Geleitwort
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<strong>Geleitwort</strong><br />
Das nahezu vierhundert Bestattungen umfassende früheisenzeitliche Gräberfeld von Statzendorf<br />
wurde in mehreren Kampagnen am Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Richard Pittioni hat für<br />
eine Untergruppe der osthallstättischen Kalenderbergkultur nach diesem und einem anderen<br />
bedeutenden Gräberfeld schon 1937 den Begriff Typus Statzendorf-Gemeinlebarn eingeführt. Wenn<br />
diese Untergliederung heute, so auch im vorliegendem Werk, umstritten ist, hat der Fundplatz in der<br />
Fachwelt doch immer größtes Interesse erweckt. Man erwartete sich von einer Auswertung vor allem<br />
eine präzisere zeitliche Umschreibung und bessere Einblicke in die Sozialstrukturen und<br />
Fernbeziehungen der Kalenderbergkultur. Dies umso mehr, als die Grabungsdokumentation von<br />
Statzendorf weitgehend verlässlich ist und zusammen mit dem reichen Fundmaterial eine viel<br />
versprechende Auswertung erwarten ließ.<br />
Allerdings waren vom Statzendorfer Gräberfeld bisher nur wenige Grabinventare näher bekannt, und<br />
diese bei weitem auch nicht durchgehend graphisch erfasst worden. Mehrere Anläufe zur Bearbeitung<br />
scheiterten an dem enormen Umfang der Grabbeigaben (rund 2500 Einzelstücke) und der<br />
Aufbewahrung in vier verschiedenen Sammlungen. Dazu kam, dass viele ursprünglich restaurierten<br />
Tongefässe wieder zerfallen waren und einer neuerlichen Präparation bedurften, um gezeichnet<br />
werden zu können. Um den großen Arbeitsaufwand für eine Gräberfeldvorlage zu bewältigen, war ein<br />
finanziertes Forschungsprojekt erforderlich.<br />
Im Oktober 1997 genehmigte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit einer<br />
großzügigen Unterstützung das von mir beantragte Projekt (P 12520). Damit konnte eine<br />
systematische Untersuchung und Auswertung des Fundstoffes ermöglicht werden.<br />
Diese Bearbeitung hat nun Katharina Rebay in sehr umsichtiger und kritischer Form im Rahmen ihrer<br />
Dissertation vorgenommen. Von großem Wert sind ihre dafür gewählten modernen Methoden der<br />
statistischen Auswertung, die zu detaillierten Aufschlüssen in kulturellen, chronologischen, sozialen<br />
und wirtschaftlichen Bereichen geführt haben. Da unsere bisherigen Kenntnisse von<br />
Gräberfeldstrukturen der frühen und älteren Hallstattzeit im nordalpinen Gebiet noch recht<br />
bruchstückhaft sind, bilden die nun aus Statzendorf gewonnenen Ergebnisse einen beachtlichen<br />
Fortschritt. Bis zu einem bestimmten Grad hilft dieses Wissen auch, die Welt der damals Lebenden zu<br />
erkennen und zu verstehen. Und dies ist ja auch eines der wichtigsten Ziele der<br />
Urgeschichtsforschung. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass die veröffentlichte Arbeit einen<br />
Meilenstein in der Erforschung der östlichen Hallstattkultur darstellen wird.<br />
Andreas Lippert, Wien<br />
Herausgeber<br />
7
Statzendorf<br />
Vorwort<br />
Vorwort<br />
Vorlage und Auswertung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Statzendorf sind seit langem ein<br />
Desiderat der prähistorischen Forschung, zumal das Gräberfeld seit über hundert Jahren bekannt ist<br />
und bereits in den Jahren 1903 bis 1925 freigelegt wurde. Diese Arbeit hat die Gesamtvorlage des<br />
Gräberfeldmaterials zum Ziel, besonderen Raum nehmen die Aufarbeitung der verfügbaren Quellen<br />
und die Sozialinterpretation des Gräberfeldes ein. Die Bearbeitung des Fundmaterials sowie eine<br />
chronologische und chorologische Beurteilung des Gräberfeldes erfolgte ebenfalls in diesem Rahmen.<br />
Noch ist sicherlich nicht das letzte Wort über das Gräberfeld von Statzendorf gesprochen, das ohne<br />
Zweifel zu den bedeutendsten Gräberfeldern der Hallstattzeit im Raum Niederösterreich zählt.<br />
Trotzdem hoffe ich, mit dieser Arbeit eine solide Arbeitsgrundlage für weitere Forschungen geliefert zu<br />
haben.<br />
Die Publikation im Rahmen der Reihe Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie ist<br />
eine nur leicht veränderte Fassung meiner im Sommer 2005 an der Universität Wien approbierten<br />
Dissertation. In der nun publizierten Form habe ich weniger geändert, als ich ursprünglich wollte.<br />
Besonders meine derzeitige Anstellung an der Universität Cambridge hat viele meiner Ansichten zu<br />
Fragen des sozialen Wandels prähistorischer Gesellschaften weiterentwickelt und verändert.<br />
Trotzdem wiegen die Vorteile einer zeitnahen Vorlage des Dissertationsmaterials schwerer als der<br />
Nachteil, dass manches vielleicht nicht völlig ausgereift präsentiert werden kann. Die digitalen<br />
Rohdaten, die zur Auswertung benutzt wurden, werden der Publikation nicht beigelegt, jedoch bin ich<br />
nach Rücksprache gerne bereit, sie Fachkolleginnen und Kollegen zur Verfügung zu stellen.<br />
Für die Möglichkeit der Drucklegung und für die Überlassung des Themas meiner Dissertation danke<br />
ich A. Lippert, der das vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung geförderte Projekt<br />
„Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf“ (P12520) initiierte und leitete. Im Rahmen des<br />
Projektes wurde die Restaurierung einiger Funde von W. Prenner (NHM Wien) durchgeführt. Ein<br />
Großteil des Fundmaterials konnte von G. Bawaronschütz (ASINOE) und H. Scheidl (ASINOE)<br />
gezeichnet werden, so dass eine Bearbeitung des umfangreichen Fundmaterials erst möglich wurde.<br />
Zudem wurde durch das Projekt die Bestimmung der Skelette und Leichenbrände (S. Renhart), sowie<br />
die Bestimmung der Tierknochen (M. Schmitzberger) finanziert. Allen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern des Projektes sei für ihre Arbeit herzlich gedankt.<br />
Die Arbeiten an meiner Dissertation begannen im Herbst 2001 und wurden 2002/2003 im Rahmen<br />
eines Forschungsstipendiums auf dem Gebiet der Archäologie und Altertumswissenschaften<br />
gefördert, wofür ich der öffentlichen Hand zu Dank verpflichtet bin. Der Titel des Projekts war „Aspekte<br />
der hallstattzeitlichen Gesellschaftsstruktur anhand ausgewählter metallführender Gräber der<br />
Nekropole Statzendorf“. Die Betreuung der Arbeit war von größtmöglicher Freiheit, aber auch von<br />
reger Anteilnahme und zahlreichen anregenden Diskussionen geprägt, die ich sowohl mit A. Lippert,<br />
als auch mit meinem zweiten Betreuer, O. Urban, führen durfte. Ich danke beiden für ihre<br />
Unterstützung.<br />
Da der größte Teil des Fundmaterials in der Sammlung der Prähistorischen Abteilung des<br />
Naturhistorischen Museums aufbewahrt wird, war ich dort häufig zu Gast und habe von allen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlreiche Hilfestellungen erfahren. Für die Überlassung des<br />
Materials zur Bearbeitung danke ich A. Kern, für die Betreuung bei der Archivarbeit danke ich W. Antl-<br />
Weiser, A. Heinrich und V. Holzer, für die Unterstützung bei der elektronischen Datenverarbeitung,<br />
statistischer Auswertung und Seriation danke ich P. Stadler. H. Reschreiter hat auf dem Weg in den<br />
Tiefspeicher im Lauf der Zeit sicherlich Kilometer zurückgelegt, auch ihm möchte ich für seine stete<br />
Hilfsbereitschaft danken. Ein weiterer Teil des Fundmaterials sowie der Dokumentation lagert im Stift<br />
Herzogenburg, wo ich ebenfalls freundlich von C. Oppitz und H. Ulrich aufgenommen wurde. Bei der<br />
Aufnahme des Fundmaterials aus den Museen in Krems und St. Pölten waren mir A. Krenn-Leeb und<br />
M. Krenn behilflich.<br />
Folgende Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunde haben durch Diskussionen,<br />
Hinweise und persönliche Anteilnahme ihren Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet: V. Albustin, H.<br />
Böhm, L. Blundell, B. Bühler, M. und N. Doneus, A. Eibner, T. Einwögerer, E. Engelke, M. Fera, M.<br />
Griebl, R. Karl, K. Kowarik, M. Kucera, J. Leskovar, K. Löcker, M. Mehofer, S. Moser, L. Nebelsick, W.<br />
Neubauer, N. Müller-Scheeßel, P. Nigst, N. Pieper, A. und F. Preinfalk, O. Rachbauer, P. Ramsl, J.<br />
Reschreiter, D. Siegl, I. Steiner, U. Trenkmann, P. Trebsche, B. Viola, K. Wiltschke, C. Zingerle und<br />
M. Zivny. Danke.<br />
Das Korrekturlesen der Arbeit war auf A. Eibner, M. Fera, J. Leskovar, M. und P. Rebay sowie U.<br />
Trenkmann aufgeteilt, den englischen Text korrigierten L. Blundell, R. Karl und J. Wilson. Sämtliche<br />
9
Statzendorf<br />
Vorwort<br />
verbleibende Fehler liegen in meiner Verantwortung. Zum Schluss möchte ich meinen Eltern, M. und<br />
P. Rebay und allen anderen Mitgliedern meiner Familie danken, die mich während der arbeitsreichen<br />
letzten Jahre unterstützten, wo sie nur konnten.<br />
Katharina Rebay<br />
10
Statzendorf<br />
Inhalt<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung ........................................................................................................................................ 15<br />
2. Fundort............................................................................................................................................ 16<br />
3. Fund- und Forschungsgeschichte ............................................................................................... 19<br />
3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes....................................................................... 19<br />
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen ...................................................................................... 20<br />
3.3 Grabungsmethode und Dokumentation .................................................................................... 21<br />
3.4 Verbleib der Funde.................................................................................................................... 22<br />
4. Quellenkritik.................................................................................................................................... 24<br />
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe............................................................................ 24<br />
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes ........................................................................................... 24<br />
4.3 Verbale Beschreibungen........................................................................................................... 24<br />
4.4 Fotos ......................................................................................................................................... 25<br />
4.5 Inventare ................................................................................................................................... 25<br />
4.6 Vergleich der Quellengattungen................................................................................................ 27<br />
4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit ...................................................................................... 30<br />
4.8 Quellenqualität .......................................................................................................................... 32<br />
5. Befund ............................................................................................................................................. 36<br />
5.1 Grabtiefe ................................................................................................................................... 36<br />
5.2 Bestattungsform ........................................................................................................................ 36<br />
5.2.1 Körperbestattungen........................................................................................................... 36<br />
5.2.2 Brandbestattungen............................................................................................................ 37<br />
5.2.3 Mehrfachbestattungen ...................................................................................................... 38<br />
5.3 Grabbau .................................................................................................................................... 39<br />
5.3.1 Holzkammergräber............................................................................................................ 41<br />
5.3.2 Brandgrubengräber........................................................................................................... 41<br />
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen............................................................................................. 41<br />
5.5 Die „Brandgrube“ C086 ............................................................................................................. 43<br />
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes................................................................................................... 43<br />
6. Keramik - Vorbemerkungen .......................................................................................................... 45<br />
7. Keramik - Herstellungsweise ........................................................................................................ 46<br />
7.1 Erhaltungszustand .................................................................................................................... 46<br />
7.2 Tonart ........................................................................................................................................ 46<br />
7.3 Aufbau der Gefäße.................................................................................................................... 47<br />
7.4 Oberflächenbehandlung............................................................................................................ 47<br />
7.5 Grafitierung................................................................................................................................ 48<br />
7.6 Farbe ......................................................................................................................................... 49<br />
7.7 Sekundärer Brand ..................................................................................................................... 49<br />
7.8 Reparaturstellen........................................................................................................................ 50<br />
8. Keramik - Typographie .................................................................................................................. 51<br />
8.1 Schalen..................................................................................................................................... 51<br />
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand..................................................................................... 51<br />
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand ....................................................................................... 59<br />
8.1.3 Große, bemalte Schale ..................................................................................................... 61<br />
8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung ...................................................................... 62<br />
8.1.5 Knickwandschalen ............................................................................................................ 63<br />
8.2 Kegelhalsgefäße...................................................................................................................... 64<br />
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung............................................................................ 65<br />
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals..................................................................................... 66<br />
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals ................................................................................. 70<br />
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals ................................................................................ 71<br />
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel ............................................................................................. 73<br />
8.2.6 Verzierungen..................................................................................................................... 73<br />
8.3 Schüsseln ................................................................................................................................ 75<br />
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln .................................................................... 75<br />
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung ............................................................................................... 77<br />
8.4 Henkelschalen ......................................................................................................................... 87<br />
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick ......................................................................................... 88<br />
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen ........................................................................................ 88<br />
8.4.3 Kugelige Henkelschalen ................................................................................................... 89<br />
11
Statzendorf<br />
Inhalt<br />
8.4.4 Napfartige Henkelschalen ................................................................................................. 90<br />
8.5 Kalenderbergtöpfe................................................................................................................... 90<br />
8.5.1 Breite Kalenderbergtöpfe .................................................................................................. 92<br />
8.5.2 Geschwungene Kalenderbergtöpfe................................................................................... 92<br />
8.5.3 Kalenderbergtöpfe mit Fuß................................................................................................ 92<br />
8.5.4 Kugelige Kalenderbergtöpfe.............................................................................................. 93<br />
8.5.5 Normal proportionierte Kalenderbergtöpfe........................................................................ 93<br />
8.5.6 Schlanke Kalenderbergtöpfe............................................................................................. 94<br />
8.5.7 Verzierungen ..................................................................................................................... 95<br />
8.6 Töpfe......................................................................................................................................... 97<br />
8.6.1 Henkeltöpfe ....................................................................................................................... 97<br />
8.6.2 Töpfe ohne Henkel ............................................................................................................ 99<br />
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen............................................................................................ 90<br />
8.7 Henkelschüsseln ................................................................................................................... 100<br />
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil ............................................................. 101<br />
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil................................. 101<br />
8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln.................................................................. 102<br />
8.7.4 Hohe Henkelschüssel...................................................................................................... 102<br />
8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln .............................................................................................. 102<br />
8.7.6 Verzierungen ................................................................................................................... 103<br />
8.8 Fußschalen............................................................................................................................. 104<br />
8.8.1 Fußschalen mit eingezogenem Rand ............................................................................. 105<br />
8.8.2 Fußschalen mit Turbanrand ............................................................................................ 105<br />
8.8.3 Fußschalen mit ausladendem Rand ............................................................................... 105<br />
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen........................................................................... 106<br />
8.9 Ausgussgefäße...................................................................................................................... 106<br />
8.9.1 Ausgussgefäße mit röhrenförmigem Ausguss ................................................................ 106<br />
8.9.2 Ausgussgefäße mit tierförmigem Ausguss...................................................................... 107<br />
8.10 Zisten .................................................................................................................................... 109<br />
8.11 Drillingsgefäß....................................................................................................................... 110<br />
8.12 Miniaturgefäße ..................................................................................................................... 111<br />
8.13 Deckel ................................................................................................................................... 112<br />
8.14 Spinnwirtel ........................................................................................................................... 112<br />
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 113<br />
8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel .......................................................................................... 114<br />
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 114<br />
8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil ................................................. 115<br />
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form ............................................................. 115<br />
8.15 Rasseln................................................................................................................................. 116<br />
8.16 Tonständer (?) ..................................................................................................................... 116<br />
8.17 Lampe (?) ............................................................................................................................. 117<br />
9. Keramik – Verzierungen............................................................................................................... 118<br />
9.1 Verzierungstechniken ........................................................................................................... 118<br />
9.1.1 Ritzverzierung ................................................................................................................. 119<br />
9.1.2 Kammstrich ..................................................................................................................... 120<br />
9.1.3 Kanneluren ...................................................................................................................... 121<br />
9.1.4 Dellen .............................................................................................................................. 124<br />
9.1.5 Kerben............................................................................................................................. 125<br />
9.1.6 Einstiche.......................................................................................................................... 126<br />
9.1.7 Stempel ........................................................................................................................... 126<br />
9.1.8 Zahnstempel.................................................................................................................... 127<br />
9.1.9 Abrollungen ..................................................................................................................... 128<br />
9.1.10 Knubben ........................................................................................................................ 128<br />
9.1.11 Leisten........................................................................................................................... 130<br />
9.1.12 Fingernagelkerbleisten.................................................................................................. 131<br />
9.1.13 Grafitbemalung.............................................................................................................. 132<br />
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung ................................................................................................. 133<br />
9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken ............................................................................ 134<br />
9.2 Verzierungsmotive ................................................................................................................ 136<br />
9.2.1 Dreieck ............................................................................................................................ 136<br />
9.2.2 Winkel.............................................................................................................................. 137<br />
9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster .............................................................................. 139<br />
12
Statzendorf<br />
Inhalt<br />
9.2.4 Rauten............................................................................................................................. 140<br />
9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien................................................................................. 140<br />
9.2.6 Kreis ................................................................................................................................ 142<br />
9.2.7 Spirale ............................................................................................................................. 142<br />
9.2.8 Kreuz............................................................................................................................... 143<br />
9.2.9 Gitter ............................................................................................................................... 144<br />
9.2.10 Strahlenmuster.............................................................................................................. 144<br />
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen.................................................................................... 145<br />
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive................................................................................. 146<br />
9.2.13 Verzierung und Identität................................................................................................ 148<br />
10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf............................................ 151<br />
11. Metall ........................................................................................................................................... 157<br />
11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät ............................................................................................ 158<br />
11.1.1 Beile .............................................................................................................................. 158<br />
11.1.2 Lanzenspitzen............................................................................................................... 159<br />
11.1.3 Pfeil ............................................................................................................................... 159<br />
11.1.4 Pferdegeschirr............................................................................................................... 160<br />
11.1.5 Eisenringe ..................................................................................................................... 161<br />
11.1.6 Messer .......................................................................................................................... 162<br />
11.1.7 Pinzette ......................................................................................................................... 164<br />
11.1.8 Nähnadeln..................................................................................................................... 164<br />
11.1.9 Nadelbehälter (?) .......................................................................................................... 164<br />
11.2. Tracht und Schmuck.......................................................................................................... 164<br />
11.2.1 Anhänger....................................................................................................................... 164<br />
11.2.2 Armschmuck ................................................................................................................. 165<br />
11.2.3 Fibeln ............................................................................................................................ 167<br />
11.2.4 Gürtel ............................................................................................................................ 171<br />
11.2.5 Halsreifen ...................................................................................................................... 173<br />
11.2.6 Nadeln........................................................................................................................... 174<br />
11.2.7 Ringe............................................................................................................................. 177<br />
11.2.8 Knöpfe und Nieten ........................................................................................................ 179<br />
11.2.9 Kugeln ........................................................................................................................... 179<br />
11.3. Weitere Metallobjekte ........................................................................................................ 180<br />
11.3.1 Bronzegefäß.................................................................................................................. 180<br />
11.3.2 Klammern...................................................................................................................... 181<br />
11.3.3 Nägel............................................................................................................................. 181<br />
11.3.4 Fragmente..................................................................................................................... 181<br />
12. Stein............................................................................................................................................. 182<br />
12.1 Geräte ................................................................................................................................... 182<br />
12.1.1 Schleifsteine mit Loch ................................................................................................... 182<br />
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch................................................................................................ 182<br />
12.2 Anhänger.............................................................................................................................. 183<br />
12.3 Rohstoffe.............................................................................................................................. 183<br />
12.3.1 Silex .............................................................................................................................. 183<br />
12.3.2 Grafit ............................................................................................................................. 183<br />
12.3.3 Rötel.............................................................................................................................. 183<br />
12.3.4 Sonstiges ...................................................................................................................... 183<br />
13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte .................................................................................... 184<br />
13.1 Zahnanhänger....................................................................................................................... 184<br />
13.2 Geweihscheiben.................................................................................................................... 184<br />
13.3 Knochenobjekte .................................................................................................................... 184<br />
13.4 Astragali ................................................................................................................................ 184<br />
14. Gagat ........................................................................................................................................... 185<br />
15. Harz.............................................................................................................................................. 185<br />
16. Bernstein..................................................................................................................................... 185<br />
16.1 Fibelverzierungen.................................................................................................................. 185<br />
16.2 Stabperlen............................................................................................................................. 186<br />
16.3 Ringe ..................................................................................................................................... 186<br />
16.4 Perlen .................................................................................................................................... 186<br />
17. Glas.............................................................................................................................................. 187<br />
17.1 Ringe ..................................................................................................................................... 187<br />
17.2 Ringaugenperlen................................................................................................................... 187<br />
13
Statzendorf<br />
Inhalt<br />
17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband ....................................................................... 187<br />
18. Kommentar zur Tierknochenauswertung ................................................................................ 189<br />
19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechtsbestimmung............................. 191<br />
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung .................................................................... 191<br />
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung...................................................................... 192<br />
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechtsbestimmung ........ 196<br />
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft..................................................................................... 196<br />
20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung....................................................... 199<br />
20.1 Theoretische Überlegungen .................................................................................................. 199<br />
20.2 Forschungsgeschichte .......................................................................................................... 201<br />
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf ..................................... 201<br />
20.3.1 Index Befund ................................................................................................................. 203<br />
20.3.2 Index Gefäße................................................................................................................. 205<br />
20.3.3 Keramikpluralität............................................................................................................ 208<br />
20.3.4 Keramikseltenheit.......................................................................................................... 210<br />
20.3.5 Kleinfundanzahl............................................................................................................. 212<br />
20.3.6 Kleinfundpluralität.......................................................................................................... 214<br />
20.3.7 Kleinfundseltenheit ........................................................................................................ 216<br />
20.3.8 Werkstoffindex............................................................................................................... 218<br />
20.3.9 Klassenindex ................................................................................................................. 220<br />
20.3.10 Metallgewicht............................................................................................................... 222<br />
20.3.11 Socistat-Index.............................................................................................................. 225<br />
20.3.12 Fazit – der Gesamtindex ............................................................................................. 228<br />
20.3.13 Verteilung der Gräber unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldes .. 233<br />
20.3.14 Schlussbemerkungen zu den Berechnungen ............................................................. 234<br />
20.4 Überlegungen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf ...... 241<br />
20.4.1 Die Spitze der Pyramide – die reichsten Frauen- und Männergräber .......................... 241<br />
20.4.2 Die gehobene Mittelklasse ............................................................................................ 243<br />
20.4.3 Durchschnittlich ausgestattete Gräber .......................................................................... 244<br />
20.4.4 Einfach ausgestattete Gräber ....................................................................................... 245<br />
20.4.5 Beigabenlose Bestattungen .......................................................................................... 246<br />
20.4.6 Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft ...... 247<br />
20.5 Zur hierarchischen Gliederung der hallstattzeitlichen Gesellschaft ............................ 248<br />
21. Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur ................................................... 254<br />
21.1 Die Begriffe Kultur und Kulturkreis ........................................................................................ 254<br />
21.2 Hallstättische Welt – Hallstattkultur – West- und Osthallstattkreis........................................ 256<br />
21.3 Zum Begriff der Kalenderbergkultur ...................................................................................... 258<br />
21.4 Zur inneren Gliederung der Kalenderbergkultur.................................................................... 262<br />
21.5 Statzendorf und die Region Traisental-Fladnitztal ................................................................ 264<br />
22. Chronologie der Hallstattzeit im Kalenderbergraum .............................................................. 269<br />
22.1 Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes .................................. 269<br />
22.2 Hallstattisierung oder der Beginn der Hallstattzeit ................................................................ 272<br />
22.3 Das chronologische Grundgerüst der Hallstattzeit im Kalenderbergraum............................ 275<br />
22.4 Überregionale Synchronisationsversuche............................................................................. 277<br />
23. Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf ............................................................................. 279<br />
23.1 Die bisherige Datierung einzelner Grabkomplexe in der Literatur ........................................ 279<br />
23.2 Absolute Chronologie ............................................................................................................ 281<br />
23.3 Seriation ................................................................................................................................ 281<br />
23.4 Vorschläge zur Datierung einzelner Gräber.......................................................................... 289<br />
23.5 Horizontalstratigraphie und Belegungsreihenfolge ............................................................... 296<br />
24. Zusammenfassung..................................................................................................................... 299<br />
25. Abstract ....................................................................................................................................... 301<br />
26. Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 303<br />
27. Plan des Gräberfeldes Statzendorf (Übersicht)....................................................................... 316<br />
S. Renhart: Anthropologie............................................................................................................... 317<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen aus dem hallstattzeitlichen Gräberfeld von Statzendorf ....... 342<br />
Beilage: Plan des Gräberfeldes (1:100)<br />
14
Statzendorf<br />
Einleitung<br />
1. Einleitung<br />
Das Gräberfeld von Statzendorf ist mit seinen etwa 375 Gräbern eines der größten und<br />
aussagekräftigsten Gräberfelder der hallstattzeitlichen Kalenderbergkultur. Trotz des langen<br />
Zeitraumes, in dem es der Forschung bekannt war, war es bis dato weder vollständig publiziert noch<br />
analysiert. Im Rahmen der Aufarbeitung der Funde und Befunde des Gräberfeldes wurde versucht,<br />
Hinweise auf die Gesellschaftsstruktur der hallstattzeitlichen Bevölkerung zu erlangen. Der Fokus der<br />
Arbeit ist die Gesellschaftsstruktur und Hierarchie der Bevölkerung in der ländlichen Peripherie<br />
herauszuarbeiten, und nicht, wie so oft, die bekannten Fürsten- oder Elitengräber der Hallstattzeit.<br />
Das Fundmaterial des Gräberfeldes umfasst etwa 2500 Objekte, wozu die Trachtbestandteile,<br />
Gefäßbeigaben, Tierknochen und das anthropologische Fundmaterial, die Toten des Gräberfeldes<br />
selbst, zu zählen sind. Der Großteil der Bestatteten wurde verbrannt beigesetzt, in Urnen oder als<br />
Brandschüttung, doch ein kleiner Prozentsatz der Bestattungen sind Körperbestattungen. Zur<br />
Ausstattung der Toten gehören häufig mehrere Gefäße, Bestandteile eines umfangreichen Trink- und<br />
Speisegeschirrs, Fleischbeigaben und Messer. Zur persönlichen Ausstattung zählen<br />
Trachtbestandteile wie Fibeln, Armreifen und Ringe, Geräte wie Spinnwirtel und Schleifsteine sowie in<br />
einigen wenigen Fällen auch Waffen.<br />
Da das Gräberfeld von Statzendorf bereits zwischen 1903 und 1925 ausgegraben wurde, sind nicht<br />
alle Informationen vorhanden, die bei modernen Grabungen zu erwarten wären. Trotzdem ist für diese<br />
frühe Zeit archäologischer Forschung die Dokumentation dank der peniblen Aufzeichnungen und<br />
Vermessungen der Ausgräber zufriedenstellend. Es wurde ein Gräberfeldplan im Maßstab 1:100<br />
angefertigt, in dem die Lage der Skelette, Leichenbrände und Beigaben eingetragen ist,<br />
Beschreibungen und Fotos illustrieren die Situation. Leider ist ein Teil der Dokumentation genauso wie<br />
ein Teil des Fundmaterials heute nicht mehr auffindbar. Eine umfangreiche Quellenkritik war daher<br />
zunächst unumgänglich, um in die Auswertung nur jene Komplexe einzubeziehen, deren<br />
Quellenqualität dies auch zuließ. Die anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung<br />
der einzelnen Gräber waren Grundlage für die Weiterarbeit.<br />
Zur archäologischen Auswertung des Gräberfeldes gehören die Klassifikation der Funde mittels<br />
dynamischer Typologie, die Seriation nach funktionalen und chronologischen Gesichtspunkten, die<br />
Analyse der nächsten Nachbarn, die Berechnung von Sozialindices für jedes Grab und ihre<br />
statistische Auswertung. Sozialindexberechnungen sind der Versuch einer qualitativen und<br />
quantitativen Wertung der Beigaben und Befundsituationen für jedes Grab eines Gräberfeldes. Die<br />
subjektive Wertung „arm“ und „reich“ wird durch Werte ersetzt, die nachvollziehbar, quantifizierbar und<br />
statistisch auswertbar sind. Durch den errechneten Wert wird im Idealfall der soziale Rang der<br />
Bestatteten ausgedrückt. Das Verhältnis der Werte untereinander kann ein Hinweis auf prähistorische<br />
Gesellschaftsstrukturen sein. Nach Berechnung der einzelnen Werte wurden Zusammenhänge mit der<br />
Bestattungsform, der Grabform, dem archäologisch bzw. anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
sowie dem anthropologisch erhobenen Alter auf statistischem Wege untersucht. Dadurch konnten<br />
detaillierte Ergebnisse erzielt werden, die bei einer großen Menge von Gräbern durch rein intuitives<br />
Arbeiten nicht in dieser Form zustande gekommen wären.<br />
15
Statzendorf<br />
Fundort<br />
2. Fundort<br />
Das Gräberfeld von Statzendorf (KG und OG Statzendorf, PB und GB St. Pölten, Niederösterreich)<br />
befindet sich 300 m nördlich des Ortes und östlich der Bundesstraße 32, die von St. Pölten nach<br />
Krems führt, in der „Ried Laiberkreuz“. Die Gemeinde Statzendorf hat 1420 Einwohner, eine Fläche<br />
von 12,44 km 2 und liegt auf einer Seehöhe von 295 m.<br />
Abb. 1: Lage des Gräberfeldes (Österreichischen Karte 1:50000 Blatt 38, Krems an der Donau)<br />
Geographisch betrachtet liegt der Fundort im Tal der Fladnitz, etwa 20 km südlich ihrer Einmündung in<br />
die Donau, die sich zwischen dem Dunkelsteiner Wald und dem Hollenburger Hügelland befindet.<br />
Neben randlichen Anteilen an der Böhmischen Masse mit dem kristallinen Grundgebirge gehört dieser<br />
Raum dem "Außeralpinen Wiener Becken" mit Sanden, Tegel, Mergel und Konglomeraten an. Durch<br />
pleistozäne Klimaschwankungen entstanden weite Schotterflächen und getreppte Flussterrassen,<br />
wobei die höheren Terrassen durchwegs mit Löß überlagert sind. 1<br />
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes umfasst eine Fläche von bis zu 130 m Länge und 55 m<br />
Breite. Obwohl 378 Gräber entdeckt wurden, dürfte das Gräberfeld nicht vollständig freigelegt worden<br />
sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der die Parzelle<br />
278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Funde mehr zutage<br />
gekommen waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da Grabungen<br />
jenseits der Straße keine Erfolge erbrachten. Über die südliche Ausdehnung berichtet er, dass in den<br />
70er Jahren des 19. Jahrhunderts im Bereich der Pfarrkirche und südlich davon eine „große Zahl an<br />
Gefäßen“ ausgegraben worden war. Bei einem von A. Dungel beschriebenem Befund, der noch weiter<br />
südlich am Rande einer Schottergrube zutage gekommen war und den er als Verbrennungsplatz<br />
1 Neugebauer 1993, 9.<br />
16
Statzendorf<br />
Fundort<br />
Abb. 2: Ort Statzendorf und Lage des Gräberfeldes (B)<br />
(J. Bayer 1904, 46)<br />
deutete, könnte es sich um Reste einer<br />
mit dem Gräberfeld gleichzeitigen<br />
Siedlung handeln. Die Ausdehnung nach<br />
Osten bleibt ebenfalls offen. 2<br />
Die Siedlung zum Gräberfeld von<br />
Statzendorf wird von J. Bayer auf dem<br />
Boden des heutigen Statzendorfs vermutet.<br />
„Unweit der Kirche von Statzendorf,<br />
am Südostausgang des Ortes, also<br />
auf der dem Gräberfelde entgegengesetzten<br />
Seite des Hügelrückens“ wurde<br />
bei Schotterabbauarbeiten eine Brandschichte<br />
entdeckt, die „unzählige Tonscherben<br />
von derselben Beschaffenheit<br />
wie die unseres Gräberfeldes“ enthielt<br />
(Abb. 2: D). J. Bayer deutete den Befund<br />
als Verbrennungsplatz und vermutete die<br />
Siedlung zwischen Gräberfeld und<br />
Verbrennungsplatz. Bestätigt wurde er in<br />
seiner Vermutung durch hallstattzeitliche<br />
Funde aus einem dazwischenliegenden<br />
Hohlweg (Abb. 2: C). 3 Seine Vermutung<br />
kann zur Zeit weder bestätigt noch abgelehnt<br />
werden, doch ist aufgrund der topographischen Situation eine Siedlung an dieser Stelle auf<br />
jeden Fall denkbar.<br />
Die Grabungen erstreckten sich auf vier Parzellen, die von den Ausgräbern Feld A, B, C und D<br />
genannt wurden. Begonnen wurde auf Parzelle 280, die man als Feld A bezeichnete, danach wurden<br />
die Grabungen nach Norden fortgesetzt, auf der Parzelle 279, die als Feld B bezeichnet wurde. Später<br />
wurde südlich der ersten Grabungsstelle, auf Parzelle 281, dem Feld C, weiter geforscht. Zuletzt<br />
wurden noch auf der südlich anschließenden Parzelle 282 ein kleiner Streifen ergraben, das Feld D.<br />
Die Nummerierung der Gräber erfolgte auf jedem Feld jeweils von neuem, was vielfältige Verwirrung<br />
gestiftet hat. Zum einen ist bei Notizen, Fotos und auch manchen Funden die Grabnummer zwar<br />
bekannt, doch wurde nicht vermerkt, auf welches Feld sich die Angabe bezieht. Zum anderen wurde<br />
in der Sekundärliteratur zumeist nur die Nummer des Grabes angegeben, ohne zu bedenken, dass im<br />
Gräberfeld von Statzendorf bis zu vier Gräber mit der selben Nummer vorhanden sind.<br />
Die Gräber auf Feld A wurden zunächst mit 1 – 119 bezeichnet. Die ersten 39 Gräber dieses Feldes<br />
stellte A. Dungel in seiner Publikation von 1937 vor. 4 Bei Feld B begann die Nummerierung wieder bei<br />
1 und geht nun bis 148. Feld B ist der Ausschnitt des Gräberfeldes, auf den sich J. Bayer in seiner<br />
summarischen Publikation von 1904 bezieht. 5 Bei Feld C werden die ersten 14 Gräber in der<br />
Publikation von A. Dungel als 1a – 14a beschrieben, die restlichen Gräber sind dann 15 bis 86. Das<br />
erste Grab von Feld D bezeichnet Dungel als 1b. Auf der Parzelle wurden später noch die Gräber 2 –<br />
21 ergraben.<br />
Parzelle Feld Grab Bezeichnung Publikation<br />
280 A 1-39 1-39 Dungel 1908<br />
280 A 40-119 - -<br />
279 B 1-81 1-81 Bayer 1904<br />
279 B 82-148 - -<br />
281 C 1-14 1a-14a Dungel 1908<br />
281 C 15-86 - -<br />
282 D 1 1b Dungel 1908<br />
282 D 2-21 - -<br />
2 Dungel 1908, 4.<br />
3 Bayer 1904, 71.<br />
4 Dungel 1908, 2 ff.<br />
5<br />
Bayer 1904, 47 ff.<br />
17
Statzendorf<br />
Fundort<br />
Abb. 3: Parzellen und Feldbezeichnungen<br />
Um weitere Verwirrungen zu vermeiden, werden in dieser<br />
Arbeit die Gräber jeweils zuerst mit dem Buchstaben des<br />
Feldes und dann mit der laufenden Nummer bezeichnet<br />
(z.B.: Grab A014, Grab B122).<br />
Statzendorf gehört zu den südwestlichsten Fundstellen<br />
der Kalenderbergkultur und zeigt bereits deutlich<br />
westhallstättische Züge. Im Gebiet südlich der Donau<br />
zwischen Pielach und Traisen sind neben Statzendorf<br />
eine große Anzahl weiterer wichtiger Fundorte der Hallstattkultur<br />
zu nennen: Franzhausen, Fugging, Gemeinlebarn,<br />
Getzersdorf, Göttweig, Groß-Rust, Hafnerbach,<br />
Inzersdorf a. d. Traisen, Karlstetten, Klein- bzw. Großrust,<br />
Kuffern, Oberndorf i. d. Ebene, Reichersdorf, St. Andrä a.<br />
d. Traisen, St. Pölten, Wagram ob der Traisen und<br />
Statzendorf. 6<br />
Weiteres zu benachbarten Fundstellen im Traisen- und<br />
Fladnitztal sowie zur landschaftsarchäologischen Einordnung<br />
ist dem Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in<br />
der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische Einordnung“<br />
zu entnehmen.<br />
6 Nebelsick 1997, 25; Neugebauer 1988, 87; Kaus 1973a.<br />
18
Statzendorf<br />
Fund- und Forschungsgeschichte<br />
3. Fund- und Forschungsgeschichte<br />
3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes<br />
Bereits im November 1902 stieß H. Preinreich, der Sohn des Grundbesitzers K. Preinreich, im Zuge<br />
landwirtschaftlicher Tätigkeiten - nämlich dem Ausheben von zwei Gruben zum Verwahren von<br />
Burgunderrüben - auf ein Tongefäß. Er grub es aus, doch da es keinerlei "Schätze" enthielt, zerschlug<br />
er es. Auf Anregung des Unterlehrers von Statzendorf, der davon erfuhr, deckte H. Preinreich jedoch<br />
weitere drei Gräber auf, deren Fundmaterial auf ein hohes Alter schließen ließ. Er zeigte sie A.<br />
Dungel, der eine weiterführende Untersuchung der Fundstelle vereinbarte. So wurde in den Jahren<br />
1903 und 1904 auf dem an die Straße angrenzenden Teil der Parzelle 280 (Feld A) die Ausgrabung<br />
der Gräber A001 bis A039 durchgeführt. 7<br />
Die Anthropologische Gesellschaft machte sich 1903 auf den Weg, um die Grabungen zu besichtigen.<br />
Dazu wird berichtet: "Nun ging es zu dem mit Fahnen ausgesteckten Gräberfelde, wo bereits der<br />
hochwürdigste Herr Prälat Generalabt Dr. Adalbert Dungel vom Stifte Göttweig wartete. Derselbe<br />
hatte in dankenswerter Fürsorge drei Gräber mit ungefähr 18 Urnen in höchst anschaulicher Weise<br />
bloßlegen lassen. Herr Kustos Szombathy entnahm dann einem Grabhügel (sic!) sorgfältig eine Urne<br />
und untersuchte deren Inhalt. Zu aller Freude fand sich darin unter anderem auch eine ganz gut<br />
erhaltene Bronzefibel... Ein herannahendes heftiges Gewitter trieb leider zu einem raschen Rückzuge,<br />
doch wurden auf Anregung des hochwürdigen Herrn Prälaten Dungel noch die vom Hausbesitzer Karl<br />
Preinreich aufgestellten Grabfunde besichtigt." 8<br />
Abb. 4: Anthropologische Gesellschaft bei der Besichtigung des Gräberfeldes im Jahr 1903<br />
J. Bayer benachrichtigte 1904 J. Szombathy, dass die Herzogenburger bis jetzt 100 Gräber<br />
ausgegraben haben. Am 18.5.1905 fährt J. Szombathy mit J. Bayer nach Statzendorf, um über<br />
Grabungen für das Hofmuseum zu verhandeln, die auf den Feldern A, B und D durchgeführt werden<br />
sollten. Zunächst bestritt J. Bayer selbst die Kosten der Arbeitslöhne und Grundentschädigungen, die<br />
ihm nach Abtreten der Funde an das Museum erstattet wurden. Im Archiv der Prähistorischen<br />
Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien existiert dazu die Korrespondenz zwischen J.<br />
Szombathy und seinem Vorgesetzten, aus der auch hervorgeht, dass J. Bayer gelegentlich ein wenig<br />
übereifrig war und J. Szombathy daher immer wieder um zusätzliches Geld bitten musste. Interessant<br />
ist auch, in welcher Weise die Grundentschädigung durchgeführt wurde: Dr. Teltschik, der auch selbst<br />
die Vermessung durchführte, berechnete für jeden Quadratklafter 9 Feld, der ein Grab enthielt, den<br />
7 Dungel 1908, 1 f.<br />
8 Hein 1903, 99 ff.<br />
9 1 Quadratklafter = 3,6 m 2<br />
19
Statzendorf<br />
Fund- und Forschungsgeschichte<br />
Betrag von 2 Kronen, für jeden Quadratklafter, der kein Grab enthielt 60 Heller und überdies einen<br />
Betrag von 30 Heller als Entschädigung für den Schaden an Feldfrüchten.<br />
Mit Zustimmung und im Auftrag von A. Dungel dehnte H. Preinreich seine Aufdeckungen südlich von<br />
Parzelle 280 auf die Parzelle 281 (Feld C) und Parzelle 282 (Feld D) aus. Er konnte in den Jahren<br />
1903, 1904 und 1906 insgesamt 14 Gräber (C001 bis C014) auf dem Feld C freilegen. Die Gräber<br />
C015 bis C086 wurden von J. Bayer und R. Teltschik dann in den Jahren 1906 und 1907 freigelegt.<br />
1925 wurde noch einmal gegraben, hierbei kamen die Gräber D017 bis D021 zum Vorschein.<br />
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen<br />
Die beiden wichtigsten Persönlichkeiten, die sich um das Gräberfeld von Statzendorf bemühten,<br />
waren J. Bayer und A. Dungel. Zu ihrer Biographie:<br />
Josef Bayer wurde 1882 in Oberhollabrunn als Sohn eines Herzogenburger Oberlandesgerichtsrates<br />
geboren. Schon als Kind war er bei Ausgrabungen in seiner Heimat dabei, bereits seit 1902, also in<br />
seiner Studentenzeit, grub er in Statzendorf. Er studierte Urgeschichte an der Universität Wien bei M.<br />
Hoernes und wurde 1907 mit dem Thema "Die Hallstatt – Periode in Niederösterreich" promoviert.<br />
Kurze Zeit später wurde er am Naturhistorischen Museum in Wien angestellt, ab 1915 war er Kustos<br />
und ab 1918 war er Direktor der Anthropologisch – Ethnographischen Abteilung. 1913 habilitierte sich<br />
Bayer und lehrte von nun an als Privatdozent am Urgeschichtlichen Institut. Seinen Militärdienst<br />
während des 1. Weltkrieges verbrachte er unter anderem im Nahen Osten, wo er ebenfalls<br />
Gelegenheit fand, sich mit der dortigen Urgeschichte zu beschäftigen. Sein Hauptforschungsgebiet<br />
war die Eiszeit, 1921 rief er in Wien das "Institut und die Kommission für Eiszeitforschung" ins Leben.<br />
Er grub unter anderem in Willendorf, Langmannersdorf, Getzersdorf, Stollhofen und Nikitsch. 1931<br />
starb J. Bayer an Bauchspeicheldrüsenkrebs. 10<br />
J. Bayer begann bereits 1904 die Ergebnisse seiner Grabungen zu publizieren. Es handelt sich jedoch<br />
nur um einen Ausschnitt des Gräberfeldes, der zusammenfassend beurteilt wurde, um einen<br />
Vorbericht. 11 Seine handschriftliche Dissertation, in der das Gräberfeld sicher breiten Raum einnahm<br />
und die 1907 verfasst wurde, ist heute leider verschollen.<br />
Adalbert Dungel, 1842 in Luggau in Mähren geboren, besuchte das Gymnasium in Znaim und trat<br />
1861 ins Benediktinerstift Göttweig ein. Nach seinem Theologiestudium im Kloster wurde er 1866 zum<br />
Priester geweiht. In seiner Eigenschaft als Waldmeister des Stiftes hatte er Gelegenheit,<br />
archäologische Fundstellen in seiner näheren Umgebung kennen zu lernen. Obwohl er 1886 zum Abt<br />
gewählt wurde, fand er weiterhin Zeit, sich mit Ausgrabungen zu beschäftigen: So grub er unter<br />
anderem die Grabhügel von Gemeinlebarn sowie Teile der Gräberfelder von Statzendorf und Kuffern<br />
aus und publizierte auch Berichte über seine Ausgrabungstätigkeit. Zu seinen Mitarbeitern zählten<br />
weitere Persönlichkeiten, die Bedeutendes für die Urgeschichte Österreichs geleistet haben, wie L.<br />
Karner, L. Hacker und A. Fuchs. 1923 starb A. Dungel an Herzversagen. 12<br />
Adalbert Dungel veröffentlichte 1908 die ersten 39 Gräber von Feld A, die ersten 14 Gräber von Feld<br />
C und ein Grab von Feld D, wobei nur ein Teil des Fundmaterials fotografisch dargestellt wurde. 13<br />
Einen wesentlichen Beitrag zur Dokumentation der Grabung erbrachte der Notar Dr. R. Teltschik<br />
(1844 - 1939), der als Vermesser, Zeichner und Präparator J. Bayer zur Hand ging. Auf ihn geht der<br />
unschätzbare Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 zurück. Er wurde nach Bayers Tod im<br />
Jahre 1932 der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien übergeben.<br />
Fotos verdankt die Nachwelt zum einen dem Kaufmann und Kommerzialrat L. Petschka (1861 - 1927),<br />
zum anderen J. Spora, der sich in einem Brief an J. Bayer als "ehemaliger Concurrent und<br />
prähistorischer Leichenschänder“ bezeichnet. Zwar wurden längst nicht alle interessanten Befunde<br />
und Grabsituationen verewigt, doch einige Bilder vermitteln einen guten Eindruck von den<br />
Grabungsbedingungen sowie der Grabungsmethode.<br />
10 Gedenkblatt anläßlich der Enthüllung des Dr. Josef Bayer Denkmales in Spitz i. d. Wachau, am 3. September<br />
1936, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/11; J. - W. Neugebauer 1993, 26.<br />
11 Bayer 1904.<br />
12 Koller 1923, 138.<br />
13 Dungel 1908, 1 ff.<br />
20
Statzendorf<br />
Fund- und Forschungsgeschichte<br />
3.3 Grabungsmethode und Dokumentation<br />
Verbindet man die Gräber am Plan ihren Nummern nach, also in der Reihenfolge, in der sie<br />
ausgegraben wurden, so ist ersichtlich, nach welchem System gearbeitet wurde: Meistens wurden<br />
parallel zur Straße zwei bis fünf Meter breite Streifen angelegt, die systematisch durchgraben und<br />
erforscht wurden. Einige Fotos aus dem Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums Wien geben einen Einblick in die damalige Situation.<br />
Abb. 5: Bereits durchgrabenes Areal des Gräberfeldes Statzendorf<br />
Abb. 6: Grobarbeit (links: H. Preinreich)<br />
Abb. 7: Feinarbeit (H. Preinreich)<br />
21
Statzendorf<br />
Fund- und Forschungsgeschichte<br />
Die Dokumentation des Gräberfeldes war für die damalige Zeit vorbildlich. Der Grundpfeiler für die<br />
wissenschaftliche Arbeit ist ein Gesamtplan im Maßstab 1:100, in dem alle Gräber, sowohl die von J.<br />
Bayer als auch die von A. Dungel freigelegten, eingetragen sind. Zusätzlich gibt es eine<br />
Orientierungstabelle, um die Gräber auf dem Plan schneller auffinden zu können, sowie einen Plan im<br />
Maßstab 1:12.500, der die Lage des Gräberfeldes in Bezug auf die Ortschaft Statzendorf festhält. 14<br />
Fotos hatten damals weniger den Charakter der Befunddokumentation, sie halten aber die allgemeine<br />
Grabungssituation anschaulich fest. 15<br />
Befundbeschreibungen dürfte es ursprünglich von allen Gräbern gegeben haben. Jene von A. Dungel<br />
sind aus seiner Publikation bekannt, von J. Bayer existieren Beschreibungen der Gräber B124 bis<br />
B141 im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Drei<br />
Grabungstagebücher von R. Teltschik zu den Gräbern B001 bis B123 sind heute nicht mehr<br />
auffindbar. Einige Informationen zum Grabungsablauf kann man aus den Notizen in den<br />
Inventarbüchern der Prähistorischen und Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums Wien herauslesen. Zuletzt geben noch Briefe, Eintragungen in den Notizbüchern von J.<br />
Bayer und J. Szombathy, Schenkungsverträge, Testamente, Gedenkschriften und Nachrufe Hinweise<br />
auf Befunde, Grabungsverlauf und Verbleib der Funde sowie der Dokumentation. 16<br />
3.4 Verbleib der Funde<br />
Abb. 8: J. Bayer und R. Teltschik bei der Dokumentation eines Grabbefundes<br />
Das Fundmaterial wird in mehreren Museen aufbewahrt. Der größte Teil, etwa zwei Drittel, befindet<br />
sich in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, der zweitgrößte Posten<br />
wird in der Stiftssammlung Herzogenburg aufbewahrt, einzelne Objekte, die keinen Gräbern mehr<br />
zugewiesen werden können, befinden sich in den Museen von Krems und St. Pölten. Durch Tausch<br />
kamen 1953 drei Gefäße sogar ins Nationalmuseum Kopenhagen, zwei Gefäße aus dem<br />
Diözesanmuseum Brixen sind jüngst publiziert worden. 17<br />
Der Verbleib der Funde wurde in einem Dokument von 1931 vereinbart, das von U. Steiner, dem<br />
Stiftsprobst von Herzogenburg, J. Bayer und R. Teltschik unterzeichnet wurde. Demnach wurden die<br />
Funde der Jahre 1903 bis 1905, die von J. Bayer und R. Teltschik bei den Grabungen der ersten 123<br />
14 Die Vorzüge und Schwächen des Planes werden im nachfolgenden Kapitel erörtert.<br />
15 Für die Erlaubnis, Fotos aus dem Archiv abzudrucken, danke ich den Verantwortlichen im Naturhistorischen<br />
Museum Wien.<br />
16 Plan, Fotos und Beschreibungen werden im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums Wien aufbewahrt, der Nachlass von J. Bayer befindet sich im Stift Herzogenburg.<br />
17 Kaufmann 1999, 199 ff.<br />
22
Statzendorf<br />
Fund- und Forschungsgeschichte<br />
Gräber auf Feld B angefallen waren, zunächst bis 1910 von R. Teltschik restauriert. Nach und nach<br />
wurden sie - da dies offenbar die günstigste Lösung war - in den Räumlichkeiten des Stiftes<br />
untergebracht. Der damalige Prälat F. Schmolk verpflichtete sich nicht nur zur angemessenen<br />
Unterbringung des Fundgutes, sondern auch dazu, keine Stücke an Dritte zu entlehnen und die<br />
Sammlung für die wissenschaftliche Bearbeitung sowie "unter entsprechenden Vorsichten auch dem<br />
Publikum" zugänglich zu halten. Das Stift bekam Kopien der Grabungsdokumentation, deren Original<br />
aber bei den Ausgräbern verblieb. Seitdem die Grabungen aber vom Naturhistorischen Museum<br />
vorgenommen wurden, also seit 1906, kamen die Funde nach Wien. Für den Fall, dass eine<br />
ordentliche Unterbringung der alten Funde in Herzogenburg nicht mehr möglich wäre, wurde<br />
vereinbart, die Funde zur weiteren Verwahrung ins Naturhistorische Museum in Wien zu bringen. 18<br />
In seinem Testament vermacht R. Teltschik seinen "Hälfte-Anteil an der im Stifte befindlichen<br />
Sammlung aus dem prähistorischen Gräberfeld in Statzendorf" dem Augustiner Chorherrenstift in<br />
Herzogenburg. 19 Lotte Adametz, langjährige Freundin und Mitarbeiterin J. Bayers, schenkt 1959 die<br />
andere Hälfte des Fundgutes, die J. Bayer gehört hatte und die ihr vererbt worden war, ebenfalls dem<br />
Stift Herzogenburg. Im Schenkungsvertrag ist der geschätzte Wert des Fundgutes von 468.- Schilling<br />
vermerkt. 20<br />
Bereits im Mai 1904 wurde dem damaligen Hofmuseum von A. Dungel Funde des Gräberfeldes<br />
Statzendorf als Geschenk angeboten. "Die Funde sind in ganz verläßlicher Art gräberweise geordnet<br />
und daher von vollem wissenschaftlichem Wert. Sie sind die reichsten und wertvollsten, welche bisher<br />
aus alt-hallstättischen Gräbern gehoben wurden und erscheinen daher als eine ganz besonders<br />
erwünschte Bereicherung unserer prähistorischen Sammlung. Ihr Wert ist auf 1600 Kronen zu<br />
schätzen.“ 21<br />
1905 wurden die Funde mit den Inventarnummern 38097 – 38193 und 38246 – 38356 inventarisiert,<br />
im Inventarbuch unterschrieben haben M. Hoernes und J. Szombathy. Ab 1906 kamen die Funde<br />
direkt in die Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. 1909 wurden Funde der Gräber<br />
B124 bis B138 unter den Inventarnummern PA 43085 – 43255 von J. Bayer selbst der Sammlung<br />
einverleibt, Inventare der Gräber C015 bis C083 unter den Nummern PA45036 – 45428. 1932 kamen<br />
Stücke aus der Sammlung Dungel nach Wien, die unter den Nummern 56049 – 56300 von K. Krenn<br />
inventarisiert wurden. Weitere Funde aus dem Gräberfeld werden unter den Nummern 72168 –<br />
72171, 56049 – 56300, 86329 – 86387 und 86435 – 86440 geführt.<br />
Feld Grab Grabungsjahre Ausgräber Verbleib<br />
A 1-39 1903-1904 A. Dungel PA 38097-38193, PA 38256-38356, PA 56157-56266<br />
A 40-118 1905 J. Bayer PA 42638-43076<br />
B 1-123 1903-1904, 1906 J. Bayer / R. Teltschik Stift Herzogenburg<br />
B 124-148 1906 J. Bayer PA 43085-43255<br />
C 1-14 1903-1904 A. Dungel PA 38194-38231, PA 38330-38345<br />
C 15-83 1906-1907 J. Bayer PA 45036-45428<br />
C 84-85 1906 J. Bayer PA 56075-56087<br />
D 1 1903-1904 A. Dungel PA 38201, PA 38328-29<br />
D 19-21 1925 J. Bayer PA 86329-86381<br />
D 2-19 1907 J. Bayer PA 56100-56154 ?<br />
D o.A. 1907 J. Bayer PA 56155-56156<br />
o.A. o.A. o.A. o.A. PA 56267-56300, 86382-86387, 56049-56074, 56088-99<br />
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum Krems AN 3079-3086<br />
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum St. Pölten 56, 59, 137-139, 143, 155<br />
18<br />
Gedenkschrift betreffend die im Stifte Herzogenburg befindliche Sammlung von Funden aus dem<br />
prähistorischen Gräberfelde in Statzendorf, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/1.<br />
19 Testament von Notar Dr. Teltschik 1938, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/7.<br />
20 Schenkungsurkunde von Frau Lotte Adametz (Statzendorfer Funde) an das Stift Herzogenburg, Stiftsarchiv<br />
Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/9 und 2/10.<br />
21 Brief J. Szombathy an seine Vorgesetzten, 20. 5. 1904.<br />
23
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
4. Quellenkritik<br />
Bei der Auswertung eines Gräberfeldes, dessen Ausgrabung etwa 100 Jahre zurück liegt, ist es<br />
notwendig, die Aufzeichnungen und Inventare sorgfältig zu überprüfen und ihre Zuverlässigkeit zu<br />
bewerten. Keinesfalls soll dieses Kapitel als Kritik an den Ausgräbern missverstanden werden, die für<br />
ihre Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Die Beschreibung und Auswertung der Befunde des<br />
Gräberfeldes von Statzendorf stützt sich auf verschiedene Quellengattungen, die leider nicht für alle<br />
Gräber im gleichen Maße zur Verfügung stehen: Es sind dies der vollständige Plan des Gräberfeldes,<br />
die verbale Beschreibung von Befundsituationen, Fotos sowie die Inventarlisten der Gräber.<br />
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe<br />
Im Wesentlichen wurde an J. Bayers bzw. A. Dungels Einteilung der Gräber nichts verändert, da sie<br />
als Ausgräber für das Erkennen und Benennen der Grabkomplexe verantwortlich waren und jede<br />
nachträgliche Korrektur nicht mehr verifiziert werden könnte. Zweifel drängen sich lediglich bei<br />
wenigen Komplexen auf: Es sind dies die Gräber A028, C046 und C048, die jeweils zwei<br />
Leichenbrände beinhalten und deren Geschirrsatz und -lage auch darauf hinweisen, dass es sich um<br />
jeweils zwei getrennte Komplexe handeln könnte. Umgekehrt verhält es sich bei den Gräbern B002<br />
und B003, deren gemeinsame, annähernd rechteckige Steinlage darauf schließen lässt, dass es sich<br />
um nur einen Komplex handelt. Zudem sind bei Grab B003 im Plan weder Leichenbrände noch<br />
Gefäße eingezeichnet.<br />
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes<br />
Der Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 wurde vom Notar Dr. Teltschik aus<br />
Herzogenburg angefertigt und 1921 fertiggestellt. Bayer publiziert bereits einen kleinen Ausschnitt<br />
1904, 22 der bis auf einige Details mit dem Originalplan übereinstimmt. Im Zweifel wurde der<br />
überarbeiteten Version des publizierten Planes der Vorzug gegeben. Im Plan wurden Ganzgefäße als<br />
Kreise verschiedener Größe abgebildet, die Lage des Leichenbrandes oder der Skelette eingetragen,<br />
Steinsetzungen eingezeichnet und die Lage der Tierknochen sowie der Messer durch ein Symbol<br />
vermerkt. Im großen und ganzen ist der Plan sehr brauchbar, wenn auch einige Fragen offen bleiben.<br />
Durch die geringe Maßstabsgröße sind Details schwer zu erkennen. Der Gesamtplan ist jedoch die<br />
Grundlage des Befundkataloges, da nur er Hinweise auf alle Befunde gibt.<br />
Für den Befundkatalog wurden dem Plan folgende Angaben entnommen: Aus dem Plan kann<br />
herausgelesen werden, ob die einzelnen Gräber Steinabdeckungen oder Steinumstellungen<br />
aufweisen. Steinumstellungen sind zumeist nur einzelne Steine, die am Rand der Grabgrube<br />
aufgefunden und eingezeichnet wurden. Sie trennen häufig benachbarte Grabgruben voneinander.<br />
Steinabdeckungen hingegen sind Steinlagen, die das Grab zur Gänze oder teilweise bedecken. Sie<br />
haben häufig eine rechteckige oder quadratische Form. Bei Körperbestattungen kann die<br />
Orientierung, die Lage des Skelettes und die Lage der Beigaben angegeben werden.<br />
Brandbestattungen können danach unterschieden werden, ob ein, zwei oder kein Leichenbrand<br />
eingezeichnet ist, ob er in Form eines Leichenbrandhäufchens oder in einer Urne niedergelegt wurde<br />
und in welcher Position der Leichenbrand bzw. die Brandurne in Bezug zu den anderen Gefäßen liegt.<br />
In einigen Fällen kann die Inventarnummer der Urne bzw. des Urnendeckels angegeben werden. Zum<br />
Befund gehört zudem die Gesamtzahl der Gefäße, aufgeschlüsselt in kleine, mittelgroße und große<br />
Gefäße, wobei diese Angabe zu nicht unwesentlichem Teil dem Auge des Betrachters entspringt. Als<br />
Maßstab für große Gefäße wurden diejenigen genommen, in denen ein kleineres eingezeichnet ist,<br />
das dann als Maßstab für die kleineren Gefäße genommen wurde, da man annehmen kann, dass es<br />
sich um Kegelhalsgefäße mit innenliegenden Henkelschalen handelt. 23 Ist ein solcher Befund im Plan<br />
ersichtlich, wird er extra angeführt. Außerdem wird die Lage der Großgefäße in Bezug zum Rest des<br />
Ensembles angegeben. Zuletzt werden noch Messer und Tierknochen erwähnt, falls sie eingezeichnet<br />
wurden.<br />
4.3 Verbale Beschreibungen<br />
Von 97 Gräbern sind verbale Beschreibungen vorhanden, es sind dies die Gräber A001 – A039<br />
(Dungel), A084 (Szombathy), B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028,<br />
B037, B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 (Bayer in<br />
summarischer Form), B124 – B141 (Bayer), C001 – C014 (Dungel), D001 (Dungel) und D021 (Bayer).<br />
22 Bayer 1904, Taf. 1.<br />
23 J. Bayer erwähnt, dass in Grab B047 die kleine Schale in einem gerippten Henkeltopf lag, der „die Stelle der<br />
üblichen, großen Urne vertrat“ (Bayer 1904, 52.)<br />
24
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Die Quellen zu den Beschreibungen waren die Publikationen von J. Bayer 1904 und A. Dungel 1908,<br />
Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer, die Korrespondenz zwischen J. Bayer und J.<br />
Szombathy, sowie die vorhandenen Notizbücher von J. Bayer und J. Szombathy, die in der<br />
Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien verwahrt werden. Verbale<br />
Befundbeschreibungen wurden im Befundkatalog wörtlich übernommen. Beschreibungen der Funde,<br />
die im ursprünglichen Text eingeflossen sind, wurden jedoch ausgelassen und mit (...)<br />
gekennzeichnet. Auf die Wiedergabe von Größenangaben und Hinweise auf Abbildungen wurde<br />
ebenfalls verzichtet. In den Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer werden Gefäße zum Teil mit<br />
Buchstaben bezeichnet, die offenbar in Skizzen eingetragen waren, die allerdings nicht mehr<br />
vorhanden sind. Da sie somit heute wertlos sind, werden die Bezeichnungen hier nicht genannt.<br />
Sowohl J. Bayer als auch A. Dungel bezeichnen große Kegelhalsgefäße als „Halsurnen“ oder nur als<br />
„Urnen“, unabhängig davon, ob sie Leichenbrand enthielten oder nicht. J. Bayer bezeichnet alle<br />
Schalen, also auch Einzugsrandschalen, als „Schüsseln“, Henkelschalen als Henkelschalen. Für<br />
Dungel sind kleinere Gefäße immer Schalen oder Schälchen.<br />
J. Bayer war offensichtlich ein äußerst verlässlicher Aufzeichner. Die Angaben seiner Beschreibungen<br />
passen mit den Plänen in erstaunlicher Präzision überein, besonders in der Anzahl der Gefäße. Bayer<br />
vermerkt die Grabtiefe, ob die Urne abgedeckt ist oder nicht, ob Messer und Tierknochen vorhanden<br />
sind und beschreibt die Lage der Gefäße. A. Dungel beschreibt die Befundsituation weniger<br />
systematisch und nur dann, wenn es ihm notwenig erscheint, in vielen Fällen begnügt er sich mit dem<br />
Aufzählen des Inventars. Trotzdem konnten manche seiner Aussagen zur Ergänzung des Befundes<br />
herangezogen werden.<br />
4.4 Fotos<br />
Im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien sind zahlreiche<br />
Fotos auf Glasplatten und deren Abzüge lagernd. Die Fotografen waren L. Petschka und J. Spora.<br />
Viele Fotos geben die Grabungssituation, die Arbeiten oder die frisch restaurierten Funde wieder. 56<br />
Fotos geben Hinweise auf Befunde, doch ist leider nur selten vermerkt, welches Grab fotografiert<br />
wurde.<br />
4.5 Inventare<br />
Die Geschichte des Verbleibs der Funde aus Statzendorf wurde bereits im vorherigen Kapitel<br />
behandelt. Bei den im Stift Herzogenburg aufbewahrten Funden gibt es keinen Zweifel an der<br />
Zuordnung der Funde zu Feld B. Bei den in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums Wien verwahrten Funden ist im Inventarbuch jeweils der Ausgräber, das Jahr und die<br />
Parzelle vermerkt, so dass die Inventare eindeutig den jeweiligen Gräbern zugeordnet werden<br />
konnten. In einigen Fällen ist aber weder das Feld, noch das Grab bekannt, diese Funde wurden als<br />
Streufunde (Strf) bezeichnet, in manchen Fällen ist nur die Feldzugehörigkeit bekannt (z.B.: StrfB), bei<br />
anderen die Grabnummer, ohne das ein Feld genannt wäre (z.B.: Strf024).<br />
Bei Durchsicht der Funde ergaben sich für die Inventarnummern PA56049 – PA56300 Zweifel an ihrer<br />
Zuordnung zu den betreffenden Gräbern. Die Nummern PA56049 bis PA56070 waren der „Fundstelle<br />
A“ sowie folgenden Grabinventaren zugeordnet:<br />
A Grab 4 PA56049 - PA 56050<br />
A Grab 8 PA56051 - PA56058<br />
A Grab 9 PA56059 - PA56062<br />
A Grab 10 PA56063 - PA56064<br />
A Grab 11 PA56065 - PA56069<br />
A Grab 94 PA56070<br />
Es handelt sich durchwegs um Gräber, die A. Dungel bereits 1908 publizierte und beschrieb, von den<br />
Fundstücken aber wird keines in seiner Beschreibung erwähnt. Bei Grab A004 lässt sich das vielleicht<br />
dadurch erklären, dass die zwei Gefäßfragmente in seinen Augen keiner Beschreibung bedurften. Bei<br />
Grab A008 allerdings werden in der Beschreibung zwei Gefäße erwähnt, die nicht abgebildet und mit<br />
Inventarnummern erwähnt werden. Allerdings sind laut K. Krenns Zuordnung im Inventar immerhin<br />
sieben Gefäße zuviel, was sich auch in keiner Weise mit den vier im Plan eingezeichneten Gefäßen<br />
deckt. Bei Grab A009 verhält es sich genauso. Beschreibung, Plan und ursprüngliches Inventar<br />
stimmen mit neun Gefäßen überein, die vier zusätzlichen können nicht in das Grab gehören. Bei Grab<br />
A010 passen die zwei zusätzlichen Gefäße ebenso wenig in das Inventar wie bei Grab A011 die<br />
zusätzlichen vier. Die Schale mit facettierter Randzone, die nachträglich dem Grab A094 zugeordnet<br />
wurde, bleibt im Rahmen dieser Erfahrungen ebenfalls unsicher. Die Zuordnung der Komplexe zu<br />
25
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Fundstelle A lässt sich jedenfalls definitiv ausschließen. Versucht man aber, die Funde in den Gräbern<br />
der anderen Felder unterzubringen, ergibt sich folgendes Bild: Aus der Tabelle kann man entnehmen,<br />
dass die Übereinstimmung in keinem Fall sehr gut ist. Auszuschließen ist zunächst Feld D, wo in drei<br />
Fällen mehr Gefäße im Inventar als im Plan aufscheinen, und Feld B, wo das einmal der Fall ist. Am<br />
ehesten wahrscheinlich wäre die Zuordnung zu Feld C. Da auch dies unsicher ist, können die Funde<br />
lediglich als geschlossene Grabfunde gewertet werden. Sie werden als Gräber GA04, GA08, GA09,<br />
GA10 und GA11 bezeichnet. Die Inventarnummern PA56071 – PA56074 sind allgemein als<br />
Streufunde zu werten, gehören aber keinesfalls zu Grab A119, für das im Plan keinerlei Gefäße<br />
eingezeichnet sind.<br />
Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan<br />
Grab 4 0 - 2 4 3 1<br />
Grab 8 5 - 8 7 7 4<br />
Grab 9 4 4 5 10<br />
Grab 10 2 4 2 1<br />
Grab 11 4 1 9 0<br />
Grab 94 1 5 - -<br />
Der „Fundstelle C“ waren Funde mit folgenden Inventarnummern zugeordnet worden:<br />
C Grab 1 PA56075<br />
C Grab 84 PA56076 - PA56082<br />
C Grab 85 PA56083 - PA56087<br />
C Strf PA56088 - PA56093<br />
Die Henkelschale PA56075 stört nicht im Grabinventar C001, bei Grab C084 sind sechs Gefäße im<br />
Plan eingezeichnet und da diesem Grab keine anderen Funde zugeordnet werden, kann das Inventar<br />
stimmen. Grab C085, im Plan mit drei Gefäßen, weist im Plan mit den Inventarnummern PA56083 –<br />
PA56086 drei Gefäße auf, die passen könnten. Die Zuordnung kann also stimmen, kann aber nicht<br />
durch Beschreibungen verifiziert werden.<br />
Die nächste Gruppe von Inventarnummern war der Fundstelle D zugeordnet worden:<br />
D Grab 1<br />
D Grab 2<br />
D Grab 3<br />
D Grab 4<br />
D Grab 5<br />
D Grab 6<br />
D Grab 7<br />
D Grab 8<br />
D Grab 9<br />
D Grab 11<br />
D Grab 12<br />
D Grab 13<br />
D Grab 16<br />
D Grab 17<br />
D Grab 18<br />
D Grab 19<br />
PA56094 - PA56099<br />
PA56100 - PA56107<br />
PA56108 - PA56109<br />
PA56110 - PA56111<br />
PA56112 - PA56113<br />
PA56114<br />
PA56115 - PA56117<br />
PA56118 - PA56128<br />
PA56129 - PA56133<br />
PA56134 - PA56137<br />
PA56138<br />
PA56139 - PA56140<br />
PA56141 - PA56150<br />
PA56151 - PA56152<br />
PA56153<br />
PA56154<br />
Grab D001 wird von A. Dungel als einfaches Grab mit drei Gefäßen und einem Eisenring beschrieben,<br />
die auch vorhanden sind. Das Inventar PA56094 - PA56099 mit Spinnwirtel, Harfenfibel und<br />
Bronzeringen wird nicht erwähnt und gehört sicher nicht dazu. Dank der Beschreibungen ist auch Feld<br />
A und C auszuschließen. So bleibt als einzige Möglichkeit eine Zuordnung zu Feld B. Die Funde von<br />
Feld B sind allerdings im Stift Herzogenburg aufbewahrt, und die Inventare wurden meines Wissens<br />
nicht getrennt. Allerdings sind am Plan drei Gefäße eingezeichnet, was sich mit dem Gesamtinventar<br />
decken könnte. Für den Rest des Feldes D sind ausschließlich Inventarnummern der 56000er Serie<br />
zugeordnet. Leider existieren für diese Gräber keine Beschreibungen, nur die Angaben aus dem Plan<br />
können zu Rate gezogen werden. Feld A kann aufgrund der Beschreibungen ausgeschlossen werden,<br />
bleiben Feld B, C und D zum Vergleich. Dass weniger Gefäße im Inventar als am Plan vorhanden<br />
sind, ist möglich, allerdings sollten es nicht wesentlich mehr Gefäße sein.<br />
26
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan<br />
Grab 2 5 - 7 7 0 3<br />
Grab 3 1 0 6 4<br />
Grab 4 0 4 3 1<br />
Grab 5 2 5 4 1<br />
Grab 6 1 5 1 2<br />
Grab 7 1 - 4 2 2 1<br />
Grab 8 7 - 8 7 7 4<br />
Grab 9 1 4 5 10<br />
Grab 10 0 4 2 1<br />
Grab 11 0 1 9 0<br />
Grab 12 1 7 1 0<br />
Grab 13 2 6 8 7<br />
Grab 14 0 2 5 1<br />
Grab 15 0 2 0 2<br />
Grab 16 6 8 0 9<br />
Grab 17 keine 56*** 3 0 5<br />
Grab 18 keine 56*** 2 6 6<br />
Grab 19 keine 56*** 1 0 8<br />
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, ist die Übereinstimmung in jedem Fall schlecht, die Grabfunde<br />
können keinem Feld eindeutig zugeordnet werden. Sie werden daher als geschlossene Grabfunde<br />
behandelt und als GD02 – GD19 bezeichnet.<br />
Die Inventarnummern PA56157 – PA56266 sind im Inventarbuch zwar Gräbern zugeordnet, allerdings<br />
steht darüber „Gräber ohne Parzellenangabe“ vermerkt. Sofort fällt auf, dass 39 Gräber angegeben<br />
sind, genau so viele, wie A. Dungel 1908 auf Feld A beschreibt. In seinen Beschreibungen gibt es<br />
Funde, deren Inventarnummern er in Klammer gesetzt hat, manche Funde werden allerdings nur<br />
beschrieben und die Angabe der Inventarnummer fehlt. Aufgrund der Beschreibung von Form, Farbe<br />
und Verzierung, vor allem aber der Angabe von Maßen wurden für Grab 2, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 20,<br />
21, 22, 24, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 34, 36, 38 und 39 entsprechende Gefäße gefunden. Bei Grab A005<br />
steht allerdings eindeutig fest, dass keine Gefäße erhalten sind und es keine weiteren Beigaben gibt.<br />
Grab A011 enthält in der Beschreibung keine Angaben, die auf weitere Funde schließen lassen, bei<br />
Grab A018, A019 und A035 ist die Zuordnung ebenfalls möglich, aber nicht sicher. Alles in allem ist es<br />
sehr wahrscheinlich, dass die Inventarnummern Feld A zuzuordnen sind.<br />
4.6 Vergleich der Quellengattungen<br />
Der Vergleich der Fotos mit dem Plan des Gräberfeldes spricht für die Qualität des Planes.<br />
Beispielhaft sind hier einige Fotos den Planausschnitten gegenübergestellt, wobei die Ausschnitte aus<br />
dem Plan jeweils genordet sind. Das auf den Kopf gestellte Quadrat bezeichnet die Lage des<br />
Leichenbrandes.<br />
Abb. 9: Plan des Grabes B005<br />
Abb. 10: Foto des Grabes B005<br />
Grab B005 wurde von Westen fotografiert, deutlich sind die vier intakten und das zerdrückte Gefäß zu<br />
erkennen. Ihre Lage entspricht völlig der auf dem Gesamtplan. Durch den Vergleich des Befundfotos<br />
27
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
mit dem vorhandenen Inventar des Grabes konnten einige Gefäße auf dem Plan eindeutig zugeordnet<br />
werden.<br />
Abb. 11: Plan des Grabes B034<br />
Abb. 12: Foto des Grabes B034<br />
Grab B034 wurde als Beispiel eines Grabes mit Steinabdeckung herausgegriffen. Deutlich ist auf dem<br />
Foto die unregelmäßige Steinlage zu erkennen. Das Foto wurde vermutlich von Südwesten aus<br />
gemacht. Im Foto ist das Kegelhalsgefäß mit innenliegender Henkelschale noch unter einem Stein<br />
verdeckt, dieser ist im Plan nicht mehr eingezeichnet worden. Auch bei flächigen, rechteckigen<br />
Steinabdeckungen ist im Plan die Mitte häufig ausgespart, um die Gefäße besser sichtbar zu machen.<br />
Der Charakter der Steinlage ist durch die Zeichnung im Plan jedenfalls definiert.<br />
Abb. 13: Plan des Grabes B104<br />
Abb. 14: Foto des Grabes B104<br />
Grab B104 sei als Beispiel eines Körpergrabes gezeigt. Die ursprünglich vorhandene Steinabdeckung<br />
ist auf dem Foto nicht mehr zusehen. Es wurde offenbar von Nordwesten fotografiert. Das Foto konnte<br />
28
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
aufgrund der Lage der Beigaben identifiziert werden: Zur linken Seite des Skelettes fand sich ein<br />
großes Kegelhalsgefäß, dahinter drei kleinere Gefäße, davor ebenfalls ein kleineres Gefäß. Im<br />
Inventar des Grabes sind heute lediglich ein großes Kegelhalsgefäß, eine Schale und das Bruchstück<br />
einer Henkelschale vorhanden. Aus dem Plan 24 ist ersichtlich, dass die Zahl der Gefäße wesentlich<br />
größer gewesen sein muss und aus dem Foto geht hervor, dass das Skelett mit mindestens einem<br />
Unterarmreif vorgefunden wurde.<br />
Abb. 15: Plan des Grabes D020<br />
Abb. 16: Foto des Grabes D020<br />
Grab D020 fällt durch den einzelnen, großen Stein am Rand der Grabgrube auf. Auch auf dem Foto<br />
ist dieser deutlich zu erkennen, sowohl in der Größe als auch in der Form entspricht er jenem im Plan.<br />
Obwohl das südlichste Gefäß im Foto abgeschnitten ist, konnte durch Vergleich des Fotos mit dem<br />
Inventar auf die Inventarnummern geschlossen werden.<br />
Beim Vergleich des Gesamtplanes mit den leider nur in einigen Fällen vorhandenen Beschreibungen<br />
konnten einige Gefäße und Kleinfunde auf dem Plan exakt identifiziert werden, etwa wenn die<br />
Inventarnummer des Gefäßes erwähnt wird, in dem sich der Leichenbrand befand, und am Plan in<br />
einem Gefäß Leichenbrand eingezeichnet ist. In der Umzeichnung des Planes wurde die<br />
Inventarnummer dann ohne Fragezeichen übernommen. In einigen Fällen konnte der Plan aufgrund<br />
der Beschreibung leicht ergänzt werden, aber nur dann, wenn aus der Beschreibung die genaue<br />
Lokalisation der Objekte hervorgeht. Wird in der Beschreibung etwa erwähnt, der Leichenbrand<br />
befände sich zwischen den beiden (im Plan eingetragenen) Schalen, so ist die Lokalisation klar, wird<br />
nur pauschal erwähnt, im Grab befänden sich auch Tierknochen, wurde nichts eingetragen. In einigen<br />
Fällen ließ sich aufgrund des dem Grab zugeordneten Inventars auf die Inventarnummern schließen.<br />
Ist bei einem Grab zum Beispiel nur ein Großgefäß mit innenliegender Henkelschale verzeichnet und<br />
im Inventar befinden sich korrespondierende Objekte, so wurde die Inventarnummer mit Fragezeichen<br />
eingetragen.<br />
Beim Vergleich der Beschreibungen mit dem Plan fielen folgende Unterschiede auf: Bei den Gräbern<br />
B001 und B027 handelt es sich um Leichenbrandhäufchen, die unter Gefäßen gefunden wurden, sie<br />
erscheinen im Plan jedoch genauso wie Urnenbestattungen. Bei A009 und A013 konnte geklärt<br />
werden, dass es sich um Urnenbestattungen handelt, obwohl im Plan kein Leichenbrand eingetragen<br />
ist. Bei A028 werden in der Beschreibung zwei statt nur einem Leichenbrand vermerkt. Bei B127<br />
handelt es sich um ein Grab, bei dem kein Leichenbrand, aber einige Schädelbruchstücke gefunden<br />
wurden. A014 dürfte mit Steinen abgedeckt gewesen sein, obwohl im Plan nichts davon eingezeichnet<br />
ist. Bei den Gräbern A001, A012 und B133 scheinen in der Beschreibung mehr Gefäße auf als im<br />
Plan, und in diesen Fällen kann dies nicht durch das Abdecken der Urne durch eine Schale oder<br />
dergleichen erklärt werden.<br />
Der Vergleich des Planes mit den vorhandenen Grabinventaren ist zum Teil problematisch. In den<br />
meisten Fällen ist die Übereinstimmung gut, aber nicht hundertprozentig. Um einen Überblick zu<br />
erlangen, welche Grabinventare vollständig sind, wurde für jedes Grab die Anzahl der Gefäße,<br />
Messer, Kleinfunde und Tierknochen in Plan und Beschreibung gezählt und mit dem vorhandenen<br />
Inventar verglichen. Die Vollständigkeit des Inventars wurde dann nach dem Schulnotenprinzip<br />
bewertet.<br />
24 Das Skelett wurde bei der Umzeichnung stilisiert wiedergegeben.<br />
29
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit<br />
Die Bewertung der Inventarvollständigkeit ergibt sich aus den Einzelwerten für die Vollständigkeit von<br />
Keramik, Messer und Kleinfunden durch das Errechnen des Mittelwertes.<br />
Die Gefäßvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:<br />
1 = völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 187 50 %<br />
1*= zu viele Gefäße im Inventar 9 2 %<br />
2 = 1 Gefäß fehlt 65 17 %<br />
3 = 2 Gefäße fehlen 48 13 %<br />
4 = 3 Gefäße fehlen 22 6 %<br />
5 = mehr als 3 Gefäße fehlen 42 11 %<br />
373 100 %<br />
Zunächst wurde die Gesamtzahl der Gefäße nach dem Plan ermittelt, ebenso wie die Gesamtzahl der<br />
Gefäße in den Beschreibungen. Danach wurden die Gefäße in den Inventaren gezählt, wobei jeweils<br />
ein Minimalwert (ohne fragmentierte Gefäße) und ein Maximalwert (mit Fragmenten) erhoben wurde.<br />
Nun wurde die Differenz der Anzahl der im Grab eingetragenen Gefäße (bzw. der Beschreibung, wo<br />
vorhanden) und der im Inventar vorhandenen Gefäße gebildet, und zwar jeweils für den Minimalwert<br />
und Maximalwert. War eines der Ergebnisse 0, d.h. stimmt die Anzahl der Gefäße im Plan bzw. der<br />
Beschreibung exakt überein, ergab das die Note 1. Fehlt 1 Gefäß, wurde die Note 2 vergeben, fehlen<br />
2 Gefäße, die Note 3, fehlen 3 Gefäße, die Note 4 und ab 4 fehlenden Gefäßen die Note 5.<br />
Waren zu viele Gefäße im Grab, wurde bei bis zu 2 Gefäßen die Note 1 belassen. Gräber mit mehr als<br />
2 Gefäßen zuviel erscheinen auf den ersten Blick generell fragwürdig, und wurden zur Vorsicht mit 1*<br />
bezeichnet.<br />
Viele Gefäße fehlen, da sie entweder gleich bei der Grabung nicht mitgenommen wurden, nicht zu<br />
restaurieren waren, später verlorengegangen sind oder keinem Grab mehr zugeordnet werden<br />
konnten. Dungel schreibt dazu selbst: „Die Gegenstände, welche in der vorstehenden Beschreibung<br />
aufgezählt, aber ‚als nicht mehr vorhanden' bezeichnet sind, waren teils so schlecht erhalten, dass sie<br />
nicht konserviert werden konnten, teils sind sie wahrscheinlich identisch mit einer Anzahl der<br />
nachfolgenden Objekte, welche nicht mehr mit bestimmten Gräbern in Verbindung gebracht werden<br />
konnten.“ 25 Trotzdem wurden einige Funde noch nach seiner Publikation Gräbern zugeordnet,<br />
vermutlich im Zuge der Inventarisierung der Funde nach der Schenkung des Stiftes Herzogenburg an<br />
die Prähistorische Sammlung.<br />
Sind mehr Gefäße vorhanden, als im Plan eingetragen wurden, liegt das an zwei Gründen: Zum einen<br />
sind manche Gefäße, vor allem die Urnen im eigentlichen Sinne, also die Leichenbrandbehälter, mit<br />
Schalen oder dergleichen abgedeckt gewesen, im Plan wurde das Ensemble dann aber nur mit einem<br />
Kreis vermerkt, zum anderen wurden Gefäßbruchstücke nicht im Plan festgehalten, sondern lediglich<br />
Ganzgefäße.<br />
Die Messervollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:<br />
1 = völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar<br />
54 15 %<br />
(bei 1 – 2 Messern)<br />
1 = völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar<br />
255 68 %<br />
(kein Messer vorhanden)<br />
1*= zu viele Messer im Inventar 37 10 %<br />
3 = 1 – 2 Messer fehlen 27 7 %<br />
373 100 %<br />
Bei den Messern ist die Übereinstimmung zwischen Plan, Beschreibung und Inventar nicht mehr sehr<br />
überzeugend. Bei den 81 Gräbern, wo sowohl Plan als auch Beschreibung vorliegen, stimmen die<br />
Angaben in 76 Fällen überein, bei vier Gräbern sind im Plan keine Messer verzeichnet, bei einem<br />
Grab ist im Plan eines eingezeichnet, das in der Beschreibung nicht vorliegt. Die größten<br />
Unterschiede zeigen sich zwischen Plan/Beschreibung und tatsächlichem Inventar. In 37 Fällen sind<br />
zu viele Messer vorhanden, in 27 fehlen ein bis zwei Messer. Von insgesamt 124 Messern im Inventar<br />
sind lediglich 96 im Plan oder der Beschreibung vermerkt. Möglicherweise sind Messer, die in Urnen<br />
lagen, nicht im Plan eingezeichnet. In Grab A051 und B049 fehlen jeweils zwei Messer, in Grab A002,<br />
A003, A010, A012, A028, A032, A033, A041, A058, A074, B008, B058, B061, B082, B085, B091,<br />
B105, B121, C008, C014, C021, C047, D003, D009 und D001 jeweils ein Messer, das im Plan<br />
eingezeichnet oder in der Beschreibung vermerkt ist. Bei den Gräbern A014, A037, A042, A055,<br />
25 Dungel 1908, 36.<br />
30
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
A065, A071, A072, A077, A078, A080, A086, A091, A094, A098, A099, A102, A106, A108, A109,<br />
A118, B144, B146, C018, C020, C026, C029, C030, C035, C037, C039, C045, C046, C065, C067,<br />
C074, C081 und D018 sind jeweils ein bis drei Messer im Inventar, die weder im Plan noch in der<br />
Beschreibung aufscheinen.<br />
Noch gravierender zeigt sich der Unterschied bei den Tierknochen, die Angaben zwischen Plan,<br />
Beschreibung und Inventar divergieren so sehr, dass klar wird, dass Tierknochen nur ausnahmsweise,<br />
keinesfalls jedoch regelhaft geborgen wurden und sich aus dem Vorhandensein oder<br />
Nichtvorhandensein von Tierknochen im Inventar keine Schlüsse ziehen lassen.<br />
Tierknochen weder in Plan/Beschreibung noch im Inventar 297 80 %<br />
Tierknochen nur Plan/Beschreibung 19 5 %<br />
Tierknochen nur im Inventar 49 13 %<br />
Tierknochen in Plan/Beschreibung und im Inventar 7 2 %<br />
373 100 %<br />
Die Kleinfundvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:<br />
1 = völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 69 35 %<br />
1*= zu viele Kleinfunde 3 2 %<br />
2 = 1 Kleinfund fehlt 2 1 %<br />
3 = 2 Kleinfunde fehlen 1 1 %<br />
4 = mehr als 2 Kleinfunde fehlen 0 0 %<br />
5 = Kleinfunde aus den Inventaren aussortiert 123 62 %<br />
198 100 %<br />
Erfreulich und erstaunlich zu gleich ist die gute Übereinstimmung der Kleinfunde in der Beschreibung<br />
und im Inventar. Zur Kontrolle der Vollständigkeit der Kleinfunde stehen nur Angaben aus den<br />
Beschreibungen zur Verfügung. Die Kleinfunde wurden im Plan nicht eingezeichnet, sieht man von<br />
Ausnahmen wie den Lanzenspitzen aus Grab C013 und den Rasseln aus Grab B132 ab. Die<br />
Beschreibungen und Inventare passen mit erstaunlicher Genauigkeit überein, und zwar bei 65 von 82<br />
beschriebenen Grabkomplexen. Bei Grab A009, A018, B132 und B136 fehlen jeweils ein bis zwei<br />
Funde, die aber anscheinend schon bei der ersten Inventarisierung nicht aufgenommen wurden. Sie<br />
waren vermutlich in zu schlechtem Zustand oder wurden aus sonstigen Gründen nur in der<br />
Beschreibung erwähnt, nicht aber inventarisiert. Bei Grab A005 und C008 sind mehr Kleinfunde<br />
vorhanden als beschrieben.<br />
Bei den Gräbern B001 bis B123 fehlen in fast allen Inventaren die Kleinfunde, da sie im Laufe der<br />
Verwahrung im Stift Herzogenburg aussortiert wurden und später nur noch in Einzelfällen aufgrund<br />
der Publikation von J. Bayer den Gräbern zugeordnet werden konnten. Die Gräber B001 bis B123<br />
erhalten daher die Wertung 5 für die Kleinfundvollständigkeit.<br />
Das Bild, das sich nun von der Vollständigkeit der gesamten Inventare zeichnet, ist nicht einmal so<br />
schlecht. Die Gesamtnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der Einzelnoten für Gefäß-, Messer- und<br />
Kleinfundvollständigkeit. Immerhin 163 Inventare können als völlig vollständig und 105 Gräber als<br />
annähernd vollständig gewertet werden. Die hohen Werte bei den Noten 2 und 3 sind zum Großteil<br />
durch die Gräber B001 – B123 verursacht, die, ebenso wie Gräber mit den Werten 3 oder 4, bei den<br />
weiterführenden Analysen nur mehr zum Teil mitberücksichtigt werden können.<br />
Note 1<br />
Note 2<br />
Note 3<br />
Note 4<br />
163<br />
105<br />
76<br />
29<br />
373<br />
44 %<br />
28 %<br />
20 %<br />
8 %<br />
100 %<br />
Note 1<br />
Note 2<br />
Note 3<br />
Note 4<br />
Abb. 17: Vollständigkeit des Inventars aller Gräber nach<br />
dem Schulnotenprinzip<br />
31
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
4.8 Quellenqualität<br />
Ein weiterer Indikator für die Verlässlichkeit der Inventare ist die Vielfältigkeit der Quellen. Bei den<br />
meisten Gräbern kann nur auf den Gesamtplan zurückgegriffen werden. Von 97 Gräbern sind verbale<br />
Beschreibungen vorhanden, als gut können die Beschreibungen der Gräber A001 – A039, C001 -<br />
C014 und D001 von A. Dungel und die der Gräber B124 – B141 und D021 von J. Bayer bezeichnet<br />
werden. Die Gräber B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028, B037,<br />
B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 werden von J. Bayer in<br />
seiner Publikation erwähnt, aber nicht vollständig beschrieben.<br />
Die Quellenqualität wurde folgendermaßen bewertet:<br />
1 = Plan und vollständige Beschreibung 82 22 %<br />
2 = Plan und lückenhafte Beschreibung 16 4 %<br />
3 = nur Plan 276 74 %<br />
373 100 %<br />
32
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
A001 1 1 1 1 1 A045 3 1 1 - 1 A089 3 1 1 - 1 B014 3 2 1 5 3<br />
A002 1 1 3 1 2 A046 3 2 1 - 2 A090 3 1 1 - 1 B015 3 1 1 5 2<br />
A003 1 2 3 1 2 A047 3 1 1 - 1 A091 3 2 1* - 2 B016 2 4 1 5 3<br />
A004 1 1 1 1 1 A048 3 1 1 - 1 A092 3 1 1 - 1 B017 3 1 1 5 2<br />
A005 1 1 1 1* 1 A049 3 1 1 - 1 A093 3 1 1 - 1 B018 3 2 1 5 3<br />
A006 1 3 1 1 2 A050 3 1 1 - 1 A094 3 1 1* - 1 B019 3 2 1 5 3<br />
A007 1 2 1 1 1 A051 3 3 3 - 3 A095 3 1 1 - 1 B020 3 3 1 5 3<br />
A008 1 2 1 1 1 A052 3 4 1 - 3 A096 3 1* 1 - 1 B021 3 2 1 5 3<br />
A009 1 1 1 2 1 A053 3 1 1 - 1 A097 3 1* 1 - 1 B022 3 1 1 5 2<br />
A010 1 1 3 1 2 A054 3 2 1 - 2 A098 3 1 1* - 1 B023 3 5 1 5 4<br />
A011 1 1* 1 1 1 A055 3 1 1* - 1 A099 3 1* 1* - 1 B024 2 3 1 5 3<br />
A012 1 1 3 1 2 A056 3 3 1 - 2 A100 3 1 1 - 1 B025 3 1 1 5 2<br />
A013 1 5 1 1 2 A057 3 1 1 - 1 A101 3 1 1 - 1 B026 3 2 1 5 3<br />
A014 1 5 1* - 3 A058 3 3 3 - 3 A102 3 3 1* - 2 B027 2 1 1 5 2<br />
A015 1 3 1 1 2 A059 3 1 1 - 1 A103 3 1 1 - 1 B028 2 3 1 5 3<br />
A016 1 1 1 1 1 A060 3 2 1 - 2 A104 3 1* 1 - 1 B029 3 1 1 5 2<br />
A017 1 3 1 1 2 A061 3 1 1 - 1 A105 3 1 1 - 1 B030 3 1* 1 5 1<br />
A018 1 1 1 2 1 A062 3 1 1 - 1 A106 3 1* 1* - 1 B031 3 5 1 5 4<br />
A019 1 1 1 1* 1 A063 3 1 1 - 1 A107 3 2 1 - 2 B032 3 4 1 5 3<br />
A020 1 5 1 1 2 A064 3 1 1 - 1 A108 3 1 1* - 1 B033 3 4 1 5 3<br />
A021 1 1 1 1 1 A065 3 1 1* - 1 A109 3 1 1* - 1 B034 3 5 1 5 4<br />
A022 1 3 1 1 2 A066 3 1 1 - 1 A110 3 2 1 - 2 B035 3 1 1 5 2<br />
A023 1 3 1 1 2 A067 3 2 1 - 2 A111 3 1 1 - 1 B036 3 1 1 5 2<br />
A024 1 1 1 1 1 A068 3 1 1 - 1 A112 3 1 1 - 1 B037 2 3 1 5 3<br />
A025 1 3 1 1 2 A069 3 1 1 - 1 A113 3 1 1 - 1 B038 3 4 1 5 3<br />
A026 1 1 1 1 1 A070 3 1 1 - 1 A114 3 1 1 - 1 B039 3 3 1 5 3<br />
A027 1 3 1 1 2 A071 3 1 1* - 1 A115 3 1 1 - 1 B040 3 2 1 5 3<br />
A028 1 4 3 1 3 A072 3 1 1* - 1 A116 3 1 1 - 1 B041 3 3 1 5 3<br />
A029 1 1 1 1 1 A073 3 1 1 - 1 A117 3 1 1 - 1 B042 3 1 1 5 2<br />
A030 1 2 1 1 1 A074 3 1 3 - 2 A118 3 1 1* - 1 B043 2 3 1 5 3<br />
A031 1 3 1 1 2 A075 3 1 1 - 1 A119 3 1 1 - 1 B044 3 2 1 5 3<br />
A032 1 3 3 1 2 A076 3 2 1 - 2 B001 2 3 1 5 3 B045 3 1 1 5 2<br />
A033 1 4 3 1 3 A077 3 5 1* - 3 B002 2 5 1 5 4 B046 3 1 1 5 2<br />
A034 1 3 1 1 2 A078 3 5 1* - 3 B003 3 1 1 5 2 B047 2 5 1 5 4<br />
A035 1 1* 1 1 1 A079 3 1 1 - 1 B004 3 5 1 5 4 B048 3 1 1 5 2<br />
A036 1 5 1 1 2 A080 3 2 1* - 2 B005 3 3 1 5 3 B049 1 5 3 5 4<br />
A037 1 4 1* 1 2 A081 3 5 1 - 3 B006 1 4 1 5 3 B050 2 4 1 5 3<br />
A038 1 1 1 1 1 A082 3 2 1 - 2 B007 1 2 1 5 3 B051 3 3 1 5 3<br />
A039 1 1 1 1 1 A083 3 1 1 - 1 B008 1 1 3 5 3 B052 3 2 1 5 3<br />
A040 3 1 1 - 1 A084 1 1 1 1 1 B009 2 2 1 5 3 B053 2 1 1 5 2<br />
A041 3 2 3 - 3 A085 3 1 1 - 1 B010 3 3 1 5 3 B054 2 1 1 5 2<br />
A042 3 1 1* - 1 A086 3 1 1* - 1 B011 3 2 1 5 3 B055 3 3 1 5 3<br />
A043 3 4 1 - 3 A087 3 3 1 - 2 B012 3 5 1 5 4 B056 3 2 1 5 3<br />
A044 3 1 1 - 1 A088 3 2 1 - 2 B013 2 3 1 5 3 B057 3 1 1 5 2<br />
33
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
B058 3 4 3 5 4 B102 3 5 1 5 4 B146 3 1 1* - 1 C042 3 2 1 - 2<br />
B059 3 2 1 5 3 B103 3 4 1 5 3 B147 3 1 1 - 1 C043 3 1 1 - 1<br />
B060 3 3 1 5 3 B104 1 4 1 5 3 B148 3 1 1 - 1 C044 3 1 1 - 1<br />
B061 3 4 3 5 4 B105 3 2 3 5 3 C001 1 3 1 1 2 C045 3 1 1* - 1<br />
B062 3 1 1 5 2 B106 1 3 1 5 3 C002 1 1 1 1 1 C046 3 1 1* - 1<br />
B063 3 4 1 5 3 B107 3 3 1 5 3 C003 1 5 1 1 2 C047 3 1 3 - 2<br />
B064 3 5 1 5 4 B108 3 1 1 5 2 C004 1 5 1 1 2 C048 3 2 1 - 2<br />
B065 3 2 1 5 3 B109 1 1 1 5 2 C005 1 2 1 1 1 C049 3 3 1 - 2<br />
B066 3 2 1 5 3 B110 3 5 1 5 4 C006 1 2 1 1 1 C050 3 1 1 - 1<br />
B067 3 1 1 5 2 B111 3 5 1 5 4 C007 1 2 1 1 1 C051 3 1 1 - 1<br />
B068 3 2 1 5 3 B112 3 2 1 5 3 C008 1 5 3 1* 3 C052 3 1 1 - 1<br />
B069 3 4 1 5 3 B113 3 1 1 5 2 C009 1 5 1 1 2 C053 3 1 1 - 1<br />
B070 3 5 1 5 4 B114 3 2 1 5 3 C010 1 3 1 1 2 C054 3 1 1 - 1<br />
B071 3 5 1 5 4 B115 3 1 1 5 2 C011 1 5 1 1 2 C055 3 1 1 - 1<br />
B072 3 2 1 5 3 B116 3 1 1 5 2 C012 1 2 1 1 1 C056 3 2 1 - 2<br />
B073 3 1 1 5 2 B117 3 3 1 5 3 C013 1 5 1 1 2 C057 3 1 1 - 1<br />
B074 3 1 1 5 2 B118 3 1 1 5 2 C014 1 5 3 1 3 C058 3 1 1 - 1<br />
B075 3 2 1 5 3 B119 3 1 1 5 2 C015 3 1 1 - 1 C059 3 5 1 - 3<br />
B076 3 1 1 5 2 B120 3 1 1 5 2 C016 3 1 1 - 1 C060 3 1 1 - 1<br />
B077 3 5 1 5 4 B121 3 1 3 5 3 C017 3 1 1 - 1 C061 3 1 1 - 1<br />
B078 3 2 1 5 3 B122 3 5 1 5 4 C018 3 1 1* - 1 C062 3 1 1 - 1<br />
B079 3 5 1 5 4 B123 3 1 1 5 2 C019 3 1 1 - 1 C063 3 1 1 - 1<br />
B080 3 1 1 5 2 B124 1 1 1 1 1 C020 3 1 1* - 1 C064 3 1 1 - 1<br />
B081 3 1 1 5 2 B125 1 4 1 1 2 C021 3 2 3 - 3 C065 3 3 1* - 2<br />
B082 3 3 3 5 4 B126 1 1 1 1 1 C022 3 3 1 - 2 C066 3 1 1 - 1<br />
B083 3 1 1 5 2 B127 1 1 1 1 1 C023 3 1 1 - 1 C067 3 1 1* - 1<br />
B084 3 1 1 5 2 B128 1 1 1 1 1 C024 3 1 1 - 1 C068 3 1 1 - 1<br />
B085 2 5 3 5 4 B129 1 1 1 1 1 C025 3 1 1 - 1 C069 3 2 1 - 2<br />
B086 3 2 1 5 3 B130 1 2 1 1 1 C026 3 2 1* - 2 C070 3 1 1 - 1<br />
B087 3 5 1 5 4 B131 1 1 1 1 1 C027 3 3 1 - 2 C071 3 2 1 - 2<br />
B088 3 4 1 5 3 B132 1 1 1 2 1 C028 3 1 1 - 1 C072 3 1 1 - 1<br />
B089 3 1 1 5 2 B133 1 1 1 1 1 C029 3 1 1* - 1 C073 3 1 1 - 1<br />
B090 3 1 1 5 2 B134 1 2 1 1 1 C030 3 1 1* - 1 C074 3 1 1* - 1<br />
B091 3 3 3 5 4 B135 1 1 1 1 1 C031 3 1 1 - 1 C075 3 1 1 - 1<br />
B092 3 3 1 5 3 B136 1 2 1 2 2 C032 3 1 1 - 1 C076 3 1 1 - 1<br />
B093 3 3 1 5 3 B137 1 2 1 1 1 C033 3 2 1 - 2 C077 3 1 1 - 1<br />
B094 3 5 1 5 4 B138 1 1 1 1 1 C034 3 1 1 - 1 C078 3 1* 1 - 1<br />
B095 3 4 1 5 3 B139 1 2 1 1 1 C035 3 1 1* - 1 C079 3 2 1 - 2<br />
B096 3 1 1 5 2 B140 1 1 1 1 1 C036 3 1 1 - 1 C080 3 1 1 - 1<br />
B097 3 1 1 5 2 B141 1 1 1 1 1 C037 3 3 1* - 2 C081 3 1* 1* - 1<br />
B098 3 4 1 5 3 B142 3 1 1 - 1 C038 3 3 1 - 2 C082 3 1 1 - 1<br />
B099 3 3 1 5 3 B143 3 1 1 - 1 C039 3 1 1* - 1 C083 3 1 1 - 1<br />
B100 2 5 1 5 4 B144 3 1 1* - 1 C040 3 1 1 - 1 C084 3 2 1 - 2<br />
B101 3 5 1 5 4 B145 3 1 1 - 1 C041 3 1 1 - 1 C085 3 1 1 - 1<br />
34
Statzendorf<br />
Quellenkritik<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
Grab<br />
Quellenqualität<br />
Gefäßvollständigkeit<br />
Messervollständigkeit<br />
Kleinfundvollständigkeit<br />
Inventarvollständigkeit<br />
D001 1 2 1 1 1 D007 3 2 1 - 2 D012 3 1 1 - 1 D017 3 1 1 - 1<br />
D002 3 4 1 - 3 D008 3 5 1 - 3 D013 3 5 3 - 4 D018 3 1 1* - 1<br />
D003 3 5 3 - 4 D009 3 5 3 - 4 D014 3 2 1 - 2 D019 3 3 1 - 2<br />
D004 3 2 1 - 2 D010 3 2 1 - 2 D015 3 3 1 - 2 D020 3 2 1 - 2<br />
D005 3 2 1 - 2 D011 3 1 1 - 1 D016 3 5 1 - 3 D021 1 1 1 1 1<br />
D006 3 3 1 - 2<br />
35
Statzendorf<br />
Befunde<br />
5. Befunde<br />
Im Gesamtplan des Gräberfeldes sind 373 Gräber verzeichnet, nämlich A001-A119, B001-B148,<br />
C001-C085 und D001-D021, sowie die „Brandgrube“ C086. Auf diesen Plan und auf vereinzelte<br />
Befundbeschreibungen stützt sich die Auswertung der Befunde.<br />
5.1 Grabtiefe<br />
Die Grabtiefe wird 25 mal in den Beschreibungen explizit angegeben, sie reicht von 0,3 bis 1,8 m, und<br />
beträgt im Durchschnitt 0,7 m. Bayer erklärt dazu die Bodensituation des Gräberfeldes im Bereich des<br />
Feldes B: "Die Fundstelle ist heute bebauter Ackerboden, auf dem nichts darauf hinweist, dass er<br />
Gräber birgt. Der Pflug hat infolgedessen schon manches hochliegende Grab zerstört, besonders im<br />
nördlichen Teile, wo die Gräber kaum 30 cm unter dem Boden liegen. Ein vertikaler Durchschnitt des<br />
Bodens zeigt zwei Erdschichten, die auf einer Schotterlage aufliegen: Unter einer Schichte von<br />
schwarzer Erde, von der Mächtigkeit bis zu 1,5 m, die gegen Norden allmählich abnimmt, liegt eine<br />
20-30 cm dicke Lage gelber, lehmiger Erde. Auf dieser Lehmschicht liegen ausnahmslos die<br />
Brandgräber auf, deren Tiefenlage also mit der Höhe der schwarzen Erdschicht identisch ist." 26 Später<br />
schreibt Bayer in einem Brief an Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen Verbrennungsplatz,<br />
2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander liegen. [...] Die Gräber<br />
liegen jetzt leider so tief, dass die Arbeit verhältnismäßig langsam fortschreitet."<br />
Das Feld besitzt ein leichtes Gefälle von Norden nach Süden, so verwundert es kaum, dass die<br />
Humusauflage im Süden dicker ist, im Norden aber nur 20 – 30 cm beträgt. Durch das Feld führte ein<br />
Schotterweg, der schon zum Zeitpunkt der Ausgrabung längs aufgelassen worden war, durch den<br />
aber einige Gräber zerstört worden sind. Im Gesamtplan ist das verbliebene Schotterband, das sich<br />
durch das Gräberfeld zieht, zu erkennen.<br />
5.2 Bestattungsform<br />
Von den insgesamt überlieferten 376<br />
Bestattungen aus 373 Gräbern sind 338<br />
Brand- und 38 Körperbestattungen, was<br />
einem Anteil von etwa 10,1 % entspricht.<br />
5.2.1 Körperbestattungen<br />
In etwa der Hälfte aller Fälle wurden die<br />
Körperbestattungen mit Steinumgrenzungen<br />
oder Steinabdeckungen bedacht. Neun<br />
Bestattungen lagen unter einer dichten<br />
Steinlage, zumeist rechteckig und der Form<br />
und Orientierung des Grabes entsprechend,<br />
sechs wurden partiell abgedeckt, zumeist im<br />
Bereich des Oberkörpers, und fünf Gräber<br />
waren zumindest durch einzelne Steine<br />
umstellt.<br />
Zur Orientierung der Körperbestattungen ist zu sagen, dass so gut wie alles vertreten ist, am<br />
beliebtesten war jedoch mit 14 Bestattungen die O – W Orientierung (37,8 %), gefolgt von der S – N<br />
Orientierung mit 7 Bestattungen (18,9 %).<br />
Orientierung Anzahl Prozent<br />
O - W 14 37,8 %<br />
W - O 3 8,1 %<br />
S - N 7 18,9 %<br />
N - S 3 8,1 %<br />
NW - SO 2 5,4 %<br />
SO - NW 5 13,5 %<br />
NO - SW 3 8,1 %<br />
SW – NO 0 0 %<br />
Die Lage der Skelette ist aus dem Plan, wenn auch undeutlich, ersichtlich. Ihm zufolge waren 23 Tote<br />
in gestreckter Rückenlage (62,2 %) niedergelegt worden, neun in Seitenlage mit leicht angezogenen<br />
Beinen (24,3 %), vier mit stärker angezogenen Beinen (10,8 %), wobei drei dieser Toten zwar<br />
angehockte Beine, aber einen gestreckten Oberkörper aufwiesen. Lediglich ein Toter wurde mit zur<br />
26 Bayer 1904, 47 f.<br />
Urnenbestattung<br />
63,5%<br />
kein Leichenbrand<br />
6,4%<br />
Leichenbrandhäufchen<br />
20,1%<br />
Körperbestattung<br />
9,4%<br />
Körper- und Urne<br />
Abb. 18: Verhältnis der einzelnen Bestattungsformen<br />
des Gräberfeldes Statzendorf zueinander<br />
,5%<br />
36
Statzendorf<br />
Befunde<br />
linken Seite angezogenen Beinen angetroffen, sein Oberkörper lag aber ebenfalls in Rückenlage.<br />
Auffallend ist, dass fast die Hälfte der Körperbestattungen (18) keinerlei keramische Beigaben<br />
aufweist, jedoch einige Bronzefragmente, die zur Tracht gehört haben. Andererseits zählen die<br />
reichsten Gräber von Statzendorf zu den Skelettbestattungen (A014, C001), so dass man keinesfalls<br />
von einer Bestattungssitte sprechen kann, die nur für „arme Leute“ zutrifft. Auf dieses Phänomen wird<br />
noch bei den Sozialstrukturen näher einzugehen sein.<br />
Von den 38 Körperbestattungen waren aus 21<br />
Gräbern Skelettreste vorhanden, die<br />
anthropologisch bestimmt und einzelnen<br />
Gräbern zugeordnet werden konnten. Darunter<br />
waren zwei Kinderskelette (Grab C066 und<br />
C073), beide in Rückenlage, eines NW – SO,<br />
das andere NO – SW orientiert, sowie zehn<br />
männlich bestimmte Skelette (Grab A090, A110,<br />
A113, B139, B133b, C078, A112, C017, A070,<br />
C077), davon sechs in gestreckter Rückenlage<br />
und je zwei in rechter Seitenlage mit mehr oder<br />
weniger stark angehockten Beinen. Die<br />
Orientierung der Männer ist in fünf Fällen O – W,<br />
in drei Fällen S – N und je einmal NO – SW bzw.<br />
SO – NW. Neun der Skelette (A061, A079,<br />
A094, B104, D002, A119, A067, A089, C016)<br />
konnten als Frauen bestimmt werden, von<br />
denen sechs in gestreckter Rückenlage, zwei in<br />
rechter Seitenlage und eines als rechter Hocker<br />
niedergelegt wurden. Die Orientierung der<br />
Frauen ist je zweimal N – S, O – W, W – O und<br />
je ein mal NO – SW, NW – SO sowie S – N.<br />
Aufgrund der geringen Stichprobengröße ist<br />
eine statistische Auswertung dieser Daten nicht<br />
möglich, es hat jedoch den Anschein, dass das<br />
Geschlecht keinen Einfluss auf Lage und<br />
Orientierung der Toten im Grab hatte. Die<br />
Kartierung der Körperbestattungen lässt<br />
Gruppen im Nord-, Ost- und Südostbereich des<br />
Gräberfeldes erkennen, deren Orientierung<br />
dann auch jeweils ähnlich erscheint. Der Punkt<br />
gibt die Lage des Grabes innerhalb des<br />
Gräberfeldes wieder und symbolisiert<br />
gleichzeitig die Orientierung des Kopfes.<br />
5.2.2 Brandbestattungen<br />
Bei den Brandbestattungen (89,9 %) wurden im<br />
Plan 311-mal ein Leichenbrand, dreimal zwei<br />
Leichenbrände und 23-mal gar kein<br />
Leichenbrand eingezeichnet, was nicht<br />
unbedingt bedeutet, dass kein Leichenbrand<br />
gefunden wurde. In 75 Fällen (23,6 %) wurde<br />
der Leichenbrand in Form eines Häufchens<br />
niedergelegt, zumeist jedoch in einer Urne (243<br />
Fälle, 76,4 %), die häufig auch abgedeckt war.<br />
In den Beschreibungen wird bei 65<br />
Urnenbestattungen 40-mal erwähnt, dass die<br />
Urne abgedeckt war, und zwar zweimal mit<br />
Steinen (Grab B006 und C003) und 38-mal mit<br />
Schalen bzw. Schüsseln. Das ergibt einen Anteil<br />
an abgedeckten Urnen von 62 %. Beachtet man<br />
allerdings, dass bei den genaueren<br />
Beschreibungen Bayers von zwölf Urnen elf<br />
abgedeckt sind und er bei Grab B140 extra<br />
erwähnt, dass die Urne unbedeckt gewesen ist,<br />
Abb. 19: Kartierung der Körperbestattungen nach dem<br />
anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
Prozent<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Urne<br />
Brandbestattungsform<br />
freiliegend<br />
Sex archäologisch<br />
Kind<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Abb. 20: Brandbestattungsform im Verhältnis zum<br />
archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
37
Statzendorf<br />
Befunde<br />
dürfte der Anteil weitaus höher anzusetzen sein. Es scheint sinnvoll zu erwähnen, dass Urnendeckel<br />
aus dem Plan nicht ersichtlich sind, da sie zusammen mit der Urne als lediglich ein Kreis<br />
eingezeichnet wurden. Aufgrund dieser Tatsache ist vermutlich der Überschuss an Gefäßen im<br />
Inventar in Bezug auf den Plan zu erklären. Bei 53 Gräbern konnte das Gefäß, das als Urne bzw.<br />
Leichenbrandbehälter gedient hat, identifiziert werden. In 33 Fällen wurden Schüsseln verwendet, in<br />
17 Fällen Kegelhalsgefäße, zweimal Töpfe und einmal eine Schale. Bei der Niederlegung des<br />
Leichenbrandes bzw. der Urne in Bezug zu den anderen Gefäßen im Grab wurde eindeutig<br />
bestimmten Himmelsrichtungen der Vorzug gegeben. Die Orientierung der Lage der Bestattung ist<br />
aus den folgenden Diagrammen ersichtlich:<br />
40%<br />
Z<br />
14,1%<br />
N<br />
W<br />
1,7%<br />
9,4%<br />
30%<br />
SW<br />
4,4%<br />
NO<br />
22,8%<br />
20%<br />
SO<br />
12,8%<br />
S<br />
4,7%<br />
NW<br />
3,4%<br />
O<br />
26,8%<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
N NO NW O S SO<br />
Lage des Leichenbrandes<br />
SW<br />
W<br />
Z<br />
Sex kombiniert<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Abb. 21: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu<br />
den Himmelsrichtungen<br />
Osten, Nordosten und Südosten waren die beliebtesten Niederlegungsregionen innerhalb der<br />
Grabgrube, gefolgt von Zentrum, Norden und Süden, am wenigsten beliebt waren Westen,<br />
Nordwesten und Südwesten: Somit ist zu 48,3 % eine Tendenz zum Osten, zu 27,5 % eine Tendenz<br />
zum Norden, zu 16,9 % eine Tendenz zum Süden und nur zu 7,3 % eine Tendenz in Richtung Westen<br />
feststellbar.<br />
Betrachtet man die Verteilung in Bezug zum archäologisch bestimmten Geschlecht, ergibt sich kein<br />
klar kontrastierendes Bild, es ist lediglich feststellbar, dass Männer den Nordosten zu 37 %<br />
bevorzugen, den Osten zu etwa 25 %, gefolgt vom Süden und Südosten mit etwa 12 %. Der Westen<br />
wird am stärksten gemieden. Bei den Frauen ist die Niederlegung im Osten mit etwa 35 % am<br />
beliebtesten, gefolgt von Nordosten mit 17 % und Niederlegungen im Zentrum mit etwa 13 %. Es<br />
liegen weniger Bestattungen im Süden als bei den Männern, und auch wenn der Westen bei den<br />
Frauen ebenfalls unbeliebt ist, gibt es doch einige Beispiele für Niederlegungen im Westen. Der<br />
Deponierungsort der Großgefäße steht dem logischerweise genau gegenüber. Großgefäße stehen<br />
bevorzugt im Westen, Südwesten und Süden: Zu 49,4 % ist eine Tendenz zum Westen, zu 32,1 %<br />
eine Tendenz zum Süden, zu 11,9 % eine Tendenz zum Norden und nur zu 6,6 % eine Tendenz in<br />
Richtung Osten feststellbar. Geht man rein hypothetisch davon aus, dass der vorherrschende Platz<br />
der Urne oder der Brandschüttung im Grab der Nordostbereich ist, könnte man auch annehmen, dass<br />
die Bestattung meist von dort inszeniert wurde. Nach dem Begräbnisritual konnte abschließend, in die<br />
Grabgrube oder Kammer blickend, der Leichenbrand noch einmal gesehen werden. Man könnte<br />
weiter daraus schließen, dass der Zugang zum Gräberfeld meistens von dort erfolgte. Betrachtet man<br />
die räumliche Verteilung der bevorzugten Himmelsrichtungen, so stellt man fest, dass einzelne<br />
Urnenbestattungen, deren Richtung mit Zentrum angegeben ist, vor allem im Nordbereich zu finden<br />
sind, wo ja auch der älteste Teil des Gräberfeldes liegt. Die eher ungewöhnlichen, südlich und<br />
westlich orientierten Gräber finden sich dagegen häufiger im dicht belegten, westlichen Teil des<br />
Gräberfeldes, den man vielleicht eher von Westen aus betreten hatte.<br />
5.2.3 Mehrfachbestattungen<br />
Abb. 22: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu<br />
den Himmelsrichtungen, aufgeschlüsselt nach<br />
Geschlecht (kombinierte archäologische und<br />
anthropologische Geschlechtsbestimmung)<br />
Üblicherweise ist pro Grabkomplex ein Leichenbrand oder ein Skelett im Gesamtplan verzeichnet. Bei<br />
den Gräbern A018, A028, B136 und C048 sind zwei Leichenbrände vermerkt. Bei Grab A028 und<br />
C048 weist die Lage der Gefäße darauf hin, dass es sich durchaus ursprünglich um jeweils zwei<br />
getrennte Komplexe gehandelt haben könnte, die zu einem zusammengefasst worden sind. Neben<br />
der Möglichkeit, zwei verbrannte Individuen im Grab zu haben, könnte auch ein Individuum auf zwei<br />
38
Statzendorf<br />
Befunde<br />
Gefäße aufgeteilt worden sein. Genauso bleibt die Möglichkeit offen, dass bei den zahlreichen,<br />
einzeln erscheinenden Brandbestattungen tatsächlich zwei oder mehrere Individuen gleichzeitig<br />
beigesetzt worden waren. Unter den anthropologisch untersuchten Leichenbränden war allerdings<br />
jeweils nur ein Individuum vertreten, die Menge der untersuchten ist aber sehr gering. Bei C046 ist<br />
eine Brandbestattung und die Körperbestattung eines Kindes unter einer gemeinsamen, rechteckigen<br />
Steinabdeckung gefunden worden. Das Grab B133 enthielt zwei Skelette, es handelt sich bei diesem<br />
Grab aber nicht um eine Mehrfachbestattung, sondern um eine Nachbestattung, wie J. Bayer in seiner<br />
Beschreibung ausführt: "Unter einer 2 m langen, aus sehr großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65<br />
m tief ein Skelett mit zur rechten Seite gewendetem Schädel im Süden; es war nur bis zu den<br />
Armgelenken erhalten, der andere Teil war offenbar bei der später erfolgten Bestattung des nördlich<br />
aufgefundenen Skelettes zerstört worden. Letzteres lag etwas abgebogen mit ausgestreckten Füßen<br />
und an den Körper angelegten Händen. Schädel und Brust waren mit einer schweren Steinplatte und<br />
einem Konglomerat bedeckt. Dieser Nachbestattung scheinen, nach ihrer Lage zu schließen, alle<br />
keramischen Beigaben anzugehören [...] Von beiden Skeletten sind Reste erhalten."<br />
5.3 Grabbau<br />
Umrisse von Steinen sind zum einen auf dem Gräberfeldplan eingezeichnet, zum anderen sind Steine<br />
auf den Fotos deutlich zu erkennen. Wie der Vergleich der Fotos mit dem Plan gezeigt hat, ist den<br />
Angaben durchaus Vertrauen zu schenken. Es kann allerdings nicht mehr festgestellt werden, in<br />
welcher Phase der Ausgrabung die Dokumentation durchgeführt wurde, ob Steine bereits weggeräumt<br />
worden waren oder ob tatsächlich die gesamten ursprünglich vorhandenen Steinstrukturen<br />
festgehalten wurden. Die Ausschnitte aus den Beschreibungen von J. Bayer 27 geben einen Eindruck,<br />
wie man sich die Situation vorzustellen hat:<br />
B002 und B003: "Ein interessantes Moment bietet die Verbindung zweier Gräber durch einzelne<br />
Steine, was mir auf die Zusammengehörigkeit der darin Bestatteten hinzuweisen scheint. Das Grab 2<br />
bildet mit seiner Steinlage ein großes Rechteck, an das sich, durch einen aufgestellten Stein<br />
verbunden, ein kleineres, steinbedecktes Grab anschließt."<br />
B006: "Das Grab 6 enthielt in einer Tiefe von 1,4 m fünf Gefäße, von denen nur die Brandurne mit<br />
einem Stein zugedeckt, das Ganze aber im Halbkreis von Steinplatten umschlossen war. In dem<br />
eingeschlossenen Raum waren Spuren von Holzkohle und Asche wahrzunehmen, daneben<br />
unverbrannte Tierknochen.“<br />
Grab B013: "Die Brandurne ist oft zwischen den Steinen eingeklemmt, wie in Grab 13 [...]"<br />
Grab B049: "Die neun Gefäße des Grabes 49, 1 m tief gelegen, waren teilweise mit Steinplatten<br />
bedeckt. Zu beiden Seiten der abseits stehenden Brandurne lag ein kleiner und ein sehr großer Stein<br />
[...]"<br />
B104: "Die Skelette lagen in einer Tiefe von 60-70 cm ausgestreckt, mit ostwärts gerichtetem Haupte.<br />
Das zuerst aufgedeckte weibliche Skelett (Grab 104) von guter Erhaltung lag diagonal unter einer<br />
rechteckigen Steinanlage. Über dem stark<br />
zerdrückten Schädel ließ man in der<br />
80%<br />
Steinsetzung einen freien Raum; die Steine<br />
herum waren aufgestellt, so dass sie eine<br />
Nische zu bilden scheinen. [...]"<br />
B133: "Unter einer 2 m langen, aus sehr<br />
großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65 m<br />
tief ein Skelett mit zur rechten Seite<br />
gewendetem Schädel im Süden [...] Schädel<br />
und Brust waren mit einer schweren<br />
Steinplatte und einem Konglomerat bedeckt.<br />
[...]"<br />
Quantifizierend kann man zusammenfassen,<br />
dass bei 110 Gräbern, das sind 29,5 % aller<br />
Gräber des Gräberfeldes, Steinstrukturen in<br />
der einen oder anderen Form festgestellt<br />
werden konnten. 54 Gräber oder 49,4 %<br />
wurden mit einzelnen oder nur wenigen<br />
Steinen umstellt bzw. abgedeckt, partielle<br />
Prozent<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
keine<br />
Steinstrukturen<br />
Abdeckung<br />
Umstellung<br />
rechteckige A.<br />
Bestattungsform<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Abb. 23: Steinstrukturen im Verhältnis zur<br />
Bestattungsform (Brand- und Körperbestattungen)<br />
27 Sämtliche Beschreibungen samt genauem Zitat sind im Befundkatalog nachzulesen.<br />
39
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Befunde<br />
und unregelmäßige Steinabdeckungen kamen in 23 Fällen (21,1 % der Gräber mit Steinstrukturen)<br />
vor, annährend rechteckige bis rechteckige Steinabdeckungen in 32 Fällen (29,5 %).<br />
Deutlich häufiger sind Steine in Zusammenhang mit Körperbestattungen zu finden als bei<br />
Brandbestattungen. Während nur 48,4 % der Körperbestattungen (18) nicht abgedeckt sind, ist dies<br />
bei 73,5 % der Brandbestattungen der Fall (247). Brandbestattungen sind eher nur mit einem Stein<br />
oder wenigen, unregelmäßigen Steinen abgedeckt, während Körperbestattungen prozentuell häufiger<br />
eine partielle oder rechteckige Abdeckung aufweisen. Das lässt sich natürlich durch die Form des<br />
Skelettes erklären, doch nicht einmal so selten, in 24 Fällen, sind auch Brandbestattungen unter<br />
rechteckigen Steinabdeckungen zu finden.<br />
Vergleicht man die Brandbestattungen<br />
gemeinsam mit den Steinstrukturen und<br />
gliedert diese in Urnenbestattungen und<br />
freiliegende Bestattungen, so sieht man, dass<br />
freiliegende Bestattungen häufiger durch<br />
einzelne Steine markiert wurden. Vermutlich<br />
hätte man ansonsten ein Grab als solches gar<br />
nicht erkannt. Abgedeckt sind 32<br />
Urnenbestattungen (13,4 %), aber nur sechs<br />
frei liegende Leichenbrände (8 %). Die<br />
Bestattungen, bei denen kein Leichenbrand<br />
eingezeichnet ist, wurden nicht in die Statistik<br />
miteinbezogen. Wie später noch ausgeführt<br />
werden wird, besteht ein deutlicher<br />
Zusammenhang zwischen Steinabdeckungen<br />
und Sozialstatus, Alter und Geschlecht der<br />
Bestatteten, der bei den Sozialindex-<br />
Berechnungen untersucht wird.<br />
Als Gräber mit Steinumstellungen können folgende 54 Gräber bezeichnet werden: A009, A037, A040,<br />
A045, A050, A055, A059, A063, A068, A104, A115, B009, B011, B013, B033, B035, B036, B040,<br />
B046, B047, B049, B054, B064, B081, B087, B094, B098, B099, B110, B117, B120, B127, B136,<br />
C003, C016, C021, C024, C033, C034, C036, C040, C041, C043, C060, C062, C064, C065, C072,<br />
C078, C081, D001, D002, D011 und D020. Die 21 Gräber mit Steinabdeckungen sind A004, A013,<br />
A033, A057, A097, B003, B023, B024, B026, B031, B034, B060, B063, B066, B073, B108, B133,<br />
B139, C012, C066 und C085. Zu den 32 Gräbern mit rechteckiger Steinabdeckung zählen A036,<br />
A047, A061, A071, A072, A076, A079, A091, B002, B006, B084, B104, B111, B129, B138, B141,<br />
B146, C001, C010, C011, C014, C017, C019, C020, C028, C029, C030, C035, C046, C049, C056<br />
und C084.<br />
Von Verfärbungen, Grabgruben oder Ähnlichem ist nie die Rede, es bleibt daher oft fraglich, wie die<br />
Beschreibungen zu deuten sind. Vermutlich sind die Befunde denen der Gräberfelder im<br />
benachbarten Traisental sehr ähnlich. Runde und rechteckige Grabgruben mit Brandschüttungen oder<br />
Urnen sind hier typisch, vereinzelt finden sich auch Kreisgräben, Stein- und Pfostensetzungen<br />
ehemaliger Tumuli. 28 Die Steinstrukturen in den Gräbern kann man sich einerseits sicherlich als<br />
direkte Abdeckung von Urnen und kleinen Gruben vorstellen, andererseits aber auch als Umstellung<br />
und Abdeckung einer möglicherweise ursprünglich vorhandenen kleinen Holzkammer oder -kiste.<br />
Prozent<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
keine<br />
Steinstrukturen<br />
Abdeckung<br />
Umstellung rechteckige Abd.<br />
Brandbestattungen<br />
Urne<br />
freiliegend<br />
Abb. 24: Steinstrukturen im Verhältnis zur<br />
Brandbestattungsform (Urnen- und freiliegende<br />
Bestattungen)<br />
38180<br />
$<br />
42721a?<br />
42719?<br />
38356?<br />
A37<br />
%<br />
(38188, 38182-5)<br />
A57<br />
%<br />
42720?<br />
45115?<br />
45116? %<br />
C30<br />
Abb. 25: Steinumstellung Abb. 26: Steinabdeckung Abb. 27: rechteckige Abdeckung<br />
28 Neugebauer 1997, 180.<br />
40
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Befunde<br />
5.3.1 Holzkammergräber<br />
Bei zahlreichen Gräbern ist durch die Lage der Gefäße<br />
anzunehmen, dass sie ursprünglich als Holzkammergräber<br />
angelegt worden waren. An der Seite der Holzkammern waren<br />
die Beigabengefäße aufgestellt, so dass bei der Grabung<br />
Beigaben und Gefäße noch rechtwinkelig angeordnet<br />
erschienen. Im Grabungsplan ist diese Situation mitunter<br />
festgehalten worden, da Verfärbungen aber nicht dokumentiert<br />
wurden, bleibt die Aufzählung spekulativ und hat lediglich<br />
beispielhaften Charakter: Bei den Brandgräbern A011, A012,<br />
A035, A051, A099, A106, A116, B085, C008, C013, C022,<br />
C059, C083, D009, D016, D019 und D021 kann von der<br />
Konstruktion einer Holzkammer ausgegangen werden, ebenso<br />
bei den Körpergräbern A014 und A094. Ein besonders schönes<br />
Beispiel eines solchen Befundes ist Grab D016, dessen<br />
Kammerausmaße etwa 1,5 x 1,5 m betragen haben dürften.<br />
5.3.2 Brandgrubengräber<br />
Für die Mehrzahl der Bestattungen (231) sind jedoch kleine,<br />
seicht angelegte Gruben anzunehmen, mit rundem, ovalem oder<br />
rechteckigem Grundriss, in denen der Leichenbrand mit oder<br />
ohne Urne samt den Beigabengefäßen bestattet wurde. Dieser<br />
einfache Typ einer Grabanlage lässt urnenfelderzeitliche<br />
Wurzeln erkennen, 29 was aber nicht immer chronologisch zu<br />
erklären ist. Brandgrubengräber können dicht nebeneinander<br />
angelegt werden, dürften aber gekennzeichnet gewesen sein.<br />
Überschneidungen sind im Gräberfeld Statzendorf nicht<br />
nachweisbar, da keine stratigraphischen Beobachtungen<br />
gemacht wurden und der Gesamtplan solche auch nicht<br />
erkennen ließ. Einfache Brandgrubengräber besaßen weder eine Steinabdeckung noch eine<br />
Steinumstellung und ließen auch keine eindeutig rechteckige Anordnung der Beigabengefäße<br />
erkennen. Die Mehrzahl der Gräber ist hier einzureihen: A001, A002, A003, A005, A006, A007, A008,<br />
A010, A015, A016, A017, A018, A019, A020, A021, A022, A023, A024, A025, A026, A027, A028,<br />
A029, A030, A031, A032, A034, A038, A039, A041, A042, A043, A044, A046, A048, A049, A052,<br />
A053, A054, A056, A058, A060, A064, A065, A066, A069, A073, A074, A075, A077, A078, A080,<br />
A081, A082, A083, A084, A085, A086, A087, A088, A092, A093, A095, A096, A098, A100, A101,<br />
A102, A103, A105, A107, A108, A109, A114, A117, A118, B001, B004, B005, B007, B008, B010,<br />
B012, B014, B015, B016, B017, B018, B019, B020, B021, B022, B025, B027, B028, B029, B030,<br />
B032, B037, B038, B039, B041, B042, B043, B044, B045, B048, B050, B051, B052, B053, B055,<br />
B056, B057, B058, B059, B061, B062, B065, B067, B068, B069, B070, B071, B072, B074, B075,<br />
B076, B077, B078, B079, B080, B082, B083, B086, B088, B089, B090, B091, B092, B093, B095,<br />
B096, B097, B100, B101, B102, B103, B105, B107, B109, B112, B113, B114, B115, B116, B118,<br />
B119, B121, B122, B124, B125, B126, B130, B131, B132, B134, B135, B137, B140, B143, B144,<br />
B145, B147, B148, C004, C005, C006, C007, C009, C015, C018, C023, C025, C026, C027, C031,<br />
C032, C037, C038, C039, C042, C044, C045, C047, C048, C050, C051, C052, C053, C054, C055,<br />
C057, C058, C061, C063, C067, C068, C069, C070, C071, C074, C075, C076, C079, C080, C082,<br />
C086, D003, D004, D005, D006, D007, D008, D010, D012, D013, D014, D015, D017 sowie D018.<br />
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen<br />
56145?<br />
D16<br />
Zur Befundsituation gehört auch noch die Lage der Funde, soweit sie aus dem Plan ersichtlich ist. Die<br />
Gesamtzahl der Gefäße im Grab liegt zwischen keinem und 16 Gefäßen. Bei 376 Gräbern sind 1558<br />
Gefäße dokumentiert, der Durchschnitt liegt also bei etwa vier Gefäßen pro Grab. Die Gesamtzahl der<br />
Gefäße und deren Aufschlüsselung in kleine, mittlere und große Gefäße wird noch bei der<br />
Sozialindexberechnung eine Rolle spielen, wo die Ergebnisse auch mit Sozialstatus, Alter und<br />
Geschlecht verglichen werden. 182-mal konnte der Befund eines Kleingefäßes in einem Großgefäß<br />
festgestellt werden, im Normalfall eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Normalerweise gibt es<br />
diese Kombination lediglich ein mal pro Grab, elfmal war sie doppelt und einmal sogar dreifach<br />
vorhanden.<br />
?<br />
Abb. 28: Holzkammergrab<br />
A52<br />
Abb. 29: Brandgrubengrab<br />
%<br />
%<br />
29 Nebelsick 1997, 30.<br />
41
Statzendorf<br />
Befunde<br />
Die Urne ist zumeist ein mittelgroßes Gefäß,<br />
das typologisch nicht vom Rest des Ensembles<br />
abgesetzt ist. In 50 Fällen konnte die<br />
Inventarnummer der Urne eruiert und somit der<br />
Typ des Gefäßes bestimmt werden: 17<br />
Kegelhalsgefäße stehen drei Töpfen und 30<br />
Schüsseln gegenüber.<br />
Die größten Unterschiede zwischen<br />
Beschreibung und Plan bestehen bei den<br />
Messern und Tierknochen, da sie wesentlich<br />
häufiger in der Beschreibung als im Plan<br />
aufscheinen. Bei 97 Gräbern mit<br />
(unvollständigen) Beschreibungen kommen<br />
Tierknochen 22-mal statt siebenmal, bei den 19<br />
gut beschriebenen Gräbern neunmal statt<br />
zweimal vor. Im Gesamtplan sind 58-mal<br />
Tierknochen eingezeichnet. Je ein Messer wurde bei 97 Gräbern und je zwei Messer zwölfmal<br />
eingezeichnet, 44-mal wurden allerdings in der Beschreibung ein bis drei Messer vermerkt. Bei den<br />
Messern muss man zusätzlich unterscheiden, ob es sich um solche handelt, die in der Nähe von<br />
Schalen gefunden wurden, oder um solche in Zusammenhang mit Leichenbrand. Es könnte sich dabei<br />
um Hinweise handeln, ob die Messer zur Fleischbeigabe gehörten oder Bestandteil des<br />
Trachtensembles waren, das mitverbrannt wurde. In der Regel dürfte eine Schale mit Fleischbeigabe<br />
und Messer niedergelegt worden sein, in 37 Fällen ist dieser Befund auch durch eine Beschreibung<br />
verifiziert. Besonders jedoch, wenn im Inventar zwei oder mehr Messer aufscheinen, sind diese in der<br />
Urne oder zusammen mit dem Leichenbrand gefunden worden. Insgesamt sind 108 Messer aus 68<br />
Gräbern in Plan und Befund vermerkt.<br />
Topf<br />
6,0%<br />
Schüssel<br />
60,0%<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Abb. 30: Prozentueller Anteil der als Urne<br />
verwendeter Gefäßtypen untereinander<br />
34,0%<br />
Abb. 31: Kartierung der Gräber mit zwei Messern<br />
Abb. 32: Kartierung der Gräber mit drei Messern<br />
42
Statzendorf<br />
Befunde<br />
5.5 Die „Brandgrube“ C086<br />
J. Bayer schreibt in einem Brief vom 21.9.1906 an J. Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen<br />
Verbrennungsplatz, 2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander<br />
liegen. Es ist ein kreisrundes Loch, die Wände und der Boden zeigen Spuren eines sehr intensiven<br />
Feuers, nach genauer Vermessung ließ ich wieder zuschütten." Im Plan ist C086 als runder Kreis mit<br />
dem Vermerk „Brandgrube“ eingezeichnet. Leider ist das alles an Information, was über den Befund<br />
vorliegt, es ist auch kein Fundmaterial vorhanden, das ihm zugeordnet ist. Nachdem J. Bayer auch<br />
sonst ein guter Beobachter war, gibt es kaum Grund, an seiner Interpretation zu zweifeln. Im<br />
Kalenderbergraum sind mir aber derzeit keine ähnlichen Befunde bekannt.<br />
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes<br />
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes ist in etwa 130 m lang und 45 m breit, hat einen Umfang von<br />
ca. 424 m und eine Fläche von etwa 4855 m 2 . Das Gräberfeld dürfte aber nicht vollständig freigelegt<br />
worden sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der<br />
Parzelle 278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Gräber<br />
mehr gefunden worden waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da<br />
Grabungen jenseits der Straße keine Erfolge brachten. Das bedeutet, dass etwa 10 m westlich der<br />
Grabungsgrenze mit einem Ende zu<br />
rechnen ist. 30 Zur Ausdehnung nach<br />
Süden ist nichts bekannt, nach Osten<br />
scheint das Gräberfeld auszudünnen, so<br />
dass es möglich erscheint, dass die<br />
Grabungsgrenze mit der tatsächlichen<br />
Gräberfeldausdehnung zusammenfällt.<br />
Der nebenstehende Plan gibt die<br />
Belegungsdichte des Gräberfeldes wieder.<br />
Jeder Kreis symbolisiert den Raum, den<br />
ein Grab für sich beanspruchen kann. Der<br />
Mittelpunkt jedes Kreises ist der<br />
Mittelpunkt des Grabes, der Radius wurde<br />
so gewählt, dass er dem halben Abstand<br />
zum nächsten benachbarten Grab<br />
entspricht. Je dichter die Belegung des<br />
Gräberfeldes ist, desto kleiner erscheinen<br />
die Kreise, je weiter sie von einander<br />
entfernt sind, desto größer wird der Kreis.<br />
Natürlich sind durch diese Darstellungsart<br />
im Randbereich Fehler zu erwarten.<br />
Deutlich erkennbar ist die dichte Belegung<br />
im Nordwestbereich des Gräberfeldes, der<br />
gleichzeitig auch der älteste Teil ist. Im<br />
Zentrum und im Südwesten ist die<br />
Belegung ebenfalls relativ dicht, allerdings<br />
nicht so dicht wie im Nordwesten. Absolut<br />
gesehen ist die Verteilung der<br />
Steinstrukturen und Steinabdeckungen im<br />
Gräberfeld zwar relativ gleichmäßig,<br />
dadurch dass die Belegungsdichte im<br />
Mittel- und Südwestbereich aber abnimmt,<br />
sind dort prozentuell die Steinstrukturen<br />
häufiger. Die Gräber nehmen hier<br />
insgesamt mehr Raum ein, die Kreise<br />
beschreiben einen Durchmesser von vier<br />
bis fünf Metern. Um diese Abstände<br />
einzuhalten, wäre eine obertägige<br />
Kennzeichnung der Gräber<br />
Voraussetzung. Überschneidungen von<br />
Gräbern konnten von den Ausgräbern bis<br />
30 Dungel 1908, 4.<br />
Abb. 33: Belegungsdichte des Gräberfeldes Statzendorf<br />
(grau: Gräber mit Sozialindex > 50)<br />
43
Statzendorf<br />
Befunde<br />
auf einen einzigen Fall, Grab B133, nicht entdeckt werden. Analog zu den Befunden aus dem<br />
benachbarten Gräberfeld von Franzhausen, wo hallstattzeitliche Gräber mit Umfassungsgräben,<br />
Steinkränzen und Pfostenkranzumfassungen ähnlicher Dimension dokumentiert werden konnten, 31<br />
kann man hier an eingeebnete, kleine Hügel denken. Ähnliches vermutet L. Nebelsick für die<br />
Freiflächen zwischen den hallstattzeitlichen Kammergräbern der Phase III a und III b in Loretto, die<br />
durch die Abstände der Grabfunde erschließbaren Hügel besäßen hier einen Durchmesser von fünf<br />
bis zehn Meter. 32<br />
Beim Stand der Ausgrabungstechnik im Jahr 1903 kann man nicht damit rechnen, dass Strukturen<br />
dieser Art erkannt worden wären. Das berühmteste Flachgräberfeld der Hallstattkultur<br />
Niederösterreichs zumindest zum Teil als Hügelgräberfeld zu bezeichnen, wirkt auf den ersten Blick<br />
hin kühn, aber es sprechen noch andere Indizien dafür: Die horizonalstratigraphische<br />
Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Norden nach Süden, die den langsamen Wandel des<br />
urnenfelderzeitlich geprägten Bestattungsbrauches hin zum hallstattzeitlichen dokumentiert, spricht<br />
ebenfalls dafür. Kartiert man die Gräber mit einem Sozialindex höher als 50, also die Gräber mit<br />
zahlreicheren und qualitativ hochwertigen Beigaben, so erkennt man, dass es sich um die<br />
überdurchschnittlich „platzaufwändigen“ handelt, für die ein Hügelaufbau durchaus in Frage käme. 33<br />
Gräber mit Steineinbauten benötigen ebenfalls mehr freien Raum für sich, während einfache Urnenund<br />
Brandschüttungsgräber oft dicht nebeneinander liegen.<br />
31 Neugebauer 1997, 180 f.<br />
32 Nebelsick 1994a, 151 f.<br />
33 Einschränkend sei noch hinzugefügt, dass im Nordwestbereich der niedrige Sozialindex mit dem Quellenstand<br />
zusammenhängt und aus dem Fehlen reicher Gräber in diesem Bereich keine Schlüsse gezogen werden dürfen.<br />
Zum Vergleich untereinander ist lediglich der Ost-, Mittel- und Südbereich des Gräberfeldes geeignet.<br />
44
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
6. Keramik - Vorbemerkungen<br />
Unter dem Begriff Keramik werden aus gebranntem Ton gefertigte Fundstücke zusammengefasst. 34<br />
Neben der großen Gruppe der Gefäße, die in die Grundtypen Ausgussgefäß, Drillingsgefäß,<br />
Fußschale, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf<br />
und Ziste eingeteilt werden können, gehören auch Deckel, Miniaturgefäße, das heißt verkleinerte<br />
Formen der Grundtypen, sowie Sonderformen wie Rasseln, Perlen und eine Lampe (?) zu dieser<br />
Gruppe. Als Gerät aus gebrannten Ton sind noch Spinnwirtel aus Statzendorf anzuführen.<br />
Die Herstellungsweise der Keramik beschreibt Tongewinnung, Aufbereitung und Brand, was aufgrund<br />
des Erhaltungs- und Restaurationszustandes der Statzendorfer Keramik nur in eingeschränktem<br />
Maße untersucht werden konnte. Die Formtypologie untersucht die Formgebung der Keramik, die<br />
weitere Gestaltung wird durch die Beschreibung und Auswertung der Verzierungstechnik und<br />
Verzierungsmotivik wiedergegeben. Zuletzt ist die Funktion der Keramik für ihre Interpretation<br />
bedeutsam, wofür die Berechnung der Gefäßinhalte wesentliche Informationen liefert.<br />
Die Klassifikation der Keramik strukturiert das Material soweit, dass es für eine wissenschaftliche<br />
Bearbeitung verwendbar wird. Die Auswahl der Merkmale, die zur Definition von Typen herangezogen<br />
werden, basiert auf subjektiver Einschätzung, entsprechend der Forschungstradition wurde dem<br />
deskriptiv-morphologischen Typ 35 der Vorzug gegeben. Die Zuordnung einzelner Gefäße zu einzelnen<br />
Typen bedeutet oft das Überwinden von Grauzonen, da sich individuell von Menschen geformte<br />
Gegenstände nicht so einfach in moderne Schemata pressen lassen. 36<br />
Mit Hilfe einer Bilddatenbank und des Programms WinSerion 37 war es möglich, verschiedene<br />
typologische Einteilungen nach Form, Verzierung und Funktion auf ihre chronologische Relevanz und<br />
ihre Verteilung innerhalb des Gräberfeldes zu testen. Es hat sich gezeigt, dass in einigen Fällen das<br />
Erfassen von Details in der Formgebung sowie der Proportion und in anderen Fällen eher die<br />
Verzierungstechnik sichtliche Erfolge in der Auswertung gebracht haben. Im regionalen Vergleich der<br />
Keramik mit anderen hallstattzeitlichen Fundstellen der Kalenderberggruppe ist jedoch die<br />
Individualität der Keramikherstellung einzelner Fundorte augenscheinlich, so dass die Einbeziehung<br />
von Daten anderer Gräberfelder bei der Seriation keine wesentlich besseren Ergebnisse erbrachte.<br />
Einige praktische Hinweise: Alle Funde des Gräberfeldes werden unter den Inventarnummern<br />
angesprochen, unter denen sie in den jeweiligen Museen inventarisiert sind und die auch gleichzeitig<br />
für den Katalog und die Tafeln verwendet werden. Auf Verweise kann daher verzichtet werden. Der<br />
Grabzusammenhang wird – wenn notwendig – an die Inventarnummer angehängt: PA42671_A047<br />
bezeichnet also den Fund mit der Inventarnummer 42671 der Prähistorischen Abteilung des<br />
Naturhistorischen Museums Wien und der Fund stammt aus Grab A047.<br />
Weitere Abkürzungen:<br />
B nur bei J. Bayer 1904 abgebildet, Fund nicht auffindbar<br />
MK Museum Krems<br />
MP Museum St. Pölten<br />
PA Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien<br />
SH Stift Herzogenburg<br />
SHoA Stift Herzogenburg ohne Angabe der Grabnummer<br />
Strf Streufund<br />
StrfA Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld A<br />
StrfB Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld B<br />
StrfC Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld C<br />
StrfD Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld D<br />
Zur Illustration der Typen werden im Text jeweils bis zu fünf Vertreter eines Typs unmaßstäblich<br />
angebildet, um die Bandbreite der Formdetails und Verzierungen an der Stelle wiederzugeben, an der<br />
sie besprochen werden.<br />
34 Dobiat 1980, 65.<br />
35 Eggert 2001, 139 ff.<br />
36<br />
Leskovar 1998, 22.<br />
37 P. Stadler gab mir die Möglichkeit, seine Programme MonteliusEntry und WinSerion anhand des Gräberfeldes<br />
von Statzendorf als Beta – Version zu verwenden, wobei er viel Zeit und Arbeit investiert hat, mich zu<br />
unterstützen. Dafür möchte ich ihm herzlich danken. Die genaue Methode, Vorgehensweise und die statistischen<br />
Grundlagen beschreibt er in seiner Habilitationsschrift: P. Stadler, Quantitative Studien zur Archäologie der<br />
Awaren I, Mitt. Prähist. Komm. 60, Wien 2005.<br />
45
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
7. Keramik - Herstellungsweise<br />
Die Beurteilung der Keramikherstellung ist in Statzendorf deshalb schwierig, weil die meisten Gefäße<br />
vollständig und umfangreich restauriert vorliegen. Zur Restaurierung wurde häufig großzügig Gips<br />
verwendet, mitunter auch auf der Oberfläche, der dann oft mitsamt dem originalen Rest des Gefäßes<br />
eingefärbt wurde. Die Bestimmung nichtplastischer Stoffe in der Tonmatrix sowie der Farbe ist daher<br />
in vielen Fällen nicht möglich. Nachdem keine naturwissenschaftlichen Untersuchungen an der<br />
Keramik durchgeführt wurden, kann eine lokale Gewinnung des Tons lediglich vermutet werden.<br />
Tonlagerstätten, etwa entlang des Flussbettes der Fladnitz, waren sicherlich in unmittelbarer<br />
Reichweite vorhanden.<br />
7.1 Erhaltungszustand<br />
Insgesamt sind 1558 Gefäße im Gesamtplan des Gräberfeldes vermerkt, wobei sich zum Teil recht<br />
eindrucksvolle Diskrepanzen zwischen Plan und erhaltenem Inventar ergeben. Fragmentierte Keramik<br />
wurde vermutlich im Plan nicht berücksichtigt und zum Teil auch nicht mitgenommen. Immerhin<br />
existieren im Inventar etwa 1100 Gefäße, von denen mehr als 50 % vollständig vorliegen. Insofern<br />
kann man davon ausgehen, dass zumindest zwei Drittel der Keramik erhalten sind. Insgesamt enthält<br />
der Keramikkatalog zufällig ebenfalls 1558<br />
Objekte, die sich jedoch nicht mit den im Plan<br />
1000<br />
eingezeichneten decken, da noch<br />
Keramikfragmente und kleinere Objekte wie<br />
800<br />
Spinnwirtel hinzukommen, die nicht im Plan<br />
vermerkt sind.<br />
Das Balkendiagramm zeigt den Erhaltungszustand<br />
der einzelnen Keramikobjekte: 203<br />
Gefäße sind lediglich durch wenige<br />
Bruchstücke belegt, die weniger als 10 % des<br />
ursprünglichen Objektes ausmachen, 875<br />
Objekte sind vollständig bzw. vollständig<br />
restauriert erhalten, 15 Objekte sind<br />
verschollen, bei den restlichen 465 Objekten ist<br />
zwischen 20 bis 90 Prozent erhalten. Bei den<br />
Werten handelt es sich lediglich um<br />
Schätzwerte, die ein Bild der Situation zeichnen<br />
sollen.<br />
7.2 Tonart<br />
Aus oben genannten Gründen konnte die Tonart für die meisten Gefäße nicht eindeutig bestimmt<br />
werden, und so wurde lediglich in Fein- und Grobkeramik getrennt. An nichtplastischen Stoffen konnte<br />
bei so gut wie allen Gefäßen ein geringer Glimmeranteil festgestellt werden, lediglich der Anteil und<br />
die Größe der Steinchen (vermutlich Quarz)<br />
variiert. Bei der feinen Ware hat man den<br />
Eindruck, dass größere Steinchen, die<br />
vermutlich schon in der Lagerstätte mit dem<br />
Ton vorkamen, mehr oder weniger sorgfältig<br />
aussortiert wurden. Bei der gröberen Ware<br />
kann man oft Quarzsteinchen bis zu einem<br />
halben Zentimeter Durchmesser und mehr<br />
erkennen. Offen bleibt, ob sie im Sinne einer<br />
Magerung absichtlich beigefügt wurden.<br />
1167 Keramikobjekte wurden in diesem<br />
Sinne der feineren Ware zugeordnet, 376 der<br />
gröberen. Betrachtet man die Verteilung<br />
dieser beiden Warenarten in Bezug auf die<br />
Grundtypen, so zeigt sich lediglich bei<br />
Kalenderbergtöpfen, Töpfen und Kegelhalsgefäßen<br />
ein Anteil an grober Keramik, der<br />
über 20 % hinausgeht, bei allen anderen<br />
Typen überwiegt die feine Ware bei weitem.<br />
Absolute Werte<br />
Absolute Werte<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
10%<br />
20%<br />
Erhaltung<br />
30%<br />
40%<br />
50%<br />
Abb. 34: Erhaltungszustand der Keramik<br />
Deckel<br />
Ausgußgefäß<br />
Gefäßtyp<br />
60%<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Rassel<br />
Miniaturgefäß<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschale<br />
Gefäßfragment<br />
Fußschale<br />
Drillingsgefäß<br />
70%<br />
80%<br />
90%<br />
fehlt<br />
komplett<br />
Ware<br />
Abb. 35: Häufigkeit der Grob- und Feinware in Bezug auf<br />
die Keramiktypen<br />
grob<br />
fein<br />
46
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
7.3 Aufbau der Gefäße<br />
Abb. 36: Statzendorfer Keramik aus dem Diözesanmuseum Brixen (Kaufmann 1999, 199.)<br />
Zur Keramiktechnologie, besonders zum Aufbau der Gefäße, erschien vor kurzem ein Artikel von G.<br />
Kaufmann, 38 der als Beispiel für seine Betrachtungen zwei Gefäße aus dem Gräberfeld Statzendorf<br />
wählte. Die Gefäße befinden sich im Diözesanmuseum Brixen und dürften als Geschenk an Prälat A.<br />
Egger in die dortige Sammlung gelangt sein.<br />
Die Schale ist 7,9 cm hoch und besitzt einen Randdurchmesser von 17,5 cm, sie ist hart gebrannt,<br />
schwarz und feinkörnig gemagert. Die vertikalen Risse der Gefäßwand werden als Stoßrisse<br />
bezeichnet. Der Aufbau der Gefäßwand dürfte entweder innerhalb einer einzigen Treib- bzw.<br />
Abformphase oder in zwei Schritten erfolgt sein, wobei der Boden bis zu einem Wandanteil von etwa 2<br />
cm Höhe ausgetrieben wurde, die Wand dann mit dem Rand in einem aufgebaut wurde.<br />
Das Kegelhalsgefäß, ebenfalls schwarz, hartgebrannt und aus feinkörnig gemagertem Ton, ist 17,7<br />
cm hoch. Der Randdurchmesser beträgt 12,7 cm, der Schulterdurchmesser 20 cm. Bei diesen Gefäß<br />
zeichnen sich die einzelnen Arbeitschritte anhand der horizontalen Risse deutlich ab: Zunächst wurde<br />
der Boden des Gefäßes aus dem Ganzen heraus getrieben, der Aufbau der Wand erfolgte dann in<br />
Ringwulsttechnik in drei Schüben, wobei zuerst die Wand vom oberen Wandteil des Bodens bis zur<br />
Schulter, danach von der Schulter bis unterhalb des Randes aufgebaut wurde. Zum Schluss wurde<br />
der Rand aufgesetzt. 39<br />
7.4 Oberflächenbehandlung<br />
Nach der Formgebung der Keramik, die üblicherweise von Hand erfolgte, werden die Gefäße und<br />
anderen Objekte getrocknet und gegebenenfalls verziert. Die Oberfläche kann dabei unterschiedlich<br />
behandelt werden: Neben dem einfachen Verstreichen, dem letzten Schritt der Formgebung, ist das<br />
Glätten und Polieren möglich. Diese Vorgänge müssen in engem Zusammenhang mit dem Verzieren,<br />
insbesondere dem Bemalen und Grafitieren gesehen werden. Durch das Glätten werden<br />
Oberflächenunebenheiten ausgeglichen und Magerungspartikel in den Tonkern gedrückt, was ein<br />
homogenes Aussehen der Oberfläche bewirkt, Lufteinschlüsse im Ton beseitigt und die Poren<br />
verdichtet. Dieser Vorgang kann mit Hilfe der Finger oder durch Glättwerkzeuge geschehen. 40 Das<br />
Polieren der Gefäße mit Steinen, Knochen, Leder oder Holz ist die aufwändigste Art der<br />
Oberflächenbehandlung. Sie dichtet das Gefäß ab und verbindet Bemalung und Grafitierung fest mit<br />
dem Ton. 41 73 % aller Keramikobjekte sind lediglich verstrichen, 24,8 % zumindest stellenweise<br />
geglättet und 2,2 % poliert. Unter den Gefäßformen, denen eine besondere Oberflächenbehandlung<br />
zuteil wurde, stechen kleinere Gefäße wie Schalen, Schüsseln und Henkelschalen heraus. Töpfe und<br />
Spinnwirtel zählen zu den am wenigsten weiterbehandelten Objekten.<br />
38 Kaufmann 1999, 199 ff.<br />
39 Kaufmann 1999, 203.<br />
40 Lantschner 2000, 91.<br />
41 Voss 1981, 21 ff.<br />
47
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
500<br />
geglättet<br />
400<br />
300<br />
poliert<br />
verstrichen<br />
Absolute Werte<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Rassel<br />
Miniatur<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschale<br />
Gefäßfragment<br />
Fußschale<br />
Drillingsgefäß<br />
Deckel<br />
Oberfläche<br />
verstrichen<br />
poliert<br />
geglättet<br />
Ausgußgefäß<br />
Gefäßtyp<br />
Abb. 37: Oberflächenbehandlung der Keramik<br />
Abb. 38: Oberflächenbehandlung der Keramik im<br />
Verhältnis zu den Gefäßtypen<br />
7.5 Grafitierung<br />
Die auffälligste und weit verbreitetste Form der Oberflächenbehandlung ist die Grafitierung. Sie gibt<br />
der Keramik ein silbrig-glänzendes Äußeres, und kann die physikalischen Eigenschaften der Keramik<br />
verändern, sie lässt sich etwa leichter glätten und dichtet das Gefäß bis zu einem gewissen Grad ab.<br />
Bei 47% der Keramikobjekte konnte eine Grafitierung festgestellt werden, wobei hier<br />
Oberflächengrafitierung, Grafitbemalung und das häufige Auftreten von Grafitierung einzelner<br />
Gefäßpartien, zumeist des Randes, zusammengenommen wurden. Die Zahlen sind angesichts des<br />
Erhaltungszustandes nicht hundert-prozentig verlässlich. Grafitiert ist jeweils die Schauseite, in der<br />
Regel also die Außenseite sowie die innere Randpartie. Bei Schalen und Fußschalen ist die<br />
Innenseite und eventuell der äußere Rand grafitiert. Grafitiert werden alle Gefäßtypen in ungefähr<br />
gleichem Maße, eine Ausnahme stellen<br />
lediglich die Töpfe dar, bei denen<br />
Grafitierung mit einem Anteil von nur 4,5 %<br />
an allen Töpfen seltener auftritt. Für den<br />
Überzug der Oberfläche reichen sehr<br />
geringe Mengen von Grafit aus. Im<br />
Fundspektrum des Gräberfeldes finden sich<br />
zwei kleine Grafitstücke aus Grab D017<br />
(PA86337a und b) sowie ein Streufund<br />
(PA56092c) von ungefähr jeweils 4 cm<br />
Länge. Sie könnten aus der näheren<br />
Umgebung des Gräberfeldes stammen,<br />
etwa aus dem Dunkelsteiner Wald, oder<br />
eingehandelt sein, etwa aus dem Bereich<br />
der Kleinen Karpaten aus dem Raum<br />
Bratislava. 42 Mitunter kann beim Brand der<br />
Keramik eine Oberflächenveränderung<br />
eintreten, die auch ohne Zusatz von Grafit<br />
von einer Grafitierung mit freiem Auge nicht<br />
zu unterscheiden ist. 43<br />
Absolute Werte<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Gefäßtyp<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Rassel<br />
Miniaturgefäß<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschale<br />
Gefäßfragment<br />
Fußschale<br />
Drillingsgefäß<br />
Deckel<br />
Ausgußgefäß<br />
Grafit<br />
grafitiert<br />
nicht grafitiert<br />
Abb. 39: Anteil der Oberflächengrafitierung der Keramik im<br />
Verhältnis zu den Gefäßtypen<br />
42<br />
Pichlerová 1970, 22.<br />
43 Freundlicher Hinweis von V. Albustin, die im Rahmen ihrer Experimente zahlreiche Gefäße aus Statzendorf<br />
nachformte und beim Brennen der Gefäße jene Beobachtung machte.<br />
48
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
7.6 Farbe<br />
Die Keramikfarbe, die angesichts des<br />
Erhaltungszustandes nicht immer beurteilt<br />
werden kann, ist außer von der<br />
Restaurierung noch von Rohstoff,<br />
Lagerung, Brand und<br />
Oberflächenbehandlung abhängig. In den<br />
meisten Fällen, in denen der Bruch<br />
ebenfalls bestimmt werden konnte, deckt<br />
sich die Farbe des Bruches mit jener der<br />
Oberfläche. Grafitierte Ware erscheint<br />
heute zumeist dunkelgrau bis silbergrau,<br />
nicht grafitierte Ware bewegt sich ebenfalls<br />
im dunkleren Farbspektrum und ist grau<br />
bis graubraun. Beige und braune Farbtöne<br />
sind in etwa 4 % der Fälle zu beobachten,<br />
rot-schwarze Bemalung ist bei etwa 5 %<br />
der Keramik festzustellen. Etwa 12 % der<br />
Keramikfunde weichen ins Rötliche ab und<br />
erscheinen rotgrau und rotbraun. Diese Farbvariation ist auf ein nicht ganz reduzierendes<br />
Brennmilieu, zu dem gelegentlich Sauerstoff treten konnte, zurückzuführen oder auf sekundären<br />
Brand. Brand bei geringer Temperatur, etwa Meiler- oder Grubenbrand ist für die Keramik denkbar.<br />
Immer wieder treten hellere, gelbbraune bis hellgraue Stellen auf, die während des Brennprozesses,<br />
der auf die Zufuhr von wenig Sauerstoff ausgelegt ist, kurzfristig einem anderen Milieu ausgesetzt<br />
gewesen sein müssen.<br />
7.7 Sekundärer Brand<br />
Eng verbunden mit der Farbbestimmung ist die Feststellung eines sekundären Brandes. So wird das<br />
nochmalige Einwirken von Feuer auf das fertige Keramikobjekt nach dem eigentlichen Brennvorgang,<br />
zum Beispiel auf dem Scheiterhaufen oder<br />
durch Schadfeuer, bezeichnet. Dieser<br />
Vorgang lässt sich an der farblichen<br />
