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Gedanken zu einer politischen Kultur der Nachhaltigkeit - Ökolog

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scheinbar steuerlos gewordenen nichtnachhaltigen (ökologisch, ökonomisch und<br />

sozial) globalen Entwicklung. Pikante Pointe <strong>einer</strong> sich unter heutigen<br />

Bedingungen globalisierenden Wirtschaft: Man suchte billige Arbeitskräfte und<br />

niedrige Umweltstandards und fand politische und soziale Unsicherheit. Globale<br />

Wertschöpfungsketten werden dadurch in <strong>zu</strong>nehmendem Maße gefährlich<br />

störungsanfällig.<br />

Diese ökologisch, sozial und ökonomische Gefährdung des „guten Lebens" macht<br />

Nachhaltige Entwicklung <strong>zu</strong>r Chefsache und zwingt <strong>zu</strong> substantiellen, das heißt<br />

die tieferen Ursachen anpackenden Umset<strong>zu</strong>ngsschritten. Die Lösung liegt nicht<br />

in <strong>einer</strong> „allein gelassenen" Raumordnungspolitik o<strong>der</strong> in einem Mehr an<br />

feinsteuern<strong>der</strong> Umweltpolitik. Auch die bloße instrumentelle Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Umweltpolitik durch vermehrten Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente greift<br />

in <strong>einer</strong> "füll worid economy" (7) <strong>zu</strong> kurz. Systematische Überfor<strong>der</strong>ung und eine<br />

schleichende Tendenz <strong>zu</strong>r Unterminierung des marktwirtschaftlichen Systems<br />

sind <strong>zu</strong> konstatieren. Denn eine Strategie <strong>der</strong> Detailregulierung wi<strong>der</strong>spricht den<br />

Grundprinzipien <strong>der</strong> Marktwirtschaft, die auf Rahmenbedingungen setzt, welche<br />

sich durch möglichst wenige, allgemeine Regeln auszeichnen.<br />

Ebenso wie die Politik des billigen Holzes letztlich an den ökologischen<br />

(absoluten) Knappheiten scheiterte und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

erzwang, stößt heute die Politik <strong>der</strong> billigen Natur<strong>zu</strong>fuhr an ihre Grenzen. Die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung ist jedoch anspruchsvoller. Denn Ursachenorientierung im<br />

wörtlichen Sinne empfiehlt eine „ökologische Grobsteuerung", die alle oben<br />

identifizierten Politikfel<strong>der</strong> (mit ihren Akteuren in Wirtschaft und Politik) in die<br />

Pflicht nimmt. „Naturdienste" steht als ideen- und handlungsleitendes Stichwort<br />

über diesem Projekt. Konkreter: „Energiedienste" statt billige Energie,<br />

„Materialdienste" statt billige Rohstoffe und Billigentsorgung, „Mobilitäts- dienste"<br />

statt billiger Verkehr, „Raumdienste" statt ungezügelte Raumerschließung und<br />

schließlich „Vermeidung von Großrisiken". Davon sind wir noch weit entfernt.<br />

Noch wird die ökologische Frage an die spezialisierte Umweltpolitik abgeschoben.<br />

Neben <strong>der</strong> Problemabschiebung an Spezialpolitiken weisen weitere Symptome<br />

<strong>der</strong> Hilflosigkeit auf schwerwiegende institutionelle Defizite hin: die<br />

„Entdeckung" <strong>der</strong> Zivilgesellschaft und <strong>der</strong> regionalen und lokalen Ebene<br />

als Auffangbecken für ungelöste Probleme, die Anrufung <strong>der</strong> internationalen<br />

Politik als Ort <strong>zu</strong>r Lösung unbeabsichtigter Nebenfolgen meist eben doch<br />

nationaler Fehlentwicklungen und schließlich die Abschiebung an<br />

Kommissionen. Dabei werden durchaus wichtige Orte / Akteure identifiziert,<br />

und es wird auch die Tür aufgestoßen <strong>zu</strong> neuen Institutionen. Aber noch<br />

geschieht dies nicht im Sinne <strong>einer</strong> echten Inwertset<strong>zu</strong>ng dieser Akteure bzw.<br />

Institutionen. Noch sind sie eher Altlastenverwalter als Mitgestalter <strong>einer</strong><br />

Nachhaltigen Entwicklung. Aufgerufen, innovative, <strong>zu</strong>kunftsfähige Lösungen <strong>zu</strong><br />

erarbeiten, sind sämtliche gesellschaftlichen Akteure, wobei jenen beson<strong>der</strong>e<br />

Verantwortung <strong>zu</strong>kommt, die sich durch beson<strong>der</strong>e Gestaltungskraft auszeichnen.<br />

Dabei verdienen drei Handlungsebenen beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit:<br />

Die Makroebene <strong>der</strong> Politik (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik) und <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Mikroebene <strong>der</strong> Unternehmen und<br />

Haushalte und die Mesoebene <strong>der</strong> lokalen Ebene, <strong>der</strong> Kommunen und Netzwerke.

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