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josef winkler: „der landeshauptmann von kärnten als bischöflicher ...

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alte Menschen gegen die das Land und die Menschen mehr und mehr <br />

lähmende und vernichtende Korruption. Selbst die Hörner der <br />

heiligen, durch die Straßen wandelnden Kühe waren mit den Farben <br />

der indischen Fahne bemalt. Als ich dann zwei Tage wegen einer <br />

kleinen Tropenkrankheit im Hotelbett verbringen mußte, mich aber <br />

luxuriöserweise <strong>von</strong> Honig aus Kaschmir, frischgepreßtem Saft <strong>von</strong> <br />

den indischen Ananas und <strong>von</strong> frischer Kokosnußmilch – meine kleine <br />

Tochter brachte mir die aufgeschlagenen grünen, großen Kokosnüsse <br />

<strong>von</strong> der Straße – ernähren und bis ins Hotelzimmer die <br />

Demonstrationen hören konnte, habe ich auch an das Land gedacht, <br />

in dem ich aufgewachsen bin und habe an Sie diesen offenen Brief <br />

entworfen. Vom Hotelzimmer aus hörte ich kurioserweise auch öfter <br />

das Warnsignal rückwärts fahrender Autos mit der verzerrten <br />

Melodie <strong>von</strong> „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Also war die Heimat nah. <br />

Wenige Tage vor unserer Abreise nach Indien fuhren wir nach Maria <br />

Rain und kamen an Jörg Haiders Unfallstelle vorbei. Vor uns fuhr ein <br />

Auto mit Wiener Kennzeichen, das auf der Höhe der Unfallstelle <br />

unvorhersehbar und abrupt die Geschwindigkeit reduzierte, damit <br />

die fünf Autoinsassen in aller Ruhe aus dem Fenster auf den Jörg-­‐<br />

Haider-­‐Friedhof am schmalen Straßenrand schauen konnten. <br />

Obwohl wir in einem maßvollen Abstand fuhren, mußte meine Frau – <br />

auch die Kinder waren im Auto – ordentlich auf die Bremse steigen, <br />

damit wir nicht mit dem vor uns fahrenden Auto zusammenkrachten. <br />

Jeden Morgen gegen sechs Uhr werden an dieser Stelle <strong>von</strong> einem <br />

Lastwagenfahrer ungefähr fünfzig niedergebrannte Kerzen <br />

weggeräumt und ebenso viele neu aufgestellt und angezündet. Gibt <br />

es Tag für Tag einen edlen Kerzenspender? Wer zahlt diese tägliche <br />

Friedhofspflege, diesen Todespomp? Sind Steuergelder im Spiel? Ist <br />

diese Gedenkstätte am engen Straßenrand, die inzwischen zu einem <br />

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