Veränderung des Scherbens ablesen. Er<br />
wird poröse, seine Oberfläche platzt leicht<br />
ab und wird löchrig. 44 68 Objekte (4,4 %)<br />
weisen diese Merkmale auf. Bei<br />
Kalenderbergtöpfen konnte überhaupt nie<br />
ein sekundärer Brand festgestellt werden,<br />
bei Kegelhalsgefäßen und<br />
Henkelschüssen nur in jeweils zwei Fällen.<br />
Während es sich bei den meisten<br />
Keramiktypen nur um Einzelstücke handelt,<br />
sind immerhin 22 von 51 Spinnwirteln<br />
einem zweiten Brandvorgang ausgesetzt<br />
worden, also etwa 43,1 %. Das lässt darauf<br />
schließen, dass Spindeln während des<br />
Verbrennungsprozesses zumeist ihren<br />
Platz am Scheiterhaufen hatten, vermutlich<br />
neben dem Leichnam.<br />
Prozent<br />
Absolute Werte<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0%<br />
0<br />
beige<br />
Gefäßfarbe außen<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Miniaturgefäß<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschüssel<br />
Henkelschale<br />
Gefäßfragment<br />
Fußschale<br />
Gefäßtyp<br />
braun<br />
grau<br />
graubraun<br />
Abb. 40: Anteil der Farbtöne der Keramik in Bezug auf die<br />
Gefäßtypen<br />
sekundär gebrannt<br />
keine Brandspuren<br />
Abb. 41: Häufigkeit sekundärer Brandspuren auf der<br />
Keramik im Verhältnis zu den Gefäßtypen<br />
rot - schwarz<br />
rot<br />
rotbraun<br />
rotgrau<br />
rötlich<br />
44<br />
Lantschner 2000, 41.<br />
49
Statzendorf<br />
Keramik-Herstellungsweise<br />
7.8 Reparaturstellen<br />
Dass durchaus auch Altstücke in die Gräber gelangten, die offensichtlich bereits eine Zeit lang in<br />
Verwendung standen, beweisen eindrucksvoll Reparaturstellen an den Gefäßen: Links und rechts<br />
neben einem Sprung in der Gefäßwand befinden sich jeweils kleine Bohrungen mit etwa 0,5 cm<br />
Durchmesser, zumeist leicht konisch ausgeführt. Diese Bohrungen dürften dazu gedient haben,<br />
Schnüre oder Klammern aufzunehmen, um die beiden Gefäßhälften links und rechts des Sprunges zu<br />
stabilisieren. Die Bohrungen konnten dann etwa durch Harz abgedichtet werden. Bei dem Topf<br />
PA42981 aus Grab A104 zieht sich der Sprung über die gesamte Gefäßwand, weshalb gleich drei<br />
derartige Reparaturstellen notwendig waren, bei der Schüssel PA45392_C078 ist lediglich der Rand<br />
betroffen, ebenso wie bei der Schüssel SHoA91a_B091, wo sicherheitshalber gleich zwei<br />
Reparaturstellen den Rand festigen. Die Schüssel PA45316_C062 weist insgesamt vier durchlochte<br />
Stellen auf. Drei Einzugsschalen wurden jeweils im<br />
Randbereich mit einer doppelten Bohrung gefestigt,<br />
nämlich PA56103_GD02, PA86330_D017 sowie<br />
SHoA089a_B089. Das einzige Kegelhalsgefäß mit<br />
Reparaturstelle im Randbereich ist PA86369 aus<br />
Grab D020.<br />
Reparaturstellen dieser Art sind vor allem aus<br />
Siedlungen bekannt. 45 Eine doppelte Durchlochung,<br />
wo allerdings kein Sprung in der Mitte zu bemerken<br />
ist und die zudem untypischerweise senkrecht<br />
angebracht ist, ist auf einer Kragenrandschüssel aus<br />
Langenlebarn zu bemerken. Die Durchlochung wird in<br />
dem Fall als Möglichkeit zur Verzapfung eines<br />
Aufsatzes gedeutet. 46<br />
Abb. 42: Reparaturstelle auf PA45392_C078<br />
45 Griebl 1997, 60; Lauermann 1990a, Taf. 4/3.<br />
46 Preinfalk 2001, 117, Taf. 53.<br />
50
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8. Keramik - Typographie<br />
Von den insgesamt 1560 in den Katalog aufgenommenen Keramikobjekten des Gräberfeldes von<br />
Statzendorf konnten bis auf 80 Gefäßfragmente alle den folgenden Grundtypen zugeordnet werden:<br />
Die größte Gruppe bilden mit 418 Vertretern (28,3 %) die Schalen, gefolgt von den 285<br />
Kegelhalsgefäßen (19,3 %) und den 261 Schüsseln (17,6 %). Es folgen die Henkelschalen mit 162<br />
Vertretern (11 %) und die Kalenderbergtöpfe (150 bzw. 10,1 %). Spinnwirtel kommen im Gräberfeld<br />
73-mal vor (4,9 %), Töpfe 61-mal (4,1 %), Henkelschüsseln 30-mal (2 %), Fußschalen 18-mal (1,2 %)<br />
und Ausgussgefäße neunmal (0,6 %). Sechs Rasseln, jeweils zwei Zisten und Deckel sowie eine<br />
Lampe und ein Drillingsgefäß runden das Bild des Keramikrepertoires ab. Die Reihenfolge der<br />
Beschreibung der Gefäßkeramik entspricht ihrer Häufigkeit im Fundmaterial.<br />
Ausgußgefäß<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Deckel<br />
Drillingsgefäß<br />
Fußschale<br />
Henkelschale<br />
Henkelschüssel<br />
Schüssel<br />
Kalenderbergtopf<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Schale<br />
Rassel<br />
Abb. 43: Verteilung der Keramikgrundtypen<br />
8.1 Schalen<br />
Als Schalen und Schüsseln werden weitmündige, niedrige Gefäße bezeichnet, deren Gefäßmündung<br />
wesentlich größer als der Boden ist. Anders als Schüsseln sind Schalen einteilig aufgebaut, sie<br />
bestehen aus einer konischen oder kalottenförmigen Wandung und schließen mit einem geraden,<br />
eingezogenen oder ausbiegenden Rand ab. 47<br />
Die Funktion der Schalen dürfte unter mehreren Aspekten zu deuten sein: Zum einen dienen Schalen<br />
im Grab als Abdeckung der Urnen, wie aus den Beschreibungen der Gräber in 38 Fällen hervorgeht.<br />
Die tatsächliche Zahl der als Deckel verwendeten Schalen lag sicher weitaus höher. Zum anderen ist<br />
die Deutung als Teller für Speisen bzw. Schale für Getränke sicherlich zutreffend, wobei davon<br />
auszugehen ist, dass die Gefäße tatsächlich als Geschirrbeigabe zu verstehen sind, da sie häufig<br />
ineinandergestellt vorkommen. Antike Darstellungen lassen eine Deutung als Trinkschale ebenso zu,<br />
wie Tierknochenfunde in Schalen ihre Funktion als Teller nahe legen. 48<br />
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand<br />
387 Schalen des Gräberfeldes, die große Masse der Schalen, gehören zur Gruppe der Schalen mit<br />
eingezogenem Rand. Schalen gehören zur Grundausstattung vieler Gräber, Einzugsrandschalen sind<br />
in 196 Gräbern vertreten, der durchschnittliche Sozialindex liegt mit 26,6 nur knapp über dem<br />
Durchschnitt von 21,4. Eine Schale ist aus dem Inventar von 97 Gräbern überliefert, zwei liegen aus<br />
57 Gräbern, drei aus 31 Gräbern, vier aus vier Gräbern und fünf aus sechs Gräbern vor.<br />
47 Klemm 1992, 48.<br />
48 Rebay 2002, 79 ff.<br />
51
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Ganz allgemein können die Schalen mit eingezogenem Rand, auch Einzugschalen genannt, als<br />
breite, niedrige Gefäße mit konischer, kalottenförmiger oder eingezogener Wand beschrieben werden,<br />
deren Wandung zum Rand hin mehr oder weniger stark einzieht. Um die Masse der Einzugschalen<br />
bearbeitbar zu machen, wurden sie nach Proportion, Gestaltung des Gefäßunterteils und<br />
Randgestaltung in elf Varianten untergliedert. Die Grenzen zwischen den Varianten sind fließend. Die<br />
elf Varianten sind: Einzugschale mit konischem Unterteil, Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil,<br />
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, hohe Einzugschale, bauchige Einzugschale mit<br />
kalottenförmigem Unterteil, bauchige Einzugschale mit geradem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit<br />
konischem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil und gedrückte<br />
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil. Dazu kommen die Schalen mit schräg kanneliertem bzw.<br />
facettiertem Rand und die Schalen mit waagrecht facettiertem Rand. Die Varianten sind jedoch weder<br />
chronologisch empfindlich noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes von besonderer<br />
Aussagekraft. Mit Vorbehalt kann man eine Tendenz innerhalb des Gräberfeldes feststellen, nach der<br />
höhere Formen im nördlichen, älteren Teil des Gräberfeldes verbreiteter vorkommen, während im<br />
jüngeren Südbereich niedrigere, gedrückte Formen häufiger sind.<br />
Fragment<br />
bauchig mit kalottenförmigem Unterteil<br />
bauchig mit geradem Unterteil<br />
mit eingezogenem Unterteil<br />
mit kalottenförmigem Unterteil<br />
mit konischem Unterteil<br />
gedrückt mit eingezogenem Unterteil<br />
gedrückt mit kalottenförmigem Unterteil<br />
gedrückt mit konischem Unterteil<br />
hohe Einzugschale<br />
mit schräg facettiertem Rand<br />
mit waagrecht facettiertem Rand<br />
7<br />
17<br />
27<br />
36<br />
57<br />
67<br />
74<br />
83<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Abb. 44: Häufigkeit einzelner Varianten der Schalen mit eingezogenem Rand<br />
Das Höhen-/Breitenverhältnis der Schalen mit eingezogenem Rand liegt im Durchschnitt bei 1:2,5,<br />
spricht man von normal proportionierten Schalen, so sind solche mit einem Höhen-/Breitenverhältnis<br />
von etwa 1:2,4 gemeint, hohe und bauchige Varianten haben in etwa ein Höhen-/Breitenverhältnis von<br />
1:2, gedrückte Varianten eines von 1:2,8. Normal proportionierte Schalen mit konischem und<br />
kalottenförmigem Unterteil sind am häufigsten vertreten, gefolgt von der gedrückten Variante mit<br />
konischem und kalottenförmigem Unterteil. Bauchige und hohe Varianten sind relativ selten, immerhin<br />
30 Vertreter zählen zur Variante mit kannelierter bzw. facettierter Randzone. Alle Schalen mit<br />
eingezogenem Rand zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 2,3 und 13,2<br />
cm hoch, im Durchschnitt 7,6 cm, und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite<br />
zwischen 3,8 und 32,3 cm. Im Durchschnitt sind sie 19 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen<br />
0,01 und 4,68 l, im Durchschnitt bei 1,06 l.<br />
Folgende 57 Schalenfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet werden:<br />
PA42639_A041, PA42656_A044, PA42788_A072, PA42794b_A073, PA42884_A092, PA42906_<br />
A096, PA42935_A099, PA42941a_A099, PA42941b_A099, PA42999_A106, PA43000_A106,<br />
PA43003b_A106, PA43045b_A115, PA43143_B135, PA43169_B138, PA43209b_B142, PA45080_<br />
C023, PA45103_C028, PA45120_C030, PA45134_C031, PA45139a_C032, PA45143a_C032,<br />
PA45182_C038, PA45187_C039, PA45201_C042, PA45214_C044, PA45220_C045, PA45253_<br />
C049, PA45257_C050, PA45301_C059, PA45306_C061, PA45317c_C062, PA45335_C065,<br />
PA45343a_C067, PA45360_C070, PA45371_C073, PA45379b_C074, PA45384b_C075, PA45393a_<br />
C078, PA45394a_C078, PA45404_C080, PA56088b_Strf, PA56088c_Strf, PA56105_GD02,<br />
PA56115c_GD07, PA56117_GD07, PA56194a_A014, PA56293_Strf, PA56296_Strf, PA86354b_<br />
D018, PA86364_D019, PA86376c_D021, SH018a_B018, SH090b_B090, SH100b_B100, SH121d_<br />
B121, SH122d_B122.<br />
Das Farbspektrum der Schalen ist von grau dominiert, Abweichungen ins Braune und Rötliche<br />
kommen vor. 97 Schalen (25 %) sind geglättet oder poliert, 167 (43 %) weisen innen oder außen<br />
52
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Spuren von Grafit auf. Nur zehn Einzugschalen weisen Spuren<br />
eines sekundären Brandes auf, zwei tragen Reparaturstellen<br />
(PA56103 und PA86330).<br />
Auffällig und relativ selten sind die Bodenzeichen, die bei 16<br />
Schalen an die Außenseite des Bodens angebracht sind,<br />
nämlich bei MK3080_Strf, PA38263_A009, PA38264_A009,<br />
PA38275_A011, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_<br />
A051, PA42697_A051, PA42917_A097, PA42999_A106,<br />
PA45045_C018, PA56074_Strf, PA56177_A011, PA56211_<br />
A022, SH022d_B022 und SH024b_B024. In zwölf Fällen<br />
handelt es sich bei den Bodenzeichen um ein Kreuz, zweimal<br />
schraffiert gefüllt, in zwei Fällen um einen Stern und einmal um<br />
ein Gittermuster. Auffallend sind die Gräber A009, A011 und<br />
A051, wo jeweils zwei Schalen mit Bodenzeichen mitgegeben<br />
wurden. Bei den Gräbern, die Schalen mit Bodenzeichen<br />
enthalten, sind Männer und Frauen gleichermaßen vertreten,<br />
es handelt sich aber durchwegs um Gräber der gehobeneren<br />
sozialen Schicht. Der Sozialindex der Gräber mit Schalen und<br />
Bodenzeichen beträgt 34,4, während der allgemeine<br />
Durchschnitt lediglich bei 21,4 liegt. In der Kartierung der<br />
Bodenzeichen ist weniger die absolute Position der Gräber<br />
bedeutsam, als der Umstand, dass einige dieser Gräber richtig<br />
benachbart angelegt sind.<br />
Eine Schale mit Bodenzeichen aus Langenlebarn wurde jüngst von F. Preinfalk vorgestellt, wobei<br />
auch deren Bedeutung diskutiert wird: Die geringe Anzahl und Variabilität der Zeichen schließt eine<br />
Deutung als Töpfermarke aus, auch die Kennzeichnung einer bestimmten Art von Gefäß, da<br />
Bodenzeichen nicht nur auf Schalen vorkommen. 49 Weitere Vergleiche sind ein einfaches Kreuz auf<br />
einer Schale aus Nové Kosariská 50 und ein Kreuz mit Delle in der Mitte aus Sopron. 51 Das Gittermotiv<br />
in Rollstempeltechnik findet sich in Grafenwörth. 52 Natürlich ist auch die Deutung im Sinne eines<br />
religiös-kulturellen Kontextes immer möglich. Trotzdem scheint es möglich, dass die Gefäße markiert<br />
wurden, die einen besonderen Inhalt aufnehmen sollten, über den wir heute nicht mehr Bescheid<br />
wissen. In Anbetracht der Tatsache, dass Schalen sehr häufig als Deckel verwendet werden, macht<br />
auch das Markieren des Gefäßbodens Sinn, bei der Verwendung als Deckel wird der Schalenboden<br />
zur Schauseite.<br />
Anzuschließen sind Gefäße, die zwar nicht außen, aber innen eine besondere Bodenzeichnung<br />
besitzen. Bei den Gefäßen SH084a_B084 und SH022d_B022 sind dies eingeritzte Kreuze, bei den<br />
Gefäßen SH028a_B028 und SH037d_B037 eine dreifache, bei PA56188 aus Grab A012 eine<br />
doppelte Kreiskannelur. 55 Gefäße tragen innen ein heute noch erkennbares Grafitstreifenmuster, das<br />
zumeist daraus besteht, dass der Rand innen und außen grafitiert ist und im Inneren der Schale ein<br />
Kreuz- oder Sternmotiv oder hängende Winkel angebracht sind. Die Zahl der ursprünglich in dieser Art<br />
verzierten Gefäße lag vermutlich einst wesentlich höher. 30 Gefäße sind durch schräge und<br />
waagrechte Facettierung verziert, vier Gefäße tragen Knubben und nur 12 Einzugschalen sind auf<br />
andere Art verziert.<br />
8.1.1.1 Bauchige Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil<br />
Abb. 45: Schalen mit Bodenzeichen<br />
MK3080 PA42659 PA45317b SH044b SH054d<br />
Bauchige Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch kugeligen Gefäßaufbau<br />
und eingezogenen Rand aus, der zum Mundsaum hin leicht s-förmig gerade gerichtet oder leicht nach<br />
außen geneigt ist. Drei der sieben Schalen dieser Variante zeigen eine leichte Omphalosbildung. Mit<br />
49 Preinfalk F. 2003, 65 f., Taf. 48.<br />
50 Pichlerová 1969, Taf. 34/2.<br />
51 Eibner-Persy 1980, Taf. 5/1.<br />
52 Lochner 1988, Taf. 3/3.<br />
53
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,8 handelt es sich um relativ hohe Schalen. Vertreter dieser<br />
Variante sind zwischen 5,3 und 9,3 cm hoch, im Durchschnitt 6,4 cm und zwischen 9,1 und 14,2 cm<br />
breit, im Durchschnitt 10,9 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,15 bis 0,8 l, im Durchschnitt<br />
fasst diese Variante 0,35 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Schalenvariante nur bei kleinen<br />
Schalen vertreten ist. Dazu zählen MK3080_Strf, PA42659_A044, PA42682_A048, PA42844_A085,<br />
PA45317b_C062, SH044b_B044 und SH054d_B054. SH054d ist an der Schulter umlaufend durch<br />
stehende, dreifach eingeritzte Winkel verziert, dazwischen und darunter befinden sich eingestochene<br />
Punkte. Das Muster ist durch einen einzelnen, eingeritzten Stern unterbrochen. MK3080trägt an der<br />
Außenseite des Bodens ein eingeritztes Kreuz, dessen zwei gegenüberliegende Winkel schraffiert<br />
gefüllt sind. Alle übrigen Gefäße dieser Variante sind unverziert.<br />
8.1.1.2 Bauchige Einzugschale mit konischem Unterteil<br />
PA42983 PA45378 SH054c<br />
Schalen dieser Variante unterscheiden sich von der vorhergehenden durch eine größere,<br />
ausgeprägtere Standfläche ohne Omphalos und die steilkonische Gefäßwand, die Proportionen sind<br />
mit einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,9 ähnlich. Der Rand ist leicht eingezogen und nicht<br />
geschwungen. Bauchige Einzugschalen mit konischem Unterteil besitzen eine Höhe zwischen 3,3 und<br />
5 cm, durchschnittlich 4,4 cm und eine Breite von 6,5 bis 9,1 cm, durchschnittlich 8,3 cm. Ihr<br />
Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,4 und 0,14 l, durchschnittlich liegt es also bei nur 0,10 l.<br />
Diese Variante ist offenbar bevorzugt bei den kleinen Schalen beliebt. Die vier Exemplare<br />
PA42983_A104, PA42984_A104, PA45378_C074 und SH054c_B054 sind allesamt unverziert.<br />
8.1.1.3 Einzugschale mit eingezogenem Unterteil<br />
PA42871 PA43042 PA45407 PA56066 SH042d<br />
Diese Variante zeichnet sich durch normale Proportionen und einen konischen, eingezogenen<br />
Gefäßunterteil aus. Durchschnittlich sind die Einzugschalen mit eingezogenem Unterteil 7,8 cm hoch<br />
(6,1 bis 9,3 cm) und 19,3 cm breit (13,8 bis 26,5 cm). Sie fassen zwischen 0,39 und 2,41 l, im<br />
Durchschnitt 1,13 l. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:2,5. Bei drei Gefäßen ist der Rand innen<br />
schräg abgestrichen. Folgende sechs Gefäße zählen zu den Einzugschalen mit eingezogenem<br />
Unterteil: PA42871_A091, PA43042_A115, PA45407_C081, PA56066_GA11, PA86343_D018 und<br />
SH042d_B042. Drei der Gefäße sind durch Grafitstreifenmuster verziert (PA56066, PA86343 und<br />
SH042d). Die Schale PA43042 trägt außen ein Winkelband aus dreifachen Einstichreihen, die durch<br />
Rollstempel angebracht wurden, unter jedem Winkel sitzt eine doppelte Delle. Innen ist der Boden<br />
durch ein Hakenmotiv aus gleichen Einstichreihen, einfach und dreifach, verziert. An der Wand ist<br />
innen ein Winkelband aus doppelten Einstichreihen angebracht, über jedem randseitigen Winkel sitzt<br />
eine doppelte Delle, unter jedem bodenseitigen eine einfache Delle.<br />
54
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.1.4 Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil<br />
MK3081 PA38336 PA56172 PA56200 PA56210<br />
Die normal proportionierten Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil besitzen ein<br />
kalottenförmiges, also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil. Vertreter dieser Variante sind mit<br />
folgenden Maßen zu finden: Die Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die<br />
Breite liegt zwischen 10,5 und 29,3 cm, im Durchschnitt bei 18,1 cm. Das Fassungsvermögen bewegt<br />
sich zwischen 0,14 und 3,66 l, durchschnittlich können 1,16 l Inhalt in Schalen dieser Variante gefüllt<br />
werden. Das Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:2,3.<br />
Zu den Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zählen 74 Gefäße, MK3081_Strf,<br />
PA38264_A009, PA38275_A011, PA38298_A027, PA38299_A027, PA38300_A027, PA38307_A030,<br />
PA38336_A008, PA38348_A017, PA42645_A042, PA42668_A046, PA42686c_A049,<br />
PA42714_A055, PA42730_A061, PA42737_A061, PA42778_A071, PA42798_A074, PA42810_A076,<br />
PA42832_A083, PA42859_A089, PA42899_A094, PA42917_A097, PA43100_B126,<br />
PA43114b_B131, PA43181b_B139, PA43194_B141, PA43197_B141, PA43221_B144,<br />
PA43239_B146, PA45055_C020, PA45058_C020, PA45089_C026, PA45211_C043,<br />
PA45260_C051, PA45426_C083, PA56077_C084, PA56095_GD01, PA56121_GD08,<br />
PA56157_A002, PA56172_A010, PA56177_A011, PA56185_A012, PA56196_A015, PA56200_A016,<br />
PA56210_A021, PA56211_A022, PA56220_A028, PA56227_A029, PA56228_A029, PA56244_A036,<br />
PA56259_A038, PA56266_A039, PA56282_Strf, SH008a_B008, SH013a_B013, SH016a_B016,<br />
SH022d_B022, SH024b_B024, SH027b_B027, SH028a_B028, SH028c_B028, SH037b_B037,<br />
SH037d_B037, SH042b_B042, SH043a_B043, SH051e_B051, SH051f_B051, SH053c_B053,<br />
SH057b_B057, SH058b_B058, SH059b_B059, SH064f_B064, SH084a_B084 und SH105b_B105.<br />
Im Normalfall geht die Wand mehr oder weniger übergangslos in die gerade, innen oft leicht gewölbte<br />
Standfläche über. Einige Gefäße zeigen eine Omphalosbildung (PA42730, PA56244, SH028c,<br />
SH051f, SH053c, SH058b), andere eine deutlich abgesetzte, ausgeprägte Bodenbildung (PA38275,<br />
PA38300, PA42810, PA45211, PA56172, SH022d, SH024b, SH057b, PA56259). 54 Gefäße sind<br />
unverziert, sieben Gefäße sind durch Grafitstreifen innen dekoriert (PA45260, PA56177, PA56210,<br />
PA56211, PA56228, PA56266, SH084a). Bodenzeichen tragen die Gefäße PA38264, PA38275,<br />
PA56177, PA56211, PA42917, SH022d und SH024b. Bei den Gefäßen SH028a und SH037d ist der<br />
Boden durch doppelte Kreiskannelur innen verziert. Der Rand des Gefäßes PA56259 trägt umlaufend<br />
Fingereindrücke, so dass sich ein wellenartiger Abschluss des Gefäßes ergibt. Die Wand des Gefäßes<br />
PA43194 ist knapp über dem Boden dreifach waagrecht getreppt, am Gefäßboden innen befindet sich<br />
ein Gittermuster in rot-schwarzer Bemalung. Neben der komplexen Grafitstreifenverzierung der<br />
Innenseite der Schale SH084a ist am Boden innen ein doppeltes Kreuz eingeritzt, dessen Winkel mit<br />
Ritzlinien gefüllt sind. Kompliziert verziert ist die Schale PA38264: Die Wand ist außen durch ein<br />
umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband mit eingeschriebenen, punktgefüllten, hängenden<br />
Winkeln verziert, außerdem sind außen Dellenpaare eingedrückt, die durch doppelte Kannelur<br />
verbunden sind. Der Innenboden trägt umlaufend doppelte, eingeritzte, stehende Bogen, die von<br />
Punktreihen umgeben sind, innen eingeschrieben ist noch ein Stern aus gleichen Eindrücken.<br />
8.1.1.5 Einzugschale mit konischem Unterteil<br />
PA38252 PA38310 PA42872 PA56160 PA56178<br />
Die Einzugschalen dieser Variante sind normal proportioniert (Höhen-/Breitenverhältnis 1:2,4), ihr<br />
Unterteil ist konisch und weder nach außen noch nach innen gebogen. Der Winkel der Wand zum<br />
Gefäßboden beträgt in etwa 45°. Vertreter dieser Variante sind mit folgenden Maßen zu finden: Die<br />
Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im<br />
55
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Durchschnitt bei 7,8 cm (zwischen 4,5 und 13,2 cm), die durchschnittliche Breite bei 18,8 cm<br />
(zwischen 11,7 und 32,3 cm). Das Fassungsvermögen liegt mit 1,08 l (zwischen 0,18 und 4,68 l) nahe<br />
beim allgemeinen Durchschnitt aller Einzugschalen.<br />
83 Exemplare können dieser Variante zugeordnet werden: MP056_Strf, PA38252_A004,<br />
PA38310_A030, PA38316_A033, PA38317_A033, PA42664_A045, PA42687_A049, PA42692_A050,<br />
PA42696_A051, PA42697_A051, PA42726_A059, PA42761_A066, PA42775_A069, PA42789_A072,<br />
PA42837_A084, PA42854_A088, PA42872_A091, PA42907_A096, PA42908_A096, PA42922_A097,<br />
PA42931_A098, PA42955_A101, PA43013_A108, PA43033_A114, PA43034_A114, PA43053_A116,<br />
PA43057_A116, PA43067_A117, PA43073_A118, PA43097_B126, PA43112_B130, PA43130_B133,<br />
PA43131_B133, PA43144_B135, PA43146a_B135, PA43161_B137, PA43170a_B138,<br />
PA43170c_B138, PA43196_B141, PA43198_B141, PA43229_B145, PA45045_C018,<br />
PA45085_C025, PA45132_C031, PA45138_C032, PA45150_C033, PA45152_C033,<br />
PA45153_C033, PA45176_C037, PA45235_C046, PA45248_C048, PA45315_C062,<br />
PA45397_C079, PA45409_C081, PA56074_Strf, PA56085_C085, PA56113_GD05, PA56122_GD08,<br />
PA56160_A005, PA56178_A011, PA56187_A012, PA56190_A012, PA56247_A036, PA56284_Strf,<br />
PA86342_D018, PA86376b_D021, SH008b_B008, SH008c_B008, SH015b_B015, SH017a_B017,<br />
SH050b_B050, SH052a_B052, SH053b_B053, SH057c_B057, SH072b_B072, SH077a_B077,<br />
SH089a_B089, SH103a_B103, SH104a_B104, SH105c_B105, SH110b_B110, SH113a_B113,<br />
SH121a_B121.<br />
MP056 und PA42908 besitzen eine ausgeprägte Standfläche, Omphalosbildungen kommen bei dieser<br />
Variante nicht vor. Bei etwa der Hälfte der Gefäße ist der Rand innen abgestrichen. 64 Gefäße sind<br />
gänzlich unverziert. Die Wand des Gefäßes SH089a ist an einer Stelle durchlocht.<br />
Grafitstreifenverzierungen der Innenseite tragen die Gefäße PA43097, PA45176, PA45315, PA45409,<br />
PA56085, PA86342 und SH057c. Bodenzeichen zieren die Gefäße PA42692, PA42696, PA42697und<br />
PA45045 in Form eines Kreuzes, PA56074 ist durch ein eingeritztes Gitter am Boden markiert und<br />
PA42687 durch einen Stern. An der Wand des Gefäßes PA42955 befindet sich ein eingeritztes<br />
Zeichen in Form eines V mit Teilstrich in der Mitte, so dass es einem Krähenfuß ähnelt. PA45066 und<br />
PA45176 sind am Rand durch schräge Kannelurbündel verziert. Zuletzt bleiben noch die plastisch<br />
verzierten Einzugschalen: Kreuzständige, längliche Knubben sind an den Gefäßen PA56160 und<br />
PA42931 angebracht, jeweils zwei kleine, runde Knubben zieren die Wand von SH077a. Bei Gefäß<br />
PA42761 ist die Wand an einer Stelle zu einer kleinen Knubbe ausgezogen.<br />
8.1.1.6 Gedrückte Einzugschale mit eingezogenem Unterteil<br />
PA45048 PA45196 PA45297 PA56061 PA86333<br />
Gedrückte Einzugschalen sind niedriger als ihre normal proportionierten Verwandten, das Höhen-<br />
/Breitenverhältnis bei dieser Variante liegt bei 1:2,8. Die Wand des Unterteils ist konisch und leicht<br />
eingezogen, der Mundsaum ist bei fast allen Exemplaren nach innen abgestrichen.<br />
Vertreter dieser Variante sind zwischen 6,6 und 11 cm hoch, im Durchschnitt 8,1 cm, und zwischen<br />
17,7 und 32 cm breit, im Durchschnitt 23 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,67 bis 3,82 l,<br />
im Durchschnitt fasst diese Variante 1,65 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Variante bevorzugt<br />
bei größeren Schalen vertreten ist. Von den sechs Schalen dieser Variante sind PA45048_C018,<br />
PA45196_C040, PA45297_C059, PA56061_GA09 und PA86333_D017 durch ein Grafitstreifenmuster<br />
verziert, PA45297_C059 und PA45425_C083 sind unverziert. Eventuell ist es von Bedeutung, dass<br />
die fünf Gräber, die Schalen dieser Variante beinhalten, allesamt im Südbereich des Gräberfeldes zu<br />
finden sind. Dies spräche für eine jüngere Datierung dieser Variante.<br />
56
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.1.7 Gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigen Unterteil<br />
PA38263 PA38295 PA56186 PA56188 PA56201<br />
Gedrückte Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch ein kalottenförmiges,<br />
also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil aus. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei dieser<br />
Variante bei 1:2,7. Sie besitzen eine Höhe zwischen 5,7 und 12 cm, durchschnittlich 7,2 cm und eine<br />
Breite von 14,2 bis 31,7 cm, durchschnittlich 20 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,17<br />
und 4,49 l, durchschnittlich liegt es bei 1,10 l. Die Werte entsprechen den allgemein bei<br />
Einzugsschalen zu beobachtenden Werten.<br />
PA38263_A009, PA38295_A025, PA38351_A019, PA42655_A044, PA42673_A047, PA42782_A071,<br />
PA42800_A074, PA42827_A082, PA42833_A083, PA42847_A086, PA42965_A103, PA43015_A108,<br />
PA43045a_A115, PA43058_A116, PA43066_A117, PA43068_A117, PA43124_B132,<br />
PA43152_B136, PA45161_C035, PA45184_C038, PA45203_C042, PA45221_C045,<br />
PA45230_C046, PA45330_C065, PA45412c_C081, PA45424_C083, PA56186_A012,<br />
PA56188_A012, PA56201_A016, PA56245_A036, SH059c_B059, SH064a_B064, SH064g_B064,<br />
SH077b_B077, SH083a_B083 und SH088c_B088 sind dieser Variante zuzuordnen, das sind 36<br />
Schalen.<br />
Die Standfläche ist nur bei einem Gefäß, PA42782, leicht abgesetzt, alle anderen Gefäße haben<br />
gerade oder leicht nach innen gewölbte Standflächen, die übergangslos an die Wandung anschließen.<br />
Fast alle Schalen haben nach innen abgestrichene Mundsäume. PA38263 trägt als Bodenzeichen ein<br />
Kreuz, bei dem zwei gegenüberliegende Viertel schraffiert gefüllt sind. Sechs Gefäße sind durch ein<br />
Grafitstreifenmuster verziert (PA43124, PA45184, PA45203, PA45412c, SH064a und SH064g), alle<br />
übrigen Schalen dieser Variante sind unverziert.<br />
8.1.1.8 Gedrückte Einzugschale mit konischem Unterteil<br />
PA38290 PA38294 PA42977 PA56054 PA56175<br />
67 Schalen werden der gedrückten Variante mit konischem Unterteil zugeordnet, deren Höhen-<br />
/Breitenverhältnis im Durchschnitt bei 1:2,9 liegt. Neben der geringen Höhe ist das konische Unterteil<br />
charakteristisch, das weder nach außen noch nach innen zieht, sondern gerade im Winkel von etwa<br />
35 - 40° zum Boden steht. Die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im Durchschnitt bei 7,1 cm (zwischen<br />
4,2 und 10,7 cm), die durchschnittliche Breite bei 20,6 cm (zwischen 10,8 und 31 cm). Das<br />
Fassungsvermögen liegt mit 1,05 l (zwischen 0,14 und 3,07 l) nahe beim allgemeinen Durchschnitt<br />
aller Einzugschalen.<br />
Die Gefäße MP059_Strf, PA38290_A024, PA38294_A025, PA38345_C001, PA42644_A042,<br />
PA42706_A053, PA42721a_A057, PA42757a_A065, PA42767_A068, PA42768a_A068,<br />
PA42850_A086, PA42885_A092, PA42896_A094, PA42918_A097, PA42919_A097, PA42924_A097,<br />
PA42939_A099, PA42948_A100, PA42963_A103, PA42974_A104, PA42977_A104, PA43001_A106,<br />
PA43023_A109, PA43088_B124, PA43090a_B124, PA43090b_B124, PA43170b_B138,<br />
PA43181a_B139, PA43185_B140, PA43193_B141, PA43242a_B146, PA45066_C021,<br />
PA45069_C021, PA45073_C022, PA45074_C022, PA45078_C022, PA45104_C028,<br />
PA45163_C035, PA45209_C043, PA45219_C045, PA45252a_C049, PA45262_C051,<br />
PA45265_C051, PA45283_C055, PA45286_C057, PA45291_C058, PA45307_C061,<br />
PA45312_C061, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_C068, PA45353_C068,<br />
PA45354_C068, PA56054_GA08, PA56103_GD02, PA56171_A010, PA56175_A011,<br />
PA56260_A038, PA56265_A039, PA56270_Strf, PA56283_Strf, PA86360_D019, PA86361_D019,<br />
57
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
PA86376a_D021, SH085a_B085, SH088b_B088 und SH121b_B121 gehören zu dieser Variante. Als<br />
Bodenform kommen hier weder omphalosartig eingezogene noch solche mit abgesetztem<br />
Standboden vor. 53 Gefäße sind unverziert, PA56103 weist eine Reparaturstelle in Form einer<br />
doppelten Durchlochung, links und rechts eines Sprunges, auf. Elf Gefäße sind wiederum in<br />
charakteristischer Weise durch ein Grafitstreifenmuster im Inneren verziert (PA42850, PA42939,<br />
PA42963, PA45252a, PA45322, PA45341a, PA45352, PA56171, PA56175, PA56270, PA86360). Von<br />
der Schale PA42977 sind zwei Tüllen erhalten, die knapp unterhalb des Randes am Gefäß ansetzen.<br />
8.1.1.9 Hohe Einzugschale<br />
PA38308 PA38309 PA56073 PA56176 SH034a<br />
Die hohen Schalen mit eingezogenem Rand haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:2, ihre<br />
Wandung weist steil, etwa im 50-60° Winkel, nach oben. Durchschnittlich sind hohen Einzugschalen<br />
8,2 cm hoch (2,3 bis 11,8 cm) und 16,9 cm breit (3,8 bis 24 cm). Sie fassen zwischen 0,01 und 2,57 l,<br />
im Durchschnitt 1,00 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße PA38308_A030, PA38309_A030,<br />
PA38311_A030, PA42672_A047, PA42680_A048, PA42744a_A063, PA42831_A083,<br />
PA43136_B134, PA45117_C030, PA56073_Strf, PA56176_A011, PA56238_A034, SH034a_B034,<br />
SH046b_B046, SH065c_B065, SH071a_B071 und SH122b_B122. Der Boden der Schalen ist ein<br />
gerader Standboden, im Fall der Gefäße PA38311 und SH034a ist er stark eingezogen, bei PA38309<br />
und dem Miniaturgefäß SH122b gerundet. Nur die Schale SH034a ist verziert, in dem der Rand außen<br />
durch ein breites, waagrechtes Grafitband bemalt ist. Hohe Einzugschalen scheinen bevorzugt im<br />
Nordteil des Gräberfeldes verbreitet zu sein.<br />
8.1.1.10 Einzugschale mit schräg kanneliertem bzw. facettiertem Rand<br />
PA38354 PA42842 PA45331 PA56246 SH012c<br />
Sämtliche Vertreter dieser Variante sind normal bis niedrig proportioniert (1:2,6) und besitzen eine<br />
ebene Standfläche sowie eine konisches, eventuell leicht kalottenförmiges Gefäßunterteil. Folgende<br />
Maße kommen für Vertreter dieser Variante vor: Die Höhe liegt zwischen 5,8 und 9,4 cm, im<br />
Durchschnitt bei 7,2 cm, die Breite liegt zwischen 12,4 und 22,6 cm, im Durchschnitt bei 18,7 cm. Das<br />
Fassungsvermögen bewegt sich zwischen 0,25 und 1,7 l, durchschnittlich können 0,96 l Inhalt in<br />
Schalen dieser Variante gefüllt werden. Bei der Gestaltung der Randzone ist die schräge Kannelur,<br />
die auch für die späturnenfelderzeitlichen Komplexe typisch ist, 53 oft nicht so einfach von der typisch<br />
hallstattzeitlichen, schrägen Facettierung zu trennen.<br />
Die eher an Turbanrandschalen erinnernden Schalen sind PA45213_C044, PA45331_C065,<br />
PA56246_A036 und PA86330_D017. Bei den übrigen Schalen ist die Kannelur in einem geringen<br />
Winkel zum Gefäßrand, teilweise übereinanderliegend und so flach gestaltet, dass sie eher als<br />
Facettierung angesprochen werden kann. Dies betrifft die Gefäße PA38354_A037, PA42842_A085,<br />
PA42897_A094, PA42940_A099, PA43035_A114, PA43114a_B131, PA43118_B131,<br />
PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_B142, PA43210_B142, PA43218_B143,<br />
PA45173_C036, PA45342_C067, PA56070_Strf, PA56139_GD13, PA56140_GD13, SH012c_B012,<br />
SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054 und SH082a_B082. Zusätzlich zur<br />
gestalteten Randzone ist lediglich das Gefäß PA86330 mit einem Grafitstreifenmuster im Inneren<br />
versehen. Außerdem trägt es an der Gefäßwand zwei Löcher einer Reparaturstelle.<br />
53 Wewerka 2001, 24 f.<br />
58
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.1.11 Einzugschale mit waagrecht facettiertem Rand<br />
PA43238 PA45102 PA45400c<br />
Drei Schalen weisen eine waagrechte Facettierung der Randzone auf, wobei auch hier die Grenzen<br />
zwischen Kannelur und Facettierung nicht einfach zu ziehen sind. PA43238_B146 ist am Rand<br />
fünffach facettiert, PA45102_C028 dreifach und PA45400c_C080 lediglich zweifach. Die einzige<br />
komplett erhaltene Schale dieses Typs ist 7,4 cm hoch und 19,4 cm breit. Sie fasst 1,02 l. Schalen mit<br />
waagrecht facettierter Randzone sind im Kalenderbergraum nicht gerade häufig anzutreffen, einige<br />
Vergleichsbeispiele gibt es aber dennoch, etwa in Bad Fischau 54 und Loretto. 55 Aus Sopron sind<br />
Fußschalen mit eingezogenem Rand und waagrechter Facettierung der Randzone bekannt. 56 In<br />
Kleinklein werden die Schalen mit Facettierung als kennzeichnendes Merkmal für die ältere Phase 1<br />
des Gräberfeldes gewertet. 57<br />
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand<br />
18 Schalen des Gräberfeldes besitzen einen deutlich ausladenden Rand, sie sind nach Form und<br />
Verzierung in weitere vier Varianten zu gliedern, den kalottenförmigen Schalen mit ausladendem<br />
Rand, den einfachen Schalen mit ausladendem Rand, den Schalen mit ausladendem Rand und<br />
Randverzierung, den Stufenschalen und den innenverzierten Stufenschalen.<br />
8.1.2.1 Kalottenförmige Schale mit ausladendem Rand<br />
PA56281 SH002a SH049c<br />
Die drei Schalen dieser Variante besitzen einen Gefäßkörper, der mit seiner kalottenförmigen<br />
Grundform sehr an die Einzugsrandschalen erinnert, besitzt jedoch einen aufgesetzten, trichterförmig<br />
nach außen ausladenden Rand. Zwei der Gefäße, SH002a_B002 und SH049c_B049 sind unverziert,<br />
PA56281_Strf besitzt auf dem nach außen gebogenen Rand eine Verzierung aus sieben dreifachen<br />
Kannelurbündeln. SH002a ist mit 5,8 cm Höhe und 14 cm Randdurchmesser deutlich kleiner als die<br />
anderen beiden Gefäße, es fasst 0,35 l. SH049c hat einen Randdurchmesser von 35 cm, PA56281 ist<br />
12 cm hoch, hat einen Randdurchmesser von 32 cm und fasst 2,49 l. Am ehesten vergleichbar ist<br />
diese Form mit Schalen aus Gemeinlebarn 58 und Maiersch. 59 Vergleichbar ist die Form mit den<br />
Trichterrandschalen im Inn–Salzach–Raum, die vorrangig aufgrund der Verzierung in die Frühphase<br />
der Hallstattkultur gestellt werden, jedoch Vorläufer in der Urnenfelderkultur finden. 60<br />
54 Klemm 1992, Taf. 55/452.<br />
55 Nebelsick 1994a, Fundstelle 3, 25, 37, 116.<br />
56 Eibner-Persy 1980, Taf. 66/2, 4.<br />
57 Dobiat 1980, 114 f.<br />
58 Szombathy 1890, Fig. 69, 70.<br />
59 Berg 1962, Taf. 24/4.<br />
60 Stöllner 2002, 193 f.<br />
59
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.2.2 Einfache Schale mit ausladendem Rand<br />
PA38346 PA42855 PA45240 PA56124 PA56155<br />
Die sechs einfachen Schalen mit ausladendem Rand zeichnen sich durch eine gerade bis leicht<br />
konkave Gefäßwandung aus, deren Rand nach außen gerade abschließt oder leicht nach außen<br />
waagrecht abgeknickt ist. Es handelt sich um die Gefäße PA38346_C001, PA42855_A088,<br />
PA45240_C047, PA56079a_C084, PA56124_GD08 und PA56155_Strf. Die Ränder der Schalen<br />
PA56079a und PA56124 sind grafitiert, im Inneren der Schale befindet sich ein Grafitstreifenmuster.<br />
Die übrigen Schalen sind unverziert. Der Randdurchmesser schwankt zwischen 9,4 und 26 cm, der<br />
mögliche Gefäßinhalt liegt zwischen 0,08 und 1,09 l. Schalen dieser Art begegnen außer in<br />
Statzendorf noch in Rabensburg 61 und Maiersch. 62 In Bad Fischau ist vor allem die Miniaturform<br />
gebräuchlich. 63<br />
8.1.2.3 Schale mit ausladendem Rand und Randverzierung<br />
PA38344 PA56057 PA56060 PA86384<br />
In der Form identisch, jedoch mit etwas breiterem Rand, der die Ritzverzierung in Form von gefüllten<br />
Winkeln aufnehmen kann, sind die Gefäße PA38344_C001, PA56057_GA08, PA56060_GA09 und<br />
PA86384_StrfD gestaltet. Der Boden des Gefäßes PA38344 ist durch eine vierfache Kreiskannelur<br />
gestaltet, PA86384 zeichnet sich zusätzlich durch ein Grafitstreifendekor aus. Der Randdurchmesser<br />
dieser Gefäße liegt zwischen 22 und 30 cm, der Inhalt zwischen 0,91 und 2,58 l. Verzierung und<br />
Randgestaltung dieser Variante begegnen häufiger auf Fußschalen der Kalenderberggruppe, zu den<br />
Vergleichen ohne Fuß zählen Exemplare aus Nové Kosariská, 64 Maiersch 65 und Gemeinlebarn, 66<br />
einige Vergleiche weisen auch in westlichere Gebiete. 67<br />
8.1.2.4 Stufenschale<br />
PA38281<br />
PA45160<br />
Die Stufenschalen zeichnen sich durch ihren ausladenden Rand und den doppelt bzw. einfach<br />
getreppten Gefäßkörper aus. Das Gefäß PA38281 aus Grab A018 ist unverziert. Es ist 6 cm hoch, der<br />
Randdurchmesser beträgt 19 cm und es fasst einen Inhalt von 0,32 l. PA45160 aus Grab C035 ist rotschwarz<br />
bemalt. Außer dem schwarzen Boden und Rand sind dreifache, hängende Winkel aus<br />
schwarzer Farbe auf rotem Grund charakteristisch. Mit 8,3 cm Höhe, 29 cm Randdurchmesser und<br />
1,35 l Fassungsvermögen ist es wesentlich größer als das andere Exemplar seines Typs.<br />
Stufenschalen sind im Kalenderbergraum eine Seltenheit. Ein ebenfalls innen bemalter Vertreter ist<br />
ein Streufund aus Maiersch. 68<br />
61 Kerchler 1977, Taf. 25/2 und 26/2.<br />
62 Berg 1962, Taf. 8/5.<br />
63 Klemm 1992, Taf. 16/88, 18/115, 38/283, 44/312.<br />
64 Pichlerová 1969, Taf. 34/6.<br />
65 Berg 1962, Taf. 6/6, 37/4, 37/7.<br />
66 Szombathy 1890, 70 f., Fig. 68-71.<br />
67 Stöllner 2002, 193.<br />
68 Berg 1962, Taf. 50/4.<br />
60
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.2.5 Innenverzierte Stufenschale<br />
PA38254 PA45167 SH037c<br />
An die einfachen Stufenschalen anzuschließen sind jene, die sich durch besonders umfangreiches<br />
Dekor auszeichnen. PA38254 aus Grab A006 ist am Innenrand durch umlaufende, doppelte,<br />
eingeritzte Winkel verziert, der Boden ist doppelt gestuft, über jeder Stufe läuft eine Reihe<br />
eingestochener Punkte, am Gefäßboden verläuft eine horizontale Linie eingestochener Punke, auf der<br />
doppelte, stehende Winkel sitzen. SH037c aus Grab B037 ist in der Mitte der Wandung doppelt<br />
getreppt, vom Rand und von der untersten Treppe hängen dreifache, geritzte Bögen. Die Treppen<br />
sind durch kleinere, stehende, dreifach geritzte Bögen markiert. In der Bodenmitte befindet sich ein<br />
siebenzackiger Bogenstern aus dreifacher Ritzlinie, an die Wand anschließend ein Winkelband aus<br />
Einstichen. PA45167 aus Grab C035 ist ebenfalls in der Mitte der Wandung doppelt getreppt, auch<br />
der Übergang zum Boden ist durch doppelte Treppung markiert. Der Rand der Stufenschale ist durch<br />
eingestochene Kreisaugen verziert. Vom Rand und der Treppung hängt eine Bogengirlande aus<br />
dreifacher Ritzlinie, die von Fingernagelkerben begleitet wird. Um den Boden sind wieder Kreisaugen<br />
eingestochen. Mit 23 bis 29 cm Randdurchmesser handelt es sich bei allen drei Schalen um große<br />
Objekte, sie fassen einen Inhalt zwischen 1,66 und 3,88 l. Als Vergleich soll eine Stufenschale aus<br />
Maiersch genannt werden, deren Rand ebenfalls verziert ist. 69<br />
Stufenschalen sind typische Bestandteile der Hallstatt C – zeitlichen Grabkeramik in Südwestdeutschland,<br />
70 wo sie allerdings zumeist stärker profiliert und tiefer ausgeführt werden, und kommen<br />
vereinzelt auch in der Horákov – Kultur vor. 71 Die Keramik ist dort typischerweise durch geometrische<br />
Ritzlinien, Stempel- und Kerbschnittmuster sehr reich verziert und zudem noch bemalt. Tendenziell<br />
dürften die Stempel- und Kerbschnittverzierungen älter als die einfacheren Ritzverzierungen sein,<br />
wobei dieser Tendez einige gut datierte Grabfunde widersprechen. 72 Funde einfach und doppelt<br />
getreppter Stufenschalen mit Rollstempel und Ritzverzierung stammen aus den Gräbern von<br />
Mitterkirchen 73 sowie weiter westlich aus dem Inn–Salzach–Raum. T. Stöllner legt sich auf eine<br />
Datierung zwischen Ha C und D1 fest. 74<br />
PA45167 zählt nach T. Stöllner zum Typ der Knickwandstufenschalen, die durch konkav eingezogene<br />
Wandungsteile charakterisiert sind, die durch einen deutlichen Absatz voneinander getrennt sind.<br />
Stufenschalen dieser Formausprägung sind bereits seit der späten Urnenfelderzeit (HaB2 – B3)<br />
bekannt und sind für die frühe Phase der Stufe Hallstatt C charakteristisch. 75<br />
8.1.3 Große, bemalte Schale<br />
PA38282<br />
Das Gefäß PA38282 aus Grab A019 ist das einzige, das als große, bemalte<br />
Schale bezeichnet werden kann. Es trägt unterhalb des Randes einen<br />
kleinen, englichtigen Henkel, der eher dekoratives als funktionelles Element<br />
ist und daher wird das Gefäß auch mit den Schalen und nicht mit den<br />
Henkelschalen behandelt. Der Rand ist schwarz bemalt, darunter liegen<br />
hängende Dreiecke, der Bauch ist rot mit schwarzem Gittermotiv, darunter<br />
verläuft wieder ein breiter, horizontaler schwarzer Streifen. Die Schale ist 21<br />
cm hoch, 32 cm breit und fasst ein Volumen von 9,82 l.<br />
Große Henkelschalen sind hauptsächlich auf das Gebiet östlich und südöstlich des Wienerwaldes<br />
beschränkt. 76 Am ehesten vergleichbar ist eine Schale aus Bad Fischau, 77 die ein Winkelband trägt,<br />
und ein Gefäß aus Weiden, ebenfalls mit Winkelband. 78<br />
69 Berg 1962, Taf. 37/6.<br />
70 Kossack 1959; Zürn 1957.<br />
71 Podborský 1974, 392.<br />
72 Dämmer 1978, 28 f.<br />
73 Leskovar 1998, 39 ff.<br />
74 Stöllner 2002, 192 ff.<br />
75 Stöllner 2002, 109.<br />
76 Klemm 1992, 77.<br />
61
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung<br />
PA38321 PA38322 PA38323 PA38324 PA42742a<br />
Sechs Schalen mit westlich geprägter Verzierung sind vom Gräberfeld Statzendorf bekannt, wobei<br />
fünf aus demselben Grab stammen. PA38320 – PA38224 wurden in Grab A035 gefunden, PA42742a<br />
stammt aus Grab A062. PA38320 ist der Form nach zwar eher den Schüsseln zuzuordnen, aufgrund<br />
der ähnlichen Verzierung und des Grabzusammenhangs wird das Gefäß aber ebenfalls in die Gruppe<br />
der großen Schalen mit westlich geprägter Verzierung gestellt. Mit 23 cm Höhe und 44 cm<br />
Bauchdurchmesser sowie 18,22 l Fassungsvermögen ist es das größte der Gruppe. Der Rand ist<br />
schwarz bemalt, darunter befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, in der schraffierte, hängende<br />
Dreiecke eingeschrieben sind. Am Gefäßkörper darunter befinden sich drei hängende<br />
Bogengirlanden, doppelt geritzt, die ersten beiden sind schraffiert, die dritte mit senkrechten<br />
Strichbündeln verziert. Zwischen den Girlanden ist das Gefäß abwechselnd schwarz bemalt und rot<br />
belassen.<br />
PA38321 ist 11 cm hoch, hat einen Bauchdurchmesser von 29 cm und 3,9 l Fassungsvermögen. Das<br />
Gefäß trägt eine im Stil ähnliche Verzierung: Zwischen zwei waagrechten Ritzlinien befinden sich<br />
doppelte Kreisaugen, darunter hängen Dreiecke aus eingestochenen Dreiecken, umgeben von einer<br />
doppelter Ritzlinie, die mit Kerben gefüllt ist. Jedes Dreieck ist durch ein doppeltes Kreisauge<br />
abgeschlossen. Unter dieser Verzierung verläuft ein Winkelband aus einer doppelter Ritzlinie, das mit<br />
dreifachen, geritzten Winkeln gefüllt ist. Die Winkel werden wiederum durch Kreisaugen<br />
abgeschlossen.<br />
PA38322 und PA38323 sind in den Dimensionen fast identisch, 11 bzw. 9 cm hoch erreichen beide<br />
Gefäße einen Bauchdurchmesser von 24 cm und fassen in etwa 2,5 l. PA38322 ist durch ein<br />
Rahmenmotiv verziert. Ein Rahmen ist durch ein Andreaskreuz aus doppelten Ritzlinien<br />
gekennzeichnet, gefüllt mit quer dazu verlaufenden Leitersprossen, die Zwickel sind mit ebensolchen<br />
Winkeln gefüllt, darin eingeschrieben befinden sich geritzte, gefüllte Winkel. Alle Winkel sind durch<br />
kleine Dellen markiert. Zwischen den Rahmen mit dem Hauptmotiv befinden sich in schmäleren<br />
Rahmen jeweils drei übereinanderliegende, eingeritzte, schraffierte Sanduhren.<br />
PA38323 ist in Rollstempeltechnik verziert: Unterhalb des Randes befindet sich eine doppelte,<br />
waagrechte Linie, darunter zweimal doppelte, hängenden Bogen in gleicher Technik. An den oberen<br />
Enden der Bogen befindet sich jeweils ein doppeltes Kreisauge.<br />
PA38323, das letzte Gefäß aus Grab A035, ist mit 5,1 cm Höhe und 13 cm Bauchdurchmesser das<br />
kleinste Gefäß. Es fasst 0,41 l. Seine Wand ist außen rot und schwarz bemalt, unter dem Rand<br />
befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, die mit einem Winkelband aus eingeritzten, vierfachen<br />
Linien gefüllt ist. Darunter schließen zwei doppelte Reihen hängender Bogen an, die jeweils mit<br />
Kerben gefüllt sind und so ein Leitermotiv ergeben. Die Fläche zwischen den beiden Bogengirlanden<br />
ist schwarz bemalt.<br />
PA42742a ist 11 cm hoch und 27 cm breit, es fasst 3,65 l. Das einzige Gefäß dieser Gruppe aus<br />
einem anderen Grab, A062, hat unterhalb des Randes eine waagrechte, doppelt eingeritzte Linie, die<br />
durch Dreiergruppen senkrechter Kerben gefüllt ist. Darunter befinden sich zweimal doppelt<br />
eingeritzte, hängende Bogengirlanden mit eingeschriebenen Kerben, die ein Leitermotiv bilden. An<br />
den oberen Bogenenden sitzt jeweils eine kleine Delle.<br />
Schalen ähnlicher Form und Verzierung stammen aus Grafenwörth, 79 wo außen an der Gefäßwand<br />
ein Rahmenmuster mit Andreaskreuzen in Rollstempel und Kreisaugentechnik angebracht ist, und in<br />
Maiersch, 80 wo hängende Bögen in gleicher Technik zu beobachten sind. Kerbschnitt, Ritzlinien und<br />
Stempel in streng geometrischen Manier sind typisch für die Alb-Hegau-Keramik, die in<br />
77 Klemm 1992, Taf. 18/112.<br />
78 Pescheck 1943, Taf. 9/4.<br />
79 Lochner 1988, Taf. 3/3.<br />
80 Berg 1962, Taf. 38/9.<br />
62
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Südwestdeutschland verbreitet ist, 81 Girlandenzier unterschiedlicher Art, in Ritzlinientechnik und<br />
Rollstempeltechnik, oft kombiniert mit Kreisaugen, sind jedoch typisch für den angrenzenden Raum<br />
östlich davon, im Bereich des Inns und der Salzach. Hier finden sich Verzierungen dieser Art auch auf<br />
ähnlichen Keramikgefäßen wie in Statzendorf, nämlich den schwach geschweiften Schüsseln. 82<br />
8.1.5 Knickwandschalen<br />
PA42998 PA43254 PA56161 SH030b SH030d<br />
Die Knickwandschalen besitzen ein konisches Gefäßunterteil mit gerader Wandung, im oberen Drittel<br />
befindet sich ein deutlicher Bauchknick, die Wand des Gefäßes zieht wieder gerade nach oben oder<br />
zur Mitte, knapp vor dem Rand biegt der Rand leicht nach außen ab. Fünf Gefäße können diesem Typ<br />
zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße PA42998_A106, PA43254_B148, PA56161_A005,<br />
SH030b_B030 und SH030d_B030. Die Gefäße sind bis auf PA43254, das durch drei mit Gitter<br />
gefüllte, eingeglättete, hängende Dreiecke geschmückt ist, unverziert. Fast identisch ist die Verzierung<br />
einer Schale aus Langenlebarn, Tumulus 3. 83 Die Gefäße sind zwischen 7 und 8,8 cm hoch sowie<br />
14,5 bis 22,8 cm im Randdurchmesser breit und fassen zwischen 0,92 und 1,18 l.<br />
Knickwandschalen sind im Kalenderbergraum selten, zwei Schalen, die in der Randgestaltung eine<br />
gewisse Ähnlichkeit besitzen, stammen aus Grafenwörth, 84 mit einer aufwändigen Verzierung<br />
versehen sind die beiden Stücke aus Rabensburg. 85 Häufig kommt dieser Typ in Maiersch vor. 86<br />
81 Keller 1939.<br />
82 Stöllner 2002, 185 f., Verbreitungskarte Abb. 87.<br />
83 Preinfalk F. 2003, Taf. 47.<br />
84 Lochner 1988, Taf. 5, 2 und 5.<br />
85 Kerchler 1977, Taf. 32/3 und 32/4.<br />
86 Berg 1962, Taf. 37/13, 14, 38/1-8.<br />
63
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2 Kegelhalsgefäße<br />
Charakteristisch für die Kegelhalsgefäße ist der mehr oder minder hohe, kegelförmige Hals, der<br />
zwischen dem breiten, trichterförmig oder waagrecht ausladenden Rand und der zumeist deutlich<br />
abgesetzten Schulter-/Bauchpartie liegt. Kegelhalsgefäße besitzen eine doppelkonische Grundform,<br />
ihr Bodendurchmesser ist meist wesentlich kleiner als der Randdurchmesser, den größten<br />
Durchmesser erreichen sie am Schulter-/ Bauchumbruch. 87<br />
Kegelhalsgefäße sind Großgefäße, deren praktische Funktion am ehesten im Bereich der<br />
Vorratswirtschaft und der Nahrungszubereitung zu suchen ist. 88 In Zusammenhang mit weiteren<br />
Elementen eines Trinkgeschirrsets sind Kegelhalsgefäße als Mischgefäße zu interpretieren, in denen<br />
Wein mit Wasser und Gewürzen versetzt wurde. 89 Henkelschalen als Schöpfgefäße in den<br />
Kegelhalsgefäßen legen nahe, dass diese Funktion im Grab dargestellt wurde. Regelhaft sind<br />
Kegelhalsgefäße als Leichenbrandbehälter benutzt worden, 17-mal geht dieser Befund aus den 53<br />
Beschreibungen des Gefäßes, das den Leichenbrand enthielt, hervor.<br />
Das Kegelhalsgefäß ist der zweithäufigste Typ des Gräberfeldes Statzendorf. In 185 Gräbern sind<br />
Kegelhalsgefäße belegt, wobei in 132 Gräbern nur ein Kegelhalsgefäß vertreten ist, in 41 Gräbern je<br />
zwei, in 10 Gräbern drei und in je einem Grab vier (D018) und fünf (A036). Der durchschnittliche<br />
Sozialindex der Gräber mit Kegelhalsgefäßen liegt bei 27,4 (allgemeiner Durchschnitt 21,4).<br />
Die Kegelhalsgefäße wurden nach ihrer Profilierung und der Gestaltung des Halses in vier Typen<br />
gegliedert, die sich dann nach den Proportionen in Varianten aufteilen. Die Grenzen zwischen den<br />
Varianten sind fließend. Die Typen werden als Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung und als<br />
Kegelhalsgefäße mit hohem, mittleren und niedrigem Hals umschrieben. Der Großteil der in Typen<br />
und Varianten aufzugliedernden Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit hohem Hals (122 Vertreter bzw. 61<br />
%), von denen 71 (58 %) normal proportioniert sind, 19 gehören der gedrückten Variante, zwölf der<br />
kugeligen Variante, neun der breiten Variante mit breitem Hals, sechs der kugeligen Variante und fünf<br />
der kugeligen, abgesetzten Variante an. 35 Kegelhalsgefäße (18 %) sind niedrige Kegelhalsgefäße,<br />
13 kugelige, acht normal proportionierte, und je sieben hohe und gedrückte Vertreter bilden die<br />
Varianten. Flau profilierte Typenvertreter sind im Gräberfeld 23-mal zu finden (12 %), elfmal in<br />
kugeliger, fünfmal in gedrückter, viermal in hoher Variante und dreimal mit Knick. Die Kegelhalsgefäße<br />
mit mittlerem Hals stehen typologisch sozusagen zwischen den Gefäßen mit hohem und niedrigem<br />
Hals und sind mit 16 Vertretern die kleinste Gruppe. Sechs der Gefäße sind normal proportioniert, vier<br />
kugelig und je drei gedrückt und hoch. Die letzte Gruppe bilden drei eher untypische Gefäße mit<br />
Henkel, die als eigene Gruppe beschrieben werden.<br />
mit flauer Profilierung<br />
mit hohem Hals<br />
mit mittlerem Hals<br />
mit niedrigem Hals<br />
mit Henkel<br />
Fragment<br />
normal<br />
mit Knick<br />
kugelig abgesetzt<br />
kugelig<br />
hoch<br />
gedrückt<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
120<br />
140<br />
breiter Rand<br />
Abb. 46: Häufigkeit einzelner Kegelhalsgefäßtypen und -varianten<br />
Folgende 86 Kegelhalsgefäßfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet<br />
werden: MK3086_Strf, PA38328a_D001, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA42734_A061,<br />
PA42745_A063, PA42841_A085, PA42866_A090, PA42910b_A096, PA42921_A097,<br />
PA42949b_A100, PA42982_A104, PA43017b_A108, PA43102_B127, PA43129_B133,<br />
PA43148_B136, PA43156_B137, PA43165_B138, PA43190_B141, PA43191_B141, PA43205_B142,<br />
87 Klemm 1992, 30ff.<br />
88 Barth 1992, 56 ff.<br />
89 Kaus 1981, 38.<br />
64
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
PA43226_B145, PA45054_C020, PA45062_C021, PA45081b_C024, PA45091_C027,<br />
PA45093_C027, PA45097_C028, PA45101_C028, PA45130_C031, PA45141_C032,<br />
PA45156_C034, PA45158_C035, PA45174_C037, PA45181_C038, PA45206_C043,<br />
PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45251_C049, PA45254_C049, PA45269_C052,<br />
PA45281_C055, PA45328_C065, PA45343d_C067, PA45363a_C072, PA45379a_C074,<br />
PA45384a_C075, PA45393b_C078, PA45412b_C081, PA45417_C082, PA45420_C083,<br />
PA56049a_GA04, PA56069_GA12, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56088a_Strf,<br />
PA56088d_Strf, PA56088e_Strf, PA56094_GD01, PA56107b_GD02, PA56119a_GD08,<br />
PA56146_GD16, PA56230_A029, PA56231_A029, PA56250a_A036, PA56250b_A036,<br />
PA56252_A036, PA56271_Strf, PA56273_Strf, PA86329_D017, PA86346_D018, PA86347a_D018,<br />
PA86354c_D018, PA86369_D020, PA86373_D021, PA86383_StrfD, SH008d1_B008,<br />
SH008d2_B008, SH023d_B023, SH030a_B030, SH091c_B091, SH094a_B094, SH101b_B101,<br />
SH110c_B110, SH111a_B111 und SH118b_B118. Bei vielen der Fragmente lassen sich<br />
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren<br />
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.<br />
Alle Kegelhalsgefäße zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 6,5 und 50 cm<br />
hoch, im Durchschnitt 28,3 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von<br />
7 bis 66,5 cm, im Durchschnitt 33,3 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,2<br />
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,14 und 77,35 l, im Durchschnitt bei<br />
14,68 l. Die Maße variierten zwischen den Typen beträchtlich. 27 Gefäße fassen unter einen Liter<br />
Inhalt und wurden als Miniaturgefäße klassifiziert.<br />
Kegelhalsgefäße sind in 200 von 285 Fällen (70%) grau, 23 Gefäße sind rot-schwarz bemalt, der Rest<br />
der Gefäße ist grau mit Abweichungen ins Braune und Rötliche. Interessant ist, dass die Farbe der<br />
Innenseite häufig eine andere ist als die der Außenseite. Etwas weniger als die Hälfte aller<br />
Kegelhalsgefäße ist aus relativ feinem Ton geformt, bei 39 Gefäßen ist die Oberfläche geglättet, eine<br />
geglättete Randzone kommt wesentlich häufiger vor. Bei 179 Gefäßen kann heute noch eine<br />
Grafitierung der gesamten Oberfläche oder der Randzone beobachtet werden. Fünf Gefäße weisen<br />
Spuren einer Feuereinwirkung auf, bei zweien ist die Wand doppelt durchlocht. Bei PA86369_D020<br />
handelt es sich eindeutig um eine Reparaturstelle, bei PA42870 ist zwischen den Löchern kein Sprung<br />
zu sehen.<br />
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung<br />
Die 23 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung weisen keinen ausgeprägten Hals-/Schulterumbruch<br />
auf, ihre Form ist aber wie die der Kegelhalsgefäße doppelkonisch. Sie sind zwischen 7,1 und 30 cm<br />
hoch, im Durchschnitt 19,1 cm, und zwischen 9 und 47 cm hoch, im Durchschnitt 25 cm. Ihr<br />
Fassungsvermögen beläuft sich zwischen 0,2 und 17,51 l, im Durchschnitt auf 5,22 l. In dieser Gruppe<br />
sind vier Miniaturkegelhalsgefäße zu finden. Fast alle Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung sind in<br />
der sehr kleinen oder kleinen Größenklasse. Bis auf ein Gefäß aus Grab C079 sind alle Gefäße im<br />
Nordbereich des Gräberfeldes, dem älteren Bereich, zu finden. Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung<br />
und geringer Größe stehen der Urnenfelderzeit nahe, wie ausführlich von L. Nebelsick diskutiert<br />
wird. 90<br />
8.2.1.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - gedrückte Variante<br />
PA42944 PA45396 PA56217 PA56251 SH053c<br />
Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,4. Folgende Gefäße zählen zu dieser<br />
Variante: PA42944_A100, PA45396_C079, PA56217_A028, PA56251_A036 und SH053e_B053, alle<br />
Gefäße sind unverziert.<br />
90 Nebelsick 1994a, 28 ff.<br />
65
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2.1.2 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - hohe Variante<br />
PA42670 PA56279 PA86382 SH055a<br />
Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,1. Die Gefäße PA42670_A047,<br />
PA56279_Strf, PA86382_StrfD und SH055a_B055 zählen dazu, bis auf Gefäß PA86382, das an<br />
Schulter und Bauch durch hängende, mit Gitter gefüllte, geritzte Winkel und eingedrückte Punkte<br />
verziert ist, sind alle Gefäße unverziert.<br />
8.2.1.3 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - kugelige Variante<br />
PA38347 PA42719 PA43127 PA56100 PA56183<br />
Die kugelige Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst folgende Vertreter:<br />
MK3084_Strf, PA38347_A017, PA42701_A053, PA42709_A054, PA42719_A057, PA43127_B133,<br />
PA56100_GD02, PA56183_A012, SH013c_B013, SH034c_B034 und SH041a_B041. Die Form des<br />
Gefäßunterteils ist eher kugelig als doppelkonisch. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,<br />
PA42701 trägt am Hals sechs dreifache, geritzte Bogengirlanden untereinander, unter der untersten<br />
befinden sich Einstiche. Bei PA43127 ist der kaum ausgeprägte Hals-/Schulterumbruch durch<br />
kreuzständige Knubben verziert, der Hals ist doppelt waagrecht kanneliert. PA56100 trägt am Bauch<br />
ein einfach eingeritztes Winkelband.<br />
8.2.1.4 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - Variante mit Knick<br />
SH005c SH097b SH105d<br />
Die Variante mit Knick hat eine deutlich doppelkonische Form, der Rand ist kurz und trichterförmig<br />
ausladend. Die unverzierten Gefäße SH005c_B005, SH097b_B097und SH105d_B105 gehören dazu.<br />
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals<br />
Die 122 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind die größte Gruppe der Kegelhalsgefäße. Sie sind<br />
doppelkonisch geformt, ihr Hals ist deutlich von der Schulter abgesetzt. Die Höhe des Halses nimmt<br />
etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Kegelhalsgefäße mit hohem Hals<br />
sind zwischen 6,5 und 50 cm hoch, im Durchschnitt 32,1 cm, 8,7 bis 66,5 cm breit, im Durchschnitt<br />
37,2 cm und fassen zwischen 0,14 und 77,35 l Inhalt (im Durchschnitt 18,56 l). Ihr Höhen-<br />
/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,2. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, 10 Gefäße<br />
lassen sich als Miniaturgefäße bezeichnen. Gräber mit Kegelhalsgefäßen dieses Typs sind über das<br />
gesamte Areal verteilt, Vertreter der besonders hohen Variante sind vor allem im westlichen Mittelteil<br />
vertreten, Vertreter der kugeligen Varianten dort und vor allem auch im Südostbereich, dem jüngeren<br />
Teil des Gräberfeldes. Die Herkunft der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist ebenfalls aus der<br />
Urnenfelderkultur abzuleiten, die Gefäße dürften im Verlauf der Hallstattkultur eine regional<br />
66
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
differenzierte Entwicklung erfahren haben. 91 Sie gehören zu den typischsten Keramikformen der<br />
Kalenderbergkultur.<br />
8.2.2.1 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – normal proportionierte Variante<br />
PA38313 PA38350 PA42835 PA56051 PA56192<br />
Mit 71 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: elf<br />
Gefäße sind unverziert (PA38350_A019, PA42694_A051, PA42956_A102, PA43092_B125,<br />
PA45115_C030, PA45272_C053, PA45370_C073, PA56198_A016, PA56256_A038, SH026a_B026,<br />
SH096a_B096), bei PA42691_A050 ist lediglich der Hals oben und unten durch eine doppelte,<br />
umlaufende, waagrechte Kannelur profiliert, bei SH024a_B024 ist der Hals-/Schulterumbruch durch<br />
eine dreifache, waagrechte Ritzlinie markiert. Drei Gefäße sind rot-schwarz bemalt, durch<br />
Winkelbänder oder Dreiecke (PA38249_A004, PA42784_A072, PA42835_A084), bei SH091b_B091<br />
ist an der Schulter eine Grafitbemalung in Form eines Winkelbandes zu sehen. In Kammstrichtechnik,<br />
zumeist durch stehende einfache und doppelte Winkel an Hals und Bauch, sind elf Gefäße verziert<br />
(MP137_Strf, PA38279_A013, PA56192_A014, PA42711_A055, PA42880_A092, PA42890_A094,<br />
PA45358_C070, SH006b_B006, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113). Ein einfaches<br />
Winkelband aus Kammstrich, zusätzlich durch Dellen garniert, verziert die Gefäße PA42652_A044<br />
und PA43027_A110, einfache Winkel am Bauch verzieren PA43235_B146. Eine komplexere<br />
Ritzverzierung ist auf dem Gefäß PA38258_A009 zu finden. Auf dem Hals sitzen Dreiecksmotive aus<br />
eingeritzten, gittergefüllten Dreiecken und auf der Spitze stehenden Vierecken, auf dem Bauch ein<br />
geritztes Dreiecksmotiv, gittergefüllt, stehend und hängend ineinander verzahnt, abwechselnd mit<br />
doppelten, stehenden Winkeln aus Kammstrich, in deren Mitte ein senkrechter Kammstrich verläuft.<br />
PA56118_GD08 trägt am Hals doppelte, stehende Winkel aus dreifachem Kammstrich, die an den<br />
Enden kleine Füße haben. Der Bauch ist durch senkrechte Kannelurbündel verziert, zwischen denen<br />
Dreierreihen hängender Winkel aus Kammstrich verlaufen. Nur durch kreuzständige Knubben verziert<br />
sind die Gefäße PA42966_A104 und SH057d_B057, SH027a_B027 trägt unter den Knubben<br />
Kannelurbündel, SH058c_B058 zusätzlich eine doppelte Kannelur, die den Hals-/Schulterumbruch<br />
markiert.<br />
Die häufigste Verzierung mit 20 Vertretern ist die typische Knubben-/Kannelurbogenverzierung. Vier<br />
Knubben sitzen jeweils an der Schulter, um die mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen.<br />
Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In<br />
vielen Fällen ist der obere Bereich des Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend<br />
hervorgehoben, zusätzlich können am Hals kleine Kreiskanneluren angebracht sein. Folgende Gefäße<br />
sind so verziert: PA38313_A033, PA38340_C001, PA42764_A068, PA42722_A058, PA42891_A094,<br />
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, PA43119_B132, PA45145_C033, PA45191_C040,<br />
PA45200_C042, PA45320_C063, PA56053_GA08, PA56141_GD16, PA56142_GD16,<br />
PA86358_D019, SH023e_B023, SH070d_B070 und SH084e_B084. 13 Gefäße tragen eine andere<br />
Verzierung in Kannelurtechnik, die Schulter von PA45289_C058 ist umlaufend schräg kanneliert, die<br />
von PA56051_GA08 ebenfalls, allerdings unterbrochen von Kreiskanneluren. Zudem ist der Hals oben<br />
und unten mit mehrfacher, waagrechter Kannelur profiliert. Winkelbänder und stehende Winkel am<br />
Bauch tragen die Gefäße PA38338_A007, PA42755_A065, PA42904_A096, PA42915_A097,<br />
PA43011_A108, PA38341_C001, PA45250_C049, PA45405_C081 und PA86339_D018. Senkrechte<br />
Kannelurbündel zieren SH009a_B009, und senkrechte Kannelurbündel und hängende Kannelurbögen<br />
wechseln sich an Schulter und Bauch von PA42882_A092 ab. Bei Gefäß PA45296_C059 sind die<br />
typische waagrechte Kannelur des Halses, des Hals-/Schulterumbruches und das Winkelband aus<br />
mehrfacher Kannelur an der Schulter durch einfache und doppelte Reihen rechteckiger Einstiche<br />
begleitet.<br />
91 Klemm 1992, 38.<br />
67
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – breite Variante mit breitem Rand<br />
PA38257 PA38355 PA42973 PA45239 SH016b<br />
Die Variante mit breitem Rand hat mit 1:1,25 ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis.<br />
Kennzeichnend ist der überdurchschnittlich große Randdurchmesser im Vergleich zu den anderen<br />
Formen. Beträgt das Verhältnis von Randdurchmesser außen zu Bauchdurchmesser im Durchschnitt<br />
aller Kegelhalsgefäße mit hohem Hals 1:1,9, liegt es bei der Variante mit breitem Rand bei nur 1:1,5.<br />
Mit fünf von neun Gefäßen nehmen hier die Miniaturgefäße eine bedeutende Rolle ein<br />
(PA38355_A037, PA42973_A104, PA45239_C047, PA56289_Strf, SH016b_B016). Auch die übrigen<br />
Gefäße gehören zur sehr kleinen und kleinen Größenklasse der Kegelhalsgefäße (PA38257_A006,<br />
PA43072_A118, PA56225_A029, SH016e_B016). Drei Gefäße sind unverziert, PA38257 ist am Hals<br />
durch doppelte, stehende Winkel in Kammstrichtechnik verziert, an der Schulter durch hängende<br />
Winkel in Kammstrich- und Kannelurtechnik sowie durch Dellen. PA38355 trägt an Schulter und<br />
Bauch senkrechte Leisten, der Rand ist an zwei Seiten ausgezogen und durchlocht, so dass ein<br />
Aufhängen möglich erscheint. PA42973 ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehend eingeritzte<br />
Winkel verziert, die durch eingestochene Punkte gefüllt sind. SH016e trägt an der Schulter vier<br />
längliche Knubben. PA45239 trägt ebenfalls Knubben, am Bauch ist das Gefäße durch vierfach<br />
geritzte, stehende Winkel, begleitet von Motiven aus eingestochenen Punkten verziert. Zuletzt trägt<br />
das Gefäß PA56289 am Hals eine waagrecht umlaufende, dreifache Kannelur und am Bauch<br />
hängende Winkel aus dreifacher Kannelur.<br />
8.2.2.3 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – gedrückte Variante<br />
PA38255 PA42649 PA42994 PA45274 PA56059<br />
Der gedrückten Variante gehören 19 Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,35. Trotz ihrer<br />
Breite haben sie eine ausgeprägt doppelkonische Form, das Unterteil ist zumeist konkav einziehend<br />
gearbeitet. Mittelgroße und große Größen überwiegen, es sind aber auch zwei Miniaturgefäße in<br />
dieser Gruppe (PA45302_C059, PA45374_C073), sie sind durch schräge bzw. senkrechte Kannelur<br />
des Schulterbereiches verziert. Die restlichen Gefäße sind PA38255_A008, PA38339_StrfA,<br />
PA42649_A043, PA42724_A059, PA42994_A106, PA43166_B138, PA43233_B146, PA45274_C054,<br />
PA45339_C067, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56262_A039, SH008e_B008, SH069a_B069,<br />
SH070c_B070, SH102a_B102 und SH104b_B104. Nur drei Gefäße sind gänzlich unverziert, sechs<br />
tragen eine sehr typische Verzierung, nämlich jeweils vier Knubben an der Schulter, um die<br />
mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen. Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der<br />
Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In fast allen Fällen ist der obere Bereich des<br />
Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend hervorgehoben (PA38339, PA42724,<br />
PA45339, PA56059, PA56065, PA56262). PA45274 zeigt das Motiv in etwas abgewandelter Form,<br />
anstelle der Bogenkannelur sind hier unter den Knubben Spiralleisten angebracht. Charakteristisch für<br />
diesen Typ ist auch die Verzierung mit Winkeln und Dreiecken aus mehrfacher Kannelur, die an den<br />
Gefäßen PA42994, PA43233, SH070c, SH102a und SH104b zu beobachten ist. Häufig ist zudem der<br />
Hals-/Schulterumbruch durch mehrfache, waagrechte Kannelur betont. Lediglich ein Gefäß trägt<br />
außer den Knubben an der Schulter am Bauch ein mit Kammstrich eingeritztes Winkelband. Am<br />
Bauch des Gefäßes PA38255 befinden sich schräge, eingeritzte Strichbündel, abwechselnd orientiert,<br />
die von eingestochenen Punkten begleitet werden.<br />
68
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2.2.4 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – hohe Variante<br />
PA38267 PA42868 PA42928 PA42995 PA45224<br />
Die hohe Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von nahezu 1:1 und ist in der Form doppelkonisch.<br />
Neben den sechs Gefäßen PA38267_A010, PA42678_A048, PA42868_A091, PA42928_A098,<br />
PA42995_A106 und PA45224_C046 könnte auch das Gefäß PA38277 mit Henkel zu diesem Typ<br />
gezählt werden. PA45224 ist ein Miniaturkegelhalsgefäß mit sehr hohem Hals, es ist etwas schief<br />
geraten und weist an der Schulter senkrechte und schräge Kannelurbündel sowie gefüllte und<br />
hängende Winkel auf. Zwei Gefäße tragen kreuzständige Knubben an der Schulter (PA38267 und<br />
PA42678), PA42928 ist durch mehrfache, waagrechte Kannelur des Hals-/Schulterumbruches und<br />
durch senkrechte und schräge Kannelurbündel an der Schulter charakterisiert, PA42868 trägt<br />
ungewöhnliche, längliche Knubben und außerdem an Hals und Schulter stehende Winkel in<br />
Kammstrichtechnik. PA42995 ist unverziert.<br />
8.2.2.5 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante<br />
PA38285 PA45042 PA45216 PA45267 PA56216<br />
Die kugelige Variante der Kegelhalsgefäße hat im Durchschnitt einen Höhen-/Breitenindex von 1:1,2<br />
und zeichnet sich durch den kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der dadurch entsteht, dass<br />
der Hals-/Schulterumbruch wenig ausgeprägt ist und der Bauch kugelig geformt ist. Das<br />
Gefäßunterteil ist kugelig bis kalottenförmig. Fast alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind<br />
mittelgroß, eines ist den Miniaturgefäßen zuzuordnen (PA38256_A007). Es ist am Hals durch<br />
Dreiecke aus eingedrückten Punkten, am Bauch durch Winkel dreifacher Kannelur verziert. Ansonsten<br />
zählen noch elf Gefäße zu dieser Variante, und zwar die Gefäße PA38256_A007, PA38285_A023,<br />
PA42651_A044, PA43085_B124, PA45042_C018, PA45082_C025, PA45169_C036, PA45216_C045,<br />
PA45255_C050, PA45267_C052, PA45398_C080 und PA56216_A027. Drei sind unverziert,<br />
stehende Winkel aus Kammstrich verzierten Hals und Bauch der Gefäße PA38256, PA42651 und<br />
PA45169. Das charakteristische Knubben-/Bogenkannelurmotiv findet sich auf vier Gefäßen dieser<br />
Gruppe (PA45042, PA45216, PA45255 und PA45267).<br />
8.2.2.6 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante mit abgesetztem Hals<br />
PA42888 PA45208 PA45228 PA72168 PA74271<br />
69
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Bei der kugeligen Variante mit abgesetztem Hals ist vor allem der Bauch und das Gefäßunterteil<br />
kugelig ausgeformt. Es handelt sich durchwegs um sehr kleine Kegelhalsgefäße, bis auf<br />
PA72168_Strf, einem mittelgroßen Exemplar. Das Gefäß ist ungewöhnlich verziert, unter dem Rand<br />
verläuft am Hals eine dreifache waagrechte Kannelur, darunter befinden sich senkrechte Streifen aus<br />
dreifachen Punktreihen, die jeweils abwechselnd zu hängenden und stehenden Dreiecken auslaufen.<br />
Am Bauch verläuft eine umlaufende, doppelte Einstichreihe, darunter hängen Dreiecke aus drei- bis<br />
vierfachen Einstichreihen, um die ein geritzter Winkel verläuft. An den Spitzen der Winkel sitzen<br />
weitere Punkte. Zwischen den vier Winkeln prangen vier Kreuze aus doppelten Einstichreihen.<br />
PA74271_D011 kann als Miniaturgefäß klassifiziert werden. Am Hals des Gefäßes verläuft eine<br />
doppelte, waagrechte Reihe aus viereckigen Einstichen, am Bauch ein Winkelband aus denselben<br />
Einstichen, begleitet von doppelten Ritzlinien. Der Boden ist durch einen leichten Omphalos markiert,<br />
um den eine doppelte Kreiskannelur führt. PA45228_C046 ist unverziert, PA45208_C043 trägt an der<br />
Schulter unterhalb des durch dreifache, waagrechte Kannelur markierten Hals-/Schulterumbruchs<br />
gefüllte stehende und hängende Winkel aus Kannelur, und PA42888_A093 ist am Hals durch schräge<br />
Bündel doppelter Kannelur und am Bauch durch kannelierte Doppelspiralen alternierend mit<br />
Kreiskanneluren verziert.<br />
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals<br />
Die 16 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals belegen eine Zwischenstellung zwischen dem Typ mit<br />
hohem und dem Typ mit niedrigem Hals. Der deutlich von der Schulter abgesetzte Hals nimmt etwa<br />
ein Fünftel des Gefäßkörpers ein. Gefäße dieses Typs sind zwischen 16,7 cm und 38,2 cm hoch,<br />
durchschnittlich 27,5 cm, und zwischen 21 und 42 cm breit, durchschnittlich 33,3 cm. Das Höhen-<br />
/Breitenverhältnis ist 1:1,2. Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals fassen zwischen 2,54 und 21,45 l, im<br />
Durchschnitt 11,25 Liter, in der Mehrheit handelt es sich um sehr kleine und kleine Gefäße, vier<br />
gehören der mittleren Größenklasse an. Echte Miniaturformen sind nicht darunter. Gräber mit<br />
Gefäßen dieses Typs sind vor allem in Nordbereich des Gräberfeldes zu finden, bis auf die beiden<br />
Gräber C035 und C068, die im Südosten liegen.<br />
8.2.3.1 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – normal proportionierte Variante<br />
PA45349 SH043g SH045a SH067a SH099b<br />
Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 zählen die Gefäße<br />
PA45349_C068, SH043g_B043, SH045a_B045, SH059d_B059, SH067a_B067 und SH099b_B099.<br />
Das Gefäß SH045a ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehende Winkel aus Kammstrich verziert,<br />
das Gefäß PA45349 trägt am Hals dreifache, stehende Winkel aus Einstichreihen und am Bauch<br />
schraffierte, hängende Winkel aus doppelten Einstichreihen.<br />
8.2.3.2 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – gedrückte Variante<br />
PA42750 PA45351 PA56195<br />
Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4. Die unverzierten Gefäße<br />
PA42750_ A064, PA45351_C068 und PA56195_A015 zählen dazu.<br />
70
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2.3.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – hohe Variante<br />
PA42892 PA43050 SH052b<br />
Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,1 umfasst drei Gefäße: A094_PA42892,<br />
A116_PA43050 und B052_SH052b. PA42892 ist in Form eines mehrfachen Winkelbandes rotschwarz<br />
bemalt, PA43050 trägt am Bauch dreifache, stehende Winkel aus Kannelur und SH052b ist<br />
am Hals durch senkrechte Striche aus mehrfachen, feinen Ritzlinien und an der Schulter durch<br />
doppelte, stehende Winkel aus mehrfachen, feinen Ritzlinien verziert.<br />
8.2.3.4 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – kugelige Variante<br />
PA42663 PA43040 PA45159<br />
Die unverzierten Gefäße A045_PA42663, A115_PA43040, C035_PA45159 und A018_PA56203<br />
wurden zur kugeligen Variante gruppiert, die mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 ebenfalls<br />
normal proportioniert ist, das Gefäßunterteil ist jedoch weniger doppelkonisch als kugelig ausgefallen.<br />
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals<br />
35 Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals, deren deutlich von der Schulter abgesetzter<br />
Hals etwa ein Sechstel des Gefäßkörpers oder noch weniger einnimmt. Im Durchschnitt sind sie 21,8<br />
cm hoch (11 – 38 cm) und 29,1 cm breit (13,6 – 47,5 cm) und fassen einen Inhalt von 8,97 l (0,82 –<br />
31,08 l). Ein Miniaturgefäß ist in dieser Gruppe (PA56249). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im<br />
Durchschnitt bei 1:1,4. Der Schwerpunkt der Verbreitung der Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals liegt<br />
eindeutig im mittleren Westbereich des Gräberfeldes. Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals sind die<br />
typische Form der Großgefäße in Süd- und Südwestdeutschland 92 ebenso wie im Inn–Salzach–<br />
Raum. 93 Neben der Form ist die Verzierung der Gefäße durch Bemalung kennzeichnend für den<br />
westlichen Einfluss.<br />
8.2.4.1 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – normal proportionierte Variante<br />
PA38246 PA38289 PA38291 PA42712 PA42807<br />
Die Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,3) sind<br />
PA38246_A001, PA38289_A024, PA38291_A025, PA42712_A055, PA42777_A071, PA42807_A076,<br />
PA42869_A091 und PA45325_C063. Bis auf das unverzierte Gefäß PA42712 und das durch<br />
senkrechte Kannelurbündel verzierte Gefäß PA38291 sind alle anderen rot-schwarz bemalt. PA45325<br />
trägt ein Rautenmotiv, die anderen Winkelbänder und Dreiecke.<br />
92 Klemm 1992, 41.<br />
93 Stöllner 2002, 162 ff.<br />
71
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.2.4.2 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – gedrückte Variante<br />
PA38286 PA42870 PA42958 PA42962 SH012b<br />
Die gedrückte, fast schüsselartige Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,65. Während<br />
PA38286_A023, PA42870_A091 und SH012b_B012 rot-schwarz bemalt sind und jeweils ein<br />
Winkelmuster tragen, ist die Verzierung der Gefäße PA42958_A102, PA42962_A103, PA43155_B137<br />
und PA56071_Strf sehr ähnlich: Sie tragen an der Schulter jeweils eine horizontale Reihe einfacher<br />
Einstiche, senkrechter Kerben bzw. Stempel in Form des Buchstabens U.<br />
8.2.4.3 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – hohe Variante<br />
PA42685 PA56170 PA42669 SH028e SH060c<br />
Die hohe Variante ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 und einen sehr hoch sitzenden<br />
Bauchumbruch charakterisiert, das Gefäßunterteil ist steil und konisch ausgeformt. Die Gefäße<br />
PA38259_A009, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42806_A076, PA56170_A010, SH028e_B028<br />
und SH060c_B060 zählen hierzu. Drei Gefäße (PA42669, PA42685 und SH060c) sind rot-schwarz in<br />
Form eines Winkel- oder Dreiecksmusters bemalt, die restlichen vier Gefäße sind unverziert.<br />
8.2.4.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – kugelige Variante<br />
Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören mit 13 Gefäßen die meisten Kegelhalsgefäße<br />
mit niedrigem Hals. Es handelt sich um die Gefäße B76_B076, PA38247_A001, PA38278_A012,<br />
PA42815_A077, PA42826_A082, PA42961_A103, PA56249_A036, SH014a_B014, SH022e_B022,<br />
SH037a_B037, SH073d_B073, SH113c_B113 und SH115a_B115. Mit einem normalen Höhen-<br />
/Breitenverhältnis von durchschnittlich 1:1,3 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen<br />
Gefäßaufbau unterhalb des Halses aus, der keinen deutlichen Bauchumbruch zulässt. Bis auf zwei<br />
unverzierte Gefäße (SH022e und SH115a) sind alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals in<br />
vielfältiger Manier verziert: Die Gefäße PA38278, PA42815, PA42826, PA42961, PA56249 und<br />
SH073d sind rot-schwarz bemalt, durch Winkelbänder oder Dreiecke, PA42815 trägt zusätzlich ein<br />
breites Winkelband aus mehrfacher Kannelur, an dessen untere Winkel große Dellen angebracht sind.<br />
Die Winkel und Dellen sind von Einstichen begleitet. PA42961 trägt außer der Bemalung senkrechte<br />
Kannelurbündel am Bauch, zwischen denen Andreaskreuze aus doppelter Kannelur verlaufen. B76<br />
und SH037a sind identisch verziert, und zwar durch eine waagrechte, umlaufende Reihe von<br />
rechteckigen Einstichen am Hals-/Schulterumbruch, unter der ein Winkelband in gleicher Technik<br />
verläuft.<br />
PA38247 trägt am Hals eingeritzte, zwei bis dreifache, stehende Winkel, die mit eingedrückten<br />
Punkten gefüllt sind, dazwischen sind eingeritzte Kreise mit Punkt in der Mitte gestellt. Am Bauch ist<br />
viermal ein punktgefüllter, stehender Winkel alternierend mit einem Kreuz mit erhobenen Armen<br />
72<br />
PA38247 PA42826 PA56249 SH037a SH073d
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
dargestellt, was einer anthropomorphen Darstellung gleichkommen dürfte. Die geritzte Linie ist durch<br />
eingedrückte Punkte begleitet. Auch am Bauch findet sich als Füllmotiv der Kreis mit Punkt in der<br />
Mitte. Ähnlich ist die Verzierung des Gefäßes SH014a, am Hals befindet sich ein eingeritztes, von<br />
Eindrücken umgebenes Winkelband, am Bauch, von dem nicht viel im Original erhalten ist, sind<br />
mehrfache, eingeritzte Winkel und Punktreihen ebenso zu erkennen wie ein Kreuz mit erhobenen<br />
Armen, geritzt, von Punkten begleitet. An der Schulter des Gefäßes SH113c ist eine Winkelband aus<br />
dreifachen, tannenzweigartigen Eindrücken angebracht, an jeder Spitze des Winkelbandes befindet<br />
sich eine Delle.<br />
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel<br />
PA38277 PA45222 SH013d<br />
PA38277 aus Grab A012 ist 32,5 cm hoch, 34,5 breit und fasst 13,02 l. Der Form nach ist es ein<br />
Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, ungewöhnlich ist der an einer Seite des Halses oberhalb des Hals-<br />
/Schulterumbruches angebrachte, doppelt kannelierte Henkel. Auch die Verzierung ist atypisch –<br />
Neben der umlaufenden waagrechten Kannelierung des Halses und des Schulterbereiches sind am<br />
Hals-/Schulterumbruch vier Knubben angebracht. Unterhalb der Knubben sind Bögen aus mehrfacher<br />
Kannelur angebracht, die aber nicht wie üblich nach unten gebogen sind, sondern aufrecht stehen.<br />
Ein fast identisches Gefäß wurde in Loretto, Fundstelle 25a, gefunden. 94 Die typischen „Maria Rast –<br />
Krüge“, die an Hals-/Schulterumbruch durch zwei Henkel gekennzeichnet und in der<br />
späturnenfelderzeitlichen Gruppe Ruše II in Slowenien beheimatet sind, 95 werden in Zusammenhang<br />
mit dem Gefäße PA38277 von S. Stegman – Rajtar genannt. 96<br />
SH031d aus Grab B031 ist ein unverziertes, kugeliges Gefäß mit kurzem Kegelhals, an beiden Seiten<br />
des Hals-/Schulterumbruches sind kleine, englichtige Henkel angebracht. Mit 16,5 cm Höhe, 19 cm<br />
Breite und 2,46 l Fassungsvermögen gehört es zu den kleinen Kegelhalsgefäßen. Auch bei dem<br />
Gefäß PA45222 aus Grab C045 sind zwei, allerdings etwas weitere Bandhenkel am Hals-<br />
/Schulterumbruch angebracht. Der untere Teil des Gefäßes ist mit einer Besenstrichrauung versehen.<br />
Es gehört zur Gruppe der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals und ist ein sehr schlanker Vertreter seines<br />
Typs. Mit 28,5 cm Höhe und 27,3 cm Breite fasst es 8,07 l. Zwei Gefäße mit gewisser Ähnlichkeit aus<br />
Loretto werden dort als Amphoren bezeichnet und mit Stücken aus Stillfried und Podoli verglichen, die<br />
zwischen der mittleren und beginnenden späten Urnenfelderzeit datiert werden. 97<br />
8.2.6 Verzierungen<br />
Fasst man die häufigsten Verzierungen der Kegelhalsgefäße zusammen, so sind 61 (30,7 %)<br />
unverziert, 21 bemalt (10,6 %), 25 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kammstrichtechnik verziert<br />
(12,6 %), 19 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kannelurtechnik (9,5 %), sieben Gefäße sind nur<br />
durch Knubben verziert (3,5 %) und 33 tragen das typische Knubben-/Bogenmotiv (16,6 %). Ebenfalls<br />
33 tragen andere Verzierungsmotive und –techniken. Die Kreuztabelle gibt die häufigsten<br />
Verzierungsarten in Zusammenhang mit den Haupttypen der Gefäße wieder. Ein deutlicher<br />
Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Kegelhalsgefäßtyp wird sichtbar: Knubben und Bogen<br />
sind ausschließlich auf Kegelhalsgefäßen mit hohem Hals zu finden, Knubben als Einzelmotiv ebenso.<br />
Geritzte und kannelierte Winkel und Bogenmotive sind ebenfalls fast ausschließlich bei den hohen<br />
Kegelhalsgefäßen zu finden. Der überwiegende Anteil der bemalten Gefäße ist unter den<br />
Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals zu suchen, rot – schwarze Bemalung tritt in wenigen Fällen<br />
jedoch auch bei den Kegelhalsgefäßen mit hohem und mittlerem Hals auf.<br />
94 Nebelsick 1994a, 69, Taf. 43, 25a/48.<br />
95 Müller – Karpe 1959, Taf. 110-115; J. Kaerner 1989, 222.<br />
96 Stegmann-Rajtár 1992, 73.<br />
97 Nebelsick 1994a, 35 f.<br />
73
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Anzahl<br />
Typ<br />
Gesamt<br />
flau<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
Verzierung<br />
Winkel Winkel<br />
und und<br />
Knubben<br />
Dreiecke Dreiecke<br />
und anders<br />
unverziert bemalt geritzt kanneliert Knubben Bogen verziert Gesamt<br />
19 1 3 23<br />
23 5 22 18 6 33 17 124<br />
12 1 2 1 1 17<br />
7 15 1 12 35<br />
61 21 25 19 7 33 33 199<br />
Die Kartierung der wichtigsten Verzierungstechniken und Motive hinterlässt ein einigermaßen klares<br />
Bild: Bemalte Kegelhalsgefäße sind vor allem im mittleren Westbereich vertreten, Kegelhalsgefäße mit<br />
Winkeln und Dreiecken in Kammstrichtechnik finden sich eher im Nordbereich. Die beliebte Knubben<br />
und Bogenkombination ist über das gesamte Gräberfeld verteilt, einer der Schwerpunkte liegt aber im<br />
Südostbereich der ergrabenen Fläche.<br />
Abb. 47: bemalte Kegelhalsgefäße<br />
Abb. 48: Kegelhalsgefäße mit<br />
Kammstrichwinkeln<br />
Abb. 49: Kegelhalsgefäße mit<br />
Knubben und Bögen<br />
74
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3 Schüsseln<br />
Wie die Schalen sind auch Schüsseln weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung<br />
wesentlich größer als der Boden ist. Durch eine deutliche Schulter- und Halsausbildung lassen sie<br />
sich als zwei- bzw. dreiteilige Gefäße beschreiben und von den Schalen abgrenzen. 98 Unter den<br />
Schüsselformen – Henkelschüsseln ausgenommen – können zwei wesentliche Grundtypen<br />
unterschieden werden: Die schwarz-rot bemalten (Kragenrand-)schüsseln und die Schüsseln ohne<br />
Bemalung. Schüsseln gehören zu den dritthäufigsten Typen des Gräberfeldes Statzendorf, insgesamt<br />
konnten 261 Schüsseln vorgelegt werden, was etwa 17,6 % des Keramikmaterials entspricht.<br />
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln<br />
Rot-schwarz bemalte Schüsseln treten in 25 Gräber auf, zumeist ist nur ein Gefäß dieser Art im Grab.<br />
In einem Fall jedoch zwei und einmal sogar drei. Gräber mit rot-schwarz bemalten Schüsseln haben<br />
einen durchschnittlichen Sozialindex von 31,6, sind daher deutlich besser ausgestattet als der<br />
Durchschnitt der Gräber (21,4). Unter den Gräbern sind sechs archäologisch als Männergräber und<br />
drei als Frauengräber bestimmte Komplexe, was einer deutlichen Bevorzugung der Männer entspricht.<br />
In vier Fällen ist die Verwendung der Gefäße als Urne belegt, und zwar in den Gräbern A015, A030,<br />
A117 und B138, drei geschlechtsindifferente Gräber und ein Männergrab. S. Klemm hat in Bad<br />
Fischau beobachtet, dass Kegelhalsgefäße mit niedrigem Rand und Kragenrandgefäße mit rotschwarzer<br />
Bemalung regelhaft in Verbindung mit Männerbestattungen auftreten. 99 Die praktische<br />
Verwendung der Gefäße ist durch eine Reparaturstelle in einem Fall belegt, vermutlich dienten die<br />
Gefäße als Weinbehälter, wie im Falle von Zagersdorf nachgewiesen werden konnte. 100<br />
Die Verteilung der rot-schwarz bemalten Schüsseln ist im<br />
gesamten Gräberfeld konstant, eine Konzentration liegt im<br />
mittleren Westbereich.<br />
Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln haben einen<br />
senkrechten bis leicht trichterförmigen, kurzen Kragenrand, der<br />
von der Schulter deutlich abgesetzt ist. Der Randdurchmesser<br />
beträgt etwa zwei Drittel des größten Bauchdurchmessers. Der<br />
Gefäßkörper ist kugelig, das Gefäßunterteil zumeist konisch,<br />
leicht eingezogen oder auch kalottenförmig. Die ebene<br />
Standfläche schließt das Gefäß nach unten ab. Nach der Höhen-<br />
/Breitenrelation werden sechs gedrückte, elf normal<br />
proportionierte und zwei hohe Gefäße zu Varianten<br />
zusammengefasst. Die Formvariationen dürften weder<br />
chronologisch noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes<br />
eine Rolle spielen. Zehn Gefäße können aufgrund ihres<br />
fragmentarischen Zustandes nicht eingeordnet werden. Es sind<br />
dies die Gefäße PA38352_A019, PA42874_A091, PA43025_<br />
A109, PA43065a_A117, PA45166_C035, PA45362_ C071,<br />
PA45411_C081, PA45412a_C081, PA56204a_A018 und<br />
SH029d_B029. Bei den Fragmenten ist oft nur die Bemalung der<br />
Randzone zu erkennen, PA38352 trägt ein Winkelmotiv, bei<br />
PA45412a sind die Winkel, die abwechselnd rot und schwarz<br />
bemalt sind, durch Ritzlinien vorgezeichnet. PA45411 trägt ein<br />
Rahmenmotiv mit Andreaskreuzen, deren seitliche Winkel<br />
wiederum durch Winkel gefüllt sind. Ganz ähnlich ist das<br />
Fragment PA45362, von dem aber nicht so viel erhalten ist.<br />
Die rot-schwarz bemalten Gefäße besitzen gewisse Gemeinsamkeiten in ihrer Verzierung. Bei allen<br />
Gefäßen ist der Rand schwarz bemalt bzw. stark grafitiert und der Schulter-/Bauchbereich rot<br />
gehalten, in manchen Fällen ist der Boden dann wiederum schwarz ausgeführt, häufig bildet ein<br />
schwarzes, umlaufend waagrechtes Band den Abschluss des Musters der Bauchpartie. Mehrfache,<br />
verschränkte Winkel und Winkelbänder sowie Rautenmuster sind die beliebtesten Motive. Bei einigen<br />
Gefäßen ist nur noch erkennbar, dass sie einmal bemalt waren, das Muster jedoch nicht mehr,<br />
vielleicht haben sie auch nie eines getragen. Interessant ist jedenfalls, dass die schwarze Bemalung<br />
der Gefäße in unterschiedlicher Technik ausgeführt wurde. Zehn Gefäße sind mit Grafit bemalt, 19 mit<br />
schwarzer Farbe, auf jeden Fall ohne Grafit. Ein Mischen der Techniken kommt nicht vor. Es fällt auf,<br />
98 Klemm 1992, 48.<br />
99 Klemm 1992, 27.<br />
100 Rebay 2002, 80.<br />
Abb. 50: rot-schwarz bemalte<br />
Schüsseln<br />
75
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
dass bei hohen Formen die Grafitstreifen bevorzugt wurden, bei gedrückten Formen die Bemalung<br />
ohne Grafit. Grafitstreifen kommen im älteren Teil des Gräberfeldes häufiger vor als schwarze<br />
Bemalung, die wiederum im jüngeren Teil bevorzugt verwendet wird. Bei zwei Stücken (PA45412a<br />
und SH070b) ist die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben. In der Motivgestaltung innerhalb des<br />
Gräberfeldes ist keine Regelhaftigkeit oder Abfolge erkennbar, allerdings ist auffällig, dass in drei<br />
Fällen benachbarte Gräber fast identisch verzierte Schüsseln beinhalten. Das ist bei Grab C071 und<br />
C081 der Fall, die beide Schüsseln mit Rahmenmotiv und Andreaskreuz enthielten, bei Grab A010<br />
und A011, die beide durch ineinandergestellte, auf der Spitze stehende Rauten verziert sind, sowie<br />
bei Grab A015 und A030, die beide Schüsseln mit Winkelmotiv und geritzter Bogengirlande<br />
aufwiesen.<br />
Kragengefäße und Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals gehören zu den Leitformen der älteren<br />
Hallstattzeit in Süddeutschland, 101 sie sind im Inn–Salzachgebiet ebenso heimisch 102 und sind in<br />
praktisch allen niederösterreichischen Gräberfeldern, je nach geographischer Lage, mehr oder<br />
weniger häufig zu finden.<br />
8.3.1.1 Normal proportionierte rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln<br />
PA38270 PA45149 PA45392 SH070b SH073b<br />
Die Schüsseln dieser Variante besitzen ein konisches Gefäßunterteil, das mitunter leicht eingezogen<br />
sein kann, einen kugeligen Bauchumbruch, der etwa in der Mitte der Gefäße sitzt und ein Verhältnis<br />
zwischen Höhe und Breite von ca. 1:1,5. Die elf Gefäße PA38270_A011, PA38271_A011,<br />
PA38272_A011, PA42695_A051, PA42916_A097, PA43168_B138, PA45149_C033, PA45392_C078,<br />
SH017b_B017, SH070b_B070 und SH073b_B073 können dieser Variante zugeordnet werden. Die<br />
Gefäße sind zwischen 9,2 und 19 cm hoch, durchschnittlich 14,3 cm, und zwischen 12 und 41 cm<br />
breit, durchschnittlich 24 cm. Sie fassen zwischen 0,72 und 6,93, im Durchschnitt 3,31 l. Bei fünf<br />
Gefäßen ist außer der schwarzen Bemalung der Randzone und der roten Bemalung des<br />
Gefäßkörpers keine Verzierung mehr zu erkennen (PA38271, PA38272, PA43168, SH017b, SH073b),<br />
bei PA45392 ist Rand und Schulter schwarz bemalt, dann folgt ein roter Streifen, und das<br />
Gefäßunterteil ist wieder in schwarz ausgeführt. Zwischen Rand und Schulter befindet sich eine<br />
doppelte Durchlochung im Sinne einer Reparaturstelle links und rechts eines Sprunges. PA45149<br />
trägt ein dreifaches Winkelband, PA42695 und PA42916 sind durch mehrfache, stehende und<br />
hängende Winkel verziert, PA38270 durch ein Motiv aus auf der Spitze stehenden, ineinander<br />
gestellten Vierecken. SH070b trägt zwei eingeritzte, gegenläufige, dreifache Winkelbänder, die auf der<br />
Spitze stehende Vierecke bilden. Die jeweils äußere Linie ist schwarz bemalt. Es ist neben dem<br />
Fragment PA45412a der einzige Fall, bei dem die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben ist.<br />
8.3.1.2 Gedrückte, rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln<br />
PA38280 PA38287 PA38305 PA43010 SH040b<br />
Zu den gedrückten Vertreten der Kragenrandschüsseln gehören die sechs Gefäße PA38280_A015,<br />
PA38287_A023, PA38305_A030, PA43010_A107, PA56173_A010 und SH040b_B040. Sie haben ein<br />
Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7, sind zwischen 9,3 und 14 cm hoch, im Durchschnitt 11,8 cm, und<br />
zwischen 15,7 und 25,8 cm breit, im Durchschnitt 20,3 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 1,06<br />
und 3,47 l, im Durchschnitt bei 2,29 l. Der Gefäßkörper dieser Form ist zumeist kugelig, der<br />
Bauchumbruch liegt in der Mitte und das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. PA38287 ist in der<br />
101 Schreg 1998, 144 f.<br />
102 Stöllner 2002, 176 ff.<br />
76
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Form ein wenig anders, mit dem konischen Gefäßunterteil liegt der Bauchumbruch ein wenig höher<br />
als bei den anderen Gefäßen. Außerdem ist es das einzige Gefäß dieser Variante, das einen<br />
englichtigen Bandhenkel trägt. Der Bandhenkel ist eher verzierendes als funktionelles Element, von<br />
anderen Verzierungen ist nichts mehr zu erkennen. Bei PA43010 kann die Verzierung auch kaum<br />
mehr erahnt werden, als plastisches Verzierungselement tritt am Übergang von der Standfläche zur<br />
Gefäßunterseite eine umlaufende, dreifache, waagrechte Kannelur auf. PA56173 trägt ein Motiv aus<br />
auf der Spitze stehende, ineinander gestellten Vierecken, SH040b ein zumindest doppeltes<br />
Winkelband. Die Gefäße PA38280 und PA38305 sind nahezu identisch und stammen aus<br />
benachbarten Gräbern. Unterhalb des vierfachen Winkelbandes, das Schulter und Bauch ziert, ist an<br />
der Gefäßunterseite eine Bogengirlande aus dreifacher Ritzlinie angebracht, die von eingestochenen<br />
Punkten begleitet ist. Bei PA38305 ist noch ein englichtiger Bandhenkel, auch hier eher als<br />
verzierendes denn funktionelles Element, zu bemerken.<br />
8.3.1.3 Hohe rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln<br />
PA43237<br />
SH072c<br />
Die beiden Gefäße PA43237_B146 und SH072c_B072 können als hohe Formen bezeichnet werden,<br />
da ihr Höhen-/Breitenverhältnis bei etwa 1:1,7 liegt. Die Gefäße sind sehr groß, das Gefäß, bei dem<br />
zumindest ein Profil vollständig erhalten ist, ist 28,5 cm hoch und 38 cm breit. Beide Gefäße sind am<br />
Bauch durch mehrfache, stehende Winkel aus Grafitstreifen verziert.<br />
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung<br />
Bei 29 Gräbern wurde dokumentiert, dass die Schüssel als Behältnis für Leichenbrand, also als Urne,<br />
diente. In Wahrheit dürfte dies viel öfter der Fall gewesen sein, denn prozentuell gesehen sind<br />
Schüsseln mit 54,7 % die Leichenbrandbehälter, die am häufigsten vorkommen, gefolgt von<br />
Kegelhalsgefäßen mit 24,6 %.<br />
Schüsseln ohne Bemalung sind aus 153 Gräbern dokumentiert, 106-mal kommt nur eine, 36-mal<br />
zwei, zehnmal drei und einmal kommen vier Schüsseln gemeinsam in einem Grab vor. Gräber mit<br />
Schüsseln stammen 17-mal aus Männergräbern, 28-mal aus Frauengräbern und zweimal aus<br />
Kindergräbern, sie dürften also keine geschlechterspezifische Beigabenform sein. Der<br />
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Schüsseln liegt mit 25,5 nur leicht über dem allgemeinen<br />
Durchschnitt von 21,4.<br />
Alle Schüsselformen zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 4,5 und 28 cm<br />
hoch, im Durchschnitt 14 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von<br />
7,2 bis 41 cm, im Durchschnitt 21,9 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,6<br />
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 17 l, im Durchschnitt bei 3,47 l.<br />
20 Schüsseln wurden aufgrund ihres Fassungsvermögens von unter 0,65 l als Miniaturgefäße<br />
klassifiziert.<br />
Die Schüsseln sind überwiegend aus feinem Ton hergestellt (207 bzw. 89,2 %), bei 41,8 % der<br />
Gefäße ist die Oberfläche, zumindest am Rand, geglättet oder poliert. 145 Gefäße (62,5 %) sind<br />
außen grafitiert, was natürlich dazu führt, dass die Farbe der Oberfläche vorwiegend grau erscheint.<br />
Neben grau kommen graubraune und rötliche Schattierungen vor. Vier Schüsseln weisen Spuren<br />
sekundären Brandes auf, zwei Gefäße zeigen Reparaturstellen (PA45316 und SH091a).<br />
Die Schüsseln werden in erster Linie nach der Gestaltung des Randes in fünf Typen gegliedert, die<br />
dann wiederum nach ihren Proportionen in Varianten zerfallen. Die Grenzen zwischen den Varianten<br />
sind fließend. Der häufigste Typ mit 75 Vertretern (32,4 %) sind die Schüsseln mit geradem, langem<br />
Rand, gefolgt von den Schüsseln mit langem Kegelrand (66 Vertreter bzw. 28,5 %) und den<br />
Schüsseln mit Kragenrand (37 Gefäße bzw. 15,9 %). Schüsseln mit kurzem, geraden Rand (21 bzw.<br />
9,1 %) und Schüsseln mit kurzem Kegelrand (15 bzw. 6,5 %) bilden kleinere Gruppen. Alle diese<br />
Typen werden nochmals in gedrückte, kugelige, normal proportionierte und hohe Varianten gegliedert.<br />
18 Fragmente können keinem Typ mehr zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße<br />
PA43017a_A108, PA45241_C047, PA45282_C055, PA45359a_C070, PA45389_C078,<br />
PA45394b_C078, PA45400a_C080, PA56049b_GA04, PA56056_GA08, PA56156_Strf,<br />
77
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
PA56162_A005, PA56204c_A018, PA56240_A035, PA56288_Strf, PA86354a_D018,<br />
PA86354f_D018, SH066b_B066 und SH090c_B090. Bei vielen der Fragmente lassen sich<br />
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren<br />
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.<br />
gerader, kurzer Rand<br />
8<br />
11<br />
gerader, langer Rand<br />
33<br />
7<br />
26<br />
kurzer Kegelrand<br />
6<br />
langer Kegelrand<br />
10<br />
37<br />
13<br />
fragmentiert<br />
Kragenrand<br />
9<br />
10<br />
12<br />
hoch<br />
normal<br />
Fragment<br />
18<br />
kugelig<br />
gedrückt<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
Abb. 51: Häufigkeit einzelner Typen unbemalter Schüsseln<br />
Schüsseln ohne Bemalung und ohne Henkel sind geläufige Typen, deren Hauptverbreitungsgebiet<br />
westlich des Wienerwaldes liegen dürfte. Außer in Statzendorf sind sie einigermaßen regelmäßig in<br />
Maiersch, 103 Maissau 104 und dem Fundraum Traisental 105 mit den Fundstellen Langenlebarn,<br />
Gemeinlebarn, Wagram o. d. Traisen, Franzhausen und Nussdorf o. d. Traisen vertreten. Im Gebiet<br />
östlich davon dominieren Henkelschüsseln. Dieser Umstand<br />
könnte durch den geographisch bedingten, stärkeren Einfluss<br />
westlicher Strömungen auf die Keramikgestaltung zu erklären<br />
sein. In Kleinklein gehören Schüsseln ebenfalls zur typischen<br />
Grabausstattung. 106 Innerhalb der Nekropole lässt sich die<br />
Entwicklung von den hohen, bauchigen Schüsseln hin zu den<br />
flachen Schüsseln mit kurzer bzw. fehlender Schulter und<br />
scharfem Umbruch deutlich nachvollziehen. Schüsseln mit<br />
kurzem Rand sind hingegen bereits aus der Urnenfelderzeit<br />
bekannt. 107 Das häufigere Auftreten von Schüsseln generell<br />
wird als Indiz für eine jüngere Datierung innerhalb der<br />
Hallstattzeit gewertet, 108 wobei vor allem die Schüsseln mit<br />
steilem Hals und linsenförmigem Körper in die mittlere bis<br />
jüngere Hallstattzeit datiert werden. 109<br />
8.3.2.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand<br />
Die 21 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand weisen einen<br />
kugeligen Bauchumbruch auf, der zumeist im oberen Drittel<br />
oder in der Mitte des Gefäßes liegt, ein konisches<br />
Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Der Rand<br />
nimmt etwa ein Sechstel der gesamten Gefäßhöhe ein. Die<br />
Schüsseln sind zwischen 4,5 und 24,5 cm hoch, im<br />
Durchschnitt 14,3 cm, und zwischen 7,2 und 32 cm breit, im<br />
Durchschnitt 21,7 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich<br />
zwischen 0,4 und 11,18 l, im Durchschnitt auf 3,24 l. In dieser<br />
Gruppe sind überwiegend kleine Schüsseln zu finden, auch<br />
103 Berg 1962.<br />
104 Berg 1980.<br />
105 Neugebauer 1997, 165 ff.<br />
106 Dobiat 1980, 77 ff.<br />
107 Wewerka 1989.<br />
108 Preinfalk A. 2003, 103.<br />
109 Nebelsick 1997, 80.<br />
Abb. 52: Schüsseln mit geradem,<br />
kurzem Rand<br />
78
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
eine Miniaturschüssel. Die Schüsseln dieser Gruppe sind ausschließlich im Nord- und Mittelbereich<br />
des Gräberfeldes verteilt.<br />
8.3.2.1.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – normal proportionierte Variante<br />
PA42785 PA56226 PA56233 SH013b SH022f<br />
Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,5. Kennzeichnend ist der im oberen Drittel<br />
gelegene Bauchumbruch und das konische Gefäßunterteil. Folgende elf Gefäße zählen zu dieser<br />
Variante: PA42667_A046, PA42781_A071, PA42785_A072, PA43096_B126, PA56218_A028,<br />
PA56226_A029, PA56233_A031, PA56272_Strf, SH013b_B013, SH022f_B022 und SH066a_B066.<br />
Fast alle Gefäße sind Gänzlich unverziert, PA42667 weist an der Schulter kreuzständige, große<br />
Dellen auf, auf dem Rand des Gefäßes SH066a befindet sich eine längliche Knubbe.<br />
8.3.2.1.2 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – gedrückte Variante<br />
SH084c<br />
SH109a<br />
Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8. Die beiden Gefäße SH084c_B084<br />
und SH109a_B109 zählen dazu, beide Gefäße sind durch mehrfache, hängende Kannelurbögen<br />
verziert.<br />
8.3.2.1.3 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – kugelige Variante<br />
PA38284 PA42791 PA43098 PA56199 PA42653<br />
Die kugelige Variante zeichnet sich durch einen kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der<br />
Bauchumbruch sitzt in der Mitte, das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. Wie bei der normal<br />
proportionierten Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis in etwa 1:1,5. Die Variante umfasst die acht<br />
Vertreter PA38284_A021, PA42653_A044, PA42791_A073, PA42795_A074, PA42820_A078,<br />
PA43036_A114, PA43098_B126 und PA56199_A016. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,<br />
PA42653 trägt umlaufend an Schulter und Bauch eine senkrechte Kannelur, das Miniaturgefäß<br />
PA43036 schachbrettartig angeordnet eine schräge Kannelur. PA38284 ist unterhalb des Randes<br />
durch eine Reihe eingedrückter Punkte verziert, darunter befinden sich abwechselnd stehende und<br />
hängende Winkel aus fünffachen Punktreihen, die wiederum von einer eingeritzten Linie begrenzt<br />
sind.<br />
8.3.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand<br />
Die 75 Schüsseln mit geradem, langem Rand sind die größte Gruppe der Schüsseln. Die Höhe des<br />
Randes nimmt etwa ein Fünftel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Schüsseln mit<br />
geradem, langem Rand sind zwischen 5,5 und 22,4 cm hoch, im Durchschnitt 13 cm, 8 bis 35,5 cm<br />
breit, im Durchschnitt 20,6 cm und fassen zwischen 0,16 und 10,97 l Inhalt (im Durchschnitt 2,96 l). Ihr<br />
Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,7. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, sehr<br />
kleine und kleine Gefäße überwiegen aber bei weitem. Neun Gefäße lassen sich als Miniaturgefäße<br />
bezeichnen. Gräber mit Schüsseln dieses Typs sind über das gesamte Areal verteilt, allerdings liegt<br />
79
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
ein deutlicher Verbreitungsschwerpunkt im Südbereich des<br />
Gräberfeldes. Die Verlängerung des geraden Schüsselrandes<br />
könnte demnach eventuell chronologisch zu deuten sein.<br />
Folgende Gefäßfragmente konnten zwar dem Typ, nicht aber<br />
einer der untenstehenden Varianten zugeordnet werden:<br />
PA38319_A035, PA42905_A096, PA42979_A104,<br />
PA43087_B124, PA43115_B131, PA43228_B145,<br />
PA45047_C018, PA45057_C020, PA45063_C021,<br />
PA45119_C030, PA45192_C040, PA45195_C040,<br />
PA45259_C051, PA45277_C054, PA45298a_C059,<br />
PA45300_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062,<br />
PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07,<br />
PA56123_GD08, PA56191_A012, PA56214_A024,<br />
PA86331_D017 und PA86362_D019. Acht der<br />
Gefäßfragmente sind unverziert, 16 durch Kannelur in<br />
verschiedener Motivik, PA56123 fällt durch dreifache,<br />
hängende Bögen in Rollstempeltechnik auf, ebenso wie<br />
PA45277, ein Gefäß, bei dem offenbar kleine und große<br />
hängende Winkel in Rollstempeltechnik einander abwechseln.<br />
Abb. 53: Schüsseln mit geradem,<br />
langem Rand<br />
8.3.2.2.1 Schüsseln mit geradem, langem Rand – normal proportionierte Variante<br />
PA42765 PA42803 PA42936 PA45133 PA56052<br />
Mit 33 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: Vier<br />
Gefäße sind unverziert (PA42802_A075, PA42830_A083, PA43055_A116, SH063a_B063), zwei<br />
Gefäße, PA45133_C031 und PA45287_C057, tragen an der Schulter umlaufen eine senkrechte, zwei<br />
andere Gefäße PA42803_A075 und PA45273_C053, eine schräge Kannelur. Bei PA45202_C042 ist<br />
die senkrechte Kannelur der Gefäßschulter durch längliche Knubben unterbrochen. PA45402_C080<br />
ist durch schachbrettartig angeordnete, stehende und hängende, schraffierte Kannelurwinkel<br />
umlaufend verziert. Kreuzständige Knubben mit umgebender Bogenkannelur sind bei PA42936_A099,<br />
PA42937_A099, PA43018_A108 und PA43125_B132 zu bemerken. Längliche Knubben, flankiert von<br />
je zwei Kreiskanneluren prangen an der Schulter der Schüssel PA43012_A108. Fünf Schüsseln<br />
tragen an der Schulter schraffierte, eingeritzte Dreiecke, PA56064_GA10 in stehender, die übrigen in<br />
hängender Form (PA56052_GA08, PA56101_GD02, PA56115a_GD07 und SH092a_B092). Ein<br />
dreifaches Winkelband in Rollstempeltechnik ziert die Schulter der Schüssel PA42727_A060.<br />
Kannelurbündel, gerade und schräg, häufig kombiniert mit Winkeln aus Kannelur sowie<br />
Kreiskanneluren und Dellen, sind äußerst beliebt und zieren in vielfältiger Weise die Schüsseln<br />
PA42765_A068, PA42802_A075, PA42830_A083, PA43041_A115, PA43055_A116, PA45112_C029,<br />
PA45285_C057, PA45309_C061, PA45377_C074, PA45403_C080, PA56084_C085,<br />
PA56143_GD16, PA86374_D021, SH063a_B063 und SH086a_B086. PA38331_C005 sticht ein<br />
wenig aus dem üblichen Rahmen heraus, die senkrechten Kannelurbündeln, die links und rechts von<br />
kleinen Dellen flankiert werden, wechseln mit gefüllten, hängenden Winkeln ab, die in sehr feiner<br />
Ritztechnik ausgeführt sind.<br />
80
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand – gedrückte Variante<br />
PA38343 PA42763 PA45077 PA45323<br />
Die vier Vertreter der gedrückten Variante haben mit 1:2,1 ein besonders divergierendes Höhen-<br />
/Breitenverhältnis. Als Miniaturgefäß kann PA42763_A067 bezeichnet werden, es ist in der Form<br />
ungewöhnlich, da der lange Rand gekehlt ist und das Gefäßunterteil besonders kugelig gearbeitet ist<br />
und einen Omphalos trägt. Schulter und Bauch tragen umlaufend hängende und stehende Winkel aus<br />
dreifacher Kannelur, die jeweils durch senkrechte Linien aus dreifacher Kannelur getrennt sind.<br />
Ungewöhnlich in der Form durch die harte Modellierung des Bauchumbruches ist PA45323_C063,<br />
auch die Verzierung fällt aus dem üblichen Rahmen: Am Rand befindet sich eine doppelte Reihe<br />
rechteckiger Einstiche, an der Schulter eine horizontal eingeritzte Linie, darunter eingeritzte,<br />
schraffierte, stehende Winkel, zwischen denen Dellen sitzen. PA38343_ C001 ist an der Schulter<br />
durch Kannelurbündel, PA45077_C022 durch Schachbrettkannelur und vier Kreiskanneluren verziert.<br />
8.3.2.2.3 Schüsseln mit geradem, langem Rand – hohe Variante<br />
PA43105 PA43249 PA45311 PA56213 PA56235<br />
Der hohen Variante gehören sieben Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5. Kleine und<br />
mittelgroße Schüsseln sind in dieser Variante vertreten, nämlich PA38296_A027, PA43105_B127,<br />
PA43249_B147, PA45311_C061, PA56076_C084, PA56213_A024 und PA56235_A032. Drei Gefäße<br />
sind unverziert, PA43105 trägt umlaufend eine schräge Kannelur, PA45311 Winkel aus<br />
Kannelubündeln, alternierend mit Dellen, die Schulter von PA56076 ist durch ein doppelt eingeritztes<br />
Winkelband verziert, das durch eingestochene Punktreihen flankiert wird. Auch die Dellen, die<br />
oberhalb des Winkelbandes eingeschrieben sind, sind von Einstichen umgeben. PA43249 trägt an der<br />
Schulter zusammenhängende Rauten in Rollstempeltechnik und in den Vierecken Dellen. Eine<br />
Parallele zu diesem Gefäß stammt aus dem Gräberfeld Linz – Posthofgründen. 110<br />
8.3.2.2.4 Schüsseln mit geradem, langem Rand – kugelige Variante<br />
PA45044 PA45075 PA45226 SH042e<br />
Bei der kugeligen Variante ist der mittige Bauchumbruch, der kugelige Gesamteindruck des Gefäßes<br />
und das kalottenförmige Gefäßunterteil kennzeichnend. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt wie bei der<br />
normal proportionierten Variante bei 1:1,7. Die fünf Vertreter dieser Variante sind PA45044_C018,<br />
PA45075_C022, PA45188_C039, PA45226_C046 und SH042e_B042. PA45075 ist unverziert,<br />
SH042e durch schräge Kannelur an der Schulter gekennzeichnet und PA45226 trägt schraffierte,<br />
hängende Winkel in Kannelurtechnik. PA45188 trägt am Bauch Kammstrichwinkel, eine eher<br />
unübliche Verzierungstechnik für Schüsseln, und PA45044 ist in typischer Weise durch kreuzständige<br />
Knubben, umgeben von Kannelurbögen und alternierend mit Kreiskanneluren, verziert.<br />
110 Karnitsch 1930, Abb. 11.<br />
81
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.3 Schüsseln mit Kragenrand<br />
Bei den 37 Schüsseln mit Kragenrand ist der kragenartige,<br />
trichterförmig nach außen geneigte Rand kennzeichnend, der<br />
deutlich von der nach innen geneigten Schulter abgesetzt ist.<br />
Gefäße dieses Typs sind zwischen 5,2 cm und 27 cm hoch,<br />
durchschnittlich 15,9 cm, und zwischen 7,8 und 40 cm breit,<br />
durchschnittlich 23,6 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5.<br />
Schüsseln mit Kragenrand fassen zwischen 0,11 und 15,95 l, im<br />
Durchschnitt 4,49 l Liter, in der Mehrheit handelt es sich um<br />
kleine Gefäße, doch kommen auch mittelgroße, große und sehr<br />
große Gefäße vor. Ein Gefäß kann als Miniaturgefäß bezeichnet<br />
werden (PA38266). Gräber mit Gefäßen dieses Typs sind über<br />
das gesamte Gräberfeld verteilt, häufiger jedoch im Nordbereich<br />
zu finden. Hohe und kugelige Formen kommen nur im<br />
Nordwestbereich vor, gedrückte Formen ziehen sich bis in den<br />
Südosten. Keiner Variante können die unverzierten Fragmente<br />
PA42938_A099, PA45343c_C067 und SH121f_B121 mehr<br />
zugeordnet werden.<br />
8.3.2.3.1 Schüsseln mit Kragenrand – normal proportionierte<br />
Variante<br />
Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen-<br />
/Breitenverhältnis von 1:1,5 zählen zwölf Gefäße. Der rundliche<br />
Bauchumbruch sitzt bei dieser Gefäßvariante im oberen Drittel<br />
Abb. 54: Schüsseln mit<br />
Kragenrand<br />
oder in der Mitte, im Gegensatz zur kugeligen Variante ist aber das Gefäßunterteil konisch bis leicht<br />
eingezogen. Die meisten Kragenrandgefäße sind unverziert (PA42772_A069, PA42883_A092,<br />
PA42957_A102, PA42997_A106, PA43219_B144, PA45108_ C029, SH015a_B015 und<br />
SH051a_B051). MP138_Strf trägt einen kleinen, englichtigen Bandhenkel, PA42945_A100 besitzt an<br />
der Schulter eine doppelt geritzte, hängende Bogengirlande, die von Einstichen flankiert wird,<br />
PA43031_A114 ist am Bauch durch Ritzlinien verziert, die wohl als Winkel zu deuten sind und<br />
SH053a_B053 trägt an der Schulter geritzte, stehende Winkel, die mit runden Einstichen gefüllt sind.<br />
MP0138 PA42883 PA42945 SH015a SH053a<br />
8.3.2.3.2 Schüsseln mit Kragenrand – gedrückte Variante<br />
PA45151 PA45368 PA56219 SH033a SH040a<br />
Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6. Die neun Gefäße PA42736_A061,<br />
PA45151_C033, PA45172_C036, PA45368_C073, PA56219_A028, PA56224_A028, SH033a_B033,<br />
SH040a_B040 und SH064d_B064 zählen dazu. Sechs Gefäße sind unverziert, PA56224 trägt<br />
lediglich einen englichtigen Henkel mit rechteckigem Querschnitt am Rand, der als Verzierung<br />
aufzufassen ist. PA45151 ist umlaufend durch schachbrettartig angelegte, wechseln orientierte,<br />
schräge Kannelur gekennzeichnet. PA45368 trägt hängende Winkel aus mehrfacher Kannelur unter<br />
einem waagrechten Band aus dreifacher Kannelur, das den Rand-/Schulterumbruch markiert, und<br />
PA45172 ist am Bauch durch senkrechte Kannelurbündel verziert, die mit gefüllten Andreaskreuzen<br />
abwechseln. Einige der durch Kannelur vorgegebenen Linien sind in Rollstempeltechnik zusätzlich<br />
hervorgehoben.<br />
82
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.3.3 Schüsseln mit Kragenrand – hohe Variante<br />
PA56264<br />
SH065a<br />
Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst drei Gefäße: PA56264_A039,<br />
SH065a_B065 und SH090a_B090. Alle Gefäße sind unverziert.<br />
8.3.2.3.4 Schüsseln mit Kragenrand – kugelige Variante<br />
PA38266 PA38314 PA38349 PA42760 SH006a<br />
Die im Gesamteindruck kugelig wirkenden Gefäße mit mittigem Bauchumbruch und einem Höhen-<br />
/Breitenverhältnis von 1:1,4 sind größtenteils unverziert (PA38266_A009, PA38314_A033,<br />
PA38349_A017PA42756_A065, PA42760_A066, PA56237_A032, SH001a_B001, SH016d_B016).<br />
SH006a_B006 trägt am Rand einen kleinen, englichtigen Henkel, der als Rudiment aufzufassen ist,<br />
PA42720_A057 ist an der Schulter durch eine dreifache, doppelt eingeritzte Bogengirlande, die jeweils<br />
von einer doppelten Einstichreihe begleitet wird, verziert.<br />
8.3.2.4 Schüsseln mit kurzem Kegelrand<br />
15 Gefäße besitzen einen kurzen Kegelrand. Der deutlich von der nach innen gewölbten Schulter<br />
abgesetzte Rand richtet sich nur leicht auf und zeigt nach innen. Die Höhe des Randes nimmt etwa<br />
ein Sechstel der Gesamtgefäßhöhe oder noch weniger ein. Im Durchschnitt sind Schüsseln mit<br />
kurzem Kegelrand 10,6 cm hoch (4,5 – 23 cm) und 17 cm breit (7,4 – 39 cm) und fassen einen Inhalt<br />
von 2,16 l (0,1 – 15,57 l). Bis auf ein Gefäß, das zur großen Größenklasse gehört (SH082b) sind alle<br />
Gefäße sehr klein bzw. klein, fünf Miniaturgefäße fallen in diese kleine Gruppe. Das Höhen-<br />
/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Ein überzeugender Verbreitungsschwerpunkt dieses<br />
Typs im Gräberfeld ist nicht auszumachen.<br />
8.3.2.4.1 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – normal proportionierte Variante<br />
PA42762 PA42894 PA45242 SH043b SH082b<br />
Die fünf Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,6) sind<br />
PA42762_A067, PA42894_A094, PA45242_C048, SH043b_B043 und SH082b_B082. PA42894 trägt<br />
kreuzständig Knubben, die jeweils von einem hängenden Bogen umgeben sind, SH082b ist an der<br />
Schulter durch eine doppelt eingeritzte Bogengirlande verziert, darunter läuft begleitend eine Reihe<br />
eingestochener Punkte.<br />
83
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.4.2 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – gedrückte Variante<br />
PA38265 PA42860 PA43135 SH098a<br />
Die gedrückte Variante mit vier Vertretern besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:8.<br />
PA43135_B134 ist unverziert, die beiden Gefäße PA38265_A009 und PA42860_A089 sind durch<br />
senkrechte Kannelur des Bauches gekennzeichnet. SH098a_B098 hat an der Schulter eine einzelne<br />
rechteckige Knubbe, daneben verläuft eine waagrechte Reihe Einstiche und vier hängende, gefüllte<br />
Winkel in Rollstempeltechnik.<br />
8.3.2.4.3 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – kugelige Variante<br />
PA38262 PA38276 PA42738 PA56159 PA054b<br />
Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören sechs Schüsseln – es handelt sich um die<br />
Gefäße PA38262_A009, PA38276_A011, PA42738_A061, PA56159_A002, SH035a_B035 und<br />
SH054b_B054. Vier Gefäße sind unverziert, zwei Miniaturformen tragen in Technik und Motivik sehr<br />
ähnliche Verzierungen: PA38262 trägt am Rand eine doppelte Reihe eingestochener, dreieckiger<br />
Punkte und am Bauch ein umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband, begleitet von Reihen<br />
dreieckiger Einstiche. Unterhalb des Winkelbandes befinden sich einfache, stehende Winkel,<br />
wiederum begleitet von dreieckigen Einstichen. SH035a, ist noch kleiner, daher findet nicht ganz so<br />
viel Verzierung Platz: Der Rand trägt eine waagrechte Reihe eingestochener Punkte, der Bauch ein<br />
doppeltes eingeritztes Winkelband, dazwischen und daneben verlaufen eingestochene Punkte. Dafür<br />
ist auch der Boden durch einen Kreis eingestochener Punkte verziert.<br />
8.3.2.5 Schüsseln mit langem Kegelrand<br />
Die 66 Gefäße mit langem Kegelrand bilden die zweitgrößte Gruppe der Schüsseln. Der Rand nimmt<br />
ein Fünftel oder mehr der Gesamthöhe des Gefäßes in Anspruch und ist zwar von der nach innen<br />
gewölbten Schulter deutlich abgesetzt, biegt aber ebenfalls nach innen ein. Im Durchschnitt sind sie<br />
14,8 cm hoch (6,1 – 28 cm) und 23,9 cm breit (10 – 41 cm) und fassen einen Inhalt von 3,9 l (0,23 –<br />
17,2 l). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Sieben sehr kleine, darunter vier<br />
Miniaturgefäße, 29 kleine, 17 mittelgroße, zwei große und drei sehr große Schüsseln fallen in die<br />
Kategorie der Schüsseln mit langem Kegelrand. Die Schüsseln dieser Gruppe sind über das gesamte<br />
Gräberareal verteilt, ohne erkennbare Schwerpunkte fassen zu können.<br />
14 Fragmente können keiner der untenstehenden Varianten zugeordnet werden: PA42846_A086,<br />
PA42980_A104, PA43122_B132, PA43186_B140, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45249_C048,<br />
PA45284_C056, PA45316_C062, PA56114_GD06, SH042f_B042, SH058d_B058 und<br />
SH089b_B089. Zwei Gefäße sind unverziert (PA42980 und PA56114), die übrigen tragen<br />
Verzierungen in Kannelurtechnik in verschiedenen Motiven. Bei der Schüssel PA45316 ist der Rand<br />
im Sinne einer Reparaturstelle durchlocht.<br />
84
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.5.1 Schüsseln mit langem Kegelrand – normal proportionierte Variante<br />
PA42836 PA42930 PA42954 PA45234 PA56263<br />
Die 37 Vertreter der normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6<br />
zeichnen sich durch den Bauchumbruch im oberen Drittel des Gefäßkörpers und ein konisches<br />
Gefäßunterteil aus. Es handelt sich um die Gefäße PA38332_C005, PA42836_A084, PA42923_A097,<br />
PA42930_A098, PA42954_A101, PA42968_A104, PA42989_A105, PA42996_A106, PA43022_A109,<br />
PA43052_A116, PA43134_B134, PA43158_B137, PA43184_B140, PA43192_B141, PA43217_B143,<br />
PA45204_C042, PA45212_C044, PA45234_C046, PA45247_C048, PA45314_C062,<br />
PA45423_C083, PA56072_Strf, PA56125_GD08, PA56257_A038, PA56263_A039, PA56277_Strf,<br />
PA56278_Strf, PA86370_D020, PA86385_StrfD, SH028b_B028, SH030e_B030, SH051b_B051,<br />
SH054a_B054, SH072a_B072, SH077e_B077, SH084d_B084 und SH091a_B091. Unverziert sind<br />
sechs Gefäße (PA42836, PA42923, PA42989, PA43217, SH028b, SH091a), wobei SH091a am Rand<br />
und an der Schulter vier Löcher einer Reparaturstelle besitzt. Nur durch Knubben an der Schulter sind<br />
die Gefäße PA42954 und PA43134 verziert. Knubben mit darunter senkrecht verlaufenden<br />
Kannelurbündeln sind an der Schulter von PA56277 angebracht. Knubben in Kombination mit<br />
umgebenden Bogenkanneluren sowie in manchen Fällen alternierend mit Kreiskanneluren verzieren<br />
die Gefäße PA43184, PA43192, PA45212, PA45314, PA45423, PA56257, PA56263, PA56278,<br />
SH054a und SH084d. Hängende Winkel aus Kannelur sind bei der Schüssel PA45247 mit Dellen<br />
kombiniert. Umlaufende, meist leicht schräge Kannelur ist kennzeichnend für die Gefäße PA42968,<br />
PA45234, PA56125, PA86370 und SH072a. Bei Gefäß PA43158 besteht die umlaufende Kannelur<br />
aus schachbrettartig angeordneten, gefüllten, stehenden und hängenden Winkeln aus Kannelur.<br />
Durch Kannelurbündel bzw. winkelartig angeordneten Kannelurbündeln, häufig mit Kreiskanneluren<br />
kombiniert, sind die Schüsseln PA38332, PA42930, PA42996, PA43022, PA43052, PA45204,<br />
PA56072, PA86385, SH030e, SH051b und SH077e verziert.<br />
8.3.2.5.2 Schüsseln mit langem Kegelrand – gedrückte Variante<br />
PA42702 PA42990 PA45225 PA45264 SH005a<br />
Die zehn Vertreter der gedrückten Variante besitzen ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis<br />
von 1:1,9. Alle zehn Gefäße sind verziert, PA42702_A053, PA42774_A069 und PA45225_C046<br />
tragen an der Schulter eine umlaufende, senkrechte Kannelur, bei PA45264_C051 ist die umlaufende<br />
Kannelur durch Kreiskanneluren unterbrochen. PA45233_C046 ist nur durch kreuzständige<br />
Kreiskanneluren verziert. PA42990_A105 trägt schachbrettartig angeordnete, gefüllte, stehende und<br />
hängende Winkel aus Kannelur, ebenfalls umlaufend. Knubben und umgebende, dreifache<br />
Kannelurbögen kennzeichnen PA43051_A116, bei SH005a_B005 ist die Verzierung ähnlich, nur sind<br />
die Kannelurbögen durch hängende Winkel ersetzt. An der Schulter der Schüssel PA42843_A085<br />
sind schräge Kannelurbündel zu Winkeln angeordnet, zwischen denen Dreiergruppen von Dellen<br />
sitzen. Neben hängenden Winkeln aus schräger Kannelur mit dazwischenliegenden Kreiskanneluren<br />
ist bei PA45333_C065 die Randzone durch ein waagrechtes Band eingedrückter Punkte markiert,<br />
Punkte umgeben auch die Kreiskanneluren.<br />
85
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.3.2.5.3 Schüsseln mit langem Kegelrand – hohe Variante<br />
PA42728<br />
SH074a<br />
Die hohe Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4 und umfasst nur zwei Vertreter:<br />
PA42728_A060 und SH074a_B074. Beide Gefäße sind in ähnlicher Weise verziert, PA42728 trägt an<br />
der Schulter eine sehr breite, senkrechte Kannelur, SH074a trägt kreuzständig breite, dreifache<br />
Kannelurbündel.<br />
8.3.2.5.4 Schüsseln mit langem Kegelrand – kugelige Variante<br />
PA42952 PA43151 PA56243 SH056a<br />
Zur kugeligen Variante gehören vier Gefäße, es handelt sich um die Gefäße PA42952_A101,<br />
PA43151_B136, PA56243_A036 und SH056a_B056. Mit einem normalen Höhen-/Breitenverhältnis<br />
von durchschnittlich 1:1,6 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen Gefäßaufbau unterhalb<br />
des Randes aus, der das Gefäßunterteil mit einschließt. PA56243 ist durch umlaufende, senkrechte<br />
Kannelur verziert, SH056a durch senkrechte Kannelurbündel, PA42952 durch kreuzständige<br />
Knubben, um die eine doppelte Bogenkannelur verläuft und mit Kreiskanneluren abwechselt.<br />
PA43151 trägt senkrechte Kannelurbündel alternierend mit Kreiskanneluren.<br />
8.3.2.6 Verzierungen<br />
Fasst man die häufigsten Verzierungen der unbemalten Schüsseln, die sich eindeutig einem Typ<br />
zuordnen lassen, zusammen, so sind 94 (43,9 %) unverziert, 57 (26,6 %) durch Kannelurbündeln oder<br />
andere Motive in Kannelurtechnik verziert, 30 (14 %) durch umlaufende Kannelur, 24 (11,2 %) durch<br />
Knubben mit umgebender Bogenkannelur, fünf in Rollstempeltechnik (2,3 %) und vier (1,8 %) in<br />
Ritztechnik verziert. Die Kreuztabelle gibt die wichtigsten Verzierungsarten in Zusammenhang mit den<br />
Haupttypen der Gefäße wieder.<br />
Kannelurbündel<br />
Knubben und Bogenkannelur<br />
Ritzverzierung<br />
Rollstempelverzierung<br />
umlaufende Kannelur<br />
unverziert<br />
Gesamt<br />
gerader, kurzer Rand 2 1 1 17 21<br />
gerader, langer Rand 26 6 1 4 15 23 75<br />
kurzer Kegelrand 1 1 1 12 15<br />
langer Kegelrand 26 16 14 10 66<br />
Kragenrand 2 2 1 32 37<br />
Gesamt 57 24 4 5 30 94 214<br />
86
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Schüsseltyp wird sichtbar:<br />
Kragenrandgefäße sind in der Mehrzahl unverziert, so sie nicht unter die Gruppe der bemalten<br />
Gefäße fallen, Gefäße mit Kegelrand sind am häufigsten durch Kannelurbündel, Knubben mit<br />
Bogenkannelur und umlaufende Kannelur verziert. Die Kombination von Knubben und Bogenkannelur<br />
ist an den langen Rand gebunden, ebenso wie die Rollstempelzier. Die Kartierung der<br />
Verzierungstypen erbrachte wenige überzeugende Ergebnisse. Die umlaufende Kannelur ist im<br />
gesamten Gräberfeld, verstärkt aber im Südbereich zu beobachten, bei den verschiedenen Spielarten<br />
der Verzierung in Kannelurtechnik, die ebenfalls im gesamten Areal vorkommen, kann die Gruppe der<br />
hängenden Dreiecke und die der schachbrettartig verschränkten Dreiecke eher im Südbereich<br />
festgemacht werden. Dasselbe gilt für die Gefäße mit Rollstempelzier.<br />
8.4 Henkelschalen<br />
Henkelschalen besitzen eine breite, niedrige Grundform mit gerader bzw. leicht einziehender<br />
Wandung. Henkelschalen sind wie die Schalen grundsätzlich einteilig aufgebaute Gefäße, sie<br />
zeichnen sich besonders durch den hochgezogenen Bandhenkel aus, der an der Mitte der Wandung<br />
ansetzt und überrandständig an die Innenseite des Gefäßes geführt wird. Der Gefäßboden ist<br />
rundlich, die Standfläche entsteht durch eine Eindellung in der Mitte des Gefäßbodens, der<br />
Omphalosbildung, die üblicherweise auftritt. Lediglich bei 28 Henkelschalen ist kein Omphalos zu<br />
beobachten, bei 14 Gefäßen ist er besonders scharf und tief eingedrückt. Die 162 Henkelschalen sind<br />
zumeist aus feiner, grauer, dünnwandiger Keramik, 86 Gefäße sind grafitiert, 91 geglättet oder poliert,<br />
in jedem Fall aber recht sorgfältig hergestellt. Nur 22 der Gefäße weisen eine Verzierung auf, zumeist<br />
ist der Henkel mehrfach kanneliert.<br />
Fast alle Henkelschalen können als kleine Henkelschalen bezeichnet werden. Sie sind 3,5 bis 7 cm,<br />
im Durchschnitt 5,2 cm hoch, und besitzen einen Randdurchmesser zwischen 5,3 und 11,4 cm, im<br />
Durchschnitt 9,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt im Durchschnitt bei 0,25 l, zwischen 0,05 und 0,43 l.<br />
Nur sechs Henkelschalen werden zu den mittelgroßen Henkelschalen gezählt, ihre Höhe liegt<br />
zwischen 6,2 und 10,5 cm, ihr Randdurchmesser zwischen 13,4 und 18 cm. Sie fassen mit 0,68, 0,92<br />
und 1,85 l deutlich mehr Inhalt als ihre kleineren Verwandten. Unter den kleinen und großen<br />
Henkelschalen kommen jeweils alle Typen gleichermaßen vor. Das durchschnittliche Höhen-<br />
/Breitenverhältnis beträgt bei den Henkelschalen 1:2, kugelige Henkelschalen sind etwas höher, daher<br />
ist ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8.<br />
Nach der Gestaltung der Form werden im wesentlichen drei Typen unterschieden, die Henkelschalen<br />
mit Bauchknick (25 Vertreter, 15,4 %), die kalottenförmigen Henkelschalen (99 Vertreter, 61,1 %) und<br />
die kugeligen Henkelschalen (11 Vertreter, 6,8 %). Vier Henkelschalen sind Sonderformen, sie<br />
werden als napfartige Henkelschalen bezeichnet, 23 Fragmente sind aufgrund ihres<br />
Erhaltungszustandes keinem Typ mehr zuzuordnen:<br />
PA42895_A094, PA42972_A104, PA42978_A104,<br />
PA43054_A116, PA43109_B130, PA43114c_B131,<br />
PA43145_B135, PA43227_B145, PA45043_C018,<br />
PA45246b_C048, PA45268_C052, PA45321_C063,<br />
PA45364_C072, PA45379d_C074, PA56291_Strf,<br />
PA56295_Strf, PA86351_D018, SH027c_B027,<br />
SH085b_B085, SH096b_B096, SH096c_B096, SH104c_B104<br />
und SH109b_B109.<br />
Die Henkelschalen mit Knick und die kalottenförmigen<br />
Henkelschalen sind relativ gleichmäßig über das Gräberfeld<br />
verteilt, lediglich die kugeligen Henkelschalen zeigen eine<br />
deutliche Konzentration im westlichen Mittelfeld, so dass eine<br />
Datierung in die ältere Hallstattzeit wahrscheinlich wird.<br />
In 108 Gräbern ist eine Henkelschale vertreten, in 27 Gräbern<br />
zwei und in nur 3 Gräbern drei. Im wesentlichen ist das<br />
Auftreten von Henkelschalen an das Vorhandensein von<br />
Kegelhalsgefäßen gebunden, wenn das auch in 37 Fällen<br />
nicht mehr verifiziert werden konnte. Nach dem Plan des<br />
Gräberfeldes konnte 182-mal konnte der Befund eines<br />
Kleingefäßes in einem Großgefäß festgestellt werden,<br />
vermutlich eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Je<br />
mehr Kegelhalsgefäße und Henkelschalen im Grab vorhanden<br />
sind, desto höher ist auch der Sozialindex des Grabes. Liegt er<br />
Abb. 55: kugelige Henkelschalen<br />
87
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
bei den Gräbern mit einer Henkelschale im Durchschnitt bei 28, so liegt er bei Gräbern mit mehr als<br />
einer Henkelschale bei 33.<br />
Die Funktion der Henkelschalen ist nun leicht zu erraten: Sie dienten in erster Linie als Schöpfgefäß,<br />
das notwendig wurde, als die Kegelhalsgefäße zu groß wurden, um sie gefüllt hochheben und<br />
ausschütten zu können. 111 Einige Henkelschalen sind bereits aus dem späturnenfelderzeitlichen<br />
Grabverbänden im Ostalpenraum bekannt, ebenso wie aus Siedlungen. Hohe, konische Formen mit<br />
englichtigem oder nur wenig überrandständigem Henkel stehen am Beginn der Entwicklung, später<br />
beeinflussen Bronzeformen mit kennzeichnenden Merkmalen wie Omphalos und Bandhenkel die<br />
Formgebung. 112 Die kleine Henkelschale ist dennoch ein hallstättischer Gefäßtyp, der an das<br />
Erscheinen des großen Kegelhalsgefäßes gebunden ist. 113 Die Henkelschalen mit Knick gelten als<br />
kennzeichnend für die ältere Hallstattzeit, zunehmend werden sie von kalottenförmigen Henkelschalen<br />
abgelöst. Henkelschalen mit Kehlung des Randes werden in der mittleren Hallstattzeit zur Leitform<br />
und leiten zu den Henkelschüsseln über. 114 Im Gräberfeld von Statzendorf kann lediglich festgestellt<br />
werden, dass diese Art der Henkelschalen in einem klar umgrenzten Bereich im mittleren Westbereich<br />
des Gräberfeldes vorkommen, während sowohl Henkelschalen mit Knick als auch Vertreter des<br />
kalottenförmigen Typs im gesamten Gräberfeld verbreitet sind.<br />
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick<br />
PA42671 PA42909 PA45305 PA56063 PA86332<br />
Henkelschalen mit Bauchknick zeichnen sich durch den scharfen Bauch-/Bodenumbruch aus, der<br />
zumeist im unteren Drittel des Gefäßes liegt. Der darüber liegende Teil der Wand kann gerade, leicht<br />
nach innen oder außen gewölbt sein, der Randdurchmesser des Gefäßes ist in jedem Fall geringer als<br />
der Bauchdurchmesser. Die 25 Gefäße PA42671_A047, PA42705_A053, PA42856_A088,<br />
PA42900_A094, PA42909_A096, PA42929_A098, PA43044_A115, PA43086_B124, PA43093_B125,<br />
PA45072_C022, PA45245_C048, PA45305_C061, PA45329_C065, PA45421_C083,<br />
PA56058_GA08, PA56062_GA09, PA56063_GA10, PA56205_A019, PA86332_D017,<br />
PA86340_D018, PA86371_D020, SH077c_B077, SH092b_B092, SH093a_B093 und SH105a_B105<br />
sind diesem Typ zuzuordnen. Die Höhe der Gefäße mit Bauchknick schwankt zwischen 3,9 und 6,9<br />
cm (5,1 cm im Durchschnitt), der Randdurchmesser zwischen 7,1 und 13,4 cm (9 cm im Durchschnitt).<br />
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße liegt bei 0,24 l, die Variationsbreite liegt<br />
zwischen 0,09 und 0,68 l. PA86332 ist innen durch ein strahlenförmiges Grafitstreifenmuster verziert,<br />
der Henkel von PA56063 ist doppelt senkrecht kanneliert. Ansonsten gibt es bei diesem Typ keinerlei<br />
Verzierungen.<br />
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen<br />
PA38253 PA38283 PA42873 PA56202 SH099a<br />
Die kalottenförmigen Henkelschalen besitzen keinen deutlichen Bauchknick, ihr Boden ist kaum<br />
abgesetzt und rund geformt. Die Gefäße sind breit und niedrig. Mit 99 Vertretern sind sie der häufigste<br />
Typ innerhalb des Gräberfeldes. Folgende Gefäße lassen sich als kalottenförmige Henkelschalen<br />
bezeichnen: MK3083_Strf, MP143_Strf, PA38253_A004, PA38283_A019, PA38301_A027,<br />
PA38318_A033, PA38356_A037, PA42646_A042, PA42657_A044, PA42658_A044, PA42665_A045,<br />
PA42693_A050, PA42699_A051, PA42704_A053, PA42707_A053, PA42715_A055, PA42735_A061,<br />
111 Rebay 2002, 41.<br />
112 Klemm 1992, 65 ff.<br />
113 Nebelsick 1994a, 42.<br />
114 Nebelsick 1997, 77.<br />
88
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
PA42752_A064, PA42758_A065, PA42766_A068, PA42787_A072, PA42796_A074, PA42797_A074,<br />
PA42809_A076, PA42829_A082, PA42834_A083, PA42839_A084, PA42873_A091, PA42875_A091,<br />
PA42886_A092, PA42898_A094, PA42925_A097, PA42946_A100, PA42991_A105, PA43002_A106,<br />
PA43003a_A106, PA43016_A108, PA43028_A110, PA43043_A115, PA43074_A118,<br />
PA43101_B126, PA43103_B127, PA43113_B130, PA43116_B131, PA43157_B137, PA43167_B138,<br />
PA43206_B142, PA43216_B143, PA43220_B144, PA43234_B146, PA43236_B146, PA45083_C025,<br />
PA45088_C026, PA45092_C027, PA45098_C028, PA45109_C029, PA45116_C030,<br />
PA45137_C032, PA45146a_C033, PA45157_C034, PA45164_C035, PA45170_C036,<br />
PA45194_C040, PA45217_C045, PA45229_C046, PA45275_C054, PA45340_C067,<br />
PA45350_C068, PA45369_C073, PA45399_C080, PA45412d_C081, PA45413_C081,<br />
PA56086_C085, PA56096_GD01, PA56138_GD12, PA56145_GD16, PA56189_A012,<br />
PA56197_A015, PA56202_A016, PA56212_A022, PA56222_A028, PA56223_A028, PA56248_A036,<br />
PA56261_A038, PA56276_Strf, PA56285_Strf, PA56286_Strf, SH009c_B009, SH022b_B022,<br />
SH023b_B023, SH026c_B026, SH036a_B036, SH039a_B039, SH042a_B042, SH051d_B051,<br />
SH066c_B066, SH099a_B099, SH102c_B102 und SH113b_B113. Bei den kalottenförmigen<br />
Henkelschalen schwankt die Höhe zwischen 3,6 und 8,2 cm und liegt im Durchschnitt bei 5,3 cm. Die<br />
Breite liegt zwischen 6,1 und 14,1 cm mit einem Durchschnitt von 9,4 cm. Die Gefäße fassen<br />
zwischen 0,06 und 0,92 l, im Durchschnitt 0,26 l.<br />
Die Variationsbreite der Bandhenkel lässt zwar einige Schwankungen zu, der Henkel des Gefäßes<br />
SH036a ist mit seinem rechteckigen, dicken Querschnitt ungewöhnlich. Bei den Henkelschalen<br />
PA38253, PA42665, PA42699, PA42752, PA42766, PA42829, PA42886, PA43167, PA45350,<br />
PA45369 und SH099a ist der Henkel des Gefäßes einfach bis dreifach, zumeist jedoch doppelt<br />
senkrecht kanneliert. Bei Gefäß SH051d befindet sich am Bauch unterhalb des Henkelansatzes eine<br />
Delle. Reste vom Grafitstreifenmuster, das die Innenseite der Gefäße geziert hat, sind noch bei den<br />
Gefäßen PA43206, PA56086 und SH099a zu erkennen, im Fall des Gefäßes MK3083 ist es richtig<br />
eingeglättet. Die beiden Gefäße PA42875 und MP143 sind rot-schwarz bemalt, mit hängenden,<br />
doppelten Winkeln bzw. einem Gittermuster. Der auffallend übertriebene Restaurierungszustand lässt<br />
zwar einige Zweifel an der Verzierung dieser beiden Gefäße zu, doch wird die rot-schwarze Bemalung<br />
nicht ohne Grund auf den Gips aufgetragen worden sein.<br />
8.4.3 Kugelige Henkelschalen<br />
PA42681 PA42746 PA42805 PA56075 SH010b<br />
Die kugeligen Henkelschalen haben wie die kalottenförmigen Henkelschalen keinen Bauchknick, ihr<br />
Gefäßunterteil ist halbkugelig angelegt, sie sind jedoch höher als die kalottenförmige Variante. Der<br />
Rand des Gefäßes ist zumeist leicht eingezogen, der Bereich unterhalb des Randes leicht gekehlt, so<br />
dass man zum Teil bereits von einer Übergangsform in Richtung Henkelschüssel sprechen kann.<br />
Durch die Formgebung wird ein kugeliger Eindruck des Gefäßes erreicht.<br />
Elf Vertreter zählen zu dieser Variante: PA38312_A030, PA42650_A043, PA42681_A048,<br />
PA42746_A063, PA42793_A073, PA42805_A075, PA43128_B133, PA56075_C001, SH010b_B010,<br />
SH026b_B026 und SH029c_B029. Die Variationsbreite in der Größe ist bei diesem Typ hoch, die<br />
Höhe schwankt zwischen 3,5 und 10,5 cm, im Durchschnitt liegt sie bei 6 cm. Der Randdurchmesser<br />
beträgt 5,8 bis 18 cm, im Durchschnitt 9,7 cm. 0,12 bis 1,85 l Inhalt fassen die Gefäße, der Mittelwert<br />
beträgt 0,41 l.<br />
Von den elf Gefäßen besitzen fünf keinen Omphalos, ein relativ hoher Prozentsatz. Der eingezogene<br />
Rand von PA42681 und SH010b ist knapp vor dem Randabschluss wieder gerade gerichtet, so dass<br />
fast der Eindruck eines Kragenrandes entsteht. SH026b ist durch einen abgesetzten, deutlich<br />
geformten Standboden charakterisiert. PA42681 trägt als Verzierung an Bauch und Henkel umlaufend<br />
doppelt bzw. dreifach eingeritzte, stehende Winkel. Die Henkel der Gefäße SH026b und PA42650<br />
sind doppelt senkrecht kanneliert, der Henkel von PA42805 trägt eine dreifache, senkrechte<br />
Ritzverzierung.<br />
89
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.4.4 Napfartige Henkelschalen<br />
PA42780 PA42858 PA56104 SH029b<br />
Zu den napfartigen Henkelschalen werden vier Vertreter gezählt, nämlich PA42780_ A071, PA42858_<br />
A089, SH029b_ B029 und PA56104_GD02. Auch wenn die Vertreter diese Typs nicht besonders viele<br />
Gemeinsamkeiten besitzen, ist ihre Höhe im Verhältnis zur Breite wesentlich größer als bei den<br />
anderen Typen, die Wandung ist relativ steil und gerade und die Standfläche deutlich abgesetzt. Alle<br />
Vertreter dieses Typs gehören zu den kleinsten Henkelschalen, ihr durchschnittliches<br />
Fassungsvermögen liegt bei 0,12 l.<br />
Die Miniaturhenkelschale PA42780 ist nur 2,1 cm hoch, 3,6 cm breit und fasst nicht ganz einen<br />
Zentiliter Inhalt. Ihre Wand ist durch schräge, kannelurartige Eintiefungen verziert. SH029b ist<br />
ebenfalls eher klein geraten. Statt eines Bandhenkels ist hier knapp unterhalb des Randes ein runder,<br />
englichtiger Henkel mit rundem Querschnitt angebracht, zusätzlich dazu befinden sich an zwei<br />
anderen Stellen des Gefäßes unterhalb des Randes kleinere Ösen. Dieses Gefäß stellt innerhalb des<br />
Gräberfeldes eine Sonderform dar. PA42858 und PA56104 sind unverziert und zeichnen sich durch<br />
einen besonders großen Bandhenkel aus, mit 5,6 bzw. 5,9 cm Höhe und 10 bzw. 10,7 cm<br />
Randdurchmesser gehören auch sie zu den kleinsten Henkelschalen.<br />
8.5 Kalenderbergtöpfe<br />
Als Kalenderbergtöpfe werden Henkeltöpfe bezeichnet, die im allgemeinen einen geraden, leicht einoder<br />
ausgebogenen, vom Gefäßkörper deutlich abgesetzten Rand besitzen, einen bauchigen<br />
Gefäßkörper mit oft hochsitzendem, rundlichen Umbruch, ein konisches bis kalottenförmiges<br />
Gefäßunterteil und eine ebene Standfläche, die auch als Standfuß ausgebildet sein kann. Der<br />
Bandhenkel reicht von der Schulter bis an die Innenseite des Randes. Die Hals- und Randform der<br />
Kalenderbergtöpfe ist im westlichen Bereich des Verbreitungsgebietes, zu dem Statzendorf gehört,<br />
dem der Schüsseln sehr ähnlich, während im übrigen Verbreitungsgebiet das Profil anders erscheint –<br />
der Rand ist hier zumeist ausladend abgeknickt oder geschwungen nach außen geführt. 115<br />
Charakteristisch ist die flächige, plastische Verzierung der Bauchpartie, die klassisch in aufwändiger<br />
Weise durch Knubben und gekerbte Leisten ausgeführt wird. Die Verzierung ist im Laufe der Zeit<br />
gewissen Veränderungen unterworfen, auf die noch später einzugehen sein wird.<br />
Nach rein praktischen Überlegungen wird man die Funktion des Kalenderbergtopfes aufgrund der<br />
Form in den Bereich der Nahrungszubereitung stellen. Möglich erscheint auch die Aufbewahrung<br />
eines spezifischen Inhalts, der durch die Verzierung der Oberfläche des Gefäßes gewissermaßen<br />
codiert wurde. Die zumeist plastische Verzierung der Töpfe verhindert, dass er leicht aus der Hand<br />
rutscht, deswegen darf man an einen besonders wertvollen oder auch besonders rutschigen Inhalt<br />
denken, wie etwa Honig oder Öl. Deckel und dergleichen bzw. Befunde, wo Schalen<br />
Kalenderbergtöpfe abdecken, sind allerdings nicht bekannt, genauso wenig wie Analysen, die<br />
Hinweise auf die ehemalige Verwendung oder den Inhalt geben könnten. Kalenderbergtöpfe werden<br />
auch in die Nähe der besonderen Ausstattung von Frauengräbern mit der "Kalenderbergtrias",<br />
bestehend aus Mondidol, innenverzierter Fußschale und Zwillingsgefäß, gestellt. 116 Während diese<br />
Ausstattung aber nur in der Kernzone der Kalenderbergkultur vorkommt, dem Eisenstädter Becken<br />
und Umgebung, sind Kalenderbergtöpfe auch weiter nordwestlich davon 117 bis nach Mitterkirchen 118<br />
und in den Süden bis nach Kleinklein 119 verbreitet und nicht mehr unbedingt an Frauenbestattungen<br />
gebunden. L. Nebelsick bringt den Kalenderbergtopf, vor allem in seiner Verdoppelung, mit<br />
Libationsriten in Verbindung - die Gefäße sind daher als Spendegefäße für Trankopfer anzusehen. 120<br />
115 Klemm 1992, 90.<br />
116 Teržan 1986, 227 ff.<br />
117 Nebelsick 1997, 46.<br />
118 Leskovar 1998, 47.<br />
119 Dobiat 1980, 87.<br />
120 Nebelsick 1997, 45.<br />
90
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Eventuell steht die typische Kalenderbergware, die an häusliche Gebrauchskeramik erinnert,<br />
metaphorisch für Zuhause bzw. dem neuen Zuhause, in das sich die Verstorbenen begeben. 121<br />
Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind 150 Kalenderbergtöpfe bekannt, das entspricht ca. 10,1 % des<br />
keramischen Fundmaterials. 141 können Gräbern zugeordnet werden. Normalerweise wird nur ein<br />
Kalenderbergtopf ins Grab gelegt, dies ist bei 113 Gräbern der Fall, acht Gräber beinhalten zwei und<br />
vier Gräber drei Kalenderbergtöpfe. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit<br />
Kalenderbergtopf liegt bei 29,5, im Vergleich zum allgemeinen Durchschnitt von 21,4 leicht erhöht.<br />
Kalenderbergtöpfe sind weder für Frauen- noch für Männergräber typisch. In Statzendorf kommen sie<br />
in einem Kindergrab, 21 Frauen und 17 Männergräbern vor, wobei dieser Umstand aufgrund der nur<br />
wenigen identifizierbaren Männergräber bemerkenswert ist.<br />
Die Kalenderbergtöpfe sind zwischen 5,5 und 22,5 cm groß, im Durchschnitt 13,5 cm, und zwischen 5<br />
und 25 cm breit (im Durchschnitt 17,9 cm). Ihr Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei etwa 1: 1,3. Die<br />
Gefäße fassen einen Inhalt von 0,08 bis 4,01 l, im Durchschnitt 1,76 l. Drei Gefäße zählen zu den<br />
Miniaturformen. Die vorherrschende Farbe ist auch bei den Kalenderbergtöpfen grau, bei einigen<br />
weicht die Farbe ins Braune oder Rötliche ab. Bei 71 Gefäßen ist eine Grafitierung zu bemerken, sie<br />
ist oft auf den Rand oder den oberen Bereich des Gefäßes beschränkt, 18 Gefäßen sind zudem<br />
sorgfältig geglättet.<br />
Kalenderbergtöpfe können nach Form und Verzierung klassifiziert werden. Bei der Klassifizierung<br />
nach der Form wurden normalproportionierte, schlanke, kugelige und geschwungene Typen sowie<br />
Kalenderbergtöpfe mit Fuß voneinander unterschieden. Am häufigsten ist der normal proportionierte<br />
Typ mit 34 Vertretern (22,7 %), gefolgt vom breiten Typ mit 20 Vertretern (13,3 %) und vom<br />
Kalenderbergtopf mit Fuß (19 Vertreter bzw. 12,7 %). Der kugelige Kalenderbergtopf umfasst 17<br />
Vertreter bzw. 11,3 %, der geschwungene 15 (10 %) und der schlanke Kalenderbergtopf acht (5,3 %).<br />
breiter Kalenderbergtopf<br />
20<br />
geschwungener Kalenderbergtopf<br />
15<br />
Kalenderbergtopf mit Fuß<br />
19<br />
kugeliger Kalenderbergtopf<br />
17<br />
normal proportionierter Kalenderbergtopf<br />
34<br />
schlanker Kalenderbergtopf<br />
8<br />
Fragment<br />
37<br />
0<br />
10<br />
20<br />
Abb. 56: Häufigkeit einzelner Typen von Kalenderbergtöpfen<br />
30<br />
40<br />
Keinem dieser Typen konnten 37 Fragmente (24,7 %) zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße<br />
PA42686a_A049, PA42838_A084, PA42910a_A096, PA42949a_A100, PA43240_B146, PA45056_<br />
C020, PA45081a_C024, PA45118_C030, PA45165_C035, PA45261_C051, PA45276_C054,<br />
PA45288_C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA45324_C063, PA45332_<br />
C065, PA56078_C084, PA56112_GD05, PA56193_A014, PA56241a_A035, PA56241b_A035,<br />
PA56242_A035, PA56287_Strf, PA56292_Strf, PA86354d_D018, PA86354e_D018, PA86377b_<br />
D021, SH031b_B031, SH038a_B038, SH062a_B062, SH079a_B079, SH084b_B084, SH088a_B088,<br />
SH097a_B097, SH118a_B118 und SH121c_B121.<br />
121 Nebelsick 1996, 327 ff.<br />
91
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.5.1 Breiter Kalenderbergtopf<br />
PA38250 PA42799 PA42947 PA42971 PA45410<br />
Die 20 breiten Kalenderbergtöpfe zeichnen sich durch einen besonders breiten, rundlichen<br />
Gefäßkörper aus, der untere Teil des Gefäßes ist doppelkonisch. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist im<br />
Durchschnitt 1:1,5. Die Gefäße sind zwischen 7,9 und 15,5 cm hoch, durchschnittlich 12,6 cm,<br />
zwischen 11,4 und 22 cm breit, durchschnittlich 18,6 cm, und fassen zwischen 0,35 und 3,1 l Inhalt,<br />
durchschnittlich 1,85 l. Zu den breiten Kalenderbergtöpfen zählen die Gefäße PA38250_A004,<br />
PA42698_A051, PA42786_A072, PA42799_A074, PA42808_A076, PA42816_A077, PA42881_A092,<br />
PA42942_A099, PA42947_A100, PA42971_A104, PA43014_A108, PA45099_C028, PA45218_C045,<br />
PA45410_C081, PA45422_C083, PA56229_A029, PA56280_Strf, SH070a_B070, SH073e_B073 und<br />
SH101a_B101.<br />
8.5.2 Geschwungener Kalenderbergtopf<br />
PA38297 PA38334 PA38342 PA43150 PA56120<br />
Bei den 15 geschwungenen Kalenderbergtöpfen ist das Gefäßunterteil s-förmig geschwungen<br />
ausgeführt, also konisch eingezogen. Das durchschnittliche Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:1,4.<br />
Die Gefäße weisen eine Höhe von 11 bis 15,6 cm auf, im Durchschnitt 13,5 cm, und eine Breite von 8<br />
bis 22,3 cm, im Durchschnitt 18,4 cm. Sie fassen zwischen 0,82 und 3,06, im Durchschnitt 1,96 l. Die<br />
folgenden Gefäße werden zur Gruppe der geschwungenen Kalenderbergtöpfe gezählt:<br />
PA38297_A027, PA38334_C008, PA38342_C001, PA38353_A037, PA42828_A082, PA42848_A086,<br />
PA43150_B136, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018,<br />
PA56120_GD08, PA86341_D018, PA86359_D019 und PA86377a_D021.<br />
8.5.3 Kalenderbergtopf mit Fuß<br />
PA38337 PA42674 PA42804 PA43187 SH087a<br />
Kennzeichnendes Merkmal der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist der Standfuß, der ringförmig und<br />
konisch an den Gefäßboden anschließt. Unter den Gefäßgrundformen kommen normal<br />
proportionierte, kugelige, breite und auch schlanke Formen vor. Das durchschnittliche Höhen-<br />
/Breitenverhältnis ist bei den Töpfen mit Fuß 1:1,2. Sie sind zwischen 10,8 und 22 cm hoch, im<br />
Durchschnitt 15,6 cm, und zwischen 12,5 und 23,5 cm breit, im Durchschnitt 18,4 cm. Ihr<br />
Fassungsvermögen liegt zwischen 0,59 und 3,3 l, im Durchschnitt bei 1,73 l. 19 Gefäße, die Töpfe<br />
MK3082_Strf, PA38292_A025, PA38337_C013, PA42674_A047, PA42776_A069, PA42804_A075,<br />
92
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
PA42893_A094, PA43004_A106, PA43117_B131, PA43187_B140, PA45175_C037, PA45193_C040,<br />
PA45205_C042, PA45246a_C048, PA45271_C052, PA45310_C061, PA56180_A011,<br />
PA74270_D011 und SH087a_B087 besitzen einen Standfuß. Bei Gefäß PA42804 ist der konisch<br />
geformte Standfuß mit drei Dreiecken durchbrochen gearbeitet, in einigen Fällen ist der Boden rund<br />
geformt, daran setzt ein stielartiger Standfuß an (PA43117, PA45271, PA45310, SH087a), in einem<br />
Fall besteht der Standfuß im wahrsten Sinne des Wortes aus anthropomorph geformten Füßen<br />
(PA38337). Anthropomorphe Füße auf Keramik verschiedener Typen sind selten, kommen aber doch<br />
immer wieder in Fundkomplexen der Urnenfelder- und Hallstattzeit vor. Ein Beispiel ist eine<br />
Doppelhenkelschüssel aus Lednice (Eisgrub/Südmähren), das der Lausitzer Kultur zugeordnet wird. 122<br />
Ein Kalenderbergtopf mit zwei parallel gestellten, 8,7 cm langen, 2 cm breiten und 4 cm hohen Füßen<br />
ist aus Gemeinlebarn bekannt. J. Szombathy vermutet durch die „andeutungsweise erhaltene<br />
Ausweitung“, dass das Gefäß ein Protomen besaß, das abgebrochen ist. 123<br />
8.5.4 Kugeliger Kalenderbergtopf<br />
MK3085 PA38273 PA38303 PA42666 PA42713<br />
Diese Variante mit 17 Vertretern besitzt einen kugeligen Gefäßkörper, der Bauchumbruch ist rund<br />
geformt und liegt etwa in der Mitte der Gefäßhöhe, nicht wie bei den anderen Formen im oberen<br />
Drittel. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist mit 1:1,3 im normalen Bereich. Die Höhe der Töpfe liegt<br />
zwischen 9,8 und 16 cm, im Durchschnitt bei 12,5 cm, die Breite zwischen 13 und 20,5 cm, im<br />
Durchschnitt bei 16,5 cm. Der Inhalt, den die Töpfe fassen, beträgt 0,26 bis 3,09 l, im Durchschnitt<br />
1,39. Die kugeligen Kalenderbergtöpfe des Gräberfeldes sind MK3085_Strf, PA38273_A011,<br />
PA38274_A011, PA38303_A028, PA42666_A045, PA42713_A055, PA42792_A073, PA43056_A116,<br />
PA43250_B147, PA45110_C029, PA45171a_C036, PA45372_C073, PA45401_C080, PA56221_<br />
A028, SH043h_B043, SH050a_B050 und SH056b_B056.<br />
8.5.5 Normal proportionierter Kalenderbergtopf<br />
PA38260 PA42953 PA43089 SH073c SH092c<br />
Der häufigste Typ (34 Vertreter) entspricht in der Form zur Gänze der Beschreibung des<br />
Kalenderbergtopfes an sich und ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,3 charakterisiert. Die<br />
Töpfe sind zwischen 8,5 und 20 cm hoch, im Durchschnitt 13,9, und zwischen 11 und 25 cm breit,<br />
durchschnittlich 18,2 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,37 und 4,01 l, liegt aber im<br />
Durchschnitt bei 1,85 l. Zur „normalen Form“ gehören die Gefäße PA38251_A006, PA38260_A009,<br />
PA38268_A010, PA38288_A023, PA38306_A030, PA38315_A033, PA38333_C007, PA42703_A053,<br />
PA42751_A064, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA43029_A110, PA43075_A118,<br />
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43195_B141, PA43230_B145, PA45086_C025, PA45094_C027,<br />
PA45244_C048, PA45270_C052, PA56258_A038, PA86375_D021, SH022c_B022, SH024c_B024,<br />
SH044a_B044, SH049a_B049, SH057a_B057, SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060,<br />
SH073c_B073 und SH092c_B092.<br />
122 Rzehak 1904, 1 ff.<br />
123 Szombathy 1929, 61 f. und Taf. 25/1.<br />
93
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.5.6 Schlanker Kalenderbergtopf<br />
MP0155 PA38304 PA43037 SH008f SH043c<br />
Mit sieben Vertretern ist die Gruppe der schlanken Kalenderbergtöpfe klein. Sie sind im Verhältnis zu<br />
den anderen relativ hoch und besitzen ein Höhen-/Breitenverhältnis von nur 1:1,2. Zu diesem Typ sind<br />
zwei Miniaturgefäße zu stellen (B99_B099 und SH043c_B043). Die übrigen Gefäße sind MP155_Strf,<br />
PA38304_A029, PA42654_A044, PA43037_A114, SH008f_B008 und SH110a_B110. Die Töpfe sind<br />
zwischen 5,5 und 17 cm hoch, der Durchschnitt ist wegen der Miniaturgefäße nur 12,6 cm, und<br />
zwischen 6,4 und 20,4 cm breit (durchschnittlich 14,8 cm). Die Miniaturformen fassen 0,08 l, das<br />
größte Gefäß 2,93 l, der Durchschnitt liegt bei 1,55 l.<br />
Abb. 57: breiter Kalenderbergtopf Abb. 58: geschwungener KBT Abb. 59: KBTmit Fuß<br />
94<br />
Abb. 60: kugeliger KBT Abb. 61: normaler KBT Abb. 62: schlanker KBT
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Die Formtypen der Kalenderbergtöpfe sind für die Verteilung im Gräberfeld von geringer Bedeutung,<br />
vermutlich auch für die Chronologie. Alle Typen sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, mit<br />
Ausnahme der schlanken Form, die vor allem im Nordbereich vertreten ist. Eine gewisse<br />
Konzentration der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist im Südostbereich des Gräberfeldes zu vermerken,<br />
auch wenn dieser Typ ebenso im Rest des Gräberfeldes ebenso vorkommt.<br />
8.5.7 Verzierungen<br />
Die Verzierungstypen der Kalenderbergtöpfe sind für Verteilung und Chronologie von größerer<br />
Bedeutung. Es wurden zwölf Verzierungstypen unterschieden: Mit 55 Vertretern (36,7 %) ist der<br />
Verzierungstyp mit Knubben und Bogen aus Leisten der häufigste. Die Randzone ist unverziert, an<br />
Schulter und Bauch sitzen zumeist drei, manchmal, wenn sie um den Henkel geführt werden, auch<br />
vier mehrfache, hängende Bögen aus plastischen Leisten, die durch Finger- und<br />
Fingernageleindrücke ein grobes Aussehen erhalten. In der Mitte der Bögen befinden sich oft kleine<br />
Gruppen von Knubben, außerdem wird der freie Raum am Bauch des Gefäßes zwischen den Bögen<br />
durch Knubben flächig gefüllt (B99, MP155, PA38250, PA38251, PA38268, PA38273, PA38274,<br />
PA38288, PA38303, PA38304, PA38315, PA38353, PA42654, PA42666, PA42686a, PA42703,<br />
PA42776, PA42786, PA42792, PA42808, PA42848, PA42893, PA42910a, PA42920, PA43004,<br />
PA43160, PA43223, PA45046a, PA45081a, PA45094, PA45099, PA45165, PA45171a, PA45246a,<br />
PA45401, PA45422, PA56180, PA56241a, PA56241b, PA56242, PA56287, SH024c, SH031b,<br />
SH043h, SH044a, SH049a, SH050a, SH057a, SH059a, SH060b, SH073c, SH084b, SH088a, SH092c<br />
und SH121c).<br />
Der zweithäufigste Verzierungstyp ist eine Abwandlung des ersten, statt Knubben werden hier die<br />
freien Flächen zwischen den Bögen mit waagrechten Fingernagelkerbleisten aufgefüllt. Diesem Typ<br />
sind 25 Gefäße bzw. 16,7 % zuzuordnen (MK3085, PA38306, PA42698, PA42713, PA42751,<br />
