Gedanken zu einer politischen Kultur der Nachhaltigkeit - Ökolog
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folgenden Ausführungen geben einen stichwortartigen Überblick - und skizzieren,<br />
in welcher Richtung heute die Fö<strong>der</strong>alist Papers bzw. unsere Verfassungen<br />
weitergeschrieben werden sollten. (9)<br />
A) "Reflexivität": ganzheitliche Wahrnehmung von Problemlagen und<br />
Entwicklungschancen<br />
Ein erstes Defizit heutiger funktional ausdifferenzierter Gesellschaften ist es, dass<br />
ein ganzheitliches Wahrnehmen von und Wissen über Problemlagen (und<br />
Entwicklungschancen) nicht sichergestellt ist. Zwischen den gesellschaftlichen<br />
Teilsystemen (wie Politik, Wirtschaft, Recht, Wissenschaft), aber auch zwischen<br />
den einzelnen Politikressorts bestehen tiefgreifende Kommunikations- und<br />
Interessenbarrieren. Wissen wird in den jeweiligen Systemen und Ressorts<br />
selektiv produziert, aufgenommen und in <strong>der</strong> Regel nur im Hinblick auf die<br />
jeweiligen Teilsystem-zwecke verarbeitet. <strong>Ökolog</strong>ische, ökonomische und soziale<br />
Nebenwirkungen, die sich in an<strong>der</strong>en Teilsystemen (Ressorts) zeigen, werden<br />
daher kaum o<strong>der</strong> nicht problemgerecht wahrgenommen. Institutionelle<br />
Innovationen müssen daher auf eine Erhöhung <strong>der</strong> Kapazitäten <strong>zu</strong>r integralen<br />
Wahrnehmung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen hinwirken.<br />
Zur Erhöhung <strong>der</strong> Reflexivität kann unmittelbar auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Informationen<br />
angesetzt werden. <strong>Nachhaltigkeit</strong>sorientierte Systeme <strong>der</strong><br />
Berichterstattung wirken in zweifacher Weise: Die Berichterstatter selbst<br />
werden sich <strong>der</strong> Folgen ihres Handelns bzw. geplanten Handelns bewusst und die<br />
Veröffentlichung <strong>der</strong> Berichte erhöht die Reflexivität in den <strong>politischen</strong><br />
Entscheidungsprozessen allgemein. Beispiele:<br />
• Partizipative Erarbeitung und Auswahl von <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien und –<br />
Indikatoren,<br />
• Partizipative Erarbeitung von Umset<strong>zu</strong>ngsstrategien (bspw. <strong>der</strong><br />
<strong>Ökolog</strong>ischen Steuerreform),<br />
• ökologische und soziale Produkte-Kennzeichnung (Labels),<br />
• <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichte von Ministerien, Ämtern aber auch von<br />
Unternehmen, Unternehmensnetzwerken, Branchen und Kommunen.<br />
Es kann angezeigt sein, spezielle Gremien <strong>zu</strong> schaffen, die möglichst<br />
unabhängig vom ressortgeleiteten <strong>politischen</strong> Alltagsgeschäft dem ganzheitlichen<br />
nachhaltigkeitsorientierten Wahrnehmen und Denken verpflichtet sind und sich in<br />
geeigneter Form in den <strong>politischen</strong> Prozess einbringen. Sinnvollerweise werden<br />
solche Gremien möglichst früh in die politische Entscheidungsvorbereitung<br />
einbezogen.<br />
Beispiel:<br />
• Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng für erhöhte Reflexivität ist entsprechendes Wissen.<br />
Dies <strong>zu</strong> erarbeiten ist Aufgabe <strong>einer</strong> vermehrt nachhaltigkeitsorientierten<br />
Forschung und Wissenschaft.