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Dokumentation des 5. Geschichtswettbewerbs - Heimat im Ruhrgebiet

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Der<br />

<strong>5.</strong> Eile und Weile<br />

Geschichtswettbewerb<br />

tretern der vornehmen englischen Rennclubs, die ihre Wetten untereinander in ein Buch<br />

eintragen ließen. Heute werden in den Wettbüros per Videoübertagung von verschiedenen<br />

Pferderennbahnen aus Deutschland oder aus dem Ausland auch Live-Übertragungen<br />

zur gleichen Zeit angeboten. Dadurch hat die Rennbahn per se die Wettexklusivität verloren,<br />

was sich zunächst für die Gesamtumsätze positiv gestaltete.<br />

Weitere Gründe für den momentanen Niedergang <strong>des</strong> Pferderennsports liegen selbstverständlich<br />

<strong>im</strong> veränderten Freizeit- und Glücksspielverhalten <strong>des</strong> potentiell wettenden<br />

Publikums. Das meiste Geld wird momentan, einmal abgesehen vom Lottospiel, bei Fußballwetten<br />

oder in Spielcasinos umgesetzt, wo zudem höhere Gewinnchancen locken. Im<br />

Gegensatz zu Frankreich, der Traberhochburg Europas schlechthin, wo jährlich bei Trabrennen<br />

insgesamt 8 bis 10 Milliarden Euro umgesetzt werden, sind dies in Deutschland<br />

zwischen 130 und 150 Millionen Euro. Der durchschnittliche Umsatz eines Trabrennens auf<br />

der Rennbahn Recklinghausen beträgt gegenwärtig 13.000 Euro; 1993 waren dies noch<br />

2<strong>5.</strong>000 Euro.<br />

Auch auf der Rennbahn findet der philosophische Satz: »Wer nicht an Wunder glaubt, ist<br />

kein Realist« manchmal, wenn auch selten, seine Bestätigung. Orientierung findet der Wetter<br />

am so genannten »Totalisator«, dem computergesteuerten Wettsystem. Die eingezahlten<br />

Wettsummen auf die jeweiligen Pferde werden nach einem Abzug von ca. 20 Prozent <strong>des</strong><br />

Gesamtumsatzes, der an die Rennvereine und Pferdezucht abgeführt wird, an die jeweiligen<br />

Gewinner je nach Wettart: Sieg – Platz – Zweierwette – Dreierwette aufgeteilt. Die rennbahnspezifische<br />

Sprache wird, abgesehen von Unmutsäußerungen gegenüber vermutlichen<br />

»Schiebern« alias demotivierten Fahrern, eindeutig durch den Konjunktiv dominiert, zumal<br />

der Imperativ in den meisten Fällen nur <strong>im</strong> Falle <strong>des</strong> Gewinns Anwendung findet. Die Verwendung<br />

dieser Sprachform als Kennzeichnung eines emotionalen Begehrens in der Form<br />

<strong>des</strong> Voluntativs, Optativs oder eines irrealen Wunsches (hätte ich doch, hätte er doch nicht,<br />

hätte müssen, hätte sollen) ist dabei weit verbreitet und böte wohl ein breites Untersuchungsfeld<br />

für Sprachwissenschaftler, von Psychologen ganz zu schweigen. Der Inflation<br />

<strong>des</strong> Konjunktivs steht dabei oftmals die reale Deflation <strong>des</strong> Geldbeutelinhaltes gegenüber.<br />

Für zwischenmenschliche Probleme bleibt auf der Rennbahn keine Zeit, man widmet sich<br />

ausschließlich den Rennpferden, revierspezifisch auch »Zossen« genannt. Die unangenehme<br />

Wirklichkeit wird dabei durch die Aussicht auf ein noch in der Zukunft liegen<strong>des</strong> Ereignis,<br />

das sich auf den Rennplätzen <strong>des</strong> Reviers zwölfmal wiederholt, verdrängt.<br />

Wenn auch heute das Zentrum der Erfolge der Trabrennpferde und Rennpferdzucht<br />

noch <strong>im</strong> Revier liegt , so stammt der Fahrer <strong>des</strong> diesjährigen deutschen Derbysiegers (Michael<br />

Schmid) aus Niederbayern. Als Mitglied <strong>des</strong> »Vereins für Warmblutzucht und Trabrennen<br />

Pfarrkirchen <strong>im</strong> Rottal« möchte ich abschließend einen Sinnspruch der 1920er<br />

Jahre aus meiner niederbayerischen <strong>He<strong>im</strong>at</strong> zum Besten geben:<br />

»Im Rotttal sind <strong>des</strong> Bauern Stolz<br />

Die schönen Pferde, ‘s Feld und ‘s Holz,<br />

Doch willst Du’s Hauptvergnügen kennen<br />

So nenn’ ich Dir das Pferderennen!«<br />

In diesem Sinne darf ich Ihnen be<strong>im</strong> Pferderennen viel Spaß wünschen und der Hoffnung<br />

Ausdruck verleihen, dass Sie auf das richtige Pferd setzen. Denn ohne Pferdewetten gäbe<br />

es keine Pferdrennen mehr. Es gilt somit ein wichtiges Kulturgut und Freizeitvergnügen zu<br />

bewahren.<br />

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