PA42799, PA42953, PA42959, PA42971, PA43014, PA43029, PA43037, PA43171, PA43250,<br />
PA45056, PA45110, PA45244, PA45324, PA45332, PA45372, PA56193, PA56229, SH056b,<br />
SH073e, SH101a). Ebenfalls verbreitet ist mit 9 Vertretern (6 %) das Ersetzen der Bögen durch<br />
hängende Winkel und Dreiecksmotive (PA42828, PA42881, PA43230, PA56221, PA56258, PA74270,<br />
PA86359, SH022c, SH043c).<br />
Dem anzuschließen sind zwei oder dreifache, schräge Leisten, die abwechselnd orientiert sind und so<br />
etwas auseinandergezogene Winkel bilden. Ihr Zwischenraum ist ebenfalls mit Knubben gefüllt.<br />
Diesem Verzierungstyp gehören vier Gefäße (2,7 %) an (PA38297, PA43075, PA45086 und SH008f).<br />
Sechs Gefäße (4 %) sind durch schachbrettartig angeordnete, mit Leisten gefüllte Dreiecke verziert,<br />
die sich hängend und stehend abwechseln (PA45218, PA45310, PA86375, SH038a, SH058a und<br />
SH097a). Sieben Gefäße (4,7 %) tragen neben den Leisten als Füllmotiv Rosetten (PA38292,<br />
PA42949a, PA43056, PA43089, SH062a, SH070a und SH079a).<br />
Alle bisher besprochenen Verzierungen mit Leisten und Knubben sind der klassische Verzierungstyp<br />
der Kalenderbergtöpfe, der im gesamten Gräberfeld verbreitet ist, seinen Schwerpunkt aber im<br />
Nordwesten und westlichen Mittelbereich hat. Als Übergangsform zu den jüngeren Verzierungstypen<br />
kann die Verzierung mit Kannelur und Knubben betrachtet werden. Hier werden die plastischen<br />
Leisten durch doppelte oder dreifache Kannelur ersetzt, meistens in Form von Winkelbändern, das<br />
Füllmotiv der Knubben bleibt allerdings bestehen. Zehn Gefäße tragen eine Verzierung dieser Art, das<br />
entspricht 6,7 % (PA38333, PA43150, PA43187, PA43207, PA43240, PA45205, PA45290, PA56078,<br />
PA86341, SH118a). Gräber mit Gefäßen dieses Verzierungstyps sind im Nordostbereich ebenso zu<br />
finden wie im Südbereich, nicht aber im ältesten Teil des Gräberfeldes Statzendorf. Bei den jüngeren<br />
Typen werden nicht nur die Leisten durch Kannelur, Fingernageleindrücke oder Stempel ersetzt,<br />
sondern ebenso das Füllmotiv der Knubben. Offensichtlich soll mit weniger Aufwand derselbe<br />
Eindruck vermittelt werden. Elf Gefäße (7,3 %) gehören dem Verzierungstyp an, bei dem die<br />
hängenden Bogenleisten imitiert werden (PA38334, PA38342, PA42816, PA42838, PA45270,<br />
PA45299b, PA45410, PA56280, PA86377a, PA86377b, SH110a), bei vier Gefäßen werden in anderer<br />
Technik hängende Winkel ausgeführt (2,7 %, PA45193, PA45271, PA56120, SH087a). Besonders<br />
kanonisch wirken jeweils vier Gefäße der folgenden Verzierungstypen, die fast identisch ausgeführt<br />
sind:<br />
Die Gefäße PA38260, PA42674, PA42947 und PA43195 sind jeweils durch doppelte, senkrechte<br />
Kannelurstreifen versehen, zwischen denen ein kanneliertes Andreaskreuz angebracht ist. Die freien<br />
Flächen sind durch eingedrückte Punkte bzw. Kreisaugen verziert. Dieser Verzierungstyp ist in<br />
Gräbern des Mittelbereichs vertreten. Die Kalenderbergtöpfe PA42804, PA42942, PA43117 und<br />
PA45118 weisen jeweils an der Schulter hängende Bögen aus dreifacher Kannelur auf, darunter sind<br />
jeweils ein bis zwei Bogengirlanden in gleicher Technik angebracht. Die Bogen und die<br />
Zwischenräume zwischen den Girlanden sind mit eingedrückten Punkten versehen. Mit Stempeln oder<br />
95
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Fingernagelkerben sind auch die Gefäße MK3082, PA38337, PA45261 und PA45299a flächig<br />
verziert, bei diese Gefäßen verläuft ein Winkelband aus ein bis dreifacher Kannelur über den<br />
gesamten Gefäßbauch.<br />
Die Gefäße, bei denen der Platz der Knubben durch einfache Fingernagelkerben oder Stempel in<br />
Form von eingedrückten Punkten oder Kreisaugen eingenommen wird, sind besonders im Südbereich<br />
des Gräberfeldes vertreten, hier dürfte es sich um eine jüngere Verzierungserscheinung handeln. 124<br />
So fragmentarisch erhalten, dass man sie keinem Verzierungstyp zuordnen kann, sind sieben Gefäße<br />
(4,7 %, PA45175, PA45276, PA45288, PA56112, PA56292, PA86354d und PA86354e).<br />
Knubben und Bögen aus Leisten<br />
Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten<br />
Knubben und Winkel aus Leisten<br />
Knubben und schräge Leisten<br />
schachbrettartig angeordnete Leisten<br />
Rosetten<br />
Kannelur und Knubben<br />
Bogen aus Eindrücken<br />
Winkel aus Eindrücken<br />
Kannelurandreaskreuz und Punkte<br />
Kannelurbögen und Punkte<br />
Kannelurwinkel und Punkte<br />
4<br />
6<br />
7<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
9<br />
11<br />
10<br />
25<br />
55<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
6<br />
Abb. 63: Häufigkeit einzelner Verzierungsvarianten auf Kalenderbergtöpfen<br />
Als klassische Verzierung werden hier die Verzierungstypen Knubben und Bögen aus Leisten, Bögen<br />
aus Leisten und waagrechte Leisten, Knubben und Winkel aus Leisten, Knubben und schräge Leisten<br />
sowie Rosetten bezeichnet, als jüngere Verzierung Kannelur mit Knubben, Bogen aus Eindrücken,<br />
Winkel aus Eindrücken, Kannelurandreaskreuz mit Punkten, Kannelurbögen mit Punkten sowie<br />
124 Ganz ähnliche Beobachtungen sind aus den Siedlungsmaterialien von Großmugl (M. Lantschner 2000, 131 ff.)<br />
herauszulesen.<br />
96<br />
Abb. 64: klassische Verzierung Abb. 65: Schachbrettleiste Abb. 66: jüngere Verzierung
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Kannelurwinkel und Punkte. Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp erbrachte keinen<br />
besonderen Zusammenhang. Wie aus der Kreuztabelle ersichtlich ist, scheinen schlanke Formen bei<br />
den älteren Verzierungstypen etwas häufiger vertreten zu sein, bei den jüngeren Verzierungstypen<br />
sind Gefäße mit Fuß bevorzugt.<br />
breit<br />
geschwungen<br />
mit Fuß<br />
kugelig<br />
normal<br />
schlank<br />
gesamt<br />
8.6 Töpfe<br />
Knubben und Bögen aus Leisten 5 4 5 9 16 4 43<br />
Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten 7 1 6 6 1 21<br />
Knubben und Winkel aus Leisten 1 2 1 1 3 1 9<br />
Knubben und schräge Leisten 1 2 1 4<br />
schachbrettartig angeordnete Leiste 1 1 2 4<br />
Rosetten 1 1 1 1 4<br />
Kannelur und Knubben 3 2 1 6<br />
Bogen aus Eindrücken 3 3 1 1 8<br />
Winkel aus Eindrücken 1 3 4<br />
Kannelurandreaskreuz und Punkte 1 1 2 4<br />
Kannelurbögen und Punkte 1 2 3<br />
Kannelurwinkel und Punkte 2 2<br />
Gesamt 20 15 19 17 34 8 113<br />
Töpfe sind mehr oder weniger bauchige, schwach profilierte Hochformen, die nur selten und dann<br />
lediglich sehr grobe Verzierungen, meist im Schulter- oder Bauchbereich, aufweisen. 125 Töpfe sind im<br />
allgemeinem aus eher grobem Ton hergestellt und ohne besondere Oberflächenbehandlung. Bei nur<br />
acht Gefäßen konnten Grafitspuren ausgemacht werden. Die Farben der Töpfe sind gerne braun bis<br />
graubraun, auch beige und rötliche Farbtöne kommen vor. Sechs Gefäße weisen Spuren sekundären<br />
Brandes auf, ein Gefäß wurde repariert und ist links und rechts eines Sprunges dreimal durchlocht<br />
(PA45071). Bei den Töpfen werden Typen mit und ohne Henkel unterschieden. 61 Gefäße zählen zu<br />
dieser Gruppe, wobei die Gruppe der Kalenderbergtöpfe ausdrücklich ausgeklammert wurde und<br />
bereits an anderer Stelle besprochen wurde. Die Funktion der Töpfe wird im praktischen Bereich der<br />
Nahrungszubereitung und Aufbewahrung liegen.<br />
Töpfe sind aus 27 Gräbern bekannt, worunter ein Männer- und drei Frauengräber fallen. Der<br />
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Topf beträgt 20,7 und liegt damit unter dem allgemeinen<br />
Durchschnitt von 21,4.<br />
8.6.1 Henkeltöpfe<br />
Kennzeichnend für diese Typen ist der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der Schulter des<br />
Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt. Es werden kugelige und eiförmige Varianten<br />
unterschieden.<br />
Henkeltöpfe sind im ganzen Gräberfeld sporadisch vertreten, sie zeigen keinerlei chronologische oder<br />
gruppenspezifische Relevanz. Inwiefern sie als eigenständige Gruppe aufzufassen sind oder als<br />
unverzierte oder untypisch verzierte Varianten der Kalenderbergtöpfe beschrieben werden könnten,<br />
sei dahingestellt. Falls es tatsächlich so ist, dass Kalenderbergtöpfe im Lauf der Zeit ihre markante<br />
Verzierung verlieren, 126 ist dieser Umstand im Gräberfeld Statzendorf jedenfalls nicht eindeutig<br />
nachzuvollziehen.<br />
125 Preinfalk A. 2003, 112.<br />
126 Nebelsick 1997, 47.<br />
97
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.6.1.1 Kugeliger Henkeltopf<br />
MP0139 PA42794a PA56166 PA56236 SH064b<br />
Kugelige Henkeltöpfe besitzen einen kugeligen Gefäßkörper, einen geraden bis leicht ausladenden<br />
Rand, der nicht sehr deutlich abgesetzt ist, eine ebene Standfläche und den charakteristischen<br />
Bandhenkel. Das Verhältnis der Höhe zur Breite liegt im Durchschnitt bei 1:1,5. Acht Töpfe zählen zu<br />
dieser Gruppe, sie sind zwischen 8,5 und 15 cm hoch, im Durchschnitt 10,9 cm, und zwischen 13,4<br />
und 23 cm breit, im Durchschnitt 17,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,61 und 2,16, im<br />
Durchschnitt bei 1,21 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße MP139_Strf, PA42794a_A073,<br />
PA42969_A104, PA56166_A008, PA56236_A032, SH049b_B049, SH060a_B060 und SH064b_B064.<br />
PA56236 trägt an beiden Seiten an der Schulter rundlich geformte Bandhenkel, die untypischerweise<br />
am Hals-/Schulterumbruch ansetzten und nicht über den Rand geführt werden. Die Töpfe PA42794a<br />
und PA42969 sind beide durch senkrechte Kannelur des Gefäßkörpers verziert. SH064b trägt an drei<br />
Seiten an der Schulter Doppelknubben.<br />
8.6.1.2 Eiförmiger Henkeltopf<br />
SH017c PA45232 PA45076 SH005b PA45365<br />
Zu den eiförmigen Henkeltöpfen zählen 20 Exemplare. Ihre Form ist schlanker als die der kugeligen<br />
Henkeltöpfe, ihr Gefäßkörper wirkt eiförmig und ist nur schwach profiliert. Der durchschnittliche<br />
Höhen-/Breitenindex liegt bei 1:1,2. Die Randgestaltung ist wenig ausgeprägt, oft geht die Wandung<br />
übergangslos in der eingezogenen oder geraden Rand über. Die Standfläche ist breit und eben, der<br />
Bandhenkel wie bei den kugeligen Henkeltöpfen angesetzt. Eiförmige Henkeltöpfe sind zwischen 6,5<br />
und 16 cm hoch, durchschnittlich 12 cm, und zwischen 9 und 18,2 cm breit, durchschnittlich 13,5 cm.<br />
Sie fassen einen Inhalt von 1,15 bis 2,36 l, im Durchschnitt 0,89 l. Die Gefäße PA42739_A061,<br />
PA42749_A063, PA42992_A105, PA43094_B125, PA43111_B130, PA43132_B133, PA45076_C022,<br />
PA45140_C032, PA45232_C046, PA45344_C067, PA45357_C069, PA45365_C072,<br />
PA56209_A020, PA56275_Strf, SH005b_B005, SH009b_B009, SH017c_B017, SH051c_B051,<br />
SH053d_B053 und SH103b_B103 zählen zu dieser Gruppe. Sieben Gefäße sind unverziert, bei drei<br />
Gefäßen sitzen an der Schulter Knubben (PA45232, SH053d, SH103b). Zusätzlich zu den Knubben<br />
ist der zumeist in der Form keineswegs betonte Hals-/Schulterumbruch bei den Gefäßen PA42739,<br />
PA45076, PA45344, SH005b und SH051c durch eine waagrechte Reihe von Fingernagelkerben<br />
betont. PA42749 trägt außerdem senkrechte Reihen von Knubben an der Gefäßwand, so dass es fast<br />
in die Nähe der Kalenderbergtöpfe gestellt werden kann. Den Topf PA42992 zieren flächige<br />
Fingernageleindrücke am gesamten Gefäßkörper, und am Bauch von PA45140 ist ein vierfaches<br />
Winkelband aus Kannelur angebracht.<br />
Bei den Gefäßen SH017c und PA43094 ist der Hals-/Schulterumbruch durch dreieckige Einstiche<br />
markiert, unterhalb des Henkels von PA43094 ist ein dreifacher Bogen aus gleichen Einstichen<br />
angebracht. Ähnliche Gefäße begegnen gelegentlich auch westlich von Statzendorf, zum Beispiel im<br />
Gräberfeld Linz, St. Peter. 127 Bei Gefäßen dieser Art könnte es sich um Typen handeln, die funktionell<br />
den östlichen Kalenderberggefäßen entsprechen, morphologisch allerdings westlichen ästhetischen<br />
Vorstellungen entsprechen.<br />
127 Adler 1965, Körpergrab 116, 163, Abb. 2., ohne Grabzusammenhang 317, Abb. 4, 319, Abb. 2.<br />
98
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.6.2 Töpfe ohne Henkel<br />
Die Gruppe der Töpfe ohne Henkel ist, besonders was die kugelige Variante betrifft, zum Teil nur<br />
schwer von den Schüsseln und Kegelhalsgefäßen abzugrenzen. Das entscheidende Merkmal ist die<br />
undeutliche Ausprägung des Randes, der vom Gefäßkörper nur schwach, wenn überhaupt, abgesetzt<br />
ist. Die Töpfe zeichnen sich also durch eine undeutliche Profilierung aus, ihr Gefäßkörper ist<br />
doppelkonisch, eiförmig oder kugelig. Die Standfläche ist breit und eben, der Rand gerade, leicht einoder<br />
ausgebogen. Ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,3.<br />
8.6.2.1 Doppelkonischer Topf ohne Henkel<br />
SH043d SH122c PA42804 PA43187 SH087a<br />
Die beiden Töpfe dieser Variante, SH122c_B122 und SH043d_B043, weisen einen streng<br />
doppelkonischen Gefäßaufbau mit gerader Wandung auf. Sie sind 6,5 bzw. 6,9 cm hoch und 8,5 bzw.<br />
8,8 cm breit und fassen einen Inhalt von 0,12 bzw. 0,16 l. Beide Gefäße sind unverziert.<br />
8.6.2.2 Kugeliger Topf ohne Henkel<br />
PA38293 PA42748 PA42889 PA45084 PA45162<br />
14 Gefäße werden dieser Variante zugeordnet, die sich durch einen kugeligen Gefäßaufbau und<br />
undeutliche Profilierung sowie Randgestaltung auszeichnet. Das durchschnittliche Höhen-<br />
/Breitenverhältnis liegt bei ihnen bei 1:1,4, es handelt sich also durchaus um eine Breitform. Die Töpfe<br />
sind zwischen 7,5 und 23 cm hoch, im Durchschnitt 12,1 cm, zwischen 9,8 und 27,7 cm hoch, im<br />
Durchschnitt 16,5 cm, und fassen einen Inhalt zwischen 0,25 und 7,3 l, im Durchschnitt 1,68 l. Fast<br />
alle kugeligen Töpfe ohne Henkel sind unverziert (PA38293_A025, PA42679_A048, PA42748_A063,<br />
PA42768b_A068, PA42889_A093, PA42903_A095, PA43024_A109, PA45071_C022,<br />
PA45142_C032, PA45162_C035, PA45210_C043, SH028d_B028 und SH034b_B034), lediglich<br />
PA45084_C025 weist am Bauch umlaufend feine, senkrechte Ritzlinien auf.<br />
8.6.2.3 Eiförmiger Topf ohne Henkel<br />
PA45199 PA42964 PA56179 PA38330 PA43099<br />
Charakteristisch für diese Variante mit elf Vertretern ist der vergleichsweise hohe, schlanke<br />
Gefäßaufbau, die Töpfe haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von etwa 1:1,2. Der schwach<br />
ausgeprägte Bauchumbruch sitzt im oberen Drittel der Gefäße. Die Töpfe sind zwischen 5,1 und 23,5<br />
cm hoch, im Durchschnitt 13,6 cm, und zwischen 6,6 du 25,7 cm breit, im Durchschnitt 14,9 cm. Ihr<br />
Fassungsvermögen beläuft sich im Durchschnitt auf 1,79 l (0,08 bis 5,93 l). PA43099_B126 und<br />
PA56102_GD02 sind unverziert, die Töpfe PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041<br />
tragen an der Schulter kreuzständig längliche Handhaben. Gefäße dieser Art sind typisch für<br />
99
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
hallstattzeitliches Siedlungsmaterial und zum Beispiel am Praunsberg 128 zu finden. Bei<br />
PA42964_A103 sind die Handhaben durch vier Fingertupfenleisten ersetzt. PA56179_A011 und<br />
PA56234_A031 tragen an der Schulter umlaufende Knubbenreihen, bei SH100a_B100 in typischer<br />
Kalenderbergmanier mit dem Fingernagel aus der Gefäßwand getrieben. PA42857_A089 trägt<br />
kreuzständig Doppelknubben. Schulter und Bauch des Gefäßes PA38330_C005 ist durch schräge,<br />
unregelmäßig und abwechselnd orientierte Kannelurbündel verziert.<br />
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen<br />
Fragmente von Großgefäßen sind aus vier Gräbern bekannt, wobei zum Teil nicht sicher gesagt<br />
werden kann, ob sie zur Grabausstattung gehören oder durch Zufall ins Inventar gelangt sind,<br />
eventuell sogar nicht einmal hallstattzeitlich sind. Sie zeichnen sich alle durch eine sehr dicke<br />
Wandstärke und große Gestaltung aus. Das Fragment PA56239_A035 ist ein Vorratsgefäß mit<br />
Fingertupfenleiste unterhalb des Randes, aus hallstattzeitlichen Siedlungen durchaus wohl bekannt, 129<br />
bei SH065b_B065 ist lediglich der Boden erhalten, PA45343b_C067 trägt unterhalb des Randes eine<br />
waagrechte Reihe von Dellen 130 und die Fragmente PA86380a_D021 und PA86380b_D021 sind<br />
Henkelansätze, die aufgrund der Form und der Art der Keramik eher als nicht hallstattzeitlich<br />
anzusprechen wären.<br />
8.7 Henkelschüsseln<br />
Henkelschüsseln sind weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung wesentlich größer als der<br />
Boden ist. Sie unterscheiden sich von den Henkelschalen durch die für Schüsselformen<br />
kennzeichnende Schulter- und Halsausbildung. 131 Der abgesetzte Rand der Gefäße ist zumeist<br />
kragenartig aufgestellt bzw. leicht eingezogen. Der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der<br />
Schulter des Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt, ist typisch. Das Gefäßunterteil kann<br />
kugelig, konisch oder eingezogen gearbeitet sein, ein Merkmal, das die einzelnen Varianten<br />
unterscheidet. Der Boden besteht aus einer zumeist ebenen Standfläche, die auch nach innen leicht<br />
omphalosartig gewölbt sein kann.<br />
Die kleinen Henkelschüsseln werden im wesentlichen eine ganz ähnliche Funktion wie die<br />
Henkelschalen gehabt haben, nämlich zum Schöpfen, die größeren Formen sind durch die<br />
Nachahmung bronzener Formen, etwa der Beckentasse, erklärbar, die jedoch kaum zum eigentlichen<br />
Gebrauch bestimmt gewesen sein dürfte. 132<br />
Henkelschüsseln kommen im Gräberfeld Statzendorf in 26 Komplexen dokumentiert vor, wobei außer<br />
in zwei Gräbern, wo jeweils zwei Henkelschüsseln niedergelegt wurden (A036, C078), nur jeweils eine<br />
vertreten ist. Unter den Gräbern wurden fünf Männergräber, zwei Frauengräber und ein Kindergrab<br />
archäologisch festgestellt, eine erstaunlich große Menge Männergräber. Der Durchschnitt des<br />
Sozialindex bei Gräbern mit Henkelschüsseln liegt bei 27,9, also ganz genauso wie bei den<br />
Henkelschalen und im Vergleich zum Allgemeindurchschnitt von 21,4 etwas besser.<br />
Die 30 Henkelschüsseln sind sorgfältig gearbeitet, in fast allen Fällen aus feinem Ton hergestellt, 18<br />
sind grafitiert, 13 deutlich geglättet oder poliert. Das Farbspektrum umfasst sämtliche Grautöne, drei<br />
Gefäße sind rot-schwarz bemalt. Nur neun Gefäße sind unverziert, die meisten tragen recht<br />
charakteristische Verzierungen, auf die noch einzugehen sein wird. Beliebt sind die senkrechte und<br />
schräge Kannelur der Schulter und des Bauches und deren Abwandlungen.<br />
Die Henkelschalen sind zwischen 3,8 und 13,5 cm hoch, im Durchschnitt 7,3 cm, und zwischen 8 und<br />
24 cm breit, im Durchschnitt 13,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 2,55 l, im<br />
Durchschnitt bei 0,67 l. Die Henkelschüsseln können in verschiedene Größenklassen eingeteilt<br />
werden (sehr kleine bis 0,2 l, kleine bis 0,5 l, mittelgroße bis 1 l, große bis 1,6 l und sehr große<br />
darüber). Sehr kleine, kleine und mittlere Henkelschüsseln bilden eine Gruppe, davon abgegrenzt sind<br />
fünf große (PA38326, PA38335, SH023a, PA45391 und PA45183) sowie zwei sehr große<br />
Henkelschüsseln (PA38261 und PA42643). Sie unterscheiden sich in Form und Verzierung nicht von<br />
den kleineren Vertretern. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Höhe und Breite ist 1:1,8.<br />
Die Form bestimmt die erste Klassifizierung: Es wird eine Variante mit konischem Unterteil<br />
umschrieben (11 Vertreter), eine gedrückte Form mit kalottenförmigem Unterteil (10 Vertreter), eine<br />
gedrückte, hart profilierte Form (3 Vertreter), eine hohe Henkelschale und fünf kugelige<br />
128 Lauermann 1990a, 69.<br />
129 wie zum Beispiel aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 47/387, 347/3116.)<br />
130 wie zum Beispiel ein Exemplar aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 158/1327.)<br />
131 Klemm 1992, 75.<br />
132 Klemm 1992, 27, Kaus 1981, 37 ff.<br />
100
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Henkelschalen. Die Kartierung der Formen erbringt keine wesentlichen Ergebnisse, eventuell ist eine<br />
Tendenz festzustellen, nach der gedrückte Formen eher im jüngeren Südteil des Gräberfeldes zu<br />
beobachten sind. Form und Verzierung der kleinen Henkelschüsseln sind typisch für das<br />
niederösterreichische Donaugebiet westlich des Wienerwaldes, große Formen sind charakteristische<br />
Gefäßtypen der nordostalpinen Hallstattzeit. Ihre Form leitet sich aus der späturnenfelderzeitlichen,<br />
großen Henkelschüssel des Nordalpenraumes ab, 133 in der mittleren bis jüngeren Hallstattzeit werden<br />
die großen Henkelschüsseln zu krugartigen Schöpfern reduziert, 134 Schüsseln erhalten einen steilen<br />
Hals und gedrückten, linsenförmigen Körper, gehenkelte Formen werden seltener und verschwinden<br />
bis zur Latènezeit gänzlich. 135<br />
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil<br />
PA42725 PA42849 PA43149 PA45390 PA45391<br />
Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil zeichnen sich durch einen kragenartigen, geraden<br />
bzw. leicht eingezogenen Rand aus, der von der Schulter deutlich abgesetzt ist, einen rundlichen<br />
Bauchumbruch, der in der Mitte oder im oberen Drittel des Gefäßes angesetzt ist und durch ein<br />
konisches, gerade verlaufendes Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Die Gefäße haben ein<br />
durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7 und sind zwischen 6,2 und 13,5 cm hoch, im<br />
Durchschnitt 9,6 cm, und zwischen 10,2 und 24 cm breit, im Durchschnitt 16,3 cm. Sie fassen<br />
zwischen 0,21 und 2,55 l, durchschnittlich 1,15 l, es sind alle Größenklassen vertreten. Die Gefäße<br />
PA38335_A007, PA38261_A009, PA42643_A042, PA42849_A086, PA43149_B136, PA45390_C078,<br />
PA42725_A059, PA43241_B146, PA45183_C038, PA45391_C078 und PA56144_GD16 zählen zu<br />
dieser Variante. Alle elf Gefäße sind verziert, und zwar durch umlaufende Kannelur oder<br />
schachbrettartig angelegte Kannelurbündel.<br />
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil<br />
PA38248a PA38326 PA43032 PA45406 SH060d<br />
Bei den gedrückten Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil liegt das Höhen-<br />
/Breitenverhältnis bei 1:1,9, es handelt sich also um niedrige Gefäße. Der Bauchumbruch liegt in der<br />
Mitte des Gefäßes oder darunter. Die zehn Henkelschüsseln dieser Variante sind zwischen 4,6 und<br />
8,7 cm hoch, im Durchschnitt 6,2 cm, und zwischen 9 und 16 cm breit, im Durchschnitt 11,9 cm. Sie<br />
fassen zwischen 0,15 und 1,07 l, im Durchschnitt 0,41 l, bis auf zwei Gefäße handelt es sich um kleine<br />
Formen. Folgende Henkelschüsseln zählen zu dieser Variante: PA38248a_A001, PA38326_A036,<br />
PA42773_A069, PA43032_A114, PA43120_B132, PA45131_C031, PA45148_C033, PA45373_C073,<br />
PA45406_C081 und SH060d_B060. Vier Gefäße sind unverziert, PA38248a, PA43120 und PA45406<br />
sind an der Schulter umlaufend kanneliert, PA45406 zusätzlich rot-schwarz bemalt. Eine recht genaue<br />
Entsprechung dieser Variante stammt aus Langenlebarn, Tumulus 3. 136 Durch Winkel aus doppelter<br />
und dreifacher Kannelur, kombiniert mit Dellen, sind die Gefäße PA38326, PA42773 und PA43032<br />
gekennzeichnet.<br />
133 Klemm 1992, 76f.<br />
134 Nebelsick 1997, 77.<br />
135 Nebelsick 1997, 80.<br />
136 Preinfalk F. 2003, Taf. 57.<br />
101
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln<br />
PA45207 SH121e B121<br />
Zwei sehr eng verwandte Vertreter der gedrückten, stark profilierten Henkelschüsseln sind die Gefäße<br />
B90_B090 und SH121e_B121. Die Hälfte der Höhe der Gefäße nimmt der Rand ein, der scharf<br />
abgesetzt von der niedrigen Schulter fast trichterförmig nach außen gebogen ist. Der Bauchumbruch<br />
ist stark geknickt, das Unterteil der Schüsseln kalottenförmig und mit einem Omphalos versehen. Der<br />
Umbruch von SH121e ist durch Kerben markiert. PA45207 ist ebenfalls scharf profiliert und gedrückt,<br />
allerdings nimmt bei diesem Gefäß der Rand nur etwa ein Drittel der Gefäßhöhe ein. Die Schulter<br />
dieser Schüssel ist durch schräg schraffierte, hängende Winkel hervorgehoben. Das Höhen-<br />
/Breitenverhältnis dieser Variante liegt bei 1:2,2, alle drei Gefäße sind sehr klein, nur zwischen 3,8 und<br />
5,2 cm hoch und zwischen 8 und 10,2 cm breit. Sie fassen einen Inhalt von 0,1 bis 0,18 l.<br />
Stark profilierte Henkelschüsseln mit tief sitzendem Umbruch sind im Raum der Kalenderbergkultur<br />
nicht besonders häufig, Vergleiche aus Maissau, 137 Maiersch 138 und Grafenwörth 139 können dennoch<br />
angeführt werden. In Kleinklein sind ähnliche Formen weit verbreitet, C. Dobiat attestiert der<br />
Gefäßform eine weite Verbreitung und Langlebigkeit, 140 die keine genaue chronologische Einordnung<br />
zulässt.<br />
8.7.4 Hohe Henkelschüssel<br />
SH007a<br />
8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln<br />
Die einzige wirklich hohe Henkelschüsselform ist<br />
SH007a_B007, die ein Höhen-/Breitenverhältnis<br />
von 1:1,3 aufweist und mit 7 cm Höhe, 9 cm<br />
Breite und 0,22 l Inhalt zu den sehr kleinen<br />
Henkelschüsseln zählt. Sie ist unverziert. Die<br />
Form erinnert stark an Tassen der<br />
Urnenfelderzeit, wie sie etwa in den Gräberfeldern<br />
Stillfried 141 und St. Andrä 142 vorkommen.<br />
PA38327 PA42753 PA56108 SH023a<br />
Bei kugeligen Henkelschüsseln ist das Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,7. Die Schüsseln besitzen nicht<br />
nur ein kugeliges Gefäßunterteil, der gesamte Eindruck der Form ist kugelig, da der Bauchumbruch<br />
etwa in der Mitte sitzt. Die fünf Gefäße PA42753_A064, PA43180_B139, PA56108_GD03,<br />
PA38327_A036 und SH023a_B023 gehören zu dieser Variante. Die Höhen der Gefäße liegen<br />
zwischen 5,9 und 9,7 cm, im Durchschnitt bei 7,3 cm, die Breiten zwischen 9,7 und 17 cm, im<br />
Durchschnitt bei 12,4 cm. Die Gefäße fassen einen Inhalt zwischen 0,22 und 1,36 l, im Durchschnitt<br />
0,58 l. Alle Gefäße bis auch SH023a, das zu den großen Henkelschüsseln gehört, sind kleine Gefäße.<br />
SH023a zeichnet sich durch senkrechte, rot-schwarz bemalte Kannelur aus. PA38327 ist durch<br />
Winkel aus dreifacher Kannelur und dazwischenliegende Dellen gekennzeichnet, ungewöhnlich ist der<br />
137 Berg 1980, Taf. 1/1.<br />
138 Berg 1962, Taf. 43/8.<br />
139 Lochner 1988, Taf. 7/4.<br />
140 Dobiat 1980, 84.<br />
141 Kaus 1984, Taf. 40b.<br />
142 Eibner 1974, Taf. 1d.<br />
102
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
lediglich rudimentär angelegte Bandhenkel, der keine Öffnung mehr aufweist und nur noch als<br />
Zierelement zu deuten ist.<br />
8.7.6 Verzierungen<br />
Neben den neun unverzierten Henkelschüsseln (B90, PA42753, PA43180, PA45131, PA45148,<br />
PA45373, PA56108, SH007a und SH060d) ist die mit zehn Vertretern größte Gruppe die der<br />
Henkelschüsseln, deren Schulter und Bauchregion senkrecht bzw. schräg kanneliert ist (PA38248a,<br />
PA38261, PA38335, PA42643, PA42849, PA43120, PA43149, PA45390, PA45406 und SH023a).<br />
Drei der Gefäße sind zusätzlich schwarz – rot bemalt, und zwar so, dass immer abwechselnd eine<br />
oder zwei Kanneluren rot und schwarz gefärbt sind. Fünf Gefäße sind durch schräge Kannelurbündel<br />
in abwechselnder Folge verziert (PA42725, PA43241, PA45183, PA45391, PA56144) und vier durch<br />
Winkel aus zwei und dreifacher Kannelur, in deren Winkel zumeist noch Dellen angebracht sind<br />
(PA38326, PA38327, PA42773, PA43032). PA45207 trägt an der Schulter schräg schraffierte,<br />
hängende Winkel, und der Umbruch von SH121e ist durch eine waagrechte Kerbenreihe markiert.<br />
unverziert<br />
Winkel<br />
Kannelur<br />
Kannelurbündel<br />
andere<br />
Gesamt<br />
konisch 6 5 11<br />
gedrückt kalottenförmig 4 3 3 10<br />
gedrückt profiliert 1 2 3<br />
hoch 1 1<br />
kugelig 3 1 1 5<br />
Gesamt 9 4 10 5 2 30<br />
Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp zeigt, dass Kannelur und Kannelurbündel bei<br />
konischen Gefäßformen bevorzugt auftreten, bei den gedrückten Formen mit kalottenförmigem und<br />
kugeligem Unterteil dann offensichtlich die Winkel hinzutreten und die stark profilierten Formen aus<br />
dem Verzierungskanon ganz herausfallen. Der Schwerpunkt der Verbreitung der einzelnen<br />
Verzierungstypen innerhalb des Gräberfeldes ist eindeutiger als der Verbreitungsschwerpunkt der<br />
Formen: Die umlaufende und schräge Kannelur, die m. E. die älteste Verzierungsform darstellt, ist vor<br />
allem im Nordwesten verbreitet, mit zwei Ausreißern im Südbereich, die Gräber der Gefäße mit<br />
Kannelurwinkeln liegen nahe beieinander im Mittelteil des Gräberfeldes. Schachbrettartig angeordnete<br />
Kannelurbündel finden sich im Süden und Osten des Gräberfeldes.<br />
Abb. 67: Henkelschüsseln mit<br />
umlaufender Kannelur<br />
Abb. 68: Henkelschüsseln mit<br />
Kannelurwinkeln<br />
Abb. 69: Henkelschüsseln mit<br />
Schachbrettkannelur<br />
103
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.8 Fußschalen<br />
18 Gefäße im Gräberfeld Statzendorf können als Fußschalen bezeichnet werden. Der obere Gefäßteil<br />
ist mit den Schalen verwandt, an die sie in ihrer typochronologischen Beurteilung anzuschließen sind.<br />
Die Standfüße sind im allgemeinen konisch, zum Teil mit leicht konkaver oder konvexer Wandung.<br />
Alle Varianten der Fußschalen haben zusammengenommen ein Fassungsvermögen von<br />
durchschnittlich 0,54 l, sie sind zwischen 5,7 und 15 cm hoch (durchschnittlich 8,5 cm) bzw. zwischen<br />
9,7 und 27,5 cm breit (durchschnittlich 13,9 cm).<br />
Fußschalen sind für die Ausstattung hallstattzeitlicher Gräber im südöstlichen Niederösterreich,<br />
Nordburgenland und Westungarn charakteristisch 143 und treten westlich dieses Kernbereichs der<br />
Kalenderbergkultur nur vereinzelt auf. Lediglich 18 Funde dieses Funktionstyps in den 374<br />
Statzendorfer Gräbern reichen nicht aus, um Fußschalen zur üblichen Ausstattung zählen zu können.<br />
Die Herkunft hallstattzeitlicher Fußschalen leitet S. Klemm aus dem Este- und Golasecca – Bereich ab<br />
und betont die frühe Einflussnahme der Gefäßform bereits in der Formierungsphase der<br />
Hallstattkultur, die sie anhand der Einzugsrandschale mit Standfuß aus Hadersdorf am Kamp<br />
belegt. 144 Die Fußschalen des Gräberfeldes von Statzendorf besitzen lediglich niedrige Standfüße und<br />
sind keineswegs aufwändig verziert oder gar mit den großen, ausladenden Standfußschalen der<br />
Kalenderbergtrias zu vergleichen. Sie dürften daher auch nicht in diesem Sinne benutzt worden sein.<br />
Viel wahrscheinlicher ist eine Deutung als Teller oder – wegen ihrer handlichen, pokalartigen Form –<br />
als Trinkgefäß. 145<br />
Auffallend ist, dass Fußschalen im Gräberfeld häufig in außergewöhnlich reich ausgestatteten<br />
Grabzusammenhängen zu finden sind, der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Fußschalen<br />
liegt bei 32 (Gesamtdurchschnitt 21,4). Fußschalen kommen in vier archäologisch als Männergräber<br />
bestimmten Komplexen, aber nur in einem Frauengrab vor.<br />
Betrachtet man die Verteilung der Fußschalentypen am Gesamtplan des Gräberfeldes, so fällt eine<br />
Konzentration der Fußschalen mit eingezogenem Rand im Nordwestbereich des Gräberfeldes auf,<br />
Fußschalen mit ausladendem Rand und Fußschalen mit Turbanrand sind im Mittel und südöstlichen<br />
Bereich weiter verbreitet. Die Tendenz eine chronologischen Entwicklung der Fußschalen von den<br />
eingezogenen zu den ausladenderen, reicher verzierten Formen, kann postuliert werden. Eine ganz<br />
ähnliche Entwicklung der Standfußschalen wurde in Sopron anhand der neuen Grabungen im<br />
Gräberfeld Sopron – Burgstall von E. Patek nachgewiesen. 146<br />
Abb. 70: Fußschale mit<br />
eingezogenem Rand<br />
Abb. 71: Fußschale mit<br />
ausladendem Rand<br />
Abb. 72: Fußschale mit<br />
Turbanrand<br />
143 Klemm 1992, 53.<br />
144 Klemm 1992, 54 f., F. Scheibenreiter 1954, Taf. 50/2.<br />
145 Nebelsick 1997, 43.<br />
146 Patek 1993, 52 ff.<br />
104
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.8.1 Fußschale mit eingezogenem Rand<br />
PA38269 PA56068 SH022a SH023c SH046a<br />
Acht Gefäße des Gräberfelds können dieser Variante zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße<br />
PA38269_A010, PA42932_A098, PA56068_GA11, PA56253_A036, SH016c_B016, SH022a_B022,<br />
SH023c_B023 und SH046a_B046. Die Fußschalen mit eingezogenem Rand stehen den<br />
Einzugsrandschalen nahe. Die Gefäße sind im allgemeinen unverziert, drei weisen eine Grafitierung<br />
auf. Das Gefäß PA38269 besitzt zwei überrandständige, ausgezipfelte Handhaben, die durchlocht<br />
sind, so dass es möglich erscheint, das Gefäß aufzuhängen. Bei der Schale SH022a ist der Standfuß<br />
durch stehende Winkel aus vierfachem Kammstrich verziert, die mit eingestochenen Punkten gefüllt<br />
und umgeben sind. Während PA38269 mit 15 cm Höhe und 27,7 cm Breite sowie einem<br />
Fassungsvermögen von 2,63 l als sehr groß zu bezeichnen ist, sind die übrigen Fußschalen zwischen<br />
6,5 und 11,3 cm hoch und zwischen 12 und 17,8 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt im<br />
Durchschnitt bei 0,43 l. Fußschalen diese Typs begegnen relativ häufig im Kalenderbergraum, so<br />
etwa in Bad Fischau, 147 Rabensburg, 148 Marz 149 oder Sopron. 150<br />
8.8.2 Fußschale mit Turbanrand<br />
PA45111<br />
PA45308<br />
Die Form dieser Variante entspricht im wesentlichen der Fußschale mit eingezogenem Rand, der<br />
Rand der Schalen ist jedoch stark bzw. leicht schräg kanneliert bzw. facettiert. PA45111 aus Grab<br />
C029 besitzt neben der steilen, schrägen Kannelur der Randzone vier längliche, vom Gefäß<br />
waagrecht abstehende Knubben, die jeweils mit eingestochenen Punkten verziert sind. Es ist 7,8 cm<br />
hoch, 16,8 cm breit und fasst 0,47 l. PA45308 aus Grab C061 besitzt einen leicht schräg facettierten<br />
Rand und ist ansonsten unverziert. Die Fußschale ist 8,4 cm hoch, 16,6 cm breit und fasst in etwa 0,5<br />
l. Fußschalen mit Turbanrand sind aus Fischau, Sopron, Loretto und Krensdorf 151 belegt.<br />
8.8.3 Fußschale mit ausladendem Rand<br />
PA42638 PA42811 PA45100 PA45263 PA45334<br />
Sieben Gefäße des Gräberfeldes, nämlich PA42638_A041, PA42811_A076, PA43095_B125,<br />
PA45100_C028, PA45263_C051, PA45334_C065 und PA45408_C081 zählen zu dieser Variante der<br />
Fußschalen. Der Schalenkörper der Fußschalen mit ausladendem Rand ist im allgemeinen<br />
flachkonisch bzw. unterhalb des Randes nur leicht gewölbt, die einzige Ausnahme ist das Gefäß<br />
PA42811, das einen kalottenförmigen Gefäßkörper besitzt. Der Rand der Gefäße ist mehr oder<br />
147 Klemm 1992, Taf. 10/58 und 49/379.<br />
148 Kerchler 1977, Taf. 46/1.<br />
149 Peschek 1943, Taf. 4/5.<br />
150 Eibner-Persy 1980, diverse.<br />
151 Klemm 1992, Taf. 67/620, 67/622 und 67/626; Eibner-Persy 1980, Taf. 45/1, 45/2, 45/3, 45/7, 45/9; Pescheck<br />
1943, Taf. 1/3; Nebelsick 1997, 74.<br />
105
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
weniger stark nach außen gebogen und verläuft leicht trichterförmig bis waagrecht. Die Fußschalen<br />
mit ausladendem Rand sind zwischen 5,7 und 7 cm hoch und zwischen 9,7 und 18,4 cm breit. Die<br />
Fußschale PA45263 kann mit einem Randdurchmesser von nur 4,6 cm als Miniaturfußschale<br />
bezeichnet werden. Das Fassungsvermögen der Schalen liegt zwischen 0,06 und 0,43 l, im<br />
Durchschnitt bei 0,22 l. Vier der Gefäße sind grafitiert, der Rand der Fußschale PA42638 ist durch<br />
kreuzständige, doppelte Auszipfelungen des Randes plastisch verziert, PA45408 besitzt am Standfuß<br />
eine Ritzverzierung in Form von gittergefüllten, stehenden Winkeln und die Gefäße PA42811 und<br />
PA45334 sind innen jeweils durch Grafitstreifenmuster verziert. PA45334 trägt zusätzlich am Rand<br />
gefüllte Dreiecke aus eingestochenen Punkten.<br />
Einfache, plastisch unverzierte Fußschalen mit ausladendem Rand sind aus Donnerskirchen, 152<br />
Bernhardsthal 153 und Rabensburg 154 bekannt. Die plastisch verzierten Vertreter dieses Typs begegnen<br />
in der Kernzone der Kalenderberggruppe, in Sopron, Bad Fischau und Loretto häufig.<br />
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen<br />
SH010a<br />
8.9 Ausgussgefäße<br />
Die kalottenförmige Schale SH010a aus Grab B010 auf vier Füßen ist<br />
unter den Fußschalen eine Sonderform, da sie nicht den typischen<br />
Standfuß, sondern statt dessen vier gedrückt – kugelige, kleine Füße<br />
besitzt. Sie ist bis auf die Grafitierung unverziert und zählt mit 7,5 cm<br />
Höhe, 17,5 cm Breite und einem Fassungsvermögen von 0,64 l zu den<br />
großen Schalen. Eine ähnliche Schale, allerdings mit vier im Querschnitt<br />
rechteckigen Füßen, stammt von der Töpferwiese auf der Malleiten bei<br />
Bad Fischau. 155<br />
Insgesamt sind im Statzendorfer Fundmaterial neun Gefäße vorhanden, die sich durch einen seitlich<br />
am Gefäß angebrachten, tüllenförmigen Ausguss von der Masse abheben. Der Ausguss kann<br />
röhrenförmig oder in tierförmiger Gestalt geformt sein. Als Gefäßgrundform dient bei allen Gefäßen ein<br />
kugeliges Kegelhalsgefäß oder eine Schüssel mit Kragenrand. Die Gefäße sind zwischen 6,7 und<br />
17,5 cm hoch und zwischen 8 und 17,5 cm breit, ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,17 und 1,21<br />
l, im Durchschnitt bei 0,49 l.<br />
Das Bruchstück eines Gefäßes PA56290 kann keiner Variante mehr zugeordnet werden, es ist ein<br />
Streufund. Die Grundform des Gefäßes ist die Schüssel mit Kragenrand, verziert ist das Gefäß durch<br />
schräge Kannelur, die um den Ausguss bogenförmig gestaltet ist. Abwechselnd sind je zwei Bahnen<br />
grafitiert und nicht grafitiert. Der Ausguss ist abgebrochen, so dass nicht entschieden werden kann, ob<br />
es sich um eine einfache, röhrenförmige Tülle oder ein in Tierform gestaltetes Protomen gehandelt<br />
hat. Mit 15 cm Bauch- und 10 cm Randdurchmesser ist das Gefäß jedenfalls das größte seiner<br />
Gruppe.<br />
8.9.1 Ausgussgefäß mit röhrenförmigen Ausguss<br />
B77 PA43104 SH012a<br />
Der Variante mit einfachem, röhrenförmigem Ausguss gehören drei Exemplare an, SH012a aus Grab<br />
B012, das nur von einer Abbildung bei J. Bayer bekannte Gefäß B077 aus Grab B077 und das Gefäß<br />
PA43104 aus Grab B127. Der Gefäßkörper von SH012a ist ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit<br />
niedrigem Hals, die Ausgusstülle ist seitlich angebracht und leicht nach oben gezogen. Das Gefäß ist<br />
an Rand und Boden schwarz in Grafit bemalt, der Hals und Bauch sind rot gefärbt, darauf findet sich<br />
umlaufend ein Muster aus doppelt ineinander gesetzten, auf die Spitze gestellten Vierecken mit<br />
eingeschriebenen, hängenden Winkeln. Mit 8,5 cm Höhe und 10,9 cm Breite fasst es einen Inhalt von<br />
0,36 l.<br />
152 Pescheck 1942b, 99/9 und 99/11.<br />
153 Kerchler 1977, Taf. 13/3.<br />
154 Kerchler 1977, Taf. 32/1.<br />
155 Klemm 1992, 229.<br />
106
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
B077 ist in der Grundform eine kugelige Schüssel mit Kragenrand, der seitlich angebrachte Ausguss<br />
ist im letzten Drittel nach unten abgeknickt. Das Gefäß zeichnet sich durch senkrechte Kannelur und<br />
eine schwarz – rote Streifenbemalung aus. Das Gefäß ist nach den Angaben des Ausgräbers 8,5 cm<br />
hoch und 8 cm breit.<br />
Eine kugelige Schüssel mit Kragenrand bildet den Gefäßkörper von PA43104. Seitlich angesetzt ragt<br />
der Ausguss schräg nach oben. Das Gefäß ist bis auf kleine Kannelurbündel am Bauchumbruch<br />
unverziert. Mit 6,7 cm Höhe, 9,5 cm Breite und einem Inhalt von 0,17 l ist es das kleinste seiner<br />
Gruppe.<br />
8.9.2 Ausgussgefäß mit tierförmigem Ausguss<br />
PA38325 PA42747 PA42779 SH031a SH064c<br />
Dem Gefäß B077 steht SH031a aus Grab B031 sehr nahe: Es ist in der Grundform genauso eine<br />
kugelige Schüssel mit Kragenrand, und das Gefäß zeichnet sich genauso durch senkrechte Kannelur<br />
und eine rot-schwarze Streifenbemalung aus. Der seitlich angebrachte Ausguss ragt etwas steiler<br />
empor, und ist im letzten Drittel ebenfalls nach unten abgeknickt. Durch zwei eingedrückte Punkte<br />
sind die Augen kenntlich gemacht. 8,2 cm hoch und 11 cm breit fasst es ca. 0,32 l und ist auch in der<br />
Größe dem verschollenen Stück B077 sehr ähnlich.<br />
Von PA42747 aus Grab A063 ist lediglich das Tierprotomen in einer Länge von 3,3 cm erhalten, da es<br />
aber so gearbeitet ist, dass Flüssigkeit hindurchlaufen kann, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es<br />
einmal Ausguss eines Gefäßes war. Der Querschnitt der Figur ist oval, zwei angedeutete Ohren oder<br />
Hörner sind erkennbar, der Vorderteil des Tiergesichtes ist abgebrochen. Flüssigkeit konnte aus der<br />
Tülle durch zwei Öffnungen austreten, sofern die obere Öffnung nicht anderwärtig verschlossen war.<br />
Ähnlich dazu ist das Fragment eines Protomens aus Hafnerbach-Wimpassing. 156<br />
PA42779 aus Grab A071, in der Grundform ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit mittelhohem Hals, ist<br />
unverziert. Der aus der Schulter steil herausragende, im Querschnitt ovale Hals des Tierprotomens<br />
knickt im letzten Viertel scharf ab. Der Knick ist als Nackenpartie mit kleinen, leicht nach vorne<br />
stehenden Ohren ausgebildet, der runde Ausguss bildet das Maul des stilisierten Tieres. Das Gefäß<br />
ist 10,6 cm hoch, 12,2 cm breit und fasst 0,52 l.<br />
Auch bei PA38325 aus Grab A036 ist die Grundform das kugelige Kegelhalsgefäß, es steht außerdem<br />
auf einem konischen Standfuß. Der aus der Schulter ragende, tierförmige Ausguss hat einen<br />
annähernd runden Querschnitt und knickt im letzten Drittel ab. Deutlich sind die Stirnpartie und die<br />
kleinen, runden Ohren geformt, eingedrückte Punkte symbolisieren die Augen. Das verjüngte<br />
Tüllenende bildet das Maul. Als zusätzliche Verzierung sind auf dem Hals des Tierprotomens und des<br />
Kegelhalsgefäßes stehende, gefüllte Dreiecke aus Punkten eingestochen. Der Bauch des Gefäßes ist<br />
durch ein dreifach eingeritztes Winkelband verziert, links und rechts begleitet von einer Reihe<br />
eingestochener Punkte. 9,8 cm ist das Gefäß hoch, 12,3 cm breit und das Fassungsvermögen beträgt<br />
0,37 l.<br />
Die Grundform des Gefäßes SH064c aus Grab B064 ist ebenso ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit<br />
Standfuß. Der Bauch des Gefäßes trägt senkrechte Kannelurbündel und hängende Winkel aus<br />
mehrfacher Kannelur. Der Hals des aus der Gefäßschulter herausragenden Tierkopfes ist stark oval<br />
geformt und knickt im letzten Viertel im rechten Winkel ab. Im Vergleich zu den anderen Gefäßen sind<br />
die Ohren bzw. Hörner deutlich geformt und stehen nach oben, das Maul des Tieres bildet wiederum<br />
das runde Tüllenende. Ein wenig rätselhaft wirken die an beiden Seiten angebrachten, durchlochten,<br />
halbrunden Lappen. Spricht man die beiden Auszipfelungen als Hörner an so könnten diese nun die<br />
Ohren symbolisieren. Mit 17,5 cm Breite und Höhe fasst das Ausgussgefäß 1,21 l und ist das größte<br />
seines Typs.<br />
Bei den Ausgussgefäßen handelt sich durchwegs um kleine Gefäße, die auch als Sauggefäße<br />
angesprochen werden. Sauggefäße sind in der Urnenfelderzeit weit verbreitet und werden als<br />
156 Sitzwohl 1993, Taf. 68/1.<br />
107
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Trinkgefäß für Neugeborene gedeutet. 157 Die tiergestaltigen Ausgussgefäße sind den Sauggefäßen<br />
anzuschließen und gehören nach L. Nebelsick ebenfalls noch zur Welt der Kinder, erst im Verlauf der<br />
Hallstattkultur entwickeln sich Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zerimonialgerät. 158<br />
Welche Arten die Tierköpfen wiedergeben sollten ist nicht einfach zu entscheiden, Gefäß SH064c<br />
kann man noch am ehesten als Rind interpretieren, die anderen sehen eher Schafen ähnlich.<br />
Wahrscheinlich sollte weniger eine spezielle Art wie bei den späteren Stierkopfgefäßen abgebildet<br />
werden, sondern das Gefäß ganz allgemein – für Kinder? – freundlich erscheinen lassen, ohne ein<br />
spezielles Tier im Sinn zu haben.<br />
Die typochronologische Entwicklung der Gefäße lässt sich folgendermaßen zeichnen: Am Beginn der<br />
Entwicklung stehen kleine Gefäße mit röhrenförmiger Ausgusstülle (SH012a, PA043104), die bald<br />
darauf abgeknickt (B077) und mit Augen versehen wird (SH031a). Etwas größer und mit deutlicher<br />
gestaltetem Tierkopf sind die Gefäße PA42779 und vermutlich auch PA42747. An der Endpunkt der<br />
Statzendorfer Entwicklung kann man die Gefäße PA38325 und SH064 c stellen, die bereits deutlich<br />
und mit naturalistischen Details geformte Tierprotomen besitzen und auf Standfüßen stehen. Andere<br />
zoomorphe Gefäße mit Standfuß wurden etwa in Donnerskirchen 159 und Guntramsdorf 160 gefunden.<br />
Ob die Entwicklung tatsächlich von den zoomorph geformten Tiergefäßen wie zum Beispiel aus<br />
Wagram ob der Traisen, 161 Donnerskirchen 162 und Sopron 163 hin zu den eigentlichen<br />
Stierprotomengefäßen 164 der entwickelten Hallstattzeit tatsächlich linear weiterverläuft, oder der<br />
mediterrane Einfluss der Protomenkessel hier als zweiter Entwicklungsstrang eine gewichtige Rolle<br />
spielt, 165 sei dahingestellt.<br />
Gefäß Gefäßform Grab Sozialindex<br />
SH012a Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B012 15<br />
PA43104 Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B127 23<br />
B077 Ausgussgefäß mit geknickter Tülle B077 18<br />
SH031a Ausgussgefäß mit geknickter Tülle und angedeuteten Augen B031 41<br />
PA42747 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A063 24<br />
PA42779 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A071 46<br />
SH064c Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß B064 30<br />
PA38325 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß A036 72<br />
Grab A036, in dem ein Ärmchenbeil gefunden wurde, kann als Männergrab gedeutet werden,<br />
ansonsten liegen von keinem anderen Grab mit Ausgussgefäß Grabfunde vor, die Hinweise auf das<br />
Geschlecht der Bestatteten liefern könnten. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit<br />
Ausgussgefäß liegt mit 33,6 deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 21,4. Interessant ist, dass die<br />
Entwicklung der Gefäße analog zur Steigerung des Sozialindex der ausgussgefäßführenden Gräber<br />
verläuft. Während die Gefäße am Beginn der Entwicklung mit wenigen, unspezifischen Beigaben<br />
versehen waren, liegt der Sozialindex bei den Gefäßen der mittleren Gruppe bereits über dem<br />
allgemeinen Durchschnitt. Die Gräber mit naturalistisch gestalteten Protomengefäßen, zuletzt mit<br />
Standfuß, erreichen die höchsten Werte. Setzt sich die Entwicklung fort, ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die großen Stierprotomengefäße der Hallstattzeit in außergewöhnlich gut ausgestatteten, durch<br />
monumentale Grabhügel gekennzeichneten (Männer-) Gräbern zu finden sind.<br />
Kartiert man die Gefäße im Gräberfeld, so lässt sich auch anhand der räumlichen Verteilung der<br />
Gräber die chronologische Entwicklung in etwa nachzeichnen. Die Gefäße mit einfacher Ausgusstülle<br />
sind im nördlichsten Bereich des Gräberfeldes zu finden, der auch als ältester gewertet wird. Gefäße<br />
mit naturalistisch geformten Protomen nehmen den nördlichen und mittleren Bereich des Gräberfeldes<br />
ein, wobei Grab A036, das Grab mit Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und<br />
Standfuß sowie dem höchsten Sozialindex das südlichste ist.<br />
157 Eibner 1973, 191.<br />
158 Nebelsick 1997, 118.<br />
159 Rebay 1998, Taf. 3.<br />
160 Ladenbauer-Orel 1948, 83.<br />
161 Gattringer 1971, 49 f.<br />
162 Rebay 1998, Taf. 4.<br />
163 Bella 1893, 26 f.<br />
164 zuletzt zusammengestellt von F. Preinfalk (Preinfalk F. 2003, 73 ff.)<br />
165 Siegfried-Weiss 1979, 32 ff.<br />
108
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Abb. 73: Ausgussgefäße mit einfachem<br />
Ausguss<br />
Abb. 74: Ausgussgefäße mit<br />
tierförmigem Ausguss<br />
8.10 Zisten<br />
Die Zisten des Gräberfeldes stammen aus den Gräbern B033 (SH033b), B077 (SH077d) und B122<br />
(SH122a). Das erste Gefäß ist mit nur 3,4 cm Höhe als Miniaturziste anzusprechen, es besitzt einen<br />
zylindrischen Gefäßkörper und einen Omphalos in der Bodenmitte. Der Unterteil des Gefäßes ist<br />
umlaufend mit stehenden, gefüllten Dreiecken aus eingedrückten Punkten verziert. Die Ziste SH077d<br />
steht auf drei lappenförmigen, tönernen Füßen und ist mit drei waagrecht umlaufenden Rippen<br />
verziert. 12, 5 cm hoch fasst sie einen Inhalt von 0,72 l. Die dritte Ziste wirkt etwas gedrückter und hat<br />
zwei senkrecht aufstehende Lappen, in die der zugehörige Deckel eingepasst werden kann. Sie ist<br />
ebenfalls mit drei waagrecht umlaufenden Rippen verziert, um den Rand jedoch zusätzlich noch durch<br />
ein doppeltes Rollstempelband verziert, zwischen dem doppelte, hängende Winkel stehen. Sie ist 8,9<br />
cm hoch und fasst mit 0,76 fast genauso viel Inhalt wie die Ziste aus Grab B077.<br />
Zu der Ziste gehört ein Deckel, der<br />
aus einer kreisrunden, flachen<br />
Tonscheibe besteht, die an den<br />
Seiten zwei rechteckige<br />
SH033b SH077d SH122a<br />
Ausnehmungen für die von der<br />
Ziste aufstehenden Lappen besitzt.<br />
Der Deckel ist durch einen Kreis in<br />
gleicher Technik und gleichem<br />
Motiv verziert wie die Ziste selbst.<br />
Vergleichsstücke tönerner Rippenzisten sind sowohl aus Siedlungen wie Michelstetten, 166<br />
Göttlesbrunn 167 oder dem Braunsberg, 168 als auch aus Gräbern bekannt, sehr ähnlich sind die Stücke<br />
aus Maiersch, 169 Grab 31, Marz 170 und Gemeinlebarn. 171 Die Ziste aus dem Grab Verf. 1124 aus<br />
Franzhausen 172 ist in den Proportionen und durch die beiden Grifflappen dem Stück SH122a sehr<br />
ähnlich.<br />
Im Grab der Miniaturziste kommt sonst lediglich eine Schüssel mit Kragenrand vor, in Grab B077 ist<br />
bloß das Ausgussgefäß außergewöhnlich, die beiden Einzugsrandschalen, die Henkelschale und die<br />
Schüssel mit langem Kegelrand folgen dem üblichen Repertoire. In Grab B122 sind neben der<br />
166 Preinfalk A. 2003, 195 f.<br />
167 Griebl 2002, 246.<br />
168 Urban 1995, Kat.Nr. 2583<br />
169 Berg 1962, Taf. 7/5.<br />
170 Peschek 1943, Taf. 3/3.<br />
171 Szombathy 1890, Taf. 2/6.<br />
172 Neugebauer 1997, 179 f.<br />
109
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Einzugsrandschale zwei sehr kleine Miniaturgefäße vorhanden. Keines der Gräber enthält Beigaben,<br />
die sich geschlechts- und altersdiagnostisch verlässlich verwerten lassen können. Im Gräberfeld<br />
selbst sind alle drei Zisten im nördlichen Bereich vertreten, der als ältester des gesamten<br />
Gräberfeldes interpretiert wird.<br />
Tonzisten gelten als Nachahmungen ähnlicher Formen aus Metall, die als Behältnisse für<br />
Flüssigkeiten im Rahmen des Trinkgeschirrsatzes gedeutet werden. Belege zu deren Verwendung<br />
sind auf den Situlendarstellungen aus Certosa, Welzelach und Benvenuti zu finden. Eine große<br />
Menge tönerner Rippenzisten stammen aus den Gräberfeldern von Bologna, wo sie erst ab dem<br />
Übergang der Stufe Ha C1/C2 vorkommen. 173 Tonzisten gelten als charakteristisches Siedlungs- und<br />
Grabinventar der jüngeren Hallstattzeit im Kalenderbergraum 174 und werden in die Stufen HaC2<br />
und/oder HaD1 gestellt. 175 Vorläufer der klassischen, hallstattzeitlichen Rippenzisten aus Bronzeblech,<br />
nämlich Holzeimer mit Blechbeschlägen in Leisten-Buckel-Zier, sind jedoch bereits ab der älteren<br />
Urnenfelderzeit (Ha A1) bekannt 176 und könnten ebenfalls in Ton nachgeahmt worden sein. Gerade<br />
die Ziste SH122a sowie deren Vergleichsstück aus Franzhausen erinnert eher an einen Holzbottich<br />
als an bronzene Rippenzisten, zumal die senkrecht aufstehenden Lappen und der eingepasste Deckel<br />
Konstruktionsdetails sind, die in Bronze keinen Sinn machen, in Holz aber sehr wohl. Möglich ist auch,<br />
dass die Rippen der Zisten die (Holz-)Reifen nachahmen, 177 mit denen die Dauben der Eimer bzw.<br />
Bottiche zusammengehalten waren. Holzgefäße aus Dauben, mit hölzernen Reifen zusammengefügt,<br />
sind spätestens seit der Bronzezeit belegt. 178<br />
8.11 Drillingsgefäß<br />
SH102b<br />
Das Gefäß SH102b aus Grab B102 ist das einzige Gefäß des<br />
Gräberfeldes, das als Drillingsgefäß angesprochen werden<br />
kann. Es besteht aus drei kleinen, kugeligen<br />
Kragenrandgefäßen, die im Bauchbereich miteinander<br />
verbunden sind und einen gemeinsamen Standfuß besitzen.<br />
Das Gefäß ist bis auf die Oberflächengrafitierung unverziert.<br />
Es ist lediglich 6,8 cm hoch, alle drei Teilgefäße zusammen<br />
fassen in etwa einen Inhalt von 0,06 l.<br />
Aus Grab B102 liegt außer dem Drillingsgefäß noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein<br />
Spinnwirtel vor, nach dem Gräberfeldplan waren ursprünglich neben dem Drillingsgefäß noch sechs<br />
weitere Gefäße im Grab. Die als Frauengrab gedeutete Bestattung erreicht einen Sozialindexwert von<br />
19.<br />
Ein ähnliches, allerdings durch Kannelur verziertes Drillingsgefäß wurde im Grabhügel 1 von<br />
Zagersdorf gefunden, 179 ebenfalls unverziert, allerdings ohne Standfuß tritt das Drillingsgefäß aus dem<br />
Grab Verf. 10368 aus Gemeinlebarn, Gräberfeld A/Maisgasse auf. 180 Ein weiteres Gefäß aus<br />
Gemeinlebarn ist von Tumulus 3 bekannt. 181 Das Drillingsgefäß aus Sopron begegnet mit drei<br />
stilartigen Füßen, die am unteren Teil des Gefäßes zu einem Standfuß zusammengefasst werden. 182<br />
Außerhalb des Kalenderbergraumes finden sich sehr enge Parallelen zu dem Gefäß in Vače und<br />
Este. A. Siegfried-Weiss erwägt Beziehungen zu Italien, wo dreiarmige Schalen im 7. und 6.<br />
Jahrhundert vorkommen. 183 Neben dem Drillingsgefäß sind im Inventar des Grabkomplexes B102<br />
noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein Spinnwirtel vorhanden, laut Plan des<br />
Gräberfeldes müssten es aber mindestens sieben Gefäße gewesen sein. Das Grab B102 ist aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach als Frauengrab zu deuten. Laut L. Nebelsick ist das Erscheinen von<br />
Miniaturdrillingsgefäßen in Gräbern an die Existenz weiterer Elemente des Kalenderberg-Geschirres<br />
gebunden und kommt in Loretto nur bei Gräbern vor, die mindestens drei Kegelhalsgefäße enthalten.<br />
Sie sind typischerweise in Frauengräbern zu finden, manchmal auch in Zusammenhang mit Kinderbzw.<br />
Nachbestattungen. 184<br />
173 Stjernquist 1967, 112 ff.<br />
174 Griebl 2002, 246.<br />
175 Preinfalk A. 2003, 195.<br />
176 Clausing 1996, 426.<br />
177 Pescheck 1942a, 59.<br />
178 Hochuli/Maise 1998, 279 ff.<br />
179 Rebay 2002, 44 f.<br />
180 Nebelsick 1997, 30 f., Abb. 8/4.<br />
181 Szombathy 1890, 69, Fig. 64.<br />
182 Eibner-Persy 1980, Taf. 18/1.<br />
183 Siegfried-Weiss 1979, 77.<br />
184 Nebelsick 1997, 46 f.; Nebelsick 1994a, Fundstelle 57, Taf. 92, Fundstelle 93, Taf. 122.<br />
110
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.12 Miniaturgefäße<br />
Miniaturgefäße sind Kleinstgefäße oder Verkleinerungen von größeren Gefäßformen. Sie wurden<br />
bereits bei der Betrachtung der formtypologischen Aspekte bei den jeweiligen Typen behandelt, fallen<br />
aber in eine eigene Funktionsklasse, da nicht davon auszugehen ist, dass sie die gleiche Funktion<br />
einnehmen wie ihre formtypologisch gleichen oder ähnlichen großen „Brüder und Schwestern“. 185<br />
Die Abgrenzung zwischen Miniaturgefäß und kleinem Vertreter eines gängigen Keramiktyps ist<br />
mitunter schwierig. Deshalb wurde nach Sortieren der Grundtypen der Gefäße (Ausgussgefäß,<br />
Deckel, Drillingsgefäß, Fußschale, Gefäßfragment, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf,<br />
Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf) das Fassungsvermögen der Gefäße dazu herangezogen, sie<br />
jeweils in die Größenklassen sehr klein, klein, mittel, groß und sehr groß einzuteilen. Konnte das<br />
Fassungsvermögen nicht errechnet werden, wurde auf die Maße für Höhe und Randdurchmesser<br />
zurückgegriffen. Die Klassifizierung geschah mittels Clusteranalyse. 186 Unter den meisten Typen<br />
kommen mitunter deutlich verkleinerte Formen als der Durchschnitt der ohnehin kleinen Vertreter<br />
eines Typs vor, die dann als Miniaturgefäße bezeichnet wurden.<br />
Unter den 62 so als Miniaturgefäß klassifizierten<br />
Gefäßen sind die Kegelhalsgefäße mit 27<br />
Vertretern (43,5 %) die häufigsten, gefolgt von<br />
den Schüsseln mit 20 Vertretern (32,2 %), acht<br />
Töpfe und drei Kalenderbergtöpfe (zusammen<br />
17,7 %) sind auch noch mehrfach vertreten,<br />
jeweils nur einmal kommen die Fußschalen,<br />
Henkelschalen, Schalen und Zisten vor.<br />
Als Miniaturkegelhalsgefäß werden jene<br />
Kegelhalsgefäße bezeichnet, die weniger als<br />
einen Liter Fassungsvermögen besitzen. Das<br />
0<br />
kleinste dieser Gefäße fasst 0,14. Die Gefäße<br />
Fußschale Kalenderbergtopf Schale<br />
Topf<br />
sind zwischen 6,5 und 10,6 cm hoch. Es sind<br />
Henkelschale Kegelhalsgefäß Schüssel<br />
Ziste<br />
dies die 27 Gefäße MK3084_Strf, PA38256_<br />
Miniaturtypen<br />
A007, PA38355_A037, PA42709_A054,<br />
PA42973_A104, PA42982_A104, PA45081b_ Abb. 75: Häufigkeit der einzelnen Miniaturtypen<br />
C024, PA45093_C027, PA45141_C032,<br />
PA45224_C046, PA45227a_C046, PA45239_C047, PA45243_C048, PA45302_C059, PA45374_<br />
C073, PA45379a_C074, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56107b_GD02, PA56146_GD16,<br />
PA56249_A036, PA56252_A036, PA56289_Strf, PA74271_D011, SH013c_B013, SH016b_B016 und<br />
SH097b_B097.<br />
Die 20 Miniaturschüsseln fassen zwischen 0,1 und 0,65 l. Sie sind bis zu 9 cm hoch (PA38262_A009,<br />
PA38265_A009, PA38266_A009, PA38276_A011, PA42763_A067, PA42860_A089, PA43018_A108,<br />
PA43036_A114, PA43055_A116, SH035a_B035, PA43105_B127, PA43125_B132, PA43151_B136,<br />
PA45188_C039, PA45225_C046, PA45226_C046, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45287_<br />
C057, PA45323_C063).<br />
Unter den acht Miniaturtöpfen (PA38293_A025, SH028d_B028, SH043d_B043, SH100a_B100,<br />
SH122c_B122, PA43094_B125, PA45140_C032, PA45232_C046) sind Formen mit und ohne Henkel.<br />
Sie fassen einen Inhalt von 0,16 bis 0,31 l und sind zwischen 5,1 und 8,1 cm hoch. Die beiden<br />
schlanken Kalenderbergtöpfe, SH043c aus Grab B043 und B99 aus Grab B099 sind nur 5,5 bzw. 6<br />
cm hoch, SH043c fasst nur 0,08 l. Das Fragment eines PA45288_C057 ist dem anzuschließen.<br />
Die Fußschale mit ausladendem Rand PA45263 aus Grab C051 ist mit nur 4,6 cm Randdurchmesser<br />
in die Kategorie Miniaturgefäß zu stellen. Die napfartige Henkelschale PA42780_ A071 ist nicht nur in<br />
der Form ungewöhnlich, sondern auch nur 2,1 cm hoch und fasst lediglich 0,007 l. Unter den Schalen<br />
kann nur die Einzugschale SH122b aus Grab B122 kann als Miniaturform bezeichnet werden. Mit nur<br />
2,3 cm Höhe fasst sie maximal 0,02 l. Das Fragment einer Ziste SH033c aus Grab B33 ist mit 3,4 cm<br />
Höhe deutlich kleiner als die beiden anderen im Gräberfeld vorhandenen Zisten und kann somit als<br />
Miniaturziste bezeichnet werden.<br />
Die Gräber, die Miniaturformen beinhalten, sind über das gesamte Gräberfeld verteilt. 33 Gräber<br />
besitzen jeweils nur ein Miniaturgefäß, in acht Gräbern sind zwei vorhanden, in Grab A009 drei und<br />
Absolute Werte<br />
30<br />
20<br />
10<br />
185 Dobiat 1980, 95 f.; Klemm 1992, 96.<br />
186 Es wurde die Ward Methode angewandt, die dazu neigt, etwa gleich große Gruppen zu bilden.<br />
111
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
ein Grab C046 sogar sechs Stück. Miniaturgefäße kommen in zwei anthropologisch als Kindergräber<br />
bestimmten Komplexen vor, ob sie allerdings als diagnostische Beigabe angesehen werden können,<br />
bleibt zweifelhaft. 187 Die These, dass Miniaturgefäße häufig in Gräbern mit besonders hohem Status<br />
vorkommen, 188 konnte aufgrund des durchschnittlichen Sozialindexwertes für Gräber mit<br />
Miniaturgefäßen überprüft werden. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass deren durchschnittlicher<br />
Sozialindex mit 26,3 leicht über dem allgemeinem Durchschnitt von 21,4 liegt.<br />
8.13 Deckel<br />
PA38302<br />
PA45293<br />
Der Deckel mit der Inventarnummer PA38302 aus Grab A027 besitzt eine bauchige Form und einen<br />
massiven Deckelknopf, der in der Mitte leicht eingedellt ist. Er ist 7,7 cm hoch und misst im<br />
Durchmesser 15,7 cm. PA45293 aus Grab C058 ist eher flachkonisch geformt und besitzt einen<br />
bandhenkelförmigen Bügel anstelle des Knopfes. Mit 8,4 cm Höhe und 19,8 cm Durchmesser ist er<br />
deutlich größer als der andere Deckel. Beide Deckel sind unverziert. Grab A027 ist eines der am<br />
reichsten ausgestatteten Männergräber des Gräberfeldes (Sozialindex 68), es ist unklar, welches<br />
Gefäß durch den Deckel verschlossen war. Offensichtlich war es nicht die Urne, denn diese war nach<br />
der Beschreibung A. Dungels mit einer umgedrehten Schale abgedeckt. Grab C058 ist<br />
geschlechterunspezifisch ausgestattet (Sozialindex 13), welches Gefäß in diesem Grab mittels des<br />
Deckels abgedeckt werden sollte, ist ebenfalls unklar, vermutlich fehlt es.<br />
Üblicherweise werden im Kalenderbergraum Situlen durch Deckel verschlossen, Gefäße dieser Art<br />
fehlen in Statzendorf jedoch völlig, auch situlenähnliche Töpfe sind in den Grabkomplexen nicht<br />
vorhanden. Im Raum Kleinklein und südlich davon sind die Deckel an andere Gefäßformen gebunden,<br />
etwa an Töpfe, Kegelhalsgefäße und Fußgefäße aller Art. 189 Vergleichsbeispiele beider<br />
Deckelvarianten sind im Gräberfeld von Sopron zu finden, wo die unverzierten, bauchigen Formen mit<br />
Bandhenkel eher der 1. Gruppe (Wende HaB/Ha C), die mit Knopf der 2. Gruppe (Ha C) zugeordnet<br />
werden. 190 Deckel mit Bügel sind außer aus Statzendorf aus Bad Fischau bekannt, 191 Deckel mit<br />
Knopf begegnen in Rabensburg, 192 Bernhardsthal 193 und Zagersdorf. 194<br />
8.14 Spinnwirtel<br />
73 Spinnwirtel gehören zum Fundmaterial des Gräberfeldes Statzendorf, 50 lassen sich 32<br />
verschiedenen Gräbern zuordnen und werden als diagnostisch für die archäologische<br />
Geschlechtsbestimmung der Frauengräber gewertet. Ihre Funktion im Sinne der Textilherstellung ist<br />
evident, auf ihre weitere symbolische Bedeutung wird an anderer Stelle eingegangen. 23 der Gräber<br />
beinhalten nur einen Spinnwirtel, sechs Gräber zwei und in je einem Grab sind vier (A089), fünf<br />
(B134) und sechs (A014) Spinnwirtel vorhanden. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit<br />
Spinnwirteln liegt mit 37,8 gegenüber dem allgemeinen Durchschnitt von 21, 4 sehr hoch, es sind hier<br />
auch die reichsten Frauengräber dabei. Die Gräber mit Spinnwirteln sind über das gesamte<br />
Gräberfeld verteilt, es lassen sich keine räumlichen Konzentrationen bemerken.<br />
Zwölf der Spinnwirtel weisen deutliche Spuren sekundären Brandes auf, 10 dürften kurzzeitig dem<br />
Feuer eines Scheiterhaufens ausgesetzt worden sein, so dass eine Mitverbrennung der Spindeln auf<br />
dem Scheiterhaufen nahe liegt. Webgewichte wurden in Statzendorf nicht gefunden, Hinweise, dass<br />
ganze Webstühle auf den Scheiterhaufen gelangten, wie es für Uttendorf nachgewiesen ist, fehlen<br />
völlig. 195<br />
187 Siehe Kapitel anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung.<br />
188 Von Dobiat 1980, 95 f., für Kleinklein formuliert.<br />
189 Dobiat 1980, 104.<br />
190 Eibner-Persy 1980, 40, 79.<br />
191 Klemm 1992, Taf. 19, 117 und 119.<br />
192 Kerchler 1977, Taf. 50/4 und 6.<br />
193 Kerchler 1977, Taf. 12/4.<br />
194 Rebay 2002, Taf. 24, 82 und 83.<br />
195 Moosleitner 1992, 26 f.<br />
112
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
Von den 73 Spinnwirteln sind 37 grafitiert und 62 verziert, nur elf gänzlich unverzierte Formen<br />
kommen vor. Die typische Verzierung aller Spinnwirteltypen ist die Gestaltung des Randes der<br />
Oberseite: Durch Ritzen oder Eindrücken werden hier umlaufend radiale Striche gezeichnet. Häufig<br />
handelt es sich um schräge Kannelur oder Ritzung, die durch Richtungsänderung kleine Winkel bildet.<br />
In manchen Fällen wird die umlaufende Verzierung durch radiale oder schräge Strichbündel ersetzt.<br />
Die Höhe der Spinnwirtel liegt zwischen 1,1 und 4,8 cm, der Durchschnitt liegt bei 1,88 cm, die Breite<br />
liegt zwischen 2 und 5,5 cm, im Durchschnitt bei 3,58 cm. Der Durchmesser des Loches in der Mitte<br />
schwankt zwischen 0,3 und 1,3 cm, durchschnittlich ist es 0,6 cm im Durchmesser. Das Gewicht der<br />
Spinnwirtel beträgt zwischen 4 und 50 g, im Durchschnitt 20 g. Nach der Gestaltung der Form werden<br />
drei Typen unterschieden, die kugelförmigen Spinnwirtel (6 Stück, 8,2 %), die doppelkonischen<br />
Spinnwirtel (5 Stück, 6,8 %) und mit 62 bzw. 85 % größte Gruppe der kegelförmigen Spinnwirteln.<br />
Innerhalb dieser großen Gruppe kann noch eine Variante mit eingezogenem Unterteil (10 Vertreter,<br />
13,7 %) und eine gedrückte Variante (18 Vertreter, 24,7 %) abgegrenzt werden.<br />
Die Kartierung der Spinnwirtelformtypen erbrachte keine überzeugenden Ergebnisse. Auch die<br />
Größenklassen der Spinnwirtel – kleine Wirtel bis 3 cm Breite, mittelgroße bis 4 cm breite, große<br />
darüber – sind regelmäßig über das Gräberfeld verteilt. Turbanförmige Spinnwirtel werden eher<br />
allgemein in ein hallstattzeitliches Milieu gestellt, während alle anderen Spinnwirtelformen,<br />
scheibenförmige, pyramidenförmige, konische, doppelkonische und kugelförmige, bereits in der<br />
Urnenfelderzeit, und da vor allem in Siedlungen, auftreten. 196<br />
Bei den Verzierungen fällt auf, dass gänzlich unverzierte Spinnwirtel lediglich im Südbereich, dem<br />
jüngeren Teil des Gräberfeldes, auftreten. Die beiden Spinnwirtel mit Strahlenzier stammen aus<br />
benachbarten Gräbern (B134 und B142), Spinnwirtel mit Bronzenagelung aus den Gräbern A092 und<br />
A104, dem mittleren Bereich des Gräberfeldes Statzendorf. Bronzenagelung von Spinnwirteln<br />
begegnet man häufig im estensischen Raum, sie ist aber auch in der Kalenderbergkultur keine<br />
Seltenheit. Vergleichsbeispiele sind aus Loretto und Bad Fischau bekannt. 197<br />
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel<br />
PA38145 PA56097 PA56147b SHoA22 SHoA24<br />
Die sechs kugelförmigen Spinnwirtel PA38145_A019, PA56097_GD01, PA56147b_GD16,<br />
SHoA22_StrfB, SHoA24_StrfB und SHoA34_StrfB zeichnen sich durch einen annähernd kugeligen<br />
oder gedrückt kugeligen Körper aus, der Umbruch vom Ober- zum Unterteil ist gerundet. PA56097<br />
und PA56147b sind unverziert, PA38145 und SHoA24 weisen die typische, umlaufend schräge<br />
Kannelur bzw. Ritzung der Oberseite auf, SHoA22 besitzt fünf waagrechte Eintiefungen, zwischen<br />
denen Wellenlinien verlaufen und SHoA34 ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert. Die<br />
Verzierung der beiden letztgenannten Spinnwirtel ist denen der Perlen sehr ähnlich, und auch ihre<br />
geringe Größe könne eine Verwendung als Keramikperle nahe legen.<br />
196 Kern 2001, 33; Preinfalk A. 2003, 121.<br />
197 Klemm 1992, 98 f.<br />
113
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel<br />
PA38100 PA38169 PA45095 SH102d SHoA03<br />
Die fünf doppelkonischen Spinnwirtel PA38100_A009, PA38169_A032, PA45095_C027, SH102d_<br />
B102 und SHoA03_StrfB sind den kugeligen ähnlich, lediglich der Umbruch vom Ober- zum Unterteil<br />
ist durch einen mehr oder weniger scharfen Knick betont. PA45095 ist unverziert, PA38100 weist am<br />
Umbruch zarte Kannelurbündel auf, SH102d ist am Umbruch umlaufend stark gekerbt. SHoA03<br />
besitzt an der Oberseite eine umlaufende Kannelur. Die komplexeste Verzierung findet sich an dem<br />
Stück PA38100: Die Oberseite ist umlaufend durch eine doppelte Reihe eingestochener Punkte, die<br />
Unterseite durch ein umlaufend achtmal eingedrücktes Tannenzweigmuster verziert.<br />
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel<br />
PA38099 PA38129 PA38130a PA38192 PA42677<br />
Die kegelförmigen Spinnwirtel sind in ihrer Grundform ebenfalls doppelkonisch angelegt, der Umbruch<br />
vom Ober- zum Unterteil liegt jedoch im ersten Drittel bzw. Viertel des Wirtels und niemals in der Mitte.<br />
Die Oberseite ist zumeist durch eine kreisförmige Vertiefung gekennzeichnet, das Unterteil verläuft<br />
gerade kegelstumpfförmig.<br />
Der kegelförmige Spinnwirtel ist mit 34 Vertretern der häufigste Typ, die Exemplare PA38097_A002,<br />
PA38099_A003, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130e_A014, PA38147_A022, PA38192_<br />
A039, PA38211_C010, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA, PA42677_A047, PA42716_A055,<br />
PA42769a_A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42863_A089, PA42975_A104, PA42985_<br />
A104, PA43020_A108, PA43140_B134, PA43141_B134, PA45070a_C021, PA45070b_C021,<br />
PA45279_C054, PA45345_C067, PA45367_C072, PA56093c_Strf, PA56106_GD02, SHoA01_StrfB,<br />
SHoA23_StrfB, SHoA25_StrfB, SHoA26_StrfB, SHoA27_StrfB und SHoA60_StrfB zählen dazu.<br />
Unter den kegelförmigen Spinnwirteln finden sich vier unverzierte Exemplare (PA38211, PA45345,<br />
PA56093c und SHoA26), PA56106 ist an der Oberseite unverziert, trägt aber an der Unterseite ein<br />
Strahlenmuster. Fast alle anderen Exemplare haben eine umlaufende Verzierung der Oberseite in<br />
Form von schrägen Einritzungen bzw. Kanneluren. PA38129 trägt an der Unterseite drei hängende<br />
Winkel, die freien Flächen sind durch jeweils einen eingedrückten Punkt verziert. PA42769a ist<br />
zusätzlich zur Ritzverzierung durch eingestochene Punkte dekoriert. Der sehr sorgfältig gestaltete<br />
Wirtel PA42975 trägt an der Unterseite fünf vierfache, geritzte Bögen, seine Oberseite ist kreuzständig<br />
durch je drei Bronzenieten hervorgehoben. PA42985, ein weiterer Wirtel aus dem Grab A104, ist ganz<br />
ähnlich gestaltet und mit fünf dreifachen, geritzten Bögen und vier einzelnen Nieten an der Oberseite<br />
verziert. SHoA25 hat neben den Kanneluren an der Oberseite auch an der Unterseite eingedrückte<br />
Strichbündel, die Vertiefung an der Oberseite von SHoA60 ist mit eingedrückten Punkten gefüllt.<br />
114
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil<br />
PA38183 PA42769b PA42887 PA43137 PA43215<br />
Die kegelförmigen Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil können als Variante der kegelförmigen<br />
Spinnwirteln betrachtet werden, sie sind den kegelförmigen Spinnwirteln sehr ähnlich, das<br />
kegelstumpfförmige Unterteil ist jedoch mehr oder weniger stark eingezogen. Folgende zehn Vertreter<br />
zählen zu dieser Variante: PA38183_A037, PA38210_C009, PA38224_C014, PA42769b_A068,<br />
PA42887_A092, PA43019_A108, PA43137_B134, PA43215_B142, PA43224_B144 und PA56093b_<br />
Strf. Einer der Spinnwirteln ist unverziert (PA56093b), alle anderen sind durch schräge Kannelur,<br />
Kannelurbündeln bzw. Ritzverzierung an der Oberseite verziert. Die Unterseite von PA43137 ist durch<br />
ein radiales Strahlenmuster, die Unterseite von PA43215 durch ein Kreuz begleitet von Einstichen,<br />
verziert. Acht Bronzenieten verzieren zusätzlich die Oberseite von PA42887.<br />
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form<br />
PA38098 PA38130c PA42740 PA42823d PA42862<br />
Auch bei dieser Variante des kegelförmigen Spinnwirtels ist die Grundform doppelkonisch bis<br />
kegelförmig, jedoch wirken sie in ihrer Gesamtheit durch die geringe Höhe im Bezug zur Breite<br />
gedrückt bzw. im Vergleich zu den anderen Varianten sehr flach. 18 Spinnwirtel aus dem Gräberfeld<br />
gehören zu dieser Variante: PA38098_A002, PA38118_A013, PA38130b_A014, PA38130c_A014,<br />
PA38130d_A014, PA38242_StrfA, PA42740_A061, PA42823d_A079, PA42861_A089,<br />
PA42862_A089, PA42864_A089, PA43138_B134, PA43139_B134, PA56093a_Strf, PA56111_GD04,<br />
PA56147a_GD16, SHoA02_StrfB und SHoA21_StrfB. Auch in dieser Gruppe finden sich unverzierte<br />
Objekte (PA56111 und PA56147a), die meisten tragen die übliche umlaufende Kannelur bzw.<br />
Ritzverzierung der Oberseite, bei PA38098 ist sie tief und breit genug, um zur Gestaltung der Form<br />
beizutragen. PA42862 ist an Ober- und Unterseite durch viele eingestochene Punkte charakterisiert,<br />
PA43138 trägt eingestochene Punkte und ein Bogenmuster an der Unterseite. PA38242 trägt an der<br />
Oberseite die Reste von je drei kreuzständig angebrachten Bronzenieten.<br />
115
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.15 Rasseln<br />
PA43126a PA43126b PA43126c<br />
Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind sechs kugelförmige Tonrasseln bekannt, drei mit der<br />
Inventarnummer PA43126 aus Grab B132 und drei mit der Nummer PA 56298, die als Streufunde<br />
vorliegen. Sie sind jeweils aus zwei halbkugeligen Teilen zusammengesetzt, von denen jeweils einer<br />
von außen nach innen durchbohrt ist, vermutlich um ein Zerreißen beim Brennen zu verhindern.<br />
Gefüllt sind die Rasseln mit einigen kleinen Kieselsteinen, die beim Schütteln Geräusche verursachen.<br />
Die Rasseln sind zwischen 4 und 4,6 cm im Durchmesser groß und wiegen zwischen 28 und 36 g, sie<br />
sind unverziert. Im Grab B132 treten sie zusammen mit dem üblichen Keramikrepertoire auf, zum Teil<br />
allerdings in stark verkleinerter Form.<br />
Für den Ausgräber J. Bayer war es daher klar, dass es sich um ein Kindergrab handeln müsse.<br />
Tonrasseln sind außer aus Statzendorf noch aus den Gräbern 38 und 54 von Maiersch bekannt, in<br />
einem Fall sogar mit einer durchlochten Auszipfelung zum Aufhängen. Sie kommen zusammen mit<br />
Funden vor, die als weiblich zu charakterisieren sind. 198 In dem Soproner Tumulus Este/2 wurde ein<br />
birnenförmiges Exemplar gefunden. 199 Ein Siedlungsfund eines fragmentierten Stückes aus Großmugl<br />
– Flur Todtenweg rundet das Bild ab. 200 Für K. Kaus ist die ausgehende Urnenfelder- und<br />
Hallstattkultur die Blütezeit der Tonrasseln, deren Hauptverbreitungsgebiet er in ganz Mitteleuropa,<br />
vor allem aber im Sudetenland, Schlesien, Mitteldeutschland entlang der Oder und Böhmen am<br />
Oberlauf der Elbe umschreibt. Einfache, unverzierte Kugelrasseln wie die aus Statzendorf wären<br />
typisch für die ausgehende Hallstatt- und Latènezeit. Rasseln werden ganz allgemein als<br />
Musikinstrument, Kultgerät oder Kinderspielzeug gedeutet. 201<br />
8.16 Tonständer (?)<br />
PA45037<br />
PA86354h<br />
Ein Objekt, dessen Deutung schwer fällt, ist der<br />
Tonständer PA45037 aus Grab C015. Er besitzt einen<br />
runden Querschnitt, die Standfläche ist ebenfalls rund<br />
geformt und misst 4 cm im Durchmesser. Das<br />
abgebrochene Ende ist leicht verbreitert, so dass eine<br />
Deutung als Fuß eines pokalartigen Gefäßes möglich<br />
erscheint. Aufgrund von Parallelen aus Langenlebarn,<br />
Tumulus 3, und Gemeinlebarn, Tumulus 1, erscheint<br />
auch eine Deutung als einer von mehreren Füßen, die<br />
ein Gefäß tragen sollten, plausibel. 202 Auch die<br />
Drillingsfußschale aus Sopron steht auf ähnlichen, tönernen Füßen. 203 Aus dem Grab C015 selbst ist<br />
aber ansonsten keine Keramik erhalten, auch im Plan ist nicht vermerkt, dass ein Gefäß ursprünglich<br />
vorhanden war. So kann es sich natürlich auch um einen Fund handeln, der nicht unmittelbar in<br />
Zusammenhang mit einer Bestattung zu sehen ist.<br />
Ähnlich problematisch ist das Tonobjekt PA86354h, das in Grab D018 gefunden wurde. Es ist 7 cm<br />
lang und misst 3,9 cm im Durchmesser des breiteren Endes. Von der Form her ist es mit dem<br />
Tonständer zu vergleichen, verjüngt sich aber nach oben hin, ist gebogen und an beiden Enden<br />
abgebrochen. Das Aussehen erinnert an das Horn eines Rindes. Im Grab befindet sich kein Gefäß,<br />
mit dem ein Zusammenhang zu finden wäre, die vielen unterschiedlichen, kleinen Fragmente, die aus<br />
dem Grab überliefert sind, sprechen jedoch für einen gestörten Grabzusammenhang.<br />
198 Berg 1962, Taf. 14/3 und 19/10.<br />
199 Eibner-Persy 1980, 199 f., Taf. 100/5.<br />
200 Lantschner 2000, 75 f.<br />
201 Kaus 1971, 81 ff.<br />
202 Preinfalk F. 2003, 79 f., Taf. 31, 33, 35, 36.<br />
203 Eibner-Persy 1980, Taf. 27.<br />
116
Statzendorf<br />
Keramik-Typographie<br />
8.17 Lampe (?)<br />
PA42981<br />
Bei dem nur in Fragmenten erhaltenen Tonobjekt PA42981 aus Grab A104<br />
könnte es sich um eine Lampe handeln. Ähnliche Stücke, die Tonlöffeln<br />
ähneln, aber eine ausgussartige Erweiterung am spitz zulaufenden Rand<br />
besitzen, treten seit der Stufe Hallstatt B auf und sind häufig mit<br />
Miniaturgefäßen vergesellschaftet. Das trifft auch für das Grab A104 aus<br />
Statzendorf zu. Die Erweiterung der Spitze könnte als Auflage für einen<br />
Docht dienen, in den Miniaturgefäßen könnte flüssiger Brennstoff mitgeführt<br />
worden sein. Stücke dieser Art stammen aus Burgschleinitz, Etzmannsdorf,<br />
Heidenstatt bei Limberg, Maiersch und Thunau. 204 Sehr ähnlich ist das<br />
Stück von der Malleiten bei Bad Fischau. 205<br />
204<br />
Pescheck 1942a, 119; Kern 2001, 32; Wewerka 2001, 90; Lochner 1991, 249 ff.<br />
205 Klemm 1992, 240.<br />
117
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9. Keramik – Verzierungen<br />
Verzierungen sind Merkmale an Gefäßen, die nicht unmittelbar notwendige Bestandteile ihrer<br />
Formgebung sind. 206 Auch wenn die Verzierungen den einzelnen Gefäßtypen bereits<br />
gegenübergestellt und beschrieben wurden, so scheint eine kurze, nachgereichte Definition der<br />
verwendeten Begriffe und eine Zusammenfassung der die Verzierungen betreffenden Ergebnisse<br />
durchaus angebracht. Von 1559 im Katalog aufgenommenen keramischen Objekten, Gefäßkeramik<br />
und Spinnwirtel zusammengenommen, sind 848 verziert, eine eventuelle Grafitierung der Oberfläche<br />
ist hier nicht berücksichtigt.<br />
Die Begriffe Verzierung, Ornament und Dekor können synonym verwendet werden und legen<br />
gleichzeitig bereits den Sinn fest, nämlich Keramik zu schmücken. 207 Daneben kann den Verzierungen<br />
jedoch durchaus auch die Funktion von Zeichen zugekommen sein, im Sinne einer Bildsprache, die<br />
für die Menschen der Hallstattzeit problemlos lesbar war, deren Inhalt uns heute aber verschlossen<br />
bleibt. Stilattribute können aktiv zur Vermittlung von Information, etwa Gruppenidentität, eingesetzt<br />
werden, viele Elemente eines Zierstils tragen jedoch nicht notwendigerweise Informationen, sondern<br />
werden durch Nachahmung erlernt und passiv weitergegeben. 208<br />
In jüngerer Zeit sind Arbeiten erschienen, die sich in breitem Rahmen mit der Verzierungsmotivik der<br />
Hallstattkultur auseinander gesetzt haben und die das Fundmaterial von Statzendorf berücksichtigt<br />
und ausgewertet haben. Zum einen handelt es sich um die Arbeit von C. Schappelwein, 209 zum<br />
anderen die von U. Brosseder. 210<br />
C. Schappelwein erarbeitete einen umfassenden und ausführlichen Katalog der Verzierungsmotive<br />
der Kalenderbergkultur, in dem ein Großteil des Fundmaterials von Statzendorf bereits berücksichtigt<br />
wurde. Insgesamt 114 verzierte Gefäße wurden aus der Literatur in den Katalog übernommen, 559<br />
Gefäße wurden aus den Beständen der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in<br />
Wien zusätzlich aufgenommen. Im nun vorliegenden Gesamtkatalog des Gräberfeldes sind 785<br />
verzierte Gefäße beschrieben, von insgesamt 1486 Gefäßen. Spinnwirtel sind hier abgezogen, da sie<br />
in der Arbeit C. Schappelweins keine Berücksichtigung finden. Demnach wurden rund 86% des<br />
Fundmaterials von C. Schappelwein bereits codiert und ausgewertet. Die Klassifizierung und<br />
Codierung der Verzierungsmotive geht bei C. Schappelwein sehr ins Detail, für die Auswertung<br />
wurden sie jedoch in größere Gruppen zusammengefasst, die praktikabler erschienen. Im<br />
wesentlichen wurde versucht, die Diktion C. Schappelweins zu übernehmen. Anstelle einer<br />
umfangreichen und überflüssigen Beschreibung, wie ein einzelnes Motiv aussieht, ist in seiner Arbeit<br />
eine schematische Zeichnung zu finden, die Missverständnisse vermeidet und Klarheit schafft. Die<br />
Verzierungstechniken nehmen in der Arbeit C. Schappelweins keine besondere Vorrangstellung ein,<br />
was zu bedauern ist, denn sie sind besonders für die Chronologie wesentlich. Definitionen der<br />
Verzierungstechniken finden sich keine, hier ist auf S. Klemm 211 und C. Dobiat 212 zurückzugreifen. Er<br />
bemerkt lediglich, dass gravierende Unterschiede in der Auswahl der Verzierungstechnik zwischen<br />
dem Siedlungs- und Gräberfeldmaterial festzustellen sind, die Chronologie ist ebenso wie die<br />
Chorologie für die Verwendung einzelner Verzierungstechniken mitbestimmend. Im Allgemeinen<br />
lassen sich den Motiven nicht eindeutig bestimmte Verzierungstechniken zuordnen. 213<br />
Auch bei U. Brosseder sind die Verzierungstechniken nicht Thema der Untersuchung, ihre Arbeit<br />
untersucht die Ornamentik hallstattzeitlicher Keramik in einem größeren räumlichen Kontext, nämlich<br />
zwischen Rhonetal und Karpatenbecken.<br />
9.1 Verzierungstechniken<br />
Eines der chronologisch empfindlichsten Merkmale eines Keramikgefäßes ist die Auswahl der<br />
Verzierungstechnik – sie verdient daher besondere Beachtung. Gefäßform, Verzierungstechnik und<br />
Motivik stehen in engem Zusammenhang, worauf bei der Typologie bereits Rücksicht genommen<br />
wurde. Eingetiefte Verzierungen, erhabene Verzierungen und Bemalung können im Fundmaterial<br />
beobachtet werden, wobei die Grafitierung der Oberfläche hier nicht behandelt wird, da sie und die<br />
206 Dobiat 1980, 113.<br />
207 Brosseder 2004, 15.<br />
208 Bernbeck 1997, 238 ff.<br />
209<br />
Schappelwein 1999.<br />
210 Brosseder 2004.<br />
211 Klemm 1992.<br />
212 Dobiat 1980.<br />
213 Schappelwein 1999, 263.<br />
118
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
damit verbundenen Probleme bereits bei der Keramikherstellung besprochen wurden. Eingetiefte<br />
Verzierungen werden nach Formung des Gefäßes in dessen Oberfläche eingebracht. Das kann durch<br />
Finger, Fingerkuppen, Fingernägel oder Werkzeuge geschehen. 214 Um die Ansprache einfach zu<br />
halten, werden an eingetieften Verzierungen Ritzung, Kammstrich, Kannelur, Einstiche, Kerben,<br />
Dellen, Stempel und Rollstempel unterschieden, an erhabenen Verzierungen Knubben, Leisten und<br />
Fingernagelkerbleisten. Bei der Bemalung wird die Grafitmalerei von der rot-schwarz Bemalung<br />
unterschieden.<br />
9.1.1 Ritzverzierung<br />
Ritzverzierungen kommen alleine oder in Kombination mit anderen Verzierungstechniken bei etwa 100<br />
Gefäßen vor. Unter Ritzung versteht man eine „enge, linienhafte, längere oder auch strichartig kurze<br />
Vertiefung der Gefäßoberfläche, die nur mit einem spitzen Werkzeug erreicht werden kann.“ 215 Die<br />
Ritzverzierung unterscheidet sich von anderen eingetieften Verzierungen durch den Umstand, dass<br />
sie mit einem scharfen Gegenstand angebracht wird, bei dem die Oberfläche des Gefäßes<br />
aufgerissen wird. 216 Bei schlechtem Erhaltungszustand ist eine Unterscheidung zwischen<br />
Ritzverzierung und eingedrückter Verzierung bzw. Kannelur im Einzelfall nur schlecht möglich.<br />
Tendenziell sind Ritzverzierungen in der Stufe Ha C häufiger nachzuweisen. 217 Sie sind im gesamten<br />
Hallstattraum gebräuchlich, besonders beliebt im Gebiet Fischau–Sopron–Gniebing. 218 Bei den<br />
Ritzverzierungen werden im allgemeinen die Winkel- und Dreiecksmotive bevorzugt (82), Bogen und<br />
Kreismotive finden sich weit seltener (18). Eine recht umfangreiche Gruppe mit 16 Vertretern ist die<br />
der eingeritzten Kreuze, wie sie auf den Böden von Schalen verbreitet vorkommen. Ritzverzierungen<br />
können mit anderen Techniken kombiniert auf einem Gefäß zu finden sein, häufig sind jedoch lediglich<br />
eingestochene Punkte, die Ritzungen in 16 Fällen begleiten, und das Vorritzen von gemalten<br />
Verzierungen in zehn Fällen. Eine eingeritzte Linie trennt den roten vom schwarz bemalten Bereich.<br />
Die Verteilung der ritzverzierten Gefäße auf die Gefäßformen entspricht in etwa der allgemeinen<br />
Verteilung der Gefäßformen und lässt keine besondere Bevorzugung einzelner Typen erkennen.<br />
PA56100 PA42945 SH024b PA38247 SH070b<br />
Eine Fußschale (PA45408_C081), drei Gefäßfragmente (PA45046b_C018, PA45304_C061,<br />
PA86354g_D018), drei Henkelschalen (PA42780_A071, PA42805_A075, SH027c_B027) und zwei<br />
Henkelschüsseln (PA42725_A059, PA45207_C043) sind ebenso wie der Topf PA45084_C025 von<br />
zahlenmäßig geringer Bedeutung. Häufiger kommen Ritzverzierungen auf Kalenderbergtöpfen<br />
(PA56229_A029, PA42881_A092, SH062a_B062, SH079a_B079, SH087a_B087, PA38333_C007,<br />
PA45046a_C018, PA45086_C025, PA45193_C040, PA45271_C052, PA45410_C081, PA86354d_<br />
D018, PA86354e_D018, PA56292_Strf), Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38249_A004,<br />
PA38255_A008, PA38258_A009, PA56198_A016, PA38286_A023, PA56231_A029, PA42784_A072,<br />
PA42870_A091, PA42973_A104, PA42982_A104, SH014a_B014, SH024a_B024, PA45054_C020,<br />
PA45181_C038, PA74271_D011, PA56100_GD02, MK3086_Strf, PA72168_Strf, PA86382_StrfD),<br />
Schalen (PA38254_A006, PA38263_A009, PA38264_A009, PA38275_A011, PA38320_A035,<br />
214<br />
Dobiat 1980, 117.<br />
215 Dobiat 1980, 120.<br />
216 Lantschner 2000, 103.<br />
217 Preinfalk A. 2003, 137.<br />
218 Klemm 1992, 104.<br />
119
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA38321_A035, PA38322_A035, PA38324_A035, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_A051,<br />
PA42697_A051, PA42742a_A062, PA42917_A097, PA42955_A101, PA42999_A106, SH022d_B022,<br />
SH024b_B024, SH037c_B037, SH054d_B054, SH084a_B084, PA43254_B148, PA38344_C001,<br />
PA45045_C018, PA45167_C035, PA56060_GA09, MK3080_Strf, PA56074_Strf, PA86384_StrfD),<br />
Schüsseln (PA38262_A009, PA38280_A015, PA38284_A021, PA38305_A030, PA56240_A035,<br />
PA42720_A057, PA42945_A100, PA43031_A114, SH035a_B035, SH053a_B053, SH070b_B070,<br />
SH082b_B082, SH092a_B092, PA45249_C048, PA45323_C063, PA45412a_C081, PA56076_C084,<br />
PA86374_D021, PA56064_GA10, PA56101_GD02, PA56115a_GD07) und Spinnwirteln (PA38099_<br />
A003, PA38129_A014, PA38169_A032, PA56106_GD02, SHoA22_StrfB, SHoA34_StrfB) vor.<br />
9.1.2 Kammstrich<br />
Kammstrich ist ebenfalls eine Ritztechnik. Die Oberfläche des Gefäßes wird mit einem mehrzinkigen,<br />
scharfen Gerät, einem Kamm, aufgerissen, 219 so dass mehrfache, parallele Ritzlinien entstehen. 31<br />
Gefäße sind in dieser Art verziert. Im Fundmaterial kann der grobe Kammstrich, wie er in der<br />
Kalenderbergkultur besonders um Loretto verbreitet ist und ein Charakteristikum der Stufe Ha C<br />
darstellt, 220 vom feinen, westlicheren Kammstrich unterschieden werden. Der Kammstrich Typ Štitary<br />
in der Art sehr feiner Haarlinien ist kennzeichnend für die späturnenfelderzeitliche Štitary-Keramik<br />
Mittel- und Westböhmens. 221<br />
SH052b PA38331 PA56192 PA38257 PA38325<br />
Die beiden Gefäße mit sehr feinem Kammstrich sind das Kegelhalsgefäß SH052b_B052 und die<br />
Schüssel PA38331_C005, bei der ein schraffierter, hängender Winkel aus feinem Kammstrich von<br />
senkrechten Kannelurbündeln und Dellen flankiert wird. Am weitesten verbreitet sind Kegelhalsgefäße<br />
mit stehenden, oft auch mehrfachen Winkeln aus grobem Kammstrich am Hals und Bauch. Dazu<br />
zählen PA38257_A006, PA38256_A007, PA38258_A009, PA38279_A013, PA56192_A014,<br />
PA38285_A023, PA42651_A044, PA42652_A044, PA42701_A053, PA42711_A055, PA42868_A091,<br />
PA42880_A092, PA42890_A094, PA42910b_A096, PA43027_A110, SH006b_B006, SH012b_B012,<br />
SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138, PA43235_B146,<br />
PA45169_C036, PA45224_C046, PA45239_C047, PA45358_C070, PA56118_GD08, MK3086_Strf,<br />
MP137_Strf und PA56088e_Strf. Nur ein Gefäß, PA42701, trägt eine Bogengirlande am Hals.<br />
Kammstrichwinkel tragen außerdem die Henkelschale PA42681_A048, eine Fußschale SH022a_B022<br />
und eine weitere Schüssel PA45188_C039. Bei dem Ausgussgefäß PA38325_A036 und der Schüssel<br />
SH090c_B090 ist der dreifache Kammstrich von einer Reihe eingestochener Punkte begleitet.<br />
219 Klemm 1992, 104.<br />
220<br />
Klemm 1992, 104.<br />
221 Klemm 1992, 104.<br />
120
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.1.3 Kanneluren<br />
436 Gefäße sind in der einen oder anderen Form in Kannelurtechnik verziert, die Kannelur ist also mit<br />
Abstand die häufigste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf. Als Kannelur werden hier<br />
sämtliche linearen Eintiefungen verstanden, bei denen durch Druck Vertiefungen an der Oberfläche<br />
erzeugt werden, 222 ohne die Gefäßwand aufzureißen. Die Breite der Eintiefung spielt bei dieser<br />
Definition keine Rolle, auch wenn sie mitunter stark divergiert. 223 Kanneluren können mit Hilfe eines<br />
Stäbchens oder der Finger hergestellt worden sein. Im Fundmaterial kommen waagrechte,<br />
senkrechte, schräge, bogen- und kreisförmige Kanneluren vor, sie sind sowohl einfach, mehrfach – in<br />
diesem Fall werden sie als Kannelurbündel bezeichnet – oder flächig umlaufend angebracht. Die<br />
Kannelur ist eine Verzierungstechnik, die in der Urnenfelderzeit weit verbreitet ist. Vor allem<br />
waagrecht bei der Verzierung des Halses und senkrecht im Schulter- und Bauchbereich findet sie<br />
Verwendung. In der Hallstattkultur wird sie weiter verwendet, nach und nach jedoch durch andere<br />
Verzierungstechniken wie Grafitstreifen- und Stempelzier ergänzt und verdrängt. 224 Obwohl die<br />
Verzierung aus der Urnenfelderzeit tradiert ist, fehlen interessanterweise im Gräberfeld von Sopron<br />
Kanneluren in der ersten Belegungsphase, die an den Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit<br />
gestellt wird, während sie in der zweiten Belegungsphase, die mit Ha C1a beschrieben wird, an<br />
nahezu jedem Kegelhalsgefäß vorkommen. 225<br />
PA45044 PA38354 PA38277 PA42674 PA42994<br />
Waagrechte Kanneluren markieren bei Kegelhalsgefäßen häufig den Übergang vom Rand zum<br />
Halsbereich bzw. vom Hals- zum Schulterbereich. Ist auf den Gefäßen eine andere Verzierung in<br />
Kannelurtechnik angebracht, so ist dies fast immer der Fall. Allerdings weisen nur wenige Gefäße als<br />
alleiniges Verzierungselement eine Umbruchsmarkierung in Form der umlaufenden Kannelur auf,<br />
nämlich die Kegelhalsgefäße PA38258_A009, PA42691_A050, PA42750_A064, SH058c_B058,<br />
PA43127_B133, PA45062_C021, PA45174_C037, PA45412b_C081, PA86346_D018, PA86354c_<br />
D018 und PA72168_Strf. Die mehrfache Kannelur des Halsansatzes tritt in den Gräberfeldern des<br />
Nordostalpenraumes gehäuft auf. In Kleinklein ist sie bereits in den älteren Grabzusammenhängen zu<br />
beobachten, die flächige Kannelur des Halses kann als datierendes Element für die jüngere<br />
Nekropolenphase gewertet werden. 226<br />
Bei den beiden Miniaturkegelhalsgefäßen PA45141_C032 und PA74271_D011 dient eine mehrfache,<br />
umlaufende Kannelur oberhalb des Bodenbereiches genauso wie bei der Schüssel PA43010_A107<br />
und der Schale PA43194_B141 der Akzentuierung des Profils. Bei den Schalen PA56188_A012,<br />
SH028a_B028, SH037d_B037, PA38344_C001 und PA45167_C035 ist der Innenboden durch eine<br />
mehrfache, kreisförmige Kannelur hervorgehoben.<br />
Kreiskanneluren an der Gefäßwand kommen 68-mal vor, und zwar ausschließlich bei<br />
Kegelhalsgefäßen (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,<br />
222<br />
Dobiat 1980, 117.<br />
223<br />
Weitere Begriffe, wie Rille oder Riefe, die häufig die Breite der Kannelur oder ihre Orientierung<br />
mitberücksichtigen (z. B. Lantschner 2000, 109, Klemm 1992, 109) werden hier vollständig vermieden.<br />
224 Lantschner 2000, 107 und 109.<br />
225 Brosseder 2004, 278.<br />
226<br />
Dobiat 1980, 118.<br />
121
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA42764_A068, PA42888_A093, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, SH023d_B023,<br />
SH030a_B030, SH084e_B084, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43156_B137, PA38340_C001,<br />
PA38341_C001, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45200_C042, PA45216_<br />
C045, PA45339_C067, PA45398_C080, PA45420_C083, PA38328a_D001, PA86358_D019,<br />
PA86369_D020, PA56053_GA08, PA56051_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_<br />
GD16, PA56146_GD16, PA38339_StrfA) und Schüsseln (PA56263_A039, PA42930_A098,<br />
PA42936_A099, PA42952_A101, PA42996_A106, PA43012_A108, PA43022_A109, PA43041_A115,<br />
PA43052_A116, SH042f_B042, SH084d_B084, PA43151_B136, PA43184_B140, PA43192_B141,<br />
PA45047_C018, PA45044_C018, PA45063_C021, PA45077_C022, PA45204_C042, PA45212_<br />
C044, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45285_C057, PA45314_C062, PA45333_C065,<br />
PA45403_C080, PA56049b_GA04, PA56143_GD16, PA56072_Strf). Dazu kommen noch<br />
Gefäßfragmente (PA45147_C033, PA86344_D018, PA56110a_GD04, PA56294_Strf) und die<br />
Henkelschüssel PA45391_C078. Kreiskanneluren sind konzentrische, einfache oder doppelte, selten<br />
mehrfache Kanneluren, in deren Mitte häufig eine knubbenartige Erhebung entsteht. Einige wenige<br />
Kreiskanneluren besitzen in ihrer Mitte auch Dellen. Die geläufigste Kombination ist jene mit Knubben,<br />
die 45-mal auftritt, und jene mit Kannelur- bzw. Leistenbogen, die 42-mal auftritt. Hier tritt die<br />
Kreiskannelur als Füllmotiv auf, gelegentlich wird sie auch abwechselnd mit Kannelurbündeln<br />
angebracht oder unterbricht umlaufende, flächige Kannelur. Die Kreiskannelur ist im Gräberfeld<br />
Kleinklein besonders in der älteren Belegungsphase mit einer Mittelknubbe verbunden, Kreiskannelur<br />
ohne erhabene Mittelknubbe folgt dort auf jene mit Knubbe und wird in der späten Belegungsphase<br />
häufig mit einem Punktkranz umgeben. 227 Kreisförmige Dellen mit Mittelknubbe und umgebendem<br />
Punktkranz sind auch in Süddeutschland auf junghallstättischer Keramik beliebt. 228<br />
Hängende Bogen aus Kannelur, besonders um Knubben, sind ganz charakteristisch für das<br />
Gräberfeld Statzendorf. Zumeist handelt es sich um vier kreuzständig angebrachte, doppelte bis<br />
dreifache, breite Bogenkanneluren, deren untere Bogen häufig zu einer Girlande zusammengefasst<br />
sind. Manche der Kanneluren sind technisch betrachtet Leisten, da Ton zusätzlich auf dem<br />
Gefäßkörper angebracht wurde, manche der Bogen sind aber rein durch Druck entstanden, was im<br />
Einzelfall schwierig zu unterscheiden ist. Ergänzendes Motiv der Bogenkannelur ist die Kreiskannelur.<br />
50 Kegelhalsgefäße sind in dieser Art verziert: PA38277_A012, PA38313_A033, PA56262_A039,<br />
PA42722_A058, PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42882_A092, PA42891_A094,<br />
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023,<br />
SH030a_B030, SH070d_B070, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133,<br />
PA43156_B137, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45062_C021, PA45093_C027, PA45130_<br />
C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45206_C043,<br />
PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45269_C052, PA45274_<br />
C054, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067, PA45398_C080, PA86358_D019,<br />
PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56146_GD16, PA56142_<br />
GD16 und PA38339_StrfA. Aus dieser umfangreichen Aufzählung sticht das gehenkelte Gefäß<br />
PA38277_A012 hervor, der einzige Fall, bei dem die Schulter des Gefäßes mit stehenden statt mir<br />
hängenden Bogen verziert ist. Ähnlichkeiten besitzt das Gefäß mit den typischen „Maria Rast-<br />
Krügen“, die an Hals-/Schulterumbruch durch gegenständige Henkel gekennzeichnet sind und<br />
späturnenfelderzeitlich datiert werden. 229 Aus dem üblichen Rahmen fällt auch das Gefäß<br />
PA45274_C054, das durch Volutenspiralen statt Bogen heraussticht. Die plastische Umrahmung von<br />
Knubben, die am Hals-/Schulterumbruch angesetzt sind, ist typisch für die ältere Hallstattzeit. 230 Die<br />
Bogenzier ist außer auf Kegelhalsgefäßen auf 22 Schüsseln vertreten (PA56257_A038,<br />
PA56263_A039, PA42894_A094, PA42930_A098, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101,<br />
PA43018_A108, PA43051_A116, SH054a_B054, SH084d_B084, SH084c_B084, SH109a_B109,<br />
PA43125_B132, PA43122_B132, PA43192_B141, PA45047_C018, PA45044_C018, PA45212_C044,<br />
PA45314_C062, PA45423_C083 und PA56278_Strf), wobei sie nur bei zwei Gefäßen nicht mit<br />
Knubben kombiniert ist (SH084c_B084 und SH109a_B109).<br />
Unter die Rubrik Bogenkannelur fallen auch einige Kalenderbergtöpfe, nämlich PA42804_A075,<br />
PA42816_A077, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42949a_A100, PA43117_B131 und PA45118_<br />
C030. Es handelt sich um Kalenderbergtöpfe jüngerer Prägung, bei denen die sonst üblichen Bogen<br />
aus Fingernagelkerbleisten durch Bogen und Girlanden aus zwei- und mehrfacher Kannelur<br />
substituiert wurden. Zuletzt bleibt noch das Ausgussgefäß PA56290_Strf zu erwähnen, dessen<br />
umlaufende Kannelur um den Ausguss einen Bogen bildet.<br />
227<br />
Dobiat 1980, 119.<br />
228 Kossack 1959, 36.<br />
229 Stegmann-Rajtár 1992, 73.<br />
230 Nebelsick 1997, 72.<br />
122
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Umlaufende Kanneluren sind bei einigen Gefäßtypen häufig, das Paradebeispiel sind<br />
Einzugsrandschalen mit schräg kannelierter Randzone. In drei Fällen ist der Rand waagrecht<br />
kanneliert (PA43238_B146, PA45102_C028, PA45400c_C080), zumeist aber leicht schräg.<br />
Ausnahmslos verläuft die Kannelur von links oben nach rechts unten. Schalen mit schräger<br />
Randkannelur werden auch Turbanrandschalen genannt. In Statzendorf sind 28 dieser Schalen<br />
gefunden worden (PA56246_A036, PA38354_A037, PA42842_A085, PA42897_A094, PA42940_<br />
A099, PA43035_A114, SH012c_B012, SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054,<br />
SH082a_B082, PA43114a_B131, PA43118_B131, PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_<br />
B142, PA43210_B142, PA43218_B143, PA45111_C029, PA45173_C036, PA45213_C044,<br />
PA45308_C061, PA45331_C065, PA45342_C067, PA56139_GD13, PA56140_GD13, PA56070_<br />
Strf).<br />
Unter den 51 übrigen Gefäßformen, die durch umlaufende Kannelur verziert sind, stechen die neun<br />
Henkelschüsseln hervor, die ansonsten kaum verziert werden (PA38248a_A001, PA38335_A007,<br />
PA38261_A009, PA42849_A086, SH023a_B023, PA43120_B132, PA43149_B136, PA45390_C078,<br />
PA45406_C081). Schüsseln sind mit 32 Vertretern der häufigste Typ unter den umlaufend mit<br />
Kannelur verzierten Formen (PA38265_A009, PA56191_A012, PA56243_A036, PA42653_A044,<br />
PA42702_A053, PA42728_A060, PA42774_A069, PA42803_A075, PA42846_A086, PA42968_A104,<br />
SH042e_B042, SH072a_B072, PA43105_B127, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45133_C031,<br />
PA45151_C033, PA45225_C046, PA45234_C046, PA45273_C053, PA45284_C056, PA45287_<br />
C057, PA45298a_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062, PA86354a_D018, PA86354f_D018,<br />
PA86370_D020, PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07, PA56125_GD08). Vier<br />
Kegelhalsgefäße (PA45289_C058, PA45302_C059, PA45374_C073, PA56051_GA08), ein<br />
Ausgussgefäß (SH031a_B031), drei Gefäßfragmente (PA42686b_A049, PA42970_A104 und<br />
PA43123_B132), die am ehesten Schüsseln zuzuordnen sind, und zwei Töpfe runden das Bild ab<br />
(PA42794a_A073, PA42969_A104). Unter den umlaufend schräg verzierten Gefäßen, zusammengenommen<br />
83, sind nur drei Gefäße, die nicht von links oben nach rechts unten, sondern umgekehrt,<br />
von rechts oben nach links unten kanneliert sind (PA56055_A008, PA43120_B132, PA45406_C081).<br />
Das ist insofern bemerkenswert, als es für einen Rechtshänder am einfachsten erscheint, ein Gefäß<br />
mit der linken Hand am Rand zu fassen, und mit der rechten Hand eine Kannelur von Körper weg,<br />
also von links oben nach rechts unten, anzubringen. Eine generelle Bevorzugung dieser<br />
Kannelurrichtung könnte eine kulturelle Präferenz von Rechtshändigkeit andeuten. Die wenigen<br />
Ausnahmen, die in Gegenrichtung laufen, betreffen besonders kleine Gefäße, bei denen ganz einfach<br />
auch zum Körper hin gearbeitet werden kann. Zudem ist ein gewisser Linkshänderanteil in allen<br />
Gesellschaften vorhanden.<br />
Häufig ist eine radiale Kannelur für Spinnwirtel, wobei sie einfach umlaufend ausgeführt sein kann<br />
oder leicht schräg gestellt, wobei die Richtungsänderungen mitunter Winkel bilden. 57 Spinnwirtel im<br />
Fundmaterial sind derartig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38100_A009,<br />
PA38118_A013, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_A014, PA38130e_<br />
A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38183_A037, PA38192_A039, PA42677_A047,<br />
PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_A068, PA42812a_A076, PA42812b_<br />
A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089, PA42863_A089, PA42864_A089,<br />
PA42887_A092, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,<br />
PA43137_B134, PA43138_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142,<br />
PA43224_B144, PA38210_C009, PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_<br />
C054, PA45367_C072, PA56093a_Strf, PA38242_StrfA, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA,<br />
SHoA01_StrfB, SHoA02_StrfB, SHoA03_StrfB, SHoA21_StrfB, SHoA23_StrfB, SHoA24_StrfB,<br />
SHoA25_StrfB, SHoA27_StrfB, SHoA60_StrfB).<br />
Die Kannelur der Bandhenkel, die senkrecht und in den meisten Fällen doppelt, gelegentlich auch<br />
einfach oder mehrfach ausgeführt wird, ist bei 30 Gefäßen nachweisbar. In erster Linie betrifft diese<br />
Verzierungsvariante Henkelschalen (PA38253_A004, PA42650_A043, PA42704_A045, PA42699_<br />
A051, PA42752_A064, PA42766_A068, PA42829_A082, PA42886_A092, PA42978_A104, SH026b_<br />
B026, SH099a_B099, SH109b_B109, PA43167_B138, PA43227_B145, PA45350_C068, PA45369_<br />
C073, PA56063_GA10), aber auch Henkelschüsseln (PA38326_A036, SH023a_B023, PA43241_<br />
B146, PA45406_C081, PA56144_GD16), Kalenderbergtöpfe (SH022c_B022, SH024c_B024,<br />
SH031b_B031, PA45086_C025, PA45310_C061, PA45422_C083) und das ungewöhnlicherweise<br />
gehenkelte Kegelhalsgefäß PA38277_A012. In ähnlicher Weise, aber in Ritztechnik sind die beiden<br />
Bandhenkel der Gefäße PA42805_A075 und SH027c_B027 ausgeführt, beides sind Henkelschalen.<br />
Der Anteil der verzierten Henkel unter den Henkelgefäßen bleibt gering. Insgesamt tragen immerhin<br />
320 Gefäße im Fundmaterial einen Bandhenkel, 12 einen Henkel mit ovalem bis rundem Querschnitt,<br />
davon sind aber nur 32, also knapp unter 10%, verziert.<br />
123
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Zuletzt bleiben die 141 Gefäße zu erwähnen, die in anderer Art durch Kanneluren geschmückt sind.<br />
Sie sind durch Kannelurbündel, Winkel, gefüllte Winkel, Zickzack- und Wolfszahnmuster, seltener<br />
durch Rauten und Kreuze in Kannelurtechnik verziert. Kannelurbündel auf der Gefäßschulter zählen<br />
zu den wichtigsten Verzierungselementen der älteren Billendorfer Gruppe der Lausitzer Kultur, sind<br />
aber auch andernorts weit verbreitet. 231 In dieser Gruppe sind sämtliche Typen ohne erkennbare<br />
Präferenz vertreten. Der Vollständigkeit halber ist hier die Liste der betreffenden Gefäße eingefügt<br />
(PA38338_A007, PA38260_A009, PA38264_A009, PA38291_A025, PA38319_A035, PA38327_<br />
A036, PA56250b_A036, PA42643_A042, PA42674_A047, PA42755_A065, PA42763_A067,<br />
PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077, PA42841_A085, PA42843_A085, PA42860_A089,<br />
PA42880_A092, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42947_A100, PA42949b_<br />
A100, PA42961_A103, PA42990_A105, PA42994_A106, PA43011_A108, PA43027_A110,<br />
PA43032_A114, PA43036_A114, PA43046_A115, PA43050_A116, PA43070b_A117, SH005a_B005,<br />
SH008d2_B008, SH009a_B009, SH027a_B027, SH030e_B030, SH051b_B051, SH056a_B056,<br />
SH058d_B058, SH064c_B064, SH070c_B070, SH074a_B074, SH077e_B077, SH086a_B086,<br />
SH089b_B089, SH090c_B090, SH091b_B091, SH091c_B091, SH097a_B097, SH101b_B101,<br />
SH102a_B102, SH104b_B104, SH113d_B113, SH118a_B118, PA43104_B127, PA43115_B131,<br />
PA43121_B132, PA43150_B136, PA43158_B137, PA43165_B138, PA43187_B140, PA43195_B141,<br />
PA43233_B146, PA43240_B146, PA38343_C001, PA38330_C005, PA38331_C005, PA38332_C005,<br />
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45057_C020, PA45091_C027, PA45112_C029, PA45119_<br />
C030, PA45140_C032, PA45158_C035, PA45172_C036, PA45176_C037, PA45183_C038,<br />
PA45192_C040, PA45202_C042, PA45205_C042, PA45208_C043, PA45224_C046, PA45226_<br />
C046, PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45247_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,<br />
PA45285_C057, PA45290_C058, PA45294a_C059, PA45295_C059, PA45296_C059, PA45299a_<br />
C059, PA45309_C061, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45328_C065, PA45358_C070,<br />
PA45368_C073, PA45377_C074, PA45402_C080, PA45405_C081, PA45417_C082, PA56078_<br />
C084, PA56080b_C084, PA56084_C085, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA86329_D017,<br />
PA86331_D017, PA86339_D018, PA86341_D018, PA86345_D018, PA86348_D018, PA86349a_<br />
D018, PA86362_D019, PA86373_D021, PA56049a_GA04, PA56052_GA08, PA56056_GA08,<br />
PA56057_GA08, PA56069_GA12, PA56114_GD06, PA56118_GD08, MK3082_Strf, MK3083_Strf,<br />
PA56088d_Strf, PA56269_Strf, PA56277_Strf, PA56281_Strf, PA56288_Strf, PA56289_Strf,<br />
PA56292_Strf, PA86439_Strf, PA86384_StrfD, PA86385_StrfD).<br />
9.1.4 Dellen<br />
PA42667 PA56059 PA45311 PA45323 PA42815<br />
Dellen sind kleine, 232 zumeist runde Vertiefungen, die durch Druck erzielt werden und die Oberfläche<br />
des Gefäßes nicht aufreißen. 233 Nicht berücksichtigt sind hier Kreiskanneluren, die gelegentlich auch<br />
den Dellen ähnlich sehen. Von den Dellen sind daher eingestochene Punkte abzugrenzen, sofern die<br />
Oberfläche nicht zu sehr verschliffen ist. Ebenfalls zu unterscheiden sind Dellen, die üblicherweise<br />
ohne zusätzliche Hilfsmittel mit den Fingern eingedrückt werden, von den Stempeln, die kleinere<br />
Dellen hinterlassen, die aber mittels eines Gerätes ebenfalls eingedrückt werden. Bei der<br />
231<br />
Klemm 1992, 114.<br />
232 Die Eintiefungen sind im Durchmesser größer als die Stempeleindrücke, zumeist zwischen 0,5 und 1,5 cm<br />
groß.<br />
233<br />
Klemm 1992, 105.<br />
124
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Unterscheidung zählen die Größenunterschiede und der optische Gesamteindruck des Gefäßes, im<br />
Einzelfall wird es Streitpunkte geben. Für chronologische Fragen kann die Delle nicht herangezogen<br />
werden, wird sie doch in der gesamten Urgeschichte als Verzierungsmittel eingesetzt. 234<br />
Dellen sind nur selten alleiniges Verzierungselement auf einem Gefäß (PA56259_A038,<br />
PA42667_A046, SH051d_A051 und PA45343b_C067). Meistens sind Dellen Füllmotive und<br />
besonders in Kombination mit Kanneluren sehr beliebt. Manchmal werden drei oder sechs Dellen als<br />
Dreieck angeordnet und bilden so ein eigenes Motiv (PA42843_A085, SH054a_B054, SH077e_B077,<br />
PA43156_B137, PA45062_C021, PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_<br />
D020, PA56059_GA09). Die Verteilung der Typen spricht für eine Bevorzugung von<br />
Kegelhalsgefäßen mit 14 Vertretern (PA38257_A006, PA42652_A044, PA42815_A077, PA42841_<br />
A085, PA43027_A110, SH113c_B113, PA43156_B137, PA45062_C021, PA45243_C048,<br />
PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_D020, PA56059_GA09) und<br />
Schüsseln mit 16 Vertretern (PA38319_A035, PA42667_A046, PA42843_A085, SH054a_B054,<br />
SH077e_B077, SH089b_B089, PA43249_B147, PA38331_C005, PA38332_C005, PA45247_C048,<br />
PA45309_C061, PA45311_C061, PA45323_C063, PA45423_C083, PA56076_C084, PA86362_<br />
D019). Andere Gefäßformen sind selten mit Dellen verziert, dazu zählen die Henkelschale<br />
SH051d_B051, die Henkelschüsseln PA38327_A036, PA42773_A069 und PA43032_A114, der<br />
Kalenderbergtopf PA38292_A025, die Schale PA56259_A038, deren Mundsaum ist mit kleinen,<br />
ovalen Dellen verziert ist, und der Topf PA45343b_C067.<br />
9.1.5 Kerben<br />
PA38337 PA38342 PA45076 SH121e PA42958<br />
Kerben sind längliche, schnittartige Vertiefungen, die sich bevorzugt auf erhabenen oder kantigen<br />
Gefäßabschnitten befinden 235 und gerne zur Markierung von Gefäßumbrüchen eingesetzt werden. Sie<br />
können durch spitze Geräte oder einfach mit den Fingernägeln angebracht werden. Kerben sind eine<br />
typische Verzierung des Kalenderbergtopfes, wo einfache Fingernagelkerben die Knubben ersetzen<br />
können. Prinzipiell kommt die Verzierungstechnik bereits in urnenfelderzeitlichem Kontext vor. 236 Von<br />
Kerben zu unterscheiden sind Fingernagelkerbleisten, die später gesondert besprochen werden.<br />
17 Kalenderbergtöpfe sind durch Kerben verziert: PA42881_A092, SH110a_B110, PA38342_C001,<br />
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45193_C040, PA45261_C051, PA45271_C052, PA45288_<br />
C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA86354d_D018, PA86377a_D021,<br />
PA86377b_D021, PA56280_Strf und PA56292_Strf.<br />
Außerdem sind einige Henkeltöpfe, die nicht unbedingt als Kalenderbergtöpfe angesprochen werden<br />
müssen, mit einer Reihe senkrechter Kerben unterhalb des Randbereiches verziert (PA42739_A061,<br />
PA42992_A105, SH017c_B017, SH051c_B051, PA45076_C022, PA45344_C067). Kerben finden<br />
sich weiters am Umbruch der typologisch fast identischen Henkelschüsseln B90_B090 und<br />
SH121e_B121, sowie am Hals-/Schulterumbruch der drei ebenfalls fast identischen Kegelhalsgefäße<br />
234 Wewerka 1989, 157.<br />
235 Dobiat 1980, 122, Klemm 1992, 108.<br />
236 Dobiat 1980, 122.<br />
125
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA42958_A102, PA42962_A103 und PA43155_B137. Das vierte gedrückte Kegelhalsgefäß mit<br />
niedrigem Hals gleichen Typs trägt umlaufend eine Reihe von Stempeleindrücken in Form des<br />
Buchstabens U.<br />
9.1.6 Einstiche<br />
PA38256 PA42973 SH053a SH087a PA45410<br />
Die Oberfläche eines Gefäßes wird bei einfachen Einstichen ähnlich der Ritztechnik verletzt. Es<br />
handelt sich um runde Vertiefungen, die mit einem scharfen Gerät erreicht werden. 237 Insgesamt<br />
kommen sie 35-mal vor.<br />
Üblich sind Einstiche in Verbindung mit Ritzverzierung und Kammstrich, als begleitendes Motiv, sie<br />
kommen auf Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38256_A007, PA38286_A023, PA42701_A053,<br />
PA42815_A077, PA42973_A104, SH014a_B014, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083,<br />
MK3086_Strf), Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, PA42945_A100, SH035a_B035,<br />
SH053a_B053, SH082b_B082, SH090c_B090, SH092a_B092, PA45333_C065, PA56076_C084),<br />
aber auch auf Spinnwirteln vor (PA38169_A032, PA42769a_A068, PA42862_A089, PA43215_B142,<br />
PA56093a_Strf). Andere Gefäßformen sind vereinzelt mit eingestochenen Punkten verziert, etwa das<br />
Ausgussgefäß PA38325_A036, die Fußschalen SH022a_B022, PA45111_C029 und PA45334_C065,<br />
das Gefäßfragment PA86354g_D018, der Kalenderbergtopf PA56280_Strf, die Schale SH054d_B054,<br />
der Topf PA56239_A035 und die Miniaturziste SH033b_B033. Eingestochene Punkte als Primärmotiv<br />
sind im Kalenderbergbereich selten, sie dürften chronologisch später anzusetzen sein und kommen in<br />
Form von Rosetten und Dreiecken im Gräberfeld von Kleinklein vor. 238<br />
Dreieckige Einstiche sind im Fundmaterial zwölfmal vertreten, auf den Schüsseln PA38262_A009 und<br />
PA86374_D021, auf den Schalen PA38264_A009 und PA38321_A035, ebenso wie auf den<br />
Kalenderbergtöpfen PA42816_A077, SH087a_B087, PA43094_B125, PA38334_C008, PA38337_<br />
C013, PA45270_C052 und PA45410_C081, wo sie die übliche Knubbenverzierung substituieren.<br />
Eintiefungen in Dreiecksform stellen einen Grenzfall zum Kerbschnitt dar, sie können so tief<br />
eingestochen sein, dass der Eindruck entsteht, sie wären aus dem lederharten Ton<br />
herausgeschnitten. 239<br />
9.1.7 Stempel<br />
Bei der Stempelzier wird in den feuchten Ton ein Gerät eingedrückt oder eingestochen, das einen<br />
dreieckigen, runden oder kreisförmigen Abdruck hinterlässt. Es handelt sich um einzelne Eindrücke<br />
mit annähernd identischer Form. 240 Bei runden Stempeln ist die Abgrenzung zu eingeschliffenen<br />
Punkten bei schlechter Oberflächenerhaltung manchmal nicht gut möglich, ebenso wie die<br />
Abgrenzung zu den größeren, eventuell mit den Fingern eingedrückten Dellen.<br />
237 Klemm 1992, 105.<br />
238 Dobiat 1980, 121.<br />
239 Lantschner 2000, 114.<br />
240 Lantschner 2000, 112.<br />
126
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA42804 PA38321 PA38323 PA38284 PA72168<br />
Typisch ist die flächige Stempelverzierung der späten Kalenderbergtöpfe, bei denen die Stempelung<br />
die flächige Knubbenzier ersetzt. Hier kommen einerseits einfache, runde Stempel zum Einsatz,<br />
anderseits kreisförmige Stempel, die einen Mittelpunkt besitzen (PA38260_A009, PA42674_A047,<br />
PA42804_A075, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42947_A100, SH110a_B110, PA43117_B131,<br />
PA43195_B141, PA45118_C030, MK3082_Strf).<br />
Richtige Kreisaugen mit Mittelpunkt sind Bestandteil der Verzierung bei den Gefäßen PA38319_A035,<br />
PA38321_A035 und PA38323_A035, die alle aus einem Grab stammen, und der innen verzierten<br />
Stufenschale PA45167_C035. Alle diese Gefäße lassen deutlich westliche Einflüsse erkennen.<br />
Schalen und Schüsseln mit einfachen, runden Einstempelungen sind PA38264_A009,<br />
PA42742a_A062, PA43042_A115, PA38284_A021, PA38319_A035 und PA38322_A035. Das<br />
gedrückte Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals PA56071_Strf trägt am Hals-/Schulterumbruch eine<br />
Reihe von Stempeleindrücken in Form des Buchstabens U. Weitere Kegelhalsgefäße, die mit<br />
Stempeleindrücken verziert sind, sind PA38255_A008, SH113c_B113, PA72168_Strf, PA86382_StrfD<br />
und PA86383_StrfD.<br />
Stempelverzierungen werden als westlicher Einfluss interpretiert, die Datierung wird eher am Ende der<br />
älteren Hallstattzeit angesetzt. 241 Bei der Ringstempelverzierung spricht sich K. Kaus ganz allgemein<br />
für eine Datierung in die Stufe Ha D aus, 242 andere AutorInnen votieren zumeist für eine etwas frühere<br />
Einordnung, Ha C2. 243 Parallelen fanden sich im Material von Sopron, wo sie überwiegend in die Stufe<br />
Ha C2 datiert werden. 244 Aber auch in den Materialien von Wien Leopoldsberg und vom Braunsberg<br />
bei Hainburg treten vereinzelt kreis- bzw. würfelaugenverzierte Stücke auf. 245<br />
9.1.8 Zahnstempel<br />
Einstiche, die mit einem mehrzinkigen Gerät hergestellt wurden, werden als Zahnstempel bezeichnet.<br />
Es entstehen relativ regelmäßige Einstichreihen, wobei die Einstiche selbst rechteckig erscheinen. Mit<br />
19 verzierten Gefäßen bleibt die Zahnstempeltechnik selten, je siebenmal sind Kegelhalsgefäße<br />
(SH037a_B037, B76_B076, PA45141_C032, PA45296_C059, PA45349_C068, PA45417_C082 und<br />
PA74271_D011) und Schüsseln (PA42720_A057, PA42727_A060, SH098a_B098, PA45172_C036,<br />
PA45277_C054, PA45323_C063, PA56123_GD08) so verziert. Die Verzierung der Ziste<br />
SH122a_B122 erfolgte in Zahnstempeltechnik, ebenso wie die Innenverzierungen der Schalen<br />
PA38254_A006, PA38323_A035, PA43042_A115 und SH037c_B037. Sowohl die Verwendung der<br />
Typen als auch die Motivwahl und die Kombination der Zahnstempelungen mit anderen Techniken<br />
hinterlassen einen sehr inhomogenen Eindruck, so dass sich Gesetzmäßigkeiten nicht herausarbeiten<br />
lassen. Chronologisch ist festzustellen, dass die Zahnstempeltechnik typisch für die jüngere<br />
Hallstattzeit ist. 246<br />
241 Lantschner 2000, 115.<br />
242 Kaus 1973a, 384 f.<br />
243 Lochner 1988, 114.<br />
244 Eibner-Persy 1980, 225 f.<br />
245 Urban 1995, Abb. 218, Urban 1994, Abb. 103.<br />
246 Nebelsick 1992, 416.<br />
127
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA45349 PA74271 SH098a SH122a PA43042<br />
9.1.9 Abrollung<br />
Nur bei drei Gefäßen scheint es wirklich notwendig, an eine Abrollung im Sinne eines Rollstempels<br />
oder Rollrädchens zu denken. Bei der Schale PA56156_Strf und PA43249_B147 kann man von<br />
einem tordierten Draht ausgehen, mit dem ein Muster in den Ton eingedrückt wurde. Einen<br />
tannenzweigartigen Eindruck bilden die dreifachen, hängenden Winkel auf der Schüssel<br />
SH113c_B113, auch er würde sich unschwer mithilfe eines geflochtenen Drahtarmreifes oder<br />
Halsreifes herstellen lassen. Ringabrollungen sind aus Kleinklein ebenfalls bekannt, wenn auch<br />
selten. C. Dobiat bringt sie mit späturnenfelderzeitlichen Gefäßen aus Maria Rast (Ruše) in<br />
Verbindung. 247<br />
PA56156 PA43249 SH113c<br />
9.1.10 Knubben<br />
Knubben sind mehr oder weniger kleine, runde, spitzkegelig aufgesetzte Erhebungen oder weisen<br />
eine längliche Form auf. 248 M. Lantschner bezeichnet aus dem Ton herausgedrückte, kleine Knubben,<br />
die inmitten von Dellen sitzen und die charakteristische Verzierung der Kalenderbergtöpfe darstellen,<br />
als Warzen. 249 Im Allgemeinen hilft aber auch eine genauere Klassifizierung der Knubben bei der<br />
Datierung nicht weiter. Knubben sind in Statzendorf ein häufiges Verzierungselement, insgesamt ist<br />
auf 216 Gefäßen eine Knubbenbildung in der einen oder anderen Form vertreten. Besonders gerne<br />
sind sie in folgendem Kontext zu finden:<br />
Bei 94 Gefäßen, hauptsächlich Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, dienen Knubben zur Markierung<br />
des Hals-/Schulterumbruches. In den meisten Fällen sind vier runde, spitz zulaufende, relativ große<br />
Knubben kreuzständig angebracht, seltener markieren mehr Knubben den Umbruch. Ihre Spitzen<br />
zeigen schräg nach oben.<br />
247 Dobiat 1980, 122.<br />
248<br />
Klemm 1992, 119.<br />
249 Lantschner 2000, 122 ff.<br />
128
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA56059 SH016e PA56179 PA45199 SH008f<br />
Als alleinige Verzierung ist die Knubbenverzierung dieser Art nur auf zwölf Gefäßen zu beobachten<br />
(PA42678_A048, PA42857_A089, PA42954_A101, PA42966_A104, PA43102_B127, PA38267_<br />
A010, PA43127_B133, PA43134_B134, PA45359a_C070, PA56273_Strf, SH057d_B057,<br />
SH058c_B058), wesentlich häufiger tritt sie in Kombination mit anderen Elementen, vor allem der<br />
umgebenden Bogenkannelur, auf (PA56053_A008, PA56059_A009, PA56065_A011, PA38277_<br />
A012, PA38313_A033, PA56257_A038, PA56262_A039, PA56263_A039, PA42722_A058,<br />
PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42891_A094, PA42894_A094, PA42934_A099,<br />
PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA42967_A104, PA43018_A108, PA43039_A115,<br />
PA43051_A116, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023, SH030a_B030, SH054a_B054,<br />
SH070d_B070, SH084d_B084, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43125_B132,<br />
PA43129_B133, PA43184_B140, PA43192_B141, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45044_C018,<br />
PA45047_C018, PA45093_C027, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_<br />
C040, PA45200_C042, PA45212_C044, PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050,<br />
PA45267_C052, PA45274_C054, PA45314_C062, PA45320_C063, PA45343d_C067, PA45423_<br />
C083, PA56141_D016, PA56142_D016, PA56146_D016, PA86358_D019, PA56053_GA08,<br />
PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_GD16, PA56146_GD16, PA38339_<br />
Strf, PA56278_Strf). Knubben werden aber im Prinzip mit allen anderen Techniken und Motiven<br />
kombiniert (PA43027_A110, SH005a_B005, SH027a_B027, SH058d_B058, SH098a_B098,<br />
PA43165_B138, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083, PA56277_Strf, PA56280_Strf).<br />
An die selbe Stelle und den selben Gefäßtyp kann auch eine längliche Knubbe angesetzt werden, die<br />
weniger spitz ausgeführt und deutlich länger als breit ausgeführt ist (PA56250a_A036, PA42868_<br />
A091, PA43041_A115, SH016e_B016, PA43226_B145, PA45202_C042). Die Platzierung der<br />
einzelnen, länglichen Knubbe auf der Schüssel SH066a_B066 ist recht ungewöhnlich, sie sitzt auf<br />
dem Hals. Sie erinnert an das rot-schwarze, mit spiraloidem Muster verzierte Kragenhalsgefäß aus<br />
Zagersdorf. 250 Mit Knubben besetzte Kegelhalsgefäße sind im Gräberfeld Kleinklein durch die<br />
gesamte Belegungszeit vertreten. 251<br />
Außerdem sind bei Töpfen am Hals-/Schulterumbruch recht häufig vier kreuzständige Knubben<br />
angebracht, gelegentlich auch mehrere. Gerne werden sie in ein horizontales Band von Kerben oder<br />
Fingernageleindrücken miteinbezogen. Die Knubben auf Töpfen sind im allgemeinen rundlich, flach<br />
und besitzen keine ausgeprägte Spitze (PA56179_A011, PA56234_A031, PA42739_A061, SH005b_<br />
B005, SH051c_B051, SH053d_B053, SH103b_B103, PA45076_C022). Eine Besonderheit sind die<br />
drei Knubben des Topfes SH064b_B064, die in der Mitte deutlich eingekerbt sind. Undeutlich aus dem<br />
Topf herausgedrückte Knubben bilden das verbindende Element zur typischen Knubbenverzierung<br />
der Kalenderbergtöpfe (SH100a_B100, PA45232_C046 und PA45344_C067).<br />
Horizontal angebrachte, breite Knubben, die wohl treffender als Handhaben zu bezeichnen sind, sind<br />
kreuzständig an den Töpfen PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041 angebracht. Auf<br />
der Fußschale PA45111_C029 finden sich ebenfalls längs-rechteckige, kreuzständige Handhaben, die<br />
durch eingestochene Punkte zusätzlich verziert sind. An den Einzugschalen PA56160_A005 und<br />
PA42931_A098 sind weich profilierte, längliche Knubben unterhalb des Randes gesetzt. Knubben<br />
250 Rebay 2002, Taf. 19.<br />
251<br />
Dobiat 1980, 124.<br />
129
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
begegnen auf Einzugschalen ansonsten nicht besonders häufig und in unterschiedlicher Form<br />
(PA42639_A041, PA42761_A066, SH077a_B077, PA43144_B135, PA45102_C028).<br />
Letztendlich sind flächig angebrachte Knubben charakteristisch für die Verzierung des<br />
Kalenderbergtopfes. In vielen Fällen ist zu sehen, dass der für die Knubbe benötigte Ton mit dem<br />
Fingernagel aus der Gefäßwand herausgedrückt wurde. Die Knubben erscheinen daher unregelmäßig<br />
und nicht ganz so perfekt geformt, da offensichtlich ein haptisch und visuell grober Effekt erwünscht<br />
war. Knubben sind oft Mittelpunkt der Bogen aus Fingernagelkerbleisten und Füllelement für<br />
freibleibende Flächen. Die flächige Knubbenverzierung kommt ausschließlich in Verbindung mit dem<br />
Kalenderberghenkeltopf vor, ist aber nicht zwingend Bestandteil der Verzierung. In einigen Fällen<br />
steht die Fingernagelkerbleiste für sich. Knubben werden im Verlauf der Entwicklung der<br />
Kalenderbergkultur durch flächige Fingernagelkerben, Einstiche und Stempel ersetzt (PA38250_A004,<br />
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA38288_A023,<br />
PA38292_A025, PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38315_A033, PA56241b_<br />
A035, PA38353_A037, PA56258_A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049,<br />
PA42703_A053, PA42749_A063, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42808_A076,<br />
PA42816_A077, PA42848_A086, PA42881_A092, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_<br />
A097, PA43004_A106, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118, SH008f_B008,<br />
SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043c_B043, SH043h_B043, SH044a_B044,<br />
SH049a_B049, SH050a_B050, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,<br />
SH073c_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH118a_B118,<br />
SH121c_B121, PA43089_B124, PA43150_B136, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43187_B140,<br />
PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018, PA45081a_C024, PA45086_C025, PA45094_<br />
C027, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45175_C037, PA45246a_C048, PA45261_C051,<br />
PA45276_C054, PA45299a_C059, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56078_<br />
C084, PA56120_D008, PA74270_D011, PA86341_D018, MP000155_Strf, PA56287_Strf,<br />
PA56292_Strf).<br />
9.1.11 Leisten<br />
PA56239 PA38355 SH077d SH122a<br />
Leisten sind schmale, längliche Tonauflagen auf Keramikgefäßen. 252 Leisten kommen im vorliegenden<br />
Fundmaterial im wesentlichen in drei Versionen vor, den Bogenkannelurleisten, die bereits<br />
besprochen wurden, den Fingernagelkerbleisten, auf die noch einzugehen sein wird, und den<br />
einfachen Leisten, die im Fundmaterial nicht besonders häufig vorkommen.<br />
Im Fall des Vorratsgefäßes PA56239_A035 ist eine einfache, waagrechte Leiste unterhalb des<br />
Randes mit Einstichen versehen, im Fall des Miniaturkegelhalsgefäßes PA38355_A037 zieren<br />
senkrechte Leisten den Bauch des Gefäßes. Die beiden tönernen Rippenzisten tragen jeweils drei<br />
umlaufende, waagrechte Leisten (SH077d_B077, SH0122a_B122).<br />
252 Klemm 1992, 120 und Dobiat 1980, 123 verwenden die Begriffe Rippe und Leiste, die allerdings nicht<br />
überzeugend voneinander abzugrenzen sind. Für Statzendorf wird daher nur der Begriff Leiste verwendet.<br />
130
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.1.12 Fingernagelkerbleisten<br />
PA38273 PA38297 PA42953 PA56120 PA42964<br />
In der Literatur sind für die Bezeichnung Fingernagelkerbleiste zahlreiche Begriffe wie etwa Rippe,<br />
Kannelurleiste, gekerbte Furche, Wulstband oder Eindrucksleiste im Umlauf. M. Lantschner stellte die<br />
Begriffe jüngst zusammen 253 und unternahm Versuche, bei denen sie die Leisten detailliert<br />
nachformte, um der Herstellungstechnik auf den Grund zu gehen. 254 Es handelt sich einerseits um<br />
aufgelegte Leisten, die durch Einkerbungen und Eindrücke versehen sind, die eindeutig von<br />
Fingernägeln und Fingern stammen, oder Leisten, die erst durch das Herausdrücken des Tons in<br />
dieser Technik entstehen. Sie bilden gemeinsam mit der flächigen Knubbenzier die klassische<br />
Verzierungstechnik der Kalenderbergtöpfe, eine plastische Verzierung, die einen ganz typischen,<br />
rauen Eindruck hinterlässt. Häufig werden Fingernagelkerbleisten mehrfach übereinander angeordnet<br />
in Bogen gelegt, oder sie bilden, ebenfalls mehrfach übereinandergelegt, Winkel und andere typische<br />
Motive der Kalenderbergkultur. Mitunter sind Fingernagelkerbleisten nicht eindeutig von<br />
Knubbenreihen, die in ähnlicher Technik hergestellt wurden, zu unterscheiden. Die Verzierung der<br />
Kalenderbergtöpfe ist chronologisch empfindlich, im Lauf der typologischen Entwicklung wird die<br />
Verzierungstechnik verändert, die Fingernagelkerbleiste wird häufig durch einfache<br />
Fingernageleinstiche, Kerben oder Stempel verdrängt. Nach S. Klemm ist die Kerbleiste der Vorläufer<br />
der Reliefverzierung, die sie weiter in Knopfreihen, Kannelurleisten, scharfkantige Leisten und<br />
Eindruckleisten unterteilt. Die Eindruckleisten entstehen durch Fingerkuppeneindrücke. „Durch die<br />
dichte, reihenweise Anordnung der Fingerkuppeneindrücke entsteht ein Mittelgrat, der den Eindruck<br />
einer Leiste vermittelt.“ 255 Nach M. Lantschner sind Fingernagelkerbleisten charakteristisch für ihren<br />
Typ 2 der Kalenderbergtöpfe, der zwischen der reinen Kerbleistenzier, dem Anfang der Entwicklung,<br />
und ausgesprochen jungen Formen, die durch verschiedene Stempelmuster charakterisiert sind,<br />
steht. 256<br />
Folgende Gefäße tragen Fingernagelkerbleisten: PA38250_A004, PA38251_A006, PA38268_A010,<br />
PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014, PA38288_A023, PA38292_A025,<br />
PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,<br />
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA56258_<br />
A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053,<br />
PA42713_A055, PA42749_A063, PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073,<br />
PA42799_A074, PA42808_A076, PA42828_A082, PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_<br />
A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA42964_A103, PA42971_A104,<br />
PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118,<br />
SH008f_B008, SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH038a_B038, SH043c_B043,<br />
SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049, SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057,<br />
SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070, SH073c_B073, SH073e_B073,<br />
SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH101a_B101, SH121c_B121,<br />
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA43230_B145,<br />
253 Lantschner 2000, 109. Sie entscheidet sich für den Begriff „Kerbriefe“, der hier nicht verwendet wird, da der<br />
Begriff Riefe generell vermieden wird. Zudem schränkt die Bezeichnung den Begriff technologisch zu sehr ein.<br />
254 Lantschner 2000, 109 ff. und Fototafel 5.<br />
255 Klemm 1992, 123.<br />
256 Lantschner 2000, 133 f.<br />
131
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
PA43240_B146, PA43250_B147, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_<br />
C024, PA45094_C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036,<br />
PA45218_C045, PA45244_C048, PA45246a_C048, PA45270_C052, PA45310_C061, PA45324_<br />
C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56112_D005,<br />
PA56120_D008, PA74270_D011, PA86354e_D018, PA86359_D019, PA86375_D021, MK003085_<br />
Strf, MP000155_Strf, PA56287_Strf.<br />
PA42964_A103 ist das einzige Gefäß, das nicht dem klassischen Kalenderbergtopf entspricht und<br />
trotzdem Fingernagelkerbleisten trägt, es handelt sich um einen eiförmigen Topf, der am Hals-<br />
/Schulterumbruch vier kreuzständige, waagrechte Fingernagelkerbleisten als Handhabe trägt.<br />
9.1.13 Grafitbemalung<br />
PA56175 PA86333 PA56061 PA45334 SH060c<br />
Als Bemalung wird eine Behandlung der Oberfläche bezeichnet, die durch flächendeckendes oder in<br />
Mustern gehaltenes Auftragen fester oder flüssiger Substanzen entsteht. 257 Während<br />
flächendeckende Grafitierung der Schauseite, insbesondere der Randpartie eines Gefäßes, bei fast<br />
der Hälfte aller Keramikgefäße festgestellt werden konnte, ist die Bemalung mit Grafitstreifenmustern<br />
seltener. Bei dieser Technik wird auf schwarzer oder dunkler Oberfläche Grafit angebracht, was<br />
flüssig oder durch direktes Aufreiben einer Grafitknolle oder eines Grafitstiftes 258 geschehen kann.<br />
Ebenso wie bei der rot-schwarz Bemalung wird die Herkunft dieser Verzierungstechnik in<br />
Süddeutschland vermutet, im oberfränkischen Raum tritt sie in der späten Urnenfelderzeit auf und ist<br />
auch in Österreich für die späte Urnenfelderzeit nachgewiesen. 259<br />
Insgesamt findet sich die Grafitbemalung auf 73 Gefäßen des Gräberfeldes Statzendorf. Es werden<br />
ausschließlich lineare Muster und Winkel in dieser Technik ausgeführt. Die Grafitstreifentechnik ist<br />
etwa zur Innenverzierung von Schalen höchst beliebt (PA56171_A010, PA56175_A011,<br />
PA56177_A011, PA56210_A021, PA56211_A022, PA56228_A029, PA56266_A039, PA42850_A086,<br />
PA42906_A096, PA42935_A099, PA42939_A099, PA42963_A103, PA43045a_A115, SH028a_B028,<br />
SH034a_B034, SH042d_B042, SH057c_B057, SH059b_B059, SH059c_B059, SH064a_B064,<br />
SH064g_B064, SH084a_B084, SH090b_B090, PA43097_B126, PA43124_B132, PA45048_C018,<br />
PA45120_C030, PA45176_C037, PA45184_C038, PA45196_C040, PA45203_C042, PA45213_<br />
C044, PA45220_C045, PA45230_C046, PA45240_C047, PA45252a_C049, PA45260_C051,<br />
PA45301_C059, PA45306_C061, PA45315_C062, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_<br />
C068, PA45409_C081, PA45412c_C081, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_D017,<br />
PA86333_D017, PA86342_D018, PA86343_D018, PA86360_D019, PA56061_GA09, PA56066_<br />
GA11, PA56117_GD07, PA56124_GD08, PA56139_GD13, PA56070_Strf, PA56270_Strf,<br />
PA86384_StrfD), seltener werden auch Henkelschalen (SH099a_B099, PA43206_B142, PA56086_<br />
C085, PA86332_D017) und Fußschalen (PA45334_C065) innen mit Grafitstreifen verziert. Selten<br />
nachzuweisen ist die Grafitstreifenverzierung bei Kegelhalsgefäßen, nämlich nur bei den drei Gefäßen<br />
SH060c_B060, SH091b_B091 und PA43191_B141. Die Aufzählung der Gefäße mit Grafitstreifenmuster<br />
muss sich auf die Gefäße beschränken, bei denen ein solches noch einwandfrei zu erkennen<br />
ist. Vor dem Prozess der Lagerung und Restaurierung dürften weit mehr Gefäße in dieser Art verziert<br />
257<br />
Dobiat 1980, 127.<br />
258<br />
Lantschner 2000, 99.<br />
259<br />
Lantschner 2000, 101.<br />
132
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
gewesen sein. Bei den Kalenderbergtöpfen werden einzelne Kanneluren manchmal nachgrafitiert, so<br />
dass sie wie Grafitstreifen aussehen (PA38260_A009, PA56078_C084, PA56292_Strf).<br />
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung<br />
PA45149 PA38289 PA42685 SH012a PA45406<br />
Die rot-schwarz Bemalung tritt auf, wenn der Untergrund des Gefäßes rot engobiert wurde, was<br />
gewöhnlich durch das Auftragen von eisenoxydhaltigem Tonschlicker bewerkstelligt wurde. 260<br />
Kontrastierend wird darauf ein Muster aus schwarzen Streifen angebracht. Dies kann wiederum in<br />
unterschiedlicher Ausführung geschehen, von den 69 rot-schwarz bemalten Gefäßen ist bei 41<br />
Gefäßen das Motiv in einer schwarzen Farbe angebracht, die kein Grafit ist – hier könnte man Harzoder<br />
Pechfarbe vermuten – bei dem Rest ergänzen Grafitstreifen in ähnlicher Weise wie bei der<br />
Grafitstreifenbemalung die Verzierung. Winkelmuster, Wolfszahnmuster, Rauten und Andreaskreuze<br />
werden an Motiven verwendet. Gelegentlich wird auch eine Kombination aus umlaufender Kannelur<br />
und Bemalung angebracht, indem die Kanneluren abwechseln rot und schwarz bemalt werden<br />
(SH023a_B023, SH031a_B031, PA45390_C078, PA45406_C081 und PA56290_Strf).<br />
Als Gefäßtyp ist die Schüssel am häufigsten rot-schwarz bemalt, 26-mal kommen solche Schüsseln<br />
im Fundmaterial vor (PA56173_A010, PA38270_A011, PA38271_A011, PA38272_A011, PA38280_<br />
A015, PA56204a_A018, PA38352_A019, PA38287_A023, PA38305_A030, PA42695_A051,<br />
PA42874_A091, PA42916_A097, PA43010_A107, PA43025_A109, PA43065a_A117, SH017b_B017,<br />
SH040b_B040, SH070b_B070, SH072c_B072, SH073b_B073, PA43168_B138, PA43237_B146,<br />
PA45149_C033, PA45166_C035, PA45362_C071, PA45392_C078,<br />
PA45411_C081, PA45412a_C081), 23-mal sind Kegelhalsgefäße rot-schwarz bemalt (PA38246_<br />
A001, PA38249_A004, PA38278_A012, PA38286_A023, PA38289_A024, PA56230_A029,<br />
PA56249_A036, PA42649_A043, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42777_A071, PA42784_A072,<br />
PA42807_A076, PA42815_A077, PA42826_A082, PA42835_A084, PA42869_A091, PA42870_A091,<br />
PA42892_A094, PA42961_A103, SH073d_B073, PA45101_C028, PA45325_C063). Andere Typen<br />
haben untergeordnete Bedeutung. Ausgussgefäße, Schalen, Henkelschalen und Henkelschüsseln<br />
sind nur selten rot-schwarz bemalt (PA38282_A019, PA38320_A035, PA38324_A035,<br />
PA56252_A036, PA42811_A076, PA42875_A091, SH012a_B012, SH023a_B023, SH031a_B031,<br />
B77_B077, PA43194_B141, PA45160_C035, PA45390_C078, PA45406_C081, PA56290_Strf,<br />
MK3079_Strf, MP143_Strf).<br />
Gefäße mit rot-schwarzer Bemalung sind typisch und kennzeichnend für den Westhallstattkreis. Ihr<br />
Auftreten im ostösterreichischen Raum wird vielfach mit dem Beginn der Stufe Hallstatt C<br />
gleichgesetzt, wobei vermutet wird, dass Form, Herstellungstechnik und Verzierung aus<br />
Süddeutschland übernommen, zunächst nachgebildet und schließlich weiterentwickelt wurden. 261<br />
260<br />
Eibner-Persy 1980, 54.<br />
261<br />
Klemm 1992, 181 f.<br />
133
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken<br />
Die Quantifizierung von Motiven und Verzierungselementen erfolgt bezogen auf das einzelne Gefäß,<br />
für das jeweils festgestellt wird, ob ein Verzierungselement vorkommt oder nicht. Häufig ist die<br />
Kombination der einzelnen Verzierungstechniken auf einem Gefäß. Prozentangaben beziehen sich<br />
immer auf den Prozentsatz der verzierten Gefäße oder die Gesamtzahl der Gefäße, nicht auf den<br />
Prozentsatz der vorkommenden Verzierungen allgemein.<br />
Technik<br />
Anzahl<br />
% aller<br />
Gefäße<br />
% der<br />
verzierten<br />
Gefäße<br />
Ritzverzierung 100 6,4% 11,8%<br />
Kammstrich 38 2,4% 4,5%<br />
Kannelur 437 28% 51,7%<br />
Delle 38 2,4% 4,5%<br />
Einstich 35 2,2% 4,1%<br />
Dreieckige Einstiche 12 0,8% 1,4%<br />
Kerbe 28 1,8% 3,3%<br />
Stempel 26 1,7% 3,1%<br />
Zahnstempel 19 1,2% 2,2%<br />
Rollstempel 3 0,2% 0,4%<br />
Knubbe 216 13,9% 25,5%<br />
Leiste 4 0,3% 0,5%<br />
Fingernagelkerbleiste 110 7,1% 13%<br />
Grafitbemalung 73 4,7% 8,6%<br />
Rot-schwarz Bemalung 68 4,4% 8%<br />
Bemalung<br />
Ritz/Kammstrich<br />
Leiste<br />
Knubbe<br />
Kannelur<br />
Stempel<br />
Einstich/Kerbe<br />
Delle<br />
Abb. 76: Verteilung der Verzierungstechniken<br />
Die beliebteste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf ist die Kannelur, die in der<br />
einen oder anderen Form auf 437 Keramikobjekten vorkommt, das sind 51,6% der verzierten oder<br />
28% aller Objekte. Daher ist es lohnend, einen genaueren Blick auf die Verteilung der<br />
Kannelurvarianten zu werfen. Die größte Gruppe, die hier nicht näher unterteilt werden konnte, sind<br />
mit 141 Vertretern (32,3%) Kannelurbündel und Kannelurwinkel. Zahlenmäßig folgt als nächstes die<br />
Bogenkannelur, die 86-mal vorkommt (19,7%) und die Kreiskannelur (69 bzw. 15,8%). Zusammen<br />
kommen die beiden Kannelurformen 42-mal vor, besonders auf Schüsseln und Kegelhalsgefäßen.<br />
Andere Gefäßspektren deckt die umlaufende Kannelur ab, die häufig auf Schüsseln und<br />
Henkelschüsseln vorkommt (52-mal, 11,9%) und der Turbanrand, die schräge, umlaufende Kannelur<br />
der Randzone, die auf Einzugschalen und einigen Fußschalen beliebt ist (32-mal, 7,3%). An die<br />
gehenkelten Formen gebunden ist die zumeist doppelte Kannelur des Henkels, die 29-mal auftritt. Die<br />
radiale Kannelur ist kennzeichnendes Verzierungselement der Spinnwirtel und kommt im Fundmaterial<br />
57-mal vor (13%). Randerscheinungen sind die Kannelur des Bodens oder der Randzone, solange sie<br />
100%<br />
Bodenkannelur<br />
90%<br />
Bogenkannelur<br />
80%<br />
Kannelurbündel<br />
70%<br />
Kannelurbündel<br />
Kannelurwinkel<br />
60%<br />
Henkelkannelur<br />
50%<br />
Umlaufende Kannelur<br />
40%<br />
Turbanrand<br />
Umlaufende Kannelur<br />
Kreiskannelur<br />
30%<br />
20%<br />
Radiale Kannelur<br />
Kreiskannelur<br />
Turbanrand<br />
Randkannelur<br />
Radiale Kannelur<br />
10%<br />
0%<br />
Henkelkannelur<br />
Bogenkannelur<br />
Abb. 77: Verteilung der Kannelurvarianten<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschüssel<br />
Henkelschale<br />
Fußschale<br />
Ausgussgefäß<br />
Abb. 78: Anteil der Kannelurvarianten im Verhältnis<br />
zu den einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)<br />
134
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
die einzige Verzierungstechnik bleibt, das trifft nur in neun bzw. elf Fällen zu (2,1 bzw. 2,5%). Aus den<br />
Grafiken sind Verteilung und Bindung der Kannelurvarianten an die Keramikformen herauszulesen.<br />
Mit 216 Gefäßen (25,5% der verzierten Gefäße) ist die Knubbe das zweithäufigste<br />
Verzierungselement. Sie kommt bevorzugt in Kombination mit Kanneluren vor, etwa auf<br />
Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, was im Fundmaterial 103-mal der Fall ist, aber auch in Kombination<br />
mit Fingernagelkerbleisten auf Kalenderbergtöpfen, nämlich 79-mal. Zu den Ritzverzierungen zählen<br />
einfache Ritzungen (100 bzw. 11,8% der verzierten Gefäße) und Ritzverzierungen, die mithilfe eines<br />
Kammes ausgeführt wurden (38 bzw. 4,5%). Zusammengenommen beträgt ihr Anteil etwa 16,1% aller<br />
verzierten Gefäße. Fingernagelkerbleisten kommen 110-mal vor (13,5%), und zwar fast<br />
ausschließlich auf Kalenderbergtöpfen, einfache Leisten sind sehr selten und nur viermal im<br />
Fundmaterial zu finden (0,5%). Vom quantitativen Standpunkt aus gesehen hat die Bemalung mit 141<br />
dokumentierten Gefäßen keinen hohen Stellenwert, zu bedenken ist hier allerdings der<br />
Erhaltungszustand der Gefäße, der die Zahlen nach unten nivelliert. Rot-schwarze Bemalung ist in<br />
68 Fällen (8%) der verzierten Gefäße nachgewiesen, Grafitstreifenbemalung in 73 Fällen (8,6%).<br />
Bemalung ist in 21 Fällen mit Kannelur kombiniert, Kombinationen mit Ritzverzierungen kommen 13-<br />
mal vor, mit Einstichen und Kerben fünf mal. Die übrigen Verzierungstechniken sind weit seltener:<br />
Dellen sind im Fundmaterial 38-mal vertreten (4,5%). Zu den einstich- und kerbverzierten Gefäßen<br />
können 47 gezählt werden (5,5%). In dieser Gruppe sind 35 mit einfachen Einstichen, 28 mit Kerben<br />
und zwölf mit dreieckigen Einstichen subsummiert. Die kleinste Gruppe sind die stempelverzierten<br />
Gefäße (45 bzw. 5,3%), zu der 19 zahnstempelverzierte und drei rollstempelverzierte Gefäße<br />
gehören.<br />
Die Grafik stellt die bereits erwähnten Zusammenhänge zwischen Verzierungsform und Typ dar. Da<br />
das linke Balkendiagramm ein wenig unübersichtlich wirkt, sind die zahlenmäßig größten Gruppen<br />
rechts noch einmal skaliert auf 100 Prozent dargestellt. Deutlich ist ersichtlich, dass die<br />
hauptsächliche Verzierungstechnik für Kalenderbergtöpfe die Leisten- und Knubbenzier ist, für<br />
Kegelhalsgefäße bevorzugt Knubben und Kanneluren angewendet werden, doch auch Ritzverzierung<br />
bzw. Kammstrichtechnik und Bemalung eine gewisse Rolle spielen. Ähnlich verhält sich dies bei den<br />
Schüsseln, die noch häufiger eine Kannelur aufweisen, dafür aber weniger Knubben und<br />
Ritzverzierungen. Bei Schalen ist die Bemalung ganz wichtig, Kannelur und Ritzverzierungen haben<br />
bei dieser Gefäßform eine geringere Bedeutung.<br />
400<br />
100%<br />
Bemalung<br />
90%<br />
Bemalung<br />
300<br />
Leiste<br />
Fingernagelkerbleis.<br />
80%<br />
70%<br />
Leiste<br />
Fingernagelkerbleis.<br />
Knubbe<br />
60%<br />
Knubbe<br />
200<br />
Stempel<br />
50%<br />
Stempel<br />
Einstich/Kerbe<br />
40%<br />
Einstich/Kerbe<br />
100<br />
Delle<br />
Kannelur<br />
30%<br />
20%<br />
Delle<br />
Kannelur<br />
Ritzverzierung<br />
Kammstrich<br />
10%<br />
0%<br />
Ritzverzierung<br />
Kammstrich<br />
0<br />
Henkelschale<br />
Fußschale<br />
Ausgussgefäß<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschüssel<br />
Abb. 79: Häufigkeit der Verzierungstechniken bei den<br />
einzelnen Keramiktypen<br />
Abb. 80: Anteil der Verzierungstechniken bei den<br />
einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)<br />
Zuletzt wurde das Datenmaterial auf Zusammenhänge zwischen Verzierungstechnik sowie<br />
Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Markante Korrelationen ergaben<br />
sich nicht, einige Verzerrungen kamen durch die geschlechter- bzw. statusabhängige Auswahl der<br />
Keramiktypen für das Grab zustande. Da die Verzierungstechnik stark an die verwendete Keramikform<br />
gebunden ist, lassen sich auch bei der Verzierungstechnik gewisse Unterschiede feststellen. Dass<br />
Kannelur bei den Keramikformen aus Frauengräbern bevorzugt vorkommt, lässt sich durch die<br />
zahlreichen, mit umlaufender Kannelur verzierten Spinnwirteln in Frauengräbern erklären. Doch auch<br />
wenn man die Kanneluren filtert, bleibt prozentuell gesehen ein gewisser Überhang von bemalten<br />
Gefäßen in Männergräbern bestehen. Die Auswahl der Verzierungstechnik ist vom Sozialstatus nicht<br />
beeinflusst. In jeder Sozialindexgruppe sind ganz ähnliche Verteilungen zu beobachten. In der Gruppe<br />
der reichsten Gräber (Sozialindex 80-100) sind nur die Gefäße zweier Gräber vorhanden, was als<br />
135
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
statistische Basis zu wenig ist. Zufällig befindet sich kein bemaltes Gefäß unter den 18 analysierten<br />
Gefäßen, das hat aber weiter nichts zu bedeuten. Nimmt man die beiden reichsten Gruppen<br />
zusammen, sind keine Unterschiede zu den anderen Gruppen zu bemerken. Dass in der Gruppe der<br />
Keramikobjekte, die aus Gräbern mit dem Sozialindex 20-39 stammen, etwas mehr kannelierte<br />
Objekte auftreten, hängt wiederum mit den Spinnwirteln zusammen, die ab dieser Sozialindexgruppe<br />
gehäuft in den Frauengräbern vorkommen.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Frau<br />
Mann<br />
Bemalung<br />
Leiste<br />
Fingernagelkerbleis.<br />
Knubbe<br />
Stempel<br />
Einstich/Kerbe<br />
Delle<br />
Kannelur<br />
Ritzverzierung<br />
Kammstrich<br />
Abb. 81: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis<br />
zum archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Soz. 1-19<br />
Soz. 20-39<br />
Soz. 40-59<br />
Soz. 60-79<br />
Soz. 80-100<br />
Bemalung<br />
Leiste<br />
Fingernagelkerbleis.<br />
Knubbe<br />
Stempel<br />
Einstich/Kerbe<br />
Delle<br />
Kannelur<br />
Ritzverzierung<br />
Kammstrich<br />
Abb. 82: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis<br />
zum Sozialindex<br />
9.2 Verzierungsmotive<br />
Das Motiv bezeichnet in der bildenden Kunst den Gegenstand der Darstellung. Im Keramikmaterial<br />
des Gräberfeldes von Statzendorf kommen einfache Linienmuster, vor allem jene in Kannelurtechnik,<br />
Knubben und Dellen als Motive sehr häufig vor, allerdings seltener als alleinige Verzierung, sondern in<br />
Kombination mit anderen Motiven. Solche Verzierungen wurden bereits bei der Verzierungstechnik<br />
näher betrachtet, hier werden lediglich die wichtigsten Verzierungsmotive, die technikübergreifend<br />
vorkommen, erläutert.<br />
Nützlich bei der Beschreibung der Verzierungselemente sind die Termini „Struktur“ und „Inhalt“, wobei<br />
die Struktur die Art der Anordnung beschreibt, der Inhalt die Einzelelemente. Häufig in der Hallstattzeit<br />
ist die Anordnung der Einzelmotive zu Bändern, die oben und unten begrenzt sind und sich um den<br />
gesamten Gefäßkörper ziehen. Die einzelnen Motive können einfach aneinander gereiht sein, sich<br />
abwechseln, oder abwechselnd in umgekehrter Folge auftreten. Die Anordnung in Felder ist eine<br />
weitere Möglichkeit, Motive anzuordnen. Als „Muster“ wird eine spezifische Kombination aus Struktur<br />
und Inhalt bezeichnet, „Motive“ sind die kleinsten, sich wiederholenden Einheiten der Verzierung.<br />
Beispiele von Motiven sind Dreiecke, Winkel, Kreise oder Bogen. Unterscheiden kann man ferner<br />
zwischen primären und sekundären Motiven, wobei letztere zumeist kleiner sind und nur in<br />
Kombination mit den Primärmotiven auftreten. Beispiele sind etwa Häkchen, begleitende Einstiche<br />
oder Dellen an der Spitze von Dreiecken. 262 Das Ornament ist in der Arbeit U. Brosseders eine aus<br />
Motiven zusammengesetzte Einheit, wird in der Arbeit C. Schappelweins allerdings als Synonym für<br />
Motiv verwendet. 263<br />
9.2.1 Dreieck<br />
Das Dreieck unterscheidet sich vom weitaus häufigeren Winkel durch das<br />
Vorhandensein einer Basislinie. 264 Die Seltenheit dieses Motivs in<br />
Statzendorf verwundert geradezu. Nur wenige Gefäße können genannt<br />
werden, bei denen das Dreieck das primäre Verzierungsmotiv bildet – als<br />
Zwickel oder Füllmotiv in Kombination mit dem Zickzackband kommt ihm<br />
größere Bedeutung zu. Bei den wenigen Fällen, wo von Dreiecken<br />
gesprochen werden kann, bedingt die Verzierungstechnik die Motivwahl mit.<br />
Die Gefäße PA38278_A012, PA42685_A049 sowie PA42784_A072 sind in<br />
Grafitbemalung auf rotem Grund ausgeführt, aus eingestochenen Punkten<br />
Abb. 83: Dreieck<br />
262 Brosseder 2004, 17 f.<br />
263 Brosseder 2004, 18; Schappelwein 1999.<br />
264<br />
Eibner-Persy 1980, 58.<br />
136
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
bestehen die Dreiecke auf den Gefäßen PA38325_A036, SH033b_B033, PA45334_C065 und<br />
PA38256_A007. Das Motiv auf dem letztgenannten Gefäß, einem kleinen Kegelhalsgefäß, ist<br />
eigentlich als Dreieck-im-Dreieck – Ornament zu bezeichnen. Hängende Dreiecke aus Knubben<br />
finden sich auf dem Kalenderbergtopf PA43089 aus Grab B124. Hängende und stehende Dreiecke<br />
sowie eine Dreieck-Rautenkombination ist gittergefüllt in Ritztechnik auf dem Hals des<br />
Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 zu erkennen.<br />
Das Dreieck-im-Dreieck – Ornament, bei dem zumeist ein stehendes Dreieck in ein hängendes<br />
eingeschrieben ist, das aber auch aus mehreren eingeschriebenen Dreiecken bzw. Rauten bestehen<br />
kann, ist von Schlesien bis Nordbayern vertreten, zeigt aber auch einen Verbreitungsschwerpunkt im<br />
niederösterreichischen Donauraum. Im Gräberfeld von Sopron sind Dreiecke dieser Art ab der zweiten<br />
Belegungsphase, dem klassischen Ha C, verbreitet, Dreiecke mit mehr als drei eingeschriebenen<br />
Dreiecken sind typisch für die jüngsten Tumuli, die an den Beginn von Ha D datiert werden. 265<br />
9.2.2 Winkel<br />
Als enger Verwandter des Dreieckmotivs ist der Winkel weitaus häufiger im<br />
Fundmaterial vertreten. Der Winkel ist ein Dreieck ohne Basislinie,<br />
geschlossene Winkel stehen offenen Winkeln gegenüber, deren schräge<br />
Seitenlinien nicht zusammentreffen. Winkel sind häufig da zu beobachten,<br />
wo schräge Linienbündel aufeinandertreffen, weil sie die Richtung wechseln.<br />
Die Abgrenzung der Winkel zum Zickzackband ist mitunter nicht einfach, da<br />
häufig mehrere Winkel aneinandergestellt eine Reihe bilden. Der<br />
Unterschied ist jedoch der, dass lediglich eine geschlossene Linie als Abb. 84: Winkel<br />
Zickzackband bezeichnet wird. Der Winkel ist eines der häufigsten Motive im<br />
Fundmaterial und etwa 200-mal vertreten. Winkel werden in allen vorkommenden<br />
Verzierungstechniken ausgeführt, sie können einfach, doppelt und mehrfach ineinandergestellt<br />
vorkommen. Die meisten Winkel sind im mathematischen Sinne gleichschenkelige, spitze Winkel, also<br />
Winkel, die kleiner als ein rechter Winkel sind. Die beiden Schenkel der Winkel können sich am<br />
Scheitel berühren, aber auch einen kleinen Abstand zueinander lassen, so dass sich ein offener,<br />
gesperrter Winkel ergibt. Das Winkelmotiv kommt für sich stehend ebenso vor wie gefüllt, in den<br />
meisten Fällen schraffiert, das heißt mit geraden, parallelen Linien versehen, die entweder parallel<br />
zum rechten oder linken Schenkel verlaufen. Schräge, lineare Motive, etwa die Kannelur der<br />
Gefäßoberfläche, bilden dort Linien, wo sich ihre Ausrichtung ändert. Das ist zum Beispiel häufig bei<br />
der radialen Verzierung von Spinnwirteln zu beobachten. Winkel werden an der Innenseite von<br />
Schalen dazu eingesetzt, die Illusion eines Strahlenmusters zu erzeugen. Die vielfältige Anwendung<br />
des Motivs macht es schwierig, es präziser zu klassifizieren und systematisch zu beschreiben.<br />
In Bemalung ist der Winkel häufig nur ein einzelnes Element des komplexeren Zickzackbandes oder<br />
Wolfzahnmusters. Doppelt oder dreifach gemalt kommt er ansonsten auf den Gefäßen<br />
PA56249_A036, PA42875_A091, PA43237_B146 und PA45160_C035 vor.<br />
Mehrfache, meist hängende, oder mit Knubben gefüllte Winkel in Fingernagelkerbleistentechnik sind<br />
nicht selten als Zierde der Kalenderbergtöpfe anzutreffen. Auch wenn das Bogenmotiv weitaus<br />
überwiegt, so sind doch 16 Töpfe mit Winkeln ausgestattet (PA56221_A028, PA56258_A038,<br />
PA42828_A082, PA42881_A092, PA43075_A118, SH008f_B008, SH022c_B022, SH043c_B043,<br />
B99_B099, SH118a_B118, PA43207_B142, PA43230_B145, PA43240_B146, PA74270_D011,<br />
PA86359_D019, PA56292_Strf).<br />
Eine recht typische Verzierung der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist die Anbringung einfacher und<br />
doppelter Winkel auf Hals und Schulter bzw. Bauch der Kegelhalsgefäße in Kammstrichtechnik. 27<br />
Gefäße tragen diese Zier (PA38257_A006, PA38279_A013, PA56192_A014, PA38285_A023,<br />
PA42651_A044, PA42711_A055, PA42868_A091, PA42880_A092, PA42890_A094, PA43027_A110,<br />
SH006b_B006, SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138,<br />
PA43235_B146, PA45169_C036, PA45358_C070, MK3086_Strf, MP137_Strf). Dem anzuschließen<br />
sind die miniaturisierten Kegelhalsgefäße PA45224_C046 und PA45239_C047. Auf dem Hals des<br />
Kegelhalsgefäßes PA56118 sind stehende, doppelte Winkel in Kammstrichtechnik angebracht, die an<br />
der Basis kleine Häkchen besitzen, die wie Füße wirken. Andere Gefäßtypen tragen den Winkel in<br />
Kammstrichtechnik ebenfalls, aber nicht regelhaft. Zu nennen ist die Schale PA38324_A035, die<br />
Henkelschale PA042681_A048, die Schüssel PA042763_A067 und die Fußschale SH022a_B022.<br />
Dasselbe Motiv, in sehr feinem Kammstrich ausgeführt, findet sich auf dem Kegelhalsgefäß SH052_<br />
B52 und den drei Schüsseln SH012_B012, PA38331_C005 und PA45188_C039.<br />
265 Brosseder 2004, 254.<br />
137
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
66 Gefäße sind mit Winkeln in Kannelurtechnik verziert. Das Motiv ist auf Kegelhalsgefäßen und<br />
Schüsseln besonders beliebt, doch sind auch Henkelschüsseln und Kalenderbergtöpfe mit Winkeln<br />
