 eine<br />

Projektgruppe bestehend aus Kinderkrankenschwestern und Ärzten<br />

der Abteilung die Arbeit an einem Schmerztherapie-Konzept auf. Initiatorin<br />

und Leiterin des Projekts, das die volle Unterstützung des Chefarztes<br />

Berthold Mackowiak hat, war Dagmar Fietz, Fachkinderkrankenschwester<br />

für pädiatrische Intensivpflege und Anästhesie und eine<br />

der beiden pflegerischen Leitungen der Station.<br />

„Natürlich war es unser Ziel, unseren kleinen Patienten Schmerzen zu<br />

ersparen oder sie zumindest zu verringern“, sagt Dagmar Fietz, „deswegen<br />

haben wir nach möglichst objektiven Mitteln zur Schmerzerfassung<br />

gesucht und dann ein einheitliches Verfahren zur Erfassung<br />

von Schmerz als 5. Vitalparameter auf der Baby-Intensivstation entwickelt.“<br />

Alle Mitglieder der Projektgruppe waren sich der Bedeutung<br />

des Themas bewusst, sodass die Arbeit auch zügig voran ging – bereits<br />

im April 2007 wurde dem Chefarzt ein umfassendes Konzept vorgelegt<br />

und von ihm freigegeben. Im April und Mai 2007 wurden ärztliche<br />

und pflegerische Mitarbeiter der Baby-Intensivstation in der Anwendung<br />

des Konzepts geschult, Start war dann im Juni 2007.<br />

Das Konzept beginnt damit, zu überprüfen, ob das Kind schmerzgefährdet<br />

ist oder nicht. Zu den Schmerzgefahren gehören zum Beispiel<br />

liegende Drainagen oder zurückliegende Operationen.<br />

„Genauso werden aber Kinder mit Geburtstraumata, schmerzhaften<br />

Grunderkrankungen oder Atemhilfen als schmerzgefährdet eingestuft“,<br />

berichtet Dr. Michael Thiel, Oberarzt der Abteilung, der in<br />

der Projektgruppe mitgearbeitet hat. Bei schmerzgefährdeten Kindern<br />

wird mit Hilfe von Scores mehrfach täglich eine Schmerzeinstufung<br />

vorgenommen und zwar sowohl durch die Pflegenden als auch<br />

durch die Ärzte. Die Projektgruppe hat sich für zwei unterschiedliche<br />

Scores entschieden, den Berner Schmerzscore und den Score für Beatmete<br />

von Hartwig. Beide Scores umfassen objektiv messbare Parameter<br />

wie Pulsfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz, aber auch zu Verhaltensweisen<br />

wie Unruhe und Grimassieren. Anhand der Vorgaben<br />

der Scores werden Punktwerte ermittelt, welche die Wahrscheinlichkeit<br />

für Schmerzempfindungen und die Ausprägung der Schmerzen<br />

widerspiegeln.<br />

Das Konzept bietet vielfältige Therapiemöglichkeiten an. Im Konzept<br />

werden unterschiedliche Schmerzmedikamente und ihre Dosierungen<br />

aufgelistet, es gibt aber auch konkrete Handlungsempfehlungen<br />

für geplante Maßnahmen, wie eine Lumbalpunktion oder die Anlage<br />

eines Katheters. Die Verordnung der Medikamente bleibt auf jeden<br />

Fall in der Hand des Arztes, das Konzept ist hier nur eine Empfehlung.<br />

„Diese Festlegung war allen in der Arbeitsgruppe wichtig“,<br />

berichtet Dagmar Fietz. Darüber hinaus bietet das Konzept aber noch<br />

unterschiedliche Maßnahmen zur nicht-medikamentösen Schmerztherapie,<br />

wie zum Beispiel „facilitated tucking“, eine spezielle Art des<br />

Wickelns, oder „non-nutritive sucking“, dahinter verbirgt sich u.a. der<br />

altbekannte Schnuller.<br />

„Wichtig ist, dass der Erfolg der eingeleiteten Therapie immer durch<br />

Anwendung des Scores überprüft wird“, betont Dagmar Fietz. „So können<br />

wir die Behandlung überprüfen und, wenn nötig, die Schmerztherapie<br />

steigern.“ Seit Sommer vergangenen Jahres wird das Schmerzkonzept<br />

jetzt auf der Baby-Intensivstation des EVK Hamm eingesetzt.<br />

Ist das nicht viel zusätzliche Arbeit, mehrfach täglich Scores anzuwenden,<br />

zu dokumentieren, den Therapieerfolg zu überprüfen? „Viel Arbeit<br />

ist es schon“, sagen Dagmar Fietz und Dr. Michael Thiel übereinstimmend,<br />

„aber wir sind von der Wichtigkeit und vor allem der Wirkung<br />

des Konzepts überzeugt. Dann ist die Dokumentation zwar mehr<br />

Arbeit, aber notwendig – und den Erfolg sehen wir ja auch.“<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 13


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Schmerztherapie im EvKB<br />

Der Kopf muss frei sein<br />

Bielefeld (sag). Akute Schmerzen sind Warnzeichen: Sie schützen<br />

vor größeren Schäden, indem sie Funktionsstörungen<br />

im Körper signalisieren. Werden diese geheilt, sind Schmerzen<br />

und Ängste meist schnell vergessen. Doch für 15 Millionen<br />

Deutsche ist der Schmerz ein ständiger Begleiter. Menschen<br />

mit chronischen Schmerzen benötigen eine spezielle Therapie.<br />

Das Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) hält hier ein umfangreiches<br />

Angebot vor.<br />

Das Behandlungskonzept ist deshalb medizinisch-psychologisch ausgerichtet:<br />

„Der Schmerz entsteht im Kopf“, sagt Oberarzt Dr. Markus<br />

Klein. Der Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie<br />

weiß aus seiner elfjährigen Arbeit auf der Schmerzstation,<br />

dass vor allem Offenheit, Selbstverpflichtung und aktive Mitarbeit der<br />

Betroffenen wichtig sind. Das Ziel der gemeinsamen Anstrengungen<br />

sei dabei klar: „Der Schmerz muss so reduziert werden, dass der Patient<br />

gut damit leben kann.“<br />

Die Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, und Schmerztherapie<br />

am EvKB kennt sich mit dem Schmerz aus: Die beiden Schmerztherapieambulanzen<br />

im Johannesstift und in Bethel behandeln pro<br />

Quartal rund 600 Patientinnen und Patienten mit chronischen und<br />

akuten Schmerzen. Im Johannesstift führt die Klinik die mit 20 Betten<br />

größte Schmerztherapiestation in Nordrhein-Westfalen. Beide<br />

Standorte haben die volle Weiterbildungsbefugnis in der speziellen<br />

Schmerztherapie.<br />

Wenn der Schmerz zur Krankheit wird<br />

Wer länger als sechs Monate unter ständigen Schmerzen leidet, gilt<br />

als chronischer Schmerzpatient. Das können Menschen mit schweren<br />

chronischen Rückenschmerzen, Muskel- und Knochenschmerzen<br />

oder Kopfschmerzen sein. „Dauerhafte Schmerzen verändern das<br />

ganze Leben“, weiß Wolfgang Richter. Er arbeitet als Diplompsychologe<br />

und Psychotherapeut in der Schmerztherapie der Anästhesie-Klinik<br />

und gehört seit Gründung der Schmerzstation B 3 im Jahr 1994<br />

zum Behandlungsteam. Die Diagnosezahlen belegen den hohen seelischen<br />

Leidensdruck, der mit dem körperlichen Schmerz einhergeht.<br />

„85 Prozent unserer Patienten leiden zusätzlich an einer Depression“,<br />

so Richter.<br />

Auf der Station erhalten jeder Patient und jede Patientin einen individuellen<br />

Behandlungsplan, der aus einer detaillierten fachärztlichen<br />

Schmerzanalyse und einem psychologischen Diagnostikgespräch resultiert.<br />

Physiotherapeutische Maßnahmen und eine individuelle Medikation<br />

werden dabei ergänzt durch Verhaltenstherapien, in denen<br />

es um Stressbewältigung oder Entspannungsmethoden geht. „Wir<br />

entwickeln gemeinsam ein langfristiges tragfähiges Konzept für zu<br />

Hause“, erklärt Richter, „damit der Patient wieder an sein Leben vor<br />

dem Schmerz anknüpfen kann.“<br />

Schmerztherapie und Abschiedsschmerz<br />

Für unheilbar kranke Menschen hat das EvKB eine speziell angepasste<br />

Konzeption entwickelt. Einer von ihnen ist Walter L. (Name geändert),<br />

dessen Krebs sich vom Darm aus in der Leber und Blase bis in die Lunge<br />

ausgebreitet hat. Die Hoffnung auf eine Heilung hat der 52-Jährige<br />

aufgegeben. Als Gast im „Haus Zuversicht“, dem stationären Hospiz<br />

der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, bereitet er sich jetzt<br />

auf sein Lebensende vor. „Unser Kennenlernen war zunächst recht reserviert“,<br />

erinnert sich Oberarzt Dr. Hans-Jürgen Flender. „Nur langsam<br />

konnte ich zu ihm Vertrauen aufbauen“.<br />

Im Hospiz gehe es nicht mehr um Heilung, sondern um Schmerzreduktion<br />

und Symptomarmut, so der Arzt. Die Schmerztherapie ist Grundlage<br />

für das Wesentliche im Hospiz: den Abschied. „Ein Schwerstkranker<br />

kann vor Schmerzen oft gar nicht mehr klar denken“, sagt Flender.<br />

Eine angepasste und ganz individuelle Medikation mache den Kopf<br />

wieder frei für den Abschied vom Leben.<br />

Dr. Markus Klein legt ein Schmerzmittel in die Rachenhinterwand<br />

seiner Patientin Marita Niekamp.<br />

Der Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie<br />

und Palliativmedizin leitet seit 1990 die schmerztherapeutische<br />

Ambulanz im Betheler EvKB-Haus Gilead II, seit 1998 betreut er konsiliarisch<br />

die Schwerstkranken im Betheler Hospiz. „Im ‚Haus Zuversicht‘<br />

sterben jährlich 120 Menschen“, weiß der Oberarzt, der ein Drittel<br />

davon – hauptsächlich Tumorpatienten – palliativmedizinisch und<br />

schmerztherapeutisch betreut. Viele Hospizgäste, die er begleitet, behandelte<br />

er bereits im Krankenhaus. „Der körperliche Schmerz spielt<br />

eine große Rolle bei der Behandlung im Hospiz“, sagt der Oberarzt aus<br />

dem EvKB. „Aber in erster Linie geht es um die Begleitung.“<br />

14 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

EvKB: Akupunktur gegen Geburtsschmerz<br />

Kinderkriegen leichter gemacht<br />

Bielefeld (sag) • In einer Woche erwartet Carla R.* (Name geändert)<br />

das zweite Baby. Die Geburt ihrer ersten Tochter hat sie<br />

noch in schmerzhafter Erinnerung: Die Eröffnungsphase dauerte<br />

15 Stunden, weil sich der Muttermund nur langsam weitete.<br />

Jetzt soll ihr die geburtsvorbereitende Akupunktur helfen, den<br />

Geburtsschmerz zu verkürzen.<br />

ße sich der Erfolg nicht. Er sei bei jeder Schwangeren verschieden.<br />

Ideal sei die geburtsvorbereitende Akupunktur ab der 36. Schwangerschaftswoche.<br />

Einen früheren Zeitpunkt empfiehlt Kleinebekel<br />

nicht.<br />

Die Akupunktur geht davon aus, dass der Körper von Energiebahnen,<br />

den so genannten Meridianen, durchzogen ist, die verschiedene<br />

Regionen versorgen. „Wir punktieren zur Geburtsvorbereitung<br />

am Unterschenkel und Fuß“, erklärt Kleinebekel. Die dort gesetzten<br />

Seit etwa 3.000 Jahren unterstützt die Akupunktur dabei, die Energien<br />

des Körpers zu lenken. Die Geburtshelferinnen und -helfer der Nadeln gleichen nicht nur die Energie der Mutter aus. Ihre Kinder<br />

Frauenklinik Bethel im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) wissen, wie kommen ebenfalls in Bewegung. Senkwehen können beispielsweise<br />

die chinesische Heilmethode auch werdenden Müttern helfen kann. am Abend nach einer Akupunktursitzung auftreten. „Ein gutes Zei-<br />

Sie bieten einmal wöchentlich geburtsvorbereitende<br />

Akupunktursitzungen an: „Wir<br />

machen hervorragende Erfahrungen mit<br />

dieser Methode, da sie den Frauen den Geburtsvorgang<br />

sehr erleichtern kann“, sagt<br />

Dr. Nadine Kleinebekel, Ärztin in der Frauenklinik<br />

Bethel. Sie erlernte die asiatische<br />

Heilkunst im Mutterland China.<br />

„Viele Frauen, die akupunktiert wurden,<br />

erleben die Geburtswehen als weniger<br />

schmerzhaft“, weiß Kleinebekel. Studien<br />

belegten außerdem, dass sich der Muttermund<br />

öffnet. Die Eröffnungsphase könne<br />

bei Erstgebärenden von durchschnittlich Bild links: Dr. Nadine Kleinebekel beantwortet in einem Vorgespräch alle Fragen rund um<br />

zehn auf acht Stunden reduziert werden, in die geburtsvorbereitende Akupunktur.<br />

Ausnahmefällen sogar um die Hälfte, so die Bild rechts: Akupunktur geht unter die Haut: Die Nadeln lösen das erwünschte „De-Qi“<br />

Ärztin weiter. Vorhersagen allerdings lie-<br />

-Gefühl aus: ein Kribbeln, Druck- oder Wärmegefühl.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 15


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Zwei Jahre Schmerzmanagement im Lukas-Krankenhaus Bünde<br />

Gemeinsam gegen den Schmerz<br />

Bünde • Schmerzen sind häufig das erste Symptom, mit dem Patienten<br />

ins Krankenhaus kommen. Das primäre Interesse der Patienten<br />

liegt in einer schnellen Schmerzlinderung. Bei geplanten<br />

Eingriffen ist die Angst vor postoperativen oder post-interventionellen<br />

Beschwerden groß. Frühe Aufklärung über unser<br />

Schmerzkonzept vermeidet Ängste und erleichtert die Therapie.<br />

Akutschmerztherapie ist ein hochaktuelles Thema, dem man sich als<br />

Krankenhaus im sich dynamisch verändernden Gesundheitswesen<br />

stellen muss.<br />

Das alles geht nur, wenn die Schmerztherapie als wichtiger Bestandteil<br />

der Versorgung der Patienten optimal durchgeführt wird.<br />

Optimal heißt, schmerztherapeutische, einheitliche Standards unter<br />

dem Primat der ärztlichen Verantwortung, geregelte Zuständigkeiten,<br />

standardisierte Schmerzerfassung und Mitarbeiterbefähigung.<br />

Projektentwicklung:<br />

Dieses Problem, seit langer Zeit bekannt, wurde im Frühjahr 2005 im<br />

Lukas-Krankenhaus Bünde interprofessionell diskutiert.<br />

Seitens des Direktoriums wurde ein Projektauftrag vergeben mit dem<br />

Ziel:<br />

Die Implementierung eines Schmerztherapiemanagements für alle<br />

Patienten des Lukas-Krankenhauses Bünde innerhalb eines Jahres. Im<br />

ersten Schritt für die postoperativen Patienten und die Tumorpatienten<br />

mit Ausnahme der chronischen Schmerzpatienten.<br />

Unter Berücksichtigung des „Experten-Standards Schmerzmanagement<br />

in der Pflege“ und der Verfahren in Anlehnung an das Projekt<br />

„Schmerzfreies Krankenhaus“ sowie der Leitlinie Schmerztherapie.<br />

Dr. Thomas Rath, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />

hat die Projektleitung übernommen. Er leitet den konsiliarischen<br />

Schmerzdienst, ebenso die Schmerzambulanz, und ist ein<br />

wichtiges Bindeglied zu allen Fachdisziplinen und ärztlichen Mitarbeitenden.<br />

Die Zusammensetzung der gebildeten Projektgruppe war interdisziplinär<br />

und interprofessionell. Sie umfasste einen Schmerztherapeuten,<br />

eine Anästhesistin, einen Palliativmediziner, eine Palliativpflegefachkraft,<br />

eine Physiotherapeutin und die Pflegedirektorin.<br />

Als Impulsgeberin und treibende Kraft hat unsere Pflegedirektorin,<br />

Frau Renate Letsch, dieses Projekt von Anfang an intensiv mitentwickelt<br />

und begleitet. Als Erfolgsrezept zur Etablierung des Schmerzmanagements<br />

wurden die Pflegekräfte umfassend und aktiv in die<br />

Schmerztherapie eingebunden.<br />

Erarbeitet wurden Fortbildungsvorträge, Dokumentationsbögen,<br />

Verfahrensanweisungen, Patienteninformationen.<br />

Nach der Fortbildung sollten die Mitarbeitenden des Pflegedienstes<br />

in der Lage sein, nach Anordnung eigenständig eine strukturierte<br />

Schmerztherapie durchzuführen.<br />

Folgende Themen wurden in zwei vierstündigen Veranstaltungen<br />

den Pflegekräften vermittelt:<br />

A Einführung in die Physiologie des Schmerzes<br />

A Schmerzmessung und Dokumentation<br />

A Nichtmedikamentöse Schmerztherapie<br />

A Medikamentöse Schmerztherapie<br />

A Invasive Schmerztherapie, postoperative Besonderheiten<br />

A Schmerztherapieschemata und PCA Dokumentation<br />

A Darstellung des Prozessablaufes<br />

Der ärztliche Dienst wurde ebenfalls in einer Veranstaltung geschult.<br />

Das Projekt wurde im April 2006 umgesetzt. Zur Unterstützung der<br />

Pflegekräfte wurden pro Station zwei Schmerzmentoren benannt,<br />

die sich anfangs alle sechs Wochen mit der Projektgruppe trafen, um<br />

Probleme der Umsetzung zu besprechen.<br />

Gemeinsam gegen den Schmerz, der Patient ist nicht allein<br />

– Schmerzmanagement im Lukas-Krankenhaus Bünde findet<br />

interdisziplinär und berufsgruppenübergreifend statt.<br />

Der Kernprozess<br />

Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens sind die Arbeitsschritte –<br />

Schmerzerfassung und Schmerztherapie.<br />

Dass uns dieses Thema wichtig ist, erfährt der Patient schon bei der<br />

Aufnahme durch ein Informationsblatt, das ihn über das Konzept und<br />

seine Mitwirkungspflichten informiert.<br />

16 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Er wird gebeten, über seine aktuellen Beschwerden auf einem Dokumentationsbogen<br />

Auskunft zu geben. Bei Patienten, die dazu nicht in<br />

der Lage sind, gibt es einen Fremdeinschätzungsbogen.<br />

Patienten können schnell die Schmerzintensität einschätzen<br />

Die Pflegekräfte führen täglich dreimalig eine Schmerzerfassung bei<br />

Patienten mit Schmerzen durch.<br />

Dazu gibt der Patient die Intensität seiner Schmerzen auf einer Numerischen<br />

