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ENCOA 2007 Ausgabe 11

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Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>11</strong><br />

<strong>ENCOA</strong> <strong>2007</strong><br />

Dieser Band enthält die besten Arbeiten aus dem Weiterbildungslehrgang für<br />

Stabsunteroffiziere 2006, die über das Projekt <strong>ENCOA</strong> („European Non<br />

Commissioned Officer Academy“) von deutschen und österreichischen<br />

Unteroffizieren erstellt wurden sowie aktuelle Informationen zu <strong>ENCOA</strong>.<br />

Besonderer Dank ergeht an Mag. Petra BOHNSTEIGER und<br />

Frau Susan GEIBLINGER für die umfangreichen Unterstützungen bei der<br />

redaktionellen Bearbeitung dieser Publikation!<br />

Oktober <strong>2007</strong><br />

3


Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>11</strong><br />

Impressum:<br />

Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>11</strong><br />

Erscheinungsdatum: Oktober <strong>2007</strong><br />

Medieninhaber/Herausgeber:<br />

Bundesministerium für Landesverteidigung<br />

Roßauer Lände 1<br />

1090 Wien<br />

Redaktion:<br />

Oberstleutnant dhmfD Mag. Andreas KASTBERGER<br />

(Chefredakteur)<br />

huak.labt3.glabt@bmlv.gv.at<br />

Layout Titelseite:<br />

Vizeleutnant Gernot HALLA<br />

Administration:<br />

Heeresunteroffiziersakademie<br />

Lehrabteilung 3<br />

Tel. (0043)-(0)50201-41 28312<br />

Druck: Heeresdruckerei WIEN<br />

Die in den Artikeln zum Ausdruck gebrachten<br />

Aussagen oder Meinungen müssen nicht mit jener der<br />

Redaktion oder des Herausgebers übereinstimmen.<br />

4


Inhaltsverzeichnis<br />

Oberst Johann HEHENBERGER<br />

Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten ................. 7<br />

Oberst Rolf KIRLEIS<br />

Grußworte des Kommandeurs der<br />

Unteroffizierschule der Luftwaffe .................................................... 9<br />

Oberstleutnant Gerhard KRENN<br />

Gedanken des österreichischen Projektleiters für <strong>ENCOA</strong> ....... ... <strong>11</strong><br />

Autorenübersicht ...........................................................................................13<br />

Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN<br />

„Military Ethics and Ethical Dilemmas”:<br />

More than Dealing with Value Conflicts........................................ 15<br />

Hauptfeldwebel Holger FELS<br />

Der Wandel des Berufsbildes der Unteroffiziere –<br />

ein Vergleich zwischen der United States Air Force<br />

und der Deutschen Luftwaffe.......................................................... 33<br />

Vizeleutnant Kurt GROBNER<br />

Grundlagen zur Dienstaufsicht in der Deutschen<br />

Luftwaffe und im Österreichischen Bundesheer<br />

im Vergleich................................................................................... 47<br />

Oberfeldwebel Torsten PREIN<br />

Berufsethische Bildung für Unteroffiziere im angehenden<br />

21. Jahrhundert: Kritische Betrachtungen des Ansatzes<br />

im Österreichischen Bundesheer .................................................... 59<br />

5


Offiziersstellvertreter Martin WEBER<br />

Internationale Kooperation in der einsatzorientierten<br />

Ausbildung – Erfahrungen eines langjährigen<br />

Hauptlehrunteroffiziers im Bereich Fliegerabwehr .......................... 71<br />

6


HEHENBERGER: Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten<br />

Heeresunteroffiziersakademie<br />

Der stellvertretende Kommandant<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Das mittlerweile zu Ende gehende Jahr <strong>2007</strong> war für die Heeresunteroffiziersakademie<br />

wieder ein sehr produktives und spannendes zugleich. Mit dem<br />

Start des ersten Vorbereitungslehrganges für angehende Berufsunteroffiziere,<br />

der als Novum konkrete Fördermaßnahmen zur Vorbereitung auf die Zulassungsprüfung<br />

zum Unteroffizierslehrgang (künftig „Militärische Führung 2“)<br />

und zusätzlich ein Förderassessment beinhaltet, wurde im ersten Quartal <strong>2007</strong><br />

die neue Unteroffiziersausbildung nach Vorgaben der Reformideen gemäß<br />

„Management ÖBH 2010“ de facto eingeläutet. Bis zu deren endgültiger Implementierung<br />

werden nun vermehrt notwendige Abstimmungen der Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildung für Unteroffiziere mit Ausbildungsgängen für Offiziere<br />

erfolgen. Diese verbleibende Zeitspanne gibt uns die Möglichkeit eines<br />

soliden Übergangs in das neue Ausbildungssystem.<br />

Auch unsere internationalen Kontakte konnten im heurigen Jahr wieder<br />

vertieft und verdichtet werden. Das Projekt <strong>ENCOA</strong> („European Non<br />

Commissioned Officer Academy“) gilt dabei nach wie vor als unser<br />

„Flaggschiff“, wenn es darum geht, sowohl die Internationalisierung als auch<br />

die Nutzung moderner Medien für die Weiterbildung der österreichischen<br />

Unteroffiziere zu erschließen. Die Qualität der Arbeiten, die während des<br />

Weiterbildungslehrganges für Stabsunteroffiziere im Jahr 2006 auf der Basis<br />

des Teletutorings über <strong>ENCOA</strong> geleistet wurden, spricht für sich und<br />

natürlich insgesamt für das Potential, das in diesem Projekt steckt. Aber<br />

überzeugen Sie sich bitte selbst, indem Sie sich die nun folgenden<br />

Ausarbeitungen etwas näher ansehen.<br />

Die Heeresunteroffiziersakademie bemüht sich trotz knapper Ressourcen ein<br />

möglichst umfassendes und zukunftsorientiertes Bildungsangebot zu bieten.<br />

Ich appelliere daher an all jene, die mit Fragen der Weiterbildung von Unteroffizieren<br />

des Bundesheeres zu tun haben, sei es etwa als direkt betroffener<br />

Angehöriger des Unteroffizierskorps oder als Kommandant bzw. Leiter einer<br />

Dienststelle. Eine Initiative wie <strong>ENCOA</strong> darf und wird kein Selbstzweck<br />

7


HEHENBERGER: Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten<br />

sein! Der Erfolg von Einrichtungen dieser Art hängt ganz wesentlich davon<br />

ab, wer sich in welcher Form dafür einsetzt oder als direkter Nutznießer sich<br />

einer konkreten Weiterbildung unterzieht. Dies gilt auch dann, wenn wie im<br />

vorliegenden Fall, der offensichtliche Bedarf, die Zweckmäßigkeit und die<br />

Wirtschaftlichkeit in einem bestechend günstigen Verhältnis zueinander stehen.<br />

Ich lade daher ein, von diesem Bildungsangebot Gebrauch zu machen<br />

und bedanke mich ausdrücklich bei den vorgesetzten Stellen für ihre Unterstützung.<br />

Für die wirkungsvolle Zusammenarbeit im gesamten Projekt gilt<br />

den deutschen Kameraden von der Unteroffiziersschule der Luftwaffe besonderer<br />

Dank und Anerkennung.<br />

Johann HEHENBERGER<br />

Oberst<br />

8


Kirleis: Grußworte des Kommandeurs der USLw (Deutsche Bundeswehr)<br />

Unteroffizierschule der<br />

Luftwaffe<br />

Der Kommandeur<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Als Kommandeur der Unteroffizierschule der Luftwaffe ist es mir eine Ehre,<br />

nun schon zum zweiten Mal ein paar persönliche Worte in der hier vorliegenden<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>11</strong> der Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie an Sie<br />

zu richten. Es zeigt mir deutlich die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

zwischen der Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres<br />

und der Unteroffizierschule der Luftwaffe, die sich seit dem Bestehen<br />

des gemeinsamen Projektes <strong>ENCOA</strong> gebildet hat. Mit den in dieser<br />

Schriftenreihe veröffentlichten Arbeiten können Sie sich von unserer Zusammenarbeit<br />

selbst überzeugen.<br />

<strong>ENCOA</strong> ist inzwischen ein fester Bestandteil der Ausbildung an der Unteroffizierschule<br />

der Luftwaffe und erfährt einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad.<br />

Unser gemeinsames Ziel, österreichischen und deutschen Berufsunteroffizieren<br />

ein qualitativ hochwertiges Weiterbildungsangebot unter Nutzung der<br />

modernen Medien zu bieten, ist uns mit <strong>ENCOA</strong> gelungen und setzt ein Zeichen<br />

für die zeitgemäße und moderne Form der Erwachsenenbildung in unseren<br />

Streitkräften.<br />

Von den Möglichkeiten des Projektes und dem Potential <strong>ENCOA</strong> konnten<br />

auch die schweizerischen Streitkräfte in den letzten Monaten überzeugt werden.<br />

Gespräche zwischen Vertretern aller drei Nationen haben ergeben, dass<br />

wir in Zukunft auch mit schweizerischen Lehrgangsteilnehmern und Tutoren<br />

bei den bestehenden und geplanten <strong>ENCOA</strong> Vorhaben rechnen können.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> der Schriftenreihe werden die besten Lehrgangsarbeiten<br />

aus dem <strong>ENCOA</strong> Lehrgang I/2006 veröffentlicht. Für die erbrachten Leistungen<br />

möchte ich den Verfassern der Arbeiten sowie den beteiligten Teletutoren<br />

gratulieren und auch danken.<br />

9


Kirleis: Grußworte des Kommandeurs der USLw (Deutsche Bundeswehr)<br />

Dem Leser wünsche ich viel Vergnügen!<br />

Rolf Kirleis<br />

Oberst<br />

10


KRENN: Gedanken des österreichischen Projektleiters für <strong>ENCOA</strong><br />

Heeresunteroffiziersakademie<br />

Der Projektleiter für <strong>ENCOA</strong><br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Ich möchte mich als neuer Projektleiter für <strong>ENCOA</strong> an der HUAk vorstellen.<br />

Als Offizier der mechanisierten Truppe durfte ich in meiner Waffengattung<br />

verschiedenste Funktionen bis hin zur vertretungsweisen Einteilung als Bataillonskommandant<br />

wahrnehmen. Nach einer zuletzt zweijährigen Verwendung<br />

als Leiter des Prüfzentrums beim Heerespersonalamt wechselte ich im<br />

September 2006 an meinen derzeitigen Arbeitsplatz. Durch eine Vielzahl an<br />

Übungen und zwei Einsätze im Ausland konnte ich schon bisher die nunmehr<br />

stark zunehmende Internationalisierung des Bundesheeres ein wenig mitgestalten.<br />

<strong>ENCOA</strong> ist in dieser Hinsicht eine logische, weitere Station in meinem<br />

Berufsleben.<br />

Zu meiner großen Freude konnte ich von Beginn weg auf Bestehendem aufbauen.<br />

Bis zum Herbst 2006 waren immerhin schon ein Testlehrgang durchgeführt<br />

und ein Durchgang des Weiterbildungslehrganges vorbereitet worden.<br />

Einige weitere, in die Zukunft weisende Ideen lagen zusätzlich auf meinem<br />

Schreibtisch. Ich danke all jenen, die mir den Einstieg derart erleichterten.<br />

Wie könnte es mit <strong>ENCOA</strong> nun aus meiner Sicht weitergehen? Im März dieses<br />

Jahres wurden bei einer Arbeitstagung, die wir in Enns durchführten, wieder<br />

wichtige Meilensteine initiert. Die internationale Fort- und Weiterbildung<br />

für Unteroffiziere sollte durch neue <strong>ENCOA</strong>-Lehrgänge laufend ergänzt werden.<br />

Auch dürfen wir uns seit diesem Jahr über die Projektbeteiligung der<br />

Schweizer Armee freuen.<br />

Konkret wird von Oktober bis Dezember <strong>2007</strong> zum zweiten Mal der bereits<br />

bewährte <strong>ENCOA</strong>-Lehrgang im Rahmen des Weiterbildungslehrganges an<br />

der HUAk geführt. Ab dem Jahr 2008 werden die Teilnehmer der „Ausbildung<br />

der Lehrer“ von Teletutoren der Bundeswehr während der Erstellung<br />

der Fachbereichsarbeiten begleitet. Ein Pilotversuch dazu konnte <strong>2007</strong> erfolgreich<br />

abgeschlossen werden. Weiters starten wir noch heuer ein hoffentlich<br />

<strong>11</strong>


KRENN: Gedanken des österreichischen Projektleiters für <strong>ENCOA</strong><br />

rasch anwachsendes Seminarprogramm, das unsere Bildungslandschaft für<br />

Unteroffiziere sinnvoll und modern ergänzen sollte.<br />

Den Leserinnen und Lesern wünsche ich zunächst viel Vergnügen!<br />

Gerhard KRENN<br />

Oberstleutnant<br />

12


Autorenübersicht in alphabetischer Reihenfolge<br />

Autorenübersicht<br />

in alphabetischer Reihenfolge<br />

Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN<br />

Jahrgang 1957, Angehöriger der Deutschen Bundeswehr seit 1976, 1979 bis<br />

1980 Ausbildung zum Mechanikermeister und Kampfführungsfeldwebel am<br />

Waffensystem Hawk, 1992 bis 2001 Hörsaalleiter an der Unteroffizierschule<br />

der Luftwaffe, 2001 bis 2005 als Hörsaalleiter und Operation Superintendent<br />

an der United States Air Force Senior Noncommissioned Officer Academy,<br />

College for Enlisted Professional Military Education Maxwell Air Force<br />

Base, Gunter Annex in Alabama eingesetzt, dort mit der Führung und dem<br />

Training von ca. 9.700 Studenten in der kombinierten Offizier /<br />

Unteroffizierausbildung betraut, im Moment Fachlehrer und<br />

Ausbildungsfeldwebel bei der 2. Inspektion der Unteroffizierschule der<br />

Luftwaffe in Appen.<br />

Hauptfeldwebel Holger FELS<br />

Jahrgang 1972, Abitur und Eintritt in die Bundeswehr 1992, ab 1998 Verwendung<br />

als Berufssoldat, Ausbildung zum Zugführer der Luftwaffensicherungstruppe<br />

(FwLwSichTr), eingesetzt als Gruppen- und Zugführer einer<br />

Grundausbildungseinheit, 1999-<strong>2007</strong> Versetzung zur Unteroffizierschule der<br />

Luftwaffe (USLw) nach Appen, Einsatz als Fachlehrer für Führung und Einsatz<br />

sowie im Moment als Hörsaalleiter in der Vorgesetztenausbildung der<br />

Luftwaffe (VorgAusbLw), Verwendungen und Ausbildungsgänge:<br />

FwLwSichTr, ABC/SeFw, LehrFw, Moderator für Einsatznachbereitungsseminare,<br />

AGSHP-Fw, Übltr Bw, MKF ( B / C / E ), Spezialausbildung EOR,<br />

Einweisung AGDUS.<br />

Vizeleutnant Kurt GROBNER<br />

Jahrgang 1959, eingerückt 1980 zu einer Aufklärungskompanie, bis 1985<br />

Verwendung zunächst als Kommandant einer Aufklärungsgruppe, danach als<br />

Gruppen- und Zugskommandant bei einer Jägerkompanie, insgesamt zehn<br />

sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsätze als Zugskommandant an der Staats-<br />

13


Autorenübersicht in alphabetischer Reihenfolge<br />

grenze und fünf Einsätze im Katastrophenschutz (Aufräumarbeiten nach<br />

Sturmschäden), 1997 Versetzung an die Heeresunteroffiziersakademie, seither<br />

als Hauptlehrunteroffizier und Klassenleiter in der Lehrabteilung 1 (Unteroffizierslehrgang),<br />

Schulungsleiter für Ausbildungsmethodik, parallel als<br />

Trainer Führungsverhalten tätig, von Oktober bis Dezember 2006 im Rahmen<br />

des 6. Weiterbildungslehrganges für Stabsunteroffiziere an der HUAk Teilnehmer<br />

am Lehrgang <strong>ENCOA</strong>.<br />

Oberfeldwebel Torsten PREIN<br />

Jahrgang 1970, Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsregiment 3 Germersheim<br />

1992, Anschlussverwendung als 1. Luftfahrzeug-Radar-Warn-<br />

Anlagen-Mechaniker Tornado im Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ bis<br />

1997, danach bis 2002 Luftfahrzeug Eloka System Feldwebel Tornado, seit<br />

Herbst 2002 tätig als IT-Admin-Fw Groupware im JaboG 31 „B“, militärischer<br />

Werdegang: Unteroffizierslehrgang 1993 an der Unteroffizierschule der<br />

Luftwaffe in Appen, Feldwebellehrgang 1996, Teilnahme an zahlreichen<br />

Auslandskommandos in unterschiedlichen Verwendungen.<br />

Offiziersstellvertreter Martin WEBER<br />

Jahrgang 1969, eingerückt 1986 in Großenzersdorf beim ehemaligen Fliegerabwehrbataillon<br />

1, bis 1989 Geschützführer 35mm Z/FlAK 85, 1989 Versetzung<br />

zur Fliegerabwehrschule nach Langenlebarn, bis 1993 tätig als Lehrunteroffizier<br />

35mm Z/FlAK 85, danach Lehrunteroffizier am Feuerleitgerät<br />

SKYGUARD 75/79; ab 1997 auch Lehrunteroffizier am Zielzuweisungsradar<br />

FLAMINGO, seit 2002 Hauptlehrunteroffizier am Feuerleitgerät SKYGU-<br />

ARD 98, Teilnehmer an diversen internationalen Übungen im In- und Ausland,<br />

Qualifikation als „Staatlich geprüfter Lehrwart“ allgemeine Kondition<br />

und Schulungsleiter für Ausbildungsmethodik, Absolvent der Ausbildung der<br />

Lehrer 2004 (AdL) und des 6. Weiterbildungslehrgang für Stabsunteroffiziere<br />