verziert. Im letzten Fall tritt eine einfache oder doppelte Kannelur an Stelle der üblichen<br />
Fingernagelkerbleiste und unterbricht die flächige Knubben- oder Stempelzier (MK3082_Strf,<br />
PA38257_A006, PA38319_A035, PA38326_A036, PA38327_A036, PA38256_A007, PA38333_C007,<br />
PA38337_C013, PA38338_A007, PA38343_C001, PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077,<br />
PA42843_A085, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42982_A104, PA42994_A106,<br />
PA43011_A108, PA43012_A108, PA43031_A114, PA43032_A114, PA43115_B131, PA43187_B140,<br />
PA43241_B146, PA45063_C021, PA45191_C040, PA45204_C042, PA45205 C042_, PA45226_<br />
C046, PA45227a_C046, PA45247_C048, PA45249_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,<br />
PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45333_C065, PA45368_<br />
C073, PA45400b_C080, PA45405_C081, PA56052_GA08, PA56078_C084, PA56080b_C084,<br />
PA56084_C085, PA56115a_GD07, PA56143_GD16, PA56288_Strf, PA56289_Strf, PA86331_D017,<br />
PA86339_D018, PA86341_D018, PA86354d_D018, PA86362_D019, PA86374_D021, PA86385_Strf,<br />
SH005a_B005, SH030e_B030, SH064c_B064, SH077e_B077, SH089b_B089, SH090c_B090,<br />
SH104b_B104).<br />
In Ritztechnik ist das Winkelmotiv in unterschiedlichster Weise ausgeführt, einfach eingeritzt kommt es<br />
nur dreimal vor, und zwar auf SH053a_B053 und PA045271_C052, auf den Kegelhalsgefäß<br />
PA86382_Strf ist das Motiv gittergefüllt. Auf den Bruchstücken des Kegelhalsgefäßes PA56231_A029<br />
sind mehrere, stehende Winkel eingeritzt, die wie ein Teil einer nicht fertig ausgeführten Verzierung<br />
wirken. Doppelt eingeritzte Winkel finden sich auf PA42973_A104, SH035a_B035 und<br />
PA45193_C040. Als sekundäres Motiv oder Bestandteil eines komplexen Motivs sind die Gefäße<br />
PA38262_A009, PA38320_A035, PA38321_A035, PA38322_A035 und PA45193_C040 mit geritzten<br />
Winkeln verziert. Schraffiert ist das eingeritzte Winkelmotiv vor allem an Schaleninnenrändern und an<br />
der Schulter von Schüsseln beliebt (PA56240_A035, SH092a_B092, PA38344_C001,<br />
PA45046b_C018, PA45207_C043, PA45323_C063, PA56057_GA08, PA56064_GA10, PA56101_<br />
GD02, PA86384_Strf). Zuletzt kommen Winkel bei eingeritzten Linienbündeln zustande, die oft<br />
gegenständig orientiert werden (PA42725_A059, SH054d_B054, PA38330_C005, PA45086_C025,<br />
PA86354g_D018).<br />
Da die Stempeltechnik im Gräberfeld nicht besonders häufig angewendet wird, sind auch Winkel in<br />
Stempeltechnik selten und höchst unterschiedlich ausgeführt. Insgesamt begegnet der eingestempelte<br />
Winkel zwölfmal, die Stufenschale PA38254_A006 und die Ziste SH122a_B122 sind mit kleinen,<br />
einfachen und doppelten Winkelbändern verziert. Motivbegleitende Stempelreihen, die einen Winkel<br />
bilden, sind auf den Gefäßen PA45296_C059, PA45417_C082 und PA74271_D011 zu sehen.<br />
Mehrfache Winkel in Stempeltechnik finden sich auf SH113c_B113, PA45277_C054 und<br />
PA56156_Strf. Schraffierte Winkel sind nur auf zwei Gefäßen, nämlich SH098a_B098 und<br />
PA45349_C068 zu beobachten. Die Verzierung des Innenbodens der Schale PA43042_A115, ist<br />
schwierig in Worte zu fassen, neben einem Teilstrich in der Mitte bilden jeweils dreifach gestempelte<br />
Linienbündel ein Winkelmotiv. Ungewöhnlich wirken die stehenden und hängenden Winkel der<br />
Schüssel PA38284, die vorgeritzt und von einem breiten Band aus runden, eingedrückten Punkten<br />
begleitet sind. Ebenso fremd wirkt die Verzierung des Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf, bei dem auf<br />
die Schulter hängende Winkel in Kannelurtechnik gesetzt wurden, die ebenfalls von einem breiten<br />
Band runder Einstiche ausgefüllt wurden. Am Hals desselben Gefäßes wechseln stehende und<br />
hängende, gefüllte Dreiecke, deren Spitzen durch breite Bänder verlängert wurden, einander ab.<br />
Das Winkelmotiv in Ritzlinien- und Leistenform ist bereits in der Urnenfelderzeit bekannt, in der<br />
Hallstattzeit lebt das Motiv weiter und wird auch in Grafitstreifenbemalung und rot-schwarzer<br />
Bemalung ausgeführt. 266 Im Gräberfeld von Kleinklein ist das Winkelmotiv typisch für die ältere und<br />
mittlere Belegungsphase und wird im jüngeren Horizont vom Dreieck verdrängt. 267 Der Winkel mit<br />
einem teilenden Strich in der Mitte ist ein seltenes Motiv. Aus dem Fundmaterial von Statzendorf ist es<br />
auf der Außenwand einer Einzugschale zu beobachten (PA42955_A101). Hier kann eine<br />
Zeichenfunktion vermutet werden. Auf dem Kegelhalsgefäß PA38258_A009 sind in Kammstrich- und<br />
Ritztechnik mehrere Motive ausgeführt, das Rautenmotiv und das Dreieck, jeweils gittergefüllt, sowie<br />
ein doppelter Winkel mit Strich in der Mitte, ein Motiv, das sehr an einen Baum erinnert, eventuell aber<br />
auch einen stark stilisierten Menschen darstellen könnte. Eine gewisse Verwandtschaft zu vegetabilen<br />
Ornamenten, wie sie in Schlesien oder Böhmen vorkommen 268 scheint ebenfalls möglich.<br />
266 Klemm 1992, 245 ff.<br />
267<br />
Dobiat 1980, 134.<br />
268 Brosseder 2004, 248.<br />
138
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster<br />
Das Zickzackband ergibt sich aus einer Abfolge stehender<br />
und hängender Winkel, die ohne Abstand ineinander<br />
übergehen. Dadurch unterscheidet sich das Zickzackband<br />
von einer Reihe nebeneinander gestellter Winkel. Das<br />
Wolfszahnmuster ist die Vervielfältigung und Verdichtung<br />
des Motivs. Wolfszahnbänder bestehen aus dicht<br />
aneinandergesetzten, hängenden und stehenden Winkeln,<br />
so dass ein dichtes Band entsteht. Wolfszahnmuster sind<br />
bereits in der Urnenfelderzeit weithin bekannt. 269<br />
Abb. 85: Zickzackband<br />
Im Gräberfeld von Statzendorf ist das Zickzackband ebenso<br />
wie das Wolfszahnmuster besonders häufig, nämlich in 21<br />
Fällen, auf rot-schwarz bemalten Kegelhalsgefäßen oder<br />
Schüsseln zu finden. Ein drei- bis vierfaches, schwarzes<br />
Zickzackband ziert die Gefäße PA38280_A015, Abb. 86: Wolfszahnmuster<br />
PA38305_A030, PA42826_A082, SH040b_B040, SH072c_<br />
B072, SH073d_B073 und PA45149_C033. Nur in einem Fall, PA38249_A004, ist die Verzierung<br />
vorgeritzt und erscheint durch den Wechsel der Gefäßgrundfarbe von rot nach schwarz reizvoll positiv<br />
und negativ. Bei den Verzierungsmustern der übrigen bemalten Gefäße sind die Zwickel der<br />
Zickzackbänder mit Winkeln und Dreiecken gefüllt, die mitunter erst den negativen Eindruck eines<br />
Zickzackbandes entstehen lassen (PA38246_A001, PA38286_A023, PA38289_A024,<br />
PA42669_A047, PA42695_A051, PA42777_A071, PA42807_A076, PA42835_A084, PA42869_A091,<br />
PA42870_A091, PA42892_A094, PA42916_A097, SH060c_B060, PA45412a_C081). Das<br />
Verbreitungsbild des Wolfzahnmusters innerhalb des Gräberfeldes Statzendorf ist eng umrissen und<br />
auf den mittleren Westbereich beschränkt. Zickzackbänder in anderen Techniken kommen nur<br />
vereinzelt vor. Ein vierfaches Zickzackband ist kannelurartig auf der Wand des Henkeltopfes<br />
PA45140_C032 angebracht, in Stempeltechnik finden sich einfache Zickzackbänder auf den<br />
Kegelhalsgefäßen SH037_B037 und B76_B076, in dreifacher Stempelausführung auf der Schale<br />
PA43042_A115 und der Schüssel PA42727_A060. Für geritzte Zickzackbänder ist offenbar die<br />
doppelte Ausführung mit begleitenden Einstichen charakteristisch, sie findet sich auf den typologisch<br />
sehr unterschiedlichen Gefäßen PA038262_A009, PA038264_A009, PA038325_A036 und<br />
PA056076_C084 wieder. Ein einfaches, geritztes Zickzackband prangt auf der Schulter des<br />
Kegelhalsgefäßes PA56100_D002. Aus dem Rahmen fällt die Schale PA38321_A035, die mit<br />
Ritzverzierung, Kerbschnitt und Rundstempeln verziert ist. Das doppelte, eingeritzte Zickzackband ist<br />
hier mit eingeritzten, dreifachen Winkeln gefüllt.<br />
Die Kartierung der Wolfszahnbänder lässt ein bemerkenswertes Fehlen in manchen Gebieten<br />
erkennen, so etwa auch in Mähren und im Südostalpenraum. 270 Typisch für den Kalenderbergraum ist<br />
nach U. Brosseder die lokale Ausführung des Wolfszahnmusters in Knoppern. 271<br />
Einfache, aneinandergestellte hängende und stehende Winkel aus Fingernagelkerbleisten sind<br />
tatsächlich auf vier Kalenderbergtöpfen zu finden, auf SH038a_B038, SH058a_B058, PA45218_C045<br />
und PA45310_C061. Eine Abwandlung des Motivs, bei dem waagrechte und senkrechte Blöcke die<br />
Winkel ersetzen, findet sich auf dem Kalenderbergtopf PA86375_D021. Ein einfaches Band<br />
schraffierter hängender und stehender Winkel in Ritztechnik ziert den Rand der Schale<br />
PA56060_GA09. Sehr häufig begegnet das Wolfszahnmuster in Kannelurtechnik. Die hängenden und<br />
stehenden, schraffierten Winkel bilden eine flächige Verzierung der Gefäßwand, die in einigen Fällen<br />
durch Kreiskanneluren, Knubben und Dellen unterbrochen wird. Die Abgrenzung dieses Motivs von<br />
schrägen Kannelurbündeln, die gelegentlich die Ausrichtung wechseln und aus diesem Grund Winkel<br />
bilden, ist kaum möglich. Das Motiv ist übrigens nur auf Schüsseln und Henkelschüsseln vertreten und<br />
in klarer Ausführung 16-mal im Gräberfeld vertreten (PA42990_A105, PA43022_A109,<br />
PA43036_A114, SH042f_B042, SH058d_B058, SH097a_B097, PA43158_B137, PA45077_C022,<br />
PA45151_C033, PA45183_C038, PA45285_C057, PA45391_C078, PA45402_C080, PA45403_<br />
C080, PA56144_GD16, PA56072_Strf).<br />
269 Brosseder 2004, 184.<br />
270 Brosseder 2004, 184.<br />
271 Brosseder 2004, 278.<br />
139
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.2.4 Rauten<br />
Das Motiv der Raute ist ein auf die Spitze gestelltes Viereck oder<br />
Parallelogramm. Es kann für sich stehen oder entsteht durch das<br />
symmetrische Überlagern zweier Winkelbänder. Rauten können positiv oder<br />
negativ ausgeführt sein. Wenn zwei Sanduhrmotive zusammenstoßen,<br />
entsteht in der umschlossenen Fläche der Eindruck einer Raute. Mit nur 13<br />
rautenverzierten Gefäßen kommt sie im Gräberfeld nur selten vor.<br />
Am häufigsten ist die Raute in Statzendorf in der Technik der Bemalung<br />
ausgeführt, schwarz auf rotem Grund. Mehrere ineinandergestellte Rauten Abb. 87: Raute<br />
finden sich auf den Gefäßen SH012a_B012, PA56173_A010, PA38270_<br />
A011, PA45325_C063, mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf den Gefäßen PA45101_C028,<br />
PA38352_A019 und PA56230_A029, auch wenn es sich bei den drei letzten auch um<br />
ineinandergestellte Winkelbänder handeln könnte. Die Rauten auf dem Gefäß SH070b_B070<br />
entstehen durch die Überlagerung dreifacher, polychrom bemalter Winkelbänder, so dass eine<br />
einfache, schachbrettartige Teilung der Raute entsteht. Diese findet sich auf dem Gefäß<br />
PA38282_A019 wieder, auf dem noch blass ein gitterartiges Rautenmuster zu erkennen ist. Die<br />
restlichen Rauten sind in ganz unterschiedlicher Technik ausgeführt: Die zonale Verzierung der<br />
Schüssel PA38322_A035 weist liegende Sanduhren auf, die aus schraffierten Dreiecken geritzt sind<br />
und aneinandergefügt den negativen Eindruck von übereinanderstehenden Rauten vermitteln.<br />
Ebenfalls in Ritztechnik sind die mit dreieckigen Einstichen gefüllten Rauten auf dem Kalenderbergtopf<br />
SH087a_B087 ausgeführt, sie stehen einzeln nebeneinander. Eine Kombination von Dreieck – Raute<br />
– Dreieck ist gittergefüllt am Hals des Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 in Ritztechnik angebracht.<br />
Auf dem Kalenderbergtopf PA56120_GD08 entsteht das Rautenband durch stehende und hängende<br />
Winkel aus Knubben und Leisten, die abwechseln die Rauten einfassen. Derselbe Eindruck entsteht<br />
auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA038328b_D001, wo sehr flache Kanneluren in Sanduhrform<br />
umlaufend ein Rautenbild erzeugen. Zuletzt ist auf der Schüssel PA43249_B147 ein Rautenband<br />
durch jeweils dreifache Rollstempelumrahmung angebracht.<br />
Rautenbänder sind besonders auf der Schwäbischen Alb und im Hegau beliebt, außerhalb dieses<br />
Gebietes werden sie seltener. Einzeln stehende Rautenmotive sind weiter östlich geläufiger. Zudem<br />
scheint in Hallstatt C1 das Rautenmotiv weiter verbreitet zu sein als in Hallstatt C2 und D1, 272<br />
allerdings ist auch bei diesem Motiv die Technik als entscheidend für die Datierung anzuführen. 273 Die<br />
Raute dürfte durch Überlagerung von Winkelbändern entstanden sein und wird bereits zu Beginn der<br />
älteren Hallstattkultur eingeführt, zunächst vor allem auf rot-schwarz bemalten Kegelrand- und<br />
Kragenrandgefäßen. 274 Gelegentlich wird das Rautenmotiv auch mit Einflüssen der ostgriechischen<br />
Keramik des 8. und 7. Jahrhunderts erklärt. 275<br />
9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien<br />
Das Bogen- bzw. Girlandenmotiv kommt im Gräberfeld<br />
Statzendorf 176-mal vor und ist neben den<br />
Winkelmotiven das häufigste Thema bei Verzierungen.<br />
Als Bogen wird das halbkreisförmige Einzelmotiv<br />
bezeichnet, als Girlande eine zusammenhängende Reihe<br />
hängender Bogen. Stehende Bogen kommen nur ein<br />
einziges mal auf einem Gefäß vor, nämlich auf dem<br />
bereits eingehender besprochenen Kegelhalsgefäß mit<br />
Henkel PA38277_A012, das in Kannelurtechnik verziert<br />
ist.<br />
Bogen finden ihre Präsentationsfläche zum einen in<br />
Fingernagelkerbleistentechnik auf Kalenderbergtöpfen,<br />
zum andern in Leisten- und Kannelurtechnik auf<br />
Kegelhalsgefäßen. Verzierungen auf anderen<br />
Gefäßformen sind selten.<br />
Das typische Motiv der Verzierung des Kalenderbergtopfes<br />
ist der mehrfache, hängende Bogen, der zumeist<br />
dreimal nebeneinander die Wand des Gefäßes ziert. An<br />
272 Brosseder 2004, 184.<br />
273<br />
Lantschner 2000, 129.<br />
274<br />
Nebelsick 1997, 72 f.<br />
275 Klemm 1992, 131; Siegfried-Weiss 1979, 102 ff.<br />
Abb. 88: hängender und stehender Bogen<br />
Abb. 89: Girlande<br />
Abb. 90: Wellenlinie<br />
140
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Stelle des vierten Bogens ist der Henkel angebracht, oft verläuft auch unterhalb des Henkels ein<br />
Bogenmotiv. Die Viertelsymmetrie ist nicht zwingend, bis zu fünf Bogen können vorkommen. Die<br />
klassische Technik, in der Bogen ausgeführt werden, ist die Fingernagelkerbleiste. Füllmotiv ist häufig<br />
eine flächige Knubben- oder Kerbleistenzier. 85 Gefäße sind in dieser Weise verziert (PA38250_A004,<br />
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014,<br />
PA38288_A023, PA38292_A025, PA38303_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,<br />
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA42654_<br />
A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053, PA42713_A055,<br />
PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42799_A074, PA42808_A076,<br />
PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_<br />
A102, PA42971_A104, PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114,<br />
PA43056_A116, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049,<br />
SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,<br />
SH073c_B073, SH073e_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B99_B099,<br />
SH101a_B101, SH121c_B121, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43223_B144, PA43250_B147,<br />
PA38342_C001, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_C024, PA45094_<br />
C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45244_C048,<br />
PA45270_C052, PA45324_C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_<br />
C083, MK3085_Strf, MP0155_Strf, PA56287_Strf).<br />
Später wird zunächst das Füllmotiv durch Stempel oder einfache Fingernageleindrücke ersetzt,<br />
schließlich wird das Bogenmotiv selbst in einer anderen Technik ausgeführt. Einfache<br />
Fingernageleindrücke, in mehreren Reihen zu Bogen angeordnet, ersetzen fünfmal das Motiv<br />
(PA45288_C057, PA45299b_C059, PA86377a_D021, PA086377b_D021, PA056280_Strf), Bogen<br />
aus Stempel zweimal (PA42838_A084, SH110a_B110). Durch Ritztechnik werden die Bogen<br />
ebenfalls zweimal ersetzt PA042949a_A100, PA045410_C081). Bogen und darunter angeordnete<br />
Girlanden aus doppelter bzw. dreifacher Kannelur, die abwechseln mit flächiger Stempelzier auf dem<br />
Gefäßkörper der Kalenderbergtöpfe sind, begegnen in fünf Fällen (PA042804_A075, PA042816_<br />
A077, PA042942_A099, PA043117_B131, PA045118_C030).<br />
Charakteristisch für das Gräberfeld Statzendorf ist die kombinierte Knubben- und<br />
Kannelurbogenverzierung. Um vier kreuzständig an der Gefäßschulter angebrachte Knubben sind<br />
zumeist zwei bis dreifache, mitunter auch mehrfache Bogen angebracht, und zwar als plastische<br />
Leisten oder auch als breite, flache Kannelur. Die Grenze zwischen den Verzierungstechniken ist nicht<br />
klar zu ziehen, da der optische Effekt derselbe bleibt. Die Bogenmotive berühren einander zumeist<br />
nicht, in manchen Fällen ist die untere Bogenreihe zu einer Girlande oder zu einer Wellenlinie<br />
zusammengefasst. Häufig bilden Knubben oder Dellen mit Kreiskanneluren ein Füllmotiv zwischen<br />
den Bogen, das sich auch auf dem Hals der Kegelhalsgefäße wiederfindet. Begleitende waagrechte<br />
Kanneluren am Hals oder am Hals- /Schulterumbruch sind keine Seltenheit.<br />
34 Kegelhalsgefäße (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,<br />
PA42764_A068, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH084e_B084,<br />
SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43165_B138, PA38340_C001, PA45042_C018,<br />
PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45216_<br />
C045, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067,<br />
PA86358_D019, PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_<br />
GD16, PA38339_Strf) und 23 Schüsseln sind in der oben beschriebenen Art verziert (PA56263_A039,<br />
PA42894_A094, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA43018_A108, PA43051_A116,<br />
SH054a_B054, SH084d_B084, SH109a_B109, PA43122_B132, PA43125_B132, PA43184_B140,<br />
PA43192_B141, PA45044_C018, PA45047_C018, PA45093_C027, PA45212_C044, PA45314_<br />
C062, PA45423_C083, PA56146_GD16). Ungewöhnlich ist die dreifache Wellenlinie auf der Schulter<br />
der Schüssel PA56278_Strf, und die acht aneinander gesetzten Motive auf der Schüssel<br />
SH084c_B084, die eine Mischform zwischen Bogen und Winkel darstellen.<br />
In Stempeltechnik wird der Bogen zweimal ausgeführt, das Miniaturkegelhalsgefäß PA45141_C032<br />
trägt doppelte und dreifache Girlanden, die Schüssel PA56123_GD08 zwei untereinander liegende<br />
Bogen aus drei- bzw. vierfachen Stempelreihen. Bei der Schale PA38323_A035 ist eine zweifache,<br />
aus doppelten Stempelreihen bestehende Girlande angebracht. An der Spitze der<br />
aneinandergesetzten Bogen prangt jeweils ein Kreisstempel.<br />
Doppelt geritzte, mit Stempeln und Einstichen versehene Girlanden zieren die Schüsseln<br />
PA42945_A100 und SH082b_B082. Bei der Schüssel PA42720_A057 ist das Motiv dreifach<br />
untereinander ausgeführt. Auf dem Hals des Kegelhalsgefäßes PA42701_A053 ist eine sechsfache<br />
Bogengirlande in feinem Kammstrich eingeritzt. Doppelt geritzte Girlanden, die mit kleinen<br />
141
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Querstrichen gefüllt sind und ein Leitermotiv ergeben, begegnen auf der Außenseite dreier komplex<br />
verzierter Schalen und Schüsseln (PA38320_A035, PA38324_A035 und PA42742a_A062).<br />
In der Aufzählung der Bogenmotive fehlen noch die Bogen und Girlanden, die in der Innenverzierung<br />
von Schalen und Stufenschalen eine Rolle spielen: Doppelt eingeritzt und von einfachen Stempeln<br />
begleitet ist die stehende Bogengirlande der Schale PA38264_A009. An der Innenseite der<br />
Stufenschalen SH037c_B037 und PA45167_C035 dominiert das Motiv der hängenden Bogengirlande,<br />
in feiner Kammstrichtechnik ausgeführt. Zuletzt sind noch drei Spinnwirtel zu nennen, deren<br />
Unterseiten mit Bogen gestaltet sind. Bei den Spinnwirteln PA42975_A104 und PA42985_A104 bilden<br />
mehrfach eingeritzte Bogen einen fünfzackigen Stern, bei PA43138_B134 ist ein sechszackiger Stern<br />
einfach eingeritzt.<br />
In Bad Fischau stellen stehende Bogen ein Charakteristikum dar, 276 hängende Bogen sind im übrigen<br />
Kalenderbergraum allerdings durchwegs geläufiger und sind etwa aus dem Gräberfeld von Hadersdorf<br />
am Kamp 277 oder den Grabhügeln von Zagersdorf bekannt. 278 In Kleinklein werden im älteren<br />
Nekropolenhorizont Knubbenaufsätze auf der Schulter von Kegelhalsgefäßen von einer zwei- bis<br />
vierfachen, winkel- oder halbkreisförmig angelegten, nach unten gerichteten Kannelur umzogen. 279<br />
9.2.6 Kreis<br />
Das Motiv des Kreises ist auf Kegelhalsgefäßen und Schüsseln relativ häufig<br />
zu finden, und zwar in Form einer Knubbe oder einer Delle, die zusätzlich mit<br />
einer einfachen oder doppelten Kreiskannelur umgeben ist. In dieser Form ist<br />
der Kreis als Zwickelmotiv zwischen hängenden Bogen und Bogengirlanden<br />
eingesetzt, auf Kegelhalsgefäßen, die mit Bogen verziert sind, schmückt er<br />
gelegentlich zusätzlich den Hals des Gefäßes. Von dieser regelhaften<br />
Verzierung abgesehen, die bereits eingehender bei den Knubben und Dellen<br />
besprochen wurde, bleibt der Kreis ein seltenes Motiv.<br />
Abb. 91: Kreis<br />
Der kleine, kugelige Spinnwirtel SHoA34_Strf ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert, in<br />
ganz ähnlicher Art, wie es für Glasperlen üblich ist. Eine Deutung des Objektes als Tonperle ist<br />
deshalb nicht auszuschließen. Alle übrigen Kreisdarstellungen sind auf Kalenderbergtöpfen zu finden.<br />
Die Gefäße PA42949a_A100, PA43056_A116, SH070a_B070 und PA43089_B124 sind jeweils durch<br />
mehrfache, konzentrische Kreise aus Fingernagelkerbleisten verziert. Sie sind zum Teil von Knubben<br />
begleitet und dienen als Zwickelmotiv. Einfache Kreise aus Fingernagelkerbleisten zieren die Gefäße<br />
SH062a_B062 und SH079a_B079. Bei dem Kalenderbergtopf PA38292_A025 ist der Kreis in Form<br />
einer einfachen Leiste angebracht. Dellen, die mit Einstichen bzw. Stempeln gesäumt sind, gehören<br />
ebenfalls zur Kreismotivik. Folgende Gefäße sind zu nennen: PA38319_ A035, PA42815_A077,<br />
PA45333_C065, PA45420_C083 und PA56076_ C084.<br />
Kreisförmige Ornamente und Motive kommen vor allem in mittelschlesischen Gräbern vor, sind aber<br />
im gesamten nordöstlichen Gebiet der Hallstattkultur verbreitet. Kreisdarstellungen aus mehreren<br />
konzentrischen Kreisen sind auf den mittleren Donauraum beschränkt. 280 U. Brosseder bezeichnet<br />
konzentrische Kreise als geradezu typisch für den Kalenderbergraum. 281<br />
9.2.7 Spirale<br />
Auf einem Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, PA45274_C054, findet sich ein<br />
Beleg des Spiralmotives im Gräberfeld: Auf der Schulter des Gefäßes sind<br />
kreuzständig plastische Leisten in Form eines hängenden Winkels<br />
angebracht, deren Enden in Spiralen auslaufen. Die Spiralen sind ihrerseits<br />
durch hängende Winkel verbunden. Der andere Beleg ist auf dem<br />
Miniaturkegelhalsgefäß PA42888_A093 in doppelter Kannelur angebracht,<br />
hier verzieren Spiralen die Enden von stehenden Dreiecken.<br />
Tangentenspiralen, die aus ineinandergreifenden S-Haken oder mit Linien Abb. 92: Spirale<br />
verbundenen Kreisen bestehen, sind für den südostalpinen Raum<br />
charakteristisch. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich entlang der östlichen Ausläufer der Alpen vom<br />
Marchfeld bis Südslowenien und Istrien. 282 Eine Vorbildrolle für dieses Motiv dürfte der Keramik der<br />
276<br />
Klemm 1992, 115 ff. und 133.<br />
277<br />
Scheibenreiter 1954, Taf. 11, 31, 51, 55, 57.<br />
278 Rebay 2001, 61.<br />
279<br />
Dobiat 1980, 119.<br />
280 Brosseder 2004, 249 f.<br />
281 Brosseder 2004, 278.<br />
282 Brosseder 2004, 289.<br />
142
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Basarabi-Kultur zukommen. 283 Die Spiralornamentik ist gerade am Übergang von der streng<br />
geometrischen zur orientalisierenden Zeit bei der ostgriechischen und kykladischen Keramik von<br />
Bedeutung. Anregungen könnten auch aus diesem Raum aufgenommen worden sein. 284 Das Motiv<br />
der Volutenwinkel, Winkel, deren Enden in Spiralen auslaufen und mit denen wir es in Statzendorf zu<br />
tun haben, treten etwa in Kleinklein und Sopron auf und können innerhalb der Stufe Ha C nicht näher<br />
chronologisch definiert werden. Einzeln stehende Spiralen sind aus dem Grabhügel 1 von<br />
Gemeinlebarn bekannt, dessen Zeitstellung auf ein entwickeltes Ha C hinweist. 285 Spiralmotive im<br />
Gräberfeld von Kleinklein sind in den älteren bis spätestens mittleren Nekropolenhorizont zu stellen. 286<br />
Die Datierung passt zur Übernahme basaraboider Elemente, die in unserem Raum gemeinhin an den<br />
Beginn der Hallstattzeit gestellt wird. 287<br />
9.2.8 Kreuz<br />
Kreuzmotive begegnen als Bodenkreuze, als Element der Innenverzierung<br />
von Schalen und Schüsseln, und seltener an der Gefäßwand, in Form des<br />
Andreaskreuzes und des breiteren Kreuzes in x-artiger Form. Die<br />
Bodenzeichen, an der Außenseite des Bodens von Schalen angebracht,<br />
wurden bereits bei der Typographie der Schalen diskutiert. Zwölf der 16<br />
Bodenzeichen sind Kreuze, zwei davon mit schraffiert gefüllten,<br />
gegenständigen Winkeln. Das Motiv des Sternes stellt eine Abwandlung des<br />
Kreuzmotivs dar. An der Unterseite zweier Schalen findet sich das<br />
Bodenkreuz in seiner Abwandlung als Stern wieder (PA42687_A049, Abb. 93: Kreuz<br />
SH024b_B024). An der Gefäßwand der Schale SH054d_B054 prangt ein<br />
einzelner, eingeritzter Stern.<br />
Ein einfaches Kreuz aus doppelten Stempelreihen ist an der Schulter des<br />
Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf angebracht. Das Andreaskreuz oder das<br />
Kreuz in x-artiger Form ist Element der jüngeren Kalenderbergverzierung. In<br />
vier Fällen ist das Andreaskreuz abwechselnd mit senkrechten Linien auf der<br />
flächig durch Kreisstempel verzierten Wand der Kalenderbergtöpfe<br />
Abb. 94: Andreaskreuz<br />
angebracht (PA38260_A009, PA42674_A047, PA42947_A100, PA43195_<br />
B141). Die Technik als Kannelurtechnik zu bezeichnen, scheint fast ein<br />
wenig zu hoch gegriffen, handelt es sich doch um einfache, mit dem Finger<br />
gezogene Linien. Ebenfalls auf einem Kalenderbergtopf findet sich das<br />
Andreaskreuz aus Fingernagelkerbleisten unterhalb des Henkels als<br />
Füllmotiv wieder (SH056b_B056). Schwarz auf roten Grund gemalt sind die<br />
mehrfachen Andreaskreuze auf den Gefäßen PA56252_A036, PA453623_<br />
C071 und PA45411_C081.<br />
Abb. 95: Stern<br />
In den Zwickeln des Kreuzes sind jeweils einfache Winkel eingeschrieben.<br />
Etwas eigenartig platziert mutet das zwischen zwei der vier mehrfachen Winkel der Schale<br />
SH000084a_B084 gemalte Andreaskreuz an. Am Innenboden derselben Schale ist ein Kreuz doppelt<br />
eingeritzt. Die Winkel des Kreuzes sind schraffiert. An der Wand der Gefäße PA42961_A103 und<br />
PA043046_A115 verbinden jeweils ein einfaches bzw. doppeltes Andreaskreuz senkrechte<br />
Linienbündel aus schmaler Kannelur. In ein komplexes Verzierungsschema eingebunden ist das<br />
Andreaskreuz auf Gefäß PA38322_A035. Es besteht aus doppelten Ritzlinien, die mit quer<br />
verlaufenden Leitersprossen gefüllt sind. Die Zwickel sind mit ebensolchen Winkeln gefüllt, diese<br />
wiederum mit schraffierten Winkeln. Das Motiv ist durch Ritzlinien eingerahmt und wechselt mit<br />
Rautenbändern ab. Bei der Schüssel PA45172_C036 alternieren senkrechte Linienbündel aus<br />
Kannelur und Stempelzier mit einem Andreaskreuz, dessen Zwickel mit Kannelur schraffiert ist. Die so<br />
entstehenden Dreiecke und Winkel sind durch die zusätzliche Stempelzier betont. Die<br />
Motivkombinationen aus senkrechten Kannelurbündeln und Andreaskreuzen stammen aus dem<br />
südwestdeutschen Raum, wo sie bevorzugt auf Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals oder<br />
Kragenrandgefäßen angebracht sind. Das Motiv wird im Nordostalpenraum in regionaler Technik<br />
umgesetzt. 288<br />
283 Metzner-Nebelsick 1992, 349 ff.; Eibner 2001, 181 ff.<br />
284<br />
Siegfried-Weiss 1979, 103.<br />
285 Brosseder 2004, 292 f.<br />
286 Dobiat 1980, 136.<br />
287 Nebelsick 1997, 72 f.<br />
288 Klemm 1992, 132.<br />
143
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
9.2.9 Gitter<br />
Gitter- oder Netzmotive sind im Gräberfeld von Statzendorf selten. Als<br />
eigenständiges Motiv kommt es an der Wand der stark durch Restaurierung<br />
überprägten Henkelschale MP143_Strf in Bemalung vor, in Bemalung<br />
ebenso am Innenboden der Schale PA43194_B141. In den Schalenaußenboden<br />
eingeritzt übernimmt das Gitter auf der Schale PA56074_Strf<br />
die Funktion des Bodenzeichens. Als Füllmotiv für Winkel wird eindeutig die<br />
Schraffur, also parallele Linien, bevorzugt. Mit Gitter gefüllte Winkel kommen<br />
nur dreimal vor, einmal eingeglättet in der Schale PA43254_B148, einmal<br />
eingeritzt am Fuß der Fußschale PA45408_C081 und einmal gemalt an der Abb. 96: Gitter<br />
Innenseite der Schale PA86333_D017. Beim Kegelhalsgefäß PA38258_<br />
A009 sind die Dreiecke und Rauten mit engem Gitter gefüllt, ebenso die geritzten Winkel der sehr<br />
unsorgfältig ausgeführten Verzierung auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA86382_Strf.<br />
Die Ausgestaltung mit Kreuzschraffur (Gitter) ist an allen späthallstättischen Fundorten Nordbayerns,<br />
Südmährens, Niederösterreichs, Westungarns und Schlesiens zu finden. Vereinzelt finden sich<br />
Schalen dieser Verzierung bereits am Beginn der Stufe Ha C1. Die Ausführung in Glättstreifen,<br />
Ritzung und Grafit ist typisch für ein spätes C und vor allem für Ha D. 289 Im Kalenderbergraum, wo<br />
Verzierungen mit Winkel- und Dreieckskompositionen besonders häufig in unterschiedlichen<br />
Techniken vorkommen, scheinen mit Kreuzschraffur und Gittern ausgefüllte Winkel und Dreiecke<br />
einem späten Abschnitt der Stufe Hallstatt C anzugehören. 290<br />
9.2.10 Strahlenmuster<br />
Eng verbunden mit Kreuzen und Sternen sind Strahlenmuster, die auf den<br />
Innenseiten der Schalen, seltener Schüsseln und Henkelschalen, sowie auf<br />
Spinnwirteln angebracht sind. Strahlenmuster an den Innenseiten von<br />
Schalen und Henkelschalen sind überwiegend in Grafitmaltechnik ausgeführt<br />
und liegen nicht immer im besten Erhaltungszustand vor. Die einfache<br />
Grafitierung des Randes mit einem Grafitband ist häufig vorhanden, soll hier<br />
aber nicht näher diskutiert werden. Die angegebenen Zahlen sind daher als<br />
Mindestwerte zu verstehen, vermutlich waren weit mehr Gefäße mit Abb. 97: Strahlen<br />
Strahlenmustern versehen.<br />
Die einfachste Form des Strahlenmusters ist das einfache Kreuz, das an der Innenseite von neun<br />
Schalen angebracht ist (PA56210_A021, PA42906_A096, PA42963_A103, SH028a_B028,<br />
SH057c_B057, PA43097_B126, PA45176_C037, PA86343_D018, PA56066_GA11). Das einfache<br />
Kreuz aus jeweils drei parallelen Linien ziert die Schale PA86384_Strf. Der negative Eindruck eines<br />
Kreuzes entsteht durch das Anbringen von vier flächig gefüllten, hängenden Dreiecken auf<br />
SH090b_B090. Mehr als vier Strahlen, zumeist acht oder zwölf, bilden das Sternmotiv, das 18<br />
Schalen tragen (PA056171_A010, PA056175_A011, PA056177_A011, PA056211_A022, PA056228_<br />
A029, PA056266_A039, PA042850_A086, PA042935_A099, SH000042d_B042, SH000064a_B064,<br />
PA045184_C038, PA045230_C046, PA045252a_C049, PA045322_C063, PA045409_C081,<br />
PA045412c_C081, PA056086_C085, PA086332_D017). Hängende, oft auch mehrfache Winkel,<br />
lassen das Kreuzmotiv negativ erscheinen. Dies ist bei 15 Schaleninnenverzierungen der Fall<br />
(PA42811_A076, SH084a_B084, SH099a_B099, PA43124_B132, PA45048_C018, PA45260_C051,<br />
PA45315_C062, PA45334_C065, PA45341a_C067, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_<br />
D017, PA86342_D018, PA56117_GD07, PA56124_GD08). Eingeglättet ist das Motiv der Innenseite<br />
der Henkelschale MK3083, zwei gegenüberliegende, schraffierte Winkel. Andere Schaleninnenzierden<br />
sind selten. Bei einem Gefäß, PA86333_D017, kann eine gitterartige Binnengliederung der<br />
hängenden Winkel beobachtet werden, bei der Schale PA45352 ist der doppelte, hängende Winkel<br />
durch einen Mittelstrich geteilt, und bei PA56061_GA09 ist viermal ein gerades und ein verkehrtes B<br />
abgebildet.<br />
Neben den Schalen ist der zweite klassische Fall radialer Verzierungen die Oberseite von<br />
Spinnwirteln. Zumeist ist umlaufend eine Kannelur oder Ritzung angebracht, die strahlenförmig von<br />
der Mitte ausgeht. Diese kann gerade oder leicht schräg verlaufen, mit Richtungsänderungen, die<br />
einen Winkel bilden. Mitunter ist das Motiv so verdichtet, dass man von einem wolfszahnartigen Motiv<br />
sprechen kann.<br />
289 Brosseder 2004, 286 ff.<br />
290 Brosseder 2004, 278.<br />
144
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
56 Spinnwirtel sind strahlenförmig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38099_A003,<br />
PA38118_A013, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_<br />
A014, PA38130e_A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38169_A032, PA38183_A037,<br />
PA38192_A039, PA42677_A047, PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_<br />
A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089,<br />
PA42863_A089, PA42864_A089, PA42887_A092, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,<br />
PA43137_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142, PA38210_C009,<br />
PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_C054, PA45367_C072, PA56106_<br />
GD02, PA38242_Strf, PA38243a_Strf, PA38243b_Strf, PA56093a_Strf, SHoA01_Strf, SHoA02_Strf,<br />
SHoA03_Strf, SHoA21_Strf, SHoA23_Strf, SHoA24_Strf, SHoA25_Strf, SHoA27_Strf, SHoA60_Strf).<br />
Die Unterseite ist seltener Verzierungsträger. PA38129_A014 trägt drei eingeritzte Winkel, PA43137_<br />
B134 und PA56106_GD02 tragen einen eingeritzten, neun bzw. siebenfachen Stern, PA43215_B142<br />
ein einfaches, von Punkten begleitetes, eingeritztes Kreuz. Ungewöhnlich ist das achtmal<br />
eingedrückte Tannenzweigmotiv auf der Unterseite des Spinnwirtels PA38100_A032.<br />
Strahlenmuster sind radiale Verzierungen einer kreisförmigen Fläche, die zumeist symmetrisch in drei,<br />
vier, fünf oder mehr Sektoren unterteilt werden. Einfache vierstrahlige Muster, die seltener auch<br />
doppelt und dreifach ausgeführt werden können, sind auf das nördliche Bayern und den<br />
Kalenderbergraum beschränkt. Negative Strahlenmuster, die durch vom Rand hängende Winkel oder<br />
Dreiecke entstehen, kommen in einem weiten Verbreitungsgebiet vor, besonders häufig jedoch im<br />
Ostalpenraum. 291<br />
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen<br />
„Zaghafte anthropomorphe Attribute an geometrischen Gebilden“ macht L. Nebelsick am Gefäß<br />
PA38247 aus Grab A001 aus. Das kleine, rot-schwarz bemalte Kegelhalsgefäß ist am Hals mit<br />
eingeritzten, zwei- bis dreifachen, stehenden Winkeln verziert, die wiederum durch eingedrückte<br />
Punkte ausgefüllt sind. Den Bauch zieren vier Kreuze mit angesetzten, erhobenen Armen. Die Motive<br />
sind eingeritzt und werden rechts und links von eingedrückten Punkten begleitet. An zwei Kreuzen<br />
sind Füße bzw. ein dreieckiges Röckchen angebracht, so dass eine Deutung des Motivs als Adorantin<br />
wahrscheinlich wird. 292 Zwischen den Adorantinnen sind stehende, mit eingedrückten Punkten<br />
gefüllte, eingeritzte Winkel angebracht, wobei in einem Fall der Winkel aus Platzgründen sehr klein<br />
ausgefallen ist. Füllmotiv für das gesamte Gefäß sind Kreise mit eingedrückten Punkten in der Mitte.<br />
Der Grabkomplex ist an den Anfang der Hallstattzeit zu stellen.<br />
Ein weiteres Gefäß gleicher Form und Verzierung, das allerdings nur bruchstückhaft erhalten ist, ist<br />
SH014a aus Grab B014. Auch in diesem Fall ist ein gabelartiges Motiv zu erkennen, eingeritzt mit<br />
begleitenden Punkten, das eventuell als Adorantin gedeutet werden kann. Beide Gräber stammen aus<br />
dem mittleren Westbereich des Gräberfeldes, weitere Beigaben sind entweder nicht vorhanden, wie<br />
bei Grab A014, oder wenig aussagekräftig. In Grab A001 ist neben dem Kegelhalsgefäß mit niedrigem<br />
Hals noch eine umlaufend mit senkrechter Kannelur verzierte Henkelschüssel und ein mit<br />
Zickzackband und Dreiecken verziertes, bemaltes Kegelhalsgefäß gefunden worden. Neben den als<br />
menschliche Füße plastisch ausgeführten Standfüßen des Kalenderbergtopfes PA38337_C013 sind<br />
diese beiden Gefäße die einzigen Andeutungen anthropomorpher Darstellungen in der Statzendorfer<br />
Verzierungskunst.<br />
Abb. 98: Abrollung der Verzierung des Gefäßes PA38247_A001 (Nebelsick 1992, 405.)<br />
Menschendarstellungen auf Keramik kommen in der Kalenderbergkultur öfter vor und sind von<br />
entscheidender, kulturdefinierender Bedeutung. Relativ deutliche Darstellungen in Form eines<br />
Strichmännchens begegnen ebenso wie starke Abstrahierungen, bei denen lediglich angefügte<br />
Extremitäten oder Trachtbestandteile Menschliches andeuten, und reichen bis hin zur geometrischen<br />
291 Brosseder 2004, 256 ff.<br />
292 Nebelsick 1992, 404 f.<br />
145
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Form des Dreiecks. 293 In diesem Fall verschwimmt die Grenze zwischen Zeichen und rein<br />
schmückendem Dekor. Während komplexe, erzählende Szenen selten bleiben, ist der häufigste<br />
Figurentyp des Kalenderbergstils ein auf die Basis gestelltes Dreieck mit abgewinkelten und<br />
erhobenen Armen. Solche Figuren werden als Adorantin bezeichnet, wenn auch die ausschließliche<br />
Zuweisung zum weiblichen Geschlecht mehr als fragwürdig erscheint. 294 Die Armhaltung der<br />
abgebildeten Figuren wird als Anbetung oder Epiphanie einer Gottheit 295 sowie profaner als Abbildung<br />
klagender und trauernder Menschen 296 gedeutet. Die Kombination der Adorantin mit dem Leierspieler<br />
lässt an Tänzerinnen denken. 297<br />
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive<br />
Die Quantifizierung der Verzierungsmotive bezieht sich immer auf das einzelne Objekt, das heißt es<br />
wird festgestellt, ob ein Motiv auf einem Objekt vorkommt oder nicht, Prozentangaben beziehen sich<br />
immer entweder auf die Gesamtzahl der Gefäße oder die Gesamtzahl der verzierten Gefäße als<br />
Grundmenge und nicht auf die Gesamtzahl der Motive. Diese vorangehende Feststellung ist wichtig,<br />
da häufig mehrere Motive auf einem Gefäß kombiniert werden, und sich daher anteilsmäßig große<br />
Unterschiede ergeben würden.<br />
Um die Motive leichter fassbar zu machen, werden sie noch einmal zu Gruppen zusammengefasst. Zu<br />
den „eckigen“ Motiven zählen Dreiecke, Winkel, Zickzackbänder und Rauten. Insgesamt sind 287<br />
Gefäße mit eckigen Motiven verziert, 273 (32,3% der verzierten Gefäße) mit Winkeln, 55 (6,5%) mit<br />
Zickzackbändern oder Wolfszahnmustern, 15 (1,8%) mit Rauten und zehn (1,2%) mit Dreiecken. Die<br />
„runden“ Motive, Bogen, Kreis und Spirale, sind mit 196 Gefäßen im Fundmaterial ebenfalls gut<br />
vertreten. 190-mal kommen Bogen vor, also bei 22,5% der verzierten Gefäße, jedoch nur achtmal<br />
Kreise (0,9%), wobei einfache Dellen oder Kreiskanneluren nicht zu den Kreismotiven gezählt werden,<br />
und lediglich zweimal werden Spiralen verwendet (0,2%). Zu den „Strahlenmotiven“ werden<br />
Strahlenmuster, Kreuze und Gitter zusammengefasst, die gesamt auf 141 Gefäßen des Fundmaterials<br />
vorkommen. Davon entfallen 107 auf radiale Strahlenverzierungen (12,6%), 29 auf Kreuze (3,4%) und<br />
acht auf Gitter (0,9%).<br />
Motiv<br />
Anzahl<br />
% aller<br />
Gefäße<br />
% aller<br />
verzierten<br />
Gefäße<br />
Dreieck 10 0,6% 1,2%<br />
Winkel 273 17,5% 32,3%<br />
Zickzack 55 3,5% 6,5%<br />
Raute 15 1% 1,8%<br />
287 18,4% 33,9%<br />
Bogen 190 12,2% 22,5%<br />
Kreis 8 0,5% 0,9%<br />
Spirale 2 0,1% 0,2%<br />
196 12,6% 23,2%<br />
Kreuz 29 1,9% 3,4%<br />
Gitter 8 0,5% 0,9%<br />
Strahlen 107 6,9% 12,6%<br />
141 9,1% 16,7%<br />
Mensch 3 0,2% 0,4%<br />
Mensch<br />
Strahlen<br />
Gitter<br />
Kreuz<br />
Spirale<br />
Kreis<br />
Bogen<br />
Abb. 99: Verteilung der Verzierungsmotive<br />
Dreieck<br />
Winkel<br />
Zickzack<br />
Raute<br />
Vergleicht man die Werte mit den Ergebnissen der von C. Schappelwein durchgeführten Analyse des<br />
Fundmaterials der gesamten Kalenderberggruppe, so sind die Daten nur eingeschränkt vergleichbar,<br />
da sie stark und nicht sehr transparent gefiltert sind. Die Grundmenge der Daten sind nicht die<br />
einzelnen Gefäße, sondern die einzelnen Motive an sich. Neben den reinen Gefäßgrafitierungen<br />
wurden auch reine Linienmuster, die ursprünglich 40,3% des Fundmaterials ausgemacht haben, aus<br />
der Datenmenge herausgenommen, von den komplexeren Motivgruppen, die nun übrig bleiben, sind<br />
Winkel mit 25% am häufigsten zu beobachten, gefolgt von Dreiecken mit 19% und Bogen- und<br />
293 Dobiat 1982, 279 ff.<br />
294 Rebay 2001, 123 ff.<br />
295 Eibner 1997, 129 ff.<br />
296 Dobiat 1982, 301.<br />
297 Nebelsick 1992, 401 ff.<br />
146
Ziste<br />
Topf<br />
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Strahlenmustern mit 13% und 12%. Zickzackbänder konnten in 9% aller Fälle nachgewiesen werden,<br />
Kreise in 6% und Kreuzmotive in 4%. Eher seltener finden sich Rauten mit 2% und Spiralen mit 1%<br />
unter den aufgenommenen Fundstücken. 298<br />
Während die Motive innerhalb der Gruppen häufig zusammen vorkommen, sind Kombinationen von<br />
kurvolinearen und eckigen Motiven selten. Im Fundmaterial konnten nur 21 Gefäße beobachtet<br />
werden, auf die dies zutrifft. Am häufigsten sind runde und eckige Motive auf Kalenderbergtöpfen<br />
kombiniert (PA42776_A069, PA42804_A075, SH070a_B070, SH110a_B110, PA43089_B124,<br />
PA45244_C048 und PA45410_C081), ein einziges Mal auf einem Kegelhalsgefäß (SH073d_B073),<br />
häufiger auf Schalen (PA38264_A009, PA38320_A035, PA38324_A035, SH037c_B037) und<br />
Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, SH005a_B005, SH035a_B035, SH084c_B084,<br />
PA45047_C018) sowie auf Spinnwirteln (PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134). Eckige<br />
und Strahlenmotive sind 47-mal miteinander kombiniert, runde und Strahlenmotive nur sechsmal<br />
(PA38264_A009, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134, SH056b_B056 und PA43224_<br />
B144).<br />
Betrachtet man die Aufteilung der Verzierungsmotive auf die Gefäßform, so ergeben sich starke<br />
Korrelationen. In den Balkendiagrammen ist die Verteilung der Motive aufgetragen, einmal nach den<br />
tatsächlichen absoluten Zahlen und einmal nach Prozent auf den Typ bezogen. Deutlich fallen die<br />
Strahlenmotive heraus, die nur bei Fußschalen, Henkelschalen und Schalen als Innenverzierung<br />
sowie bei Spinnwirteln als umlaufende Verzierung vorkommen. Interessant ist ferner, dass bei<br />
Henkelschüsseln keine runden Motive vorkommen, ebensowenig bei Töpfen und Zisten, wobei hier<br />
die beurteilte Menge nicht zufriedenstellend ist. Am häufigsten sind runde Verzierungen auf<br />
Kalenderbergtöpfen, was durch das häufige Vorkommen der Bogen aus Fingernagelkerbleisten<br />
zurückzuführen ist. Bei Kegelhalsgefäßen und Schüsseln sind runde Motive in Kannelurleistentechnik<br />
häufig.<br />
200<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
100<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
Strahlenmotiv<br />
20%<br />
Strahlenmotiv<br />
rundes Motiv<br />
10%<br />
0%<br />
rundes Motiv<br />
0<br />
eckiges Motiv<br />
eckiges Motiv<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschüssel<br />
Henkelschale<br />
Fußschale<br />
Ausgussgefäß<br />
Abb. 100: Häufigkeit der Verzierungsmotive bei den<br />
einzelnen Keramiktypen<br />
Ziste<br />
Topf<br />
Spinnwirtel<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kalenderbergtopf<br />
Henkelschüssel<br />
Henkelschale<br />
Fußschale<br />
Ausgussgefäß<br />
Abb. 101: Anteil der Verzierungsmotive bei den<br />
einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)<br />
Das Datenmaterial wurde schließlich auf Zusammenhänge zwischen Verzierungsmotivik sowie<br />
Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Zur Vereinfachung der Analyse<br />
wurde auch hier die Gruppen der eckigen, runden und Strahlenmotive zusammengefasst. Signifikante<br />
Korrelationen sind nicht zu bemerken, bei der Verzierungsmotivik gilt dasselbe wie bei der Technik:<br />
Sie ist an die jeweilige Keramikform gebunden und wird durch die geschlechter- bzw. statusbedingte<br />
Auswahl der Beigaben beeinflusst. Das häufigere Vorkommen der Strahlenmotive in Frauengräbern<br />
kann durch die Spindelbeigabe erklärt werden. Die Spinnwirtel sind überwiegend durch radial<br />
umlaufende Kanneluren verziert, die hier einen gewissen Überhang erkennen lassen. Filtert man die<br />
Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, so verschiebt sich das Bild ein wenig, radiale Verzierungen sind<br />
dann in Männergräbern etwas häufiger, dafür holen die Frauen bei den runden Verzierungen auf.<br />
Alles in allem dürfte das Geschlecht des Bestatteten keinen Einfluss auf die Auswahl des<br />
Verzierungsmotivs des Beigabengefäßes gehabt haben.<br />
298 Schappelwein 1999, 161 ff.<br />
147
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
100%<br />
100%<br />
90%<br />
90%<br />
80%<br />
80%<br />
70%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
20%<br />
Strahlenmotiv<br />
20%<br />
Strahlenmotiv<br />
10%<br />
0%<br />
rundes Motiv<br />
10%<br />
rundes Motiv<br />
eckiges Motiv<br />
Soz. 1-19<br />
0%<br />
Frau<br />
Mann<br />
eckiges Motiv<br />
Soz. 20-39<br />
Soz. 40-59<br />
Soz. 60-79<br />
Soz. 80-100<br />
Abb. 102: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis<br />
Abb. 103: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis<br />
Auch der Sozialstatus wirkt sich nicht auf die Motivwahl aus. Ein ansteigender Anteil von radialen<br />
Verzierungen mit zunehmendem Sozialstatus könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der<br />
Spinnwirtel ebenso wie die Zahl der beigegebenen Schalen in reicheren Gräbern verdoppelt oder<br />
vervielfacht wird. Filtert man Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, ist die Motivverteilung bei den<br />
einzelnen Sozialindexgruppen fast identisch.<br />
9.3 Verzierung und Identität<br />
Die Ornamentik der Keramik ist zu Beginn der Hallstattzeit ein sichtbares Zeichen für Veränderung. U.<br />
Brosseder 299 konnte einen starken Zusammenhang zwischen dem Status einer Person und der<br />
Ornamentik der im Grab gefundenen Keramik feststellen. In Kleinklein und Frög werden einige Motive<br />
wie der Mäander und das Malteserkreuz von der „Gründergeneration“ aufgegriffen und bleiben einer<br />
gewissen Oberschicht vorbehalten. Dieses Phänomen lässt sich im südostalpinen Bereich ebenso<br />
fassen wie in Nordostbayern und Baden-Württemberg, so dass es sich vermutlich um ein<br />
gesamthallstättisches Phänomen handelt. In der frühesten Hallstattzeit, um 800 v. Chr., dürfte die<br />
Gesellschaft von einer Umbruchsstimmung erfasst gewesen sein. Eine neue Führungsschicht, eine<br />
neue Elite, muss sich möglicherweise neu etablieren und eine eigene Ausdrucksform schaffen. In<br />
diesem Zusammenhang sind Reisen, Wanderjahre zur Ausbildung und die folgende Präsentation von<br />
„fremdem Wissen und religiösem Denken“ unter anderem in der Ornamentik der Keramik denkbar.<br />
Gegenüber dieser Erklärung tritt die Erklärung neuer Zeichen und Muster durch reines<br />
Experimentieren zurück, denn auf allen anderen Gebieten ist ein regulierter und regelhafter, eng<br />
regional gebundener Umgang mit Zeichen zu erkennen. Während die Bedeutung von Keramik<br />
allgemein und die von verzierter Keramik im Besonderen in der entwickelten Hallstattzeit und gegen<br />
Ende der Hallstattzeit deutlich abnimmt, erfährt der Trachtschmuck als Träger von Dekor eine<br />
Aufwertung. Im Verlauf von Ha C2 und Ha D verliert die Ornamentik also nicht generell an Bedeutung,<br />
es findet lediglich ein Wechsel des Ornamentträgers statt. Die Reduzierung des einst so wichtigen,<br />
vielfältigen Geschirrensembles zu wenigen Stücken deutet eine Änderung der religiösen<br />
Vorstellungen an.<br />
In Zusammenhang mit der Frage, welche sozialen Verhältnisse im Nebeneinander von Flach- und<br />
Hügelgräbern zu erkennen sind, bemerkt C. Schappelwein, dass der Charakter der Verzierungen aus<br />
Statzendorf ein „gröberes, vom künstlerischen Standpunkt aus ungereifteres Bild“ vermitteln. Er hält<br />
dies für kennzeichnend für Flachgräberfelder, die im Gegensatz zu den Grabhügeln der<br />
Kalenderbergkultur ein „weniger prunkvolles Gesamtbild der Gefäße liefern, das sich sowohl in der<br />
Stückzahl, als auch in der komplexen Verzierung äußert.“ 300<br />
Meines Erachtens trifft diese Ansicht nur bedingt zu, zumal das Bild der klaren Trennung in Hügel- und<br />
Flachgräberfelder in Auflösung begriffen ist. Statzendorf als reines Flachgräberfeld zu bezeichnen<br />
wäre verfehlt, einzelne Gräber des Gräberfeldes Statzendorf stehen in Qualität und Quantität der<br />
Keramik und deren Verzierung der Ausstattung vieler Grabhügel um nichts nach. Im Gräberfeld<br />
Statzendorf sind jedoch im Gegensatz zu den meisten Grabhügeln, die nur punktuell ergraben sind,<br />
zusätzlich Bestattungen bekannt, die der einfachen Bevölkerung entsprechen. Innerhalb des<br />
299 Brosseder 2004, 338 ff.<br />
300 Schappelwein 1999, 283.<br />
148
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
Gräberfeldes Statzendorf dürften Verzierungsunterschiede weniger vom Status der einzelnen<br />
bestatteten Personen, sondern vielmehr von chronologischen Faktoren abhängen.<br />
Neben der persönlichen sozialen Identität kann durch Keramikzierstile auch Gruppenidentität<br />
manifestiert werden. Keramikverzierungen und die Untersuchung ihres Stils in ihrer räumlichen<br />
Verbreitung werden in der prähistorischen Archäologie häufig dazu herangezogen, Gruppenidentitäten<br />
zu definieren. 301 Interessant ist die Idee einer bewussten Abgrenzung einzelner Gruppen durch<br />
besondere Betonung spezifischer, eigener Stilmerkmale in Zeiten erhöhter Spannung. Stilgrenzen<br />
bedeuten demnach Gruppengrenzen und werden zur Definition von Kulturgruppen herangezogen, bei<br />
denen zumeist das Konzept einer ethnischen Deutung mitschwingt. Keramikzierstile können jedoch<br />
auch von linguistischen, politischen oder sozialen Komponenten abhängen. 302<br />
Ganz allgemein ist die Ornamentik der hallstattzeitlichen Keramik lineargeometrisch und nicht<br />
kurvolinear, das betrifft sowohl das Gebiet der Hallstattkultur als auch Italien und Griechenland.<br />
Einzelne Zeichen werden über einen sehr langen Zeitraum abgebildet und unterliegen keiner<br />
schnellen Änderung – der chorologischen Interpretation der unterschiedlichen Keramikstile ist der<br />
chronologischen offenbar in Bezug auf den gesamten Hallstattraum der Vorzug zu geben. 303 Die<br />
Umsetzung der Ornamentik ist lokal, es lassen sich anhand der Verzierung Gruppenstile feststellen.<br />
Nach U. Brosseder gibt es weder eine strenge Korrelation zwischen Zeichen und Mustern mit<br />
Gefäßformen, noch eine Korrelation zwischen der Ornamentik der Gefäße in den Bestattungen mit<br />
dem Geschlecht der bestatteten Person. Ein Zusammenhang mit dem Alter der Bestatteten konnte<br />
nicht untersucht werden. Auch im vorliegenden Statzendorfer Material konnte kein überzeugender<br />
Zusammenhang zwischen Alter, Geschlecht oder Sozialstatus der Bestatteten mit der Keramikverzierung<br />
im Grab festgestellt werden.<br />
Über die Ornamentik der Keramik konnte U. Brosseder innerhalb ihres Untersuchungsgebietes einige<br />
Regionalgruppen herausarbeiten. Den Kalenderbergraum fasst sie mit Böhmen und Mähren zu einem<br />
„mittleren Kreis“ zusammen, der bereits in der frühesten Hallstattzeit zu fassen ist. Dabei weist er<br />
Eigenheiten auf, die sich vor allem in der plastischen Gestaltung der Verzierung und weniger in der<br />
Ornamentik fassen lassen. Typisch sind jedoch verschiedene Arten von Wolfszahnbändern, Varianten<br />
der Felderverzierung und Schalen mit schräg schraffierten Dreiecken. Auf der Muster- und<br />
Ornamentebene dürfte der Kalenderbergraum eine eigenständige Region bilden, wenn auch die<br />
Vielfältigkeit der Ornamentik nicht so ausgeprägt erscheint wie in anderen Regionen. Sowohl die<br />
zweidimensionalen, geritzten oder gemalten Zeichen, als auch die plastische, dreidimensionale<br />
Verzierung mit Knubben, Kanneluren und Leisten sind Kennzeichen des Kalenderbergraumes.<br />
Innerhalb des niederösterreichisch- nordburgenländischen Kalenderbergraumes lassen sich weitere<br />
regionale Einheiten fassen, so die Beschränkung der komplexen Kalenderberg-Ausstattung mit<br />
Tonfeuerbock, Fußschale und Doppelgefäßen auf den Raum westlich des Neusiedler Sees und das<br />
südliche Wiener Becken. 304 Allerdings zeigt jede Fundstelle individuelle Charakteristika, die<br />
Zusammenfassung von Fundorten zu Werkstattkreisen ist nach C. Schappelwein nicht möglich, 305<br />
eher finden sich kleinregionale Ziergruppen, wie sie schon L. Nebelsick für das Wiener Becken<br />
annimmt. 306<br />
Die Ergebnisse der Seriation 307 des Fundmaterials aus Sopron, Nové Košariská und von der Malleiten<br />
bei Bad Fischau lassen jeweils Einblicke in die Keramikentwicklung der einzelnen Fundorte zu,<br />
überregionale Aussagen oder auch nur Aussagen, die über einen einzelnen Fundort hinausgehen,<br />
lassen sich jedoch nicht ablesen. C. Schappelwein hält Datierungen der Keramik aufgrund der<br />
Gefäßverzierung für zu unsicher. 308 Die Abgrenzung der Kalenderbergkultur zu benachbarten<br />
Regionen gelingt über die Motivwahl der Keramikverzierung nur zum Teil. Einzelne Motive lassen eine<br />
klare Trennung vornehmen, wie zum Beispiel die gewölbten Mäander und die sternförmige<br />
Schaleninnenzier, die südmährische Gräberfelder auszeichnet. Weder nach Osten noch nach Süden<br />
können jedoch Einzelmerkmale in der Motivik festgemacht werden, anhand derer Grenzen der<br />
Kalenderbergkultur festzumachen wären. 309 Hier zählt offenbar als Hauptkriterium der<br />
Gesamteindruck der Keramik. In der späten Hallstattzeit sind keine lokalen Gruppierungen mehr<br />
301 Siehe Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische<br />
Einordnung“<br />
302 Bernbeck 1997, 239.<br />
303 Brosseder 2004, 24 f.<br />
304 Brosseder 2004, 281f.<br />
305 Schappelwein 1999, 282.<br />
306 Nebelsick 1997, 72.<br />
307 Siehe Kapitel „Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf – Seriation“<br />
308 Schappelwein 1999, 265 ff.<br />
309 Schappelwein 1999, 279.<br />
149
Statzendorf<br />
Keramik-Verzierungen<br />
festzustellen, im Raum zwischen Raab, Neusiedlersee und mittlerer Oder wird eine einheitliche<br />
Ornamentsprache verwendet. Zu Beginn der Latènezeit entwickelt sich gerade hier ein neuer,<br />
eigenständiger Stil. 310<br />
Der „mittlere Kreis“ der hallstattzeitlichen Ornamentik ist wiederum in den nordöstlichen Kreis<br />
eingebunden, zu dem auch Nordostbayern und Schlesien gehören. Die engen Verbindungen auf dem<br />
Sektor der Keramikverzierung legen verstärkten Kontakt innerhalb dieser Räume nahe.<br />
Keramikverzierung wird als Ausdruck von Identität gedeutet, wobei die unterschiedlichen Ebenen der<br />
räumlichen Verteilung mit unterschiedlichen Ebenen sozialer Identität parallelisiert werden könnten 311<br />
– eine reizvolle Vorstellung, wenn sie nicht zu weit geht.<br />
310 Brosseder 2004, 289.<br />
311 Brosseder 2004, 345 f.<br />
150
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf<br />
Analog zu den Inhaltsberechnungen der Gefäße im Grabhügel 1 von Zagersdorf 312 wurde das<br />
Fassungsvermögen aller Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf berechnet, für die dies möglich war.<br />
Immerhin sind 996 Gefäße vollständig oder vollständig rekonstruierbar, was eine gute Basis für<br />
typendifferenzierte Betrachtungen darstellt. Um den Inhalt zu ermitteln, wurden kleinere Gefäße mit<br />
Mohn gefüllt, das Gewicht des Mohnes dann auf das Volumen zurückgerechnet. Ein Liter des<br />
verwendeten Mohnes wog etwa 610 g. Der Inhalt größerer Gefäße wurde mithilfe eines kleinen<br />
Computerprogramms errechnet. Eine Gegenüberstellung der gemessenen und errechneten Werte<br />
ergab eine zufriedenstellende Übereinstimmung, ein geschätzter Fehler von 5 % muss aber<br />
einkalkuliert werden. Die Füllmarke der Gefäße, die auch in der Hallstattzeit nicht randvoll gewesen<br />
sein werden, wurde wie schon beim Fundmaterial von Zagersdorf intuitiv festgesetzt.<br />
Die Tabelle gibt einen Überblick von der Zahl der Gefäße, bei denen aufgrund des Erhaltungszustandes<br />
eine Messung möglich war, und ihre Aufteilung auf die verschiedenen Gefäßtypen (als<br />
„gültig“ werden hier die Gefäße mit messbarem Inhalt verstanden).<br />
Inhalt in Liter<br />
Verarbeitete Fälle<br />
Gültig Fehlend Gesamt<br />
N Prozent N Prozent N Prozent<br />
Ausgussgefäß 6 66,7% 3 33,3% 9 100,0%<br />
Drillingsgefäß 1 100,0% 0 ,0% 1 100,0%<br />
Fußschale 13 72,2% 5 27,8% 18 100,0%<br />
Henkelschale 131 80,9% 31 19,1% 162 100,0%<br />
Henkelschüssel 26 86,7% 4 13,3% 30 100,0%<br />
Kalenderbergtopf 103 68,7% 47 31,3% 150 100,0%<br />
Kegelhalsgefäß 172 60,6% 112 39,4% 284 100,0%<br />
Schale 334 79,9% 84 20,1% 418 100,0%<br />
Schüssel 165 63,2% 96 36,8% 261 100,0%<br />
Topf 43 70,5% 18 29,5% 61 100,0%<br />
Ziste 2 66,7% 1 33,3% 3 100,0%<br />
Die Darstellung des durchschnittlichen Fassungsvermögens der einzelnen Gefäßtypen in Liter sieht<br />
nun folgendermaßen aus: Ausgussgefäße bringen es auf ein durchschnittliches Fassungsvermögen<br />
von 0,49 l, Fußschalen von 0,54 l, Henkelschalen von 0,27 l, Henkelschüsseln von 0,67 l, Kalenderbergtöpfe<br />
von 1,76 l, Kegelhalsgefäße von 14,68 l, Schalen von 1,18 l, Schüsseln von 3,44 l, Töpfe<br />
von 1,26 l und Zisten von 0,74 l. Das Drillingsgefäß fasst 0,45 l. Interessant ist, dass jene Gefäße, die<br />
als Urnen Verwendung fanden, im Mittel deutlich kleiner als Gefäße desselben Typs sind, die als<br />
Beigabengefäße ins Grab gelangten.<br />
Ausgussgefäß<br />
Ausgussgefäß<br />
Drillingsgefäß<br />
Drillingsgefäß<br />
Fußschale<br />
Fußschale<br />
Henkelschale<br />
Henkelschale<br />
Henkelschüssel<br />
Henkelschüssel<br />
Kalenderbergtopf<br />
Kalenderbergtopf<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Schale<br />
Schale<br />
Schüssel<br />
Schüssel<br />
Topf<br />
Ziste<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
Topf<br />
Ziste<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
Beigabengefäß<br />
Urne<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
Abb. 104: Durchschnittliches Fassungsvermögen der<br />
einzelnen Gefäßtypen in Liter<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
Abb. 105: Durchschnittliches Fassungsvermögen der<br />
Gefäßtypen, in Bezug auf ihre Verwendung als Urne<br />
312 Rebay 2002, 71 ff.<br />
151
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
Bei der genauen Betrachtung der Statistik sind neben dem arithmetischen Mittelwert auch der<br />
Median, 313 das 5 % getrimmte Mittel, 314 der Minimalwert und Maximalwert sowie die Standardabweichung<br />
315 von Bedeutung.<br />
Mittelwert Median<br />
5% getrimmtes<br />
Standardabweichung<br />
Minimalwert Maximalwert<br />
Mittel<br />
Ausgussgefäß 0,49 0,36 0,47 0,17 1,21 0,37<br />
Drillingsgefäß 0,45<br />
Fußschale 0,54 0,43 0,45 0,06 2,63 0,66<br />
Henkelschale 0,27 0,25 0,25 0,01 1,85 0,19<br />
Henkelschüsse 0,67 0,38 0,59 0,10 2,55 0,68<br />
Kalenderbergtopf 1,76 1,72 1,74 0,08 4,01 0,80<br />
Kegelhalsgefäß 14,68 13,26 13,92 0,14 77,35 11,52<br />
Schale 1,18 0,95 1,05 0,01 18,22 1,26<br />
Schüssel 3,44 2,39 3,06 0,10 17,02 3,21<br />
Topf 1,26 0,79 1,04 0,08 7,30 1,37<br />
Ziste 0,74 0,72 0,76<br />
Die sechs Ausgussgefäße haben ein Fassungsvermögen<br />
zwischen 0,17 und 1,21 l, im Durchschnitt<br />
fassen sie 0,49 l. Differenziert man weiter, haben<br />
Ausgussgefäße mit einfachem Ausguss ein Fassungsvermögen<br />
von 0,27 l, Ausgussgefäß mit tierförmigem<br />
Ausguss von 0,61 l.<br />
Das Drillingsgefäß kann einen Inhalt von 0,45 l fassen,<br />
nimmt man alle drei Kammern zusammen.<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
,8<br />
,6<br />
,4<br />
Inhalt in l<br />
,2<br />
0,0<br />
PA43104<br />
SH031a<br />
SH012a<br />
PA38325<br />
PA42779<br />
SH064c<br />
Bei den 13 Fußschalen lassen sich vier Varianten<br />
deutlich voneinander abgrenzen. Die Gruppe der<br />
Fußschalen mit ausladendem Rand und einem durchschnittlichen<br />
Inhalt von 0,22 l, die Gruppe der<br />
Fußschalen mit facettierter Randzone mit einem<br />
mittleren Inhalt von 0,49 l, die Gruppe der eingezogenen<br />
Fußschalen mit einem mittleren Inhalt von<br />
0,87 l und die einzelne kalottenförmige Schale auf vier<br />
Füßen, die 0,64 l fasst. Gesamt gibt es Fußschalen, die<br />
zwischen 0,06 und 2,63 l fassen, der Mittelwert liegt bei<br />
0,54 l.<br />
Abb. 106: Fassungsvermögen der Ausgussgefäße<br />
Inhalt in l<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
,5<br />
0,0<br />
PA38269<br />
SH016c<br />
SH010a<br />
SH046a<br />
PA45308<br />
PA45111<br />
PA43095<br />
SH022a<br />
SH023c<br />
PA45334<br />
PA42811<br />
PA45100<br />
PA42638<br />
Abb. 107: Fassungsvermögen der Fußschalen<br />
313 Der Wert, unter dem die Hälfte der Fälle liegen (SPSS für Windows 10.1).<br />
314 Der unter Ausschluß der 5% größten und der 5% kleinsten Werte berechnete arithmetische Mittelwert. Der<br />
Ausschluß von Extremfällen aus der Berechnung des Mittelwertes führt zu einer besseren Schätzung der Lage,<br />
insbesondere dann, wenn die Daten nicht normalverteilt sind (SPSS für Windows 10.1).<br />
315 Ein Maß für die Streuung um den Mittelwert. Bei einer Normalverteilung liegen 68% der Fälle im Bereich von<br />
einer Standardabweichung um den Mittelwert und 95% der Fälle im Bereich von zwei Standardabweichungen.<br />
Wenn z. B. der Altersmittelwert 45 ist, und die Standardabweichung 10 beträgt, würden bei Normalverteilung 95%<br />
der Fälle zwischen 25 und 65 liegen (SPSS für Windows 10.1).<br />
152
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
Das Fassungsvermögen der 131 Henkelschalen liegt<br />
zwischen 0,01 und 1,85 l. Aufgrund der Form lassen<br />
sich Henkelschalen mit Knick (0,24 l), kalottenförmige<br />
Henkelschalen (0,27 l), kugelige Henkelschalen (0,41 l)<br />
und napfartige Henkelschalen, die normalerweise ein<br />
wenig kleiner ausfallen (0,13 l), voneinander abgrenzen.<br />
Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Henkelschalen<br />
liegt bei 0,27 l. In der Grafik stechen die vier<br />
größten Henkelschalen, MK3083, PA42704, PA42705<br />
und SH026b deutlich heraus, während sich die Masse<br />
der Gefäße nahe des arithmetischen Mittelwerts<br />
bewegt.<br />
Henkelschüsseln sind im Allgemeinen ein wenig größer,<br />
ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,10 und 2,55 l,<br />
im Durchschnitt bei 0,67 l. 26 Henkelschüsseln wurden<br />
in die Statistik einbezogen. Die kleinste Variante sind<br />
die gedrückten, profilierten Formen (0,14 l), gefolgt von<br />
den hohen Formen (0,22 l) und den gedrücktkalottenförmigen<br />
(0,41 l). Kugelige Henkelschüsseln<br />
fassen 0,59 l, die größten sind Henkelschüsseln mit<br />
eingezogener Wand mit einem durchschnittlichen<br />
Fassungsvermögen von 1,15 l.<br />
Inhalt in l<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
,5<br />
0,0<br />
Abb. 108: Fassungsvermögen der Henkelschalen<br />
Inhalt in l<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
,5<br />
0,0<br />
Der Inhalt der 103 Kalenderbergtöpfe liegt zwischen<br />
0,08 und 4,01 l, im Mittel fassen Kalenderbergtöpfe<br />
somit 1,76 l. Kugelige Kalenderbergtöpfe sind die<br />
kleinste Variante mit einem Fassungsvermögen von<br />
1,39 l, gefolgt von den Kalenderbergtöpfen mit Fuß und<br />
einem Fassungsvermögen von 1,73 l. Schlanke<br />
Kalenderbergtöpfe fassen 1,55 l, breite und normale<br />
1,85 l, geschwungene Kalenderbergtöpfe 1,96. Das<br />
Fassungsvermögen dieser Gruppe verteilt sich relativ<br />
regelmäßig und lässt keine echten Ausreißer zu.<br />
Abb. 109: Fassungsvermögen der Henkelschüsseln<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Inhalt in l<br />
0<br />
Das Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße liegt im<br />
Bereich zwischen 0,14 und 77,35 l. Im Durchschnitt<br />
fassen die 172 berechneten Kegelhalsgefäße jedoch<br />
nur 14,68 l. Differenziert nach den Varianten ergibt sich<br />
folgendes Bild: Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung<br />
sind mit 5,22 l die kleinsten, dann folgen die<br />
Kegelhalsgefäße mit Henkel und 7,85 l Inhalt, die<br />
Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals und 8,97 l und die<br />
Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals und 11,25 l<br />
Fassungsvermögen. Die größte Gruppe sind<br />
erwartungsgemäß die Kegelhalsgefäße mit hohem<br />
Hals. Sie fassen im Durchschnitt 18,56 l.<br />
Abb. 110: Fassungsvermögen der Kalenderbergtöpfe<br />
Inhalt in l<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Abb. 111: Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße<br />
153
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
Die Schalen sind mit 334 Gefäßen die größte<br />
beobachtete Gruppe. Sie kommen im Gräberfeld von<br />
Statzendorf mit einem Fassungsvermögen zwischen<br />
0,01 und 18,22 l vor. Im Durchschnitt sind sie mit einem<br />
Inhalt von 1,18 l befüllbar. Unter den Einzugschalen<br />
sind die bauchigen die kleinsten (0,25 l), hohe und<br />
durchschnittliche fassen etwa 1 l, gedrückte mit 1,1 l<br />
etwas mehr. Einzugschalen mit facettierter Randzone<br />
halten bei 0,96 l. Schale mit ausladendem Rand fassen<br />
0,43 l, jene mit Randverzierung sind mit 1,58 l<br />
Fassungsvermögen deutlich größer, ebenso wie die<br />
kalottenförmigen Schalen mit ausladendem Rand (1,42<br />
l). Stufenschalen fassen 0,84 l, Knickwandschalen 1,31<br />
l. Die Schalen mit dem größten Fassungsvermögen<br />
sind die innenverzierten Schalen mit ausladendem<br />
Rand (2,95 l), Schalen mit Kerbverzierung,<br />
durchschnittlich 5,21 l. Die große, bemalte Schale<br />
PA38282 fasst 9,82 l Inhalt.<br />
165 Schüsseln konnten in die Statistik mit einbezogen<br />
werden. Aufgrund der Menge werden Schalen und<br />
Schüsseln hier anders als in Zagersdorf getrennt<br />
behandelt. Trotzdem ist der Minimal- und Maximalwert<br />
mit 0,10 bis 17,02 l den Schalen relativ ähnlich.<br />
Durchschnittlich fassen Schüsseln 3,44 l. Schüsseln mit<br />
kurzem Kegelrand sind mit 2,16 l Fassungsvermögen<br />
die kleinsten, gefolgt von Schüsseln mit geradem,<br />
langen Hals (2,96 l) und rot-schwarz bemalten<br />
Kragenrandschüsseln (2,97). Schüsseln mit geradem,<br />
kurzem Hals fassen 3,24 l, Schüsseln mit langem<br />
Kegelrand 3,93 l, und Schüsseln mit Kragenrand 4,49 l.<br />
Der Inhalt der 43 Töpfe schwankt zwischen 0,08 und<br />
7,30 l. Eiförmige Henkeltöpfe fassen im Durchschnitt<br />
0,9 l, eiförmige Töpfe ohne Henkel 1,79 l. Die beiden<br />
kleinen, doppelkonischen Töpfe ohne Henkel fassen<br />
nur 0,14 l, die kugeligen Henkeltöpfe 1,22 l, die<br />
kugeligen Töpfe ohne Henkel1,69 l. Zusammengenommen<br />
fassen alle Töpfe im Durchschnitt 1,26 l,<br />
deutlich weniger als die Kalenderbergtöpfe.<br />
Inhalt in l<br />
Inhalt in l<br />
20<br />
10<br />
0<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 112: Fassungsvermögen der Schalen<br />
Abb. 113: Fassungsvermögen der Schüsseln<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Inhalt in l<br />
0<br />
Zuletzt sind noch die beiden Zisten anzuführen, deren<br />
Fassungsvermögen mit 0,72 und 0,76 l nahe<br />
beieinander liegt. Im Durchschnitt fassen sie demnach<br />
0,74 l.<br />
,77<br />
,76<br />
,75<br />
Abb. 114: Fassungsvermögen der Töpfe<br />
,74<br />
,73<br />
Abb. 115: Fassungsvermögen der Zisten<br />
Inhalt in l<br />
,72<br />
,71<br />
SH077d<br />
SH122a<br />
154
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
In der Tabelle ist ein Vergleich der Inhaltsberechnungen zwischen Statzendorf und Zagersdorf 316<br />
dargestellt. Abgesehen von der Tatsache, dass einige Typen aufgrund ihres unterschiedlichen<br />
Vorkommens nicht vergleichbar sind, ergeben sich doch ganz beachtliche Unterschiede. Am<br />
auffälligsten ist der Unterschied bei den Kegelhalsgefäßen, die in Statzendorf im Durchschnitt deutlich<br />
kleiner ausfallen als in Zagersdorf. Der Unterschied im Fassungsvermögen beträgt 13,69 l. Bei den<br />
Schüsseln ist dasselbe der Fall, hier beträgt der Unterschied 2,84 l. Schalen sind wiederum in<br />
Statzendorf deutlich größer als in Zagersdorf: Statt den durchschnittlichen 0,64 l fassen die<br />
Statzendorfer Schalen über einen Liter (1,18 l). Fußschalen, Henkelschalen, Kalenderbergtöpfe und<br />
Töpfe sind in etwa vergleichbar. Mit 996 Gefäßen, bei denen ein Fassungsvermögen berechnet<br />
werden konnte, stehen für Statzendorf weit mehr Daten zur Verfügung, als bei Zagersdorf mit 53<br />
Gefäßen.<br />
Statzendorf<br />
Zagersdorf<br />
30<br />
Ausgussgefäß 0,49<br />
Doppelgefäß 0,89<br />
Drillingsgefäß 0,45<br />
Fußschale 0,54 0,37<br />
Henkelschale 0,27 0,58<br />
Henkelschüssel 0,67 1,65<br />
Kalenderbergtopf 1,76 1,48<br />
Kegelhalsgefäß 14,68 28,37<br />
Schale 1,18 0,64<br />
Schüssel 3,44 6,28<br />
Situla 1,96<br />
Topf 1,26 1,36<br />
Ziste 0,74<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Fußschale<br />
Henkelschale<br />
Henkelschüssel<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Topf<br />
Schüssel<br />
Schale<br />
Fundort<br />
Statzendorf<br />
Zagersdorf<br />
Kalenderbergtopf<br />
Abb. 116: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner<br />
Gefäßtypen aus Statzendorf und Zagersdorf<br />
Schließlich soll dem Zusammenhang zwischen Geschlecht und Sozialstatus der Bestatteten einerseits<br />
und dem durchschnittlichen Fassungsvermögen der mitgegebenen Gefäßen andererseits<br />
nachgegangen werden. Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Gefäße zusammengenommen<br />
unterscheidet sich innerhalb der Männer- und Frauengräber so gut wie gar nicht und liegt bei etwa 4,4<br />
l. Keramik aus nicht bestimmbaren Gräbern liegt mit einem mittleren Fassungsvermögen von etwa 3,6<br />
l deutlich darunter. Gliedert man die Werte nach einzelnen Typen auf, fällt auf, dass Kegelhalsgefäße<br />
aus Männergräbern mehr Inhalt fassen können als solche aus Frauengräbern, im Durchschnitt<br />
Fußschale<br />
unbestimmbar<br />
Henkelschale<br />
Henkelschüssel<br />
Frau<br />
Kalenderbergtopf<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Schale<br />
Mann<br />
Schüssel<br />
Topf<br />
Frau<br />
Mann<br />
3,4<br />
3,6<br />
3,8<br />
4,0<br />
4,2<br />
4,4<br />
4,6<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
Abb. 117: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller<br />
Gefäße in Frauen- bzw. Männergräbern<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
Abb. 118: Durchschnittliches Fassungsvermögen<br />
einzelner Gefäßtypen in Frauen- bzw. Männergräbern<br />
316<br />
Rebay 2002, 71 ff. Für den Vergleich sind einige Typbezeichnungen aus Zagersdorf anders definiert worden,<br />
um sie an das Statzendorfer Material anzupassen, deshalb weichen die Zahlenangaben ein wenig von der<br />
Publikation ab.<br />
155
Statzendorf<br />
Keramik-Fassungsvermögen<br />
nämlich 22,3 l im Gegensatz zu 16,3 l. Ähnlich verhält es sich bei den Schüsseln (4,9 bzw. 3,4 l).<br />
Dafür sind die Kalenderbergtöpfe und Henkelschüsseln bei weiblichen Bestattungen etwas größer.<br />
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße steigt mit zunehmendem Sozialstatus. Auch<br />
wenn in der Gruppe mit Sozialstatus 80-100 bloß zwei Gräber mit zusammen 18 Gefäßen<br />
vorkommen, so ist doch der durchschnittliche Gefäßinhalt aller Gefäße 12,2 l. Fasst man die Gräber<br />
mit einem Sozialindex über 60 zusammen, ergibt sich ein durchschnittliches Fassungsvermögen von<br />
5,15 l, was immer noch oberhalb der Gräber mit niedrigem Sozialindex liegt. Dieser Trend ist<br />
ausschließlich auf die Kegelhalsgefäße zurückzuführen, andere Gefäßformen verhalten sich<br />
insignifikant oder gegenläufig, wie etwa Schalen, Schüsseln und Töpfe.<br />
5,5<br />
Fußschale<br />
5,0<br />
Henkelschale<br />
4,5<br />
Henkelschüssel<br />
Kalenderbergtopf<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
Kegelhalsgefäß<br />
Schale<br />
Schüssel<br />
Topf<br />
Sozialindex<br />
1-19<br />
20-39<br />
40-59<br />
Soz. 1-19<br />
Soz. 20-39<br />
Soz. 40-59<br />
Soz. 60-100<br />
60-100<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
Abb. 119: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller<br />
Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber<br />
Mittelwert Inhalt in l<br />
Abb. 120: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner<br />
Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber<br />
156
Statzendorf<br />
Metall<br />
11. Metall<br />
Zu den Metallobjekten im Gräberfeld von Statzendorf zählen Waffen, Geräte, Schmuck,<br />
Trachtbestandteile und Reste von Bronzegefäßen. Selbstverständlich sind sie zahlenmäßig den<br />
Keramikfunden unterlegen, jedoch ist die Zahl der katalogisierten Objekte aus Metall mit 528 (271<br />
Bronze, 257 Eisen) gegenüber den Keramikfunden mit 1560 Objekten für den Nordostalpenraum<br />
ungewöhnlich hoch. In wie weit dieser Umstand die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegelt, oder<br />
doch eher darauf zurückzuführen ist, dass man nicht alle Gefäße bei der Grabung geborgen und<br />
später aufbewahrt hat, sei dahingestellt. Zu erwarten ist bei Ausgrabungen des frühen 20.<br />
Jahrhunderts eher ein Nichterkennen bzw. Nichtbergen von kleinen, unscheinbaren oder im Boden<br />
schlecht erhaltenen Metallobjekten.<br />
Ein Problem bei der Auswertung war, dass zahlreiche Kleinobjekte des Feldes B nicht kartierbar sind,<br />
da sie aus dem Grabzusammenhang gerissen wurden und heute nicht mehr entscheidbar ist, zu<br />
welchem Grab des Feldes B sie gehören. Verbreitungskarten innerhalb des Gräberfeldes sind daher<br />
nur in wenigen Fällen aussagekräftig.<br />
Bei vielen Trachtbestandteilen und Metallbeigaben kann nicht mehr entschieden werden, ob sie am<br />
Scheiterhaufen mitverbrannt worden sind oder nicht. Das trifft vor allem auf Eisenobjekte zu, die in<br />
verschiedensten Erhaltungszuständen vorliegen und in unterschiedlichen Techniken restauriert<br />
wurden. Eine offensichtliche Veränderung der Oberfläche konnte jedenfalls nicht beobachtet werden.<br />
Die meisten bronzenen Trachtbestandteile weisen auch keine Spuren von Hitzeeinwirkung auf, auch<br />
zarte Objekte wie kleine Ringe oder Fibeln sind kaum beschädigt. Bei 108 Objekten, zumeist<br />
Trachtbestandteilen, ist hingegen eine Feuerdeformation deutlich zu erkennen. Dazu zählen 8<br />
Armreifen, 1 Bronzegefäß, 3 Fibeln, 1 Gürtel, 8 Halsreiffragmente, 1 Knopf, 4 Nadeln, 8 Niete und 17<br />
Bronzeringe. Von den feuerdeformierten Objekten sind oft nur wenige Fragmente vorhanden, die nicht<br />
immer eindeutig Typen zugeordnet werden konnten. 54 Fragmente dieser Art sind im Fundbestand<br />
erhalten. Inwieweit Bronzeschmelzstücke und völlig zerstörte Objekte den Prozess der Grabung,<br />
Restaurierung und Lagerung über 100 Jahre überlebt haben, ist eine andere Frage. Die<br />
feuerdeformierten Bronzeobjekte stammen, soweit zuordenbar, aus insgesamt 48 unterschiedlichen<br />
Gräbern, einige Objekte sind Streufunde. Die Gräber sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, es<br />
konnten keine Konzentrationen festgestellt werden, die auf unterschiedliche Bestattungs- und<br />
Niederlegungssitten schließen ließen.<br />
So könnte sowohl die Verbrennung des Leichnams samt Gewand und Tracht als auch die<br />
Niederlegung und Beigabe von zusätzlichem Gewand, Tracht und Schmuck üblich gewesen sein. J.<br />
Bayer vermutet ähnliches bereits in Zusammenhang mit der Beschreibung des Befundes von Grab<br />
B037: "Die Behauptung, dass man bei Verbrennung die mit den Fibeln geschmückte Kleidung auf die<br />
Brandreste gelegt hat, bestätigt die Lage der Fibel in Grab 37. Sie lag geschlossen an der<br />
Bauchwölbung der Urne, nahe unter dem Deckel, wo sie herabfallen hätte müssen, wäre sie nicht von<br />
dem unter dem Deckel herausstehenden Gewandstoff festgehalten worden." 317<br />
Experimente zur Verbrennung am Scheiterhaufen haben ergeben, dass Beigaben die Kremation in<br />
einem breiten Erhaltungsspektrum überstehen können, von völlig unverbrannt bis total verbrannt.<br />
Erklärbar ist dies dadurch, dass die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen ein komplexes Phänomen<br />
ist, das von Witterung, Brenneigenschaften, Feuchtigkeitsgehalt des Holzes und Konstruktion<br />
abhängig ist, trotzdem aber immer einen gewissermaßen chaotischen Verlauf zeigt. Innerhalb des<br />
Brandes gibt es Zonen mit unterschiedlicher Sauerstoffversorgung und unterschiedlicher Temperatur,<br />
die zwischen 300 und über 1000 °C schwankt. Diese Tatsache erklärt den differenzierten<br />
Erhaltungszustand von Beigaben in einem Grab. 318 Selbstverständlich können Trachtbestandteile und<br />
Beigaben während des Verbrennungsvorganges vom Scheiterhaufen fallen und in feuernahen und<br />
feuerfernen Bereichen zu liegen kommen. Die Temperaturen, die Zinnbronze zum Verformen (1040°<br />
C) bzw. zum Schmelzen (1150 bis 1250° C) benötigt, werden unter Umständen gar nicht erreicht. So<br />
wurde auch bei einem Experiment in der Steiermark festgestellt, dass mitverbrannte Keramik zur<br />
Gänze zerscherbt und ausgeglüht, das Glas völlig zerschmolzen, die Bronzegegenstände hingegen<br />
fast unzerstört waren. 319<br />
317 Bayer 1904, 52.<br />
318 Leineweber 2002, 168 ff.<br />
319 Siami/Kern 2001, 77 f.<br />
157
Statzendorf<br />
Metall<br />
11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät<br />
11.1.1 Beile<br />
Eiserne Ärmchenbeile liegen aus drei Gräbern vor (PA38154_A027,<br />
PA38175_A036 und PA43251_B147), sie unterscheiden sich auffällig in<br />
ihrer Größe. Das erstgenannte Beil ist mit 15,5 cm Länge das größte,<br />
das zweitgenannte mit 9,2 cm das kleinste, das letztgenannte liegt mit<br />
12,6 cm dazwischen. Nach A. Wesse gehört PA38154 der Variante<br />
III3A,2, das Beil PA38175 der Variante III3C,2 an, den Ärmchenbeilen<br />
mit Nackenfächern, die sich nur noch durch die Länge des Schaftteiles<br />
unterscheiden. Der erste Typ ist vor allem im Gräberfeld von Hallstatt<br />
und im inneralpinen Raum zu finden, der zweite vor allem in Schlesien,<br />
Böhmen und Mähren. 320 Eiserne Ärmchenbeile setzen während der<br />
frühen Hallstattzeit im Ostalpenraum ein und verschwinden im Lauf der<br />
späten Hallstattzeit. Für F. Stary könnte die häufige Vergesellschaftung<br />
mit anderen Beiltypen darauf hinweisen, dass sie im Kampf eine<br />
besondere Bedeutung, etwa als Wurf- oder Reiterwaffe, haben. 321 A. PA38154_A027<br />
Wesse datiert die Funde aus dem Ostalpenraum in ein vorgerücktes<br />
Stadium der älteren Hallstattzeit, die Beile mit Nackenfächer stehen<br />
chronologisch zwischen den älteren Exemplaren mit geradlinigem Bahnende und den jüngeren Beilen<br />
mit verdicktem Bahnende. 322 Die eisernen Ärmchenbeile sind in ganz Mitteleuropa verbreitet, sie<br />
haben Vorbilder aus Bronze in Kleinasien und im Kaukasus, wo sie bereits ab dem 12. Jh. v. Chr.<br />
belegt sind. Im Bereich des Osthallstattraumes wurden sie vermutlich in Eisen umgeformt. 323 Die<br />
eisernen Ärmchenbeile mit fächerförmig verbreitertem Nacken sind in der älteren Hallstattzeit erstmals<br />
nachweisbar, die meisten Funde stammen auch aus dieser Zeit. Einige Exemplare aus Hallstatt sind<br />
in jüngeren Zusammenhängen nachgewiesen. 324 Ärmchenbeile sind in Niederösterreich aus Hügel 7<br />
und Hügel Hochholz von Bad Fischau 325 sowie vom Kalenderberg 326 und dem Schwarzkogel bei<br />
Mödling 327 bekannt. Im Gräberfeld von Kleinklein wurden ebenfalls drei eiserne Ärmchenbeile<br />
gefunden (Tumulus Hochschusterwald 27, Grellwald 22 und Leitengritschwald 27). 328 Die Schäftung<br />
der Ärmchenbeile kann in verschiedener Weise ausgeführt werden. Aus Bad Fischau ist ein Befund<br />
überliefert, der bezeugt, dass der Nackenteil des Ärmchenbeiles durch ein in Längsrichtung<br />
verlaufendes Loch im Stiel gesteckt wird. Auch andere Schäftungsmethoden als die<br />
Stangenschäftung, wie die Knieholmschäftung, wobei die Schneide sowohl längs- als auch quer<br />
angebracht werden kann, sind wahrscheinlich. 329<br />
Aus Grab B141 ist ein bronzenes Tüllenbeil mit Schaftloch und<br />
einer Länge von 9,2 cm bekannt (PA43204). Es weist deutlich<br />
ausgeprägte Seitengrate auf, eine Seite ist mit fünf Ziergraten<br />
verziert. Der mittlere Grat ist länger, von ihm zweigen zwei Grate<br />
schräg nach oben ab und enden in einem Kreis. L. Nebelsick<br />
datiert das Beil in die frühe bzw. ältere Hallstattzeit. 330 Das<br />
Tüllenbeil gehört nach E. Mayer zu den Tüllenbeilen mit vertikalen<br />
Rippen. Weitere Funde dieses Typs aus dem niederösterreichischen<br />
Raum stammen aus Hainburg, Langenlois,<br />
Hohenau und Wien. Beile dieser Art gehören zu den Leitformen<br />
der späten Urnenfelderzeit, lediglich das Statzendorfer Beil wurde<br />
in älterhallstättischem Kontext gefunden. 331<br />
PA43204_B141<br />
320 Wesse 1990, 79.<br />
321 Stary 1982, 41.<br />
322 Wesse 1990, 154, 168.<br />
323 Mayer 1977, 241.<br />
324 Mayer 1977, 240.<br />
325 Klemm 1992, 153; Schäftungsteile wie etwa Bronzebänder und Eisendrahtumwicklungen, die in Bad Fischau<br />
nachgewiesen werden konnten, kommen in Statzendorf nicht vor.<br />
326 Kyrle 1912, 225.<br />
327 Pescheck 1942a, 112, Taf. 39/1.<br />
328 Dobiat 1980, 143.<br />
329 Wesse 1990, 86 ff.<br />
330 Nebelsick 1997, 101.<br />
331 Mayer 1977, 202 f.<br />
158
Statzendorf<br />
Metall<br />
Die Funktion der Tüllenbeile ist nicht ganz geklärt, es könnte sich sowohl um Werkzeuge als auch um<br />
Waffen handeln. 332 Im östlichen Hallstattkreis ist das Beil zusammen mit der Lanze die primäre<br />
Angriffswaffe und setzt sich damit vom westlichen Hallstattkreis ab. Der Übergang zur Beilbewaffnung<br />
findet im Ostalpenraum und in Mittelitalien annähernd gleichzeitig statt, urnenfelderzeitliche Formen<br />
werden weiterentwickelt. Das eiserne Ärmchenbeil wird unter östlichem Einfluss in der frühen<br />
Hallstattzeit eingeführt und verschwindet noch während der Hallstattzeit wieder. 333 Dem Beil können<br />
mehrere Funktionen zugeschrieben werden, es ist als Waffe, als Handwerksgerät aber auch in<br />
rituellem Zusammenhang als Schlacht- und Opfergerät 334 oder Würdezeichen verwendbar. Als<br />
Rangabzeichen und Kultobjekt spielt das Beil besonders an der Grenze zwischen West- und<br />
Osthallstattkreis, namentlich in Hallstatt und am Dürrnberg, eine besondere Rolle. 335<br />
11.1.2 Lanzenspitzen<br />
Beide eisernen Lanzenspitzen (PA38236a und b) stammen aus<br />
demselben Grab C013. Mit 21,7 und 22,5 cm unterscheiden sie sich<br />
nicht wesentlich in der Länge. Die lange Tülle, der scharfe Mittelgrat und<br />
das leicht geschwungene, schmale Blatt sind typisch. Beide<br />
Lanzenspitzen sind am Tüllenende verziert, sie sind umlaufend doppelt<br />
eingeritzt, darunter befinden sich je drei Bänder mit schrägen Ritzungen.<br />
Die Tülle ist beidseitig gelocht. Nach dem Gesamtplan des Gräberfeldes<br />
waren die beiden Lanzenspitzen parallel zueinander im Nordosten des<br />
Grabes C013 neben einem mittelgroßen Gefäß niedergelegt, und zwar<br />
mit der Spitze nach Westen. Der Befund impliziert, dass die<br />
Lanzenspitzen nicht auf einer organischen Stange montiert waren,<br />
Hinweise auf Lanzenschuhe fehlen ebenfalls. Das paarweise Auftreten<br />
der Lanzenspitzen ist nicht ungewöhnlich und z. B. aus Maissau Grab 17<br />
und Roggendorf Grab 14 bekannt. 336 In Größe und Form entspricht die<br />
Roggendorfer Lanzenspitze 337 , in der Verzierung das Stück aus<br />
Maiersch, Grab 7, am ehesten dem aus Statzendorf. 338<br />
Das Mitgeben von Lanzen im Grab ist eine Sitte der Urnenfelderkultur,<br />
die in der Hallstattzeit im Kalenderbergraum nur selten zu beobachten<br />
ist. Wenn überhaupt sind Lanzen im westlichen Verbreitungsgebiet zu<br />
suchen und unterstreichen dort die enge Verbindung zu Mähren.<br />
Lanzenspitzen wurden im Kalenderbergraum noch in Grafenwörth,<br />
Maiersch, Ravelsbach, Roggendorf und Maissau gefunden. 339<br />
Lanzenspitzen aus Eisen lösen in der späten mittleren und frühen<br />
jüngeren Phase von Kleinklein die Standardbewaffnung des Kriegers mit<br />
Schwert zugunsten des Beiles mit zunächst einer, später zwei oder<br />
mehreren Lanzenspitzen ab. 340<br />
11.1.3 Pfeil<br />
Die einzige Pfeilspitze des gesamten Gräberfeldes stammt aus Grab<br />
A013 (PA38110). Sie ist aus Bronze und 2,8 cm lang, besitzt zwei Flügel<br />
und eine Schafttülle. Nach E. Holger gehört die Statzendorfer Pfeilspitze<br />
zu Typ 4, der geflügelten Tüllenpfeilspitze, Variante A. Sie besitzt eine<br />
eingezogene Basis und spitz zulaufende Flügelenden. Es handelt sich<br />
um den bei weitem häufigsten Typ im Hallstattraum überhaupt. Er kommt<br />
in Fundzusammenhängen von Bronzezeit C bis Latène A vor, am<br />
häufigsten jedoch in der späteren Urnenfelderzeit (Ha A/B). 341 Pfeile sind<br />
als Jagd-, Kriegs und Wettkampfwaffe einsetzbar. Die Pfeilspitze aus<br />
Statzendorf Grab A013 stammt aus einem interessanten Grabensemble,<br />
das neben zwei Harfenfibeln und einem Gürtelhaken auch einen<br />
PA38236a_C013<br />
PA38110_A013<br />
332 Mayer 1977, 207.<br />
333 Stary 1982, 70.<br />
334 Pauli 1989, 291 ff.; Krausse 1996, 319 f.; Tomedi 2002, 119 f.<br />
335 Stary 1982, 67.<br />
336 Pescheck 1942a, 106.<br />
337 Pescheck 1942a, Taf. 38/3.<br />
338 Berg 1962, Taf. 1/8.<br />
339 Nebelsick 1997, 102.<br />
340 Dobiat 1980, 144.<br />
341 Eckhard 1996, 29, 151.<br />
159
Statzendorf<br />
Metall<br />
Spinnwirtel und einen Anhänger enthält. Ohne anthropologische Daten zur Verfügung zu haben, ist<br />
eine Klassifizierung als Frauengrab angebracht, wobei der Pfeilspitze ein Amulettcharakter<br />
zugeschrieben werden kann. 342 Pfeilspitzen dieser Art sind zumeist als Oberflächenfunde im Bereich<br />
von Siedlungen gefunden worden, wie etwa am Kalenderberg 343 , in Deutschkreuz 344 und in<br />
Donnerskirchen. 345 Aus Gräbern stammen jeweils mehrere Knochenpfeilspitzen, die in Grafenwörth 346<br />
und Franzhausen 347 gefunden wurden.<br />
11.1.4 Pferdegeschirr<br />
Zu Bestandteilen von Pferdegeschirr zählen zwei eiserne<br />
Trensen (PA38158a und b), die in Form und Ausführung<br />
fast identisch sind. Sie besitzen jeweils ein zweiteiliges<br />
Mundstück mit falscher Torsion und ringförmige<br />
Abschlüsse, in die jeweils ein Schaumring und eine<br />
Omegazwinge eingehängt ist. Zur Ausrüstung gehören<br />
PA38158a_A027<br />
außerdem zwei eiserne Zwergknebel (PA38161 und<br />
PA38162). Ersterer hat Kugelenden und ist im Querschnitt achteckig, der zweite ist wesentlich<br />
schlechter erhalten, dürfte aber im Querschnitt rund gewesen sein. Zum Verschließen der Riemen ist<br />
außer den Zwergknebeln noch mit Ringen zu rechnen, die aus demselben Grab in vierfacher<br />
Ausführung vorhanden sind. Alle Objekte stammen aus Grab A027, sie wurden gemeinsam mit drei<br />
Messern, einem Ärmchenbeil, einer Mehrkopfnadel und dem Leichenbrand in einer Urne gefunden.<br />
Ein weiteres Eisenobjekt, das in Grab C062 gefunden wurde, könnte ebenfalls eine Omegazwinge<br />
sein (PA45319), aber auch jede andere Funktion als mit Holz oder anderem organischen Material<br />
verbundener Splint annehmen.<br />
Eine Entsprechung der Eisentrense aus Grab 9 von Mindelheim zählt G. Kossack zu den älteren<br />
Ausprägungen der hallstättischen Pferdegebisse. 348 Trensen sind im Gebiet der Kalenderbergkultur<br />
äußerst selten, paarweise treten sie noch in Retz auf, in dem Fall allerdings aus Bronze, weshalb ein<br />
urnenfelderzeitlicher Zusammenhang eher wahrscheinlich ist 349 , einzeln in Maiersch Grab 36 und<br />
50, 350 wobei letztere Trense jenen aus Statzendorf sehr gut entspricht. 351 Einzelne andere<br />
Bestandteile des Pferdegeschirrs finden sich in Loretto, Bad Fischau und Gemeinlebarn,<br />
Donnerskirchen und Roggendorf. 352 Omegazwingen werden durch Seitenstangen aus Holz oder Bein<br />
getrieben und befestigen das Kopfgestell und die Trense an den Seitenstangen. Sie kommen sehr<br />
häufig vor, in Österreich etwa in Hügel 1 von Gilgenberg und Mitterkirchen. 353<br />
Zwergknebel dienen der schnellen, sicheren, aber auch leicht lösbaren<br />
Verbindung zweier Lederriemen. Wenn auch im Magdalenenberg bei Villingen ein<br />
Zwergknebel in Verbindung mit einem Ring als einfacher Gürtel bzw.<br />
Leibriemenverschluß Verwendung gefunden hat, so kommen sie doch am<br />
häufigsten in Gräbern mit Pferdegeschirr und Zaumzeugteilen vor. C. Dobiat zählt<br />
die beiden eisernen Zwergnebel aus Statzendorf zu seinem Typ 1, den einfachen<br />
Knebeln aus Bronze und Eisen mit knopfartigen Enden. Sie sind über den<br />
gesamten Hallstattraum verbreitet. 354 Eine ganz ähnliche Ausstattung mit<br />
Zwergknebeln und mehreren Eisenringen ist vom Tschoneggerfranzl - Tumulus 2<br />
von Kleinklein bekannt. 355 Aus dem Grab stammen vier Eisenringe, drei mit einem<br />
Durchmesser von 5,2 cm, einer mit einem Durchmesser von 2,3 cm. Ringe dieser<br />
Art können als Riemenkreuzungen eingesetzt werden, J. Leskovar rekonstruiert<br />
PA38161_A027<br />
342 wie auch Nebelsick 1997, 102 vorschlägt.<br />
343 Pescheck 1942a, 107, Taf. 37, 5-7.<br />
344 Matouschek 1976, 212, Abb. 166.<br />
345 Nebehay 1981, 415 f., Abb. 396-397.<br />
346 Lochner 1988, 99, Taf. 12, 4-8.<br />
347 Neugebauer 1997, 180, Abb. 73.<br />
348 Kossack 1959, 19, Taf. 23/4, 23/5.<br />
349 Lochner 1991, 219 ff.<br />
350 Berg 1962, Taf. 12/2, Taf. 18/4.<br />
351 Gelegentlich wird in der Literatur fälschlich behauptet, in Statzendorf Grab A027 gäbe es nur eine Trense (z.<br />
B. Kaus 1973a, 201, Nebelsick 1997, 103). A. Dungel spricht jedoch von Anfang an von einem Paar Eisentrensen<br />
(Dungel 1908, 21), wenn er auch nur ein Objekt abbildet und beide Trensen unter einer Nummer inventarisiert<br />
sind.<br />
352 Nebelsick 1997, 103.<br />
353 Leskovar 1998, 67.<br />
354 Dobiat 1979, 191ff.<br />
355 Dobiat 1980, Taf. 58.<br />
160
Statzendorf<br />
Metall<br />
das Kopfgeschirr von Grab I/3 aus Mitterkirchen so, dass je zwei Ringe pro Geschirr die<br />
Kreuzungselemente zwischen Stirn- und Nackenriemen bilden. 356 Genauso möglich ist es, einen<br />
Nasenriemen mit dem Backenringen zu verbinden, wofür vermutlich ein kleinerer Ring eingesetzt<br />
wurde. Das könnte die verschiedenen Größen der Ringe in Grab A027 erklären. Weiterhin sind<br />
einfache Lederverbindungen in jedem Fall möglich. Eine zweite Interpretationsmöglichkeit ist die<br />
Verwendung von Ringen am Joch, was aber reichlich unwahrscheinlich erscheint, da sonstige<br />
Hinweise auf Fahrgeschirr oder Wagen gänzlich fehlen. An den Trensen selbst ist nicht zu erkennen,<br />
ob sie zum Reiten oder zum Fahren benutzt wurden, die paarige Beigabe spricht jedoch für ein<br />
wagenziehendes Gespann. Im Westhallstattkreis sind vor allem paarweise Trensenbeigaben zu<br />
beobachten, während sie im Osthallstattkreis nur bei sehr reichen Gräbern wie in Strettweg,<br />
Kleinklein, Somlóvásárhely und Libna vorkommen. Üblicher ist die Beigabe von nur einer Trense, die<br />
häufig mit Reiterkriegern in Verbindung gebracht wird. Selten kommen auch drei Trensen in Gräbern<br />
vor, die wohl für ein wagenziehendes Gespann und ein Reittier dienten. 357 Zur Grabausstattung eines<br />
Pferdehalters gehören in der frühen Hallstattzeit zwei Paar Trensen aus Bronze oder Eisen, zwei Paar<br />
Knebel verschiedener Form, ein- oder zwei Paar kreisrunde Bronzeblechscheiben,<br />
Riemenkreuzungen in Form von Hohlkreuzen oder Bronzekegeln mit Rückenösen und Ringbesatz am<br />
Rand, sowie Riemenschlaufen oder Knöpfe mit Ringfuß. Diese Garnitur kann noch durch Aufsatzringe<br />
ergänzt werden. 358 Diese Zusammensetzung von Pferdegeschirrteilen ist von Krain bis<br />
Norddeutschland und von Westungarn bis nach Belgien recht einheitlich, von lokalen Nuancierungen<br />
in der Zusammensetzung und im Stil abgesehen. In Grab 11 aus Mindelheim fanden sich 2<br />
Eisentrensen, 4 Bronzeknebel, 13 geschlossene Bronzeringe, 10 Bronzetutuli mit kreuzförmiger<br />
Rückenöse und Ringösenbesatz, 2 Aufsatzringe aus Bronze, Leder mit Bronzeblechbesatz, Schale<br />
und Schöpfer aus Bronzeblech und Keramik. 359 Durch glückliche Fundumstände und präzise Grabung<br />
konnte die Machart der beiden im Grab von Hochdorf niedergelegten Zaumzeuge der jüngeren<br />
Hallstattzeit genau rekonstruiert werden. Das Gebiss selbst wird durch mit Bronzeblech umwickelte,<br />
gebogene hölzerne Trensenknebel vor dem Durchrutschen geschützt. Zur Fixierung der Trense und<br />
der Riemen sind jeweils drei Omegaclips pro Seite in den Trensenknebeln fixiert, der mittlere ist mit<br />
den Schaumringen verbunden, die beiden äußeren mit dem Kopfgestell. 360 Die Trensenknebel werden<br />
mit zwei Riemen am Nasen- und Backenriemen fixiert. Der Genickriemen ist mit dickem Bronzedraht<br />
umwickelt, zwischen Stirn- und Nasenriemen läuft ein Frontriemen. Auf diesen Riemen sind bei jedem<br />
Halfter 16 große und 8 kleine Bronzeblechscheiben aufgesetzt. Sie sind unverziert und besitzen in der<br />
Mitte einen Bronzeniet, der mit einer Eisenblechlasche den durchlaufenden Lederriemen hält.<br />
Riemenkreuzungen werden zusätzlich mit schmalen Eisenblechstreifen gesichert. Die Halfter werden<br />
seitlich am Kehlriemen mit einem kleinen Verschlussknopf geschlossen, bei Zugtieren, wie in diesem<br />
Fall, liegen die Verschlüsse jeweils an der äußeren, der Deichsel abgewandten Seite. 361<br />
11.1.5 Eisenringe<br />
Dem Pferdegeschirr sind thematisch die Eisenringe anzuschließen. Für die Eisenringe sind zahlreiche<br />
Verwendungsmöglichkeiten denkbar. Ein Zusammenhang mit Pferdegeschirr ist für die vier Eisenringe<br />
aus Grab A027 anzunehmen, doch auch in anderen Fällen können Eisenringe als Riemenverteiler für<br />
das Schwertgehänge oder als Gürtelschließe Verwendung finden. Im<br />
Gräberfeld von Statzendorf wurden 31 Ringe aus Eisen gefunden. Sie<br />
besitzen bis auf die Exemplare PA42822 und PA42710, die einen<br />
rechteckigen Querschnitt aufweisen, einen runden Querschnitt<br />
(PA38126_A014, PA38159a_A027, PA38159b_A027, PA38159c_A027,<br />
PA38160_A027, PA38201_D001, PA38220a_C013, PA38220b_C013,<br />
PA42640a_A041, PA42640b_A041, PA42640c_A041, PA42710_A054,<br />
PA42822_A078, PA42878_A091, PA42993_A105, PA43007_A106,<br />
PA43211a_B142, PA43231_B145, PA43246_B146, PA43253_B147,<br />
PA45061a_C020, PA45061b_C020, PA45113_C029, PA45121_C030,<br />
PA45125_C030, PA45238a_C046, PA45415_C081, PA56127a_GD08, PA38159a_A027<br />
PA56127b_GD08, PA56164_A005, PA56181_A011). Die Ringe haben<br />
356 Leskovar 1998, 70.<br />
357 Egg 1996b, 71.<br />
358 Kossack 1953, 55 f.<br />
359 Kossack 1954, 154 und Kossack 1953, 56.<br />
360 Koch 2000, 327. Auch für Statzendorf kann man davon ausgehen, dass ursprünglich sechs Clips vorhanden<br />
gewesen sein müssen.<br />
361 Biel 1985, 157.<br />
161
Statzendorf<br />
Metall<br />
einen Durchmesser zwischen 2,3 und 6,4 cm, der Durchschnitt liegt bei 4,5 cm. Auf PA45415 ist ein<br />
kleinerer Ring aufgeschoben. An PA43246 ist ein Nadelfragment, an PA45415 ist Leichenbrand<br />
ankorrodiert.<br />
11.1.6 Messer<br />
Von den 141 erhaltenen Eisenmessern sind lediglich 58 in voller Länge erhalten. Sie sind im<br />
Durchschnitt 11,3 cm lang (6,9 bis 17,2 cm), 1,7 cm breit und 0,4 cm dick. In ihrer Form sind sie relativ<br />
einheitlich, mit Mühe kann man Messer mit geknicktem, geradem, geschwungenem und rundem<br />
Rücken voneinander unterscheiden.<br />
geknickter Rücken gerader Rücken geschwungener Rücken runder Rücken<br />
(PA38202_C003) (PA45087a_C025) (PA38208_C009) (PA42783b_A071)<br />
Bei Messern mit geknicktem Rücken ist der Rücken in der Mitte bzw. im letzten Drittel vor der<br />
Griffangel scharf abgeknickt. Zu diesem Typ zählen die Exemplare PA38137_A017, PA38146_A022,<br />
PA38173_A034, PA38202_C003, PA38213_C011, PA38221_C013, PA42648_A042, PA42661_A044,<br />
PA42754_A064, PA42821_A078, PA43162_B137, PA43252_B147, PA56126_GD08, SHoA42_StrfB,<br />
SHoA50_StrfB und SHoA52_StrfB.<br />
Messer mit relativ geradem Rücken kommen ebenfalls im Formbestand vor, sie weisen keinen Knick<br />
am Rücken auf, können aber sanft gebogen sein. Die Messer PA38103b_A011, PA38131_A015,<br />
PA38156_A027, PA38177_A036, PA38204_C008, PA38205_C008, PA42717_A055, PA42723b_<br />
A058, PA42759b_A065, PA42801_A074, PA42960_A102, PA43009b_A106, PA43038_A114,<br />
PA43244a_B146, PA45059a_C020, PA45060_C020, PA45087a_C025, PA45154_C033, PA45190_<br />
C039, PA56167_A009, PA56299, SHoA40_StrfB, SHoA48_StrfB und SHoA57_StrfB zählen zu<br />
diesem Typ.<br />
Bei den Messern mit geschwungenem Rücken sitzt der runde Knick im letzten Drittel der Klinge, die<br />
Spitze ist nach oben gebogen, so dass sich ein s-förmig geschwungener Rücken ergibt. Die eher<br />
geringe Zahl der Messer dieses Typs kommt auch dadurch zustande, dass unvollständig erhaltenen<br />
Messern häufig die Spitze fehlt, so dass sie eher den Messern mit rundem Rücken zugeordnet<br />
werden (PA38144_A019, PA38208_C009, PA42642_A041, PA42770a_A068, PA42876a_A091,<br />
PA42927_A097, PA42933_A098, PA43048_A115, PA43225_B144, PA45096_C027, PA45127_C030,<br />
PA45355_C068, PA45361_C070, SHoA38_B106, SHoA41_StrfB).<br />
Messer mit rundem Rücken sind zwar ebenfalls geknickt, der Knick ist allerdings nicht scharf,<br />
sondern rund ausgeführt und sitzt etwa in der Mitte des Rückens (PA38116_A013, PA38125a_A014,<br />
PA38125b_A014, PA38132_A016, PA38141_A018, PA38151_A023, PA38155_A027,<br />
PA38157_A027, PA38165_A030, PA38166_A030, PA38171_A033, PA38176_A036, PA38179_A037,<br />
PA38180_A037, PA38189_A038, PA38200_C001, PA38212_C011, PA38237_A004, PA42675_A047,<br />
PA42708_A053, PA42783b_A071, PA42790a_A072, PA42790b_A072, PA42818a_A077, PA42824_<br />
A080, PA42825_A081, PA42851_A086, PA42876b_A091, PA42901_A094, PA42943_A099,<br />
PA42950_A100, PA43021a_A108, PA43021b_A108, PA43026_A109, PA43060_A116, PA43076a_<br />
A118, PA43091_B124, PA43147_B135, PA43153_B136, PA43189_B140, PA43199b_B141,<br />
PA43244b_B146, PA45049a_C018, PA45059b_C020, PA45087b_C025, PA45090b_C026,<br />
PA45105_C028, PA45114_C029, PA45128_C030, PA45168_C035, PA45177_C037, PA45197_<br />
C040, PA45215_C044, PA45223_C045, PA45280_C054, PA45313_C061, PA45348_C067,<br />
PA45383_C074, PA45416_C081, PA45427_C083, PA56091b_C086, PA56136_GD11, PA56154_<br />
GD19, PA86352_D018, PA86379_D021, SHoA19_StrfB, SHoA43_StrfB, SHoA44_StrfB, SHoA47_<br />
StrfB, SHoA49_StrfB, SHoA51_StrfB, SHoA53_StrfB).<br />
Keinem Typ zuordenbar sind die Fragmente PA38103a _A011, PA38117_A013, PA42818b_A077,<br />
PA42840a_A084, PA42840b_A084, PA43009a_A106, PA43021c_A108, PA43076b_A118, PA43081,<br />
PA43178a_B138, PA43178b_B138 und PA45236_C046.<br />
162
Statzendorf<br />
Metall<br />
Die Verteilung der zuordenbaren Messer auf die Typen sieht nun folgendermaßen aus:<br />
Messertyp n % Länge<br />
Messer mit geknicktem Rücken 16 12,6% 11,0<br />
Messer mit geradem Rücken 24 18,9% 11,6<br />
Messer mit geschwungenem Rücken 15 11,8% 11,4<br />
Messer mit rundem Rücken 72 56,7% 11,2<br />
Die durchschnittliche Länge der Messer ist offenbar nicht an den Typ gebunden. Bei der Verteilung<br />
der Messertypen im Gräberfeld lässt sich auch keine Regel erkennen. Die Messer dürften ihre Form<br />
durch Benutzung, Nachschleifen und vielleicht auch durch Korrosion und Restaurierung verändert<br />
haben, deshalb ist eine typologische Gliederung vermutlich nicht sinnvoll und brachte keine<br />
Ergebnisse. Das Verhältnis zwischen Längen und Breiten der Messer verhält sich erwartungsgemäß.<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
Messerlänge in mm<br />
100<br />
80<br />
60<br />
N =<br />
1<br />
9<br />
2<br />
2<br />
11<br />
4<br />
3<br />
13<br />
6<br />
12<br />
15<br />
3<br />
5<br />
17<br />
6<br />
2<br />
19<br />
4<br />
1<br />
21<br />
3<br />
1<br />
24<br />
2<br />
1<br />
27<br />
Messerbreite in mm<br />
Abb. 121: Boxplot zum Längen-/Breitenverhältnis der Eisenmesser<br />
Die kurzen Griffangelmesser, die zu den häufigsten Metalltypen des Kalenderbergraumes überhaupt<br />
zählen, gehören dem Typ Stillfried an. Sie werden zunächst aus Bronze, während der Hallstattzeit<br />
zunehmend aus Eisen hergestellt und sind in ganz Mitteleuropa verbreitet. 362<br />
Für die Messer kann man zwei Arten der Niederlegung unterscheiden: Viele werden in der Nähe von<br />
Schalen und Tierknochen gefunden und sind somit eindeutig als Essbesteck ausgewiesen. Natürlich<br />
können Messer auch als Werkzeug- oder Gerätebeigabe interpretiert werden. 363 In Frög und generell<br />
im südalpinen Raum werden Messer selten im Zusammenhang mit Tierknochen gefunden. Eventuell<br />
wurde dort entweder so tranchiert, dass Fleischstücke ohne Knochen übrig blieben, oder die<br />
Fleischbeigaben mit Knochen werden am Scheiterhaufen mitverbrannt. Die Beigabe von Messern ist<br />
geschlechtsspezifisch nicht relevant. 364 Nach C. Dobiat treten sie aber in Kleinklein häufiger in<br />
Männergräbern als in Frauengräbern auf. 365 Diese Annahme kann für das Gräberfeld von Statzendorf<br />
nicht bestätigt werden. In 37 Fällen ist der Befund als Messer zur Speisebeigabe in Statzendorf durch<br />
die Grabbeschreibung dokumentiert. Andere Messer werden mitverbrannt und gemeinsam mit dem<br />
Leichenbrand in der Urne niedergelegt, so dass man annehmen kann, sie seien Bestandteil des<br />
Trachtensembles gewesen, das mitverbrannt wurde. Dieser Befund ist sechsmal beschrieben. Sind<br />
mehrere Messer im Grabensemble, so ist selten mehr als ein Messer bei der Fleischbeigabe zu<br />
finden. Im Plan sind nur fünfmal zwei Messer pro Grab eingezeichnet, aus den Beschreibungen geht<br />
aber hervor, dass bei mindestens 15 Gräbern (von 97 beschriebenen) zwei oder drei Messer<br />
vorhanden waren, heute gibt es noch 20 Gräber, in deren Inventar mehr als ein Messer zu finden ist<br />
(drei Messer: A027, A108, C020 zwei Messer: A011, A014, A030, A036, A037, A072, A077, A084,<br />
A091, A106, A118, B138, B146, C008, C011, C025, C030).<br />
362 Klemm 1992, 157.<br />
363 Nebelsick 1997, 97 f.<br />
364 Tomedi 2002, 132 f.<br />
365 Dobiat 1980, 144.<br />
163
Statzendorf<br />
Metall<br />
11.1.7 Pinzette<br />
Eine kleine Bronzepinzette (PA42845) mit nur 4,5 cm Länge stammt aus<br />
Grab A085. Sie besteht aus einem Bronzeband, das in der Mitte rund<br />
gebogen ist und so die Fähigkeit zu federn besitzt. Zwei ganz ähnliche<br />
Objekte sind die Pinzetten aus Grab 44 und 54 von Maiersch. 366<br />
Toilettebesteck, bestehend aus Pinzette, Nagelkratzer und Ohrlöffelchen,<br />
die häufig durch einen Ring zusammengehalten werden, sind aus Ha C<br />
Männergräbern der gesamten Zone nördlich der Alpen gut bekannt. 367<br />
11.1.8 Nähnadeln<br />
Die vier bronzenen Nadeln mit Öhr sind im Durchschnitt 8,7 cm lang (7,5<br />
bis 9,4 cm) und dürften ebenso wie die eisernen Exemplare<br />
(PA38140_A018, PA42718 aus der Nähe des Grabes A056) wohl weniger<br />
als Trachtbestandteil sondern eher als Nähnadel zu interpretieren sein<br />
(PA38228_A013, PA42731c_A061, SH32b_B032, SH37f_B037).<br />
Parallelen zu den Nähnadeln finden sich sowohl im Osten, zum Beispiel in<br />
Loretto, Fundstelle 126, 368 als auch im Westen, zum Beispiel in Linz – St.<br />
Peter, Brandgrab 446. 369<br />
11.1.9 Nadelbehälter (?)<br />
Als Nadelbehälter wird PA38107 aus Grab A014 angesprochen, wenn<br />
auch im Inventar des Grabes keine Nadeln zu finden sind. Das nur<br />
fragmentarisch erhaltene Stück aus sehr dünnem Bronzeblech ist noch 13<br />
cm lang und dürfte zu einem runden Behälter von 1,5 cm Durchmesser zu<br />
rekonstruieren sein. Es ist durch Reihen von Punzen verziert. Die<br />
Blechenden sind auf beiden Seiten einmal umgefalzt und ineinander<br />
gesteckt. Im Gräberfeld von Maiersch, allerdings ohne Grabzusammenhang,<br />
existiert ein ähnliches Objekt. Es wird als 26 cm langer, länglicher<br />
Beschlag aus sehr dünnem Bronzeblech beschrieben, die Oberfläche ist<br />
mit Reihen von getriebenen Buckeln verziert und es konnten Reste einer<br />
Holzunterlage beobachtet werden. F. Berg interpretiert das Objekt als<br />
Dolchscheide. 370<br />
11.2 Tracht und Schmuck<br />
Zu Tracht und Schmuck werden all jene Gegenstände zusammengefasst, die unmittelbar am Körper<br />
oder als Kleidungsapplikation zur Zierde getragen werden.<br />
11.2.1 Anhänger<br />
PA42845_A085<br />
PA38140_A018<br />
PA38107_A014<br />
PA38108_A013 PA45038_C015 PA56153c_D018 SH31c_B031<br />
Nur vier Bronzen können zu den Anhängern gezählt werden. Bei der ersten handelt es sich um einen<br />
länglichen Anhänger aus Grab A013 von 5,9 cm Länge mit 24 runden Buckeln, das obere Ende ist<br />
durchlocht (PA38108). Ein weiteres Klapperblechfragment, PA42911b_A096, wurde in<br />
Zusammenhang mit einer Halbmondfibel gefunden. Anhänger dieser Art sind im gesamten<br />
Hallstattraum weit verbreitet, sie finden als Klapperbleche an kleinen Kettchen oder Ringen bei<br />
Bronzegefäßen, Fibeln und Ringschmuck Verwendung. Während Klapperbleche im Westen eher in<br />
366 Berg 1962, Taf. 13/14, Taf. 19/5.<br />
367 Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 80.<br />
368 Nebelsick 1994a, Taf. 141.<br />
369 Adler 1965, 281, sowie als Streufund, 319.<br />
370 Berg 1962, Taf. 47/1.<br />
164
Statzendorf<br />
Metall<br />
Zusammenhang mit Pferdegeschirr und Wagen auftreten, werden Klapperbeche im Osten der<br />
Hallstattkultur als Schmuck gebraucht. 371 Buckelverzierte Klapperbleche finden sich vor allem nördlich<br />
der Alpen, ihre Zeitstellung innerhalb der Hallstattzeit lässt sich nicht näher eingrenzen, 372 weist aber<br />
einen Schwerpunkt in Hallstatt C2 und D1 auf. 373<br />
Des weiteren stammt eine nur 2,2 cm lange Doppelspirale aus Bronzedraht (PA45038 aus Grab<br />
C015) aus dem Gräberfeld Statzendorf. Doppelspiralanhänger sind selten in funktionalem<br />
Zusammenhang überliefert, wenn doch, sind sie mit einem kleinen Kettchen an einer Fibel angehängt.<br />
Ihr Verbreitungsgebiet zeigt Schwerpunkte im Golaseccagebiet und in Slowenien, an österreichischen<br />
Fundorten sind Hallstatt und Bischofshofen zu nennen. Die Datierung ist zwischen Este II spät und<br />
dem Certosafibelhorizont, also etwa zwischen Hallstatt C2 und D3 anzusetzen. 374<br />
Ein kleines, gewölbtes und durchlochtes Bronzeblech mit einem Durchmesser von etwa 1,7 cm<br />
(PA56153c aus Grab GD18) dürfte als Anhänger getragen oder auf die Kleidung aufgenäht gewesen<br />
sein. Zu den Prunkstücken des Gräberfeldes gehört sicher die kleine Vogelfigur aus Grab B031, von<br />
der offenbar 1904 noch etwas mehr erhalten war als heute (SH31c). 375 Die Figur ist heute noch 4 cm<br />
lang, der etwa 1 cm lange Schnabel ist abgebrochen und fehlt heute. Das Auge ist beiderseits deutlich<br />
ausgearbeitet. Das Ende der Figur war vermutlich als Ring ausgearbeitet, der allerdings ebenfalls<br />
abgebrochen ist. Anhänger mit Wasservögeln sind in der Hallstattkultur weit verbreitet, ein Beispiel<br />
aus Niederösterreich ist Grab 32 von Maiersch. 376 Anhänger, die vermutlich einen Hahn darstellen,<br />
sind aus Most na Soči und Stična bekannt. 377<br />
Bei den Anhängern kann sowohl ein Schmuck- als auch ein Amulettcharakter postuliert werden. 378 Die<br />
Tatsache, dass aus dem Süden eingeführte Anhängerformen im Norden keine nachhaltige Wirkung<br />
hinterließen, veranlasste T. Warneke, von einer geistig-religiösen Eigenständigkeit der Hallstatt- und<br />
Frühlatènekultur auszugehen, zumal etwa ein Fünftel der Anhängerformen bereits aus der Bronzezeit<br />
tradiert ist. 379<br />
11.2.2 Armschmuck<br />
42 Armreifen bzw. Armringe kommen im Bestand des Statzendorfer Gräberfeldes vor. Armreif<br />
bezeichnet ein offenes Objekt, der Armring ist in sich geschlossen. Da keinerlei Befund Hinweise auf<br />
die Trageweise gibt, werden hier alle Funde der oberen Extremität zugewiesen, wenn auch nicht<br />
ausgeschlossen werden kann, dass es sich in manchen Fällen um Fußreifen oder -ringe handelt. Als<br />
Material wurde sowohl Eisen als auch Bronze verwendet.<br />
Die 16 Armreifen aus Eisen sind im Durchschnitt 7,1 cm lang (von 5,6 – 8,3 cm) und 6,6 cm breit<br />
(von 4,4 - 7,6 cm) und besitzen einen runden bis leicht ovalen Querschnitt. Lediglich der bandförmige<br />
Armreif PA38168 aus Grab A032 besitzt einen halbrunden Querschnitt. Seine Enden überlappen sich<br />
leicht und sind nicht weiter verziert. Am ehesten vergleichbar ist ein bandförmiger Armreif mit<br />
überlappenden Enden aus Klein Rust, Grab 13, und ein Exemplar mit ovalem Querschnitt aus<br />
Maiersch, Grab 31. 380 Die Enden aller anderen Armreifen laufen – soweit erhalten – in Kugeln bzw.<br />
Pufferenden aus (BA54_B054, PA38136_A017, PA38139b_A018, PA38139a_A018, PA38150_A023,<br />
PA38168_A032, PA38185_A037, PA38239_A012, PA38240_A023, PA42660_A044, PA42689_A049,<br />
PA45381_C074, PA56132a_GD09, SHoA18_StrfB, SHoA46_StrfB, SHoA58_StrfB). Nach K. Kaus<br />
sind eiserne Pufferringe typisch für die frühen Männergräber in Niederösterreich. 381 Bei fünf<br />
Armreifen ist vor dem Ende eine kleine Verdickung bzw. ein Knoten zu beobachten (PA38139b,<br />
PA38139a, PA38239, SHoA58, PA38136). PA38240 besitzt ein gleichmäßig doppelt verdicktes<br />
Ende.<br />
371 Warneke 1999, 91.<br />
372 Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 53.<br />
373 Warneke 1999, 91.<br />
374 Warneke 1999, 166.<br />
375 Bayer 1904, 60.<br />
376 Berg 1962, Taf. 32/8.<br />
377 Warneke 1999, 125.<br />
378 Pauli 1975.<br />
379 Warneke 1999, 224.<br />
380 Pescheck 1942a, 90.<br />
381 Kaus 1973a, 200.<br />
165
Statzendorf<br />
Metall<br />
Eisenarmreifen: bandförmig mit Pufferenden mit doppelt verdickten Enden<br />
(PA38168_A032) (PA38136_A017) (PA38240_A023)<br />
Die 26 bronzenen Armringe und -reifen können in mehrere Typen gegliedert werden. Die<br />
Bronzearmreifen sind mit einer durchschnittlichen Länge von 6,2 cm (3,8 bis 7,5) und einer Breite von<br />
6 cm (3,5 bis 9 cm) etwas kleiner als die eisernen Exemplare. SH74b aus Grab B074 ist ein 1,2 cm<br />
breiter Blechbandarmreifen mit Hakenverschluß. Er ist mit 6 waagrecht eingeritzten Linien verziert,<br />
der Rand ist mit kleinen Kerben versehen. Die geschlossenen Armringe (PA38196a und b aus Grab<br />
C001, PA38222 aus Grab C014) haben einen Durchmesser von etwa 7 cm und einen runden<br />
Querschnitt. Die ersten beiden sind durch Knoten, der dritte durch Rippen verziert. Bei den Armreifen<br />
mit verdickten Enden (PA38120_A014, PA38190_A039, PA42951_A100, PA45386c_C075,<br />
SHoA04_StrfB, SHoA06_StrfB, SHoA07_StrfB, SHoA11_StrfB) laufen die Enden in Pilz- oder<br />
Kugelform aus, bei drei Exemplaren ist vor dem Ende ein Knoten angebracht. PA38120 ist durch<br />
Knoten verziert, zwischen den Knoten ist der Armreif gerippt. Auch PA38190 und PA42951 sind durch<br />
Rippen verziert. Alle Armreifen dieses Typs besitzen einen runden Querschnitt. Die Armreifen mit<br />
einfachem Ende besitzen zumeist einen runden Querschnitt (PA43030_A110, PA45144_C032,<br />
PA45380_C074, PA56134_GD11, PA86440, SHoA05_StrfB, SHoA10_StrfB), bei drei Objekten ist er<br />
halbrund (PA45376a_C073, PA45376b_C073, PA56135_GD11). Nur ein Armreifen ist gänzlich<br />
unverziert (ShoA05), PA43030 ist lediglich an den Enden gerippt, alle anderen Armreifen weisen<br />
Ritzverzierungen, Knoten oder Rippen auf. Bei den Fragmenten PA38135_A017, PA42912_A096,<br />
PA45180_C037 und PA56133_GD09 kann keine Zuordnung zu einzelnen Typen mehr vorgenommen<br />
werden, da sie durch das Mitverbrennen auf dem Scheiterhaufen zu stark beschädigt wurden.<br />
Bronzearmreifen: Blechband offen mit verdicktem Ende offen mit einfachem Ende Ring<br />
(SH74b_B74) (PA38120_A014) (PA45376a_C073) (PA38196a_C001)<br />
Die Bronzearmreifen sind in neun Fällen glatt, in zwölf Fällen gerippt und in fünf Fällen durch Ritzung<br />
verziert. Runde und leicht ovale Querschnitte kommen ebenso vor wie D-förmige Querschnitte. Das<br />
Spektrum der Bronzearmreifen entspricht im Wesentlichen den in der älteren Hallstattzeit geläufigen<br />
Typen. 382 Die Verteilung der Armreifen nach dem Material innerhalb des Gräberfeldes ist nicht<br />
uninteressant: Während Bronzearmreifen relativ regelmäßig über das Gräberfeld verteilt sind und<br />
auch unkartierter weise sechsmal in Feld B vorkommen, das den nördlichsten Bereich des<br />
Gräberfeldes darstellt, konzentriert sich die Verteilung der Eisenarmreife im mittleren Westbereich des<br />
Gräberfeldes, der Innovationszone, die auch mit der mittleren Phase des Gräberfeldes gleichzusetzen<br />
ist. Drei Eisenarmreifen stammen aus Feld B und konnten daher nicht kartiert werden.<br />
382 Stöllner 2002, 78 ff.<br />
166
Statzendorf<br />
Metall<br />
Abb. 122: Bronzearmreifen<br />
Abb. 123: Eisenarmreifen<br />
11.2.3 Fibeln<br />
25 Objekte konnten als Fibeln oder deren Bestandteile identifiziert werden. Sie sind in Statzendorf<br />
vermutlich ausschließlich Bestandteil der Frauentracht und dienen dem Zusammenstecken des<br />
Gewandes oder des Leichentuches.<br />
11.2.3.1 Harfenfibeln<br />
Der häufigste Typ ist zweifellos die Harfenfibel, die neunmal in Bronze und zehnmal in Eisen gefertigt<br />
vorkommt. 383 Nur eine der bronzenen Harfenfibeln wurde offenbar am Scheiterhaufen mitverbrannt<br />
(PA42911a aus Grab A104), bei den eisernen Exemplaren bzw. Fragmenten kann dies nicht mit<br />
Sicherheit gesagt werden. Die bronzenen Exemplare können der Größe nach in drei Gruppen<br />
eingeteilt werden. Die kleinste Fibel ist nur 3,8 cm lang (PA38163 aus Grab A28), die mittelgroßen<br />
sind zwischen 5 und 6,3 cm lang (PA38226_C001, SH37e_B037, PA56098_GD01, PA56148_GD16,<br />
PA43211b_B142, PA38142_A019) die größten sind 10,2 bzw. 11,5 cm lang (SHoA62_StrfB,<br />
PA42987b_A104). Meist ist der Bügel von rundem Querschnitt, bei SHoA62 und SH37e und PA56148<br />
ist er rautenförmig, bei PA38142 achteckig. Drei Objekte sind am Bügel verziert, und zwar jeweils mit<br />
zwei Gruppen von doppelten, drei oder fünffachen Einritzungen bzw. Rippen. PA38226 weist als<br />
Besonderheit eine Achse auf, die in der Spirale geführt wird und an den Enden eingerollt ist. PA38142<br />
besitzt eine einfache Achse.<br />
P. Beltzer teilt die Fibeln nach ihren Proportionen ein. Zum eher lang gezogenen Typ Hadersdorf zählt<br />
er die Stücke PA38142 und PA43211b. Dem ist noch die Fibel PA56098 anzuschließen. Die<br />
Bezeichnung des Typs legt schon nahe, dass es sich um einen hauptsächlich urnenfelderzeitlichen<br />
Typ handelt, der nur in Bronze vorkommt. Parallelen sind aus Hadersdorf am Kamp, Stillfried,<br />
Zagersdorf, Bad Fischau und Jois bekannt. Der Typ Roggendorf ist im Gegensatz zum Typ<br />
Hadersdorf immer unverziert, klein und besitzt eine gedrungene Form. Er kann auch in Eisen<br />
auftreten. PA38163, PA38226 und SH37e ordnet er diesem Typ zu, hinzuzufügen ist noch PA56148.<br />
Parallelen gibt es aus Roggendorf und Maiersch. Als typologischen Grenzgänger ordnet er das Stück<br />
SHoA62 ein, da es in Proportion und nicht vorhandener Verzierung dem Typ Roggendorf entspricht,<br />
aber größer als üblich ist. 384<br />
Die eisernen Harfenfibeln sind in der Größe ähnlich, die kleine Fibel PA38184 aus Grab A037 ist 4,7<br />
cm lang, die mittelgroße Fibel PA45179 aus Grab C037 ist 7,1 cm lang, die großen Fibeln PA38113a<br />
383 Betzler 1974, 87.<br />
384 Betzler 1974, 86 ff.<br />
167
Statzendorf<br />
Metall<br />
Bronzeharfenfibel Typ Hadersdorf Bronzeharfenfibel Typ Roggendorf Eisenharfenfibel<br />
(PA38142_A019) (PA38226_C001) (PA38113a_A013)<br />
aus Grab A013 und PA45385 aus Grab C075 sind 9,2 bzw. 9,3 cm lang. Von den restlichen<br />
Eisenfibeln existieren nur Fragmente (PA56132b_GD09, PA56150b_GD16, PA38114b_A013,<br />
PA38223_C014, PA38114a_A013, SHoA45_StrfB, PA38209_C009). Auch bei den eisernen<br />
Exemplaren ist der Bügel zumeist rund, außer bei PA45179 und PA45385, die einen rautenförmigen<br />
Querschnitt haben. Bei PA45179 und PA38113a sind die Bügel verziert, bei allen anderen Eisenfibeln<br />
ist durch die Korrosion keine Verzierung mehr erkennbar. Aus Sopron liegt nur eine eiserne<br />
Harfenfibel aus Tumulus 27 vor (2. Gruppe), 385 weitere Exemplare aus Eisen sind aus Klein Rust,<br />
Maiersch, Roggendorf und Röschitz bekannt. 386 Im Südostalpenraum ist am Übergang von der<br />
Urnenfelder- zur Hallstattzeit der "Horizont des eisernen Schmuckes" fassbar, zu dem auch das<br />
Auftreten der eisernen Harfenfibel gerechnet wird. 387 In Statzendorf kommen zweimal zwei<br />
Harfenfibeln in einem Grab vor, es sind die Gräber D016 (ein bronzenes und ein eisernes Exemplar)<br />
und A013 mit zwei eisernen Fibeln. Dieser Befund ist sonst nur aus Maiersch bekannt, 388 üblich ist<br />
jeweils nur eine Fibel. Körpergräber geben Hinweise auf die Trageweise. So lag in Swibie die Fibel auf<br />
der rechten Brustseite, in Grab 3 von Prag-Stresovice auf der linken Schulter 389 . Betrachtet man alle<br />
Harfenfibeln so, dass die Fußspirale links liegt, so ist bei 11 Fibeln, wo dies entschieden werden<br />
konnte, der Bügel oben und die Nadel unten. Bei den Fibeln PA45385, ShoA37e, ShoA45 ist es<br />
jedoch genau umgekehrt. Die verschiedene Ausrichtung der Fußspiralscheibe links bzw. rechts des<br />
Bügels könnte auf verschiedene<br />
Tragweisen an der<br />
linken bzw. rechten Schulter<br />
hinweisen.<br />
Die Verteilung der Harfenfibeln<br />
innerhalb des Gräberfeldes<br />
Statzendorf ist klar<br />
gegliedert: Bronzene Harfenfibeln<br />
sind schwerpunktmäßig<br />
im nördlichen Teil<br />
des Gräberfeldes verteilt,<br />
Abb. 124: Harfenfibeln aus Bronze Abb. 125: Harfenfibeln aus Eisen<br />
das der ältere sein dürfte,<br />
eiserne Harfenfibeln kommen<br />
hingegen im Südteil<br />
des Gräberfeldes vor. Jeweils<br />
eine nicht kartierbare<br />
Fibel aus Bronze und aus<br />
Eisen stammen aus Feld B.<br />
In Mitteleuropa haben Harfenfibeln<br />
drei Verbreitungsschwerpunkte:<br />
Niederösterreich<br />
und das Burgenland,<br />
wo die ältesten Stücke zu<br />
finden sind, Nordostböhmen<br />
385 Eibner-Persy 1980, 50.<br />
386 Pescheck 1942a, 79.<br />
387 Tomedi 1996, 539.<br />
388 Berg 1962, 20.<br />
389 Betzler 1974, 89.<br />
168
Statzendorf<br />
Metall<br />
und Schlesien. Chronologisch betrachtet sind sie eine langlebige Form, die bereits in der jüngeren<br />
Urnenfelderzeit vorkommt und in der frühen- und älteren Hallstattzeit beliebt ist, und zwar sowohl aus<br />
Bronze als auch aus Eisen. Im Laufe der Hallstattzeit ist eine Tendenz zu gedrungeneren Formen,<br />
dem Typ Roggendorf, zu erkennen. 390 Zu Beginn der Hallstattzeit bilden Harfenfibeln den Leittyp, am<br />
Ende der Stufe Ha C2 und zu Beginn von D1 überwiegen Kahnfibeln. 391<br />
11.2.3.2 Bogenfibeln<br />
Aus Grab A014 stammt die bronzene Bogenfibel PA38124a, die nur 3,8<br />
cm lang und 2,3 cm hoch ist. In den hohl gearbeiteten Bügel wurde<br />
offenbar nachträglich der Rahmen aus Draht eingesetzt. In die Mitte des<br />
Bügels eingesetzt befindet sich heute noch ein rechteckiges Stück aus<br />
Bein, in das eine nur etwa 2 mm dicke, runde Bernsteineinlage<br />
eingesetzt ist. Die Einlagen links und rechts des Mittelstückes fehlen, ein<br />
ebenfalls in diesem Grab gefundenes Bernsteinfragment legt nahe, dass<br />
die fehlenden Teile mit Bernstein zu ergänzen wären (PA38124b). Da<br />
der Bügel an der Ober- und nicht an der Unterseite hohl gearbeitet und<br />
außerdem durch Intarsien geschmückt ist, handelt es sich nicht wie an<br />
manchen Stellen in der Literatur angegeben um eine Kahnfibel.<br />
PA38124a_A014<br />
PA42732_A061<br />
PA38194a und b_C001<br />
Eine einfache Bogenfibel aus rundem Bronzedraht stellt das Stück PA42732 aus Grab A061 dar. Sie<br />
ist 6,1 cm lang, die Spirale beinhaltet fünf Windungen und der Nadelrast ist relativ groß. Die Fibel<br />
PA38194a aus Grab C001 ist ebenfalls eine Bogenfibel, besteht jedoch aus rechteckigem, tordiertem<br />
Bronzedraht und besitzt nur zwei Windungen an der Spirale. Sie ist 6,2 cm lang. Auf den Bügel<br />
aufgeschoben war eine große, 7,4 cm lange Bernsteinperle (PA38194b). Die Fibel wurde in der<br />
Halsgegend der Körperbestattung gefunden. Die Fibel mit monolithischem Bernsteinaufsatz wäre<br />
typisch für das Picenum, sie kommt aber auch im liburnischen und japodischen Kulturraum vor. 392<br />
11.2.3.3 Weitere Typen<br />
Weitere Fibeltypen kommen im Gräberfeld Statzendorf jeweils nur<br />
einmal vor. Die verbrannten Fragmente PA42911a und b aus Grab<br />
A096 könnten Teile einer Halbmondfibel sein. Das erste Fragment<br />
ist noch 8,9 cm lang erhalten, an der Oberseite ist das<br />
umgeschlagene Blech mit feinen Ritzlinien verziert, der untere<br />
Bereich ist mehrfach gelocht, in einigen Löchern hängen noch Reste<br />
der eingehängten Kettchen. Das zweite Fragment (PA42911b) ist<br />
PA42911a_A096<br />
ein 2,5 cm großes, ehemals annähernd dreieckiges Bronzeblechfragment,<br />
das mit einem doppelten Kreisauge verziert ist. Die rechte Seite des Fragmentes ist im<br />
Original erhalten, die linke angebrochen. Oben befindet sich die Hälfte des kleinen Loches, mit dem<br />
das Klapperblech in ein Kettenglied eingehängt gewesen ist. Da Nadel, Nadelrast und Schleifen<br />
fehlen, ist eine genaue typologische Einordnung nicht möglich. Ein sehr ähnliches Stück stammt aus<br />
Grab 83 von Maiersch, 393 das zu den einschleifigen Halbmondfibeln zu zählen ist. Auch aus Frög,<br />
Tumulus 234, Grab 1, kann man ein vergleichbares Stück nennen. 394 Fibeln dieser Art sind vor allem<br />
am Caput Adria und im inneralpinen Hinterland verbreitet. Am Caput Adria sind sie vom 9. bis ins 7.<br />
Jh. v. Chr. nachgewiesen, in Hallstatt sind sie in lokalen Variationen bis Ha D gebräuchlich. 395 Der<br />
Ursprung dieser Fibelmode ist im 10. Jh. im ägäischen Raum zu suchen. Halbmondfibeln sind im<br />
390 Betzler 1974, 90 f.<br />
391 Romsauer 1996, 433.<br />
392 Dörrer 2003, 205.<br />
393 Berg 1962, Taf. 23, 1.<br />
394 Tomedi 2002, 175, Taf. 90 B.<br />
395 Teržan 1990, 84.<br />
169
Statzendorf<br />
Metall<br />
gesamten Verbreitungsgebiet fast ausschließlich aus Gräbern von Frauen, Jugendlichen und Kindern<br />
bekannt, die vermutlich eine gehobene, vielleicht auch rituelle Stellung innehatten. Im griechischen<br />
Raum sind sie als Votivgaben in Heiligtümern, die Frauen geweiht waren, bekannt. 396<br />
Die knieförmig geknickte Kahnfibel PA42819 aus Grab A077 besteht<br />
aus Eisen und hat einen längeren Fuß, der mit einem einfachen<br />
Schlußknopf geziert ist. Sie ist an den Seiten ausgezogen und an allen<br />
vier Bügelenden doppelt gerippt. C. Pescheck bezeichnet Fibeln, die<br />
seitlich ausgezogen und mit Knöpfen verziert sind, als Segelfibeln. Fibeln<br />
dieser Art sind auch aus Eisen bekannt, etwa aus Roggendorf und<br />
Röschitz. 397 Die Länge beträgt 6,2 cm. Nach G. Kossack sind Kahnfibeln<br />
typisch für die Stufe Ha D1. 398 Nach G. Mansfeld wäre sie am ehesten<br />
dem Typ K2 zuzuordnen, mit dem Fuß der Variante A und der<br />
Verzierung V3. 399 Ein ähnliches Exemplar mit reicher Ritzverzierung fand<br />
sich im Grab Höchschusterwald 2 der Nekropole von Kleinklein. Es wird<br />
Phase 2 des Gräberfeldes zugeordnet. 400 Kahnfibeln mit rhombischem<br />
Bügel sind in der Golasecca – Gruppe häufig, wie die Kartierungen von<br />
B. Teržan und G. Tomedi zeigen. 401 Die Verzierung der Bügel kann<br />
vielfältig ausfallen. 402<br />
PA42819_A077<br />
Keinem gesicherten Grabverband konnte das Hörnchenfibelfragment<br />
PA56268 zugeschrieben werden. Sie ist eine Variante der Schlangenfibel,<br />
Typ 2 nach G. Mansfeld, und an ihrem aufsteigenden Bügelende<br />
befindet sich ein Paar abgebrochener Hörnchen sowie eine Rosette der<br />
Variante R2. 403 Fibeln dieses Typs werden auch Dragofibeln genannt.<br />
Auch wenn dieser Fund lediglich ein Streufund ist, ist er doch einer der<br />
chronologisch spätesten Typen, die im Gesamtfundverband vertreten PA56268_Strf<br />
sind. Schlangenfibeln breiten sich ab der Stufe D1 von Süddeutschland<br />
aus, werden aber im Nordostalpenraum nur selten in den Trachtbestand<br />
integriert. Bei der Hörnchenfibel mit Rosettenbesatz handelt es sich um<br />
ein Exemplar der älteren Variante. Weitere Funde von Schlangenfibeln<br />
im Nordostalpenraum stammen aus Smolenice, Sághegy und<br />
Doubravice. 404<br />
Mit einiger Vorstellungskraft könnte man in den Fragmenten von<br />
gewundenem Bronzedraht SH32 c aus Grab B032, die es zusammen auf<br />
eine Länge von ca. 6 cm bringen, eine Schleifenbogenfibel sehen.<br />
Neben mittlerweile sechs Funden aus dem Gräberfeld von Hallstatt sind SH32c_B032<br />
nur wenige Fibeln diese Typs bekannt, etwa aus der Region Trient und<br />
aus Trzišče im Innerkrain. Eine Datierung dieser Einzelfunde ist derzeit<br />
nicht möglich. 405 P. Betzler hält das Stück möglicherweise für eine<br />
Drahtbügelfibel vom Typ Hanau, die er zur Frauenausstattung zählt.<br />
Fibeln dieses Typs sind vor allem von der Mündung zum Mittellauf des<br />
Mains verbreitet, als Datierung schlägt er die Stufe Gammertingen vor,<br />
die der Endstufe der älteren Urnenfelderzeit entspricht. 406<br />
C. Pescheck erwähnt in seiner Habilschrift das Fragment einer Watscher Fibel mit geknotetem<br />
Bügel 407 , erwähnt aber leider mit keiner Angabe die Grabzugehörigkeit. Nach L. Nebelsick stammt das<br />
Stück aus Grab B070 408 . Das Stück konnte im gesichteten Material nicht wiedergefunden werden.<br />
396 Teržan 1990, 86 ff.<br />
397 Pescheck 1942a, 77.<br />
398 Kossack 1959, 32.<br />
399 Mansfeld 1973, 20 f.<br />
400 Dobiat 1980, 146, Taf. 2.<br />
401 Teržan 1990, 217, Karte 13; Tomedi 1992, 611.<br />
402 Tomedi 2002, 177.<br />
403 Mansfeld 1973, 8 f.<br />
404 Romsauer 1996, 433.<br />
405 Glunz 1997, 27.<br />
406 Betzler 1974, 40 f.<br />
407 Pescheck 1942a, 74, Taf. 26/8.<br />
408 Nebelsick 1994a, 80.<br />
170
Statzendorf<br />
Metall<br />
Neben dem üblichen Vorkommen im Südostalpenraum sind Stücke dieses Typs aus Maiersch und<br />
Loretto bekannt. 409<br />
In Kleinklein ist die Fibeltracht im älteren Horizont kennzeichnend für die Frauentracht, während<br />
Männer mit Mehrkopfnadeln ausgestattet sind, im jüngeren Horizont tragen auch Männer Fibeln. 410 Im<br />
Gegensatz zu P. Betzler vertritt G. Tomedi die Ansicht, dass zumindest die Harfenfibeln diagnostisch<br />
für Frauengräber zu werten sind. 411 Zur Frage der Geschlechterrelevanz der Fibeln und anderen<br />
Trachtbestandteilen siehe Kapitel „Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechsbestimmung“.<br />
11.2.4 Gürtel<br />
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden in zehn Gräbern Objekte gefunden, die sich mit mehr oder<br />
weniger großer Sicherheit den Gürteln zuordnen lassen. Dabei ist die Varietät der Funde auffällig.<br />
Während nur ein einziger Bronzeblechgürtel erhalten ist, begegnen häufiger die metallenen<br />
Endbeschläge organischer Gürtel, die Gürtelhaken. Das Gegenstück zur Befestigung des Hakens auf<br />
der gegenüberliegenden Seite ist üblicherweise ein Ring, der jedoch nur in seltenen Fällen erhalten<br />
ist.<br />
PA38195_A014<br />
Der einzige Bronzeblechgürtel (PA38195) stammt aus Grab A014. Er ist 108,5 cm lang und 6,5 cm<br />
breit und besteht aus drei Teilen. Das breite Blechband ist mit großteiligen Mustern aus Ringbuckeln,<br />
großen Buckeln und Perlbändern verziert. Der T-förmige Gürtelhaken ist aus etwas dickerem Blech<br />
und mit Ziselier verziert. Der Gürtel ist durch ein angenietetes Blechband, das mit Löchern versehen<br />
ist, verschließ- und verstellbar, einige Löcher wurden sichtlich auch mehr beansprucht als andere.<br />
Nach I. Kilian-Dirlmeier ist er namengebend für den Typ Statzendorf, dem noch drei Exemplare aus<br />
Hallstatt und eines aus Traubing zugeordnet werden. Kennzeichnend für den Typ ist der<br />
Dekorwechsel. „Vom Hakenende ausgehend ist ein Teil mit einem in Blechbreite angelegten,<br />
kontinuierlichen Muster oder mit großen geschlossenen Feldern verziert; auf dem restlichen Teil sind<br />
in einer Länge, die selbst bei geschlossenem Gürtel nicht durch das Übergreifen verdeckt wird,<br />
Einzelmotive zu mehreren Horizontalreihen angeordnet.“ Sie werden in die Stufe Hallstatt D1<br />
datiert. 412 Das Dekor der Gürtel ist allerdings jeweils sehr unterschiedlich. Der Statzendorfer Gürtel<br />
wird der Stilgruppe B der Blechgürtel zugeordnet, deren Dekor sich ausschließlich aus Buckeln<br />
unterschiedlicher Größe aufbaut, wobei beim Statzendorfer Exemplar noch Doppelringbuckel als<br />
Zwickelmotiv vorkommen. Die Werkstatt ist nach I. Kilian-Dirlmeier im Bereich des Osthallstattkreises<br />
zu suchen, etwa in der Steiermark oder in Slowenien. 413 Das vorherrschende, spitzovale<br />
Verzierungsmotiv dürfte einzigartig in Mitteleuropa sein, es zeigt laut O. Dörrer in seiner Verzierung<br />
Hallstätter Einfluss, der Verschluss mittels zusätzlichem Blechstreifen ist bei den Vertretern aus<br />
Hallstatt nicht zu beobachten. 414 Der Gürtel war am Fußende der Körperbestattung niedergelegt, also<br />
nicht in Trachtlage. In der Regel werden die Blechgürtel im Bereich der Hüfte gefunden, quer über<br />
dem Vorderleib, der Verschlusshaken sitzt seitlich über der Hüfte. 415 Ein weiterer Bronzeblechgürtel<br />
wurde in jüngerer Zeit in Franzhausen gefunden. Es handelt sich um einen zweiteiligen, mit Ziernieten<br />
und Ornamenten verzierten Blechstreifen, der offenbar auf einem Lederträger fixiert gewesen sein<br />
musste. 416 Aus Loretto ist ein dem Statzendorfer Exemplar ähnlicher, durch Feuer stark in<br />
Mitleidenschaft gezogener Blechgürtel mit ähnlichem, jedoch gröber ausgeführtem Muster bekannt,<br />
ebenso wie weitere Fragmente von Blechgürteln aus Loretto. 417 Das Verbreitungsgebiet der<br />
Bronzeblechgürtel ist im Allgemeinen eindeutig der Westhallstattkreis. In der "Grauzone" zwischen<br />
409 Pescheck 1942a, 73 f.; Nebelsick 1994a, 80, Taf. 137.<br />
410 Dobiat 1980, 145.<br />
411 Tomedi 2002, 172, Betzler 1974, 90.<br />
412 Kilian-Dirlmeier 1972, 91 f.<br />
413 Kilian-Dirlmeier 1972, 119.<br />
414 Dörrer 2002, 10.<br />
415 Kilian-Dirlmeier 1972, 124.<br />
416 Neugebauer 1997, 180 ff.<br />
417 Nebelsick 1994a, 98 f., Taf. 107.<br />
171
Statzendorf<br />
Metall<br />
Ost- und Westkreis wurde ein Gürtel aus Amstetten gefunden. 418 Parallelen zum Blechgürtel stammen<br />
aus dem Gräberfeld Hallstatt, Grab 9 und 367, sowie Taubing Hügel 11. Gürteln diese Typs werden<br />
gewöhnlich in die Stufe Ha D datiert. 419 T. Stöllner sieht in den schmäleren, ostalpinen Blechgürteln<br />
mit zungenförmigen Befestigungshaken Vorläufer der breiten Ha D1-zeitlichen Gürteln, deren<br />
Verbreitungsgebiet östlicher gestreut ist. 420 L. Nebesick spricht sich ebenfalls für das Tragen von<br />
Blechgürteln bereits in der älteren Hallstattzeit aus. 421<br />
Eine ähnliche Hakenform besitzt der doppelkreuzförmige Bronzegürtelhaken PA38195 aus Grab<br />
C001, er ist 13,4 cm lang und 6,6 cm breit, aus Bronzeblech gefertigt und mit Kreisaugen verziert. Das<br />
Stück besteht aus zwei Teilen, die durch einen Niet zusammengehalten werden, offenbar eine<br />
Reparatur, und war mit zwei weiteren Nieten am Gürtel aus organischem Material befestigt. Eine<br />
Parallele zu diesem Stück ist aus Au am Leithagebirge bekannt. 422 Der Gürtelhaken aus Statzendorf<br />
ist allerdings aus einem Blechstück geschnitten und nicht gegossen wie sein zweiter Vertreter im<br />
Nordostalpenraum. Er lässt einen fertigungstechnischen Einfluss aus Hallstatt erkennen. 423 B. Teržan<br />
veröffentlichte eine Verbreitungskarte dieses Typs, 424 der offensichtlich im Drau-/Savegebiet am<br />
geläufigsten ist. Als Gegenstück zur Befestigung des Hakens kommen einer oder mehrere der Ringe<br />
PA38197a und b, PA38198 a und b und PA38199 in Frage.<br />
PA38195_C001 PA45067b_C021 PA42976b_A104<br />
Mit 5 cm Breite etwas kleiner, aber in der Länge auch nicht vollständig erhalten, ist PA45067b aus<br />
Grab C021. Der Gürtelhaken ist am Rand mit kleinen Punkten verziert, auf dem Blech befinden sich<br />
Punzen, die mit kleinen Einstichen umgeben sind. Befestigt war er ebenfalls mit Bronzenieten. Zum<br />
Einhängen des Gürtelhakens gehört der Ring PA45067a. Ein sehr ähnliches Stück ist aus Loretto,<br />
Grab Fundstelle 120, bekannt. 425 Das durch Verbrennen in Mitleidenschaft gezogene Bronzefragment<br />
PA42976b aus Grab A104 könnte analog zum eisernen Vertreter PA38115a ein Drahtgürtelhaken<br />
sein, der aus einem runden Bronzestab doppelt zusammengebogen wurde. Das erhaltene Fragment<br />
ist noch 4,2 cm lang.<br />
Zu den eisernen Gürtelhaken zählt der Drahtgürtelhaken PA38115a aus Grab A013. Er besteht aus<br />
einem am Hakenende doppelt genommenen, runden Eisenstab von 0,4 cm Dicke, der sich am Ende<br />
verzweigt. Er ist 10,6 cm lang. Aus dem selben Grab stammen zwei Bronzeringe mit dreieckigem<br />
Querschnitt, die zur Befestigung des Hakens gedient haben könnten. Nur noch 4,2 cm erhalten ist das<br />
Fragment eines ähnlichen Stückes aus Bronze (PA42976b aus Grab A104), das durch Feuer<br />
beschädigt wurde.<br />
Ebenfalls aus Eisen ist der rhombische Gürtelhaken PA43255 aus Grab B148. Er ist vollständig<br />
erhalten und 14,2 cm lang. Das rhombische Blatt mündet bei diesem Typ in einen runden Stab, der in<br />
einen Schlitz des organischen Gürtels gesteckt werden konnte und so als Achse diente. Zum selben<br />
Typ könnte das Fragment PA56081 aus Grab C084 gehören, das jedoch weniger rhombisch als<br />
lanzettförmig geformt ist und nur bis zu einer Länge von 8,4 cm erhalten ist. Rhombische<br />
Eisengürtelhaken datieren in die frühe Stufe Ha D1. 426<br />
418 Stifft - Gottlieb 1931, 295, Taf. 2.<br />
419 Kilian-Dirlmeier 1972, 91.<br />
420 Stöllner 2002, 94.<br />
421 Nebelsick 1994a, 100.<br />
422 Serascin 1929, 229 ff.<br />
423 Dörrer 2002, 10.<br />
424 Teržan 1990, 211, Karte 3.<br />
425 Nebelsick 1994a, Taf. 138.<br />
426 Dušek 1974, 148; Dušek 1984, Taf. 118/14.<br />
172
Statzendorf<br />
Metall<br />
PA38115a_A013 PA43255_B148 PA42817d_A077<br />
PA38203_C003 PA56081_C084 PA86353_D018<br />
Der noch 11,3 cm lange, aber nur 2 cm schmale eiserne Gürtelhaken PA42817d aus Grab A077 ist<br />
hingegen von rechteckiger Form. Aus dem selben Grab stammen drei weitere, hakenförmige<br />
Eisenobjekte (PA42817a-c), die vielleicht zum selben oder anderen Gürteln gehören könnten.<br />
Ein T-förmiger Gürtelhaken aus Eisen stammt aus Grab C003 (PA38203), es besteht aus zwei<br />
Blechen, aufgrund des mäßigen Erhaltungszustandes ist über die Verbindung der Bleche nichts zu<br />
sagen. Er ist fast vollständig erhalten und misst 8,4 mal 5,6 cm. Möglicherweise handelt es sich bei<br />
dem Eisenblechfragment PA56081 aus Grab C084 ebenfalls um einen Gürtelhaken. In der Form<br />
erinnert er am ehesten an den rhombischen Gürtelhaken, das Blatt ist jedoch runder ausgeführt.<br />
Ungewöhnlich sind die zwei Niete in der Mitte des Blattes. Ein 3,8 cm langer, schmaler Eisenhaken<br />
(PA86653), dessen rundes Ende durch einen Eisenniet befestigt war, fand sich in Grab D018, auch er<br />
könnte Bestandteil eines Gürtels gewesen sein.<br />
Gürtelbeschläge und -fragmente sind aus zahlreichen Gräbern der Kalenderberggruppe bekannt,<br />
nach K. Kaus 427 sind sie typische Bestandteile der Frauentracht. Neben der praktischen Funktion ist<br />
noch auf die Funktion eines Status-, Berufs- bzw. Herrschaftssymbols des Gürtels im Osthallstattkreis<br />
hinzuweisen. 428<br />
11.2.5 Halsreifen<br />
Von den Halsreifen können nur drei Objekte einzelnen Gräbern zugeordnet werden. Bis auf den<br />
eisernen Halsreifen PA38138 aus Grab A018 bestehen alle Halsreifenfragmente aus Bronze.<br />
PA38138 ist ein einfacher, unverzierter Ösenreif mit eingerollten Enden und rundem Querschnitt, er<br />
misst 14,4 mal 18,8 cm. Vergleichsstücke finden sich im Südostalpenraum, etwa in Frög. G. Tomedi<br />
zählt Halsreife dieser Art zu den Leitformen des „Horizontes des eisernen Schmuckes“ und datiert sie<br />
nach Ljubljana II b. 429<br />
Von den bronzenen Objekten sind nur Fragmente vorhanden, auch ihre Enden sind, soweit<br />
ersichtlich, eingerollt. PA38232 und SH032a aus Grab B032 sind tordiert, wenn auch in<br />
unterschiedlicher Technik. PA42688 aus Grab A048 ist geknotet und weist zwischen den Knoten<br />
Ritzverzierungen in Form von einfachen Strichbündeln und schraffierten Dreiecken auf. ShoA55 und<br />
ShoA56 sind leicht gerippt und in den Vertiefungen jeweils mit eingeritzten Strichbündeln versehen,<br />
PA38233a und b, ShoA014 w und x weisen ebenfalls Bündel von Ritzlinien auf. Lediglich ShoA014y<br />
und z sind unverziert.<br />
Aus dem Gräberfeld von Sopron kommen sowohl glatte Halsreifen mit Ritzverzierung, als auch<br />
geknotete Objekte, ebenfalls mit zusätzlicher Ritzverzierung vor, eine vollständige Entsprechung gibt<br />
es aber nicht. Weitere ähnliche Stücke stammen aus Fischau, Klein Rust und Gemeinlebarn. 430 Nach<br />
427 Kaus 1975, 107.<br />
428 Rebay 2001, 92.<br />
429 Tomedi 2002, 193 f.<br />
430 Pescheck 1942a, 87 f.<br />
173
Statzendorf<br />
Metall<br />
G. Kossack werden die geperlten Halsreifen mit Strichbündeln in Vace IIa, das mit Ha C2/D1<br />
parallelisiert wird, gestellt. 431 Während Ringschmuck zur „vollständigen Frauenausstattung“ gehört,<br />
kommen Halsreifen in Frauengräbern selten vor und dürften die hohe soziale Stellung der Toten<br />
kennzeichnen. 432<br />
11.2.6 Nadeln<br />
glatt tordiert geritzt<br />
(PA38138_A018) (PA38232_Strf) (PA42688_A049)<br />
48 Nadeln konnten im Bestand des Gräberfeldes von Statzendorf eindeutig identifiziert werden, 36<br />
aus Bronze und zwölf aus Eisen.<br />
Charakteristisches Merkmal der Mehrkopfnadeln ist das durch zwei bis vier kugelförmige<br />
Verdickungen gegliederte Oberteil. Die Mehrkopfnadel SH49f_B049 ist aus Bronze und hat drei<br />
Köpfe, eine Faltenwehr und ist unterhalb des schrägen Knicks abgebrochen. Ein grazileres Exemplar<br />
diese Typs, PA42741a_A061, ist nur 6,6 cm lang und besitzt drei Köpfe. PA38153_A027 ist in ihrer<br />
vollständigen Länge von 10,2 cm erhalten. Sie besitzt einen pilzförmigen Kopf, am Hals zwei etwas<br />
kleinere Knoten und eine kegelförmige Faltenwehr, unter dieser ist die Nadel leicht abgeknickt. K.<br />
Kaus wertet sie als Übergangsform zwischen den Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr und den echten<br />
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr. 433 Die Mehrkopfnadel ist typisch für die Hallstattzeit, ihre ältere Form<br />
ist die Mehrkopfnadel ohne Faltenwehr, beide Formen treten aber auch parallel und bis in die jüngere<br />
Hallstattzeit auf. 434 Sie ist im ostalpinen Bereich verbreitet und erreicht die größte Verbreitungsdichte<br />
in der Gegend um Este und St. Lucia mit nördlichen Ausläufern nach Kärnten und Oberösterreich und<br />
in Slowenien um Save und Drau. 435 Vergleichbare Funde sind aus Maiersch, Schandorf, Bad Fischau,<br />
Kleinklein, Frög und Jois bekannt. 436 Die beiden erhaltenen eisernen Mehrkopfnadeln<br />
(PA42877_A091, PA45414_C081) sind nicht in ihrer vollständigen Länge erhalten, trotzdem kann man<br />
auch bei diesen Fragmenten einen Knick beobachten. Mehrkopfnadeln sind hauptsächlich im<br />
Ostalpenraum und in der padanischen Ebene üblich, sie zeigen die stärkere Hinwendung der<br />
männlichen Bevölkerung zu italischen Einflusssphären. 437<br />
Zu den Rippenkopfnadeln zählt eine breite Skala von Nadeln, die als gemeinsames Merkmal einen<br />
aus Rippen und Wülsten bestehenden Kopf besitzen. Die Rippenkopfnadeln aus Bronze<br />
(PA38227_A024, PA43006_A106, PA43047_A115, PA45107_C028, SH35b_B035, SH49d_B049,<br />
SHoA17_StrfB, SHoA30_StrfB) sind im Durchschnitt 11,3 cm lang (9,4 bis 13 cm), der keulenförmige<br />
Kopf ist zart gerippt, in vier Fällen doppelt, und in je einem Fall 4-, 6- und 13-mal. In Bayern kommt die<br />
Rippenkopfnadel mit Schwanenhals gemeinsam mit der Schälchenkopfnadel auf, ist also ebenfalls<br />
ans Ende der späten Urnenfelderzeit und den Beginn der Hallstattzeit anzusetzen, 438 die<br />
hallstattzeitlichen Stücke sind jedoch zierlicher als die der Urnenfelderzeit. Für die Rippen-,<br />
Schälchen- und Spiralkopfnadeln finden sich zahlreiche westliche Analogien. 439 Zur Variante der<br />
Nadeln mit geripptem Kopf ohne ausgeprägtem Abschluss zählt SH35b. Diese Variante ist<br />
möglicherweise von der Vasenkopfnadel abgeleitet, die vom Ende der jüngeren Urnenfelderzeit bis<br />
zur älteren Hallstattzeit datiert. Sie ist in ganz Mitteleuropa und im nordischen Kulturkreis verbreitet,<br />
ihre Verbreitung deckt sich mit jener der Vasenkopfnadeln und später Schälchenkopfnadeln. Ähnlich<br />
431 Kossack 1959, 43.<br />
432 Teržan 1995, 95.<br />
433 Kaus 1973a, 202.<br />
434 Říhovský 1979, 234 f.<br />
435 Gabrovec 1968, 175 ff.<br />
436 Říhovský 1979, 233 f.<br />
437 Nebelsick 1996, 350.<br />
438 Kaus 1973a, 201.<br />
439 Torbrügge 1992, 466.<br />
174
Statzendorf<br />
Metall<br />
Stücke sind in Niederösterreich aus Hadersdorf, Limberg, Thunau und vom Oberleiserberg bekannt. 440<br />
Die Variante Býčí skála ist eine etwas massivere Rippenkopfnadel mit ausgeprägt kugeligem Kopf und<br />
mit Rippen und Wülsten verziertem Hals. Aus Statzendorf sind die Stücke PA45106 und SHoA30<br />
dieser Variante zuzuordnen. SHoA30 hat am Hals direkt unterhalb des Kopfes einen kleinen Knoten.<br />
Diese Nadelvariante ist relativ selten. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in Südmähren,<br />
Niederösterreich und dem Burgenland. Stücke der Variante Býčí skála stammen aus Býčí skála,<br />
Jaroměřice nad Rokytnou und Thunau. Eine gute Parallele zur Nadel SHoA30 wurde in Brandgrab 3<br />
vom Gilgenberg in Oberösterreich entdeckt. Die Datierung ist älter- bis junghallstättisch. 441 Die<br />
Variante Statzendorf besitzt ein stumpfwinkelig abgebogenes Schaftoberteil. Zu ihr zählen die Stücke<br />
PA38227, PA45107, PA43006, PA43047, SHoA17 und SH49d. Nach der Kopfform sind diese Nadeln<br />
den Rippenkopfformen anzuschließen, die knieförmige Biegung ist nur in Mähren, Niederösterreich<br />
und dem Burgenland verbreitet, sie wird zumeist als lokale Variante der Stufen- und<br />
Schwanenhalsnadeln gedeutet. Weitere Beispiele dieser Variante stammen aus Bad Fischau, Loretto<br />
und Gemeinlebarn. Sie gehören der älteren Hallstattzeit an. 442 O. Dörrer hat diesen Typ aber jüngst<br />
mit den Nadeln vom Typ Molaroni in Verbindung gebracht, die im nördlichen Picenum während des 8.<br />
und 7. Jahrhunderts verbreitet waren. Der typologische Einfluss der Nadeln aus Italien soll zur<br />
Angleichung lokaler Formen an ein picenisches Vorbild geführt haben. 443<br />
Die Vasenkopfnadel (SH34d_B034) hat einen unausgebildeten Hals, einen geknickten Vasenkörper<br />
und Miniaturkopf. Nadeln mit Miniaturvasenkopf erscheinen später als die mit großem Kopf, erstmals<br />
nachweisbar sind sie im Velaticer – Podoler Übergangshorizont, ihre Blütezeit läuft bis zur späten<br />
Urnenfelderzeit, sie kommen aber auch in der Hallstattzeit vor. Während die Nadeln mit gut<br />
ausgebildetem Vasenkopf und reicher Verzierung des Schaftes älter sind, bilden Nadeln mit<br />
degeneriertem Vasenkopf und unverziertem Schaft eine jüngere Gruppe der älteren Eisenzeit. Die<br />
Nadel aus Statzendorf entspricht den genannten Degenerationserscheinungen. W. Kimmig spricht sie<br />
in Süddeutschland als Leitform der jüngeren Urnenfelderkultur, des jüngeren Ha B an. 444<br />
Vasenkopfnadeln kommen häufig vor und streuen weit im mitteleuropäischen Raum. Die besten<br />
Parallelen dieser Variante finden sich in der Siedlung Jaroměřice nad Rokytnou in Mähren und in<br />
Brandgräbern von Hadersdorf und Wien Leopoldsberg. 445 Die Vasenkopfnadel PA42676_A047 ist<br />
11,4 cm lang und am Hals geknickt. Die nur fragmentarisch erhaltene Nadel PA45106_C028 ist<br />
unterhalb des Kopfes doppelt geknotet. Auch sie dürfte dem Typ der Vasenkopfnadel zuzuordnen<br />
sein.<br />
Zu den Kugelkopfnadeln zählt die Schwanenhalsnadel mit gedrücktem Kugelkopf PA38152_A024.<br />
Sie ist in ihrer vollständigen Länge erhalten und 6 cm lang. Sie besitzt ein zweifaches, in Form eines<br />
Schwanenhalses gebogenes Schaftoberteil, der Kopf ist mehr oder weniger gedrückt kugelig, dicht<br />
unter dem Kopf sitzt eine kleine Rippe und der Kopf weist schräg nach oben. Mit Sicherheit kommen<br />
die Schwanenhalsnadeln ab der älteren Hallstattzeit vor, vereinzelt bis in die frühe Latènekultur.<br />
Parallelen der älteren Eisenzeit stammen aus St. Andrä; Doloplazy und Drysice sind Belege für ein<br />
Vorkommen im jüngerhallstättischen Kontext. 446 Schwanenhalsnadeln sind weit verbreitet in Mittelund<br />
Nordeuropa, der Schwerpunkt dieser Variante liegt im zentralen Mitteleuropa, Niederösterreich ist<br />
das südöstlichste Verbreitungsgebiet. 447 Der oben gerade abschließende Kopf von PA45237_C046<br />
trägt an der Oberseite ein eingeritzes Kreuz, der Rand ist schräg geritzt. Sie gehört zu den Nadeln mit<br />
eingeflachtem Kugelkopf. 448 Dieser Typ erscheint erstmals in der Stufe Velatice I und ist in der<br />
jüngeren Urnenfelder- und älteren Hallstattzeit vorherrschend, zur Datierung also unbrauchbar. Die<br />
ähnlichsten Stücke stammen aus einem Brandgrab der älteren Urnenfelderzeit aus Oberzeiring 449 ,<br />
weitere Exemplare diese Typs fanden sich in Gemeinlebarn, Getzersdorf, Maiersch und Hadersdorf. 450<br />
SH38b aus Grab B038 ist eine eiserne Kugelkopfnadel mit einfachem Pilzkopf und geknotetem Hals.<br />
Sie erinnert an die Armreifen mit Pufferenden, die in gleicher Weise ausgeführt sind.<br />
Rollenkopfnadeln mit geradem Schaft kommen in zwei Fällen vor, eine ist unverziert mit rundem<br />
Querschnitt und 9 cm Länge (SHoA61_B031), die andere besitzt einen rechteckigen Querschnitt,<br />
440 Říhovský 1979, 218 ff.<br />
441 Říhovský 1979, 221 f.<br />
442 Říhovský 1979, 222 f.; Nebelsick 1994a, 82 f.<br />
443 Dörrer 2003, 205.<br />
444 Kimmig 1940, 109.<br />
445 Říhovský 1979, 198 ff.<br />
446 Říhovský 1979, 224 f.<br />
447 Říhovský 1979, 225 ff.<br />
448 Říhovský 1979, 124 ff.<br />
449 Říhovský 1979, 128<br />
450 Říhovský 1979, 127 f.<br />
175
Statzendorf<br />
Metall<br />
Torsion und 8,2 cm Länge (SHoA28_StrfB). Haken und Rollenkopfnadeln haben eine lange Laufzeit<br />
von der älteren Bronzezeit bis zur Hallstattzeit, ihre Form unterliegt aber gewissen Wandlungen. Bei<br />
einigen Stücken lässt sich die Zeit ein wenig eingrenzen, im Statzendorfer Fall aber nicht.<br />
Rollenkopfnadeln kommen in fast ganz Europa vor. 451 Rollenkopfnadeln mit tordiertem Schaft werden<br />
nach G. Kossack in die Mindelheimphase datiert 452 , nach J. Říhovský ist die Torsion des Schaftes<br />
aber kein chronologisch relevantes Merkmal. Parallelen im niederösterreichischen Raum sind für das<br />
Modell mit unverziertem Schaft aus Maissau, Maiersch, Eggenburg und vom Oberleiserberg<br />
bekannt, 453 Nadeln mit tordiertem Schaft aus Böheimkirchen, Leoben – Donawitz und ebenfalls vom<br />
Oberleiserberg. 454 Im Tumulus 103 von Sopron konnte noch der Kopf einer Bronzenadel mit<br />
eingerolltem Kopf geborgen werden, A. Eibner datiert das Stück in ihre zweite Gruppe, die in etwa mit<br />
Ha C1 gleichzusetzen ist. 455 W. Torbrügge kritisiert die Datierung A. Eibners und nimmt für die<br />
Rollenkopfnadel ein älteres Alter (ab Ljubljana I bzw. Vače Ia, nach konventioneller Gleichung mit Ha<br />
B1 bis Ha B3 gleichzusetzen) an. 456 Vermutlich dürfte sich bestätigen, was G. Tomedi schreibt: „Diese<br />
Nadelform ist in ihrer Zeitstellung kaum näher zu präzisieren.“ 457<br />
Die beiden bronzenen Schälchenkopfnadeln sind beide unterhalb des Halses geknotet, sie weisen<br />
eine Länge von 10,1 bzw. 10,2 cm auf (PA38149_A023, SHoA29_StrfB). Schälchenkopfnadeln gibt es<br />
bereits in der späten Urnenfelderzeit und werden in der frühen Hallstattzeit weitergeführt. 458 Bei den<br />
beiden Statzendorfer Exemplaren handelt es sich um jüngere Schälchenkopfnadeln mit geradem<br />
Schaft. Sie besitzen einen kleinen Kopf von der Form eines Kugelabschnittes, der oben schalenförmig<br />
eingetieft ist, und dicht unterhalb des Schaftes eine Rippe. Vorläufer dieser Variante sind Nadeln mit<br />
Schälchenkopf und großen Schaftrippen. Die Mehrzahl der Schälchenkopfnadeln wird in ältere<br />
Hallstattzeit datiert, es gibt aber auch Belege für die jüngere Hallstattzeit und Periode VI. Sie sind in<br />
Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. In Südwest- und Süddeutschland kommen sie vereinzelt vor, in<br />
Oberfranken und der Oberpfalz sind sie geläufige Typen der Hallstattzeit. Die nächsten Parallelen zu<br />
den Statzendorfer Exemplaren stammen aus Sobúlky in Mähren und Linz – St. Peter. 459<br />
Die bronzene Nadel mit Doppelspiralkopf PA38148 aus Grab A023 ist ein ungewöhnlicher Typ für<br />
den Kalenderbergraum. Sie ist nur 10,2 cm lang, die Doppelspirale ist 1,6 cm breit, darunter ist der<br />
Hals doppelt gerippt. Das Schaftoberteil verzweigt sich in zwei Drähte mit rundem Querschnitt, von<br />
denen jeder eine flache Spirale bildet, die brillenartig angeordnet sind. Nadeln dieses Typs sind relativ<br />
selten und dünn gestreut über weite Teile der östlichen Hälfte Mitteleuropas, ihr Ursprung wird zum<br />
einen in Großpolen gesucht, 460 zum anderen aber auch als Imitation der Nadeln mit großen Spiralen,<br />
die im oberösterreichischen und Salzburger Raum verbreitet sind, gesehen. 461 Doppelspiralnadeln<br />
stellen eine charakteristische Leitform der mittleren Hallstattzeit (Ha D1) im Inn-Salzach-Gebiet dar. 462<br />
Nach K. Kaus entwickelt sich die Nadel mit Doppelspiralkopf aus der einfachen Spiralkopfnadel des<br />
B3 Horizontes. 463 Eine vergleichbare Nadel stammt aus Dobšice in Mähren, deren Beifunde sind nicht<br />
gesichert. Für das Statzendorfer Exemplar wird eine älterhallstattische Datierung angenommen, ein<br />
Fund zweier ähnlicher Nadeln aus Schleedorf in Salzburg gemeinsam mit einem eisernen,<br />
rhombischen Gürtelhaken bezeugt ein Vorkommen in jüngeren Komplexen. 464<br />
Die Nadel mit senkrechtem Scheibenkopf (PA38133 aus Grab A017) ist im Kalenderbergraum<br />
ungewöhnlich und am ehesten mit nordischen Fibelformen vergleichbar. 465 Sie ist 12,1 cm lang und<br />
besitzt eine große, flache oder leicht gewölbte Kopfscheibe, die aus massivem Bronzeblech besteht<br />
und durch konzentrisch eingeritzte Kreise den Eindruck einer Spirale erweckt. Der Durchmesser der<br />
Scheibe beträgt 3,7 cm. Der Schaft ist dicht vor dem Ansatz der Kopfscheibe rechtwinkelig<br />
abgebogen. Nach J. Říhovský ist sie eine charakteristische Form des nordischen Kulturkreises und<br />
451 Říhovský 1979, 138 ff.<br />
452 Kossack 1959, 17 ff.<br />
453 Říhovský 1979, 142.<br />
454 Říhovský 1979, 143.<br />
455 Eibner-Persy 1980, 50, Taf. 71/4.<br />
456 Torbrügge 1992, 477.<br />
457 Tomedi 2002, 167.<br />
458 Kossack 1959, Taf. 36.<br />
459 Říhovský 1979, 216 f.<br />
460 Říhovský 1979, 228 f.<br />
461 Nebelsick 1997, 95.<br />
462 Stöllner 2002, 49 f.<br />
463 Kaus 1973a, 200.<br />
464 Říhovský 1979, 228 f.<br />
465 Nebelsick 1997, 95.<br />
176
Statzendorf<br />
Metall<br />
kommt in Mitteleuropa nur vereinzelt vor. Sie datiert in die IV bis VI Periode und kommt besonders<br />
häufig in Periode V vor. Statzendorf ist eine lokale Variante, die an nordische Formen anknüpft. 466<br />
Elf Nadelfragmente aus Bronze (PA38111a_A013, PA38111b_A013, PA38186_A037, PA42783a_<br />
A071, PA42813b_A076, PA45189_C039, PA56087_C085, SHoA31_StrfB, SHoA32_StrfB, SHoA33_<br />
StrfB, PA45318b_C062) und sechs Fragmente von Eisennadeln konnten keinem Typ zugeordnet<br />
werden (PA38214_C011, PA42641_A041, PA42759a_A065, PA45123_C030, PA56168_A009,<br />
BA32_B032). PA38140 aus Grab A018 ist eine fragmentierte Eisennadel mit Bronzeaufsatz.<br />
Mehrkopf Rippenkopf Vasenkopf Kugelkopf Rollenkopf Schälchenkopf Doppelspiralkopf Scheibenkopf<br />
(PA38153) (PA38227) (PA42676) (PA38152) (SHoA28) (SHoA29) (PA38148) (PA38133)<br />
11.2.7 Ringe<br />
Neben den 31 Eisenringen, die bereits besprochen wurden, befanden sich im Gräberfeld von<br />
Statzendorf weitere 73 Ringe aus Bronze. Ringe können als Fingerringe, Gürtelringe, Kleidungsbesatz<br />
oder Anhänger Verwendung finden.<br />
Die 29 Bronzedrahtspiralringe, oft auch als Lockenringe bezeichnet, bestehen aus 0,1 bis 0,2 cm<br />