Rating Scala (NRS) von Null bis Zehn an. Wobei Null keinem<br />

Schmerz und Zehn einem Ohnmachtsschmerz entspricht.<br />

Nach initialen Schwierigkeiten sind die Patienten meist nach kurzer<br />

Zeit in der Lage, ihren Schmerz einzuschätzen und zu benennen.<br />

Erfasst werden der Schmerz in Ruhe und unter einer Belastung, die<br />

zur Schmerzverstärkung führen könnte.<br />

Überschreitet der Schmerz die Intensität von NRS 3, so findet der<br />

Schmerztherapiestandard des Lukas-Krankenhauses Anwendung.<br />

Dazu erhält der Patient Basisanalgetika wie Paracetamol, Metamizol<br />

und zusätzlich kleine Mengen Piritramid (ein Opioid) intravenös als<br />

Bolus durch die Pflegekräfte verabreicht.<br />

Schmerz, physiologische Parameter wie Blutdruck, Puls, Atemfrequenz,<br />

Vigilanz werden vor und zehn Minuten nach der Gabe standardisiert<br />

erfasst, um eine mögliche Gefährdung des Patienten zu erkennen.<br />

Die Opioidmenge ist so gewählt, dass eine Gefährdung des Patienten<br />

bei Einhaltung der Verfahrensanweisungen ausgeschlossen ist, und<br />

dennoch eine rasche Schmerzlinderung erreicht werden kann.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade diese Sicherheit und Effektivität<br />

bei den früher etablierten Opioiddauertropfinfusionen nicht gewährleistet<br />

war.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass dieses Standardverfahren nur einen<br />

kleinen Ausschnitt aus dem Repertoire der schmerztherapeutischen<br />

Verfahren darstellt. Regionalanästhesieverfahren, PCA, Physiotherapie,<br />

Kinästhetik und viele weitere Behandlungen helfen unseren<br />

Patienten und unterstützen die verschiedenen Fachdisziplinen in der<br />

Heilung des Patienten.<br />

Autoren:<br />

Pflegedirektorin Renate Letsch / Oberarzt Dr. Thomas Rath<br />

Strukturierte Schmerzbeobachtung im Lukas-Krankenhaus Gronau<br />

Patienten weitestgehend Schmerzen ersparen<br />

Gronau • Akuter Schmerz kann ein Warnsignal sein. An chronischen<br />

Schmerzen leiden zu müssen, ist jedoch menschenunwürdig.<br />

Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren durchgesetzt<br />

und hat die Einstellung nicht nur der Mediziner, sondern<br />

auch der Gesellschaft verändert. Dies spiegelt sich auch<br />

in den Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie<br />

und der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften<br />

wider.<br />

fast „schmerzfreien Krankenhauses“ zu verwirklichen, wurde eine interdisziplinäre<br />

Projektgruppe gegründet, an der beide Abteilungen<br />

des Hauses (Geriatrie und Psychiatrie) beteiligt sind.<br />

Um jeden Patienten bereits bei Aufnahme in seinem Schmerzerleben<br />

erfassen zu können, wurden zunächst mit einem neuen gemeinsamen<br />

ärztlichen „Anamnese- und Befundbogen“ und einer<br />

erweiterten schmerzspezifischen Pflegeanamnese Instrumente entwickelt,<br />

die sich inzwischen im stationären Einsatz bewährt haben.<br />

Das Lukas-Krankenhaus hat sich vorgenommen, seinen Patienten<br />

Schmerzen so weit wie möglich zu ersparen. Um dieses Ziel eines<br />

Petra Göller, MBA und Assistenzärztin in der Geriatrie, leitet das<br />

Schmerztherapie-Projekt.<br />

Zur strukturierten Schmerzbeobachtung wurde auf Skalen zurückgegriffen,<br />

die bereits evaluiert sind und den spezifischen Besonderheiten<br />

des Patientenklientels des Lukaskrankenhauses (Multimorbidität,<br />

Demenz, Psychosen, psychosomatische Schmerzen, etc.) Rechnung<br />

tragen. In einer Pilotphase ausgetestet wird aktuell die Anwendung<br />

der VAS (visuell- analoge Schmerzskala) und des BESD-Bogens<br />

(Beurteilung von Schmerzen bei Demenz) zur Schmerzverfolgung<br />

und Therapieanpassung.<br />

Ergänzend werden Fragebogen zum Aufdecken psychosomatischer<br />

Schmerzen hinzukommen. Nach Auswertung der hier gewonnenen<br />

Erkenntnisse und Anpassung der hauseigenen Abläufe wird hieraus<br />

ein Schmerztherapiekonzept entwickelt werden, welches in Zukunft<br />

integraler Bestandteil jeder stationären Behandlung sein wird und<br />

von der Mitarbeit aller beteiligten Berufgruppen in beiden Abteilungen<br />

lebt.<br />

Die Umsetzung soll noch im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> erfolgen.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 17


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Einheitliche Schmerzdokumentation in der Patientenkurve für alle Berufsgruppen<br />

Schmerztherapie gemeinsam optimieren<br />

Unna (peb) • Das Ziel verspricht vielen Patienten Erleichterung:<br />

Wer im Evangelischen Krankenhaus Unna behanschiedenen<br />

Bereichen des Krankenhauses hierzu einen umfas-<br />

Im bisherigen Projektverlauf haben die Beteiligten aus den verdelt<br />

wird, soll so wenig Schmerzen verspüren wie möglich. senden Rahmen festgelegt: Standardisierte Absprachen zwischen<br />

den Berufsgruppen, die als Leitlinie festgehalten sind, ver-<br />

Unter der Leitung von Dr. med. Wolf Armbruster, Chefarzt<br />

der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, startete<br />

das Haus im vergangenen Jahr ein Projekt zur „Optimierchen<br />

den Patienten eine schnellere Hilfe – beispielsweise in der<br />

einheitlichen den Weg bei der Schmerzbehandlung und verspreten<br />

Schmerztherapie“ – und hat damit bisher beachtliche Erfolge<br />

erzielt. „Unsere Patienten berichten bei der postopera-<br />

bei der Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen. Als<br />

medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapie als auch<br />

tiven Visite überdurchschnittlich oft, dass es ihnen sehr gut zentrale Kommunikationsplattform zur optimalen Behandlung<br />

geht“, sagt der Chefarzt. Das passt auch zu den Erfahrungen, dient eine einheitliche Schmerzdokumentation in der Patientenkurve,<br />

die von allen Berufsgruppen interdisziplinär genutzt<br />

die die Mitarbeiter der Pflege auf den Stationen machen: Sie<br />

verzeichnen bei den Patienten nach operativen Eingriffen wird.<br />

deutlich weniger akute und aufwendige Schmerzprobleme.<br />

Einheiliches Verfahren zur Schmerzmessung<br />

Die Zusammenarbeit verläuft Hand in Hand: „Während die Pflege<br />

den Schmerz misst und ihn bereits nach individuell festgeleg-<br />

Es ist zweifellos bunter geworden im EK Unna: Auf den Stationen<br />

weisen bunte Plakate Ärzten und Pflegenden den Weg durch die ten Therapiestandards behandelt, werten die Ärzte den Schmerzverlauf<br />

aus und ordnen die weiterführenden Therapien an. An der<br />

Schmerzmedikation, aus den Ärztekitteln lugen Handkarten mit<br />

dem gleichen Inhalt. Im Mittelpunkt der Bemühungen steht der Umsetzung nichtmedikamentöser Strategien sind dann beispielsweise<br />

auch die Physiotherapeuten beteiligt“, schildert Anja Wor-<br />

Servicegedanke: „Es geht uns darum, den Komfort für die Patienten<br />

zu verbessern. Hierzu gehören wichtige andere Themen wie del vom Qualitätsmanagement des EK Unna. Um den Schmerz zu<br />

das Wärmemanagement und das Aufbereiten des Wundbluts. quantifizieren, haben sich die Beteiligten auf ein einheitliches Verfahren<br />

geeinigt: „Wir benutzen eine Schmerzskala, mit deren Hil-<br />

Im Mittelpunkt steht aber das Bemühen, dass sie möglichst wenig<br />

Schmerzen haben“, schildert Dr. Armbruster.<br />

fe die Patienten den Grad ihrer Schmerzen einschätzen“, berichtet<br />

Oberärztin Dr. Uta Schenk. Das Verfahren<br />

habe sich in der Praxis bewährt – und durchgesetzt.<br />

Das Projekt der Optimierten Schmerztherapie<br />

zieht sich im EK Unna durch alle Abteilungen.<br />

Entsprechend breit wurde das Vorhaben<br />

von Anfang an kommuniziert: In einem<br />

ersten Projekttreffen im Juni vergangenen<br />

Jahres stellte Dr. Armbruster das<br />

Projekt den Beteiligten aller betroffenen<br />

Berufsgruppen vor, es folgten Weiterbildungen<br />

und Fortbildungsveranstaltungen. Die<br />

40 DIN A4-Seiten umfassende Leitlinie mit<br />

der Standardisierung der Schmerztherapie<br />

wurde ebenfalls für alle Abteilungen festgelegt<br />

und von der Geschäftsführung als<br />

Dienstanweisung verbindlich gemacht. Die<br />

Ergebnisse bei den Patienten können sich<br />

sehen lassen: „Seit 2003 führen wir bei allen<br />

Patienten am ersten Tag nach der Operation<br />

eine Befragung durch. Die Zufriedenheit<br />

der Patienten zeigt, dass unsere Bemühungen<br />

überaus erfolgreich sind“, freut sich Oberärztin Dr. Uta Schenk (l.) erläutert einer Patientin die Schmerzskala.<br />

der<br />

18 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Schmerzmanagement im Krankenhaus<br />

Chefarzt. Neben dem stationären Bereich nimmt die Schmerztherapie<br />

im EK Unna übrigens auch in der ambulanten Betreuung<br />

der Patienten eine wichtige Rolle ein: Seit Oktober 2006 betreibt<br />

Oberärztin Dr. Uta Schenk in der Klinik eine Schmerzambulanz<br />

– mit ebenfalls hervorragender Resonanz.<br />

Zielgenaue Narkosen sparen 75 Prozent der Betäubungsmittel<br />

Es sind nicht nur Strukturen und Abläufe, die das Krankenhaus<br />

im Rahmen des Projektes optimiert. Um etwa Nervenleitbahnen<br />

zielgenau zu betäuben, nutzen die Anästhesisten beispielsweise<br />

bei Regionalanästhesien seit etwa vier Monaten ein hochauflösendes<br />

Ultraschallgerät, wie es nur in etwa zehn Prozent aller<br />

Krankenhäuser zum Einsatz kommt. Die Ergebnisse sind verblüffend:<br />

Während die Trefferquote bei der einfachen elektrischen<br />

Stimulationsmethode rund 83 Prozent beträgt, liegt sie mit Hilfe<br />

des neuen Gerätes bei fast 100 Prozent – mit dem Effekt, dass<br />

Dr. Armbruster und sein Team oft nur noch ein Viertel des lokalen<br />

Betäubungsmittels verabreichen müssen. „Für unsere Patienten“,<br />

sagt Dr. Armbruster, „ist das eine erhebliche Entlastung.“<br />

Auch das Anlegen eines Schmerzkatheters ist mit dem neuen<br />

Verfahren nur noch ein kleiner Pieks – kein Vergleich zum Aufwand,<br />

der vorher zum Teil betrieben werden musste.<br />

Im April steht nun eine Mitarbeiter- und Patientenbefragung an,<br />

danach erfolgt ein Visitorenbesuch<br />

– und<br />

am Ende steht im Ídealfall<br />

die Zertifizierung<br />

als Schmerzfreies<br />

Krankenhaus, die<br />

Dr. Armbruster als angenehmen<br />

Nebeneffekt<br />

bzw. „sekundären<br />

Lustgewinn“ beschreibt.<br />

Zu übersehen sind diese<br />

Entwicklungen übrigens<br />

auf gar keinen<br />

Fall: Die Räumlichkeiten<br />

vor der Schmerzambulanz<br />

wurden in Ein hochauflösendes Ultraschallgerät<br />

Zusammenarbeit mit weist den Ärzten den Weg.<br />

dem Fachbereich Design<br />

der Fachhochschule Dortmund auch farblich neu gestaltet<br />

– schließlich soll es nicht nur in den Kitteltaschen der Ärzte bunt<br />

zugehen.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 19


VALEO-Partner informieren<br />

Dem Rücken zuliebe<br />

Gesundheitswoche für Frauen in Pflegeberufen<br />

Fast jede Beschäftigte im Pflegebereich verrichtet ihre Arbeit häufig<br />

oder immer im Stehen. Auch das Heben schwerer Lasten kommt<br />

oft vor.<br />

Rückenschmerzen sind nicht selten Folge dieser einseitigen körperlichen<br />

Belastung im Beruf.<br />

Eine neue repräsentative Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin und des Bundesinstituts für berufliche<br />

Bildung hat ergeben, dass Beschäftigte im Pflegebereich von Rückenschmerzen<br />

offenbar besonders oft betroffen sind.<br />

Hier ist die körperliche Belastung in Pflegeberufen verglichen mit<br />

anderen Berufszweigen besonders hoch.<br />

Deswegen ist es besonders in den Pflegeberufen wichtig, auf seinen<br />

Rücken zu achten. Die Gesundheitswoche für Frauen in Pflegeberufen<br />

der BKK Diakonie bietet die Möglichkeit, seinem Rücken eine<br />

Woche lang etwas Gutes zu tun, die eigene Gesundheit zu stärken<br />

und Krankheiten vorzubeugen.<br />

Diese Gesundheitswoche bietet Rückenmassage, Stressabbau, Bewegungsbad,<br />

Meditatives Tanzen, Rückenschule, Qi Gong und Nordic<br />

Walking im Heilbad Bad Bevensen in der Lüneburger Heide. Sie werden<br />

dort im „Antonie-Nopitsch-Haus“ medizinisch betreut, können an<br />

Gesundheitsvorträgen und Gesprächsrunden zu den Themen Rücken<br />

und Wirbelsäule teilnehmen und natürlich die hauseigene Sauna benutzen.<br />

Sechs Übernachtungen mit Vollpension (frische, vitalstoffreiche<br />

Kost; bei Bedarf auch Diäten und vegetarische Kost) im Einzelzimmer<br />

mit Dusche, WC und Telefon kosten Sie als Mitglied der BKK Diakonie<br />

nur 285 Euro Eigenanteil.<br />

Informationen zu dieser Gesundheitswoche speziell für Frauen in<br />

Pflegeberufen bekommen Sie bei der BKK Diakonie in Bielefeld,<br />

Telefon 0521 144-4379 oder 0180 255 3425.<br />

20 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Partner informieren<br />

KD-BANK dokumentiert verantwortungsbewussten Umgang mit Kundengeldern<br />

Bewusst anders<br />

Dortmund /Duisburg • Der Ruf der Banken hat in den vergangenen<br />

Monaten durch die Subprime-Krise in den USA und die<br />

weltweiten Auswirkungen gelitten. Die Manager stehen in der<br />

Kritik - sind christliche Werte in einer globalisierten Welt noch<br />

gefragt? Wie können sie in der Finanzwelt gelebt werden?<br />

Die KD-BANK eG - die Bank für Kirche und Diakonie - stellt sich seit<br />

jeher dieser Verantwortung und geht nun bewusst einen anderen,<br />

einen neuen Weg: Als erste evangelische Kirchenbank und eine der<br />

wenigen Banken in Deutschland setzt die KD-BANK seit dem 1. Januar<br />

<strong>2008</strong> einen Nachhaltigkeitsfilter für ihre eigenen Wertpapieranlagen<br />

ein. Mit Hilfe dieses Filters wird der verantwortungsvolle Umgang<br />

der Gelder systematisiert und dokumentiert. Ziel ist es, den Aspekt<br />

der Nachhaltigkeit gleichberechtigt zu den klassischen Zielen<br />

der Geldanlage - Rendite, Liquidität und Sicherheit - bei der Auswahl<br />

unserer Eigenanlagen zu berücksichtigen. Doch wie funktioniert<br />

dies genau? Und welche Vorteile haben die Kunden der KD-BANK?<br />

Neben der Vergabe von Krediten an Kunden investieren Banken<br />

Gelder, die ihnen von Kunden zur Verfügung gestellt werden, größtenteils<br />

in Wertpapiere. Diese Wertpapiere bezeichnet man auch<br />

als Eigenanlagen der Bank. Die Auswahl der Wertpapiere, die die<br />

KD-BANK in ihre eigenen Bestände kauft, erfolgt seit dem 1. Januar<br />

<strong>2008</strong> in einem zweistufigen Verfahren, das neben den klassischen<br />

Zielen einer Geldanlage: Rendite, Liquidität und Sicherheit, auch<br />

nachhaltige Aspekte gleichberechtigt berücksichtigt. Bei der Konzeption<br />

des Filters und der Auswahl des Ratingpartners hat das Institut<br />

Südwind für Ökonomie und Ökumene e.V. die KD-BANK unterstützt.<br />

Auswahlprozess in zwei Stufen<br />

Die erste Stufe bildet die von der oekom research AG vorgenommene<br />

Ratingeinschätzung. Die unabhängige Ratingagentur erhebt in einem<br />

systematischen Prozess Daten zum ökologischen und sozialen Verhalten<br />

von ca. 1.100 Unternehmen und 50 Ländern. Die Auswahl erfolgt<br />

nach dem so genannten Best-in-class-Prinzip, das heißt, die KD-<br />

BANK investiert in die Unternehmen, die sich vorbildlich verhalten.<br />

Zusätzlich hat die KD-BANK Ausschlusskriterien definiert, die unabhängig<br />

von der Best-in-class-Einschätzung dazu führen, dass die KD-<br />

BANK nicht in dieses Unternehmen oder Land investiert. In der zweiten<br />

Stufe wird dann die eigentliche Anlageentscheidung der Bank getroffen.<br />

Nur Wertpapiere, die in der ersten Stufe positiv beurteilt wurden,<br />

kommen in die Auswahl und werden in die Eigenbestände der<br />

KD-BANK gekauft.<br />

Vorteile für Kunden<br />

Alle Kunden, die Spar- oder Termineinlagen bei der KD-BANK unterhalten,<br />

profitieren automatisch vom Nachhaltigkeitsfilter der Bank. Sie<br />

können sich sicher sein, dass die KD-BANK ihre Geldanlagen bestmöglich<br />

unter der Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien anlegt.<br />

Außerdem berät die Bank gern bei der Auswahl nachhaltiger Aktien<br />

und festverzinslicher Wertpapiere. Nähere Informationen finden Sie<br />

im Internet unter www.KD-BANK.de/Nachhaltigkeitsfilter.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 21


VALEO-Nachrichten<br />

Auf Anhieb ein Erfolg für den Initiator der Krebs-Tage des EVK Lippstadt: Prof. Dr. Andreas Josting (r.)<br />

Interdisziplinärer Arbeitskreis ist wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Krebs-Zentrum<br />

Premiere für Lippstädter Krebs-Tage<br />

Lippstadt (tmv) • Am 14. und 15. <strong>März</strong> fanden in Lippstadt auf<br />

Initiative des Evangelischen Krankenhauses die ersten Krebs-<br />

Tage statt. Mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurde sowohl<br />

dem Fachpublikum als auch Laien ein umfassender Einblick<br />

in die Methoden und Ergebnisse der modernen Krebstherapien<br />

geboten. Eine Fachtagung für Mediziner eröffnete am<br />

Freitagnachmittag das Programm.<br />

Gleich zu Beginn stellte Dr. Jan-Peter Glossmann vom Centrum für<br />

integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln vor, wie<br />

man mit zeitgemäßen Organisationsstrukturen für den Patienten<br />

eine Vielzahl moderner Behandlungsmöglichkeiten für einen optimalen<br />

Behandlungserfolg bündeln kann. Zum CIO gehört zum Beispiel<br />

eine Interdisziplinäre Tumorambulanz, in der die Patienten<br />

nach der Überweisung durch den niedergelassenen Facharzt von<br />

Lotsen und Arzthelferinnen von Anfang an begleitet werden. Den<br />

Lotsendienst nehmen onkologisch erfahrene Krankenschwestern<br />

wahr. Von der Anamnese über die differenzierte Diagnose und über<br />

sämtliche Behandlungsschritte bis zum Abschluss der Therapie sind<br />

sie Ansprechpartner für alle Fragen und stehen an der Seite des Patienten.<br />

Interdisziplinäre Tumorsprechstunde<br />

In der interdisziplinären Tumorsprechstunde entwickeln zwei bis<br />

drei Experten zusammen mit den Patienten und Lotsen die Konzepte<br />

für eine passgenaue Therapie. Die Behandlungsschritte werden<br />

in den wöchentlichen Tumorboards gemeinsam mit allen Medizinern<br />

des CIO reflektiert. Die Abrechnung der Behandlung im CIO ist<br />

über so genannte Komplexpauschalen geregelt. Die Koordination<br />

des gesamten Prozesses mit den niedergelassenen Partner des CIO<br />

wird über einen Vertrag zur Integrierten Versorgung geregelt. Auch<br />

in diesem Punkt gehört das CIO, das einen der ersten IV-Verträge<br />

schon im Jahr 2005 abschloss, zu den Pionieren.<br />

Zeitgemäße Strukturen für die Onkologie im EVK Lippstadt<br />

„Die strukturelle Organisation des CIO ist auch für das EVK Lippstadt<br />

interessant, aber der Weg dorthin noch weit“, erklärte Prof. Andreas<br />

Josting, Chefarzt der Medizinischen Klinik im EVK Lippstadt, die<br />

Zielvorstellung für das <strong>Valeo</strong>haus. Immerhin habe man sich auf den<br />