2006 inklusive des dazugehörigen <strong>ENCOA</strong>-Lehrganges.<br />

14


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN<br />

“Military Ethics and Ethical<br />

Dilemmas”: More than Dealing with<br />

Value Conflicts<br />

Without entering into the specifics of individual cases, I<br />

doubt the reader will argue that noteworthy ethical failures<br />

have occurred in all military forces over the past several decades,<br />

and appear likely to continue to do so. Incidences of<br />

ethical failure have involved military of all age groups, all<br />

elements and without regard of religion, gender, or other criteria.<br />

"[To] do this to the right person, to the right extent, at the right time,<br />

with the right motive, and in the right way, that is not for every one nor is it easy;<br />

wherefore goodness is both rare and laudable and noble." -- Aristotle<br />

Introduction<br />

Why do we need ethical education for soldiers? The reasons are obvious. We<br />

need to take steps to improve the quality of training in ethical dilemmas in the<br />

military as an organization. Since the end of the Cold War, military<br />

deployments for military operations other than war have increased<br />

significantly. These deployments lead to new ethical challenges. While it is<br />

impossible to discuss all possible ethical dilemmas beforehand, it is essential<br />

to guarantee that military personnel involved have the skills and moral<br />

competence that prepare them for the ethical dilemmas they may encounter.<br />

The German Armed Forces are deeply involved in military operations of all<br />

kinds. Military Operations other than War, in particular, lead to new practices<br />

and new moral experiences for German soldiers. These new practices and<br />

experiences in the context of peace operations all have ethical implications.<br />

Awareness of these ethical implications has been triggered by critical<br />

incidents like the Srebrenica Massacre in 1995, September <strong>11</strong> th 2001 and the<br />

Abu Ghraib torture and prisoner abuse from 2003.<br />

15


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

“Among men there are but few who behave according to principles -- which is<br />

extremely good, as it can so easily happen that one errs in these principles, and<br />

then the resulting disadvantage extends all the further, the more universal the<br />

principle and the more resolute the person who has set it before.”<br />

Immanuel Kant, Observations of the Feeling of the Beautiful and Sublime<br />

[translated by John T. Goldthwait, University of California Press, 1960, p.74]<br />

Awareness of the relevance of ethics for military practice has certainly been<br />

greatly enhanced. There is a need for a deeper exploration of these ethical<br />

issues. In fact there is a need to prepare soldiers to take responsibility.<br />

Battlefield behaviour is regulated by international law; but time and critical<br />

incidents have proven that it is very difficult to adhere to these myriad laws<br />

when military men and women in lethal combat situations are forced to make<br />

decisions of an ethical nature.<br />

Military ethics is the theory of how to practice the good in an imperfect<br />

world, under circumstances that have the power to pervert the perception of<br />

good and evil.<br />

“The question has been asked whether ‘ordinary people’ who have no previous<br />

record of violence and criminality and who have been brought up in a democratic<br />

tradition, can commit war crimes. The disturbing answer, which experts have<br />

given to that question, is: yes.” [1], translated by Ralph Betzgen<br />

This paper addresses some of the main related issues to improve the<br />

understanding of values, ethics, military ethics and dilemma training in the<br />

armed forces. The first section distinguishes the differences between ethics,<br />

morals and military ethics and their connection to human values. The second<br />

part will cover professional integrity and leadership to develop military<br />

ethics, followed by the part that discovers possible sources of ethical failure.<br />

Later on in part four we will discuss possible solutions for approaching<br />

ethical dilemma training, and finally we will summarize with a résumé on the<br />

topics covered.<br />

The definition of ethics, moral, military ethics and values<br />

First a brief definition of what ethics and morals are in order to prevent<br />

confusion about ethics and morals. While ethics and morals are synonyms in<br />

most dictionaries, they differ in their practical application. As used in this<br />

paper, the word ethics refers to the principles, rules, and standards of proper<br />

conduct defined by an organization for its own members. In contrast, morals<br />

are personal rules and standards of conduct based on authorities recognized<br />

by the individual, which may include family, religious, organizational, or<br />

philosophical values.<br />

16


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Most people act on the basis of certain morals, in other words using particular<br />

standards and values. Values are core beliefs such as duty, honour, and<br />

integrity that motivate attitudes and actions.<br />

The terms "ethics" and "values" are not interchangeable. Ethics is concerned<br />

with how a moral person should behave, whereas values are the inner<br />

judgments that determine how a person actually behaves. Most of an<br />

individual's ethical development occurs before entering an organization. The<br />

influence of family, church, community, and school will determine individual<br />

values. Values concern ethics when they pertain to beliefs about what is right<br />

and wrong.<br />

Moral values can be divided into two different categories: “universal” moral<br />

values and “non-universal” moral values. Universal moral values are those<br />

values that are shared by all peoples regardless of the cultural and moral<br />

position occupied by them. Examples of universal moral values include those<br />

enshrined in the “Universal Declaration of Human Rights”, such as liberty<br />

and equality. As decent and responsible members of the international<br />

community, we have a responsibility to adhere to these values and to<br />

commend them to others. Non-universal moral values are not as binding as<br />

the values referred to above. These are either inherent in, or peculiar to, a<br />

particular culture or nationality.<br />

Non-moral values may constitute an important component of a particular<br />

professional ethic without necessarily implying a universal moral obligation.<br />

Within the military environment such values would include health, work<br />

satisfaction, readiness to suffer pain on behalf of comrades (“Service before<br />

Self”) and loyalty to the profession. Others may be peculiar to the<br />

institutional culture of the armed force in question, for instance the emphasis<br />

on saluting and compliments.<br />

Not all values are ethical values. Ethical values relate to what is right and<br />

wrong and thus take precedence over non-ethical values when making ethical<br />

decisions. We translate values into principles so they can guide and motivate<br />

ethical conduct. Ethical principles are the rules of conduct that derive from<br />

ethical values. For example, honesty is a value that governs behaviour in the<br />

form of principles such as, “tell the truth, don’t deceive, be candid, don’t<br />

cheat”. In this way, values give rise to principles in the form of specific "dos"<br />

and "don’ts."<br />

The ethics of most military forces generally mirror the ethics of the society<br />

that they are a part of. The aspects that distinguish the military systems from<br />

their civilian counterparts are based on those forces being the defense for<br />

their respective countries. As the defenders of the country, additional ethics<br />

are necessary. In the Lesson 8B04, “Values”, taught at the USAF SNCOA<br />

they stated that …<br />

17


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

“... military ethical values are divided in several subcategories like honesty,<br />

integrity, loyalty, accountability, fairness, caring, respect and promise keeping.”<br />

[2]<br />

Let’s take a closer look at the definition of those values, or the eight pillars of<br />

character [3]:<br />

Honesty<br />

Being truthful, straightforward, and candid are aspects of honesty.<br />

Truthfulness is required. Deceptions are usually easily uncovered. Lies erode<br />

credibility and undermine public confidence. Untruths told for seemingly<br />

altruistic reasons (to prevent hurt feelings, to promote good will, etc.) are<br />

nonetheless resented by the recipients.<br />

Integrity<br />

Being faithful to one’s convictions is part of integrity. Following principles,<br />

acting with honour, maintaining independent judgment, and performing<br />

duties with impartiality help to maintain integrity and avoid conflicts of<br />

interest and hypocrisy.<br />

Loyalty<br />

Fidelity, faithfulness, allegiance, and devotion are all synonyms for loyalty.<br />

Loyalty is the bond that holds the armed forces together and the balm against<br />

dissension and conflict. It is not blind obedience or unquestioning acceptance<br />

of the status quo. Loyalty requires careful balancing of various interests,<br />

values, and institutions in the interest of harmony and cohesion.<br />

Accountability<br />

Soldiers are required to accept responsibility for their decisions and the<br />

resulting consequences. This includes avoiding even the appearance of<br />

impropriety. Accountability promotes careful, well-thought-out decisionmaking<br />

and limits thoughtless action.<br />

Fairness<br />

Open-mindedness and impartiality are important aspects of fairness. Soldiers<br />

must be committed to justice in the performance of their official duties.<br />

Decisions must not be arbitrary, capricious, or biased. Individuals must be<br />

treated equally and with tolerance.<br />

18


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Caring<br />

Compassion is an essential element of the military. Courtesy and kindness,<br />

both to those we serve and to those we work with, help to ensure individuals<br />

are not treated solely as a means to an end. Caring for others is the<br />

counterbalance against the temptation to pursue the mission at any cost.<br />

Respect<br />

To treat people with dignity, to honour privacy, and to allow selfdetermination<br />

are critical in a military of diverse people. Lack of respect leads<br />

to a breakdown of loyalty and honesty within the military and brings chaos to<br />

the force.<br />

Promise keeping<br />

No military can function for long if its commitments are not kept. Soldiers are<br />

obligated to keep their promises in order to promote trust and cooperation,<br />

because of the importance of promise keeping.<br />

The profession of soldiering puts unique moral demands on military<br />

personnel. No other group in society is given as much latitude to define its<br />

own standards of conduct and talks so frequently and openly about the core<br />

values that define it. In the context of a code adopted by a profession in order<br />

to regulate that profession, an ethical code may be styled as a code of<br />

professional responsibility, which may dispense with difficult issues of what<br />

behavior is "ethical".<br />

In their book “Engineering Ethics and the Environment”, P.A. Vesilind and<br />

A. Gunn use a quote from Albert Flores about the code of ethics, and Flores<br />

stated:<br />

“A code of ethics is often a formal statement of the organization's values on<br />

certain ethical and social issues. Some set out general principles about an<br />

organization's beliefs on matters such as quality, employees or the environment.<br />

The effectiveness of such codes of ethics depends on the extent to which<br />

leadership supports them with sanctions and rewards. Ethical codes are distinct<br />

from moral codes that may apply to the culture, education, and religion of a<br />

whole society. Violations of these codes may be subject to administrative, civil or<br />

penal remedies.” [4]<br />

Military ethics is about knowing what is true and then doing what is right.<br />

Military ethics, therefore, is not about them; it is about you and about your<br />

knowing what is true, and doing what is right, and being the man or woman<br />

who leads in combat, or peacekeeping missions.<br />

19


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Professional integrity and leadership in developing military ethics<br />

There are clearly many styles of leadership that relate to the legitimacy of<br />

authority and informed consent by followers. Two distinct but interrelated<br />

ideal types are transformational and transactional leadership. Rather than<br />

leading to the affirmation of ethical relativism, such global diversity of values<br />

underscores the need for transformational leaders at all levels of the military.<br />

Any implementation of values either through education or through leadership,<br />

should take the operational situation of the military as its starting point and its<br />

objective. It should also take the reduction of ethical risks in this type of<br />

situation as its practical objective. This would mean that ethical education and<br />

training in the military should be as realistic as possible. Perhaps the greatest<br />

challenge of leadership is precisely to bridge ethical relativism by forging a<br />

platform of common values and stimulating alignment and congruence of<br />

interests.<br />

In philosophy, moral relativism takes the position that moral or ethical<br />

propositions do not reflect absolute and universal moral truths, but instead make<br />

claims relative to social, cultural, historical or personal circumstances. Moral<br />

relativists hold that no universal standard exists by which to assess an ethical<br />

proposition's truth. [5]<br />

Let’s see what an ethical leader, according to the USAF SNCOA lessons,<br />

should look like,<br />

• A good leader has an exemplary character. It is of utmost importance that<br />

a leader is trustworthy to lead others.<br />

• A good leader is enthusiastic about his or her work or cause and also<br />

about his or her role as leader. People will respond more openly to a<br />

person of passion and dedication.<br />

• A good leader is confident. In order to lead and set direction a leader<br />

needs to appear confident as a person and in the leadership role.<br />

• A leader also needs to function in an orderly and purposeful manner in<br />

situations of uncertainty. People look to the leader during times of<br />

uncertainty and unfamiliarity and find reassurance and security when the<br />

leader portrays confidence and a positive demeanor.<br />

• Good leaders are tolerant of ambiguity and remain calm, composed and<br />

steadfast in pursuit of the main objective.<br />

• Along with keeping the main goal in focus, a good leader is able to think<br />

analytically. Not only does a good leader view a situation as a whole, but<br />

he/she is able to break it down into its components for closer inspection.<br />

20


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

• A good leader is committed to excellence. The good leader not only<br />

maintains high standards, but is also proactive in raising the bar in order<br />

to achieve excellence in all areas. [6,7]<br />

Leaders are the most important and powerful influence on the culture of an<br />

organization and are responsible for creating credibility and trust. There is<br />

rich opportunity here for leaders to appeal to more than just the material<br />

rewards. Creating and promoting institutional integrity becomes one of the<br />

most important functions of leadership. Moral and ethical stances need to be<br />

consistently reiterated and clarified. Everyday leaders create symbolic<br />

messages to the subordinates about the organization's values of justice,<br />

fairness, and equity. An analysis of the relationship between ethical behavior<br />

and effective leadership reveals that it is a matter of choosing both the ends<br />

and the means. Leaders have a responsibility for creating trust and cultivating<br />

cultural values. A professional can promise he or she will not knowingly do<br />

harm. On the surface it may be easy making it to a golden rule that leaders<br />

need their ethics to be based on responsibility.<br />

Never doubt that a small group of committed people can change the world;<br />

indeed, it is the only thing that ever has. -- Margaret Mead<br />

Given that ethical and moral dilemmas present themselves on a daily basis,<br />

what do the experts say – are the steps for solving an ethical dilemma? Life<br />

isn’t simple, between right and wrong there is a lot of gray area. How does<br />

one make an ethical decision?<br />

In leadership, character matters. This is not to deny that evil people can bring<br />

about good things or that good people can lead the way to moral ruin. Rather,<br />

leadership provides a moral compass and, over the long term, both personal<br />

development and the common good are best served by a moral compass that<br />

reads true. Any attempt to control decisions which are based on free will is<br />

self defeating. But the military organization should also create a normative<br />

environment which supports the maintenance of values; there lies the<br />

responsibility of a leader. According to the One Minute Manager,<br />

“… leaders must analyze mechanisms of psychological regression that lead to a<br />

decrease of value maintenance; furthermore they should be alert to group<br />

mechanisms that lead to a decrease of value maintenance.” [8]<br />

The Values and Standards of the Army are not just a list of qualities required<br />

of each individual soldier. They are also the collective responsibilities of the<br />

whole Army, and each of its constituent units. They are the foundations of<br />

teamwork, which multiply the Fighting Power of each individual. They are<br />

interdependent: if any of them are lacking, the others - and hence the team -<br />

are threatened. They are fostered and enhanced by good leadership, training,<br />

motivation and management, throughout the chain of command. [9]<br />

21


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Possible sources of ethical failure<br />

There are many sources of military ethical failures. These sources can be<br />

traced to pre-induction social conditioning, the socialization process imposed<br />

by military forces themselves, and conscious individual action. Each of these<br />

factors can have a negative influence on the ethical conditioning of a soldier.<br />

Some ethicists have argued that solving an ethical dilemma involves<br />

hierarchically arranging the resolutions to the conflict of values, however<br />

many there might be. In this scheme, the highest-ordered resolution always<br />

prevails; the second prevails unless it conflicts with the first, and so on. This<br />

scheme is problematic, however, and on at least two counts.<br />

• First: it is not credible to assert that values and the conduct required by<br />

them can be so neatly ordered. Keeping one's promises and not harming<br />

others can clearly conflict but it is not at all clear that one of these<br />

resolutions should always prevail over the other.<br />

• Second: were it is possible to arrange values and the conduct required by<br />

them hierarchically, it is entirely possible that the same value and<br />

resolution can give rise to conflicting obligations (what ethicists call<br />

"symmetrical cases"). [10]<br />

To further understand moral conflict and deal with it effectively, it is helpful<br />

to be aware of its common features:<br />

The first common feature is the tendency for each side to misunderstand the<br />

words and actions of the other. People from incommensurate traditions may<br />

have trouble communicating because they rely on different systems of<br />

meaning, norms of communication, and behavioral expectations.<br />

The second common feature of moral conflict is that group members tend to<br />

develop feelings of mistrust and suspicion toward the other group, even a<br />

sense that the other group poses a danger to their very survival. Given the<br />

groups' different values and systems of meaning, actions taken by one side to<br />

defuse or resolve the conflict may often be perceived as threatening by the<br />

other party. This second party is likely to be stunned and offended by the<br />

other's action and to respond in a negative way. This serves to perpetuate<br />

and/or intensify the conflict. Thus, the groups' different conceptions of<br />

morality lead to misunderstanding, which in turn contributes to conflict<br />

escalation.<br />

Another common feature of moral conflicts is the hostility characteristic of<br />

the relationship and the communication between the parties. While<br />

sophisticated rhetoric consists of exchanging reasons in a quest to form<br />

shared beliefs, the patterns of communication in moral conflicts consist<br />

primarily in personal attacks, denunciations, and curses. Slogans and chants<br />

replace arguments intended to persuade and inform, and the discourse<br />

22


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

between the two groups consists primarily of statements about what is wrong<br />

with the other group. Thus, opportunities for opposing groups to converse<br />

intelligibly and reason with one another are diminished. When one group is<br />

denounced, its members are likely to become defensive, which can contribute<br />

to more negative emotions and behavior.<br />

Discourse often involves sweeping generalizations about members of the<br />

other group. People in moral conflicts tend to invidiously categorize and<br />

denounce the personalities, intelligence, and social manners of those with<br />

whom they disagree. They may form negative stereotypes and attribute moral<br />

depravity or other negative characteristics to those who violate their cultural<br />

expectations, while they ignore their own vices and foibles, perceiving their<br />

own group to be entirely virtuous. This is what social psychologists call the<br />

attribution error. [<strong>11</strong>]<br />

These belief systems pull together fundamental assumptions and global<br />

viewpoints that are in general not up for compromise. Strict adherence to<br />

ideology can make it particularly difficult for individuals to approach those<br />

with differing world views with an open mind. They come to see the conflict<br />

entirely in win-lose terms. They may even get to the point that the goal of<br />

harming the other becomes more important than helping themselves.<br />

Likewise, it is important to distinguish between interests and fundamental<br />

values. There are instances in which conflict results from a clash between<br />

differing world views. If individuals or groups have radically different ideas<br />

about the best way to live, they are likely to stress the importance of very<br />

different things and to have vastly different or incompatible goals. In 1988,<br />

