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“Ich pflanze ein Lächeln” (PDF) - Shi De Buddhismus

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Meditation beim Fahren<br />

Vor vierzig Jahren war ich in Vietnam der erste Mönch, der<br />

Fahrrad fuhr. Damals wurde das nicht gerade als »mönchische«<br />

Tätigkeit angesehen. Heute jedoch fahren Mönche Motorrad und<br />

steuern Autos. Wir müssen mit unseren Meditationsübungen auf<br />

dem laufenden bleiben und auf die wirkliche Situation in der<br />

Welt <strong>ein</strong>gehen. Ich habe daher <strong>ein</strong>en schlichten Vers verfaßt,<br />

den du vor dem Anlassen d<strong>ein</strong>es Autos sprechen kannst.<br />

Hoffentlich ersch<strong>ein</strong>t er dir hilfreich:<br />

Vor dem Starten des Autos<br />

Weiß ich, wo ich hinfahre.<br />

Das Auto und ich sind <strong>ein</strong>s.<br />

Fährt das Auto schnell, fahre ich schnell.<br />

Manchmal brauchten wir das Auto eigentlich gar nicht, aber<br />

da wir uns selbst entfernen wollen, machen wir <strong>ein</strong>e Fahrt. Wir<br />

spüren, in uns ist <strong>ein</strong>e Leere, der wir uns nicht stellen wollen.<br />

Wir wollen eigentlich gar nicht soviel tun, aber kaum haben wir<br />

<strong>ein</strong>en Augenblick übrig, fürchten wir schon, mit uns selbst all<strong>ein</strong><br />

zu s<strong>ein</strong>. Wir würden am liebsten fliehen. Entweder schalten wir<br />

den Fernsehapparat <strong>ein</strong>, greifen zum Telefon, lesen <strong>ein</strong>en<br />

Roman, gehen mit Freunden aus oder nehmen den Wagen und<br />

fahren irgendwohin. Unsere Zivilisation bringt uns dieses<br />

Verhalten bei und stellt uns vieles bereit, mit dessen Hilfe wir<br />

die Fühlung mit uns selbst verlieren können. Wenn wir gerade<br />

den Zündschlüssel unseres Autos drehen, können wir das<br />

Gedicht sprechen, das dann wie <strong>ein</strong>e Fackel wirkt.<br />

Möglicherweise sehen wir dann, daß wir nirgendwohin müssen.<br />

Wo wir auch hinfahren, unser »Ich« wird mitkommen: Wir<br />

können ihm nicht entfliehen. Vielleicht ist es besser und auch<br />

wohltuender, den Motor nicht anzulassen und <strong>ein</strong>en Spaziergang<br />

zu machen, um im Gehen zu meditieren.<br />

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