Weg gemacht und in kurzer Zeit schon einen sehr guten Anfang gefunden.<br />

„Fast 500.000 Krebs-Neuerkrankungen werden bundesweit<br />

in jedem Jahr registriert. Die Statistiken belegen, dass heute jeder<br />

vierte Patient an Krebs verstirbt, aber gleichzeitig etwa 50 Prozent<br />

der an Krebs erkrankten Patienten wieder geheilt werden können“,<br />

umriss Prof. Josting die Dimension und Bedeutung der Bemühungen<br />

um die Einführung zeitgemäßer Strukturen in der modernen<br />

Onkologie. Dem Fachpublikum stellte Prof. Josting anschließend<br />

neue Entwicklungen in der Tumortherapie vor.<br />

22 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Qualitätsmanagement 2007<br />

Neoadjuvante Therapie ist nicht nur Alternative<br />

Zur adjuvanten Therapie, die in vielen Onkologien heute praktiziert<br />

wird und gute Erfolge zeigt, ist die so genannte neoadjuvante Therapie<br />

eine sinnvolle Ergänzung oder in steigendem Maße auch eine<br />

Alternative. Der neoadjuvante Behandlungsansatz stellt nach umfangreicher<br />

Diagnose die Chemotherapie vor die Operation und<br />

setzt die medikamentenbasierte Therapie nach einem chirurgischen<br />

Eingriff fort. Mit diesem Verfahren konnte die Überlebensrate<br />

bisher schon um mehr als ein Drittel verbessert werden. Ebenfalls<br />

zu den modernen Verfahren gehört die Target-Therapie, die tumorselektiv<br />

und zielgerichtet eine Reihe der klassischen Nebenwirkungen<br />

der Chemotherapie (z.B. Übelkeit und Müdigkeit) deutlich reduzieren<br />

oder ausschließen kann. „Die Zukunft gehört den Therapien,<br />

die den molekularen Eigenschaften des Tumors mit geeigneten<br />

Medikamenten über Oberflächenrezeptoren entgegenwirken“, leitete<br />

Prof. Josting seinen Ausblick auf die Entwicklung der kommenden<br />

Jahre ein. Neben allen neuen Therapien sei aber vor allem ein<br />

Netzwerk für den Tumorpatienten zu schaffen. In der interdisziplinären<br />

Tumorkonferenz des EVK Lippstadt seien die ersten Verknüpfungen<br />

im interdisziplinären Arbeitskreis schon ein hoffnungsvolles<br />

Zeichen. Josting: „Das EVK Lippstadt ist schon auf dem besten Weg<br />

zum Krebs-Zentrum mit regionaler Bedeutung.“<br />

Voraussetzungen für das Darmzentrum schaffen<br />

Der Publikumsandrang am Samstag war groß. Mehr als 300 Interessierte<br />

fanden schon morgens um 10 Uhr zum Auftakt des Patiententages<br />

den Weg in das Stadttheater Lippstadt. Eröffnet wurde der Krebs-<br />

Info-Tag für Patienten mit einem Grußwort von EVK-Stiftungsvorstand<br />

Jochen Brink, der dem Auditorium versicherte: „Im EVK Lippstadt werden<br />

nur solche Bereiche als Zentrum bezeichnet, die das geforderte<br />

hohe Qualitätsniveau erreicht haben, wie zum Beispiel unser Brustzentrum.“<br />

Eine vorschnelle Zentrums-Deklarierung aus Marketinger<br />

wägungen<br />

schloss Brink kategorisch<br />

aus:<br />

„Wir haben begonnen,<br />

die Voraussetzungen<br />

für ein Darmzentrum<br />

zu schaffen<br />

und werden<br />

diese Bezeichnung<br />

offiziell<br />

erst dann<br />

einführen, wenn<br />

uns die Qualität<br />

von anerkannten<br />

Gutachtern<br />

uneingeschränkt EVK-Stiftungsvorstand Jochen Brink eröffnete<br />

b e s c h e i n i g t den Patiententag der Krebs-Tage Lippstadt.<br />

wird.“ Durch das<br />

Programm des Patiententages führte anschließend der ehemalige<br />

WDR-Moderator Reinhard Münchenhagen. Neben verschiedenen<br />

Vorträgen aus allen Themenbereichen der Krebs-Diskussion stand<br />

am Nachmittag auch eine Lesung mit Annette Rexrodt von Fircks auf<br />

dem Programm, das bis zum frühen Abend insgesamt mehr als 600<br />

Besucher begeisterte. „Dieser Erfolg der ersten Lippstädter Krebs-<br />

Tage stimmt uns für zukünftige Veranstaltungen dieser Art optimistisch“,<br />

freute sich Jochen Brink über die erfolgreiche Premiere.<br />

In zwei Jahren will man mit den zweiten Lippstädter Krebs-Tagen<br />

wieder umfassend über Entwicklungen und Tendenzen informieren.<br />

Mehr als 600 Besucher erhielten am Patiententag umfangreiche Informationen rund um das Thema Krebs.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 23


VALEO-Nachrichten<br />

OP mit „Schlüsselloch“-Technik setzt sich immer mehr durch<br />

Neue Bauchstation im EVK Hamm<br />

Hamm • Die Diagnose „Darmkrebs“ ist für viele Patienten zunächst<br />

niederschmetternd und verbreitet eher Angstgefühle als<br />

die Hoffnung auf schnelle Hilfe und Genesung. Doch die Fortschritte<br />

in der modernen Medizin ermöglichen heute mit einer<br />

hohen Rate eine Heilung von Darmkrebs-Patienten. Dreh- und<br />

Angelpunkt der Behandlung ist die Operation, ohne die eine<br />

Heilung nicht möglich ist. Je nach Ort und Ausdehnung des Tumors<br />

kann eine Behandlung mit Medikamenten oder Bestrahlung<br />

vor der Operation sinnvoll sein.<br />

Darmspülung nur in Ausnahmefällen<br />

Bei der operativen Technik hat gerade in den letzten zehn Jahren ein<br />

revolutionärer Wandel eingesetzt. Alle Änderungen zielen darauf hin,<br />

dem Patienten rasch eine Rückkehr zu den gewohnten Tätigkeiten<br />

und dem Darm eine rasche Wiederaufnahme der normalen Funktion<br />

zu ermöglichen. So ist die gefürchtete Darmspülung mit mehreren Litern<br />

einer Reinigungsflüssigkeit vor der Operation nur noch in Ausnahmefällen<br />

erforderlich.<br />

Die Operation selbst kann in vielen Fällen durch die so genannte<br />

„Schlüsselloch-Technik“, das heißt minimal-invasiv unter Verzicht auf<br />

große Bauchschnitte erfolgen. Moderne Kamerasysteme mit HDTV-<br />

Technik ermöglichen heute die Erkennung auch feinster Strukturen<br />

während der Operation, so dass bei der Anwendung dieser Operationstechnik<br />

keine Abstriche in Radikalität und Patientensicherheit<br />

mehr gemacht werden müssen. Die Schmerzbehandlung während<br />

und nach der Operation erfolgt durch einen Periduralkatheter, der<br />

eine weitgehende Schmerzfreiheit garantiert.<br />

Schon früh wieder normale Kost<br />

Durch diese Maßnahmen kommt es zu einer raschen Wiederaufnahme<br />

der geordneten Darmtätigkeit. Daher ist auch die normale Kostaufnahme<br />

am ersten oder zweiten Tag nach der Operation häufig<br />

wieder möglich. Die Anlage eines künstlichen Darmausganges ist zu<br />

einer absoluten Seltenheit geworden. In den meisten Fällen kann er<br />

nach Genesung des Patienten auch wieder zurückverlegt werden.<br />

In Einzelfällen rundet eine „milde“ Chemotherapie nach gelungener<br />

Operation das Behandlungskonzept ab und verringert das Risiko, im<br />

Laufe des weiteren Lebens erneut an diesem Tumorleiden zu erkranken.<br />

Durch die genannten Maßnahmen gelingt es der modernen Chirurgie,<br />

optimale Ergebnisse mit höchstem Patientenkomfort und maximaler<br />

Patientensicherheit zu verbinden.<br />

Interdisziplinärer Ärztepakt für den Bauch<br />

Mit einem neuen interdisziplinären Ansatz hat das EVK Hamm die Versorgung<br />

von Patienten mit unklaren Beschwerden im Bereich der inneren<br />

Organe deutlich verbessert. Auf der so genannten Bauchstation<br />

werden Patienten sowohl von Internisten als auch von Chirurgen<br />

Volle Konzentration während der „Schlüsselloch“-OP im EVK<br />

(v. l.): Chefarzt Prof. Dr. Christian Peiper, Oberarzt Dr. Christian<br />

Kühne und OP-Pfleger Sinischa Wagner.<br />

des Hauses betreut. Geleitet wird die neue Bauchstation, die Anfang<br />

Dezember 2007 den Betrieb aufnahm und über neun Betten verfügt,<br />

gemeinsam von den Chefärzten Prof. Dr. Christian Peiper (Chirurgie)<br />

und Dr. Ulrich Kandzi (Innere Medizin). Sie machen morgens die Visite<br />

gemeinsam bei den Patienten der Bauchstation und entwickeln zusammen<br />

die weiteren Behandlungsmaßnahmen. Wie zum Beispiel bei<br />

Axel H., der mit einer großen Cyste an der Bauchspeicheldrüse ins EVK<br />

kam. „Unter besonderen Umständen kann diese Erkrankung endoskopisch<br />

behandelt werden“, berichtet Prof. Dr. Peiper über die Möglichkeiten<br />

bei dieser Diagnose. „Gemeinsam mit Dr. Kandzi haben wir<br />

uns nach umfangreichen Untersuchungen für den chirurgischen Eingriff<br />

entschieden“, erklärt er das Vorgehen in diesem Fall. Spezialisten<br />

aus den anderen Abteilungen wie Onkologie, Schmerztherapie,<br />

Physio- oder Strahlentherapie stehen unterstützend zur Verfügung.<br />

Der direkte Zugriff auf technische Diagnosehilfen – zum Beispiel Ultraschall,<br />

Endoskopie, Laparoskopie, Kernspin-Tomographie (MRT) –<br />

beschleunigt die Stellung der korrekten Diagnose.<br />

Schnelle Diagnose – kurzer Aufenthalt<br />

Alle Patienten, die nicht sofort dem einen oder anderen klinischen<br />

Fachbereich zugeordnet werden können, sind auf der Bauchstation<br />

gut aufgehoben. „Die Hausärzte müssen sich bei unklarer Diagnose<br />

keine Gedanken mehr machen, ob eine Einweisung in die Interne<br />

oder Chirurgische Klinik erfolgen muss“, weist Dr. Kandzi auf einen zusätzlichen<br />

Effekt für die niedergelassenen Ärzte hin. „Die Bauchstation<br />

– das zeigen unsere bisherigen Erfahrungen – beschleunigt die<br />

Diagnosestellung, vermeidet unnötige hausinterne Verlegungen und<br />

verkürzt den stationären Aufenthalt“, resümiert Peiper die Startphase.<br />

Allerdings dürfe man auch keine Wunder erwarten: „Schwierige<br />

Fälle, wie wir sie hier überwiegend haben, bleiben schwierige Fälle,<br />

die Verantwortung für die schwerkranken Patienten wird jetzt allerdings<br />

gemeinsam getragen“, meint Dr. Kandzi.<br />

24 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

EvKB-Säuglinge schlafen sicher<br />

Sponsoren spenden Sicherheit<br />

Bielefeld (rio). Das Perinatalzentrum Bethel hat sein Sicherheitskonzept<br />

erweitert. Rund ein Jahr lang erhalten Neugeborene<br />

in den beiden Frauenkliniken des Ev. Krankenhauses Bielefeld<br />

(EvKB) einen hochwertigen Babyschlafsack als Geburtsgeschenk.<br />

Möglich wurde die Aktion „Sicherer Schlaf“ durch<br />

die Unterstützung der Firma Sterntaler – alles für Baby und<br />

Kleinkind – und der Elternzeitschrift Baby&Co.<br />

Privatdozent Dr. Andreas Luttkus, Chefarzt der Frauenklinik Bethel, ist<br />

zuständig für die Sicherheit von Mutter und Kind während Schwangerschaft<br />

und Geburt. Mit der Aktion „Sicherer Schlaf“ will er das Engagement<br />

der Klinik hinein in die Kinderstuben erweitern. Seit Jahren<br />

belegen Studien, dass die Verwendung eines Schlafsackes statt des<br />

klassischen Federbettes das Risiko eines plötzlichen Kindstodes minimiert.<br />

Ein Hauptrisiko für den plötzlichen Kindstod ist die Bauchlage und das<br />

Schlafen im Federbett. Susanne Behr, Präventionsberaterin im Kinderzentrum<br />

Bethel, hatte den Anstoß dazu gegeben, Babyschlafsäcke im<br />

klinischen Alltag zu nutzen, um mit gutem Beispiel voranzugehen.<br />

Mit dem Babyschlafsack als Geschenk können Eltern im EvKB jetzt<br />

ein Stück Sicherheit mit nach Hause nehmen. Susanne Behr sieht darin<br />

auch einen pädagogischen Effekt, denn „wer ihn erst einmal nutzt,<br />

wird wahrscheinlich einen neuen kaufen, wenn das Kind aus dem ersten<br />

herauswächst.“<br />

„Die Firma Sterntaler investiert viel Zeit in die Entwicklung ihrer Schlafsäcke“,<br />

sagt Geschäftsführer Thomas Koch. Um seine Spende will der<br />

Chef des hessischen Familienunternehmens nicht viel Aufsehen machen.<br />

„Ich bin Bethel sehr verbunden. Außerdem geht es Sterntaler<br />

Machen Babyschlaf sicher (v. l.): Doreen Grützemann (Verlag<br />

Family Media), Dr. Peter Kollertz (ltd. Oberarzt Frauenklinik in<br />

Bethel), Dr. Elfi Liman (Chefärztin der Frauenklinik im Johannisstift),<br />

Prof. Dr. Johannes Otte (Chefarzt Kinderklinik Bethel),<br />

gesche Fuhrmann mit Tochter Nelly, die den ersten Schlafsack<br />

erhielt, Petra Warnath-Reck (Wöchnerinnenstation Gilead 1) und<br />

Thomas Koch (Geschäftsführer Sterntaler).<br />

Sicher im Schlafsack.<br />

gut, und dann sollte man auch etwas davon weitergeben.“ Die Schlafsäcke<br />

im Wert von 40 Euro haben ein Futter aus Baumwolljersey und<br />

sind nach dem Öko Tex-Standard geprüft.<br />

Auch Marko Petersen, Verlagsleiter der Elternzeitschrift „Baby&Co“,<br />

sagte der Initiative des EvKB spontan seine Unterstützung zu.<br />

„Baby&Co“ begleitet junge Familien von der Zeit der Schwangerschaft<br />

bis in die ersten Lebensjahre des Kindes. Gemeinsam mit dem Babyschlafsack<br />

werden junge Mütter jetzt jeweils ein Exemplar der Elternzeitschrift<br />

erhalten.<br />

„So ein Schlafsack ist berechenbare Sicherheit“, betont Luttkus. In den<br />

beiden Geburtskliniken des EvKB in Bethel und im Johannesstift wurden<br />

im vergangenen Jahr über 2.000 Kinder geboren. Auf eine solche<br />

Geburtenzahl kommen in Bielefeld rund 1,5 Fälle von plötzlichem<br />

Kindstod. Eine bundesweite Studie der Uni Münster hat gezeigt, dass<br />

das Risiko auf ein Achtel sinkt, wenn Eltern die wichtigsten Präventionsratschläge<br />

befolgen. Zentraler Bestandteil der Vorbeugung ist das<br />

Schlafen in einem Schlafsack. „Statistisch gesehen retten wir nächstes<br />

Jahr also ein weiteres Kind”, freut sich Luttkus.<br />

Die Werbewirksamkeit der Maßnahme ist dabei ein erfreulicher Nebeneffekt,<br />

den die Verantwortlichen im EvKB gerne mitnehmen. Nach<br />

zwischenzeitlichem Geburtenrückgang haben sich die beiden Geburtskliniken<br />

im vergangenen Jahr deutlich erholt und liegen in der<br />

Bielefelder Geburtenstatistik wieder vorne. Diesen Platz will das Haus<br />

durch verschiedene Maßnahmen behaupten und ausbauen. Insbesondere<br />

für das Perinatalzentrum Bethel ist die Maßnahme imagebildend,<br />

weil sie das Konzept der „sicheren Geburt“ nahtlos fortsetzt.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 25


VALEO-Nachrichten<br />

Sanierung im EvKB<br />

Leistungsausweitung und Sachkosten im Fokus<br />

Bielefeld (rio). In drei Jahren soll das Ev. Krankenhaus Bielefeld<br />

wieder Gewinne abwerfen. Mit diesem Ziel hat der Aufsichtsrat<br />

im September vergangenen Jahres Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck<br />

eingestellt. Auf dem Neujahrsempfang im Februar erläuterte<br />

der neue Geschäftsführer den aktuellen Stand der Sanierung.<br />

Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck: Sanierung durch Wachstum.<br />

Im Frühjahr 2007 war das EvKB in die Schlagzeilen geraten. Das fusionierte<br />

Haus wies ein Millionendefizit auf, die Aussichten für 2007 erschienen<br />

noch trüber. Auf dem diesjährigen Neujahrsempfang fand<br />

Geschäftsführer Meyer zu Lösebeck deutliche Worte für die Situation<br />

und machte klar, dass es zu dem eingeschlagenen Sanierungskurs<br />

keine Alternative gebe. Trotz schlechter Ergebnisse hatte er aber<br />

auch positive Botschaften.<br />

„Die Bevölkerung nimmt unser Krankenhaus an!“, sagte Meyer zu Lösebeck<br />

mit Blick auf die Leistungsbilanz 2007. Ein Teil seines Konzeptes<br />

basiert auf der Kurzformel „Sanierung durch Wachstum“. Lange<br />

Wartezeiten durch mangelnde OP- und Intensivkapazitäten und organisatorische<br />

Defizite sollen bald der Vergangenheit angehören.<br />

Im ersten Schritt zieht die Gefäßchirurgie im Mai von Gilead I in das<br />

Johannesstift, wo die OP- und Betten-Situation entspannter ist. Die<br />

OP-Organisation und die bauliche Erweiterung des Gilead-OP werden<br />

die nächsten Planungsschritte sein.<br />

Anfang 2009 ist das Perinatalzentrum neu aufgestellt<br />

Nach dem Auszug der Gefäßchirurgie werden die Umbauarbeiten<br />

für die Neugeborenen-Intensivstation in Gilead I beginnen. Die Kinderklinik<br />

liegt zur Zeit noch in einem separaten Gebäude rund 300<br />

Meter entfernt vom Haupthaus. Durch die räumliche Trennung von<br />

Geburtsklinik und Neonatologie gerät der Status als Perinatalzentrum<br />

Level I in Gefahr. Im ersten Quartal 2009 soll die Wand-an-<br />

Wand-Lösung stehen, die dem Perinatalzentrum langfristig die Erlöse<br />

sichern wird.<br />

2,8 Millionen Euro bei den Sachkosten einsparen<br />

Den Effekt durch Mehrerlöse will Meyer zu Lösebeck durch die Einsparung<br />

von Sachkosten weiter verstärken. Hier sieht er ein Potenzial<br />

von 2,8 Millionen Euro in diesem und 3,9 Millionen im kommenden<br />

Jahr. Großen Anteil daran hat die Mitgliedschaft von <strong>Valeo</strong> im<br />