Walter Sinnott-Armstrong, stated in his book Moral Dilemmas:<br />

“Like needs, values tend to be quite stable and non-negotiable. If the basic<br />

substantive issues of the conflict are deeply embedded in the participants' moral<br />

views, these issues are likely to be intractable. Any attempts to resolve such<br />

conflicts solely by addressing interests are likely to prove ineffective. Thus, human<br />

needs theorists argue, interest-based bargaining is excellent for interest-based<br />

disputes, but it should not be applied to disputes involving human needs or deeprooted<br />

value differences.” [12]<br />

Not surprisingly, moral conflict often has harmful effects. Participants in<br />

moral conflict often behave immorally, even according to their own standards<br />

of behavior, because they believe the actions of their enemies force them to<br />

do so. If a group is regarded as morally depraved, its members may come to<br />

be regarded as less than human and undeserving of humane treatment. The<br />

demonization or dehumanization of one's opponent that often occurs in moral<br />

conflict paves the way for hateful action and violence. It often leads to human<br />

rights violations or even attempts at genocide, as parties may come to believe<br />

23


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

that the capitulation or elimination of the other group is the only way to<br />

resolve the conflict.<br />

How we should act will also depend, to some degree, on our personalities. As<br />

I noted earlier, ethicists acknowledge that moral principles are “situation<br />

sensitive”. Relevant shifts in external circumstances justify acting differently.<br />

However, many ethicists steadfastly deny that personality differences make a<br />

moral difference.<br />

Possible solutions for approaching ethical dilemma training<br />

The discussion of the ethics of war goes back to the Greeks and Romans,<br />

although neither civilization behaved particularly well in war. In the Christian<br />

tradition war ethics were developed by St. Augustine, and later by St.Thomas<br />

Aquinas and others. Hugo Grotius (1583-1645), a Dutch philosopher and<br />

author of “De Jure Belli Ac Pacis” (The Rights of War and Peace), wrote<br />

down the conditions for a just war that are accepted today.<br />

In Chapter 15 “Values and Ethics” the National Defense University stated,<br />

"Values are what we, as a profession, judge to be right." Individually or<br />

organizationally, values determine what is right and what is wrong, and doing<br />

what is right or wrong is what we mean by ethics. To behave ethically is to<br />

behave in a manner consistent with what is right or moral. What does<br />

"generally considered to be right" mean? That is a critical question, and part<br />

of the difficulty in deciding whether or not behavior is ethical is in<br />

determining what is right or wrong. [13]<br />

Under any circumstance, the ethical dilemmas, which may confront the<br />

soldier in the field, may affect the very foundation of the military discipline<br />

and obedience, which is so very necessary in any force in action. There is no<br />

easy way out of this dilemma.<br />

One aspect of ethical training is to influence soldiers to respect the law. This<br />

is extremely important for the preservation of personal integrity. Another, and<br />

more advanced, aspect is to develop mental distance to the law; in this case<br />

the objective is to understand when the written law is insufficient, because of<br />

unforeseen situations or circumstances.<br />

The rule-oriented approach to ethical theory establishes in given standards the<br />

criteria for determining right and wrong. Dilemmas exist when two or more<br />

obligations conflict. One must sometimes choose between what one believes<br />

God commands and what the state requires, between what a superior officer<br />

orders and what regulations prescribe, or between what law demands and<br />

what personal conscience dictates. Many moral dilemmas are dilemmas<br />

because of a certain kind of conflict between the rightness or wrongness of<br />

the actions and the goodness or badness of the consequences of the actions.<br />

24


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

The moral core of an individual is the extent to which that person will apply his or<br />

her notions of morality. It is centered on the individual and can be extended to<br />

include other people or groups. The individual sees these others within the moral<br />

core as deserving to be treated in the same way the individual personally wants to<br />

be treated. -- Christopher Boehm<br />

There are very few things we are called upon to do in a military operation for<br />

which we cannot anticipate and train. For the answers that do not fall into<br />

neat categories, though, we should ensure that our forces are capable of<br />

independent thoughts and actions based on sound ethical principles. Combat<br />

is a very harsh, unforgiving environment and we really do need to create a<br />

climate where correct ethical decisions are made almost instinctively at all<br />

levels of military leadership.<br />

In situation ethics the particular circumstances of a situation provide the<br />

criteria for determining right and wrong. Here, each situation is unique,<br />

without precedent. Judgments must be relative to the circumstances; the<br />

circumstances determine what actions should be taken. Without the binding<br />

and unexceptionable absolute of love, situation ethics would have mirrored<br />

the permissive society in which it emerged. In his book, Situational Ethics:<br />

The new Morality, Joseph Fletcher said about rule-oriented judgments,<br />

"Situation ethics keep principles sternly in their place, in their role of advisers<br />

without veto power."[14]<br />

There are two major approaches that philosophers use in handling ethical<br />

dilemmas. One is to focus on the practical consequences of what we do, and<br />

the other focuses on the actions themselves and weighs the rightness of the<br />

action.<br />

Military leaders are the role models for their peers and their subordinates, like<br />

it or not and, for most of us, this is a deeply ingrained factor, influencing our<br />

daily lives. Stephen R. Covey points out the important distinction between<br />

managers and effective leaders:<br />

"Management is doing things right; leadership is doing the right things." [15]<br />

This addresses not only the clear distinction between a manager and a leader,<br />

but also emphasizes the added ethical responsibility inherent in the leadership<br />

role. Just as important as ethical individual actions is the ethical climate<br />

established by the military leader in any military organization.<br />

There are three qualities individuals must possess to make ethical decisions.<br />

The first is the ability to recognize ethical issues and to reason through the<br />

ethical consequences of decisions. The second is the ability to look at<br />

alternative points of view, deciding what is right in a particular set of<br />

circumstances. This is similar to the ability to reframe. And the third is the<br />

25


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

ability to deal with ambiguity and uncertainty; making a decision on the best<br />

information available.<br />

Resolving ethical dilemmas, therefore, requires interpersonal and negotiation<br />

skills as well as the new application of employability skills – honesty, ability<br />

to work cooperatively, respect for others, pride in one's work, willingness to<br />

learn, dependability, responsibility for one's actions, integrity, and loyalty.<br />

Today, armed forces are training their soldiers in critical thinking and conflict<br />

resolution skills required for ethical decision making. Military schools are<br />

also focusing on developing students' critical thinking skills. All levels of<br />

military leaders need to recognize the factors that guide ethical behavior and<br />

develop strategies for assessing their personal and organizational ethics. The<br />

best leaders comply with laws and policies not because they worry about<br />

getting caught, but because their conscience, their moral fiber, forbids them<br />

doing what is wrong. The exemplary leaders we want to produce honor<br />

promises as a matter of principle, not prudence. They play by the rules;<br />

respect the rights, claims and possessions of others; and work diligently, even<br />

when the boss is not looking, not simply out of self-interest but as a matter of<br />

honor.<br />

This leads us to transformational leadership versus transactional leadership.<br />

In their book, Beyond Machiavelli: Tools for Coping with Conflict, R.<br />

Fischer, E. Kopelmann and A. Kupfer-Schneider put it this way:<br />

“Essentially, they contend that transformational leadership is more ethical than<br />

transactional leadership because follower ship is freely given in transformational<br />

leadership and extorted in transactional leadership. [16]<br />

Because transformational leadership is not coercive in any way, it respects the<br />

dignity of followers, avoids inflicting any pain or suffering on them, and<br />

therefore can be seen as more ethical, within the transformational leadership<br />

construct.<br />

Later on, R. Fischer, E. Kopelmann and A. Kupfer-Schneider identified four<br />

factors, or types of leadership behaviors that are classified as<br />

transformational. First, there is idealized influence, which sometimes makes<br />

the leader act as a role model, cultivating faith, trust, and respect in the<br />

followers. Examples include doing what is right rather than what is most<br />

convenient or cost-effective and making decisions more transparent by<br />

explaining the rationale behind the decisions. [16]<br />

Another step to increase the salience of ethics is to expand the information<br />

system to focus on areas where ethics may come into play. Knowing what<br />

actually is going on in the organization is essential to understanding the<br />

ethical principles which govern behavior. The information system should also<br />

support ethical behavior, and allow the military leader to know when or<br />

26


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

where there are potential ethical breaches so that corrective action can be<br />

taken. The real danger is that when unethical behavior is unnoticed, or not<br />

punished, members will assume it is condoned by the organization's<br />

leadership. Given that ethical and moral dilemmas present themselves on a<br />

daily basis, what do the experts say are the steps for solving an ethical<br />

dilemma?<br />

To solve an ethical problem, R. N. Kanungo and M. Mendonca use a threestep<br />

process [17]:<br />

• Step One: Analyze the consequences<br />

• Who will be helped by what you do?<br />

• Who will be harmed?<br />

• What kind of benefits and disadvantages are we talking about?<br />

(Some are more valuable or more harmful than others; for<br />

example good health, someone’s trust and a clean environment are<br />

very valuable benefits)<br />

• How does all of this look over the long run as well as the short<br />

run?<br />

• Step Two: Analyze the actions<br />

• Consider all of the options from a different perspective, without<br />

thinking about the consequences. How do the actions measure up<br />

against moral principles like honesty, fairness, equality, respecting<br />

the dignity of others, or people’s rights?<br />

• Do any of the actions “cross the line”?<br />

• If there’s a conflict between principles or between the rights of<br />

different people involved, is there a way to see one principle as<br />

more important than the others?<br />

• Which option offers actions that are least problematic?<br />

• Step Three: Make your decision<br />

• Take both parts of your analysis into account and make a decision.<br />

An ethical decision consists of a series of choices, not simply one decision.<br />

Making bad primary ethical decisions increases not only the number of<br />

choices but also the future impact of those choices. More important, a bad<br />

primary ethical decision spring-loads the ethical trap, resulting in an increased<br />

potential for legal or administrative action or unresolved intrapersonal<br />

conflict. According to K. Kelloway and J. Barling,<br />

“Ethical dilemmas challenge the intellect because of the conflicting answers to<br />

the questions, “What should I do?” and “What will I do?” If a person must<br />

27


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

choose between two options that do not oppose one another, selecting an option<br />

becomes a matter of choice and not a decision between right and wrong.” [18]<br />

In most cases, choosing right over wrong takes courage because people who<br />

make ethical choices often subject themselves to social and professional<br />

ridicule. Ethical decisions build personal character, but not without pain.<br />

Résumé<br />

Every society has its ethics. If good ethics are those that emphasize on<br />

treating other people well, helping them when they need it, and only hurting<br />

them when such an action is needed (defense), then most military forces have<br />

'good' ethics. It simply isn't obvious to people who have gotten used to having<br />

peace, and don't understand how fragile that peace can be.<br />

The Webster's New World Dictionary defines ethics as "the system of morals<br />

of a particular person, religion, group, etc." The definition does not attempt to<br />

rate the relative 'goodness' or 'badness' of any given system, because such a<br />

rating is irrelevant. A 'bad' system is just as much a 'system' as is a 'good'<br />

system.<br />

The armed forces have an integrity problem that is often overlooked. Yet<br />

when it surfaces, it has unwanted strategic implications. Various examples of<br />

integrity issues that have been dealt with by military leaders prove the<br />

implications of the problem. Other examples that appear to be acceptable, and<br />

thus have few or no consequences, give latitude for future unacceptable and<br />

more severe inappropriate behavior. Strategically, the implications of<br />

immoral and unethical behavior affect Germany’s legitimacy, credibility, and<br />

public/world opinion, and lend themselves to escalation. Minor integrity<br />

issues can give way to larger and larger issues that military leaders must<br />

confront. Knowing the factors that cause integrity problems and developing<br />

ways to remedy these problems will ultimately avoid unwanted,<br />

embarrassing, and sometimes criminal acts. Lack of integrity within the<br />

armed forces is a leadership issue.<br />

We judge ourselves by our best intentions, our noblest acts and our most<br />

virtuous habits. So in making tough decisions, effective leaders do not allow<br />

themselves to be distracted by defense mechanisms such as rationalization.<br />

People are especially vulnerable to rationalizations when they seek to<br />

advance a noble aim. "It’s all for a good cause" is a seductive rationale that<br />

loosens interpretations of deception, concealment, conflicts of interest,<br />

favouritism and violations of established rules and procedures.<br />

One aspect of ethical training is to influence soldiers to respect the law. This<br />

is extremely important for the preservation of personal integrity. Although<br />

using case studies and resorting to people’s workplace experiences are good<br />

28


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

educational strategies, soldiers also need to receive training in critical<br />

thinking, conflict resolution, reasoning, communication (speaking and<br />

listening), and group process to prepare for the ethical deliberations they will<br />

encounter as they progress in their careers. Case studies would be used in the<br />

training to provide important exposure to the complexity of the decision<br />

environment and the power of potential biases. Reflection on cases from<br />

recent history would be particularly useful, especially if accompanied by<br />

feedback on the actual outcomes.<br />

Such training could help in the period prior to actual military operations, but<br />

once the targeting cycle is in full swing for planning and execution, no<br />

decision maker will have the time to spend in a classroom or even individual<br />

training sessions.<br />

Miller and Coady point out that:<br />

“Today's ethical dilemmas require students to be equipped with higher order<br />

decision-making and problem-solving skills necessary to cope with increased<br />

individual responsibility for shaping their work environments and managing their<br />

career development.” [19]<br />

It is not feasible to undertake a formal, philosophically-rich values education<br />

program in units at the soldier level. Rather than schedule content-empty<br />

classes that regurgitate several words, soldiers need to gain practical<br />

knowledge that will help them fulfill their wartime/peacekeeping missions<br />

within an ethical framework. Soldiers need to know the rules of war and what<br />

they can and cannot do on the battlefield. We, as leaders, can provide this<br />

through realistic training that challenges our force. When we go to the<br />

military training site, incorporate civilian role players into the exercise<br />

forcing soldiers to discriminate while acquiring targets. Make them confront<br />

the problems associated with prisoners, civilians, noncombatants head on<br />

during training. In this way, they learn the rules by discovering what they can<br />

do and what is prohibited. If soldiers realize that their leaders are the men and<br />

women that they aspire to become, they have little need to continually<br />

question and challenge authority. Instead, they will emulate their superiors,<br />

unconsciously internalizing the core values that are now nothing more than a<br />

few more items to remember for the guard. Leaders of character must instill<br />

the forces values in our soldiers through action instead of meaningless<br />

rhetoric.<br />

Professional military ethics cannot be created overnight. Creating a<br />

sustainable moral military identity will require time, experience, consensus<br />

and operational validation. The urgency of such a process in the current<br />

transition, however, cannot be ignored.<br />

This means that any ethical training must be integrated into every aspect of<br />

military life and that soldiers, in accordance with rank and command<br />

29


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

responsibility, must be given the opportunity to practise, make and ultimately<br />

justify ethical decisions in an atmosphere that takes moral success seriously<br />

enough to allow soldiers to learn and grow from moral failure. A serious<br />

commitment to ethics up and down the chain of command requires nothing<br />

less; if ethics is to be a priority, then it is worth doing with excellence.<br />

The German Military continues to stress the importance of values for all who<br />

serve in the military services. However values training and education has<br />

taken a back seat to the demands and operational tempo of current military<br />

operations. Values education must be reinforced to combat this probable<br />

dilemma using creative diverse and innovative program designs and delivery<br />

strategies. The military should actively study, and teach, ethics, in an attempt<br />

to improve the moral climate within the force, and to avoid needless tragedy.<br />

The military vocation is too dangerous to leave any grey areas in<br />

performance.<br />

“The character ethic, which I believe to be the foundation of success, teaches that<br />

there are basic principles of effective living, and that people can only experience<br />

true success and enduring happiness as they learn and integrate these principles<br />

into their basic character” -- Stephen R. Covey<br />

30


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

Bibliography<br />

[1] Hubert Michael Mader, “‘Aber das machen meine Leute doch nicht!’<br />

Können auch ‘ganz normale’ Menschen Kriegsverbrechen begehen?” In:<br />

Truppendienst, 2000, no. 5, pp. 368-369<br />

[2] Adopted from Lesson 8B04, Values, USAF SNCOA, Montgomery /<br />

Alabama 01.Febuary 2004<br />

[3] http://usmilitary.about.com/cs/generalinfo/a/stanconduct.htm<br />

[4] Flores, Albert. “The Philosophical Basis of Engineering Codes of Ethics”,<br />

In Vesilind P.A. and A. Gunn (eds.), Engineering Ethics and the<br />

Environment, Cambridge: Cambridge University Press, 1998: 201-209<br />

[5] David B. Wong, Moral Relativity (Berkeley, CA: University of California<br />

Press, 1986), 248 pages<br />

[6] Adopted from Lesson CO-16, Leadership development tools,<br />

USAFSNCOA, Montgomery/Alabama 01.Febuary 2005<br />

[7] Adopted from Lesson 7B05, Roles and Responsibilities, USAFSNCOA,<br />

Montgomery/Alabama 01.September 2003<br />

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One Minute Manager, William Morrow and Company,Inc., Ney York,1985,<br />

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[9] http://www.army.mod.uk/servingsoldier<br />