dickem, rundstabigem Bronzedraht, der zu einem Ring spiralig gedreht wird. In einigen Fällen konnte<br />
nachgewiesen werden, dass zuerst ein einfacher Drahtring produziert wurde, der dann<br />
zusammengedrückt und schließlich zu einem Ring zusammengelegt wird. In zwei Fällen (PA42741b<br />
und PA42813a) waren zwei Ringe ineinander verdreht. Im Durchschnitt sind sie 2,8 cm groß, doch<br />
können sie in drei Gruppen eingeteilt werden: kleine Bronzedrahtringe mit einem Durchmesser von<br />
1,2 bis 2,3 cm sind PA43107a_B129, PA43212_B142, PA43064a_A116, PA45382_C074, PA42741b_<br />
A061, SHoA15y_StrfB, SHoA15z_StrfB, PA42813a_A076, PA42729a_A060, PA45386b_C075,<br />
PA56099b_GD01, PA56099c_GD01, PA38121a_A014, PA38121b_A014 und SHoA13_StrfB, mittlere<br />
mit einem Durchmesser von 3,2 – 4,5 cm sind SHoA12_StrfB, PA38134b_A017, SHoA16_StrfB,<br />
SHoA20_StrfB, PA42690_A049, PA38134a_A017, PA45395b_C078, PA45395a_C078, SHoA54_<br />
StrfB und PA38234_Strf, und große die Exemplare SHoA08_StrfB und SHoA09_StrfB.<br />
Drahtspiralringe werden häufig als Lockenringe bezeichnet, wenn auch die Fundlage der Stücke das<br />
nicht immer unterstreicht. Paarweise getragen finden sie als Haar- oder Schleierschmuck<br />
Verwendung. 467 Ringe gleicher Machart sind aus Bronze von Maiersch, Grab 86, bekannt, 468 aus Gold<br />
sind sie ebenso gebräuchlich, Stücke stammen aus Hallstatt, Novo Mesto-Kandija und Strettweg. 469<br />
Der Ring PA43107b aus Grab B129 ist den Drahtspiralringen sehr ähnlich, besitzt jedoch bei einem<br />
466 Říhovský 1979, 214 ff.<br />
467 Teržan 1985, 77 ff.<br />
468 Berg 1962, Taf. 27.<br />
469 Egg 1996a, 219.<br />
177
Statzendorf<br />
Metall<br />
Drahtspiralring dreieckiger Querschnitt kleine Bronzeringe massive Bronzeringe<br />
(PA38121a_A014) (PA38122_A014) (PA38231b_C001) (PA43163b_B137) (PA38197b_C001)<br />
Durchmesser von 1,4 cm nur 1,5 Windungen und ist an den Drahtenden verdickt. Auch PA38167 aus<br />
Grab A032 ist ein einfacher Ring aus dünnem Bronzedraht, der mit massiven Bronzekügelchen<br />
absichtlich oder unabsichtlich verschmolzen ist. Er ist 2,4 cm lang.<br />
Die 15 Bronzeringe mit dreieckigem Querschnitt (PA38109a_A013, PA38109b_A013,<br />
PA38122_A014, PA38182_A037, PA38199_C001, PA38218b_C012, PA42662b_A044, PA42913_<br />
A096, PA56099a_GD01, SHoA15v_StrfB, SHoA15w_StrfB, SHoA15x_StrfB) haben einen<br />
durchschnittlichen Durchmesser von 1,6 cm, wobei drei Ringe – SHoA15v, w und x – einen<br />
Durchmesser von 1,2 cm aufweisen, die anderen zwischen 1,6 und 1,8 cm groß sind. Der Ring<br />
PA42731b aus Grab A061 hat einen stark ausgeprägten Grat auf der Rückseite. In Grab C001 und<br />
A013 wurde jeweils ein Gürtelhaken gefunden, was eine Verwendung dieser Ringe als Gegenstück<br />
oder Applikation am Gürtel nicht ausschließt. Aufgrund der Form ist die Funktion als Fingerring eher<br />
auszuschließen.<br />
Kleine Bronzeringe sind zwischen 0,4 und 0,6 cm groß, der rundstabige, aber auch halbrunde oder<br />
dreieckige Draht besitzt einen Durchmesser von 0,1 cm (PA38101_A011, PA38230b_C001,<br />
PA38231a_C001, PA38231b_C001, PA42814b_A076, PA56149d_GD16, PA42731a_A061). In fast<br />
allen Gräbern ist mehr als ein Exemplar der kleinen Bronzeringe vorhanden. Bei PA38101 sind es<br />
mehr als 25 Ringe, die zum Teil ineinander verschränkt sind. Zwei der Ringe weisen einen länglichen<br />
Fortsatz auf. Interessant ist, dass im gesamten Gräberfeld keine Spiralröllchen gefunden wurden.<br />
Kleine Bronzeringe schmücken das Gewand und den Gürtel, können ebenso aber als Kette um Hals<br />
und Handgelenk getragen werden. 470 L. Nebelsick sieht in den mit kleinen Bronzeringen bestickten<br />
Gewändern einen eigenen Trachtkreis, der zwischen dem Machland (Mitterkirchen), dem westlichen<br />
Niederösterreich und Mähren während der älteren und mittleren Hallstattzeit verbreitet ist. 471<br />
In einigen Gräbern kommen insgesamt zehn geschlossene, massive Bronzeringe vor. Sie sind im<br />
Durchschnitt 2,9 cm groß (1,7 bis 4,6 cm). SH18b fällt mit seinen 7,6 cm ein wenig aus dem üblichen<br />
Rahmen. Die geschlossenen Bronzeringe sind PA38191_A039, PA38207_C008, PA43163b_B137,<br />
PA43175a_B138, PA43175b_B138, PA43232_B145, PA45124_C030, PA45387a_C076, PA45428a_<br />
C083 und SH18b_B018. Bis auf PA45387 mit seinem rechteckigen Querschnitt sind alle Ringe<br />
annähernd rundstabig. Nur ein geschlossener Ring, PA45428a, ist verziert, nämlich geperlt.<br />
Die offenen, massiven Bronzeringe (PA56163_A005, PA38197a_C001, PA38197b_C001,<br />
PA38198a_C001, PA38198b_C001, PA45052_C018, PA45067a_C021) zeigen eher die Tendenz zur<br />
Zierde. PA45067a ist gerippt, PA38197a und b sind ebenfalls gerippt und in den Vertiefungen jeweils<br />
zwei bis viermal umlaufend geritzt. Die sieben Ringe sind zwischen 1,5 und 3,2 cm, im Durchschnitt<br />
2,33 cm, groß. Neben einer Verwendung als Fingerring, wie es A. Dungel für die Ringe PA38197<br />
beschreibt, 472 werden sie wohl ähnlich der Eisenringe als Riemenverteiler oder Verschluss gedient<br />
haben.<br />
Der Bronzering PA38198a aus Grab C001 hat einen Durchmesser von 2,3 cm<br />
und ist mit umlaufend eingeritzten Strichen verziert. Auf Grund der Größe kommt<br />
eine Verwendung als Fingerring in Frage, aber auch die Applikation des Ringes<br />
gemeinsam mit den Exemplaren PA38197a und b, PA38198b und PA38199 auf<br />
einem organischen Gürtel als Gegenstück zum ebenfalls in diesem Grab<br />
gefundenen Bronzegürtelhaken ist möglich. Der Ring wurde zunächst von B.<br />
PA38198a_C001<br />
470 Nebelsick 1997, 91.<br />
471 Nebelsick 1994a, 108.<br />
472 Leider spezifiziert er die Lage der Ringe nicht genauer. Dungel 1908, 29.<br />
178
Statzendorf<br />
Metall<br />
Bühler mikroskopisch untersucht. 473 Sie stellte einen vermutlich bronzenen Kern und eine<br />
ungewöhnliche Oberfläche fest, die durch geritzte Linien verziert ist und regte eine weitere<br />
Untersuchung an, um das Material des Ringes zu bestimmen. Die Untersuchung mittels<br />
Rasterelektronenmikroskop wurde von M. Kucera durchgeführt, der ebenfalls zwei verschiedene<br />
Materialien feststellte, nämlich einen stark kupferhältigen Kern und eine vergleichsweise stark<br />
zinnhältige Oberfläche. 474 Zudem konnte der Eindruck erhärtet werden, dass die Verzierung durch<br />
Ritzen aufgebracht war.<br />
Bei den Bronzeringfragmenten PA38101_A011, PA38230b_C001, PA38231a_C001, PA38231b_<br />
C001, PA42731a_A061, PA42814b_A076 und PA56149d_GD16 konnte nicht mehr entschieden<br />
werden, ob es sich um offene oder geschlossene Ringe handelt.<br />
11.2.8 Knöpfe und Nieten<br />
Knöpfe und Nieten dienten vermutlich als Zierde von<br />
Kleidungsstücken, Gürteln und dergleichen. Während Knöpfe<br />
durch einen kleinen Bügel am Gewand zu befestigen waren,<br />
besitzen Niete kleine längliche oder dreieckige Fortsätze, die<br />
direkt in den Stoff oder das Leder gesteckt werden konnten. Die<br />
Mehrzahl (9 von 15 Objekten) sind durch Feuer beschädigt. Nur<br />
ein Knopf (PA43199a aus Grab B141) besteht aus Eisen, er hat<br />
einen Durchmesser von 1,5 cm. Die bronzenen Knöpfe aus Grab<br />
C018 (PA45051a und b) sind 2,3 bzw. 1,8 cm groß. Knopf<br />
Niet<br />
Möglicherweise ist das feuerbeschädigte Stück PA45318a aus PA45051b_C018 PA38229_C001<br />
Grab C062 demselben Typ zuzuordnen. Knöpfe dieser Art<br />
können dem Pferdegeschirr zuzurechnen sein, entsprechendes findet sich in Tumulus K von<br />
Frög. 475 Mit einem kleinen Stift, der in der Mitte des Objektes angebracht ist, wurde PA42731d aus<br />
Grab A061 befestigt. Der Schirm des Knopfes hat nur einen Durchmesser von 1 cm. PA42987a aus<br />
Grab 104 ist mit 1,3 cm Durchmesser ein wenig größer. Zwei Bronzeknöpfe derselben Größe mit<br />
kleiner Öse, die durch einen kleinen Draht zu befestigen sind, stammen aus Grab C051 (PA45266).<br />
Mindestens 17 Niete aus dünnem Bronzeblech mit einem Durchmesser von 1,6 cm wurden in Grab<br />
C001 gefunden (PA38229). Aus demselben Grab stammen mindestens 35 kleinere Niete mit einem<br />
Durchmesser von 0,5 cm (PA38230a). Vier große Niete mit einem Durchmesser von 2,2 cm wurden in<br />
Grab B140 gefunden (PA43188). Aus Grab C021 sind noch 55 kleine Nieten mit 0,6 cm Durchmesser,<br />
sowie eine größere mit 1 cm Durchmesser erhalten (PA45068a und b). Zwei ineinander<br />
verschmolzene Nieten PA43079 konnten keinem Grabverband mehr zugeordnet werden. Kleine,<br />
kalottenförmige Zwingen wurden auch im Gräberfeld von Sopron geborgen und bereits 1891 von L.<br />
Bella als Lederbeschlag gedeutet. 476 Im süddeutschen Raum werden Ledergürtel vor allem während<br />
den Stufen Ha D1 und 2 verwendet. 477<br />
11.2.9 Kugeln<br />
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden sechs durchlochte<br />
Eisenkugeln gefunden, die im Durchschnitt einen Durchmesser<br />
von 2,4 cm (2 – 2,9 cm) aufweisen (PA42852_A086, PA42879_<br />
A091, PA45122_C030, PA45126_C030, PA56127c_ GD08,<br />
BA47_B047). Sie wiegen zwischen 12 und 56 g, der Durchschnitt<br />
ist 29,6 g, wenn auch der Aussagewert des Gewichtes<br />
von korrodiertem Eisen eher gering einzuschätzen ist. Die<br />
Eisenkugel aus Grab B47, die heute verschollen, aber bei J.<br />
Bayer 1904 478 publiziert ist, ist mit einem Eisenstift durchbohrt,<br />
der an einem Ende zu einem Ring geformt ist. 479 Eisenkugeln<br />
dieser Art sind aus vielen Gräberfeldern der Hallstattzeit<br />
PA82852_A086<br />
Bayer_B047<br />
473 Zunächst stand der Verdacht im Raum, bei dem Ring könnte es sich um einen Goldring handeln. Für die<br />
rasche und unkomplizierte Hilfe möchte ich mich bei B. Bühler bedanken.<br />
474 Auch ihm sei für seine zeitaufwändigen Untersuchungen herzlich gedankt, ein Artikel über die technologischen<br />
Aspekte des Ringes ist geplant.<br />
475 Tomedi 1996, 542.<br />
476 Eibner-Persy 1980, 51, Taf. 77/1, 97.<br />
477 Kossack 1959, 32.<br />
478 Bayer 1904, 60.<br />
479 Pescheck erwähnt, dass zwei dieser Eisenperlen aus Statzendorf mit einem Eisenstift durchsteckt gefunden<br />
wurden und deutet sie daher in ihrer Verwendung als Perlen (Pescheck 1942a, 99).<br />
179
Statzendorf<br />
Metall<br />
bekannt, so etwa aus Maiersch, 480 St. Andrä 481 oder Schandorf. 482 In Bad Fischau wurden in zwei<br />
Hügeln Eisenkugeln gefunden, eine in Feichtboden Hügel 2 und vier Stück in Hügel Hochholz, die<br />
allerdings nicht mehr erhalten sind. 483 In Sopron fand sich in Tumulus 28 ebenfalls eine durchlochte,<br />
eiserne Kugel mit einem Durchmesser von 2,6 cm und einer Höhe von 1,6 cm (PA35438a). Sie wurde<br />
gemeinsam mit dem Leichenbrand in einem kleinen Kegelhalsgefäß (PA35438) gefunden. 484 Ein<br />
jüngerer Fund wurde 1999 in Szombathely-Zanat geborgen, wo ebenfalls in der Urne neben einem<br />
Eisenring, einem Eisenmesser und einem ovalen, durchbohrten Blech eine durchbohrte Eisenkugel<br />
gefunden wurde, die der Bearbeiter als Perle oder Spinnwirtel deutet. 485 Interessanterweise ist die<br />
Urne hier ebenfalls ein kleines Kegelhalsgefäß mit derselben Verzierung wie in Sopron, nämlich mit<br />
am Hals-/Schulterumbruch sitzenden eingedellten Knubben.<br />
E. Patek vermutet den Ursprung der Sitte, Eisenperlen "mitunter als Rangabzeichen magischer<br />
Potenz" zu tragen, im Kreis um Mezöcsát, der pontisch-kaukasische Kontakte aufweist. Sie nennt als<br />
weitere Fundorte Halimba, Vaszar, Nové Košariská und Sopron. 486 Im östlichen Raum der Dolenjsko-<br />
Gruppe sind immer wieder mehrere Bronzeperlen in Männergräbern zu beobachten. Sie werden an<br />
Lederriemen gehängt und sind Teil der Gürtelgarnitur. 487 So fanden sich in den Gräbern Forstwald 50,<br />
64 und Tschoneggerfranzl - Tumulus 2 massive Bronzeperlen kugeliger Form. 488<br />
Diese Kugeln bzw. „Eisenwirtel“ oder "Eisenperlen" werden als Teil des<br />
Wehrgehänges oder als männliches Trachtattribut, eventuell als Riemenbeschwerer,<br />
interpretiert. 489 Möglicherweise dienen derartige Kugeln als Aufsatz<br />
für Szepter, zumal sie an Keulenköpfe mit kugelförmigen Bekrönungen aus dem<br />
picenischen Bereich erinnern. 490<br />
Eine gequetschte, hohle Bronzekugel PA43005 aus Grab A106 mit Durchlochung<br />
in der Mitte soll ebenfalls in dem Zusammenhang aufgeführt werden. Sie fällt mit<br />
2,8 cm Durchmesser und 44 g Gewicht in die selbe Kategorie wie die<br />
Eisenkugeln.<br />
11.3 Weitere Metallobjekte<br />
11.3.1 Bronzegefäß<br />
PA43005_A106<br />
In Grab C013 befanden sich Bruchstücke eines offenbar mitverbrannten Bronzegefäßes (PA38219)<br />
mit umgeschlagenem Rand und Rippe am Bauch. Vom Rand ist soviel erhalten, dass ein<br />
Durchmesser von mindestens 12 cm errechnet werden konnte, die Form konnte aufgrund der<br />
geringen Größe der Fragmente nicht mehr erschlossen werden. Das Gewicht aller erhaltenen<br />
Fragmente beträgt 90 g. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich um eine Schale oder Tasse<br />
gehandelt hat. Solche Stücke führen die<br />
urnenfelderzeitliche Tradition weiter und liegen in der<br />
Hallstattzeit aus den verschiedenen Landschaften<br />
Österreichs in mehreren Spielarten vor. 491 Im<br />
Kalenderberggebiet sind sie naturgemäß selten,<br />
Bronzegefäße wurden zum Beispiel in Hügel Hochholz<br />
von Bad Fischau entdeckt. Hier handelte es sich um<br />
eine Fußschale, eine Tasse und ein Schale. 492 Aus dem<br />
Gräberfeld von Maiersch stammt ebenfalls eine Schale,<br />
PA38219_C013<br />
die mit Buckeln verziert ist. 493<br />
480 Berg 1962, Taf. 11/14.<br />
481 Krenn 1935, 70.<br />
482 Barb 1937, 96.<br />
483 Klemm 1992, 156 f.<br />
484 Eibner-Persy 1980, 51, 144, Taf. 30/2.<br />
485 Ilon 2001, 249, 264<br />
486 Patek 1993, 59.<br />
487 Guštin 1996, 119; z.B.: Velike Malence Grab 2, 122.<br />
488 Dobiat 1980, 148.<br />
489 Nebelsick 1997, 102.<br />
490 Dörrer 2003, 205.<br />
491 Prüssing 1991, 105.<br />
492 Klemm 1992, 162, Taf. 61.<br />
493 Berg 1962, Grab 73, Taf. 9/7.<br />
180
Statzendorf<br />
Metall<br />
11.3.2 Klammern<br />
Die Klammern PA38179a und b aus Grab A037<br />
bestehen aus je zwei dünnen Bronzeblechen mit den<br />
Maßen 3,7 mal 1,2 cm, die durch je zwei Stifte mit leicht<br />
verdickten Enden zusammengehalten werden. Ein<br />
Zusammenhang mit den beiden ebenfalls im Grab<br />
gefundenen Eisenmessern (PA38179 und PA38180), PA38179a_A037 PA38181a_C050<br />
etwa als Bestandteil einer Messerscheide, scheint<br />
möglich. In Grab C050 wurden vier Klammern gefunden (PA38181a-d), die aus je einem abgerundet<br />
rechteckigen Blech mit zwei Löchern bestehen, in die ein kleineres Blech mit hakenartigen Fortsätzen<br />
eingesteckt ist. Die Klammern sind zwischen 2,1 und 2,9 cm lang und 0,8 cm breit.<br />
11.3.3 Nägel<br />
Die Bronzestifte PA42731e_A061, PA42731f_A061, PA45419c_C082 und PA86435 werden als Nägel<br />
bezeichnet. Die ersten beiden sind rundstabig und besitzen einen Kopf, die letzteren haben einen<br />
quadratischen Querschnitt und keinen Kopf.<br />
11.3.4 Fragmente<br />
Einige Metalle konnten aufgrund des Erhaltungszustandes keinen Typen mehr zugeordnet werden. Es<br />
handelt sich um die Eisenfragmente PA38206_C008, PA38238a, PA38238b, PA42770b_A068,<br />
PA43008_A106, PA43063a_A116, PA43063b_A116, PA43070a_A117, PA43213_B142, PA43245_<br />
B146, PA43247_B146, PA45050_C018, PA45185b_C038, PA45185c_C038, PA56091a und<br />
PA56150a_GD16, sowie um die Bronzefragmente PA38102_A011, PA38112_A013, PA38123_A014,<br />
PA38164_A028, PA38170_A033, PA38172_A034, PA38215_C011, PA38233c, PA38233d,<br />
PA38235a, PA38235b, PA38235c, PA42662a_A044, PA42684a_A048, PA42684b_A048, PA42723a_<br />
A058, PA42770c_A068, PA42813c_A076, PA42813d_A076, PA42817e_A077, PA42911b_A096,<br />
PA42914_A096, PA42976a_A104, PA42987c_A104, PA42987d_A104, PA43064b_A116, PA43069_<br />
A117, PA43084, PA43108a_B129, PA43108b_B129, PA43108c_B129, PA43133a_B133,<br />
PA43133b_B133, PA43177_B138, PA43182_B139, PA43201_B141, PA45039a_C015, PA45039b_<br />
C015, PA45090a_C026, PA45135a_C031, PA45185a_C038, PA45238b_C046, PA45327_C064,<br />
PA45347_C067, PA45386a_C075, PA45387b_C076, PA45387c_C076, PA45419a_C082,<br />
PA45419b_C082, PA45419c_C082, PA45419d_C082, PA45428b_C083, PA56089, PA56090a,<br />
PA56090b, PA56090c, PA56090d, PA56090e, PA56090f, PA56090g, PA56128_GD08, PA56149a_<br />
GD16, PA56149b_GD16, PA56149c_GD16, PA56149e_GD16, PA56151a_GD17, PA56151b_GD17,<br />
PA56153b_GD18, PA56153c_GD18, PA56206a_A019, PA56206b_A019 und SH32d_B032.<br />
Unter den Fragmenten sind Stücke, die sicherlich hallstattzeitlich sind, wobei aber nicht entschieden<br />
werden konnte, ob es sich etwa um einen Ring, Armreif oder Halsreif gehandelt hat. Für einige<br />
Bronze- und Eisenblechfragmente bleibt jede Vermutung offen. Die Streufunde PA56090c und d<br />
dürften neuzeitliche Trachtbestandteile (aus den napoleonischen Kriegen?) sein. Die Streufunde<br />
PA38238a und b könnten sowohl Messer als auch Bestandteile landwirtschaftlicher Geräte, etwa<br />
Radreifen oder Eggenblätter, sein. Der Griff eines unbekannten Objektes PA43078 ist ein Streufund.<br />
Er ist noch 12,6 cm lang, 2,7 cm breit und 0,4 cm dick. Der rautenförmige, bronzene Mittelteil endet<br />
auf einer Seite in einem eisernen Stift, auf der anderen Seite in einem offenen Bronzering, der<br />
spiralförmig eingeritzt ist.<br />
181
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
12. Stein<br />
Zu den Steinobjekten gehören in erster Linie Geräte, nämlich Schleif- und Glättsteine sowie Silices,<br />
Rohstoffe wie Grafit und Rötel, aber auch Steine, die im Sinne von Amuletten oder Schmuckstücken<br />
gedeutet werden können.<br />
12.1 Geräte<br />
12.1.1 Schleifsteine mit Loch<br />
Durchlochte Schleifsteine aus Sandstein kommen in Statzendorf<br />
elfmal vor (PA38216_C011, PA38217_C011, PA42926_A097,<br />
PA43172_B138, PA43202_B141, PA45053_C018, PA45129_<br />
C030, PA45155_C033, SH49e_B049, SHoA49a_StrfB, SHoA59_<br />
StrfB). Sie sind längsrechteckig, in den meisten Fällen leicht<br />
tailliert und besitzen einen runden bis ovalen Querschnitt. Eine<br />
Seite ist durchbohrt, der Durchmesser des Loches schwankt<br />
zwischen 0,2 und 0,5 cm. Die Schleifsteine sind zwischen 8,2<br />
PA45129_C030<br />
und 15 cm lang, der Durchschnitt liegt bei 11,3 cm. Die Breite<br />
liegt zwischen 1,1 und 3,1 cm, im Durchschnitt bei 2,3 cm. Die Schleifsteine kommen in fast allen<br />
Fällen gemeinsam mit Messern vor, mit einem Messer in Grab A097, B141, C018 und C033, mit zwei<br />
Messern in Grab B138, C011 und C030. Nur in Grab B049 ist kein Messer vorhanden, was aber auf<br />
die unvollständige Überlieferung des Grabinventars zurückzuführen sein könnte. „Typisch weibliche“<br />
Inventarbestandteile fehlen in Gräbern mit durchlochten Schleifsteinen, dafür sind ausreichen „typisch<br />
männliche“ Bestandteile in den Inventaren vorhanden, etwa Beile, Mehrkopfnadeln und Eisenkugeln,<br />
um Schleifsteine mit Loch in Statzendorf als kennzeichnend für Männergräber zu betrachten.<br />
Während in Bad Fischau und Sopron Schleifsteine dieser Art nicht belegt sind, treten sie in Kleinklein<br />
fünfmal in Verbindung mit Waffen auf. 494 G. Tomedi vermutet eine Verwendung der Schleifsteine in<br />
erster Linie zum Nachschärfen von Waffen und anderem schneidenden Werkzeug, das durch die<br />
Lochung oder durch Metallzwingen am Gürtel befestigt zur persönlichen Ausstattung gehört. 495 L.<br />
Nebelsick hält eine nicht geschlechtsgebundene, praktische Funktion in Zusammenhang mit den<br />
Messern des Tafelbestecks für wahrscheinlich. 496 Dafür spricht das Vorkommen in einem Frauengrab<br />
in Roggendorf, Grab 19 497 . Weitere Exemplare dieses Typs sind aus Krensdorf 498 und Maiersch 499<br />
bekannt.<br />
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch<br />
Die sieben Schleifsteine ohne Loch (PA42823a_A079,<br />
PA42823b_A079, PA42823c_A079, PA43061_A116, PA45346_<br />
C067, PA45388_C077, PA56082a_C084) besitzen unterschiedliche,<br />
meist längliche, Form und ebenfalls einen runden bis<br />
ovalen Querschnitt. Die Länge der Stücke liegt zwischen 3,4 und<br />
8,3 cm, wobei sie möglicherweise nicht ganz vollständig sind, die<br />
Breite zwischen 1,2 und 3,8 cm. Die Schleifsteine ohne Loch sind<br />
interessanterweise mit ganz anderen Funden vergesellschaftet<br />
als die Schleifsteine mit Loch. In Grab A079, in dem gleich drei<br />
PA43061_A116<br />
Schleifsteine lagen, fand sich außerdem ein Spinnwirtel, ebenso<br />
wie in Grab C067, wo neben dem Spinnwirtel auch ein Messer<br />
zum Inventar gehört. In Grab A116 war ebenfalls ein Messer und diverse Trachtbestandteile, in Grab<br />
C084 ein Gürtelhaken. Es handelt sich also durchwegs um Funde, die eher dem weiblichen Spektrum<br />
zugeordnet werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Kleinklein, wo kleinere „Poliersteine“ im<br />
Frauengrab Hochschusterwald 2 gefunden wurden. 500<br />
494 Dobiat 1980, 150.<br />
495 Tomedi 2002, 158.<br />
496 Nebelsick 1997, 98.<br />
497 Pescheck 1942a, 261 f.<br />
498 Pescheck 1943, Taf. 2/3.<br />
499 Berg 1962, Taf. 1/4, 1/6, 28/11.<br />
500 Dobiat 1980, 150.<br />
182
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
Die Verbreitungskarte zeigt Gräber mit durchlochten<br />
Schleifsteinen (schwarz markiert) und Gräber mit Schleifsteinen<br />
ohne Durchlochung (weiß markiert). Da es sich bei den Formen<br />
um funktionell geprägte Typen handelt, ist eine chronologische<br />
Relevanz nicht zu erwarten. Im Nordostbereich befinden sich<br />
die Gräber B138 und B141, die durch ähnlichen Grabbau und<br />
Ausstattung in Zusammenhang zu bringen sind. Die Gräber mit<br />
Schleifsteinen ohne Durchlochung konzentrieren sich – ob Zufall<br />
oder nicht – eher im Südbereich des Gräberfeldes.<br />
12.2 Anhänger<br />
Ein durchlochter Kieselstein PA56109a aus Grab GD03 kann<br />
als Anhänger bezeichnet werden, zumal er zusammen mit<br />
einem durchlochten Bären- und einem durchlochten Eberzahn<br />
gefunden wurde. Er ist 3,2 cm lang und 2,1 cm breit. Das<br />
gesamte Ensemble dürfte Amulettcharakter besessen haben,<br />
leider ist ansonsten außer einer Henkelschale aus dem Grab<br />
kein Fund überliefert.<br />
12.3. Rohstoffe<br />
12.3.1 Silex<br />
Silices wurden in vier Gräbern gefunden (PA45337_C065,<br />
PA56152_GD17, PA56153a_GD18, PA56207_A019). Eine<br />
eindeutige Funktion der Stücke ist nicht zu erkennen. Ob es sich<br />
um verlagertes Material oder absichtlich deponierte Stücke<br />
handelt, ist nicht zu entscheiden. Die Stücke weisen keine<br />
Abb. 126: Schleifsteine<br />
○ ohne Loch<br />
● mit Loch<br />
Retuschen auf, die einen intentionalen Charakter besitzen. 501 PA56152 ist derart weiß patiniert, dass<br />
eine Herstellung zur Zeit der Hallstattkultur nahezu ausgeschlossen zu sein scheint. G. Tomedi macht<br />
darauf aufmerksam, dass in bronze- und eisenzeitlichen Grabzusammenhängen geschlagene<br />
Steingeräte keine Seltenheit sind und bietet mehrere Erklärungsmodelle an: Neben einer<br />
tatsächlichen Verwendung als Gerät kommt eine Funktion als Feuerschläger in Betracht, ebenso ist<br />
die Deponierung von Altstücken als Amulett nicht ausgeschlossen. 502<br />
12.3.2 Grafit<br />
Grafitknollen, die bei der Oberflächenbehandlung und Verzierung der Keramik eine unverzichtbare<br />
Rolle gespielt haben, sind aus Grab D017 (PA86337a und b) und als Streufund bekannt (PA56092c).<br />
Ihre Größe liegt zwischen 4 und 4,8 cm. Grafit ist in hexagonalen Tafeln kristallisierender reiner<br />
Kohlenstoff. Er ist schwarz bis grau, fast metallisch glänzend, sehr weich und gleitfähig. Sein<br />
Kristallgitter besteht aus übereinander liegenden Schichten von Sechserringen, die sich relativ leicht<br />
gegeneinander verschieben lassen. Daher kann er als Schmiermittel und zum Glätten verwendet<br />
werden. 503<br />
12.3.3 Rötel<br />
Ein weiterer Streufund ist ein 2,7 cm langes Stück Rötel (PA56092b). Als Rötel bezeichnet wird eine<br />
Varietät des Hämatit, ein trigonales Mineral in der chemischen Zusammensetzung α-Fe 2 O 3 , das<br />
dunkelgraue bis schwarze, metallisch glänzende Kristalle bildet, die in dünnsten Schichten dunkelrot<br />
durchscheinen. 504 Rötel wird als Farbpigment verwendet, eventuell zur Herstellung der rot-schwarz<br />
bemalten Keramik.<br />
12.3.4 Sonstiges<br />
Aus nicht ganz geklärten Umständen wurden noch drei weitere Steine aufgehoben und inventarisiert.<br />
Es handelt sich um einen Kiesel, der als Streufund gilt (PA56092a), einen Kalksteinbrocken aus Grab<br />
D019 (PA86366) und einen Stein aus Grab C017 (PA45041).<br />
501 freundlicher Hinweis von P. Nigst<br />
502 Tomedi 2002, 157 f.<br />
503 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.<br />
504 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.<br />
183
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte<br />
Die Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte wurden gemeinsam mit den restlichen Tierknochen von M.<br />
Schmitzberger bestimmt. Ausführliche Bestimmung und Interpretation der Tierknochenfunde sind in<br />
seinem Beitrag im Anhang zu finden, an dieser Stelle werden nur die Stücke angeführt, die nicht als<br />
Reste einer Speisebeigabe zu deuten sind.<br />
13.1 Zahnanhänger<br />
An der Wurzel durchbohrte Tierzähne fanden offenbar als Anhänger oder Amulett Verwendung. Aus<br />
Grab GD03 stammen jeweils ein Unterkiefereckzahn eines Braunbären und eines Ebers (PA56109 b<br />
und c), aus Grab B139 der eines Keilers (PA43183). Gelochte Tierzähne werden seit der Altsteinzeit<br />
getragen, in hallstattzeitlichen Zusammenhängen sind sie zum Beispiel aus den Siedlungen<br />
Großmugl 505 und Horn 506 bekannt, in Gräberfeldern sind sie weniger häufig vertreten.<br />
13.2 Geweihscheiben<br />
Zwei ähnliche Stücke von Geweihscheiben, die aus der Hauptstange<br />
eines Rothirschgeweihs gesägt und an einer Seite mit einer einfachen<br />
bzw. doppelten Reihe von Kreisaugen verziert sind, stammen aus den<br />
Gräbern B138 (PA43174) und B141 (PA43203). Sie sind 3,8 bzw. 3,5<br />
cm im Durchmesser und jeweils 0,5 cm dick. Durchlochte Knochenund<br />
Geweihscheiben sind auch aus anderen Gräberfeldern der<br />
Hallstattzeit bekannt. Ein unverziertes Exemplar stammt aus<br />
Maiersch 507 , Grab 2 von St. Andrä barg ein mit Kreisaugen verziertes<br />
Stück, ebenso wie der Grabhügel von Jois 508 und das Grab Loretto,<br />
Fundstelle 83a. 509<br />
PA43174_B138<br />
13.3 Knochenobjekte<br />
An die Geweihscheiben anzuschließen ist ein künstlich durchlochter<br />
Handwurzelknochen eines Pferdes aus Grab C040 (PA45198) sowie<br />
ein abgesägtes und durchlochtes Stück eines Oberschenkelgelenkknopfes<br />
eines Rindes aus Grab A090 (PA42867). Zwanzig<br />
solcher Knochenscheiben wurden im Gräberfeld Linz-St. Peter in<br />
Zusammenhang mit einem Körpergrab 8 gefunden, das von H. Adler PA45198_C040<br />
in frühbronzezeitlichen Kontext gestellt wurde. 510 Ein ganz ähnliches<br />
Stück stammt aus dem Kürbischhansl – Tumulus von Kleinklein. 511<br />
Ungeklärt ist die Funktion eines hantelförmigen Knochenobjektes aus<br />
Grab C037 (PA45178). Es ist 5,1 cm lang, 2,6 cm breit und nur 0,3 cm<br />
dick, beide Enden sind durchlocht.<br />
13.4 Astragali<br />
Merkwürdigerweise nennt C. Pescheck Statzendorf, Grab B 80 als Fundort mehrerer Astragali,<br />
beschreibt sie aber nicht näher. Heute sind aus diesem Grab überhaupt keine Funde erhalten. 512 Elf<br />
vollständig erhaltene, unverbrannte Tali des Hausrindes wurden hingegen in Grab A116 gefunden.<br />
Eine so große Anzahl an Astragali in einem Grab ist aber durchaus bemerkenswert. Das Grab ist<br />
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die<br />
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Stücke dieser Art sind aus urnenfelder- und<br />
hallstattzeitlichen Grab- und Siedlungszusammenhängen hinreichend bekannt, vergleichbare Stücke<br />
stammen aus Bad Fischau, 513 Grafenwörth 514 und Maiersch. 515 Aus Loretto sind sogar 13 Gräber mit<br />
505 Lantschner 2000, 138.<br />
506 Griebl 1997, 62.<br />
507 Berg 1962, Taf. 1/18.<br />
508 Pescheck 1942a, 101.<br />
509 Nebelsick 1994a, Taf. 112.<br />
510 Adler 1965, 27. Aufgrund mangelnder Beifunde kann das Grab meiner Ansicht nach auch hallstattzeitlich<br />
interpretiert werden. Die Hockerstellung des Skelettes hat vermutlich den Anstoß zur Datierung gegeben, diese<br />
konnte in Statzendorf aber auch für hallstattzeitliche Bestattungen nachgewiesen werden.<br />
511 Dobiat 1980, 150 f.<br />
512 Pescheck 1942a, 103.<br />
513 Klemm 1992, 167, Taf. 47/350.<br />
514 Lochner 1988, Taf. 9/3 und 4.<br />
515 Berg 1962, Taf. 12/5.<br />
184
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
Astragali sicher überliefert. 516 Über Bedeutung und Funktion der Stücke wird diskutiert. Gängige<br />
Interpretationen sind die Verwendung als Spiel- und Orakelwürfel, im Sinne einer symbolischen<br />
Überwindung des Todes, mitunter auch profan als Webgewicht. 517<br />
14. Gagat<br />
Gagat ist eine zu Schmuckzwecken verwendete, polierbare,<br />
bitumenreiche, tiefschwarze Braunkohle 518 und wird auch schwarzer<br />
Bernstein genannt. Aus Grab A039 stammt der kleine Gagatring<br />
PA38193, der 1,8 cm Durchmesser im misst. Er ist das einzige Objekt<br />
aus diesem Material im Gräberfeld von Statzendorf. Der Ring kommt<br />
gemeinsam mit einem Bronzearmreif und einem Bronzering in einem<br />
Grab mit Spinnwirtel vor, dürfte also der weiblichen Tracht zuzuordnen<br />
sein. Ein vergleichbares Exemplar eines Gagatrings stammt aus<br />
Maiersch, Grab 83. 519<br />
PA38193_A039<br />
15. Harz<br />
Zwei Harzfragmente wurden in Statzendorf gefunden, PA38106 aus Grab A011 und der Streufund<br />
PA38244. Über Funktion und Verwendung kann nur spekuliert werden, eine Deutung als Räucherwerk<br />
scheint möglich. In St. Andrä ist Harz zur Reparatur und Abdichtung zerbrochener Gefäße<br />
nachgewiesen. 520 Harzreste wurden auch in Bad Fischau, Hügel 5 521 und Sopron, Tumulus 148 522<br />
gefunden.<br />
16. Bernstein<br />
Bernstein ist ein fossiles Harz von Nadelbäumen, der chemischen Struktur nach ein Polyester aus<br />
Harzsäuren. Er hat einen Schmelzpunkt zwischen 290 und 384ºC und ist brennbar 523 , weshalb er in<br />
Körpergräbern häufiger erhalten ist als in Brandgräbern und daher auch gemäß der Bestattungssitte in<br />
den westlichen und südöstlichen Bereichen der Hallstattkultur häufiger auftritt. Bernstein kommt in<br />
größeren Mengen im Baltikum, in Sizilien und Rumänien vor und wurde entlang der Bernsteinrouten<br />
zwischen baltischen Küstengebieten und Mittel- und Südeuropa verhandelt. 524<br />
16.1 Fibelverzierungen<br />
Die große, ovale Bernsteinperle PA38194b aus Grab C001 war<br />
vermutlich auf den Bügel der bronzenen Bogenfibel PA38194a<br />
aufgeschoben. Sie ist 6,2 cm lang, 3,9 cm breit und 2,4 cm hoch.<br />
Möglicherweise ist das Stück aus Hügel 3 von Donnerskirchen 525 , das<br />
1,7 cm lang ist und eine ähnliche Durchbohrung besitzt, als Parallele<br />
anzuführen. Ein weiteres Stück Bernstein, PA38124b, das vermutlich<br />
als Bernsteineinlage der Bogenfibel PA38124a aus Grab A014 zu<br />
deuten ist, 526 ist 1,2 cm lang, 1 cm breit und 0,2 cm dick.<br />
PA38194b_C001<br />
516 Nebelsick 1994a, 185 ff.<br />
517 Hlavac 1998, 35 ff.; Nebelsick 1994a, 194 f.<br />
518 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.<br />
519 Berg 1962, Taf. 23/3.<br />
520 Eibner 1974, 65.<br />
521 Klemm 1992, 168.<br />
522 Eibner-Persy 1980, 52.<br />
523 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.<br />
524 Malinowski 1971, 102 ff.<br />
525 Pescheck 1942b, 101, 103.<br />
526 Siehe Kapitel 11.2.3 (Fiben)<br />
185
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
16.2 Stabperlen<br />
Aus dem Körpergrab A014 sind sieben stabförmige<br />
Bernsteinperlen (PA38128) erhalten, die jeweils etwa 3 cm lang<br />
sind und einen Durchmesser von 0,8 cm besitzen. Perlen dieser<br />
Art sind aus westlicheren Gebieten der Hallstattkultur in<br />
Zusammenhang mit größeren Kolliers geläufig, etwa aus<br />
Hallstatt 527 oder vom Dürrnberg 528 .<br />
16.3 Ringe<br />
Bernsteinringe kommen im Gräberfeld von Statzendorf in vier<br />
Gräbern vor. Es handelt sich um die zwei fragmentarisch<br />
erhaltenen Ringe PA38105b aus Grab A011, die einen<br />
Durchmesser von etwa 1,6 cm erreicht haben dürften und einen<br />
annähernd runden Querschnitt besitzen, das Fragment<br />
PA38127c aus Grab A014 mit halbrundem Querschnitt und<br />
einem Durchmesser von etwa 0,8 cm, das Fragment PA38188<br />
aus Grab A037, und den Bernsteinring PA42733 aus Grab A061,<br />
der zu einem Ensemble aus 49 Glasringen und 4 Bronzeringen<br />
gehört. Er besitzt einen flachen Querschnitt und misst 0,7 cm im<br />
Durchmesser. Dass Bernstein aus Grab A011 und A037 erhalten<br />
ist, ist eher erstaunlich, da es sich um Brandbestattungen<br />
handelt.<br />
16.4 Perlen<br />
Runde Bernsteinperlen sind in Statzendorf in zwei Gräbern und<br />
als Streufunde von Feld B belegt. Drei Perlen mit einem<br />
Durchmesser von 0,5 cm stammen aus Grab A011 (PA38105a),<br />
aus Grab A014 kommen 6 Perlen mit einem Durchmesser von<br />
0,9 cm (PA38127a). Aus demselben Grab ist noch eine weitere,<br />
mit 0,8 cm etwas kleinere, fragmentierte Perle zu erwähnen<br />
(PA38125c), lediglich fragmentarisch erhalten sind die Stücke<br />
PA38127b aus Grab A014. Die beiden Streufunde SHoA35 und<br />
SHoA36 sind im Durchmesser 1,1 bzw. 1,2 cm groß. Ähnliche<br />
Perlen kommen in Bad Fischau, Hügel 5, vor. 529 Aus<br />
Donnerskirchen sind Perlen dieser Art erwähnt, 530 zur<br />
Ausstattung gehören sie offensichtlich auch in Maiersch. 531<br />
Bernsteinperlen kommen in Gräbern mit gehobener Ausstattung<br />
vor, in drei Fällen, bei Grab A014, A037 und A061 in<br />
Zusammenhang mit Spinnwirteln und weiblichen<br />
Trachtbestandteilen, bei Grab A011 zusammen mit einem<br />
Eisenring und zwei Messern. Wie aus der Kartierung der Gräber<br />
mit Bernsteinfunden herausgelesen werden kann, sind die<br />
Gräber im mittleren Westbereich des Gräberfeldes verteilt.<br />
Einschränkend zu dieser Karte ist zu sagen, dass zwei Funde<br />
aus Feld B, dem Nordbereich des Gräberfeldes, nicht kartiert<br />
werden konnten, da nicht überliefert ist, aus welchen Gräbern sie<br />
stammen.<br />
PA38128_A014<br />
PA38105b_A011<br />
SHoA36<br />
527 Kromer 1959, Taf. 2/23, 3/4.<br />
528 Zeller 1994, 116.<br />
529 Klemm 1992, 166.<br />
530 Pescheck 1942b, 101.<br />
531 Berg 1962, Taf. 2/11, 5/5, 10/6, 13/08, 23/05.<br />
Abb. 127: Gräber mit Bernstein<br />
186
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
17. Glas<br />
17.1 Ringe<br />
Die 17 Glasringe mit der Inventarnummer PA42814a besitzen jeweils einen<br />
Gesamtdurchmesser von nur 0,3 cm und eine Stabdicke von 0,1 cm. Sie<br />
wurden in Grab A076 gefunden. Aus Grab A061 stammen 49 Glasringe<br />
(PA42733), die gemeinsam mit vier Bronzeringen und einem Bernsteinring ein<br />
Ensemble bilden. Die Glasringe haben ebenfalls jeweils einen Durchmesser von<br />
0,3 bis 0,4 cm. Kleine, gelbe und hellblaue Glasringe ähnlicher Dimension ergab<br />
Tumulus 148 von Sopron. 532<br />
PA42814a_A076<br />
17.2 Ringaugenperlen<br />
Ringaugenperlen werden durch das Auftragen von kleinen, zu Kreisen<br />
geformten Fäden auf den andersgeformten Perlenkörper hergestellt. Sie sind<br />
nicht zu verwechseln mit den chronologisch später gestellten, aus mehreren<br />
Kreisflächen verschiedener Färbung schichtweise aufgebauten Schichtaugenperlen.<br />
533 Ringaugenperlen aus blauem und gelbem Glas sind aus fünf<br />
Gräbern und zweimal als Streufunde von Feld B belegt. Die Perlen<br />
PA38174_A036, PA38187_A037, PA42853_ A086, PA42986b_ A104 und<br />
PA43214_ B142 sind in ihrem Grab jeweils Einzelstücke. Zur den nicht mehr PA38174_A036<br />
zuordenbaren Funden von Feld B zählen einmal die 16 Stücke SHoA37 und die<br />
106 Stücke SHoA39. Die Perlen sind zwischen 0,8 und 2,4 cm groß und<br />
zumeist mit jeweils drei Augen verziert, bei denen Ringe aus unterschiedlich gefärbtem Glas einander<br />
abwechseln. Die Grundfarbe ist zumeist blau, die Farbe der Verzierung gelb oder weiß. Bei den<br />
kleineren Perlen sind einfache und doppelte Kreise als Verzierung zu beobachten, gelegentlich auch<br />
einfache Wellenbänder. Perlen dieser Art bezeichnet man als Perlen mit Zickzackzier. Fragmente von<br />
Glasperlen stammen noch aus den Gräbern A104 (PA42986a) und D019 (PA86368), eine Perle<br />
PA38104 aus Grab A011 fehlt. Ringaugenperlen sind typisch für Ha C-zeitliche Gräber im<br />
Ostalpenraum 534 und sind in allen wichtigen Fundorten repräsentiert, etwa in Maiersch 535 , Sopron 536<br />
und Kleinklein 537 .<br />
17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband<br />
Einen Sonderfall unter den Perlen mit Zickzackzier stellt das Stück PA38241 aus Grab A014 dar. Es<br />
handelt sich um eine längliche Perle, die um eine Spirale aus Bronzeblech aus blauem und gelbem<br />
Glas gefertigt wurde. Sie ist 2,7 cm lang erhalten, ihr Durchmesser beträgt 1,5 cm. Verziert ist sie<br />
durch drei umlaufende, gelbe Linien, zwischen denen jeweils gelbe Wellenbänder auf blauem Grund<br />
verlaufen. Stützringe in Perlen, kleine Blechbänder aus Kupfer bzw. Bronze, sind außer aus<br />
Statzendorf von Bad Fischau 538 , Virje und Hallstatt Grab 495 bekannt, die Funktion ist nicht ganz<br />
geklärt, 539 sie können allerdings als Notwendigkeit bei der Perlenproduktion interpretiert werden.<br />
Glasperlen mit Ringaugen sind weniger häufig vertreten als jene mit<br />
Zickzackzier, ihre Verbreitung ist gesamteuropäisch mit Schwerpunkten in<br />
Mittel- und Oberitalien sowie im slowenisch-kroatischen Raum. Sie sind<br />
chronologisch früher anzusetzen, denn sie treten bereits in der späten<br />
Urnenfelderzeit auf, sind in Hallstatt C sehr beliebt und weit verbreitet und<br />
werden schließlich von Perlen mit Zickzackzier verdrängt. 540 Blaue Perlen mit<br />
weißer und gelber Zickzackeinlage sind ebenfalls in ganz Europa verbreitet,<br />
ein Schwerpunkt findet sich in Slowenien, wo die größte Zahl und auch der<br />
höchste Variantenreichtum auftritt. Typisch ist eine Datierung in Hallstatt D,<br />
doch räumt T. Haevernick ein, dass Perlen dieser Art auch mitunter in PA38241_A014<br />
früheren, C – zeitlichen Zusammenhängen auftreten. Sie führt hier Hallstatt<br />
532 Eibner-Persy 1980, 185, Taf. 77/4, 77/6.<br />
533 Dobiat/Frey/Roth 1987, 7.<br />
534 Klemm 1992, 165.<br />
535 Berg 1962, Taf. 5/4, 30/16.<br />
536 Eibner-Persy 1980, 51.<br />
537 Dobiat 1980, 150.<br />
538 Klemm 1992, 165.<br />
539 Dobiat/Frey/Roth 1987, 27.<br />
540 Dobiat/Frey/Roth 1987, 9 ff.<br />
187
Statzendorf<br />
Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas<br />
Abb. 128: Gräber mit Glasfunden<br />
und Sopron an, 541 Statzendorf dürfte in diesem<br />
Zusammenhang anzuschließen sein. L. Nebelsick hält Perlenketten<br />
aus Glas, Bernstein und seltener auch Bein für eine<br />
Erscheinung, die während der älteren und mittleren<br />
Hallstattzeit die bronzenen Halsreifen zunehmend ablöst. 542<br />
Glasperlen kommen in sechs archäologisch als Frauengräber<br />
bestimmten Komplexen vor und sind zumeist mit einem<br />
reichen weiblichen Trachtensemble und Spinnwirteln<br />
vergesellschaftet. Allerdings wurden Perlen auch in drei Fällen<br />
mit eher dem männlichen Fundspektrum zuzuordnenden<br />
Objekten gefunden, einem Beil, einem Eisenring und einer<br />
Eisenkugel.<br />
Die Verbreitungskarte aller Glasfunde des Gräberfeldes von<br />
Statzendorf zeigt eine Konzentration der Funde im mittleren<br />
Westbereich, und deckt sich in diesem Bereich mit der<br />
Verbreitungskarte der Bernsteinfunde. Die östlich und nördlich<br />
gelegenen Funde belegen die weitere Verbreitung dieses<br />
Materials, die zum Teil auch durch die besseren<br />
Erhaltungschancen zu erklären sein kann. Bei dieser<br />
Kartierung fehlen zwei Gräber von Feld B, dem Nordbereich<br />
des Gräberfeldes Statzendorf, da nicht mehr festgestellt<br />
werden konnte, aus welchen der Gräber die recht<br />
umfangreichen Perlenketten stammen.<br />
541 Haevernick 1983, 4 f.<br />
542 Nebelsick 1996, 84.<br />
188
Statzendorf<br />
Tierknochen<br />
18. Kommentar zur Tierknochenauswertung<br />
Die Bearbeitung der Tierknochen geschah vor der Auswertung des Gräberfeldes, somit standen dem<br />
Bearbeiter M. Schmitzberger 543 noch nicht alle archäologischen Daten zur Verfügung. Ein kleiner<br />
Kommentar zu den Tierknochen versucht, diese Lücke zu schließen.<br />
Wie M. Schmitzberger bereits ausführlich dargelegt hat, spiegelt sich die Bedeutung der einzelnen<br />
Haustierarten für die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes in den Tierknochenresten wider.<br />
Gesamt machen die Schaf/(Ziegen)-Reste etwa 46 %, Schweineknochen 31 % und Rinderfragmente<br />
21 % des Gesamtaufkommens aus.<br />
16<br />
70<br />
14<br />
60<br />
12<br />
50<br />
10<br />
40<br />
8<br />
6<br />
30<br />
Absolute Werte<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Schaf<br />
Rind<br />
Schwein<br />
Sex arch.<br />
Frau<br />
Mann<br />
Prozent<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Schaf<br />
Rind<br />
Schwein<br />
Sex arch.<br />
Frau<br />
Mann<br />
Abb. 129: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im<br />
Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern<br />
Abb. 130: Prozentueller Anteil der Haustierarten im<br />
Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern<br />
Betrachtet man die vorkommenden Tierarten in Zusammenhang mit der archäologischen<br />
Geschlechtsbestimmungen der Gräber 544 , so zeigt sich, dass Kleinwiederkäuer signifikant häufiger in<br />
Frauengräbern vorkommen (10 in Frauen-, 3 in Männer- und 16 in unbestimmbaren Gräbern), Rinder<br />
und Schweine jedoch prozentuell gesehen häufiger in Männergräbern enthalten sind (Rind: 3 in<br />
Frauen-, 2 in Männer- und 6 in unbestimmbaren Gräbern, Schwein: 4 in Frauen-, 3 in Männer- und 5<br />
in unbestimmbaren Gräbern). Die Datenbasis bestand aus 20 Frauen-, 8 Männer- und 29<br />
unbestimmbaren Gräbern, in den Grafiken sind nur Gräber mit jeweils einer Tierart berücksichtigt. Ein<br />
Zusammenhang zwischen der Wollverarbeitung und Textilarbeit, die traditionell den Frauen<br />
zugeordnet wird, und Schafen als Fleischbeigabe im Grab scheint nicht ganz unwahrscheinlich.<br />
Die Reichhaltigkeit der übrigen Ausstattung der<br />
Gräber könnte ein Kriterium für die Auswahl der<br />
Tierart gewesen sein, die Überprüfung eines<br />
Zusammenhangs zwischen dem Sozialindex und<br />
der Tierart im Grab ergab allerdings keine<br />
wesentlichen Zusammenhänge. In der Sozialindexgruppe<br />
0 – 25 sind die Tierarten etwa den<br />
Erwartungen gemäß verteilt, in der Gruppe 26 - 50<br />
sind die Rinder ein wenig häufiger vertreten, und in<br />
der Gruppe 51 – 78 fehlt das Rind gänzlich, dafür<br />
ist das Schwein häufiger vertreten.<br />
Absolute Werte<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0-25<br />
26-50<br />
51-78<br />
Tierart<br />
Rind<br />
Schaf<br />
Schwein<br />
Sozialindex<br />
Abb. 131: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im<br />
Verhältnis zum Sozialindex der Gräber<br />
543 Die Neubearbeitung der Tierknochenfunde geschah im Rahmen des FWF-Projektes P 12520HIS unter der<br />
Leitung von A. Lippert und wurde von M. Schmitzberger durchgeführt. Seine Auswertung findet sich im Anhang.<br />
544 Dieser Fragestellung begegnet man in der Literatur nicht sehr häufig. P. Trebsche und N. Müller-Scheeßel<br />
brachten mich auf die Idee, dem Zusammenhang nachzugehen und bereiten einen Artikel darüber vor.<br />
189
Statzendorf<br />
Tierknochen<br />
Die elf vollständig erhaltenen Rindertali aus Grab A116 sind anders als die meisten anderen<br />
Tierknochenreste wohl kaum im Sinne einer Fleischbeigabe zu interpretieren. Grab A116 ist<br />
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die<br />
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Die Bedeutung der Stücke könnte im kultischen<br />
Bereich liegen, Deutungen als Spiel- und Orakelwürfel oder als Webgewicht sind ebenso gängig.<br />
Der einzige Hinweis auf Pferde (Equus ferus f. caballus) in Statzendorf stammt aus dem Grab A009,<br />
ein Brandgrab mit teilweiser Steinabdeckung. Archäologisch wurde es als Frauengrab bestimmt,<br />
neben einem Spinnwirtel, einer Nadel und einem Messer sind noch neun Gefäße vorhanden. Das<br />
Grab wurde mit einem Sozialindex von 44 bewertet.<br />
Das Teilskelett eines Haushuhnes (Gallus gallus f. domestica) kann leider nicht mehr mit<br />
vollständiger Sicherheit innerhalb des Gräberfeldes lokalisiert werden, 545 wahrscheinlich ist jedoch<br />
Grab D009, das im jüngeren Teil des Gräberfeldes anzunehmen wäre. Die sonstigen Funde aus dem<br />
Komplex GD09 sind ein Eisenarmreif, Fragmente einer eisernen Fibel, ein Fragment eines<br />
Bronzearmreifes ohne Verzierung sowie Leichenbrand, der nicht eindeutig als männlich bzw. weiblich<br />
zu bestimmen war. Dem Komplex zuzuordnen ist jedoch ebenso der Boden eines rötlichen, auf der<br />
Töpferscheibe hergestellten Gefäßes, was den Schluss nahe legt, dass es sich auch um einen<br />
gestörten Komplex handeln könnte. Da die Erhaltung und die Größe der Hühnerknochen eher für eine<br />
eisenzeitliche als römische Datierung spricht und hallstattzeitliche Hühner in Mitteleuropa zwar selten,<br />
aber nicht unbekannt sind, gibt es trotzdem kaum Zweifel an der hallstattzeitlichen Herkunft des<br />
Hühnerskelettes.<br />
Frühe Hühnerfunde aus westhallstättischen Siedlungen sind von der Heuneburg und aus<br />
Wallerfangen bekannt, Grabfunde stammen aus Schirndorf. Die Einführung von Hühnern in Spanien<br />
dürfte auf die Phönizier zurückzuführen sein. Aus dem östlichen Bereich der Hallstattkultur sind Fund<br />
aus Tĕšetice und Nové Košariská bekannt. 546 Hühner werden aufgrund ihrer Seltenheit weniger als<br />
Eier- und Fleischlieferant, sondern als Ziergeflügel gehalten worden sein, 547 eventuell kam ihnen auch<br />
eine glückbringende oder apotropäische Bedeutung zu. 548<br />
In diesem Zusammenhang sei auf eine Abbildung eines Huhnes auf der frühlatènezeitlichen Situla von<br />
Kuffern aufmerksam gemacht 549 , einem Fundort, der zwar ein wenig jünger als Statzendorf sein dürfte,<br />
allerdings nur etwa 1,5 km entfernt liegt. Von der Darstellung des Huhnes ist leider lediglich der Kopf<br />
im Original erhalten, der deutlich den typischen Kamm und die Kehllappen unterhalb des Schnabels<br />
zeigt.<br />
Abb. 132: Abrollung und Detail des figuralen Frieses der Situla von Kuffern (Lucke/Frey 1962, Taf. 75.)<br />
545 Siehe Kapitel „Quellenkritik“.<br />
546 Neumaier 1996, 167.<br />
547 Schüle 1960, 1 ff.<br />
548 Spindler 1983, 313.<br />
549 Für diesen Hinweis danke ich A. Eibner herzlich. Abbildungen: Lucke/Frey 1962, Taf. 75.<br />
190
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechtsbestimmung<br />
Um Aussagen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf zu treffen, ist eine<br />
Bestimmung von Alter und Geschlecht der bestatteten Personen wichtig. Leider sind nur wenige<br />
anthropologische Daten vorhanden, viele der Skelette und Leichenbrände sind nicht in das<br />
Naturhistorische Museum Wien gelangt, zumeist wurde der Leichenbrand zwar bemerkt und im Plan<br />
eingezeichnet, aber nicht mitgenommen. Das biologische Geschlecht und das Alter der meisten<br />
Bestatteten bleibt also im Dunkeln. Auch wenn die Quellenlage nicht so ideal wie bei modern<br />
gegrabenen Gräberfeldern ist, rechtfertigt die Größe und Bekanntheit des Gräberfeldes den Versuch<br />
einer detaillierten Auswertung, auch in bezug auf das Geschlecht der Bestatteten. Auf<br />
archäologischem Weg wird nun versucht, einigen Komplexen aufgrund der Beigaben ein soziales<br />
Geschlecht zuzuweisen. Natürlich ist das Bemühen nur dann von Erfolg gekrönt, wenn sich<br />
einigermaßen aussagekräftige Beigaben in den Komplexen befinden. Der archäologischen<br />
Geschlechtsbestimmung liegt in jedem Fall die Annahme zugrunde, dass die Geschlechterrollen der<br />
Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf analog der biologischen Voraussetzungen bipolar<br />
organisiert sind. In jeder Gesellschaft gibt es biologisch betrachtet Männer und Frauen, aber welche<br />
Eigenschaften, Rollen und Aufgaben ihnen zugedacht werden, das unterscheidet sich von Kultur zu<br />
Kultur. 550 Aufgrund dieser Prämisse und den fehlenden Referenzdaten aus der Anthropologie ist es<br />
nicht möglich, ungewöhnliche Gesellschaftsorganisationen, verschwimmende Geschlechtergrenzen,<br />
Geschlechterrollentausch oder weitere soziale Geschlechter im Gräberfeld Statzendorf zu erkennen.<br />
Die Geschlechtsbestimmung auf rein archäologischem Weg versucht also, aus den Beigaben eines<br />
Komplexes den Bestatteten ein soziales Geschlecht innerhalb eines bipolaren Systems zuzuweisen,<br />
auch wenn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es überhaupt in dieser Form existiert hat. Um<br />
das Vorgehen bei der archäologischen Geschlechtsbestimmung mit allen Schwierigkeiten und<br />
methodischen Zweifeln zumindest transparent zu machen, werden im folgenden die einzelnen Schritte<br />
der archäologischen Geschlechtsbestimmung dargelegt.<br />
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung 551<br />
Von ursprünglich 378 Bestattungen konnten nur noch 41 (10,9 %), nämlich 25 (65,8 %) Körper- und<br />
16 (4,7 %) Brandbestattungen anthropologisch analysiert werden. Von den 31 Individuen, bei denen<br />
ein Geschlecht festgestellt worden ist, sind lediglich die Bestimmungen von zwölf Individuen von der<br />
Bearbeiterin als „sicher“ eingestuft.<br />
Die Leichenbrände sind in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien<br />
inventarisiert. Unter den auffindbaren Leichenbränden aus Statzendorf konnten acht Männer und eine<br />
Frau bestimmt werden. Bei sieben Leichenbrandresten konnte nur mehr „erwachsen“ diagnostiziert<br />
werden: fünf Individuen sind vermutlich zwischen dem 19. und 60. und zwei zwischen dem 19. und 40.<br />
Lebensjahr verstorben. Kindliche Individuen fehlen gänzlich. Bei den nach ihrem Geschlecht<br />
unbestimmbaren Individuen ergibt sich eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 37,2 Jahren.<br />
Bis auf ein Individuum, dem keinem Grab mehr zugeordnet werden konnte, sind alle Bestimmungen<br />
der Brandbestattungen unsicher. Wichtig ist weiters die Feststellung, das in keinem Fall mehr als ein<br />
Individuum pro Leichenbrand vorliegt.<br />
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht<br />
A001 38248 19-60 ? D018 86356 19-40 M??<br />
A011 56182 19-40 ? D019 86367 19-40 M??<br />
A015 38131 19-60 ? D020 86372 41-50 M??<br />
A057 42721 19-40 M?? D021 86381 19-30 W??<br />
A065 42757 19-40 M?? GD09 56131 19-60 ?<br />
C032 45143 19-60 ? Strf oA 19-40 ?<br />
C070 45359 19-60 ? Strf1 oA 19-40 M??<br />
D017 86338 31-40 M? Strf13 oA 25-35 M<br />
Die Skelette sind in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien<br />
untergebracht und inventarisiert, neben der Inventarnummer ist Feld und Grabnummer vermerkt. Von<br />
550 Kästner 1997, 16.<br />
551 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung erfolgte im Rahmen des FWF-Projektes P12520HIS unter der<br />
Leitung von A. Lippert von S. Renhart. Ihr Bericht ist im Anhang einzusehen, die Ergebnisse sind hier kurz<br />
zusammengefasst.<br />
191
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
vielen Skeletten ist nur wenig mehr als der Schädel vorhanden. Insgesamt konnten zwölf Männer und<br />
zehn Frauen sowie drei Kinder bestimmt werden.<br />
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht<br />
A061 5789 31-40 W B133 5803 25-35 M<br />
A067 5792 31-40 W? B139 5790 31-40 M<br />
A068 5786 41-50 M? B146 5793 35-45 W??<br />
A070 5791 19-30 M?? C016 5796 19-30 W?<br />
A079 5781 35-45 W C017 5799 19-25 M?<br />
A089 5783 31-40 W? C046 5801 2-3 -<br />
A090 5779 41-50 M C066 5802 2-4 -<br />
A094 5784 45-55 W C073 5800 4-6 -<br />
A110 5794 35-45 M? C077 5798 35-45 M??<br />
A112 5787 35-45 M? C078 5795 35-45 M<br />
A113 5788 41-50 M D001 5797+5780 19-30 W<br />
A119 5782 31-40 W B133 5804 verschollen W<br />
B129 5785 31-40 M? 9539 verschollen<br />
B104 5848 31-40 W<br />
Selbst bei den Körperbestattungen ergeben sich große Unsicherheiten bezüglich der<br />
Geschlechtsbestimmung, bei 11 von 22, also der Hälfte der Individuen ist die Geschlechtsbestimmung<br />
mit einem Fragezeichen versehen.<br />
Aufgrund der Datensituation können demographische Auswertungen nur als Einordnungsversuch<br />
verstanden werden. Insgesamt zeigt das Geschlechterverhältnis ein großes Frauen- und<br />
Subadultendefizit auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug bei der Geburt ca. 32 Jahre,<br />
Körperhöhe und körperliches Erscheinungsbild fügen sich gut in das bereits bestehende Bild der<br />
eisenzeitlichen Gräberfelder des heutigen ostösterreichischen Raumes ein. An pathologischen<br />
Erscheinungen treten die üblichen Verschleißerscheinungen an den Gebissen auf. Bei dem<br />
weiblichen Individuum aus Grab B104 zeigen sich am linken Os parietale zwei Eindellungen, die auf<br />
eine Schabtrepanation hindeuten könnten. 552<br />
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung<br />
In Ermangelung anthropologischer Daten, die nur für wenige Gräber zur Verfügung stehen, wird<br />
versucht, über geschlechtertypische Grabausstattungen eine archäologische Geschlechterbestimmung<br />
durchzuführen. 553 Zunächst wurden die anthropologisch sicher bestimmten Gräber und<br />
ihre Inventare begutachtet. Ausgehend von der Hypothese, dass einige Beigaben nur oder vor allem<br />
verstorbenen Frauen bzw. Männern ins Grab mitgegeben wurden, wurde Fundkomplexen ein soziales<br />
Geschlecht zugewiesen. A priori angenommen wurde hierbei, dass normalerweise nur ein Individuum<br />
pro Grab vorliegt. Diese Annahme stützt sich auf die Befunde des Flachgräberfeldes, die ganz anders<br />
zu beurteilen sind als die von Hügelgräbern 554 und auf die anthropologischen Analysen, bei denen<br />
niemals mehr als ein Individuum pro Leichenbrand festgestellt werden konnte.<br />
In den fünf als sicher bestimmten Frauengräbern (A061, A079, A094, B104 und D002) sind folgende<br />
Typen zu finden: An Gefäßkeramik vorhanden sind Henkelschalen, Kegelhalsgefäße, Schalen,<br />
Schüsseln und Töpfe, an Trachtbestandteilen Fibeln und Nadeln aus Bronze, Perlen aus Bernstein<br />
und Glas und Bronzeringschmuck, an Geräten Messer, Nähnadeln, Schleifsteine ohne Loch und<br />
Spinnwirtel. Als besonders typisch für Frauengräber in diesem Sinne wurden zunächst Spinnwirtel<br />
gewertet. In 36 Gräbern, den Gräbern A002, A003, A009, A013, A014, A019, A022, A032, A037,<br />
A039, A047, A055, A061, A068, A076, A079, A089, A092, A104, A108, B102, B134, B142, B144,<br />
C009, C010, C014, C021, C027, C054, C067, C072, GD01, GD02, GD04 und GD16 kommen<br />
Spinnwirtel vor. Sie werden als archäologische “Frauengräber” gedeutet. Weitere Funde, die Frauen<br />
zugeschrieben werden, sind Harfen- und Halbmondfibeln, Halsreifen, (Finger-)Ringe, Perlen und<br />
Tonspulen. 555 Für C. Dobiat sind in Kleinklein Fibeln, Webstuhlgewichte und Spinnwirtel diagnostisch,<br />
552 Siehe Anhang (S. Renhart, Anthropologie).<br />
553 Dieses Vorgehen ist von der Genderforschung in letzter Zeit vielfach zurecht kritisiert worden (z.B.<br />
Kleibscheidel 1997), jedoch sind im Fall Statzendorf keine Daten zu Verfügung, die ein anderes Vorgehen<br />
ermöglichen. Durch die genaue Beschreibung der Hypothese und Methode wird versucht, das Verfahren<br />
zumindest transparent und kritisierbar zu machen.<br />
554 So konnten im Grabhügel von Zagersdorf sechs Brandbestattungen innerhalb eines Grabhügels geborgen<br />
werden (Rebay 2002, 93 ff.)<br />
555 Klemm 1992, 171.<br />
192
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Arm- und Halsringe fehlen zwar in Kleinklein, werden aber als typisch weiblich bezeichnet. 556 L.<br />
Nebelsick ordnet alle Spinn- und Webgeräte sowie Nähnadeln den Frauenbestattungen zu, an<br />
Trachtbestandteilen Halsreifen, Perlen, Fibeln, Schläfenringe, Gürtelhaken, Ringe und Spiralröllchen<br />
als Kleidungsbesatz, Arm- und Beinschmuck, mitunter auch kleine Bronzenadeln. 557<br />
Die sechs anthropologisch sicher als Männergräber bestimmten Gräber (A090, A110, A113, B133,<br />
B139 und C078) haben folgende Beigaben und Trachtbestandteile im Grab: Henkelschalen,<br />
Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Kragenrandschüsseln, Töpfe, Anhänger, einen<br />
Bronzearmreifen und zwei Bronzedrahtspiralringe. Als typisch für Männer werden in Statzendorf<br />
Waffen aller Art, Eisenkugeln und Schleifsteine gewertet. „Männergräber“ sind die 17 Gräber A027,<br />
A036, A086, A091, A097, A106, B047, B049, B138, B141, B147, C008, C011, C018, C030, C033 und<br />
GD08. Schleifsteine sind in Statzendorf nie mit Spinnwirteln oder anderen typischen Frauenbeigaben<br />
vergesellschaftet, dafür aber zweimal mit Waffen, dreimal mit Nadeln und bis auf einmal immer mit ein<br />
bis zwei Messern. Waffen und Mehrkopfnadeln sind nach C. Dobiat kennzeichnend für die<br />
Männergräber in Kleinklein, wobei er die Waffengräber von den Männerbestattungen ohne Waffen<br />
abhebt. In Kleinklein wurden Wetzsteine auch nur in Verbindung mit Männergräbern beobachtet. Die<br />
Tatsache, dass in drei Waffengräbern Spinnwirtel zu finden waren, die seiner Ansicht nach keine<br />
Doppel- oder Nachbestattungen sind, erklärt er durch einen besonderen Grabritus. 558<br />
Leichenbrandbestimmungen konnten jedoch nicht durchgeführt werden. 559 Charakteristisch für<br />
Männergräber sind nach L. Nebelsick in der Kalenderbergkultur Nadeln, vor allem Mehrkopfnadeln,<br />
Waffen und Pferdegeschirr, darunter auch durchlochte Eisenkugeln, die er als „Eisenwirtel“<br />
bezeichnet. Bei den durchlochten Schleifsteinen bemerkt er ein gehäuftes Vorkommen mit<br />
Waffengräbern und Gräbern mit männlichem Zubehör, hält aber Roggendorf Grab 19 dagegen, wo ein<br />
Schleifstein dieser Art mit weiblichen Accessoirs vergesellschaftet ist. Er vermutet einen<br />
Zusammenhang mit dem geschlechtsunspezifischen Tafelbesteck wie etwa bei den Messern. 560 Nach<br />
S. Klemm sind Gewandnadeln, vor allem Mehrkopfnadeln, Beile und Eisenkugeln typisch für<br />
Männergräber der älteren Hallstattzeit, 561 auf die Bedeutung der Nadeln wird noch einzugehen sein.<br />
Bei Grab B141 und C030 wird die archäologische Geschlechterbestimmung durch zwei Argumente<br />
gestützt. Bei Grab A013 gibt es eine Überschneidung mit den Frauengräbern, denn trotz typischer<br />
Frauenausstattung mit zwei Fibeln, einem Spinnwirtel, Gürtelhaken und Nähnadel befindet sich die<br />
einzige bronzene Pfeilspitze des Gräberfeldes in diesem Grab. Trotz dieser wird Grab A013 weiterhin<br />
als Frauengrab gedeutet.<br />
Neben dem Geschlecht ist das biologische Alter eines Individuums eine weitere der<br />
Rahmenbedingungen, die wesentlichen Einfluss auf soziale Stellung und Rolle zu Lebzeiten und<br />
Auswahl der Beigaben nach dem Tod haben kann. In den drei anthropologisch bestimmten<br />
Kindergräbern, übrigens alle körperbestattet (C046, C066 und C073), wurden an Gefäßkeramik<br />
Miniaturgefäße, Henkelschalen, Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Schüsseln und Töpfe<br />
gefunden, an Schmuck und Tracht Bronzeanhänger, Bronzearmreifen und Bronzenadeln, ansonsten<br />
noch ein Messer und ein Eisenring. Das Inventar des Grabes C046 gehört zu zwei Bestattungen in<br />
einem Grab, neben der Körperbestattung ist im Plan auch eine Urne eingezeichnet. Sieben<br />
Miniaturgefäße in zwei Kindergräbern sind ein starkes Argument für die altersspezifische Signifikanz<br />
dieses Typs, wenn diese auch von vielen Autoren für ihre Gräberfelder abgelehnt wird. Einschränkend<br />
ist zu sagen, dass Miniaturgefäße auch in zwei anthropologisch bestimmten Frauengräbern<br />
vorkommen. C. Dobiat stellt für Kleinklein fest, das viele Miniaturgefäße und ganze Ensembles von<br />
Miniaturgefäßen in Gräbern gefunden wurden, denen ein besonders hoher Status zugeschrieben<br />
werden kann. Er kann keinen Zusammenhang zwischen Kindergräbern und Miniaturgefäßen<br />
feststellen. 562 Was ein Miniaturgefäß konkret ist, ist eine Definitionsfrage. Insgesamt kommen in 45<br />
Gräbern Gefäße vor, die deutlich verkleinerte Typen darstellen, und zwar so, dass sie sich vom<br />
sonstigen Größenspektrum, auch von den kleinen Gefäßen des Typs, deutlich absetzten. Die Gräber<br />
mit Miniaturgefäßen sind A007, A009, A011, A025, A036, A037, A054, A067, A071, A089, A104,<br />
A108, A114, A116, B013, B016, B028, B033, B035, B043, B097, B099, B100, B122, B125, B127,<br />
B132, B136, C024, C027, C032, C039, C046, C047, C048, C051, C057, C059, C063, C073, C074,<br />
C084, D011, GD02 und GD16. Sechzehn dieser Gräber kann aufgrund der übrigen Beigaben auch ein<br />
weibliches oder männliches Geschlecht zugeschrieben werden, so dass es zweifelhaft bleibt, ob man<br />
556 Dobiat 1980, 152.<br />
557 Nebelsick 1997, 84 ff.<br />
558 Dobiat 1980, 153.<br />
559 Dobiat 1980, 152.<br />
560 Nebelsick 1997, 94 ff.<br />
561 Klemm 1992, 172.<br />
562 Dobiat 1980, 95 f.<br />
193
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Kindergräber tatsächlich über Miniaturgefäße erkennen kann. Als typisch für Kinder werden im<br />
übrigen kleine Gefäße mit Ausguss angesehen, die auch in Tiergestalt ausgeführt werden können. In<br />
seiner Zusammenstellung der urnenfelderzeitlichen Sauggefäße hält C. Eibner die Deutung kleiner<br />
Gefäße mit Ausguss als Trinkgefäß für Kinder für wahrscheinlich. Er stellt zwei Statzdorfer Beispiele in<br />
diese Reihe. 563 Auch L. Nebelsick stellt eine Verbindung der tiergestaltigen Saug- bzw.<br />
Ausgussgefäße zur Welt der Kinder her, erst im Verlauf der Hallstattkultur entwickeln sich<br />
Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zeremonialgerät. 564 Die acht im Statzendorfer<br />
Gräberfeld gefundenen Objekte kommen in Grab A036 mit einem Ärmchenbeil, einer Glasperle und<br />
zwei Messern vor, ein Grab, das man als Männergrab bezeichnen würde. Zweimal kommen<br />
Ausgussgefäße mit Bronzenadeln vor. Grab A071 enthält neben dem Ausgussgefäß eine<br />
Miniaturhenkelschale sowie eine fragmentierte und daher unbestimmbare Bronzenadel. Grab B031 ist<br />
nicht vollständig und enthält neben der bronzenen Rollenkopfnadel noch einen vogelförmigen<br />
Bronzeanhänger.<br />
Die letzte Fundkategorie, die mit Kindern in Verbindung gebracht wird, sind Rasseln. 565 B132, das<br />
einzige Grab mit drei Tonrasseln, enthält sonst noch eine Miniaturschüssel. Die wirkliche Funktion der<br />
beschriebenen Fundkategorien, Miniaturgefäße, Ausgussgefäße und Rasseln, ist im Endeffekt nicht<br />
geklärt. Die Frage, ob es in der Kalenderbergkultur eine Sozialkategorie Kind gegeben hat, die im<br />
Grab darzustellen war bzw. im Grabritus Beachtung gefunden hat, muss derzeit unbeantwortet<br />
bleiben. Die Gleichung klein = Kind ist vermutlich eher typisch für unsere heutige Gesellschaft als für<br />
die Hallstattkultur. In Mitterkirchen wurden die Kindergräber ebenso wie die Gräber der Erwachsenen<br />
ausgestattet, zum Teil mit Objekten, „die ohne Zweifel zu Lebzeiten nicht selbstständig von ihnen<br />
benützt wurden.“ 566 Da viele dieser „Kindergräber“ diagnostisch weibliche oder männliche Beigaben<br />
aufweisen, und nicht eindeutig eine eigene Kategorie geschaffen werden konnte, wurden, soweit es<br />
möglich war, die Gräber mit Miniaturgefäßen, Ausgussgefäßen und Rasseln im nächsten Schritt den<br />
Männern bzw. Frauen zugeordnet und auf eine archäologische Kategorie Kinder verzichtet. Bei<br />
Gräbern dieser Art könnte es sich auch um Doppel- oder Mehrfachbestattungen eines Erwachsenen<br />
und eines subadulten Individuums gehandelt haben.<br />
Nach dieser ersten Einordnung wurden andere Fundkategorien nach ihrer geschlechterspezifischen<br />
Relevanz überprüft. In der Kategorie Tracht und Schmuck ist relativ eindeutig, dass Armreifen, Fibeln<br />
und Gürtel ausschließlich und Bronzeringe und Perlen eher den „Frauengräbern“ zuzuordnen sind. Im<br />
Gegensatz dazu sind Knöpfe eher den Männern zuzuschreiben. Betrachtet man die Nadeln etwas<br />
genauer so stellt man fest, dass Eisennadeln eher bei den Männern, Bronzenadeln eher bei den<br />
Frauen vorkommen. 25 Bronzenadeln aus 20 Gräbern stehen zwölf Eisennadeln aus zwölf Gräbern<br />
gegenüber. Gemeinsam kommen Bronze- und Eisennadeln in keinem Komplex vor. Leider sind viele<br />
der Eisennadeln zu schlecht erhalten, um sie typologisch zu bewerten, Mehrkopfnadeln aus Eisen und<br />
Bronze stammen jedenfalls auch nicht ausschließlich aus Männergräbern. Vier Männergräber A027,<br />
A091, B049 und C081 stehen zwei Frauengräbern gegenüber, A037 und A061.<br />
„Frauengräber“ „Männergräber“<br />
Armreif 5 0<br />
Bronzering 20 7<br />
Fibeln 13 0<br />
Gürtel 4 0<br />
Halsreif 0 0<br />
Knopf 0 3<br />
Nadel 8 7<br />
Perle 88 2<br />
Bei den Gefäßen kam ein Deckel in einem Männergrab vor, das einzige Drillingsgefäß in einem<br />
Frauengrab. Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln kommen in vier Männergräbern, aber nur in<br />
je einem Frauen- und Kindergrab vor. Die Beobachtung, dass rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüsseln nur in Männergräbern mitgegeben werden, wurde in Bad Fischau gemacht. 567<br />
Kalenderbergtöpfe sind relativ gleichmäßig verteilt. Andere Gefäßkategorien zeigen ebenso auf den<br />
ersten Blick keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Keramik kann auch nur in beschränktem<br />
Ausmaß als geschlechtsdiagnostisch gewertet werden, Keramiktypen, die mit Frauengräbern in<br />
563 Eibner 1973, 191.<br />
564 Nebelsick 1997, 118.<br />
565 Leskovar 2000, 56.<br />
566 Leskovar 2000, 58.<br />
567 Klemm 1992, 172.<br />
194
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Verbindung gebracht werden, wie innenverzierte Fußschalen, Doppelgefäße und Feuerböcke 568<br />
fehlen vollständig.<br />
„Frauengräber" „Männergräber“<br />
Deckel 0 1<br />
Drillingsgefäß 1 0<br />
Henkeltopf 5 1<br />
Kalenderbergtopf 13 12<br />
Kragenrandschüssel 1 4<br />
Topf 3 0<br />
Eisenringe sind signifikant häufiger in „Männergräbern“ zu finden. Relativ gesehen sind auch Messer<br />
häufiger, wobei vor allem auffällt, dass in „Männergräbern“ tendenziell öfter mehr als ein Messer<br />
vorkommt.<br />
„Frauengräber“ (33) „Männergräber“ (17)<br />
Eisenring 2 11<br />
Nähnadel 2 0<br />
Messer 20 25<br />
Die Hypothese, Pinzetten wären typisch für das Toilettebesteck der Männer, kann durch den Komplex<br />
A085 von Statzendorf, in dem sich sonst keine geschlechterrelevanten Beigaben befinden, nicht<br />
gestützt werden. Auch in Maiersch kommen Pinzetten vor, in Grab 44 und 54, und zwar einmal mit<br />
Bronzeanhängern und Armreiffragmenten, ein andermal mit zwei Spinnwirteln, einer Rassel und zwei<br />
Bronzenadeln. 569<br />
Zur Überprüfung der Ergebnisse wurde die Seriation 570 eingesetzt. Dazu wurden funktionelle<br />
Merkmale statt chronologisch empfindliche Typen in den Vordergrund gestellt. Zu breite und<br />
allgemeine Typen wurden ausgeschlossen. Es ergab sich eine Reihung der Gräber, die eindeutig<br />
geschlechtsspezifisch zu deuten ist: In der ersten Gruppe finden sich Typen, die für Frauengräber<br />
charakteristisch sind, und zwar Halsreifen, Nähnadeln, Fibeln, Armreifen, Gürtel, Ringe und Niete,<br />
Spinnwirtel und Glasperlen. Dann folgt eine Gruppe, die man als Männergräber interpretieren kann, zu<br />
den signifikanten Typen zählen Zaumzeug, Schleifstein, Nadel, rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüsseln, Kugeln, Eisenringe und Anhänger. Wie die anschließende Gruppe zu deuten<br />
ist, in der Miniaturgefäße, Henkelschüssel, Töpfe, Fußschalen, Ausgussgefäße, Silices und die Ziste<br />
vorkommen, ist fraglich. Interessant ist jedenfalls die Nähe der Miniaturgefäße zu den Männergräbern.<br />
|ABABGACAACCCGAAACAAACABCACAAAAAABGBCAGCBCACCACACCAACAAACGBCCABGBBCCCAAGGBCAABCBCCABBBBAAGBCBB<br />
|0000D0000000D000000000100000010110100D010000000000100000D00000D10000010D1001000000000100D0010<br />
|134307794010033131112641375121704046418337159727290786830463030434834010320122642313227616627<br />
|879297564149129374791128741136945512764806117873716298638972952646151513987489032661351384527<br />
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+<br />
Halsreif |* ** | | | | |<br />
Nähnadel |** * * | * | | | |<br />
Fibel | * ***** **** *** * ** * * * | | | |<br />
Armreif |* * * ***** ** ***| ** * | * * | |<br />
Gürtel | * * * * |* * *| | | |<br />
Ring | * **** **** *********** * *** * *** * | | |<br />
Niet | * |** * * | * | | |<br />
Knopf | | * * | | | |<br />
Spinnwirtel | ****** * **** * ** ** | * * *** *|* * | |<br />
Glasperle | * + ** * * + * * + + * |<br />
Zaumzeug | | * | * | | |<br />
Schleifstein | | * ** * *** * * * **| | |<br />
Nadel | * * *|** * ** ** |*** * ** * | * *** * * | * * |<br />
rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel| * *** * ** * * | * ** | * |<br />
Kugel | | |* ** * * | | |<br />
Eisenring | * | * ** |* * ** * | * ** *** * | |<br />
Anhänger | ** | * * | ** | * * |<br />
Miniaturgefäß | | ** * **| * ** **** * *** | ** * * |<br />
Henkelschüssel | | * | * * ** |* * * ** ** ** * * |<br />
Henkeltopf | | * * | * *** * * *|* * * * |<br />
Topf ohne Henkel | | | ** ** * * * * * ** * |<br />
Fußschale | | | * | * * * * | ** ** * |<br />
Ausgussgefäß | | | | | * * ** * *|<br />
Silex | | | | | * * |<br />
Ziste | | | | | *|<br />
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+<br />
Abb. 133: Seriation funktioneller Typen des Gräberfeldes Statzendorf<br />
568 Nebelsick 1996, 327.<br />
569 Berg 1962, Taf. 13 und Taf. 19.<br />
570 Ähnliches versuchte J. Kaerner anhand des Gräbermaterials der Rušegruppe. Ihre Ergebnisse sind<br />
vielversprechend, sie hatte aber leider ebenfalls keine anthropologischen Vergleichsdaten zur Überprüfung ihrer<br />
Hypothesen zur Verfügung (Kaerner 1989, 172 ff).<br />
195
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Nach dieser Analyse wurden im nächsten Schritt auch Gräber mit Armreifen, Fibeln und Gürteln als<br />
„Frauengräber“ bezeichnet, Gräber mit Eisenringen als „Männergräber“. So wurden 62 Komplexe<br />
archäologisch als Frauengräber und 31 Komplexe als Männergräber bestimmt.<br />
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechtsbestimmung<br />
Bei den anthropologisch als sicher weiblich bestimmten Individuen A061, A079, A094, B104 und D002<br />
ergaben sich keine Widersprüche zum Inventar. Grab A061 ist archäologisch durch<br />
Bronzeringschmuck, eine Fibel, eine kleine Bronzenadel, Perlen aus Bronze und Eisen sowie einen<br />
Spinnwirtel als weiblich gekennzeichnet. Auch Grab A079 enthielt einen Spinnwirtel, bei den anderen<br />
Gräbern konnten keine geschlechtertypischen Inventarbestandteile gefunden werden. Das<br />
anthropologisch als wahrscheinlich weiblich bezeichnete Individuum A089 hatte vier Spinnwirtel mit im<br />
Grab, bei A067, C016 und D021 konnten keine geschlechtertypischen Objekte entdeckt werden. B146<br />
hat Eisenfragmente im Grab, die von einer Eisennadel und einem Eisenring stammen könnten, sowie<br />
zwei Messer. Archäologisch wäre dieses Grab eher einem Mann zuzuordnen, wenn auch unsicher.<br />
Bei den sicher als männlich bestimmten Leichenbränden und Skeletten A090, A110, A113, B133,<br />
B139 und C078 sind sehr wenige geschlechtsdiagnostische Anhaltspunkte zu finden. Grab A110<br />
enthielt einen Bronzearmreif. Grab C078 enthielt ein Paar Bronzespiralringe, Schmuck, der eher für<br />
Frauen typisch wäre. Bei den unsicher als männlich bestimmten Individuen A057, A065, A068, A070,<br />
A112, C017, C077, D017, D018, D019 und D020 sind zwei als zweifelhaft einzustufen. Grab D018<br />
enthielt ein Eisenobjekt, das man als Gürtelhaken deuten könnte, in diesem Fall eher für Frauen<br />
typisch, A068 enthielt zwei Spinnwirtel. Die übrigen Gräber enthalten wenig diagnostisches Material,<br />
zu nennen ist noch eine fragmentierte Eisennadel aus Grab A065 und ein eventuell als undurchlochter<br />
Schleifstein zu bezeichnender Stein aus Grab C077.<br />
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft<br />
Die Bevölkerungsgröße kann nach der Formel P = ((D x e 0 ) / t) + k von G. Acsádi und J. Nemeskéri 571<br />
berechnet werden. Die Bevölkerungsgröße entspricht demnach der Anzahl der Bestatteten (D) mal<br />
der durchschnittlichen Lebenserwartung (e 0 ) durch die Belegungsdauer (t) des Gräberfeldes. K ist ein<br />
konstanter Faktor, der 10% der Bruchzahl ausmacht. Nach K. Beinhauer 572 kann auf den Faktor k<br />
verzichtet werden, er schlägt allerdings vor, die Formel dahingehend zu korrigieren, dass dem<br />
Unterschied zwischen der absoluten, demographischen Belegungszeit eines Gräberfeldes und der<br />
relativen, archäologisch ermittelten Belegungszeit Rechnung getragen wird. Da in den wenigsten<br />
Fällen absolute Daten vorhanden sind, um die Laufzeit des Gräberfeldes besser als über<br />
typochronologische Vergleiche und Kombinationsstatistik einzuschätzen, zieht er als Korrektur 50<br />
Jahre von der archäologisch ermittelten Laufzeit eines Gräberfeldes ab. Seine Formel lautet daher P =<br />
(D x e 0 ) / (t - 50).<br />
Nimmt man als geschätzte Zahl der Bestatteten 376 bis 500 an (376 Gräber wurden dokumentiert<br />
ergraben), eine durchschnittliche Lebenserwartung von 32 Jahren 573 und eine Laufzeit des<br />
Gräberfeldes etwa 200 Jahren, so ergibt sich nach G. Acsádi und J. Nemeskéri eine<br />
Bevölkerungsgröße von 80 bis 100 Personen, lässt man den Faktor k weg, so läge die Zahl bei 60 bis<br />
80 Personen. Nach K. Beinhauers Korrekturvorschlag läge die Größe der Bestattungsgemeinschaft<br />
mit 80 bis 106 lebenden Personen nicht wesentlich über den Ergebnissen der ursprünglichen Formel.<br />
In jedem Fall wird man von etwa 80 gleichzeitig lebenden Personen ausgehen können, die ihre Toten<br />
im Gräberfeld von Statzendorf bestatteten. Ob diese Gemeinschaft aus kleineren und größeren<br />
Familien bestanden hat, die auch zusammen gewohnt haben, oder gänzlich anders organisiert war, ist<br />
nicht mehr rekonstruierbar. Möglich wäre eine kleine, dörfliche Struktur, für die das Gräberfeld von<br />
Statzendorf der zugehörige Friedhof war, oder aber auch mehrere, verstreute Gehöfte, die das<br />
Gräberfeld zusammen als gemeinsamen Bestattungsplatz nutzten.<br />
571 Acsádi/Nemeskéri 1970.<br />
572 Beinhauer 1989, 22 ff.<br />
573 S. Renhart, Anthropologie, siehe Anhang.<br />
196
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Ausgußgefäß<br />
Miniaturgefäß<br />
Anhänger<br />
Armreif<br />
Beil<br />
Bronzegefäß<br />
Fibel<br />
Gürtel<br />
Knopf<br />
Kugel<br />
Lanzenspitze<br />
Messer<br />
Nadel BZ<br />
Nadel FE<br />
Nadelbehälter<br />
Nähnadel<br />
Niet<br />
Perle Bernstein<br />
Perle Glas<br />
Pfeilspitze<br />
Pferdegeschirr<br />
Pinzette<br />
Rassel<br />
Eisenring<br />
Gagatring<br />
Goldring<br />
Bronzering<br />
Schleifstein mit Loch<br />
Schleifstein ohne Loch<br />
Spinnwirtel<br />
A002 F 2<br />
A003 F 1<br />
A009 F 3 1 1 1<br />
A012 F 1<br />
A013 F 1 2 1 2 2 1 1 2 1<br />
A014 F 1 1 1 2 1 15 1 1 3 6<br />
A017 F 2 1 1 2<br />
A018 F 2 1 1<br />
A019 F 1 1 1 1<br />
A022 F 1 1<br />
A023 F 2 1 2<br />
A028 F 1<br />
A032 F 1 1 1<br />
A037 F 1 1 1 2 1 1 1 1 1<br />
A039 F 1 1 1 1<br />
A044 F 1 1 1<br />
A047 F 1 1 1<br />
A049 F 1 1<br />
A055 F 1 1<br />
A061 F F 1 1 1 1 1 49 3 1<br />
A068 F M? 1 2<br />
A076 F 1 17 2 2<br />
A077 F 1 1 2<br />
A079 F F 3 1<br />
A089 F F? 1 4<br />
A092 F 1<br />
A096 F 1 1 1<br />
A100 F 1 1<br />
A104 F 2 1 1 1 2 2<br />
A108 F 1 3 2<br />
B032 F 1 1 1<br />
B037 F 1 1<br />
B054 F 1<br />
B102 F 1<br />
B134 F 5<br />
B142 F 1 1 1 1 1<br />
B144 F 1 1<br />
B148 F 1<br />
C001 F 2 2 1 1 1 1 104?<br />
C003 F 1 1<br />
C009 F 1 1 1<br />
C010 F 1<br />
C014 F 1 1 1<br />
C021 F 1 1 1 1 2<br />
C027 F 1 1 1<br />
C032 F 2 1<br />
C037 F 1 1 1 1<br />
C054 F 1 1<br />
C067 F 1 1 1<br />
C072 F 1<br />
C073 F K 1 2<br />
C074 F 1 2 1 1<br />
C075 F 1 1 1<br />
C078 F M 2<br />
C084 F 2 1 1<br />
D018 F M?? 1 1<br />
GD01 F 1 3 1<br />
GD02 F 1 1<br />
GD04 F 1<br />
GD09 F 2 1<br />
GD11 F 2 1<br />
GD16 F 1 2 1 2<br />
197
Statzendorf<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Ausgußgefäß<br />
Miniaturgefäß<br />
Anhänger<br />
Armreif<br />
Beil<br />
Bronzegefäß<br />
Fibel<br />
Gürtel<br />
Knopf<br />
Kugel<br />
Lanzenspitze<br />
Messer<br />
Nadel BZ<br />
Nadel FE<br />
Nadelbehälter<br />
Nähnadel<br />
Niet<br />
Perle Bernstein<br />
Perle Glas<br />
Pfeilspitze<br />
Pferdegeschirr<br />
Pinzette<br />
Rassel<br />
Eisenring<br />
Gagatring<br />
Goldring<br />
Bronzering<br />
Schleifstein mit Loch<br />
Schleifstein ohne Loch<br />
Spinnwirtel<br />
A005 M 1 1<br />
A011 M 1 2 5 1 1 25<br />
A027 M 1 3 1 2 4<br />
A036 M 1 2 1 3 1<br />
A041 M 1 1 3<br />
A054 M 1 1<br />
A078 M 1 1<br />
A086 M 1 1 1<br />
A091 M 1 2 1 1<br />
A097 M 1 1<br />
A105 M 1<br />
A106 M 1 2 1 1<br />
B047 M 1<br />
B049 M 2 1<br />
B138 M 1 2 3 1<br />
B141 M 1 1 1 1 1 1<br />
B145 M 1 1<br />
B146 M F? 2 1<br />
B147 M 1 1 1<br />
C008 M 1? 2 1<br />
C011 M 2 1 2<br />
C013 M 1 2 1 2<br />
C018 M 2 1 1 1<br />
C020 M 3 2<br />
C029 M 1 1<br />
C030 M 2 2 1 2 1 1<br />
C033 M 1 1<br />
C046 M K 6 1 1 1<br />
C081 M 1 1 1<br />
D001 M 1<br />
GD08 M 1 1 2<br />
198
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung<br />
Da meines Erachtens die Auswertung von Gräberfeldern nicht beim Was, Wann und Wo aufhören<br />
darf, sondern berechtigterweise die Frage nach dem Wie und Warum zu stellen ist, sind Unterschiede<br />
innerhalb der Grabausstattungen besonders zu beachten und zumindest Erklärungsversuche<br />
anzubieten, warum sie uns heute in dieser Form entgegentreten. In jüngerer Zeit werden<br />
Sozialindexberechnungen von Gräberfeldern immer beliebter, was mich darauf brachte, verschiedene<br />
aus der Literatur bekannte Methoden zu probieren und sie am Material von Statzendorf zu testen.<br />
Das Gräberfeld von Statzendorf wurde bereits von den Ausgräbern als „bäuerlich“ und „ärmlich“<br />
eingestuft, nicht überraschend, verglich man die Ausgrabungen doch mit anderen berühmten<br />
hallstattzeitlichen Gräberfeldern, die zu der Zeit ausgegraben wurden. J. Bayer bemerkt dazu: „Wenn<br />
der Reichtum künstlerischer Erzeugnisse in den folgenden Fundbeschreibungen nicht entfernt an die<br />
Gräberfelder von Waatsch und Hallstatt erinnert, so darf nicht außer acht gelassen werden, wie weit<br />
nördlich diese Nekropole gelegen ist, wieviel schwächer daher der Strahl südlicher Kultur in diese<br />
Gegend gedrungen ist, und dass wir es hier mit einem ackerbautreibenden Volk zu tun haben, das<br />
durch seiner Hände Arbeit seine Nahrung verdiente, aber auch nicht viel mehr, jedenfalls viel zu<br />
wenig, um für die damalige Zeit unerhörte Reichtümer anzusammeln wie die Bergleute von<br />
Hallstatt.“ 574<br />
20.1 Theoretische Überlegungen<br />
Die Untersuchung der vertikalen Sozialstruktur innerhalb des Gräberfeldes von Statzendorf setzt<br />
voraus, dass Grabstrukturen und Beigaben qualitativ und quantitativ gewertet werden. Üblicherweise<br />
geschieht dies dadurch, dass Gräber mit zahlreichen Beigaben, wertvollen Materialien wie Gold oder<br />
Bernstein und aufwändigeren Grabanlagen ganz subjektiv als „reich“ eingestuft werden, während<br />
seichte Gräber ohne Beigaben im Allgemeinen als „arm“ eingestuft werden.<br />
Die Frage, in wie weit die Anlage und Ausstattung von Gräbern soziale Verhältnisse der Lebenden<br />
widerspiegeln und sich daher Erkenntnisse über die Organisation der Gesellschaft aus Gräbern<br />
ableiten lassen, wurde bereits ausführlichst diskutiert. 575 Fest steht allerdings, dass trotz aller Kritik,<br />
die Verhältnisse eines Gräberfeldes auf die Welt der Lebenden zu projizieren, zumindest ein gewisser<br />
Zusammenhang gesehen und auch gewertet wird. Wenn auch mitunter durch das Totenritual<br />
tatsächliche gesellschaftliche Strukturen verzerrt, versteckt oder umgekehrt werden, 576 so kann man<br />
vielleicht gerade durch diesen Umstand dem von den Bestattenden gewünschten Idealbild einer<br />
Gesellschaft durch die Gräberfeldanalyse näher kommen. 577 Eine gewisse Variabilität im Fundmaterial<br />
und bei den Befunden muss gegeben sein, um Unterschiede in Hinblick auf die soziale Organisation<br />
einer Gesellschaft untersuchen zu können und sie etwa in Beziehung zu Alter, Geschlecht und<br />
Gesundheitszustand der Bestatteten zu bringen. Die Variabilität im Bestattungsbrauchtum ist<br />
allerdings nicht überall und zu allen Zeiten gleichermaßen gegeben und erschließbar.<br />
Die zahlreichen geschlossenen Grabkomplexe des Gräberfeldes von Statzendorf bieten die<br />
Möglichkeit, die Inventare statistisch auf einen Zusammenhang zwischen sozialem Status, Grabform,<br />
Alter und Geschlecht zu untersuchen. Dazu wird die Methodik der Sozialindexberechnung angewandt.<br />
Die Berechnung eines Sozialindex für einzelne Gräber innerhalb eines Gräberfeldes ist eine Methode,<br />
die versucht, einzelnen Individuen bzw. deren Gräbern einen Wert zuzuordnen, der in etwa der<br />
sozialen Bedeutung des Menschen innerhalb der Gemeinschaft entsprechen soll. Dies geschieht<br />
durch die einzelne Wertung von Befundsituationen und Beigabenzusammensetzungen, die dann zu<br />
einem Gesamtindex zusammengefasst werden. Der Vorteil der Beigabengewichtung liegt darin, dass<br />
man die Unterschiede zwischen den Bestattungen nicht nur erfassen, sondern auch quantifizieren<br />
kann. Vom rechnerisch ermittelten Beigabenwert gelangt man zum Inventarwert, der im Idealfall den<br />
sozialen Rang der bestatteten Person ausdrückt und eine Ordnung der berücksichtigten Gräber<br />
erlaubt. 578<br />
Dafür wird davon ausgegangen, dass etwa die Errichtung eines Hügels für die Bestattung ungleich<br />
mehr Aufwand war als etwa das Verscharren einer Leiche im seichten Boden, daher war auch die<br />
Wertschätzung des Toten, für den man diesen Aufwand trieb, wesentlich größer, was wiederum<br />
seinen sozialen Status beschreibt. Für die Beigaben wird davon ausgegangen, dass die mit Bernstein<br />
574 Bayer 1904, 47.<br />
575 Einen Überblick über den Stand der Diskussion gab zuletzt G. Tomedi im Kapitel „Prämissen zur Gräberarchäologie“<br />
seiner Habilitationsschrift (Tomedi 2002, 283 ff.).<br />
576 Hodder 1982, 152.<br />
577 Rebay 2002, 76 ff.<br />
578 Burmeister 2000, 128.<br />
199
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
und Beineinlage verzierte Fibel PA38125 aus Grab A14 ungleich mehr wert war als eine beliebige<br />
Beigabenschale, die in so gut wie jedem Grab vorkommt. Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, nämlich<br />
die Bedeutung von Beigaben nur archäologisch dokumentierter Gesellschaften zu begreifen und in<br />
Zahlen zu fassen.<br />
Die Analyse von Ausstattungsgruppen versucht, hierarchisch differenzierte soziale Gruppen antiker<br />
Gesellschaften zu erkennen und zu beschreiben. Die Annahmen, die dieser Methode zugrunde liegen,<br />
hat R. Karl 579 kürzlich folgendermaßen zusammengefasst:<br />
• Es gibt eine klare Gliederung der Gesellschaft in Gruppen, die sich in klar unterschiedlichem<br />
materiellen Reichtum dieser Gruppen bzw. ihrer Angehörigen ausdrückt.<br />
• Wir haben in den uns zur Verfügung stehenden Bestattungen einen repräsentativen<br />
Querschnitt der Gesamtbevölkerung.<br />
• Alle gesellschaftlichen Gruppen bestatten in der gleichen oder zumindest in vergleichbarer<br />
Weise.<br />
• Es gibt sozial kontrollierte Regeln, wer wie bestattet werden kann und/oder darf, und diese<br />
Regeln werden auch – zumindest von der statistisch relevanten Mehrheit der Bevölkerung –<br />
eingehalten.<br />
• Diese Regeln führen dazu, dass gesellschaftliche Hierarchie und Ausstattungsreichtum in den<br />
Bestattungen direkt aneinander gekoppelt sind.<br />
• Diese Regeln führen des weiteren dazu, dass [sich] Angehörige unterschiedlicher sozialer<br />
Gruppen in Bestattungen klar voneinander unterscheiden lassen.<br />
Tatsächlich ist keine einzige dieser Prämissen erfüllt. Gerade der erste Punkt kann jedoch durch die<br />
Methode der Sozialindexberechnungen ein wenig entschärft werden, da nicht bereits a priori von einer<br />
„Klassengesellschaft“ ausgegangen wird, die im Fund- und Befundmaterial des Gräberfeldes ja auch<br />
nicht zu erkennen ist. Die Zuweisung eines Sozialindex zwischen 0 und 100 lässt einen gewissen<br />
Spielraum fließender Grenzen zu. Der zweite und dritte Punkt steht in dieser Analyse gar nicht zur<br />
Debatte, da sie sich lediglich auf die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes von Statzendorf<br />
bezieht. Ich gehe davon aus, dass im Gräberfeld kein repräsentativer Querschnitt der<br />
Gesamtbevölkerung bestattet ist, sondern ein Ausschnitt, der sowohl geographisch-wirtschaftlich als<br />
auch sozial-familiär und bereits vorab hierarchisch begründet sein dürfte. Das Gräberfeld von<br />
Statzendorf ist jedoch nur ein Gräberfeld einer hallstattzeitlichen Gesellschaft, die viele verschiedene<br />
Bestattungsformen und Ausstattungsmuster kennt. Um die Motive, die hinter diesen Unterschieden<br />
stehen, zu erkennen, wäre die Analyse von Siedlungs- und Bestattungsformen in Bezug zu einem<br />
geographisch-topographisch umgrenzten Raumes vonnöten. Die soziale Gruppe, die den Friedhof<br />
benutzt hat, muss lange nicht alle Toten an diesem Ort bestattet haben. Leider können die lediglich<br />
knapp über zehn Prozent anthropologisch bestimmten Bestattungen kaum Hinweise darauf geben, ob<br />
die demographischen Verhältnisse innerhalb des Gräberfeldes der Demographie theoretisch einer<br />
prähistorischen Gesellschaft entsprechen könnte. Das festgestellte Frauen- und Subaldultendefizit ist<br />
nicht so signifikant, dass es nicht eher mit der schlechten Datenlage als mit einer besonderen<br />
Auswahl der Individuen, die auf dem Gräberfeld bestattet wurden, zu erklären wäre.<br />
Die Anwendung quantitativer Methoden zur Gräberfeldanalyse als Annäherung an prähistorische<br />
Gesellschaftsstrukturen wurde bereits des öfteren kritisiert. M. Jung bezeichnete kürzlich Sozialindexberechnungen<br />
als „Vergröberung und Verzerrung, die der Kodierung und dem<br />
Berechnungsmodus geschuldet sind.“ 580 Zahlen suggerieren eine Objektivität, die es nicht gibt, und<br />
das Klassifizieren und Zuordnen von Zahlen ist tatsächlich immer eine gewisse Vereinfachung, um der<br />
Komplexität zu entfliehen und vor allem die immer unüberschaubareren Datenmassen zu bewältigen.<br />
Nun bedeutet das Messen allein noch nicht das Ende der Unsicherheit, und jeder, der mit Daten<br />
arbeitet, ist sich dieses Umstandes bewusst, verdrängt ihn aber gelegentlich.<br />
M. Gebühr setzte der Kritik M. Jungs entgegen, dass doch gerade von den Anwendern der Methode<br />
der Sozialindexberechnungen die zahlreichen Schwächen der Verfahren ausführlich thematisiert und<br />
diskutiert werden. Das Ziel bleibt, Verfälschungen und Verzerrungen in der Beurteilung möglichst klein<br />
zu halten. 581 Die Berechnung von Sozialindices objektiviert subjektive Einschätzungen von Reichtum<br />
oder Armut nicht. Nicht Messbares wird dadurch allerdings messbar und somit vergleichbar gemacht.<br />
Die Kriterien der Einschätzung werden explizit, sind nachvollziehbar und wiederholbar und werden für<br />
alle Gräber gleich angewandt. 582 Unterschiedliche Berechnungsmethoden liefern unterschiedliche<br />
Ergebnisse, die zwar größtenteils miteinander korrelieren, aber nicht immer ausschließlich Aussagen<br />
579 Karl 2004, 306.<br />
580 Jung 2002, 18.<br />
581 Gebühr 2002, 31 f.<br />
582 Nönnig 2002, 151.<br />
200
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
zu „arm“ und „reich“ zulassen. Die Ergebnisse der berechneten Abstufung müssen daher in Bezug zu<br />
ihrer Methode zunächst diskutiert werden und können erst dann zu einem Gesamtbild<br />
zusammengefasst werden.<br />
20.2 Forschungsgeschichte<br />
Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchen verschiedene Forscherinnen und Forscher<br />
sich den Sozialstrukturen auf quantitativem Wege anzunähern, 583 zunehmend auch im<br />
deutschsprachigen Raum. Im Prinzip kann man zwei Methoden voneinander unterscheiden: die<br />
Berechnung aufgrund angenommener Werte, die intuitiv bzw. aufgrund von Analogien rezenter und<br />
historischer Kulturen erfolgt, und materialimmanente Verfahren, die ihre Werte aus den Gräberfeldern<br />
selbst errechnen. Diese Verfahrensweisen wurden im Wesentlichen von M. Gebühr entwickelt und<br />
wurden bereits von einigen Autorinnen und Autoren angewandt, um zu einem differenzierten,<br />
quantitativ erschließbaren Bild von „Reichtum“ zu gelangen. Die Kriterien, die zur Bewertung<br />
herangezogen werden, sind recht unterschiedlich und im Allgemeinen abhängig von Bearbeiterinnen<br />
und Bearbeitern sowie dem Ausgangsmaterial. An dieser Stelle sollen die wichtigsten relevanten<br />
Arbeiten vorgestellt werden, die hallstattzeitliches Material betreffen:<br />
F. Hodson ermittelt Werte für einzelne Beigabentypen, die daraus errechnet werden, mit wie vielen<br />
Beigaben der betreffende Typ im Durchschnitt zusammen vorkommt. Die errechneten Werte aller<br />
Beigaben in einem Grab werden addiert und bilden den Inventarwert. Typen, die also nur in Gräbern<br />
vorkommen, die vielfältige und reichhaltige Inventare beinhalten, sind vermutlich mit exklusiveren<br />
Aktivitäten und einem höheren Rang verknüpft als Typen, die regelmäßig auch in armen Gräbern<br />
gefunden werden. Hodsons Ziel ist zum einen, das Gräberfeld Hallstatt generell zu charakterisieren,<br />
zum anderen die Gräber in eine Reihenfolge zu bringen, die dem Beigabenwert entspricht. Typische<br />
Inventare illustrieren die Abstufung der Gesellschaft. 584<br />
J. Müller erhebt für die Auswertung der Nachbestattungsgemeinschaft vom Magdalenenberg bei<br />
Villingen die Daten Beigabenzahl, 585 Beigabenpluralität, Klassenpluralität, Werkstoffanzahl und<br />
Beigabenseltenheit sowie Grabschachtvolumen und Volumen von Steinpackungen. Die sieben Werte<br />
werden jeweils auf 100 Einheiten umgerechnet, so dass der höchste Wert 100, der niedrigste Wert 0<br />
entspricht. Die Werte für Beigaben werden zu einem Beigabenindex zusammengefasst, die Werte für<br />
den Befund ebenfalls, diese werden nochmals einzeln skaliert und schließlich zum Gesamtindex<br />
zusammengefasst. Interessant ist besonders, dass zwar die einzeln erhobenen Werte der Beigaben<br />
stark miteinander korrelieren, die Werte der Befunde und Beigaben aber nur schwach. 586<br />
S. Burmeister verwendet in seiner „gräberfeldübergreifenden“ Studie über Geschlecht, Alter und<br />
Herrschaft in der Späthallstattzeit Württembergs drei Kriterien zur Beurteilung der Grabinventare,<br />
nämlich Seltenheit einer Beigabe, Vielfältigkeit des Inventars und die Vergesellschaftung mit Gold.<br />
Dafür wird davon ausgegangen, dass die Seltenheit oder Exklusivität einer Beigabenart ein<br />
wesentliches Kriterium für Statussymbole sind, die einen hohen Rang anzeigen. Einschränkend muss<br />
man hinzufügen, dass auch individuelle Beigaben selten sind, ohne dass sie einen besonderen Rang<br />
angeben müssen. Die Vielfältigkeit des Inventars ist ebenfalls ein Kriterium, das als Standesindikator<br />
gewertet werden kann. Es zeigt unter anderem auch den ökonomischen Wohlstand einer Person an,<br />
die ein Indiz für sozialen Rang sein kann – aber nicht muss. Das Vorkommen von Gold wertet S.<br />
Burmeister als universellen Ausdruck von Reichtum, Macht und Ansehen. 587<br />
Von S. Sprenger, die das frühbronzezeitliche Gräberfeld von Franzhausen I bearbeitet hat, wurden<br />
ebenfalls einige Ideen übernommen. Ihre Kriterien waren Beigabenindex (Beigabenanzahl +<br />
Beigabenpluralität / 2), Werkstoffindex, Metallgewicht, Goldgewicht und Grabvolumen. Wegweisend<br />
ist die Rekonstruktion des Inventars beraubter Gräber aufgrund der Bronzeverfärbungen auf den<br />
Knochen und deren Einbeziehung in die Sozialanalysen. 588<br />
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf<br />
Für das Gräberfeld von Statzendorf wurden verschiedene, in der Literatur vorgeschlagene, und<br />
andere, aufgrund der Quellen- und Materiallage sinnvoll erscheinende Berechnungsmethoden<br />
583 Zusammengefasst mit dem Schwerpunkt Bronzezeit bei Nönnig 2002, 148 ff. (z. B. Randsborg 1973, Shennan<br />
1975, Gebühr 1975, 2002, Hodson 1973, 1990, Thrane 1981, Jørgenson 1987, Freudenberg 1989, Sprenger<br />
1999, Müller 1994).<br />
584 Hodson 1990.<br />
585 Alle Berechnungsmethoden werden im folgenden genauer erklärt.<br />
586 Müller 1994, 175 ff.<br />
587 Burmeister 2000, 129.<br />
588 Sprenger 1999.<br />
201
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
ausprobiert, mit dem Hintergrund, die Ergebnisse für das Gräberfeld von Statzendorf zu vergleichen<br />
und so die generelle Anwendbarkeit der Methode für Gräberfelder der Hallstattzeit im Ostalpenraum<br />
zu testen. Aufgrund der Ausgangslage für die Bearbeitung des Gräberfeldes von Statzendorf, vor<br />
allem des Umstands, dass es sich um eine Altgrabung handelt, sind leider nicht alle sinnvoll<br />
erscheinenden Auswertungen möglich. Die drei Hauptprobleme der Quellenlage sind folgende:<br />
202<br />
• Zahlreiche Beobachtungen zum Befund wurden zu Zeit der Ausgrabung nicht dokumentiert,<br />
oder die Befundbeschreibungen sind nicht mehr auffindbar. Das betrifft etwa Angaben zur<br />
Grabtiefe oder zum Volumen von Steinpackungen. Der Gesamtplan des Gräberfeldes im<br />
Maßstab 1:100 ist jedoch mit Einschränkungen für Befundwerte verwendbar.<br />
• Die Inventare wurden nicht immer vollständig geborgen, Teile der Inventare sind in späterer<br />
Zeit verlorengegangen oder heute den einzelnen Grabkomplexen nicht mehr zuordenbar. Es<br />
stellte sich heraus, dass bei 64 Gräbern die Übereinstimmung der Anzahl der Gefäße im<br />
Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war, das heißt, dass der Unterschied<br />
größer als +/- zwei Gefäße war. Bei nichtkeramischen Beigaben (Bronze, Eisen, Glas,<br />
Bernstein, Stein) ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von der Grabungsstelle mitgenommen<br />
wurden und Eingang in die diversen Sammlungen gefunden haben, wesentlich größer. Bei<br />
den Gräbern B001 bis B123 sind die Kleinfunde heute nicht mehr sicher einzelnen Gräbern<br />
zuordenbar. Problematisch ist, dass sich einige zusammengehörige Grabensembles, die als<br />
GA04, GA08 bis GA12 und GD01 bis GD19 bezeichnet werden, nicht sicher einem Abschnitt<br />
des Gräberfeldes zuordnen lassen und daher auch nicht dem Gräberfeldplan zugeordnet<br />
werden können. 589 Da die Inventare aber in einem anderen Bereich fehlen müssen, sind auf<br />
jeden Fall 25 Grabkomplexe nicht korrekt dargestellt. Bei Berechnungen, die sich auf die<br />
Metallfunde in den Gräbern beziehen kommt das Problem dazu, dass bei den Gräbern B001<br />
bis B123 zahlreiche Metalle nicht den einzelnen Gräbern zugeordnet werden konnten. Bei<br />
jeder angewandten Berechnungsmethode muss auf diese Problematik der unvollständigen<br />
Inventare mitunter unterschiedlich reagiert werden, weshalb sich auch die statistische Basis<br />
der 374 im Plan eingetragenen Gräber verändern kann. Bei der Auswertung der Ergebnisse<br />
werden jeweils jene Gräber, bei denen die Datenbasis unzureichend ist, nicht miteinbezogen.<br />
• Anthropologische Daten, die für geschlechts- und altersspezifische Auswertungen benötigt<br />
würden, sind leider nur in Ausnahmefällen vorhanden, und zwar für 41 Bestattungen. Der<br />
Vergleich der Ergebnisse beruht daher hauptsächlich auf der archäologischen<br />
Geschlechtsbestimmung, nur in Ausnahmefällen können anthropologische Daten in Bezug zu<br />
Geschlecht dazugenommen werden. Archäologisch ist im Material von Statzendorf derzeit<br />
keine Altersbestimmung möglich, daher wird mit den wenigen vorhandenen anthropologischen<br />
Daten gearbeitet. Für die Beantwortung alters- und geschlechterspezifischer Detailfragen der<br />
Hallstattzeit im Raum Niederösterreich kann nur ein Weg aufgezeigt werden, der anhand<br />
anderer Gräberfeldmaterialen mit besserer Datenlage beschritten werden muss, aus dem<br />
Gräberfeld Statzendorf lassen sich höchstens Tendenzen ableiten.<br />
Alle Indices werden nach der Berechnung als Wert zwischen 0 und 100 ausgedrückt, 590 was den<br />
Vorteil hat, sie direkt miteinander vergleichen zu können, die relativen Verhältnisse aber nicht zu<br />
verändern. So kann man die einzelnen Werte auch als Summanden der abschließenden<br />
Gesamtberechnung verwenden. Zur besseren Übersicht wurden alle Werte auf ganze Zahlen<br />
gerundet. Folgende Indices wurden für Statzendorf berechnet:<br />
• Index Befund<br />
• Index Gefäße<br />
• Keramikpluralität<br />
• Keramikseltenheit<br />
• Kleinfundanzahl<br />
• Kleinfundpluralität<br />
• Kleinfundseltenheit<br />
• Werkstoffindex<br />
• Klassenindex<br />
• Metallgewicht<br />
• Socistat – Index<br />
• Gesamtindex<br />
Neben der Erklärung der Berechnungsmethode wird jeweils ein Überblick über Datenbasis, die<br />
Datenprobleme und die Ergebnisse gegeben. Es folgt eine Diskussion der Methode und ihrer<br />
Anwendbarkeit im Gräberfeld Statzendorf. Im Anschluss werden die Methoden zu einem Gesamtbild<br />
zusammengefügt. Der aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Index wird in der gesamten<br />
Arbeit kurz als „Sozialindex“ bezeichnet. Zum Schluss wird der Versuch einer Interpretation der<br />
Ergebnisse unternommen, um der Gesellschaftsstruktur, die dem Gräberfeld Statzendorf zugrunde<br />
liegt, näher zu kommen.<br />
589 Siehe Kapitel „Quellenkritik“.<br />
590 Der höchste errechnete Wert wird mit 100 gleichgesetzt. Alle Werte werden also mit 100 multipliziert und<br />
durch den höchsten Wert dividiert. Alle anderen Werte werden so zu Prozentwerten des höchsten Wertes.<br />
(Beispiel: Ist der höchste errechnete Wert 1005, entspricht dies 100, 534 entspricht 53,13, gerundet 53).
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
20.3.1 Index Befund<br />
Methode: Folgende Werte werden angenommen:<br />
keine Steinstruktur = 0<br />
Steinumstellung = 50<br />
Steinabdeckung = 100<br />
Ergebnisse:<br />
Datenbasis: 374 Gräber<br />
Datenprobleme: keine, da der vollständige<br />
Gräberfeldplan als Grundlage verwendet wurde.<br />
266 Gräber besitzen keine Steinstrukturen, das entspricht 71,1 % der Gräber, jeweils 54 Gräber (14,4<br />
%) sind durch Steinumstellungen markiert oder sind durch Steine abgedeckt.<br />
100<br />
300<br />
80<br />
200<br />
60<br />
40<br />
100<br />
Befundindex<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
301<br />
351<br />
Absolute Werte<br />
0<br />
0<br />
50<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 134: Befundindexwerte der einzelnen Gräber<br />
Befundindex<br />
Abb. 135: Absolute Häufigkeit der unterschiedlichen<br />
Befundindexwerte<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
Bestattungsform<br />
Beim Vergleich der Brand- und Körperbestattungen<br />
in Bezug zum Befundindex wird deutlich,<br />
dass prozentuell gesehen ein geringerer Anteil an<br />
Brandbestattungen Steinabdeckungen erhält, als<br />
das bei den Körperbestattungen der Fall ist.<br />
Knapp mehr als die Hälfte aller Körperbestattungen<br />
sind durch Steinstrukturen markiert, aber nur<br />
35,9 % der Brandbestattungen.<br />
Prozent<br />
0%<br />
0<br />
50<br />
100<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Abb. 136: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen<br />
Befundindexwerte im Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Befundindex<br />
80%<br />
80%<br />
60%<br />
60%<br />
40%<br />
40%<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
20%<br />
unbestimmbar<br />
20%<br />
unbestimmbar<br />
Prozent<br />
0%<br />
0<br />
50<br />
100<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Prozent<br />
0%<br />
0<br />
50<br />
100<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Befundindex<br />
Abb. 137: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen<br />
Befundindexwerte im Verhältnis zum archäologisch<br />
bestimmten Geschlecht der Bestatteten 591<br />
Befundindex<br />
Abb. 138: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen<br />
Befundindexwerte im Verhältnis zum anthropologisch<br />
bestimmten Geschlecht der Bestatteten<br />
591 Die Diagrammbeschriftung "Sex archäologisch" ist aus technischen Gründen entstanden und sollte richtiger<br />
"archäologisch bestimmtes Geschlecht" oder "Gender" heißen.<br />
203
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Der Vergleich des Befundindex mit den Männer- und Frauenbestattungen basiert auf der<br />
archäologischen Geschlechtsbestimmung, bei der 55 Frauen und 29 Männer – soweit möglich –<br />
identifiziert werden konnten, dazu kommen noch drei anthropologisch bestimmte Kinder. Die Masse<br />
der Bestattungen, 287, ist nicht bestimmbar. Bereits im ersten Balkendiagramm wird deutlich, dass<br />
prozentuell gesehen die Männer gegenüber den Frauen höhere Befundindexwerte erreichen. Das<br />
zweite Balkendiagramm, in dem die absoluten Zahlen gezeigt werden, relativiert diese Aussage ein<br />
wenig. Die drei Kinder sind mit einmal Wert 0 und zweimal Wert 100 nicht zu beurteilen. Der Mittelwert<br />
beim Befundindex ist für die Männer 43,1, für die Frauen 27,3 und für unbestimmbare 17,9. Ob dieses<br />
deutliche Ergebnis tatsächlich auf geschlechterspezifische Unterschiede in den Bestattungsriten<br />
zurückzuführen ist, bleibt deshalb fraglich, da die Zahl der als Männer identifizierten erstens gering ist,<br />
und sie zweitens meist nur dann identifiziert werden konnten, wenn außergewöhnliche oder<br />
besonders reichhaltige Inventare vorhanden waren. In diesem Fall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
die Sonderstellung dieser Männer auch im Grabbau ausgedrückt wird. Betrachtet man nur die Gräber,<br />
von denen eine anthropologische Geschlechtsbestimmung vorliegt, so stellt sich das Bild anders dar,<br />
die Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden kleiner und das Verhältnis kehrt sich um. Da<br />
aber nur 30 Geschlechtsbestimmungen vorliegen, von denen 16 unsicher sind, kann man schwerlich<br />
die oben aufgestellte Hypothese stützen oder verwerfen.<br />
Prozent<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
0<br />
Befundindex<br />
50<br />
100<br />
Alter anthropolog.<br />
adult<br />
matur<br />
adult-matur<br />
infans<br />
Leider ist beim Alter die Datenbasis noch geringer,<br />
die Auswertung muss sich rein auf die anthropologischen<br />
Daten verlassen. Es zeigt sich,<br />
dass die älteren Altersklassen adult-matur und<br />
matur vorwiegend im unteren Bereich zu finden<br />
sind, die jüngeren, adulte und Kinder in den höheren.<br />
Einschränkend ist zu sagen, dass die Datenbasis<br />
hier nur drei Kinder, vier als matur bestimmte<br />
Individuen, zehn adult bis mature und 16<br />
adulte Individuen aufweist.<br />
Abb. 139: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen<br />
Befundindexwerte im Verhältnis zum Sterbealter der<br />
Bestatteten<br />
Diskussion: Während sich die ersten Arbeiten zur Berechnung von Sozialindices hauptsächlich auf<br />
die Funde konzentrierten, ist in der weiteren Folge der Ruf nach der Berücksichtigung von Befunden<br />
immer lauter geworden. Durch die Einbeziehung von Daten moderner Grabungen wie<br />
Grabschachtvolumen und Volumen von Steinpackungen bzw. bei Grabhügeln das Volumen der<br />
Aufschüttung wird versucht, dem Folge zu leisten. Zumeist werden die numerischen Daten der<br />
Volumina skaliert und direkt in die Berechnungen einbezogen, oder es wird versucht, aufgrund<br />
ethnographischer Parallelen die Arbeitsstunden zu berechnen, die wahrscheinlich für den Grabbau<br />
benötigt worden sind. 592 In Statzendorf existieren Angaben dieser Art nicht, die Beurteilung der<br />
Befunde muss sich alleine auf den Plan des Ausgräbers J. Bayer verlassen. 593<br />
Im Plan angegeben sind Steinstrukturen, die grob in Steinumstellungen und Steinabdeckungen<br />
gegliedert werden können. Zunächst wurde versucht, dem Unterschied zwischen Brand- und<br />
Körperbestattung Rechnung zu tragen, indem Brandbestattungen einen höheren Wert zugewiesen<br />
bekommen, da sie durch das Heranschaffen von Holz, die Verbrennung und das Wiedereinsammeln<br />
von Leichenbrand und Trachtbestandteilen einen Mehraufwand an Arbeitsleistung bedeuten. 594 Im<br />
Verlauf der Auswertung zeigte sich aber, dass diese Bewertung nicht sinnvoll ist. Den<br />
Skelettbestattungen lediglich aufgrund des selteneren Vorkommens des Befundes (10,1 %<br />
unverbrannte Bestattungen) einen höheren Wert zuzuordnen, ist genauso wenig zu argumentieren.<br />
Die Frage, warum einige Individuen unverbrannt, andere verbrannt bestattet wurden, kann nicht<br />
eindeutig geklärt werden. Auf jeden Fall ist zum einen eine chronologische Komponente fassbar, da<br />
es ja eine Abkehr von urnenfelderzeitlicher Tradition bedeutet, zum anderen ist eine ethnische<br />
Komponente möglich, da im Westbereich der Hallstattkultur Körperbestattung zur Regel wird, während<br />
im Ostbereich einige Bestattungsgemeinschaften bis zur Latènezeit an der Leichenverbrennung<br />
592 Hier stellt sich mir immer die Frage, ob für vorindustrielle Gesellschaften tatsächlich Arbeitszeit ähnlich<br />
bewertet wurde, als wir das heute, auch abseits der Industriestaaten, sehen.<br />
593 Die Qualität des Gräberfeldplanes wurde bereits im Kapitel „Quellenkritik“ diskutiert.<br />
594<br />
J. Müller meint hingegen, dass der Aufwand für die Leichverbrennung der Herstellung eines Holzsarges die<br />
Waage hält (Müller 1994, 190.)<br />
204
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
festhalten. Religiöse Vorstellungen und familiäre Traditionen können ebenfalls eine Rolle gespielt<br />
haben. Zwischen der Niederlegung in einer Urne oder in einem Haufen wird kein wertender<br />
Unterschied gemacht. Der Anteil der völlig beigabenlosen Gräber ist bei den Körperbestattungen<br />
relativ hoch, 18 von 38 Körperbestattungen sind im Plan ohne Keramikgefäße eingetragen, ansonsten<br />
ist die Verteilung und Häufigkeit der Beigaben aber denen der Brandbestattungen sehr ähnlich.<br />
Für Doppelbestattungen wäre es möglich, den halben Wert anzunehmen, entsprechend dem halben<br />
Arbeitsaufwand pro Person im Grab. Das Problem ist aber, dass die Inventare dieser Gräber ja nicht<br />
getrennt vorliegen, also wurde pro Grab und nicht pro Individuum gerechnet. Das beträfe aber<br />
ohnehin nur drei Brandgräber (A018, A028 und B136), ein Körpergrab (B133) und ein Grab, in dem<br />
eine Brandbestattung und ein Kind gemeinsam vorliegen (C046). Ist kein Leichenbrand im Plan<br />
eingetragen, wird angenommen, dass es sich dennoch um eine (einzelne) Brandbestattung gehandelt<br />
hat, deren Lage nur nicht vermerkt ist. Das Gräberfeld von Statzendorf erschien bei der Ausgrabung<br />
wie ein Flachgräberfeld, insofern sind Berechnungen über Arbeitsaufwand beim Hügelbau nicht<br />
möglich. Da auch nur bei 25 Gräbern Angaben über die Tiefe der Bestattung vorhanden sind, und die<br />
Grabtiefe in erster Linie mit den topographischen Gegebenheiten zusammenhängen dürfte, kann auch<br />
diese nicht als Kriterium herangezogen werden.<br />
Der Befundindex korreliert signifikant mit allen anderen Indices, jedoch lassen sich durchaus<br />
Ausreißer feststellen, wenn etwa bei besonders reichen Gräbern keine Steinstrukturen vorhanden<br />
sind, oder bei beigabenlosen Gräbern Steinpackungen. Die Korrelation rechtfertigt die Einbeziehung<br />
des Befundindex in die Gesamtbeurteilung. Genauso möglich wäre aber, lediglich die einzelnen<br />
Ergebnisse anderer Berechnungen mit den Steinstrukturen gegenüberzustellen, was auch im<br />
Folgenden geschieht. Fest steht, dass es einen Zusammenhang zwischen Grabbau und Reichtum in<br />
Statzendorf gibt, wenn er auch bei manchen Gräbern nicht ausgedrückt wird. Eine mögliche Erklärung<br />
dafür könnte neben den üblichen religiösen und rituellen Modellen die Jahreszeit der Bestattung sein.<br />
Im gefrorenen Boden ist es nicht so einfach, mit Holzspaten zu graben, während der Erntezeit stehen<br />
vielleicht einfach viel weniger Arbeitskräfte zur Verfügung.<br />
20.3.2 Index Gefäße<br />
Methode: Folgende Werte werden angenommen und jeweils pro Grab addiert:<br />
Kleines Gefäß (z.B.: Schale, Henkelschale, Miniaturgefäß) = 1<br />
Mittelgroßes Gefäß (z.B.: Schüssel, Topf) = 3<br />
Großes Gefäß (z.B.: Kegelhalsgefäß, Schüssel mit Kerbschnittverzierung) = 6<br />
Datenbasis: 374 Gräber<br />
Datenprobleme: keine, da der vollständige Gräberfeldplan als Grundlage verwendet wurde.<br />
Ergebnisse:<br />
12%<br />
100<br />
10%<br />
80<br />
Häufigkeit<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
13<br />
15<br />
19<br />
21<br />
23<br />
26<br />
28<br />
30<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
40<br />
43<br />
45<br />
47<br />
49<br />
51<br />
53<br />
55<br />
57<br />
60<br />
62<br />
66<br />
68<br />
70<br />
74<br />
77<br />
81<br />
100<br />
0<br />
6<br />
9<br />
Index Gefäße nach Plan (0-100)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
301<br />
350<br />
Index Gefäße Plan (0-100)<br />
Abb. 140: Relative Häufigkeit der Gefäßindexwerte<br />
Gräber<br />
Abb. 141: Gefäßindexwerte der einzelnen Gräber<br />
Die Werte für die Gefäße bewegen sich zwischen 0 und 47. Eine Bestattung ohne keramische<br />
Beigaben wie z. B. B062 erhält den Wert 0, Grab C30 mit einem großen, drei mittelgroßen und einem<br />
kleinen Gefäß erhält den Wert 16, Grab A36 mit drei großen, acht mittelgroßen und fünf kleinen<br />
Gefäßen den Wert 47. Die Werte werden über 100 gerechnet.<br />
205
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Der durchschnittliche Wert der 374 Gräber liegt bei etwa 28. Der niedrigst mögliche Wert, Gräber ohne<br />
Gefäßbeigaben, liegt bei 39 Gräbern, also 10,4 % vor. Werte über 70 erreichen nur fünf Gräber (A036,<br />
A094, A106, C001, C059). Die Häufigkeit der Werte ist annähernd normal verteilt. Bringt man die<br />
Gräber in eine Reihe zeigt sich ein kontinuierlicher, annähernd linearer Anstieg.<br />
Wiederum stellt sich nun die Frage nach Bestattungsform sowie geschlechts- und altersabhängigen<br />
Unterschieden bei den Gefäßindices:<br />
80<br />
Brandbestattungen<br />
20<br />
Körperbestattungen<br />
60<br />
40<br />
10<br />
Häufigkeit<br />
20<br />
0<br />
Std.abw. = 17,30<br />
Mittel = 30<br />
N = 337,00<br />
Häufigkeit<br />
0<br />
Std.abw. = 21,79<br />
Mittel = 18<br />
N = 37,00<br />
0 - 10<br />
10 - 20<br />
20 - 30<br />
30 - 40<br />
40 - 50<br />
50 - 60<br />
60 - 70<br />
70 - 80<br />
80 - 90<br />
90 - 100<br />
0 - 10<br />
10 - 20<br />
20 - 30<br />
30 - 40<br />
40 - 50<br />
50 - 60<br />
60 - 70<br />
70 - 80<br />
80 - 90<br />
90 - 100<br />
Index Gefäße Plan<br />
Abb. 142: Häufigkeit der Gefäßindexwerte (gruppiert)<br />
der Brandbestattungen<br />
Index Gefäße Plan<br />
Abb. 143: Häufigkeit der Gefäßindexwerte (gruppiert)<br />
der Körperbestattungen<br />
Ganz deutlich zeigt sich der gravierendste Unterschied zwischen den beiden Bestattungsformen:<br />
Während von 337 Brandbestattungen nur 22 (6,5%) keine Gefäßbeigabe aufweisen, so liegt der Anteil<br />
bei den 37 Körperbestattungen, hier sind 17 ohne Beigaben, bei 46 %. Im Durchschnitt erreichen die<br />
Körperbestattungen nur einen Wert von 18 für den Gefäßindex, die Brandbestattungen immerhin 30.<br />
60%<br />
110<br />
A036<br />
50%<br />
90<br />
C059<br />
40%<br />
70<br />
C001<br />
30%<br />
50<br />
20%<br />
Sex archäologisch<br />
30<br />
Häufigkeit<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Index Gefäße<br />
10<br />
-10<br />
N =<br />
287<br />
unbestimmbar<br />
55<br />
A079<br />
Frauen<br />
3<br />
Kinder<br />
29<br />
Männer<br />
Index Gefäße<br />
Abb. 144: Häufigkeit der Gefäßindexwerte in Bezug auf<br />
das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
Sex archäologisch<br />
Abb. 145: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in<br />
Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
Getrennt nach der archäologischen Geschlechtsbestimmung zeigt sich folgendes Bild: Die 287<br />
unbestimmbaren Individuen haben mit 25 den niedrigsten Durchschnittswert, gefolgt von den drei<br />
nicht unbedingt statistisch relevanten Kindern, die 55 Frauen weisen einen Wert von etwa 36 auf und<br />
die 29 Männer stehen mit einem Wert von etwa 45 deutlich an der Spitze. Aus dem Boxplot 595 ist das<br />
Verhältnis der Mediane zueinander gut ersichtlich. Auch bei der aus dem Balkendiagramm<br />
erkenntlichen Verteilung wird deutlich, dass im Bereich 0 lediglich unbestimmbare und Frauen zu<br />
finden sind, im Bereich zwischen 1 und 20 etwa gleich viele Frauen wie Männer, im Bereich 21 bis 40<br />
finden sich wesentlich mehr Frauen als Männer, und ab 40 sind prozentuell gesehen die Männer die<br />
Vorreiter, in der obersten Kategorie 81 – 100 ist wiederum nur ein Mann, aber keine Frau vertreten. In<br />
595<br />
Diagramm auf der Grundlage des Medians, der Quartile und Extremwerte. Die Box stellt den<br />
Interquartilbereich mit 50% der Werte dar. Die von der Box ausgehenden Linien führen jeweils bis zum höchsten<br />
und niedrigsten Wert, ohne Ausreißer zu berücksichtigen. Die quer über die Box gelegte Linie gibt die Lage des<br />
Medians wieder (SPSS).<br />
206
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Anbetracht der Tatsache, dass dieses Verhältnis trotz der kleinern Anzahl von Männern zustande<br />
kam, ist meines Erachtens von einer archäologischen Relevanz auszugehen.<br />
60%<br />
120<br />
50%<br />
100<br />
A036<br />
40%<br />
80<br />
C059<br />
30%<br />
60<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Sex anthropologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Index Gefäße<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
N =<br />
344<br />
unbestimmbar<br />
10<br />
Frauen<br />
3<br />
Kinder<br />
17<br />
Männer<br />
Index Gefäße<br />
Abb. 146: Häufigkeit der Gefäßindexwerte in Bezug auf<br />
das anthropologisch bestimmte Geschlecht<br />
Sex anthropologisch<br />
Abb. 147: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in Bezug<br />
auf das anthropologisch bestimmte Geschlecht<br />
Betrachtet man ausschließlich die anthropologisch bestimmten Gräber, bei denen 10 als Frauen, 17<br />
als Männer und drei als Kinder bestimmt wurden, verschiebt sich das Bild jedoch wieder zu Gunsten<br />
der Frauen. In Anbetracht der Tatsache, dass 16 dieser Bestimmungen lediglich Tendenzen in<br />
Richtung männlich oder weiblich feststellen und von sicherer Bestimmung keine Rede sein kann,<br />
möchte ich wiederum der archäologischen Geschlechtsbestimmung den Vorzug geben.<br />
Index Gefäße<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
A036<br />
C059<br />
Vergleicht man den Gefäßindex in Bezug auf<br />
das anthropologisch bestimmte Alter so könnte<br />
sich vielleicht eine leichte Zunahme mit dem<br />
Alter der bestatteten Individuen andeuten. Der<br />
Durchschnitt der unbestimmbaren Individuen<br />
liegt bei 28. Die Kinder haben 0, 23 und 55, im<br />
Durchschnitt 26, die Erwachsenen einen Durchschnitt<br />
von 25, die Altersgruppe adult-matur 23<br />
und matur 33.<br />
N =<br />
341<br />
10<br />
unbestimmbar<br />
adult-matur<br />
16<br />
adult<br />
3<br />
infans<br />
4<br />
matur<br />
Abb. 148: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in<br />
Bezug auf das Sterbealter der Individuen<br />
Diskussion: Bei der Errechnung des Gefäßindex wird als Grundlage ausschließlich der Gesamtplan<br />
des Gräberfeldes verwendet. R. Teltschik und J. Bayer stellen jedes Ganzgefäß im Grab durch einen<br />
Kreis im Plan dar, es kann in etwa zwischen kleinen, mittleren und großen Gefäßen unterschieden<br />
werden. Als Parameter für die Wertung der keramischen Beigaben kann zum einen die Gesamtzahl<br />
der Gefäße gewertet werden, bei dieser Berechnungsmethode werden die zum Teil sehr massiven<br />
Unterschiede in den Größenverhältnissen der Keramik ebenfalls berücksichtigt. Zum einen weist der<br />
Größenunterschied auf einen größeren Arbeitsaufwand bei der Herstellung des Gefäßes hin, zum<br />
anderen auf mehr Inhalt, folgt man der Prämisse, dass es sich bei der Keramik zum Großteil um<br />
Beigabenbehälter handelt, die mit Speisen und Getränken gefüllt ins Grab gelegt wurden. Durch die<br />
oben genannte Methode wird diesem Unterschied Rechnung getragen. Natürlich könnten kleinere<br />
Gefäße besonders wertvollen Beigaben wie etwa Salz oder Gewürzen vorbehalten gewesen sein,<br />
doch fehlen bisher archäologische Hinweise zu dieser Vermutung.<br />
Gefäßkeramik wird in der Berechnung der Sozialindices häufig wenig beachtet, zum einen, weil<br />
genügend anderes Material vorhanden ist, zum anderen, weil in der Späthallstattzeit des Westens<br />
Keramik in Gräbern kaum mehr vorkommt. Im Fall von Hallstatt ist die Keramik derartig schlecht<br />
erhalten, dass bei den Altgrabungen keine Keramik mitgenommen wurde. In Statzendorf stellt sich die<br />
Situation wie auch im übrigen Bereich der Kalenderbergkultur anders dar: Das Hauptarbeitsgebiet ist<br />
hier Keramik, Trinkgeschirrsätze bestehen aus Ton und können bis zu hundert Gefäße in den<br />
Grabhügeln umfassen. Die Keramik ist reich verziert und dürfte auch kaum leer ins Grab gelangt sein.<br />
207
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Bereich der Kalenderbergkultur in meinen Augen unbedingt<br />
auf Keramik Rücksicht genommen werden muss, da sie einen wesentlichen Teil der materiellen<br />
Hinterlassenschaft darstellt und nicht nur zufällig, sondern wohl auch absichtlich in Gräbern eine<br />
wesentliche Rolle spielt. Die Korrelation zwischen Gefäß- und Metallbeigaben in den Gräbern ist<br />
schlechter als erwartet, jedoch kann man nicht tatsächlich, wie J. Bayer vermutete, 596 von einem<br />
bewussten Ausgleich der Bestattungsgemeinschaft sprechen, in dem Sinne, dass den metallarmen<br />
Gräbern zum Ausgleich mehr Gefäße ins Grab gelegt wurden.<br />
20.3.3 Keramikpluralität<br />
Methode: Die Keramikpluralität beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen dividiert durch die<br />
Gesamtzahl der Gefäße. Als Typ im funktionellen Sinne wurden Miniaturgefäß, Ausgussgefäß,<br />
Deckel, Drillingsgefäß, Ziste, Fußschale, Henkelschale, Henkelschüssel, Kegelhalsgefäß,<br />
Einzugschale, große Schale, Schale mit ausladendem Rand, Turbanrandschale, Stufenschale, rotschwarze<br />
Kragenrandschüssel, Schüssel, Henkeltopf, Topf und Kalenderbergtopf gewertet.<br />
Datenbasis: 310 Gräber<br />
Datenprobleme: Die Berechnung ist selbstverständlich nur für jene Gräber sinnvoll, von denen die<br />
Übereinstimmung der Gesamtzahl der Gefäße im Plan denen des Inventars ungefähr entspricht. 64<br />
Gräber wurden aus der Berechnungsgrundlage genommen, da die Übereinstimmung der Anzahl der<br />
Gefäße im Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war, das heißt, dass der<br />
Unterschied größer als +/- zwei Gefäße war. 597 Die 25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles<br />
dürften in diesen Bereich fallen, so dass nur im ungünstigsten Fall mit einer weiteren, geringfügigen<br />
Verzerrung zu rechnen ist.<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
140<br />
80<br />
120<br />
100<br />
60<br />
80<br />
40<br />
60<br />
Keramikpluralität<br />
20<br />
0<br />
0<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
Häufigkeit<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
33<br />
40<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
50<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
60<br />
63<br />
67<br />
70<br />
71<br />
75<br />
80<br />
83<br />
86<br />
88<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 149: Keramikpluralitätswerte der einzelnen Gräber<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 150: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte<br />
Die Werte für die Keramikpluralität liegen zwischen 0,33 und 1. Gräber, die gar keine Gefäße<br />
beinhalten, erhalten den Wert 0. Ist nur ein Gefäß im Grab, so ist der Wert für die Keramikpluralität<br />
logischerweise 1 bzw. 100, also automatisch der höchste Wert. Gleiches gilt für zwei unterschiedliche<br />
Gefäße in einem Grab. In diesem Sinne ist es wenig verwunderlich, dass eine ganze Menge an<br />
Gräbern (56 oder 18 %) den Wert 0 aufweisen und ebenso eine ganze Menge an Gräbern den Wert<br />
100 (131 oder 42%). Der Mittelwert entspricht 69, der Median liegt bei 80. Die dazwischenliegenden<br />
Werte steigen in ihrer Häufigkeit kontinuierlich an. Es zeigen sich keinerlei bzw. irrelevante<br />
Unterschiede, schlüsselt man das Ergebnis nach Bestattungsform, Geschlecht und Alter auf.<br />
596 Bayer 1904, 48 f.<br />
597<br />
Die Argumentation, weshalb diese Grabinventare als verlässlich eingestuft werden, ist im Kapitel<br />
„Quellenkritik“ zu finden. Die Gräber, die herausgenommen wurden, sind in der Liste mit der Bewertung 4 und 5<br />
für Gefäßvollständigkeit aufgelistet.<br />
208
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
140<br />
60<br />
120<br />
50<br />
100<br />
40<br />
80<br />
30<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
33 0 Häufigkeit<br />
40<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
50<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
60<br />
63<br />
67<br />
70<br />
71<br />
75<br />
80<br />
83<br />
100<br />
88<br />
86<br />
Bestattungsform<br />
Körperbestattungen<br />
Brandbestattungen<br />
Häufigkeit<br />
20<br />
10<br />
0<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Bestattungsform<br />
Körperbestattungen<br />
Brandbestattungen<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 151: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte im<br />
Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 152: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Der Unterschied zwischen Körper- und Brandbestattungen, also die Bestattungsform, hat signifikanten<br />
Einfluss auf die Keramikpluralität.<br />
50<br />
60%<br />
40<br />
50%<br />
40%<br />
30<br />
30%<br />
Alter anthropolog.<br />
20<br />
Alter anthropolog.<br />
20%<br />
unbestimmbar<br />
adult-matur<br />
Häufigkeit<br />
10<br />
0<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
adult-matur<br />
adult<br />
matur<br />
Häufigkeit<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
adult<br />
matur<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 153: Absolute Häufigkeit der<br />
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
Sterbealter der Individuen<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 154: Relative Häufigkeit der<br />
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
Sterbealter der Individuen<br />
Das anthropologisch bestimmte Alter kann weder im linken Diagramm, wo die absoluten Häufigkeiten<br />
angegeben sind, noch im rechten Diagramm mit den relativen Häufigkeiten als besonderer Faktor für<br />
die Keramikpluralität bewertet werden.<br />
60%<br />
60%<br />
50%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Sex anthropologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Sex archäologisch<br />
Frauen<br />
Kinder<br />
Männer<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 155: Relative Häufigkeit der<br />
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
Keramikpluralität<br />
Abb. 156: Relative Häufigkeit der<br />
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
209
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
In der statistischen Basis bleiben zwei Kinder übrig, die mit einem Mittelwert von 83,5 eine größere<br />
Vielfältigkeit ihres Keramikinventars beobachten lassen als Frauen mit 68 und Männer mit 66. Der<br />
Unterschied ist zu gering, als dass man von einer alters- oder geschlechtsspezifischen Abstufung der<br />
Keramikpluralität sprechen könnte.<br />
Diskussion: Beigabenpluralitätswerte werden dazu benutzt, Inventaren, die besonders vielfältig sind,<br />
einen höheren Wert zuzuordnen als Inventaren, die viele, aber gleiche Beigaben beinhalten. Für<br />
Statzendorf wurden die Werte für Keramik- und Kleinfundpluralität getrennt berechnet, da durch die<br />
unterschiedliche Quellenlage so mehr Gräber beurteilt werden konnten. Die Keramikpluralität<br />
beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen dividiert durch die Gesamtzahl der Gefäße. Je mehr<br />
verschiedene Typen in einem Grab zusammen vorkommen, desto höher ist der Wert für das<br />
betreffende Grab.<br />
Die Methode der Berechnung ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man größere Keramikgeschirrsätze<br />
mit ungefähr gleicher Anzahl miteinander vergleichen will. Im nächsten Schritt wurden<br />
daher nur Inventare mit mehr als vier Gefäßen in die Berechnung miteinbezogen, es bleiben 109<br />
Gräber für die Beurteilung übrig. Doch auch hier zeigt sich lediglich eine erwartungsgemäße<br />
Verteilung und kaum statistisch relevante Unterschiede in Alter, Geschlecht und Grabform.<br />
Für einen Fundkomplex der Kalenderbergkultur verwundert diese Tatsache auf den ersten Blick, denn<br />
es gibt in diesem Bereich Gefäßformen, die ausschließlich oder vorwiegend den Frauen vorbehalten<br />
sein sollen, wie etwa Fußschalen, Mondidole, und Zwillingsgefäße. 598 Diese fehlen im Statzendorfer<br />
Inventar aber völlig, lediglich ein Drillingsgefäß lässt sich eventuell den speziellen Keramikgattungen<br />
zuordnen. Wie sich herausgestellt hat, ist die Berechnungsmethode der Keramikpluralität für<br />
Statzendorf wenig sinnvoll, könnte aber gute Ergebnisse für das Kerngebiet der Kalenderberggruppe,<br />
das Eisenstädter Becken und Umgebung, bringen. Dreh- und Angelpunkt dieser Berechnungsmethode<br />
ist in jedem Fall die Definition der Typen. Die Klassifikation sollte nach funktionalen Kriterien<br />
erfolgen, um chronologische und zufällige Differenzen zu vermeiden, ist aber oft nicht einfach. Ob zum<br />
Beispiel die Stufenschalen tatsächlich funktionell anders zu bewerten sind als ausladende Schalen,<br />
oder ob sie wegen ihrer ungewöhnlichen Formgebung und gewissen Exotik im Osthallstattkreis<br />
lediglich so erscheinen, und in Wirklichkeit nur von ethnischen oder stilistischen Einflüssen aus dem<br />
Westen zeugen, sei dahingestellt.<br />
20.3.4 Keramikseltenheit<br />
Methode: Die Keramikseltenheit errechnet nun für die selben funktionalen Typen Werte entsprechend<br />
der Frequenz ihres Auftretens. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Gefäße (1369)<br />
durch die Anzahl der Gefäße pro Typ.<br />
Typ Häufigkeit Wert<br />
Drillingsgefäß 1 1369<br />
Deckel 2 685<br />
Stufenschale 2 685<br />
Ziste 3 456<br />
große Schale 6 288<br />
Ausgussgefäß 8 171<br />
Schale mit ausladendem Rand 13 105<br />
Fußschale 18 76<br />
rot-schwarze Kragenrandschüssel 23 60<br />
Henkeltopf 26 53<br />
Turbanrandschale 28 49<br />
Topf 28 49<br />
Henkelschüssel 30 46<br />
Miniaturgefäß 60 23<br />
Kalenderbergtopf 143 10<br />
Henkelschale 155 9<br />
Schüssel 212 6<br />
Kegelhalsgefäß 267 5<br />
Einzugschale 344 4<br />
Summe 1369<br />
598 Teržan 1986, 228 f.<br />
210
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Für jedes Grab werden nun die einzelnen Werte entsprechend ihres Vorkommens im Grab addiert.<br />
Sind etwa in einem Grab lediglich zwei Einzugschalen vorhanden, entspricht das einem<br />
Keramikseltenheitswert von 8. Die Werte für Gräber mit Gefäßbeigaben liegen zwischen 4 und 1383.<br />
Datenbasis: 310 Gräber<br />
Datenprobleme: Auch hier werden wie bei der Keramikpluralität nur die Gräber herangezogen, deren<br />
Übereinstimmung der Gesamtzahl der Gefäße im Plan mit der des Inventars zufriedenstellend ist, 64<br />
Gräber wurden aus der Berechnungsgrundlage genommen.<br />
Ergebnisse: Die Werte für die einzelnen Gräber liegen zwischen 4 und 1383, Gräber ohne<br />
Gefäßbeigaben erhalten den Wert 0. Das Grab mit dem höchsten Wert, Grab B102 mit dem<br />
Drillingsgefäß, scheidet durch die Quellenkritik aus, es folgen die Gräber A035, C035, A018, A027<br />
und C058, bedingt durch große Schalen, Stufenschalen und Deckel.<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
Keramikseltenheit<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
301<br />
Absolute Werte<br />
20<br />
0<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
21<br />
23<br />
51<br />
53<br />
54<br />
68<br />
69<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Gräber<br />
Abb. 157: Keramikseltenheit der einzelnen Gräber<br />
Keramikseltenheit<br />
Abb. 158: Häufigkeit der Keramikseltenheitswerte<br />
Aus den oben stehenden Diagrammen ist ersichtlich, dass neben den 74 (24 %) Gräbern, deren Wert<br />
0 ist, die meisten Gräber im Bereich mit niedrigen Werten liegen. Ab dem Wert 12 gibt es überhaupt<br />
nur noch 17 Werte, die darüber liegen.<br />
100%<br />
80<br />
80%<br />
60<br />
60%<br />
40%<br />
40<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
Keramikseltenheit<br />
21-40<br />
41-60<br />
Bestattungsform<br />
Brandbestattung<br />
Körperbestattung<br />
Abb. 159: Relative Häufigkeit der Keramikseltenheitswerte<br />
in Bezug auf die Bestattungsform<br />
20<br />
0<br />
Keramikseltenheit<br />
Häufigkeit<br />
10 9876543210<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
21<br />
23<br />
51<br />
53<br />
54<br />
68<br />
69<br />
Bestattungsform<br />
Körperbestattungen<br />
Brandbestattungen<br />
Abb. 160: Absolute Häufigkeit der Keramikseltenheitswerte<br />
in Bezug auf die Bestattungsform<br />
Beim Vergleich der Keramikseltenheitswerte mit den Bestattungsformen zeigt sich lediglich das<br />
bekannte Phänomen, dass prozentuell gesehen mehr Körperbestattungen ohne Keramikbeigabe<br />
vorkommen.<br />
211
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
100%<br />
80%<br />
80%<br />
60%<br />
60%<br />
40%<br />
40%<br />
Sex archäologisch<br />
Alter anthropolog.<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
0%<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Frauen<br />
Kinder<br />
Männer<br />
Häufigkeit<br />
20%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
adult-ma<br />
adult<br />
matur<br />
Keramikseltenheit<br />
Abb. 161: Relative Häufigkeit der<br />
Keramikseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
Keramikseltenheit<br />
Abb. 162: Relative Häufigkeit der<br />
Keramikseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis<br />
zum Sterbealter der Individuen<br />
Geschlechts- oder altersspezifische Faktoren konnten bei der Keramikseltenheit nicht erkannt werden.<br />
Diskussion: Die Beigabenseltenheit wurde ebenfalls nach Keramik und Kleinfunden getrennt<br />
berechnet. Für dieselben funktionalen Typen werden aus dem Material selbst Werte entsprechend der<br />
Frequenz ihres Auftretens errechnet. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Gefäße<br />
(1369) durch die Anzahl der Gefäße pro Typ. Selten vorkommende Keramiktypen, wie Drillingsgefäß,<br />
Deckel und Stufenschalen erhalten einen weit höheren Wert als „Allerweltstypen“ wie<br />
Kegelhalsgefäße und Einzugschalen. Der Wert kann selbstverständlich nur über außergewöhnliche<br />
Inventare Auskunft geben, erklärt aber nicht, ob selten vorkommende Typen nun besonders wertvoll<br />
oder nur besonders individuell zu werten sind. Hohe Werte könnten Auskunft über soziale<br />
Besonderheiten oder Migration geben.<br />
Im Fall Statzendorf hat sich gezeigt, dass dieser Wert gut ist, um außergewöhnliche Inventare zu<br />
identifizieren, zu einer qualitativen Bewertung ist es weniger gut geeignet. So konnte im Westen des<br />
Gräberfeldes eine Gruppe ausgemacht werden, in der ein westhallstättischer Einfluss besonders stark<br />
erscheint. Chronologisch ist diese Gruppe etwa in das klassische Hallstatt C1 bzw. die ältere<br />
Kalenderbergstufe zu datieren. Als Interpretation scheint eine stärkere Internationalisierung der eher<br />
bäuerlich orientierten, urnenfelderzeitlich geprägten Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft denkbar,<br />
die im Zuge der Hallstattisierung auftritt. Ebenso denkbar ist eine Migration westlicher<br />
Bevölkerungsteile in das niederösterreichische Fladnitztal.<br />
20.3.5 Kleinfundanzahl<br />
Methode: Die Beigabenanzahl ist die Gesamtsumme aller Beigaben und Trachtbestandteilen ohne<br />
Gefäßkeramik und Tierknochen. Mehrere Perlen oder kleine Bronzeringe werden dabei als eine<br />
Beigabe gewertet.<br />
Datenbasis: 251 Gräber<br />
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Kleinfunde der Statzendorfer Inventare kann nicht überprüft<br />
werden. Die Gräber B001 bis B123 werden wegen ihrer nicht mehr den einzelnen Gräbern<br />
zuordenbaren Kleinfunde ausgeschlossen. Von den 25 Gräbern, die keinem Grab mehr zugeordnet<br />
werden können, beinhalten 11 Kleinfunde, das bedeutet, dass bis zu 4,4% der restlichen 251 Gräber<br />
unterbewertet sein können.<br />
Ergebnisse:<br />
Die Höchstzahl an Kleinfunden in einem Grab ist 20. 100 Gräber (39,8%) haben keine Kleinfunde im<br />
Inventar. Sie erhalten daher den Wert 0. In 18,7 % der Gräber wurde ein Kleinfund, in 16,7 % zwei<br />
Kleinfunde gefunden. Nur sechs Gräber erreichen einen Wert über 50, es sind dies die Gräber A013,<br />
A014, A027, A037, A061 und C001. A027 ist das einzige Männergrab in dieser Reihe.<br />
212
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
100<br />
120<br />
80<br />
100<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
Beigabenanzahl<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
Häufigkeit<br />
20<br />
0<br />
0<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
60%<br />
60%<br />
50%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
20%<br />
20%<br />
Steinabdeckung<br />
Bestattungsform<br />
keine<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
25<br />
30<br />
35<br />
40<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
0<br />
45<br />
1-20<br />
50<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
55<br />
60<br />
75<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 163: Kleinfundanzahl der einzelnen Gräber<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 164: Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
Umstellung<br />
Abdeckung<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 165: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte<br />
(gruppiert) in Bezug auf die Bestattungsform<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 166: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte<br />
(gruppiert) in Bezug auf die Steinabdeckungen<br />
Bei der Bestattungsform fällt auf, dass die in dieser Analyse verbliebenen 33 Körperbestattungen zu<br />
fast 50% ohne Kleinfundbeigaben sind, dafür ist prozentuell gesehen der Anteil der<br />
Körperbestattungen in den höheren Klassen größer. Deutlich ist aus dem rechten Balkendiagramm<br />
erkennbar, dass es einen Zusammenhang zwischen Steinabdeckungen und den Kleinfunden im Grab<br />
gibt. Der Mittelwert der Beigabenzahl ist bei Bestattungen ohne Steinstrukturen 0,65, bei Gräbern mit<br />
einzelnen Steinen und Steinumstellungen 0,71, bei Steinabdeckungen jedoch 1,42. Bei Werten ab 50<br />
kommen in allen Gräbern außer Grab A027 Steinabdeckungen vor.<br />
80%<br />
16<br />
70%<br />
14<br />
60%<br />
12<br />
50%<br />
10<br />
40%<br />
8<br />
Prozent<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Keramikanzahl<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-20<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Sex archäologisch<br />
Männer<br />
Kinder<br />
Frauen<br />
120<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 167: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl in<br />
Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 168: Keramik- und Kleinfundanzahlwerte in<br />
Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
213
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Setzt man die Anzahl der Kleinfunde in Bezug zum archäologisch bestimmten Geschlecht, sieht man<br />
zunächst, dass die unbestimmbaren keine oder nur wenige Beigaben haben, was der Natur der Sache<br />
entspricht – ohne Kleinfunde sind sie so gut wie nicht zu identifizieren. Der hohe Anteil der<br />
Frauengräber mit einem oder nur wenigen Kleinfunden geht auf das Konto der Spinnwirtel, doch auch<br />
in den höheren Beigabenanzahlklassen sind Frauen öfter vertreten, und zwar wahrscheinlich aufgrund<br />
des reichhaltigeren Trachtschmuckes. Betrachtet man das Streudiagramm auf der rechten Seite so<br />
kann man meinen, dass Männer zahlenmäßig eher mehr Keramikgefäße ins Grab bekommen als<br />
Kleinfunde, während es sich bei den Frauen genau umgekehrt verhält. Vermutlich trifft diese Tatsache<br />
aber nur bei exzeptionellen Gräbern zu.<br />
50%<br />
60<br />
40%<br />
50<br />
30%<br />
40<br />
30<br />
20%<br />
Sex anthropologisch<br />
20<br />
Alter anthropolog.<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Prozent<br />
10<br />
0<br />
unbestimmbar<br />
adult<br />
matur<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 169: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch<br />
bestimmten Geschlecht<br />
Das Bild, das die anthropologischen Daten zeichnen, auch wenn es nur sehr wenige sind, scheint die<br />
Annahme zu bestätigen. Wiederum finden sich in den Beigabenzahlklassen über 20 zwar zwei von<br />
neun bestimmten Frauen, aber nur einer von 17 bestimmten Männern. Der Bezug zum Alter könnte<br />
andeuten, dass mature Individuen mehr Kleinfunde ins Grab bekamen als adulte, doch ist die<br />
Datenbasis mit vier Erwachsenen zu gering, um weitere Schlüsse zu ziehen.<br />
Diskussion: Die bloße Anzahl der Beigaben sagt noch nichts über die Größe oder den Wert der<br />
Beigaben aus, kann aber als erste Orientierung benutzt werden. Die Probleme, die sich beim bloßen<br />
Zählen der Beigaben ergeben, wurden bereits angeschnitten. Dass Frauen hier höhere Werte<br />
erreichen, liegt bei einem kaum anthropologisch bestimmten Gräberfeld daran, dass sie archäologisch<br />
natürlich viel leichter zu identifizieren sind, nämlich anhand der Spinnwirtel und des Trachtschmuckes,<br />
und dass ihr Trachtschmuck wesentlich vielfältiger ist. Gelegentlich wurde behauptet, dass die<br />
Gegenstände im Besitz der Frauen tatsächlich Eigentum ihrer Männer oder Familien waren und ihnen<br />
lediglich zum Tragen zur Verfügung gestellt wurden. Ebenso könnte behauptet werden, dass die<br />
Waffen der Männer Leihgaben der Frauen wären, um ihre Familien beschützen zu können. Über die<br />
Rechtsverhältnisse der Hallstattzeit ist allerdings zuwenig bekannt, als dass die Daten des<br />
Gräberfeldes in die eine oder andere Richtung interpretiert werden könnten.<br />
20.3.6 Kleinfundpluralität<br />
Methode: Die Beigabenpluralität beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen von Kleinfunden<br />
dividiert durch die Zahl der Beigaben. Aufgrund der Tatsache, dass es in Statzendorf so gut wie keine<br />
völlig identischen Objekte gibt, wurden folgende Kategorien als Typen gewertet: Anhänger, Armreif,<br />
Beil, Bronzegefäß, Fibel, Fragment, Gürtel, Halsreif, Klammer, Knopf, Kugel, Lanzenspitze, Messer,<br />
Nadel, Nadelbehälter, Nagel, Nähnadel, Niet, Perle, Pfeilspitze, Pferdegeschirr, Pinzette, Rassel,<br />
Eisenring, Gagatring, Bronzering, Schleifstein, Schnalle, Silex, Spinnwirtel.<br />
Datenbasis: 251 Gräber<br />
Beigabenanzahl<br />
Abb. 170: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen<br />
Datenprobleme: Es treten die selben Probleme wie bei der Kleinfundanzahl auf.<br />
214
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
120<br />
80<br />
100<br />
80<br />
60<br />
60<br />
Beigabenpluralität<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
Absolute Werte<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
20<br />
25<br />
33<br />
40<br />
45<br />
50<br />
58<br />
60<br />
62<br />
67<br />
71<br />
72<br />
75<br />
80<br />
83<br />
84<br />
85<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 171: Kleinfundpluralität der einzelnen Gräber<br />
Beigabenpluralität<br />
Abb. 172: Häufigkeit der Kleinfundpluralitätswerte<br />
Das Ergebnis ist jeweils ein Wert zwischen 0,2 und 1. Gräber, die entweder gar keine Kleinfunde<br />
beinhalten (100 Gräber bzw. 39,8 %), oder Gräber mit nur einem Fund erhalten jeweils die Werte 0<br />
oder 1, der Mittelwert liegt daher auch wenig überraschend bei 50,7 %. Im nächsten Schritt werden<br />
also die Gräber mit weniger als vier Kleinfunden ausgeklammert, nach dem Verfahren bleiben noch 33<br />
Gräber übrig, davon nur 5 Körperbestattungen, was die untenstehenden Ergebnisse relativiert. Werte<br />
über 80 erreichen die Gräber A018, A019, A077, A091, A106, B141, B142, C018 und C021.<br />
50%<br />
60%<br />
40%<br />
50%<br />
30%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
20%<br />
Steinabdeckung<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Bestattungsform<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
keine<br />
Umstellung<br />
Abdeckung<br />
Beigabenpluralität<br />
Abb. 173: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) in Bezug auf die<br />
Bestattungsform<br />
Beigabenpluralität<br />
Abb. 174: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) in Bezug auf die<br />
Steinabdeckungen<br />
Für Brand und Körperbestattungen zeigt sich eine Verteilung, die bezüglich der Wertigkeit eigentlich<br />
nicht viel aussagt. Bei Brandbestattungen steigen die Pluralitätswerte gegenüber den<br />
Körperbestattungen kontinuierlich an, um in der höchsten Klasse wieder mit den Körperbestattungen<br />
gleichzuziehen. Die Pluralitätswerte der Körperbestattungen sind relativ bei Werten zwischen 21 und<br />
40 am höchsten. Bei den Steinstrukturen kann man mit zunehmender Qualität der Abdeckung eine<br />
Zunahme der Pluralität feststellen.<br />
215
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
8<br />
6<br />
4<br />
Das Geschlechterverhältnis der archäologisch<br />
bestimmten Komplexe in Bezug zur Beigabenpluralität<br />
ist recht ausgewogen. Anthropologische<br />
Daten liegen hier nur für drei Individuen<br />
vor, was für eine Beurteilung in punkto Alter und<br />
anthropologisches Geschlecht nicht ausreicht.<br />
Absolute Werte<br />
2<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Abb. 175: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis<br />
zum archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
Beigabenpluralität<br />
Diskussion: Beigabenpluralitätswerte ordnen Inventaren, die besonders vielfältig sind, einen höheren<br />
Wert zu als Inventaren, die viele, aber gleiche Beigaben beinhalten. Die Werte für Keramik- und<br />
Kleinfundpluralität wurden getrennt berechnet, da durch die unterschiedliche Ausgangslage so mehr<br />
Gräber beurteilt werden konnten. Analog zur Keramikpluralität beschreibt die Kleinfundpluralität die<br />
Anzahl der vorkommenden Typen von Kleinfunden dividiert durch die Zahl der Beigaben. Bei der<br />
Beigabenpluralität zeigt sich dasselbe Problem wie bei der Keramikpluralität: Die große Menge der<br />
Gräber, die entweder gar keine Kleinfunde beinhalten und die große Menge an Gräbern mit einem<br />
Fund, deren „Pluralität“ ja dann automatisch den höchsten Wert annimmt.<br />
Für Statzendorf hat sich auch die Pluralitätsberechnung der Kleinfunde als wenig sinnvoll<br />
herausgestellt, dafür sind Kleinfunde in diesem Gräberfeld zu selten und zu individuell. Es zeigt sich<br />
für Brand und Körperbestattungen eine normale Verteilung, die bezüglich der Wertigkeit eigentlich<br />
nichts aussagt. Auch bei den Steinstrukturen kann man nur bei den Abdeckungen eine<br />
erwartungsgemäße Zunahme mit der Pluralität feststellen. Selbst die Werte, die nicht 0 und 1 sind,<br />
zeigen keinerlei alters- oder geschlechtsspezifische Differenzierung. Die Methode der Berechnung ist<br />
eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man größere Tracht- oder Beigabenensembles mit ungefähr<br />
gleicher Anzahl miteinander vergleichen will.<br />
20.3.7 Kleinfundseltenheit<br />
Methode: Analog zur Keramikseltenheit wird auch für die Kleinfunde entsprechend dem Auftreten der<br />
funktionalen Typen ein Wert gebildet. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Kleinfunde<br />
(542) durch die Anzahl der Kleinfunde pro Typ. Es ergeben sich folgende Werte:<br />
Typ Häufigkeit Wert<br />
Bronzegefäß 1 542<br />
Gürtel 1 542<br />
Nadelbehälter 1 542<br />
Pfeilspitze 1 542<br />
Pinzette 1 542<br />
Gagatring 1 542<br />
Lanzenspitze 2 271<br />
Pferdegeschirr 2 271<br />
Halsreif 3 181<br />
Rassel 3 181<br />
Beil 4 136<br />
Knopf 4 136<br />
Silex 4 136<br />
Klammer 6 90<br />
Nähnadel 6 90<br />
Niet 6 90<br />
Kugel 7 77<br />
Perle Bernstein 7 77<br />
Gürtelhaken 9 60<br />
Perle Glas 10 54<br />
Anhänger 11 49<br />
Schleifstein 16 34<br />
216
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Fibel 23 24<br />
Armreif 32 17<br />
Eisenring 31 17<br />
Nadel 37 15<br />
Spinnwirtel 55 10<br />
Bronzering 59 9<br />
Fragment 75 7<br />
Messer 123 4<br />
Summe 542<br />
Den Beigabenseltenheitswert ergibt nun die Addition der Seltenheitswerte aller im Grab vorkommenden<br />
Typen.<br />
Datenbasis: 251 Gräber<br />
Datenprobleme: Es treten die selben Probleme wie bei der Kleinfundanzahl auf.<br />
Ergebnisse:<br />
120<br />
140<br />
100<br />
120<br />
80<br />
100<br />
80<br />
60<br />
60<br />
Beigabenseltenheit<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
Absolute Werte<br />
40<br />
20<br />
0<br />
10<br />
13<br />
14<br />
16<br />
17<br />
20<br />
21<br />
22<br />
24<br />
26<br />
35<br />
38<br />
51<br />
55<br />
57<br />
73<br />
100<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Gräber<br />
Abb. 176: Kleinfundseltenheit der einzelnen Gräber<br />
Beigabenseltenheit<br />
Abb. 177: Häufigkeit der Kleinfundseltenheitswerte<br />
Die Werte für die Kleinfundseltenheit liegen zwischen 4 und 1531 (100). 128 Gräber oder 51 % aller<br />
Gräber haben keine Kleinfundbeigabe, daher ist der Seltenheitswert 0. Nur 5 Gräber haben Werte<br />
über 50, es sind dies die Gräber A013, A014, A027, C001 und C013. Nur etwa 10 % der Gräber<br />
erhalten einen Wert über 8.<br />
60%<br />
70%<br />
50%<br />
60%<br />
40%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
Prozent<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Bestattungsform<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Prozent<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Steinabdeckung<br />
keine<br />
Umstellung<br />
Abdeckung<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Beigabenseltenheit<br />
Abb. 178: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) in Bezug auf die<br />
Bestattungsform<br />
Beigabenseltenheit<br />
Abb. 179: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) in Bezug auf die<br />
Steinabdeckungen<br />
Ganz offensichtlich hat die Bestattungsform – Körper- oder Brandbestattung – keinen Einfluss auf die<br />
Beigabenseltenheit, sehr wohl aber die Steinstrukturen im Befund. Gräber ohne Kleinfunde bzw. mit<br />
einem Wert von 0 sind selten mit Steinabdeckungen versehen, der Anteil der Steinabdeckungen steigt<br />
mit dem Seltenheitswert der Beigaben.<br />
217
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
100<br />
80%<br />
80<br />
60%<br />
60<br />
40<br />
Sex archäologisch<br />
40%<br />
Alter anthropolog.<br />
unbestimmbar<br />
20<br />
unbestimmbar<br />
20%<br />
adult-matur<br />
Prozent<br />
0<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Prozent<br />
0%<br />
adult<br />
matur<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Beigabenseltenheit<br />
Abb. 180: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
Beigabenseltenheit<br />
Abb. 181: Relative Häufigkeit der<br />
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis<br />
zum Sterbealter der Individuen<br />
Bei der Gegenüberstellung von Beigabenseltenheit und archäologisch bzw. anthropologisch<br />
bestimmtem Geschlecht zeigen sich keine Unterschiede. Beim Alter finden sich zwei Individuen in der<br />
Gruppe 0 und nur eines in der Gruppe 1-20, aufgrund der geringen Datenbasis sind daraus aber keine<br />
Schlüsse zu ziehen.<br />
Diskussion: Die Beigabenseltenheit wurde nach Keramik und Kleinfunden getrennt berechnet. Der<br />
Seltenheitswert soll die Exklusivität der Kleinfunde eines Grabes im Kontext zu den anderen Gräbern<br />
widerspiegeln. In Statzendorf ist dies aufgrund der Tatsache, dass die Kleinfunde sehr individuell sind<br />
und Metalltypen selten gleich ausgeführt werden, ein wenig problematisch. Der Wert kann zudem nur<br />
über außergewöhnliche Inventare Auskunft geben, erklärt aber nicht, ob selten vorkommende Typen<br />
nun besonders wertvoll oder nur besonders individuell zu werten sind. Hier spielt die Definition der<br />
Typen eine große Rolle. Mitunter werden seltene Beigaben wie zum Beispiel die Pinzette in ansonsten<br />
unscheinbaren Gräbern gefunden, weshalb der Eindruck entsteht, dass diesem Gegenstand weniger<br />
Bedeutung zugemessen wurde, auch wenn er nur ein einziges Mal vorkommt. Umgekehrt sind im<br />
reichsten Grab der Bronzegürtel und der Nadelbehälter zu finden, die ebenfalls die höchsten<br />
Seltenheitswerte erhalten. Isoliert betrachtet sagt der Seltenheitswert weniger aus als in Kombination<br />
mit Beigabenanzahl oder Beigabengewicht. Gut geeignet ist der Seltenheitswert zur Identifikation von<br />
Gräbern, die aus dem Rahmen fallen – warum sie das tun, muss die Interpretation des Einzelfalles<br />
klären.<br />
20.3.8 Werkstoffindex<br />
Methode: Der Werkstoffindex gibt an, wie viele verschiedene Werkstoffe für Trachtbestandteile und<br />
Beigaben im Grab verwendet worden sind. Im Fall von Statzendorf kommen Bernstein, Glas, Keramik,<br />
Knochen (sowie Geweih und Zähne), sofern sie als Artefakt und nicht als Speisebeigabe zu werten<br />
sind, Stein, Bronze und Eisen in Frage.<br />
Datenbasis: 251 Gräber<br />
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Inventare ist nicht gewährleistet, da es nur für wenige Gräber<br />
die Möglichkeit gibt, Inventare zu überprüfen. Soweit eine Kontrolle durch Protokolle möglich war,<br />
wurde sie selbstverständlich durchgeführt. Nicht alle Gräber sind für die Statistik der Werkstoffe<br />
brauchbar. 599 Die Gräber B001 bis B123 werden wegen ihrer generell fehlenden Kleinfunde aus den<br />
Betrachtungen herausgenommen. Die 25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles fallen in den<br />
Bereich der ausgewerteten Gräber, vier davon beinhalten keine Werkstoffe. Das bedeutet, dass bis zu<br />
21 Gräber unterbewertet sein können, aber nicht müssen, was einem Fehler von maximal etwa 8 %<br />
entspricht.<br />
599 Näheres zur Vollständigkeit von Kleinfundinventaren im Kapitel „Quellenkritik“.<br />
218
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
120<br />
80<br />
100<br />
60<br />
80<br />
60<br />
40<br />
40<br />
Werkstoffindex<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
Absolute Werte<br />
20<br />
0<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 182: Werkstoffindex der einzelnen Gräber<br />
Werkstoffindex<br />
Abb. 183: Häufigkeit der Werkstoffindexwerte<br />
Das Maximum an möglichen Werkstoffen ist sieben, das Minimum null, im Gräberfeld Statzendorf<br />
kommen aber maximal fünf Werkstoffe in einem Grab vor. Den Gräbern mit fünf Werkstoffen wird der<br />
Wert 100 zugeordnet, vier 80, drei 60, zwei 40 und ein Werkstoff 20. Von den 251 ausgewerteten<br />
Gräbern haben 17 überhaupt keine Beigaben, was einem Anteil von 6,8 % entspricht. 97 Gräber<br />
(38,6%) beinhalten einen Werkstoff, fast immer Keramik, 81 Gräber zwei (32,3 %), immerhin noch 41<br />
Gräber drei (16,3 %), neun Gräber vier (3,6 %) und sechs Gräber (2,4 %) fünf Werkstoffe. Es sind dies<br />
die Gräber A011, A014, A037, B138, B141 und C001.<br />
120<br />
80%<br />
100<br />
60%<br />
80<br />
60<br />
40%<br />
Alter anthropolog.<br />
Absolute Werte<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Bestattungsform<br />
Körperbestattungen<br />
Brandbestattungen<br />
Prozent<br />
20%<br />
0%<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
unbestimmbar<br />
adult-matur<br />
adult<br />
matur<br />
Werkstoffindex<br />
Abb. 184: Häufigkeit der Werkstoffindexwerte im<br />
Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Werkstoffindex<br />
Abb. 185: Relative Häufigkeit der<br />
Werkstoffindexwerte im Verhältnis zum Sterbealter<br />
der Individuen<br />
Der Werkstoffindex in Bezug zur Bestattungsform zeigt das gewohnte Bild, eine relativ ähnliche<br />
Verteilung bis auf die erhöhte Anzahl der beigabenlosen Gräber, die sich im ersten Balken<br />
niederschlägt. Das anthropologische Alter hat nach den wenigen Bestimmungen keinen Einfluss auf<br />