Einkaufsverbund Prospitalia seit Anfang <strong>2008</strong>. Durch Bündelung<br />

von Aufträgen und Homogenisierung der Produktpalette sind erhebliche<br />

Einsparungen beim Medizinischen Sachbedarf möglich.<br />

Soforteffekte brachte die Gründung der EvKB Service GmbH zum<br />

1. Januar gemeinsam mit der Firma RWS – Gesellschaft für Reinigung,<br />

Wartung und Service. RWS war bereits in einigen Bereichen<br />

des EvKB mit der Reinigung beauftragt und überführte nun alle 70<br />

Mitarbeiterinnen, die hier tätig waren, in die neue GmbH. Die Service-GmbH<br />

wird dem Krankenhaus künftig Rechnungen ohne die<br />

gesetzlich vorgeschriebene Mehrwertsteuer stellen, weil es selbst<br />

Mehrheitsgesellschafter ist. Dadurch ergeben sich sofort 19 Prozent<br />

Einsparung.<br />

Volles Haus beim EvKB-Neujahrsempfang im Assapheum.<br />

Kein Verkauf, aber nur eine einzige Chance zur Sanierung<br />

Rückendeckung erhielt der neue Geschäftsführer im Rahmen des<br />

Neujahrsempfangs durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas<br />

Oelkers. Gerüchten, das Krankenhaus solle verkauft werden, trat er<br />

entschieden entgegen. „Dies ist in den bisherigen Diskussionen zu<br />

keiner Zeit auch nur ansatzweise ein Thema gewesen.“ Lautstark applaudierend<br />

nahmen die Mitarbeiter diese Botschaft zur Kenntnis.<br />

Doch auch Oelkers verteilte keine Freibriefe: „Wir bekommen nicht<br />

fünf Chancen, sondern nur diese eine. Die Sanierung muss gelingen.“<br />

26 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Das „Perfekte Dinner“<br />

Angelika Härdrich wurde zur Fernsehköchin<br />

Bielefeld (sag). Im OP des Ev. Krankenhauses Bielefeld (EvKB)<br />

kann Angelika Härdrich ihre perfekten Gastgeber-Qualitäten<br />

nicht zum Besten geben. Trotzdem sind sie filmreif: Als eine<br />

von fünf Bielefelder Kandidaten legte die Fachkrankenschwester<br />

für Anästhesie im Fernsehen ein nahezu „Perfektes Dinner“<br />

hin.<br />

Ende Februar war es soweit: Der Fernsehsender VOX zeigte in seiner<br />

populären Koch-Serie „Das Perfekte Dinner“ fünf Tage lang die Kochkünste<br />

von fünf Bielefeldern. Gemeinsam mit drei männlichen Teilnehmern<br />

und einer weiblichen Kandidatin bewies Angelika Härdrich<br />

ihr Können am Herd. Die Dreharbeiten fanden im Januar statt. Ausgewählt<br />

wurde sie unter 15 Bewerberinnen und Bewerbern. „Der Anruf<br />

kam völlig überraschend“, berichtet Härdrich, die seit zwölf Jahren<br />

als Fachkrankenschwester im OP der Klinik für Anästhesie am Ev.<br />

Krankenhaus Bielefeld (EvKB) arbeitet. „Ich hätte nie gedacht, dass<br />

ich eine Chance habe.“<br />

Der (Un)Perfekte Termin<br />

Von montags bis freitags lädt jeweils ein Kandidat seine Mitstreiter<br />

zu sich nach Hause ein und bereitet ein mehr oder weniger perfektes<br />

Dinner zu. Angelika Härdrich war die erste Kandidatin: „Das war<br />

nicht der beste Termin“, weiß sie jetzt. „Völlig Fremde kommen zum<br />

Essen. Man kennt weder die Gesichter noch die Vorlieben der anderen<br />

und plant völlig ins Blaue hinein.“ Asiatisch in drei Gängen wurde<br />

im Hause Härdrich gekocht. „Das Menü habe ich gemeinsam mit<br />

der Redaktion abgesprochen“, berichtet die 42-Jährige. Ganz frei sei<br />

sie in ihrer Auswahl nicht gewesen, weil der Sender nicht nur die<br />

Gastgeberqualitäten zeigen wolle, sondern auch das ein oder andere<br />

neue Rezept. „Hätte ich frei entscheiden können, dann wäre mein<br />

Menü nicht so einseitig ausgefallen“, sagt die Mutter zweier Söhne.<br />

Und prompt lag sie auch bei einer Mitstreiterin daneben: „Leider<br />

mochte sie kein Essen aus Fernost. Das gab natürlich Punkteabzug.“<br />

Der Perfekte OP<br />

Ihr Dinnerabend verlief für Angelika Härdrich ohne Katastrophen,<br />

abgesehen von einem verschütteten Glas Rotwein auf dem weißen<br />

Teppich im Wohnzimmer. „Es war aufregend und anstrengend<br />

zugleich“, blickt die Kandidatin zurück. „Ich kam mir am nächsten<br />

Tag vor, als hätte ich von sieben Uhr morgens bis elf Uhr abends im<br />

OP gestanden.“ Die vier anderen Tage waren weniger anstrengend,<br />

aber ebenso aufregend. An jedem Nachmittag musste die nicht kochende<br />

Tagesfraktion spekulieren, welche Genüsse ihr Mitstreiter<br />

am Abend offenbaren würde. Ein Interview gab Angelika Härdrich<br />

an ihrem Arbeitsplatz im Johannesstift – eine Neuheit für die Crew:<br />

„Für mich ist der OP Alltag, für das Drehteam war´s ein Abenteuer“,<br />

Angelika Hädrich zeigte auf VOX ihr Können am Herd.<br />

sagt Härdrich. Die Eindrücke im Johannesstift wirkten nachhaltig:<br />

„Am nächsten Tag bei meinem Interview in einem Bielefelder Café<br />

wurde ich direkt wieder mit Haube und Mundschutz empfangen“,<br />

berichtet die Fachkrankenschwester amüsiert.<br />

Die Perfekte Woche<br />

Im Rückblick schaut Angelika Härdrich auf eine spannende und erfüllte<br />

Woche zurück: „Ich habe tolle Menschen kennen gelernt. Konkurrenzdenken<br />

hatte ich von Anfang an nicht.“ Das Mitmachen sei<br />

ihr wichtig gewesen, nicht der Gewinn. „Trotzdem war ich zuerst etwas<br />

enttäuscht, als ich am letzten Abend von meinem letzten Platz<br />

erfahren habe“, gibt sie freimütig zu. Teilnehmen würde sie aber jederzeit<br />

wieder. „Mit dem Wissen von heute allerdings nicht als erste<br />

Kandidatin und mit einem weniger speziellen Menü.“ Ihre Mitstreiter<br />

trösteten sie am Ende: „Hätten wir dich vorher gekannt, dann<br />

wäre die Bewertung viel besser ausgefallen.“<br />

Der Perfekte Fernsehabend<br />

Ihr Debüt als Fernsehköchin schaute sich Angelika Härdrich im Kreise<br />

ihrer Familie gemeinsam mit Freunden an – bei einem guten Essen.<br />

Klar, dass die Hauptdarstellerin des Abends persönlich kochte.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 27


VALEO-Nachrichten<br />

Neue Münsteraner Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Partner des EVK Münster im Gesundheitszentrum<br />

Münster (tmv) • In das Gesundheitszentrum im Kreuzviertel ist<br />

im Januar <strong>2008</strong> die Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie<br />

der Mediziner Ralf Kuphal und Dr.Markus Diedrich<br />

eingezogen. Damit ist ein weiterer Baustein für den Aufbau<br />

eines komplexen Behandlungsspektrums im Umfeld des Zentrums<br />

für Altersmedizin im EVK Münster synergetisch eingepasst<br />

worden.<br />

Das Leistungsspektrum der Praxis ergänzt die vorhandenen Disziplinen<br />

des Krankenhaus in idealer Weise. „Auch für uns ist diese Nähe<br />

zum Krankenhaus mit der Möglichkeit der engen Zusammenarbeit<br />

sehr interessant“, nennt Ralf Kuphal einen der Hauptgründe für die<br />

Einrichtung der Praxis im neuen Gesundheitszentrum an der Wichernstraße.<br />

Praxis ist sehr willkommen<br />

Von Seiten des Krankenhauses ist die Praxis sehr willkommen, denn<br />

die Sicht und die Meinung der Neurologen ist bei vielen klinischen<br />

Problemstellungen gefragt. „Wir sind eines der letzten medizinischen<br />

Fächer, die den ganzen Körper des Patienten in Augenschein nehmen<br />

und für eine Diagnose eine möglichst umfassende Analyse aller<br />

Funktionen und Funktionsstörungen heranziehen“, erklärt Kuphal<br />

den besonderen Ansatz seine Fachdisziplin. „Und die sicher erkannten<br />

organischen Erkrankungen lassen oft auch Rückschlüsse auf psychische<br />

Beeinträchtigungen zu“, erklärt Dr. Markus Diedrich die Verbindung<br />

zwischen den Fachdisziplinen, in denen beide Praxismediziner<br />

jeweils eine fachärztliche Qualifikation und Anerkennung erworben<br />

haben. Das besondere Interesse der Praxis gilt demnach auch der<br />

Entstehung psychischer Erkrankungen durch neurobiologische Veränderungen<br />

bzw. Defekte.<br />

Alle Fachbereiche werden einbezogen<br />

Die Kooperation mit dem Johannisstift wird alle Fachbereiche umfassen.<br />

Im Rahmen einer konsiliarischen Tätigkeit kommen die Praxisärzte<br />

an die Betten im Krankenhaus. Umgekehrt ist die Praxis baulich so<br />

ausgelegt, dass Patienten zu Untersuchungen auch im Krankenhausbett<br />

in die Räumlichkeiten des Gesundheitszentrums gefahren werden<br />

können. „Die häufigsten Indikationen zur Hinzuziehung der Praxiskompetenz<br />

werden Nervenverletzungen in der Folge von Unfällen<br />

oder Brüchen, Gehirnerschütterungen, Epilepsieverdacht, unklare<br />

Bewusstseinsveränderungen, Schädel-/Hirntraumata oder Schwindelsymptome<br />

sein“, nennt Ralf Kuphal die Ansätze zur praktischen<br />

Zusammenarbeit mit den EVK-Abteilungen. Im Bereich der Gefäßdiagnostik<br />

könnte die Praxis die Gestaltung des neurologisch-perioperativen<br />

Managements übernehmen. Ein besonderer Schwerpunkt der<br />

Praxismediziner war und ist die Diagnose und Betreuung von Parkinson-Patienten.<br />

Bei der video-gestützten Parkinsonbehandlung mit<br />

Fernabfrage der aufgenommenen Bilder über das Internet und anschließenden<br />

Medikamenten-Empfehlungen gehörten Kuphal und<br />

Diedrich bundesweit zu den Pionieren.<br />

Das Praxisteam (v. l.): Ralf Kuphal, Dr. Markus Diedrich, Alwine Reimer und Nicole Stetskamp.<br />

28 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Im Blick – Gerontopsychiatrie im Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau<br />

Demenz interdisziplinär behandeln<br />

Gronau • Ältere Patienten, die unter psychischen Erkrankungen<br />

leiden, müssen oft gleichzeitig geriatrisch bzw. internistisch behandelt<br />

werden; beides steht miteinander in Wechselwirkung.<br />

Die Gerontopsychiatrie im Lukas-Krankenhaus hat sich zur Aufgabe<br />

gemacht, die Behandlung interdisziplinär und dadurch effektiver<br />

zu gestalten. Wir sprachen darüber mit dem Oberarzt<br />

der Geriatrie, Stefan Rittmeyer, sowie mit Oberarzt Dr. Gerd Greiving<br />

von der Psychiatrie.<br />

Wie erklären Sie einem Laien den Begriff Gerontopsychiatrie?<br />

Stefan Rittmeyer: Eigentlich ist Gerontopsychiatrie ein Teilgebiet der<br />

Psychiatrie. Wir im Lukas-Krankenhaus fassen unter gerontopsychiatrischen<br />

Patienten alle älteren Patienten zusammen, die sowohl unter<br />

psychiatrischen Erkrankungen leiden, als auch viele internistische<br />

Erkrankungen oder geriatrische Syndrome aufweisen und deshalb<br />

von den beiden Fachabteilungen – der Geriatrie und Psychiatrie − gemeinsam<br />

betreut werden.<br />

Welchen Schwerpunkt setzen Sie bei der Arbeit?<br />

Stefan Rittmeyer: Die Schwerpunktdiagnose der Gerontopsychiatrie<br />

ist sicherlich die Demenz. Aber auch Depressionen oder Mischbilder<br />

aus beiden Erkrankungen gehören zu den häufigen Krankheitsbildern<br />

bei unseren Patienten.<br />

Gerd Greiving: Entscheidend bei der Diagnostik ist, dass psychiatrische<br />

Behandlungsbilder sowohl geriatrische Ursachen haben können<br />

als auch umgekehrt, weshalb wir auch die Diagnostik und Behandlung<br />

beider Fachgruppen jeweils hinzuschalten.<br />

Stefan Rittmeyer: Dazu muss ich anmerken, dass das Zusammenspiel<br />

aus Diagnostik und Therapie beider Fachabteilungen bei mehrfach<br />

erkrankten Patienten im Rahmen einer bloßen Konsiltätigkeit nicht<br />

ausreichend ist, sondern hierbei neue Strukturen erforderlich sind.<br />

Wie sehen diese Strukturen aus?<br />

Gerd Greiving: Bei der Aufnahme werden die Patienten durch die<br />

Fachärzte der jeweiligen Abteilung beurteilt, und diese beschließen<br />

dann, ob ein Patient von beiden Abteilungen betreut wird. Ferner entscheiden<br />

sie, ob der Schwerpunkt eher geriatrisch oder psychiatrisch<br />

ist. Von Anfang an werden die Patienten jedenfalls von beiden Ärzten<br />

begleitet.<br />

Gibt es bei Ihrer Zusammenarbeit ein besonderes Instrumentarium,<br />

das Ihnen hilft, diese Leistungen zu erbringen?<br />

Stefan Rittmeyer: Wir haben in einer intensiven Vorbereitungszeit einen<br />

Behandlungspfad entwickelt, in dem wir versuchen, die Patienten<br />

von Anfang an nach bestimmten Standards und nach festgeleg-<br />

Oberarzt Stefan Rittmeyer (l.) und Dr. Gerd Greiving.<br />

ten Vorgehensweisen zu diagnostizieren. Das ist gerade bei diesen<br />

komplexen Krankheitsbildern besonders wichtig, um wirklich alle Aspekte<br />

der Erkrankung zu beleuchten.<br />

Ergänzen Sie sich oder kommt es schon mal zu unterschiedlichen Behandlungserkenntnissen?<br />

Stefan Rittmeyer: Beides, die interdisziplinären Visiten zeigen ganz<br />

oft unterschiedliche Sichtweisen auf Krankheitsbilder, Patienten, diagnostische<br />

und therapeutische Prozesse. Wichtig ist hier eine Konsensfindung<br />

und die Dokumentation dieses Konsenses. Die Erfahrung<br />

jedoch hat gezeigt, dass wir uns durch die Diskussion und den<br />

Wissenstransfer gegenseitig befruchten und weiterbringen. Zurzeit<br />

basiert der Austausch noch auf der ärztlichen Ebene, wir wollen aber<br />

auch die pflegerischen und therapeutischen Mitarbeiter des Lukas-<br />

Krankenhauses verstärkt einbinden.<br />

Gerd Greiving: Die Pflegenden beider Fachgruppen profitieren durch<br />

die Zusammenarbeit, weil sie neue Behandlungsmöglichkeiten und<br />

Formen des Umgangs mit Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern<br />

kennen lernen, was vor allem auch den Patienten zugute<br />

kommt.<br />

Welche Entwicklung sehen Sie für die Gerontopsychiatrie?<br />

Stefan Rittmeyer: Man nimmt an, dass sich die Zahl von derzeit einer<br />

Million Demenzkranker durch das immer höhere Alter der Menschen<br />

in Deutschland in einem Zeitraum von höchstens zehn Jahren<br />

verdoppeln wird. Die Zunahme an Demenzkranken ist also nicht nur<br />

eine enorme gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Belastung,<br />

weil immer weniger junge Menschen ihre Versorgung übernehmen<br />

können, sondern auch eine große Aufgabe für das Gesundheitssystem.<br />

Wichtig ist es, andere Strukturen zu schaffen und neu zu denken.<br />

Netzwerkarbeit ist dabei ganz entscheidend. Wir müssen versuchen,<br />

unser Krankenhaus nicht nur für sich zu betrachten, sondern uns mit<br />

unseren Ideen, Projekten und Plänen in bestehende Netzwerke einzubringen.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 29


VALEO-Nachrichten<br />

Beitrag zum Klimaschutz: St. Johannisstift Paderborn nutzt innovative Heiztechnik<br />

Wärme aus Holzpellets mit Funkhaussteuerung<br />

Der „Maulwurf“ wühlt sich durch die Pellets und versorgt den Brenner kontinuierlich mit Brennstoff.<br />

Paderborn • Schon lange warnen Klimaforscher davor, dass<br />

Treibhausgase das Klima enorm verändern. In Zeiten des Klimawandels<br />

ist es deshalb immer wichtiger, umweltfreundliche<br />

Lösungen zur Energiegewinnung zu nutzen.<br />

Das Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St. Johannisstift<br />

Paderborn hat für sich eine Alternative zur Wärmegewinnung<br />

mit Gas gefunden: Geheizt wird nun mit Holzpellets – eine CO2-neutrale<br />

und preisgünstige Lösung.<br />

„Mit der neuen Anlage reduzieren wir unseren CO2-Ausstoß um rund<br />

45 Tonnen im Jahr“, erklärt Jürgen Grosser, Leiter des Bildungszentrums,<br />

die Vorzüge der neuen Heizanlage. „Als diakonisches Unternehmen<br />

ist uns auch der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt<br />

wichtig. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir mit der neuen Heizung<br />

einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.“<br />

Die Heizanlage stammt von der Firma Stemberg Solar- und Gebäudetechnik<br />

in Lage, die neben der Pelletstechnik auch Solartechnik, Photovoltaik,<br />

Brennwerttechnik für Gas und Öl und Techniken zur Regenwassernutzung<br />

bietet.<br />

„Pelletheizanlagen sind weitgehend CO2-neutral“, erklärt Thomas<br />

Skowronski, technischer Leiter des St. Johannisstift Paderborn, die<br />

umweltschonende Technik. „Die Menge an CO2, die bei der Verbrennung<br />

freigesetzt wird, entspricht genau der Menge CO2, die beim<br />

Wachstum des Holzes in dieses eingebunden wurde. Beim Verrotten<br />

des Holzes würde CO2 in gleicher Menge wie bei der Verbrennung<br />

freigesetzt.“<br />

Ein „Maulwurf“ versorgt den Brenner mit Pellets<br />

90 Prozent der benötigten Heizleistung im Bildungszentrum werden<br />

mit einem vollautomatischen 30 kW-Heizpellets-Kessel bereitgestellt.<br />

„Während der kalten Jahreszeit unterstützt zusätzlich bei Bedarf ein<br />

modularer Gasbrennwertkessel die Pelletanlage“, beschreibt Andreas<br />

Stemberg, Chef der Firma Stemberg Solar- und Gebäudetechnik, die<br />

Funktionen der Heizanlage. „Die kontinuierliche Zufuhr der Pellets<br />

wird durch den sogenannten ‚Maulwurf’ gewährleistet, der die Pellets<br />

aus dem angrenzenden Lager ansaugt. In dem Lager ist die benötigte<br />

Jahresmenge von rund 30 Tonnen eingelagert. Durch den Einsatz<br />

von Hocheffizienzpumpen wird eine Stromeinsparung gegenüber<br />

der bisherigen Pumpe um rund 90 Prozent erzielt.“<br />

PC-Funkhaussteuerung im gesamten Gebäude<br />

Als weitere Maßnahme zur Energieeinsparung wird das Schulgebäude<br />

mit einer modernen Funkhaussteuerung direkt über einen PC ausgestattet.<br />

Zu diesem Zweck werden die vorhandenen Thermostatköpfe<br />

an den Heizkörpern einfach durch Funk-Stellantriebe ersetzt.<br />

Der Antrieb erfolgt per Funk vom Raumregler bzw. der Zentrale (FHZ<br />

1000). Das Verlegen von Kabeln oder ein Netzanschluss sind somit<br />

nicht erforderlich. Ergänzt wird das System durch so genannte Fenstermelder.<br />