[10]Adopted from Lesson 8O4, Managing Organisational Conflict,<br />

USAFSNCOA ,Montgomery/Alabama 01.March 2004<br />

[<strong>11</strong>] Adopted from Lesson 8B05, Diversity in the Work Place,<br />

USAFSNCOA, Montgomery/Alabama 01.July 2001<br />

[12] Sinnott-Armstrong, W. (1988). Moral dilemmas, Oxford, UK: Basil<br />

Blackwell<br />

[13] http://www.ndu.edu<br />

[14] Joseph Fletcher, Situation Ethics: The New Morality (Philadelphia:<br />

Westminster Press, 1966), p. 55<br />

[15] Dr. Stephen R. Covey, The 8th Habit: From Effectiveness to Greatness.<br />

Free Press; Bk & DVD edition (November 9, 2004)<br />

[16] Roger Fisher, Elizabeth Kopelman and Andrea Kupfer Schneider.<br />

Beyond Machiavelli: Tools for Coping With Conflict. Cambridge: Harvard<br />

University Press, 1994, 151 pp<br />

31


BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas<br />

[17] R. N. Kanungo and M. Mendonca, “Ethical leadership in three<br />

dimensions”, Journal of Human Values, 4, 1998, p. 141<br />

[18] K. Kelloway and J. Barling, “What we have learned about developing<br />

transformational leaders”, Leadership and Organization Development<br />

Journal, Vol. 21, 2000, pp. 355-362<br />

[19] Miller, P. F., and Coady, W. T. Vocational Ethics: Toward the<br />

Development of an Enabling Work Ethic. Springfield: Illinois Department of<br />

Adult, Vocational, and Technical Education, 1986<br />

Special thanks to CMSgt (Ret.) Christopher L. Bryans Melbourne/Florida<br />

32


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Hauptfeldwebel Holger FELS<br />

Der Wandel des Berufsbildes der<br />

Unteroffiziere – ein Vergleich zwischen<br />

der United States Air Force und der<br />

Deutschen Luftwaffe<br />

Die Beschäftigung mit dem Berufsbild der Unteroffiziere ist<br />

eine sehr umfangreiche, aber auch lohnende Aufgabe, zumal<br />

sich die verfügbare Literatur zu diesem Thema zumindest im<br />

deutschsprachigen Raum in Grenzen hält. Die European Non<br />

Commissioned Officer Academy (<strong>ENCOA</strong>) hat es sich zum<br />

Ziel gesetzt, diese Lücke nach Möglichkeit aufzufüllen. Der<br />

Verfasser des vorliegenden Artikels leistet seinen Beitrag zu<br />

einem besseren Gesamtbild durch eine direkte<br />

Gegenüberstellung der Karrierebilder von Unteroffizieren<br />

der Luftwaffe in den Vereinigten Staaten von Amerika und<br />

in Deutschland.<br />

Einleitung<br />

Die mit diesem Beitrag vorliegende Thematik soll sich mit dem Unteroffizier-<br />

Sein beschäftigen und punktuell einen Vergleich zwischen den<br />

Unteroffizieren der deutschen und US-amerikanischen Luftwaffe von heute<br />

bieten. Nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte des Unteroffiziers in<br />

Deutschland und dessen Wandel in den vergangenen Jahrzehnten wird der<br />

angesprochene Vergleich hinsichtlich allgemeiner Aussagen, Einstellungsvoraussetzungen<br />

und Beförderungssystemen gezogen.<br />

33


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Historische Betrachtungen zum Berufsstand des Unteroffiziers in<br />

Deutschland<br />

Schon in der Zeit der Landsknechte und Söldner kannte man im heutigen<br />

Deutschland die sogenannten „Feldweibel“ und „Korporale“ als militärische<br />

Vorkämpfer und Drillmeister. Daneben gab es noch eine große Zahl von<br />

Spezialisten wie Proviantmeister, Feldschreiber, Büchsenmeister und Furiere.<br />

Im gegenwärtigen Sinne könnte man die oben Genannten durchaus als<br />

Unteroffiziere bezeichnen. Es bildete sich jedoch dieser Begriff parallel zur<br />

Abgrenzung zu den Offizieren nur ganz allmählich heraus:<br />

„Bereits im kurbrandenburgischen Heere wurde das außerhalb der in Reih´ und<br />

Glied stehenden Soldaten erforderliche Führungs-, Ausbildungs- und<br />

Hilfspersonal nach den Befehls- und Aufgabenbereichen in zwei Klassen geteilt.<br />

Die für dieses Personal noch seit der Landsknechtzeit gebräuchliche Bezeichnung<br />

Prima Plana war in eine Obere und Untere Prima Plana getrennt und die<br />

Unterscheidung von „Ober-Officiren“ und „Unter-Officiren“ üblich. In den<br />

preußischen Kriegsartikeln von 1713 heißt es z.B.: „So sollen auch alle und jede<br />

Unter-Officir und Soldaten den Ober-Officirern ... gehorsam begegnen.“ Kapitän,<br />

Leutnant und Fähnrich waren die Oberoffiziere; Feldwebel, Sergeanten,<br />

Korporale und Gefreitenkorporale die Unteroffiziere einer Kompanie. Später<br />

wurden dann die Oberoffiziere einfach Offiziere genannt, und die Bezeichnung<br />

Unteroffiziere wurde beibehalten.“ (Transfeld u.a. 1976, 28)<br />

In den stehenden Heeren zur Zeit des Absolutismus rekrutierten sich die<br />

Soldaten fast ausschließlich aus Angeworbenen, die nicht selten unfreiwillig<br />

ihren Waffendienst leisteten. Dies führte in Bezug auf den Unteroffizier dazu,<br />

dass seine Hauptaufgabe darin bestand, mit Hilfe von Drill und Prügel<br />

automatischen Gehorsam zu erzwingen und Fahnenflucht zu vermeiden. Im<br />

Gegensatz zu den Unteroffizieren der Artillerie und der Pioniertruppe, die<br />

aufgrund ihrer handwerklich-technischen Vorbildung relativ hohes Ansehen<br />

genossen, wurde der Unteroffizier der Infanterie oder Kavallerie zum<br />

Drillmeister degradiert und dementsprechend negativ eingeschätzt. Die<br />

Hürden zum adeligen Offizierkorps waren hoch und für den bürgerlichen<br />

Unteroffizier selbst im Krieg kaum zu durchbrechen. Lediglich die<br />

„technischen“ Truppen bildeten eine Ausnahme.<br />

Erst im Gefolge der Napoleonischen Kriege und der allmählichen Einführung<br />

der allgemeinen Wehrpflicht wandelte sich auch das Bild des Unteroffiziers.<br />

Die Prügelstrafe wurde abgeschafft, die Ausbildung der Unteroffiziere und<br />

ihre materielle Lage wurden verbessert. Die Entwicklung der Waffentechnik<br />

und die damit verbundene, neue Kampfweise in aufgelöster Ordnung<br />

brachten vermehrte Verantwortung und Selbstständigkeit.<br />

Der I. Weltkrieg brachte eine große Bewährungsprobe für den Unteroffizier<br />

als Gruppen- und Zugführer mit sich. Vielen, die militärisch in eigenständiger<br />

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FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Weise hervorragende Leistungen zeigten, blieb der Weg nach oben dennoch<br />

versperrt. Aus den hunderttausenden Unteroffizieren gingen nur wenige<br />

„Tapferkeitsoffiziere“ hervor.<br />

Die Ereignisse im II. Weltkrieg brachten in diesem Fall einen grundlegenden<br />

Paradigmenwechsel hervor, zumal die Durchlässigkeit der Karriere von<br />

Unteroffizieren bis in höchste Offiziersränge eingeführt wurde. Seither gilt<br />

das Standesdenken mit Bezug auf eine von vornherein eingeschränkte<br />

Laufbahn als abgeschafft. Die Bedeutung des individuellen<br />

Leistungsvermögens gewann damit – verbunden mit vielen Vorteilen für das<br />

deutsche Unteroffizierskorps – im Gegenzug an Bedeutung.<br />

Der deutsche Unteroffizier im Wandel<br />

Besonders im Bereich des „kämpfenden“ Unteroffiziers gibt es heute ganz<br />

offensichtlich einen Nachwuchsmangel. In der zeitgeschichtlichen<br />

Retrospektive erscheint dies dem Verfasser mit nun folgender Begründung<br />

nicht überraschend zu sein.<br />

Bis mindestens in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts hinein kann man in<br />

der Zeitspanne ab 1945 von einem im Grunde fehlenden Sozialprestige des<br />

Unteroffiziers in Deutschland sprechen. In den Jahrzehnten nach dem II.<br />

Weltkrieg wurde das Bild des Soldaten generell im Kern sehr negativ<br />

transportiert, etwa über die Darstellung des „Platzek“ in Kirsts „08/15“-<br />

Filmtrilogie. Dies in Kombination zum Beispiel mit unzulänglicher<br />

Besoldung führte zu Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von<br />

Unteroffizieranwärtern. Auch die Bezeichnung der Personengruppe als<br />

„Unteroffizier“ war für die Imagebildung nicht gerade förderlich, wenn<br />

„unter“ fälschlicherweise mit „minderwertig“ gleichgesetzt wurde. Bis heute<br />

aber wandelte sich das Bild des Unteroffiziers als Drillmeister und Schleifer<br />

oder Kämpfer in jenes eines pädagogisch geschulten, fürsorglichen,<br />

selbstbewussten und politisch interessierten Menschen (vgl. dazu<br />

Gareis/Klein 2004, 432ff).<br />

Der Unteroffizier der Luftwaffe: ein deutsch-amerikanischer Vergleich<br />

Deutsche Luftwaffe<br />

Unteroffiziere der Bundeswehr sind heute entweder als Führer, Erzieher und<br />

Ausbilder tätig, oder sie sind Spezialisten in Technik und Verwaltung. Die<br />

enorm große Verwendungsbreite eines Unteroffiziers, besonders im<br />

technischen Bereich der Luftwaffe, macht eine systematische Bestenauslese<br />

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FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

notwendig. Zivile Vorkenntnisse sind in Teilbereichen der Luftwaffe<br />

unabdingbar. Der hohe technische Stand von Waffen und Gerät erfordert zu<br />

deren Bedienung, Wartung und Instandsetzung daher den fachlich<br />

vorgebildeten Spezialisten, der nicht nur in der Lage ist, selbst mit Hand<br />

anzulegen, sondern der auch Hilfskräfte einweisen, anleiten und einsetzen<br />

kann. Hierzu sind neben pädagogischen Fähigkeiten vor allem handwerklichtechnische<br />

Vorkenntnisse notwendig, über die aufgrund des deutschen Schulund<br />

Bildungssystems der Unteroffizier viel eher verfügt als etwa der Offizier.<br />

Vom Unteroffizier als Führer und Erzieher auf den Ebenen Gruppe und Zug<br />

wird eine umfassende Befähigung zur Menschenführung verlangt, wie dies<br />

sonst kaum in einem anderen Beruf üblich zu sein scheint. Im täglichen<br />

Umgang mit Soldaten müssen Unteroffiziere neben Einfühlungsvermögen<br />

und mitmenschlichem Verständnis ständig pädagogisch-methodische<br />

Fähigkeiten, Einfallsreichtum und den Willen zur Selbstverantwortung unter<br />

Beweis stellen.<br />

Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Georg Leber sprach in einer<br />

Rede vor Unteroffizieren der 4. Jägerdivision im Jahr 1974 über die<br />

Bundeswehr sinngemäß von „einer der großen Armeen der Welt“ und meinte<br />

insbesondere: „Daß dies so ist, verdankt sie (die Bundeswehr, Anmerkung<br />

des Verfassers) zum entscheidenden Teil ihrem Unteroffizierkorps.“<br />

Wenn man die Bedeutung dieses Satzes analysiert, so stellt sich sofort die<br />

Frage, wie es zu diesem Wandel vom Prügelknecht und Drillmeister zum<br />

anerkannten Unteroffizier von heute kommen konnte. Hierzu sollte man als<br />

Ausgangsbasis Kuhlmanns Studie zur Jägerkompanie (Kuhlmann 1979) und<br />

Stouffers Arbeit „The American Soldier“ (Stouffer 1945) betrachten.<br />

Kuhlmann kam damals zum Schluss, dass Jägerchefs (Offiziere) auf die<br />

Jägersoldaten kaum direkt erziehend einwirkten (a.a.O.). Die Aufgabe bliebe<br />

den Gruppen- und Zugführern, das heißt überwiegend den Unteroffizieren<br />

überlassen. Sie – und nicht die Offiziere – wären nach Kuhlmann die<br />

bevorzugten Ansprechpartner der Mannschaften, sowohl in dienstlichen als<br />

auch in persönlichen Angelegenheiten.<br />

Stouffers Studie wiederum, obwohl in den USA entstanden mit<br />

Möglichkeiten des Transfers auf die Bundeswehr zu interpretieren, sagt im<br />

Wesentlichen aus, der Soldat würde nicht vorrangig aus Gründen des<br />

Gehorsams kämpfen. Er schlage sich vielmehr für seine Truppe, seine<br />

Kameraden und seinen unmittelbaren Führer, also für seinen Unteroffizier,<br />

sofern dieser von ihm akzeptiert würde (a.a.O.).<br />

Eine Hauptaufgabe des modernen Unteroffiziers ist somit, die unterstellten<br />

Soldaten zu einer Gemeinschaft zu formen, die ihn selbst nicht ausschließen<br />

darf. Er muss vielmehr ein Teil der Gruppe sein, um die für die<br />

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FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Auftragserfüllung im Frieden und im Einsatz nötige, gegenseitige Zuneigung<br />

und Anerkennung zu entwickeln.<br />

Der Wandel und die Bedeutung des Unteroffiziers spiegeln sich auch in der<br />

Tatsache wider, dass er grundsätzlich Frontmann und damit erster<br />

Ansprechpartner für eigentlich alle Mannschaften und deren Probleme ist. Für<br />

die Streitkräfte als Organisation wurde er in Deutschland, aber auch in vielen<br />

anderen Ländern, immer mehr zum Rückgrat der Armee.<br />

United States Air Force (USAF)<br />

Gleich vorweg kann man mit großer Sicherheit sagen, dass der Unteroffizier<br />

in den Streitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika heute einen noch<br />

höheren Stellenwert als in der Bundeswehr einnimmt. Dafür gibt es etliche<br />

Beweise, von denen hier einige angeführt werden:<br />

• Das Jahr 1989 wurde vom ehemaligen Stabschef des Heeres, General<br />

Vuono, zum „Jahr des Unteroffiziers“ erklärt.<br />

• Jede Teilstreitkraft verfügt über einen Repräsentanten des<br />

Unteroffizierkorps im höchsten Dienstgrad eines Chief Master Sergeant,<br />

so natürlich auch die Air Force. Dieser ist Ratgeber für den Inspekteur<br />

der USAF für alle Mannschafts- und Unteroffiziersangelegenheiten.<br />

• Bataillons-, Regiments- oder Divisionskommandeure lassen sich von<br />

einem Command Chief Master Sergeant beraten.<br />

• Jede amerikanische Unteroffizierschule wird von einem Chief Master<br />

Sergeant kommandiert. Dieser führt die Funktionsbezeichnung<br />

„Commandant“.<br />

• Ein Chief Master Sergeant ist grundsätzlich berechtigt, eine Einheit zu<br />

führen, jedoch ohne die für eine Einheitsführung sonst übliche<br />

Disziplinargewalt über die unterstellten Soldaten.<br />

Diese für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika positive<br />

Entwicklung darf nicht über die zu Beginn der Einführung einer<br />

Freiwilligenarmee im Jahre 1973 verzeichneten, zum Teil massiven<br />

Nachwuchsprobleme für das Unteroffizierkorps hinwegtäuschen. Gerade in<br />

den ersten Jahren gab es offenbar eine hohe Anzahl von Bewerbern ohne<br />

Schulabschluss oder aus den untersten sozialen Schichten. Dies dürfte für<br />

viele Jahre eine schwere Belastung für die Streitkräfte insgesamt dargestellt<br />

haben. Für viele könnte der Unteroffizierberuf zur Chance des Lebens<br />

geworden sein, und so sind sicher einige potentielle Aussteiger aus der<br />

Gesellschaft von damals zu Aufsteigern bis in die höchsten<br />

Unteroffizierdienstgrade geworden. Letztlich konnte man die benötigten<br />

Unterführer aber nur durch das Absenken des Niveaus der<br />

37


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Zulassungskriterien erreichen. Hier sind durchaus Parallelen zur Bundeswehr<br />

von heute zu erkennen, die ähnliche Probleme bewältigen muss.<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