den Werkstoffindex.<br />
219
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
60%<br />
50%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
20%<br />
20%<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Werkstoffindex<br />
Abb. 186: Relative Häufigkeit der Werkstoffindexwerte<br />
im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Werkstoffindex<br />
Abb. 187: Relative Häufigkeit der<br />
Werkstoffindexwerte im Verhältnis zum<br />
anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
Interessant scheint auf den ersten Blick der geschlechtsspezifische Unterschied zu sein, nachdem<br />
unbestimmbare Individuen die wenigsten, Frauen die zweitwenigsten und Männer die meisten<br />
Beigaben unterschiedlicher Werkstoffe im Grab haben. Hinterfragt man das Ergebnis, wird schnell<br />
klar, dass es sich nur scheinbar so verhält. Unbestimmbare Gräber sind jene, wo generell wenig<br />
Beigaben und Trachtbestandteile zu finden sind, so auch keine, die über das Geschlecht Auskunft<br />
geben können. Frauengräber werden aufgrund ihrer Spinnwirtel als solche angesprochen, die jedoch<br />
in dieselbe Werkstoffkategorie fallen wie die Gefäßkeramik, nämlich Werkstoff Keramik. Können<br />
Männergräber identifiziert werden, dann aufgrund der Waffen und Trachtbestandteile, die zumeist aus<br />
Metall sind. Das Diagramm gibt daher mehr Auskunft zur archäologischen Geschlechtsbestimmung<br />
als zur tatsächlichen Situation. Betrachtet man das gegenübergestellte Diagramm, in dem nur die<br />
anthropologischen Ergebnisse in Bezug zum Werkstoffindex gesetzt werden, so sieht man eine<br />
Nivellierung bzw. Verschiebung der Ergebnisse zugunsten der Frauen.<br />
Diskussion: Der Werkstoffindex gibt an, wie viele verschiedene Werkstoffe für Trachtbestandteile und<br />
Beigaben im Grab verwendet worden sind. Die Prämisse dieser Berechnung ist, dass unterschiedliche<br />
Rohstoffe im Grab unterschiedlichen Zugang zu Rohstoffen bzw. deren Verbreitung bedeuten. Die<br />
Werkstoffe zu zählen ist vor allem dann interessant, wenn man wertvolle, seltene oder importierte<br />
Stücke in den Grabensembles hat. In hallstattzeitlichen Gräbern sind Koralle, Elfenbein, Gold und<br />
Bernstein zu den wahrscheinlich wertvollsten Grundstoffen zu zählen, in Statzendorf kommt davon<br />
lediglich Bernstein in geringer Menge vor.<br />
20.3.9 Klassenindex<br />
Methode: Der Klassenindex zählt die funktionalen Ausstattungsgruppen, die innerhalb eines Grabes<br />
vorkommen. Als Klasse definiert wurden zum ersten die Gefäßkeramik, zum zweiten die Tracht- und<br />
Körperschmuckbestandteile (Anhänger, Armreifen, Fibeln, Gürtelbestandteile, Halsreifen, Knöpfe,<br />
Kugeln, Nadeln, Niete, Ringe und Schnallen), zum dritten die Geräte (Messer, Nähnadeln,<br />
Schleifsteine, Silices und Spinnwirtel) und als letzte Gruppe Waffen und Zaum (Beile, Lanzenspitzen,<br />
Pfeilspitzen, Trensen und Trensenknebel).<br />
Datenbasis: 251 Gräber<br />
Datenprobleme: Dieselben Probleme wie beim Werkstoffindex treten auf. Neben der zweifelhaften<br />
generellen Vollständigkeit der Gräber wurden wieder die Gräber B001 bis B123 ausgeklammert. Die<br />
25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles könnten im schlechtesten Fall das Ergebnis bis zu<br />
etwa 8 % verfälschen.<br />
220
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
120<br />
80<br />
100<br />
60<br />
80<br />
60<br />
40<br />
40<br />
Klassenindex<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
251<br />
Absolute Werte<br />
20<br />
0<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
Gräber<br />
Abb. 188: Klassenindex der einzelnen Gräber<br />
Klassenindex<br />
Abb. 189: Häufigkeit der Klassenindexwerte<br />
Maximal vier Klassen können in einem Grab vorkommen, das Grab erhält den Index 100, drei Klassen<br />
bedeuten Index 75, zwei Klassen Index 50, eine Klasse Index 25 und keine Klasse Index 0. Neben 19<br />
Gräbern, denen man keine Klasse zuordnen kann, fällt die Mehrheit der Gräber, 99 oder 39,4%, in<br />
den Bereich mit einer Klasse, zumeist Gefäßkeramik. 75 Gräber (29,9%) haben neben der<br />
Gefäßkeramik noch eine weitere Fundkategorie im Grab, 53 (21,1%) zwei weitere, nur fünf Gräber<br />
(2%) weisen alle vier Klassen auf. Es handelt sich um die Gräber A013, A027, B141, B147 und C013.<br />
Absolute Werte<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
Bestattungsform<br />
Körperbestattungen<br />
Brandbestattungen<br />
Der Vergleich der Klassenindexwerte der einzelnen<br />
Gräber mit der Bestattungsform ergibt, dass<br />
relativ viele Körperbestattungen einen Klassenindex<br />
von 0 aufweisen, in der Gruppe der Gräber<br />
mit dem Klassenindex 100 finden sich gar keine<br />
Körperbestattungen. Bei den übrigen Klassen<br />
entspricht die Verteilung des Klassenindex in etwa<br />
dem normalen Verhältnis zwischen Körper- und<br />
Brandbestattungen.<br />
Abb. 190: Absolute Häufigkeit der Klassenindexwerte in<br />
Bezug auf die Bestattungsform<br />
Klassenindex<br />
120<br />
120<br />
100<br />
100<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
Absolute Werte<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
Klassenindex<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Abb. 191: Absolute Häufigkeit der Klassenindexwerte im<br />
Verhältnis zum archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
Klassenindex<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
N =<br />
170<br />
unbestimmbar<br />
Sex archäologisch<br />
51<br />
Frauen<br />
3<br />
Kinder<br />
27<br />
Männer<br />
Abb. 192: Boxplot zur den Klassenindexwerten in<br />
Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
221
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Setzt man den Klassenindex in Bezug zur archäologischen Geschlechtsbestimmung, so zeigt sich<br />
dass unbestimmbare Individuen logischerweise den niedrigsten Klassenindex aufweisen, gefolgt von<br />
den drei Kindern. Mehr Frauen als Männer erreichen den Wert 50 und 75, doch bei dem höchsten<br />
Klassenindex finden sich vier Männer und nur eine Frau, und zwar Grab A013, das eine kleine<br />
Bronzepfeilspitze im Inventar hat.<br />
50%<br />
60%<br />
40%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
20%<br />
Sex anthropologisch<br />
20%<br />
Alter anthropolog.<br />
adult-matur<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
adult<br />
infans<br />
matur<br />
Klassenindex<br />
Abb. 193: Relative Häufigkeit der Klassenindexwerte im<br />
Verhältnis zum anthropologisch bestimmten Geschlecht<br />
Klassenindex<br />
Abb. 194: Relative Häufigkeit der Klassenindexwerte<br />
im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen<br />
Kein Ergebnis ohne anschließende Relativierung: Bei den anthropologisch bestimmten Individuen sind<br />
mehr Männer in der beigabenlosen Gruppe zu finden, was den Durchschnitt drückt. Die Analyse des<br />
Alters bringt kaum Ergebnisse.<br />
Diskussion: Zu überlegen wäre, ob Messer, die ja zumeist im Sinne eines Essbestecks zur<br />
Fleischbeigabe gehören, anders als Geräte generell zu werten wären. Das Ergebnis des Klassenindex<br />
könnte noch verfeinert werden, könnte man aufgrund von Körperbestattungen etwa in Arm- und<br />
Beinschmuck unterscheiden und so zusätzliche Kategorien schaffen. Das ist bei einem Gräberfeld, bei<br />
dem die Brandbestattung vorherrscht, nicht möglich. Waffen bevorzugen Männer in der Einordnung,<br />
Geräte hingegen Frauen, da Spinnwirtel häufig auftreten. Mitunter wurden in reichen hallstattzeitlichen<br />
Männergräbern Sägen, Raspeln, Waagen und ähnliche Geräte gefunden, die darauf hindeuten, dass<br />
dem spezialisierten Handwerk eine hohe Bedeutung zugewiesen wurde. Das homerische<br />
Gesellschaftsmodell, 600 das gerne als Analogie zur Hallstattkultur verwendet wird, beinhaltet<br />
schließlich auch die Idee, dass der Knabe in die Welt geschickt wird, um ein Handwerk zu lernen, und<br />
erst später nach Hause zurückkehrt und seine gesellschaftlichen Pflichten wahrnimmt. Ein System,<br />
das sich über das mittelalterliche Knappenwesen bis zu heutigen Auslandsjahren höherer Söhne und<br />
Töchter zum Studium erhalten hat. 601<br />
20.3.10 Metallgewicht<br />
Methode: Alle Bronzen und alle Eisenobjekte werden gewogen, danach wird das Gesamtgewicht aller<br />
Bronzen und Eisenobjekte für jedes Grab errechnet. Das Bronzegewicht und Eisengewicht addiert<br />
ergeben das Metallgewicht.<br />
Datenbasis: 249 Gräber<br />
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Inventare kann nicht überprüft werden. Die Gräber B001 bis<br />
B123 werden wegen ihrer nicht zuordenbaren Kleinfunde aus den Betrachtungen herausgenommen,<br />
die Gräber C64 und 65 enthielten zwar Metalle, die allerdings verschollen sind, sie werden daher<br />
ebenfalls aus der Datenbasis genommen. Von den 25 nicht dem Plan zuordenbaren Ensembles<br />
beinhalten nur 8 Metalle, so dass der Fehler, der aufgrund der zu niedrigen Bewertung der übrigen<br />
Grabkomplexe entsteht, nur bei etwa 3 % der Gräber buchstäblich „ins Gewicht“ fallen kann.<br />
Nachdem der höchste Metallindex dieser Komplexe 13 nicht übersteigt, ist der Fehler als gering<br />
einzuschätzen. Wie immer können erhebliche Abweichungen von der zu rekonstruierenden antiken<br />
Realität nicht ausgeschlossen werden, vor allem bedingt durch zwei Faktoren: Der unterschiedliche<br />
Restaurierungszustand und die Ergänzung restaurierter Objekte mit verschiedenen Materialien sowie<br />
die Frage, wie viele der ursprünglich vorhandenen Objekte Grabung und Aufbewahrung „überlebt“<br />
haben. Faktoren, die bereits bei der Niederlegung der Objekte eine Rolle spielen, etwa in wie weit<br />
600 Ulf 1990, Tomedi 2002, 290 ff.<br />
601 Karl 2002.<br />
222
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
verbrannte Trachtbestandteile und Beigaben aus dem Scheiterhaufen aufgesammelt wurden, ob die<br />
Objekte überhaupt mitverbrannt wurden und inwiefern Beraubung üblich war, können nicht<br />
miteinbezogen werden.<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
140<br />
80<br />
120<br />
100<br />
60<br />
80<br />
40<br />
60<br />
Metallindex<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
Absolute Werte<br />
40<br />
20<br />
0<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
25<br />
46<br />
48<br />
52<br />
68<br />
100<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Fallnummer<br />
Abb. 195: Metallgewicht der einzelnen Gräber<br />
Metallindex<br />
Abb. 196: Häufigkeit der Metallgewichtswerte<br />
In den Statzendorfer Gräbern liegt das Gesamtgewicht der Bronzen zwischen 0,4 und 263,1 g, das<br />
Gesamtgewicht an Eisen zwischen 0,4 und 727 g. 727 g ist auch der höchste Wert für Metalle<br />
insgesamt, in Grab A027 ist ausschließlich Eisen vorhanden. Wie als den Diagrammen oben<br />
ersichtlich ist, enthalten von den 249 analysierten Gräbern 119 (47,8%) überhaupt keine Metalle, und<br />
nur fünf Gräber (2%) liegen über einem Wert von 40. Es sind dies die Gräber A014, A027, B141,<br />
C001 und C013. Der Mittelwert des Metallwertes entspricht 3,75, der Median ist 1.<br />
80%<br />
70%<br />
70%<br />
60%<br />
60%<br />
50%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
Bestattungsform<br />
30%<br />
20%<br />
Steinabdeckung<br />
Abdeckung<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
81-100<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
81-100<br />
keine<br />
Umstellung<br />
Index Metall<br />
Abb. 197: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Index Metall<br />
Abb. 198: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zu den Steinabdeckungen der<br />
Gräber<br />
Betrachtet man den Metallindex in Bezug zu den Befunden, so lassen sich bei der Unterscheidung<br />
zwischen Brand- und Körperbestattungen kaum Unterschiede aufzeigen, außer dem üblichen<br />
prozentuellen Überschuss beigaben- und daher auch metallloser Körpergräber. Bei den<br />
Steinumstellungen und -abdeckungen wird deutlich, dass es nicht zwingend notwendig war,<br />
metallführende Gräber noch mit Steinen zu sichern. Während keine Steinstrukturen oder einzelne<br />
Steine bzw. Steinumstellungen etwa gleichmäßig auf metallführende und nicht metallführende Gräber<br />
aufgeteilt sind, sind nur etwa 27 % der Gräber mit Abdeckungen nicht metallführend.<br />
Die Frage, ob das Bronze und Eisengewicht in Zusammenhang stehen, kann durch Korrelationstests<br />
untersucht werden, demnach ist für alle Gräber die Korrelation zwar schwach (r=0,98) nach Spearman<br />
aber dennoch signifikant (auf dem Niveau von 0,01, Korrelationskoeffizient 0,204). Nimmt man nur die<br />
metallführenden Gräber heraus ist die Korrelation noch schwächer (r=0,027). Interessant wird es,<br />
wenn man den Bronze- und Eisenindex in Beziehung zum archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
setzt. Das linke Streudiagramm zeigt alle Werte an, die Gräber mit hohen Werten sind jedoch<br />
deutlicher zu sehen. Hohe Bronzewerte erreichen die Gräber B141 (archäologisch als Männergrab<br />
223
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
bestimmt), sonst jedoch vor allem die Frauengräber, C001, A014 und A049. Auf der Achse für den<br />
Eisenindex erreichen Männergräber, vor allem C013 und A027 die höchsten Werte, haben dafür aber<br />
weniger Bronzen. Blendet man die sechs Gräber mit den höchsten Werten aus, so sieht man den<br />
Trend, dass Frauen vor allem Bronze und wenig Eisen im Grab haben, während hohe Eisenwerte<br />
hauptsächlich von Männern erreicht werden. Leider lassen sich die Daten nicht anthropologisch<br />
überprüfen, da keines der untersuchten Individuen in die höheren Metallindexkategorien fällt.<br />
120<br />
30<br />
100<br />
80<br />
B141<br />
C001<br />
A014<br />
20<br />
60<br />
A049<br />
10<br />
40<br />
C013<br />
Sex archäologisch<br />
Sex archäologisch<br />
Bronzeindex<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-20<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
A027<br />
100<br />
120<br />
Männer<br />
Kinder<br />
Frauen<br />
unbestimmbar<br />
Bronzeindex<br />
0<br />
-10<br />
-10<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
Männer<br />
Kinder<br />
Frauen<br />
unbestimmbar<br />
Eisenindex<br />
Abb. 199: Bronze- und Eisenindex der Gräber im<br />
Verhältnis zum archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
Prozent<br />
120%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
1-10<br />
11-20<br />
Metallgewicht<br />
21-30<br />
41-50<br />
51-60<br />
61-70<br />
91-100<br />
Sex archäologisch<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Abb. 201: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Eisenindex<br />
Abb. 200: Bronze- und Eisenindex im Verhältnis zum<br />
archäologisch bestimmten Geschlecht (ohne die<br />
sechs Gräber mit den höchsten Werten)<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />
Frauen bei den Bronzen die Spitzenreiterinnen<br />
sind, Männer bei den Eisenobjekten. Die generelle<br />
geschlechterspezifische Verteilung des<br />
Metallgewichtes lässt erkennen, dass die Männer<br />
in den hohen Kategorien die Nase vorne<br />
haben. Das Ergebnis kann damit zu tun haben,<br />
dass eiserne Metallbeigaben generell eher<br />
schwerer als die filigranen Bronzen sind. Es ist<br />
lohnend, den Bronze- und Eisenindex getrennt<br />
geschlechtsspezifisch zu betrachten. Leider<br />
sind für die Gräber mit höherem Metallindex<br />
keine antropologischen Daten, weder Geschlecht<br />
noch Alter, vorhanden. Die Verteilung<br />
von Geschlecht und Alter in Bezug auf metallführende<br />
und Gräber ohne Metall zeigt so gut<br />
wie keine Unterschiede.<br />
50<br />
40<br />
40<br />
30<br />
30<br />
20<br />
20<br />
Absolute Werte<br />
10<br />
0<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
81-100<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Absolute Werte<br />
10<br />
0<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
81-100<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Index Eisengewicht<br />
Abb. 202: Absolute Häufigkeit der Eisengewichtswerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Index Bronzegewicht<br />
Abb. 203: Absolute Häufigkeit der<br />
Bronzegewichtswerte (gruppiert) im Verhältnis zum<br />
archäologisch bestimmten Geschlecht<br />
224
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Diskussion: Problematisch und bereits bei den Datenproblemen besprochen, ist prinzipiell zunächst<br />
die Ermittlung des Metallgewichtes, das durch vielfältige Faktoren beeinflusst sein kann. Trotzdem<br />
kann das Gewicht der Metallbeigaben ein Kriterium dafür sein, wieweit Zugang zu Rohstoffen und<br />
Fertigprodukten bestanden hat, die im Bereich der Kalenderbergkultur im Gegensatz etwa zum<br />
westlichen Hallstattbereich eine Seltenheit darstellen. Auch wenn S. Burmeister für sein Material diese<br />
Berechnung ablehnt, 602 erscheint sie mir für Statzendorf, getrennt nach Bronze- und Eisenobjekten,<br />
eine weitere Möglichkeit zur Annäherung an materielle Wertvorstellungen zu sein. Das Gewicht der<br />
Metalle steht in der Beurteilung für sich und ist kaum mit dem von Glasperlen, Bernsteinschmuck oder<br />
Schleifsteinen zu vergleichen, ist daher auch kein für alle Kleinfunde anwendbarer Index. Die<br />
Vergesellschaftung mit Gold ist für Statzendorf nicht belegt. Interessant wäre, in welche Wertrelation<br />
Bronze und Eisen zu setzen sind, und ob sich das Verhältnis im Laufe der Hallstattkultur verändert.<br />
Mir sind aber keine Daten bekannt, die Hinweise zu diesen Fragen geben könnten. S. Burmeister<br />
versucht, der Werterelation zwischen Gold und Bronze über den Umweg über das antike<br />
Griechenland auf die Schliche zu kommen und kommt auf ein Verhältnis von etwa 1000:1. Aus<br />
diesem Grund wertet er die Vergesellschaftung mit Gold als Zeichen eines hohen Inventarwertes. 603<br />
20.3.11 Socistat – Index<br />
Methode: Nach Hodson ergibt sich der Wert einzelner Beigabentypen daraus, mit wie vielen<br />
Artefakten er im Durchschnitt zusammen vorkommt. 604 Nach dem Namen des von ihm verwendeten<br />
Statistikprogramms wird der Index Socistat – Index genannt. Zunächst wird also die Gesamtzahl der<br />
Funde für jedes Grab ermittelt. Danach werden jeweils jene Gräber zusammengenommen, in denen<br />
ein bestimmter Typ vorkommt, und für diese Gräber der Mittelwert der Gesamtzahl der Funde<br />
errechnet. So erhält man für jeden Typ einen Wert, der angibt, mit wie vielen Typen er im Durchschnitt<br />
pro Grab gemeinsam vorkommt. Die Berechnungen wurden zunächst nur für Kleinfunde, danach nur<br />
für Gefäßkeramik und endlich für alle Artefakte gemeinsam durchgeführt. Folgende Werte wurden den<br />
einzelnen Typen zugeschrieben:<br />
Typ Wert nur Keramik Gesamtwert Wert nur Kleinfunde<br />
Ausgussgefäß 7,3 7,1<br />
Ziste 7,3 4<br />
Drillingsgefäß 7 4<br />
Fußschale 6,9 7,9<br />
Schale mit ausladendem Rand 6,8 7,1<br />
Stufenschale 6 9,5<br />
Kragenrandschüssel, rot-schwarz 6 8,8<br />
Kalenderbergtopf 6 7,8<br />
Turbanrandschale 5,9 7,8<br />
Miniaturgefäß 5,9 7,3<br />
Henkelschüssel 5,8 7,2<br />
Henkelschale 5,6 7,6<br />
Deckel 5,5 11,5<br />
Henkeltopf 5,5 6,5<br />
Einzugschale 5,4 7,2<br />
Kegelhalsgefäß 5,3 6,9<br />
Topf 5,3 5,9<br />
Schüssel 5,2 6,9<br />
große Schale 3,7 7,7<br />
Nadelbehälter 24 21<br />
Gürtel 24 21<br />
Pfeilspitze 16 15<br />
Perle Bernstein 19,8 13<br />
Pferdegeschirr 19 11<br />
Perle Glas 17,6 9,4<br />
Niet 15,2 8<br />
Klammer 10,5 7,5<br />
Fibel 11,8 7,4<br />
602 Burmeister 2000, 131.<br />
603 Burmeister 2000, 131 ff.<br />
604 Hodson 1990, 71 ff.<br />
225
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Nähnadel 9,3 6,7<br />
Gürtelhaken 11,7 6,6<br />
Beil 14,8 6,5<br />
Lanzenspitze 7 6<br />
Bronzering 11 6<br />
Bronzegefäß 7 6<br />
Fragment 10,4 5,2<br />
Eisenring 10,9 5,1<br />
Spinnwirtel 9,2 4,9<br />
Nadel 9,8 4,8<br />
Kugel 11,3 4,8<br />
Schleifstein 10,4 4,7<br />
Knopf 12,3 4,7<br />
Armreif 8,9 4,6<br />
Anhänger 8 4,5<br />
Halsreif 7 4,3<br />
Gagatring 9 4<br />
Silex 7,3 3,7<br />
Messer 8,9 3,5<br />
Rassel 8 3<br />
Pinzette 5 1<br />
Der Index eines Grabkomplexes entspricht den addierten Werten aller Artefakte im Grab.<br />
Datenbasis:<br />
Keramik: 310 Gräber<br />
Metall: 251 Gräber<br />
Gesamt: 224 Gräber<br />
Datenprobleme: Wie bei der Keramikpluralität und Keramikseltenheit werden die 64 Gräber aus der<br />
Berechnungsgrundlage genommen, bei denen die Übereinstimmung der Anzahl der Gefäße im<br />
Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war. Von den 25 nicht dem Plan<br />
zuordenbaren Grabensembles beinhalten 16 Keramik, das heißt das bis zu etwa 5 % der Gräber<br />
unterbewertet sein könnten. Für die Berechnung der Werte der einzelnen Beigaben ergab sich das<br />
Problem, dass bei den Gräbern B001 bis B123 die Vollständigkeit nicht gewährleistet ist, was dazu<br />
führte, die Werte ohne diese Gräber zu berechnen. Es ergaben sich aber nur geringfügige<br />
Unterschiede, nämlich im Bereich über 0,5, lediglich bei den Nadeln (0,6), Nähnadeln (1,6) und<br />
Kugeln (0,8). Für die Erstellung der Bewertung wurden die Gräber also miteinbezogen, bei der<br />
Einzelauswertung wäre der Fehler aber zu groß. Also wurden wie üblich die Gräber B001 bis B123<br />
aus den Betrachtungen herausgenommen, der Fehler aufgrund der nicht zuordenbaren Inventare<br />
sollte dadurch 5 % nicht überschreiten. Für den Gesamtindex bleiben, zieht man alle oben genannten<br />
Fehlerquellen ab, noch 224 Gräber übrig.<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
30<br />
80<br />
20<br />
60<br />
Socistatindex gesamt<br />
40<br />
20<br />
0<br />
10<br />
0<br />
10 987654320 Absolute Werte<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
37<br />
39<br />
41<br />
42<br />
45<br />
46<br />
48<br />
49<br />
50<br />
66<br />
71<br />
80<br />
84<br />
Gräber<br />
Socistatindex gesamt<br />
Abb. 204: Socistatindex der einzelnen Gräber<br />
Abb. 205: Häufigkeit der Socistatindexwerte<br />
226
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Der Wert der einzelnen Gräber liegt zwischen 6 und 295 (hier 100). Von den 224 analysierten Gräbern<br />
sind 24 (10,4 %) beigabenlos und haben daher einen Wert von 0. Nur fünf Gräber erreichen einen<br />
Wert über 50, es sind dies die Gräber A011, A027, A061, A104 und C001. Das Grab mit dem<br />
höchsten Wert, A014, wurde nicht in die Statistik miteinbezogen, weil ein guter Teil der Keramik fehlt,<br />
und trotz dieses Mangels steht es eindeutig an der Spitze. Weitere Gräber, die aufgrund der<br />
Quellenqualität nicht in der Statistik aufscheinen, aber mindestens über einem Wert von 50<br />
einzuschätzen sind, sind A013, A036 und A037. Der Mittelwert liegt bei 16,14, der Median bei 14.<br />
70%<br />
70%<br />
60%<br />
60%<br />
50%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
30%<br />
20%<br />
Bestattungsform<br />
20%<br />
Steinstrukturen<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
Socistatindex gesamt<br />
Vergleicht man den Socistatindex mit der Bestattungsform und überprüft zusätzlich noch den<br />
Zusammenhang mit eventuellen Steinstrukturen, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Neben den<br />
bei jeder Gegenüberstellung üblichen, überproportional häufigen beigabenlosen Körperbestattungen<br />
sieht man im ersten Diagramm oben, dass die Körperbestattungen prozentuell beim Socistatindex<br />
vorne liegen. Leider sind nur 31 Körperbestattungen in der Statistik erfasst, jedoch 193<br />
Brandbestattungen. Bei den Steinstrukturen zeigt sich im zweiten Balkendiagramm oben, dass hohe<br />
Socistatindices häufig in Verbindung mit Steinabdeckungen stehen. Einzelne Steine und<br />
Steinumstellungen haben einen geringeren, aber ebenfalls merkbaren Effekt.<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
Sex archäologisch<br />
unbestimmbar<br />
20%<br />
Sex anthropologisch<br />
unbestimmbar<br />
Prozent<br />
0%<br />
Frauen<br />
Männer<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
81-100<br />
Brandbestattung<br />
Körperbestattung<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
keine<br />
Umstellung<br />
Abdeckung<br />
Abb. 206: Relative Häufigkeit der Socistatwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform<br />
Socistatindex gesamt<br />
Abb. 207: Relative Häufigkeit der Socistatwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zu den Steinstrukturen<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Socistatindex gesamt<br />
Abb. 208: Relative Häufigkeit der Socistatwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Socistatindex gesamt<br />
Abb. 209: Relative Häufigkeit der Socistatwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch<br />
bestimmten Geschlecht<br />
Die Gegenüberstellung der archäologisch geschlechtsbestimmten Individuen mit den anthropologisch<br />
bestimmten ist interessanterweise ziemlich konträr. Während bei den archäologisch bestimmten<br />
Gräbern die Männer die höheren Werte erreichen, sind es bei den anthropologisch bestimmten die<br />
Frauen. Einschränkend muss noch wiederholt werden, dass von den 31 Geschlechtsbestimmungen<br />
17 mit Fragezeichen versehen sind. Wodurch kann nun der höhere Wert bei den Männern erklärt<br />
werden? Möglicherweise zu einem gewissen Anteil wieder durch die archäologische<br />
Geschlechtsbestimmung. Während auch ärmere Frauengräber durch Spinnwirtel identifiziert werden,<br />
muss bei Männern erst ein gewisser Anteil an Beigaben vorhanden sein, bis man sie archäologisch<br />
überhaupt als männlich klassifizieren kann.<br />
227
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
70<br />
100<br />
60<br />
50<br />
C001<br />
A061<br />
A104<br />
80<br />
60<br />
A104<br />
C001<br />
A011<br />
A027<br />
A061<br />
Socistatindex Kleinfunde<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
0<br />
20<br />
A027<br />
A011<br />
A076<br />
Sex archäologisch<br />
A106<br />
Männer<br />
C046<br />
Kinder<br />
Frauen<br />
unbestimmbar<br />
40 60 80 100<br />
Socistat gesamt<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
N =<br />
192<br />
10<br />
unbestimmbar<br />
adult-matur<br />
15<br />
adult<br />
3<br />
infans<br />
4<br />
matur<br />
Socistatindex Keramik<br />
Abb. 210: Socistatindex der Keramik und der Kleinfunde<br />
im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Alter anthropologisch<br />
Abb. 211: Boxplot zu den Socistatindexwerten in<br />
Bezug zum Sterbealter der Individuen<br />
Stellt man den Socistatindex für die Kleinfunde mit dem für die Keramik in Bezug zueinander, so zeigt<br />
sich eine wesentlich bessere Korrelation zwischen den beiden Indices als es etwa beim Bronze- und<br />
Eisenindex der Fall war (r= 0,395, Korrelationskoeffizient 0,381 nach Spearman, signifikant auf dem<br />
Niveau von 0,01 %). Viele Keramikfunde sind mit vielen Metallfunden vergesellschaftet, wenige<br />
Keramikfunde meist mit keinen oder wenigen Bronze- und Eisenbeigaben. Eine<br />
geschlechtsspezifische Tendenz lässt sich auf den ersten Blick nicht herauslesen.<br />
Das anthropologisch bestimmte Alter hat ganz offensichtlich kaum Einfluss auf den Socistatindex. Wie<br />
der nebenstehende Boxplot verdeutlicht, ist der Median bei infanten und maturen Individuen leicht<br />
erhöht, drei und vier Individuen reichen aber nicht aus, um weitere Schlüsse zu ziehen.<br />
Diskussion: Nach F. Hodson ergibt sich der Wert einzelner Beigabentypen daraus, mit wie vielen<br />
Artefakten er im Durchschnitt zusammen vorkommt. Das Ergebnis ist durchaus für sich bereits sehr<br />
interessant: Erstaunlicherweise erreichen die Zisten, das Drillingsgefäß und die Pinzette nur sehr<br />
niedrige Werte; dass die höchsten Werte das Pferdegeschirr, die Bernsteinperlen, der Nadelbehälter<br />
und der Bronzeblechgürtel erreichen, verwundert kaum. Möglicherweise gibt diese Berechnungsmethode<br />
Aufschluss darüber, welcher Wert einzelnen Objekten zugemessen wurde. Im oberen<br />
Bereich lassen sich Objekte finden, die als Statusanzeiger angesehen werden können. Der Index<br />
eines Grabkomplexes entspricht den addierten Werten aller Artefakte im Grab. Die Werte, die sich für<br />
die einzelnen Gräber ergeben, entsprechen am ehesten meiner persönlichen, subjektiven<br />
Einschätzung von „arm“ und „reich“. Ein weiterer Vorteil der Methode ist, dass sie sich offensichtlich<br />
bei Gräberfeldern mit gehobener, als auch bei solchen mit einfacherer Ausstattung anwenden lässt.<br />
20.3.12 Fazit – der Gesamtindex<br />
Methode: Die bereits im einzelnen besprochenen Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden haben<br />
dazu geführt, den Gesamtindex für Statzendorf aus folgenden Komponenten zu bilden:<br />
Index Befund (0-100)<br />
Werkstoffindex (0-100) durch 2<br />
Klassenindex (0-100) durch 2<br />
Index Gefäße Plan (0-100)<br />
Beigabenanzahl (1-100)<br />
Index Metall (1-100)<br />
Socistat (1-100)<br />
Vergesellschaftung<br />
Metallgewicht<br />
Beigabenanzahl<br />
Befund<br />
Klassen<br />
Werkstoffe<br />
Gefäße<br />
Abb. 212: Verhältnis der Einzelkomponenten des<br />
Gesamtsozialindex zueinander<br />
228
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Die Indices wurden addiert und wie gewohnt auf 100 skaliert. Die Auswahl und Gewichtung kann nur<br />
subjektiv sein, beruht aber auf der Erfahrung der Einzelindexberechnungen. Für die vertikale<br />
Sozialstruktur wurden also der Befund, die Zahl der Gefäße und die Zahl der übrigen Kleinfunde zu je<br />
einem Sechstel gewertet. Die Zahl der Werkstoffe und die Zahl der Beigabenklassen, die pro Grab<br />
vorkommen, zu einem Zwölftel: da mehr Beigabenklassen auch mehr Werkstoffe bedingen, wurden<br />
die beiden Indices weniger gewertet als die übrigen Komponenten. Das Gewicht des Metalls erschien<br />
bedeutsam, um metallführende Gräber gegenüber anderen Gräbern mit nichtmetallischen Kleinfunden<br />
hervorzuheben: Zuletzt ist eine Wertdefinierung der Beigaben durch die Anzahl der<br />
vergesellschafteten Typen wie beim Socistatindex nicht unbedeutend und hebt wiederum jene Gräber<br />
heraus, die ungewöhnliche Keramikformen aufweisen.<br />
Datenbasis: 248<br />
Datenprobleme: Auf jeden Fall aus der Datenbasis genommen werden müssen wiederum die Gräber<br />
B001 bis B123, streng genommen auch jene Gräber, bei denen bei der Überprüfung der<br />
Vollständigkeit der Keramik mehr als zwei Fehlstücke registriert wurden, da das Auswirkungen auf den<br />
Socistatindex hat. Allerdings betrifft das nur jene Gräber, die ohnehin mehr als zwei Gefäße im Grab<br />
haben, so würde sich die Tendenz zugunsten der ärmeren Gräber verschieben. Zum Beispiel fehlt bei<br />
Grab A014, das den höchsten Wert insgesamt erhält und somit als reichstes Grab innerhalb des<br />
Gräberfeldes bezeichnet werden kann, ein guter Teil der Keramik. Gräber mit fehlender Keramik<br />
werden daher hier trotzdem berücksichtigt. Die Gräber C064 und C065 haben fehlende und daher<br />
ungewogene Metalle. Obwohl diese Gräber aus der Gesamtstatistik herausgenommen werden<br />
müssen, kann dennoch vielen der Gräber ein Mindestsozialindex zugeordnet werden, der mitunter<br />
auch recht hoch ausfällt.<br />
Ergebnisse:<br />
100<br />
50<br />
80<br />
40<br />
60<br />
30<br />
40<br />
20<br />
Sozialindex<br />
20<br />
0<br />
1<br />
51<br />
101<br />
151<br />
201<br />
Häufigkeit<br />
10<br />
0<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
30<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
55<br />
60<br />
65<br />
70<br />
75<br />
80<br />
85<br />
90<br />
95<br />
100<br />
0<br />
5<br />
Std.abw. = 17,01<br />
Mittel = 24<br />
N = 248,00<br />
Gräber<br />
Abb. 213: Sozialindex der einzelnen Gräber<br />
Sozialindex<br />
Abb. 214: Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
Von den 248 in die Statistik einbezogenen Gräbern weisen acht Gräber einen Sozialindex von 0 auf,<br />
ein Grab den Wert 100. Der Mittelwert aller berücksichtigten Gräber liegt bei 24,4, der Median bei 21.<br />
Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Zahl der Gräber innerhalb der einzelnen Sozialindexklassen,<br />
deren Zahl willkürlich mit sechs festgelegt wurde.<br />
Sozialindex<br />
Gültig<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Gesamt<br />
Gültige Kumulierte<br />
Häufigkeit Prozent Prozente Prozente<br />
8 3,2 3,2 3,2<br />
115 46,4 46,4 49,6<br />
89 35,9 35,9 85,5<br />
25 10,1 10,1 95,6<br />
9 3,6 3,6 99,2<br />
2 ,8 ,8 100,0<br />
248 100,0 100,0<br />
229
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Prozent<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Bestattungsform<br />
Brandbestattungen<br />
Körperbestattungen<br />
Bezieht man den Sozialindex auf die Bestattungsform,<br />
so wird deutlich, dass Körperbestattungen<br />
zu einem Anteil von über 20 % (7 Körperbestattungen)<br />
in die Kategorie 0 fallen. Dem steht<br />
eine einzige Brandbestattung mit dem Wert 0<br />
gegenüber. Auf der anderen Seite sind auch unter<br />
den reichsten Gräbern über einem Wert von 60<br />
drei Körperbestattungen, und der prozentuell viel<br />
geringere Anteil von acht Brandbestattungen. Im<br />
mittleren Bereich kann die Verteilung der Sozialindices<br />
auf die Bestattungsformen als ähnlich<br />
bezeichnet werden.<br />
Sozialindex<br />
Abb. 215: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform<br />
80%<br />
120<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
A014<br />
C001<br />
A013<br />
A061<br />
30%<br />
Sex archäologisch<br />
20<br />
Prozent<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Sozialindex<br />
unbestimmbar<br />
0<br />
Frauen<br />
-20<br />
Männer N =<br />
167<br />
51<br />
3<br />
27<br />
unbestimmbar Frauen Kinder Männer<br />
Sozialindex<br />
Abb. 216: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Sex archäologisch<br />
Abb. 217: Boxplot zur den Sozialindexwerten in Bezug<br />
auf das archäologisch bestimmte Geschlecht<br />
Für diese Statistik sind 51 Frauengräber, 27 Männergräber und drei Kindergräber 167<br />
unbestimmbaren Bestattungen gegenübergestellt. Bereits im Balkendiagramm wird deutlich, dass<br />
prozentuell gesehen die Männer gegenüber den Frauen höhere Sozialindexwerte erreichen, auch<br />
wenn die höchsten Werte wieder von den Frauen eingenommen sind. Der Mittelwert des Sozialindex<br />
bei Männern ist 44,7, bei Frauen 36,1, bei Kindern 33,3 und bei unbestimmbaren 17,4. Der Boxplot<br />
verdeutlicht noch einmal die Gewichtung, wobei die drei Kinder aufgrund ihrer geringen Menge nicht<br />
wirklich miteinbeziehbar sind. Die Frage, ob dieser Vorsprung der Männer reale Verhältnisse<br />
widerspiegelt oder durch die Quellen bedingt ist, muss leider offen bleiben.<br />
Der Vergleich des Sozialindex mit dem archäologisch bestimmten Geschlecht ist von vornherein<br />
zugunsten der Männer gewichtet, da es im Kontext Statzendorf schwierig ist, Männer als solche zu<br />
identifizieren. Wenn sie identifizierbar sind, so handelt es sich um Gräber mit zahlreichen Beigaben,<br />
die dann natürlich auch einen höheren Sozialindex aufweisen. Genauso wenig verwundert der<br />
niedrige Sozialindex der unbestimmbaren Individuen – wo keine Beigaben zur Identifikation<br />
vorhanden sind, wird der Sozialindex auch nicht besonders hoch sein. In diesem Sinne kann ein<br />
Zirkelschluss nicht ausgeschlossen werden. Deshalb müssen die anthropologisch bestimmten Gräber<br />
dem Sozialindex gegenübergestellt werden.<br />
230
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
60%<br />
120<br />
50%<br />
100<br />
A014<br />
C001<br />
40%<br />
80<br />
A061<br />
30%<br />
60<br />
B146<br />
20%<br />
Sex anthropologisch<br />
40<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
unbestimmbar<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Sozialindex<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
N =<br />
219<br />
unbestimmbar<br />
9<br />
Frauen<br />
3<br />
Kinder<br />
17<br />
Männer<br />
Sozialindex<br />
Abb. 218: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch bestimmten<br />
Geschlecht<br />
Sex anthropologisch<br />
Abb. 219: Boxplot zur den Sozialindexwerten in<br />
Bezug auf das anthropologisch bestimmte<br />
Geschlecht<br />
Für die Gegenüberstellung des Sozialindex zu den anthropologischen Bestimmungen ist die<br />
Datenbasis noch geringer. 17 als solche bestimmte Männer, neun Frauen und drei Kindern stehen<br />
219 nicht bestimmten gegenüber. Etwa die Hälfte der Individuen konnte zudem nicht sicher bestimmt<br />
werden. Deutlich im ersten Balken des Balkendiagramms ersichtlich sind die fünf männlichen<br />
Körperbestattungen, die keine oder nur ganz geringfügige Beigaben haben. Während in den unteren<br />
Klassen das Geschlechterverhältnis sonst relativ ausgewogen ist, erreichen hier zumindest zwei als<br />
solche bestimmte Frauen Sozialindexwerte über 40. Der Boxplot verdeutlicht noch einmal die Stellung<br />
der drei Kinder, die immerhin Werte von 20, 21 und 59 erreichen. Sind diese Daten nun<br />
repräsentativer für die hallstattzeitliche Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf? Meiner Ansicht<br />
nach nicht, denn die anthropologischen Daten sind bereits dadurch vorausgewählt, dass es sich in der<br />
Mehrheit um Skelette handelt, 20 Skelette stehen neun bestimmbaren Leichenbränden gegenüber.<br />
Das ist ein krasses Missverhältnis zur realen Population, bei der nur etwa 10 % der Toten unverbrannt<br />
beigesetzt worden waren. Durch die Körperbestatteten mit so gut wie keinen Beigaben fassen wir<br />
vermutlich eine nicht repräsentative Gruppe innerhalb der Bestattungsgemeinschaft, die im folgenden<br />
interpretiert wird.<br />
80<br />
120<br />
100<br />
A014<br />
60<br />
80<br />
C001<br />
A061<br />
60<br />
40<br />
Alter anthropolog.<br />
40<br />
Prozent<br />
20<br />
0<br />
unbestimmbar<br />
adult<br />
infans<br />
Sozialindex<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
matur N =<br />
216<br />
10<br />
15<br />
3<br />
4<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
unbestimmbar<br />
adult-matur<br />
adult<br />
infans<br />
matur<br />
Sozialindex<br />
Abb. 220: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen<br />
Alter anthropologisch<br />
Abb. 221: Boxplot zur den Sozialindexwerten in<br />
Bezug auf das Sterbealter der Individuen<br />
Leider ist beim Alter die Datenbasis mit drei Kindern, 15 adulten, vier maturen und zehn adult bis<br />
maturen Individuen, die nicht wirklich in die Statistik miteinbezogen werden können, wiederum sehr<br />
gering. Es zeigt sich, dass immerhin drei der vier maturen in die Sozialindexklasse 21-40 fallen, nur<br />
ein Individuum liegt bei 0. Die Erwachsenen sind der Erwartung entsprechend verteilt. Der Mittelwert<br />
liegt bei den Kindern bei 33,3, bei den adulten bei 23,1, bei den adult – maturen bei 21, 8 und bei den<br />
maturen bei 22,75.<br />
231
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
60<br />
40%<br />
50<br />
30%<br />
40<br />
30<br />
20%<br />
Absolute Werte<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Chronologie<br />
früh<br />
alt<br />
mittel<br />
Abb. 222: Absolute Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Gräberfeldchronologie<br />
jung<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
Chronologie<br />
früh<br />
alt<br />
mittel<br />
Abb. 223: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zur Gräberfeldchronologie<br />
jung<br />
Um Veränderungen des Sozialindex in ihrer Entwicklung begreifen zu können, wurde hier versucht,<br />
den Sozialindex in Bezug auf die Gräberfeldchronologie zu betrachten. Dazu wurde eine vereinfachte<br />
Chronologie benutzt, wobei früh Gräbern der frühen Hallstattzeit entspricht (Statzendorf 1-2), alt<br />
Gräbern der älteren Hallstattzeit (Statzendorf 2-4), mittel bezeichnet jüngere Gräber der älteren<br />
Hallstattzeit (Statzendorf 3-4) und jung entspricht der mittleren bzw. jüngeren Hallstattzeit (Statzendorf<br />
4-5). 149 Gräber konnten sowohl datiert werden, als auch in die Berechnung der Sozialindices<br />
miteinbezogen werden. Da 90 Gräber (60 %) in die ältere Gräberfeldphase fallen, ist vor allem die<br />
relative Häufigkeit aufschlussreich: deutlich ist zu sehen, dass mittlere und junge Gräber in den<br />
100<br />
30%<br />
80<br />
20%<br />
60<br />
40<br />
Absolute Werte<br />
20<br />
0<br />
0<br />
1-20<br />
21-40<br />
41-60<br />
61-80<br />
81-100<br />
westliche Elemente<br />
ja<br />
nein<br />
21-40 41-60 61-80 81-100<br />
Unter den 251 für die Sozialindexberechnung herangezogenen Gräbern konnte bei 34 Gräbern (13,5<br />
%) bei der Bearbeitung der Fundtypen ein Kultureinfluss aus dem Westen festgestellt werden, 216<br />
Gräber zeigen keinen Westeinfluss. Setzt man Gräber mit westlichen Typen in Verhältnis zum<br />
Sozialindex, so fällt vor allem bei der Betrachtung der relativen Häufigkeit auf, dass in den höheren<br />
Sozialindexgruppen wesentlich öfter westliche Typen, vor allem Keramikformen, zu finden sind. In der<br />
Gruppe mir dem Sozialindex 41-60 stehen 22 Gräber ohne Westeinfluss neun Gräbern mit<br />
Westeinfluss gegenüber, in der Gruppe mit dem Sozialindex 61-80 acht Gräber vier Gräbern und in<br />
der Gruppe mit dem höchsten Sozialindex 81-100 finden sich jeweils zwei Gräber mit und ohne<br />
westliche Elemente.<br />
Prozent<br />
10%<br />
0%<br />
0<br />
1-20<br />
westliche Elemente<br />
Abb. 224: Absolute Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 225: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte<br />
(gruppiert) im Verhältnis zum Auftreten westlicher (gruppiert) im Verhältnis zum Auftreten westlicher<br />
Elemente<br />
Elemente<br />
Sozialindexgruppen 41-60, 61-80 und 81-100 besonders häufig aufscheinen.<br />
ja<br />
nein<br />
232
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
20.3.13 Verteilung der Gräber unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldareals<br />
Die nebenstehende Grafik gibt die Verteilung<br />
unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldareals<br />
wieder, wobei sowohl Größe als auch Farbintensität<br />
der Symbole dem Anstieg des Sozialindex<br />
Rechnung tragen. Für die Grafik wurden jene 248 Gräber<br />
kartiert, die in der Datenbasis für den Gesamtindex<br />
aufscheinen. Dem zufolge bleibt ein Großteil von Feld B,<br />
der Nordwestbereich des Gräberfeldes, unberücksichtigt.<br />
Die Kartierung ist für den Rest des Gräberfeldareals<br />
allerdings durchaus brauchbar.<br />
Gräber mit hohen Sozialindexwerten scheinen sich in<br />
erster Linie im mittleren Westbereich des Gräberfeldes zu<br />
konzentrieren. Hier findet man die beiden Gräber mit den<br />
höchsten Sozialindexwerten, A014 und C001. Die Dichte<br />
der Belegung mit Gräbern hoher Sozialindexwerte ist hier<br />
besonders hoch, ansonsten beanspruchen Gräber mit<br />
hohen Sozialindexwerten einen größeren Raum, was<br />
vermutlich mit der Grabkonstruktion zusammenhängt, die<br />
zunehmend eine Tendenz in Richtung Hügelbau<br />
aufweist. 605 Aufgrund der lückenhaften Datenlage für den<br />
ältesten Bereich des Gräberfeldes kann der langsame<br />
Wandel des zunächst urnenfelderzeitlich geprägten<br />
Bestattungsbrauches hin zum hallstattzeitlichen mithilfe<br />
der Sozialindexberechnungen in Statzendorf in der<br />
Kartierung nicht sehr gut nachvollzogen werden. 606 Für<br />
die Verteilung interessant sind die beiden benachbarten<br />
Gräber B138 und B141, die nicht nur die reichsten<br />
Gräber des Nordostbereiches des Gräberfeldes<br />
darstellen, sondern auch große Ähnlichkeiten in der<br />
Ausstattung aufweisen. Einfacher ausgestattet sind die<br />
Gräber des Südbereiches und der östlichen und<br />
westlichen Randbereiche.<br />
Abb. 226: Verteilung der Gräber<br />
unterschiedlicher Sozialindices<br />
innerhalb des Gräberfeldareals<br />
605 Siehe Kapitel „Befunde“.<br />
606 Dass dieser Versuch bei besser dokumentierten Grabzusammenhängen lohnend wäre, haben Sozialindexberechnungen<br />
der Gräberfelder Maiersch, Hadersdorf, Stillfried, St. Andrä und Sopron im Rahmen der Übung<br />
„Analyse und Auswertung urzeitlicher Gräberfelder” ergeben. Die Übung wurde im Wintersemester 2002/2003<br />
zusammen mit A. Lippert abgehalten.<br />
233
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
20.3.14 Schlussbemerkungen zu den Berechnungen<br />
Das Beispiel Statzendorf hat meines Erachtens gezeigt, dass sich durch gründliche Investigation und<br />
statistische Analyse lohnende Ergebnisse erzielen lassen, die bei einer großen Menge von Gräbern<br />
durch rein intuitives Arbeiten nicht in dieser Form zustande gekommen wären. Welche Methoden zur<br />
Sozialindexberechnung man einsetzt, ist stark vom Material abhängig, das man bearbeitet, weiß man<br />
jedoch um Vor- und Nachteile der Methoden, lassen sie sich besser im Vorhinein abschätzen.<br />
Unbenommen bleibt den Bearbeiterinnen und Bearbeitern die Interpretation der Ergebnisse und die<br />
Entwicklung von Gesellschaftsmodellen. Statistik liefert gute Anhaltspunkte und kann helfen,<br />
Zusammenhängen auf die Schliche zu kommen. Beweisen kann sie nichts.<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
A001 A-M B 9 0 13 67 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
A002 F B 14 0 13 100 1 10 50 1 20 50 0 0 0 6 12 11<br />
A003 F B 11 0 13 0 0 5 100 1 20 50 0 0 0 3 0 3<br />
A004 B 39 100 28 100 2 5 100 0 40 50 0 1 1 2 24 13<br />
A005 M B 17 0 6 50 1 10 100 2 60 50 1 1 1 7 12 12<br />
A006 B 15 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7<br />
A007 B 13 0 32 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A008 B 12 0 32 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
A009 F B 44 50 55 67 12 15 100 2 40 75 0 3 3 8 73 39<br />
A010 B 16 0 40 71 12 0 0 0 20 25 0 0 0 0 44 18<br />
A011 M B 53 0 53 46 14 40 62 16 100 75 20 2 12 35 85 71<br />
A012 F B 24 0 38 45 7 5 100 1 40 50 0 4 4 3 64 29<br />
A013 F B 78 100 60 100 0 75 67 57 60 100 12 13 19 57 6 56<br />
A014 F K 100 100 62 100 1 100 50 100 100 75 85 6 48 100 18 100<br />
A015 A-M B 20 0 34 100 6 5 100 0 40 50 0 2 2 2 24 13<br />
A016 B 19 0 28 80 2 5 100 0 40 50 0 3 3 2 29 15<br />
A017 F B 36 0 38 100 1 30 67 5 60 75 24 6 18 18 17 27<br />
A018 F B 30 0 26 100 54 25 80 20 40 75 0 18 18 15 19 23<br />
A019 F B 39 0 28 83 23 35 85 13 80 75 23 3 14 22 34 39<br />
A020 B 11 0 30 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
A021 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
A022 F B 19 0 26 100 1 10 100 1 40 50 0 4 4 5 6 9<br />
A023 F B 33 0 40 75 2 25 60 4 60 75 2 5 6 14 24 25<br />
A024 B 20 0 26 75 2 10 50 2 40 50 1 0 1 6 23 16<br />
A025 B 14 0 34 100 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 14<br />
A026 B 1 0 0 100 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 2<br />
A027 M B 68 0 47 75 53 55 45 51 40 100 0 100 100 38 48 66<br />
A028 F B 31 0 62 63 4 10 100 2 40 50 17 0 9 8 48 27<br />
A029 B 17 0 40 50 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 48 20<br />
A030 B 26 0 47 50 7 10 50 1 40 50 0 3 3 4 49 26<br />
A031 B 9 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 4<br />
A032 F B 27 0 32 67 5 15 100 2 60 75 0 2 3 10 17 17<br />
A033 B 49 100 53 83 3 10 100 1 60 50 4 3 5 5 36 21<br />
A034 B 18 0 13 100 0 10 100 1 60 50 2 1 2 5 6 9<br />
A035 B 17 0 38 44 69 0 0 0 20 25 0 0 0 0 47 23<br />
A036 M B 72 100 100 64 35 25 60 13 60 75 0 8 8 16 100 59<br />
A037 F B 60 50 47 100 7 55 72 26 100 75 6 0 3 44 31 56<br />
A038 B 21 0 34 83 3 5 100 0 40 50 0 2 2 2 36 18<br />
A039 F B 33 0 40 60 2 20 100 38 60 75 22 0 11 12 29 25<br />
A040 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
234
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
A041 M B 27 0 19 100 6 25 60 5 40 75 0 10 10 14 13 23<br />
A042 B 17 0 19 75 5 5 100 0 40 50 0 2 2 2 24 13<br />
A043 B 12 0 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
A044 F B 36 0 53 56 4 20 100 2 60 75 1 4 5 12 54 35<br />
A045 B 22 50 28 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A046 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
A047 F B 52 100 47 67 3 15 100 2 60 75 2 2 3 8 36 24<br />
A048 B 18 0 26 80 5 10 50 1 40 25 4 0 2 6 29 19<br />
A049 F B 29 0 32 75 2 15 100 14 60 50 45 3 25 9 24 19<br />
A050 B 20 50 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
A051 B 25 0 49 80 6 10 50 1 40 50 1 0 1 7 31 21<br />
A052 B 8 0 19 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
A053 B 23 0 38 71 4 5 100 0 40 50 0 3 3 2 42 21<br />
A054 M B 15 0 13 100 2 5 100 1 40 50 0 1 1 3 12 9<br />
A055 F B 34 50 45 80 2 10 100 1 40 50 0 2 2 5 30 18<br />
A056 B 14 0 19 0 0 5 100 6 40 50 0 0 0 5 0 3<br />
A057 M?? A B 31 100 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7<br />
A058 B 21 0 26 100 0 10 100 1 60 50 3 4 5 5 6 9<br />
A059 B 21 50 26 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
A060 B 15 0 19 50 1 5 100 1 40 50 0 0 0 4 11 8<br />
A061 F F A K 71 100 45 71 6 60 67 26 80 75 6 0 3 51 41 66<br />
A062 K 8 0 13 100 16 0 0 0 20 25 0 0 0 0 4 3<br />
A063 B 24 50 34 100 21 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 14<br />
A064 B 18 0 26 100 5 5 100 0 40 50 0 1 1 2 25 13<br />
A065 M?? A B 22 0 21 100 2 10 100 1 40 75 0 3 3 5 23 16<br />
A066 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
A067 F? A K 9 0 15 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
A068 F M? M B 39 50 34 83 6 25 60 3 60 50 1 2 2 14 35 30<br />
A069 B 14 0 34 80 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
A070 M?? A K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
A071 B 46 100 26 100 16 10 100 1 60 75 1 1 2 5 44 23<br />
A072 B 43 100 34 83 3 10 50 1 40 50 0 2 2 4 36 21<br />
A073 B 12 0 26 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
A074 B 22 0 36 67 3 5 100 0 40 50 0 3 3 2 36 18<br />
A075 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A076 F B 61 100 45 83 8 40 62 8 60 75 11 0 5 28 38 45<br />
A077 F B 33 0 40 100 1 25 80 7 60 75 0 10 10 16 12 23<br />
A078 M B 28 0 55 100 0 10 100 1 40 75 0 7 7 5 6 9<br />
A079 F F A-M K 33 100 0 0 0 20 50 7 40 25 0 0 0 11 0 14<br />
A080 B 12 0 6 0 0 5 100 0 40 50 0 1 1 2 0 3<br />
A081 B 16 0 26 0 0 5 100 0 40 50 0 3 3 2 0 3<br />
A082 B 13 0 34 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A083 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A084 B 23 0 47 100 2 5 100 0 40 50 0 2 2 2 30 15<br />
A085 B 15 0 28 100 5 5 100 35 40 25 1 0 0 1 24 11<br />
A086 M B 30 0 38 80 5 15 100 9 60 75 0 5 5 11 30 25<br />
A087 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
A088 B 12 0 32 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7<br />
A089 F F? A K 22 0 28 100 7 20 25 3 20 50 0 0 0 12 30 24<br />
A090 M K 4 0 0 100 0 5 100 3 20 0 0 0 0 3 6 5<br />
A091 M B 59 100 62 50 7 25 80 8 40 75 0 12 12 14 48 37<br />
A092 F B 22 0 47 71 3 5 100 1 20 50 0 0 0 3 42 20<br />
A093 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 4<br />
A094 F M K 30 0 70 55 8 5 100 0 40 50 0 1 1 2 66 30<br />
A095 B 6 0 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
A096 F B 28 0 34 63 3 20 100 4 40 50 16 0 8 14 48 34<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
235
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
A097 M B 51 100 53 55 8 10 100 3 60 50 0 2 2 5 66 34<br />
A098 B 20 0 34 100 7 5 100 0 40 50 0 2 2 2 31 15<br />
A099 B 25 0 47 50 7 5 100 0 40 50 0 2 2 2 59 27<br />
A100 F B 28 0 34 71 4 10 100 1 60 75 7 0 4 5 42 23<br />
A101 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
A102 B 21 0 40 75 2 5 100 0 40 50 0 1 1 2 24 13<br />
A103 B 14 0 34 60 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12<br />
A104 F B 63 50 57 50 13 50 60 22 60 75 8 0 4 43 96 84<br />
A105 M B 19 0 28 75 5 5 100 1 40 50 0 2 2 3 23 13<br />
A106 M B 49 0 77 42 5 30 85 8 60 75 18 8 17 17 71 50<br />
A107 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3<br />
A108 F B 32 0 47 75 5 25 40 2 40 50 0 3 3 12 54 37<br />
A109 B 18 0 28 100 4 5 100 0 40 50 0 2 2 2 17 10<br />
A110 M A-M K 19 0 32 100 2 5 100 1 40 50 8 0 4 3 18 11<br />
A111 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
A112 M? A-M K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
A113 M M K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
A114 B 24 0 43 86 11 5 100 0 40 50 0 1 1 2 49 23<br />
A115 B 43 50 55 50 3 10 100 1 60 75 1 2 3 5 47 26<br />
A116 B 45 0 55 67 6 35 71 5 80 75 0 5 5 21 60 49<br />
A117 B 17 0 13 50 1 10 50 1 60 25 5 0 3 6 23 17<br />
A118 B 20 0 28 100 2 10 50 1 40 50 0 2 2 4 24 16<br />
A119 M?/F A K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B001 B 10 0 26 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B002 B 34 100 47 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 2<br />
B003 B 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B004 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B005 B 12 0 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7<br />
B006 B 33 100 38 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 5<br />
B007 B 8 0 13 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B008 B 17 0 43 43 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17<br />
B009 B 22 50 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B010 B 11 0 26 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 14 5<br />
B011 B 16 50 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B012 B 15 0 47 100 16 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7<br />
B013 B 25 50 38 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
B014 B 8 0 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B015 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B016 B 17 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 37 15<br />
B017 B 11 0 26 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B018 B 14 0 13 100 0 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 4 6 6<br />
B019 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B020 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B021 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B022 B 16 0 40 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 15<br />
B023 B 41 100 68 80 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12<br />
B024 B 33 100 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B025 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B026 B 32 100 28 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B027 B 9 0 15 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B028 B 15 0 38 100 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14<br />
B029 B 10 0 19 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 8<br />
B030 B 2 0 0 80 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 30 12<br />
B031 B 41 100 40 100 13 10 100 4 40 50 n.b. n.b. n.b. 6 15 11<br />
B032 F B 28 0 28 100 0 25 100 21 60 75 n.b. n.b. n.b. 18 6 19<br />
B033 B 19 50 15 100 35 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 6<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
236
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
B034 B 43 100 53 100 4 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 17 10<br />
B035 B 17 50 0 100 2 5 100 1 20 25 n.b. n.b. n.b. 3 12 8<br />
B036 B 17 50 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 13 5<br />
B037 F B 25 0 40 75 9 10 100 7 40 75 n.b. n.b. n.b. 10 25 17<br />
B038 B 17 0 28 100 1 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 7 6<br />
B039 B 9 0 21 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 3<br />
B040 B 20 50 21 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B041 B 9 0 19 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B042 B 14 0 34 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15<br />
B043 B 17 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 49 19<br />
B044 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B045 B 8 0 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B046 B 19 50 13 75 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10<br />
B047 M B 25 50 21 0 0 5 100 5 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 0 4<br />
B048 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B049 M B 41 50 53 100 12 15 67 4 60 75 n.b. n.b. n.b. 9 20 17<br />
B050 B 12 0 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B051 B 18 0 53 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14<br />
B052 B 11 0 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B053 B 14 0 34 80 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12<br />
B054 F B 28 50 26 60 5 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 30 15<br />
B055 B 9 0 21 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B056 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B057 B 13 0 28 60 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
B058 B 15 0 43 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
B059 B 14 0 36 60 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
B060 B 36 100 47 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10<br />
B061 B 8 0 19 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B062 B 1 0 0 100 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 3<br />
B063 B 31 100 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B064 B 30 50 60 71 18 0 0 0 20 25 0 0 0 0 43 17<br />
B065 B 11 0 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B066 B 31 100 28 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B067 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B068 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B069 B 11 0 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B070 B 19 0 60 75 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10<br />
B071 B 12 0 34 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B072 B 13 0 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8<br />
B073 B 37 100 45 50 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 37 15<br />
B074 B 13 0 6 100 1 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 11 8<br />
B075 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B076 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B077 B 18 0 55 83 47 0 0 0 20 25 0 0 0 0 40 14<br />
B078 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B079 B 12 0 32 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3<br />
B080 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B081 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B082 B 12 0 32 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B083 B 1 0 0 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 2<br />
B084 B 37 100 47 57 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 41 17<br />
B085 B 14 0 40 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B086 B 9 0 19 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B087 B 22 50 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3<br />
B088 B 14 0 40 67 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8<br />
B089 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
237
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
B090 B 12 0 28 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B091 B 13 0 34 67 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7<br />
B092 B 13 0 34 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8<br />
B093 B 9 0 21 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 3<br />
B094 B 22 50 34 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B095 B 9 0 21 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B096 B 9 0 15 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B097 B 9 0 13 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7<br />
B098 B 21 50 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B099 B 23 50 34 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10<br />
B100 B 15 0 43 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B101 B 14 0 40 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B102 F B 19 0 47 100 100 5 100 1 20 50 0 0 0 3 20 9<br />
B103 B 12 0 34 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B104 F A K 34 100 38 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B105 B 13 0 34 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
B106 K 14 0 19 0 0 5 100 0 40 50 n.b. n.b. n.b. 2 0 3<br />
B107 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B108 K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B109 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
B110 B 25 50 47 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
B111 B 34 100 47 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B112 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B113 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
B114 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B115 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
B116 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B117 B 18 50 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
B118 B 1 0 0 100 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 12 5<br />
B119 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B120 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B121 B 16 0 40 67 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15<br />
B122 B 17 0 51 100 40 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 13<br />
B123 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B124 B 23 0 40 71 3 5 100 0 40 50 0 5 5 2 42 20<br />
B125 B 14 0 36 100 12 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12<br />
B126 B 13 0 28 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14<br />
B127 K 23 50 28 100 15 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12<br />
B128 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
B129 K 34 100 0 0 0 25 40 3 20 25 4 0 2 17 0 18<br />
B130 B 13 0 34 75 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10<br />
B131 B 14 0 28 71 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 43 18<br />
B132 B 18 0 28 100 7 15 33 35 20 25 0 0 0 5 36 23<br />
B133 M A K 37 100 19 67 6 10 50 1 40 25 0 0 0 6 35 21<br />
B134 F B 22 0 26 67 1 25 20 3 20 50 0 0 0 15 17 23<br />
B135 B 18 0 26 50 2 5 100 0 40 50 0 3 3 2 24 13<br />
B136 B 32 50 36 100 7 5 100 0 40 50 0 3 3 2 37 18<br />
B137 B 33 0 53 86 6 15 67 1 60 75 2 2 3 9 42 28<br />
B138 M B 70 100 60 56 8 40 62 8 100 75 17 3 11 24 54 50<br />
B139 M A K 37 100 34 67 4 5 100 3 40 25 2 0 1 3 18 10<br />
B140 B 25 0 26 75 2 10 100 6 60 75 1 3 4 7 24 18<br />
B141 M B 79 100 57 44 3 35 100 24 100 100 100 2 52 21 53 48<br />
B142 F K 39 0 40 71 13 30 100 8 80 75 4 4 6 23 44 42<br />
B143 B 9 0 13 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8<br />
B144 F B 22 0 34 80 3 10 100 1 40 50 0 3 3 5 30 18<br />
B145 M B 24 0 28 100 2 10 100 2 60 50 1 3 4 7 30 20<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
238
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
B146 M F? A-M B 59 100 62 70 15 25 60 3 40 75 0 8 8 13 61 42<br />
B147 M B 31 0 32 100 1 15 100 10 40 100 0 20 20 9 12 17<br />
B148 F B 13 0 6 100 0 5 100 4 40 50 0 4 4 4 6 6<br />
C001 F K 90 100 74 75 18 60 58 55 100 75 88 2 46 60 51 80<br />
C002 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C003 F B 33 50 36 0 0 10 100 4 40 75 0 5 5 6 0 7<br />
C004 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
C005 B 12 0 32 67 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7<br />
C006 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
C007 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3<br />
C008 M B 34 0 53 100 1 20 75 2 60 75 2 9 10 14 7 19<br />
C009 F B 25 0 34 0 0 15 100 2 40 75 0 9 9 10 0 10<br />
C010 F B 32 100 15 0 0 5 100 1 20 50 0 0 0 3 0 3<br />
C011 M B 59 100 62 0 0 30 67 6 80 75 1 6 6 16 0 20<br />
C012 K 35 100 13 0 0 10 50 1 40 50 0 0 0 7 0 7<br />
C013 M B 50 0 53 100 1 30 67 73 60 100 35 50 68 19 7 20<br />
C014 F B 49 100 38 0 0 15 100 3 60 75 23 1 12 11 0 10<br />
C015 B 10 0 0 0 0 15 67 4 20 25 5 0 3 9 0 10<br />
C016 F? A K 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C017 M? A K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C018 M B 39 0 40 71 3 30 83 21 80 75 8 4 8 17 42 39<br />
C019 K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C020 M B 52 100 32 80 2 25 40 3 40 75 0 13 13 12 30 29<br />
C021 F B 44 50 47 75 1 30 84 13 40 75 5 0 2 21 23 32<br />
C022 B 18 0 53 83 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14<br />
C023 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
C024 B 20 50 19 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7<br />
C025 B 22 0 34 100 6 10 50 1 40 50 0 4 4 4 30 18<br />
C026 B 21 0 21 100 1 10 100 1 60 50 7 2 6 5 12 12<br />
C027 F B 22 0 34 100 3 10 100 1 40 50 0 4 4 5 25 16<br />
C028 B 50 100 36 71 8 15 67 2 60 75 7 1 5 8 44 27<br />
C029 M B 45 100 34 80 8 10 100 1 40 75 0 3 3 5 32 19<br />
C030 M B 64 100 34 83 3 45 67 17 80 75 1 15 16 26 36 46<br />
C031 B 17 0 28 80 5 5 100 0 40 25 3 0 1 3 30 16<br />
C032 F A-M B 23 0 38 83 12 5 100 1 40 50 11 0 6 3 48 22<br />
C033 M B 42 50 68 75 10 10 100 3 60 50 0 1 1 5 48 27<br />
C034 K 19 50 15 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
C035 B 48 100 60 80 68 5 100 0 40 50 0 1 1 2 62 28<br />
C036 B 23 50 28 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 31 13<br />
C037 F B 33 0 34 100 1 20 100 6 80 75 16 6 14 12 18 20<br />
C038 B 24 0 40 75 4 15 33 1 60 25 1 0 1 9 24 20<br />
C039 B 21 0 9 100 2 10 100 1 60 75 1 1 2 5 18 14<br />
C040 B 37 50 45 83 3 10 100 4 60 50 0 2 2 5 36 20<br />
C041 B 16 50 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
C042 B 16 0 43 67 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 15<br />
C043 B 24 50 34 67 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14<br />
C044 B 16 0 19 100 4 5 100 0 40 50 0 2 2 2 18 10<br />
C045 B 24 0 47 57 3 5 100 0 40 50 0 2 2 2 42 20<br />
C046 M I K 59 100 55 67 17 20 100 3 60 75 4 1 3 11 91 50<br />
C047 B 10 0 19 100 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7<br />
C048 B 22 0 66 63 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 55 22<br />
C049 B 38 100 53 40 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12<br />
C050 B 20 0 26 100 1 20 25 24 40 25 1 0 1 18 12 19<br />
C051 B 24 0 43 71 11 5 100 9 40 50 1 0 0 3 56 26<br />
C052 B 14 0 34 60 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 31 13<br />
C053 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 5<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
239
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Grab<br />
Sex archäologisch<br />
Sex anthropologisch<br />
Alter anthropologisch<br />
Bestattungsform<br />
Gesamtindex<br />
Index Befund<br />
Index Gefäße<br />
Keramikpluralität<br />
Keramikseltenheit<br />
Beigabenanzahl<br />
C054 F B 22 0 34 100 2 10 100 1 40 50 0 2 2 5 24 16<br />
C055 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
C056 B 28 100 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
C057 B 11 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
C058 B 13 0 32 100 51 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 11<br />
C059 B 25 0 81 63 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 54 22<br />
C060 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C061 B 25 0 45 63 9 5 100 0 40 50 0 4 4 2 49 23<br />
C062 B 32 50 26 33 2 10 100 7 40 50 5 1 3 8 35 23<br />
C063 B 16 0 40 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17<br />
C064 B 14 50 0 0 0 5 100 0 20 0 n.b. n.b. n.b. 3 0 4<br />
C065 B 42 50 68 88 12 10 100 9 60 50 n.b. n.b. n.b. 4 50 26<br />
C066 I K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
C067 F B 34 0 47 75 10 20 100 4 80 50 1 1 2 11 48 33<br />
C068 B 21 0 34 50 2 5 100 0 40 50 0 2 2 2 35 18<br />
C069 B 9 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2<br />
C070 A-M B 17 0 26 100 1 5 100 0 40 50 0 3 3 2 12 8<br />
C071 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3<br />
C072 F B 25 50 23 100 5 5 100 1 20 50 0 0 0 3 18 10<br />
C073 F I K 21 0 23 100 7 10 50 2 40 50 10 0 5 6 43 23<br />
C074 F B 25 0 9 100 3 20 75 3 60 75 3 2 4 12 30 25<br />
C075 F B 16 0 0 100 1 20 100 4 40 25 6 5 8 14 12 19<br />
C076 B 10 0 0 0 0 15 67 2 20 25 3 0 1 10 0 11<br />
C077 M?? A-M K 6 0 0 0 0 5 100 2 20 25 0 0 0 3 0 4<br />
C078 F M A-M K 32 50 26 67 12 10 50 1 40 50 8 0 4 7 37 23<br />
C079 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5<br />
C080 B 19 0 53 86 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17<br />
C081 M B 44 50 45 58 21 15 100 2 40 75 0 9 9 8 75 41<br />
C082 B 17 0 15 100 0 20 50 2 40 25 5 0 3 12 6 16<br />
C083 B 31 0 40 71 3 15 100 1 60 75 4 4 6 9 42 28<br />
C084 F B 49 100 40 100 12 10 100 6 60 75 0 3 3 7 38 22<br />
C085 B 38 100 26 100 1 5 100 1 40 50 1 0 1 3 18 11<br />
C086 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
D001 M B 27 50 21 33 1 5 100 1 40 50 0 2 2 3 17 11<br />
D002 F K 19 50 21 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D003 B 10 0 28 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D004 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D005 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D006 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D007 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D008 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D009 B 18 0 66 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D010 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D011 B 11 50 0 100 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 19 7<br />
D012 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
D013 B 13 0 43 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D014 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D015 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D016 B 17 0 60 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0<br />
D017 M? A B 14 0 34 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12<br />
D018 F M?? A B 29 0 40 33 6 10 100 4 40 75 0 0 0 6 73 37<br />
D019 M?? A B 18 0 53 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15<br />
D020 M?? M B 22 50 28 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7<br />
D021 F?? A B 27 0 43 50 4 10 100 1 40 75 0 0 0 5 49 26<br />
Beigabenpluralität<br />
Beigabenseltenheit<br />
Werkstoffindex<br />
Klassenindex<br />
Index Bronzegewicht<br />
Index Eisengewicht<br />
Index Metall<br />
Socistat - Index Kleinfunde<br />
Socistat - Index Keramik<br />
Socistat gesamt<br />
240
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
20.4 Überlegungen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von<br />
Statzendorf<br />
Das Wort Sozialstruktur wird im Brockhaus als „dauerhafte Wirkungszusammenhänge, die den Aufbau<br />
einer Gesellschaft bestimmen“, beschrieben. „Wichtigste Aspekte sind die soziale Schichtung der<br />
Bevölkerung (nach Merkmalen wie Stellung im Beruf, Einkommenshöhe, Konsumgewohnheiten), die<br />
Vernetzung des sozialen Handelns (Familie), Institutionen (Schulen, Betriebe, Parteien, Medien,<br />
Verwaltung) und Subsysteme (Bildungssystem, Wirtschaftssystem, Rechtssystem).“ 607 Zu den<br />
meisten der genannten Punkte können aus dem archäologischen Material nur wenige Schlüsse<br />
gezogen werden. Die geschlossenen Grabkomplexe des Gräberfeldes und die Berechnung der<br />
Sozialindices erlauben jedoch eine statistische Annäherung an die soziale Stratifikation der<br />
Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft. Der Gesamtindex der Gräber ist jeweils ein Wert zwischen 0<br />
und 100, der einen gewissen Spielraum fließender Grenzen zulässt. Eine klare Gliederung in<br />
Gruppen, die sich in deutlich abgegrenzten, materiellen Ausstattungsmustern der Gräber ausdrückt<br />
und eine Art von „Klassengesellschaft“ andeuten könnte, gibt es nicht und darf daher für die<br />
Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf nicht angenommen werden. Um die Gräber dennoch<br />
beschreiben und nach ihrer Ausstattung interpretieren zu können, wurden jeweils die Gräber mit<br />
einem Sozialindex von 0, 1-20, 21-40, 41-60, 61-80 und 81-100 zu einer Gruppe zusammengefasst.<br />
Zu betonen ist, dass diese Gliederung willkürlich erfolgte und sich anhand der Ergebnisse nicht von<br />
selbst ergab. 608<br />
20.4.1 Die Spitze der Pyramide – die reichsten Frauen- und Männergräber<br />
Das Grab, das mit dem Wert 100 den höchsten Sozialindex erreicht, ist Grab A014, dessen<br />
Keramikinventar aber zum Großteil fehlt. Das reichste annähernd vollständig erhaltene Grab ist C001<br />
(Sozialindex 90), ein Frauengrab, das eine Körperbestattung unter einer annähernd rechteckigen<br />
Steinabdeckung darstellt. Da eine Beschreibung des Grabes vorhanden ist, kann die Trachtlage des<br />
Schmuckes am Körper rekonstruiert werden. Im Halsbereich fand sich eine Bronzedrahtbügelfibel mit<br />
Bernsteinauflage, zwei gerippte Bronzearmreifen waren an jedem Arm der Toten. An den Fingern –<br />
leider ist nicht vermerkt welchen Fingern welcher Hand – waren zwei Bronzeringe, über den Hüften<br />
lag ein Bronzegürtelhaken mit Kreisaugenzier. Um die Lenden zog sich in Gürtelbreite ein dichter<br />
Besatz von Bronzenieten. Die Harfenfibel lag auf der Brust. Wo konkret die restlichen Bronzeringe<br />
gefunden worden waren, ist leider nicht notiert worden. Kleine Ringe, die „zum Teil noch reihenweise,<br />
wie sie an Schnüren aufgezogen waren, durch Rost verkittet“ vorlagen, waren rund um das Skelett<br />
verteilt, was am ehesten auf Kleidungsbesatz hindeutet. Im Fußbereich fand sich das Eisenmesser<br />
sowie Tierknochen. Das Keramikservice bestand laut Beschreibung aus zehn, laut Plan aus zwölf<br />
Gefäßen, heute sind noch acht erhalten. Ungewöhnlich ist das Fehlen von Spinnwirteln.<br />
38200<br />
$<br />
38197<br />
38195<br />
38194<br />
C1<br />
Abb. 227: Grab C001<br />
Metall- und Keramikausstattung<br />
(schwarz erhalten, grau fehlt)<br />
607 Der Brockhaus in Text und Bild Edition 2002, Mannheim 2002.<br />
608 Zunächst wurde versucht, die Gruppenbildung mit Hilfe der Clusteranalyse vorzunehmen. Die Ergebnisse<br />
entsprachen allerdings nicht der Hoffnung, zu „natürlicheren“ Gruppen zu gelangen. Da die Zahl der Gruppen ja<br />
in jedem Fall vorgegeben werden muss, wurde auf die leichter nachvollziehbare lineare Gliederung<br />
zurückgegriffen.<br />
241
#<br />
#<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Sozialindexwerte über 60 erreichen die sechs Frauengräber A013, A014, A061, A076, A104 und<br />
C001. Frauen der Oberschicht sind reich mit Schmuck ausgestattet, fünf tragen ein bis zwei Fibeln,<br />
zwei tragen Armringe und vier tragen einen Gürtel. Bronzeringe sind in jedem Grab vorhanden,<br />
Bernstein- und Glasperlen in fünf von sechs Gräbern. Spinnwirtel kommen in allen Gräbern bis auf<br />
Grab C001 vor, einmal sechs und je zweimal einer bzw. zwei. Nähnadeln sind in zwei reichen<br />
Frauengräbern vorhanden. Spindeln werden allgemein als weibliches Attribut gewertet, das den Stand<br />
und die Tätigkeit der Frau als Leiterin eines Haushalts anzeigt. Vor allem Frauen, die zum Zeitpunkt<br />
ihres Todes schon ein höheres Alter erreicht hatten, werden mit einer Spindel als Beigabe bestattet.<br />
Im Gräberfeld von Chotin hat jede Frau der senilen Altersklasse, jede dritte in der adult bis maturen<br />
Gruppe und nur jede sechste der juvenilen bis adulten Gruppe Spindeln im Grab. 609 Historische und<br />
ethnographische Quellen bezeugen zwar, dass Textilarbeit keineswegs immer Frauenarbeit war und<br />
ist, oft ist die Frau für die Erzeugung des Eigenbedarfes im Haus zuständig, während Männer der<br />
gewerblichen Textilarbeit nachgehen. 610 In der Hallstattzeit dürften Organisation und Durchführung der<br />
Textilarbeit jedoch in Frauenhand gelegen haben. A. Eibner wies auf die symbolische Bedeutung des<br />
Handwerks hin. Darstellungen von spinnenden und webenden Frauen könnten Schicksalsgottheiten<br />
abbilden, die den Lebensfaden der Menschen spinnen, weben, aber auch wieder abschneiden. 611<br />
Das Männergrab mit dem höchsten Sozialindex (79) ist B141. Obwohl es sich um eine<br />
Brandbestattung handelt, lag die Urne mitsamt den Beigaben unter einer rechteckigen Steinlage, die<br />
etwa 2,80 m lang und 1,70 m breit war, also recht beachtliche Ausmaße annahm. Neben neun<br />
Keramikgefäßen lagen zahlreiche Metallgegenstände im Grab, die zum Großteil mitverbrannt und<br />
beschädigt waren. Zu den Metallen zählen ein Eisenmesser, ein eiserner Knopf, ein Bronzering, ein<br />
kleines Bruchstück eines geknoteten Ringes, Bronzeschmelzstücke, die nicht näher interpretierbar<br />
sind und ein Bronzetüllenbeil. Außerdem befanden sich ein gelochter Schleifstein und eine<br />
durchlochte Knochenscheibe im Grab, die vielleicht als Anhänger getragen wurde.<br />
43192 (darauf 43194)<br />
%<br />
darin 43199-204<br />
B141<br />
Abb. 228: Grab B141<br />
Kleinfund- und Keramikausstattung<br />
Fünf Männergräber erreichen Sozialindexwerte über 60. Es handelt sich um die Gräber A027, A036,<br />
B138, B141 und C030. Betrachtet man die Gräber näher, so lassen sich einige Gemeinsamkeiten<br />
erkennen. Vier der Gräber sind mit rechteckigen Steinstrukturen abgedeckt, alle Bestattungen sind<br />
Brandbestattungen. Unter den Körperbestattungen sind keine archäologisch als männlich<br />
erkennbaren Gräber, die anthropologisch männlich bestimmten Körpergräber erreichen keine so<br />
hohen Indexwerte. Die Gräber haben mindestens fünf, maximal 16 Gefäße im Grab, der Durchschnitt<br />
liegt bei acht Gefäßen, dabei ist mindestens ein großes (Kegelhals-) Gefäß. Alle Bestattungen weisen<br />
Eisenmesser auf, in zwei Fällen drei, in zwei Fällen zwei und nur einmal war nur ein einziges Messer<br />
zu bergen. Schleifsteine waren in drei der fünf Gräber zu finden. Zur Totentracht gehörten bei zwei<br />
Individuen Nadeln, häufiger sind Bronze- oder Eisenringe zu finden, nämlich jeweils drei mal. Drei<br />
Bestatteten wurde ein Beil mitgegeben. Neben der Funktion des Beiles als Waffe und Gerät wird ihm<br />
eine rituelle Funktion als Schlachtgerät im Rahmen von Opferhandlungen oder als Herrschaftszeichen<br />
zugeschrieben. 612 In Grab A027 lagen zwei Eisentrensen, außergewöhnlich für das Gräberfeld.<br />
609 Eibner 1986, 39 ff.<br />
610 Kleibscheidel 1997, 50 ff.<br />
611 Eibner 1997, 129 ff.<br />
612 Pauli 1989, 291 ff.; Krausse 1996, 319 f.; Tomedi 2002, 119 f., Stary 1982, 67.<br />
242
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Abb. 229: Gräber mit einem<br />
Sozialindex über 80<br />
Abb. 230: Gräber mit einem<br />
Sozialindex zwischen 61 und 80<br />
20.4.2 Die gehobene Mittelklasse<br />
Sozialindexwerte zwischen 41 und 61 erreichen 26 Gräber, davon sechs Frauen und elf<br />
Männergräber, dem Rest der Gräber konnte kein archäologisches Geschlecht zugewiesen werden.<br />
Grab C046 ist eines der wenigen sicher bestimmbaren Kindergräber, die Frauengräber sind die<br />
Gräber A009, A037, A047, C014, C021 und C084, die Männergräber die Gräber A011, A091, A097,<br />
A106, B146, C011, C013, C020, C029, C033 und C081. A033, A071, A072, A115, A116, C028, C035<br />
sowie C065 konnten auf archäologischem Wege nicht geschlechtsbestimmt werden.<br />
Als Beispiel eines Grabes der gehobenen Mittelklasse möchte ich das Grab C033 vorstellen. Neben<br />
einer rechteckigen Steinpackung sind der Brandbestattung, die ohne Urne auf den Boden den Grabes<br />
niedergelegt worden war, zehn Beigabengefäße ins Grab gestellt worden. Die persönlichen Attribute<br />
sind jedoch spärlich, lediglich ein durchlochter Schleifstein deutet an, dass es sich um eine<br />
Männerbestattung gehandelt haben könnte. Zur Fleischbeigabe war ein Messer gelegt worden.<br />
$<br />
45154?<br />
%<br />
C33<br />
Abb. 231: Grab C033<br />
Kleinfund- und Keramikausstattung<br />
(schwarz erhalten, grau fehlt)<br />
Steinstrukturen sind für alle bis auf vier Gräber kennzeichnend. Lediglich ein Individuum, das<br />
Kindergrab C046, wurde unverbrannt beigesetzt. Zur typischen Ausstattung der dreizehn<br />
Männergräber gehören Messer, einmal wurden drei, fünfmal zwei und einmal nur eines im Grab<br />
gefunden. Die häufige doppelte und dreifache Messerausstattung ist vielleicht nicht mehr nur durch<br />
243
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
das Messer als Essbesteck für die Fleischbeigabe zu<br />
erklären, sondern könnte als Gerät oder auch Trachtbestandteil<br />
zu werten sein. Drei von den 13 Gräbern<br />
beinhalten durchlochte Schleifsteine. Häufig, in acht Fällen,<br />
kommen Eisenringe vor, die zu unterschiedlichsten Zwecken<br />
zu gebrauchen waren, wahrscheinlich ist eine Verwendung<br />
als Gürtelschließe oder im Rahmen eines Wehrgehänges.<br />
Nadeln sind in vier Fällen als Trachtbestandteil belegt. Ein<br />
außergewöhnliches Inventar weist Grab C013 auf, das<br />
einzige Grab mit Fragmenten eines Bronzegefäßes sowie<br />
zweier Lanzenspitzen. Skurril wirkt ein Kalenderbergtopf, der<br />
auf naturgetreu nachgebildeten, anthropomorphen Tonfüßen<br />
steht. Zwei Eisenringe sowie ein Messer komplettieren neben<br />
den acht Tongefäßen das Inventar. Dass das Grab trotz<br />
seiner exzeptionellen Beigaben nicht die höchsten<br />
Sozialindexwerte erzielt, liegt an seiner fehlenden Steinabdeckung.<br />
Zwei der Männergräber mit Sozialindex zwischen<br />
41 und 60 enthalten Metallkugeln, Grab A091 eine<br />
Eisenkugel, Grab A106 eine Bronzekugel. Interessanterweise<br />
sind Eisennadeln immer in Verbindung mit Eisenkugeln zu<br />
finden, Bronzenadeln mit Bronzekugeln.<br />
Für eine Bestattungsgemeinschaft mit ursprünglich mindestens 400 Bestattungen sind die mit Waffen<br />
ausgestatteten Gräber äußerst spärlich. Mit Waffen bestattet zu werden ist einer sehr kleinen Gruppe<br />
vorbehalten, wobei Waffen durchaus der Stellenwert eines Statussymbols zugekommen sein kann.<br />
Strenggenommen kann man lediglich bei Grab C013 von einer Waffenbeigabe sprechen, die<br />
Niederlegung von Beilen kann auch andere Hintergründe gehabt haben. An die Seite zu stellen sind<br />
den Waffengräbern die Gräber mit Kugeln, die mitunter als Wehrgehänge gedeutet worden sind. Falls<br />
es sich also um eine Art „pars pro toto“ – Beigabe für ein Schwertgehänge handelt, ist es interessant,<br />
dass Kugeln nicht zusammen mit Beilen vorkommen. Denkbar ist eine chronologische Komponente,<br />
denn die Beilgräber dürften älter als die Gräber mit Kugeln sein. Natürlich ist es auch möglich, dass<br />
die Kugeln allgemeines männliches Trachtbestandteil gewesen sind, und ähnlich wie die Eisenringe<br />
vermutlich zu einem Gürtel gehörten.<br />
Ganz offensichtlich gehörten Waffen nicht zur üblichen Ausstattung, was wohl für den ganzen Raum<br />
der Kalenderbergkultur zutrifft, wo nur hin und wieder Einzelstücke in die Gräber kommen.<br />
Möglicherweise wurden Waffen weitervererbt und gelangten nur dann ins Grab, wenn kein Erbe<br />
vorhanden war. Für die Hallstattzeit ist wohl ebenso wie in der keltischen Antike davon auszugehen,<br />
dass Waffenträger oder Krieger zwar für den Militärdienst ausgebildet waren, ihre hauptsächliche<br />
Beschäftigung sich aber kaum vom Rest der Bevölkerung unterschieden haben wird, es werden<br />
Bauern, Handwerker oder Händler unter den Waffenträgern gewesen sein. 613 Um von einer<br />
Kriegerschicht zu sprechen, sind zu wenige Indizien vorhanden, vielleicht könnte man von wenigen<br />
Einzelpersonen sprechen, die als Aufgabe übernommen haben, ihre Gemeinschaft, Haus und Hof, mit<br />
ihren Waffen zu schützen.<br />
Die sechs Frauengräber in der Sozialindexgruppe 41 bis 60 zeichnen sich typischerweise durch<br />
Spinnwirtel aus, die in fünf der sechs Gräber zu finden waren. Im Grab sind außerdem fünf bis neun<br />
Gefäße zu finden. Tracht und Schmuck sind häufiger in Einzelkomponenten als in der gesamten<br />
Ausstattung belegbar. Kleine, zumeist bronzene Schmucknadeln fanden sich in vier Gräbern,<br />
Gürtelteile, Armreifen und Fibeln in jeweils zwei Gräbern. Die Hälfte der Gräber ist mit Messern zur<br />
Fleischbeigabe ausgestattet.<br />
20.4.3 Durchschnittlich ausgestattete Gräber<br />
Abb. 232: Gräber mit einem<br />
Sozialindex zwischen 41 und 60<br />
89 Gräber sind durchschnittlich ausgestattet, darunter fallen das Kindergrab C073, die acht<br />
Männergräber A041, A078, A086, B145, B147, C008, C018 und D001 sowie die 34 Frauengräber<br />
A012, A017, A018, A019, A023, A028, A032, A039, A044, A049, A055, A068, A077, A079, A089,<br />
A092, A096, A100, A108, B134, B142, B144, C003, C009, C010, C027, C032, C037, C054, C067,<br />
C072, C074, C078 und D018. Der deutliche Überhang der Frauengräber ist durch die<br />
Spinnwirtelbeigabe begründet, die in 18 Fällen eine archäologische Klassifizierung erst ermöglicht,<br />
während entsprechende Attribute in den Männergräbern weitgehend fehlen. Der Mehrzahl der Gräber,<br />
46, war jedoch auf archäologischem Wege kein Geschlecht zuzuweisen (A004, A030, A038, A045,<br />
613 Karl 2004, 61.<br />
244
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
A051, A053, A057, A058, A059, A063, A065, A074, A084,<br />
A094, A099, A102, A114, B124, B127, B129, B133, B136,<br />
B137, B139, B140, C012, C025, C026, C036, C038, C039,<br />
C040, C043, C045, C048, C049, C051, C056, C059, C061,<br />
C062, C068, C083, C085, D020 und D021).<br />
Steinumstellungen oder gar Abdeckungen werden seltener,<br />
27 Bestattungen mit Steinstrukturen stehen 62 ohne Steinstrukturen<br />
gegenüber, elf Individuen wurden unverbrannt<br />
beigesetzt. Durchschnittlich ausgestattete Individuen sind mit<br />
einem Keramikgeschirrsatz bestattet, der zumeist ein Kegelhalsgefäß,<br />
eine Kragenrandschüssel als Urne, einen Topf,<br />
sowie mehrere kleine Gefäße, wie Schalen und Henkelschalen<br />
umfasst. Dazu kommen eventuell ein Eisenmesser für die<br />
Fleischbeigabe und seltener persönliche Gegenstände,<br />
Spinnwirtel, Schleifsteine, sowie wenig Trachtschmuck.<br />
Ein Beispiel eines Grabes dieser Gruppe ist Grab A023, das<br />
mit einem Sozialindex von 33 noch zu den besser<br />
ausgestatteten dieser Gruppe gehört. Von den ursprünglich<br />
mindestens sechs Gefäßen sind nur noch zwei Kegelhalsgefäße,<br />
eine Schüssel und ein Topf erhalten, dazu kommen<br />
wiederum die Fleischbeigabe mit Messer und eine einfache<br />
Trachtausstattung aus zwei Armreifen und zwei Bronzenadeln.<br />
Abb. 233: Gräber mit einem<br />
Sozialindex zwischen 21 und 40<br />
%<br />
A23<br />
38285<br />
38286<br />
Abb. 234: Grab A023<br />
Metall- und Keramikausstattung<br />
(schwarz erhalten, grau fehlt)<br />
20.4.4 Einfach ausgestattete Gräber<br />
116 Gräber können zu den einfach ausgestatteten Gräbern mit einem Sozialindex zwischen 1 und 20<br />
gezählt werden. Geschlechtsdiagnostische Beigaben sind selten zu finden, daher können auf<br />
archäologischem Wege nur die Gräber A005, A054 und A105 als vermutlich männlich, die Gräber<br />
A002, A003, A022, B148, C075 und C066 als vermutlich weiblich bezeichnet werden. Der Masse der<br />
Bestattungen kann kein Geschlecht zugewiesen werden (A001, A006, A007, A008, A010, A015,<br />
A016, A020, A021, A024, A025, A026, A029, A031, A034, A035, A040, A042, A043, A046, A048,<br />
A050, A052, A056, A060, A062, A064, A066, A067, A069, A073, A075, A080, A081, A082, A083,<br />
A085, A087, A088, A090, A093, A095, A098, A101, A103, A107, A109, A110, A117, A118, B125,<br />
B126, B130, B131, B132, B135, B143, C004, C005, C006, C007, C015, C016, C017, C019, C022,<br />
C023, C024, C031, C034, C041, C042, C044, C047, C050, C052, C053, C055, C057, C058, C060,<br />
C063, C064, C069, C070, C071, C076, C077, C079, C080, C082, D002, D003, D004, D005, D006,<br />
D007, D008, D009, D010, D011, D013, D014, D015, D016, D017, D019).<br />
Eine einfache Bestattung ist beispielsweise Grab A001. Das gesamte Ensemble bestand nur aus<br />
einem Kegelhalsgefäß, das den Leichenbrand enthielt und mit einer Henkelschüssel abgedeckt war,<br />
und einem kleineren, weiteren Kegelhalsgefäß als Beigabe.<br />
245
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
A2<br />
Sozialindex<br />
38246<br />
%<br />
A1<br />
38247<br />
Abb. 235: Grab A001<br />
Einfach ausgestattete Gräber haben gewöhnlich keine Steinstrukturen, sie bestehen oft nur aus einer<br />
Urne und einem Abdeckgefäß, gelegentlich kommt eine Schale oder ein Topf hinzu. Gräber dieser<br />
Gruppe haben keine Metallbeigaben, sie sind persönlich nicht gekennzeichnet.<br />
Einen Sonderfall dieser Gruppe stellen beigabenlose<br />
Bestattungen dar, die Steinabdeckungen aufweisen. Es sind<br />
dies die Gräber B003, B108, C017, C019 und C066. Bis auf<br />
B003, das wie schon erwähnt durchaus in Zusammenhang<br />
mit B002 zu werten sein könnte und nicht unbedingt ein<br />
eigenes Grab darstellt, sind die vier übrigen Bestattungen<br />
Körperbestattungen. Sie sind sorgfältig mit einer Steinlage<br />
abgedeckt, von pietätlosem Verscharren kann keine Rede<br />
sein. Die Bestattungen sind im gesamten Gräberfeld verteilt,<br />
anthropologisch konnte einmal ein Kind und einmal ein Mann<br />
diagnostiziert werden. Beigabenlose Bestattungen kommen<br />
auch in Verbindung mit einzelnen Steinen bzw.<br />
Steinumstellungen vor, es sind die Gräber A040, B081, B120,<br />
C016, C060 und D011. Bis auf C016 sind es durchwegs<br />
Brandbestattungen, die offenbar gerade durch ihre Steinsetzungen<br />
auffielen und so in den Gesamtplan Eingang<br />
gefunden haben. Wie viele beigabenlose Brandbestattungen<br />
ohne Steinsetzungen während der Grabung nicht erkannt<br />
wurden oder der Erosion zum Opfer gefallen sind, ist<br />
ungewiss. Ein Mindestaufwand bei der Bestattung der<br />
Individuen ohne Beigaben wurde betrieben, aber warum die<br />
übliche Ausstattung fehlt, ist unklar, nachdem eine<br />
Beraubung unwahrscheinlich erscheint.<br />
20.4.5 Beigabenlose Bestattungen<br />
Keramikausstattung<br />
Abb. 236: Gräber mit einem<br />
Sozialindex zwischen 1 und 20<br />
Bestattungen, die völlig beigabenlos sind, keinerlei Steinstrukturen im Grabbau aufweisen und somit<br />
den Sozialindex 0 erhalten, sind die 14 Gräber A070, A111, A112, A113, A119, B025, B080, B116,<br />
B119, B123, B128, C002, C086 und D012. Interessant ist, dass acht Körperbestattungen lediglich<br />
sechs Brandbestattungen gegenüberstehen, ein für die Bestattungsgemeinschaft untypisches<br />
Verhältnis. Drei der Skelette konnten anthropologisch als männlich identifiziert werden, der Rest der<br />
Skelette ist nicht mehr auffindbar bzw. geschlechtsspezifisch unbestimmbar. Möglicherweise ist das<br />
auf die Erhaltungsbedingungen zurückzuführen, denn beigabenlose Brandbestattungen, ungesichert<br />
durch Steine, sind zum einen ein leichtes Opfer der Erosion, zum anderen sind sie unter den<br />
Grabungsbedingungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sicherlich nur in Ausnahmefällen beachtet<br />
worden. Die Frage, ob es sich um beraubte Gräber handeln könnte, ist meines Erachtens eher zu<br />
verneinen. Zum einen liegen die Skelette im Verband vor, zum anderen sind auch keinerlei<br />
Beigabengefäße vorhanden, die bei einer Beraubung wohl kaum mitgenommen worden wären.<br />
Interessant ist die Verteilung der Gräber auf dem Gräberfeld. Neben einigen Bestattungen, die<br />
erwartungsgemäß im Gräberfeld verteilt sind, konzentrieren sich vier beigabenlose<br />
246
# #<br />
#<br />
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Körperbestattungen im mittleren Ostbereich, dort, wo das Gräberfeld ausdünnt und vermutlich endet.<br />
Mangels datierender Objekte kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bestattungen nicht<br />
zeitgleich zum Gräberfeld sind, wobei das jedoch äußerst unwahrscheinlich erscheint, weil Gräber<br />
anderer Zeitstufen im Bereich des Gräberfeldes fehlen und Einzelfunde anderer Zeitstellung ebenfalls<br />
selten sind. Die Überzahl der Körperbestattungen wirft wiederum die Frage auf, wie<br />
Körperbestattungen im Vergleich zu Brandbestattungen zu werten sind. Es ist nicht zu leugnen, dass<br />
das Verbrennen eines Leichnams eine gewisse Arbeitsleistung erfordert, die das Heranschaffen des<br />
Holzes, das kontrollierte Abbrennen und das Wiedereinsammeln des Leichenbrandes und der<br />
Trachtbestandteile mit einschließt. Nicht zuletzt muss eine Grabgrube ausgehoben, gefüllt und wieder<br />
zugeschüttet werden. Bei der Körperbestattung erspart man sich den Verbrennungsvorgang, der<br />
Aufwand für das Ausheben der Grabgrube ist jedoch höher, und eventuelle Holzbretter, Särge oder<br />
Kisten sind eventuell ebenfalls vonnöten. Körperbestattungen sind im Osthallstattkreis die Ausnahme,<br />
die Bestattungsform scheint mir jedoch nicht prinzipiell wertend zu sein, da ein erheblicher Anteil der<br />
Gräber mit extrem hohem Sozialindex Körperbestattungen sind. Hier könnte eine Übernahme der<br />
Bestattungssitten aus dem Westen zum Tragen kommen. Die beigabenlosen Körperbestattungen<br />
hingegen können durchaus ein Zeichen besonders niedrigen sozialen Standes zu sein, die noch dazu<br />
am Rand des Gräberfeldes verscharrt werden. Die Bestattungen – oder Verscharrungen – am Rande<br />
des Gräberfeldes könnten symbolisch für die Stellung der Toten zu Lebzeiten am Rande der<br />
Gesellschaft zu interpretieren sein. Möglicherweise ist bei diesen Individuen an Sklaven, (Kriegs-)<br />
Gefangene, Verbrecher, von der Gesellschaft durch das Brechen gesellschaftlicher Regeln<br />
Ausgestoßene, Kranke, Seuchenopfer, Geiseln und Fremde zu denken – die Liste ließe sich noch weit<br />
fortsetzen. Es scheint, als könne man hier punktuell eine Unterschicht fassen, wenn sie auch weit<br />
kleiner ist, als erwartet. Das Bild muss natürlich keineswegs vollständig sein, da es nicht unbedingt zu<br />
erwarten ist, dass Außenseiter der Gesellschaft innerhalb des üblichen Bestattungsplatzes einer<br />
Gemeinschaft ihre letzte Ruhestätte finden.<br />
C2<br />
Abb. 237: Beigabenlose Bestattungen<br />
Abb. 238: Grab C002<br />
20.4.6 Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft<br />
Da im ältesten Teil des Gräberfeldes viele Kleinfunde nicht mehr den einzelnen Bestattungen<br />
zugeordnet werden konnten, wurden Gräber dieses Bereichs nicht in die Auswertung einbezogen.<br />
Generell lässt sich vermuten, dass das Gräberfeld zu Beginn der Hallstattzeit in urnenfelderzeitlicher<br />
Tradition mit einem sehr normierten Grabritus einsetzt. Im Verlauf der Hallstattzeit werden westliche<br />
Einflüsse aufgenommen, die sich in einigen Funden und einer stärkeren Betonung des Individuums<br />
widerspiegeln. Der Raum, den die einzelnen Bestattungen einnehmen, wird größer, eventuell<br />
verbunden mit der Einführung der Hügelgräbersitte. Das Modell einer Gesellschaftspyramide der<br />
Hallstattzeit versucht, die Ergebnisse grafisch umzusetzen. Dabei bleibt zu beachten, dass die<br />
Abstufungen willkürlich gewählt wurden. Insgesamt dürften 80 gleichzeitig lebende Personen ihre<br />
Toten im Gräberfeld von Statzendorf bestattet haben. Ob diese Gemeinschaft in einer dörflichen<br />
Anlage zusammengewohnt hat, oder ob die Toten von mehreren, umliegenden Gehöften stammen,<br />
kann heute nicht mehr entschieden werden.<br />
247
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
rot = Frauenbestattungen<br />
blau = Männerbestattungen<br />
weiß = unbestimmbare Bestattungen<br />
Unter den elf aufwändigsten Bestattungen sind sechs Frauen- und fünf Männergräber zu finden. Bei<br />
den 26 gut ausgestatteten Gräbern stehen sechs Frauen- elf Männergräbern gegenüber. In der<br />
Gruppe der durchschnittlichen Gräber sind Frauen leichter zu identifizieren – wohl deshalb<br />
überwiegen die Frauen mit 35 Bestattungen gegenüber den acht Männerbestattungen. Insgesamt sind<br />
es 89 Gräber, etwa 35%. Die breite Basis bilden die einfachen Bestattungen mit 116 Bestattungen,<br />
oder 45%. Nur fünf Frauen- und drei Männergräber konnte mit aller Wahrscheinlichkeit ein<br />
archäologisches Geschlecht zugeschrieben werden. Unter dieser Basis sind noch die 14<br />
beigabenlosen Bestattungen zu finden, von denen drei anthropologisch als Männer bestimmt werden<br />
konnten.<br />
20.5 Zur hierarchischen Gliederung der hallstattzeitlichen Gesellschaft<br />
Schlüsse, die aus der Auswertung eines einzigen, wenn auch sehr großen Gräberfeldes gezogen<br />
wurden, sind nicht allgemein auf die hallstattzeitliche Gesellschaft zu projizieren. Gerade im<br />
niederösterreichischen und nordburgenländischen Raum gibt es eine Fülle verschiedener<br />
Bestattungsformen, Brand- und Körperbestattungen, Flachgräberfelder, einzelne Großgrabhügel und<br />
Grabhügelfelder, deren Beziehung untereinander nicht ganz geklärt ist. Es gibt Entwicklungen, die<br />
sich chronologisch erklären lassen, andere Ausprägungen sind räumlich in Bezug zur Landschaft zu<br />
interpretieren. Schließlich repräsentieren verschiedene Gräberfelder unterschiedliche hierarchische<br />
Teile einer komplexen Gesellschaft, die wohl auch unterschiedliche Sitten und Bräuche auslebte. Um<br />
die Ergebnisse des Gräberfeldes Statzendorf mit anderen Gräberfeldern im übrigen<br />
Kalenderbergraum vergleichen und Entwicklungen besser fassen zu können, müsste zunächst das<br />
chronologische Rahmenwerk verbessert werden. Dem stehen wiederum eine stark lokal geprägte<br />
Keramikentwicklung, fehlende Absolutdaten und mangelnde aussagekräftige Metallobjekte entgegen.<br />
Ebenso fehlt publiziertes, aussagekräftiges Siedlungsmaterial aus stratigraphisch gegrabenen Höhenund<br />
Flachlandsiedlungen. Doch wie lassen sich die Daten des Gräberfeldes Statzendorf in<br />
verschiedene Entwürfe der Struktur hallstattzeitlicher Gesellschaften eingliedern? Welche Modelle<br />
können angewendet werden, welche sind weniger zur Erklärung der Daten geeignet?<br />
M. Fried, E. Service oder A. Johnson und T. Earle entwarfen sozialanthropologisch-evolutionäre<br />
Modelle, 614 die zur Klassifikation von Sozialsystemen ethnographisch beobachteter, außereuropäischer<br />
Gesellschaften entworfen wurden. Ausschließlich archäologisch erfasste Gesellschaften<br />
lassen sich nur bedingt in das Klassifikationssystem einordnen, da zu vielen zur Bewertung<br />
notwendigen Einzelaspekten keine Quellen vorhanden sind, allerdings sind sie als Denkmodelle<br />
wertvoll.<br />
In allen Gesellschaften gibt es relevante soziale Unterschiede, Ungleichheiten, die in egalitären<br />
Gesellschaften bzw. unranked societies lediglich innerhalb von Verwandtschaftsgruppen bestehen,<br />
und auf familiären Rollen basieren. Diese Rollen werden aufgrund von Geschlecht, Alter und<br />
persönlichen Charakteristiken verteilt. 615 Um brauchbare Aussagen zur Verteilung der Geschlechterrollen<br />
und zu den Rollen, die bestimmten Altersklassen vorbehalten sind, zu treffen, sind die<br />
anthropologischen Daten des Gräberfeldes Statzendorf nicht ausreichend. Die bipolare<br />
Geschlechterrollenverteilung ergibt sich nicht zuletzt aus den angewendeten Methoden der<br />
archäologischen Geschlechtsbestimmung, trotzdem halte ich eine zumindest ideologisch relativ strikte<br />
Arbeits- und Rollenverteilung auf Basis des biologischen Geschlechts für die frühe Eisenzeit am<br />
wahrscheinlichsten.<br />
In ranked societies werden Ungleichheiten institutionalisiert und bilden eine Abfolge sozialer<br />
Schichten, die sich auf mehr als nur Geschlecht, Alter und Familienrollen bezieht. Dieser Hierarchie<br />
614 Wason 1994, 40.<br />
615 Wason 1994, 36 f.<br />
Abb. 239: Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft<br />
248
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
zufolge werden höhere und niedrigere Positionen in der Gesellschaft, Prestige und Dominanz verteilt.<br />
Der Rang eines Individuums kann entweder zugeschrieben werden, etwa durch Abstammung und<br />
Geburt, oder muss erst erworben werden, etwa durch Fähigkeit und Leistung. Stratifizierte<br />
Gesellschaften zeichnen sich durch differenzierten Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen aus. Der<br />
Zugang zu Ressourcen und Produktionsmitteln wird von der Elite kontrolliert, durch die lebenswichtige<br />
Güter erworben werden müssen. Insbesondere Landbesitz zählt zu den wichtigsten dieser<br />
Ressourcen. Die Weitergabe der Macht geschieht über Vererbung und zu ihrer Erhaltung ist eine<br />
Ideologie notwendig, die Menschen unterschiedlich klassifiziert und es gleichzeitig akzeptabel macht,<br />
dass Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zugeschrieben bekommen. 616 Zu diesen<br />
unstratifizierten Ranggesellschaften zählen die big-man society, in der Rang erworben werden muss<br />
und nicht permanent ist, die rank-society, in der permanente Statuspositionen erworben oder<br />
zugeschrieben werden können und das chiefdom, das am häufigsten zur Beschreibung bronze- und<br />
eisenzeitlicher Gesellschaften herangezogen wird, gleichzeitig aber auch mehr schlecht als recht<br />
definiert ist.<br />
Unter chiefdom wird eine Übergangsform zwischen egalitären Stammesgesellschaften und komplexen<br />
Staatsgesellschaften verstanden. Zu den Charakteristiken zählen ein bis zu einem gewissen Grad<br />
erblicher Status und wirtschaftliche Stratifikation. 617 Es gibt mindestens zwei gesellschaftliche Klassen,<br />
die Elite und das Volk. Die Gesellschaft wird von einem chief angeführt, der zumeist aus einer elitären<br />
Familie stammt, und den größten Einfluss, Macht und Prestige erhält. Organisationsprinzip ist am<br />
häufigsten die Abstammung, doch auch Heirat, Alter und Geschlecht können die Rollenverteilung<br />
innerhalb der Gesellschaft beeinflussen, zudem sind Klassenunterschiede für das einzelne Individuum<br />
nicht unüberwindbar. Ökonomisch wird die Vormachtstellung der Elite typischerweise durch ein Tributund<br />
Redistributionssystem gestützt. Die Legitimation der Macht kann durch die Berufung auf göttliche<br />
Vorfahren geschehen, mit der häufig eine besondere rituelle Rolle der Elite einhergeht. 618 Die Größe<br />
dieser sozio-politischen Einheit kann unterschiedlich sein und wird mit wenigen 1000 bis 10000<br />
Personen einschätzt, 619 mit ihrer Größe wächst auch ihre Komplexität. Nicht zuletzt ist die<br />
Organisation gesellschaftlicher Gruppen sowie ihre Interaktionen mit anderen Gruppen abhängig von<br />
der Bevölkerungsdichte. Trotzdem kann man von einer pyramidenartigen Gesellschaftsordnung<br />
ausgehen, mit dem chief und der Elite an der Spitze, der eine breite Bevölkerungsbasis<br />
gegenübersteht, die in sich weiter differenziert sein kann.<br />
Manche Aspekte des chiefdoms lassen sich tatsächlich ganz gut mit der Situation der frühen Eisenzeit<br />
in Niederösterreich und den Daten des Gräberfeldes Statzendorf in Einklang bringen. Der Aufbau der<br />
Gesellschaftspyramide spricht dafür, jedoch ist unter den Statzendorfer Bestattungen eher kein chief<br />
zu finden, möglich ist aber, dass wir mit der Bestattungsgemeinschaft eine Gruppe fassen, die als<br />
Segment eines chiefdoms zu beschreiben wäre. Die Bestattungen von Kindern mit ähnlicher<br />
Ausstattung wie die der Erwachsenen sprechen dafür, dass Status nicht erworben werden musste,<br />
sondern vererbbar war. Zu den Mechanismen der Vererbung und der Weitergabe von Status und<br />
Gütern kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiter nichts ausgesagt werden, ebenso wenig, ob sich<br />
räumliche Gruppen innerhalb des Gräberfeldes durch Verwandtschaft erklären lassen.<br />
Vergleicht man Statzendorf mit dem übrigen Kalenderbergraum – was hier nur sehr oberflächlich<br />
geschehen kann – fällt folgendes auf: Der Fundort Statzendorf liegt am Westrand dessen, was als<br />
Kalenderbergkultur bezeichnet wird, besondere Keramikformen, die nach den Forschungen von B.<br />
Teržan mit weiblichen Trachtbestandteilen, Spinn- und Webgeräten verknüpft sind, wie das Mondidol,<br />
die innenverzierte Fußschale und das Zwillingsgefäß, fehlen völlig.<br />
Das Modell der Gesellschaftsstruktur des ostalpinen-westpannonischen Gebietes, das B. Teržan<br />
aufgrund der Grabinventare der Hügel von Sopron, Bad Fischau und Nové Košariská entwarf, grenzt<br />
vier soziale Gruppen ab. Zwei Gruppen lassen sich geschlechtsspezifisch interpretieren, die erste<br />
Gruppe mit weiblichen Trachtbestandteilen, Spinn- und Webgeräten sowie der Kalenderbergware wird<br />
Frauen zugeschrieben, die dritte Gruppe mit Trachtelementen männlichen Charakters, Nadeln und<br />
Eisenperlen sowie seltener Waffen, den Männern. Die zweite Gruppe ist der ersten ähnlich, allerdings<br />
kommen jeweils nur Einzelelemente in den Gräbern vor, sie kann als „unvollständige“ erste Gruppe<br />
bezeichnet werden, bei der vierten Gruppe fehlen persönliche Beigaben vollständig. 620 Das Modell von<br />
B. Teržan billigt den Männern die führende Rolle in der Gesellschaft zu, was unter anderem durch<br />
Totenfolge in den Hügeln unterstrichen wird, ebenso wird einigen Frauen ein besonderer Status<br />
616 Wason 1994, 57.<br />
617 Wason 1994, 48.<br />
618 Wason 1994, 49.<br />
619 Nönnig 2002, 186.<br />
620 Teržan 1986, 228 f.<br />
249
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
zugeschrieben, der eventuell mit dem kultischen Bereich verbunden ist. 621 Ob es eine Totenfolge im<br />
Kalenderbergraum tatsächlich gegeben hat, ist meiner Ansicht nach nicht zu belegen, vor allem aber<br />
nicht vorauszusetzen. Die Möglichkeiten, auf archäologischem Weg Totenfolge von Nach- und<br />
Mehrfachbestattungen abzugrenzen, sind äußerst beschränkt, vor allem bei Brandbestattungen. Einer<br />
der wesentlichen Vorteile der Brandbestattung ist schließlich, dass man die verbrannten Individuen<br />
nicht unmittelbar nach der Verbrennung bestatten muss, sie werden konserviert, transport- und<br />
lagerfähig gemacht. Der Einschätzung, dass Frauen im Kerngebiet der Kalenderbergkultur eine<br />
besonderen Bedeutung zukam, die nicht zuletzt durch die Kunst ausgedrückt wird, 622 möchte ich<br />
jedoch zustimmen. In Statzendorf konnten dagegen keine Anzeichen einer besonderen rituellen<br />
Bedeutung von Frauen gefunden werden.<br />
B. Teržans vier Gruppen könnten trotzdem im Gräberfeld Statzendorf wiedergefunden werden.<br />
Frauen- und Männergräber von hohem Sozialindex repräsentieren die Gruppen eins und drei,<br />
Frauengräber mit niedrigeren Sozialindexwerten die Gruppe zwei, geschlechterspezifisch nicht<br />
klassifizierbare Gräber, die Mehrzahl in Statzendorf, die Gruppe vier. In den Ausstattungsgruppen<br />
spiegelt sich aber wohl nicht viel mehr wider, als eine oberflächliche Gliederung nach Geschlecht und<br />
Status. Das Problem der schwer identifizierbaren Männergräber der unteren sozialen Schichten ist im<br />
gesamten Bereich der Kalenderbergkultur offensichtlich und kann wohl nur durch bessere<br />
anthropologische Daten gelöst werden.<br />
Von der Kalenderberg-Gruppe möchte B. Teržan die Gemeinlebarn-Statzendorf Gruppe<br />
unterschieden wissen, zumal deutliche Unterschiede im Grabbrauch zu finden sind. 623 Neben der<br />
geographischen dürfte trotzdem auch eine chronologische Komponente bei der Wahl des<br />
Bestattungs- und Ausstattungsmodus zum Tragen gekommen sein. Der Beginn des Gräberfeldes<br />
Statzendorf ist an der Schwelle zwischen Urnenfelderzeit und Hallstattzeit anzusetzen, die Tradition,<br />
Tote in einfachen Urnengräbern zu bestatten, bleibt noch eine Weile bestehen. Während der<br />
Belegungszeit ändert sich jedoch der Brauch hin zu Gräbern, die besser ausgestattet sind und mehr<br />
Raum beanspruchen – vermutlich waren einige der Gräber im Südbereich Hügelgräber. Die Belegung<br />
des Gräberfeldes endet jedoch bereits vor der Phase der Kalenderbergkultur, in der monumentale<br />
Bestattungen wie Großmugel, Niederfellabrunn und Gemeinlebarn den Reichtum lokaler Herren<br />
markieren.<br />
Hallstattzeitliche Gruppen des südwestpannonischen Raumes, zu dem die Region der Raab, Somogy-<br />
Tolna und Slawonien gehören, folgen einem anderen Bestattungsritus, in dem Waffen sehr wohl<br />
Bestandteil der männlichen Grabausrüstung sein können. 624 B. Teržan versuchte 1990, ein Bild der<br />
Gesellschaft der slowenischen Steiermark zu zeichnen. Bei der Analyse der Bestattungssitten betont<br />
sie immer wieder Unterschiede, die sich nicht nur in den einzelnen Regionen, sondern auch innerhalb<br />
von Gräberfeldern, wie etwa Kleinklein und Frög, zu finden sind, und wohl auf Gruppenbildungen<br />
zurückzuführen sind. Diese Gruppen unterscheiden sich in ihrer Ausstattung. Ihre Differenzierung ist<br />
auf vielfältige Faktoren zurückzuführen, wie etwa unterschiedliche Regeln und Gebräuche, außerdem<br />
bezieht B. Teržan Geschlecht, Status, Gruppenzugehörigkeit, Traditionen und Arbeitsteilung in ihre<br />
Überlegungen mit ein. Einzelne, isolierte und gut ausgestattete Tumuli sind vor allem in ihrer Phase II<br />
zu finden und in Zusammenhang mit der Formierung einer aristokratischen Führungsschicht zu<br />
interpretieren. Krieger dürften eine besondere Rolle gespielt haben, wobei die Auswahl der Waffen –<br />
Schwert, Axt oder Speer – durchaus hierarchisch zu deuten sein könnte. 625<br />
Eine Sozialinterpretation des Gräberfeldes von Kleinklein nimmt C. Dobiat nur in Ansätzen vor, er<br />
unterscheidet lediglich Männer- und Frauengräber. Aufgrund der mangelhaften Dokumentationslage,<br />
bei der auf Mehrfachbestattungen in Grabhügeln keine Rücksicht genommen wurde, ist mit<br />
vermischten Grabinventaren zu rechnen. In Kleinklein ist die Waffenbeigabe allerdings wesentlich<br />
häufiger als im Kalenderbergraum, wobei vor allem in älteren Gräbern Waffen, Ausrüstung und<br />
Schmuck unverbrannt niedergelegt wurden, während in den jüngeren Gräbern lediglich<br />
„zusammengeschmolzene Bronze- und Eisenknollen“ vorliegen, „die sich einer Bestimmung<br />
entziehen.“ 626<br />
Für die Sozialinterpretation des Gräberfeldes von Frög spielt die Totenfolge oder Mitverbrennung von<br />
Frauen anlässlich des Todes eines ihr übergeordneten Mannes für G. Tomedi eine Rolle, die schwer<br />
zu verstehen ist, zumal er sie lediglich aus dem Vorhandensein verbrannter und fragmentierter<br />
621 Teržan 1986, 238 f.<br />
622 Eibner 2001a, 107 ff.<br />
623 Teržan 1986, 239.<br />
624 Teržan 1986, 239.<br />
625 Teržan 1990, 205 ff.<br />
626 Dobiat 1980, 152.<br />
250
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Armreifen in der Urne des Zentralgrabes Tumulus 70 (K) von Frög ableitet. 627 Generell geht er von<br />
„männerbündischen“ Strukturen zu Beginn der Belegung aus, die sich über die ausschließlich<br />
männlichen Nachbestattungen in Tumulus 70 (K) fassen lassen. Weitere männliche Elitegräber<br />
vermutet er in Grab 1 des Tumulus 191, in Grab 1 des Tumulus 82, in Grab 1 des Tumulus 284 sowie<br />
in einer Steinkiste des Tumulus 92. Für die Frauengräber nimmt er eine Veränderung des<br />
Rechtsstatus während der Belegungsdauer des Gräberfeldes an. Während G. Tomedi den Status der<br />
Frau in Frög 2 lediglich als Eigentum des Mannes interpretiert, werden ab Frög 3 selbstständige<br />
Grabstätten für Frauen errichtet, bestimmte Beigaben wie Halbmondfibeln haben „emblematischen“<br />
Charakter. Ab Frög 4 finden sich dann reiche Frauengräber bis hin zum prunkvoll ausgestatteten<br />
Frauengrab in Frög 5. 628 Bei der Beurteilung der sozialen Verhältnisse in Frög hat sich das<br />
„homerische Gesellschaftsmodell“ als sehr brauchbar erwiesen. Krieger nehmen eine hervorragende<br />
Stellung ein, Prestigegüter werden als Teil des persönlichen Besitzes in den Gräbern deponiert,<br />
Trinkgeschirr symbolisiert die Speisegemeinschaft, aufgeschüttete Hügel dienen als Monumente der<br />
Erinnerung. 629<br />
Die Beschreibung der griechischen Gesellschaft bei Homer ist nicht widerspruchsfrei, schließlich<br />
stammen einzelnen Komponenten der homerischen Epen wahrscheinlich aus unterschiedlichen<br />
Zeiten und sind in ihrer Datierung umstritten. Mit ziemlicher Sicherheit kann gesagt werden, dass die<br />
homerische Gesellschaft agrarisch ausgerichtet war. Ein Herr steht dem Haus (Oikos) vor, das in<br />
geometrischer Zeit wohl einem manchmal vielzimmrigen, aber einfachen Herdhaus entspricht. 630 Es<br />
gibt viele Hinweise darauf, dass der Vorsteher des Hauses in die bäuerlichen Arbeiten völlig<br />
eingebunden war, ebenso, wie die Herrin des Hauses in die Textilarbeit. Zum Haushalt, der mitunter<br />
als tendenziell autark beschrieben wird, gehören neben der Familie auch Bedienstete und Sklaven.<br />
Erwirtschaftete Güter werden zur Subsistenz an die Mitglieder des Oikos verteilt. Handwerker, Sänger<br />
und Ärzte sind nicht an den Oikos gebunden. In schwierigen Zeiten übernimmt ein Basileus die<br />
Führungsrolle. Diese begründet sich auf seine persönlichen Fähigkeiten, auf Eignung und<br />
Leistungsfähigkeit und nicht auf institutionell verankerte Macht oder Vererbung. 631 Er ist mit der<br />
Götterwelt aus engste verbunden. Der Hinweis auf Abstammung von Göttern oder verdienten Ahnen<br />
ist bei Homer weniger die Berufung auf ein Geburtsrecht als die Erklärung dafür, warum bestimmte<br />
Individuen besonders aus der Gesellschaft hervorstechen. 632 Ein Basileus hat mehr Autorität als ein<br />
Oikosherr, besonders im Krieg, dürfte sich aber wirtschaftlich nicht sehr von anderen (Groß-) Bauern<br />
unterschieden haben. Ihm zur Seite stehen weitere Basilees, die als Aristokratie bezeichnet werden<br />
können, wenn vielleicht auch nicht im gewohnten, von genetischer Verwandtschaft ausgehenden<br />
Sinne. Freie Bauern hatten ein gewisses politisches Mitspracherecht und unterstützen die Basilees im<br />
Krieg. Zur Erhaltung seiner Macht war die Redistribution der Güter, die sein persönlicher Besitz waren<br />
und die ihm aufgrund seiner Rolle zustanden, vonnöten, Anlass dazu konnte das Gastmahl sein. Über<br />
die Größe und Art der Gruppe, in der ein Basileus die Führungsrolle innehatte, ist unklar, eventuell<br />
kann man sie im ethnischen Sinne mit "Stamm" gleichsetzten. Eine Art Gefolgschaftswesen dürfte die<br />
wichtigste politische Kleinstruktur gewesen sein. 633<br />
Die griechische Gesellschaft war, nicht zuletzt durch den Anstieg der Bevölkerung, zu Beginn des<br />
letzten Jahrtausends v. Chr. in Umbruch begriffen. Im Grabbrauchtum ist zu beobachten, dass ab dem<br />
10. Jh. v. Chr. eine größere Variabilität der Gräber zu erkennen ist, bei der einzelne Gräber besonders<br />
reichhaltig ausgestattet werden. Im 8. Jahrhundert kann man von einer kultischen Verehrung einzelner<br />
als besonders verdient angesehener Heroen sprechen. Deszendenzgruppen berufen sich nun<br />
zunehmend auf die Abstammung von diesen so verehrten Ahnen, was sich durch die Gruppierung von<br />
Familiengräbern um die verehrten Ahnen ausdrückt. 634<br />
Das eben sehr simplifiziert beschriebene Modell der homerischen Gesellschaft mit den Daten des<br />
Gräberfeldes Statzendorf in Einklang zu bringen, gelänge mühelos. Die Größe der<br />
Bestattungsgemeinschaft entspricht der eines Oikos, die Individuen zeigen unterschiedliche<br />
Ausstattungen, die ihren Rollen im Haushalt entsprechen könnte, unter den reichsten Männer- und<br />
Frauengräbern könnten Oikosherren und -herrinnen zu finden sein. Dass die Textilarbeit für Frauen<br />
zur Subsistenzsicherung vonnöten war, ist aus dem archäologischen Befund herauszulesen, dass die<br />
627 Tomedi 2002, 314. Mit gleicher Argumentation könnte man bei Statzendorf, Grab A013, einen jungen Krieger<br />
vermuten (Pfeilspitze PA38110), der einer hallstättischen Dame ins Grab folgen musste.<br />
628 Tomedi 2002, 320 ff.<br />
629 Tomedi 2002, 290.<br />
630 Ulf 1990, 185.<br />
631 Ulf 1990, 213.<br />
632 Ulf 1990, 113.<br />
633 Tomedi 2002, 292.<br />
634 Ulf 1990, 245 f.<br />
251
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
Landwirtschaft ansonsten Lebensgrundlage war, sehr wahrscheinlich. Es ist keine Kriegerschicht im<br />
Gräberfeld von Statzendorf zu erkennen, doch könnten die wenigen mit Waffen ausgestatteten<br />
Personen durchaus in ein Gefolgschaftssystem eingebunden gewesen sein. Völlig beigabenlos<br />
bestattete könnten Sklaven repräsentieren. Über religiöse Rollen innerhalb der Gesellschaft von<br />
Statzendorf lässt sich so gut wie nichts aussagen, jedenfalls wesentlich weniger als in anderen<br />
Bereichen der Kalenderbergkultur. Im relativ dicht besiedelten Traisental-Fladnitztal könnte eine<br />
ganze Reihe oikosähnlicher Haushaltsstrukturen bestanden haben, die relativ autark, allerdings durch<br />
vielfältige wirtschaftliche und politische Beziehungen verbunden waren. Auch weiterreichende<br />
Beziehungen sind besonders durch die Funde mit westlichem Einfluss in Statzendorf belegt. In einer<br />
solchen Struktur ist ein Basileus als Inhaber institutionalisierter Macht nicht ständig vonnöten, könnte<br />
aber unter den Oikosherren zu Krisenzeiten gestellt werden. Dass im Laufe der Hallstattzeit im<br />
Gräberfeld Statzendorf gewisse Veränderungen im Bestattungsbrauch zu erkennen sind, die auf eine<br />
stärkere Betonung von Status und Reichtum hinzielen und vielleicht Hinweise auf eine Veränderung<br />
der Machtverhältnisse darstellen, lässt sich gut mit den sozialen Entwicklungen im frühen<br />
Griechenland parallelisieren. Alles in allem halte ich das homerische Gesellschaftsmodell für eine sehr<br />
gute Analogie zu den Verhältnissen im hallstattzeitlichen Niederösterreich.<br />
Man kann in der homerischen Gesellschaft auch mehr als nur eine Analogie sehen. Vieles spricht<br />
dafür, dass Zentraleuropa bereits zur Bronzezeit in ein vielschichtiges System an Beziehungen<br />
eingebettet war, das als "Weltsystem" 635 bezeichnet werden kann. Überregionale Trends beeinflussen<br />
lokale und regionale Entwicklungen, auch im niederösterreichischen Statzendorf. Ein weitläufiges Netz<br />
an internationalen Kontakten, die vor allem für die Verbreitung von Bronzegütern notwendig sind, wird<br />
durch vielfältige soziale Interaktion gestützt. Dafür sind bis zu einem gewissen Grad gemeinsame<br />
Wertvorstellungen und Ideologien Voraussetzung. Die bronzezeitliche Gesellschaft wird von K.<br />
Kristiansen and T. Larsson als chiefdom society mit theokratischen Herrschern charakterisiert, in der<br />
weltliche und spirituelle Macht untrennbar miteinander verbunden seien. 636 Zu Beginn der Eisenzeit<br />
seien tiefgreifende Veränderungen spürbar: Da das Aufkommen des Eisens, das im Gegensatz zur<br />
Bronze fast überall verfügbar ist, dem Austauschsystem die wirtschaftliche Grundlage entziehe, werde<br />
das bronzezeitliche Sozialsystem zu Beginn der Eisenzeit durch militärische und neu strukturierte<br />
wirtschaftliche Allianzen abgelöst. Mit dieser Veränderung beginnt nun nach K. Kristiansen and T.<br />
Larsson langsam die Trennung von weltlicher Herrschaft und religiöser Autorität. 637<br />
Der so gezeichnete europaweite Trend, mag man ihm zustimmen oder nicht, ist auf lokaler Ebene nur<br />
schwer zu verfolgen. Im Gräberfeld von Statzendorf selbst finden sich keine Hinweise, die darauf<br />
hindeuten, dass die Einführung des Eisens während der Belegung des Gräberfeldes besondere<br />
Veränderungen im Sozialleben der Bevölkerung gebracht hätte. Eisenmesser gehören fast zur<br />
Standardausstattung eines Grabes, Schmuckformen wie die Harfenfibel werden zwar in Bronze und<br />
Eisen gefertigt, in der Formgebung zeigen sich kaum Unterschiede. Auch Beile kommen in Bronze<br />
und Eisen vor. Das eiserne Trensenpaar ist der einzige Fund, der bis zu einem gewissen Grad an den<br />
Werkstoff Eisen gebunden ist. Die Verteilung des Bronze- und Eisengewichtes in den Gräbern zeigt<br />
eher geschlechterspezifische als chronologische Züge, Frauen werden tendenziell mit Bronze-,<br />
Männer mit Eisenartefakten bestattet. Über die Verteilung weltlicher und spiritueller Macht kann aus<br />
dem Gräberfeld selbst leider nichts ausgesagt werden.<br />
Bei der Beurteilung der Sozialstrukturen des Westhallstattkreises nimmt der Terminus „Fürstengrab“<br />
einen breiten Raum ein, und unzweifelhaft stand hier das Modell des mittelalterlichen Feudalsystems<br />
Pate. Die Idee der Fürstengräber und Fürstensitze wurde von W. Kimmig deutlich formuliert. 638 Die<br />
Tendenz zur starken sozialen Stratifizierung ist in der Hallstattzeit zwar nicht neu aufgekommen,<br />
allerdings aufgrund des demonstrativen Grabritus besonders leicht zu fassen. K. Spindler fasste 1991<br />
die Positionen zur Gesellschaftsstruktur des Westhallstattkreises zusammen, nicht ohne zu betonen,<br />
dass mit „sozialer Schicht“ ein Terminus technicus für bestimmte Fundkombinationen gemeint ist. 639<br />
Demnach ergäbe sich eine in sechs Gruppen gegliederte Gesellschaft, an deren Spitze Gräber der<br />
ersten Garnitur stehen, die „Fürstengräber“, die mit Gold, Wagen und Südimporten ausgestattet sind,<br />
während Gräber der zweiten Garnitur alles außer Südimporte aufweisen. Die dritte Gruppe umfasst<br />
„freie Hofbauern“, die mit Wagen und Schweinen bestattet wurden, die vierte Gruppe ist lediglich in<br />
ihrer Tracht bestattet, die bei der fünften Gruppe ärmlich ausfällt. Beigabenlose Gräber werden als<br />
Gräber der Unfreien interpretiert. 640 Ob der hallstattzeitliche Fürst nun als „Dorfältester“ oder<br />
635 Kristiansen 1998, 418 f.<br />
636 Kristiansen/Larsson 2005, 231.<br />
637 Kristiansen/Larsson 2005, 366.<br />
638 Kimmig 1983, 5 ff.<br />
639 Spindler 1991, 356.<br />
640 Spindler 1991, 355 ff.<br />
252
Statzendorf<br />
Sozialindex<br />
„Sakralkönig“ zu sehen ist, wurde zuletzt heftig diskutiert, 641 wobei beiden Positionen durchaus einiges<br />
abzugewinnen ist. Es ist jedoch bedauerlich, dass Gräber mit gehobener Ausstattung häufig punktuell<br />
herausgegriffen, beurteilt und verglichen werden, aber lediglich beiläufig und lapidar in<br />
Zusammenhang mit den Bestattungen der durchschnittlichen Bevölkerung diskutiert werden.<br />
Den westhallstättischen Fürsten stellt M. Egg die des Osthallstattkreises zur Seite. Trotz der Tatsache,<br />
dass es sich beim Osthallstattkreis um ein Gemenge recht heterogener Gruppen handelt, 642 sind fast<br />
im gesamten Gebiet sehr große Grabhügel zu finden, die analog zum Westhallstattkreis als<br />
„Fürstengräber“ bezeichnet wurden. Einer des wesentlichen Unterschiede zum Westen ist jedoch die<br />
chronologische Stellung. Im Osten werden Fürstengräber wesentlich früher angelegt, nämlich am<br />
Beginn der Hallstattzeit, ihr Ende wird mit gesellschaftlichen Veränderungen, bedingt durch<br />
reiternomadische Überfälle, in Zusammenhang gebracht. 643 In der Ausstattung stehen besonders die<br />
Fürstengräber der Sulmtalgruppe den westhallstättischen Gräbern um nichts nach. Nach M. Egg<br />
spiegelt sich in den Fürstengräbern die „Konzentration von Macht in den Händen einzelner Personen“<br />
wider. 644<br />
A. Preinfalk hat kürzlich versucht, Beziehungen zwischen Fürstensitzen und Grabhügeln im<br />
niederösterreichischen Weinviertel im diesem Sinne nachzuvollziehen. 645 Das Problem des<br />
Fürstengrab- und Fürstensitzmodells als Gesellschaftsmodell liegt darin, dass die Fürstensitze sehr<br />
häufig an die Existenz von Höhensiedlungen und dadurch an die topographischen Voraussetzungen<br />
innerhalb einer Region gebunden sind. Zentralorte im Flachland sind archäologisch schwerer zu<br />
fassen und ihre Erkennbarkeit beruht auf Zufällen, während sicherlich die Rolle vieler<br />
Höhensiedlungen aufgrund ihrer dominanten Lage überbewertet wird. Wie das Gräberfeld Statzendorf<br />
in ein solches System einzugliedern wäre, ist nicht einfach zu beurteilen. Sowohl eine Höhensiedlung<br />
mit hallstattzeitlichem Fundmaterial, Göttweig, läge in etwa 7 km Entfernung vor, als auch größere<br />
Grabhügel, wie etwa Gemeinlebarn in einer Entfernung von etwa 12 km. Statzendorf könnte als<br />
bäuerliche Siedlung mit entsprechendem Gräberfeld als abhängig von einem Zentralort mit<br />
entsprechender Elite begriffen werden. Für dieses Modell sind mir jedoch die Statusunterschiede<br />
innerhalb des Gräberfeldes selbst zu groß, ebenso wie die Dynamik seiner Entwicklung. Möglich wäre<br />
allerdings eine feinchronologische Differenzierung, nämlich dass sich die Region Traisental-Fladnitztal<br />
im Laufe der Hallstattzeit in Richtung des Fürstensitzmodells hin entwickelt. So könnte man auch die<br />
parallele Existenz von Flachgräberfeldern und Großgrabhügeln in ein Bild zusammenfassen.<br />
Die Variabilität im Bestattungsbrauchtum und innerhalb der Siedlungsstrukturen ist die Quelle, die zur<br />
Beurteilung hallstattzeitlicher Gesellschaftssysteme zur Verfügung steht. Trotz der hohen Funddichte<br />
im niederösterreichisch-nordburgenländischen Raum ist es noch nicht gelungen, ein vollständig<br />
zufriedenstellendes Bild der Sozialstrukturen zu zeichnen. Es ist weitgehend ungeklärt, wie groß<br />
soziale Einheiten in der Hallstattzeit waren und in welchem Zusammenhang sie zu wirtschaftlichen<br />
sowie topographischen Rahmenbedingungen stehen. Wenn man schon von einer „Führungsschicht“<br />
oder „Elite“ spricht, wäre der Frage nach zu gehen, wen sie denn überhaupt führt oder wem sie<br />
vorsteht und nicht zu letzt wie sie ihre Macht ausübt, legitimiert und erhält. Schließlich bleibt für Zeiten<br />
des Wandels, wie sie der Übergang von der späten Bronze zur frühen Eisenzeit darstellt, zu<br />
entscheiden, ob sich ausschließlich der Bestattungsritus verändert, oder ob die nun fassbaren<br />
Unterschiede der Ausstattung und des Grabbrauches Veränderungen im Sozialsystem bedeuten.<br />
Meiner Ansicht nach ist ein ideologischer Wandel, der über die Veränderung der Bestattungssitten<br />
archäologisch fassbar ist, völlig ohne soziale Veränderungen schwer vorstellbar.<br />
641 Eggert 1999, 211 ff., Krauße 1999, 339 ff., Eggert 2001, 329 ff.<br />
642 Egg 1996, 56.<br />
643 Teržan 1998, 519 f.<br />
644 Egg 1996, 83.<br />
645 Preinfalk 2003, 188 ff.<br />
253
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
21. Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine<br />
kulturgeographische Einordnung<br />
21.1 Die Begriffe Kultur und Kulturkreis<br />
Was Kultur eigentlich ist, ist bereits seit Generationen Diskussionsstoff aller Kultur- und Geisteswissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftler. Dem holistischen Kulturbegriff, der das Gesamtphänomen<br />
des Kulturellen als Gegenpol zur Natur begreift, steht der partitive Kulturbegriff entgegen, der sich auf<br />
je eine spezifische Kultur aus der Fülle einzelner Kulturen einer Epoche und Weltgegend bezieht. 631<br />
W. Angeli unterscheidet drei typische Standpunkte der archäologischen Forschung gegenüber dem<br />
Begriff Kultur. Kultur kann demnach als rein systematische, formale Einheit aufgefasst werden, als<br />
Systembegriff, 632 oder aber auch als Realität verstanden werden, und zwar mit oder ohne bestimmten<br />
Inhalt. 633 Für den archäologischen Kulturbegriff ist wesentlich, dass aufgrund der Quellenlage nicht<br />
alle Teilbereiche einer spezifischen Kultur nachweisbar sein können. Im archäologischen Fundgut ist<br />
nur ein kleiner Teil von Kultur erfassbar, die materielle Kultur, und selbst von der wiederum bloß ein<br />
gefilterter Ausschnitt. Die materielle Kultur ist von der nicht materiellen, geistigen, nicht zu trennen, der<br />
Begriff „materielle Ausstattung der Kultur“ spiegelt besser wieder, was gemeint ist. 634 Als<br />
archäologische Kultur können chronologisch und räumlich verwandte Gemeinschaften verstanden<br />
werden, die sich aufgrund des Komplexes grundlegender Merkmale der materiellen und geistigen<br />
Kultur voneinander abgrenzen. 635<br />
Besondere Bedeutung bei der Definition einer archäologischen Kultur hat die Verbreitung der<br />
Bodenfunde. Der Kulturbegriff bezeichnet einen Komplex zusammengehöriger Kulturelemente, die<br />
voneinander funktional unabhängig sind und sich zeitlich und räumlich abgrenzen lassen. 636 In der<br />
Deutung derartig abgesteckter Kulturen schwingt zumeist auch der Begriff eines Volkes 637 oder<br />
Ethnos mit. Eine Prämisse von G. Kossinnas „Siedlungsarchäologischer Methode“ – „scharf<br />
umgrenzte archäologische Kulturprovinzen decken sich zu allen Zeiten mit ganz bestimmten Völkern<br />
oder Völkerstämmen“ 638 – ist trotz seiner wegbereitenden Rolle für die Ideologie des Nationalsozialismus<br />
und seiner daraus folgenden breiten Ablehnung in der Nachkriegszeit Bestandteil<br />
urgeschichtlicher Arbeitsmethodik geblieben. Deutungen dieser Art waren im 19. Jahrhundert, zu<br />
Beginn der prähistorischen Forschung, allgemein üblich, man versuchte, durch historische Quellen<br />
bekannte Bezeichnungen antiker Völker auf archäologische Quellen zu übertragen. 639 Für G.<br />
Kossinna bedeutete Kultur im Prinzip dasselbe wie Volk oder Stamm. Es gibt allerdings genügend<br />
Beispiele aus der Antike und dem Frühmittelalter, wo sich die historische Überlieferung nicht oder nur<br />
geringfügig mit der archäologischen Wahrnehmung bzw. der Verbreitung der Bodenfunde deckt. 640<br />
Die prähistorische Archäologie kann die Überprüfung einer Materialgruppeninterpretation durch<br />
schriftliche Quellen nicht vornehmen.<br />
Der Ethnosbegriff der Völkerkunde ist mit dem der Archäologie nicht unbedingt übereinstimmend. Er<br />
umfasst zumeist eine Menschengruppe mit gemeinsamer Abstammung, Stammesüberlieferung und<br />
einem „Wir-Bewusstsein“, dazu werden noch Sprache, Rechts-, Siedlungs- und Kultgemeinschaft<br />
genannt. Auch gemeinsame Lebensform, Tracht, Kampfesweise und Totenbrauchtum kann zum<br />
Ausdruck gebracht werden, doch sind einzelne Merkmale nicht ausreichend, um eine ethnische<br />
Einheit festzustellen. Der Begriff Ethnos entspricht am ehesten dem deutschen „Stamm“, wird aber<br />
auch mit „Volk“ gleichgesetzt. 641 Kultur wird in der Ethnologie seit E. Tylor als komplexes Ganzes von<br />
Glaube, Kunst, Gesetz, Moral, Brauch und jeder anderen menschlichen Fähigkeit und Haltung<br />
definiert. Gruppen sind ein Sozialgebilde, das sich durch ein Wir-Gefühl selbst definiert. 642 Auch wenn<br />
heute dem Ethnosbegriff ein gänzlich anderes Konzept zugrunde liegt als im 19. und der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts, Ethnien als vielschichtig, flexibel und wandelbar begriffen werden, folgt die<br />
631 Eggert 2001, 292 f.<br />
632 Angeli 2002, 166.<br />
633 Angeli 1976, 4.<br />
634 Müller-Beck 2003, 127.<br />
635 Plesl 1985, 9 ff.<br />
636 Narr 1984, 62 ff.<br />
637 Das Volk zeichnet sich durch gemeinsame Abstammung, eventuell auch durch Sprache, Kultur und Religion<br />
aus, eine Gruppendefinition, die „implizit rassistisch“ ist. (U. Sommer 2003, 206.)<br />
638 Kossinna 1920, 3.<br />
639 Müller-Scheeßel 2000, 70.<br />
640 Angeli 1991, 199.<br />
641 Angeli 1991, 190 f..<br />
642 Hirschberg 1988, 269, 192 f.<br />
254
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
archäologische Deutung dem nicht, der archäologische Kulturbegriff ist weiterhin mit einem<br />
altertümlichen Volksbegriff verbunden. 643<br />
Wie aus der „Siedlungsarchäologischen Methode“ sind der Urgeschichtsforschung aus der längst<br />
überwundenen Kulturkreislehre einige Elemente und Begriffe erhalten geblieben. Als Kulturkreis kann<br />
ein charakteristischer Komplex von Kulturelementen bezeichnet werden, die sich hauptsächlich auf<br />
ein Gebiet beschränken und alle notwendigen Kategorien des Kulturlebens umfassen, also Religion,<br />
Wohnungsart, Waffen, Gerät und vieles mehr. Die Kulturkreislehre ist der Versuch, die Völkerkunde in<br />
den Rahmen der Geschichtswissenschaft einzufügen, eine Kulturgeschichte der "geschichtslosen<br />
Menschheit" zu erarbeiten und eine relative Chronologie zu erstellen. Kulturkreise haben ein<br />
bestimmtes Alter und verbreiten sich geschlossen und kontinuierlich. Auf dem Weg des<br />
Kulturvergleiches stellt man Gemeinsamkeiten zwischen Völkern fest, die nicht als Folge von<br />
Einzelentwicklung, sondern als Folge historischer Zusammenhänge und Kulturkontakte gedeutet<br />
werden. Erfindungen und Entwicklungen sind nach der Kulturkreislehre nur einmal gemacht worden<br />
und haben sich dann lediglich ausgebreitet. Besondere Bedeutung bei der Feststellung von<br />
Kulturparallelen hat die materielle Kultur, die klassifiziert und kartiert wird. 644<br />
Genauso funktioniert die Bildung archäologischer Formenkreise, die Fundgesellschaften gleicher<br />
Zusammensetzung zusammenfasst. In ihrer räumlichen Ausdehnung sollen sie die Hinterlassenschaft<br />
einer Menschengruppe wiedergeben, in der „traditionsbildende Kräfte am Werk“ waren. Die<br />
Formenkreise werden als Kultur interpretiert. 645 Als Kultur im Sinne der archäologischen Forschung<br />
wird also eine zeitlich-räumliche Kongruenz von Befundkreisen bezeichnet. 646 Obwohl die<br />
kulturhistorischen Schulen der Ethnologie im Schwinden begriffen sind, wird in der Archäologie immer<br />
noch der Begriff "Hallstattkreis" gleichwertig mit "Hallstattkultur" verwendet. 647<br />
Neben der ethnischen Komponente des archäologischen Kulturkonzeptes, der zweifelsohne am<br />
häufigsten implizierten, kann mit archäologischer Kultur auch Gesellschaft und Wirtschaftseinheit<br />
gemeint sein. 648 Die Vorstellung, der archäologischen Systematik der materiellen Kultur entspräche<br />
eine ebenso abgegrenzte Menschengruppe, bleibt bestehen, 649 ohne diesen naiv-positivistischen<br />
Forschungsansatz wäre vielen Bereichen der prähistorischen Forschung der Sinn entzogen. Ein<br />
anderes Konzept liegt der Auffassung R. Girtlers zugrunde, bei der das handelnde Individuum im<br />
Vordergrund steht, das seine Gruppenzugehörigkeit zu durchaus verschiedenen sozialen Systemen<br />
durch bestimmte Symbole ausdrückt. Er bestreitet, dass es so etwas wie ein Volk mit einer<br />
einheitlichen Kultur gibt und versucht, als soziale Gruppe alle Individuen zu begreifen, die gleichzeitig<br />
ein gemeinsames Normen- und Symbolsystem haben. 650 Das Problem bei dieser Deutung besteht<br />
allerdings darin, dass Menschen nicht von Geburt an autonome, frei handelnde Individuen sind. Sie<br />
werden durchaus von der Umgebung geprägt, in der sie aufwachsen, mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
von der Familie oder Verwandtschaft, erlernen ihre Sprache sowie bestimmte Einstellungen und<br />
Denkmuster. 651<br />
Was Archäologinnen und Archäologen zur Analyse bleibt, ist nichts als die Variabilität der materiellen<br />
Hinterlassenschaft prähistorischer Menschen. Die Ursache für die Verteilung der Überreste aus<br />
schriftloser Vergangenheit ist immer unbekannt und war vermutlich auch nicht immer dieselbe. 652 Der<br />
Begriff der archäologischen Kultur ist daher in seinem forschungshistorischen Kontext zu sehen und<br />
auf seine Berechtigung zu überprüfen. Es gab sicherlich urgeschichtliche Epochen, in denen weit<br />
treffender von „Kulturen“ gesprochen werden kann, als in der Hallstattzeit. In der Praxis werden<br />
Bezeichnungen wie „Hallstattkultur“ allerdings selten hinterfragt, sie dienen in erster Linie der<br />
Kommunizierbarkeit wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und haben dadurch meines Erachtens<br />
durchaus eine gewisse Berechtigung. Als Mittel zur Klärung kulturgeschichtlicher Phänomene sind sie<br />
nicht geeignet. 653 Da das wichtigste Argument zur Definition einer Kultur die räumliche Dimension ist,<br />
ist die Frage berechtigt, ob nach der Dekonstruktion des archäologischen Kulturbegriffes und dem<br />
Erkennen desselben als Hilfsmittel der Forschung nicht andere Wege einzuschlagen wären. Man<br />
könnte von Zeitphänomenen innerhalb bestimmter, natürlich vorgegebener Räume oder Regionen<br />
643 Müller-Scheeßel 2000, 96 f.<br />
644 Bernbeck 1997, 26 ff.<br />
645 Sangmeister 1967, 218 ff.<br />
646 Eggert 2001, 296.<br />
647 Müller-Scheeßel 2000, 17 f.<br />
648 Angeli 2002, 153.<br />
649 Angeli 1991, 199.<br />
650 Girtler 1982, 44 ff.<br />
651 Angeli 1991, 193.<br />
652 Angeli 1991, 200.<br />
653 Müller-Scheeßel 2000, 97.<br />
255
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
sprechen, solange es keine guten Argumente dafür gibt, Gruppen zu unterscheiden, die sich<br />
absichtlich voneinander abgrenzen. Geländeerscheinungen wie Relief, Boden und Gewässer,<br />
Paläovegetation aber auch forschungshistorische Entwicklungen, die zu erhöhter oder verminderter<br />
Funddichte führen, könnten im Sinne einer Landschaftsarchäologie mit einbezogen werden und so zu<br />
besseren Interpretationen der materiellen Hinterlassenschaften der hallstattzeitlichen Menschen<br />
führen.<br />
21.2 Hallstättische Welt – Hallstattkultur – West- und Osthallstattkreis<br />
Zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr. liegt der Brennpunkt der historischen Entwicklungen –<br />
über die bereits schriftlich berichtet wird – im Mittelmeerraum. Etrusker, Griechen, Phönizier, Skythen,<br />
Thraker und Illyrer existierten nicht nur zur gleichen Zeit wie Menschen der mitteleuropäischen<br />
Hallstattkultur, sondern standen in regem Kontakt und beeinflussten die regionale Entwicklung<br />
merklich. Die Hallstattkultur entwickelte sich aus der Urnenfelderkultur ohne sichtbare Brüche, sie ist<br />
jedoch keine einheitliche Kultur, schon gar keine „Frühform europäischer Einheit“, 654 sondern ein<br />
Konglomerat von verschiedenen, regional begrenzten Kulturgruppen, die nur durch wenige,<br />
grundsätzliche Gemeinsamkeiten, wie eine gewisse Einheit im Sachbesitz, miteinander verklammert<br />
sind. 655 Ohne damit ein Werturteil abgeben zu wollen, kann man die Hallstattkultur als Randkultur der<br />
antiken Welt bezeichnen.<br />
Eine inhaltliche Definition des Begriffes Hallstattkultur 656 fällt sehr unbefriedigend aus, bedeutend ist<br />
der kunstgeschichtliche Begriff „Hallstattstil“, der jedoch als kulturdefinierendes Element nicht<br />
ausreicht. G. v. Merhart ergänzte den Begriff um allgemeine Kriterien wie das Kegelhalsgefäß, das<br />
Eisenschwert, die Dolche, die Bronzegefäße, die Fibeln und die zwar allgemeine, aber doch nicht<br />
durchgreifende Verwendung des Eisens. 657 Nach R. Gebhard ist die Herrschaftsstruktur mit einer<br />
Führungsschicht, kleinen, burgähnlichen Siedlungen und Fernhandel kennzeichnend. 658 W. Angeli<br />
fallen noch die kahlgeschorenen Köpfe der Männer ein, die sich in den bildhaften Darstellungen finden<br />
und Hinweise auf einen Trachtkreis liefern, Oberitalien eingeschlossen. 659 Abgesehen vom Stil der<br />
Zeit, der allerdings auch über das als Hallstattkultur bezeichnete Gebiet hinaus fassbar ist, zerfällt die<br />
Hallstattkultur in „Gruppenphänomene“. 660<br />
Nach O. Urban bildet die Hallstattkultur gemeinsam mit der Lausitzer Kultur und anderen<br />
benachbarten Kulturen die „Hallstättische Welt“. Zu den „Gruppen und Kulturkreisen“, die auf dem<br />
Gebiet des heutigen Österreichs unterschieden werden können, zählen im Wesentlichen der<br />
Westhallstattkreis und der Osthallstattkreis mit der nordostalpinen Kalenderberggruppe und der<br />
südostalpinen Gruppe, dazwischen liegt noch die inneralpine Gruppe mit dem eponymen Fundort<br />
Hallstatt. 661 Die Gliederung der Hallstattkultur in vier Gruppen ist durch das Zusammenspiel von<br />
Hallstatt-B-zeitlichen Grundlagen und kulturlandschaftlichen Lokalmodifikationen bestimmt. 662<br />
Innerhalb der Hallstattkultur werden also regionale Gruppen unterschieden, die jeweils zum Westbzw.<br />
Osthallstattkreis gezählt werden. 663 O. Tischler 664 vermutete das Zentrum der Hallstattkultur im<br />
Südostalpenraum und ihm war bereits aufgefallen, dass sich innerhalb des Fundgutes des<br />
Gräberfelds von Hallstatt eine östliche, an Italien orientierte, und eine westliche, durch Schwertgräber<br />
charakterisierte Gruppe unterscheiden ließen. Zu Beginn der Verwendung der Begriffe West- und<br />
Osthallstattkreis standen allerdings chronologische Untersuchungen im Vordergrund, etwa bei M.<br />
Hoernes, die geographische Trennung war lediglich Hilfsmittel. Es folgte eine Phase ethnischer oder<br />
sogar „völkischer“ Deutung, nach dem 2. Weltkrieg eine Phase des Vermeidens ethnischer Deutungen<br />
und des Rückzugs auf das archäologische Material. 665 Schließlich fixierte G. Kossack die Teilung in<br />
654 Wie der Titel der Oberösterreichischen Landesausstellung 1980 impliziert: Katalog: Die Hallstattkultur.<br />
Frühform europäischer Einheit. Internationale Ausstellung des Landes Oberösterreich 25. April bis 26. Oktober<br />
1980 Schloß Lamberg, Steyr 1980.<br />
655 Weiss 1999, 10 f.<br />
656 Müller-Scheeßel 2000, 18 ff.<br />
657 Merhart 1969, 2.<br />
658 Gebhard 1993, 4 f.<br />
659 Angeli 2002, 166.<br />
660 Kossack 1980, 35.<br />
661 Urban 2000, 228 f.<br />
662 Pittioni 1954, 535 ff.<br />
663 Die Begriffe West- und Osthallstattkreis, ihren Gebrauch und ihre Bedeutung analysiert N. Müller-Scheeßel<br />
ausführlich (N. Müller-Scheeßel, Die Hallstattkultur und ihre räumliche Differenzierung. Der West- und<br />
Osthallstattkreis aus forschungsgeschichtlich-methodologischer Sicht, Tübinger Texte, Materialien zur Ur- und<br />
Frühgeschichtlichen Archäologie 3, 2000).<br />
664 Tischler 1886, 182.<br />
665 Müller-Scheeßel 2000, 91 ff.<br />
256
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
einen Ost- und Westhallstattkreis geographisch. Seine Grenze verläuft entlang der Enns, Moldau und<br />
oberen Elbe, Hallstatt selbst bildet die Schnittmenge zwischen dem Ost- und Westkreis. 666<br />
Mitunter wird versucht, einen mittleren Kreis zu etablieren. H. Parzinger umschreibt ihn geographisch<br />
zwischen Iller, Ostalb und fränkischem Stufenland im Westen, bis ins Marchfeld im Osten, im Süden<br />
bis zum nördlichen Alpenrand und im Norden bis zum Thüringer Wald, dem Erzgebirge und den<br />
Sudeten, als typisch hebt er Kahnfibeln, Vierpassfibeln, Melonenarmbänder, Hohlringe, Schaukelringe<br />
und gestielte Ringanhänger hervor. 667<br />
Der Osthallstattkreis wurde nie präzise definiert 668 und es fällt schwer, gemeinsame Elemente zu<br />
finden, die den gesamten Raum betreffen und sich klar vom kulturell einheitlicheren Westhallstattkreis<br />
absetzen. Als typisch für den Westhallstattkreis, aus dem sich vermutlich die keltische Kultur<br />
entwickelt, gelten Schwerter und Dolche als Bewaffnung, Elitenbestattungen mit paarigem<br />
Pferdegeschirr und Wagen, Südimporte und Goldschmuck. Der Osthallstattkreis ist stärker in der<br />
urnenfelderzeitlichen Tradition verhaftet, 669 was sich unter anderem in der größeren Bedeutung der<br />
(Grab-) Keramik niederschlägt. Das „Hochhalsgefäß“ gilt als kennzeichnend. 670 Die Bewaffnung mit<br />
Lanzen und Beilen sowie Schutzwaffen unterscheidet sich vom Westhallstattkreis, einzelne<br />
Pferdegeschirre belegen die Bedeutung des Pferdes als Reittier. Szenische Menschendarstellungen<br />
auf Bronzeblechen und Keramik sind ebenso wie plastische Keramikverzierung fast ausschließlich<br />
dem Osthallstattkreis vorbehalten. Die angeführten gemeinsamen Elemente des Osthallstattkreises<br />
haben den Nachteil, dass sie allesamt sehr selten vorkommen und eher die Ausnahme als die Regel<br />
im Fundgut darstellen. In vielen Gebieten, die nach gängiger Forschungspraxis dem Osthallstattkreis<br />
angehören, kommen die genannten Elemente gar nicht vor. In Grabbrauch, Siedlungsgewohnheiten<br />
und chronologischer Entwicklung weisen die einzelnen Gruppen markante Unterschiede auf, so dass<br />
sie oft mehr trennt als verbindet.<br />
Während sich im Westhallstattkreis und den Konzepten, die hinter diesem Begriff bestehen, nach N.<br />
Müller-Scheeßel zumindest einige gute Argumente verbergen, ist der Begriff des Osthallstattkreises in<br />
der derzeitigen Forschungspraxis weitgehend inhaltsleer und umschreibt nur einen schlecht<br />
definierten Raum innerhalb der älteren vorrömischen Eisenzeit. Seine Verwendung verdankt er der<br />
Tatsache, dass er als Komplementärbegriff zum Westhallstattkreis gebraucht wird. 671<br />
Es ist auch nicht klar, welchen geographischen Raum der Osthallstattkreis einnimmt, und welche<br />
Kulturgruppen nun dazu zählen und welche nicht. Für R.-M. Weiss hat der östliche Hallstattkreis sein<br />
Zentrum im Ostalpengebiet und reicht in die nördlich angrenzenden Regionen, zu denen<br />
Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark, Kärnten, die südliche Slowakei, Westungarn,<br />
Slowenien und Kroatien gezählt werden. Weitere Kulturgruppen bezeichnet er als Randgebiete der<br />
Hallstattkultur. 672 Nach W. Torbrügge gehören die mittelschlesisch-großpolnische Untergruppe der<br />
Lausitzer Kultur, die oberschlesische Untergruppe der Lausitzer Kultur, die Gruppe von Platenice, der<br />
nordmährischen Zweig der Lausitzer Kultur, die Gruppe von Horákov, der Bereich der<br />
Kalenderberggruppen, die Sulmtalgruppe, die Gruppe von Ljubljana in Oberkrain, die Gruppe von<br />
Unterkrain, die Gruppe von Weißkrain sowie das Raabtal und Nordosttransdanubien zu den Gruppen<br />
des östlichen Hallstattkreises. 673<br />
Scharf umrissene Grenzen gibt es nicht – tendenziell werden je nach Forschungsstandort<br />
benachbarte Kulturgruppen, die naturgemäß Ähnlichkeiten aufweisen, noch zur jeweiligen Definition<br />
der Hallstattkultur hinzugezogen, weiter entfernte Gebiete jedoch vernachlässigt. Aus<br />
niederösterreichischer Perspektive wird die Ostgrenze der Hallstattkultur bis zur Nord-Süd<br />
verlaufenden Donau bei Budapest verschoben. Östlich der Donau grenzt die Hallstattkultur an die<br />
Alföld-Gruppe, 674 an Fundgruppen im nordöstlichen Transdanubien sowie westlich und südlich des<br />
Balaton. 675 Für B. Teržan ist die Donau-Vertikale, die zusammen mit dem Fluss Vah bis in die<br />
Karpaten reicht, während des 7. und 6. Jahrhunderts auch eine kulturelle Grenze zwischen den<br />
Gruppen der „sogenannten Osthallstattkultur“ und Gruppen skythischer Prägung. 676 Im Süden grenzt<br />
666 Kossack 1959, Taf. 150.<br />
667 Parzinger 1995, 225.<br />
668 Egg 1996a, 56.<br />
669 Torbrügge 1995, 426 ff.<br />
670 Müller-Scheeßel 2000, 49.<br />
671 Müller-Scheeßel 2000, 101.<br />
672 Weiss 1999, 11.<br />
673 Torbrügge 1995, 426 f.<br />
674 Kromer 1986, 49.<br />
675 Patek1983, 1 ff.<br />
676 Teržan 1998, 511.<br />
257
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
der Osthallstattkreis an die Este- und Golaseccakulturen, die sich unter dem Einfluss der etruskischen<br />
Kultur entwickelten. Im Südosten findet man Fundgruppen bis ins nordöstliche Kroatien. Gerade die<br />
innere Gliederung des Osthallstattkreises ist von den verschiedenen Forschungstraditionen<br />
unterschiedlicher Länder geprägt und spiegelt häufig archäologische Arbeitsgebiete wieder, die nicht<br />
selten an modernen Landesgrenzen verlaufen. 677<br />
21.3 Zum Begriff der Kalenderbergkultur<br />
Nachdem recht wenige allgemein verbindliche Argumente für einen „Osthallstattkreis“ oder eine<br />
„Osthallstattkultur“ sprechen, die über ein Zeitphänomen hinausgehen und das genannte<br />
Verbreitungsgebiet, wenn auch nicht einheitlich definiert, sehr groß erscheint, ist meiner Ansicht nach<br />
der Begriff Kalenderbergkultur dem der Kalenderberggruppe vorzuziehen. 678 „Kalenderbergkultur“ wird<br />
in dieser Arbeit synonym zu „Hallstattzeit im Raum Niederösterreich – Burgenland und angrenzenden<br />
Regionen“ gebraucht und soll in erster Linie als archäologischer Terminus technicus verstanden<br />
werden, als Arbeitsbegriff, der nun forschungshistorisch, geographisch und inhaltlich umrissen wird.<br />
G. Kyrle verwendete 1912 in seiner Publikation der damals bekannten Funde vom Kalenderberg bei<br />
Mödling den Terminus "Kalenderberg-Ödenburggruppe". 679 O. Menghin schreibt in seiner<br />
Urgeschichte Niederösterreichs: „Leider sind die Kulturkreise und Kulturgruppen der Hallstattzeit, vor<br />
allem der mittleren und jüngeren, noch fast gar nicht herausgearbeitet. Wir müssen uns daher<br />
vorderhand mit der Erkenntnis bescheiden, daß Niederösterreich und Westungarn um diese Zeit eine<br />
kleine Sondergruppe im großen hallstättischen Kulturbereiche darstellen, deren nähere<br />
Verwandtschaft erst klarzulegen ist. Man kann ihr, nach einem der wichtigsten Fundplätze, füglich den<br />
Namen Kalenderberg-Kultur geben.“ 680 Er nahm an, dass sich die Kalenderbergkultur aus der<br />
Stillfrieder Gruppe entwickelt hat. 681 Das Bestreben, Kulturkreise und -gruppen zu finden, beherrschte<br />
die Forschung jener Zeit. Die Forschungsgeschichte des niederösterreichischen Raumes während der<br />
Hallstattzeit mit den wichtigsten chronologischen und chorologischen Ansichten verschiedener<br />
Autorinnen und Autoren hat kürzlich L. Nebelsick zusammengefasst, 682 schließlich gibt es „über die<br />
kulturelle Zugehörigkeit der einzelnen Landschaften hinaus gemeinsame, verbindende Züge, die es<br />
ermöglichen, größere Gebiete zusammenzuschließen und als relativ einheitliche Kulturräume zu<br />
betrachten“. 683<br />
R. Pittioni gliedert die Ostgruppe seines „mittleren Metallikums“ in einen Typus Statzendorf-<br />
Gemeinlebarn im mittleren Niederösterreich und im Burgenland, einen Typus Bernhardsthal im<br />
nördlichen Niederösterreich, einen Typus Wies in der Steiermark und einen Typus Frög in Kärnten. 684<br />
Jeder Typus besitzt nach R. Pittioni „eine individuelle Note im Großen und jeder Fundkomplex eine<br />
solche im Kleinen“. Zweifellos richtig ist die Feststellung, die „kulturgeographische Orientierung<br />
urgeschichtlicher Probleme“ gestatte eine weitaus zutreffendere Interpretation als jede<br />
„kulturmorphologische Betrachtung im luftleeren Raum“. Zudem sei ein „quer durch das Donautal von<br />
Westen nach Osten ziehendes Kulturgefälle, das an Hand einer in mancher Hinsicht überspitzten<br />
keramischen Gestaltung einwandfrei verfolgt werden kann“, nachweisbar. 685<br />
Verbreitungsmuster von archäologischen Fundobjekten spiegeln nach L. Nebelsick verschiedene<br />
Kontakt- und Kommunikationssphären wieder, weshalb verschiedene Elemente der materiellen Kultur<br />
unterschiedliche geographische Verteilungen aufweisen. Da in der älteren Hallstattzeit Mitteleuropas<br />
Sepulkral- und Metallgeräte überregional vorliegen, ist eine kleinräumige Gliederung anhand der<br />
Keramikformen und -zierden zu treffen. 686 „Anders als Metallgegenstände, die oft weitreichende<br />
Verbreitung zeigen, ist die Keramik im Allgemeinen lokal gebunden und es kommt ihr eine Hauptrolle<br />
dabei zu, innerhalb von Kulturkreisen die Unterscheidung regionaler Gruppen zu ermöglichen. Lokal<br />
hergestellte Keramik lässt die soziale Identität von Gemeinschaften erkennen“ stellt S. Stegmann-<br />
Rajtár fest. 687<br />
677 Müller-Scheeßel 2000, 29.<br />
678 Rebay 2002, 112 f.<br />
679 Kyrle 1912, 242.<br />
680 Menghin 1921, 24.<br />
681 Menghin 1928, 195.<br />
682 Nebelsick 1997, 9 ff.<br />
683 Eibner-Persy 1980, 89.<br />
684 Pittioni 1937, 176 ff.<br />
685 Pittioni 1954, 539<br />
686 Nebelsick 1997, 20.<br />
687 Stegmann-Rajtár 2002b, 201.<br />
258
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Zur räumlichen Abgrenzung des Kulturphänomens kann das Auftreten kalenderbergverzierter Gefäße<br />
verwendet werden, auch wenn es nur einen Teil der gesamten Kulturerscheinung darstellt, 688<br />
vermutlich aber ein „spezifisches ästhetisches und rituelles Verständnis“ ausdrückt. Zu den<br />
Eigenheiten der Kalenderbergkultur zählen sowohl die zweidimensionalen, geritzten oder gemalten<br />
Zeichen, als auch die plastische, dreidimensionale Verzierung mit Knubben, Kanneluren und Leisten.<br />
In der Ornamentik sind verschiedene Arten von Wolfszahnbändern, Varianten der Felderverzierung<br />
und Schalen mit schräg schraffierten Dreiecken typisch. 689<br />
Abb. 240: Fundstellen der Hallstattzeit mit Kalenderbergware in den Gräbern (Kartierung n. Nebelsick 1996, 355.)<br />
Die Verbreitung des „komplexen Kalenderberggeschirres", bestehend aus Tonfeuerbock, Fußschalen,<br />
Doppelgefäßen und Henkeltöpfen, ist in dieser Zusammensetzung nur im Eisenstädter Becken, rund<br />
um das Leithagebirge und im südlichen Wiener Becken verbreitet. Dieses Kerngebiet der<br />
Kalenderbergkultur beeinflusst umliegende Gebiete maßgeblich, so dass einzelne Objekte in einem<br />
weiteren Umkreis geläufig sind und mit ihrer Verbreitung den Raum der Kalenderbergkultur<br />
definieren. 690<br />
Wo natürliche Barrieren eine Region begrenzen, müssen auch Kulturgrenzen nicht näher erläutert<br />
werden. Topographisch zu erklären sind die Grenzen der Kalenderbergkultur in dünn besiedelten<br />
Berglandschaften, den Höhen des Wiener- und Dunkelsteiner Waldes, des Waldviertel-Massivs und<br />
der Kleinen Karpaten sowie die Steppen- und Sumpflandschaft der kleinen ungarischen Tiefebene.<br />
Nicht topographisch, sondern kulturell bedingt ist eine bewusste Ablehnung eines kulturdefinierenden,<br />
gruppenbildenden Elementes durch eine andere Kultur- bzw. Gruppe. Dies ist im mährischniederösterreichischen<br />
Grenzland jenseits des Tayabeckens, im unteren Marchtal, in der<br />
Gebirgsrandzone des Mittelburgenlandes sowie im Gebiet jenseits von Bratislava und der Großen<br />
Schüttinsel der Fall. 691 Im Nordwesten grenzt die Horákovkultur an die Kalenderbergkultur, im Osten<br />
berührt sie Ausläufer der Hallstattkultur im Bereich des Bakonygebirges und des Donauknies 692 und<br />
im Süden schließen süd- und inneralpine Gruppen an. 693<br />
Die Westgrenze ist in den Umschreibungen der Kalenderbergkultur häufig unklar formuliert,<br />