Wird ein Fenster geöffnet, sinkt, per Funk gesteuert, die<br />

zuvor eingestellte Raumtemperatur ab.<br />

Überwacht und gesteuert wird die Gebäudeheizung mittels einer<br />

grafisch und intuitiv programmierbaren, intranetfähigen Software.<br />

Der Wärmebedarf lässt sich somit für jeden Raum individuell programmieren.<br />

Während z. B. die Unterrichtsräume um 15.00 Uhr in den<br />

Absenkbetrieb übergehen, bleiben die Büros der Mitarbeiter weiterhin<br />

im Normalbetrieb. Selbstverständlich kann mit der Funkhaussteuerung<br />

auch die Heizungsanlage überwacht werden. Ein Alarm oder<br />

eine Störung sind sofort erkennbar.<br />

Das Bildungszentrum St. Johannisstift will sich auch zukünftig für den<br />

Umweltschutz engagieren. Für das laufende Jahr sind schon weitere<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung geplant, beispielsweise in Form<br />

einer Fassadendämmung.<br />

Eine Besichtigung der Heizungsanlage ist nach vorheriger Anmeldung<br />

im Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St. Johannisstift,<br />

Neuhäuser Str. 24–26, 33102 Paderborn möglich. Infos<br />

und Terminvereinbarung unter 0 52 51/4 01-3 41.<br />

30 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Helmut Folke ist oft unterwegs – am liebsten auf dem Fahrrad<br />

Johanneswerker bewegt seine Patienten<br />

Oerlinghausen • Schon seine erste große Radtour führte ihn<br />

nach Ostwestfalen. Da war Helmut Folke gerade 14 Jahre alt und<br />

radelte mit seinem Neffen in drei Tagen 333 Kilometer von seiner<br />

Heimatstadt Bochum nach Paderborn – „mit einem Torpedo-<br />

Dreigang-Fahrrad“, erzählt er lächelnd.<br />

Die damals geweckte Leidenschaft für den Drahtesel brennt bis heute:<br />

Der 52-Jährige tritt nicht nur in seiner Freizeit so oft wie möglich in<br />

die Pedale, sondern ist auch Kreisvorsitzender des Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrrad-Clubs (ADFC) Herford und Landessprecher des ADFC-<br />

Verbands in NRW. Und auch beruflich ist Stillstand für Helmut Folke<br />

ein Fremdwort: Als Ergotherapeut in der Hellweg-Klinik in Oerlinghausen<br />

begleitet er seit vier Jahren aktiv seine Patienten.<br />

auch bei seiner jetzigen Tätigkeit in der Hellweg-Klinik für suchtkranke<br />

Männer spielen Fahrräder eine Rolle: Zum Arbeitstherapiebereich,<br />

dem Folke sich als einem von drei Bereichen widmet, gehört eine<br />

Schlosserei mit angegliederter Fahrradwerkstatt. Hier führt er die Patienten<br />

an einen beruflichen Alltag heran und baut zum Beispiel Lastenfahrräder<br />

mit ihnen, die beim Umzug helfen können. Je nach Indikation<br />

werden verschiedene Grundarbeitsfähigkeiten gefördert wie<br />

zum Beispiel Ausdauer, Konzentration oder Planungsvermögen.<br />

Durch Laufen die Selbstwahrnehmung schärfen<br />

„Eine Fahrradtour stellt für die meisten Patienten eine zu große Hürde<br />

dar“, bedauert Folke. Gute Erfahrungen hat er jedoch mit der Laufgruppe<br />

gemacht, um die er sich im Rahmen der Arbeitstherapie kümmert.<br />

Durch das Laufen können die Patienten ihre Selbstwahrnehmung<br />

schärfen und in sich hineinhören. „Viele Patienten, die zuvor<br />

kein Hobby und keine Aufgabe hatten, entdecken so das Laufen für<br />

sich“, freut er sich.<br />

Neben dem Arbeitstherapiebereich Schlosserei ist Folke für die Patientenbücherei<br />

mit angegliederter Freizeitgestaltung und die Mentorenschaft<br />

zuständig. Die Mentorenschaft übernehmen Patienten,<br />

die die Klinik bereits gut kennen und Neuankömmlingen den Start<br />

erleichtern. Mit der Patientenbücherei und der Errichtung einer Freizeithalle<br />

mit Dart, Kicker, Billard und der Ausleihe von Sportgeräten<br />

und Gesellschaftsspielen möchten Folke und seinen Kollegen der<br />

Langeweile der Patienten entgegenwirken. Ob die Patienten laufen,<br />

Rad fahren oder einem anderen Hobby nachgehen – „Hauptsache, sie<br />

sind aktiv“, meint Helmut Folke.<br />

Helmut Folke ist Ergotherapeut in Oerlinghausen.<br />

Von der Schwerindustrie zur medizinischen Rehabilitation<br />

Wie die meisten interessanten Biographien verläuft auch die von Helmut<br />

Folke nicht schnurgerade: Bevor er seine Umschulung zum Ergotherapeuten<br />

begann, arbeitete er als Former und als Maschinenschlosser,<br />

zuletzt als Meister. „Ich habe aber schon früh festgestellt,<br />

dass ich gerne mit Menschen arbeite“, erinnert sich Folke. Als Maschinenbaumeister<br />

leitete er Langzeitarbeitslose an. „Viele hatten Suchtprobleme<br />

– genau wie meine heutigen Patienten“, erklärt er.<br />

Bei ihm indes ist keine nachlassende Aktivität erkennbar. Letzten<br />

Sommer erst ist er mit ADFC-Kollegen seine bislang längste Strecke<br />

geradelt: 650 Kilometer nach Prag. Und könnte nach acht Jahren im<br />

selben Beruf nicht bald wieder eine Veränderung anstehen? Helmut<br />

Folke schüttelt lachend den Kopf: „Ergotherapeut ist für mich der<br />

schönste Beruf, dabei bleibe ich.“<br />

Das Fahrradfahren hat Helmut Folke stets begleitet. Als er vor acht Jahren<br />

vom Ruhrgebiet nach Herford zog, gab es dort noch keine Ortsgruppe<br />

des ADFC, in den er 1994 eingetreten war. Der schwere Unfall<br />

einer Fahrradfahrerin ließ ihn aktiv werden: „Ich wollte mich dafür<br />

engagieren, Herford fahrradfreundlicher zu gestalten“. Also gründete<br />

er die Herforder ADFC-Gruppe. Die Frau eines Freundes aus dem<br />

ADFC wiederum brachte ihn auf das Berufsbild Ergotherapeut. Und<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 31


VALEO-Nachrichten<br />

<strong>Valeo</strong> im GESPRÄCH<br />

Psychiatrische Ambulanz im EvKB erweitert Angebot<br />

„Gesund und Fit“ trotz psychischer Erkrankung<br />

Bielefeld (sag). Das Programm „Gesund und Fit“ der Psychiatrischen<br />

Institutsambulanz (PIA) im Ev. Krankenhaus Bielefeld will<br />

Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung mehr Gesundheitsbewusstsein<br />

vermitteln.<br />

Als Pilotprojekt wurde „Gesund und Fit“ im letzten Jahr einmalig von<br />

„Aktion Mensch“ mit Fördergeldern in Höhe von 3.700 Euro bezuschusst.<br />

Jetzt wird das Gesundheitstraining zum festen Bestandteil<br />

des Behandlungsangebots in der Ambulanz der Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie in Bethel am Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB).<br />

Das Team um Dr. Steffi Koch-Stoecker, ärztliche Leiterin der PIA, zieht<br />

eine positive Bilanz aus dem letzten Jahr. „Durch das Projekt ist einiges<br />

in Bewegung geraten“, sagt ihr Kollege Dr. Tillmann Knaak. „Vor<br />

allem konnten wir den Präventionsgedanken rund um die allgemeine<br />

Gesundheit stärker in unser Angebot integrieren.“ In zwei Gruppen<br />

aufgeteilt, lernten 20 Teilnehmende in Kochkursen, Sportprogrammen<br />

und regelmäßigen, ärztlich geleiteten Gruppensitzungen,<br />

dass ein gesundheitsbezogener Lebensstil mit einer chronischen seelischen<br />

Erkrankung vereinbar ist.<br />

„Gesundheitskurse, die von den Krankenkassen angeboten werden,<br />

erreichen unsere chronisch Kranken nicht“, begründet Koch-Stoecker<br />

die patientenbezogene Ausrichtung des Programms, das künftig<br />

aus Bordmitteln finanziert wird. Das Angebot für chronisch psychisch<br />

Kranke müsse niedrigschwellig und individuell sein. Wie und in welchem<br />

Rahmen sich das Präventionsprogramm im Detail zusammensetze,<br />

werde der Arbeitsalltag zeigen, so Koch-Stoecker. Denn auch<br />

das Team von „Gesund und Fit“ lernte während des Projektes.<br />

„Wir haben in den beiden Durchläufen bemerkt, dass manche unserer<br />

Pläne zu hoch angesetzt waren“, sagt die Ärztin im Rückblick. Das<br />

Halten ihre Patientinnen und Patienten „gesund und fit“: (v.l.)<br />

Elisa Peters, Frank Muschke, Dr. Tillmann Knaak und Dr. Steffi<br />

Koch-Stoecker.<br />

Vorhaben, die PatientInnen in wohnortnahe Sportvereine zu integrieren,<br />

konnte beispielsweise nicht realisiert werden. Dagegen habe sich<br />

die Kooperation mit dem Sporttherapeutischen Dienst in Bethel bewährt,<br />

„weil man dort angemessen auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

eingeht“, erklärt Koch-Stoecker das Konzept. Die weitere Zusammenarbeit<br />

steht bereits fest: Eine Feierabendsportgruppe für Menschen<br />

mit seelischen Störungen soll im Frühjahr starten. Betreut wird sie von<br />

Ambulanz-Mitarbeiter Frank Muschke.<br />

Auch der Aspekt Selbsthilfe spielt bei „Gesund und Fit“ eine Rolle. Die<br />

Teilnehmenden sollen motiviert werden, ihre Erfahrungen an andere<br />

Betroffene weiterzugeben. „Co-Moderatoren könnten geschult werden<br />

und für eine gegenseitige Stabilisierung sorgen“, plant Dr. Koch-<br />

Stoecker. Aber die Gründung einer Selbsthilfegruppe sei in nächster<br />

Zeit sicherlich noch Zukunftsmusik: „So etwas muss wachsen“.<br />

32 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


<strong>Valeo</strong> VALEO-Nachrichten<br />

im Qualitätsmanagement GESPRÄCH<br />

2007<br />

Besuch aus Fernost in Bielefeld<br />

Im Kinderzentrum sprach man fachchinesisch<br />

Bielefeld (sag) • Sprachenvielfalt herrschte im Kinderzentrum am<br />

Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB): Drei Monate lang hospitierte<br />

der chinesische Chefarzt Dr. Xinning Li in der Klinik für Kinderchirurgie<br />

in Bethel.<br />

Dr. Li leitet die kinderchirurgische Klinik in der südchinesischen Stadt<br />

Nanning, Zentrum der Provinz Guangxi. Der Dialog mit Kolleginnen<br />

und Kollegen – besonders der Austausch mit Chefarzt Dr. Michael Barthel<br />

– stand für den Chinesen im Mittelpunkt seines Besuchs in Bielefeld.<br />

Diskutiert wurden vor allem kinderchirurgische Operationsmethoden,<br />

Behandlungsabläufe und Therapien.<br />

Der interkontinentale Austausch im Betheler Kinderzentrum war für<br />

beide Chefärzte eine angenehme Überraschung. Ganz unerwartet<br />

wurden sie von einer deutsch-chinesischen Fachorganisation angeschrieben.<br />

Der Mediziner aus China nahm aber nicht nur kinderchirurgische<br />

Eindrücke mit nach Hause. Drei Monate lang wohnte er in Bielefeld-<br />

Bethel und lernte vor allem die Freundlichkeit der Menschen zu schätzen:<br />

„Auch völlig Unbekannte grüßen mich im Vorbeigehen.“ Beeindruckt<br />

zeigte sich Li auch von der deutschen Disziplin im Straßenverkehr:<br />

„Bei uns fährt man unvorsichtiger und erst recht nicht nach Vorschrift.“<br />

Die Kinderchirurgie in China und in der Bundesrepublik funktioniere<br />

nach denselben Standards, sagten die beiden Chefärzte einmütig.<br />

„Wir profitieren beide von einander“, betonte Barthel. „Dr. Li operiert<br />

in China Leistenbrüche mit einer minimal-invasiven Operationsmethode,<br />

die wir hier bislang noch nicht vorgenommen haben.“ Bei<br />

urologischen Eingriffen lernte der chinesische Arzt dagegen von seinem<br />

deutschen Kollegen. „Dr. Barthel ist ein Experte mit enormer Erfahrung<br />

auf diesem Gebiet“, lobte Li die Kompetenz des Kinderchirurgen<br />

am EvKB.<br />

Der Austausch zwischen den Experten sei glänzend verlaufen, denn<br />

die englische Sprache sei in Fachkreisen obligatorisch, so die beiden<br />

Mediziner. Das persönliche Gespräch mit den Eltern und Kindern<br />

kam allerdings zu kurz, da Li die deutsche Sprache nicht beherrscht.<br />

„Mir wurde bei den Visiten zwar alles übersetzt, doch ein direktes Gespräch<br />

mit den Patienten und ihren Angehörigen kam leider kaum zustande“,<br />

bedauerte der Kinderchirurg aus China.<br />

Deutsch-chinesische Kompetenz: Chefarzt Dr. Xinning Li aus<br />

Nanning (r.) mit Dr. Michael Barthel, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie<br />

am Ev. Krankenhaus Bielefeld.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 33


VALEO Qualitätsmanagement VALEO-Nachrichten 2007<br />

Asthmaschulungen im EvKB<br />

In 15 Jahren 1.000 Kinder geschult<br />

Bielefeld (rio). Das Kinderzentrum Bethel im Ev. Krankenhaus<br />

Bielefeld feierte jetzt ein Jubiläum. 1.000 Kinder absolvierten<br />

insgesamt die Asthmaschulungen der Klinik. Es war der 143.<br />

Kurs.<br />

1992 lief das Programm mit drei stationären Schulungen an. Schon<br />

damals war ein interdisziplinäres Team verantwortlich. Anfangs<br />

wurden die Kinder noch eine Woche stationär aufgenommen. Neben<br />

den von der „Arbeitsgemeinschaft für Asthmaschulung im Kindes-<br />

und Jugendalter e.V.“ festgelegten Inhalten standen Physiotherapie<br />

und viel Sport auf dem Plan und natürlich ein umfangreiches<br />

Freizeitprogramm wie Paddeltour, Schnitzeljagd oder Schlittschuhlaufen.<br />

Die Krankenzimmer der Kinder glichen eher einer Jugendherberge.<br />

„Man musste die Kinderkrankenschwestern regelrecht<br />

zurückhalten, die Zimmer nicht täglich wieder auf Krankenhausstandard<br />

zu bringen“, erinnert sich die pneumologische Fachassistentin<br />

Elke Herting schmunzelnd.<br />

Seit April 2002 finden die Asthmaschulungen ambulant statt und<br />

sind, auch im Rahmen des so genannten DMP-Programms, ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Asthmatherapie. An mindestens drei Tagen<br />

erklären Mitarbeiter des Schulungsteams den Kindern und natürlich<br />

auch den Eltern altersgerecht, was Asthma ist, wie das Kind<br />

messen oder erkennen kann, wie es seiner Lunge geht und wann<br />

welche Medikamente wie genommen werden müssen. Ein wichtiger<br />

Unterrichtsteil ist die Physiotherapie. Dort lernen die Kinder<br />

atemerleichternde Stellungen und die so genannte Lippenbremse.<br />

Außerdem wird mit den Kindern ein „Notfallplan“ erarbeitet,<br />

wenn es mal eng wird.<br />

Das „Asthma-Team“ des EvKB schult seit mehr als 15 Jahren<br />

Kinder und Jugendliche.<br />

Die Unterrichtseinheiten werden immer wieder durch Spiele unterbrochen,<br />

in denen die gelernten Inhalte vertieft werden. In einer der<br />

letzten Stunden entsteht dann jeweils ein Videofilm. Die Kinder erhalten<br />

schon vorher die Aufgabe, sich eine Geschichte auszudenken,<br />

die natürlich Asthma zum Inhalt haben soll. Oft dreht sich die Geschichte<br />

um einen Asthmaanfall in der Sportstunde und wie die anderen<br />

Kinder helfen können. Auch hier findet wieder eine Kontrolle<br />

der gelernten Inhalte statt.<br />

Das interdisziplinäre Schulungsteam besteht aus Ärzten, Psychologen,<br />

Physiotherapeuten, Kinderkrankenschwestern und einer pneumologischen<br />

Fachassistentin. Das Besondere an dem Team: In jeder<br />

Berufsgruppe ist noch immer ein Mitglied aus der ersten Schulung<br />

vor 15 Jahren dabei. „Und es macht uns allen noch sehr viel Spaß,<br />

weil alle 1.000 Kinder so verschieden waren,“ sagt Elke Herting.<br />

34 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Partner Qualitätsmanagement informieren 2007<br />

Erweiterte Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />

Jetzt auch Vorsatz versicherbar<br />

Die erweiterte Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung (EVH)<br />

als Spezialprodukt für Wohlfahrtspflege und Gesundheitswesen<br />

bot schon bislang einen erheblichen Produktvorteil gegenüber den<br />

am Markt üblichen Vermögensschaden-Haftpflicht- oder D&O-Versicherungen.<br />

Mit der EVH bestand die Möglichkeit, die wissentliche Pflichtverletzung<br />

– und zwar selbst für Organe – in den Versicherungsschutz mit<br />

einzubeziehen. Künftig wird der Versicherungsschutz noch besser.<br />

Mit dem Baustein EVH Premium ist es nunmehr möglich, auch solche<br />

Vermögensschäden in den Versicherungsschutz einzubeziehen,<br />

die durch vorsätzliches Verhalten verursacht worden sind.<br />

Dem Versicherer wird damit der bislang noch verbliebene Ausschlusstatbestand<br />