Die Bedeutung des Unteroffiziers als Techniker steht in der USAF genau wie<br />

in der Deutschen Luftwaffe im Vordergrund. Auch die hohe<br />

Einsatzbereitschaft und die Herausforderung der Teambildung sind sehr gut<br />

miteinander vergleichbar.<br />

Wesentlich anders im Vergleich zur Bundeswehr sind in den USA die<br />

Möglichkeiten der Beförderungen zum jeweils nächsthöheren Dienstgrad.<br />

Diesem Aspekt ist in der vorliegenden Arbeit allerdings ein eigenes Kapitel<br />

gewidmet.<br />

Vergleicht man die Forderungen an den Unteroffizier in Deutschland und in<br />

den USA, so kann man von nahezu identen Grundlagen ausgehen. In beiden<br />

Systemen erwartet man vom Unteroffizier vorrangig<br />

• Fähigkeiten der Menschen- und Gesprächsführung<br />

• Einfühlungsvermögen<br />

• Loyalität<br />

• Integrität<br />

• Selbstbewusstsein<br />

• Beispielhaftigkeit<br />

• Teamfähigkeit<br />

• Selbstdisziplin<br />

• Toleranz<br />

• Verantwortungsbewusstsein<br />

• Flexibilität<br />

• Geradlinigkeit<br />

• Willensstärke und<br />

• technisches Verständnis.<br />

Natürlich ist es schwer, wie den aufmerksamen Lesern nicht entgangen sein<br />

dürfte, die Grundtugenden eines Soldaten allgemein von jenen eines<br />

Unteroffiziers im Speziellen zu unterscheiden. Aufgrund der wichtigen<br />

Stellung des Unteroffiziers als Vermittler und Bindeglied zwischen<br />

Mannschaften und Offizieren, als vorrangiger Ansprechpartner für<br />

38


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Mannschaftsdienstgrade und als erste Adresse für qualifizierte Ausbildung,<br />

wird er aber weiterhin auf der Skala der Aufmerksamkeit innerhalb des<br />

Militärs ganz oben stehen müssen. Im Zeitalter zu erweiternder Aufgaben im<br />

nationalen wie im internationalen Bereich und den sich daraus rasch<br />

ändernden Umfeldsituationen wird der Unteroffizier sein Aufgaben- und<br />

Qualifikationsspektrum laufend ergänzen müssen, um seiner hohen<br />

Verantwortung auch in Zukunft Rechnung tragen zu können.<br />

Einstellungsvoraussetzungen<br />

Bei den Einstellungsvoraussetzungen gibt es in Bezug auf den vorliegenden<br />

Vergleich sehr deutliche Unterschiede. Während bei der USAF – grob am<br />

Beginn zusammengefasst – de facto lediglich die schulische Ausbildung von<br />

Bedeutung ist, wird bei der Bundeswehr das Augenmerk neben der<br />

schulischen Ausbildung auch auf zivil erworbene Qualifikationen gelegt. Die<br />

doch recht umfangreichen und unterschiedlichen Voraussetzungen zur<br />

Einstellung in den Streitkräften generell können stark vereinfacht wie folgt<br />

skizziert werden:<br />

Deutsche Luftwaffe<br />

Voraussetzung für die Einstellung als Unteroffizieranwärter:<br />

• 17. Lebensjahr vollendet, das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet sowie<br />

• Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter<br />

Bildungsstand.<br />

Voraussetzung für die Einstellung mit einem höheren Dienstgrad als<br />

„Unteroffizier“:<br />

• Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand<br />

und<br />

• einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss.<br />

als „Stabsunteroffizier“:<br />

• Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand,<br />

einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss<br />

oder<br />

39


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

• Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter<br />

Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren<br />

Berufsabschluss oder eine mindestens zweijährige förderliche berufliche<br />

Tätigkeit.<br />

Die Bewerber müssen sich für mindestens drei Jahre zum Dienst in der<br />

Bundeswehr verpflichten und eine Eignungsprüfung mit Erfolg abgeleistet<br />

haben.<br />

Voraussetzung für die Einstellung als Feldwebelanwärter:<br />

• 17. Lebensjahr vollendet, das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet;<br />

Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter<br />

Bildungsstand; Berufsabschluss oder<br />

• Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand.<br />

Voraussetzung für die Einstellung mit einem höheren Dienstgrad als<br />

Unteroffizier Feldwebelanwärter:<br />

• Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand<br />

und<br />

• einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss.<br />

als „Stabsunteroffizier Feldwebelanwärter“:<br />

• Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand,<br />

einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss<br />

oder ein Abschluss für ein Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des<br />

mittleren nichttechnischen Dienst oder<br />

• Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter<br />

Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren<br />

Berufsabschluss und eine mindestens zweijährige förderliche berufliche<br />

Tätigkeit.<br />

als Feldwebel (im Truppendienst, Geoinformationsdienst oder im<br />

allgemeinen Fachdienst):<br />

• Meisterprüfung für die vorgesehene Verwendung, Abschluss als staatlich<br />

geprüfter Techniker oder Betriebswirt oder<br />

40


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

• ein Abschluss für einen Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des<br />

mittleren nichttechnischen Dienstes.<br />

Die Bewerber müssen sich für mindestens drei Jahre zum Dienst in der<br />

Bundeswehr verpflichten und eine Eignungsübung mit Erfolg abgeleistet<br />

haben.<br />

Wie in der oben ersichtlichen Aufzählung zu erkennen ist, haben Freiwillige<br />

jetzt die Möglichkeit, mit einem Hauptschul- bzw. Berufsabschluss den Beruf<br />

des Unteroffiziers zu ergreifen. Dies war bis vor wenigen Jahren noch nicht<br />

möglich. An den getroffenen Maßnahmen der Abschwächung von<br />

Zulassungskriterien kann man durchaus nachvollziehen, welche<br />

Schwierigkeiten die Bundeswehr gehabt haben dürfte, geeigneten Nachwuchs<br />

zu rekrutieren (vgl. Gareis/Klein 2004, 432ff).<br />

United States Air Force<br />

Dieses Bild rund um Rekrutierungsprobleme zeigte sich bei der USAF bereits<br />

Mitte der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Rahmen der<br />

Umstellung auf ein Freiwilligensystem (vgl. Grodzki u.a. 1989, 291ff), wie<br />

im Folgenden noch gezeigt wird. Im Vergleich zur Bundeswehr erscheinen<br />

die Einstellungsvoraussetzungen der USAF heute zunächst überschaubarer zu<br />

sein. Die einzige Möglichkeit, in der Air Force mit einem bereits höheren<br />

Dienstgrad als Airman oder Airman First Class eingestellt zu werden, besteht<br />

darin, eine schulische Ausbildung vorweisen zu können und eine militärische<br />

Mindestverpflichtungszeit einzugehen. Der Freiwillige darf nicht jünger als<br />

18 Jahre sein und das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Um als<br />

Airman First Class eingestellt zu werden, benötigt man zumindest einen<br />

Highschool-Abschluss. Die Mindestverpflichtungszeit beträgt dann sechs<br />

Jahre. Eine weitere Einstiegsmöglichkeit mit einem höheren Dienstgrad<br />

besteht für Freiwillige bei einer Mindestverpflichtungszeit von vier Jahren,<br />

wenn diese eine gewisse Anzahl von „credits“ durch einen Collegebesuch<br />

vorweisen können.<br />

Beförderungszeiträume im Vergleich<br />

Im Folgenden werden die Beförderungszeiträume der deutschen und<br />

amerikanischen Luftwaffe zunächst anhand zweier Tabellen dargestellt:<br />

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FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Deutsche Luftwaffe<br />

Abbildung 1: Dienstzeitvoraussetzungen für die Beförderung (ZDv 20/7<br />

„Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und<br />

Zulassung von Soldatinnen und Soldaten“, Bearbeitungsstand Dez. 2006)<br />

Für die Beförderung<br />

zum<br />

Abkürzung Gesamtdienstzeit<br />

in Jahren<br />

Bei Einstellung als<br />

(in Jahren)<br />

OGefr /<br />

Uffz StUffz Fw<br />

HptGefr<br />

1 Gefreiter Gefr 3 Monate --- --- --- ---<br />

2 Hauptgefreiter HptGefr 1 --- --- --- ---<br />

3 Oberstabsgefreiter OStGefr 4 (1) --- --- --- ---<br />

Unteroffizier Uffz 1 --- --- --- ---<br />

4 Stabsunteroffizier StUffz 2 --- 1 --- ---<br />

Feldwebel Fw 3 2 ½ 2 1 ---<br />

5 Oberfeldwebel OFw 5 4 ½ 4 3 2<br />

6 Hauptfeldwebel HptFw 8 7 ½ 7 6 5<br />

7 Stabsfeldwebel StFw 16 --- --- --- ---<br />

8 Oberstabsfeldwebel OStFw 19 --- --- --- ---<br />

(1) Die Beförderung zum Oberstabsgefreiten setzt eine festgesetzte Dienstzeit von<br />

mindestens sechs Jahren voraus.<br />

42


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

United States Air Force<br />

Abbildung 2: Dienstzeitvoraussetzungen für die Beförderung (Department of<br />

the Air Force: Promotion, Fitness, Examination, 2005)<br />

Für die<br />

Beförderung zum<br />

Abkürzung Gesamtdienstzeit<br />

in Jahren<br />

Dienstzeit im Dienstgrad<br />

in Monaten<br />

1 Airman Amn --- 6<br />

2 Airman First<br />

Class<br />

A 1C --- 10<br />

3 Senior Airman SrA 3 20 oder 28<br />

4 Staff Sergeant SSgt 3 6<br />

5 Technical Sergeant TSgt 5 23<br />

6 Master Sergeant MSgt 8 24<br />

7 Senior Master<br />

Sergeant<br />

8 Chief Master<br />

Sergeant<br />

SMSgt <strong>11</strong> 20<br />

CMSgt 14 21<br />

Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

Zunächst einmal muss man festhalten, dass es in der amerikanischen<br />

Luftwaffe keine direkt vergleichbaren Dienstgrade zu den deutschen<br />

Obergefreiten, Stabsgefreiten, Unteroffizieren und Feldwebel gibt. Durchaus<br />

vergleichbar sind aber die Dienstzeiten, die man benötigt, um den jeweils<br />

nächsthöheren Dienstgrad erreichen zu können.<br />

Unterschiede zeigen sich in der jeweiligen Voraussetzung zur Beförderung.<br />

Während in der Deutschen Luftwaffe lehrgangsgebundene Prüfungen zum<br />

Erreichen des Dienstgrades Unteroffizier oder Feldwebel an der<br />

Unteroffizierschule der Luftwaffe notwendig sind, muss der amerikanische<br />

Unteroffizieranwärter, beginnend auf dem Weg zum Dienstgrad Staff<br />

Sergeant, für jede weitere Beförderung eine Prüfung ablegen. Ein<br />

Nichtbestehen dieser Prüfungen bedeutet, dass er bei der Auswahl für die<br />

43


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

Beförderung nicht mit in Betracht gezogen wird und er die Prüfung im<br />

folgenden Jahr erfolgreich absolvieren muss, um überhaupt die Chance auf<br />

eine weitere Beförderung zu wahren. Diese Prüfung beinhaltet einen<br />

allgemeinmilitärischen und einen fachspezifischen Teil.<br />

In beiden Systemen werden grundsätzlich zur Beförderung die<br />

Gesamtdienstzeit, die verbrachte Zeit im Dienstgrad und die Beurteilung<br />

hinzugezogen. Als gravierendster Unterschied beginnt jeder Unteroffizier der<br />

USAF ausnahmslos als Mannschaftsdienstgrad, während die Deutsche<br />

Bundeswehr, also nicht nur die Luftwaffe, eine Einstellung mit einem<br />

höheren Dienstgrad, wie oben herausgearbeitet sogar bis hin zum Feldwebel<br />

als Einstiegsdienstgrad, vorsieht.<br />

Schlussbemerkung<br />

Dieser Beitrag soll ein insgesamt besseres Verständnis für das Berufsbild des<br />

Unteroffiziers ermöglichen, indem nationale Fragen der Personalpolitik in<br />

Streitkräften, konkret in diesem Fall bezogen auf die Deutsche Luftwaffe und<br />

die United States Air Force und deren Unteroffizierkorps, in einen<br />

internationalen Vergleich gestellt werden. Damit sollte auch ein Anreiz<br />

geschaffen werden, weitere Schritte in diese Richtung zu setzen.<br />

Literatur<br />

Gareis, Sven Bernhard / Paul Klein (2004). Handbuch Militär und<br />

Sozialwissenschaft, Wiesbaden.<br />

Grodzki, Manfred / Paul Klein / Horst Rohde (1989). Soldat – ein Berufsbild<br />

im Wandel; Band 1 Unteroffiziere.<br />

Kuhlmann, J. (1979). Einheitsführer-Studie. Sozialwissenschaftliches Institut<br />

der Bundeswehr.<br />

Stouffer, S.A. (1949). The American Soldier, Vol. I und II., Princeton.<br />

Transfeldt, Walter / Otto Quenstedt (1976). Wort und Brauch im deutschen<br />

Heer, Hamburg.<br />

Zentrum Innere Führung (Hrsg.)(1990). Texte und Studien – Bild und<br />

Selbstverständnis des Kompaniefeldwebels.<br />

Empfohlene Internetquellen<br />

http://www.airpower.maxwell.af.mil/airchronicles/cc/powell.html<br />

http://www.bundeswehr.org/<br />

44


FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel<br />

http://intranet.bspra.twv/deutsch/startseite.htm<br />

http://usmilitary.about.com/od/afpromotions/a/e7promrates.htm<br />

45


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

Vizeleutnant Kurt GROBNER<br />

Grundlagen zur Dienstaufsicht in der<br />

Deutschen Luftwaffe und im<br />

Österreichischen Bundesheer im<br />

Vergleich<br />

Korrekte Dienstaufsicht und richtige Kontrolle durch Vorgesetzte<br />

sind Themenbereiche, die in der Führungsausbildung<br />

und der Qualifikation von Ausbildern nicht selten etwas<br />

stiefmütterlich behandelt werden. Deren Bedeutung wird<br />

spätestens dann sichtbar, wenn sie nicht richtig wahrgenommen<br />

werden und dadurch unnötige Probleme entstehen. Der<br />

Verfasser der vorliegenden Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />

einschlägige Dokumente aus dem Umfeld des Österreichischen<br />

Bundesheeres und der Deutschen Luftwaffe heranzuziehen<br />

und einen für den Ausbildungs- und Führungsbetrieb<br />

wertvollen Vergleich daraus zu ziehen.<br />

Einleitende Worte<br />

Dienstaufsicht ist gerade für Unteroffiziere ein ständig aktuelles Thema. Einerseits<br />

erleben sie Dienstaufsicht durch Vorgesetzte (als Beaufsichtigte),<br />

andererseits sind sie selbst verpflichtet, Dienstaufsicht bei den Untergebenen<br />

wahrzunehmen. Die Unzufriedenheit mit der erlebten Dienstaufsicht, deren<br />

Ergebnissen oder den gesetzten Maßnahmen ist nicht selten Tagesthema.<br />

Nicht wenige Mitarbeiter äußern dabei Gefühle wie Ärger oder Enttäuschung.<br />

Aus Sicht der auszubildenden Soldaten zeigt sich eine mindestens genauso<br />

deutliche wie alarmierende Situation. Berichte der Parlamentarischen Beschwerdekommission<br />

in Österreich, Jahresberichte des Wehrbeauftragten des<br />

Deutschen Bundestages oder eine anlässlich dieser Ausarbeitung durchgeführte<br />

Befragung von Lehrgangsteilnehmern an der Heeresunteroffiziersakademie<br />

und der Unteroffizierschule der Deutschen Luftwaffe zeigen zweierlei:<br />

47


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

1. Es gibt Handlungsbedarf und 2. die Probleme sind bestimmt nicht als isoliert<br />

und nur in einem Land oder einer Organisation bestehend zu betrachten.<br />

Der Auftrag an die Streitkräfte, einsatzfähige und einsatzwillige Soldaten<br />

auszubilden und zu erziehen, ist trotz vieler Bemühungen (zeit- und kostenintensive<br />

Ausbildung des Kaders, Herausgabe von Weisungen, Erlässen, Befehlen<br />

oder Belehrungen) sicher noch nicht zur vollsten Zufriedenheit aller erreicht.<br />

Die Dienstaufsicht, eingebunden in den Führungsprozess ist wesentlicher<br />

Bestandteil dieses Auftrages. Auf Grund der Tatsache, dass es einerseits<br />

trotz intensiver Gegensteuerungen (Führungsverhaltensausbildung, Kaderbelehrungen,<br />

Berichte des Wehrbeauftragten in Deutschland oder der Beschwerdekommission<br />

in Österreich, Hinweise und Appelle in Erlässen und<br />

Befehlen u.v.m.) wiederholt zu Verletzungen der Dienstaufsichtspflicht<br />

kommt und andererseits, dass Dienstaufsicht sehr oft reduziert als Überprüfung<br />

und Kontrolle empfunden wird, stellen sich zwingende Fragen wie:<br />

• Warum ist das so? Oder: Wo sind die Ursachen zu suchen?<br />

• Wie kann Dienstaufsicht verbessert werden?<br />

Die nachfolgende Arbeit wird sich mit der Dienstaufsicht in der Ausbildung<br />

befassen. Dabei wird im ersten Teil auf erlebte Erfahrungen eingegangen. In<br />

weiterer Folge sollen wesentliche Grundlagen betrachtet und im Anschluss<br />

das Thema mittels Auszügen und Erläuterungen der deutschen und österreichischen<br />