tatsächliche Grenzen nach Westen sind auch nicht zu erwarten. In der Tat bilden das westlichste<br />
688 Schappelwein 1998.<br />
689 Brosseder 2004, 281f.<br />
690 Nebelsick 1997, 20 f.<br />
691 Nebelsick 1997, 20 f.<br />
692 Patek 1983, 1 ff.<br />
693 Pichlerová 1970, 5 ff.<br />
259
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Niederösterreich zwischen Pielach und Enns mit dem oberösterreichischen Machland und dem<br />
Mündungsgebiet der Traun zwischen Wels und Linz eine Einheit. 694 Etwa 70 km von Statzendorf<br />
entfernt liegt Mitterkirchen, ein Hügelgräberfeld der Hallstattzeit, das erst in den 1980er Jahren<br />
bekannt und ergraben wurde. Das Fundmaterial aus Mitterkirchen wird zur Zeit von J. Leskovar vom<br />
Oberösterreichischen Landesmuseum bearbeitet. 695 Auch wenn Fundmaterial wie Kalenderbergtöpfe<br />
696 in Richtung Osten weisen, so ist das etwa 80 Gräber umfassende Hügelgräberfeld bereits<br />
durch die Wagengräber einer anderen Qualitätsstufe zuzuordnen. Die Keramik des Gräberfeldes ist<br />
von guter Qualität, bemalte Ware ist häufig, an Verzierungen sind vor allem mehrfache, hängende<br />
Bogengirlanden auffällig, die in einer Rollstempeltechnik ausgeführt sind, die aus Statzendorf nicht<br />
bekannt ist. Bei den Kleinfunden sind einige Parallelen zu Statzendorf auffällig, so finden sich etwa im<br />
noch unpublizierten Material eine fast identische, mit Kreisaugen verzierte Knochenscheibe,<br />
Zwergknebel, eine Gehängefibel sowie Kleidungsbesatz und Nadelformen.<br />
Etwa 30 km flussaufwärts, ebenfalls an der Donau, sind in den Jahren 1938 bis 1945 beim Bau der<br />
heutigen VÖEST Grabfunde der Hallstattzeit geborgen worden, die unter dem Namen Gräberfeld<br />
Linz-St. Peter von H. Adler publiziert, aber nicht ausgewertet wurden. 697 Auch wenn das Gräberfeld<br />
bereits etwa 100 km entfernt liegt, dürfte es noch mehr Gemeinsamkeiten mit Statzendorf als<br />
Mitterkirchen aufweisen. Die unglücklichen Fundumstände, die mangelhafte Dokumentation und der<br />
Verlust vieler Dokumente, die das Gräberfeld betreffen, machen eine zufriedenstellende Einschätzung<br />
nicht mehr möglich. Trotzdem sollte erwähnt sein, dass das Hallstatt C-zeitliche Gräberfeld das<br />
urnenfelderzeitliche überlagert. 698 Die Keramik ist deutlich dunkler und gröber als in Mitterkirchen und<br />
entspricht so eher Statzendorf. Rädchenverzierung wie in Mitterkirchen kommt vor, auffallend ist<br />
jedoch die überdeutlich in den Ton gedrückte Abrollzier. Bemalte Keramik ist sehr selten, einige<br />
östlich geprägte Kegelhalsgefäße fallen auf, 699 ebenso eine ganze Reihe von Henkeltöpfen mit<br />
eingestochenen Dreiecken am Hals-/Schulterumbruch, 700 wie sie aus Grab B125 (PA43094) bekannt<br />
sind – sie dürften ähnlich der Kalenderbergtöpfe zur Grundausstattung der Gräber von Linz-St. Peter<br />
gehört haben. An Bronzen, die Richtung Osten weisen, sind eine Harfenfibel 701 und eine<br />
Rippenkopfnadel 702 Typ Statzendorf zu nennen. Im Grunde würde das Material des Gräberfeldes auch<br />
in Statzendorf nicht auffallen, zumal das Ausstattungsniveau der Gräber im Durchschnitt ähnlich sein<br />
dürfte. Als Bindeglied zwischen Ost und West kann das Wagengrab von Amstetten angeführt werden,<br />
das mit seinem Bronzeblechgürtel eng mit Statzendorf verbunden bleibt. 703<br />
Die Donau ist jedenfalls in der Hallstattzeit nicht als Grenzfluss aufzufassen. 704 Sie dient eher als<br />
Wasserstrasse, als Kommunikations- und Verbindungslinie für Transport und Verkehr. 705 Anders als<br />
Flüsse dürften dichte Wälder dem Handel und dem Ideenaustausch eher hinderlich gewesen sein. In<br />
der Hallstattzeit dürfte neben dem Dunkelsteiner Wald, der weitgehend fundleer ist, auch dem<br />
Ennswald, ähnlich wie in historischer Zeit, eine trennende Rolle zugekommen sein.<br />
S. Stegmann-Rajtár untersuchte jüngst die Bedeutung der Keramik für die regionale Gliederung der<br />
nordöstlichen Hallstattkultur. Diese gliedert sie in mehrere Kulturgruppen, die Horákovgruppe, die<br />
Kalenderberggruppe und die Gruppe des mittleren (Raabtal) und nordöstlichen Transdanubien. Die<br />
große Variabilität im Totenbrauchtum lässt wiederum auf die Keramik zurückgreifen. Charakteristisch<br />
für die Kalenderberggruppe ist die Beigabe eines Geschirrsatzes, der nach bestimmten Regeln<br />
zusammengesetzt ist. Hauptsächlich sind folgende Typen vertreten: großes Kegelhalsgefäß,<br />
bauchiges Gefäß, Henkelschüsseln, Henkelschalen, Schalen, Fußschalen, Situlen, Tassen, Töpfe und<br />
Gefäßdeckel. Besonders häufig kommt die Vergesellschaftung von großem Kegelhalsgefäß,<br />
Henkelschüssel und Fußschale vor. Schüsseln mit oberrandständigem Henkel sind bis jetzt nur im<br />
694 Weissenborn 1983.<br />
695 J. Leskovar bearbeitete als Diplomarbeit bereits drei Wagengräber aus Mitterkirchen (Leskovar 1998). An<br />
dieser Stelle möchte ich ihr für viele entgegenkommende Hinweise und die Möglichkeit, Einsicht in das noch nicht<br />
publizierte Material zu nehmen, danken.<br />
696 Leskovar 1998, 47.<br />
697 Adler 1965.<br />
698 Adler 1965, 11. Die Klassifizierung in frühbronzezeitliches, urnenfelderzeitliches, Hallstatt-C zeitliches, latènezeitliches<br />
und römerzeitliches Material unternahm H. Adler, wobei die Zeitstellung oder die Geschlossenheit der<br />
Komplexe im Einzelfall anzuzweifeln ist (z.B. bei Körpergrab 8, Adler 1965, 26, oder bei Körpergrab 49, Adler<br />
1965, 31).<br />
699 Adler 1965, 259, 281, 285.<br />
700 Adler 1965, 257, 307, 309, 313, 317, 319.<br />
701 Adler 1965, 241.<br />
702 Adler 1965, 303.<br />
703 Lucius 1963, 514 ff.<br />
704 Kaus 1981, 150.<br />
705 Eibner 2001b, 181.<br />
260
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Bereich der Kalenderberggruppe verbreitet, Schüsseln mit in der Halsmitte endendem Henkel sind nur<br />
in der Hallstattgruppe des mittleren und nordöstlichen Transdanubien festzustellen. Charakteristisch<br />
für diese Gruppe ist außerdem die Schale mit vier Randlappen. 706<br />
E. Patek 707 beschreibt die hallstattzeitlichen Fundgruppen Ungarns aus geographischer Sicht. Sie<br />
unterscheidet das nordwestliche Transdanubien, Sopron-Umgebung, das Bakonygebirge und<br />
Marcalbecken, das nordöstliche Transdanubien und Fundgruppen westlich und südlich des Balaton.<br />
Das nordwestliche Transdanubien sieht sie in engem Zusammenhang mit dem benachbarten<br />
Burgenland und Niederösterreich, der Kalenderbergkultur, ohne jedoch ihren regionalen Gruppen ein<br />
Siegel aufzudrücken. Der Kulturbegriff an sich spielt für sie kaum eine Rolle.<br />
Die Grafik versucht eine Kartierung der normalerweise eher vorsichtig formulierten Vorstellungen über<br />
die Verbreitung der Kalenderbergkultur. Besonders unverständlich ist hierbei die Grenze zur<br />
Horákovkultur, die exakt entlang der österreichisch-tschechischen Staatsgrenze verläuft und wohl<br />
forschungsgeschichtlichen Ursprungs ist. Seit 1941 wird der Begriff Horákovkultur für die<br />
Hallstattkultur in Südmähren gebraucht. Klare Unterschiede zum Kalenderbergraum sind bis auf die<br />
„nüchternere Keramikausstattung“ 708 nicht zu fassen. Unverständlich ist außerdem die Grenze entlang<br />
der March, dienen doch Flüsse weitgehend eher als Kommunikations- denn als Trennlinie. In der<br />
Südwestslowakei waren jedoch relativ wenige Fundstellen bekannt, weshalb bei vielen Kartierungen<br />
hier eine Lücke klafft. Durch die Arbeiten von M. Pichlerová 709 und P. Romsauer 710 konnte die Lücke<br />
ein wenig gefüllt werden, trotzdem dürften auch Erosion und Landwirtschaft für das Fehlen von<br />
Fundstellen verantwortlich sein. Anstelle von Arbeiten, bei denen der Kulturbegriff eine große Rolle<br />
spielt, werden in jüngerer Zeit regions- und landschaftsbezogene Arbeiten häufiger. Im Grenzgebiet<br />
zwischen Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn wird die Arbeit nicht zuletzt durch die<br />
unterschiedlichen Landessprachen erschwert. Es bleibt zu hoffen, dass durch das Zusammenrücken<br />
Europas die Chance für künftige, grenzüberschreitende Projekte wahrgenommen wird.<br />
Abb. 241: Die Kalenderbergkultur in der gängigen Literatur (Die Kartierung der Fundstellen erfolgte nach Kaus<br />
1973, Nebelsick 1997, Neugebauer 1993, Patek 1993, Pichlerová 1970, Podborský 1993 und Teržan 1990 und ist<br />
keine vollständige Wiedergabe aller hallstattzeitlichen Funde des abgebildeten Raumes.)<br />
706 Stegmann-Rajtár 2002b, 202.<br />
707 Patek 1993, 47 ff.<br />
708 Podborský 1974, 371<br />
709 Pichlerová 1970.<br />
261
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
21.4 Zur inneren Gliederung der Kalenderbergkultur<br />
Eine innere Gliederung der Kalenderbergkultur wurde nicht zuletzt wegen der Materialfülle immer<br />
wieder versucht. R. Pittioni lehnte den Begriff Kalenderbergkultur, der ja bereits in der Forschung<br />
verankert war, ab. Offenbar wehrte er sich damit gegen die Übertragung des Wortes<br />
Kalenderbergkeramik auf knubben- und leistenverzierte Keramik anderer Gegenden. 711 An seine<br />
Stelle trat der Typus Statzendorf-Gemeinlebarn im mittleren Niederösterreich. Das nördliche Niederösterreich<br />
sonderte er durch den Typus Bernhardsthal ab. 712 Später sprach er von einer „Regionalform<br />
Statzendorf-Gemeinlebarn-Ödenburg“. 713<br />
Nachdem das Gräberfeld Statzendorf gemeinsam mit den Grabhügeln von Gemeinlebarn<br />
namengebend war, ist es angebracht, diese heute nur noch forschungshistorisch interessante<br />
Gliederung zu beleuchten. Die Namengebung soll das kennzeichnende Nebeneinander von Flachund<br />
Hügelgrab betonen, das nach R. Pittioni „kaum anders als soziologisch gedeutet werden“ kann. 714<br />
Grund für das Herausheben des mittleren Niederösterreichs beiderseits der Donau und das<br />
anschließende nördliche Burgenland als eigenen Typus ist die Sonderstellung diese Raumes in der<br />
Hallstattzeit. Eine klare Westgrenze ist nicht auszumachen. R. Pittioni betont das aus dem Westen<br />
kommende Kulturgefälle und führt besonders die westlich beeinflusste Keramik an, die eine enge<br />
Verbindung zum Typus Huglfing-Schärding aufweist. Daneben rechtfertigt aber die ausgeprägte<br />
Eigengestaltung der Keramik einen eigenen Typus. Enge Kontakte gibt es selbstverständlich mit dem<br />
nördlicheren Typus Bernhardsthal, das Auffinden westlich orientierter keramischer Typen in der<br />
norddanubischen Siedlungslandschaft hält R. Pittioni für einen „Infiltrierungsvorgang“. 715 Die<br />
Aufzählung der Fundorte, natürlich entsprechend dem Forschungsstand 1954, umfassen neben<br />
Statzendorf und Gemeinlebarn Langenlebarn, St. Andrä a. d. Traisen, Kuffern, weiter östlich<br />
Katzelsdorf bei Tulbing, Wien XXV-Vösendorf [sic!], Mödling-Kalenderberg, die Malleiten bei Bad<br />
Fischau und das zugehörige Gräberfeld Feichtenboden, Loretto, Au am Leithagebirge, Jois,<br />
Donnerskirchen, Eisenstadt-Burgstall, Weiden am See und in Westungarn [sic!] Marz bei Ödenburg.<br />
Für die Südgrenze seines Typus führt R. Pittioni Krensdorf bzw. Riegersburg an, gegen Norden<br />
stecken die Fundorte Maiersch, Röschitz, Pillichsdorf und Großweikersdorf die Grenzen ab. Nachdem<br />
die Metalle gesamthallstättischen Formen entsprechen, werden die keramischen Funde besonders<br />
hervorgehoben. R. Pittioni erkennt eine „dreifache Orientierung“, die Weiterführung des<br />
bodenständigen Hallstatt-B-Horizontes, erkennbar in den Kegelhalsgefäßen, Einzugschalen,<br />
Henkelschalen und Tonsitulen, den reichen Bestand westlicher Formen, zu denen er gequetschtkugelige<br />
Großgefäße, Stufenschalen und kalottenförmige Becken zählt, und die Verbindung beider<br />
Elemente zu spezifischen Neuformungen. Diese werden an den reliefverzierten Oberflächen,<br />
insbesondere von Henkelschalen und Mondidolen, festgemacht. 716<br />
Der Typus Bernhardsthal, verbreitet im nördlichen Niederösterreich, wird als Fortführung des Typus<br />
Stillfried gesehen. Neben den Einflüssen des Typus Statzendorf-Gemeinlebarn, zu dem der Typus<br />
Bernhardsthal enge Kontakte hält, führt R. Pittioni auch mährische Einflüsse an, die Ostgrenze sieht<br />
er in der March. Zu den Fundorten des Typus zählt er Bernhardsthal, Rabensburg, Bullendorf,<br />
Hohenau, Maiersch, Maissau, Ravelsbach, Roggendorf bei Eggenburg, Hauskirchen, Landersdorf, die<br />
Heidenstadt bei Limberg, Thunau am Kamp, Röschitz, Pillichsdorf, Unterzögersdorf, Steinberg bei<br />
Ernstbrunn, Oberleiserberg bei Klement, Großweikersdorf, Stillfried, Scheibenberg bei Kronberg und<br />
schließlich Großmugl. Unverständliche bleibt, dass Maissau zum Typus Bernhardsthal gerechnet wird,<br />
Maiersch aber sowohl beim Typus Statzendorf-Gemeinlebarn 717 als auch beim Typus Bernhardsthal 718<br />
aufgezählt wird, ebenso wie Röschitz, Pillichsdorf und Großweikersdorf. Kennzeichnend ist für den<br />
Typus Bernhardsthal das Kegelhalsgefäß mit Halsteil, der gleich hoch wie der Bauchteil ist. 719 Eine<br />
chronologische Gliederung ist für R. Pittioni anders als für den Typus Statzendorf-Gemeinlebarn nicht<br />
zu erreichen, die „von C zu D führende Modifikation wurde nicht vollzogen“, und so nimmt er an, dass<br />
der kulturelle Stand der Stufe C bis zur Latènekultur beibehalten wird. 720 Die Keramik unterscheidet<br />
sich gegenüber der des Typus Statzendorf-Gemeinlebarn durch die „fühlbare Einfachheit der<br />
710 Romsauer 1984.<br />
711 Pittioni 1954, 573.<br />
712 Pittioni 1937, 176 ff.<br />
713 Pittioni 1980, 58 ff.<br />
714 Pittioni 1954, 580<br />
715 Pittioni 1954, 573<br />
716 Pittioni 1954, 588.<br />
717 Pittioni 1954, 574.<br />
718 Pittioni 1954, 591.<br />
719 Pittioni 1937, 176.<br />
720 Pittioni 1954, 591.<br />
262
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Oberflächengestaltung“, Grafitstreifenbemalung ist häufiger als rot-schwarze Bemalung. Das<br />
Mehrfach- und das Stierkopfgefäß sind beliebte Formen, zahlreich kommt auch die Tonsitula mit<br />
Deckel vor, seltener das Kalenderberggefäß, für das R. Pittioni direkten Import für möglich hält. 721<br />
Kartiert man die Fundstellen, die R. Pittioni anführt und beachtet dabei die unklar zugeordneten<br />
Fundstellen nicht, so ergibt sich eine strikte Trennung nördlich und südlich der Donau, die so<br />
sicherlich nicht existiert. 722<br />
K. Kaus machte sich 1981 für die Wiedereinführung des Begriffes Kalenderbergkultur als<br />
Kalenderberggruppe des Osthallstattkreises stark, 723 worin ihm der Großteil der Fachwelt folgte. 724<br />
Auch er versucht, innerhalb der wiedererstandenen Kalenderberggruppe Siedlungskammern oder<br />
„Herrschaftsbereiche der Kalenderbergkultur“ zu unterscheiden und meint die Gruppen anhand der<br />
unterschiedlichen Bestattungsriten, namentlich dem Vorherrschen von Hügel- oder Flachgräbern,<br />
erkennen zu können. 725 Die Ursachen für das Phänomen der vielfältigen Bestattungsarten, unter<br />
anderem in Flachgräberfeldern und unter Grabhügeln, dürften jedoch vielschichtiger sein, unter<br />
anderem dürften Mikrotopographie und Chronologie eine Rolle spielen.<br />
Andere Gliederungsversuche der Kalenderbergkultur orientieren sich an der Verbreitung keramischer<br />
Formen und Zierstile. Anhand der Gefäßverzierungen klar abgrenzbare Werkstattkreise zu finden,<br />
scheint innerhalb der Kalenderbergkultur nicht möglich zu sein, eher weist jede Fundstelle individuelle<br />
Charakteristika auf. 726<br />
S. Klemm spricht sich für einen Soproner Formenkreis innerhalb der Kalenderbergkultur aus, der das<br />
einheitliche Fundbild im südöstlichen Kalenderbergraum, dem Wiener Becken, dem Nordburgenland,<br />
dem Gebiet um Sopron aber auch in der nördlichen Steiermark während der älteren Hallstattzeit<br />
umschreibt. Ähnliches hat bereits A. Eibner-Persy angedeutet. 727 In jedem Gräberfeld sind<br />
unterschiedlich starke Auswirkungen auswärtiger Einflüsse und Beziehungen fassbar. So ist etwa für<br />
Bad Fischau die Bogenkannelur besonders kennzeichnend, für Loretto die Kammstrichverzierung, in<br />
Sopron und Gniebing die Ritzverzierung und in den Fundstellen des nördlichen Burgenlandes und der<br />
Südwestslowakei die Grafitstreifenmalerei. Typisch sind hier die kalenderbergverzierten Sonderformen<br />
sowie der merkliche Einfluss des Süd- und Südostalpenraumes sowie Kontakte zur Basarabi-Kultur<br />
und zur Lausitzer Kultur. 728<br />
Basierend auf R. Pittionis Zweiteilung der Kalenderbergkultur werden heute häufig drei Gruppen<br />
unterschieden. Der Typus Statzendorf-Gemeinlebarn, der eine große geographische Ausdehnung<br />
besitzt, wird nochmals in einen nordwestlichen und einen südöstlichen gegliedert. B. Teržan<br />
unterscheidet im Nordostalpenraum eine „Fazies“ um den Neusiedlersee und Sopron, das<br />
Donaubecken, womit die Südwestslowakei, Nordwestungarn und die östlichen Randgebiete<br />
Niederösterreichs und des Burgenlandes gemeint sind, und den Raum Statzendorf-Gemeinlebarn. 729<br />
J.-W. Neugebauer erkennt im March-Thayagebiet Merkmale einer kulturellen Einheit, die noch über<br />
die March hinaus zu gehen scheint. 730 Diese Gruppe fasst L. Nebelsick durch die Verbreitung<br />
tonnenförmiger, zweihenkeliger Toneimer im nordöstlichen Bereich der Kalenderbergkultur, die<br />
Verbreitung großer Henkelschalen steckt den südlichen Bereich ab, die Verbreitung getreppter<br />
Schalen den Westbereich. 731 Etwas anders, da ihr Forschungsschwerpunkt ein wenig weiter östlich<br />
liegt, sieht M. Pichlerová die Situation: Durch Kartierung der Hügelgräber gliedert sie die<br />
Kalenderbergkultur in drei Gruppen, die ihr auch materialmäßig fassbar erscheinen: Die<br />
niederösterreichische Gruppe mit den Fundorten Rabensburg und Bernhardsthal, die<br />
südwestslowakische Gruppe mit Nové Košariská und Reca und die Gruppe Sopron-Fischau mit den<br />
Fundorten Sopron, Bad Fischau, Donnerskirchen und Schandorf. 732<br />
721 Pittioni 1954, 596 ff.<br />
722 Wie Karte 11 in Pittioni 1954, 538, zeigt, war eine strenge Nord-Süd – Teilung gar nicht in dem Sinne<br />
beabsichtigt. R. Pittioni spricht sich schließlich immer wieder für die Berücksichtigung von Naturräumen aus.<br />
723 Kaus 1981, 149 ff.<br />
724 Eibner C. 1984, 53.<br />
725 Kaus 1981, 156 f.<br />
726 Schappelwein 1998<br />
727 Eibner-Persy 1980, 87 ff.<br />
728 Klemm 1992, 186 f.<br />
729 Teržan 1990, 208.<br />
730 Neugebauer 1972, 6f.<br />
731 Nebelsick 1997, 26.<br />
732 Pichlerová 1970, 5ff.<br />
263
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Zur Wirtschaftsgeschichte ist anzumerken, dass im alpinen und südostalpinen Bereich die<br />
wirtschaftliche Grundlage vermutlich vor allem der Bergbau darstellte. Südmähren, die Slowakei,<br />
Niederösterreich und das nördliche Burgenland waren hingegen eher bäuerlich orientiert, klimatisch<br />
günstige Zonen, tertiäre Beckenlagen mit Braun- und Schwarzerdeböden wurden bevorzugt,<br />
ungünstige Gegenden wie das östliche Weinviertel, das Laaer-Becken und Gegenden östlich des<br />
Neusiedler Sees gemieden und nur dünn besiedelt. 733 Wie anhand des Kartenausschnittes gezeigt<br />
werden kann, liegt der Großteil der hallstättischen Fundstellen in günstigen Siedlungslagen, in<br />
Gewässernähe und Tieflage. Die geringere Wirtschaftskraft und der „bäuerliche Konservativismus“<br />
führten zu einer langsameren Aufnahme von Modeerscheinungen sowie einer langsameren<br />
Hallstattisierung. 734<br />
Die Entwicklung der hallstattzeitlichen Siedlungstätigkeit im Osthallstattraum hat vor kurzem M. Griebl<br />
prägnant zusammengefasst. In der späten Urnenfelderzeit ist die vorherrschende Siedlungsform die<br />
befestigte Höhensiedlung, die in Zentren wie Stillfried, Sopron, Velem und Kleinklein bis Ha D1 weiter<br />
fortgeführt wird. Andere Höhensiedlungen werden bereits früher aufgegeben und existieren nur bis in<br />
die ältere Hallstattzeit. Dazu zählen Eisenstadt, Devín oder der Oberleiserberg. Thunau am Kamp, der<br />
Burgstall von Schiltern, der Leopoldsberg sowie die Malleiten bei Bad Fischau werden bis in die<br />
fortgeschrittene Hallstattzeit besiedelt. Erst während der Hallstattzeit besiedelt werden der Allander<br />
Buchberg, der Praunsberg bei Niederhollabrunn, der Braunsberg bei Hainburg, der Kalenderberg bei<br />
Mödling, Purbach und Donnerskirchen. Siedlungen mit einem Schwerpunkt in der jüngeren<br />
Hallstattzeit sind vorwiegend in der Slowakei bekannt, dazu zählen Smolenice-Molpír, Sered und der<br />
Burgberg von Bratislava. Neben den Höhensiedlungen werden ab Ha C2 zahlreiche<br />
Flachlandsiedlungen wie Großweikersdorf, Wien-Oberlaa, Unterparschenbrunn, Zlabern, Hohenau,<br />
Asparn/Zaya, Göttlesbrunn oder Horn angelegt, was eventuell durch die einsetzende<br />
Klimaverschlechterung zu erklären ist. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts führen gesellschaftliche<br />
Umbrüche zur Aufgabe der Siedlungsplätze. 735<br />
21.5 Statzendorf und die Region Traisental-Fladnitztal<br />
Versucht man, kleinregionale Beobachtungen zur Siedlungsstruktur der Hallstattzeit anzustellen, so<br />
hat man im Fall von Statzendorf besonderes Glück. Statzendorf liegt im Fladnitztal, einem Nachbartal<br />
des Traisentales. Die Fladnitz verläuft westlich der Traisen, am Rand des Dunkelsteiner Waldes, im<br />
Abstand von 3 - 8 km von der Traisen, ebenfalls von Süden nach Norden. Bei kaum einem anderen<br />
Fundort sind in unmittelbarem Umkreis eine solche Fülle gleichzeitiger oder zumindest annähernd<br />
gleichzeitiger Fundstellen bekannt. Einige davon schon seit längerem bekannt, besonders ins Licht<br />
gerückt wurde die Region Traisental-Fladnitztal durch die Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes.<br />
736 Die Dichte der bekannten Fundstellen ist neben der günstigen topographischen Lage auch<br />
auf den Abbau der glazialen Schotter zurückzuführen, und auf den Umstand, dass Funde aus dem<br />
Schotterabbau beobachtet und von geistlichen und weltlichen Interessierten zur Kenntnis genommen<br />
wurden. 737<br />
733 Kaus 1973b, 74.<br />
734 Kaus 1973b, 74.<br />
735 Griebl 2004, 127 ff.<br />
736 Neugebauer 1988, 85 ff.<br />
737 Nebehay 1993, 8, nennt A. Dungel, L. Karner, A. Baumgartner, G. Hahnl, A. Kerschbaumer und A. Gattringer.<br />
J. Szombathy, J. Bayer und selbstverständlich J.-W. Neugebauer sind ebenfalls zu nennen.<br />
264<br />
Abb. 242: Innere Gliederung der Kalenderbergkultur nach Pittioni 1954 und Nebelsick 1997
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Die Fundstellen, Siedlungen ebenso wie Gräberfelder, liegen perlenartig aufgefädelt in geringer<br />
Entfernung von den Flussläufen an der Niederterrassenkante. In der Region südlich der Donau, im<br />
wesentlichen zwischen Pilach und Traisen bzw. an deren Verlauf, finden sich folgende Fundstellen<br />
der Hallstattzeit: Franzhausen, Fugging, Gemeinlebarn, Getzersdorf, Göttweig, Groß-Rust,<br />
Hafnerbach, Inzersdorf a. d. Traisen, Karlstetten, Klein- bzw. Großrust, Kuffern, Oberndorf i. d. Ebene,<br />
Reichersdorf, St. Andrä a. d. Traisen, St. Pölten, Wagram ob der Traisen und Statzendorf. 738<br />
Nur bei einem Bruchteil des ergrabenen Materials wäre eine Bearbeitung und Publikation bereits<br />
möglich, der größte Teil des Fundmaterials ist hingegen noch nicht zu beurteilen und kann vermutlich<br />
in absehbarer Zeit aufgrund der Fülle des Materials auch nicht in zufriedenstellender Weise erforscht<br />
werden. Es ist daher weiterhin auf die Altmeister der prähistorischen Forschung zurückzugreifen.<br />
Erstaunlich ist, dass auch zahlreiche Klein- und Einzelkomplexe, die seit langem bekannt sind, häufig<br />
nur kursorisch und ohne Abbildungen, für moderne Ansprüche jedenfalls unzureichend publiziert sind.<br />
Es wäre lohnend, sich ihrer erneut, vielleicht im Sinne einer Landschaftsarchäologie, anzunehmen. Im<br />
folgenden wird versucht, die Gräberfelder der Region kurz zu umreißen:<br />
Statzendorf und Großrust 739 liegen etwa drei km voneinander entfernt. 1928 barg J. Bayer bei einer<br />
„Probegrabung“ vier Brandgräber und kündigte die systematische Ausgrabung des Gräberfeldes an.<br />
Die Größe der Nekropole schätzte er nicht wesentlich geringer ein als die des Gräberfeldes<br />
Statzendorf. 740 Tatsächlich konnten noch 14 weitere Gräber ergraben werden, es existiert aber kein<br />
weiterer Fundbericht. Das Fundmaterial<br />
befand sich in der prähistorischen Abteilung<br />
des Naturhistorischen Museums in<br />
Wien und wurde später an das Niederösterreichische<br />
Landesmuseum abgetreten.<br />
741<br />
Abb. 243: Fundstellen der Hallstattzeit in der Region<br />
Traisental-Fladnitztal (Kartierung nach Kaus 1973 und<br />
Neugebauer 1993, ergänzt)<br />
Das Gräberfeld St. Andrä an der Traisen<br />
liegt etwa 6 km von Statzendorf entfernt.<br />
1935 wurden acht Gräber geborgen, die<br />
umgehend von K. Krenn publiziert wurden.<br />
742 Das Fundmaterial ähnelt dem aus<br />
Statzendorf. Grab 2 ist durch die durchlochte<br />
Eisenkugel und die verzierte Knochenscheibe<br />
besonders interessant,<br />
zumal sich direkte Parallelen zu Grab<br />
B138 und B141 von Statzendorf ziehen<br />
lassen. Auch in St. Andrä ist ein deutlicher<br />
Westeinfluss, etwa durch die<br />
Schwanenhalsnadeln, spürbar.<br />
Aus Gemeinlebarn sind seit langer Zeit<br />
sowohl Grabhügel 743 als auch Flachgräber<br />
744 bekannt, erst 1996-1997 konnten<br />
weitere Bestattungen geborgen werden.<br />
Es handelt sich um eine Körperbestattung<br />
in gestreckter Rückenlage sowie<br />
eine Brandbestattung mit zweischleifiger<br />
Bogenfibel aus Bronze mit Zierstücken<br />
auf dem Bügel. 745 In Karlstetten wurde<br />
um 1913 Fundmaterial aus neun Urnengräbern<br />
der Hallstattkultur geborgen, das<br />
in der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums in Wien aufbe-<br />
738 Nebelsick 1997, 25, Neugebauer 1988, 87, Kaus 1973.<br />
739 Bei J. Bayer wird die Fundstelle Klein-Rust genannt, was jedoch von K. Kaus 1973a, 69, korrigiert wurde.<br />
740 Bayer 1928, 233.<br />
741 Kaus 1973a, 71.<br />
742 Krenn 1935, 65 ff.<br />
743 Szombathy 1890, 49 ff.<br />
744 Szombathy 1929<br />
745 Neugebauer 1999, 485.<br />
265
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
wahrt wird und von K. Kaus und C. Pescheck erwähnt wird. 746 Ein Skelettgrab aus Mauternbach mit<br />
acht Gefäßen wurde offensichtlich ebenfalls bereits 1936 entdeckt. 747<br />
Fugging befindet sich etwa 2 km südlich von Statzendorf. 42 Gräber wurden hier in den Jahren bis<br />
1971-1975 ergraben, die Teil eines Gräberfeldes sind. In Fugging sind neben Brand- auch<br />
Körperbestattungen nachgewiesen, das Fundmaterial ist lediglich summarisch in den Fundberichten<br />
aufgezählt, ein Gräberfeldplan ist publiziert. 748<br />
Mindestens sieben zum Teil unpublizierte Gräber des durch den Fund einer figural verzierten Situla<br />
berühmt gewordenen Fundorts Kuffern dürften der Hallstattzeit zuzuordnen sein, 749 nach K. Kaus lässt<br />
sich Grab IX aufgrund des Kegelhalsgefäßes jünger als Statzendorf datieren, tatsächlich spricht auch<br />
der Kalenderbergtopf für eine Datierung in die entwickelte Hallstattzeit. Der große Abstand zwischen<br />
den Gräbern von Kuffern lässt eine Kontinuität zwischen Hallstatt- und Latènezeit lediglich vermuten,<br />
die Fundstellen in der Region Traisental-Fladnitztal liegen allerdings so dicht aneinander, dass die<br />
Situation aus heutiger Sicht nicht beurteilbar ist.<br />
Anders verhält es sich in Pottenbrunn. Die Gräber 1, 7 und 8 können ohne Probleme der Hallstattzeit<br />
zugeordnet werden, die Gräber 3, 6 und 9 stellt P. Ramsl bereits in den Innovationshorizont des<br />
Gräberfeldes Latène A1. Eine zeitliche Lücke anzunehmen 750 ist meines Erachtens nicht notwendig,<br />
da weder die eiserne Harfenfibel 10 aus Grab 8 zwingend an den Übergang Hallstatt B/C gestellt<br />
werden muss – im Gräberfeld Statzendorf datieren die eisernen Harfenfibeln eher in die späteren<br />
Gräberfeldphasen – noch die Keramik einen besonders frühen Eindruck macht. Besonders das<br />
Kegelhalsgefäß 1a aus Grab 7 mit den punktumkränzten Dellen spricht für eine jüngere Datierung.<br />
Zusätzlich ist die Horizontalstratigraphie in Pottenbrunn ein Argument für die Kontinuität zwischen<br />
Hallstatt- und Latènezeit.<br />
Zu den jüngst ergrabenen hallstattzeitlichen Nekropolen, die noch nicht oder nur teilweise vorgelegt<br />
sind, zählen Getzersdorf, Schottergrube Karl Kern, wo neun Körper- und 80 Brandbestattungen<br />
freigelegt werden konnten, Wagram ob der Traisen, Schottergruben ASDAG und Göbl, mit 82 Brandund<br />
Körperbestattungen und Franzhausen, das zwar für die bronzezeitlichen Bestattungen bekannt<br />
ist, aber auch einen ausgedehnten eisenzeitlichen Friedhof enthielt; wie sich herausstellte, die<br />
Verlängerung der bereits bekannten Fundstelle Wagram ob der Traisen. 751 Bekannt ist aus<br />
Franzhausen-Wagram das tiergestaltige Gefäß mit rot-schwarzer Bemalung, sowie eine tönerne<br />
Rippenziste. 752 Verlagert fand sich ein bronzener Blechgürtel, der dem aus Statzendorf<br />
(PA38195_A014) ähnlich ist, er war vermutlich bereits durch antiken Grabraub zerstört worden und<br />
wurde aus drei verschiedenen, nahe beieinander liegenden Grübchen geborgen und zusammengesetzt.<br />
753<br />
Aus Getzersdorf, etwa 6 km von Statzendorf im Traisental gelegen, sind 89 Gräber bekannt, die<br />
Gräberfeldstruktur lehnt sich wie bei den anderen Gräberfeldern der von Statzendorf an, es sind<br />
Brand- und Körpergräber bekannt. Interessant ist der Hinweis auf die Gruppierung einzelner Gräber<br />
um ein im Zentrum befindliches Grab mit größerer Grabgrube. 754 Soweit den Fundberichten zu<br />
entnehmen ist, ist das Material dem aus Statzendorf ähnlich, eine tönerne Rippenziste sticht aus dem<br />
Material hervor. Die intentionelle Durchlochung von Schalen, die zur Abdeckung benutzt wurden, kam<br />
anscheinend gehäuft vor. Die Aufarbeitung des Gräberfeldes war vorbereitet, 755 wurde aber bis dato<br />
nicht fertiggestellt. 756<br />
1986 wurde durch Luftaufnahmen das Gräberfeld von Reichersdorf entdeckt, das vermutlich zu einer<br />
Siedlung der Hallstattkultur an der Niederterrassenkante gehört, die ebenfalls ergraben werden<br />
konnte. Im Gräberfeld wurde ein 30 mal 30 m großer Bereich untersucht, der 17 Brandbestattungen<br />
und die Körperbestattung eines Kindes enthielt. Das Kragenrandgefäß aus Verfärbung 20 ist figural<br />
verziert, jagende und tanzende Menschen sind ebenso wie Tiere stilisiert abgebildet. 757 In Walpersdorf<br />
an der Traisen wurde eine unbekannte Anzahl Gräber vernichtet, nur noch drei Bestattungen konnten<br />
746 Kaus 1973a, 84, Pescheck 1942a, 108 ff.<br />
747 Kaus 1973a, 134, Willvonseder 1937, 231.<br />
748 Adler, Jungwirth, Windl 1971, 38 ff., Windl 1975, 101 ff.<br />
749 Dungel 1907, 86 ff., Kaus 1973a, 94 ff, Nebehay 1993, 8 ff.<br />
750 Ramsl 2000, 147 f.<br />
751 Neugebauer 1997, 175.<br />
752 Neugebauer 1988, 96, Abb. 1.<br />
753 Neugebauer 1997, 183.<br />
754 Gattringer 1972, 59.<br />
755 Neugebauer 1988, 87.<br />
756 freundliche Mitteilung von F. Preinfalk<br />
757 Neugebauer 1997, 184, 187 ff.<br />
266
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
geborgen werden. 758 Zuletzt ist noch Oberndorf in der Ebene zu nennen, wo 14 Brandgräber der<br />
Hallstattkultur in den Jahren 1981-82 ausgegraben und dokumentiert werden konnten. 759<br />
Zusammenfassend lässt sich vermuten, dass die Region Traisental-Fladnitztal in der Hallstattzeit eine<br />
Region mit relativ einheitlichen Siedlungs- und Bestattungsvorlieben war. Die Siedlungen sprechen für<br />
eine bäuerliche Grundorientierung des Großteils der Bevölkerung. Dörfer und Gehöfte aus<br />
mehrschiffigen Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden mit kellerartigen Eintiefungen konnten<br />
nachgewiesen werden. Neben der Landwirtschaft wurden auch Befunde entdeckt, die mit<br />
Textilerzeugung, Töpferei, Knochen- und Geweihbearbeitung sowie Buntmetallverarbeitung in<br />
Verbindung zu bringen sind. Mitunter werden die hallstattzeitlichen Gehöfte durch einen Graben<br />
eingefriedet. 760 In unmittelbarer Nachbarschaft der Siedlungen werden Friedhöfe angelegt. Das<br />
Gräberfeld von Statzendorf wurde vermutlich von etwa 68 bis 100 gleichzeitig lebenden Personen<br />
belegt. 761 Ob die Gemeinschaft, die ihre Toten auf dem Gräberfeld bestattete, aus einem oder<br />
mehreren verschiedenen Gehöften stammten, ist nicht zu entscheiden. Im Laufe der Hallstattzeit<br />
dürfte eine Entwicklung im Bestattungswesen stattgefunden haben, die eine immer stärkere<br />
Individualisierung ebenso wie eine stärkere Demonstration von Status zur Folge hatte. Nicht von allen<br />
Familien dürfen diese Tendenzen im gleichen Maße aufgegriffen worden sein, mitunter dürften sie<br />
jedoch auch in der Region Traisental-Fladnitztal zur Errichtung von Grabhügeln führen. Die größten<br />
Grabhügel der Region sind die drei Hügel von Gemeinlebarn. 762 Südlich der Donau kommen im<br />
näheren Umkreis noch die Grabhügel Pixendorf und Langenlebarn, nördlich der Donau Absdorf,<br />
Großmugel, Gaisruck, Unterzögersdorf, Niederfellabrunn und Niederhollabrunn als Begräbnisstätten<br />
der Elite in Frage.<br />
Abb. 244: Hallstattzeitliche Fundstellen im Donauraum (Kartierung n. Kaus 1973, Nebelsick 1997, Neugebauer 1993)<br />
758 Neugebauer 1988, 89. Das Fundmaterial wurde 2005 im Rahmen einer Proseminararbeit von Petra<br />
Schneidhofer bearbeitet.<br />
759 Neugebauer 1988, 89.<br />
760 Neugebauer 1993, 88.<br />
761 Siehe Kapitel “Zur anthropologischen Geschlechtsbestimmung”.<br />
762 Dungel/Szombathy 1890, 49 ff.<br />
267
Statzendorf<br />
Chorologie<br />
Die Region Traisental-Fladnitztal war durch die Donau, die als Kommunikationslinie für Handel und<br />
Verkehr zu sehen ist, an den westhallstättischen Bereich angebunden. Die engen Verbindungen mit<br />
dem Westen zeigen Keramikformen wie Kragenrandschüsseln und Stufenschalen, die<br />
Keramikzierweise mit Stempel- und Rädchenverzierungen sowie Grafitbemalung auf rotem<br />
Untergrund oder Metallformen wie der Bronzeblechgürtel und die Kugelkopfnadel mit Schwanenhals.<br />
Das einheimische Keramikrepertoire wirkt äußerst traditionsgebunden und macht nicht jede<br />
ostniederösterreichisch-burgenländische Modeerscheinung mit. Die interessanten, vermutlich mit<br />
Kulthandlungen verbundenen Keramiksonderformen der Kalenderbergkultur wie die Tonfeuerböcke,<br />
innenverzierte Fußschalen und Mehrfachgefäße fehlen wie die Tonsitulen in der Region fast zur<br />
Gänze.<br />
268
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
22. Chronologie der Hallstattzeit im Kalenderbergraum<br />
22.1 Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes<br />
Nachdem die Begriffe Stein-, Bronze- und Eisenzeit im Rahmen des Dreiperiodensystems allgemein<br />
anerkannt waren, schlug H. Hildebrand 1874 vor, die ältere Eisenzeit nach dem Fundort Hallstatt, die<br />
jüngere vorrömische Eisenzeit nach dem Fundort La Tène zu benennen. 763 Das Auftreten des neuen<br />
Werkstoffes Eisen markierte den Beginn der Eisenzeit, die Einteilung diente der chronologischen<br />
Einteilung von Fundmaterial und war mit kulturhistorischen Inhalten noch wenig durchsetzt. Neben der<br />
Bedeutung von „Hallstattzeit“ als Unterteilung der Eisenzeit kann auch die Laufzeit des Gräberfeldes<br />
von Hallstatt gemeint sein, was eine größere Zeitspanne, die in die Bronzezeit hineinreicht,<br />
subsummiert. Im Laufe der Forschungsgeschichte durchlief der Begriff Hallstattzeit eine Reihe von<br />
Bedeutungsänderungen und wird bis heute, gerade in Bezug auf das heikle Thema des Übergangs<br />
von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit, nicht einheitlich verwendet.<br />
In der österreichischen Forschungstradition war lange Zeit eine Unterscheidung zwischen Hallstattzeit<br />
und Hallstattkultur gebräuchlich, wobei Hallstattzeit die antiquarischen Stufen Hallstatt A bis D im<br />
Sinne P. Reineckes umschrieb, Hallstattkultur die Stufen Hallstatt C und D. Die durchaus sinnvolle<br />
Trennung zwischen der Bezeichnung „-zeit“ als rein chronologisches, „-kultur“ aber als<br />
Zeitphänomene beschreibendes Suffix setzte sich in der Praxis nicht durch. Wohl endgültig wurde mit<br />
dieser Tradition mit K. Kaus Schluss gemacht, der bemerkte, „Hallstattzeit“, „Hallstattkultur“,<br />
„hallstättisch“, „hallstattzeitlich“, „älterhallstättisch“, „späthallstättisch“ immer im Sinne der Zeitspanne,<br />
die P. Reinecke mit Hallstatt C und/oder D umschrieben hat, zu gebrauchen, es sei denn, ältere<br />
Literatur wird direkt zitiert. 764 In dieser Arbeit werden genauso unter Hallstattzeit die Stufen Hallstatt C<br />
und D verstanden, die Stufen Hallstatt A und B werden als späte Bronzezeit oder Urnenfelderzeit<br />
bezeichnet.<br />
O. Urban, der zuletzt eine umfassende Arbeit über die Urgeschichte Österreichs verfasste, stellte ein<br />
Rahmengerüst der Urgeschichte vor, das im Wesentlichen aus drei „Epochen“ mit dazwischenliegenden<br />
„Sattelzeiten“ besteht. Im Laufe der Urgeschichte stehen den Archäologinnen und<br />
Archäologen zunehmend mehr Quellengattungen zur Verfügung. Die metallzeitlichen Kulturen, die<br />
Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit, fasste er zu einer „Epoche“ zusammen, die sich durch ein<br />
gemeinsames Wertesystem auszeichnet. Die letzte urgeschichtliche Epoche ist durch Arbeitsteilung<br />
und gesellschaftliche Schichtung gekennzeichnet und dem Leistungsprinzip unterworfen. 765 In seiner<br />
Chronologietabelle finden sich allerdings wieder die Eisenzeit als „Epoche/Zeitstufe“, die in „Kulturen“,<br />
nämlich in die Hallstattkultur und die Latènekultur, gegliedert wird. 766<br />
Wichtig für die Forschungsgeschichte waren zwei Gliederungsversuche der Hallstattzeit: Zum einen<br />
unterschied M. Hoernes 767 in der „mittleren Gruppe des hallstättischen Ostens“ zwei Stufen, eine<br />
althallstättische und eine junghallstättische, wobei der absolutchronologische Rahmen mit 1100 bis<br />
200 v. Chr. weit von unseren heutigen Vorstellungen entfernt liegt. Er orientierte sich an der<br />
Belegungszeit des Gräberfeldes von Hallstatt. Die weitere Untergliederung ergibt eine frühere Phase<br />
der althallstättischen Stufe, die sich durch monochrome Keramik auszeichnet und durch die<br />
Gräberfelder Stillfried und Hadersdorf am Kamp illustriert wird, und eine spätere Phase, für die<br />
polychrome Keramik charakteristisch ist, wie sie in Bad Fischau, Statzendorf, Marz und Sopron<br />
vorkommt. Die junghallstättische Stufe wird ebenso in zwei Stufen gegliedert, wobei ihr kein<br />
Fundmaterial zugeordnet werden konnte. Die jüngere Phase ist schließlich am Übergang zur<br />
Latènezeit anzusetzen, zu ihr zählte M. Hoernes das Gräberfeld von Kuffern.<br />
O. Menghin 768 lehnte seine Stufengliederung an P. Reineckes Hallstattchronologie an. Die jüngere<br />
Urnenfelderzeit wurde Hallstatt A genannt, Hallstatt B entsprach älteren Gräbern aus Statzendorf und<br />
Retz, Hallstatt C und D umfassten die bekannten Zeugnisse der klassischen Hallstattzeit. Das<br />
Gräberfeld von Statzendorf selbst setzt er „als ganzes wohl an die Wende von der älteren zur<br />
jüngeren Hälfte der Hallstattzeit“, womit der Übergang zwischen Ha B und Ha C gemeint war. Er<br />
schreibt wörtlich: „In Reineckes B-Stufe reicht gewiß noch das Gräberfeld von Statzendorf<br />
(Herzogenburg) zurück, nicht nur wegen der altertümlichen Harfenfibeln, die in Niederösterreich sogar<br />
noch im dritten Abschnitte der älteren Eisenzeit erscheinen, sondern vor allem der Keramik wegen,<br />
die zwar als unmittelbare Vorstufe der junghallstättischen Erzeugnisse anzusehen ist, aber doch um<br />
763 Weiss 1999, 9.<br />
764 Kaus 1973a, 9.<br />
765 Urban 2000, 372.<br />
766 Urban 2000, 375.<br />
767 Hoernes 1905, 46 ff.<br />
768 Menghin 1913, 304 f.<br />
269
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
ein beträchtliches davon abweicht. Die ungeheuren, weitausladenden Urnenbäuche der folgenden<br />
Stufe fehlen gänzlich. Die für die dritte Hallstattstufe charakteristischen, glänzend schwarzen,<br />
hochhalsigen, mit hängenden Buckeln plastisch verzierten Urnen finden sich in Statzendorf selten“<br />
[sic!]. 769 Einige Komplexe, wie etwa Langenlebarn und Gemeinlebarn setzte er zeitlich mit der Stufe D<br />
in Verbindung, auch wenn sie „typologisch noch zur Stufe C gehören“. Als typische Funde der<br />
Kalenderbergkultur führte er reliefverzierte Keramik, Mäander- und Spiralverzierung, das eiserne<br />
Hallstattschwert, die Nadel mit geknicktem Hals, die Halbmondfibel und die eiserne Lappenaxt an.<br />
1924 gliederte er die ältere Eisenzeit in vier Stufen, die Stufen A und B setzte er zwischen 1200 und<br />
850 v. Chr. an und bezeichnete sie als Schlesische Kultur, die Stufe C, zwischen 850 und 700, als<br />
Kalenderbergkultur, die Stufe D blieb fundleer und wird von der Stufe A der Latènezeit, der Kuffarner<br />
Kultur, abgelöst. 770<br />
R. Pittioni, der die Gliederung des niederösterreichischen Hallstattmaterials in Typus Statzendorf-<br />
Gemeinlebarn und Typus Bernhardsthal unternahm, 771 setzte das mittlere Metallikum zwischen<br />
800/700 und 400 v. Chr. an. Während der Typus Bernhardsthal chronologisch nicht näher zu datieren<br />
war, teilte er den Typus Statzendorf-Gemeinlebarn in eine ältere und eine jüngere Stufe, zu deren<br />
Definition wieder einmal Kuffern herhalten musste. Allerdings wies R. Pittioni den Weg einer<br />
chronologisch besseren Einteilung der Hallstattkultur über die Keramik, da „leichter zu datierende<br />
Metallgeräte fast vollkommen fehlen.“ 772<br />
1942 erarbeitete C. Pescheck aufgrund rein typologischer Erwägungen ein Chronologiesystem,<br />
dessen ältere Stufe er „Kalenderberg-Stufe“, und dessen jüngere Stufe er „Donnerskirchner-Stufe“<br />
taufte. Trotz der Beobachtung älterer und jüngerer Tendenzen konnte er auf diesem Wege allerdings<br />
die Stufen Hallstatt C und D nicht deutlich voneinander abgrenzen. Die gesamte Hallstattzeit ist durch<br />
das Auftreten der bemalten Keramik charakterisiert, die mit Hallstatt C beginnt und mit Hallstatt D<br />
wieder zu Ende geht. 773 Er gliederte das damals bekannte Fundmaterial feinchronologisch aufgrund<br />
typologischer Kriterien, beachtete geschlossene Fundkomplexe allerdings nicht in dem Maße, wie es<br />
später K. Kaus nachholte. Vielfach kritisiert wurde die Bezeichnung „Terrine“, die er für verschiedene<br />
Gefäßformen wie Trichterrandtöpfe, Schüsseln und Kragenrandgefäße gemeinsam verwendete. Bei<br />
den Kegelhalsgefäßen unterschied er jüngere Formen aufgrund der tiefliegenden Schulter und dem<br />
langen, konischen Hals. Wichtig war für ihn auch die Verzierungstechnik, wobei er Knoppern,<br />
Wulstbänder und Girlandenmuster als kennzeichnend für die ältere, Stempeleindrücke,<br />
Ringeindrücke, Dellen, Zickzack- und Girlandenfurchen, Strich- und Dreieckeinstiche als kennzeichnend<br />
für jüngere Keramik herausstellte. 774<br />
K. Kaus 775 setzte sich 1973 mit dem niederösterreichisch-burgenländischen Hallstattmaterial<br />
auseinander. Seine leider nie publizierte Dissertation beschäftigt sich mit Bestattungssitten und<br />
Chronologie der Kalenderbergkultur, sein Fundstellenkatalog ist nach wie vor eine der wichtigsten<br />
Arbeitsgrundlagen. In seinen chronologischen Betrachtungen lehnte er sich deutlich an P. Reinecke<br />
an und versuchte, vor allem durch Parallelen in der materiellen Kultur zu Nachbarräumen zu einer<br />
chronologischen Gliederung zu kommen. Dabei stützte er sich in erster Linie auf die Metallformen, die<br />
Keramik spielte nur eine Nebenrolle. Der Beginn der Hallstattkultur im niederösterreichischburgenländischen<br />
Raum wurde jedoch sehr wohl am Erscheinen rot-schwarz bemalter Keramik<br />
festgemacht. Da es sich um die Übernahme einer Ziertechnik aus dem Westen handelt, sind die<br />
frühesten Gräber der Hallstattkultur im Fladnitz- und Traisental zu suchen. Der Zeitrahmen für Hallstatt<br />
C wurde damals zwischen 700 und 600, der Zeitrahmen für Hallstatt D aber zwischen 600 und 400<br />
angenommen. Aus der simplen Überlegung, dass es ja nicht sein kann, dass das gesamte<br />
Fundmaterial aus einem Drittel der Zeit stammt, während Hallstatt D fundleer bleibt, dreht K. Kaus den<br />
Spieß um: Bei der chronologischen Stufengliederung der Hallstattzeit ist es also nicht die Aufgabe,<br />
eine Spätstufe im Sinne Hallstatt D zu erarbeiten, sondern umgekehrt, „das Material der Stufe C<br />
auszusondern“. 776 K. Kaus zieht Gräber aus dem niederösterreichisch-burgenländischen Material<br />
heran, unter anderem auch Gräber aus Statzendorf, um „Leitgrabinventare“ für die Männer- und<br />
Frauengräber der Stufen Hallstatt C und D herauszuarbeiten. Die geschlossenen Grabinventare<br />
769 Menghin 1913, 303.<br />
770 Menghin/Wanschura 1924, 11.<br />
771 Siehe Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische<br />
Einordnung“<br />
772 Pittioni 1937, 176.<br />
773 Pescheck 1942a, 193.<br />
774 Kaus 1973a, 352.<br />
775 Kaus 1973a.<br />
776 Kaus 1973a, 363.<br />
270
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
beinhalten Metalle mit „chronologisch gesicherten Hallstattbeständen anderer Räume“, 777 um sie<br />
zeitlich vergleichbar zu machen. Dabei versuchte er, der unterschiedlichen chronologischen<br />
Entwicklungsdynamik der Männer- und Frauengräber Rechnung zu tragen und beachtete die<br />
Möglichkeit der Mehrfach- und Nachbestattung in Grabhügeln.<br />
Trachtbestandteile aus Frauengräbern der Stufe Ha C sind für K. Kaus Fibelformen wie die Harfen-,<br />
Bogen-, Halbmond- und Brillenfibel, Haarnadeln mit einfachem Kugelkopf, kleine, zungenförmige<br />
Gürtelhaken, gerippte Arm- und Fußreifen sowie Glas- und Bernsteinperlen. In der Stufe Ha D<br />
kommen nur noch Harfenfibeln mit langer Kopfspirale vor, sie werden auch aus Eisen gefertigt.<br />
Außerdem gehören treibverzierte Blechgürtel, geperlte und eingerippte Arm- und Fußreifen sowie<br />
Glas- und Bernsteinperlen zum Repertoire. Zu den Trachtbestandteilen der Männergräber der Stufe C<br />
zählen Nadeln wie Rippen-, Schälchen-, Doppelspiral- und Mehrkopfnadeln mit und ohne Faltenwehr<br />
sowie Armreifen mit Pufferenden. Lanzenspitzen aus Bronze mit kürzerem, breiterem Blatt und<br />
Pferdegeschirr gehören zu den Beigaben. In der Stufe Hallstatt D sind eiserne Mehrkopfnadeln und<br />
eiserne, rhombische Gürtelhaken geläufig, Halsschmuck kann nun in Männergräbern vorkommen. Die<br />
Lanzenspitzen sind nun zumeist aus Eisen, länger und schmäler, ein scharfer Mittelgrat ist<br />
charakteristisch. 778<br />
W. Torbrügge kritisierte an der Arbeit von K. Kaus, dass die süddeutsche Gliederung für den<br />
Osthallstattkreis übernommen wird, obwohl „Abläufe und Entwicklungsgänge alles in allem deutlich<br />
anders“ sind als im westdeutschen Hallstattbereich und zumal „deutlich andere Materialien“ zu<br />
bearbeiten sind. 779 K. Kaus Vergleiche mit dem Westhallstattkreis und die daraus abgeleitete<br />
chronologische Gliederung der niederösterreichischen Funde hält W. Torbrügge für zu gewagt und<br />
teilweise unzulässig. 780<br />
Das Fundmaterial der Grabhügel von Sopron gliederte A. Eibner-Persy aufgrund von geschlossenen<br />
Grabfunden relativchronologisch. Sie konnte zwei Hauptgruppen unterscheiden: Die erste Gruppe<br />
steht an der Wende von Hallstatt B zu C, sie ist durch das Kegelhalsgefäß mit stark fallender Schulter,<br />
den klassischen Kalenderbergtopf, die Kegelhalsschüssel mit Henkel, die innenverzierte Fußschale<br />
und den konisch-kalottenförmigen Deckel gekennzeichnet. Zwischen erster und zweiter Gruppe steht<br />
Grab 14, das Kegelhalsgefäße mit ausgeprägterer Schulter, eine Kegelhalsschüssel mit Trichterrand,<br />
eine einfache Schale und eine Fußschale, eine Tonsitula mit runder Schulter, einen Kalenderbergtopf,<br />
zwei innenverzierte Fußschalen, eine Kragenschüssel sowie 19 Tonprismen enthielt. Die zweite<br />
Gruppe stellt A. Eibner-Persy in die Stufe Hallstatt C und unterteilt sie in eine ältere (C1) und jüngere<br />
(C2) Phase. Charakteristisch für die Gruppe sind Kegelhalsgefäße mit ausgeprägter Schulter,<br />
Tonsitulen mit gegliederter Schulter, verschiedene Deckelformen, klassische Kalenderbergtöpfe und<br />
Fußschalen mit durchbrochenem Fuß. Die Aufnahme von Fremdformen aus dem Basarabi-<br />
Kulturkomplex ist wesentlich für die ältere Phase der zweiten Gruppe. Als jüngstes Grab an der<br />
Wende von Hallstatt C zu D wird Grab 148 geführt, in dem blau-gelbe Glasperlen, ein geknoteter<br />
Halsreif, zwei Bronzeklammern, weitere Bronzebeschläge, zwei Kegelhalsgefäße, Tassen,<br />
Fußschalen und ein Deckel gefunden wurden. 781 K. Kaus schlug gemäß seiner allgemeinen<br />
chronologischen Ansichten vor, die jüngere Gräbergruppe als Hallstatt D zu umschreiben. Ganz<br />
wichtig ist die Feststellung, dass sich nicht alle Spezifika der lokalen Soproner Keramikentwicklung im<br />
gesamten Kalenderbergraum wiederfinden. 782<br />
Auch bei der Arbeit von A. Eibner-Persy kritisierte W. Torbrügge die Anbindung an Südbayern und<br />
warf ihr außerdem vor, die typologischen Horizonte, denen er prinzipiell zustimmt, als „fest<br />
umgrenzbare Zeitschichten“ zu interpretieren, und „mechanistisch“ Parallelisierungen zu anderen<br />
Regionalgliederungen aufzustellen. 783<br />
Die detaillierte typologische Bearbeitung der Hügelgräber von Bad Fischau 784 erbrachte zwei<br />
Formengruppen, bei denen sich neben einer relativchronologischen Abfolge auch soziologische<br />
Unterschiede manifestiert haben könnten. Form und Verzierung der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals<br />
sind ausschlaggebend. Formengruppe 1 zeichnet sich durch getreppte Verzierung und Ritzverzierung<br />
mit Dreiecksmotiven aus, durch bestimmte Varianten rot-schwarzer Gefäße und leistenverzierte,<br />
große Schalen. Formengruppe 2 ist durch die typische Bogenkannelur auf Kegelhalsgefäßen mit<br />
777 Kaus 1973a, 358.<br />
778 Kaus 1975, 103 ff.<br />
779 Torbrügge 1995, 460.<br />
780 Torbrügge 1995, 466.<br />
781 Eibner-Persy 1980, 83.<br />
782 Kaus 1973a, 357.<br />
783 Torbrügge 1995, 474.<br />
784 Klemm 1992.<br />
271
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
hohem Hals und einer größeren Zahl an Gefäßformen charakterisiert. Die Mehrzahl der Gräber ist in<br />
einen späteren Abschnitt der älteren Hallstattkultur ("entwickeltes" Ha C) zu datieren. 785 L. Nebelsick<br />
bemerkt dazu, dass sich das Material aus Bad Fischau kaum gliedern lässt und erkennt in der<br />
Schwierigkeit, die Keramik zwischen Bad Fischau und Loretto in Beziehung zu setzen, die<br />
grundlegenden Unterschiede zwischen einer Bestattungsgemeinschaft einer ländlichen Siedlung und<br />
einer Höhensiedlung. Während in Bad Fischau in der frühen Hallstattzeit ein kanonisches<br />
Gefäßrepertoire entwickelt wurde, das bis zur jüngeren Hallstattzeit nur wenige Veränderungen erfuhr,<br />
ist in Loretto ein Bruch zwischen der lokal geprägten Stufe IIIa und der von Fremdformen<br />
beeinflussten Stufe IIIb zu bemerken. 786<br />
22.2 Hallstattisierung oder der Beginn der Hallstattzeit<br />
In letzter Zeit sind zahlreiche Arbeiten erschienen, 787 die sich mit dem Übergang von der späten<br />
Bronzezeit zur frühen Eisenzeit beschäftigen. Es ist daher nicht unbedingt notwendig, die gesamte<br />
Problematik neu aufzurollen, trotzdem scheint es angebracht, ein wesentliches Problem nochmals zur<br />
Sprache zu bringen. Es sind dies die beiden impliziten Ausgangspositionen, die dem Problem<br />
zugrunde liegen – der materialbezogene, antiquarische und der kulturhistorische Ansatz. Das<br />
Grundproblem aller Arbeiten scheint nämlich ein Definitionsproblem zu sein: Welche Merkmale<br />
werden mit Urnenfelder- bzw. Hallstattzeit in Verbindung gebracht, was kann als kennzeichnend<br />
betrachtet werden und welche Prozesse und Entwicklungen stecken dahinter? Wann kann man von<br />
Urnenfelderzeit, wann von Hallstattzeit sprechen?<br />
Der Begriff Hallstattisierung bezeichnete ursprünglich die Übernahme hallstättischer Kulturelemente in<br />
Regionen, die nicht in der Urnenfelderkultur verwurzelt waren, wurde später allerdings für den<br />
Kulturwandel am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit gebräuchlich. L. Nebelsick bezeichnet die<br />
Hallstattisierung als Paradigmenwechsel 788 und führt gesellschaftliche Veränderungen bzw.<br />
Veränderungen bei den Bestattungssitten ins Treffen. Die Stufeneinteilung war ursprünglich jedoch<br />
rein an den Artefakten orientiert, eine immer feinere Untergliederung sollte einen immer besseren<br />
relativchronologischen Rahmen erzeugen, in den die Umschreibung gesellschaftlicher und kultureller<br />
Prozesse eingebettet werden konnte. Hallstattzeit wurde also nicht mehr chronologisch gebraucht, im<br />
Sinne der Zuordnung einzelner Typen zur Datierung, sondern kulturhistorisch, es werden umfassende<br />
kulturelle Veränderungen und Umbrüche, bedingt durch das Aufeinandertreffen fortschrittlicher und<br />
konservativer Traditionen umschrieben. 789 N. Müller-Scheeßel kritisierte den Versuch, chronologische<br />
Systeme mit gesellschaftlichen Prozessen in Einklang bringen zu wollen, 790 und tatsächlich führen<br />
unterschiedliche Auffassungen dessen, woran der Beginn der Eisen- bzw. Hallstattzeit festzumachen<br />
ist, zu Verwirrung und chronologischen Zirkelschlüssen.<br />
Für W. Torbrügge bedeutete die Hallstattzeit schlicht die „Material- und Zeitschichten, die seit<br />
Jahrzehnten unbeanstandet unter den Sigeln Ha C und Ha D laufen.“ 791 Als Kernstück wird das<br />
eiserne Hallstattschwert genannt, als maßgebliche Verhaltensweise die regelhafte Beigabe desselben<br />
im Grab. Nachdem dieses kennzeichnende Merkmal aber im Nordostalpenraum nicht oder nur als<br />
Ausnahme 792 auftritt, wird die hallstättische Nomenklatur als „numerisches Rahmengestell“ benutzt.<br />
Das Fundmaterial verlangt nach W. Torbrügge außerhalb des südwestdeutschen Hallstattraumes eine<br />
eigene Bewertungsskala, da das Material aber oft schwierig zu gliedern ist, wird das Hallstattsystem<br />
als zuverlässige Messlatte gebraucht, was durch divergierende Entwicklungen in unterschiedlichen<br />
Räumen allerdings zu Synchronisationsproblemen führt.<br />
C. Eibner versuchte, den Übergang von der jüngsten Urnenfelder- zur ältesten Hallstattstufe durch<br />
Keramikfunde zu untermauern, vor allem, um Siedlungs- und Grabfunde in Einklang zu bringen.<br />
Eisenfunde hält er, da sie generell selten und bisweilen gemeinsam mit Bronzefunden auftreten, zur<br />
Erörterung dieser Frage für ungeeignet. Als Zeithorizontgrenze lässt sich das Einsetzen plastischer<br />
Verzierung in Kalenderbergart ebenso verwenden wie die rot-schwarze Bemalung der Gefäße oder<br />
die Grafitmalerei. Die einförmige Kannelur und Ritzverzierung wird durch zahlreiche neue Techniken<br />
und die Zusammenstellung zu neuen Motiven ergänzt. An neu hinzukommenden Gefäßformen sind<br />
Kalenderberggefäße, Fußschalen und -schüsseln, Tassen mit bauchseitig kräftig abstehendem<br />
785 Klemm 1992, 176 ff.<br />
786 Nebelsick 1994a, 201.<br />
787 Teržan 1990, Stegmann-Rajtár 1992, Nebelsick 1994b, Torbrügge 1995, Hellerschmid 2004.<br />
788 Nebelsick 1992, 410.<br />
789 Müller-Scheeßel 2000, 21 ff.<br />
790 Müller-Scheeßel 2000, 23.<br />
791 Torbrügge 1994, 19.<br />
792 Gemeinlebarn, Hügel 1 (Kromer 1958) und Maiersch, Flachgrab C (Berg 1962, 38, Taf. 31).<br />
272
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Henkel und Mondidole, in Kalenderbergtechnik verziert, genannt. 793 C. Eibner spricht sich für eine<br />
bruchlose Weiterentwicklung der ostösterreichischen Hallstattkultur aus der Spätphase der<br />
Urnenfelderzeit aus, was sich sowohl in den Gräberfeldern, wie im Fall Sopron, als auch in den<br />
Siedlungen, wie im Fall Stillfried, abzuzeichnen scheint. 794<br />
Gräber am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit, die dem sogenannten Hallstatt B3-<br />
Horizont angehören, führen keine rot-schwarz bemalte Keramik. Gekennzeichnet ist der Horizont<br />
durch Gräber mit Rollenkopfnadel, Schälchenkopfnadel mit geknotetem Schaft, quergeriefter<br />
Kugelkopfnadel, Nadel mit kleinem Vasenkopf und tordiertem Hals, sowie dem Trichterrandgefäß mit<br />
konischem Hals, kugeligem Körper und waagrechter Rillung des Hals-Schulter-Umbruches. 795 Das<br />
Auftreten der bemalten Keramik und somit den Beginn der Hallstattzeit gerade im Raum Fladnitztal-<br />
Traisental leitet K. Kaus aus „verkehrsgeographischen“ Überlegungen aus dem Westen her,<br />
besonders unter der Berücksichtigung des Materials von Linz-St. Peter. Gräber, die dem Übergang<br />
von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit entsprechen, also dem Hallstatt B3-Horizont bzw. dem 8.<br />
Jahrhundert angehören, sind dort frei von rot-schwarz bzw. grafitbemalter Keramik. K. Kaus meint,<br />
dass diese Art der Keramikverzierung erst in Hallstatt C nach Oberösterreich und in der Folge nach<br />
Osten vermittelt wurde. Über die südbayrische Chronologie lässt er die niederösterreichische<br />
Hallstattkultur folglich erst um 700 beginnen. Im Gegensatz zu C. Eibner ist K. Kaus aber der Ansicht,<br />
dass in Niederösterreich und im Nordburgenland kein einziges Gräberfeld über die Wende von<br />
Hallstatt B zu C belegt wurde. Die These, dass auch in der Siedlungstätigkeit eine Diskontinuität<br />
feststellbar wäre, widerlegte er mit einem Verweis auf die Siedlung Stillfried. 796<br />
Die chronologische Abfolge der Siedlung Stillfried wurde jüngst von I. Hellerschmid untersucht. Die<br />
Siedlungsphasen I bis V beginnen in der mittleren bis jüngeren Urnenfelderzeit (Hallstatt A2/B1) und<br />
enden in der mittleren bis jüngeren Hallstattzeit (Hallstatt C2 bis D1). Während in der<br />
Endurnenfelderzeit bzw. frühen Hallstattzeit die Siedlung ihre Blütezeit erlebt, sind Kontakte nach<br />
Norden und Nordosten am stärksten. In der Siedlungsphase III/2, die der frühen Hallstattzeit<br />
entspricht, nimmt Stillfried Einflüsse aus dem Kalenderbergraum auf, in der Siedlungsphase V, die<br />
mittel- bis junghallstättisch eingestuft wird, sind Einflüsse aus dem Westhallstattbereich merkbar.<br />
Echte Kalenderbergware ist in Stillfried nur einmal nachgewiesen, so dass sie auch als Importstück<br />
nach Stillfried gelangt sein könnte. 797 Tatsächlich ist die Siedlung Stillfried am Übergang von der<br />
Urnenfelder- zur Hallstattzeit kontinuierlich weiterbesiedelt worden, ein Bruch ist nicht feststellbar. 798<br />
Der allmähliche Kulturwandel darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr wohl große Unterschiede<br />
zwischen Urnenfelder-Tradition und Hallstatt-Innovation zu fassen sind. I. Hellerschmid hat die<br />
Unterschiede nochmals in einer Tabelle für den Fundort Stillfried deutlich gemacht: Die befestigte<br />
Siedlungsweise wird aufgegeben, trichterförmige Siedlungsgruben werden von beutelförmigen<br />
abgelöst, Grubenhütten werden angelegt. Der Keramikstil, der in der Urnenfelderzeit vor allem von<br />
Norden und Nordwesten beeinflusst war, wird zunehmend auch von Westen und Süden geprägt.<br />
Während weich profilierte bauchige Kegelhalsgefäße, Tassen, hohe Schalenformen, Zylinder- und<br />
Trichterränder, flächiger Grafitauftrag, Ritz- und Rillenbündel sowie Kannelur in der Urnenfelderzeit<br />
typisch für die Keramik sind, begegnen in der Hallstattzeit straff profilierte Kegelhalsgefäße,<br />
Schüsseln, gedrückte Schalenformen, kragenartige Steilränder, Grafitmalmuster, Stempelverzierungen,<br />
Haarrillenzier und flächige Fingernagelzier. Das handwerkliche Schwergewicht lag in<br />
der Urnenfelderzeit im Bereich der Geweihverarbeitung, in der Hallstattzeit im Textilbereich. Die<br />
zooartige Haltung von Wildtieren und rituelle Tierdepositionen dürften eine Stillfrieder Eigenart<br />
gewesen sein. 799<br />
Der Beginn der Hallstattkultur wird in unserem Raum hauptsächlich an der Keramik festgemacht,<br />
schon um Siedlungen und Gräberfelder besser synchronisieren zu können, 800 hat aber den Nachteil,<br />
dass oft Entwicklungen beschrieben werden, die sich nur tendenziell auf andere Fundorte oder<br />
Gräberfelder übertragen lassen. Die Keramikentwicklung erfolgt äußerst kleinräumig und ist durch die<br />
Vielzahl der verwendeten Formen, Verzierungstechniken und Motive schwer zu fassen. Überregional<br />
sind hingegen Tendenzen wie die Bereitschaft zur Aufnahme neuer Ziertechniken und Motive.<br />
Zusätzlich kommt neben der regionalen Entwicklung eine immer stärkere soziale Differenzierung<br />
hinzu, die das Material von Gräberfeldern einfacher Prägung mit dem Prunkinventar großer Grabhügel<br />
793 Eibner C. 1984, 51.<br />
794 Eibner C. 1984, 52.<br />
795 Kaus 1975, 105.<br />
796 Kaus 1973a, 360 f.<br />
797 Hellerschmid 2004, 337.<br />
798 Hellerschmid 2004, 354.<br />
799 Hellerschmid 2004, 382.<br />
800 Eibner 1986, 51.<br />
273
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
nicht stimmig in chronologischen Einklang bringen lässt. Direkte Keramikvergleiche über größere<br />
Distanzen können bisweilen zu chronologischen Fehleinschätzungen führen. Der einzig gangbare<br />
Weg ist wohl weiterhin die Erstellung von Einzelchronologien für jeden Fundort aufgrund der Keramik,<br />
darüber hinaus das Einhängen der lokalen Entwicklung in einen breiteren regionalen Kontext über die<br />
Metallfunde und letztlich der Versuch, die Entwicklungen kulturhistorisch zu deuten. Kulturhistorische<br />
Entwicklungen aber zur Erstellung einer Chronologie oder zur Definition des Beginns einer neuen<br />
Epoche heranzuziehen, führt zu Problemen bei der Beurteilung der kulturellen Dynamik in einem<br />
größeren räumlichen Kontext.<br />
Der mitteldonauländische Urnenfelderkreis, auch Podol-Stillfried-Vál-Chotín Kreis, tritt in der jüngeren<br />
Urnenfelderzeit relativ einheitlich in Erscheinung, die Hallstattisierung dürfte in unterschiedlichen<br />
Regionen mit unterschiedlichem Tempo erfolgt sein. Innovative Regionen, wie etwa der<br />
westdanubische Bereich und das Wiener Becken, stehen Regionen gegenüber, die gerade beim<br />
Wandel der Bestattungssitten und der Übernahme neuer Ideen besonders konservativ agierten. Was<br />
die Verwendung des Eisens als neuen Werkstoff betrifft, ist die Verfügbarkeit von Wissen und<br />
Technologie bedeutsam, der notwenige Rohstoff selbst als wirtschaftliche Voraussetzung ist im<br />
niederösterreichisch-nordburgenländischen Raum weit verbreitet. Dass Eisen im Osten wesentlich<br />
früher verarbeitet wurde als etwa im süddeutschen Raum verwundert nicht, trotzdem wird der Beginn<br />
der Eisenzeit nicht bereits in die Urnenfelderzeit vorverlegt. Der Zeitpunkt des Überganges von der<br />
Urnenfelder- zur Hallstattzeit wird als frühe Hallstattzeit, 801 als Hallstatt B3/C1, als Hallstatt Tumulus<br />
Culture I 802 umschrieben und fällt ins 8. Jahrhundert v. Chr. Die ältere Hallstattzeit, im Sinne Hallstatt<br />
C1, beginnt erst gegen 750/720 v. Chr. 803<br />
Der kontinuierliche Übergang von Ha B nach Ha C wird überall in den Grab- und Siedlungskomplexen<br />
des östlichen Hallstattkreises betont. 804 Tatsächlich ist bei den Gräberfeldern in einigen Fällen eine<br />
Kontinuität feststellbar, wie etwa im Gräberfeld von Stillfried, Nynice, Kietrz, Podolí, Oblekovice,<br />
Kletnice, Ljubljana, Schirndorf und Kehlheim. Einige Gräberfelder werden bis zur späten<br />
Urnenfelderzeit belegt und dann aufgegeben (Hadersdorf, St. Andrä, Franzhausen, Brno-Obřany),<br />
einige sind in der Urnenfelderzeit verwurzelt, haben ihren Schwerpunkt in der Hallstattzeit<br />
(Statzendorf, Maiersch, Bad Fischau, Kleinklein, Platenice, Moravičany, Horákov), andere werden in<br />
der Hallstattzeit ohne erkennbare Bindung an die Urnenfelderzeit angelegt (Maissau, Nové Košariská,<br />
Bylany). 805<br />
L. Nebelsick betont am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit in erster Linie die<br />
„fundamentalen Änderungen in der Totenfürsorge und Sepulchraldarstellung“. Prestigegüter wie<br />
Bronzegeschirr, Waffen und Zaumzeug sowie Schmuck werden am Ende der Urnenfelderzeit zumeist<br />
in Depots niedergelegt. Zu Beginn der Hallstattzeit bricht die Sitte der Depotniederlegung völlig ab und<br />
verschwindet zu Gunsten der Selbstdarstellung im Grab. 806 Nicht notwendigerweise muss diese<br />
Entwicklung als Spiegel einer gesellschaftlichen Entwicklung gesehen werden. L. Nebelsick hält eine<br />
Verschiebung vertikaler und horizontaler gesellschaftlicher Gliederungen für möglich, durch die<br />
Einführung gestaffelter Grabausstattungen werden Einblicke in bereits vorhandene<br />
Gesellschaftsstrukturen möglich. 807 L. Nebelsick stellt drei Etappen heraus, die kennzeichnend für die<br />
Entwicklung zur Hallstattzeit in Transdanubien sind, aber auch in ähnlicher Form im Bereich der<br />
Kalenderberggruppe des südlichen Wiener Beckens zu fassen sind. In der mittel- bis<br />
jungurnenfelderzeitlichen Etappe wird ein differenzierter Geschirrsatz etabliert und standardisiert<br />
beigegeben, der einen Aspekt des Wandels im religiösen und kommunikativen Gefüge der<br />
Gesellschaft darstellt. In der jüngeren Phase der späten Urnenfelderzeit ist die zweite Etappe<br />
festzustellen, die durch heterogene Keramikgestaltung und die Aufgabe von angestammten<br />
Bestattungsplätzen gekennzeichnet ist und einen Bruch der Konvention andeutet. In der dritten<br />
Etappe wird ein neuer Konsens mit hoher stilistischer Übereinstimmung gefunden, der allerdings<br />
durch heterogene Bestattungssitten geprägt ist. In Niederösterreich ist der Übergang zur<br />
Hallstattkultur regional geprägt, südlich und östlich der Donau fehlt eine kanonische, späturnenfelderzeitliche<br />
Keramikausprägung. Im Traisental hingegen ist eine deutliche, späturnenfelderzeitliche<br />
Entwicklung zu fassen, die von einer westlich geprägten Hallstattisierung in der späten Hallstatt B-Zeit<br />
abgelöst wird. 808<br />
801 Nebelsick 1997, 68 ff.<br />
802 Teržan 1990, 204 ff.<br />
803 Hellerschmid 2004, 359 f.<br />
804 Torbrügge 1995, 475.<br />
805 Hellerschmid 2004, 354.<br />
806 Metzner–Nebelsick 1996, 283 ff.<br />
807 Nebelsick 1994b, 362 f.<br />
808 Nebelsick 1994b, 352.<br />
274
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
L. Nebelsicks Vermutung, dass die Hallstattisierung in Transdanubien bereits ab Hallstatt B2 beginnt<br />
und regional unterschiedlich verläuft, stimmt C. Pare nicht zu. Die Überschneidung von Urnenfelderund<br />
Hallstattzeit hält er für unzulässig und gliedert die Harfenfibel, die nach L. Nebelsick das<br />
verbindende Element darstellt, in Sattelfibeln vom Typ Hadersdorf und Harfenfibeln vom Typ Bad<br />
Fischau. 809<br />
C. Pare nennt die frühe Hallstattzeit Ha C1a und betont, dass in dieser Stufe einerseits<br />
Flachgräberfelder weiterbenutzt werden, wie in Stillfried, Stufe III des Gräberfeldes, als auch<br />
Hügelgräber angelegt werden, wie etwa in Sopron. Das Nebeneinander der alten und neuen<br />
Bestattungssitten während der frühen Hallstattzeit ist seiner Meinung nach charakteristisch für den<br />
Raum zwischen Kelheim-Obereching im Nordwesten und Ruše im Südosten. Die ältere Hallstattzeit,<br />
Ha C1b nach C. Pare, beginnt in Sopron mit der zweiten Stufe nach A. Eibner-Persy. Typisch sind<br />
Funde wie Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, geknotete Halsringe, typische Pferdegeschirrteile, eiserne<br />
Lappenbeile, Harfenfibeln vom Typ Bad Fischau und Roggendorf, halbmondförmige Bogenfibeln,<br />
Armringe und Gürtelhaken, aufgrund der Metallfunde wird die Keramik der klassischen Kalenderberg-<br />
Stufe mit Ha C1b parallelisiert. 810<br />
Ein gut dokumentiertes Beispiel des Überganges von der Urnenfelder- zur Hallstattkultur im Traisental<br />
wurde von J.-W. Neugebauer vorgestellt: Zwischen 1984 und 1991 wurden 411 Gräber der<br />
Urnenfelderzeit in Franzhausen ergraben. 811 Das Gräberfeld wurde in der Stufe Hallstatt B3<br />
aufgegeben. Zu Beginn der Stufe Hallstatt C wurde in etwa 500-1000 m Entfernung ein neuer<br />
eisenzeitlicher Friedhof angelegt, der bis zur Stufe Latène B belegt wurde. Der Friedhof wurde von<br />
Norden nach Süden belegt und zählt insgesamt 505 Bestattungen. Einige der frühlatènezeitlichen<br />
Bestattungen überlagerten hallstattzeitliche, Nachbestattungen konnten dokumentiert werden. 812 Von<br />
der Auswertung der Gräberfelder und ihrem horizontalstratigraphischen Zusammenhang sind<br />
sicherlich noch einige interessante Erkenntnisse zu erwarten.<br />
Ganz gleich, ob man mit dem Beginn der Eisenzeit oder der Hallstattkultur eine Epoche beginnen<br />
lassen will oder nicht – eine vielschichtigen Entwicklung auf Einzelmerkmale reduzieren zu wollen wird<br />
schwerlich gelingen. B. Hänsel hat dies in seinem Vortrag zur Bronzezeit auf den Punkt gebracht:<br />
„Scharfe Grenzen gibt es bekanntermaßen in der Geschichte nicht. Jede Epoche wird in einem<br />
längeren Prozeß vorbereitet. Kaum etwas von dem, was eine Epoche kennzeichnet, ist wirklich neu.<br />
Das Epochale ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Quantitäten, das zu einer neuen<br />
Qualität führt.“ 813<br />
22.3 Das chronologische Grundgerüst der Hallstattzeit im Kalenderbergraum<br />
Trotz der Versuche, eine von G. Kossacks 814 Stufengliederung für Süddeutschland abgekoppelte<br />
Gliederung einzuführen, wird immer wieder darauf zurückgegriffen, um eine leichtere Verständlichkeit<br />
zu erreichen. 1959 erstellte G. Kossack eine relative Chronologie aus Inventargruppen mit und ohne<br />
Waffen und untergliederte die Hallstattstufen C und D in je zwei Stufen. Er beschrieb die<br />
vorkommenden Typen und fixierte sie durch Vergleiche mit Hallstatt, Italien und Slowenien absolut.<br />
Während aufgrund der Fibeltypologie die Untergliederung von Hallstatt D weitgehend unangefochten<br />
ist und noch weiter verfeinert werden konnte, ist für die Stufe C überlegt worden, ob nicht andere als<br />
chronologische Gründe hinter den Ausstattungsunterschieden stehen. In Bayern bedeutet Ha C1 die<br />
Hochblüte, Ha C2 das Auslaufen frühhallstättischer Formen und ist keine einfache chronologische<br />
Zweiteilung der Stufe Hallstatt C. 815 Im Prinzip ist an der vielfach kritisierten Verwendung 816 der Sigel<br />
nichts auszusetzen, wenn man sie als Grundgerüst 817 versteht und nicht im Sinne allgemein<br />
verbindlicher Zuordnungen oder gar als Mittel des Vergleiches mit entfernteren Kulturgruppen benutzt.<br />
Die chronologische Gliederung nach L. Nebelsick 818 wurde vorwiegend anhand des Gräberfeldmaterials<br />
von Loretto erarbeitet. Für den gesamten Kalenderbergraum wurde schon des öfteren<br />
festgestellt, dass die „notorische Metallarmut der Gräber“ und „eigenwilliger Züge der Gefäß-<br />
809 Pare 1998, 400.<br />
810 Pare 1998, 398.<br />
811 Das Gräberfeld wird derzeit im Rahmen eines Projektes der Prähistorischen Kommission der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften von M. Lochner ausgewertet.<br />
812 Neugebauer 1996, 384.<br />
813 Hänsel 1998, 19.<br />
814<br />
Kossack 1959.<br />
815 Torbrügge 1995, 477.<br />
816 Torbrügge 1995, 459 f.<br />
817<br />
Griebl 2004, 129.<br />
818<br />
Nebelsick 1997, 26 f., 68 ff.<br />
275
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
produktion“ sowohl das Erarbeiten einer Chronologie als auch das Einbinden in Chronologiesysteme<br />
der benachbarten Räume erschwert. 819 Fehlende Absolutdaten für den gesamten Kalenderbergraum<br />
machen zudem eine Überprüfung der Chronologiesysteme praktisch unmöglich. L. Nebelsicks chronologisches<br />
Grundgerüst sieht nun folgendermaßen aus:<br />
Die frühe Hallstattzeit, Kalenderbergstufe I a, ist regional uneinheitlich und entspricht dem „Ringen um<br />
einen neuen ästhetischen Ausdruck in der materiellen Kultur“. Während in der Endurnenfelderzeit der<br />
regional geprägte Keramikstil mit sanfter Profilierung der Gefäße, großzügiger Dreiecks- und<br />
Winkelmotivik und Verwendung flächiger Kannelur einhergeht, wird in der frühen Hallstattzeit das<br />
Keramikrepertoire erweitert. Das rot-schwarz bemalte Kegelhalsgefäß mit kurzem Hals und das<br />
Kragenrandgefäß sind an dieser Stelle ebenso wie Tonsitulen und große Henkelschalen mit betontem<br />
Wandknick zu nennen. Die Kegelhalsgefäße werden größer, Kammstrich- und Ritzverzierung kommen<br />
hinzu. Die frühe Hallstattzeit ist vor dem klassischen C1 einzureihen und dürfte der Gündlinger Phase<br />
nach C. Pare 820 im Westen und der Podzemeljistufe nach Gabrovec 821 im Südostalpenraum<br />
entsprechen. Zu den Leitformen unter den Metallen zählen Schirmkopf- und Rippennadeln,<br />
Gürtelhaken und Harfenfibeln. 822<br />
Die ältere Hallstattzeit, Kalenderbergstufe I b, ist kanonisch geprägt und entwickelt bei Grabinventaren<br />
und Verzierung einen „regionalen Konsens“. Die Keramik entwickelt sich hin zu einer stärkeren<br />
Betonung der Profilierung, besonders bei den Kegelhalsgefäßen ist ein abgesetzter Boden, ein hoher<br />
Bauchumbruch und eine flach gewölbte Schulter typisch, der Rand steht scharf ab und ist innen häufig<br />
facettiert. Neue Schalenformen kommen hinzu, leicht geschweifte und deutlich gegliederte Typen. Der<br />
Kalenderberggeschirrsatz, die Standfußschale, das Doppelgefäß und der Kalenderbergtopf<br />
bekommen ihre typische Gestalt. Plastische Verzierung, flächig oder in der Betonung des<br />
Gefäßumbruches, wird zunehmend wichtig, zudem werden die älteren Motive großflächig verteilt und<br />
umrahmt. Als Motiv neu hinzu kommen Spiralen und Rauten. Metallfunde wie frühe Mehrkopfnadeln<br />
und Fibeln mit kurzem Fuß lassen eine Parallelisierung mit der Stufe Ha C1 zu. 823 Die Stufe Hallstatt<br />
C kann von der Urnenfelderzeit durch das Fehlen der charakteristischen, innen gekanteten Ränder<br />
abgesetzt werden. 824<br />
Die mittlere Hallstattzeit, Kalenderberg II a, und die jüngere Hallstattzeit, Kalenderberg II b, sind<br />
„durch Innovationen gezeichnet“, lassen sich aber schwer und nur unscharf untergliedern. Wo dies<br />
nicht möglich ist, kann auch von<br />
einer fortgeschrittenen Hallstattzeit<br />
825 gesprochen werden. Die<br />
mittlere Hallstattzeit entspricht<br />
etwa dem süddeutschen C2.<br />
Typisch sind Schüsseln, entwickelte<br />
Mehrkopfnadeln und<br />
langfüßige Kahnfibeln. Nur wenige<br />
Funde der jüngeren Hallstattzeit<br />
können mit dem westösterreichisch-süddeutschen<br />
Material in Verbindung gebracht<br />
werden – bei Blechgürteln und<br />
Eisenhaken gelingt dies. Etwas<br />
kompliziert bezeichnet L. Nebelsick<br />
die mittlere Hallstattzeit als<br />
„älteren Abschnitt der mittleren<br />
bis jüngeren Hallstattzeit“. Bei<br />
den Kegelhalsgefäßen wird das<br />
Profil in die Länge gezogen und Abb. 245: Chronologie der Hallstattzeit (Nebelsick 1997, 68.)<br />
819<br />
Nebelsick 1997, 68. Das häufig als der Entwicklung eines Chronologiesystems entgegen stehend<br />
vorgebrachte Argument “Metallarmut” erklärt sich vielleicht forschungsgeschichtlich aus dem direkten Vergleich<br />
mit exzeptionellen Fundorten wie Hallstatt, ist meines Erachtens aber bei weitem übertrieben dargestellt.<br />
Tatsächlich sind in vielen Komplexen des Kalenderbergbereiches Metallfunde geborgen worden, vielfach<br />
überlebten sie jedoch Bergung und jahrzehntelange Lagerung nicht.<br />
820 Pare 1991, 183 ff.<br />
821 Gabrovec 1996, 1 ff.<br />
822 Nebelsick 1997, 26, 69 ff.<br />
823 Nebelsick 1997, 27, 71 ff.<br />
824 Preinfalk A. 2003, 195.<br />
825 Griebl 2004, 130.<br />
276
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
aufgeweicht – der Hals-/Schulterumbruch wird nicht mehr so scharf betont. Rippen an der Schulter<br />
sind ganz typisch für die mittlere Phase. Die Henkelschalen werden zunehmend runder und verlieren<br />
den Omphalos, zudem ist der Rand oft leicht gekehlt, Einzugschalen mit hohem, geknicktem Umbruch<br />
werden häufiger. Das Kalenderberggeschirr verliert die Knubbenzier, die durch eingerillte oder<br />
eingestochene Ornamente ersetzt wird. 826<br />
Die jüngere Hallstattzeit bzw. die „entwickelte mittlere bis jüngere Hallstattzeit“ zeichnet sich durch das<br />
schlanke, gestreckte Kegelhalsgefäß aus. Bei den Schüsseln vollziehen sich die Änderungen am<br />
deutlichsten: Kegelhalsschüsseln mit gebuckelter Wandung, Steilhalsschüsseln mit linsenförmigem<br />
Körper und Schalenformen mit kurz einziehendem Rand werden geformt und mit eingeglätteten<br />
Motiven verziert. Seltener werden nun Formen mit Henkeln, offensichtlich ist der Übergang zur<br />
Latènezeit mit einer Änderung der Trinksitte verbunden. 827<br />
Die späte Hallstattzeit, Kalenderberg III, stellt die Spätphase der gesamten Entwicklung dar und bildet<br />
den Übergang zur Latènezeit. Das keramische Spektrum wird stark eingeschränkt, stark profilierte<br />
Schüsselvarianten spielen eine große Rolle. 828 Um 600, in der Stufe Hallstatt D1 bzw. der III Stufe der<br />
Hallstattkultur im pannonisch-steirischen Raum sind Veränderungen fassbar: Einfälle und<br />
Plünderungen von skythisch geprägten Gruppen dürften verantwortlich für den Zusammenbruch der<br />
Osthallstattkultur im pannonisch-ostalpinen Raum sein. Hügelgräberbestattungen hören auf, viele<br />
Siedlungen werden verlassen und verschwinden und Außenkontakte werden eingestellt. 829 Deutlich<br />
lässt sich der Wandel von der älteren zur späten Hallstattzeit anhand des Fundortes Sopron<br />
nachvollziehen. Die Siedlung auf dem Burgstall wird aufgegeben, statt dessen wird eine einfache,<br />
unbefestigte Siedlung, Sopron Krautacker, angelegt. Hügelgräber werden nicht weiter angelegt,<br />
einfache Flachgräber treten an ihre Stelle. Von Smolenice bis Ljubljana lassen sich Funde von<br />
dreiflügeligen, als skythisch gedeuteten Pfeilspitzen entlang der Siedlungen des Ostalpenrandes<br />
nachweisen. Auf die Kontakte zu skytischen Gruppen wurde regional unterschiedlich reagiert,<br />
wahrscheinlich auf Basis der wirtschaftlichen und sozialen Organisation der einzelnen Gruppen.<br />
Manche Gebiete und ländliche Siedlungen wird der Vorstoß kaum betroffen haben. 830<br />
22.4 Überregionale Synchronisationsversuche<br />
Um hallstättische Erscheinungen des westlichen und südostalpinen Raumes miteinander zu<br />
synchronisieren, wurde von einigen Autoren das Konzept der Horizonte verwendet. Unter Horizont<br />
versteht H. Parzinger „eine gedachte Linie, die durch verschiedene Kulturräume verläuft und<br />
gleichzeitige Erscheinungen miteinander verbindet“. 831 Eine zeitliche Tiefe müssen Horizonte<br />
allerdings besitzen, da archäologische Materialien eine bestimmte Laufzeit haben – zuletzt läuft das<br />
Konzept wiederum auf Leittypen hinaus. Dass die Erstellung von überregionalen Feinchronologien<br />
möglich und sinnvoll ist, wurde zurecht angezweifelt. Feinchronologien sind in der Einzelbetrachtung<br />
von Gräberfeldern möglich, sie allerdings überregional in ein chronologisches System einzuhängen<br />
erfasst nicht die „realen Abweichungen und Überschneidungen der prähistorischen Wirklichkeit“ und<br />
bleibt fiktives Konstrukt. 832<br />
Abb. 246: Konzepte hinter den Chronologiesystemen<br />
826 Nebelsick 1997, 27, 77 ff.<br />
827 Nebelsick 1997, 27, 80 ff.<br />
828 Nebelsick 1997, 27 und 68 f.<br />
829 Teržan 1998, 519 f.<br />
830 Teržan 1998, 520 ff.<br />
831 Parzinger 1989, 5 f.<br />
832 Torbrügge 1995, 600 f.<br />
Prinzipiell stehen hinter den Chronologiesystemen<br />
unterschiedliche gedankliche Konzepte,<br />
wie Veränderungen der materiellen Kultur eines<br />
Zeitabschnittes oder am Übergang zweier Zeitabschnitte<br />
zu begreifen sind. Ein Konzept sieht<br />
in den Zeitabschnitten Kisten, die sich mit Material<br />
füllen lassen. Ein anderes Konzept versucht,<br />
die Entwicklung der materiellen Kultur als kontinuierlich<br />
zu begreifen, zieht aber trotzdem immer<br />
wieder Zäsuren ein, um mitunter weit von<br />
einander liegende Räume miteinander zu verbinden.<br />
Je nachdem, ob eher das Verbindende<br />
oder das Trennende im archäologischen Material<br />
gesucht wird, wird es auch gefunden.<br />
277
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Die prähistorische Realität war vermutlich von unterschiedlichen Entwicklungen geprägt, bruchlosen<br />
und solchen mit Zäsur, kleinräumigen und weite Gebiete überspannende. Aus dieser Erkenntnis<br />
heraus das Kind mit dem Bade auszuschütten und die Möglichkeit der Erstellung einer<br />
Feinchronologie ganz abzulehnen, ist nicht zielführend. Versuche, Einzelchronologie von Fundorten in<br />
ein größeres, kulturhistorisches Bild einzubetten, haben genauso ihre Berechtigung, schließlich darf<br />
das Ziel der prähistorischen Archäologie, den Mensch hinter dem Material zu fassen, nicht ganz aus<br />
den Augen verloren werden. Leider kranken Arbeiten, die große Räume umspannen, häufig an<br />
fehlender Detailkenntnis der regionalen Situation, so dass sich nicht das Gefühl einstellt, dass in<br />
letzter Zeit große chronologische Durchbrüche erzielt worden wären.<br />
S. Stegmann-Rajtár untersucht aus mährischer Perspektive die chronologische Entwicklung der<br />
Hallstattkultur in Niederösterreich und entwirft sechs Zeithorizonte der Hallstattzeit, die absolut von der<br />
zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. angesetzt<br />
werden. Horizont 1 entspricht den frühesten Gräbern von Statzendorf und Fischau, die in einer Zeit<br />
angelegt werden, als das Gräberfeld Stillfried noch weiter belegt wurde. Charakteristisch sind<br />
Metallbeigaben wie Harfenfibeln und Ösenhalsringe, die als „Erbe der Urnenfelderzeit“ gelten,<br />
Knotenbügelfibeln und Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr. 833 Horizont 2 entspricht Gräbern mit<br />
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, Trensen mit Omegaklammern, Ärmchen- und Lappenbeilen,<br />
Gefäßen mit strenger Dreigliederung und bereits solchen mit weicherer Profilierung. An Fibeln<br />
kommen die frühe Halbmondfibel sowie die zweischleifige Bogenfibel vor. Die Gräberfelder von<br />
Statzendorf, Maiersch und Bad Fischau werden weiter belegt, Maissau kommt neu hinzu. Horizont 3<br />
und 4 war nicht überall zu trennen, für beide Horizonte sind die Mehrkopfnadel mit Faltenwehr, der<br />
geknotete Halsring, bronzene Gürtelhaken sowie das weich profilierte Kegelhalsgefäß typisch.<br />
Horizont 3 zeichnet sich durch die Halbmondfibel mit Gehänge, Horizont 4 durch die Kahn- bzw.<br />
Šmarjetafibel aus. Sowohl in Statzendorf, Maiersch, Maissau als auch Bad Fischau und Sopron sind<br />
Gräber dieses Horizonts vertreten. 834 Horizont 5 kann nach S. Stegmann-Rajtár in Niederösterreich<br />
nur noch in Maiersch und Maissau dokumentiert werden, in Sopron-Burgstall gehört die<br />
Nachbestattung in Hügel 215 dem Horizont 5 an und ist gleichzeitig das jüngste Grab des<br />
Gräberfeldes. Auch Nové Košariská geht mit Hügel 1 zu Ende. Typisch wäre die frühe Schlangenfibel<br />
und die Fibel mit Bernsteinbügel. 835 Horizont 6, für den die entwickelte Schlangenfibel charakteristisch<br />
wäre, ist im Verbreitungsgebiet kaum zu belegen.<br />
Von den Horizonten ausgehend zeichnet S. Stegmann-Rajtár ein Bild der beginnenden Hallstattzeit,<br />
das von einer uneinheitlichen Initialphase ausgeht. Ein kontinuierlicher Übergang von der Urnenfelderzur<br />
Hallstattzeit ist in Mähren nicht belegbar. Charakteristisch wird in der ersten Hälfte der älteren<br />
Hallstattzeit die bemalte Keramik, in Süddeutschland setzt sich zur gleichen Zeit die<br />
kerbschnittverzierte Ware durch, die bis Statzendorf vorkommt. Zahlreiche Fremdformen drängen das<br />
„Podoler Kulturelement“ immer mehr zurück. Als typisch für die Formengruppe I und den Beginn der<br />
Hallstattzeit sieht sie die Knickwandschale, später kommt die Stufenschale hinzu, in der entwickelten<br />
Hallstattzeit ist das Hochhalsgefäß typisch. In der zweiten Hälfte der älteren Hallstattzeit ist eine<br />
Bemalung in dieser Art nicht mehr in dem Maße vertreten und wird durch vielfältige<br />
Verzierungstechniken wie Dellen, Kanneluren, Ritzlinien, Stempel und Rädchenverzierungen ergänzt.<br />
Keramische Leitform ist die Schüssel mit hohem Kragenrand, die S. Stegmann-Rajtár auf Vorbilder im<br />
süddeutschen Raum ab Hallstatt C2 zurückführt. 836 Nach einer Blütezeit in der entwickelten älteren<br />
Hallstattzeit bricht kurz nach der Wende zur jüngeren Hallstattzeit (Hallstatt D1) die Entwicklung ab,<br />
ein neuer Abschnitt mit neu angelegten Bestattungs- und Siedlungsplätzen bricht an. 837<br />
833 Stegmann-Rajtár 1992, 161.<br />
834 Stegmann-Rajtár 1992, 164.<br />
835 Stegmann-Rajtár 1992, 165.<br />
836 Stegmann-Rajtár 1992, 169.<br />
837 Stegmann-Rajtár 1992, 170.<br />
278
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
23. Die Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf<br />
Die Chronologie des Gräberfeldes steht auf mehreren Standbeinen: Neben den überregional<br />
datierbaren Metallfunden 838 ist die lokale Entwicklung der Gefäßformen 839 und der Grabformen 840<br />
ausschlaggebend. Ein wesentliches Hilfsmittel zum Erkennen chronologischer Entwicklungen und<br />
somit für die Datierung ist die Seriation des Gräberfeldes nach mehreren Gesichtspunkten, die<br />
Analyse der „N Nächsten Nachbarn“ und die horizontalstratigraphische Analyse.<br />
23.1 Die bisherige Datierung einzelner Grabkomplexe in der Literatur<br />
Nachdem das Gräberfeld Statzendorf seit über hundert Jahren bekannt und ein kleiner Teil des<br />
Materials nach Komplexen getrennt bereits publiziert ist, 841 haben schon einige Autoren ihre Ansichten<br />
über die Chronologie des gesamten Gräberfeldes oder einzelner Komplexe geäußert. Wie im<br />
Abschnitt „Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes“ gezeigt werden<br />
konnte, sind zu Beginn der Forschung ganze Gräberfelder, so auch Statzendorf, tendenziell einer<br />
bestimmten Stufe oder Epoche zugeordnet worden. So diente Statzendorf M. Hoernes 842 zur<br />
Illustration seiner durch polychrome Keramik charakterisierten späteren Phase der althallstättischen<br />
Stufe. O. Menghin 843 datierte Statzendorf „als ganzes wohl an die Wende von der älteren zur jüngeren<br />
Hälfte der Hallstattzeit“. Später wurde stärker differenziert und einzelne Grabkomplexe aus dem<br />
Gräberfeld getrennt beurteilt, ohne jedoch der Gesamtentwicklung des Gräberfeldes und dem<br />
horizontalstratigraphischen Zusammenhang der Gräber Rechnung zu tragen, zum Großteil ohne<br />
Kenntnis des überwiegenden, bislang unpublizierten Materials. 844 Wie die Tabelle zeigt, verwenden K.<br />
Kaus, S. Stegmann-Rajtár und L. Nebelsick zwar unterschiedliche Chronologiesysteme, in ihren<br />
Datierungsansätzen stimmen sie aber weitgehend miteinander überein.<br />
Grab Kaus 1973 Stegmann-Rajtár 1992 Nebelsick 1994<br />
A001 Phase I ältere Hallstattzeit<br />
A004<br />
Phase I<br />
A006<br />
Phase Ib<br />
A009<br />
Phase II<br />
A011 Hallstatt C Phase I<br />
A012 Phase Ia frühe Hallstattzeit<br />
A013<br />
Phase II<br />
A014 Hallstatt D Phase II mittlere Hallstattzeit<br />
A015<br />
Phase I<br />
A017 Hallstatt C<br />
A019 Hallstatt C frühe Hallstattzeit<br />
A023 Hallstatt C Phase I<br />
A024 Hallstatt C Phase Ia<br />
A027 Hallstatt C Phase Ib<br />
A028<br />
Phase Ia<br />
A030<br />
Phase I<br />
A033<br />
Phase II<br />
A035<br />
Phase Ib<br />
B034<br />
frühe Hallstattzeit<br />
B141<br />
frühe Hallstattzeit<br />
C001 Hallstatt D Phase II<br />
C005<br />
Phase II<br />
Komplexe aus Statzendorf datiert K. Kaus folgendermaßen: Grab A011 ist für ihn durch die hellrote,<br />
mit rhombischen Grafitmustern verzierte Kragenrandschüssel, die in Bayern als Leitform der Stufe C1<br />
838 Siehe Kapitel „Metallobjekte“<br />
839 Siehe Kapitel „Keramik“<br />
840 Siehe Kapitel „Befunde“<br />
841 Dungel 1908.<br />
842 Hoernes 1905, 46 ff.<br />
843 Menghin 1913, 304 f.<br />
844 Diese Bemerkung ist nicht als Kritik der auf die Primärliteratur angewiesenen Forscherinnen und Forscher zu<br />
verstehen, sondern als Kritik an der gängigen Praxis in der Archäologie, die jeglicher Systematik in der<br />
Aufarbeitung entbehrt und einer ständig wachsenden, zunehmend weniger zu bewältigenden Materialmenge<br />
kaum Arbeitskonzepte entgegenstellt.<br />
279
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
gilt, als typisches Grab der Stufe Hallstatt C zu bewerten. Grab A014 datiert er aufgrund der<br />
geknoteten Armreifen mit Zwischenrippen und Pufferenden in die südbayrische Stufe D1, als weiteren<br />
Anhaltspunkt dieser Datierung verwendet er den Bronzeblechgürtel, der nach I. Kilian-Dirlmeier<br />
ebenfalls in die Stufe Ha D zu stellen ist. Eiserne Pufferringe mit nierenförmigen Schlussknöpfen<br />
kommen in Niederösterreich laut K. Kaus nur in der Stufe C vor, weshalb er Grab A017 so datiert. Die<br />
datierenden Merkmale für Grab A019 findet K. Kaus in der Harfenfibel vom Hallstatt-C-Schema, dem<br />
frühen Kegelhalsgefäß und der doppelkonischen Schüssel mit Grafitbemalung auf rotem Grund in<br />
Form von Dreiecken und Gittern, für die er Parallelen im Gräberfeld Linz-St.Peter gefunden hat. Er<br />
spricht sich für die Stufe Hallstatt C aus. Einen Beleg für die frühe Stufe von Hallstatt C sieht K. Kaus<br />
in Grab A023, in dem durch die Schälchenkopfnadel und die Doppelkopfspiralnadel Formen der<br />
Urnenfelderzeit vertreten sind. Auch der eiserne Pufferring und das Kegelhalsgefäß mit Trichterrand<br />
und stark fallender Schulter sind Indizien für eine Datierung in Hallstatt C. Das wichtigste datierende<br />
Element des Grabes A024 ist die Rippenkopfnadel, die Parallelen in Bayern und Linz St.-Peter besitzt<br />
und ebenso wie das westliche Kegelhalsgefäß in die Stufe Hallstatt C zu stellen ist. Grab A027 besitzt<br />
eine knieförmig gebogene Mehrkopfnadel mit kegelförmiger Faltenwehr, die K. Kaus als<br />
Übergangsform zwischen den Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr und der echten Mehrkopfnadel mit<br />
Faltenwehr wertet, die Pferdetrensen sind ältere Ausprägungen der hallstattzeitlichen Pferdegebisse,<br />
daher wohl Hallstatt C. Grab C001 datiert K. Kaus in die Stufe Hallstatt D, da Bernsteinaufsteckzier<br />
auf Fibeln in Niederösterreich lediglich für die jüngere Hallstattstufe nachgewiesen sei, ebenfalls für<br />
Hallstatt D sprächen die Harfenfibel mit breiter Kopfspirale und die gerippten Armreifen. Das Konzept<br />
wird ein wenig durch den Gürtelhaken gestört, der in Au am Leithagebirge und in Hallstatt lediglich in<br />
Frauengräbern der älteren Stufe C vorkommt. 845<br />
S. Stegmann-Rajtár skizziert für Statzendorf folgende chronologische Entwicklung: Zur älteren Phase<br />
zählt sie die Gruppe der Gräber A001, A004, A006, A011, A012, A015, A023, A024, A027, A028,<br />
A030, A035 und 47. 846 Die frühesten Komplexe der Phase 1 sind nach S. Stegmann-Rajtár A012,<br />
A024, A028 und 47, die noch starke Urnenfeldertraditionen erkennen lassen. Funde wie die<br />
kleinköpfige Vasenkopfnadel, die Nadel mit geripptem Kopf und der Krug vom Typ Ruše stehen für<br />
diese Einschätzung. Die Inventare A006, A027 und A035 seien etwas jünger einzuschätzen, weil die<br />
urnenfelderzeitliche Komponente fehlt. Die Keramik zeichnet sich durch stark bauchige<br />
Kegelhalsgefäße mit strenger Dreigliederung, durch Kragen- und Trichterrandgefäße aus, die häufig<br />
eine kirschrote Oberfläche und Grafitbemalung tragen, typisch für die Motivik sind Winkelbänder.<br />
Kalottenförmige Schalen, Kalenderbergtöpfe, Stufen- und Knickwandschalen mit Innendekor kommen<br />
hinzu. Metallfunde dieser Phase sind Nadeln mit gebogenem Schaft und Rippen- bzw. Kugelkopf,<br />
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, die Eisentrense, die Ärmchenbeile und die Eisenmesser. Die jüngere<br />
Phase, zu denen S. Stegmann-Rajtár die Gräber C001, C005, A009, A013, A014 und A033 zählt,<br />
definiert sie durch Kegelhalsgefäße „mit weichem Profil, die Ritzlinienbänder oder plastische Bögen<br />
aufweisen, aber keine Bemalung mehr kennen“, gehenkelte Kegelhalsschüsseln mit umlaufenden<br />
Kanneluren und Steilhalsgefäße. Typische Metalle sind Knotenarmringe mit Zwischenrillen, grob<br />
geperlte Armringe, Bronzeblechgürtel und Bronzedrahtgürtelhaken, eiserne Harfenfibeln und<br />
Eisenmesser. Aus dem Fehlen von typischen Leitformen vom Übergang zur jüngeren Hallstattzeit<br />
schließt sie, dass das Gräberfeld Statzendorf zu diesem Zeitpunkt nicht mehr belegt wurde. 847 U.<br />
Brosseder übernimmt im Wesentlichen die Datierungsansätze von S. Stegmann-Rajtár, zu Grab A035<br />
bemerkt sie jedoch, dass die Datierung mit Hallstatt C1 zu früh angesetzt wäre, die Keramik des<br />
Grabes, die mit Girlanden und Kreuzfeldern aus Leiterbändern sowie mit Kreisaugen verziert ist, findet<br />
in Bayern Analogien, die eindeutig in die Stufe Ha C2 datieren. 848<br />
L. Nebelsick rechnet mit einem sehr frühen Beginn der Hallstattzeit in Statzendorf. Grab A019 hält er<br />
aufgrund des Zusammenhanges eines „endurnenfelderzeitlichen Kegelhalsgefäßes, eines unorthodox<br />
geformten Kragenrandgefäßes“ und der bronzenen Harfenfibel für frühhallstättisch. Ein weiteres, sehr<br />
frühes Inventar ist B034, das ein archaisch wirkendes, hallstättisches Kragenrandgefäß mit einer<br />
kleinen Vasenkopfnadel [sic!] enthielt. Grab B141, in dem hallstattzeitliche Keramik mit einem<br />
späturnenfelderzeitlichen Beil zusammen vorkommt, macht für L. Nebelsick deutlich, dass „auch an<br />
der westlichen Verbreitungsgrenze der Hallstattgruppen nordostalpiner Prägung in einem noch spät-<br />
845 Kaus 1973a, 195 ff.<br />
846 Bei Komplex 47 ist nicht klar, welcher gemeint ist, denn S. Stegmann-Rajtárs Angaben der Grabnummern<br />
beziehen sich im Allgemeinen auf A. Dungel und entsprechen daher Funden aus Feld A bzw. C, bei ihm ist<br />
jedoch kein Grab 47 angeführt. Auf Seite 76 erwähnt S. Stegmann-Rajtár einen drahtförmigen Gürtelhaken und<br />
zwei Fibeln aus Grab 14. In Grab A014, das einzige, das gemeint sein kann, ist jedoch nur eine Fibel mit<br />
organischem Bügel und ein Bronzeblechgürtel vorhanden (Stegmann-Rajtár 1992, 73 ff.)<br />
847<br />
Stegmann-Rajtár 1992, 73 ff.<br />
848<br />
Brosseder 2004, 112.<br />
280
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
bis endurnenfelderzeitlichen Milieu neue Ausstattungsmuster, Formen und Zieroptionen die<br />
Hallstattkultur einleiten.“ 849 Grab A012 ist ein weiteres Beispiel früher Integration rot-schwarz bemalter<br />
Gefäße in Grabensembles, hier wurde ein miniaturisiertes, kurzhalsiges Kegelhalsgefäß zusammen<br />
mit einem Kegelhalshenkelgefäß gefunden, das in urnenfelderzeitlicher Tradition steht. Im<br />
oberbayrischen Donauraum und auch weiter die Donau abwärts, etwa in Linz St. Peter, ist erst in der<br />
Hallstattzeit mit bemalter Keramik zu rechnen, während rot engobierte Ware im westlichen<br />
Urnenfelderkreis entwickelt wurde und in Niederbayern, der Oberpfalz und der Münchner<br />
Schotterebene bereits während der späten Urnenfelderzeit vorkommt. 850 Grab A014 wäre aufgrund<br />
der Fibel eher in die entwickelte ältere Hallstattzeit (Hallstatt C2) zu stellen. 851 Grab C001, ein<br />
mittelhallstattzeitliches Körpergrab mit Keramik, ist aufgrund des Metallspektrums mit geknoteten<br />
Armringen, einer Harfenfibel mit breiter Sehne und der spätesten Variante der doppelarmigen<br />
Gürtelhaken so zu datieren. Die Keramik entspricht Loretto IIIb oder IV. 852<br />
23.2 Absolute Chronologie<br />
Mangels Daten 853 kann das Gräberfeld lediglich durch Vergleiche in einen absolutchronologischen<br />
Rahmen gestellt werden, der, wie die Forschungsgeschichte zeigte, veränderbar ist und eine<br />
verlässliche Fixierung der Laufzeit des Gräberfeldes oder gar die genaue Datierung einzelner<br />
Grabkomplexe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zulässt. Einzelne dendrochronologische Daten aus<br />
Schweizer Seeufersiedlungen oder süddeutschen Grabkammern 854 helfen bei der Datierung des<br />
Gräberfeldes Statzendorf kaum weiter. Die Eichenstämme, die zum Bau der Grabkammer des<br />
Wehriger „Hexenbergle“, Hügel 8, verwendet wurden, dürften im Jahr 778 ± 5 v. Chr. gefällt worden<br />
sein und markieren derzeit den Beginn der Stufe Hallstatt C1. 855 Dem derzeitigen Forschungsstand<br />
entsprechend wäre die Belegung des Gräberfeld etwa zwischen 800 und 600 v. Chr. anzusetzen.<br />
23.3 Seriation<br />
Wenn stratigraphische Beobachtungen eines Fundortes nicht ausreichen, um geschlossene Komplexe<br />
in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, etwa wenn Gräber eines Bestattungsplatzes nicht<br />
übereinander, sondern nebeneinander liegen, wird über Kombinationsstatistik oder Seriation versucht,<br />
zu einer Reihung der Gräber zu gelangen. Grundlegend sind die Konzepte des „Typs“ und des<br />
„geschlossenen Fundes“, bei dem mindestens zwei Gegenstände gemeinsam deponiert wurden und<br />
bis zum Zeitpunkt der Auffindung in ihrem Zusammenhang verblieben sind. 856 Im Gräberfeld von<br />
Statzendorf wird davon ausgegangen, dass es sich bei den einzelnen Grabkomplexen um<br />
geschlossene Funde handelt. Die chronologische Seriation versucht, das aus verschiedenen<br />
Komplexen stammende archäologische Fundmaterial so zu ordnen, dass seine ursprüngliche zeitliche<br />
Abfolge aus dem Ergebnis abzulesen ist. Als „Erfinder“ der Seriation gilt Sir William Flinders Petrie<br />
(1853-1942), der um die Jahrhundertwende anhand ägyptischen Keramikmaterials ein System<br />
relativer Altersabfolge entwickelte, das auf dem Prinzip der Veränderung von Objekten und der<br />
Vergesellschaftung dieser Objekte in Gräbern beruhte. Nach Betrachtung der Stratifizierung und der<br />
Herausarbeitung von Serien keramischer Formen aufgrund ihrer Entwicklung werden Gruppen mit<br />
ähnlichem Keramikinventar herausgearbeitet, die so geordnet werden, dass die Laufzeit der einzelnen<br />
Gruppen möglichst klein gehalten wird. 857<br />
W. Petrie steht am Anfang einer Reihe unterschiedlicher statistischer Verfahren, die heute mit Hilfe<br />
von Computerprogrammen durchgeführt werden und qualitativ und quantitativ gewichtet sein können.<br />
Bei der Seriation werden die Befunde und Typen in eine Reihenfolge gebracht, die zumeist<br />
chronologisch interpretiert wird, es können aber auch andere Ursachen hinter der graduellen<br />
Veränderung von Typenkombinationen stehen, etwa Geschlecht, soziale Gruppenzugehörigkeit der<br />
Bestatteten oder geographische Eigenheiten verschiedener Fundorte. Die Wirkung nichtchronologischer<br />
Variabler kann allerdings erkannt und berücksichtigt werden. Die Seriation weist allen<br />
Typen und Befunden den wahrscheinlichsten Ort innerhalb einer Reihenfolge zu, ist aber keine<br />
Anordnung auf einer Zeitskala. Gleiche Abstände zwischen Befunden müssen nicht gleich lange<br />
849 Nebelsick 1994a, 68.<br />
850 Nebelsick 1994a, 69.<br />
851 Nebelsick 1994a, 98.<br />
852 Nebelsick 1994a, 108.<br />
853 Auf 14 C-Datierungen der Tierknochen oder Skelette wurde wegen der geringen Aussicht, zu brauchbaren<br />
Daten zu kommen, verzichtet. Zwischen 780 und 450 BC verläuft die Kalibrationskurve für eine Feindatierung zu<br />
flach (www.nhm-wien.ac.at/NHM/Prehist/Stadler/14C_Project).<br />
854 Metzner-Nebelsick 2002, 46 ff.<br />
855 Tomedi 2002, 94.<br />
856 Eggert 2001, 54.<br />
857 Eggert 2001, 201 ff.<br />
281
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Zeitunterschiede bedeuten. Eine Weiterentwicklung der Methode der Petrifikation stellt das Reciprocal<br />
Averaging 858 dar, bei der Zeilen und Spalten der Inzidenzmatrix durch Eigenvektoren ersetzt werden.<br />
Fundkomplexe mit gleichem Inhalt liegen an gleicher Stelle, je ähnlicher sich Fundkomplexe oder<br />
Typen sind, desto näher liegen sie beisammen. 859<br />
Für die Seriation des Gräberfeldes von Statzendorf wurde das von P. Stadler entwickelte<br />
Programmpaket WinSerion 860 verwendet. Der größte Vorteil dieses Programms ist die Möglichkeit,<br />
durch die Verwendung einer Bilddatenbank die Klassifikation der Typen sehr einfach zu verändern.<br />
Für jede Seriation ist schließlich die Typologie ausschlaggebend. Die „dynamisch" definierten Typen<br />
können auf ihre chronologische Relevanz und über die Verteilung im Gräberfeld getestet werden.<br />
Häufige Typen, die weit streuen, lassen sich möglicherweise nach bisher unberücksichtigten<br />
Merkmalen in mehrere Typen aufgliedern, unnötige Aufgliederungen von Typen können wieder<br />
zusammengefasst werden. Die Verbesserung der Typologie hat schließlich eine Verbessung des<br />
Seriationsergebnisses zur Folge. 861 Als Gradmesser für den Erfolg einer Seriation gilt der<br />
Korrelationskoeffizient der Matrix. Er beträgt 1, wenn die Matrix quadratisch ist und die Inzidenzen<br />
exakt entlang der Diagonale angeordnet sind. Ein Ergebnis ab 0,75-0,8 gilt als brauchbar. 862<br />
Um die Seriation in einen größeren geographischen Rahmen einzubetten, wurde das Material<br />
zahlreicher anderer publizierter Fundorte im Rahmen der Bilddatenbank aufgenommen. Neben den<br />
2073 Objekten aus Statzendorf wurden 2377 Objekte anderer Grabkomplexe der Hallstattkultur und<br />
1391 Objekte aus Grabkomplexen der Urnenfelderkultur eingegeben. Zu den Objekten gehören<br />
Funde aus Bernhardsthal, Bullendorf, Donnerskirchen, Fischau, Gemeinlebarn, Grafenwörth,<br />
Hadersdorf, Krennsdorf, Langenlebarn, Maiersch, Marz, Nové Košariská, Rabensburg, Röschitz,<br />
Sopron-Burgstall, Stillfried, St. Andrä, Weiden und Zagersdorf. Die Aufnahme weiterer Daten und eine<br />
detaillierte Auswertung konnte im Rahmen dieser Dissertation noch nicht erfolgen. Der Versuch, die<br />
Keramik der anderen hallstattzeitlichen Fundstellen der Kalenderbergkultur gemeinsam mit dem<br />
Material aus Statzendorf zu serieren, hat jedoch kein verbessertes Ergebnis erbracht. Offensichtlich<br />
ist die Keramikherstellung sowohl zu stark regional, als auch zu stark sozial differenziert.<br />
Für das Gräberfeld Statzendorf selbst wurden mehrere Seriationen unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />
durchgeführt. Die Seriation funktioneller Typen ergab deutliche geschlechtsspezifische<br />
Gruppierungen nach Männer- und Frauengräbern, die zur geschlechtsspezifischen Klassifizierung der<br />
Gräber verwendet werden konnte. 863 Weitere Seriationen mussten daher nach Männer- und<br />
Abb. 247: Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (alle Gräber)<br />
858 Ihm 1983, 8 ff.<br />
859 Doneus 2001, 101.<br />
860 P. Stadler gab mir die Möglichkeit, seine Programme MonteliusEntry und WinSerion bei der Bearbeitung des<br />
Gräberfeldes von Statzendorf zu verwenden, wobei er viel Zeit und Arbeit investiert hat, mich zu unterstützen.<br />
Dafür möchte ich ihm herzlich danken. Die genaue Methode, Vorgehensweise und die statistischen Grundlagen<br />
beschreibt er in seiner Habilitationsschrift (Stadler 2005).<br />
861 Stadler 2004, 36.<br />
862 Doneus 2001, 101.<br />
282
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Frauengräbern getrennt durchgeführt werden. Da die Typologie während der Bearbeitung laufend<br />
verändert und verfeinert werden kann, wurden einmal Merkmale der Formgebung, einmal Merkmale<br />
der Verzierung in den Vordergrund gestellt. Die Metall- und Kleinfunde erwiesen sich für die Seriation<br />
als wenig brauchbar, da es keine Typen im Gräberfeld gibt, die Merkmale aufweisen, die sich<br />
tatsächlich chronologisch entwickeln.<br />
Abb.248 : Eigenvektordarstellung Reciprocal Averaging Kleinfunde (alle Gräber)<br />
Die getrennte Seriation der Kleinfunde erbrachte eine klare geschlechtsspezifische Gruppierung. Der<br />
untere, linke Bereich der Matrix ist den Frauen, der obere rechte Bereich den Männern zuzuordnen.<br />
Abb.249 : Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (nur Frauengräber)<br />
In der oben abgebildeten Matrix sind ausschließlich Frauengräber berücksichtigt. Auf den ersten Blick<br />
fällt eine gewisse materialspezifische Gliederung des Fundmaterials auf, so kommen Bronzefunde<br />
offensichtlich eher mit Bronzefunden, Eisenfunde eher mit Eisenfunden vor. Versucht man eine<br />
vorsichtige chronologische Interpretation, so würde man die älteren, bronzenen Harfenfibeln in die<br />
Nähe der massiven, verzierten und unverzierten Bronzeringe zu stellen haben, die jüngeren eisernen<br />
Harfenfibeln in die Nähe der Eisenringe und des Armschmuckes. Interessant ist die Gliederung der<br />
Messertypen, die mit Messern mit geschwungenem Rücken beginnen, es folgen Messer mit rundem<br />
Rücken und schließlich Messer mit geknicktem Rücken.<br />
863 Siehe Kapitel „Zur archäologischen und anthropologischen Geschlechtsbestimmung“.<br />
283
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Abb. 250: Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (nur Männergräber)<br />
Die Ordnung der Messer wiederholt sich bei den Männergräbern. Obwohl zunächst davon<br />
ausgegangen wurde, dass die Form der Messer aufgrund der Verwendung, des Nachschleifens und<br />
auch der Restaurierung zu sehr beeinflusst wird, könnte sich doch eine chronologische Komponente<br />
abzeichnen. Ansonsten sind in den Männergräbern keine Typen enthalten, die eine relativchronologische<br />
Aussage zuließen.<br />
Als nächstes wurde das gesamte keramische Fundmaterial miteinbezogen. Ein Mal erfolgte die<br />
typologische Klassifikation vorwiegend nach Formkriterien, ein anderes Mal nach Verzierungsmerkmalen.<br />
Mithilfe der dynamischen Typologie konnte die Seriation in mehreren Schritten<br />
durchgeführt werden, dazwischen wurde immer wieder versucht, die typologische Klassifikation und<br />
folglich auch das Seriationsergebnis zu verbessern. Trotzdem streuen Inzidenzen relativ weiträumig<br />
entlang der Matrixdiagonale. Um von rein geschlechtsspezifischen Gruppierungen weg zu kommen,<br />
wurde die Seriation getrennt nach Frauen- und Männergräbern durchgeführt. Das verringerte die<br />
Datenbasis allerdings beträchtlich, da nur 62 Frauen- und 31 Männergräber mit einiger Sicherheit<br />
geschlechtsbestimmt werden konnten.<br />
Die Seriation (Petrifikation) aufgrund der Typologie mit dem Schwerpunkt Form erbrachte noch die<br />
besten Ergebnisse. Natürlich konnten nur Komplexe in die Seriation aufgenommen werden, bei denen<br />
mindestens zwei Typen vorliegen, andererseits nur Typen, die in mindestens zwei Gräbern<br />
284<br />
Abb. 251: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
vorkommen. Außerdem wurden alle Komplexe, bei denen es sich nicht um Frauengräber handelt,<br />
exkludiert. Folgende Typen wurden aufgrund dieser Vorgaben eliminiert:<br />
Bernsteinperle, Bernsteinstabperle, Bronzegürtel, Doppelspiralkopfnadel aus Bronze, Drillingsgefäß,<br />
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, Fußschale mit ausladendem Rand, Gagatring,<br />
Halbmondfibel, Halsreif mit Ritzverzierung, Halsreif mit Torsion, Henkelschüssel, gedrückt und<br />
kalottenförmig, Kahnfibel, Kegelhalsgefäß mit flauer Profilierung, gedrückt, Kegelhalsgefäß mit flauer<br />
Profilierung, hoch, Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, hoch, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,<br />
gedrückt, Knickwandschale, Mehrkopfnadel aus Bronze, Mehrkopfnadel aus Eisen, Messer mit<br />
geradem Rücken, Nadelbehälter, Pfeilspitze, Schale mit ausladendem Rand und Randverzierung,<br />
Scheibenkopfnadel aus Bronze, Schleifenbogenfibel, Schleifstein ohne Loch, Schälchenkopfnadel aus<br />
Bronze, Schüssel mit geradem, kurzen Hals, kugelig, Schüssel mit geradem, langen Hals, gedrückt,<br />
Schüssel mit langem Kegelrand, hoch, Stufenschale, Vasenkopfnadel aus Bronze, eiförmiger<br />
Henkeltopf mit Kerben, eiförmiger Henkeltopf mit Knubben und Kerben, eiförmiger Henkeltopf,<br />
unverziert, eiförmiger Topf ohne Henkel mit Knubben, eiförmiger Topf ohne Henkel, unverziert,<br />
einfache Schale mit ausladendem Rand, geschlossener, massiver Bronzering, große Schale, bemalt,<br />
innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, kugeliger Henkeltopf, napfartige Henkelschale, rotschwarz<br />
bemalte Kragenrandschüssel, gedrückt, schlanker Kalenderbergtopf, unverzierter Halsreif<br />
Zahl der Funde = 53<br />
Zahl der Typen = 56<br />
Zahl der Inzidenzen = 289<br />
Gesamtstress = 18.05<br />
Durch die Anwendung des Verfahrens „Reciprocal Averaging“ konnte das Ergebnis deutlich<br />
verbessert werden. „Durchläufer“ wurden eliminiert, was die Datenbasis wiederum verkleinerte.<br />
Zahl der Funde = 32<br />
Zahl der Typen = 39<br />
Zahl der Inzidenzen = 158<br />
Gesamtstress = 0.86<br />
Abb.252 : Reciprocal Averaging Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)<br />
Interpretation: Es bleibt fraglich, ob die Ergebnisse der Seriation chronologisch interpretierbar sind.<br />
Die Ergebnisse der Seriation unter Einbeziehung der Keramik deckt sich im wesentlichen mit der<br />
Seriation der Kleinfunde. Eine Reihung der Messer von geschwungenen über runde bis hin zu<br />
geknickten Formen ist vorhanden. In die Nähe der bronzenen Harfenfibeln sind Bronzeniete,<br />
Bronzegürtelhaken und offene, massive Bronzeringe zu stellen, gerippte Bronzearmreifen,<br />
Bronzeringe mit dreieckigem Querschnitt sowie Bronzespiralröllchen leiten zu den Eisenformen, den<br />
eisernen Harfenfibeln und Nähnadeln über. Glatte Bronzearmreifen und Bronzespiralringe sind<br />
285
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
ebenfalls dieser eventuell jüngeren Gruppe zuzuordnen. Am linken, unteren Ende der Matrix, das als<br />
das ältere interpretiert wird, sind bevorzugt Topfformen anzutreffen, am rechten oberen Ende der<br />
Matrix finden sich Schüsselformen, was der generellen Ansicht über der Keramikentwicklung des<br />
Kalenderbergraumes entspricht. Spinnwirtel könnten sich von kugeligen über kegelförmige bis hin zu<br />
gedrückten Formen entwickelt haben.<br />
Abb. 253: Eigenvektordarstellung Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)<br />
Der Seriation der Frauengräber wird nun die der Männergräber zur Seite gestellt. Das Typlimit und<br />
Fundlimit wurde wiederum mit 2 festgelegt, was die Eliminierung folgender Typen zur Folge hatte:<br />
Ausgussgefäß mit tierförmigem Ausguss, Deckel, Fußschale mit facettierter Randzone, Fußschale,<br />
eingezogen, Henkelschüssel, kugelig, Kegelhalsgefäß mit flauer Profilierung, gedrückt, Kegelhalsgefäß<br />
mit flauer Profilierung, kugelig, Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, kugelig, Kegelhalsgefäß<br />
mit abgesetztem Hals, Kegelhalsgefäß mit mittlerem Hals, hoch, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,<br />
gedrückt, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, kugelig, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, normal,<br />
Lanzenspitze, Mehrkopfnadel aus Bronze, Omegazwinge, Pinzette, Rippenkopfnadel aus Bronze,<br />
Abb. 254: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Form (Männergräber)<br />
286
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Schale mit waagrecht facettiertem Rand, Schüssel mit Kragenrand, gedrückt, Schüssel mit geradem,<br />
kurzen Hals, kugelig, Schüssel mit langem Kegelrand, kugelig, Trense, Trensenknebel, Tüllenbeil,<br />
breiter Kalenderbergtopf, eiförmiger Henkeltopf mit Kerben, eiförmiger Henkeltopf mit Knubben,<br />
eiförmiger Topf ohne Henkel mit Knubben, einfache Schale mit ausladendem Rand, gedrückte<br />
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, kalottenförmige Schale mit ausladendem Rand, kugeliger<br />
Henkeltopf, rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, hoch.<br />
Zahl der Funde = 30<br />
Zahl der Typen = 40<br />
Zahl der Inzidenzen = 188<br />
Gesamtstress = 19.04<br />
Das Verfahren des Reciprocal Averaging verbesserte formal das Ergebnis, die archäologische<br />
Aussage bleibt jedoch dürftig:<br />
Abb. 255: Reciprocal Averaging Typologie mit Schwerpunkt Form (Männergräber)<br />
Zahl der Funde = 11<br />
Zahl der Typen = 14<br />
Zahl der Inzidenzen = 49<br />
Gesamtstress = 0.79<br />
Interpretation: Die Metallformen, Messer mit geradem Rücken, Messer mit Rundem Rücken sowie<br />
Ärmchenbeile sind im rechten oberen Bereich der Matrix angeordnet, eine chronologische Relevanz<br />
dürfte dieser Gruppe jedoch nicht zukommen. Im linken unteren Bereich finden sich Schüsselformen,<br />
die gewöhnlich mit den jüngeren Kalenderbergstufen in Verbindung gebracht werden. Aus den<br />
unterschiedlichen Formen der Einzugsrandschalen dürfen kaum Schlüsse zu ziehen sein.<br />
Bei den folgenden Seriationen standen Verzierungsmerkmale im Vordergrund, da der Verdacht nahe<br />
lag, dass sich Verzierungselemente noch am ehesten chronologisch entwickeln. Auch hier wurde<br />
versucht, die Typologie schrittweise zu verbessern, um zum bestmöglichen Ergebnis zu gelangen.<br />
Trotzdem erbrachte das Verfahren „Petrifikation“ lediglich Ergebnisse, die für eine chronologische<br />
Interpretation als nicht brauchbar eingestuft werden müssen, das Verfahren „Reciprocal Averaging“<br />
reduzierte Typen und Komplexe für eine archäologische Aussage zu sehr.<br />
Das festgelegte Typ- und Fundlimit eliminierte die folgenden Typen: Drillingsgefäß, Fußschale<br />
ausladend, Halsreif mit Ritzverzierung, Halsreif mit Torsion, Henkelschüssel kanneliert,<br />
Henkelschüssel mit Winkeln, Henkelschüssel unverziert, Henkeltopf mit Knubben, Henkeltopf mit<br />
senkrechter Kannelur, Henkeltopf unverziert, Kalenderberg mit Stempeln und Bogen,<br />
Kalenderbergtopf klassisch mit Winkeln, Kegelhalsgefäß mit vier Knubben, Kegelhalsgefäß mit<br />
Stempeln und Winkeln, Kragenrandschüssel mit Rauten, Mehrkopfnadel aus Bronze, Messer mit<br />
geradem Rücken, Schale mit rund kanneliertem Boden, Schälchenkopfnadel aus Bronze, Schüssel<br />
mit Kannelur und Delle, Schüssel mit Stempel, Schüssel mit geritzten Bogen und Punkten,<br />
Vasenkopfnadel aus Bronze, ausladende Schale mit Dreiecken am Rand, Stufenschale einfach,<br />
Stufenschale mit Stempeln, kugeliger Topf ohne Henkel, unverzierter Halsreif, Knickwandschale<br />
Zahl der Funde = 51<br />
Zahl der Typen = 45<br />
Zahl der Inzidenzen = 263<br />
Gesamtstress = 19.09<br />
287
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Interpretation: Geht man von der Prämisse aus, dass die enthaltenen Metallfunde die Richtung der<br />
Seriation vorgeben, so ließe sich eine Entwicklung der Kegelhalsgefäße ablesen, die durchaus den<br />
chronologischen Vorstellungen entspräche. Der rechte obere Bereich der Matrix wäre als der ältere zu<br />
interpretieren, der linke untere Bereich als der jüngere. Kegelhalsgefäße mit Kannelurbogen und<br />
Knubben beginnen die Reihe, es folgen Kegelhalsgefäße mit Kannelurwinkeln und kammstrichverzierte<br />
Kegelhalsgefäße. Am linken unteren Ende sind unverzierte und schließlich bemalte<br />
Kegelhalsgefäße zu finden. Die Reihung der Kalenderbergtöpfe entspricht jedoch nicht den<br />
chronologisch Einschätzungen, denn stempelverzierte Gefäße, die jünger als die klassischen, mit<br />
Knubben und Bogen verzierten Formen einzuordnen wären, sind im rechten oberen Bereich der<br />
Matrix zu finden. Es fällt auf, dass im linken unteren Bereich der Matrix Gräber angeordnet sind, die im<br />
mittleren Westbereich des Gräberfeldes situiert sind und starke westliche Einflüsse zeigen. Die<br />
Seriation könnte eher eine Gruppenbildung innerhalb des Gräberfeldes als eine chronologische Reihe<br />
ergeben haben.<br />
Bei der Seriation der Männergräber aufgrund einer Typologie mit dem Schwerpunkt Verzierung<br />
wurden zunächst aufgrund des Typ- und Fundlimits von 2 folgende Typen eliminiert: Deckel,<br />
Fußschale mit Turbanrand, Fußschale eingezogen, Henkelschüssel unverziert, Henkeltopf mit<br />
Knubben, Kalenderbergtopf mit Kerben, Kalenderberg mit Knubben und Kannelur, Kalenderbergtopf<br />
mit Stempeln, Kalenderberg mit Stempeln und Bogen, Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kannelur,<br />
Mehrkopfnadel aus Bronze, Rippenkopfnadel aus Bronze, Schüssel mit Dellen, Tiergefäß, Topf mit<br />
Knubben, Turbanrandschale waagrecht, ausladende Schale tulpenförmig, ausladende Schale einfach<br />
Zahl der Funde = 31<br />
Zahl der Typen = 39<br />
Zahl der Inzidenzen = 198<br />
Gesamtstress = 19.05<br />
Abb. 256: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Verzierung (Frauengräber)<br />
Interpretation: Bei den Männergräbern verläuft die Reihung der Kegelhalsgefäßtypen wie die der<br />
Frauengräber. Kannelurbogenverzierte Gefäße beginnen die Reihe, es folgen kammstrichverzierte<br />
und solche mit Kannelurwinkeln. Unverzierte Kegelhalsgefäße sowie bemalte Kegelhalsgefäße sind<br />
im linken unteren, wiederum vermutlich jüngeren Bereich gereiht. Kalenderbergtöpfe mit klassischer<br />
Knubben- und Fingernagelkerbleistenzier stehen diesmal der Erwartung nach in der älteren Gruppe.<br />
Andere Gefäßformen, wie etwa die Turbanrandschale, sind im Gegensatz zur Matrix der Frauengräber<br />
an völlig anderer Stelle angeordnet, funktionelle Formen wie das Ärmchenbeil oder die Eisenkugel<br />
dürften gar keine chronologische Aussagekraft besitzen.<br />
288
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Abb. 257: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Verzierung (Männergräber)<br />
Zusammenfassend ist zur Seriation des Fundmaterials des Gräberfeldes Statzendorf zu sagen, dass<br />
die erhoffte Erwartung, zu einer besseren chronologischen Gliederung des Fundmaterials zu<br />
gelangen, vorerst nicht eintrat. Die Ergebnisse liegen für die Seriation eines Gräberfeldes deutlich<br />
unter den Erwartungen. Auch wenn die Ergebnisse der Seriation chronologisch nur in Ansätzen<br />
verwertbar sind, zeigten sich geschlechtsspezifische Gruppierungen und Reihungen, die auf die<br />
räumliche Verteilung innerhalb des Gräberfeldes zurückzuführen sein könnten. Ob diese<br />
chronologisch im Sinne einer Belegungsreihenfolge zu interpretieren sind, sei dahingestellt.<br />
23.4 Vorschläge zur Datierung einzelner Gräber<br />
Die Datierung der einzelnen Komplexe stützt sich auf chronologisch klassifizierbare Metalle, die<br />
Entwicklung der Keramik und den Grabbau. Der chronologische Rahmen des gesamten Gräberfeldes<br />
reicht von der frühen Hallstattzeit bis zur jüngeren Hallstattzeit, umfasst also die Stufen Hallstatt B3/C1<br />
bis D1. Viele Komplexe können nicht genauer als diese Zeitspanne datiert werden. Bei einigen ist eine<br />
feinchronologische Einschätzung möglich, die sich aus dem Grabbau, den Typen und deren<br />
Kombinationen ergibt. Im folgenden werden die näher datierbaren Gräber aufgelistet, wobei in den<br />
meisten Fällen nur eine Zeitspanne angegeben werden kann. Sämtliche Datierungen sind als<br />
Vorschläge aufzufassen. Folgende Phasen können unterschieden werden:<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Statzendorf 1: Frühe Hallstattzeit.<br />
Gräber der Phase Statzendorf 1 sind am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit einzuordnen<br />
(Hallstatt B3/C1). Der Grabbau zeichnet sich meist durch kleine Brandgrubengräber mit wenigen<br />
Gefäßen aus, es kommen ausschließlich Brandbestattungen vor. Die Keramik ist häufig unverziert<br />
oder durch flächige Kannelur gekennzeichnet, die weiche Profilierung der Gefäßwand ist kennzeichnend.<br />
Gräber der Phase 1-2: A001, A004, A012, B009, B010, B013, B014, B015, B016, B026, B028, B029,<br />
B040, B041, B096, B097, B127<br />
Gräber der Phase 1-4: B105, B126, B130<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Statzendorf 2: Ältere Hallstattzeit.<br />
Die Masse der Gräber in Statzendorf sind in diese Phase zu stellen, sie entspricht Hallstatt C1, sofern<br />
man das Sigel „C1“ im Sinne eines chronologischen Rahmengerüstes versteht. Der Bestattungsritus<br />
289
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
wird modifiziert, erstmals kommen Körperbestattungen und Steinabdeckungen vor, die Anordnung der<br />
keramischen Beigaben im Grab deutet an, dass es Holzkammern gegeben haben müsste. Neben den<br />
Funden, die aus der lokalen Weiterentwicklung der Urnenfelderzeit erklärbar sind, kommen erstmals<br />
typisch hallstattzeitliche Funde vor, wie der mit Knubben und Fingernagelkerbleisten verzierte<br />
Kalenderbergtopf. Daneben ist in einer Gruppe von Gräbern eine hallstattzeitliche Komponente aus<br />
dem Westen vertreten. Stufenschalen, rot-schwarz bemalte Kragenrandgefäße und rot-schwarz<br />
bemalte Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals gehören zum Typenspektrum.<br />
Gräber der Phase 2: A019, A023, A024, A027, A030, A032, A033, A035, A036, A051, A062, A071,<br />
A072, A076, A097, A104, A110, B002, B008, B012, B017, B022, B023, B024, B031, B033, B034,<br />
B035, B038, B043, B044, B045, B049, B060, B070, B072, B074, B084, B142, C028, C045<br />
Gräber der Phase 2-3: A028, A091, A094, B073, C029, GD01<br />
Gräber der Phase 2-4: A006, A007, A008, A010, A015, A016, A017, A018, A025, A029, A037, A038,<br />
A039, A044, A045, A047, A049, A053, A055, A057, A061, A063, A064, A068, A073, A074, A082,<br />
A085, A086, A089, A096, A101, A102, A103, A106, A108, A114, A115, A118, B005, B006, B027,<br />
B037, B042, B050, B051, B052, B053, B054, B056, B057, B058, B059, B064, B076, B077, B082,<br />
B090, B092, B099, B101, B102, B104, B106, B108, B111, B113, B121, B124, B125, B129, B132,<br />
B133, B134, B137, B138, B140, B144, B145, B147, C020, C021, C024, C027, C036, C048, C049,<br />
C061, C066, C067, C068, C073, C078, C080, D019, GD11<br />
Gräber der Phase 2-5: A011, A069, A079, C011, C012, C018, C034, C074, D001, D002, D009,<br />
D013, D016<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Statzendorf 3: Ältere Hallstattzeit.<br />
Die Phase Statzendorf 3 existiert als chronologische Phase im eigentlichen Sinne nicht, jedoch wird<br />
der Eindruck erweckt, dass nun hallstattzeitliche Keramikelemente aus dem Westen und Osten<br />
verschmelzen. So wird die rot-schwarze Bemalung auf lokale Keramiktypen übertragen und ist nicht<br />
mehr ausschließlich auf westliche Typen beschränkt. Kammstrichverzierte Kegelhalsgefäße kommen<br />
häufig zusammen mit Typen der Phase Statzendorf III vor. Chronologisch dürften Gräber dieser<br />
Phase ebenfalls der älteren Hallstattzeit, Stufe Hallstatt C1 entsprechen.<br />
Gräber der Phase 3: B091, B146, C035<br />
Gräber der Phase 3-4: A013, A014, A021, A067, A075, A084, A092, A098, A099, A100, A105, A116,<br />
B087, B110, B131, B136, B141, C001, C003, C005, C007, C008, C009, C013, C014, C022, C032,<br />
C033, C040, C042, C054, C057, C063, C065, C075, C081, C082, C083, D011, D017, D018, GD08,<br />
GD16<br />
Gräber der Phase 3-5: A060, B030, C037, C085, D021<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Statzendorf 4: Mittlere Hallstattzeit.<br />
Einige Gräber können einer späteren, entwickelten Stufe von Hallstatt C zugeordnet werden, die etwa<br />
Hallstatt C2 entspricht. Kennzeichnend für die Stufe Statzendorf 4 ist die raumgreifende Grabarchitektur,<br />
die wahrscheinlich mit der Einführung von kleinen Hügelgräbern in Statzendorf verbunden<br />
ist. Zu den typischen Keramikformen zählen Schüsseln mit langem, geraden Rand, sowie<br />
Kalenderbergtöpfe jüngerer Prägung, bei denen die Knubben- und Fingernagelkerbleistenzier durch<br />
Stempel oder einfache Kerben ersetzt wird.<br />
Gräber der Phase 4: A009, A077, B122, C030, C046, C051, C052, C059<br />
Gräber der Phase 4-5: A005, C084<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Statzendorf 5: Jüngere Hallstattzeit. Die wenigen Gräber dieser Phase, die bereits Hallstatt D entsprechen<br />
könnten, sind einfache Brandgrubengräber mit nur wenigen Beigaben. Datierbar sind etwa<br />
rhombische Gürtelhaken und Knickwandschüsseln mit Glättzier.<br />
Grab der Phase 5: B148<br />
290
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Zum Schluss werden die datierbaren Gräber mitsamt ihren Datierungsvorschlägen, einer<br />
Einschätzung der Zuverlässigkeit der Datierung (sicher – unsicher) und den Argumenten, die zur<br />
chronologischen Beurteilung geführt haben, aufgelistet.<br />
Feld A<br />
Grab A001: Phase 1-2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß,<br />
Henkelschüssel, kleines Kegelhalsgefäß mit anthropomorpher Ritzverzierung)] Grab A004: Phase 1-<br />
2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab A005: Phase 4-5, unsicher [Grabbau, Metall (Eisenarmreif), Keramik (Knickwandschale)]<br />
Grab A006: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand)] Grab A007: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik unspezifisch] Grab A008: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, gedrückt, Strichbündel mit Punktbegleitung)] Grab A009: Phase 4,<br />
sicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Ritzverzierung, Kalenderbergtopf mit Stempeln und<br />
Andreaskreuz, Kragenrandgefäß mit eingestempelten Dreiecken)] Grab A010: Phase 2-4, unsicher,<br />
westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)]<br />
Grab A011: Phase 2-5, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Eisenarmreif), Keramik (rotschwarz<br />
bemaltes Kragenrandgefäß, klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab A012: Phase 1-2, sicher,<br />
westliche Typen [Grabbau, Metall (Armreif mit Pufferenden), Keramik (rot-schwarz bemaltes, kleines<br />
Kegelhalsgefäß, Kegelhalsgefäß mit Henkel)] Grab A013: Phase 3-4, sicher [Grabbau, Metall<br />
(Eisengürtelhakeln, Harfenfibel Eisen, Bronzepfeilspitze, Klapperblech), Keramik (Kegelhalsgefäß mit<br />
Kammstrich)] Grab A014: Phase 3-4, sicher, westliche Typen [Grabbau, Bernsteincollier, Metall<br />
(Bronzeblechgürtel, gerippter Bronzearmreif), Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab A015: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüssel)] Grab A016: Phase 2-4, unsicher [Keramik (unverziert)] Grab A017: Phase 2-4,<br />
unsicher [Metall (Bronzearmreif mit glatten Enden, Eisenarmreif mit Pufferenden, Scheibenkopfnadel,<br />
Bronzedrahtspiralring), Keramik (unverziert)] Grab A018: Phase 2-4, sicher, westliche Typen [Metalle<br />
(unverzierter Halsreif, Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (Stufenschale, rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüssel)] Grab A019: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metalle (Harfenfibel<br />
Bronze Typ Hadersdorf), Keramik (rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, große, bemalte Schale)]<br />
Grab A021: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kragenrandschüssel mit Stempelverzierung)] Grab A023:<br />
Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Doppelspiralkopfnadel, Schälchenkopfnadel,<br />
Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, rot-schwarz bemaltes<br />
Kragenrandgefäß und Kegelhalsgefäß)] Grab A024: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau,<br />
Metall (Rippenkopfnadel, Kugelkopfnadel mit Schwanenhals), Keramik (rot-schwarz bemaltes<br />
Kegelhalsgefäß mit kurzem Hals)] Grab A025: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)] Grab A027: Phase 2, sicher [Grabbau, Metall<br />
(Ärmchenbeil, Mehrkopfnadel, Trense), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A028: Phase 2-<br />
3, unsicher [Metall (Harfenfibel Bronze, Typ Roggendorf), Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)]<br />
Grab A029: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A030: Phase 2, unsicher, westliche Typen<br />
[Keramik (rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A032:<br />
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Eisenarmreif mit glatten Enden), Keramik (unverziert)] Grab<br />
A033: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit<br />
Knubben und Bogen, unspezifische Keramik)] Grab A035: Phase 2, sicher, westliche Typen<br />
[Grabbau, Keramik (Schalen mit westlicher Verzierung, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A036:<br />
Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall (Ärmchenbeil), Keramik (rotschwarz<br />
bemalte Kegelhalsgefäße, Tiergefäß, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab A037: Phase<br />
2-4, unsicher [Metall (Harfenfibel Eisen), Schichtaugenperle, Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)]<br />
Grab A038: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)]<br />
Grab A039: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Bronzearmreif mit verdickten Enden),<br />
Kegelhalsgefäß und Schüssel mit Knubben und Kannelurbogen)] Grab A044: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Metall (Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,<br />
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A045: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, sonst unverzierte Keramik)] Grab A047: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen<br />
[Grabbau, Metall (Vasenkopfnadel), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf<br />
mit Stempeln und Andreaskreuz)] Grab A049: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Metall<br />
(Eisenarmreif, Halsreif, Bronzespiralringe), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß,<br />
klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A051: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rotschwarz<br />
bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A053: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Bogengirlande und Einstichen,<br />
291
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
unverzierte Gefäße)] Grab A055: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A057: Phase 2-4, unsicher [Keramik<br />
(kugeliges Kragenrandgefäß, Bogengirlande, geritzt mit begleitenden Einstichen)] Grab A060: Phase<br />
3-5, unsicher [Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Schüssel mit Stempeln)] Grab A061:<br />
Phase 2-4, sicher [Grabbau, Metall (Bronzenadel), Keramik unverziert, Henkeltopf mit Knubben und<br />
Kerben] Grab A062: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Keramik (Schale mit westlicher Verzierung)]<br />
Grab A063: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Tiergefäß, unverzierte Keramik, Henkeltopf)] Grab A064:<br />
Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A067: Phase 3-4, unsicher<br />
[Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab A068: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassisch,<br />
unspezifisch)] Grab A069: Phase 2-5, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, sonst eher<br />
unspezifisch)] Grab A071: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes<br />
Kragenrandgefäß, Tiergefäß)] Grab A072: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rotschwarz<br />
bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A073: Phase 2-4, unsicher<br />
[Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A074: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, unverzierte Keramik)] Grab A075: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf<br />
mit Stempeln und Kannelurbogen, Schüsseln mit Kragenrand)] Grab A076: Phase 2, sicher, westliche<br />
Typen [Grabbau, Metall (Eisennadel), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab A077: Phase 4, sicher [Grabbau, Metall (Eisengürtelhakeln, Fibel), Keramik<br />
(Kegelhalsgefäß bemalt, mit Kannelur, Stempeln und umkränzten Dellen, Kalenderbergtopf mit<br />
Kannelurbogen und Stempeln)] Grab A079: Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab A082: Phase 2-4,<br />
unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes, kleines Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf<br />
mit Winkelband aus Leisten)] Grab A084: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz<br />
bemaltes Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf mit Stempeln)] Grab A085: Phase 2-4, unsicher [Metall<br />
(Pinzette), Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab A086: Phase 2-4, sicher [Grabbau,<br />
Schichtaugenperle, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand, klassischer Kalenderbergtopf)]<br />
Grab A089: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik unspezifisch (Spinnwirtel)] Grab A091: Phase 2-<br />
3, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Mehrkopfnadel Eisen), Keramik (rot-schwarz bemalte<br />
Kegelhalsgefäße, Kragenrandgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A092: Phase 3-4,<br />
unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäße mit Kammstrich und Kannelur, Kalenderbergtopf mit Knubben<br />
und Kerben)] Grab A094: Phase 2-3, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz<br />
bemaltes Kegelhalsgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab<br />
A096: Phase 2-4, unsicher [Metall (Halbmondfibel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab<br />
A097: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemalte<br />
Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A098: Phase 3-4, unsicher [Keramik<br />
(Schüsseln mit langem, geraden Rand, Kegelhalsgefäß mit langem Hals)] Grab A099: Phase 3-4,<br />
sicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit langem, geraden Rand, Kalenderbergtopf mit<br />
Kannelurbogen und Stempeln)] Grab A100: Phase 3-4, unsicher [Metall (gerippter Bronzearmreif),<br />
Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und Andreaskreuz, Schüssel mit Kragenrand und<br />
eingeritzten Bogen mit begleitenden Stempeln)] Grab A101: Phase 2-4, unsicher [Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, Schüsseln mit langem, geraden Rand)] Grab A102: Phase 2-4,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,<br />
gedrückt und umlaufender Einstichreihe), Parallele zu Grab A103] Grab A103: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, gedrückt und umlaufender Einstichreihe),<br />
Parallele zu A102] Grab A104: Phase 2, sicher [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall<br />
(Bronzegürtelhaken, Harfenfibel Bronze), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäße mit<br />
Knubben und Kanelur, kammstrichverziertes Kegelhalsgefäß)] Grab A105: Phase 3-4, unsicher<br />
[Keramik (Kalenderbergtopf mit flächigen Kerben, Schüsseln mit langem Kegelrand)] Grab A106:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,<br />
Kegelhalsgefäße, Schüsseln)] Grab A108: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)] Grab A110: Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (glatter<br />
Bronzearmreif), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A114:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Henkelschüssel, unspezifische<br />
Keramik)] Grab A115: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (Keramik<br />
klassisch, Schüssel mit Dellen, Schale mit Rollstempelverzierung)] Grab A116: Phase 3-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf mit Rosette und Kranz, Schüsseln mit geradem,<br />
langen Rand)] Grab A118: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)]<br />
Feld B<br />
Grab B002: Phase 2, unsicher [Grabbau] Grab B005: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(Schüssel, Henkeltopf mit Knubben, Kegelhalsgefäß)] Grab B006: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (Kragenrandgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B008: Phase 2, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B009:<br />
292
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B010: Phase 1-2, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B012: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (rotschwarz<br />
bemaltes Ausgussgefäß, Schüssel mit Kammstrich)] Grab B013: Phase 1-2, unsicher<br />
[Keramik (unverziert, Kegelrandgefäß mit Henkel)] Grab B014: Phase 1-2, unsicher [Keramik (kleines<br />
Kegelhalsgefäß mit anthropomorpher Ritzverzierung), Parallele zu Grab A001] Grab B015: Phase 1-<br />
2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B016: Phase 1-2, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (unverziert, einfach)] Grab B017: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz<br />
bemalte Kragenrandschüssel, Henkeltopf mit Reihe dreieckiger Einstiche)] Grab B022: Phase 2,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (Fußschale ritzverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B023: Phase<br />
2, unsicher [Grabbau, Keramik (Fußschaleunverziert, Kegelhalsgefäß mit Knubben und Kannelur, rotschwarz<br />
bemalte Henkelschüssel)] Grab B024: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (einfach,<br />
unverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B026: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(unverziert, einfach)] Grab B027: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit langem Hals)]<br />
Grab B028: Phase 1-2, unsicher [Keramik (unverziert, einfach)] Grab B029: Phase 1-2, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B030: Phase 3-5, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(Knickwandschalen, ansonsten klassische Keramik)] Grab B031: Phase 2, sicher [Grabbau, Metalle<br />
(Rollenkopfnadel, zoomorpher Anhänger), Keramik (rot-schwarz bemaltes Tiergefäß, klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab B033: Phase 2, unsicher [Keramik (unverzierte Schüssel, Ziste)] Grab B034:<br />
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (unverziert, einfach)] Grab B035:<br />
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (Miniaturgefäß mit Ritzverzierung und<br />
Punkten)] Grab B037: Phase 2-4, sicher, westliche Typen [Metall (Harfenfibel Bronze, Typ<br />
Roggendorf, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, kleines Kegelhalsgefäß mit<br />
Rollstempelverzierung)] Grab B038: Phase 2, sicher [Metall (Eisennadel mit Kugelkopf), Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B040: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert,<br />
einfach)] Grab B041: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B042: Phase<br />
2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand)] Grab B043: Phase 2,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (einfach, unverziert, klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab B044: Phase 2,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (einfach, unverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B045: Phase 2,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B049: Phase 2, sicher [Grabbau,<br />
Metall (Mehrkopfnadel, Kugelkopfnadel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, kalottenförmige<br />
Schale mit ausladendem Rand)] Grab B050: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab B051: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, unspezifische Keramik] Grab B052:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B053: Phase 2-4,<br />
unsicher [Grabbau, unspezifische Keramik] Grab B054: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall<br />
(Eisenarmreif), Keramik unspezifisch] Grab B056: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel)] Grab B057: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B058: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B059: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B060: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, grafitbemaltes Kegelhalsgefäß)] Grab B064: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (Tiergefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B070: Phase 2, unsicher,<br />
westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer<br />
Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäße)] Grab B072: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Grabbau,<br />
Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß)] Grab B073: Phase 2-3, sicher, westliche Typen<br />
[Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, klassische Kalenderbergtöpfe,<br />
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B074: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall<br />
(Bronzearmreif), Keramik (Schüssel mit langem Kegelrand)] Grab B076: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, Parallele zu Grab B036] Grab B077: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Tiergefäß, Rippenziste,<br />
Schüssel)] Grab B082: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Turbanrandschale, Kragenrandschüssel mit<br />
geritzten Bogen und Punkten)] Grab B084: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, innenverzierte Schale, Kegelhalsgefäß und Schüssel mit Knubben und Kannelur)]<br />
Grab B087: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln)] Grab B090: Phase 2-4,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (Henkelschüssel, Schüssel mit Kannelur und eingestochenen Punkten)]<br />
Grab B091: Phase 3, unsicher [Grabbau, Keramik (östliches Kegelhalsgefäß bemalt, Kegelhalsgefäß<br />
mit Kannelur)] Grab B092: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,<br />
Schüssel mit Ritzverzierung und begleitenden Punkten)] Grab B096: Phase 1-2, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (unspezifisch)] Grab B097: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifisch)] Grab<br />
B099: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Miniaturkalenderbergtopf, Keramik sonst<br />
unspezifisch)] Grab B101: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B102:<br />
Phase 2-4, unsicher [Keramik (Drillingsgefäß, Spinnwirtel)] Grab B104: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (unspezifisch)] Grab B105: Phase 1-4, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifisch)] Grab<br />
B106: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B108: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B110: Phase<br />
293
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kerben)] Grab B111: Phase 2-<br />
4, unsicher [Grabbau] Grab B113: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit Abrollzier,<br />
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B121: Phase, unsicher [Keramik (Henkelschüssel, klassischer<br />
Kalenderbergtopf)] Grab B122: Phase 4, unsicher [Grabbau, Keramik (Rippenziste mit<br />
Stempelverzierung)] Grab B124: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B125: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (unspezifische Keramik)] Grab B126: Phase 1-4, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifische<br />
Keramik)] Grab B127: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (Ausgussgefäß, unspezifische<br />
Keramik)] Grab B129: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B130: Phase 1-4, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik (unspezifische unverzierte Keramik)] Grab B131: Phase 3-4, unsicher [Keramik<br />
(Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kannelurbogen, Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab<br />
B132: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassische Keramik:Turbanrandschale,<br />
Kegelhalsgefäß und Schüsseln mit Knubben und Kannelurbogen)] Grab B133: Phase 2-4, unsicher<br />
[Doppel- oder Nachbestattung (Keramik unspezifisch, klassische bzw. unverziert)] Grab B134: Phase<br />
2-4, unsicher [Keramik (unspezifisch, vier verzierte Spinnwirtel)] Grab B136: Phase 3-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtopf mit Knubben und<br />
Kannelur)] Grab B137: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,<br />
gedrückt und umlaufender Einstichreihe, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B138: Phase 2-4, sicher<br />
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B140:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtopf mit<br />
Knubben und Kannelur)] Grab B141: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit<br />
Stempeln und Andreaskreuz)] Grab B142: Phase 2, sicher [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall<br />
(Harfenfibel Bronze, Typ Hadersdorf), Keramik (Turbanrandschalen, Kalenderbergtopf mit Knubben<br />
und Kannelur, Spinnwirtel)] Grab B144: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer<br />
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik, Spinnwirtel)] Grab B145: Phase 2-4, unsicher [Keramik<br />
(klassischer Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B146: Phase 3, unsicher,<br />
westliche Typen [Grabbau, Metall (viel Eisen), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß,<br />
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab B147: Phase 2-<br />
4, sicher [Metall (Ärmchenbeil), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel mit Abrollzier)] Grab<br />
B148: Phase 5, sicher [Metall (rhombischer Eisengürtelhaken), Keramik (Knickwandschale mit<br />
Glättzier)]<br />
Feld C<br />
Grab C001: Phase 3-4, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Bronzegürtelhaken, Armreif,<br />
Bronzearmring, Bogenfibel, Harfenfibel Bronze, Typ Roggendorf), Keramik (Schüssel mit langem,<br />
geraden Rand, Kalenderbergtopf mit Kerben)] Grab C003: Phase 3-4, unsicher [Metall<br />
(Eisengürtelhakeln)] Grab C005: Phase 3-4, unsicher [Keramik (eiförmiger Topf ohne Henkel,<br />
Schüssel mit geradem, langen Rand, Schüssel mit langem Kegelrand)] Grab C007: Phase 3-4,<br />
unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur und Kerben)] Grab C008: Phase 3-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit dreieckigen Einstichen)] Grab C009: Phase 3-4, unsicher<br />
[Metall (Harfenfibel Eisen), Schichtaugenperle, Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab C011:<br />
Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab C012: Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab C013: Phase 3-4,<br />
sicher [Grabbau, Metalle (Lanzenspitzen, Bronzegefäß), Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und<br />
Kerben)] Grab C014: Phase 3-4, sicher [Grabbau, Metalle (Harfenfibel aus Eisen, gerippter<br />
Bronzearmring)] Grab C018: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Keramik klassisch hallstättisch] Grab<br />
C020: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik klassisch hallstättisch] Grab C021: Phase 2-4, sicher<br />
[Grabbau, Metalle (Bronzegürtelhaken), Keramik eher unspezifisch] Grab C022: Phase 3-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (viel unverziert, Schüsseln mit geradem, langen Rand, Topf mit<br />
Fingernagelkerbreihe)] Grab C024: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)]<br />
Grab C027: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel mit<br />
Kannelurbogen)] Grab C028: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, rotschwarzes<br />
Kegelhalsgefäß), Metalle (Rippenkopfnadel, Vasenkopfnadel)] Grab C029: Phase 2-3,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C030: Phase 4, sicher [Grabbau,<br />
Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln, Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab C032: Phase 3-<br />
4, unsicher [Metall (Bronzearmreif mit Rippen), Keramik (Kegelhalsgefäß mit Stempeln, Parallele zu<br />
Grab D011, Henkeltopf)] Grab C033: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (viel unverziert, rotschwarz<br />
bemalte Schüssel, eher klassisch)] Grab C034: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
unspezifisch] Grab C035: Phase 3, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (westlich,<br />
Stufenschale, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, klassischer Kalenderbergtopf, rotschwarz<br />
bemalte Kragenrandschüssel)] Grab C036: Phase 2-4, unsicher [Keramik macht einen etwas<br />
späteren Eindruck (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, Schüssel mit Stempeln und Kannelur, aber<br />
294
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C037: Phase 3-5, unsicher [Metalle (Harfenfibel Eisen, gerippter<br />
Bronzearmreif), Keramik unspezifisch] Grab C040: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Metalle<br />
(Kegelhalsgefäß mit langem Hals, Kalenderbergtopf mit Kerben, Schüssel mit geradem, langen<br />
Rand)] Grab C042: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand,<br />
Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab C045: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik<br />
(klassische Kalenderbergverzierung, Kegelhalsgefäß Knubben/Kannelur, Doppelhenkelgefäß)] Grab<br />
C046: Phase 4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit langem Hals, Schüsseln mit langem,<br />
geraden Rand, Henkeltopf mit Knubbenreihe)] Grab C048: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, klassische<br />
Keramik] Grab C049: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, klassische Keramik] Grab C051: Phase 4,<br />
unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur und Kerben, Schüsseln mit langem, geraden<br />
Rand)] Grab C052: Phase 4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtöpfe mit Stempeln und Kerben)] Grab<br />
C054: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, gedrückt und mit Spiralen,<br />
Schüssel mit geradem, langen Rand und Stempelverzierung)] Grab C057: Phase 3-4, unsicher<br />
[Keramik (Kalenderbergtopf mit Kerben, Schüsseln mit langem, geraden Rand)] Grab C059: Phase 4,<br />
unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtöpfe mit Fingernageleindrücken, Kalenderbergtopf mit<br />
Kannelur und Stempeln, Kegelhalsgefäß mit Stempeln)] Grab C061: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,<br />
Keramik klassisch] Grab C063: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (Schüssel<br />
mit geradem, langen Rand und Dellen, klassischer Kalenderbergtopf, rot-schwarz bemaltes<br />
Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals)] Grab C065: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel<br />
mit Dellen und umgebenden Punkten, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C066: Phase 2-4, unsicher<br />
[Grabbau, kein Fundmaterial] Grab C067: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik unspezifisch] Grab<br />
C068: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Stempelverzierung)] Grab C073:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (gerippte Bronzearmreifen), Keramik klassisch<br />
(Kalenderbergtopf)] Grab C074: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Metall (gerippte Bronzearmreifen),<br />
Keramik unspezifisch] Grab C075: Phase 3-4, unsicher [Metall (Eisenfibel), Keramik unspezifisch]<br />
Grab C078: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Drahtspiralringe), Keramik (rotschwarz<br />
bemalte Kragenrandschüssel, rot-schwarz bemalte, kannelierte Henkelschüssel)] Grab C080:<br />
Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüsseln mit langem, geraden Rand<br />
und Kannelurbündeln)] Grab C081: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metalle<br />
(Mehrkopfnadel), Keramik (ritzverzierte Fußschale, Henkelschüssel, kanneliert und bemalt, Henkeltopf<br />
mit Ritz- und Stempelverzierung), rot-schwarz bemalte Kragenrandgefäße)] Grab C082: Phase 3-4,<br />
unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kannelur, die von stempeln umgeben ist)] Grab C083: Phase<br />
3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Dellen, die von<br />
Punkten umgeben sind)] Grab C084: Phase 4-5, unsicher [Grabbau, Metalle (eiserner Gürtelhaken),<br />
Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur, Schüssel mit Ritzverzierung und mit Punkten umgebenen<br />
Dellen)] Grab C085: Phase 3-5, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit langem, geraden Rand)]<br />
Feld D<br />
Grab D001: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, unspezifisches, hallstattzeitliches Fundmaterial)] Grab<br />
D002: Phase 2-5, unsicher [Grabbau: Körperbestattung, kein Fundmaterial] Grab D009: Phase 2-5,<br />
unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial] Grab D011: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit<br />
Stempeln, Parallele zu Grab C032)] Grab D013: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial]<br />
Grab D016: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial] Grab D017: Phase 3-4, unsicher<br />
[Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, gedrückte Einzugschalen)] Grab D018:<br />
Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab D019:<br />
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab D021: Phase 3-<br />
5, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtöpfe mit<br />
Fingernagelkerben)]<br />
Grabinventare ohne Lokalisation:<br />
Grab GD01: Phase 2-3, unsicher [Metalle (bronzene Harfenfibel, Drahtspiralringe)] Grab GD08:<br />
Phase 3-4, unsicher [Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand und Stempelverzierung, Schale<br />
mit ausladendem Rand)] Grab GD11: Phase 2-4, unsicher [Metall (gerippte Bronzearmreifen)] Grab<br />
GD16: Phase 3-4, unsicher [Metalle (bronzene Harfenfibel, Typ Roggendorf)<br />
295
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Abb.258: Kartierung der Datierungsvorschläge einzelner Gräber in Statzendorf<br />
23.5 Horizontalstratigraphie und Belegungsreihenfolge<br />
Die „Horizontalstratigraphie“ 864 hat zum Ziel, eine horizontale oder zonale Gliederung eines Fundortes<br />
herauszuarbeiten. Ausschlaggebend ist eine chronologische, mitunter aber auch eine kulturelle und<br />
soziale Belegungsabfolge eines Gräberfeldes. Die Analyse ist nur dann sinnvoll, wenn sich die<br />
Belegung des Gräberfeldes mehr oder weniger systematisch vollzogen hat und nur dann, wenn eine<br />