„vorsätzliche Schadenherbeiführung“ abgeschnitten,<br />

so dass im Ergebnis ein fast lückenloser Schutz gegen Vermögensschäden<br />

entsteht.<br />

Versicherungsschutz aus einer Hand<br />

Der Versicherungsschutz mit EVH Premium besteht nicht nur für<br />

Schäden, die durch bereits in der EVH versicherte Personen (also in<br />

der Regel Organe und eigene Mitarbeiter) vorsätzlich herbeigeführt<br />

worden sind, sondern auch für solche Schäden, die durch außenstehende<br />

Dritte – etwa durch einen Eingriff in die elektronische Datenverarbeitung<br />

– entstanden sind.<br />

Der neue Ergänzungsbaustein EVH Premium setzt das Bestehen einer<br />

EVH unter Einschluss der wissentlichen Pflichtverletzung (einschließlich<br />

der Organe) voraus. Die Bedingungen der EVH Premium<br />

sind inhaltlich auf die EVH abgestimmt und bieten zusammen mit<br />

dieser ein in sich geschlossenes Bedingungswerk. Der Abschluss einer<br />

separaten Vertrauensschaden-Versicherung wird damit überflüssig.<br />

Im Schadenfall gibt es keine Abgrenzungsschwierigkeiten<br />

mehr zwischen Vermögensschaden- und Vertrauensschaden-Versicherung,<br />

denn es besteht Versicherungsschutz „aus einer Hand“.<br />

Sie waren bisher der Ansicht, Versicherungsschutz für Vorsatz werde<br />

in einer Sozialwirtschaft nicht benötigt? Falsch gedacht. Denn<br />

neueste Studien zeigen, dass sich Vermögensschäden infolge von<br />

Wirtschaftskriminalität in der deutschen Gesamtwirtschaft auf rund<br />

vier Milliarden Euro (geschätzter Stand 2005) belaufen und dass keine<br />

Branche davon verschont bleibt. Dass solche Schäden oft verschwiegen<br />

werden, sollte nicht zu der Schlussfolgerung verleiten,<br />

sie seien gar nicht vorhanden. Wir stehen Ihnen für ein persönliches<br />

Beratungsgespräch gern zur Verfügung.<br />

Interessiert? Anfragen richten Sie bitte an info@ecclesia.de.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 35


VALEO-Nachrichten<br />

Sportmagersucht ist Weglaufen vor sich selbst – Hilfe in der Klinik am Korso<br />

Ewig jung – ewig schlank – ewig fit?<br />

Bad Oeynhausen • Sport ist gesund. Aber für Menschen, die<br />

zwanghaft versuchen abzunehmen, kann er zur Sucht werden.<br />

Eine junge Frau erzählt, wie sie fast an Sportbulimie gestorben<br />

wäre.<br />

Leistungsgedanken kaschieren. International erfolgreiche Marathonläufer<br />

beispielsweise müssen sich selten für ihre Statur rechtfertigen.<br />

Sie sind schließlich schnell. Aber auch unter ihnen gibt es zahlreiche<br />

Krankheitsfälle.<br />

Es gab Tage, an denen erst der Schmerz ihren Lauf beendete, wenn<br />

Lisa Pauli (Name geändert) die Füße und Knie so weh taten, dass es<br />

nicht mehr weiterging. Fünf, manchmal sogar sechs Stunden war sie<br />

zuvor gelaufen, die Zeit war ihr egal, das Tempo auch, Spaß gemacht<br />

hat es ihr sowieso nicht. Beim Laufen hatte Lisa Pauli nur ein Ziel: Gewicht<br />

verlieren, so viel wie möglich. Denn so wie sie war, wollte sie<br />

nicht bleiben. „Ich wollte den perfekten Körper haben“, erzählt sie.<br />

Laufen sollte alle Kalorien wieder vernichten, die sie zuvor in Fressattacken<br />

zu sich genommen hatte. Lisa Pauli ist 1,70 Meter groß. An ihrem<br />

Tiefpunkt wog sie nur noch 40 Kilogramm.<br />

„Ich wollte auch so sein wie sie“<br />

Die Sportsucht reicht jedoch tief in die Gesellschaft hinein und muss<br />

nicht immer etwas mit Leistung zu tun haben. Lisa Pauli hat zu keiner<br />

Sport kann eine gesunde Leidenschaft sein, aber für manche Menschen,<br />

wie für die 19 Jahre alte Westfälin Lisa Pauli, ist er eine gefährliche<br />

Sucht. Bedrohlich wird es, wenn das Bedürfnis nach Bewegung<br />

zusammenkommt mit Magersucht oder der Ess-Brech-Sucht<br />

Bulimie, weil Menschen sich zu dick vorkommen. Es sind dadurch<br />

neue Krankheitsbilder entstanden wie die Sportmagersucht oder<br />

die Sportbulimie. Dabei ist der Sport ein Mittel, ein Beschleuniger,<br />

um noch mehr Gewicht zu verlieren als ohnehin schon durch Ernährungsverzicht.<br />

„Diese Krankheitsbilder liegen am Trend, ewig jung,<br />

ewig schlank und ewig fit zu sein“, sagt Georg Ernst Jacoby, der Chefarzt<br />

der Klinik am Korso in Bad Oeynhausen, die jährlich etwa 500<br />

Menschen mit Essstörungen stationär behandelt. Darunter sind immer<br />

mehr Patienten, die auch exzessiv Sport treiben, vor allem Frauen.<br />

Denn: „Wir haben einen Wandel des weiblichen Schönheitsideals<br />

in der Gesellschaft – weg von der nur dünnen Figur, hin zum sportlichen<br />

Schlanksein“, sagt Jacoby.<br />

Kombination von Mangelernährung mit Sport ist riskant<br />

Gewicht hat beim Sport schon immer eine Rolle gespielt, am auffälligsten<br />

in den Gewichtsklassen von Kampfsportarten. Aber auch in<br />

anderen Disziplinen ist geringeres Gewicht von Vorteil – zuletzt haben<br />

die Skispringer durch ihre Abmagerungsdebatte gezeigt, welche<br />

abnormen Verhaltensweisen es im Spitzensport gibt. Die Kombination<br />

aus Mangelernährung und körperlicher Belastung ist riskant.<br />

„Das reicht bis zum plötzlichen Herztod“, erklärt Jacoby.<br />

Es gab schon Todesfälle wie den des Olympiasiegers im Rudern, Bahne<br />

Rabe, der als Schlagmann den deutschen Achter bei den Olympischen<br />

Spielen 1988 in Seoul zur Goldmedaille geführt hatte. Rabe<br />

reduzierte sein Gewicht immer weiter und war schließlich so geschwächt,<br />

dass er 2001 an einer Lungenentzündung starb.<br />

Viele können ihre Krankheit mit dem gesellschaftlich anerkannten<br />

Zeit ihrer Sportsucht vorgehabt, einen Wettkampf zu bestreiten. Sie<br />

hatte als Gegner nur sich selbst. Von ihrer Krankheit erzählt sie mit<br />

klarem Kopf und flüssiger Sprache. In diesem Jahr wird sie ein Psychologie-Studium<br />

an einer Universität im Ruhrgebiet beginnen. Ihr<br />

Fall ist typisch, da Essstörungen besonders oft unter intelligenten,<br />

ehrgeizigen und perfektionistischen jungen Frauen vorkommen.<br />

Bei Lisa Pauli begann es mit 16 Jahren damit, dass sie sich selbst nicht<br />

anerkannt fühlte, dass sie sich ständig beweisen wollte, mit ihrem<br />

Kopf in der Schule, aber auch mit einem schlanken Körper. In ihrer<br />

Klasse war ein Mädchen, das für sie keine Mitschülerin war, sondern<br />

eine Konkurrentin. Die hatte eine schlanke, sportliche Figur. „Ich<br />

wollte auch so sein wie sie.“ Um ihr Gewicht zu reduzieren, ließ Lisa<br />

Pauli erst ein paar Mahlzeiten aus, dann begann sie mit dem Sporttreiben.<br />

Erst zweimal die Woche, dann immer häufiger. Jede Mahl-<br />

36 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

zeit weckte in ihr das Bedürfnis, die Kalorien einfach abzulaufen.<br />

„Ich hatte unglaublich Angst zuzunehmen.“ So kam sie schnell auf<br />

ein tägliches Trainingspensum von zwei bis drei Stunden. „Ich hatte<br />

eine Sportmagersucht.“<br />

Drei Gläser Nutella auf drei Packungen Toast<br />

Ihre Krankheit hat sich im Laufe der Zeit verändert, es kamen auf<br />

einmal Fressattacken dazu, „drei Gläser Nutella auf drei Packungen<br />

Toast“. Was für andere Bulimikerinnen das Erbrechen nach dem Essen<br />

ist, wurde ihr das Laufen. „Ich habe versucht, mich zu übergeben,<br />

aber es ging nicht, davor hatte ich immer zu viel Respekt.“ Aber<br />

je mehr sie aß, desto mehr wollte sie laufen, und dazu hat sie jede<br />

Gelegenheit genutzt. „Manchmal habe ich mir sogar nachts den Wecker<br />

gestellt und bin für zwei Stunden auf den Crosstrainer gegangen,<br />

der bei mir im Zimmer stand.“<br />

„Es ist nicht der Zwang zum Abnehmen allein, der die Sportsucht ausmacht“,<br />

sagt Mediziner Jacoby. „Sport hat auch eine antidepressive<br />

Wirkung.“ Es werden Glückshormone ausgeschüttet. Dieses Gefühl<br />

will der Sporttreibende immer wieder und genauso intensiv wie am<br />

Anfang erleben und steigert so seine Dosis. Fällt einmal das Training<br />

aus, tauchen Entzugserscheinungen auf, der Sport wird zum bestimmenden<br />

Faktor des Tagesablaufs.<br />

„Ich wäre am liebsten in meinem Zimmer herumgerannt“<br />

Die Stimme des Körpers, der längst überfordert ist, und Warnungen<br />

von außen überhören Patienten jedoch. Lisa hatte sich von ihrer Familie<br />

und ihren Freunden abgekapselt. „Wenn jemand mich aufs Laufen<br />

angesprochen hat, habe ich gesagt: Ihr seid ja nur neidisch, weil ihr<br />

keine Kondition habt.“ So lief sie – bis zum Zusammenbruch. „Ich habe<br />

am Ende beim Laufen Blut gespuckt“, erzählt sie, „abends im Bett habe<br />

ich nur noch geheult. Im April dieses Jahres hätte ich mich am liebsten<br />

umgebracht, wenn ich nicht so feige gewesen wäre.“<br />

Sie wusste, dass sie nur noch professionelle Hilfe weiterbringen konnte,<br />

für diesen Weg entschied sie sich nach Gesprächen mit ihrer Familie.<br />

„Die meisten Psychologen und Psychiater hatten lange Wartezeiten.<br />

Als ich dann doch einen gefunden hatte, sagte der mir sofort: Klinik<br />

– es gibt keine Alternative. Aber diesen Gedanken fand ich scheußlich.“<br />

Der Leidensdruck brachte sie doch noch zu einer stationären Therapie,<br />

in der Klinik am Korso in Bad Oeynhausen. Dass sie es dort tatsächlich<br />

achteinhalb Wochen aushalten würde, hätte sie am Anfang<br />

nicht gedacht. Lisa sollte erst einmal zwei Wochen ohne Sport durchstehen.<br />

„Es war die Hölle, es fiel mir so schwer zu essen und mich danach<br />

nicht zu bewegen. Ich wäre am liebsten in meinem Zimmer herumgerannt.“<br />

Ein solcher stationärer Aufenthalt kann die Patienten aus ihren Alltagsgewohnheiten<br />

herausreißen. „Ich war auf einmal gezwungen, mich<br />

mit mir selbst zu beschäftigen“, sagt Lisa. Und in der Gruppe hat sie<br />

gemerkt, dass sie gar nicht perfekt sein muss, um gemocht zu werden.<br />

Körpertherapie mit Musik, Tanzen und Entspannungsübungen<br />

„Die Selbstheilungskräfte der Patienten untereinander sind sehr hoch“,<br />

sagt Chefarzt Jacoby, der in schweren Fällen immer zu einer stationären<br />

Behandlung rät. „Hier gibt es jeden Tag fünf Stunden Therapie, bei<br />

einer ambulanten Therapie oft nur eine Stunde die Woche.“ Als wertvollste<br />

davon hat Lisa die Körpertherapie empfunden: Bewegung zu<br />

Musik, Tanzen, Entspannungsübungen. „Ich habe zum ersten Mal meinen<br />

Körper nicht als erschöpft und kraftlos gespürt, sondern als Teil<br />

von mir.“<br />

Seit zwei Wochen ist sie wieder zu Hause und hat sofort begonnen,<br />

es sich mit Ritualen leichter zu machen, drei Mahlzeiten am Tag mit<br />

der Familie haben nun eine ganz neue Bedeutung. Ob sie wieder<br />

laufen wird, weiß sie noch nicht. Es besteht schließlich auch bei der<br />

Sportsucht eine Rückfallgefahr.<br />

„Das werde ich wohl auf nächstes<br />

Jahr verschieben. Ich habe zu<br />

viel Angst, mich da wieder reinzusteigern.“<br />

Sie will erst ausprobieren,<br />

ob das Laufen nicht nur eine<br />

Qual, sondern auch ein Spaß und<br />

eine Erfüllung für sie sein kann.<br />

Vielleicht in einem Lauftreff, um<br />

in der Gruppe davor geschützt zu<br />

sein, sich alleine mit ihrer Sucht zu<br />

verlaufen.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 37


VALEO-Nachrichten<br />

Die neue Website des Ev. Krankenhauses Lippstadt informiert schnell und umfassend<br />

Großer Eingriff auf der Website<br />

Lippstadt • Leon hat bei den „Jungs“ die Nase vorn, Lena gibt bei<br />

den „Mädels“ den Ton an: Auf der neu gestalteten Website des<br />

Evangelischen Krankenhauses Lippstadt können sich werdende<br />

Eltern Anregungen in Sachen Namenswahl holen. Und nicht<br />

nur das. Eine stets brandaktuelle Babygalerie zeigt die Fotos der<br />

neuen Erdenbürger, die in der Lippstädter Klinik das Licht der<br />

Welt erblicken.<br />

Was den Internetauftritt des Evangelischen Krankenhauses dabei besonders<br />

auszeichnet, ist die Benutzerfreundlichkeit – und das nicht<br />

nur im Bereich der Frauenklinik: Mit wenigen Klicks befindet sich der<br />

Besucher dort, wo er gerne hin möchte. So weist ein entsprechender<br />

Teaser/Button den direkten Weg zur Neugeborenengalerie. Es sind<br />

Mails von Bürgern eingegangen, die die neue Aufmachung als sehr<br />

gut empfinden und sich die süßen Wonneproppen täglich anschauen.<br />

Ein Link zu Aktuelles und Termine befindet sich gleich im Tesaer/<br />

Button darunter. Kursangebote für interessierte Patienten sind auf<br />

diese Weise „mit einem Klick“ besonders schnell verfügbar.<br />

Dabei kommt die Website in einem „frischen“ Design daher und ist<br />

übersichtlich klar aufgebaut und nun in wirklich allen Bereichen topaktuell.<br />

Das zeigt sich vor allem an der Eröffnungs-/Startseite, dort<br />

läuft – wie in der Tagesschau – ein Ticker mit brandaktuellen Hinweisen.<br />

Je nach Informationsbedürfnis kann sich der potenzielle Patient<br />

intuitiv zwischen Fachabteilungen, Medizinischen Zentren & Schwerpunkten<br />

bewegen, sich über Bereiche wie Pflege, Gastronomie und<br />

Patientenservice informieren und sich rasch einen umfassenden Eindruck<br />

über das Haus verschaffen. Infos und Bildmaterial erhält er in<br />

wenigen Schritten. Auch der Benutzer, der sich für die dem Krankenhaus<br />

angeschlossenen Bereiche wie etwa das Facharztzentrum mit<br />

seinen Ärzten und Praxen, das Ausbildungszentrum für Pflegeberufe<br />

oder die Diakoniestation interessiert, wird durch einfache Führung sicher<br />

auf die entsprechenden Seiten geleitet.<br />

Damit ist die Homepage des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt<br />

auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie hält wichtige Informationen bereit,<br />

die sich auch ungeübten Internetnutzern schnell erschließen. Sie<br />

ist fundiert in der Sache, aber trotz einer - im Hintergrund stehenden<br />

Schablone – sehr abwechslungsreich im Aufbau. Ihre klare Struktur<br />

steht für optimalen Benutzernutzen. Der biedere Eindruck des alten<br />

Internetauftrittes ist einerseits durch Aktualität und umfangreiche Informationen<br />

und andererseits durch Fachkompetenz und Benutzerfreundlichkeit<br />

liebevoll ersetzt worden.<br />

Zum Nachschlagen im Netz: www.ev-krankenhaus.de<br />

38 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Flächen im neuen Facharztzentrum am EVK Hamm schon zu 85 Prozent vergeben<br />

Richtfest zur Hälfte der Bauzeit<br />

Hamm • Am 12. <strong>März</strong> <strong>2008</strong> wurde am<br />

Neubau des Facharztzentrums am<br />

Evangelischen Krankenhaus Hamm<br />

der Richtkranz gehisst. Die erste Hälfte<br />

der Bauphase des beeindruckend<br />

großen Gebäudes vor dem EVK ist geschafft.<br />

Das Interesse der zukünftigen<br />

Partner im Facharztzentrum ist<br />

nach wie vor ungebrochen groß.<br />

Das Konzept des Facharztzentrums verfolgt<br />

das Ziel, Synergien zu erschließen<br />

und die Versorgung der Patienten durch<br />

das zusätzliche Angebot ambulanter<br />

Leistungen in Ergänzung zu den stationären<br />

Leistungen des Krankenhauses<br />

zu optimieren. Erstellt wird ein Facharztund<br />

OP-Zentrum an der Werler Straße<br />

über sechs Ebenen. Die exponierte Lage<br />

und die individuelle Fassadengestaltung<br />

unterstreichen die Eigenständigkeit des Facharztzentrums.<br />

EVK belegt 30 Prozent der Gesamtfläche selbst<br />

Das Facharztzentrum am EVK Hamm wird zu 70 Prozent vermietet<br />

und zu 30 Prozent vom EVK selbst genutzt. (4.400 m² / 1.800 m²).<br />

Zurzeit sind 85 Prozent der Gesamtfläche vergeben.<br />

Das EVK wird seinen 30-Prozent-Anteil an der Gesamtfläche für ein<br />

ambulantes OP-Zentrum, für das Medizinische Versorgungszentrum<br />

und für unterschiedliche ambulante Angebote nutzen. Von den<br />

Mietern werden Facharztpraxen, eine Physiotherapie, eine Apotheke<br />

und eine Orthopädiewerkstatt eingerichtet.<br />

Die Lage im zentrumsnahen „Hammer Süden“ ist verkehrstechnisch<br />

günstig zu erreichen. Parkmöglichkeiten stehen im ausreichenden<br />

Maße im neu errichteten Parkhaus auf dem Gelände zur Verfügung.<br />

Das Evangelische Krankenhaus mit seinen infrastrukturellen Gegebenheiten,<br />

eine Radiologische Gemeinschaftspraxis und eine Strahlentherapeutische<br />

Gemeinschaftspraxis stehen als potenzielle Partner<br />

für fachliche und technische Kooperationen bereit.<br />

Platz auch für Tagungsbereich und Konferenzräume<br />

Das Erdgeschoss bietet in seinem rückwärtigen Teil ein ambulantes<br />

OP-Zentrum mit fünf OP-Sälen. Im vorderen Bereich befinden sich<br />

eine Apotheke mit Drive-in-Schalter sowie ein Fachgeschäft für Orthopädietechnik<br />

und Sanitätsbedarf.<br />

Das EVK und die mit dem Haus verbundenen Einrichtungen werden<br />

ihre ambulanten Leistungen teilweise in das neue Gebäu-<br />

Trotz Regen und Sturm: Erst der „letzte Nagel“ gibt dem Bau Halt<br />

und Segen. (v. l.). Johannes Bettsteller (GF Vollack GmbH), Ulrike<br />

Wäsche (Bürgermeisterin Stadt Hamm) und Manfred Witkowski<br />

(Geschäftsführer EVK Hamm gGmbH).<br />

de verlagern. Daneben steht Raum für Arztpraxen unterschiedlicher<br />

Fachausrichtungen sowie für physiotherapeutische Leistungsangebote<br />

zur Verfügung. Zudem ist ein Tagungsbereich für Konferenzen<br />

und Schulungen vorgesehen.<br />

Eröffnung im Herbst <strong>2008</strong><br />

Die sich ergebenden Synergieeffekte und medizinischen Kooperationsmöglichkeiten<br />

der Praxen untereinander sollen bestmöglich genutzt<br />

werden. Die Leistungen der Abteilungen des EVK Hamm sollen<br />

durch die ambulanten Leistungen der Praxen ergänzt werden.<br />

Als technische und logistische Kooperationsmöglichkeiten kommen<br />

darüber hinaus zum Beispiel gemeinsame Gerätenutzung oder<br />

IT-Dienstleistungen in Betracht.<br />

Mit der Planung und Realisierung des Projektes ist die Vollack GmbH<br />

& Co. KG aus Wesseling, die sich u. a. auf den Bereich Gesundheitsbau<br />

spezialisiert hat, beauftragt. Auf dem knapp 47.000 Quadratmeter<br />

großen Klinikumgelände wird das Facharztzentrum mit 6.200<br />

Quadratmetern Nutzfläche und 35.000 Kubikmetern umbautem<br />

Raum errichtet. Baubeginn war September 2007 und die Fertigstellung<br />

ist für den Herbst <strong>2008</strong> avisiert.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 39


