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Dokumentation des 5. Geschichtswettbewerbs - Heimat im Ruhrgebiet

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Der<br />

<strong>5.</strong> Eile und Weile<br />

Geschichtswettbewerb<br />

Ressourcen erschöpft wurden, steht in krassem Kontrast zu jener »Weile« der Jahrmillionen<br />

andauernden Entwicklung der Erdgeschichte.« Für den Geschichtskreis »General Blumenthal«<br />

(Beitrag Nr. 119) liegt das Pendant der Eile <strong>des</strong> Ruhrbergbaus in der Nachkriegszeit in<br />

dem bleibenden Bestand der Bergmannssiedlungen – »die Häuser als Verweilen<strong>des</strong>«. Und<br />

Sascha, Ahmed und Daniel von der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen (Beitrag Nr.<br />

91) fanden das Thema bestens <strong>im</strong> Fußball gespiegelt: »Im Fußball geht es eilig zu, während<br />

die Zuschauer die Weile <strong>des</strong> Spiels genießen.«<br />

Die Beschäftigung mit der Historie setzt generell ein Zeitempfinden, ein Gefühl für das<br />

Verstreichen von Zeitabschnitten voraus und das Wissen, dass sich darüber – oder darunter<br />

– Dinge, Menschen und Zusammenhänge verändern. Erst Zeitabläufe verschieben<br />

Prioritäten, führen zu Abschlüssen und Neuanfängen und damit zu Entwicklung und Wandel.<br />

Nach Norbert Elias ist »Zeit (…) ein Ausdruck dafür, dass Menschen Positionen, Dauer<br />

von Intervallen, Tempo der Veränderungen und anderes mehr <strong>im</strong> Flusse zum Zwecke ihrer<br />

eigenen Orientierung zu best<strong>im</strong>men suchen« (Norbert Elias: Über die Zeit, Arbeiten zur<br />

Wissenssoziologie II, Frankfurt a.M. 1994, S. XLVII).<br />

Wie Veränderungen empfunden werden, individuell und gesellschaftlich, hängt von der<br />

jeweiligen Geschwindigkeit ab. Wird das Bekannte kaum oder gar nicht durch Impulse<br />

aufgebrochen, so droht Lange-Weile. Bleibt das Vertraute hingegen hinter dem Neuen zurück,<br />

so wird die gesellschaftliche Entwicklung als schnelllebig und eilig empfunden. Und<br />

solche Vertrautheits- und Kontinuitätsbrüche versuchen viele von uns durch Kontinuitätspflege<br />

auszugleichen. Der Philosoph Odo Marquard vergleicht uns daher mit Kleinkindern,<br />

die in der für sie vielfach noch unbekannten Welt <strong>im</strong>mer eine eiserne Ration an Vertrautem<br />

in Form ihres Teddybären mit sich führen: »Wo sich die Wirklichkeit <strong>im</strong>mer schneller ändert<br />

und so dauernd fremd wird, brauchen auch Erwachsene derlei »transitional objects«,<br />

als Teddybär-Äquivalente.« (Odo Marquard: Individuum und Gewaltenteilung. Philosophische<br />

Studien, Stuttgart 2004, S. 11).<br />

Ohne dies kritisieren zu wollen, kann bei vielen Arbeiten konstatiert werden, dass die<br />

Beschäftigung mit der Vergangenheit eine solche Teddybär-Funktion hat. Der Blick zurück<br />

bedeutet oftmals eine Konstruktion vermeintlich geordneter Sinnzusammenhänge, die die<br />

oft schwierige Gegenwart in ein milderes Licht taucht. Die Beschäftigung mit der eigenen<br />

Geschichte, mit der Geschichte <strong>des</strong> früheren Arbeitsplatzes und/oder <strong>des</strong> Stadtteils ist<br />

nicht unbedingt mit dem Wunsch verbunden, mit neuen Fragen zugleich neue Erkenntnisse<br />

zu Tage zu fördern. Vielen ist gerade nicht an einem Infragestellen langgehegter und<br />

liebgewordener Vorstellungen und Mythen gelegen. Es geht vielmehr um das Festhalten<br />

persönlicher Erinnerungen, um die Verankerung einer übersichtlichen Vergangenheit<br />

bzw. Teilen davon als ruhendem Gegenpol in einer sich permanent verändernden Gegenwart.<br />

Auf der anderen Seite wird der Wettbewerb von Beiträgen geprägt, die sich mit der Geschichte<br />

<strong>des</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong>es, mit den Aspekten Krieg, Umweltbelastung, wirtschaftlicher<br />

Strukturwandel, Geschlechterdiskr<strong>im</strong>inierung u.a. kritisch auseinander setzen und der daran<br />

gebundenen Irritation, Angst, Verärgerung, Veränderungs- und Modernisierungswünsche<br />

nachspüren. Unterschiedliche Themen best<strong>im</strong>men zahlreiche engagierte Arbeiten,<br />

bei denen vielfach gegenwärtige Problemkonstellationen und -sichten eine historische<br />

Fragestellung hervorriefen. Als Beispiel hierfür sei die Nr. 5 von Dr. Guido Rißmann-Ottow<br />

genannt, der das Thema Luftfahrt <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong> unter zahlreichen Aspekten untersucht<br />

– – 5 – –

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