Fachliteratur behandelt werden. Die Komplexität der Dienstaufsicht<br />

wird im Kapitel zur Ganzheitlichkeit dargestellt. Danach werden Ziele und<br />

Grundsätze der Dienstaufsicht erläutert, die durch konkrete Anwendungshilfen<br />

und Regeln für die Dienstaufsicht und Kontrolle ergänzt werden.<br />

Dienstaufsicht aus der Perspektive des Beaufsichtigten<br />

Von Anerkennung bis hin zu destruktiver Ignoranz<br />

Für Untergebene bedeutet der Begriff Dienstaufsicht zunächst Kontrolle und<br />

Überwachung. Für engagierte Mitarbeiter oder Untergebene stellt die Tatsache,<br />

von kompetenten Vorgesetzten überprüft zu werden, in der Regel wohl<br />

kein Problem dar. Im Gegenteil: Das Interesse des Vorgesetzten gegenüber<br />

der zu erfüllenden Aufgaben und des Untergebenen selbst wird in diesem Fall<br />

als positiv empfunden. Hingegen wird das Fehlen von Dienstaufsicht oft als<br />

Desinteresse und geringe Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter und<br />

seiner Leistungen interpretiert.<br />

In solchen Situationen sind oft Aussagen zu hören wie: „Vermutlich interessiert<br />

meine Arbeit ohnehin niemanden, sonst hätte es doch jemand für Wert<br />

48


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

befunden, sie sich anzusehen.“ Auf längere Zeit mit seiner Leistung keine<br />

Beachtung zu finden, wird verständlicherweise immer demotivierend wirken.<br />

Keine Dienstaufsicht und somit keine Rückmeldungen von seinen Vorgesetzten<br />

zu bekommen, ist auch Feedback – nämlich ein destruktives! Ähnliches<br />

gilt natürlich für die Fachaufsicht über Spezialisten oder Fachkräfte von deren<br />

fachlich Vorgesetzten, die nicht in der Linie stehen.<br />

Beziehungs- und Sachebene<br />

Wird Dienstaufsicht auf Überwachung und Kontrolle beschränkt, dann erleben<br />

sie die Betroffenen häufig als sehr unpersönlich. Mangelndes Interesse<br />

am Befinden der Mitarbeiter sowie die an Fehlern und nicht an Erreichtem<br />

orientierte Bewertung von Leistungen wirken sich besonders negativ aus.<br />

Das Erkennen und Abstellen von Fehlern, Missständen oder Mängeln muss<br />

klarerweise ein ganz wesentlicher Zweck der Dienstaufsicht sein. Wenn Untergebene<br />

jedoch Dienstaufsicht nur als unpersönliche Überprüfung ihrer<br />

Leistungen, vielleicht sogar ohne persönlichen Kontakt zum Vorgesetzten,<br />

erleben, dann wird diese Art der Kontrolle längerfristig erfolglos sein.<br />

Nicht umsonst wird fast bei allen Führungsseminaren auf die Wichtigkeit der<br />

Beziehungsebene hingewiesen. Wenn wir Dienstaufsicht „im Vorbeigehen“<br />

oder gar im „Vorbeifahren“ erleben, dann kann bestimmt nicht vom Aufbau<br />

einer Beziehung zum Überprüften gesprochen werden. Konstruktive Rückmeldungen<br />

sind ohne seriösen Gesamteindruck in der Regel nicht mehr zu<br />

erwarten, und das Feedback bleibt auf Äußerlichkeiten und oft unbedeutende<br />

Details konzentriert.<br />

Rechtsgrundlagen<br />

Als wesentliche rechtliche Grundlagen seien zunächst für die Deutsche Bundeswehr<br />

das Soldatengesetz (SG) und für das Österreichische Bundesheer die<br />

Allgemeine Dienstvorschrift (ADV) angeführt. Das deutsche Soldatengesetz<br />

legt im §10 (2) fest: „Der Vorgesetzte hat die Pflicht zur Dienstaufsicht und<br />

ist für die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich“. Die ADV in Österreich<br />

meint im §4 (3) zur Pflicht des Vorgesetzten als Dienstaufsichtführender:<br />

“Der Vorgesetzte ist verpflichtet, seinen Untergebenen durch ständige<br />

Überwachung des Dienstbetriebes zur sachgerechten Erfüllung ihrer Pflichten<br />

anzuhalten.“<br />

Die Pflicht zur Dienstaufsicht beschränkt sich nicht auf einzelne Dienstgrade<br />

oder Führungsebenen. Sie ist eine Führungs- und Erziehungsaufgabe, die von<br />

allen Kommandanten, Offizieren wie Unteroffizieren wahrzunehmen ist (vgl.<br />

Hehenberger 2005, 445).<br />

49


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

Erziehung als besonderer Auftrag in Fragen der Dienstaufsicht wird in der<br />

Deutschen Luftwaffe über die Weisung Nr. <strong>11</strong>01 („Erziehung in der Luftwaffe“)<br />

umfangreich geregelt. Weiters kommen auch Leitsätze für die Innere<br />

Führung zur Anwendung, die im Besonderen in den Leitsätzen für Dienstgestaltung<br />

und Ausbildung, zu Befehl und Gehorsam und für die Personalführung<br />

die Grundsätze der Dienstaufsicht umreißen.<br />

In der österreichischen Erlasslage zu den „Erzieherischen Maßnahmen“ aus<br />

dem Jahr 1999 wird der Begriff „Dienstaufsicht“ auf unterster Führungsebene<br />

zunächst als „Beaufsichtigung“ bezeichnet. Im Gegensatz zu den deutschen<br />

Quellen werden in Österreich auch keine Unterteilungen diverser Maßnahmen<br />

der Dienstaufsicht getroffen. Auffällig ist weiters die Streichung des<br />

Begriffs der Erziehung in neueren Grundlagen wie der „Ausbildungsphilosophie<br />

des Österreichischen Bundesheeres“ aus dem Jahr 2006. Insgesamt hält<br />

etwa der stellvertretende Kommandant der Heeresunteroffiziersakademie in<br />

einem Artikel für die Fachzeitschrift TRUPPENDIENST für die österreichische<br />

Situation sehr kritisch zum Thema Dienstaufsicht fest:<br />

„Die derzeit im Bundesheer verfügbaren Ausbildungsunterlagen reichen<br />

nicht aus oder sind nicht geeignet, um eine einheitliche Vermittlung dieses<br />

Themas sicherzustellen.“ (Hehenberger 2005, 448)<br />

Zwei interessante Werke in der Gegenüberstellung<br />

Als jene zwei Bücher, die sich während der gedanklichen Bearbeitung des<br />

Themas als besonders wertvoll herauskristallisierten, sind die Veröffentlichungen<br />

„Allgemeine Führungslehre, Führung in der Bundeswehr: Leitfaden<br />

für Lehre und Praxis“ (herausgegeben durch H.H. Driftmann, 1986) und aus<br />

Österreich „Militärische Ausbildung: Orientierungshilfe für Gruppen und<br />

Zugskommandanten“ von Heinz Florian und Roberto Kalmar aus dem Jahr<br />

1997 zu nennen. Ersteres beschreibt Dienstaufsicht und Kontrolle ganz allgemein<br />

als Teil des Führungsprozesses. Konkret kann man bei Driftmann<br />

(Hrsg., 1986) folgende Aussagen (Hervorhebungen durch die Redaktion)<br />

nachlesen:<br />

„Die Kontrollphase schließt den Führungsvorgang ab und führt ihn<br />

zugleich dadurch fort, dass ihre Ergebnisse wieder in die Lagefeststellung<br />

einfließen. Sie dient dazu, die Auswirkung der Planung und Befehlsgebung<br />

allgemein festzustellen, die Art und Weise der Ausführung von Aufträgen<br />

und Befehlen zu überwachen und das erreichte Ergebnis dem Ziel gegenüber<br />

zu stellen. Führung ist ohne Kontrolle nicht möglich. Die Kontrolle<br />

umfasst auch die Selbstkontrolle des Führers. … Die Dienstaufsicht als<br />

Führungstätigkeit ist das Ausüben von Kontrolle ebenso wie die Kontrolle<br />

50


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

als Phase des Führungsvorganges die Wahrnehmung der Dienstaufsicht<br />

umfasst. Beide Führungstätigkeiten weisen Gemeinsamkeiten auf und sind<br />

daher nicht voneinander zu trennen. Sie ergänzen einander im Frieden<br />

und im Krieg. Beide Führungstätigkeiten enthalten einen personalen und<br />

instrumentalen Anteil, nämlich Hilfe und Sorge für den geführten Soldaten<br />

und Ergebnisfeststellung und Überwachung der Auftragsausführung. Die<br />

Gesamtverantwortung des militärischen Führers erfordert es, Dienstaufsicht<br />

und Kontrolle sowohl bei der Willensbildung (Zielsetzung und Planung)<br />

als auch bei der Willensdurchsetzung (Befehlsgebung und Kontrolle)<br />

auszuüben.“ (a.a.O., 38)<br />

Die im Weiteren gegebenen Erklärungen, Anweisungen sowie die Grundsätze<br />

für die Dienstaufsicht werden in die Zusammenstellung eines Gesamtkatalogs<br />

im Rahmen dieser Arbeit später noch einfließen.<br />

Florian und Kalmar (1997) unterscheiden auf Gruppen- und Zugsebene je<br />

nach Ziel zwischen der Ausbildungs- und der Erfolgskontrolle. Im Gegensatz<br />

zur ersteren Quelle beschäftigen sich deren Ausführungen ausschließlich mit<br />

Ausbildungsbelangen. Erstere wiederum bezieht sich auf das gesamte Umfeld<br />

der Ausbildung und ist für die Vorbereitungs-, Durchführungs-, und Ergebnisqualität<br />

sowie für organisatorische Rahmenbedingungen anzuwenden.<br />

Weiters wird darauf hingewiesen, dass die Ausbildungskontrolle normalerweise<br />

durch die Dienstaufsicht, jedoch auch als Selbstkontrolle durch den<br />

Durchführenden der Ausbildung stattfinden kann.<br />

Die wesentlichen Qualitätsbereiche der Ausbildungskontrolle werden von den<br />

beiden Autoren anhand folgenden Modells illustriert und in ihrem Buch ausführlich<br />

erläutert:<br />

51


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

Abbildung: Qualitätsbereiche der Ausbildung (Florian / Kalmar 1997, 152)<br />

QUALITÄTSBEREICHE DER AUSBILDUNG<br />

Qualitätskontrollbereiche<br />

Vorbereitungs- Durchführungsqualität<br />

qualität<br />

Ergebnisqualität<br />

Konzeption Infrastruktur Abschluss<br />

Planung Professionalität Zufriedenheit<br />

Angebot Didaktik / Methodik<br />

Persönlichkeitsentfaltung<br />

Zielorientierte Ausbildung in den österreichischen Streitkräften interpretiert<br />

Erfolgskontrollen über die Messung erreichter Lernziele. Das Prinzip der<br />

Erwachsenengerechtigkeit wird dann als umgesetzt zu betrachten sein, wenn<br />

Kontrolle auch dem Auszubildenden eine Orientierungshilfe über den Verlauf<br />

seines Lernprozesses bietet. Als Hilfsmittel zur Beurteilung der Ausbildungslage<br />

bieten Florian und Kalmar das „Didaktische Achteck“ an, welches auch<br />

an der Heeresunteroffiziersakademie im Rahmen der Ausbildungsmethodik<br />

gelehrt wird (a.a.O., 48).<br />

Besonders bedeutungsvoll erscheint der Fingerzeig auf die Tatsache, dass das<br />

Erreichen von affektiven Lernzielen („Wollens-Zielen“) nicht leicht und zuverlässig<br />

messbar ist. Der Einfluss von Erfolgskontrollen auf die Motivation<br />

der Soldaten wird in Zusammenhang mit gesundem Leistungsdenken als positive<br />

Nebenerscheinung beschrieben (a.a.O., 156). Nach Ansicht des Verfassers<br />

sollten Dienstaufsicht und Erfolgskontrolle diesem Aspekt durchaus<br />

mehr Bedeutung beimessen und den Faktor Motivation nicht nur als positive<br />

Nebenerscheinung, sondern als die Grundvoraussetzung für zukünftig hohe<br />

Leistungsbereitschaft, stärken. Die inhaltlichen Direktiven über die zu erfüllenden<br />

Kriterien der Erfolgskontrollen sind jedoch zweifellos als sehr wertvolle<br />

Hilfen und Anregungen – im Besonderen für den Ausbildungsdienst –<br />

zu sehen.<br />

Zum Grundsatz der Ganzheitlichkeit<br />

Dienstaufsicht als Maßnahme im Rahmen des Führungsprozesses muss als<br />

ein wesentlicher Bestandteil der Mitarbeiterführung erkannt und wahrge-<br />

52


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

nommen werden. Dabei ist jenem Grundsatz der ganzheitlichen Betrachtung<br />

Rechnung zu tragen, der im deutschen Konzept der Inneren Führung eine<br />

herausragende Rolle spielt, oder wie anders ausgedrückt etwa in der Weisung<br />

der Deutschen Luftwaffe zur Erziehungsproblematik Nr. <strong>11</strong>01 zu lesen ist:<br />

„Führung, Ausbildung, Erziehung, Bildung, Politische Bildung und Sozialisation<br />

stehen in unmittelbarer Beziehung zueinander, ergänzen sich in<br />

ihrer Wirkung und sind deshalb ganzheitlich zu betrachten.“ (a.a.O.)<br />

Hauptzweck der Dienstaufsicht bleibt die Begleitung und Überwachung von<br />

Untergebenen und Mitarbeitern und deren Anleitung zur Pflichterfüllung. Der<br />

Begriff der Erziehung findet sich in den zur Erstellung dieser Arbeit ausgewerteten<br />

Dokumenten in diesem Zusammenhang wieder. Er ist aber mittlerweile<br />

in der Domäne der militärischen Ausbildung, aufgrund ihrer eindeutigen<br />

Ausrichtung auf Erwachsenenbildung, zumindest in Österreich mehr und<br />

mehr umstritten.<br />

Ziele und Grundsätze der Dienstaufsicht<br />

Um einen insgesamt besseren Gesamtüberblick über mögliche Zielsetzungen<br />

von Dienstaufsicht erhalten zu können, seien an dieser Stelle wesentliche<br />

Aussagen aus jenen im Literaturverzeichnis aufgenommenen Monographien<br />

auf den Punkt gebracht und zusammengefasst.<br />

Dienstaufsicht sollte demnach …<br />

• … die ständige Einsatzbereitschaft der Streitkräfte sicherstellen<br />

• … das militärische Betriebsklima auf allen Ebenen verbessern<br />

• … die vorschriftenkonforme Erfüllung von Aufträgen und die Ausführung<br />

von Befehlen in inhaltlicher, zeitlicher, methodischer, sozialer und<br />

organisatorischer Hinsicht sicherstellen (vgl. u.a. Florian / Kalmar 1997,<br />

151ff)<br />

• … von Dienstvergehen und Straftaten abhalten<br />

• … vor Gefahren und Schäden für Mensch und Material bewahren und<br />

dafür rasches Eingreifen bei Gefahr in Verzug ermöglichen<br />

• … ein möglichst realistisches und umfassendes Bild des Ausbildungsstandes<br />

ermöglichen<br />

• … Ausbildungsmängel rasch erkennen lassen, um entsprechende Maßnahmen<br />

ergreifen zu können (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 38)<br />

53


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

• … Stärken und Schwächen in den jeweiligen Kompetenzbereichen von<br />

Untergebenen erkennen lassen, um richtig fördern oder fordern zu können<br />

(vgl. u.a. Steiger 1994, 56)<br />

• … Untergebenen Beratung, Hilfe und Unterstützung geben, um diese in<br />

ihrer Verhaltenssicherheit zu stärken! (vgl. u.a. Steiger 1994, 57)<br />

• … helfen, Informationen über gruppendynamische Prozesse zu gewinnen,<br />

um die Rollen von Einzelnen und das Zusammenwirken von Gemeinschaften<br />

möglichst richtig einschätzen zu können (vgl. u.a. Florian / Kalmar<br />

1997, 54ff)<br />

• … als eine Form der Selbstkontrolle wahrgenommen werden (vgl. Driftmann<br />

(Hrsg.) 1986, 38)<br />

• … Informationen für die neuerliche Beurteilung und Entscheidungen<br />

sicherstellen (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 38)<br />

• … eine grundlegende Basis für Führung, Ausbildung und im Besonderen<br />

für die Erziehung von Soldaten darstellen.<br />

Zur Frage der allgemeinen Grundsätze der Dienstaufsicht seien allen dafür<br />

Verantwortlichen folgende Aussagen ans Herz gelegt:<br />

„In der menschenorientierten Führung geht es nicht um die Frage, ob<br />

Vertrauen oder Kontrollen besser seien, sondern darum, dass Kontrollen<br />

in einem Klima des Vertrauens durchgeführt werden!“ (Steiger 1994, 55)<br />

„Der Kontrollierte soll nie das Gefühl haben, dass er in seinen menschlichen<br />

oder soldatischen Fähigkeiten herabgesetzt wird. … Die Erfolgskontrolle<br />

soll sich nicht nur auf seine Leistung beziehen. Es gehört zum psychologischen<br />

Geschick jedes Vorgesetzten, so zu kontrollieren, das der<br />

Auszubildende / Überprüfte die Erfolgskontrolle nicht als gegen sich gerichtet<br />

empfindet, sie ist einzig und allein auf das übergeordnete Ziel gerichtet.“<br />

(Florian / Kalmar 1997, 156)<br />

„Die Kontrollmaßnahmen müssen durch Fürsorge, Hilfe und zwischenmenschliche<br />

Kontakte ergänzt werden. … Der Vorgesetzte sollte gute Leistungen<br />

des Untergebenen anerkennen und loben. Anderseits muss er festgestellten<br />

Mängeln und Pflichtwidrigkeiten mit gebotener Konsequenz,<br />

Entschlossenheit und Strenge begegnen und die ihm zur Verfügung stehenden<br />

Mittel (Belehrung, Befehle und ihre Durchsetzung, Meldung) ausschöpfen,<br />

insbesondere dann, wenn es gilt, Gefahren für die Sicherheit der<br />

ihm anvertrauten Soldaten etwa beim Wachdienst oder beim Schießen abzuwenden.“<br />