VALEO-Nachrichten<br />

EK Unna baut Versorgungsschwerpunkte weiter aus<br />

Ärztehaus erweitert Spektrum<br />

Unna. Mit kurzen Wegen in die Zukunft: Das Evangelische<br />

Krankenhaus Unna errichtet auf seinem Gelände ein Ärztehaus.<br />

Ziel des Vorhabens ist die engere Verzahnung der Zusammenarbeit<br />

von niedergelassenen Ärzten, ambulanten<br />

Dienstleistern und dem Krankenhaus. Die Baukosten des Vorhabens<br />

belaufen sich auf etwa 3,4 Millionen Euro.<br />

„Wir wollen mit dem Projekt das medizinische Spektrum unseres<br />

Hauses ausbauen und ergänzen“, berichtet Dr. Dietmar Herberhold,<br />

Stiftungsvorstand des EK Unna. So wird sich in dem viergeschossigen<br />

Objekt die bereits am Krankenhaus ansässige radiologische Praxis<br />

vergrößern, eine chirurgische/unfallchirurgische lässt sich ebenfalls<br />

in dem Ärztehaus nieder.<br />

Darüber hinaus wird eine gefäßchirurgische Praxis, die bereits seit<br />

2005 in den Räumlichkeiten des Krankenhauses untergebracht ist,<br />

ihren Platz in dem neuen Gebäude finden. Ergänzt wird das Angebot<br />

durch eine podologische Praxis sowie den diakonischen Pflegedienst<br />

EK Unna ambulant. „Durch die räumliche Nähe von Krankenhaus<br />

und Praxen“, schildert Dr. Herberhold, „entfallen für die Patienten<br />

künftig lange und umständliche Wege.“ Insgesamt stehen<br />

den Mietern in dem Haus fast 2.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.<br />

Präsentieren die Planungen: EKU-Stiftungsvorstand Dr. Dietmar<br />

Herberhold (r.) und Verwaltungsleiter Michael Radix (2.v.l.).<br />

Räumlich gesehen wird das Haus direkt an die Räumlichkeiten des<br />

bestehenden Radiologiegebäudes nach Norden hin angrenzen. Das<br />

Krankenhaus rechnet damit, dass das Bauwerk im Herbst diesen Jahres<br />

fertig gestellt ist.<br />

Pflegewissenschaftler tritt die Nachfolge von Franziska Graw an<br />

Jochen Laible leitet diakonischen Pflegedienst<br />

Unna (peb) • Der diakonische Pflegedienst EK Unna ambulant<br />

bzw. Kamen/Bergkamen ambulant hat einen neuen Pflegedienstleiter:<br />

Im Rahmen eines Gottesdienstes wurde jetzt<br />

der 46-jährige Pflegewissenschaftler und examinierte Krankenpfleger<br />

Jochen Laible in das Amt eingeführt. Laible tritt die<br />

Nachfolge von Franziska Graw an, die den Pflegedienst über<br />

viele Jahre geleitet und sein Erscheinungsbild nach außen<br />

maßgeblich geprägt hat.<br />

Laible will in seiner neuen Position<br />

die erfolgreiche Arbeit von Franziska<br />

Graw fortführen: „Wir werden den<br />

diakonischen Charakter des Pflegedienstes<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

weiter verstärken und uns<br />

bewusst von reinen Wirtschaftsunternehmen<br />

abgrenzen.“ Hierzu soll<br />

insbesondere auch die Zusammenarbeit<br />

mit den diakonischen Angeboten<br />

vor Ort intensiviert und Jochen Laible.<br />

stärker<br />

vernetzt werden. Darüber hinaus will der Dortmunder das gerontopsychiatrische<br />

Angebot des Pflegedienstes weiterentwickeln, die<br />

professionelle Wundversorgung als Schwerpunkt weiter ausbauen<br />

sowie die Qualitätssicherung vorantreiben. Zum Tätigkeitsfeld von<br />

EK Unna ambulant und Kamen/Bergkamen ambulant sollen künftig<br />

außerdem die Pflegebegutachtung und -beratung gehören.<br />

Mit Jochen Laible bekommt der diakonische Pflegedienst einen ausgewiesenen<br />

Experten als Leiter. Nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger<br />

in den Städtischen Kliniken Dortmund arbeitete Laible<br />

viele Jahre in der Intensivpflege – unter anderem als Stationsleitung<br />

an den Universitätskliniken in Münster. Nach einem pflegewissenschaftlichen<br />

Studium an der Universität Witten/Herdecke widmete<br />

sich Laible verstärkt der ambulanten Pflege: Im Kreis Soest leitete er<br />

mehrere Projekte in den Bereichen Gerontopsychiatrie und Demenz.<br />

Seit dem Jahr 2004 ist er zudem stellvertretender Vorsitzender der<br />

dortigen Alzheimer-Gesellschaft. Auch am Evangelischen Krankenhaus<br />

Unna engagiert sich Laible in diesem Schwerpunkt. Er etablierte<br />

eine Demenzsprechstunde und baute einen Helferkreis für die Angehörigen<br />

von Demenzkranken auf.<br />

40 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


VALEO-Nachrichten<br />

Ev. Krankenhaus Bielefeld<br />

Krankenhaus Mara<br />

ausgegründet<br />

Bielefeld (rio). Zum 1. Januar wurde Mara gesellschaftsrechtlich<br />

aus dem Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) ausgegliedert<br />

und bildet nun die Krankenhaus Mara gGmbH. Mara bleibt allerdings<br />

100-prozentige Tochter des EvKB.<br />

Grundlage der Entscheidung ist die derzeitige Finanzierungssystematik<br />

der Kostenträger. Mara wird als „Besondere Einrichtung“ anerkannt<br />

und nicht nach DRG-Sätzen refinanziert, weil danach die hohen Kosten<br />

für die überdurchschnittlich langen Verweildauern nicht gedeckt<br />

wären. Voraussetzung ist, dass sich mindestens 40 Prozent der Diagnosen<br />

auf Epilepsien beziehen. Dies ist zurzeit in der Einheit von Epilepsiekliniken<br />

und Zentrum für Behindertenmedizin der Fall. Bei einer<br />

Gesamtbetrachtung würden allerdings die Epilepsiebetten in der allgemeinen<br />

Neurologie aufgehen und der Status als „Besondere Einrichtung“<br />

in Gefahr geraten.<br />

Geschäftsführer Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck machte deutlich, dass<br />

durch diese Entscheidung die Fusion zum EvKB nicht in Frage gestellt<br />

werde und alle Synergien bestehen blieben. Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter Maras wurden über den Betriebsübergang informiert, für<br />

sie ändert sich wenig. Meyer zu Lösebeck übernimmt neben seiner<br />

Geschäftsführungsaufgabe im EvKB auch die Geschäftsführung der<br />

Krankenhaus Mara gGmbH. Auch im Hinblick auf die Aufsichtsratsmitglieder<br />

soll Personenidentität mit dem EvKB hergestellt werden.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 41


Qualitätsmanagement<br />

<strong>Valeo</strong> im GESPRÄCH<br />

Anerkennung der Qualität<br />

Das Krankenhaus St. Johannisstift ist zertifiziert!<br />

Paderborn • Im Krankenhaus geht es um ein wertvolles Gut: Die<br />

Gesundheit des Menschen. Umso wichtiger, dass hier die Qualität<br />

stimmt. Die St. Johannisstift Ev. Krankenhaus Paderborn<br />

gGmbH hat jetzt die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2000<br />

erhalten, die genau das bestätigt: Das Krankenhaus verfügt<br />

über ein qualifiziertes Qualitätsmanagementsystem und setzt<br />

dieses konsequent um.<br />

Was das bedeutet, beschreibt Krankenhausmanagerin Karin Düsterhaus:<br />

„Nach den Prozessen, die ein Patient im Krankenhaus durchläuft,<br />

haben wir Strukturen, Abläufe und Schnittstellen für die Bereiche<br />

Medizin, Pflege und Verwaltung analysiert, dokumentiert und,<br />

wo erforderlich, optimiert.“ Wichtig in diesem Prozess: Die Erstellung<br />

des Qualitätsmanagement-Handbuches, das digital allen Mitarbeitern<br />

im St. Johannisstift an jedem PC-Arbeitsplatz zugänglich ist.<br />

„Das gesamte Know-how des St. Johannisstift ist hier für alle nutzbar“,<br />

verdeutlicht die Qualitätsmanagementbeauftragte des Krankenhauses,<br />

Walburga Görmann, die Dimension.<br />

Insgesamt hat der Prozess zur Zertifizierung 18 Monate gedauert.<br />

Begleitet wurde das Krankenhaus von der Firma „Jagals – beraten –<br />

führen – umsetzen“. Jetzt erhielt das St. Johannisstift das Zertifikat<br />

aus den Händen der Zertifizierungsgesellschaft WiesoCert. Vorausgegangen<br />

war eine intensive Prüfung des Krankenhauses (in einem<br />

so genannten dreitägigen „Audit“) Ende November 2007.<br />

„Qualität ist ein Anspruch“, unterstreicht Karin Düsterhaus. „Ansprüche<br />

haben wir zunächst einmal an uns selbst. Ansprüche haben aber<br />

vor allem unsere Patientinnen und Patienten an uns. Es geht darum,<br />

Tag für Tag durch die Qualität unserer Arbeit zu überzeugen.“ Düsterhaus<br />

dankte bei der Zertifikatsübergabe an das Krankenhaus vor<br />

allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die maßgeblich zum<br />

Erwerb der Auszeichnung beigetragen haben. In 46 Arbeitskreisen<br />

haben sie in den vergangenen Monaten das Krankenhaus und seine<br />

Abläufe unter die Lupe genommen und insbesondere mit Blick auf<br />

die Bedürfnisse der Patienten weiter verbessert.<br />

In diesem Sinne freut sich auch Sven Freytag, Vorstand und Geschäftsführer<br />

des St. Johannisstift, über die Zertifizierung: „Als diakonisches<br />

Unternehmen mit vielfältigen Angeboten aus Medizin<br />

und Pflege begrüßen wir die Qualitätsdiskussion im Gesundheitswesen<br />

ausdrücklich. Die Einrichtungen des St. Johannisstift Paderborn<br />

sind für den Qualitätswettbewerb gerüstet. Die Zertifizierungen<br />

unseres Gefäßzentrums im St. Johannisstift Krankenhaus Paderborn<br />

im <strong>März</strong> dieses Jahres, unseres Bildungszentrums St. Johannisstift<br />

vor wenigen Wochen, der Ev. Kinder- und Jugendhilfe<br />

St. Johannisstift und jetzt aktuell unseres Evangelischen Krankenhauses<br />

St. Johannisstift als Ganzes beweisen das. Damit sichern wir<br />

den hohen Qualitätsstandard unserer Medizin, Pflege und Betreuung<br />

und bieten Transparenz in Prozessen und Strukturen als Basis<br />

für weitere kontinuierliche Verbesserungen, um den Nutzen für unsere<br />

Kunden weiter zu erhöhen.“<br />

Das Krankenhaus St. Johannisstift wird sich jährlich einer Begutachtung<br />

zur Systemförderung stellen. Die Rezertifizierung erfolgt dann<br />

alle drei Jahre. Die St. Johannisstift Evangelisches Krankenhaus Paderborn<br />

gGmbH umfasst die Abteilungen<br />

Frauenklinik, Innere Medizin, Chirurgie<br />

und Anästhesie/Intensivmedizin<br />

sowie eine HNO-Belegabteilung.<br />

Schwerpunkte sind das Gefäßzentrum<br />

(interventionelle Angiologie & Gefäßchirurgie),<br />

die Geriatrie, die Frauenheilkunde<br />

und die Geburtshilfe sowie die Diagnostik<br />

und Behandlung chronischer<br />

Stoffwechselerkrankungen, insbesondere<br />

des Diabetes mellitus.<br />

Stephan Achtermann, Geschäftsführer<br />

und Leiter der Zertifizierungsstelle<br />

der Wieso Cert GmbH, überreichte das<br />

Zertifikat an Krankenhausmanagerin<br />

Karin Düsterhaus (l.) und an die Qualitätsmanagementbeauftragte<br />

Walburga<br />

Görmann (r.).<br />

42 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Qualitätsmanagement<br />

Evangelischen Krankenhaus Lippstadt führte<br />

Befragung niedergelassener Ärzte durch<br />

Lippstadt • Auf Initiative des Stiftungsvorstandes wurde im Mai<br />

2007 im Rahmen einer Sitzung des erweiterten Managementkreises<br />

eine Befragung der einweisenden Ärzte beschlossen.<br />

Der Tatsache, dass die niedergelassenen Ärzte unstrittig zu den wichtigsten<br />

Partnern eines Krankenhauses gehören, sollte damit Rechnung<br />

getragen werden. Sie sind es, die die Patienten aktiv an ein<br />

Krankenhaus verweisen. Einweiserverhalten ist vielschichtig. Nicht<br />

ein Grund allein ist für Präferenzen oder Vorbehalte von Ärzten gegenüber<br />

Krankenhäusern verantwortlich, sondern erst das Zusammenspiel<br />

vieler Faktoren führt zur Meinungsbildung. Nur wer weiß,<br />

wo seine Stärken und Schwächen liegen, kann an gezielten Verbesserungen<br />

arbeiten.<br />

Ziel der Befragung war es, ein klares Bild von der Zufriedenheit der<br />

Einweiser mit den unterschiedlichen Faktoren der Leistungserbringung<br />

am Evangelischen Krankenhauses zu erhalten und ggf. konkrete<br />

Verbesserungsmaßnahmen aus den Ergebnissen abzuleiten.<br />

Das Qualitätsmanagement erhielt den Auftrag zur Planung und Umsetzung<br />

der Befragung. Da von Anfang an klar war, dass solch ein<br />

Projekt nur mit Hilfe externer Unterstützung organisierbar ist, wurde<br />

initial eine Marktanalyse durchgeführt. Als Partner für das Projekt<br />

wurde das Unternehmen Medical research & consult verpflichtet.<br />

Das Konzept zur Einweiserbefragung von Medical reserach & consult<br />

konnte unter anderem durch ein gelungenes Layout des Befragungsinstrumentes<br />

überzeugen. Durch ein professionell und ansprechend<br />

gestaltetes Layout im corporate design des Hauses sollte<br />

den befragten Ärzten der Stellenwert der Befragung vermittelt<br />

werden. Zudem ist die Bereitschaft, einen ansprechend gestalteten<br />

Fragebogen auszufüllen vermutlich höher als bei einfach kopierten<br />

Blättern.<br />

Der Einweiserfragebogen war aufgeteilt in zwei Befragungsteile.<br />

Der allgemeine Befragungsteil umfasste sieben Befragungsdimensionen<br />

mit 47 Einzelfragen mit überwiegend positiven Formulierungen.<br />

Die Dimensionen umfassten eine allgemeine Leistungseinschätzung,<br />

Fragen zur Zusammenarbeit mit der Klinik, zur Medikation,<br />

zur Entlassung, zum Thema Arztbriefe, zu Information und Kommunikation<br />

und zu Patientenmeinungen. Die Einschätzung erfolgte<br />

auf einer fünfstufigen Rating-Skala.<br />

Der klinikspezifische Befragungsteil umfasste Fragen zu detaillierter<br />

Fachabteilungsbewertung, Fragen nach Häufigkeiten von Nicht-<br />

Zuweisungen, allgemeine offene Fragen (z. B. Verbesserungswünsche),<br />

Fragen zur Gesamtzufriedenheit und Fragen zur Selbsteinschätzung<br />

des Zuweisungsverhaltens.<br />

Auf Basis einer mit Hilfe eines Geo-Informationssystems überarbeiteten<br />

Einweiserstatistik erfolgte dann im August das Anschreiben<br />

und Versenden der Fragebogen. Es wurden insgesamt 448 Ärzte aus<br />

358 Praxen angeschrieben. Nicht angeschrieben wurden Praxen die<br />

mehr als 50 km von unserer Klinik entfernt sind und weniger als fünf<br />

Patienten pro Jahr zuweisen.<br />

Die Fragebogen wurden mit einem beigefügten Antwortkuvert versandt.<br />

Den Ärzten wurde zugesichert, dass die Fragebogen streng<br />

vertraulich und anonym behandelt und nach der Auswertung vernichtet<br />

werden. So waren Rückschlüsse auf einzelne Praxen und<br />

Personen ausgeschlossen.<br />

Mit einem Erinnerungsschreiben und der Möglichkeit der Anforderung<br />

eines weiteren Fragebogens wurden Ärzte, welche sich bis Anfang<br />

Oktober noch nicht an der Befragung beteiligt haben, erinnert<br />

und erneut gebeten, sich an der Befragung zu beteiligen.<br />

F.J. Bruch, QM-Beauftragter, Evangelisches Krankenhaus Lippstadt<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 43


NAMEN VALEO und NACHRICHTEN<br />

EIN Fachgruppen<br />

TAG MIT ...<br />

...aus dem EVK Bielefeld<br />

Prof. Dr. Rainer Kolloch (Foto),<br />

Chefarzt der Klinik für Innere Medizin,<br />

Kardiologie, Nephrologie und Pneumologie<br />

in Bethel, erhielt den Franz-Groß-<br />

Wissenschaftspreis für besondere Verdienste<br />

auf dem Gebiet der Bluthochdruckforschung.<br />

Der Preis ist mit 7.500<br />

Euro dotiert. Die Ehrung erfolgte im Rahmen<br />

des Wissenschaftskongresses „Hypertonie<br />

2007“ in Bochum. Veranstaltet<br />

wird dieser Kongress jährlich durch die ärztliche Fachgesellschaft<br />

für Hypertonie („Hochdruckliga“), der Kolloch bereits als Präsident<br />

vorstand.<br />

Prof. Dr. Falk Oppel (Foto),<br />

Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie<br />

in Bethel, wurde durch die Kammerversammlung<br />

der Ärztekammer Westfalen-<br />

Lippe im vergangenen November zum<br />

neuen Vorsitzenden der Akademie für<br />

ärztliche Fortbildung gewählt.<br />

Oppel ist bereits Vorsitzender der Deutschen<br />

Akademie für Neurochirurgie und<br />

war von 2000 bis 2002 auch 1. Vorsitzender<br />

der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.<br />

Michael Ackermann, bis Oktober 2007 Geschäftsführer im EvKB,<br />

hat das Haus verlassen und zum 1. April die Geschäftsführung einer<br />

privaten Holding von Rehakliniken in Vlotho übernommen.<br />

Rolf Eickholt (Kaufmann), Prof. Dr. Martin Driessen (Arzt) und<br />

Christoph Schmidt (Pflege) bilden seit dem 1. April das neue kaufmännische<br />

Direktorium für das Krankenhaus Mara, die Psychiatrie<br />

und die Psychosomatik im EvKB. Frank Lohmann, bisher Assistent<br />

der GF und Leiter der <strong>Valeo</strong>-Geschäftsstelle, übernimmt die Stellvertretung<br />