einigermaßen brauchbare relative Chronologie vorliegt. Sichere chronologische Aussagen aufgrund<br />
der Lage eines einzelnen Komplexes innerhalb des Gräberfeldes lassen sich nicht treffen, dennoch<br />
kann die räumliche Verbreitung ein Zusatzkriterium für die Richtigkeit der relativchronologischen<br />
Einschätzung sein. Gräberfeldzonen sind zumeist nicht scharf voneinander abzugrenzen, dennoch<br />
sind allgemeine Tendenzen der Belegungsabfolge erkennbar. Abweichende Einzelfälle können<br />
darüber hinaus durchaus vorkommen. 865<br />
864 Der Begriff „Horizontalstratigraphie“ wurde bereits vielfach als fragwürdig kritisiert.<br />
865 Eggert 2001, 222.<br />
296
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
Die Analyse der „N Nächsten Nachbarn mit einem Typ“ kombiniert Verbreitungskarten aller definierter<br />
Typen und testet, ob Vertreter eines Typs in einer Umgebung der benachbarten Grabkomplexe<br />
signifikant häufiger auftritt, als es dem Zufall entspricht. 866 Die Gräber und zugehörige Nachbarn<br />
werden in eine Liste von Beziehungen zwischen den Komplexen aufgenommen. Die entstandene<br />
Matrix aus Beziehungen und Komplexen wird seriert (Reciprocal Averaging), der erhaltene<br />
Eigenvektor der Funde wird mit einer eindimensionalen Clusteranalyse in "natürliche" Gruppen zerlegt<br />
und auf dem Gräberfeldplan dargestellt. 867 Die Grafik ist eine Zusammenfassung zahlreicher<br />
Kartierungen einzelner Typen. Gruppenbildungen innerhalb des Gräberfeldes können mithilfe des<br />
Verfahrens leichter erkannt werden und müssen schließlich interpretiert werden. Die erhaltene<br />
Reihenfolge ein Hinweis auf die Belegungsreihenfolge sein. Die Anzahl der N Nächsten Nachbarn<br />
wurde mit 15 (NextNeiN=15), das Konfidenzniveau mit 2 festgelegt (KonfNivN=2). In der Grafik sind<br />
die Beziehungen der einzelnen Gräber aufgrund gleicher Typen im Grab dargestellt, einmal aufgrund<br />
einer Typologie mit dem Schwerpunkt Form, einmal aufgrund einer Typologie mit dem Schwerpunkt<br />
Verzierung. Erfreulicherweise ist das Ergebnis ähnlich.<br />
Abb.259: ANN1, Typologie mit Schwerpunkt Form<br />
Abb.260: ANN1, Typologie mit Schwerpunkt Verzierung<br />
Auch ohne die Anwendung von Statistikprogrammen fallen bei der Bearbeitung des Fundmaterials<br />
gelegentlich Komplexe auf, die mit exakt denselben, vielleicht auch eher ausgefallenen und daher<br />
auffälligen Beigaben ausgestattet sind. Im Normalfall liegen diese Gräber sehr nahe beisammen, was<br />
wiederum für die Annahme spricht, dass die Gräber innerhalb des Gräberfeldes nicht regellos,<br />
sondern in einer bestimmten Systematik angelegt wurden. Neben einer rein chronologischen<br />
Interpretation ist es selbstverständlich auch möglich, dass etwa auf soziale Beziehungen, familiäre<br />
Zugehörigkeiten oder den früheren Wohnort der Verstorbenen Rücksicht genommen wurde. Eine der<br />
Beziehungen zwischen den Gräbern, die bei der Bearbeitung des Fundmaterials heraus stachen,<br />
seien hier kurz erwähnt:<br />
Die Gräber A001 und B014 sind durch das Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, das anthropomorph<br />
verziert ist, verbunden (PA38247, SH014a). Die Gräber A103 und A105 sind beide durch ein<br />
Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals ausgestattet, das senkrechte Kannelurbündel am Bauch trägt,<br />
zwischen denen Andreaskreuze aus doppelter Kannelur verlaufen (PA042961, PA043046). Zwei fast<br />
identische, kleine Ausgussgefäße mit senkrechter, bemalter Kannelur befanden sich in den Gräbern<br />
B031 und B077 (SH031a, B77). Vier Kalenderbergtöpfe sind durch Stempel und Kannelurkreuze in<br />
gleicher Weise verziert, sie stammen aus den Gräbern A009, A047, A100 und B141 (PA038260,<br />
PA042674, PA042947 und PA043195). Kleine, kugelige Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals, die mit<br />
866 Stadler 2004, 43 ff.<br />
867 Stadler 2002 (http://www.nhm-wien.ac.at/NHM/Prehist/Stadler/LVAS/QAM/QAM-Seriation-Frame.htm)<br />
297
Statzendorf<br />
Chronologie<br />
einem eingestempelten Zickzackband versehen sind, wurden in den Gräbern B037 und B076<br />
gefunden (SH037a, B076). Die Gräber A015 und A030 liegen fast direkt nebeneinander und sind<br />
beide mit einer rot-schwarz bemalten Kragenrandschüssel ausgestattet, die durch Winkelbänder<br />
verziert ist und an deren Gefäßunterseite eine Bogengirlande aus dreifacher Ritzlinie angebracht ist,<br />
die von eingestochenen Punkten begleitet ist (PA038280, PA38305). Vier gedrückte Kegelhalsgefäße<br />
mit niedrigem Hals tragen an der Schulter jeweils eine horizontale Reihe einfacher Einstiche,<br />
senkrechter Kerben bzw. Stempel in Form des Buchstabens U, zwei der Gefäße stammen aus<br />
unmittelbar benachbarten Gräbern (PA42958_A102 und PA42962_A103), das dritte wurde etwas<br />
weiter nördlich aufgefunden (PA43155_B137). Ein weiteres Gefäß dieses Typs liegt heute nur als<br />
Streufund vor (PA056071). Kalottenförmige Schalen mit ausladendem Rand verbinden die Gräber<br />
B002 und B049 (SH002a, SH049c). Schalen<br />
mit westlich geprägter Verzierung kommen<br />
einige Male in Grab A035 vor, das<br />
benachbarte Grab A062 enthielt eine<br />
Parallele zu einem der Gefäße (PA038323,<br />
PA042742a). Die Einzug-schalen SH028a<br />
und SH037d weisen beide einen rund<br />
kannelierten Boden auf und beweisen<br />
Beziehungen zwischen den Gräbern B028<br />
und B037. Henkelschüssel mit Knick und<br />
Kerbreihe am Umbruch wurden in den<br />
Gräbern B090 und B121 gefunden (B90,<br />
SH121e). Kugelige Töpfe mit Knubbenreihen<br />
am Hals-/Schulterumbruch sind aus den etwa<br />
6 m voneinander entfernten Gräbern A011<br />
und A031 bekannt (PA056179, PA056234).<br />
Abb. 261: Gräberfeldphasen und westliche Typen<br />
Im Gräberfeld von Statzendorf dürfte die<br />
älteste Gräbergruppe im Nordwesten liegen<br />
(grün), wo die Belegungsdichte auch besonders<br />
hoch ist. Steinstrukturen sind hier<br />
selten, die Gräber sind zumeist einfache<br />
Urnengräber mit wenigen Beigefäßen.<br />
Bestattungssitten und Metalle stehen in<br />
urnenfelderzeitlicher Tradition. Nach dieser<br />
Gruppe folgt im westlichen Zentralbereich<br />
eine Gruppe, die sich nicht nur durch hohe<br />
Sozialindices, sondern auch durch Beigaben<br />
auszeichnet, die typisch für den Westbereich<br />
der Hallstattkultur sind (schwarze Kreuze).<br />
Ob in diesem Innovationshorizont vielleicht<br />
sogar mit Menschen verbunden ist, die aus<br />
dem Westen zugewandert sind, oder ob<br />
diese Gräber Indizien für die beginnende<br />
Internationalisierung am Anfang der Hallstattzeit<br />
sind, könnten möglicherweise Isotopenanalysen<br />
am Skelettmaterial entscheiden.<br />
Die weitere Belegungsabfolge erfolgt in<br />
Richtung Süden und Osten. Die<br />
Belegungsdichte nimmt nach Süden hin ab,<br />
prozentuell werden die Steinstrukturen<br />
häufiger. Die Gräber nehmen hier insgesamt<br />
mehr Raum ein. Das jüngste sicher<br />
datierbare Grab, B148, ist jedoch im<br />
Nordosten des Gräberfeldes, in der Nähe der<br />
älteren Gräber zu finden.<br />
298
Statzendorf<br />
Zusammenfassung<br />
24. Zusammenfassung<br />
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf in Niederösterreich<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation von Sozialindexberechnungen<br />
Katharina C. Rebay<br />
Die Fundstelle Statzendorf in Niederösterreich liegt im Fladnitztal südlich der Donau zwischen Krems<br />
und St. Pölten. Das Gräberfeld wurde 1902 entdeckt und bereits in den Jahren 1903 bis 1925 von A.<br />
Dungel (Stift Göttweig) und J. Bayer (Naturhistorisches Museum Wien) relativ vollständig<br />
ausgegraben. Obwohl es eines der größten und aussagekräftigsten Gräberfelder der Hallstattzeit in<br />
Niederösterreich ist, wurde es bisher weder vollständig vorgelegt noch ausgewertet. Die<br />
Dokumentation ist dank der peniblen Aufzeichnungen und Vermessungen der Ausgräber für die<br />
damalige Zeit erstaunlich gut. Pläne und Grabbeschreibungen existieren, und zumindest die<br />
Geschlossenheit der Grabinventare ist für nahezu jedes Grab gewährleistet. Im Laufe der Zeit gingen<br />
jedoch Teile der Dokumentation verloren, für einige Funde konnte der Grabzusammenhang nicht<br />
mehr mit absoluter Sicherheit rekonstruiert werden. Am Beginn der Arbeit war daher eine kritische<br />
Beurteilung der Quellen unerlässlich.<br />
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf umfasst 373 Gräber mit 376 Bestattungen. Der<br />
Großteil der Toten wurde verbrannt beigesetzt, in Urnen oder als Niederlegung ohne Urne, doch etwa<br />
10 % der Bestattungen sind Körperbestattungen. Die Körperbestattungen sind über das gesamte<br />
Gräberfeld verteilt, wobei sich jeweils am nördlichen, östlichen und südlichen Rand Gruppen mit<br />
ähnlicher Orientierung feststellen lassen. Die Orientierung der Toten folgt offenbar keinen festen<br />
Regeln. Am häufigsten ist die Ost-West Orientierung vertreten, die gestreckte Rückenlage wurde<br />
gegenüber der Seitenlage mit leicht angezogenen Beinen bevorzugt. Bei den Brandbestattungen<br />
überwiegen die Urnen gegenüber den Niederlegungen ohne Urne, wobei Männer tendenziell eher in<br />
Urnen bestattet werden als Frauen. Bestimmt man die Lage der Urne in Relation zu den übrigen<br />
Beigaben, so ist eine bevorzugte Niederlegung der Individuen im Norden und Osten ersichtlich. Etwa<br />
ein Viertel der Gräber ist durch Steine begrenzt oder sogar mit einer Steinabdeckung versehen. In der<br />
ältesten Phase des Gräberfeldes liegen die Gräber dicht aneinander, im Verlauf der Hallstattzeit wird<br />
der Raum, den die einzelnen Gräber einnehmen, größer. Denkbar ist die Einführung des<br />
Grabhügelbaus, der jedoch mit den Grabungsmethoden vor über hundert Jahren nicht erkannt wurde.<br />
Analog zu Befunden aus dem Traisental sind Pfostenkränze, Steinkränze und Umfassungsgräben<br />
möglich.<br />
Zur Ausstattung der Toten gehörten zumeist mehrere Gefäße, die Bestandteile eines umfangreichen<br />
Trink- und Speisegeschirrsets waren, die häufigsten Formen sind Schalen, Kegelhalsgefäße,<br />
Schüsseln, Henkelschalen, Henkelschüsseln, Töpfe und Fußschalen, im Fundmaterial kommen aber<br />
auch Zisten, Deckel und ein Drillingsgefäß vor. Zudem wird häufig eine Fleischbeigabe, mit oder ohne<br />
Eisenmesser, beigegeben. Die persönlichen Objekte umfassen Trachtbestandteile wie Fibeln, Nadeln,<br />
Arm- und Halsreifen, Gürtel sowie Ringschmuck. Geräte wie Spinnwirtel und Schleifsteine gelangten<br />
wesentlich häufiger ins Grab als Waffen wie Beile und Lanzenspitzen, Pferdegeschirr wurde lediglich<br />
in einem Grab gefunden.<br />
Leider standen für die anthropologische Auswertung nur noch 25 Skelette und 16 Leichenbrände zur<br />
Verfügung, der Rest der Individuen wurde bei der Grabung nicht geborgen. Für die Auswertung war<br />
daher eine systematische, archäologische Geschlechtsbestimmung aufgrund der Beigaben<br />
erforderlich. Mithilfe der Seriation funktionaler Beigabenkombinationen konnte 93 Gräbern ein<br />
archäologisches Geschlecht zugewiesen werden.<br />
Ziel der Arbeit war, im Rahmen der Aufarbeitung der Funde und Befunde des Gräberfeldes von<br />
Statzendorf Hinweise auf die hallstattzeitliche Gesellschaftsstruktur zu erlangen. Anders als bei den<br />
meisten Arbeiten dieser Thematik stehen keine Gräber der Elite, sondern solche der Bevölkerung der<br />
ländlichen Peripherie im Mittelpunkt. Für alle Gräber, bei denen das aufgrund der Quellenlage möglich<br />
war, wurden Sozialindexwerte berechnet. Die Methode der Sozialindexberechnungen ist der Versuch<br />
einer qualitativen und quantitativen Wertung der Beigaben und Befundsituationen von Gräbern. Die<br />
subjektive Wertung „arm“ und „reich“ wird durch Werte ersetzt, die nachvollziehbar, quantifizierbar<br />
und statistisch in Bezug zu Grabbau und Befund, sowie Alter und Geschlecht der Toten auswertbar<br />
sind. Durch den errechneten Wert wird im Idealfall der soziale Rang der Bestatteten ausgedrückt, das<br />
Verhältnis der Werte untereinander kann ein Hinweis auf prähistorische Gesellschaftsstrukturen sein.<br />
Der Gesamtindex für Statzendorf setzt sich aus Werten für den Befund, für die Anzahl und Größe der<br />
Gefäße, für die Zahl der Beigabenklassen und der für die Beigaben verwendeten Werkstoffe, für das<br />
Metallgewicht und für die Anzahl der jeweils mit einem Typ vergesellschafteten Beigaben zusammen.<br />
299
Statzendorf<br />
Zusammenfassung<br />
Das Gesamtergebnis zeigt eine kleine Gruppe beigabenloser Bestattungen mit dem Sozialindex 0,<br />
etwa 45 % einfach ausgestattete Gräber, etwa 35 % durchschnittlich ausgestattete Gräber und eine<br />
kleine Elite, die in sich wiederum sehr differenziert ist. Unter den elf aufwändigsten Bestattungen sind<br />
sechs Frauen- und fünf Männergräber zu finden. Bei den 26 gut ausgestatteten Gräbern stehen sechs<br />
Frauen- elf Männergräbern gegenüber. Setzt man den Sozialindex in Bezug zur Bestattungsform so<br />
zeigt sich einerseits, dass unter den Beigabenlosen ein hoher Prozentsatz an Körperbestattungen ist<br />
– was vielleicht auch auf den Umstand zurückzuführen ist, dass beigabenlose Brandbestattungen<br />
nicht immer erkannt wurden – andererseits, dass unter den ganz reichen Bestattungen vor allem<br />
Körpergräber zu finden sind.<br />
Statzendorf befindet sich am Westrand dessen, was gewöhnlich als Kalenderbergkultur bezeichnet<br />
wird, und im Wesentlichen der Hallstattzeit im Raum von Niederösterreich und dem nördlichen<br />
Burgenland entspricht. Im Fundmaterial sind daher starke westliche Einflüsse merkbar, die das<br />
Gräberfeld mit Fundorten wie Linz-St. Peter oder Mitterkirchen verbinden. Keramiksonderformen des<br />
Eisenstädter Beckens und Umgebung, die gelegentlich mit einer besonderen rituellen Bedeutung von<br />
Frauen in Zusammenhang gebracht werden, fehlen in Statzendorf völlig, lediglich der mit Knubben<br />
und Fingernagelkerbleisten verzierte Kalenderbergtopf ist im Fundmaterial geläufig. Aus der Region<br />
Traisental-Fladnitztal sind mittlerweile zahlreiche eisenzeitliche Fundstellen bekannt. Die Siedlungen,<br />
zumeist kleine Dörfer und Gehöfte, sprechen für eine bäuerliche Grundorientierung eines Großteils<br />
der Bevölkerung.<br />
Die Belegung des Gräberfeldes beginnt relativchronologisch mit der frühen Hallstattzeit, der<br />
Schwerpunkt der Belegung liegt in der älteren und mittleren Hallstattzeit, einige wenige Komplexe<br />
dürften in die jüngere Hallstattzeit zu datieren sein. Das Fundmaterial ist also den Stufen Hallstatt C<br />
und D1 zuzuordnen. Absolutchronologische Daten fehlen, der Zeitrahmen kann mit etwa 800 bis 600<br />
v. Chr. angegeben werden. Insgesamt dürften 80 gleichzeitig lebende Personen ihre Toten im<br />
Gräberfeld von Statzendorf bestattet haben. Die ältesten Gräber sind im Nordwesten des<br />
Gräberfeldes zu finden, das zu Beginn der Hallstattzeit in urnenfelderzeitlicher Tradition mit einem<br />
stark normierten Grabritus einsetzt. Gräber mit Funden, bei denen deutlicher westlicher Einfluss<br />
bemerkbar ist, sind vorwiegend im mittleren Westbereich verteilt. Im Verlauf der Hallstattzeit dürfte<br />
eine Entwicklung im Bestattungswesen stattgefunden haben, die eine immer stärkere<br />
Individualisierung ebenso wie eine stärkere Demonstration von Status zur Folge hat. Die weitere<br />
Ausdehnung des Gräberfeldes erfolgt in Richtung Osten und Süden, wo die jüngsten Gräber zu finden<br />
sind. Die Belegungsdichte nimmt ab, Steinstrukturen werden häufiger und die Gräber nehmen<br />
insgesamt mehr Raum ein. Parallel dazu steigen die Sozialindexwerte der einzelnen Gräber.<br />
300
Statzendorf<br />
Abstract<br />
25. Abstract<br />
The Hallstatt Culture Cemetery of Statzendorf, Lower Austria:<br />
feasibility and limitations of interpreting calculated social indices<br />
Katharina C. Rebay<br />
The site of Statzendorf is located in the valley of the river Fladnitz, south of the Danube between the<br />
cities of Krems and St. Pölten. The cemetery was discovered in 1902 and completely excavated by A.<br />
Dungel (Stift Göttweig) and J. Bayer (Naturhistorisches Museum Wien) from 1903 to 1925. Although it<br />
is one of the largest and best known cemeteries of the Hallstatt culture in Lower Austria, it has not<br />
previously been published or analysed. Due to accurate recording, drawing and surveying by the<br />
excavators, the documentation is amazingly good for these days. There is a general plan of the<br />
cemetery as well as descriptions of the graves, and at least the validity of the complexes can be<br />
guaranteed. Unfortunately, however, part of the documentation has been lost and some of the finds<br />
cannot be traced back to their original graves with certainty. At the beginning of this study, therefore, a<br />
critical review of the primary data was absolutely necessary.<br />
The Hallstatt culture cemetery of Statzendorf contained 373 graves containing 376 burials. Most of the<br />
individuals were cremated and either placed in urns or directly onto the soil of the grave; 10 % of the<br />
burials, however, were inhumations. The inhumation burials were distributed over the whole area,<br />
excluding the north-western part, which was the oldest part of the cemetery. On the northern, eastern<br />
and southern edge of the graveyard, groups with similarly oriented graves could be detected. The<br />
orientation of the burials obviously did not follow strict rules; the most frequent orientation was eastwest.<br />
Most of the inhumations were flat inhumations, but there were also occasional crouched<br />
inhumations. In case of cremations, placing the burnt bones in urns was more common than piling<br />
them on the ground, and males were more frequently buried inside urns than females. The remains of<br />
cremated individuals were most frequently placed to the North and East of pottery vessels. According<br />
to the cemetery plan, about a quarter of the burials were lined with stones or covered with stone<br />
structures. In the oldest phase, the graves were situated close to each other, and through the course<br />
of the Hallstatt culture, the distance between the graves increased. It is tempting to think of small<br />
tumuli that could not be detected using the excavation methods of more than a hundred years ago.<br />
Analogies with excavations in the river valley of the Traisen show that post and stone circles as well<br />
as circular ditches were likely to have surrounded the graves.<br />
The dead were usually equipped with a number of vessels, parts of a substantial drinking and dining<br />
set. The types most frequently found are dishes, cups and bowls, large vessels with cylindrical necks,<br />
footed dishes and pots. Cists, lids and triplet vessels are rare. Apart from that, animal bones<br />
representing the remains of meat were frequently found together with iron knives. Personal objects<br />
include fibulae, pins, bracelets, torcs, metal belt plates as well as glass and bronze beads. Tools and<br />
equipment such as whetstones and spindle whorls are more often found within the graves than<br />
weapons such as axes and lances. Horse gear was found in only one grave.<br />
Unfortunately, only 25 skeletons and 16 cremated individuals were sufficiently well preserved for<br />
anthropological examination. The remaining human remains were not collected during the excavation.<br />
Only 22 of the individuals could be sexed. For further analyses, the burials had to be gendered<br />
systematically via the grave goods. With the help of a Seriation of functional grave good combinations,<br />
93 graves could be gendered. This indicated the presence of 62 female and 31 male graves.<br />
The main aim of this work was to gain a sense of how Hallstatt society might have been organized by<br />
analysing find combinations and cemetery structures. Whereas most other studies dealing with<br />
Hallstatt society focus on elite graves, the graves of the inhabitants of a rural periphery are the primary<br />
focus of this study. For each reliable grave complex, a social index was calculated. The method of<br />
calculating social indices is an attempt to quantify and determine the value of both grave goods and<br />
types. Instead of simply classifying graves as “poor” or “rich”, each grave is assigned a value that is<br />
comprehensible and reproducible and can be statistically analysed with reference to grave<br />
architecture, including burial type as well as the age and gender of the individuals. The evaluation is<br />
derived from the material itself and is not primarily based on modern ideas about wealth and status. In<br />
the best-case scenario, the social index value represents the social rank of the dead, and the relation<br />
of the values can thus help in interpreting prehistoric social structures. The complete index for<br />
Statzendorf consists of an index of the burial type, an index of the amount and size of the pottery, an<br />
index of the functional types of grave goods, an index of the materials used for grave goods, an index<br />
of the number of small finds, an index of the metal weight and an index of the association of finds.<br />
301
Statzendorf<br />
Abstract<br />
The results indicate that there were few burials with a social index of 0, 45 % were simple graves, 35<br />
% were average graves and there was a small, well-differentiated elite. Amongst the eleven most<br />
wealthy burials, six were female and five male. Within the 26 well-equipped graves, six could be<br />
ascribed to females and eleven to males. Comparing the social index value to the burial type, it can be<br />
shown that among the burials without any grave goods, there is a high percentage of inhumation<br />
burials. This might be due to the fact that cremations without grave goods or stone structures were not<br />
always detected. On the other hand, some of the most wealthy burials were inhumations.<br />
Statzendorf is situated in the very west of the so-called “Kalenderbergkultur”, the early Iron Age in<br />
Lower Austria and northern Burgenland. Naturally, a strong Western influence can be detected in the<br />
material, linking the cemetery of Statzendorf with contemporaneous sites along the Danube such as<br />
Mitterkirchen and Linz-St. Peter. Pottery types associated with a ritual importance of women, typical<br />
for the Eisenstadt basin and the surrounding regions, are absent in Statzendorf. Only the<br />
“Kalenderberg vessel”, decorated in relief, is frequent in the material culture. Many Iron Age sites are<br />
now known from the Traisental-Fladnitztal region. The settlements, consisting of small farms and<br />
villages, indicate a population mostly involved in agriculture.<br />
The sequence of the burials begins in the early Hallstatt culture. Most of the graves date to the early<br />
and middle Hallstatt culture, and only few complexes can be dated to the later Hallstatt culture. The<br />
material can be classified as Hallstatt C and D1. Absolute dates are missing, but the chronological<br />
framework covers the period between 800 and 600 BC. It can be assumed that a community of about<br />
80 people buried their dead in the cemetery of Statzendorf. The oldest graves are situated in the<br />
north-western part of the graveyard and show a strong Urnfield cultural tradition in burial rites. Graves<br />
with a Western influence are distributed in the mid-western part of the graveyard. During the Hallstatt<br />
period, a change in burial rites took place. The grave goods became more personalized and the<br />
burials begin to represent the individual as well as being a strong demonstration of social status.<br />
Later, the cemetery expanded towards the east and south, where the latest graves can be found. The<br />
spatial patterning shows that distances between graves became larger, stone structures became<br />
more common and social index values increased.<br />
302
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
26. Literaturverzeichnis<br />
Acsádi/Nemeskéri 1970: G. Acsádi/J.<br />
Nemeskéri, History of Life Span and<br />
Mortality (Budapest 1970).<br />
Adler 1965: H. Adler, Das urgeschichtliche<br />
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Veszprém 1984. Antaeus.<br />
Mitt. Arch. Inst. Beiheft 3 (Budapest 1986)<br />
49 ff.<br />
Eibner 1997: A. Eibner, Die „Große Göttin“<br />
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Karnitsch 1930: P. Karnitsch, Ein späthallstättisches<br />
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Linz. Mitt. Anthr. Ges. Wien 60, 1930, 142<br />
ff.<br />
Kästner 1997: S. Kästner, Rund ums Geschlecht.<br />
Ein Überblick zu feministischen<br />
Geschlechtertheorien und deren Anwendung<br />
auf die archäologische Forschung.<br />
In: S. Karlisch/S. Kästner/E.-M. Mertens<br />
(Hrsg.), Vom Knochenmann zur Menschenfrau.<br />
Feministische Theorie und archäologische<br />
Praxis. Frauen – Forschung<br />
– Archäologie 3 (Münster 1997) 13 ff.<br />
Kaufmann 1999: G. Kaufmann, Altfunde aus<br />
Statzendorf, St. Pölten, Niederöstereich.<br />
Ein Beitrag zur prähistorischen Keramiktechnologie.<br />
Arch. Austriaca 82/83,<br />
1998/1999, 199 ff.<br />
Kaus 1971: K. Kaus, Hallstattzeitliche Tonrassel.<br />
Kinderspielzeug, Kultgerät oder Musikinstrument?<br />
Mitt. Österr. Arbeitsgem.<br />
Ur- u. Frühgesch. 22, 1971, 81 ff.<br />
Kaus 1973a: K. Kaus, Chronologie und Bestattungssitten<br />
der Hallstattkultur in Niederösterreich<br />
und im Nordburgenland.<br />
Dissertation (Wien 1973).<br />
Kaus 1973b: K. Kaus, Der Osthallstattkreis<br />
und der hallstättische Ostwall. Mannus<br />
39/1, 1973, 71 ff.<br />
Kaus 1975: K. Kaus, Zum Forschungsstand<br />
der chronologischen Gliederung des burgenländisch-niederösterreichischen<br />
Hallstattmaterials.<br />
Mitt. Urgesch. Arbeitsgem.<br />
Wien 25, 1974–75, 103 ff.<br />
Kaus 1980: K. Kaus, Trinkgeschirr und Weingenuß<br />
in der Eisenzeit. In: Eisenzeit in<br />
Mitteleuropa. Forschungsber. Ur- u. Frühgesch.<br />
11 (Wien 1980) 37 ff.<br />
Kaus 1981: K. Kaus, Herrschaftsbereiche der<br />
Kalenderbergkultur. In: Die Hallstattkultur.<br />
Symposium Steyr 1980 (Linz 1981) 149 ff.<br />
Kaus 1984: M. Kaus, Das Gräberfeld der jüngeren<br />
Urnenfelderzeit von Stillfried an der<br />
March, Ergebnisse der Ausgrabungen<br />
1975–1977. Forsch. Stillfried 6 (Wien<br />
1984).<br />
Kaus 1986: K. Kaus, Grabhügel der Kalenderbergkultur.<br />
Kritische Anmerkungen zu<br />
Grabungstechnik, Befundauswertung und<br />
Chronologie. In: L. Török (Hrsg.), Hallstattkolloquium<br />
Veszprém 1984. Antaeus.<br />
Mitt. Arch. Inst. Beiheft 3 (Budapest 1986)<br />
119 ff.<br />
Keller 1939: J. Keller, Die Alb-Hegau-Keramik<br />
der älteren Eisenzeit. Tübinger Forsch.<br />
Arch. u. Kunstgesch. 18 (Reutlingen<br />
1939).<br />
Kerchler 1977: H. Kerchler, Die Hallstattzeitlichen<br />
Grabhügel von Bernhardsthal, Rabensburg<br />
und Bullendorf, P. B. Mistelbach,<br />
NÖ. Eine Materialvorlage. Arch. Austriaca<br />
Beih. 15 (Wien 1977).<br />
Kern 2001: D. Kern, Thunau am Kamp – Eine<br />
befestigte Höhensiedlung (Grabung 1965–<br />
1990), Urnenfelderzeitliche Funde der<br />
unteren Holzwiese. Mitt. Prähist. Komm.<br />
Österr. Akad. 41 (Wien 2001).<br />
Kilian-Dirlmeier 1972: I. Kilian-Dirlmeier, Die<br />
hallstattzeitlichen Gürtelbleche und Blechgürtel<br />
Mitteleuropas. PBF XII 1 (München<br />
1972).<br />
Kimmig 1940: W. Kimmig, Die Urnenfelderkultur<br />
in Baden untersucht auf Grund der<br />
Gräberfunde. Röm.-Germ. Forsch. 14<br />
(Berlin 1940).<br />
Kimmig 1983: W. Kimmig, Die griechische<br />
Kolonisation im westlichen Mittelmeergebiet<br />
und ihre Wirkung auf die Landschaften<br />
des westlichen Mitteleuropa. Jahrb.<br />
RGZM 30, 1983, 5 ff.<br />
Kleibscheidel 1997: C. Kleibscheidel, Grundlagen<br />
und Methoden traditioneller archäologischer<br />
Geschlechterbestimmung in<br />
hallstattzeitlichen Gräbern. In: S. Karlisch/S.<br />
Kästner/E.-M. Mertens (Hrsg.),<br />
Vom Knochenmann zur Menschenfrau.<br />
Feministische Theorie und archäologische<br />
Praxis. Frauen – Forschung – Archäologie<br />
3 (Münster 1997) 50 ff.<br />
Klemm 1992: S. Klemm, Die Malleiten bei Bad<br />
Fischau NÖ, Monographie zu Grab- und<br />
Siedlungsfunden der urgeschichtlichen<br />
Höhensiedlung. Dissertation (Wien 1992).<br />
Klemm 1996: S. Klemm, Zum Verhältnis Höhensiedlung<br />
– Gräberfeld im Spiegel der<br />
hallstattzeitlichen Funde am Ostalpenrand,<br />
dargestellt am Beispiel der Malleiten bei<br />
307
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
Bad Fischau/NÖ. In: E. Jerem/A. Lippert<br />
(Hrsg.), Die Osthallstattkultur. Akten des<br />
Internationalen Symposiums, Sopron, 10.–<br />
14. Mai 1994. Archaeolingua 7 (Budapest<br />
1996) 187 ff.<br />
Koch 2000: J. Koch, Der Wagen und das<br />
Pferdegeschirr aus dem späthallstattzeitlichen<br />
Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf<br />
(Kr. Ludwigsburg). Arch. Nachrbl. 5/3,<br />
2000, 325 ff.<br />
Koller 1923: L. Koller, Abt Adalbert Dungel †<br />
(1923). Wiener Prähist. Zeitschr. 10, 1923,<br />
138.<br />
Koreisl 1934: W. Koreisl, Speisebeigaben in<br />
der Gräbern der Hallstattzeit Mitteleuropas.<br />
Eine Studie zur Geschichte des Totenkults.<br />
Mitt. Anthr. Ges. Wien 64, 1934,<br />
229 ff.<br />
Kossack 1953: G. Kossack, Hallstattzeitliches<br />
Pferdegeschirr aus Flavia Solva. Schild v.<br />
Steier 2, 1953, 29 ff.<br />
Kossak 1954: G. Kossak, Studien zum Symbolgut<br />
der Urnenfelder- und Hallstattzeit<br />
Mitteleuropas. Röm.-Germ. Forsch. 20<br />
(Berlin 1954).<br />
Kossack 1959: G. Kossack, Südbayern während<br />
der Hallstattzeit. Röm.-Germ. Forsch.<br />
25 (Berlin 1959).<br />
Kossack 1964: G. Kossack, Trinkgeschirr als<br />
Kultgerät der Hallstattzeit. In: Varia Archaeologica<br />
[Festschr. W. Unverzagt]. Dt.<br />
Akad. Wiss. Berlin, Schr. Sektion Vor- u.<br />
Frühgesch. 16 (Berlin 1964) 96 ff.<br />
Kossack 1981: G. Kossack, Gedanken zur<br />
Periodisierung der Hallstattkultur. In: Die<br />
Hallstattkultur. Symposium Steyr 1980<br />
(Linz 1981) 35 ff.<br />
Kossinna 1920: G. Kossinna, Die Herkunft der<br />
Germanen. Zur Methode der Siedlungsarchäologie.<br />
Mannus-Bibl. 6 (Leipzig 1920).<br />
Krauße 1996: D. Krauße, Hochdorf, III: Das<br />
Trink- und Speiseservice aus dem späthallstattzeitlichen<br />
Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf<br />
(Kr. Ludwigsburg).<br />
Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-<br />
Württemberg 64 (Stuttgart 1996).<br />
Krauße 1999: D. Krauße, Der "Keltenfürst" von<br />
Hochdorf: Dorfälterster oder Sakralkönig?<br />
Anspruch und Wirklichkeit der sog. kulturanthropologischen<br />
Hallstatt-Archäologie.<br />
Arch. Korrbl. 29, 1999, 339 ff.<br />
Krenn 1935: K. Krenn, Hallstattzeitliche Flachgräber<br />
von St. Andrä, N.-Ö. Wiener Prähist.<br />
Zeitschr. 22, 1935, 65 ff.<br />
Kristiansen 1994: K. Kristiansen, The emergence<br />
of the European World System in<br />
the Bronze Age: divergence, convergence<br />
and social evolution during the first and<br />
second millennia BC in Europe. In: K.<br />
Kristiansen/J. Jensen (Hrsg.), Europe in<br />
the First Millennium BC. Sheffield<br />
Archaeological Monographs 8 (Sheffield<br />
1994) 7 ff.<br />
Kristiansen 1998: K. Kristiansen, Europe<br />
before history (Cambridge 1998).<br />
Kristiansen/ Larsson 2005: K. Kristiansen/T.<br />
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Travels, transmissions and transformations<br />
(Cambridge 2005).<br />
Kromer 1958: K. Kromer, Gemeinlebarn Hügel<br />
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Kromer 1959: K. Kromer, Das Gräberfeld von<br />
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Kromer 1986: K. Kromer, Das östliche Mitteleuropa<br />
in der frühen Eisenzeit (7.–5. Jh. v.<br />
Chr.). Seine Beziehungen zu Steppenvölkern<br />
und antiken Hochkulturen. Jahrb.<br />
RGZM 33/1, 1986, 3 ff.<br />
Kyrle 1912: G. Kyrle, Prähistorische Keramik<br />
vom Kalenderberg bei Mödling. Jahrb. Altertumskunde<br />
6, 1912, 221 ff.<br />
Ladenbauer-Orel 1948: H. Ladenbauer-Orel,<br />
Grabfunde der Hallstattzeit von<br />
Guntramsdorf bei Wien. Arch. Austriaca 1,<br />
1948, 81 ff.<br />
Langenecker 1996: U. Langenecker, Der<br />
Burgstall bei Eisenstadt – keine befestigte<br />
Höhensiedlung der Hallstattkultur. In: E.<br />
Jerem/A. Lippert (Hrsg.), Die Osthallstattkultur.<br />
Akten des Internationalen Symposiums,<br />
Sopron, 10.–14. Mai 1994. Archaeolingua<br />
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Lantschner 2000: M. Lantschner, Eine Hallstatt<br />
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Flur Todtenweg, NÖ. Diplomarbeit (Wien<br />
2000).<br />
Lauermann 1990a: E. Lauermann, Der<br />
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Niederhollabrunn, Niederösterreich. Eine<br />
hallstattzeitliche Höhensiedlung im Weinviertel.<br />
Arch. Austriaca 74, 1990, 61 ff.<br />
Lauermann 1990b: E. Lauermann, Ein Grabhügel<br />
der Hallstattkultur, neolithische<br />
Siedlungsgruben und frühmittelalterliche<br />
Körpergräber aus Unterparschenbrunn,<br />
Gem. Sierndorf, Niederösterreich. Arch.<br />
Austriaca 74, 1990, 33 ff.<br />
308
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
Lauermann 1997: E. Lauermann, Neue Forschungen<br />
auf dem Gebiet der Hallstattkultur<br />
im Weinviertel Niederösterreichs. In:<br />
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Neugebauer, Hallstattkultur im<br />
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106–109 (St. Pölten, Wien<br />
1997) 146 ff.<br />
Leineweber 2002: R. Leineweber, Brandneu.<br />
Verbrennung auf dem Scheiterhaufen oder<br />
Studie über branddeformierte Beigaben<br />
aus Brandgräbern der römischen Kaiserzeit<br />
Innergermaniens. Experimentelle<br />
Arch. Europa 1, 2002, 159 ff.<br />
Leskovar 1998: J. Leskovar, Drei Wagengräber<br />
im hallstattzeitlichen Gräberfeld von<br />
Mitterkirchen/Oberösterreich. Diplomarbeit<br />
(Wien 1998).<br />
Leskovar 2000: J. Leskovar, Die Kindergräber<br />
von Mitterkirchen, OÖ. Arch. Österreichs<br />
11/2, 2000, 54 ff.<br />
Lochner 1988: M. Lochner, Ein Flachgräberfeld<br />
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Bez. Tulln, Niederösterreich. Arch. Austriaca<br />
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Lochner 1991: M. Lochner, Studien zur Urnenfelderkultur<br />
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Mitt. Prähist. Komm. Österr.<br />
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Lochner 1994: M. Lochner, Späte Bronzezeit,<br />
Urnenfelderzeit. Aktueller Überblick über<br />
die Urnenfelderkultur im Osten Österreichs.<br />
In: J.-W. Neugebauer, Bronzezeit<br />
in Ostösterreich. Wiss. Schriftenr. Niederösterreich<br />
98–101 (St. Pölten, Wien 1994)<br />
195 ff.<br />
Lorenz 1980: H. Lorenz, Bemerkungen zum<br />
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(Salzburg 1980) 138 ff.<br />
Lucius 1963: E. Lucius, Die Beigabenfunde<br />
aus dem hallstattzeitlichen Körpergrab von<br />
Greinsfurth bei Amstetten, Niederösterreich.<br />
Ann. Naturhist. Mus. Wien 65, 1963,<br />
514 ff.<br />
Lucke/Frey 1962: W. Lucke/O.-H. Frey, Die<br />
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Beitrag zur Situlenkunst des Osthallstattkreises.<br />
Röm.-Germ. Forsch. 26 (Berlin<br />
1962).<br />
Malinowski 1971: T. Malinowski, Über den<br />
Bernsteinhandel zwischen den südlichen<br />
baltischen Ufergebieten und dem Süden<br />
Europas in der frühen Eisenzeit. Prähist.<br />
Zeitschr. 46, 1971, 102 ff.<br />
Mansfeld 1973: G. Mansfeld, Die Fibeln der<br />
Heuneburg 1950–1970. Ein Beitrag zur<br />
Geschichte der Späthallstattfibel. Heuneburgstud.<br />
2 = Röm.-Germ. Forsch. 33<br />
(Berlin 1973).<br />
Matouschek 1976: J. Matouschek, Deutschkreuz.<br />
Fundber. Österreich 15, 1976, 212.<br />
Mayer 1977: E. Mayer, Die Äxte und Beile in<br />
Österreich. PBF IX 9 (München 1977).<br />
Menghin 1913: O. Menghin, Chronologie der<br />
prähistorischen Perioden Niederösterreichs.<br />
Monatsbl. Ver. Landeskde. Niederösterreich<br />
19–21, 1913, 281 ff.<br />
Menghin 1921: O. Menghin, Urgeschichte<br />
Niederösterreichs. Heimatkde. Niederösterreich<br />
7 (Wien 1921).<br />
Menghin 1928: O. Menghin, Urgeschichte der<br />
Ostalpenländer. In: H. Leitmeier (Hrsg.),<br />
Die Österreichischen Alpen (Wien 1928)<br />
176 ff.<br />
Menghin/Wanschura 1924: O. Menghin/V.<br />
Wanschura, Urgeschichte Wiens (Wien<br />
1924).<br />
Merhart 1969: G. v. Merhart, Einführung. In: G.<br />
Kossack (Hrsg.), Hallstatt und Italien. Gesammelte<br />
Aufsätze zur frühen Eisenzeit in<br />
Italien und Mitteleuropa (Mainz 1969) 2 ff.<br />
Meyer-Orlac 1982: R. Meyer-Orlac, Mensch<br />
und Tod. Archäologischer Befund – Grenzen<br />
der Interpretation. Dissertation (Freiburg<br />
1982).<br />
Metzner-Nebelsick 1992: C. Metzner-Nebelsick,<br />
Gefäße mit basaraboider Ornamentik<br />
aus Frög. In: A. Lippert/K. Spindler (Hrsg.),<br />
Festschrift zum 50jährigen Bestehen des<br />
Institutes für Ur- und Frühgeschichte der<br />
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.<br />
Universitätsforsch. Prähist. Arch. 8 (Bonn<br />
1992) 349 ff.<br />
Metzner-Nebelsick 1996: C. Metzner–Nebelsick,<br />
Die Urnenfelder- und Hallstattzeit in<br />
Südostpannonien. In: E. Jerem/A. Lippert<br />
(Hrsg.), Die Osthallstattkultur. Akten des<br />
Internationalen Symposiums, Sopron, 10.–<br />
14. Mai 1994. Archaeolingua 7 (Budapest<br />
1996) 83 ff.<br />
Metzner-Nebelsick 2002: C. Metzner–Nebelsick,<br />
Der „Thrako-Kimmerische“ Formenkreis<br />
aus der Sicht der Urnenfelder- und<br />
Hallstattzeit im südöstlichen Pannonien.<br />
Vorgesch. Forsch. 23 (Rahden 2002).<br />
Moosleitner 1992: F. Moosleitner, Das hallstattzeitliche<br />
Gräberfeld von Uttendorf im<br />
Pinzgau. Arch. Forsch. in der Nationalparkregion<br />
Hohe Tauern (Salzburg 1992).<br />
309
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
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der Nachbestattungsgemeinschaft vom<br />
Magdalenenberg bei Villingen. Prähist.<br />
Zeitschr. 69/2, 1994, 175 ff.<br />
Müller 2001: J. Müller, Soziochronologische<br />
Studien zum Jung- und Spätneolithikum<br />
im Mittelelbe-Saale-Gebiet (4100–2700 v.<br />
Chr. ). Eine sozialhistorische Interpretation<br />
prähistorischer Quellen. Vorgesch. Forsch.<br />
21 (Rahden/Westf. 2001).<br />
Müller-Beck 2003: H. Müller-Beck, Was sagt<br />
der Begriff „Materielle Kultur“? Ein Kommentar.<br />
In: U. Veit/T. Kienlin/Chr. Kümmel/S.<br />
Schmidt (Hrsg.), Spuren und<br />
Botschaften: Interpretationen materieller<br />
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(Münster 2003) 127 ff.<br />
Müller-Karpe 1959: H. Müller-Karpe, Beiträge<br />
zur Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich<br />
und südlich der Alpen. Röm.-Germ.<br />
Forsch. 22 (Berlin 1959).<br />
Müller-Scheeßel 2000: N. Müller-Scheeßel,<br />
Die Hallstattkultur und ihre räumliche Differenzierung.<br />
Der West- und Osthallstattkreis<br />
aus forschungsgeschichtlich-methodologischer<br />
Sicht. Tübinger Texte 3 (Rahden/Westf.<br />
2000).<br />
Müller-Scheeßel 2002: N. Müller-Scheeßel,<br />
Giddens´ Theorie der Strukturierung und<br />
die Archäologie. Rundbrief Theorie AG<br />
2/2, 2002, 35 ff.<br />
Narr 1985: K. Narr, Kulturelle Vereinheitlichung<br />
und sprachliche Zersplitterung: Ein Beispiel<br />
aus dem Südwesten der Vereinigten<br />
Staaten. In: Rheinisch-Westfälische Akad.<br />
Wiss. (Hrsg.), Studien zur Ethnogenese.<br />
Abhandl. Rheinisch-Westfälische Akad.<br />
Wiss. 72 (Opladen 1985) 57 ff.<br />
Nebehay 1981: S. Nebehay, Donnerskirchen.<br />
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Nebehay 1993: S. Nebehay, Latènegräber in<br />
Niederösterreich. Kl. Schr. Vorgesch.<br />
Sem. Marburg 41 (Marburg 1993).<br />
Nebelsick 1992: L. Nebelsick, Figürliche Kunst<br />
der Hallstattzeit am Nordostalpenrand im<br />
Spannungsfeld zwischen alteuropäischer<br />
Tradition und italischem Lebensstil. In: A.<br />
Lippert/K. Spindler (Hrsg.), Festschrift zum<br />
50jährigen Bestehen des Institutes für Urund<br />
Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität<br />
Innsbruck. Universitätsforsch.<br />
Prähist. Arch. 8 (Bonn 1992) 401 ff.<br />
Nebelsick 1994a: L. Nebelsick, Das ältereisenzeitliche<br />
Gräberfeld von Loretto im<br />
Burgenland. Ein Beitrag zum Wandel der<br />
Bestattungssitten und des Beigabenspektrums<br />
während der Urnenfelder- und<br />
Hallstattzeit am Nordostalpenrand. Diss.<br />
(Berlin 1994).<br />
Nebelsick 1994b: L. Nebelsick, Der Übergang<br />
von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit am<br />
nördlichen Alpenostrand und im nördlichen<br />
Transdanubien, In: P. Schauer (Hrsg.), Archäologische<br />
Untersuchungen zum Übergang<br />
von der Bronze- zur Eisenzeit zwischen<br />
Nordsee und Kaukasus. Regensburger<br />
Beitr. Prähist. Arch. 1 (Regensburg,<br />
Bonn 1994) 307 ff.<br />
Nebelsick 1996: L. Nebelsick, Herd im Grab?<br />
Zur Deutung der kalenderbergverzierten<br />
Ware am Nordostalpenrand. In: E. Jerem/A.<br />
Lippert (Hrsg.), Die Osthallstattkultur.<br />
Akten des Internationalen Symposiums,<br />
Sopron, 10.–14. Mai 1994. Archaeolingua<br />
7 (Budapest 1996) 327 ff.<br />
Nebelsick 1997: L. Nebelsick, Die Kalenderberggruppe<br />
der Hallstattzeit am Nordostalpenrand.<br />
In: L. D. Nebelsick/A. Eibner/E.<br />
Lauermann/J.-W. Neugebauer, Hallstattkultur<br />
im Osten Österreichs. Wiss. Schriftenr.<br />
Niederösterreich 106–109 (St. Pölten,<br />
Wien 1997) 9 ff.<br />
Neugebauer 1972: J.-W. Neugebauer, Ein<br />
Hallstatt-C-zeitliches Brandgräberfeld in<br />
Hohenau/March, NÖ. Vorbericht über die<br />
bisherigen Grabungen 1970/71. Arch.<br />
Austriaca 51, 1972, 6 f.<br />
Neugebauer 1987: J.-W. Neugebauer, Eine<br />
Grabhügelgruppe von Langenlebarn, SG.<br />
Tulln, NÖ. Mitt. Urgesch. Arbeitsgem. 37,<br />
1987, 101 ff.<br />
Neugebauer 1988: J.-W. Neugebauer, Ergebnisse<br />
auf dem Gebiet der Hallstattkultur in<br />
Niederösterreich, Rettungsgrabungen des<br />
Bundesdenkmalamtes 1970–1987. In:<br />
Festschrift 100 Jahre Ausgrabungen im<br />
hallstattzeitlichen Gräberfeld Frög, Gemeinde<br />
Rosegg in Kärnten. Arch. Alpen<br />
Adria 1 (Klagenfurt 1988) 85 ff.<br />
Neugebauer 1993: J.-W. Neugebauer, Archäologie<br />
in Niederösterreich. St. Pölten<br />
und das Traisental (St. Pölten, Wien<br />
1993).<br />
Neugebauer 1996: J.-W. Neugebauer, Der<br />
Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattkultur<br />
am Beispiel des Siedlungs- und<br />
Bestattungsplatzes von Franzhausen im<br />
unteren Traisental, Niederösterreich. In: E.<br />
Jerem/A. Lippert (Hrsg.), Die Osthallstattkultur.<br />
Akten des Internationalen Symposiums,<br />
Sopron, 10.–14. Mai 1994. Archaeolingua<br />
7 (Budapest 1996) 379 ff.<br />
310
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
Neugebauer 1997: J.-W. Neugebauer, Beiträge<br />
zur Erschließung der Hallstatt-kultur<br />
im Zentralraum Niederösterreichs. In: L. D.<br />
Nebelsick/A. Eibner/E. Lauermann/J.-W.<br />
Neugebauer, Hallstattkultur im Osten<br />
Österreichs. Wiss. Schriftenr. Niederösterreich<br />
106–109 (St. Pölten, Wien 1997) 165<br />
ff.<br />
Neugebauer 1999: J.-W. Neugebauer, Rettungsgrabungen<br />
im Unteren Traisental in<br />
den Jahren 1998 und 1999. 15. Vorbericht<br />
über die Aktivitäten der Abteilung für Bodendenkmale<br />
des Bundesdenkmalamtes<br />
im Raum St. Pölten – Traismauer.<br />
Fundber. Österreich 38, 1999, 483 ff.<br />
Neumaier 1996: J. Neumaier, Die ältesten<br />
Zeugnisse von Gallus domesticus im europäischen<br />
Westen. Arch. Korrbl. 26,<br />
1996, 167 ff.<br />
Nönnig 2002: K. Nönnig, Hinweise archäologischer<br />
Quellen auf Gender Rollen in der<br />
Mittelbronzezeit. Diplomarbeit (Wien<br />
2002).<br />
Orton/Tyers/Vince 1993: C. Orton/P. Tyers/A.<br />
Vince, Pottery in archaeology (Cambridge<br />
1993).<br />
Pare 1991: Chr. Pare, Fürstensitze, Celts and<br />
the Mediterranean World. Developments<br />
in the West Hallstatt Culture in the 6th and<br />
5th Centuries BC. Proc. Prehist. Soc. 57,<br />
1991, 183 ff.<br />
Pare 1998: Chr. Pare, Beiträge zum Übergang<br />
von der Bronze- zur Eisenzeit in Mitteleuropa.<br />
Teil I. Grundzüge der Chronologie im<br />
östlichen Mitteleuropa (11.–8. Jahrhundert<br />
v. Chr.). Jahrb. RGZM 45/1, 1998, 293 ff.<br />
Parker Pearson 1999: M. Parker Pearson,<br />
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(Stroud 1999).<br />
Parzinger/Nekvasil/Barth 1995: H. Parzinger/J.<br />
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Parzinger 1988: H. Parzinger, Chronologie der<br />
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Save. Acta Humaniora, Quellen u. Forsch.<br />
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1988).<br />
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„Fürsten“ und „Bauern“ – Bemerkungen zu<br />
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besonderer Berücksichtigung der älteren<br />
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1992, 77 ff.<br />
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1982–1983, 59 ff.<br />
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(Weinheim 1993).<br />
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118/119 (Festschr. W. Angeli), 1988/89,<br />
291 ff.<br />
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Pescheck 1942b: C. Pescheck, Die junghallstättischen<br />
Grabhügel von Donnerskirchen,<br />
Niederdonau. Mitt. Prähist.<br />
Komm. Österr. Akad. 4/5, 1942, 93 ff.<br />
Pescheck 1943: C. Pescheck, Die junghallstättischen<br />
Grabhügelfunde von Krensdorf,<br />
Marz und Weiden am See. Mitt. Prähist.<br />
Komm 4/6, 1943, 152 ff.<br />
Pescheck 1945: C. Pescheck, Bemalte Keramik<br />
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Rahmen des Danubischen Hallstatt. In:<br />
311
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
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Preinfalk F. 2003: F. Preinfalk, Die hallstattzeitlichen<br />
Hügelgräber von Langenlebarn,<br />
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Rebay 2001: K. Rebay, Die hallstattzeitliche<br />
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Diplomarbeit (Wien 2001).<br />
Rebay 2002: K. Rebay, Die hallstattzeitliche<br />
Grabhügelgruppe von Zagersdorf im Burgenland.<br />
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2002).<br />
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18 (Linz 2005) 83 ff.<br />
Rebay 2005: K. Rebay, Das hallstattzeitliche<br />
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Dissertation (Wien 2005)<br />
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Scheibenreiter 1954: F. Scheibenreiter, Das<br />
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Statzendorf<br />
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254 ff.<br />
Stegmann-Rajtár 2002b: S. Stegmann-Rajtár,<br />
Keramik als Kriterium für die regionale<br />
Gliederung eines Kulturgebietes. Zur Form<br />
und Verzierung von Grabkeramik im nordöstlichen<br />
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1996).<br />
Stöllner 2002: T. Stöllner, Die Hallstattzeit und<br />
der Beginn der Latènezeit im Inn-Salzach-<br />
Raum. Arch. Salzburg 3/1 (Salzburg<br />
2002).<br />
Stradal 2002: C. Stradal, Die hallstattzeitliche<br />
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Ausgrabungen hallstattzeitlicher Hügelgräber<br />
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Lippert (Hrsg.), Die Osthallstattkultur.<br />
Akten des Internationalen Symposiums,<br />
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Szombathy 1924: J. Szombathy, Die Tumuli<br />
im Feichtenboden bei Fischau am Steinfeld.<br />
Mitt. Anthr. Ges. Wien 54, 1924, 23 ff.<br />
Szombathy 1929: J. Szombathy, Prähistorische<br />
Flachgräber bei Gemeinlebarn in<br />
Niederösterreich. Röm.-Germ. Forsch. 3<br />
(Berlin 1929).<br />
Taylor 2002: T. Taylor, The Buried Soul. How<br />
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Teržan 1985: B. Teržan, Ein Rekonstruktionsversuch<br />
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Vestnik 36, 1985, 77 ff.<br />
Teržan 1986: B. Teržan, Zur Gesellschaftsstruktur<br />
während der älteren Hallstattzeit<br />
im Ostalpen-Westpannonischen Gebiet.<br />
In: L. Török (Hrsg.), Hallstattkolloquium<br />
Veszprém 1984. Antaeus. Mitt. Arch. Inst.<br />
Beiheft 3 (Budapest 1986) 227 ff.<br />
Teržan 1990: B. Teržan, Starejša železna<br />
doba na Slovenskem Štajerskem. The<br />
Early Iron Age in Slovenian Styria. Katalogi<br />
in monografije 25 (Ljubljana 1990).<br />
Teržan 1995: B. Teržan, Handel und soziale<br />
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In: B. Hänsel (Hrsg.), Handel,<br />
Tausch und Verkehr im bronze- und früheisenzeitlichen<br />
Südosteuropa. Prähist.<br />
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81 ff.<br />
Teržan 1996: B. Teržan, Weben und Zeitmessen<br />
im südostalpinen und westpannonischen<br />
Gebiet. In: E. Jerem/A. Lippert<br />
(Hrsg.), Die Osthallstattkultur. Akten des<br />
313
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
Internationalen Symposiums, Sopron, 10.–<br />
14. Mai 1994. Archaeolingua 7 (Budapest<br />
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Teržan 1998: B. Teržan, Auswirkungen des<br />
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Prähist. Arch. Südosteuropa 12 (Rahden<br />
1998) 511 ff.<br />
Tischler 1886: O. Tischler, Ostpreußische<br />
Gräberhügel I–III. Schr. Physik.-ökonom.<br />
Ges. Königsberg 27, 1886, 113 ff.<br />
Theune 1995: C. Theune, Möglichkeiten und<br />
Grenzen der Seriation. Ein Diskussionsbeitrag.<br />
Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 1995/2,<br />
323 ff.<br />
Thrane 1981: H. Thrane, Late Bronze Age<br />
Graves in Denmark as Expressions of<br />
Social Ranking – An Initial Report, In: H.<br />
Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit.<br />
Festschrift Wilhelm Albert v. Brunn, Mainz<br />
1981, 475 ff.<br />
Tomedi 1992: G. Tomedi, Zur Chronologie der<br />
älteren Hallstattzeit im inneren Ostalpenraum.<br />
In: A. Lippert/K. Spindler (Hrsg.),<br />
Festschrift zum 50jährigen Bestehen des<br />
Institutes für Ur- und Frühgeschichte der<br />
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.<br />
Universitätsforsch. Prähist. Arch. 8 (Bonn<br />
1992) 605 ff.<br />
Tomedi 1996: G. Tomedi, Frög im chronologischen<br />
Netzwerk des Südostalpenraumes.<br />
In: E. Jerem/A. Lippert (Hrsg.), Die Osthallstattkultur.<br />
Akten des Internationalen<br />
Symposiums, Sopron, 10.–14. Mai 1994.<br />
Archaeolingua 7 (Budapest 1996) 537 ff.<br />
Tomedi 2002: G. Tomedi, Das hallstattzeitliche<br />
Gräberfeld von Frög. Die Altgrabungen<br />
von 1883 bis 1892. Archaeolingua 14 (Budapest<br />
2002).<br />
Tomschik 1943: J. Tomschik, Der junghallstättische<br />
Grabhügel von Krensdorf<br />
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Österr. Akad. 4/6, 1943, 107 ff.<br />
Torbrügge 1991: W. Torbrügge, Die frühe<br />
Hallstattzeit (HA C) in chronologischen<br />
Ansätzen und notwendige Randbemerkungen<br />
I. Bayern und der „westliche Hallstattkreis“.<br />
Jahrb. RGZM 38/2, 1991, 223<br />
ff.<br />
Torbrügge 1992: W. Torbrügge, Die frühe<br />
Hallstattzeit (HA C) in chronologischen<br />
Ansätzen und notwendige Randbemerkungen<br />
II. Der sogenannte östliche Hallstattkreis.<br />
Jahrb. RGZM 39/2, 1992, 425 ff.<br />
Torbrügge 1994: W. Torbrügge, Alte und neue<br />
Ansichten zum Beginn der Hallstattzeit<br />
und notwendige Randbemerkungen. In: P.<br />
Schauer (Hrsg.), Archäologische Untersuchungen<br />
zum Übergang von der<br />
Bronze- zur Eisenzeit zwischen Nordsee<br />
und Kaukasus. Regensburger Beitr. Prähist.<br />
Arch. 1 (Regensburg 1994) 19 ff.<br />
Ulf 1990: C. Ulf, Die homerische Gesellschaft:<br />
Materialien zur analytischen Beschreibung<br />
und historischen Lokalisierung (München<br />
1990).<br />
Urban 1989: O. Urban, Wegweiser in die Urgeschichte<br />
Österreichs (Wien 1989).<br />
Urban 1995: O. Urban, Keltische Höhensiedlungen<br />
an der mittleren Donau vom Linzer<br />
Becken bis zur Porta Hungarica 2. Der<br />
Braunsberg. Linzer Arch. Forsch. 23 (Linz<br />
1995).<br />
Urban 2000: O. Urban, Der Lange Weg zur<br />
Geschichte (Wien 2000).<br />
Voss 1988: E. Voss, Zur Problematik bemalter<br />
Hallstattkeramik. Kl. Schr. Vorgesch. Sem.<br />
Marburg 23, 1988, 3 ff.<br />
Wahl 1994: J. Wahl, Zur Ansprache und Definition<br />
von Sonderbestattungen. In: Beiträge<br />
zur Archäozoologie und Prähistorischen<br />
Anthropologie [Gedenkschr. J.<br />
Boessneck]. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch.<br />
Baden- Württemberg 53 (Stuttgart<br />
1994) 85 ff.<br />
Warneke 1999: T. Warneke, Hallstatt- und<br />
frühlatènezeitlicher Anhängerschmuck.<br />
Studien zu den Metallanhängern des 8.–5.<br />
Jahrhunderts v. Chr. zwischen Main und<br />
Po. Internat. Arch. 50 (Espelkamp 1999).<br />
Wason 1994: P. K. Wason, The archaeology<br />
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Frühgeschichte Berlin 2 (Mainz 1999)<br />
7 ff.<br />
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Alpenvorland. Dissertation (Wien 1983).<br />
Wesse 1990: A. Wesse, Die Ärmchenbeile der<br />
Alten Welt. Ein Beitrag zum Beginn der Eisenzeit<br />
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Prähist. Arch. 3 (Bonn 1990).<br />
Wewerka 1989: B. Wewerka, Urnenfelderzeitliche<br />
Siedlungsbefunde von Thunau<br />
bei Gars am Kamp. Die obere Holzwiese.<br />
314
Statzendorf<br />
Literaturverzeichnis<br />
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(Wien 1989).<br />
Wewerka 2001: B. Wewerka, Thunau am<br />
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(Grabung 1965 – 1990). Urnenfelderzeitliche<br />
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Prähist. Komm. Österr. Akad. 38 (Wien<br />
2001).<br />
Willvonseder 1937: K. Willvonseder, Die urund<br />
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im Jahre 1936. Nachrbl. Dt. Vorzeit<br />
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Windl 1975: H. Windl, Fugging. Fundber. Österreich<br />
14, 1975, 101 ff.<br />
Zeller 1994: K. Zeller, Die Salzherren vom<br />
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Landesausstellung (Hallein 1994) 104<br />
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Zingerle 1997: C. Zingerle, Der "Pestfriedhof".<br />
Ein urnenfelder- und hallstattzeitliches<br />
Gräberfeld in Bischofshofen (Salzburg).<br />
Fundmaterial der Grabungen 1983–1993.<br />
Dissertation (Wien 1997).<br />
315
Statzendorf<br />
Plan des Gräberfeldes<br />
27. Plan des Gräberfeldes<br />
Abb. 262: Gesamtplan des Gräberfeldes Statzendorf - Übersicht<br />
316
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf (NÖ):<br />
Anthropologie<br />
Silvia Renhart<br />
1. Individualbefunde der Körperbestattungen:<br />
Inv.-NR.:5779<br />
Erhalten: Calvarium, Mandibula<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re x x 3 4 5 6 7 8<br />
- li x x 3 4 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Frühmatur (41-50)<br />
Geschlecht: M<br />
Pathologie: Cribra orbitalia: 1<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5781<br />
Erhalten: Calotte, Axis<br />
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: W<br />
Pathologie: Cribra orbitalia: 1<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5782<br />
Erhalten: Calottenbruchstücke, Mandibulareste<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li (7) (8)<br />
UK: - re<br />
- li (6) (7) (8)<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: W<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5783<br />
Erhalten: Calotte, Mandibula<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li x x 3 4 5 6 x x<br />
UK: - re x x x 4 5 6 7 8<br />
- li x x x x x 6 7 x<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: W?<br />
Anmerkungen: Zusätzlicher Mandibularest von weiblichem adultem Individuum:<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re x x 3 4 5 6 x .<br />
- li x x 3 x x<br />
317
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Inv.-NR.: 5784<br />
Erhalten: Calotten-, Mandibulabruchstücke<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li 7<br />
UK: - re a 2 3 4 5 6 7 .<br />
- li a 2 3 4 5 b b 8<br />
- KARIES:<br />
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li Ko<br />
- ALVEOLARRESORPTION: D<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Matur (45-55)<br />
Geschlecht: W<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5785<br />
Erhalten:Calotte und Mandibulabruchstücke<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re x x x x x x<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: M??<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5786<br />
Erhalten: Calotte und Mandibulafragmente<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re x x x x x 6 7 .<br />
- li x x x x 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Frühmatur (41-50)<br />
Geschlecht: M?<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5787<br />
Erhalten: Calottenbruchstücke, Mandibula, 1 Mittelfußknochen, 2 Brustwirbelreste<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re 1 x x 4 x 6 7 x<br />
- li x x x x x x 7 x<br />
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
- li x x 3 4 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: M<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5788<br />
Erhalten: Calotten- und Mandibulabruchstücke, Mittelhandknochen, Halswirbelreste<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re (1) 2 3 4 5 6 (7) (8)<br />
- li (1) 2 3 4 5 6 (7) (8)<br />
318
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
UK: - re (1) (2) 3 4 5 6 7 8<br />
- li (1) 2 3 4 5 6 7 8<br />
- KARIES:<br />
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li Kp<br />
Sterbealter: Frühmatur<br />
Geschlecht: M<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.:<br />
Erhalten: Calottenbruchestücke, Maxilla- und Mandibulareste, Bruchstücke der Diaphysen und Wirbelkörper<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
- li<br />
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 x<br />
- li 1 2<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: W<br />
Körperhöhe: B: 152 cm O: 154 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5790<br />
Erhalten: Bruchstücke der Humeri, Ulne, Radii, Femura, Tibiae, Becken, Scapulae und Claviculae<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li 1 2 3 4 5 6 7 x<br />
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
- li 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: M<br />
Körperhöhe: B: 186 cm O: 190 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5791<br />
Erhalten: Cranium, Bruchstücke aller Langknochen<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re 1 2 3 4 5 6 7 .<br />
- li (1) (2) 3 4 5<br />
UK: - re 1 2 3 4 a 6 7 8<br />
- li 1 2 3 4 b 6 7 x<br />
- KARIES:<br />
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re<br />
Ko<br />
- li Ko<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Frühadult (19-30)<br />
Geschlecht: M??<br />
Körperhöhe: B: 161 cm O: 153 cm<br />
Pathologie: Cribra orbitalia: 1<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
319
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Inv.-NR.: 5792<br />
Erhalten: Calotte, Mandibula, Diaphysenbruchstücke, Beckenreste<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re<br />
- li x 2 3 4 x 6 x<br />
UK: - re x 2 x 4 5 6 x x<br />
- li x x x x x x x x<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B-C<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: W??<br />
Körperhöhe: B: 166 cm O: 164,5 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5793<br />
Erhalten: Calotte, Bruchstücke von Mandibula, Diaphysen, Rippen und Claviculae<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re 1 2 3 4<br />
- li x c x<br />
UK: - re x 2 3 4 5 6 7 .<br />
- li x x x 4 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
- GEBIßANOMALIEN: OK re I1+2 + li I2: starke Abnutzungsspuren<br />
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: W??<br />
Körperhöhe: B: 151 cm O: 153,5 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5794<br />
Erhalten: Bruchstücke des Schädels, Diaphysen, Becken, Scapulae und Rippen<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re x 5 6 7 x<br />
- li x x x x x 6 7 x<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
- RETENTION (Fehlentwicklung): UK re: P1<br />
Sterbealter: Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: M<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5795<br />
Erhalten: beinahe vollständig<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
- li x 2 3 4 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
- RETENTION (Fehlentwicklung): UK li: M3<br />
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: M<br />
Körperhöhe: B: 186 cm O: 171 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
320
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Inv.-NR.: 5796<br />
Erhalten: Calotte, Maxilla, Mandibula, Bruchstücke der Diaphysen<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re x x x x 5 6 7 x<br />
- li x x 3 4 5 6 7 x<br />
UK: - re x x 3 4 x x 7 .<br />
- li x x x x x 6 7 .<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Frühadult (19-30)<br />
Geschlecht: W<br />
Körperhöhe: B: 159,5 cm O: 153,7 cm<br />
Pathologie: Cribra orbitalia: 2-3; Porosierungen am harten Gaumen<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5797 + 5780<br />
Erhalten: beinahe vollständig<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re x x x x 5 6 7 8<br />
- li x x x x x 6 7 .<br />
UK: - re x x x x 5 6 7 .<br />
- li x x x 4 x 6 7 .<br />
Sterbealter: Frühadult (19-30)<br />
Geschlecht: W<br />
Körperhöhe: B: 160 cm O: 156 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5798<br />
Erhalten: beinahe vollständig<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
UK: - re a x 3 4 x b b b<br />
- li a x x x b b b a<br />
- ALVEOLARRESORPTION: D<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
- ZAHNSCHMELZHYPOPLASIE:<br />
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)<br />
Geschlecht: M??<br />
Körperhöhe: B: 167,5 cm O: 164 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5799<br />
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken und Rippen<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re (6)<br />
- li x x x x x 6 7<br />
UK: - re x x x x x 6 7 8 (D)<br />
- li x x x x x 6 7<br />
Sterbealter: Frühadult (19-25)<br />
Geschlecht: M?<br />
Körperhöhe: B: - O: 165,7 cm<br />
Pathologie: periostale (streifige) Auflagerungen am re Oberarmbruchstück proximal: a<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
321
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Inv.-NR.: 5800<br />
Erhalten: beinahe vollständig (Schädel stark zerbrochen)<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re (IV) (V) (6)<br />
- li IV V 6 (B)<br />
UK: - re<br />
7 (A)<br />
- li 1 x III IV V 6 7 (A)<br />
Sterbealter: Infans I (4-6)<br />
Geschlecht: -<br />
Körperhöhe: S/K: 90-94 cm<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5801<br />
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, 3 Wirbelreste<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re (1) 2 x IV V<br />
- li 3 IV 4 V<br />
UK: - re x 1 x x IV V 6 (A)<br />
- li IV V<br />
Sterbealter: Infans I (2-3)<br />
Geschlecht: -<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5802<br />
Erhalten:Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Femura<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re x x x IV V 6 (A)<br />
- li<br />
UK: - re 1 (A) x x x x 6 (A)<br />
- li (1)<br />
Sterbealter: Infans I (2-4)<br />
Geschlecht: -<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5803<br />
Erhalten: Bruchstücke Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken, Claviculae<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re x x x 4 x 6 7 8<br />
- li x x x x 5 6 x<br />
UK: - re x 2 3 4 5 6 7 x<br />
- li x x 3 x 5 6 7 8<br />
- ALVEOLARRESORPTION: B<br />
- ZAHNSTEINBESATZ: B<br />
Sterbealter: Adult (25-35)<br />
Geschlecht: M<br />
Körperhöhe: B: 160 cm O: 155,3 cm<br />
Pathologie: re Tibiadiaphyse frontal: von proximal nach distal streifige Knochenauflagerungen: a<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Inv.-NR.: 5848<br />
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken und Claviculae<br />
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3<br />
OK: - re 1 2 3 4 5 6 x<br />
- li 1 2 3 4 5 6 7<br />
UK: - re x 2 3 4 5 6 x .<br />
- li x x x x x x x x<br />
322
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Sterbealter: Spätadult (31-40)<br />
Geschlecht: W<br />
Pathologie: li Os parietale: 2 fingerkuppengroße Eindellungen<br />
2. Individualbefunde der Brandbestattungen:<br />
InventarN<br />
r.<br />
Grab-Nr. Erhalten Gewicht Farbe V-stufe V-grad<br />
D.<br />
Frag.grö<br />
ße<br />
Frag.stuf<br />
e<br />
38131 3 11 elfenbein I d 17 2<br />
38248 3 27 m-hg III d 33 3<br />
42721 57 6 22 db-sw II e 78 5 c c<br />
42757 65 6 25 b-g III c 75 5 c c<br />
45143 4 18 m-hg III d 23 2<br />
45359 4 32 m-hg III d 35 3<br />
56080 84<br />
56131 3 19 m-hg III c 20 2<br />
56182 2 15 elfenbein I d 16 2<br />
86338 17 5, 6 72 m-w IV c 12 1 d b<br />
86356 18 3, 4 126 m-hg-w III-IV c 16 2 c b<br />
86367 3, 4 41 m-hg III c 22 2 c c<br />
86372 o.A. 5, 6 62 b-g III c 14 1 c c<br />
86381 o.A. 3, 4 31 m-w IV c 35 3 b b<br />
o.Nr. 1 1 126 m-hg III d 21 2 c c<br />
o.Nr. 13 1 518 elfenbein I d 36 4 d c<br />
o.Nr. 46<br />
0.A. 3 11 m-hg III c 12 1<br />
Rob.<br />
MM<br />
Grab-Nr. Indiv. Sterbealter Geschlecht Bezahnung Pathologie<br />
Bemerkunge<br />
n<br />
InventarNr.<br />
1 19-60 ? A13, TK 38131<br />
1 19-60 ? A1 38248<br />
57 1 19-40 M?? Feld A 42721<br />
65 1 19-40 M?? Feld A 42757<br />
1 19-60 ? C32 45143<br />
1 19-60 ? C70 45359<br />
Feld C, nur<br />
84<br />
TK 56080<br />
1 19-60 ? D9 56131<br />
1 19-40 ? UK li: PM 1+2 11 56182<br />
17 1 31-40 M? Feld D 86338<br />
18 1 19-40 M?? Feld D, TK 86356<br />
1 19-40 M?? D19, TK 86367<br />
o.A. 1 41-50 M?? Feld D 86372<br />
o.A. 1 19-30 W?? Feld D 86381<br />
1 1 19-40 M?? Feld B o.Nr.<br />
13 1 25-35 M<br />
OK li Alv: C-<br />
P2 Feld B o.Nr.<br />
46<br />
Feld C, nur<br />
TK o.Nr.<br />
1 19-40 ? D10-9-05 o.A.<br />
323
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
3. Ergebnisse<br />
Aufgrund des unvollständigen und zum Teil sehr schlecht erhaltenen Materials können keine<br />
verbindlichen Aussagen getroffen werden. So sind von den ursprünglich insgesamt 376 Bestattungen<br />
(38 Körper- und 338 Brandbestattungen) nur 25 (65,8 %) Körper- (+ 2 im Inventarbuch des<br />
Naturhistorischen Museums in Wien als „Verschollene“ festgehalten) und 16 (4,73 %)<br />
Brandbestattungen vorhanden. In Prozenten ausgedrückt heißt dies, dass nur 41 (10,9 %) der<br />
Bestattungen für die anthroplogische Auswertung zur Verfügung waren. Daher kann der vorliegende<br />
Versuch nur als „Einordnungsversuch“ dieses Gräberfeldes verstanden werden.<br />
3.1 Analyse der Brandbestattungen<br />
Unter den auffindbaren Leichenbränden aus Statzendorf konnten 8 Männer und 1 Frau bestimmt<br />
werden. Bei 7 Leichenbrandresten konnte nur mehr „Erwachsen“ diagnostiziert werden: 5 zwischen19<br />
und 60 und 2 zwischen 19 und 40 Lebensjahren verstorben. Kindliche Individuen fehlen gänzlich.<br />
Die auf eine 19 – 30 Jahre alte grazile Frau hinweisenden milchig-weiß gefärbten Schädel- und<br />
Langknochenfragmente haben ein Gewicht von 31 g, sind mittelgroß fragmentiert und vollkommen<br />
verbrannt. Dies lässt auf eine Verbrennungstemperatur von rund 650 Grad Celsius schließen.<br />
Fünf Männer verstarben zwischen dem 19. und 40. Lebensjahr und je einer zwischen 31 und 40, 25<br />
und 35 sowie 41 und 50. Das Gewicht variiert zwischen 22 g und 518 g. Die Hälfte der männlichen<br />
Leichen wurde bei Temperaturen um 550 Grad Celsius verbrannt. Je ein Toter wurde um 250, um<br />
400, 400-550 und 650 Grad Celsius eingeäschert. Die meisten Knochenreste weisen dabei auf eine<br />
vollkommene Verbrennung hin. Nur in zwei Fällen liegt eine teilweise unvollkommene und in einem<br />
Fall eine unvollkomme Verbrennung vor. Der größere Teil der Brandknochen ist „sehr klein – klein“<br />
fragmentiert. In nur wenigen Fällen liegt eine „große – sehr große“ Fragmentierung vor. Bezüglich<br />
Robustizität und Muskelmarkenrelief kann von einem mittelkräftigen, muskulösen Körperbau<br />
ausgegangen werden. Die verbrannten Männer verstarben mit durchschnittlich ca. 32,3 Lebensjahren.<br />
Bei den nach ihrem Geschlecht unbestimmbaren Individuen variiert das Gewicht zwischen 11 g und<br />
32 g. Die Verbrennung war größtenteils unvollkommen. Die meist milchig-hellgraue Knochenfärbung<br />
weist in fünf Fällen auf Verbrennungstemperaturen um 550 Grad Celsius hin. In zwei Fällen lag die<br />
Temperatur wohl nur um 250 Grad Celsius. Die Knochen sind im überwiegenden Fall „klein – sehr<br />
klein“ fragmentiert. Nur in zwei Fällen sind sie als „mittelgroß“ zu bezeichnen. Die<br />
Sterbealtersbestimmung ergibt für die Unbestimmbaren eine durchschnittliche Lebenserwartung von<br />
ca. 37,2 Jahren.<br />
324
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
3.2 Liste Sterbealter, Geschlecht und Körperhöhe<br />
Inventar-Nr. Sterbealter Geschlecht Körperhöhe in cm<br />
(Breitinger, 1937<br />
oder Bach, 1965<br />
oder Schmid/Künle,<br />
1958)<br />
Körperhöhe in cm<br />
(Olivier et al., 1978)<br />
Körperbestattungen<br />
5779 41-50 M - -<br />
5781 35-45 W - -<br />
5782 31-40 W - -<br />
5783 31-40 W? - -<br />
5784 45-55 W - -<br />
5785 31-40 M? - -<br />
5786 41-50 M? - -<br />
5787 35-45 M? - -<br />
5788 41-50 M - -<br />
5789 31-40 W 152 154<br />
5790 31-40 M 186 190<br />
5791 19-30 M?? 161 153<br />
5792 31-40 W? 166 164,5<br />
5793 35-45 W?? 151 153,5<br />
5794 35-45 M? - -<br />
5795 35-45 M 186 171<br />
5796 19-30 W? 159,5 153,7<br />
5797+5780 Knochen des 19-30 W 160 156<br />
gleichen Individuums<br />
5798 35-45 M?? 167,5 164<br />
5799 19-25 M? - 165,7<br />
5800 4-6 - 90-94 -<br />
5801 2-3 - - -<br />
5802 2-4 - - -<br />
5803 25-35 M 160 153,3<br />
5804 verschollen<br />
5848 31-40 W - -<br />
9539 verschollen<br />
Brandbestattungen<br />
o.Inv./D 10-9-05 19-40 - - -<br />
o. Inv./ 1 19-40 M?? - -<br />
o. Inv./ 13 25-35 M - -<br />
38131/ - 19-60 - - -<br />
38248/ - 19-60 - - -<br />
42721/ 57 19-40 M?? - -<br />
42757/ 65 19-40 M?? - -<br />
45143/ - 19-60 - - -<br />
45359/ - 19-60 - - -<br />
56131 19-60 - - -<br />
56182 19-40 - - -<br />
86338/ 17 31-40 M? - -<br />
86356/ 18 19-40 M?? - -<br />
86367/ - 19-40 M?? - -<br />
86372/ - 41-50 M?? - -<br />
86381/ - 19-30 W?? - -<br />
Tab.1: Liste Sterbealter, Geschlecht und Körperhöhe<br />
Legende:<br />
o. Inv/Grab.: ohne Inventarnummer/GrabNr.<br />
M: Männlich; W: Weiblich<br />
M?: wahrscheinlich Männlich; W?: wahrscheinlich Weiblich<br />
M??: eher Männlich als Weiblich; W??: eher Weiblich als Männlich<br />
- : unbestimmbar<br />
325
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
3.3 Demographie<br />
Altersstufen Subadulte Männer Frauen ? Gesamt<br />
Detail<br />
0-6 3 3<br />
7-12 -<br />
13-18 -<br />
19-40 (25-35) 7 2 9<br />
19-30 2 3 5<br />
31-40 3 5 8<br />
35-45 4 2 6<br />
41-50 4 4<br />
41-60 (45-55) 1 1<br />
19-60 5 5<br />
3 20 11 7 41<br />
Altersstufen Subadulte Männer Frauen ? Gesamt<br />
Infans I 3 3<br />
Infans II -<br />
Juvenil -<br />
Adult 14 9 4,5 27,5<br />
Matur 6 2 2,5 10,5<br />
Senil -<br />
3 20 11 7 41<br />
Tab.2: Demographie<br />
Altersstufen Körperbestattungen Brandbestattungen<br />
Infans I 3<br />
Infans II<br />
Juvenil<br />
Adult 15 12,5<br />
Matur 7 3,5<br />
Senil<br />
25 16<br />
Bei 25 von den insgesamt 41 anthroplogisch untersuchten Bestattungen des Gräberfeldes Statzendorf<br />
handelt es sich um Körperbestattungen und bei 16 um Brandbestattungen.<br />
Geschlechterverhältnis Körperbestattungen:<br />
12 (48 %) Männer, 10 (40 %) Frauen und 3 (12 %) Subadulte<br />
Geschlechterverhältnis Brandbestattungen:<br />
8 (50 %) Männer, 1 (6,3 %) Frau und 7 (43,7 %) Unbestimmbare<br />
Geschlechterverhältnis Gesamt:<br />
20 (48,8 %) Männer, 11 (26,8 %) Frauen, 3 (7,3 %) Subadulte und 7 (17,1 %) Unbestimmbare.<br />
Das Geschlechterverhältnis zeigt ein großes Frauen- und Subadultendefizit auf. Der „übliche“<br />
Frauenüberschuss – vor allem an jung Verstorbenen – fehlt hier.<br />
326
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Tab.3: Sterbealtersklassen<br />
Gesamt<br />
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex<br />
0 - 4 1.40 3.41 100.00 0.03 491.46 3428.35 34.28<br />
5 - 9 1.60 3.90 96.59 0.04 473.17 2936.89 30.41<br />
10 - 14 0.00 0.00 92.68 0.00 463.41 2463.72 26.58<br />
15 - 19 0.60 1.46 92.68 0.02 459.76 2000.30 21.58<br />
20 - 24 2.40 5.85 91.22 0.06 441.46 1540.55 16.89<br />
25 - 29 6.00 14.63 85.37 0.17 390.24 1099.09 12.88<br />
30 - 34 9.60 23.41 70.73 0.33 295.12 708.84 10.02<br />
35 - 39 7.55 18.41 47.32 0.39 190.55 413.72 8.74<br />
40 - 44 4.75 11.59 28.90 0.40 115.55 223.17 7.72<br />
45 - 49 4.25 10.37 17.32 0.60 60.67 107.62 6.21<br />
50 - 54 1.45 3.54 6.95 0.51 25.91 46.95 6.75<br />
55 - 59 0.75 1.83 3.41 0.54 12.50 21.04 6.16<br />
60 - 64 0.35 0.85 1.59 0.54 5.79 8.54 5.38<br />
65 - 69 0.25 0.61 0.73 0.83 2.13 2.74 3.75<br />
70 - 74 0.05 0.12 0.12 1.00 0.30 0.61 5.00<br />
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.30 0.30 0.00<br />
Summe : 41.00 100.00<br />
(Korrigiert mit 5q0 nach Bouquet und Masset)<br />
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex<br />
0 - 4 4.41 10.02 100.00 0.10 474.94 3210.86 32.11<br />
5 - 9 1.60 3.64 89.98 0.04 440.79 2735.92 30.41<br />
10 - 14 0.00 0.00 86.34 0.00 431.70 2295.13 26.58<br />
15 - 19 0.60 1.36 86.34 0.02 428.30 1863.42 21.58<br />
20 - 24 2.40 5.45 84.98 0.06 411.25 1435.13 16.89<br />
25 - 29 6.00 13.63 79.52 0.17 363.54 1023.88 12.88<br />
30 - 34 9.60 21.81 65.89 0.33 274.93 660.34 10.02<br />
35 - 39 7.55 17.15 44.08 0.39 177.51 385.41 8.74<br />
40 - 44 4.75 10.79 26.92 0.40 107.64 207.90 7.72<br />
45 - 49 4.25 9.66 16.13 0.60 56.52 100.26 6.21<br />
50 - 54 1.45 3.29 6.48 0.51 24.14 43.74 6.75<br />
55 - 59 0.75 1.70 3.18 0.54 11.64 19.60 6.16<br />
60 - 64 0.35 0.80 1.48 0.54 5.40 7.95 5.38<br />
65 - 69 0.25 0.57 0.68 0.83 1.99 2.56 3.75<br />
70 - 74 0.05 0.11 0.11 1.00 0.28 0.57 5.00<br />
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.28 0.28 0.00<br />
Summe : 44.01 100.00<br />
Männer<br />
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex<br />
0 - 4 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
5 - 9 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
10 - 14 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
15 - 19 0.20 1.00 100.00 0.01 497.50 2211.25 22.11<br />
20 - 24 0.80 4.00 99.00 0.04 485.00 1713.75 17.31<br />
25 - 29 2.15 10.75 95.00 0.11 448.13 1228.75 12.93<br />
30 - 34 5.15 25.75 84.25 0.31 356.88 780.63 9.27<br />
35 - 39 4.80 24.00 58.50 0.41 232.50 423.75 7.24<br />
40 - 44 3.30 16.50 34.50 0.48 131.25 191.25 5.54<br />
45 - 49 3.00 15.00 18.00 0.83 52.50 60.00 3.33<br />
50 - 54 0.60 3.00 3.00 1.00 7.50 7.50 2.50<br />
55 - 59 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00<br />
60 - 64 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00<br />
65 - 69 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00<br />
70 - 74 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00<br />
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00<br />
Summe : 20.00 100.00<br />
327
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Frauen<br />
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex<br />
0 - 4 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
5 - 9 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
10 - 14 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00<br />
15 - 19 0.30 2.73 100.00 0.03 493.18 1880.68 18.81<br />
20 - 24 1.20 10.91 97.27 0.11 459.09 1387.50 14.26<br />
25 - 29 3.45 31.36 86.36 0.36 353.41 928.41 10.75<br />
30 - 34 2.95 26.82 55.00 0.49 207.95 575.00 10.45<br />
35 - 39 1.00 9.09 28.18 0.32 118.18 367.05 13.02<br />
40 - 44 0.50 4.55 19.09 0.24 84.09 248.86 13.04<br />
45 - 49 0.50 4.55 14.55 0.31 61.36 164.77 11.33<br />
50 - 54 0.30 2.73 10.00 0.27 43.18 103.41 10.34<br />
55 - 59 0.25 2.27 7.27 0.31 30.68 60.23 8.28<br />
60 - 64 0.25 2.27 5.00 0.45 19.32 29.55 5.91<br />
65 - 69 0.25 2.27 2.73 0.83 7.95 10.23 3.75<br />
70 - 74 0.05 0.45 0.45 1.00 1.14 2.27 5.00<br />
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 1.14 1.14 0.00<br />
Summe : 11.00 100.00<br />
Korrigiert nach der Formel von Bouquet und Masset betrug die Lebenserwartung der Statzendorfer<br />
bei der Geburt insgesamt ca. 32 Lebensjahre.<br />
Wurden die ersten 15 Lebensjahre überlebt, zeigt sich, dass die Männer mit einer durchschnittlichen<br />
Lebenserwartung von ca. 37 Jahren und die Frauen von ca. 33 Jahren rechnen konnten. Grafik 1 –<br />
Sterbefrequenz, Grafik 2 - Sterbewahrscheinlichkeit und Grafik 3 – Lebenserwartung verdeutlichen<br />
diese Aussagen.<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Gesamt<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0-4<br />
10-14<br />
20-24<br />
30-34<br />
40-44<br />
50-54<br />
60-64<br />
70-74<br />
Grafik 1: Sterbefrequenz (dx):<br />
Diese Grafik verdeutlicht, dass die meisten der Statzendorfer zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr<br />
verstarben.<br />
328
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0-4<br />
10-14<br />
Grafik 2: Sterbewahrscheinlichkeit (qx):<br />
20-24<br />
30-34<br />
40-44<br />
50-54<br />
60-64<br />
70-74<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Gesamt<br />
Auch hier bestätigt sich, dass die hochgerechnete Sterbewahrscheinlichkeit zwischen dem 30. und<br />
40. Lebensjahr enorm war, ebenso wie zwischen 45 und 55 und natürlich bei den über 70 Jährigen.<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0-4<br />
10-14<br />
Grafik 3: durchschnittliche Lebenserwartung (ex):<br />
20-24<br />
30-34<br />
40-44<br />
50-54<br />
60-64<br />
70-74<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Gesamt<br />
Wer von den Frauen die ersten 15 - 20 Lebensjahre überlebte, hatte – statistisch gesehen – gute<br />
Chancen noch weitere 20 Jahre zu leben. Wer von den Männern das 25. Lebensjahr überschritt, hatte<br />
– statistisch gesehen – gute Chancen noch weitere 10 Jahre zu leben. Insgesamt nur ca. 30 % der<br />
Männer und ca. 20 % der Frauen überschritten das 40. Lebensjahr. Der Großteil verstarb bis zur Mitte<br />
des 30. Lebensjahrs.<br />
329
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
3.4 Körperhöhe und Konstitution<br />
Tab. 3: Körperhöhenkategorien<br />
Kategorien Männer Frauen<br />
n % n %<br />
150-159,9 klein 2 33 4 80<br />
160-163,9 untermittelgroß<br />
164-166,9 mittelgroß 2 33 1 20<br />
167-169,9 übermittelgroß<br />
170-179,9 groß 1 17<br />
180-x übergroß 1 17<br />
Min-Max 153,3-190 cm 153,5-164,5 cm<br />
Mittelwert 166 cm 156,3 cm<br />
Körperhöhen konnten nur bei einigen wenigen Körperbestattungen erhoben werden, wobei sich aus<br />
den Daten von sechs Männern eine durchschnittliche Körperhöhe von 166 cm (mittelgroß) errechnen<br />
lässt. Aus den fünf Frauenmaßen kann eine durchschnittliche Körperhöhe von 156,3 cm (klein)<br />
ermittelt werden. Für die Hallstattzeit wurden bislang für die Männer durchschnittliche Körperhöhen<br />
von 170,3 cm und für die Frauen von 157,2 cm und für die Latènezeit für die Männer von 169,5 cm<br />
und für die Frauen von 159,8 cm errechnet.Die Körperhöhen der vorliegenden Statzendorfer<br />
entsprechen ziemlich genau denen der Durezza Schachthöhle (Fabrizii-Reuer, Reuer, 1998): Männer:<br />
166 cm, Frauen: 157 cm.<br />
Tab. 4: Robustizität, Muskelmarkenrelief und Körperhöhen – Männer<br />
Inventar-Nr. Sterbealter Robustizität Muskelmarken Körperhöhe<br />
in cm<br />
(Olivier et al.,<br />
1978)<br />
Körperbestattungen<br />
5779 41-50 c-d c -<br />
5785 31-40 c b -<br />
5786 41-50 c b -<br />
5787 35-45 - - -<br />
5788 41-50 - - -<br />
5790 31-40 d c 190<br />
5791 19-30 b-c b-c 153<br />
5794 35-45 c c -<br />
5795 35-45 d c 171<br />
5798 35-45 c c 164<br />
5799 19-25 c c 165,7<br />
5803 25-35 d c 153,3<br />
Brandbestattungen<br />
o. Inv./ 1 19-40 c c -<br />
o. Inv./ 13 25-35 d c -<br />
42721/ 57 19-40 c c -<br />
42757/ 65 19-40 c c -<br />
86338/ 17 31-40 d b -<br />
86356/ 18 19-40 c b -<br />
86367/ - 19-40 c c -<br />
86372/ - 41-50 c c -<br />
Wie bei den männlichen Brandbestattungen zeigt sich auch bei den Körperbestattungen, dass die<br />
meisten Männer von mäßig robustem Körperbau waren. Die Muskelmarken vermitteln jedoch ein Bild<br />
von einer ausgesprochen kräftig ausgebildeten Muskulatur. Besonders hervor sticht so der Mann mit<br />
der Inv.Nr. 5790. Er ist ausgesprochen groß (190 cm), sehr robust und kräftig. Sehr kräftig ist auch<br />
der Mann mit der Inv.Nr. 5803, wobei er seiner Körperhöhe (153,3 cm) nach sehr klein ist. Dies<br />
unterstreicht, dass Körperhöhe und Körperbau nicht in direktem Zusammenhang stehen. Sehr kräftig<br />
und relativ groß gewachsen (171 cm) ist auch der Mann mit der Inv.Nr. 5795.<br />
330
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Tab. 5: Robustizität, Muskelmarkenrelief und Körperhöhen – Frauen<br />
Inventar-Nr. Sterbealter Robustizität Muskelmarken Körperhöhe in<br />
cm<br />
(Olivier et al.,<br />
1978)<br />
Körperbestattungen<br />
5781 35-45 b-c b -<br />
5782 31-40 b b -<br />
5783 31-40 b b -<br />
5784 45-55 b b -<br />
5789 31-40 - - 154<br />
5792 31-40 b-c b 164,5<br />
5793 35-45 b-c b 153,5<br />
5796 19-30 b b 153,7<br />
5797+5780 19-30 b-c b 156<br />
5848 31-40 b b -<br />
Brandbestattungen<br />
86381/ - 19-30 b b -<br />
Auch bei diesen weiblichen Bestattungen fällt – wie bei ähnlichen eisenzeitlichen Gräberfeldern – auf,<br />
dass die Frauen trotz ihrer relativ geringen Körperhöhe robust gebaut waren. Deutlich ausgeprägte<br />
Muskelmarken unterstreichen das Bild und der Geschlechtsimorphismus ist dadurch recht gering.<br />
3.5 Typologie<br />
Männer:<br />
Morphognose:<br />
In der Draufsicht (Norma verticalis) sind die männlichen Schädel überwiegend ellipsoid (6,7 %). Nur je<br />
ein Schädel (16,7 %) ist rhomboid (5791) und sphenoid (5795). Der Schädel „5795“ fällt auch<br />
bezüglich der übrigen Merkmale auf. So besitzt er mittelstark ausgeprägte Parietalia, kein Chignon<br />
und in der Hinteransicht (Norma occipitalis) eine Übergangsform zwischen Kreis- und Hausform. Alle<br />
übrigen Schädel haben schwach ausgeprägte Parietalia, ein Chignon und in der Hinteransicht eine<br />
kreisförmige Schädelform.<br />
Metrische Merkmale:<br />
Tab. 6: Metrik Männer<br />
Maße 5779 5785 5786 5790 5791 5795 5798<br />
1 gr. Lang Mittellang Mittellang Mittellang Mittellang Mittellang<br />
SchädelL<br />
8 gr. Schmal Schmal Schmal Mittelbreit Breit Mittelbreit Schmal<br />
SchädelB<br />
9 kl. StirnB Mitelbreit Mittelbreit Sehr Breit Mittelbreit Schmal Breit<br />
schmal<br />
10 gr. Schmal Schmal Schmal Breit Mittelbreit Breit<br />
StirnB<br />
20 Ohr- Hoch Sehr niedrig Niedrig Mittelhoch Sehr niedrig<br />
Bregma-H.<br />
23<br />
Mittelgroß Klein Groß Klein Groß<br />
Horizontalumfang<br />
38 Schädelkapazität<br />
Aristenkephal<br />
Oligenkephal<br />
Aristenkephal<br />
Oligenkephal<br />
1 L-B-I Hyperdolichokran<br />
Dolichokran<br />
Dolichokran<br />
Brachykran<br />
Mesokran<br />
Dolichokran<br />
4 L-OH-I Orthokran Chamaekran<br />
Hypsikran Chamaekran<br />
5 B-OH-I Akrokran Tapeinokran<br />
Tapeinokran<br />
Tapeinokran<br />
Tapeinokran<br />
13 tr.fr.<br />
Par.-I<br />
Eurymetop<br />
Metrimetop<br />
Stenometop<br />
Eurymetop<br />
Stenometop<br />
Metriometop<br />
Eurymetop<br />
331
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Die meisten Schädel sind mittellang (83,3 %) und schmal (57,1 %). Ihrer Höhe nach sind 20 % hoch,<br />
20 % mittelhoch, 20 % niedrig und 40 % sehr niedrig. Dem Längen-Breiten-Index nach sind 50 %<br />
dolichokran und je 6,7 % hyperdolichokran, mesokran und brachykran. Dem Längen-Ohrhöhen-Index<br />
nach sind 50 % chamaekran und je 25 % hypsikran bzw. orthokran. Dem Längen-Ohrhöhen-Index<br />
nach sind 80 % tapeinokran und 20 % akrokran. Auch hier zeichnen sich wie bei der Morphognose<br />
leichte Unterschiede zwischen den Schädeln 5791 und 5795 zu den übrigen Schädeln ab.<br />
Frauen:<br />
Morphognose:<br />
Einzig der weibliche Schädel 5796 (KH: 153,7 cm) weicht etwas von den übrigen ab. Der Aufsicht<br />
nach ist er ellipsoid, die Wölbung der Parietalia ist mittelstark, ein Chignon ist vorhanden und die<br />
Hinteransicht zeigt einen Übergang zwischen Kreis- und Hausform. Alle übrigen Schädel (87,5 %)<br />
sind ellipsoid, besitzen eine schwach ausgeprägte Wölbung der parietalia sowie ein Chignon und<br />
zeigen in der Hinteransicht eine Kreisform.<br />
Metrische Merkmale:<br />
Tab. 7: Metrik Frauen<br />
Maße 5781 5783 5784 5792 5793 5796 5797 5848<br />
1 gr.<br />
SchädelL<br />
Lang Lang Mittellang Mittellang Lang Lang Lang Mittellang<br />
8 gr. Mittelbreit Sehr<br />
Mittelbreit Mittelbreit Mittelbreit Schmal<br />
SchädelB<br />
schmal<br />
9 kl. StirnB Mittelbreit Mittelbreit Mittelbreit Schmal Sehr breit Schmal Breit<br />
10 gr. StirnB Schmal Sehr<br />
schmal<br />
Schmal Mittelbreit Mittelbreit Mittelbreit<br />
20 Ohr- Niedrig Niedrig Hoch Hoch Mittelhoch Hoch Hoch<br />
Bregma-H.<br />
23<br />
Horizontal-<br />
Groß Mittelgroß Mittelgroß Mittelgroß Groß Mittelgroß<br />
umfang<br />
38 Schädelkapazität<br />
Aristenkephal<br />
Oligenkephal<br />
Aristenkephal<br />
Euenkephal<br />
Aristenkephal<br />
Euenkephal<br />
1 L-B-I Dolichokran<br />
4 L-OH-I Chamaekran<br />
5 B-OH-I Tapeinokran<br />
13 tr.fr. Par.- Eury-<br />
I<br />
metop<br />
Hyperdolichokra<br />
n<br />
Chamaekran<br />
Metriokran<br />
Eurymetop<br />
Mesokran Mesokran Mesokran Dolichkran<br />
Hypsikran<br />
Metriokran<br />
Eurymetop<br />
Orthokran Orthokran Hypsikran<br />
Metrio- Metriokran<br />
kran<br />
Eury- Eurymetop<br />
metop<br />
Hypsikran<br />
Akrokran<br />
Eurymetop<br />
62,5 % der weiblichen Schädel sind lang und 37,5 % mittellang. 66,7 % sind mittelbreit und je 16,7 %<br />
sehr schmal bzw. schmal. Ihrer Höhe nach sind 57,1 % hoch, 28,6 % niedrig und 14,3 % mittelhoch.<br />
50 % sind mesokran, 33,3 % sind dolichokran und 16,7 % hyperdolichokran. Dem Längen-Ohrhöhen-<br />
Index nach sind 42,9 % hypsikran und je 28,6 % orthokran bzw. chamaekran. Dem Breiten-Ohrhöhen-<br />
Index nach sind 66,7 % metriokran und je 16,7 % tapeinokran bzw. akrokran.<br />
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich die Statzendorfer dem bereits bestehenden Bild der<br />
eisenzeitlichen Bevölkerung Ostösterreichs anschließen: „Der männliche morphologische<br />
Durchschnittstypus der ostöstereichischen Latènezeit weist einen mittellangen, schmalen, mittelhohen<br />
bis hohen, seinem L-B-I nach dolichokranen Schädel auf..... Der Hirnschädel der weiblichen<br />
Individuen ist im Durchschnitt lang, mittelbreit, mittelhoch bis hoch und seinem L-B-I nach dem<br />
mesokranen Bereich zu zuordnen.“ (Renhart, 1992, S 133).<br />
332
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
3.6 Pathologie<br />
Bei nur sechs Individuen (zwei Frauen und vier Männer) treten leichte krankhafte Erscheinungen auf.<br />
Bei einer Frau und zwei Männern zeigen sich an der Tabula externa des Orbitadaches ein Netz von<br />
seichten Furchen mit kleinen Löchern. Bei einer weiteren Frau treten neben den Löchern auch tiefere<br />
Rinnen und Furchen sowie Porosierungen am harten Gaumen auf. Dieses Krankheitsbild der Cribra<br />
orbitalia gilt als Hinweis auf Mangelernährung und Vitaminmangel.<br />
Bei zwei Männern zeigen sich periostale, streifige Knochenauflagerungen. Bei einem Mann sind sie<br />
am Bruchstück seines rechten Oberarmknochens und beim anderen an der rechten Tibia frontal<br />
festzustellen. Solche Auflagerungen weisen auf geheilte Fissuren und subperiostale Blutungen hin.<br />
Am linken Os parietale des weiblichen Schädels 5848 zeigen sich zwei Eindellungen. Der Mittelpunkt<br />
der zeigefingergroßen, dem Os frontale nahen Delle ist 23 mm vom Bregma entfernt. Der Mittelpunkt<br />
der dem Scheitel nahen daumengroßen Einbuchtung ist 56 mm vom Bregma entfernt. Die<br />
bregmanähere Eindellung hat einen Durchmesser von ca. 10 mm und eine Tiefe von ca. 3 mm. Die<br />
entferntere Eintiefung hat einen Durchmesser von ca. 15 mm und ist ca 5 mm tief. Sie setzt sich leicht<br />
über die Sutura parietalis am rechten Os parietale fort. Soweit es die erodierte Schädeloberfläche<br />
zulässt, kann festgehalten werden, dass keine Schnitt- oder Hiebmarken zu sehen sind, und dass es<br />
sich wohl um eine Schabtrepanation handeln könnte. Diese Form des chirurgischen Eingriffs war in<br />
der Eisenzeit eine recht häufige Art um „Irritabilitäten“ im Schädelbereich zu beheben.<br />
Bezahnung:<br />
Bei beinahe allen Gebissen der Körperbestattungen können eine leichte Alveolarresorption und mäßig<br />
starker Zahnsteinbesatz festgestellt werden. Retentionen treten nur bei zwei Männern auf. In einem<br />
Fall steckt der rechte erste Prämolar noch in der Alveole des Unterkiefers und im anderen Fall betrifft<br />
es den dritten linken Unterkiefermolaren. Bei fünf weiblichen Gebissen und einem männlichen waren<br />
meist die dritten rechten Unterkiefermolaren nicht angelegt. Atrophierte Alveolen treten bei zwei<br />
Frauen (45-55 Jahre) und einem Mann (35-45 Jahre) auf. Als gering ist auch der Kariesbefall zu<br />
bezeichnen. So tritt bei zwei Männern einmal am ersten linken Oberkiefermolaren Kronenkaries<br />
palatinal und an je einem rechten und linken Unterkiefermolaren Kronenkaries occlusal auf. Eine<br />
Kronenkaries occlusal zeigt sich auch am dritten Oberkiefermolaren eines weiblichen Individuums. Bei<br />
der 35-45 jährigen Frau 5793 weisen der erste und zweite rechte sowie zweite linke Incisivus (der<br />
erste linke ist nicht vorhanden) typische Abnützungsspuren für den Gebrauch der Zähne als „dritte<br />
Hand“ auf.<br />
4. Zusammenfassung<br />
Von ursprünglich 376 Bestattungen kamen nur 25 Körper- und 16 Brandbestattungen zur<br />
anthropologischen Analyse. Dies ergibt ein verzerrtes Bild der demographischen Daten. So dass die<br />
vorliegende Auswertung nur als Einordnungsversuch zu verstehen ist. Das Geschlechterverhältnis<br />
zeigt ein großes Frauen- und Subadultendefizit auf. Die druchschnittliche Lebenserwartung betrug bei<br />
der Geburt ca. 32 Jahre. Körperhöhe und körperliches Erscheinungsbild fügen sich gut in das bereits<br />
bestehende Bild der eisenzeitlichen Gräberfelder des heutigen ostösterreichischen Raumes ein. An<br />
pathologischen Erscheinungen treten in nur wenigen Fällen, neben den üblichen fast jedes Individuum<br />
betreffenden Gebissverschleisserscheinungen, Cribra orbitalia, periostale Knochenauflagerungen und<br />
Eindellungen an einem linken Os parietale als Hinweis auf operative Eingriffe auf.<br />
333
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
5. Literaturliste<br />
ACSADI; G:, NEMESKERI, J., 1970: History of Human Life Span and Mortality. Akademiai Kiado,<br />
Budapest.<br />
ADLER,. C.P., 1983: Knochenkrankheiten. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.<br />
BACH, H., 1965: Zur Berechnung der Körperhöhe aus den langen Gliedmaßenknochen weiblicher<br />
Skelette. Anthrop. Anz., 29, S. 12 - 21.<br />
BOUQUET, J.-P., MASSET, C., 1978: Estimateurs en paléodémographie. L'homme, 17, S. 65 - 90.<br />
BREITINGER, E., 1937: Zur Berechnung der Körperhöhe aus den langen Gliedmaßenknochen<br />
männlicher Skelette. Anthrop. Anz. 14, S. 249 - 274.<br />
BROTHWELL, D.R., 1981: Digging up bones. the excavartion, treatment and study of human remains.<br />
British Museum (Natural History), London.<br />
BROTHWELL, D.R. and A.T. SANDISON, 1967: Diseases in antiquity. Charles C. Thomas, Publisher,<br />
Springfield Illinois.<br />
FABRIZII-REUER, S. und E. REUER, 1998: Die Durezza-Schachthöhle bei Villach. Ein eisenzeitlicher<br />
Opfer- oder Begräbnisschacht? In: Archäologie Österreichs 9/1.<br />
FANCONI, G., et al., 1945: Die Poliomyelitis und ihre Grenzgebiete. Verlag Benno Schwabe & Co.,<br />
Basel.<br />
FEREMBACH, D., SCHWIDETZKY, I., STLOUKAL, M., 1979: Empfehlungen für die Alters- und<br />
Geschlechtsdiagnose am Skelett. Homo, 30, 2 (1) - (32).<br />
HANSEN, G., 1953/54: Die Altersbestimmung am proximalen Humerus- und Femurende im Rahmen<br />
der Identifizierung menschlicher Skelettreste. Wiss. Z. Humboldt-Univ. Berlin, math.-<br />
naturwiss. Reihe 3, 1ff.<br />
HENGEN, O.H., 1971: Cribra orbitalia: Pathogenesis and Probable Etiology. Homo, 22, S 57-76.<br />
HERRMANN, B., G. GRUPE, S. HUMMERL, H. PIEPENBRINK und H. SCHUTKOWSKI, 1990:<br />
Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden. Berlin-Heidelberg.<br />
HOLZNER, J.H. (Hrsg), 1985: Arbeitsbuch Pathologie. In drei Bänden. 4. Aufl. Wien.<br />
KNUSSMANN, R. Hrsg., 1988: Handbuch der vergleichenden Biologie des Menschen. Gustav Fischer<br />
Verlag, Stuttgart.<br />
MARKOVITS, E., 1956: Lehrbuch und Atlas der Röntgendiagnostik, Bd. 1, Medica, Stuttgart-Zürich.<br />
MARTIN, R., SALLER, K., 1914: Lehrbuch der Anthropologie. 2. Auflage, Gustav Fischer Verlag,<br />
Stuttgart.<br />
MARTIN, R., SALLER, K., 1957: Lehrbuch der Anthropologie I. 3. Auflage, Gustav Fischer Verlag,<br />
Stuttgart.<br />
MARTIN, R., SALLER, K., 1959: Lehrbuch der Anthropologie II. 3. Auflage, Gustav Fischer Verlag,<br />
Stuttgart.<br />
McKERN, T. W. & T.D. STEWART, 1957: Skeletal Age Changes in Young American Males.<br />
Quartermastere Res. Dis. Techn., Rep. EP 45, (Mass.).<br />
NEMESKERI, J., L. HARASANYI und G. ACSADI, 1960: Methoden zur Diagnose des Lebensalters<br />
von Skelettfunden. Anthrop. Anz. 24, 70-95.<br />
NEMESKERI, J., 1972: Die archäologischen und anthropologischen Voraussetzungen<br />
paläodemographischer Forschungen. Prähist. Ztschr. 47/1, S. 5-46.<br />
OLIVIER, G., with AARON, C., FULLY, G. , TISSIER, G., 1978: New Estimations of Stature and<br />
Cranial Capacity in Modern Man. J. Human. Evolution 7, 513ff.<br />
ORNTER, D.J. & W.G.J. PUTSCHAR, 1981): Identification of Pahtological Conditions in Human<br />
Skeletal Remains. Smithonian Contributions to Anthropology 28, Smithonian Institution<br />
Press.<br />
RENHART, S., 1990a: Zur Anthropologie der frühlatènezeitlichen Bevölkerung Ostösterreichs.<br />
Ungedr. Diss., Formal- und Natwiss. Fakultät, Univ. Wien.<br />
RENHART, S., 1990b: Neue anthropologische Erkenntnisse zur Bevölkerung der frühen Tène-Zeit im<br />
ostösterreichischen Raum. Arch. Österreichs 1/1-2, Wien, S. 73ff.<br />
RENHART, S., 1991: Anthropologie: den Menschen von St. Prokulus auf der Spur.<br />
Ausstellungskatalog, St. Prokulus in Naturns, Ergrabene Geschichte, Schloß Tirol, Südtirol,<br />
S. 153ff.<br />
RENHART, S., 1992: Die frühen Kelten aus der Sicht der Anthropologie. Wiss. Schriftenreihe NÖ,<br />
92/93/94, S. 131ff.<br />
RENHART, S., 1993: Zur Anthropologie der Kelten: Die frühlatènezeitlichen Gräberfelder von<br />
Inzersdorf, Ossarn, Herzogenburg-Süd und Franzhausen (NÖ). Mitt. der Ges f. Ur- und<br />
Frühgeschichte, Wien (in Druck).<br />
RENHART, S., 1994: Anthropologie des späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Gräberfeldes von<br />
Sopron-Krautacker (Ungarn). Marburger Vorgeschichtsblätter (in Druck).<br />
RENHART, S., 1996: Das Brandgräberfeld von Bischofshofen - Anthropologische<br />
334
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Ergebnisse. Archäo-Lingua, Budapest.<br />
RÖSING, R.W., 1974: Auswahl von Schädelmaßen. Homo 25: 117-121.<br />
RÖSING, R.W., 1977: Methoden und Aussagemöglichkeiten der anthropologischen<br />
Leichenbrandbearbeitung. Arch. und Natwiss. 1, 53 - 80.<br />
RÖSING, R.W., 1982: Discreta des menschlichen Skeletts - ein kritischer Überblick. Homo 33: 100-<br />
125.<br />
SCHMID, F. & A. KÜNLE, 1958: Das Längenwachstum der langen Röhrenknochen in bezug auf die<br />
Körperlänge und das Lebensalter. Fortschr. Röntgenstr. 89, 350 - 356.<br />
SCHOTT, L., 1968: Spuren Schmorl´scher Knorpelknötchen an Wirbelkörpern aus archäologisch<br />
geborgenem Skelettmaterial. Z. Morph. Anthrop. 57, 3, 266 - 271.<br />
SCHULTZ, M.& M. TESCHLER-NICOLA, 1987: Krankhafte Veränderungen an den Skeletten aus dem<br />
Karner der St. Martins-Kirche in Klosterneuburg, Niederösterreich, Teil I-IV. Ann. Naturhist.<br />
Mus. Wien 89, A, 225 - 311.<br />
SCHULTZ, M., 1988: Paläopathologische Diagnostik. In: Anthropologie - Handbuch der<br />
vergleichenden Biologie des Menschen. Ed. R. Knußmann, Fischer Verlag, Stuttgart.<br />
SJÖVOLD, T, 1984: A report on the heritability of some cranial measurements and non-metrik traits.<br />
In: von Vark G., Howells W.W. (Hrsg.): Multivariate statistical mehtods in physical<br />
anthropology. Reidel, Dordrecht-Boston-Lancaster. pp. 223-246.<br />
STEINBOCK, R.T., 1976: Paleopathological diagnosis and interpretation. Charles C. Thomas,<br />
Publisher, Springfield Illionois.<br />
STLOUKAL, M., L. VYNHANEK und F.W. RÖSING, 1970: Spondylosehäufigkeit bei mittelalterlichen<br />
Populationen. Homo 21, 46 - 53.<br />
STLOUKAL, M. und H. HANAKOVA, 1978: Die Länge der Längsknochen altslawischer<br />
Bevölkerungen - Unter besonderer Berücksichtigung von Wachstumsfragen. The length of<br />
long bones in ancient Slavonic populations - With particular consideration to the questions of<br />
growth. Homo, 29, 53 - 69.<br />
SZILVASSY, J., 1978: Eine Methode zur Altersbestimmung mit Hilfe der sternalen Gelenksflächen der<br />
Schlüsselbeine. Mitt. Anthrop. Ges. Wien 108, 166 - 168.<br />
UBELAKER, D.H., 1978: Human skeletal remains. Excavation, analysis, interpretation. Chicago.<br />
VALLOIS, H.V., 1937: La dureé de la vie chez l’homme fossile. L’Anthrop. 47, pp. 499-532.<br />
WAHL, J., 1982: Leichenbranduntersuchungen - Ein Überblick über die Bearbeitungs- und<br />
Aussagemöglichkeiten von Brandgräbern. Prähist. Zeitschr. 57.<br />
335
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
6. Anhang<br />
6.1 Metrik<br />
Maßnr.: Maß Bezeichnung M M M M M M M M M M<br />
Schädel: GRAB-Nr.: 5779 5785 5786 5787 5790 5791 5795 5798 5799 5803 n Min. Max. MWert<br />
1 gr. Sch. L. 191 184 185 184 183 186 6 183 191 185,5<br />
5 Sch.ba.L.<br />
8 gr. Sch.B. 132 136 136 144 154 143 138 7 132 154 140,4<br />
9 kl. StirnB. 99 93 88 102 100 95 101 7 93 102 96,9<br />
10 gr. StirnB. 120 119 120 129 121 129 6 119 129 123<br />
12 gr. Hinterh. B. 111 111 107 116 112 103 6 107 116 110<br />
17 Ba-Breg. H.<br />
20 Ohr-Breg. H. 119 101 111 116 96 5 96 119 108,6<br />
23 Horiz. umf. 532 517 538 511 536 5 511 538 526,8<br />
24 Trans.bo. 309 318 315 3 309 318 314<br />
25 med.sag.bo. 376 368 2<br />
26 med.sag. Fro.bo. 130 132 121 125 127 131 137 7 121 137 129<br />
27 med.sag.Pa.bo. 130 134 127 114 120 123 124 7 114 134 124,6<br />
28 med.sag.Occ.bo. 116 112 2<br />
29 med.sag. Fro.se. 111 114 105 112 105 115 114 7 105 115 110,9<br />
38 Sch.kap. 1455 1282 1559 1276 4 1276 1559 1393<br />
40 Ges.L.<br />
45 Jochbo.B.<br />
47 Ges.H.<br />
48 Oges.H.<br />
51 Orb.B. re<br />
51 Orb.B . li<br />
52 Orb.H. re<br />
52 Orb. H. li<br />
54 NasenB.<br />
55 NasenH.<br />
66 W.B. Uk 94 100 96 102 92 99<br />
69 KinnH. 35 28 29 35 31 35 33<br />
70 AstH. re 62 62 72 57 67<br />
70 AstH. li 62<br />
Humerus:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
2 ganze L.<br />
5 gr. Dm. Mitte 21<br />
6 kl. Dm. Mitte 17<br />
7 kl. Umf. Mitte 61<br />
9 gr. tr. Dm. Caput<br />
10 gr. sag. Dm. Caput<br />
links<br />
1 gr. L. 318<br />
2 ganze L. 314<br />
5 gr. Dm. Mitte 21 19<br />
6 kl. Dm. Mitte 17 16<br />
7 kl. Umf. Mitte 61 60<br />
9 gr. tr. Dm. Caput 41<br />
10 gr. sag. Dm. Caput<br />
Radius:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
1b Parallele L.<br />
2 Fkt. L.<br />
3 kl. Umf.<br />
links<br />
1 gr. L.<br />
1b Parallele L.<br />
2 Fkt. L.<br />
3 kl. Umf. 41<br />
Ulna:<br />
rechts<br />
1 gr. L. 246 252<br />
2 Fkt. L. 240<br />
3 Umfang 38<br />
links<br />
1 gr. L.<br />
2 Fkt. L.<br />
3 Umfang 39<br />
336
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Femur:<br />
rechts<br />
1 gr. L. 405 466 400<br />
2 ganze L. 465<br />
6 sag. Dm. Mitte 28 24 26<br />
7 tr. Dm. Mitte 25 27 28<br />
9 ob.tr. DiaDm. 33 33 33<br />
10 ob.sag. DiaDm. 25 22 22<br />
18 vert.Dm. Caput 47 49<br />
19 tr. Dm. Caput 47 46<br />
links<br />
1 gr. L.<br />
2 ganze L.<br />
6 sag. Dm. Mitte 27 24 23<br />
7 tr. Dm. Mitte 25 27 30<br />
9 ob.tr. DiaDm. 32 34 35<br />
10 ob.sag. DiaDm. 22 22 24<br />
18 vert.Dm. Caput 49<br />
19 tr. Dm. Caput<br />
Tibia:<br />
rechts<br />
1 ganze L.<br />
1b L. Tibia 453<br />
8a gr. Dm. F. nut. 33<br />
9a tr. Dm. F. nut. 25<br />
10b kl. Umfang 73<br />
links<br />
1 ganze L.<br />
1b<br />
L. Tibia<br />
8a gr. Dm. F. nut. 30<br />
9a tr. Dm. F. nut. 25<br />
10b kl. Umfang 72<br />
Fibula:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
2 gr. Dm. Mitte<br />
3 kl. Dm. Mitte<br />
links<br />
1 gr. L.<br />
2 gr. Dm. Mitte<br />
3 kl. Dm. Mitte<br />
INDICES<br />
Schädel:<br />
1 L-B-I (8/1) 69,1 73,9 73,5 83,7 78,1 74,1<br />
2 L-H-I (17/1)<br />
3 B-H-I (17/8)<br />
4 L-OH-I (20/1) 62,3 54,9 63,0 52,5<br />
5 B-OH-I (20/8) 90,2 74,3 77,1 75,3 67,1<br />
12 tr. Front.-I (9/10) 82,5 78,2 85,0 77,5 78,5 78,3<br />
13 tr. fr. Par.-I (9/8) 75,0 68,4 64,7 70,8 64,9 66,4 73,2<br />
16 sag. Fr.-Parietal-I 100,0 101,5 105,0 91,2 94,49 93,89 90,5<br />
(27/26)<br />
22 sag. Frontal-I 85,4 86,4 86,8 89,6 82,7 87,8 83,2<br />
(29/26)<br />
Ulna:<br />
L-D-I. (3/2) 15,8<br />
Tibia:<br />
I. cnemicus (9a/8a) 78,76<br />
L-D-I. (10b/1) 16,11<br />
Femur:<br />
Rob.-I. ((6+7)/2) 10,97<br />
I. platymericus<br />
(10/9)<br />
75,8 66,7 66,7<br />
Tab. 6: Metrik<br />
337
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Maß Nr. Maß Bezeichnung F F F F F F F F F<br />
Schädel: GRAB-Nr.: 5781 5783 5784 5789 5792 5793 5796 5797 5848 n Min. Max. MWert<br />
1 gr. Sch. L. 187 185 177 173 185 180 183 177 8 173 187 180,9<br />
5 Sch.ba.L. 104<br />
8 gr. Sch.B. 135 122 137 135 143 128 6 122 143 133,3<br />
9 kl. StirnB. 97 93 95 92 103 91 98 7 91 103 95,6<br />
10 gr. StirnB. 115 108 113 117 120 116 6 108 120 114,8<br />
12 gr. Hinterh. B. 111 101 114 98 110 104 110 7 98 114 106,9<br />
17 Ba-Breg. H. 152<br />
20 Ohr-Breg. H. 107 104 116 116 110 117 118 7 104 118 112,6<br />
23 Horiz. umf. 516 504 500 513 520 505 6 500 520 509,7<br />
24 Trans.bo. 297 326 328 3<br />
25 med.sag.bo. 369 369 377 369 4 369 377 371<br />
26 med.sag. Fro.bo. 123 120 118 124 125 133 126 7 118 133 124,1<br />
27 med.sag.Pa.bo. 125 122 125 120 118 116 142 7 116 142 124<br />
28 med.sag.Occ.bo. 121 104 121 123 105 5 104 121 114,8<br />
29 med.sag. Fro.se. 109 102 108 107 111 107 6 102 109 107,3<br />
38 Sch.kap. 1309 1077 1327 1299 1445 1299 6 1077 1445 1292,7<br />
40 Ges.L.<br />
45 Jochbo.B.<br />
47 Ges.H. 115<br />
48 Oges.H. 67<br />
51 Orb.B. re<br />
51 Orb.B . li<br />
52 Orb.H. re 37<br />
52 Orb. H. li 37<br />
54 NasenB. 27<br />
55 NasenH. 47<br />
66 W.B. Uk 103 107 98 105 102<br />
69 KinnH. 34 35 28 32 32 34 31<br />
70 AstH. re 64 65 60 61 56<br />
70 AstH. li 60 54<br />
Humerus:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
2 ganze L.<br />
5 gr. Dm. Mitte 21 19 19<br />
6 kl. Dm. Mitte 17 18<br />
7 kl. Umf. Mitte 59 56<br />
9 gr. tr. Dm. Caput 40<br />
10 gr. sag. Dm. Caput<br />
links<br />
1 gr. L. 301<br />
2 ganze L. 296<br />
5 gr. Dm. Mitte 21 19 19<br />
6 kl. Dm. Mitte 17 17 18<br />
7 kl. Umf. Mitte 65 59 56<br />
9 gr. tr. Dm. Caput 38<br />
10 gr. sag. Dm. Caput<br />
Radius:<br />
rechts<br />
1 gr. L. 223<br />
1b Parallele L. 220<br />
2 Fkt. L. 211<br />
3 kl. Umf. 40<br />
links<br />
1 gr. L. 220<br />
1b Parallele L.<br />
2 Fkt. L. 207 207<br />
3 kl. Umf. 31 30 37<br />
Ulna:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
2 Fkt. L.<br />
3 Umfang 30 32<br />
links<br />
1 gr. L. 235 245<br />
2 Fkt. L. 207 214<br />
3 Umfang 31 30 32<br />
Femur:<br />
rechts<br />
1 gr. L. 400<br />
2 ganze L.<br />
6 sag. Dm. Mitte 24 25<br />
338
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
7 tr. Dm. Mitte 30 25<br />
9 ob.tr. DiaDm. 34 30 31<br />
10 ob.sag. DiaDm. 21 22 22<br />
18 vert.Dm. Caput 40<br />
19 tr. Dm. Caput 41<br />
links<br />
1 gr. L. 450 400<br />
2 ganze L.<br />
6 sag. Dm. Mitte 25 25<br />
7 tr. Dm. Mitte 30 25<br />
9 ob.tr. DiaDm. 35 29 34<br />
10 ob.sag. DiaDm. 23 26 20<br />
18 vert.Dm. Caput 40<br />
19 tr. Dm. Caput 40<br />
Tibia:<br />
rechts<br />
1 ganze L. 346<br />
1b L. Tibia 320 318 333<br />
8a gr. Dm. F. nut. 35 34<br />
9a tr. Dm. F. nut. 25 23<br />
10b kl. Umfang 69 73<br />
links<br />
1 ganze L.<br />
1b<br />
L. Tibia<br />
8a gr. Dm. F. nut. 30 26<br />
9a tr. Dm. F. nut. 21 21<br />
10b kl. Umfang 70 66<br />
Fibula:<br />
rechts<br />
1 gr. L.<br />
2 gr. Dm. Mitte<br />
3 kl. Dm. Mitte<br />
links<br />
1 gr. L.<br />
2 gr. Dm. Mitte<br />
3 kl. Dm. Mitte<br />
INDICES:<br />
Schädel:<br />
1 L-B-I (8/1) 72,2 65,9 79,2 75,0 78,1 72,3<br />
2 L-H-I (17/1) 83,1<br />
3 B-H-I (17/8) 106,3<br />
4 L-OH-I (20/1) 57,2 56,2 67,1 62,7 61,1 63,9 66,7<br />
5 B-OH-I (20/8) 79,3 85,3 84,7 81,5 81,8 92,2<br />
12 tr. Front.-I (9/10) 84,4 86,1 69,3 88,0 75,8 84,5<br />
13 tr. fr. Par.-I (9/8) 77,9 76,2 69,3 76,3 63,6 76,6<br />
16 sag. Fr.-Parietal-I (27/26) 101,6 101,7 105,9 96,8 94,4 87,2 112,7<br />
22 sag. Frontal-I (29/26) 88,6 86,4 87,1 85,6 83,5 84,9<br />
27 Nasal-I. (54/55) 57,5<br />
Humerus:<br />
L-D-I. (7/1) 18,6<br />
I. cnemicus (9a/8a) 71,4 67,7<br />
L-D-I. (10b/1) 19,1<br />
Femur:<br />
Rob.-I. ((6+7)/2)<br />
I. platymericus (10/9) 61,8 73,3 71,0<br />
Tab. 7 : Metrik-<br />
339
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
5.2 Diskreta<br />
Grab-Nr.: 5779 5785 5786 5790 5791 5795 5798 5781 5782 5783 5784 5792 5796 5780 5848<br />
Schädel: Geschlecht: M M M M M M M W W W W W W W W<br />
Norma frontalis:<br />
Nahtknochen (Sut. coronalis) rechts 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Sutura metopica x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
For. supraorb. rechts: 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 0<br />
Sulc. supraorb. 1 1 1 1 0 0 0 1 1 1 0 0 0<br />
For.+Sulc. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
2 For. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
For. zygofac. acc. 1<br />
For. infraorb. acc. 0<br />
For. mentale acc. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Nahtknochen (Sut. coronalis) links: 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
For. supraorb. 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 1 0<br />
Sulc. supraorb. 1 1 1 1 0 1 0 1 1 1 1 0 0<br />
For.+Sulc. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
2 For. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
For. zygofac. acc. 1<br />
For. infraorb. acc. 0<br />
For. mentale acc. 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Norma basilaris:<br />
Torus palatinus rechts: 0<br />
Canal. hypogl. bip.<br />
Tub. praecond.<br />
Fac. cond. bip.<br />
Nahtknochen (Sut. lambd.) 1 0 1 1 1 1 1 0 0 1 1 0<br />
Torus palatinus<br />
links:<br />
Canal. hypogl. bip.<br />
Tub. praecond.<br />
Fac. cond. bip.<br />
Nahtknochen (Sut. lambd.) 1 1 0 1 1 1 1 1 0 0 1 1 0<br />
Norma verticalis:<br />
Os bregmaticum x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Foramen parietale rechts: 1 1 0 0 1 1 1 1 0 0 1 0 1<br />
2 For. pariet. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Nahtknochen (Sut. pariet.) x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Os lambda x 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Foramen parietale links: 0 1 0 0 1 1 0 1 1 0 0 1 0<br />
2 For. pariet. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Norma occipitalis:<br />
Os incae x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Scapula:<br />
Fac. art. acrom.<br />
rechts:<br />
Fac. art. acrom.<br />
links:<br />
Humerus:<br />
For. supratroch.<br />
rechts:<br />
For. supratroch. links: 1<br />
Femur:<br />
Allen's Fossa rechts: 0 0<br />
Reiterfacette 0<br />
Troch. tertius 0 0<br />
Fossa hypotroch. 1 0<br />
Allen's Fossa links: 0<br />
Reiterfacette 0<br />
Troch. tertius 0<br />
Fossa hypotroch. 1<br />
Tibia:<br />
Hockerfac. lat. rechts: 0<br />
Hockerfac. med. 0<br />
H. lat. + med. 0<br />
Hockerfac. lat.<br />
links:<br />
Hockerfac. med.<br />
H. lat. + med.<br />
Talus:<br />
Fac. art. nav. bip. rechts: 0<br />
Fac. art. nav. bip.<br />
links:<br />
Atlas:<br />
Fov. art. sup. bip. rechts: 0<br />
Pont. post. 0<br />
Fov. art. sup. bip.<br />
links:<br />
Pont. post.<br />
340
Statzendorf<br />
S. Renhart: Anthropologie<br />
Vertebra cervicalis:<br />
Proc. spin. bip. x 0<br />
For. trans. bip. rechts: 0<br />
For. trans.bip.<br />
links:<br />
Os sacrum:<br />
Hiat. sacr. caud. x 0<br />
Morphognose:<br />
N. verticalis: Schädelform C C C A F C C C C C C C C C<br />
Wölbung Parietalia A A A A A B A A A A A A B A A<br />
Chignon M M M M O A M M M M M M M O<br />
N. occipitalis: Schädelform A A A A A B A A A A A A B A A<br />
Form Aperatura piriformis<br />
Form d. Orbitae<br />
Tab. 8: Diskreta<br />
Anmerkung:<br />
1 Merkmal vorhanden<br />
0 Merkmal nicht vorhanden<br />
M männlich<br />
W weiblich<br />
U unbestimmbar<br />
341
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Tierknochen aus dem hallstattzeitlichen Gräberfeld von Statzendorf,<br />
Nö.<br />
Manfred Schmitzberger<br />
Einleitung<br />
Die im folgenden dargestellten Tierknochenfunde wurden bereits vor knapp 100 Jahren während der<br />
Ausgrabung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Statzendorf (Bezirk St. Pölten-Land,<br />
Niederösterreich) durch A. Dungel (Grabungen 1903-1905) und J. Bayer (Grabungen 1903-1905,<br />
1906-1907 sowie 1925) geborgen und werden seitdem in der Prähistorischen Abteilung des<br />
Naturhistorischen Museums Wien aufbewahrt. Die Fundstelle, an der fast 400 Körper- und<br />
Brandbestattungen freigelegt werden konnten, liegt nördlich der Ortschaft Statzendorf, an der von St.<br />
Pölten nach Krems führenden Bundesstraße. Die zeitliche Einstufung des Flachgräberfeldes erfolgte<br />
anhand der Keramik in die Phasen C 1 bis D 1 der Hallstattzeit (700 bis 550 v. Chr.). Im Rahmen des<br />
FWF-Projektes P 12520HIS (Leitung: Univ. Prof. Dr. A. Lippert, Institut für Ur- und Frühgeschichte der<br />
Universität Wien) fand nun eine Neubearbeitung der damaligen Funde und Befunde statt, weshalb um<br />
die fachliche Begutachtung des zoologischen Materials gebeten wurde. 1 Für die Anfertigung der<br />
Photos ist Frau A. Schumacher (Geologische Abteilung des NHMW) herzlich zu danken.<br />
Das Material<br />
Mit Ausnahme von Grab 9 im Feld D, das nach Mitteilung durch A. Lippert aufgrund der Funde<br />
römerzeitlicher Keramikfragmente nachweislich heterochron beeinflußt ist, stammen die Tierreste aus<br />
mindestens 57 weitgehend ungestörten Gräbern. Die Erhaltungsbedingungen für Knochensubstanz<br />
waren im Bereich des Gräberfeldes leider relativ ungünstig. Vor allem Pflanzenwurzeln hinterließen<br />
ihre charakteristischen mäandrierenden Ätzspuren an den Knochenoberflächen, und auch andere<br />
bodenchemische Prozesse sorgten für umfangreiche Auflösungserscheinungen.<br />
Tab. 1 gibt einen Überblick über die Verteilung der bestimmbaren Säugerreste nach Arten und<br />
Elementen. Daneben liegen aus einigen Gräbern die Reste von Kleinsäugern, Vögeln, Froschlurchen<br />
und Mollusken vor, die aber mit Ausnahme der Vögel und einer Flußmuschel allesamt als intrusiv<br />
betrachtet werden. 7 Knochenfragmente zeigen eindeutige Bearbeitungsspuren und werden weiter<br />
unten als Artefakte gesondert angeführt, 40 Knochensplitter mußten unbestimmt bleiben. Die<br />
Mehrzahl dieser Splitter gehört aber mit Sicherheit zu den bestimmten Knochenfragmenten, konnte<br />
aber wegen der schlechten Erhaltung der Bruchflächen nicht genau zugeordnet und wieder angeklebt<br />
werden. Unter den Vogelresten ist der Nachweis des Haushuhns besonders bemerkenswert. Zwei<br />
Schädelfragmente, zwei Unterkieferprämolaren, ein Radius- und ein Tibiaschaftfragment sowie drei<br />
Handwurzelknochen gehören zu den sterblichen Überresten der Bestatteten selbst und bleiben daher<br />
in dieser zoologischen Bearbeitung unberücksichtigt. Alle zoologischen Funde werden – nach<br />
Gräbern, Feldern und Inventarnummern getrennt – in einem Fundinventar im Anhang aufgelistet.<br />
Tierart / Element BT OA O/C SD EC CA Summe %<br />
Calvarium/Maxilla - - 2 1 - 1 4 2,9<br />
Mandibula - 1 2 3 1 - 7 5,1<br />
Vertebrae 2 - - 1 - - 3 2,2<br />
Costae 8 - - 14 - - 22 15,9<br />
Scapula 3 - 1 - - - 4 2,9<br />
Humerus - 3 6 5 - - 14 10,1<br />
Radius + Ulna 1 4 8 7 - - 20 14,5<br />
Metacarpus - 3 - - - - 3 2,2<br />
Pelvis 1 - 1 4 - - 6 4,3<br />
Femur 1 2 7 3 - - 13 9,7<br />
Tibia + Fibula - 1 11 4 - - 16 11,6<br />
Tarsus 11 3 - 1 - - 15 10,9<br />
Metatarsus 1 3 5 - - - 9 6,5<br />
1 Angaben zur Fundsituation, Grabungsgeschichte und Datierung: pers. Mitt. A. LIPPERT sowie FRANZ & NEUMANN<br />
(1965).<br />
342
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Patella 1 - - - - - 1 0,7<br />
Phalangen - - 1 - - - 1 0,7<br />
Summe 29 20 44 43 1 1 138<br />
% 21,0 46,4 31,2 0,7 0,7 100<br />
Tab. 1: Statzendorf - Verteilung der Arten und Elemente (Säugetiere) Abkürzungen: BT – Hausrind, OA –<br />
Schaf, O/C – Schaf oder Ziege, SD – Hausschwein, EC – Hauspferd, CA - Biber<br />
Die Funde<br />
Hausrind (Bos primigenius f. taurus)<br />
29 Knochen sind dem Hausrind zuzuordnen. Einige davon, insbesondere diejenigen aus Grab 67/Feld<br />
C, scheinen aufgrund der Art ihrer Fragmentierung und Erhaltung eher Küchenabfälle zu sein und<br />
eventuell mit den Bestattungen in keinem näheren Zusammenhang zu stehen. Ein Scapulafragment<br />
und ein Femurschaft aus Grab Nr. 62/Feld A stammen von jungadulten (Epiphysenfuge offen) Tieren<br />
eines kleinen Rinderschlages. In Grab 116/Feld ? (Inv.Nr. 43.059) fanden sich 11 vollständig<br />
erhaltene Tali (Abb. 1). Sie ermöglichen anhand ihrer Meßwerte einen Größenvergleich mit den<br />
Rindern anderer Fundstellen (Tab. 2) und dokumentieren einmal mehr die für die Eisenzeit<br />
charakteristischen kleinen Rinder. Der Umstand, daß die Statzendorfer Mittelwerte eine Spur über den<br />
Mittelwerten vergleichbarer Talusserien liegen, kann möglicherweise durch eine Selektion größerer<br />
(männlicher) Rinder erklärt werden. Diese Vermutung wird vor allem dadurch gestützt, daß sich die<br />
Variationsbreite der Statzendorfer Talusmaße relativ exakt mit der oberen Hälfte der Variationsbreite<br />
der Dürrnberger Rinder (vgl. PUCHER 1999) deckt. Letztere kann wohl aufgrund der chronologisch<br />
eindeutigen Befundung und der hohen Stichprobengundlage als charakteristisch für Rinder der<br />
ausgehenden Hallstattzeit und der darauffolgenden Latènezeit gelten.<br />
Abb. 1: Vollständig erhaltene Hausrindertali aus Grab 116<br />
343
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Maße/Fundort<br />
Hallstattzeit<br />
Latènezeit<br />
e Statzendorf Heuneburg Dürrnberg Inzersdorf Manching<br />
GLl 60,1 58,7 57,4 60,0 58,4<br />
(n; min-max) (11; 56,5-63,0) (606; 50,0-<br />
77,0)<br />
(191; 48,0-<br />
64,5)<br />
(11; 54,5-<br />
63,5)<br />
(1235; 48,0-<br />
74,5)<br />
GLm 55,7 54,0 52,6 55,4 53,8<br />
(n; min-max) (11; 51,0-60,0) (486; 45,0-<br />
62,0)<br />
(188; 43,0-<br />
59,0)<br />
(10; 50,5-<br />
59,0)<br />
(1220; 44,0-<br />
70,0)<br />
Tl 33,5 32,7 31,9 33,5 32,6<br />
(n; min-max) (11; 31,0-37,0) (478; 28,0-<br />
38,0)<br />
(188; 28,0-<br />
36,0)<br />
(11; 30,5-<br />
36,5)<br />
(1199; 27,5-<br />
41,5)<br />
Bd 37,5 36,7 35,7 37,4 36,9<br />
(n; min-max) (11; 35,0-41,0) (599; 30,0-<br />
47,0)<br />
(193; 30,5-<br />
43,5)<br />
(11; 33,5-<br />
43,0)<br />
(1230; 29,0-<br />
47,0)<br />
Tab. 2: Mittelwertvergleich der Maße der Rindertali mit anderen Fundkomplexen (Angaben in mm)<br />
Schaf (Ovis orientalis f. aries)<br />
Obwohl aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der bekannten osteologischen<br />
Unterscheidungsschwierigkeiten (vgl. BOESSNECK, MÜLLER & TEICHERT 1964) nur knapp ein Drittel der<br />
Knochen kleiner Wiederkäuer artlich zugeordnet werden konnte, sprechen doch zahlreiche Indizien<br />
dafür, daß sämtliche in Frage kommenden Reste von Schafen stammen. Sie bilden nach der<br />
Fundzahl immerhin fast die Hälfte des gesamten Tierknochenmaterials und hatten damit wohl die<br />
größte Bedeutung im Zuge der hallstattzeitlichen Statzendorfer Begräbnissitten. Die überwiegende<br />
Mehrzahl dieser Funde wird von Elementen des Extremitätenskeletts gebildet. Wahrscheinlich wurden<br />
ganze Extremitäten oder zumindest größere Teile davon in die Gräber gelegt. Aus einigen Gräbern<br />
liegen dazu mehrere Elemente vor, die aufgrund ihrer Dimension und Körperseitenzugehörigkeit von<br />
einer einzigen Extremität stammen dürften (z. B. aus Grab 37/Feld A Humerus, Radius, Ulna und<br />
Metacarpus), oder sich sogar reartikulieren lassen (z. B. aus Grab 19/Feld D Femur, Tibia, Talus,<br />
Calcaneus, vgl. Abb. 2).<br />
Eine Altersschätzung der Schafe gestaltet sich in Ermangelung einer ausreichenden Anzahl ganzer<br />
Kiefer oder Einzelzähne schwierig und kann daher nur sehr ungefähr anhand der Verknöcherung der<br />
Wachstumsfugen erfolgen. Obwohl dabei sämtliche Altersstadien nachweisbar sind, ist eine Häufung<br />
von Knochen jungadulter Tiere klar zu erkennen. Ein Beckenfragment aus Grab 70/Feld C dürfte von<br />
einem Widder stammen, über das Geschlecht der übrigen Schafe läßt sich jedoch nichts aussagen.<br />
Der Vergleich der wenigen abnehmbaren Meßwerte mit den Dimensionen eisenzeitlicher<br />
Schafknochen aus Inzersdorf (PUCHER 1998), Hochstetten und Münsterberg (ARBINGER-VOGT 1978),<br />
Altenburg (KARRER 1986), von der Heuneburg (MCENEANEY-SCHNEIDER 1984), vom Dürrnberg<br />
(PUCHER 1999), aus Hallstatt (PUCHER in Vorbereitung) und aus Manching (BOESSNECK et al. 1971)<br />
bestätigt den Eindruck schlankwüchsiger, für eisenzeitliche Verhältnisse mittelgroßer Schafe. Die<br />
größten Längen eines Humerus, zweier Radien, eines Talus und eines Calcaneus ergeben mit Hilfe<br />
der Faktoren von TEICHERT (1975) eine mittlere Widerristhöhe von 63,6 cm. Diese Größe entspricht<br />
ausgezeichnet den bereits aus den meisten oben angeführten und auch aus anderen Fundstellen<br />
bekannten Widerristhöhen eisenzeitlicher Schafe. Nur in Inzersdorf waren sie mit durchschnittlich 60<br />
cm etwas kleiner, am Dürrnberg mit etwa 66 cm hingegen etwas größer.<br />
344
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Abb. 2: Extremitätenknochen von Hausschwein (links) und Hausschaf (rechts). Vor allem unter den Schafresten<br />
lassen mehrere artikulierbare Elemente darauf schließen, daß ganze Extremitäten oder zumindest größere Teile<br />
davon in die Gräber gelegt wurden.<br />
Haus- und Wildschwein (Sus scrofa f. domestica und Sus scrofa)<br />
Knapp ein Drittel der bestimmbaren Knochen gehören zum Hausschwein. 9 Rippenfragmente<br />
stammen wahrscheinlich von einem einzigen Individuum, 5 weitere sind in ihrer Zuordnung zum<br />
Schwein etwas unsicher. Die Größte Länge eines vollständig erhaltenen Calcaneus ermöglicht mit<br />
Hilfe der Faktoren von TEICHERT (1969) die Berechnung einer Widerristhöhe, ansonsten stehen nur<br />
wenige Breitenmaße für den Größenvergleich mit Hausschweinen anderer Fundstellen zur Verfügung.<br />
Im Vergleich zu Langknochen unterliegen die aus Tarsalknochen errechneten Widerristhöhen zwar<br />
einer geringeren Genauigkeit, dennoch liegt der anhand des Calcaneus berechnete Wert von 71,9 cm<br />
zwischen den durchschnittlichen Schulterhöhen der Schweine von der frühkeltischen Heuneburg<br />
(WRH durchschnittlich 73,5 cm, WILLBURGER 1983) und aus dem latènezeitlichen Manching (WRH im<br />
Mittel 70 cm, BOESSNECK et al. 1971) und würde daher auf die während der Eisenzeit weit verbreiteten<br />
kleinen Schweineschläge im hallstattzeitlichen Statzendorf schließen lassen. Die wenigen<br />
Breitenmaße der Statzendorfer Funde liegen jedoch deutlich über den Mittelwerten der<br />
Schweineknochen der beiden obigen Befunde und lassen sich weit besser mit den Maßen der<br />
mittelgroßen Schweinepopulationen aus Inzersdorf (PUCHER 1998) bzw. vom Dürrnberg (PUCHER<br />
1999) vergleichen. Für eingehendere Analysen ist jedoch die Materialgrundlage aus Statzendorf<br />
entschieden zu gering, da selbst die etwas besser erhaltenen Schweineknochen aus dem Grab<br />
62/Feld A in der Mehrzahl von nicht ganz ausgewachsenen Tieren stammen (Epiphysen fehlen).<br />
Die statistische Erfassung des Schlachtalters und die Bestimmung von Geschlechtern, die ja beim<br />
Schwein nur anhand der Eckzähne bzw. deren Alveolen festgestellt werden können, sind aufgrund<br />
des weitgehenden Fehlens von Zahn- und Kieferresten nicht möglich. Epiphysenfugenmerkmale der<br />
Langknochen belegen sämtliche Altersstadien, vom Ferkel bis zum vollständig ausgewachsenen,<br />
mehrjährigen Tier in zahlenmäßig etwa gleichen Anteilen.<br />
Zwei Schweinereste mußten aus den Hausschweineresten ausgesondert werden: Zum einen<br />
gestattet ein kalziniertes Diaphysenfragment eines Femurs aus Grab 9/Feld D aufgrund seiner Größe<br />
keine eindeutige Zuordnung zu Wild- oder Hausform, insbesondere deshalb, als der Einfluß von<br />
Feuer und Hitze Verformungen und Schrumpfungen von Knochensubstanz bewirken kann, zum<br />
345
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
anderen fällt ein fast vollständig erhaltenes Os metatarsale IV (Grab 51/A) aus dem Rahmen der<br />
Dimensionen eisenzeitlicher Hausschweine. Mit einer Länge ohne Plantarfortsatz von 96,5 mm würde<br />
es zwar noch am obersten Rand der Variationsbreiten der Hausschweine von der Heuneburg und<br />
Hallstatt zu liegen kommen, damit aber eines der größten bisher festgestellten Hausschweine seiner<br />
Zeit darstellen. Extrapoliert man die Länge ohne Plantarfortsatz zur Größten Länge, und berechnet<br />
daraus die Widerristhöhe, so ergibt sich ein theoretischer Wert von knapp 90 cm, der sich eher in die<br />
Variationsbreite von Wildschweinen einfügen läßt. Dieser Mittelfußknochen ist wahrscheinlich einem<br />
kleineren Wildschwein zuzurechnen, würde aber damit, abgesehen vom oben angesprochenen<br />
fraglichen Femurfragment und einem Biberzahn, den einzigen Nachweis einer Jagdwildart darstellen.<br />
Pferd (Equus ferus f. caballus)<br />
Abgesehen von einem weiter unten noch gesondert angeführten Artefakt ist das Pferd nur durch das<br />
Fragment eines rechten Unterkiefers aus Grab 9/Feld A belegt. Zwar sind an dem Stück keine Maße<br />
abnehmbar, doch gehörte es offenbar zu einem relativ kleinen Individuum.<br />
Haushuhn (Gallus gallus f. domestica)<br />
Überraschend, weil in der Hallstattzeit Mitteleuropas grundsätzlich noch selten, und daher<br />
domestikationsgeschichtlich besonders interessant, sind 8 Knochen aus Grab 9/D, die nach genauer<br />
Prüfung nur dem Haushuhn zugeordnet werden können. Vier Fragmente der Vorder- und weitere vier<br />
Fragmente der hinteren Extremitäten bilden wohl die Reste eines ehemals vollständigen Skelettes.<br />
Die artliche Zuordnung wurde durch den schlechten Erhaltungszustand (von den Knochen sind nur<br />
mehr die Diaphysen erhalten) etwas erschwert, doch durch die Lage, Form und Ausdehnung der<br />
Impressio musculi brachialis inferior an einem Humerusfragment, die von ERBERSDOBLER (1968) als<br />
für in Mitteleuropa vorkommende mittelgroße Hühnervögel differentialdiagnostisch bedeutsam<br />
hervorgehoben wurde, sowie den eingehenden Vergleich mit rezentem und prähistorischem<br />
Vergleichsmaterial abgesichert.<br />
Der Gesamteindruck und die Heterogenität der Tierknochenfunde aus Grab 9/Feld D, das neben den<br />
Hühnerknochen ein möglicherweise vom Wildschwein stammendes kalziniertes Femurfragment und<br />
ein Darmbeinfragment einer Erdkröte enthielt, ließ Zweifel an der Ungestörtheit des Grabes und somit<br />
an der Datierung der Funde erheben. Die Rücksprache mit dem archäologischen Projektleiter<br />
bekräftigte diese Bedenken, da in Grab 9/D auch Reste römischer Keramik gefunden wurden.<br />
Andererseits spricht die Anzahl und Körperseitenzugehörigkeit der Hühnerknochen für das Vorliegen<br />
eines Teilskelettes, das wohl nur in ungestörten Zusammenhängen in dieser Form gefunden werden<br />
kann. Die Größe, besser die Kleinheit der Hühnerknochen läßt sich zudem nur schwer mit den<br />
weitaus größeren bei uns während der Römerzeit verbreiteten Hühnern in Einklang bringen, sodaß<br />
von zoologischer Seite die hallstattzeitliche Datierung wahrscheinlich gemacht, jedoch nicht bewiesen<br />
werden kann.<br />
Der Zeitpunkt, an dem das Huhn als neues Haustier nach Mitteleuropa gelangte, ist gegenwärtig noch<br />
nicht restlos geklärt, doch ist nach dem derzeitigen, durch mehrere Funde abgesicherten<br />
Kenntnisstand die Stufe C der Hallstattzeit anzunehmen (BENECKE 1994). Somit wäre dieser<br />
Nachweis aus Statzendorf, vorausgesetzt, die Datierung der Knochen ist mit der Stufe Hallstatt C<br />
korrekt, einer der ältesten Belege für das Haushuhn in Mitteleuropa und gleichzeitig der meines<br />
Wissens derzeit älteste Beleg für das Haushuhn in Österreich. Vermeintlich noch ältere<br />
Hühnerknochen sind aus Österreich bislang nur aus den urnenfelderzeitlichen Schichten von Stillfried<br />
bekannt geworden, doch dürfte es sich hierbei um eine in Anbetracht der vielen<br />
Datierungsschwierigkeiten in mehrphasigen Siedlungen jüngere Einmischung handeln (PUCHER 1982<br />
und mündl. Mitt.).<br />
346<br />
Wildtiere<br />
In Grab 61/Feld A wurde der linke obere Schneidezahn eines Bibers gefunden. Daneben wurden aus<br />
den Gräbern 68/Feld A , 31/C, 11/D und 19/D zahlreiche Knochen von Kleinsäugetieren geborgen, die<br />
in den meisten Fällen zu ganzen oder zumindest Teilskeletten rekonstruierbar sind. Ihre Bestimmung<br />
wurde durch den schlechten Erhaltungszustand erschwert, dennoch konnte einige Fragmente auf<br />
Artniveau zugeordnet werden: Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens), Maulwurf (Talpa europaea),<br />
Feldmaus (Microtus arvalis) und Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis). Anurenreste liegen aus den<br />
Gräbern 9/D, 11/D, 30/D und 68/A vor, wobei nur die Erdkröte (Bufo bufo) sicher identifiziert werden<br />
konnte. Die Lebensweise der Kleinsäuger und Amphibien legt aber den Schluß nahe, daß es sich hier<br />
um intrusive Beimischungen zum primären Inhalt der Gräber handelt.
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Von ornithologischem Interesse sind einige stark durch Wurzelfraß mitgenommene Knochen aus<br />
Grab 68/A, die von Herrn Dr. E. BAUERNFEIND (Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums<br />
Wien), dem an dieser Stelle sehr herzlich gedankt sei, als Reste der Grauammer (Emberiza calandra)<br />
und des Steinkauzes (Athene noctua) identifiziert wurden. Die Grauammer ist nur durch ein distales<br />
Humerusfragment belegt, die immerhin 9 Fragmente des Steinkauzes dürften zu einem ehemals<br />
vollständigen Skelett gehört haben.<br />
Aus mehreren Gräbern wurden zum Teil zahlreiche Gehäuse der Wiener Schnirkelschnecke (Cepaea<br />
vindobonensis) aufgesammelt, doch erwecken diese aufgrund ihres im Vergleich zu den Knochen<br />
großteils erstaunlich guten Erhaltungszustandes den Eindruck, aus jüngster Vergangenheit zu<br />
stammen. Sicherlich zeitgleich und als Grabbeigabe zu interpretieren ist aber das Fragment einer<br />
Muschel (Unio sp.) aus Grab 89/A.<br />
Artefakte<br />
7 Knochen konnten aus dem Fundmaterial als Artefakte ausgesondert werden. Zwei aus der<br />
Hauptstange des Rothirschgeweihs gesägte, in ihrer Mitte durchlochte und jeweils an einer<br />
Schnittfläche verzierte Scheiben aus den Gräbern 138/B bzw. 141/B fanden vermutlich als Amulette o.<br />
ä. Verwendung. Ebenfalls künstlich durchlocht wurden ein Handwurzelknochen eines Pferdes (Grab<br />
40/C) sowie der abgesägte und im Bereich der Fovea capitis durchbohrte Gelenkkopf des<br />
Oberschenkelbeins eines Rindes (Grab 90/A). In Grab 3/D fanden sich je ein Unterkiefereckzahn<br />
eines Braunbären und eines Ebers, in Grab 139/B der eines Keilers. Jeder dieser drei Zähne weist im<br />
Bereich seiner Wurzel eine Bohrung auf.<br />
Ergebnisse<br />
In etwas mehr als einem Drittel der Gräber mit Knochenfunden fanden sich ausschließlich Knochen<br />
kleiner Hauswiederkäuer (allesamt wahrscheinlich Schafe), nur in 7 Gräbern ausschließlich Rinderund<br />
in 4 Gräbern ausschließlich Schweineknochen. Schaf- und Schweineknochen wurden aus 8<br />
Gräbern, Rind- und Schweinereste bzw. Rind- und Schafreste aus nur jeweils einem Grab geborgen.<br />
Diese Reihenfolge der Bedeutung spiegelt sich auch in der Fundzahl der einzelnen Haustierarten<br />
wider, nach der die Schaf/(Ziegen)-Reste etwa 46 %, Schweineknochen 31 % und Rinderfragmente<br />
21 % ausmachen.<br />
Ein Blick auf die Elementhäufigkeiten in Tab. 1 verdeutlicht die vergleichsweise starke Repräsentation<br />
von Rippen sowie Ober- und Unterarm- bzw. Ober- und Unterschenkelknochen und legt den Schluß<br />
nahe, daß den Verstorbenen im wesentlichen qualitativ hochwertige, fleischreiche Portionen in ihre<br />
Gräber beigelegt wurden, im Falle der Schafe wahrscheinlich sogar vollständige Extremitäten.<br />
Hinweise dafür liefert der Umstand, daß an keinem Schafknochen Zerlegungsspuren festgestellt<br />
werden konnten und die Tatsache, daß die Mehrzahl der zerbrochenen Elemente „neue“ Brüche<br />
aufweist, und daher ursprünglich unversehrt im Grab gelegen hatte. Diese Vermutung wird durch den<br />
Fund der höchstwahrscheinlich von einer einzigen Vorderextremität stammenden Elemente Humerus,<br />
Radius, Ulna und Metacarpus eines Schafes aus Grab 37/A und die reartikulierbaren Hinterextremitätenelemente<br />
Femur, Tibia, Talus und Calcaneus aus Grab 19/Feld D bekräftigt. Oft sind aber<br />
größere Bereiche einer Extremität aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen vergangen bzw.<br />
so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, daß wahrscheinlich die Bergung dieser Knochen<br />
unmöglich wurde. Die Schaffleischbeigaben stammten in der Regel von jungadulten, für eisenzeitliche<br />
Verhältnisse mittelgroßen Schafen. Schweinefleischbeigaben wurden hingegen bei der Schlachtung<br />
vielfach stärker zerteilt, wie die im Vergleich zu den Schafknochen z. T. stärker zerschlagenen<br />
Schweineknochenfragmente erkennen lassen. Auf größere Fleischportionen weisen nur die in Abb. 2<br />
dargestellten Extremitätenknochen hin. Eine bevorzugte Altersklasse der Schweine ließ sich nicht<br />
feststellen.<br />
In manchen Gräbern fanden sich allerdings immer wieder auch Fragmente, die aufgrund ihrer<br />
Kleinstückigkeit und Elementzugehörigkeit eher „normalem“ Siedlungsabfall entsprechen. Dies trifft<br />
insbesondere für einige Rinderfunde, ein Pferdeunterkieferfragment und einen isolierten, in seiner<br />
Bestimmung aber nicht ganz sicheren Wildschweinmetatarsus zu. Grundsätzlich muß man natürlich<br />
die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß dem Verstorbenen auch gekochte Fleischspeisen ins Grab<br />
mitgegeben worden sind (vgl. AMBROS 1975) oder aber die Küchenabfälle bzw. Speisereste, die<br />
während der Zubereitung und dem Verzehr des Leichenschmauses anfielen, im Sinne einer<br />
symbolischen Beigabe in die Gräber gelangten. Die Überlegung H.-H. MÜLLERS (z.B. 1987), der das<br />
Betten oder Einwickeln des Toten in Tierfelle, in denen die distalen Skelettelemente der Extremitäten<br />
347
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
und Teile des Hirnschädels mitsamt der Hornzapfen belassen wurden, in Erwägung zieht, kann<br />
anhand des Statzendorfer Knochenmaterials aufgrund des weitgehenden Fehlens eben jener<br />
Skelettelemente nicht nachvollzogen werden. Mitunter ist aber beim Statzendorfer Material damit zu<br />
rechnen, daß auch einzelne Knochen aus der Füllerde des Grabschachtes aufgesammelt wurden, die<br />
mit der eigentlichen Bestattung in keinem Zusammenhang stehen.<br />
Die zumindest regional gesehen größere Bedeutung der Schafe gegenüber den Rindern und<br />
Schweinen im Zusammenhang mit dem hallstattzeitlichen Bestattungsritual geht auch aus den<br />
archäozoologischen Befunden des Gräberfeldes Führholz (Bez. Völkermarkt, Kärnten; RENHART &<br />
KUNST 1997, RENHART, KUNST & POPOVTSCHAK 1998) und unveröffentlichten Bestimmungslisten der<br />
Tierknochen aus dem Grabhügel 3 aus Langenlebarn (Bez. Tulln, Nö.; Bestimmung: E. Pucher) und<br />
einiger Gräber des Gräberfeldes Getzersdorf (Bez. St. Pölten-Land, Nö.; Bestimmung: P. Wolff und B.<br />
Herzig) hervor. Ähnliche Verhältnisse läßt auch der Befund von Vrádište, einem Urnenfeld im Bezirk<br />
Senica (Slowakei; AMBROS 1984) vermuten. In Nové Košariská, einem Hügelgräberfeld im Bezirk<br />
Bratislava-Land (Slowakei), stellte AMBROS (1975) hingegen ein Überwiegen der Rinderreste fest.<br />
Allerdings „handelte es sich um kleinere Gelenkteile der Extremitätenknochen, auf denen deutliche<br />
Teilungsspuren zu sehen sind und keinesfalls fleischreiche Teile darstellen, sondern allem Anschein<br />
nach eher nur noch als Knochen in die Gräber gelangt sind. (...) In das Grab legte man ... (vom Schaf,<br />
Anm.) am häufigsten Portionen der vorderen oder hinteren Extremität, eventuell auch beinahe ganze<br />
Extremitäten (ohne Metapodien und Phalangen), und zwar vorwiegend von nicht erwachsenen Tieren.<br />
Ausnahmsweise kamen jedoch auch andere Körperteile vor (Wirbelsäule, Schädel). Es handelte sich<br />
also abermals um Stücke gutes Fleisch, die die wirklichen Grabbeigaben darstellten.“ (AMBROS 1975,<br />
223 f.). Auffällig bei all diesen Befunden ist das weitgehende Fehlen von Wildtierfleischbeigaben. Nur<br />
in Nové Košariská fand AMBROS Reste vom Feldhasen und vom Biber. Unter den Vögeln konnte er<br />
Reste der Graugans, der Stockente und des Haushuhns nachweisen, wodurch für den Hühnerfund<br />
aus Statzendorf eine geographisch nahe und zeitlich sehr ähnliche Parallele - korrekte Datierung<br />
vorausgesetzt - gegeben ist. Bei der Interpretation der Reste der Grauammer und des Steinkauzes<br />
aus Grab 68/A könnte der anthroplogische Befund hilfreich sein.<br />
Zusammenfassung<br />
Tierknochen aus mindestens 57 Gräbern des vor etwa 100 Jahren ergrabenen hallstattzeitlichen<br />
Gräberfeldes von Statzendorf (Bezirk St. Pölten-Land, Nö., Stufe Hallstatt C 1 bis D 1 ) gelangten zur<br />
Untersuchung. Als eindeutige Fleischbeigaben im engeren Sinn dürften ausschließlich Teile von<br />
Haustieren, vorzugsweise von Schafen, und in diesen Fällen vermutlich ganze Extremitäten, in<br />
geringerem Ausmaß auch Portionen vom Schwein und nur in selteneren Fällen vom Rind gedient<br />
haben. Bemerkenswert ist der Nachweis des Haushuhns, doch ist seine hallstattzeitliche Datierung<br />
nicht restlos gesichert. Daneben konnten auch Reste der Grauammer und des Steinkauzes<br />
festgestellt werden.<br />
Literatur<br />
AMBROS, C. (1975): Tierreste aus den früheisenzeitlichen Hügelgräbern in Nové Košariská. Slovenská<br />
Archeológia XXIII-1, S. 217-226. - Bratislava.<br />
AMBROS, C. (1984): Katalog der Tierbeigaben aus den hallstattzeitlichen, latènezeitlichen und<br />
frühmittelalterlichen Gräbern in der Slowakei. Acta interdisciplinaria archaeologica, Tomus III, S. 8-85.<br />
- Nitra.<br />
ARBINGER-VOGT, H. (1978): Vorgeschichtliche Tierknochenfunde aus Breisach am Rhein. 179 S.,<br />
Diss. - München.<br />
BENECKE, N. (1994): Archäozoologische Studien zur Entwicklung der Haustierhaltung in Mitteleuropa<br />
und Südskandinavien von den Anfängen bis zum ausgehenden Mittelalter. Schriften zur Ur- und<br />
Frühgeschichte Bd. 46, Akademie Verlag. - Berlin.<br />
BOESSNECK, J., H.-H. MÜLLER & M. TEICHERT (1964): Osteologische Unterscheidungsmerkmale<br />
zwischen Schaf (Ovis aries Linné) und Ziege (Capra hircus Linné). Kühn-Archiv, Bd. 78, H. 1-2, S. 1-<br />
129. - Berlin.<br />
BOESSNECK, J., A. VON DEN DRIESCH, U. MEYER-LEMPPENAU & E. WECHSLER-VON OHLEN (1971): Die<br />
Tierknochenfunde aus dem Oppidum von Manching. Die Ausgrabungen in Manching, Bd. 6, Franz<br />
Steiner Verlag. - Wiesbaden.<br />
348
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
DRIESCH, A. VON DEN (1976): Das Vermessen von Tierknochen aus vor- und frühgeschichtlichen<br />
Siedlungen. 114 S. - München.<br />
ERBERSDOBLER, K. (1968): Vergleichend morphologische Untersuchungen an Einzelknochen des<br />
postcranialen Skeletts in Mitteleuropa vorkommender mittelgroßer Hühnervögel. 93 S. Diss. -<br />
München.<br />
FRANZ, L. & A. NEUMANN (1965): Lexikon ur- und frühgeschichtlicher Fundstätten Österreichs, 244 S.,<br />
Verlag Brüder Hollinek. - Wien.<br />
KARRER, H.-J. (1986): Die Tierknochenfunde aus dem latènezeitlichen Oppidum von Altenburg-<br />
Rheinau. III. Schaf, Ziege und Hausschwein. 136 S., Diss. - München.<br />
MCENEANEY-SCHNEIDER, E. (1984): Tierknochenfunde von der Heuneburg, einem frühkeltischen<br />
Herrensitz bei Hundersingen an der Donau (Grabungen 1966 bis 1979) - Wiederkäuer ohne die<br />
Bovini. 137 S., Diss. - München.<br />
MÜLLER, H.-H. (1987): III. Zur Problematik der Tierreste in den Leichenbränden. In: Horst, F., M.<br />
Stloukal & H.-H. Müller: Das jungbronzezeitliche Gräberfeld von Berlin-Rahnsdorf. Anthroplogie<br />
XXV/3, S. 217-218.<br />
PUCHER, E. (1982): Tierknochenfunde aus Stillfried an der March (Niederösterreich). 252 S., Diss. -<br />
Wien.<br />
PUCHER, E. (1998): Der Knochenabfall einer späthallstatt-/latènezeitlichen Siedlung bei Inzersdorf ob<br />
der Traisen (Niederösterreich). In: Ramsl, P. C.: Inzersdorf-Walpersdorf. Studien zur späthallstatt-<br />
/latènezeitlichen Besiedlung im Traisental, Niederösterreich. Fundberichte aus Österreich,<br />
Materialhefte A6, S. 56-67. - Wien.<br />
PUCHER, E. (1999): Archäozoologische Untersuchungen am Tierknochenmaterial der keltischen<br />
Gewerbesiedlung im Ramsautal auf dem Dürrnberg (Salzburg). Dürrnberg-Forschungen, Bd. 2:<br />
Abteilung Naturwissenschaft. 129 S., Verlag Marie Leidorf. - Rahden/Westf.<br />
RENHART, S. & G. K. KUNST (1997): Bestimmung der Menschen- und Tierknochenreste des<br />
hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Führholz - Grabungskampagne 1996. Carinthia I 1997 (187. Jg.),<br />
S. 95-105. - Klagenfurt.<br />
RENHART, S., G. K. KUNST & M. POPOVTSCHAK (1998): Bestimmung der Menschen-, Tierknochen- und<br />
archäobotanischen Makroreste des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Führholz - Grabungkampagne<br />
1997. Carinthia I 1998 (188. Jg.), S. 51-64. - Klagenfurt.<br />
TEICHERT, M. (1969): Osteometrische Untersuchungen zur Berechnung der Widerristhöhe bei vor- und<br />
frühgeschichtlichen Schweinen. Kühn-Archiv, Bd. 83, H. 3, S. 237-292. - Berlin.<br />
TEICHERT, M. (1975): Osteometrische Untersuchungen zur Berechnung der Widerristhöhe bei<br />
Schafen. In: A. T. Clason (ed.): Archaezoological studies, S. 51-69, North-Holland, Amsterdam,<br />
Oxford & American Elsevier. - New York.<br />
WILLBURGER, L. (1983): Tierknochenfunde von der Heuneburg, einem frühkeltischen Herrensitz bei<br />
Hundersingen an der Donau (Grabungen 1966 bis 1979) - Die Schweine. 215 S., Diss. - München.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Mag. Manfred Schmitzberger<br />
Archäologisch-Zoologische Sammlung<br />
Naturhistorisches Museum Wien<br />
Burgring 7, A-1010 Wien<br />
349
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Feld A:<br />
350<br />
Fundinventar<br />
Grab 4; A; Inv.Nr. 56.050; XIII 32.5<br />
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener linker Humerus<br />
Grab 5; A; Inv.Nr. 56.165; XIII 32.6<br />
Bos primigenius f. taurus: distales Fragment eines rechten Radius<br />
1 indet. Knochenfragment<br />
Grab 9; A; Inv.Nr. 56.169; XIII 32.6<br />
Equus ferus f. caballus: Fragment einer rechten Mandibula<br />
Grab 13; A; Inv.Nr. 38.113; XIII 9/8; Dungl 1904<br />
3 indet. Knochenfragmente<br />
Grab 19; A; Inv.Nr. 56.208; XIII 32.6<br />
Sus scrofa f. domestica: Fragment einer rechten Fibula<br />
Grab 30; A; Inv.Nr. 56.232; XIII 32.6<br />
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener rechter Radius<br />
Grab 36; A; Inv.Nr. 56.254; XIII 32.6<br />
Ovis orientalis f. aries: Diaphysenfragment eines linken Humerus, proximales linkes Metacarpusfragment,<br />
proximales rechtes Metatarsusfragment<br />
Ovis/Capra: je ein linkes und ein rechtes Femurschaftfragment<br />
Sus scrofa f. domestica: rechtes Tibiafragment (juvenil)<br />
Grab 37; A; Inv.Nr. 56.255; XIII 32.6<br />
Ovis orientalis f. aries: Fragment eines rechten Metacarpus<br />
Ovis/Capra: Fragment einer linken Scapula, Fragment eines rechten Humerus, proximales Fragment<br />
eines rechten Radius und einer dazupassenden Ulna, 3 Radiusschaftfragmente, 3<br />
Tibiaschaftfragmente<br />
Grab 47; A; o.N.; XIII 32.6<br />
Ovis/Capra: distales Fragment eines linken Humerus, Diaphyse eines rechten Femurs<br />
Grab 51; A; o.N.; XIII 32.3<br />
Sus scrofa f. domestica: prox. und dist. Fragment einer linken Tibiadiaphyse, vollständiger linker<br />
Calcaneus<br />
Sus scrofa (?): fast vollständiger linker Metatarsus IV<br />
Ovis/Capra: 2 linke Metatarsusdiaphysen juveniler Individuen<br />
Grab 60; A; Inv.Nr. 42.729; XIII 32.3<br />
2 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 61; A; o.N.; XIII 32.3<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment einer rechten Tibia<br />
Castor fiber: linker Oberkieferschneidezahn<br />
Homo sapiens: Schaftfragment eines linken Radius<br />
Grab 62; A; Inv.Nr. 42.742<br />
Bos primigenus f. taurus: ein Processus spinosus, 2 Scapulafragmente, 2 Femurfragmente, 1 Beckenbruchstück<br />
Sus scrofa f. domestica: 16 Fragmente von Calvarium, Mandibula, Sacrum, Humerus, Pelvis, Femur<br />
und Tibia, sowie zwei jeweils fast vollständige linke und rechte Radien und Ulnae, außerdem 5 Rippenfragmente,<br />
sehr wahrscheinlich ebenfalls vom Hausschwein.<br />
Grab 63; A; Inv.Nr. 42.744; R.R. 27/VI<br />
Ovis/Capra: Fragment einer rechten Ulna (juvenil)<br />
1 indet. Knochenfragment<br />
Grab 64; A; o.N.; XIII 32.3<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Metatarsus<br />
Grab 68; A; Inv.Nr. 42.770; XIII 32.3<br />
3 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 68; A; Inv.Nr. 42.771; XIII 32.3
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Kleinsäuger-, Vogel- und Anurenreste<br />
Grab 73; A; o.N.; R.R. 28/VI<br />
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines rechten Radius<br />
Grab 74; A; o.N.; XIII 32.3<br />
Ovis orientalis f. aries: prox. beschädigte Tibia sin., Os centroquartale sin., dist. Hälfte eines<br />
Metatarsus dex.<br />
Ovis/Capra: Phalanx distalis<br />
Grab 74; A; o.N. XIII 32.3<br />
Schneckengehäuse, zerbrochen (indet.)<br />
Grab 85; A; o.N.; R.R. 28/IV<br />
Homo sapiens: Schaftfragment einer rechten Tibia<br />
Grab 89; A; Inv.Nr. 42.865; XIII 32.3<br />
Muschelschalenfragment (Unio sp.)<br />
Grab 90; A; Inv.Nr. 42.867; XIII 32.3<br />
Artefakt: abgesägtes, durchlochtes Caput femoris eines Rindes<br />
Grab 94; A; Inv.Nr. 42.902<br />
Ovis/Capra: 2 Fragmente einer linken Metacarpusdiaphyse, distales Diaphysenfragment einer rechten<br />
Tibia, proximales Fragment eines rechten Metatarsus<br />
Grab 100; A; Inv.Nr. R.R. 30/VI<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment einer rechten Tibia<br />
Grab 104; A; Inv.Nr. 42.988; R.R. 25/IV<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Humerus, Diaphyse einer rechten Tibia<br />
Großer Wiederkäuer: Rippenfragment, wahrscheinlich von Bos primigenius f. taurus<br />
Sus scrofa f. domestica: prox. und dist. Fragment eines rechten Humerus<br />
4 indet. Knochenfragmente<br />
Grab 117; A; Inv.Nr. 43.071; XIII 32.4<br />
Ovis/Capra: 2 Molares sup.<br />
Feld B:<br />
Grab 130; B; Inv.Nr. 43.110; XIII 32.4<br />
15 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 135; B; Inv.Nr. 43.146; R.R. 32 IV<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Femurs<br />
Grab 136; B; Inv.Nr. 43.154; XIII 32.4<br />
5 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 137; B; Inv.Nr. 43.164; XIII 32.4<br />
2 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 138; B; Inv.Nr. 43.173; XIII 32.4<br />
1 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 138; B; Inv.Nr. 43.174; XIII 32.4<br />
Artefakt: Amulett (o. ä.) aus Geweih, verziert<br />
Grab 139; B; Inv.Nr. 43.181; R.R. 33/II<br />
Bos primigenius f. taurus: 2 Rippenfragmente<br />
Grab 139; B; Inv.Nr. 43.182; XIII 32.4<br />
Artefakt: durchlochter Caninus inf. dex. eines Wildschweins (Γ)<br />
Grab 141; B; Inv.Nr. 43.203; XIII 32.4<br />
Artefakt: Amulett (o. ä.) aus Geweih, verziert<br />
Grab 146; B; Inv.Nr. 43.242; R.R. 33/III<br />
Sus scrofa f. domestica: Diaphysenfragment eines rechten Humerus<br />
351
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Feld C:<br />
Grab 18; C; Inv.Nr. 45.049<br />
Bos primigenius f. taurus: Rippenfragment<br />
Grab 28; C; o.N.; XIII 32.5<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment eines rechten Humerus<br />
Grab 30; C; Inv.Nr. 45.117; XIII 32.5<br />
Ovis orientalis f. aries (?): linke Mandibula (mit Milchprämolaren, M 2 im Durchbruch)<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Femurs<br />
1 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)<br />
Grab 31; C; Inv.Nr. 45.135<br />
Talpa europaea: Teilskelett<br />
Grab 32; C; Inv.Nr. 45.139; XIII 32.5<br />
Ovis/Capra: proximales Schaftfragment eines rechten Femurs<br />
Grab 40; C; Inv.Nr. 45.198; XIII 32.5<br />
Artefakt: in der Mitte durchbohrtes Carpale III sin. von Equus ferus f. caballus<br />
Grab 45; C; Inv.Nr. 45.220; R.R. 35/IV<br />
Sus scrofa f. domestica (?): Femurdiaphysenfragment eines juvenilen Individuums<br />
Grab 46; C; o. N.; D 10-9-04<br />
Sus scrofa f. domestica: linkes Mandibulafragment eines subadulten Individuums<br />
Grab 49; C; o.N. (45.252?); R.R. 35/IV<br />
Bos primigenius f. taurus: Fragment eines Lendenwirbels<br />
Grab 51; C; o.N.; XIII 32.5<br />
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines linken Metacarpus, distales Fragment eines linken<br />
Femurs<br />
Sus scrofa f. domestica: proximales Fragment eines linken Radius<br />
Grab 54; C; o.N.; XIII 32.5<br />
Bos primigenius f. taurus (?): Rippenfragment<br />
Sus scrofa f. domestica: Diaphyse eines linken Humerus<br />
Grab 59; C; Inv.Nr. 45.298; R.R. 36/III<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Metatarsus<br />
Sus scrofa f. domestica: Diaphysenfragment eines linken Radius<br />
Grab 59; C; Inv.Nr. 45.303; R.R. 36/III<br />
Ovis/Capra: Fragment einer linken Mandibula (Pd 2 -Pd 4 , M 1 im Durchbruch)<br />
Grab 65; C; o.N.; XIII 32.5<br />
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener rechter Radius, dazu passendes Ulnafragment<br />
Grab 67; C; Inv.Nr. 45.341; R.R. 37/III<br />
Bos primigenius f. taurus: 2 Rippenfragmente, proximales Fragment einer rechten Scapula (juvenil),<br />
Diaphysenfragment eines Metatarsus<br />
1 indet. Rippenfragment<br />
Grab 68; C; Inv.Nr. 45.363; R.R. 37/III<br />
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener linker Humerus<br />
Grab 70; C; o.N.; XIII 32.5<br />
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines rechten Metatarsus<br />
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Radius, Pelvisfragment (Γ?)<br />
Grab 78; C; Inv.Nr. 45.394; R.R. 37/III<br />
Ovis/Capra: kalzinierte Trochlea eines rechten Humerus, Fragment einer rechten Femurdiaphyse, 2<br />
Fragmente einer rechten Tibiadiaphyse<br />
3 indet. Knochensplitter<br />
Grab 84; C; Inv.Nr. 56.082; XIII 32.6<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment einer linken Tibia<br />
Sus scrofa f. domestica (?): 9 Rippenfragmente<br />
352
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Feld D:<br />
Grab 3; D; Inv.Nr. 56.109; XIII 32.6<br />
Artefakt: Caninus inf. dex. von Sus scrofa f. domestica (Γ), im apikalen Wurzelbereich durchlocht<br />
Artefakt: Caninus inf. dex. von Ursus arctos, im apikalen Wurzelbereich durchlocht<br />
1 Stein<br />
Grab 8; D; Inv.Nr. 56.119; D-13-5-05<br />
Sus scrofa f. domestica: distales Fragment eines linken Humerus, proximales und distales Fragment<br />
einer Ulna<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment eines rechten Radius<br />
Grab 9; D; Inv.Nr. 56.130; XIII 32.6<br />
Gallus gallus f. domestica: Teilskelett<br />
Bufo bufo: linkes Ilium<br />
Grab 9; D; Inv.Nr. 56.131; XIII 32.6<br />
Sus scrofa (f. domestica?): Diaphysenfragment eines Femurs, kalziniert<br />
4 indet. kalzinierte Knochenfragmente<br />
Keramikrest, feuerbeeinflußt<br />
Grab 11; D; Inv.Nr. 56.137; XIII 32.6<br />
Crocidura suaveolens: Oberschädel, linke und rechte Mandibula, linkes Pelvisfragment<br />
Apodemus sp.: zahlreiche, z.T. schlecht erhaltene Unterkiefer- und postcraniale Reste von A.<br />
flavicollis und/oder A. sylvaticus<br />
Bufo bufo: 33 Knochenreste, nach 7 bestimmbaren Ilia allesamt von der Erdkröte<br />
Grab 19; D; Inv.Nr. 86.357<br />
Ovis orientalis f. aries: 1 proximales und distales Femurfragment, 1 proximales und 1 distales<br />
Tibiafragment, 1 Calcaneus, 1 Talus<br />
2 indet. Kleinsäugerknochen<br />
Grab 19; D; Inv.Nr. 86367<br />
Bos primigenius f. taurus: 1 Rippenfragment<br />
4 indet. Knochenfragmente<br />
Grab 30; D; Inv.Nr. 56.300; XIII 32.6<br />
Anura indet.: 8 sehr schlecht erhaltene Knochen von vermutlich einem einzigen Individuum<br />
Ohne genauere Zuordnung:<br />
Grab 1a; Inv.Nr. 38.248<br />
Bos primigenius f. taurus: Fragment einer kalzinierten rechten Patella<br />
1 kalziniertes indet. Knochenfragment<br />
Grab 4; Inv.Nr. 56.110; D-13-5-04<br />
Ovis/Capra: Schaftfragment eines linken Humerus<br />
Grab 11; Inv.Nr. 56.182; XIII 32.6<br />
Homo sapiens: 2 Unterkieferprämolaren<br />
Grab 36; zu Inv.Nr. 45.171<br />
Ovis/Capra: Mandibulafragment<br />
Grab 116; Inv.Nr. 43.059<br />
Bos primigenius f. taurus: 5 linke und 6 rechte Tali<br />
Statzendorf unbekannt<br />
Homo sapiens: Fragmente dreier linker Handwurzelknochen (Lunatum, Trapezium, Hamatum)<br />
3 indet. Knochenfragmente<br />
Statzendorf unbekannt<br />
Homo sapiens: Schädelfragment (feuerbeeinflußt?)<br />
3 indet. Knochenfragmente (feuerbeeinflußt?)<br />
Statzendorf unbekannt<br />
Homo sapiens: stark durch Feuer beeinträchtigtes Schädelfragment<br />
353
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Maßtabellen<br />
Alle Maße nach VON DEN DRIESCH (1976), Widerristhöhenfaktoren für das Schaf nach TEICHERT (1975),<br />
für das Schwein nach TEICHERT (1969).<br />
Bos primigenius f. taurus – Talus<br />
Inv.Nr. GLl GLm Tl Tm Bd<br />
43.059 59,5 56,0 33,0 32,0 38,5<br />
43.059 (63,0) (60,0) 37,0 (35,0) (41,0)<br />
43.059 59,5 55,0 33,0 (32,5) 38,0<br />
43.059 58,5 54,5 33,5 33,5 36,0<br />
43.059 59,5 54,0 32,5 32,5 39,5<br />
43.059 59,0 54,0 32,5 (31,5) 35,0<br />
43.059 56,5 51,0 31,0 30,5 35,0<br />
43.059 60,0 (56,0) 33,0 33,0 38,0<br />
43.059 61,0 57,0 34,5 34,5 37,0<br />
43.059 62,0 58,0 33,5 34,0 38,5<br />
43.059 63,0 57,5 35,0 33,5 36,5<br />
x 60,1 55,7 33,5 33,0 37,5<br />
Ovis / Capra – Humerus<br />
Inv.Nr. Genus GL GLC Bp KD Bd BT WRH<br />
45.363/68 Ovis (141,0) (128,0) (39,5) 15,5 30,0 28,0 60,3 cm<br />
56.050/4 Ovis - 125,0 - 14,5 29,0 27,5 -<br />
Ovis / Capra – Radius<br />
Inv.Nr. Genus GL Bp BFp KD Bd BFd WRH<br />
o.N./65 O/C (164,0) (31,5) (29,0) 16,5 (27,5) - 65,9 cm<br />
56.232/30 O/C 156,0 30,0 27,0 17,0 30,5 23,0 62,7 cm<br />
Ovis / Capra – Ulna<br />
Inv.Nr. Genus BPC<br />
o.N./65 O/C 18,0<br />
Ovis / Capra – Metacarpus<br />
Inv.Nr. Genus Bp<br />
56.254/36 Ovis 21,0<br />
56.255/37 Ovis (?) (21,0)<br />
Ovis / Capra – Pelvis<br />
Inv.Nr. Genus Geschlecht LA<br />
o.N./70 O/C Γ? (31,5)<br />
Ovis / Capra – Tibia<br />
Inv.Nr. Genus KD Bd<br />
o.N./74 O/C 13,5 26,5<br />
Ovis / Capra – Os centroquartale<br />
Inv.Nr. Genus GB<br />
o.N./74 O/C 23,0<br />
Ovis / Capra – Metatarsus<br />
Inv.Nr. Genus Bp Bd<br />
o.N./70 Ovis (?) 20,5 -<br />
o.N./74 Ovis - 23,5<br />
Sus scrofa f. domestica – Mandibula<br />
Inv.Nr. Länge M 3 Breite M 3<br />
42.742 36,0 15,6<br />
354
Statzendorf<br />
M. Schmitzberger: Tierknochen<br />
Sus scrofa f. domestica – Humerus<br />
Inv.Nr. KD Bd<br />
42.988/104 - 39,5<br />
56.119/8 18,0 38,5<br />
Sus scrofa f. domestica – Ulna<br />
Inv.Nr. BPC TPA KTO<br />
56.119/8 20,0 38,0 29,5<br />
Sus scrofa f. domestica – Tibia<br />
Inv.Nr. Bd<br />
o.N./51 30,5<br />
Sus scrofa f. domestica – Calcaneus<br />
Inv.Nr. GL GB WRH<br />
o.N./51 77,0 21,5 71,9 cm<br />
Sus scrofa (?) – Metatarsus IV<br />
Inv.Nr. LoP Bp Bd<br />
o.N./51 (96,5) 17,5 19,0<br />
355