(Auszug aus den Ausbilderhinweisen für die Vorgesetztenausbildung<br />

an der Unteroffizierschule der Deutschen Luftwaffe)<br />

54


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

In Ergänzung obiger Aufzählung sollen nun wesentliche Anwendungshilfen<br />

und Regeln für Dienstaufsicht sowie Kontrolle im militärischen Umfeld zusammengestellt<br />

werden. Dies erfolgt aufgeteilt auf drei Phasen:<br />

Planung und Vorbereitung<br />

• Große Bedeutung gebührt generell der Wahl der Methode, etwa hinsichtlich<br />

der Frage, wie Selbstkontrolle am zielführendsten eingesetzt werden<br />

kann (u.a. nach Steiger 1994,57 sowie Driftmann (Hrsg.) 1986, 41)<br />

• Vorbereitung von Prüfer- oder Beobachterprotokollen (nach Florian /<br />

Kalmar 1997, 157 und Driftmann (Hrsg.)(1986), 40)<br />

• Aneignung des notwendigen Fachwissens (nach Steiger 1994, 56)<br />

• Kenntnisse über Ausbildungsziele, Inhalte und vorgesehene Methoden<br />

(vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 39)<br />

• Der Faktor Zeit ist meist das wichtigste Planungskriterium (vgl. Steiger<br />

1994, 56)<br />

• Kontrollen sollen so zeitgerecht festgelegt werden, dass Handlungs- und<br />

Korrekturmöglichkeiten gewährt bleiben (a.a.O.)<br />

• Willkürliche und unsystematische Kontrollen können zu unzutreffenden<br />

Eindrücken (Momentaufnahmen) und zu Unsicherheit des Betroffenen<br />

führen (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 41)<br />

• Unzweckmäßige oder nicht zu begründende Kontrollen werden zu Recht<br />

als Schikane empfunden (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 41)<br />

• Kontrollen sollen auf klar fixierten und dem Mitarbeiter bekannten Kriterien<br />

basieren (vgl. Steiger 1994, 56 oder Florian / Kalmar 1997, 155ff)<br />

• Dauer und Umfang der Kontrolle sollen den Betroffenen nicht über Gebühr<br />

belasten. Kontrollmaßnahmen, die durch Dauer und Umfang den<br />

Dienstbetrieb beeinträchtigen, sollen angekündigt werden. In allen anderen<br />

Fällen ist die Frage der vorherigen Ankündigung sorgfältig zu prüfen,<br />

damit im überprüften Bereich weder ungerechtfertigter Aufwand für die<br />

Vorbereitung entsteht, noch Ergebnisse bewusst verfälscht werden können<br />

(vgl. Steiger 1994, 56 und Driftmann (Hrsg.) 1986, 41).<br />

Am verlässlichsten sollte wohl der Umstand gelten, dass der Mitarbeiter bei<br />

jeder Dienstverrichtung mit Aufsicht rechnen muss, weil sein Vorgesetzter<br />

eben regelmäßig Dienstaufsicht ausübt und daher quasi berechenbar wird<br />

(vgl. dazu Hehenberger 2005, 444ff)<br />

55


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

Durchführung<br />

• Kontrolle sollte möglichst unauffällig und taktvoll, aber ohne Geheimnistuerei<br />

im Klima des Vertrauens durchgeführt werden (vgl. Steiger 1994,<br />

55)<br />

• Um konsequente Dienstaufsicht und Kontrolle wahrzunehmen, ist Sensibilität<br />

unbedingt erforderlich<br />

• Sofortiges Einschreiten oder Unterbrechungen des Dienstbetriebes sind<br />

nur etwa bei Gefahr für Mensch und Material, Verletzung von Sicherheitsbestimmungen<br />

oder der Menschenwürde, bei krassen Verstößen gegen<br />

Ausbildungsregeln oder offensichtlichem Verfehlen des Ausbildungszieles<br />

zulässig (vgl. etwa Ausbildungshinweise für die Vorgesetztenausbildung<br />

an der Unteroffizierschule der Luftwaffe)<br />

• Besonders bei Kontrollen sollte vorurteilsfrei, neutral, gerecht gemessen<br />

und gewertet werden<br />

• Beurteilungen und Bewertungen sind in Abstimmung mit den vorgegebenen<br />

Ausbildungszielen zu treffen (nach Florian / Kalmar 1997, 155 ff)<br />

• Individuelle Leistungen, Stärken oder Schwächen der Mitarbeiter sollten<br />

erkannt werden, um entsprechende Maßnahmen wie Würdigungen oder<br />

Förderungen setzen zu können (vgl. etwa Driftmann (Hrsg.) 1986, 41)<br />

• Aufmerksamkeit soll nicht nur die Fachkompetenz der Mitarbeiter, sondern<br />

mindestens im gleichen Maß auch auf die methodische und soziale<br />

Kompetenz gelegt werden.<br />

• Die Bedingungen, unter denen Leistungen erbracht werden, dürfen nicht<br />

außer Acht gelassen werden<br />

• Auf den affektiven Lernzielbereich muss besondere Aufmerksamkeit<br />

gelenkt werden (vgl. Florian / Kalmar 1997, 156).<br />

Nachbereitung und Nachbesprechung<br />

• Ohne Nachbereitung ist eine auch noch so gut vorbereitete und durchgeführte<br />

Dienstaufsicht nutzlos<br />

• Das Ergebnis der Dienstaufsicht und Kontrolle muss seinen Niederschlag<br />

in einer Auswertung, einer Nachbesprechung und einer Ergebnissicherung<br />

finden, um dadurch den beaufsichtigten Untergebenen die Möglichkeit<br />

zur positiven Persönlichkeitsentwicklung (Weiterentwicklung der eigenen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten) zu verschaffen<br />

56


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

• Die Qualität der Nachbesprechungen wird besonders durch entsprechende<br />

Aufbereitung und Wertung der gewonnenen Erkenntnisse geprägt. Nachbesprechungen<br />

sollen daher nicht unmittelbar nach erfolgter Kontrolle<br />

(„aus dem Bauch heraus“ oder gar blind vor Wut) durchgeführt, sondern<br />

gut vorbereitet werden<br />

• Besonders bei negativer Kritik ist ein Klima des Vertrauens mitentscheidend<br />

dafür, ob die gegebenen Rückmeldungen zur Einsicht und somit zur<br />

Verhaltensänderung durch den Mitarbeiter führen. Die Möglichkeit eines<br />

Vier-Augen-Gespräches sollte je nach Situation mitbeurteilt werden. Einen<br />

Untergebenen vor Kameraden oder gar Untergebenen bloßzustellen,<br />

wäre wohl einer der größten Fehler (vgl. v.a. Jung / Florian 1994, 181f)<br />

• Wenn die Nachbesprechungen nach den Kommunikationsregeln, Feedbackregeln<br />

bzw. bei Mängeln nach den Grundsätzen für konstruktive Kritik<br />

geführt werden, ist der Erfolg schon zur Hälfte erreicht.<br />

Zusammenfassung<br />

Auf Grund der deutlich erkennbaren Diskrepanz zwischen Soll-Zustand und<br />

Ist-Zustand bezüglich der Führungsaufgabe der Dienstaufsicht und Kontrolle<br />

ist nach wie vor ein großer Handlungsbedarf erkennbar. Alle Ausbildungseinrichtungen<br />

und auch deren übergeordnete Dienststellen sollten dringend dafür<br />

Sorge tragen, dass die Ausbildung zur Dienstaufsicht nicht nur in den Curricula<br />

Einzug findet, sondern auch in der Umsetzung tatsächlich Platz greift.<br />

Der Erweiterung und Intensivierung der Führungsverhaltensausbildung (menschenorientierte<br />

Führung im Bundesheer) ist in Österreich in dieser Hinsicht<br />

große Bedeutung beizumessen.<br />

Gerade in Österreich sind die verfügbaren Ausbildungsunterlagen als nicht<br />

ausreichend zu bezeichnen, um das Thema Dienstaufsicht einheitlich und<br />

erfolgreich ausbilden zu können. Die Akademien und Schulen als zentrale<br />

Ausbildungsstätten der qualifizierten Kaderaus- und -weiterbildung sowie als<br />

Drehscheibe mit Multiplikatorwirkung tragen diesbezüglich hohe Verantwortung,<br />

denn:<br />

„Der wohl wichtigste Auftrag an die Ausbildungsstätten in diesem Zusammenhang<br />

ist … die Vermittlung von grundsätzlichen Einstellungen.<br />

Berufliches Selbstverständnis und korrektes Handeln sind zu fordern und<br />

zu fördern. Keine noch so permanente Dienstaufsicht kann Fehlleistungen<br />

verhindern, denn das Aufsichtsorgan kann nicht überall sein und bekommt<br />

auch nicht immer den tatsächlichen Eindruck … Selbstständig und eigenverantwortlich<br />

aus Überzeugung die Verantwortung zu übernehmen, auch<br />

ohne Aufsicht korrekt zu handeln und die dazu erforderliche Geisteshal-<br />

57


GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht<br />

tung zu vermitteln, muss das eigentliche Ausbildungsziel sein.“ (Hehenberger<br />

2005, 448)<br />

Die sehr guten und umfassenden Grundlagen in der Deutschen Bundeswehr<br />

und vor allem der Luftwaffe wurden auszugsweise dargestellt, ohne sie aufgrund<br />

fehlender Kenntnisse über die genauen Umstände der Ausbildungsund<br />

Führungspraxis in Deutschland einer konkreten Wertung unterziehen zu<br />

können.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Driftmann, Hans Heinrich (Hrsg.)(1986). Allgemeine Führungslehre, Führung<br />

in der Bundeswehr: Leitfaden für Lehre und Praxis, Walhalla und Praetoria<br />

Verlag, Regensburg.<br />

Florian, Heinz / Roberto Kalmar (1997). Militärische Ausbildung – Eine Orientierungshilfe<br />

für Gruppen- und Zugskommandanten, Austria Media Service<br />

Verlag Graz.<br />

Hehenberger, Johann (2005). Dienstaufsicht: Kommandantenpflicht zwischen<br />

Überwachung, Ausbildung und Leistungsmessung, In: TRUPPENDIENST<br />

2/2005, 444 – 448.<br />

Jung, Hermann / Heinz Florian (1994). Grundlagen der Militärpädagogik:<br />

Eine Anleitung zu pädagogisch verantwortetem Handeln – Band 2, Peter<br />

Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt-Berlin-Bern-New<br />

York-Paris-Wien.<br />

Knebel, Heinz (1992). Taschenbuch der Personalbeurteilung, 8. Auflage,<br />

Sauer Verlag, Heidelberg.<br />

Reeb, Hans Joachim / Siegfried Michael Moerchel (1992). Menschenführung:<br />

Praktisches Handbuch für Vorgesetzte in der Bundeswehr, Walhalla und<br />

Praetoria Verlag, Regensburg.<br />

Steiger, Rudolf (1994). Menschenorientierte Führung: Anregungen für zivile<br />

und militärische Führungskräfte, 7. überarbeitete Auflage, Verlag Huber,<br />

Frauenfeld.<br />

58


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Oberfeldwebel Torsten PREIN<br />

Berufsethische Bildung für<br />

Unteroffiziere im angehenden 21.<br />

Jahrhundert: Kritische Betrachtungen<br />

des Ansatzes im Österreichischen<br />

Bundesheer<br />

Geänderte Anforderungen an Unteroffiziere im angehenden<br />

21. Jahrhundert machen es erforderlich, gerade den Aspekt<br />

der Bildung wieder einmal neu zu bedenken. In der<br />

vorliegenden Ausarbeitung werden die Ansätze der<br />

Heeresunteroffiziersakademie zur Frage der berufsethischen<br />

Bildung für Unteroffiziere näher und vor allem kritisch<br />

betrachtet. Begriffe wie „Soldat“ oder „Unteroffizier“ sind<br />

grundsätzlich in ihrer männlichen Form verwendet und<br />

dennoch geschlechtsneutral zu verstehen.<br />

Einleitung<br />

Berufsethische Bildung für Unteroffiziere ist ein sehr weitreichendes Thema.<br />

Bildungsexperten innerhalb des Militärs scheinen sich in Bezug auf deren<br />

gestiegene Notwendigkeit grundsätzlich einig zu sein. Unterschiedliche<br />

Modelle und Konzepte in einzelnen Ländern bieten aber ausreichend<br />

Diskussions- und Evaluationspotenzial.<br />

Die Heeresunteroffiziersakademie hat eine neue Herausforderung<br />

angenommen und im Jahr 2005 ein Konzept entwickelt, um berufsethische<br />

Bildung in Ausbildungslehrgänge von Unteroffizieren noch zielorientierter<br />

als bisher und inhaltlich losgelöst vom Lebenskundlichen Unterricht zu<br />

integrieren. Diese Ausarbeitung soll dem Leser einen Einblick in das<br />

Konzept, gemessen an den gestiegenen Forderungen an das Leistungsprofil<br />

von Unteroffizieren, verschaffen und ihn anregen, an den offenen<br />

59


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Diskussionen zur gesteigerten Notwendigkeit von berufsethischer Ausbildung<br />

für Soldaten teilzunehmen.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nach einem kurzen gedanklichen<br />

Ausflug zur Transformation der Streitkräfte und deren Auswirkung auf den<br />

Soldaten im Schwerpunkt mit der Umsetzung der berufsethischen Bildung<br />

von österreichischen Unteroffizieren im Lichte von Veränderungsprozessen.<br />

Die Sicht eines deutschen Unteroffiziers zu diesem Thema soll dabei zu einer<br />

Außenperspektive beitragen.<br />

Die erweiterten Anforderungen an Soldaten im 21. Jahrhundert am<br />

Beispiel des Österreichischen Bundesheeres<br />

Transformation der Streitkräfte am Beispiel Österreichs<br />

Wenn man von erweiterten Anforderungen an Soldaten im 21. Jahrhundert<br />

spricht, kommt man an den Begriffen Transformation, Wandel und Reform<br />

nicht vorbei. Doch warum etwas Neues? Was hat sich verändert?<br />

„Die wohl wesentlichste Änderung militärischer Art seit dem Ende des Kalten<br />

Krieges ist die Umformung der europäischen Armeen von den ursprünglichen, für<br />

die Territorial- bzw. Bündnisverteidigung vorgesehenen Massenarmeen hin zu<br />

kleineren, rasch einsetzbaren und verlegbaren Streitkräften. Auch in Österreich<br />

vollzog sich diese Entwicklung.“ (Pfandlbauer 2006, 18)<br />

Als Mitglied der Europäischen Union, im Rahmen der Vereinten Nationen,<br />

der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie<br />

in Kooperation mit der NATO, hat sich Österreich unter anderem dazu<br />

verpflichtet, an Maßnahmen der internationalen Konfliktverhütung,<br />

Krisenbewältigung und Friedenssicherung teilzunehmen. Diese<br />

Sicherheitsinteressen hören naturgemäß nicht an nationalen Landesgrenzen<br />

auf. Um den geforderten Aufgaben gerecht zu werden, bedarf es einer<br />

umfangreichen Reform bestehender Strukturen. Dies wird über das<br />

Projektmanagement „Österreichisches Bundesheer (ÖBH) 2010“<br />

gewährleistet.<br />

Neue Herausforderungen verlangen neue Ideen<br />

Betrachtet man nun die Rahmenbedingungen des Wandels, dann ergeben sich<br />

klar definierbare, zum Teil neue Anforderungen an den einzelnen Soldaten.<br />

Zur Aufgabe des Landesverteidigers sind heute noch die Rollen eines Helfers<br />

und Vermittlers mit Einsatzgebieten auf der ganzen Welt hinzugekommen.<br />

Multinationale Einsätze, Konfrontation mit fremden Kulturen und<br />

60


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

permanente Gefahr für Leib und Leben stellen eine große Herausforderung an<br />

den Soldaten und an die militärischen Führer dar.<br />

Ein wesentlicher Faktor ist hierbei die moralische Urteilsfähigkeit gerade im<br />

Kontext schwieriger Entscheidungssituationen im Einsatz. Aus dieser<br />

Forderung heraus hat das Österreichische Bundesheer von 2003 bis 2005 im<br />

Rahmen einer Projektgruppe, zuerst für Offiziere und später auch für<br />

Unteroffiziere, ein Konzept entwickelt, berufsethische Bildung ergänzend zu<br />

bisherigen Ansätzen möglichst zeitgemäß in Lehrgänge zu integrieren.<br />

Konfessionelle Ethikausbildung ist weiterhin fester Bestandteil ethischer<br />

Bildung in Österreich, wenngleich diese losgelöst von der reinen Berufsethik<br />

behandelt wird.<br />

Der Weg zum Ziel im Österreichischen Bundesheer<br />

Als Grundlage wurde von der Projektgruppe an der<br />

Heeresunteroffiziersakademie ein Berufsqualifikationsprofil definiert,<br />

welches klare Festlegungen des ethisch-moralischen Anspruches an den<br />

Unteroffizier trifft:<br />

„Der Unteroffizier des Österreichischen Bundesheeres hat als Kommandant auf<br />

der Ebene Gruppe und Teileinheit sowie als Stabsmitglied oder Fachunteroffizier<br />

die mit seiner Funktion als Exekutivorgan im Rahmen des staatlichen<br />

Gewaltmonopols verbundene ethisch-moralische Verantwortung, in deren<br />

Mittelpunkt der Wert der Person und die Achtung der Menschenwürde stehen,<br />

wahrzunehmen. Diese Verantwortung erwächst aus der humanistischen und<br />

christlich-abendländischen Denktradition und verpflichtet den Unteroffizier, ihr<br />

sowohl unter Friedens- als auch unter Einsatzbedingungen in jeder Beziehung<br />

und zu jeder Zeit gerecht zu werden. Das Berufsethos des Unteroffiziers soll<br />

darüber hinaus in seinem persönlichen Verhalten und gesellschaftlichen Wirken<br />

sichtbar werden. Das militärische Bildungswesen soll den Unteroffizier in der<br />

Entwicklung und Herausbildung seines Berufsethos unterstützen und fördern.“<br />