Eickholts. Damit nahm das erste von künftig drei Direktorien<br />

im EvKB seine Arbeit auf.<br />

Privatdozent Dr. Florian Weißinger (Foto)<br />

ist neuer Chefarzt am Ev. Krankenhaus Bielefeld.<br />

Der Internist und Onkologe leitet seit<br />

dem 1. <strong>März</strong> die Klinik für Innere Medizin,<br />

Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin<br />

im Johannesstift. Der gebürtige Bayreuther<br />

war zuletzt als geschäftsführender<br />

Oberarzt an der Uniklinik Würzburg tätig.<br />

Nach dem Studium arbeitete Weißinger<br />

zunächst mit einem Stipendium der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft am Münchner Institut für Biochemie<br />

in der Krebsforschung. Seine ärztliche Laufbahn begann er 1993<br />

an der Medizinischen Poliklinik Würzburg. Dort erwarb er 1999 die<br />

Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin, im Jahr 2000 die Zusatzbezeichnung<br />

„Hämatologie und internistische Onkologie“ und<br />

2004 die Weiterbildungserlaubnis auf diesem Gebiet. Neben der<br />

Onkologie ist die Palliativmedizin ein zweiter Schwerpunkt des neuen<br />

Chefarztes. Seit 2004 verfügt das Johannesstift über eine anerkannte<br />

Palliativstation.<br />

...aus dem EVK Lippstadt<br />

Neuer Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrie und Neonatologie<br />

im Evangelischen Krankenhaus Lippstadt wurde am<br />

01.01.<strong>2008</strong> Dr. med. Thomas Hofmann. Bisher war der Facharzt für<br />

Kinderheilkunde am Evangelischen Krankenhaus Lippstadt als Oberarzt<br />

tätig. Er hat die Anerkennung zum Führen der Schwerpunktbezeichnung<br />

Neonatologie und die Ermächtigung zur fakultativen Weiterbildung<br />

in der pädiatrischen Intensivmedizin. Ebenso verfügt Dr.<br />

Hofmann über die ambulante Ermächtigung einer Herzsprechstunde<br />

(Kinderkardiologie) sowie über eine ambulante Ermächtigung für<br />

Kinderdiabetologie und –endokrinologie. Dr. Hofmann ist Nachfolger<br />

von Chefarzt Dr. med. Rainer Uhlig, der die Kinderklinik 25 Jahre<br />

lang leitete und der am 31.12.2007 ausgeschieden ist.<br />

Neben Christoph Schmidt (siehe oben) wurden Gertrud Meiling<br />

(Johannesstift) und Gertrud Tiemeyer (Gilead) durch Geschäftsführer<br />

Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck als Pflegedirektorinnen berufen.<br />

Aus der bisherigen Position als Leitungen des Pflege- und Patientenmanagements<br />

abberufen wurden Elke Schmidt und Rainer<br />

Wolk. Meyer zu Lösebeck dankte den beiden im Rahmen des Neujahrsempfangs<br />

im EvKB für die geleistete Arbeit.<br />

Petra Krause, bisher ebenfalls Leiterin im Pflege- und Patientenmanagement,<br />

wird eine Pflegerische Abteilungsleitung übernehmen.<br />

(v. l.) Stiftungsvorstand Jochen Brink, Dr. Rainer Uhlig und Dr.<br />

Thomas Hofmann.<br />

44 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


NAMEN und NACHRICHTEN<br />

...aus dem EVK Hamm<br />

Das Chirurgen-Team Prof. Dr. Christian Peiper, Dr. Hans-Joachim<br />

Helling, Dr. Willfried Gäbel und Jan-Mikael Hüsker wird mit Steuerfrau<br />

Dr. Iris Angermüller auf der Olympia-Regattabahn in Berlin am<br />

26. April <strong>2008</strong> an der Ruderregatta im Rahmen des Chirurgen-Kongresses<br />

<strong>2008</strong> teilnehmen. Das Training auf der Lippe ist seit Februar<br />

schon fester Bestandteil der Freizeitplanung des in dieser Konstellation<br />

erstmals startenden Teams aus Hamm.<br />

Dass das EVK Hamm beim kommenden AOK-Firmenlauf an 28. August<br />

in der Stadt wieder mit mehr als 50 Startern antreten wird, ist<br />

jetzt schon sicher. Für Prof. Dr. Christian Peiper, Dr. Hans-Joachim<br />

Helling, Dr. Winfried Pöppler und weitere acht Teilnehmern aus dem<br />

EVK Hamm ist da der Möhnesee-Triathlon am 16. August <strong>2008</strong> eine<br />

willkommene Vorbereitung und Trainingseinheit.<br />

...aus dem EK Unna<br />

Nach Peking führte es jetzt Prof. Dr. med. George Micklefield, Chefarzt<br />

der Medizinischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses<br />

Unna. Mit einer Delegation der Deutschen Krebsgesellschaft besuchte<br />

der Internist und Gastroenterologe ein Krankenhaus, in dem<br />

Nebenwirkungen der Chemotherapie mit Methoden der traditionellen<br />

chinesischen Medizin behandelt werden.<br />

zum 1. Februar den Vorsitz des Vorstandes der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf in Hamburg. „Die Verbindung von diakonischer und<br />

kirchlicher Fort- und Weiterbildung birgt enorme Chancen“, sagte<br />

Krolzik nach seiner Wahl in Berlin. „Moderne zukunftsorientierte<br />

Qualifizierungsmaßnahmen auf der Basis protestantischer Werte<br />

und Traditionen werden sicherstellen, dass es auch künftig bundesweit<br />

erstklassige Spitzenkräfte in einer innovativen und dem Menschen<br />

zugewandten Kirche und Diakonie geben wird.“<br />

Die Führungspositionen in beiden Akademien erfordern sowohl<br />

eine wissenschaftliche Qualifikation als auch fundierte Führungserfahrung<br />

in Kirche und Diakonie. Prof. Dr. Udo Krolzik, der seit 14 Jahren<br />

Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerkes ist,<br />

wird seine neuen Ämter voraussichtlich im Frühjahr antreten. Seine<br />

Aufgaben als Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes<br />

wird er unverändert wahrnehmen.<br />

Das Ev. Johanneswerk wird sich nun nach einem geeigneten theologischen<br />

Vorstandsmitglied umsehen. „Wir bedauern den Weggang<br />

von Prof. Krolzik sehr“, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates,<br />

Hans Werner Schneider, Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg.<br />

„Das Johanneswerk verliert aber den richtigen Mann an<br />

den richtigen Platz.“ Es gelte nun, die Arbeit des Evangelischen Johannwerkes<br />

für die Menschen in bewährter Weise weiterzuführen.<br />

Prof. Dr. George Micklefield war in Peking.<br />

...aus dem Ev. Johanneswerk<br />

Prof. Dr. Udo Krolzik (Foto) ist zum neuen Direktor der Akademien<br />

für Kirche und Diakonie auf Bundesebene berufen worden.<br />

Die Gremien der Bundesakademie und die<br />

Führungsakademie für Kirche und Diakonie<br />

in Berlin haben Prof. Dr. Udo Krolzik, Vorstandsvorsitzender<br />

des Evangelischen Johanneswerkes<br />

mit Sitz in Bielefeld und Vorsitzender<br />

des DEKV, jeweils einstimmig gewählt.<br />

Als Direktor der Bundesakademie<br />

und Vorstandsvorsitzender der Führungsakademie<br />

für Kirche und Diakonie löst er<br />

Hanns-Stephan Haas ab. Dieser übernimmt<br />

...aus dem Diakonischen Werk Rheinland<br />

Dr. Michael Conrads beendet seine Arbeit im Dienst der Diakonie<br />

Zum 31. Januar <strong>2008</strong> scheidet Dr. Michael Conrads aus dem Dienst<br />

des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland aus<br />

und beendet den Abschnitt seines Berufslebens. Zeitgleich gibt er<br />

nahezu alle Ämter im Krankenhauswesen auf. Das betrifft auch seine<br />

langjährige Mitarbeit im Vorstandsreferat Politik, Recht, Ökonomie<br />

des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV). Dazu<br />

der DEKV in einer Presse-Information: „Wir verdanken ihm im DEKV<br />

viel und werden seinen Rat, seine Beiträge und Ideen, nicht zuletzt<br />

seinen Humor künftig vermissen. Herr Dr. Conrads hat die Belange<br />

der evangelischen Krankenhäuser mit Herz und Verstand nicht nur<br />

auf Landesebene, sondern auch auf der Bundesebene, in der DKG<br />

ebenso wie in den Krankenhausgesellschaften Nordrhein-Westfalen<br />

und Rheinland-Pfalz, in Kirche und Diakonie erfolgreich vertreten.<br />

Er hat dabei das evangelische Profil ebenso wie die wirtschaftliche<br />

Zukunftsfähigkeit der Häuser im Blick gehabt. Er hat maßgeblich<br />

dazu beigetragen, dass sich die evangelischen Krankenhäuser<br />

im Bereich der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirchen<br />

in Gestalt der Verbünde evangelischer Krankenhäuser Rheinland/Westfalen/Lippe<br />

sowie Rheinland-Pfalz/Saarland zukunftsweisende<br />

Strukturen gegeben haben, die auch für das Zusammenwachsen<br />

der entsprechenden Diakonischen Werke wegweisenden<br />

Charakter haben.“<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 45


VALEO-Partner informieren<br />

Moderne Versorgung herzinsuffizienter Patienten am EVK Hamm<br />

Wenn das Herz aus dem Takt kommt<br />

Hamm • Europaweit leiden etwa sechs Millionen Menschen an<br />

einer chronischen Herzleistungsschwäche – die Tendenz ist<br />

steigend. Im Laufe der Erkrankung nimmt nicht nur die Pumpleistung<br />

des Herzmuskels ab, es kommt auch zu einer fehlenden<br />

Abstimmung von linker und rechter Herzkammer mit der<br />

Folge einer fehlenden Synchronisation. Zusätzlich zur Behandlung<br />

mit Medikamenten können in diesem Fall spezielle<br />

Schrittmacher, so genannte Resynchronisationssysteme, eingesetzt<br />

werden, die beide Herzkammern gleichzeitig stimulieren<br />

und dadurch die Herzleistung deutlich verbessern. Seit Anfang<br />

2007 kann mit dieser Behandlungsmöglichkeit auch den<br />

Patienten des EVK Hamm geholfen werden.<br />

Eine chronische Herzmuskelschwäche ist die häufigste Erkrankung<br />

des Herzens. Allein in Deutschland sterben pro Jahr etwa 60.000<br />

Patienten an dieser Krankheit. Verschiedene Krankheiten können<br />

eine Herzmuskelschwäche verursachen: Bluthochdruck, Verengung<br />

der Herzkranzgefäße oder eine Entzündung des Herzmuskels. „Leider<br />

wird die Diagnose Herzinsuffizienz häufig erst dann gestellt,<br />

wenn die Krankheit fortgeschritten und bereits die Pumpleistung<br />

des Herzens deutlich vermindert ist”, sagt Prof. Klaus Pethig, Chefarzt<br />

der Kardiologie am EVK Hamm. Erholt sich das Herz auch nach<br />

Abklärung und gezielter Behandlung der Ursache einschließlich einer<br />

modernen medikamentösen Therapie nicht mehr, kann Patienten,<br />

deren Herzkammern nicht mehr im Takt schlagen, durch spezielle<br />

Herzschrittmacher geholfen werden. Herkömmliche Schrittmacher<br />

stimulieren nur in den rechtsseitigen Herzkammern. Das ist bei<br />

Schrittmacherpatienten ohne Herzschwäche kein Problem, kann jedoch<br />

bei Patienten mit Herzmuskelschwäche zu einer weiteren Verschlechterung<br />

der körperlichen Leistungsfähigkeit führen.<br />

In den vergangenen Jahren wurde eine Methode entwickelt, die rechte<br />

und die linke Herzkammer zu stimulieren und so eine „synchrone”<br />

Kontraktion des Herzmuskels zu erreichen. „Dabei wird die Elektrode<br />

für die linke Herzkammer über den rechten Vorhof in eine geeignete<br />

Herzvene zur linken Herzkammer vorgebracht”, erklärt Dr. Dirk Reinhardt,<br />

kardiologischer Oberarzt am EVK Hamm. Spezielle Voruntersuchungen<br />

sollten im Vorfeld abklären, welches System für den individuellen<br />

Patienten am besten geeignet ist; ein Resynchronisationssystem<br />

kann zum Beispiel als Herzschrittmacher oder in Verbindung mit<br />

einem Defibrillator eingesetzt werden, um bei Herzschwäche häufig<br />

auftretende lebensbedrohliche Rhythmusstörungen durch schnelle<br />

Stimulation oder Schockabgabe behandeln zu können.<br />

Nach der Implantation kommt es dann auf eine sorgfältige Programmierung<br />

der komplizierten Geräte an. Dr. Heinrich Wucherpfennig,<br />

kardiologischer Oberarzt am EVK Hamm: „Die von den Elektroden abgegebenen<br />

Impulse müssen genau aufeinander abgestimmt werden,<br />

um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.“ Die beste Möglichkeit,<br />

den Erfolg der Behandlung zu bewerten, ist eine bessere Lebensqualität<br />

durch weniger Krankenhausaufenthalte und Verbesserung<br />

der körperlichen Belastbarkeit der mit einem solchen Gerät versorgten<br />

Patienten.<br />

46 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Rätsel<br />

Das<br />

-Frühlingsrätsel<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

auch in dieser <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong> bieten wir Ihnen eine kleine „Denksportaufgabe“ an. Teilnehmen dürfen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

aus den Mitgliedshäusern des <strong>Valeo</strong>-Klinikverbundes. Die gesuchten Worte ergeben sich aus den Angaben unter WAAGERECHT<br />

und SENKRECHT. Aus den Buchstaben in den nummerierten Feldern (1-14) ergibt sich die Lösung.<br />

Diese Lösung senden Sie bitte per E-Mail bis zum 18.05.<strong>2008</strong> an tmv@mediakom-unna.de, fügen Ihren Namen, das <strong>Valeo</strong>-Haus in dem<br />

Sie arbeiten, Ihre Abteilung und Telefonnummer dazu. Aus allen richtigen Einsendungen verlosen wir wieder drei Restaurant- oder Büchergutscheine<br />

im Wert von 75,00, 50,00 und 25,00 Euro. Einen Sonderpreis verlosen wir unter den Einsendern des komplett gelösten<br />

Rätsels. Anschrift: Mediaprint Verlagsgesellschaft mbH, Redaktion <strong>Valeo</strong>-<strong>mittendrin</strong>, Friedrich-Ebert-Str. 19, 59425 Unna. Der Rechtsweg ist<br />

ausgeschlossen.<br />

Die Lösung des Rätsels aus der Dezember-Ausgabe 2007: Ich fuehle mich wohl. Gewonnen haben: Susanne Seifert-Kapke, Bünde<br />

(1.Preis), Katja Rassmann, Hamm (2. Preis) und Juliane Jockenhövel, Münster (3. Preis). Herzlichen Glückwunsch.<br />

Die Lösung ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

WAAGERECHT<br />

A1 Steht vor der Tür und lässt<br />

flattern sein blaues Band • A3<br />

Sie ist nur kurzfristig allein... •<br />

A4 ... und wird hier vereidigt<br />

auf die Wahrheit • A5 Nebenfluss<br />

des Dnjestr • A6 Mit einem<br />

a wäre es ein Weinanbaugebiet<br />

• A7 Brennt die Lampe,<br />

ist das Licht ... • A8 Vorstufe des<br />

Schlaganfalls oder mit Maria<br />

ein legendärer Likör • A9 Dieser<br />

große Fußballer war eher<br />

klein, aber schussstark (Spitzname)<br />

• A10 Das heißt schon in<br />

Ordnung • A11 Beethovens ...<br />

Symphonie • A14 Und endlich<br />

mal ist auch dieses Magazin<br />

im Rätsel verewigt, doch halt,<br />

ganz hat´s nicht gereicht! • C2<br />

Länderkennung unserer Nachbarn<br />

• C13 Nur den Schwätzern<br />

steht das Dreschen einer ... zu •<br />

D7 Ändert sich nur ein wenig,<br />

nennen es Politiker gern ... • E6<br />

Ob im Partykeller, im Wohnzimmer<br />

oder im Schlafzimmer<br />

– mit dem Wandschmuck<br />

kam immer Stimmung auf • E8<br />

Tschechischer Fußballspieler • F9 Gutartige Knotenbildung • G10<br />

Sprechen wir über die Sicherheit der USA, spielt diese eine Rolle<br />

(Abk.) • G12 Sprechen wir über mich, spielt dies eine Rolle • I5 Das<br />

machte früher der Plattenspieler oder heute manchmal ein müder<br />

oder lustloser Redner • I11 Verfahren zur Erfassung von Erfolgskritischem<br />

Verhalten (Abk.) • J13 Sieht man an Bäumen und Sträuchern<br />

im A1 • K1 Diese zu verstecken ist Hasen- oder Elternsache • K2 Leckeres<br />

Knabbergebäck kam einst von ... • K8 Das erhabenste Symbol<br />

der hinduistischen Metaphysik • K10 Flink • L12 So heißen offensichtlich<br />

nicht nur in Norddeutschland alle Ganoven • M3 Das heißt<br />

pro Jahr.<br />

A B C D E F G H I J K L M N<br />

SENKRECHT<br />

A1 Echte Begeisterung •<br />

1 A13 Dem Vereinsnamen<br />

5<br />

einfach angehängt • B3<br />

2<br />

2<br />

Diese sind oft eher praktisch<br />

veranlagt • C1 Zustand,<br />

nicht nur in A1 waa-<br />

3<br />

6 12 11<br />

4<br />

gerecht • D1 Dichtungsart,<br />

zu feierlichen Anlässen<br />

5<br />

vorgetragen, um dem<br />

Gastgeber zu schmeicheln<br />

6<br />

4 9 • D9 Ist z. B. A3 waagerecht<br />

monogam, lebt sie in dieser<br />

• E3 Der ist ein Beistand<br />

7<br />

8<br />

• E10 Dieser Nachname ist<br />

14<br />

der 5. 604. häufigste Familienname<br />

9<br />

1<br />

in Deutschland<br />

und spanischen Ursprungs<br />

10 • F1 Rasentennis (engl.) • F6<br />

3<br />

Braucht man im A1 waagerecht<br />

seltener • G3 Atome<br />

11<br />

7<br />

12<br />

desselben Elements, aber<br />

13 10<br />

mit unterschiedlichen Massezahlen<br />

13<br />

8<br />

• G12 Hier fehlt<br />

nur das dor zum Namen •<br />

14<br />

H1 Auf Anhieb sympathische<br />

Menschen sind meist<br />

... • H6 Unterwelt • H12 So<br />

verkürzt sich der Engländer<br />

die Mittel-Europäische Zeit (sorry) • I1 Wer gedient hat, hat vielleicht<br />

dabei gesungen oder kann ein Lied davon singen • J3 Männlicher<br />

Vorname jenseits der Alpen • K1 Wenn nicht viel Zeit ist, heißt<br />

der oder die Ehemalige eben so • K4 Der schönste Opel aller Zeiten<br />

war auch ein Botschafter • L1 Alles klar, abgekürzt mit anderen<br />

Worten • L12 Muss man im A4 waagerecht schwören • M1 Mit diesem<br />

Spezialisten kommt man der Wahrheit nicht immer nahe • M9<br />

Wenn A3 waagerecht zu Hause bleibt, ist sie nicht unbedingt dies<br />

• N3 Sonntags nach dem Tatort redet sie • N12 Vorname eines berühmten<br />

polnischen Fußball-Nationalspielers, der Deutsch mit niederländischem<br />

Akzent spricht und ehemals in Diensten des erfolgreichsten<br />

Ruhrgebietsvereins stand.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 47


<strong>Valeo</strong> -<br />

Der Verbund<br />

Evangelischer Krankenhäuser<br />

in Westfalen

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