(aus Kastberger 2005, 314)<br />

Die zu implementierenden Grobziele des österreichischen Ansatzes sollen<br />

nun einzeln und mit Kommentaren des Verfassers versehen wiedergegeben<br />

werden. Die Idee der Projektgruppe dazu stellt sich wie folgt dar:<br />

• Unteroffiziere sollen in die Lage versetzt werden, ihr Handeln generell in<br />

einem umfassenderen Zusammenhang zu sehen.<br />

Wissen wird über Bildung erlangt und schafft die Voraussetzungen für den<br />

Einzelnen, um im passenden Moment das Richtige tun zu können. Ein<br />

gewisses Maß an Freiwilligkeit seitens des Auszubildenden ist dabei<br />

unabdingbar. Die Ausbildungsmethodik ist aus Sicht des Verfassers<br />

besonders wichtig, da über deren richtige Wahl das Interesse am Neuen<br />

61


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

entwickelt wird. Viele Themenbereiche in der militärischen Ausbildung sind<br />

vielschichtig und ineinander übergreifend. Zusammenhänge müssen vom<br />

Soldaten, will er erfolgreich sein, demnach klar erkannt und verstanden<br />

werden.<br />

• Unteroffiziere sollen die Fähigkeit erwerben und/oder festigen, über ihr<br />

eigenes Fühlen und Handeln zu reflektieren.<br />

Jeder Mensch ist einzigartig, aber als Menschen besitzen wir alle die<br />

Fähigkeit zu kommunizieren. Wir können über uns und andere nachdenken<br />

und haben Gefühle. Menschen fühlen, denken und kommunizieren jedoch als<br />

Individuen oder Kulturen vergleichend unterschiedlich. Dies erschwert nicht<br />

selten den Umgang mit Mitmenschen. Bevor man echte Empathie entwickeln<br />

kann, muss man sich seiner eigenen Gefühle im Klaren sein. Dies ist<br />

Voraussetzung für ein Leben in der Gemeinschaft und in Bezug auf den<br />

Soldaten für ein Bestehen im Einsatz.<br />

• Unteroffiziere sollen einen Gesamtüberblick zu Fragen der Ethik und<br />

Moral unter besonderer Berücksichtigung der Erfordernisse des<br />

militärischen Berufsvollzugs im Europa des angehenden 21. Jahrhundert<br />

erhalten und aktualisieren.<br />

Zukünftige Einsätze werden wohl immer häufiger im multinationalen<br />

Rahmen durchgeführt. Hier treffen unterschiedliche Sprachen, Religionen,<br />

ethnische Herkünfte und gegebenenfalls auch Moral- und Wertvorstellungen<br />

aufeinander. Dies gilt nicht nur bezogen auf die Kulturen in den<br />

Einsatzgebieten, sondern auch für Verbündete und Partner. Mögliches<br />

Konfliktpotenzial ist im Bereich fremder Führungskulturen und<br />

unterschiedlicher Wertestandards vorhanden. Professionalität im Umgang mit<br />

dieser Problematik kann etwa durch gemeinsame Übungen oder<br />

Einsatzvorbereitungen erreicht werden. Sprachbarrieren können durch<br />

Schulungen abgebaut werden.<br />

Im Rahmen weltweiter Einsätze können Soldaten mit Lebensverhältnissen<br />

konfrontiert werden, welche dem eigenen Verständnis von<br />

menschenwürdigem Leben widersprechen. Der Unteroffizier muss aufgrund<br />

seiner naturgemäß besonderen Nähe zum Geschehen dafür sensibilisiert<br />

werden, bei Begegnungen mit Elend und Gewalt gegenüber Hilflosen<br />

möglichst rational zu handeln, den Auftrag nicht aus den Augen zu verlieren<br />

sowie sich vorrangig auf sein Wissen zu verlassen und kompetent zu führen.<br />

• Unteroffiziere sollen sich mit den wichtigsten rechtlichen und<br />

organisatorischen Bestimmungen vom Humanitären Völkerrecht bis zur<br />

Allgemeinen Dienstvorschrift auseinandersetzen und die moralischen<br />

Aspekte daraus im Berufsvollzug umsetzen.<br />

62


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

An dieser Stelle greift der Einfluss von Gesetzen und Vorschriften in das<br />

berufsethische Qualifikationsprofil. Grundlage für das soldatische<br />

Selbstverständnis ist die rechtliche Einbindung als Exekutivorgan in eine<br />

demokratische Grundordnung. Die rechtsstaatliche und moralische Maxime,<br />

für Recht und Freiheit und die Unantastbarkeit der Menschenwürde<br />

einzutreten sowie alle damit verbundenen Gesetze und Vorschriften zu<br />

achten, muss überzeugend gelebt werden. Nur dann ist es gewährleistet, auch<br />

außerhalb der Landesgrenzen professionell als Repräsentant des eigenen<br />

Landes aufzutreten.<br />

Die Umsetzung des Gewaltmonopols beinhaltet für jeden Soldaten hohes<br />

Machtpotenzial. Die Regeln zum Umgang mit dieser Macht müssen<br />

verinnerlicht sein, sodass sie problemlos und jederzeit – gerade im Einsatz –<br />

angewendet werden können. Die Bestimmungen des Humanitären<br />

Völkerrechts kommen dann noch hinzu, denn in Krisensituationen besteht<br />

ständig die Gefahr, dass Zivilpersonen in das Geschehen einbezogen werden.<br />

Die richtige Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten<br />

sowie die Überprüfung der Verhältnismäßigkeit eingesetzter Mittel sollte<br />

beherrscht werden, denn derartige wichtige Entscheidungsgrundlagen müssen<br />

vor Ort vielleicht innerhalb von Sekunden korrekt bewertet werden können.<br />

• Unteroffiziere sollen befähigt werden, eigenständig und<br />

verantwortungsbewusst moralische Entscheidungen treffen zu können<br />

und diese nachhaltig zu vertreten.<br />

Diese Zielforderung spricht das Gewissen und die Verantwortung eines jeden<br />

Soldaten an und stellt die vielleicht größte Herausforderung an die ethische<br />

Bildung dar. Die gewünschten Fähigkeiten können nicht nach einem „Schema<br />

F“ auswendig gelernt werden. Als eine mit einem persönlichen Gewissen<br />

ausgestattete Person reagiert jeder Einzelne unterschiedlich auf schwierige<br />

Situationen, gerade wenn verschiedene Handlungsspielräume geöffnet sind.<br />

Erschwerend kommt mitunter hinzu, dass notwendige Entscheidungen unter<br />

Zeitdruck mit Gefahr für Leib und Leben oder wichtigen Konsequenzen für<br />

sich oder andere getroffen werden müssen. Der Soldat ist zunächst<br />

Befehlsempfänger, aber vor allem der Führer verfügt in der Auftragstaktik<br />

vor Ort über lageabhängige Handlungsfreiheit.<br />

Hier stellt sich die Frage, welche Hilfen dem Unteroffizier über die<br />

berufsethische Bildung zur Erreichung dieses Zieles gegeben werden können.<br />

Der Verfasser möchte dies am Beispiel eines Konzeptes des Zentrums Innere<br />

Führung der Bundeswehr verdeutlichen. Erfahrungen aus Auslandseinsätzen<br />

deutscher Soldaten haben die Notwendigkeit aufgezeigt, sich mit dieser<br />

Problematik auseinanderzusetzen. Es wurde das Arbeitspapier „Entscheiden<br />

und Verantworten – Konfliktsituationen in Auslandseinsätzen“ entwickelt, in<br />

dem unter anderem anhand von Fallbeispielen – basierend auf erlebten<br />

63


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Situationen – mögliche und tatsächliche Verhaltensweisen erörtert werden.<br />

Diese Methodik bietet keine Musterlösungen, aber die Möglichkeit, sich<br />

aufgrund der geschilderten Erfahrungen ein eigenes Urteil zu bilden. Unter<br />

Zuhilfenahme dieser gewonnenen Kriterien kann der Einzelne in einer<br />

Entscheidungssituation handeln (vgl. dazu Zentrum Innere Führung 2003, 5).<br />

• Unteroffiziere sollen eine klare Zielvorstellung für ihr Verhalten im<br />

beruflichen Handlungsfeld insgesamt und bei spezifischen<br />

Auftragserfüllungen im Besonderen entwickeln.<br />

Die Identifikation des Einzelnen mit dem Soldatenberuf und die<br />

Verinnerlichung gemeinschaftlicher Werte und Ziele aus Politik, Gesellschaft<br />

und Militär sind ein Grundstein für überzeugtes Handeln. Identifikation mit<br />

dem Beruf ist mindestens genauso wichtig das Vermögen des richtigen<br />

Führens der Waffe. Nur wenn der Soldat von der Notwendigkeit eines<br />

Einsatzes überzeugt ist, kann er auch richtig handeln. Und nur eine<br />

überzeugte, ethisch-moralisch gefestigte Persönlichkeit kann<br />

verantwortungsbewusst auftreten.<br />

• Unteroffiziere sollen angeregt werden, die öffentliche Diskussion über<br />

einschlägige ethische Fragen zu verfolgen und gegebenenfalls daran<br />

teilzunehmen.<br />

Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. Unsere Gesellschaft unterliegt<br />

einem andauernden Wandel, heutzutage vielleicht noch schneller als vor<br />

einigen Jahren. Werte, Normen, Meinungen und sicherheitspolitische<br />

Anforderungen sind keine stillstehenden Faktoren, und dies gilt ebenso für<br />

das Feld der Ethik. Auch hier heißt es „up to date“ zu sein. Ein Soldat ist<br />

nicht nur Angehöriger des Militärs, sondern er soll sich auch als Mitglied der<br />

Gesellschaft aktiv einbringen. Veränderungen nicht nur zu erdulden, sondern<br />

als notwendig zu erkennen und mitzugestalten, sind wichtige Ansprüche an<br />

den „Staatsbürger in Uniform“.<br />

Zusammenfassung und Schlussbemerkungen<br />

Soldaten sollen hoch motiviert sein und ihren Beruf mit professionellem<br />

Selbstverständnis ausüben. Diese Forderung ist nicht gerade neu, doch das<br />

Tätigkeitsfeld von Soldaten hat sich gewandelt. Weltweite Einsätze<br />

multinationaler Streitkräfte stellen höchste Anforderungen an die<br />

Qualifikation des Militärs von der ministeriellen Ebene bis zum einzelnen<br />

Soldaten. Die Ausbildung muss neuen Herausforderungen angepasst und<br />

laufend verbessert werden. Dies gilt selbstverständlich auf für den<br />

Ethikunterricht.<br />

64


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Das Österreichische Bundesheer hat mit einer neu organisierten Integration<br />

berufsethischer Bildung in die Ausbildungslehrgänge für Unteroffiziere ein<br />

komplexes und in sich schlüssiges Paket geschnürt. Ein breit gefächertes<br />

Themenfeld wird den umfangreichen Einflüssen von Ethik in fast allen<br />

Ausbildungsbereichen gerecht. Durch stufenweise Staffelung der<br />

Lehrgangsinhalte werden die Lehrgangsteilnehmer langsam an das Thema<br />

herangeführt. In den Augen des Verfassers ist die grundsätzliche Trennung<br />

von konfessioneller und philosophisch-wissenschaftlich orientierter<br />

Ethikausbildung von Vorteil, wenngleich sich beide Bereiche natürlich<br />

gegenseitig beeinflussen.<br />

Eine Beurteilung, inwieweit die zu vermittelnden Lerninhalte in Relation zu<br />

den angesetzten Unterrichtseinheiten stehen, kann zum jetzigen Zeitpunkt und<br />

ohne konkrete Erfahrungswerte noch nicht getroffen werden. Als positiv ist<br />

jedenfalls die geplante Prüfungsrelevanz in den höheren Lehrgängen für<br />

Stabsunteroffiziere zu bewerten, denn dies unterstreicht den Stellenwert der<br />

berufsethischen Bildung für Soldaten. Die Definition des berufsethischen<br />

Qualifikationsprofils für Unteroffiziere des Österreichischen Bundesheeres<br />

deckt aus Sicht des Verfassers alle wichtigen und relevanten Anforderungen<br />

an Soldaten des 21. Jahrhunderts im Bereich der Ethik ab.<br />

Regelmäßige Wiederholungsseminare möglichst als Pflichtveranstaltungen zu<br />

implementieren, dies erschiene dem kritischen Auge noch sehr wichtig zu<br />

sein. Das freiwillige Angebot der Berufsethischen Fortbildungsseminare<br />

existiert ohnehin schon seit längerem.<br />

65


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Anhang<br />

Vorgeschlagene Kernthemen zur Berufsethischen Bildung an der<br />

Heeresunteroffiziersakademie<br />

Vorgeschlagene<br />

Kernthemen<br />

Unteroffizierslehrgang<br />

(MilFü2)<br />

Stabsunteroffizierslehrgang<br />

(MilFü3)<br />

Weiterbildungslehrgang<br />

für<br />

Stabsunteroffiziere<br />

(MilFü4)<br />

Berufsethisches<br />

Fortbildungsseminar<br />

Führung X! X X X<br />

Gewissen und<br />

Verantwortung<br />

X! X X X<br />

Legitimität von<br />

Gewalt und<br />

X! X<br />

Gewaltlosigkeit<br />

Freiheit X X<br />

Disziplin<br />

X<br />

Treue X X<br />

Menschenbild(er) X X! X<br />

Gerechtigkeit X X<br />

Krieg/ Frieden X! X<br />

Kultur X X<br />

Religion X X<br />

Neutralität/<br />

Solidarität<br />

X<br />

X<br />

(Etymologische<br />

Analyse der<br />

Begriffe) Ethik,<br />

X! X<br />

Moral und Sitte<br />

Identität X X<br />

Legalität/Legitimit<br />

ät soldatischen<br />

X! X<br />

Handelns<br />

Militär im Kontext<br />

von Gesellschaft,<br />

Recht, Nation,<br />

Staat und Staatengemeinschaft<br />

X! X<br />

66


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Unternehmenskultur<br />

X<br />

X<br />

Wert(e),<br />

„Wertfreiheit“<br />

X<br />

X<br />

Bildung,<br />

Erziehung,<br />

X<br />

X<br />

Sozialisation<br />

Verhaltensregeln<br />

für Soldaten<br />

X<br />

Wehrpflicht versus<br />

Freiwilligenheer<br />

X<br />

X<br />

Geschlechterunterschiede<br />

(bei<br />

moralischen<br />

X<br />

X<br />

Urteilen)<br />

Ehre X X<br />

Pflicht,<br />

Verpflichtung<br />

X<br />

Leben und Tod X X<br />

X: Jeweils für den Lehrgang vorgesehenes Thema<br />

X!: Vor allem auf das generelle Ausbildungsziel des Lehrgangs abgestimmtes Kernthema, das<br />

besonders Berücksichtigung finden sollte<br />

Lehrveranstaltungsziele<br />

In den Lehrveranstaltungen sollen folgende Lehrveranstaltungsziele und<br />

Zeitvorgaben zum Thema Berufsethik integriert werden:<br />

• Unteroffizierslehrgang (MilFü2)<br />

Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten:<br />

Der/Die Unteroffiziersanwärter(in) in Vorbereitung oder die Charge soll sich<br />

mit der Notwendigkeit der Einhaltung soldatischer Verhaltensregeln und<br />

Disziplin als wichtige Tugend im Sinne einer Selbstverpflichtung<br />

identifizieren und diese umsetzen. Die Grundzüge des Berufsethos als<br />

Unteroffizier sollen erläutert werden und zur persönlichen<br />

Auseinandersetzung anregen.<br />

• Stabsunteroffizierslehrgang (MilFü3)<br />

Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten:<br />

Der/Die Unteroffiziersanwärter(in) soll die ethisch-moralische Dimension<br />

von Führung sowie Krieg vs. Frieden und die Bedeutung der Begriffe Ethik,<br />

67


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Moral und Sitte erläutern können sowie sich anlassbezogen für das<br />

Berufsethos eines Unteroffiziers einsetzen und dieses beispielhaft vorleben.<br />

Er/Sie soll sich zur ungeteilten Kommandantenverantwortung bei Übernahme<br />

einer Führungsfunktion auf der Ebene der Teileinheit (Gruppe) auch aus<br />

moralischen Gesichtspunkten uneingeschränkt bekennen und diese<br />

wahrnehmen.<br />

• Weiterbildungslehrgang (MilFü4)<br />

Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten:<br />

Der/Die Stabsunteroffiziersanwärter(in) soll ethisch-moralische Erkenntnisse<br />

zur Legitimität von Gewalt und Gewaltlosigkeit, zum Thema<br />

Menschenbild(er) sowie zur Legalität/Legitimität soldatischen Handelns<br />

umsetzen können und sich zur ungeteilten Kommandantenverantwortung bei<br />

Übernahme einer Führungsfunktion auf der Ebene der Teileinheit (Zug) auch<br />

aus moralischen Gesichtspunkten uneingeschränkt bekennen und diese<br />

wahrnehmen können. Er/Sie soll sich für das Berufsethos eines Unteroffiziers<br />

einsetzen und dieses vorbildhaft vorleben.<br />

• Berufsethisches Fortbildungsseminar<br />

Lehrveranstaltungsziel – jeweils 3 Ausbildungstage:<br />

Der/Die Lehrgangsabsolvent(in) soll Inhalte zur Frage der ethischen<br />

Dimension von Militär im Kontext von Gesellschaft, Recht, Nation, Staat und<br />

Staatengemeinschaft anwenden können. Er/Sie soll sich zur Verantwortung<br />

als Unteroffizier in höherer (Stabs-)Verwendung bekennen und diese<br />

wahrnehmen.<br />

68


PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere<br />

Quellenverzeichnis<br />

Bundesministerium für Landesverteidigung/Bundesheerreformkommission<br />

(Hrsg.)(2004). Bericht der Bundesheerreformkommission, Wien.<br />

Pfandlbauer, Karl (2006). Transformation: Ein Muss – auch für das<br />

Bundesheer, In: TRUPPENDIENST 1/2006, Wien, 18-20.<br />

Kastberger, Andreas (2005). Berufsethische Bildung für Unteroffiziere, In:<br />

TRUPPENDIENST 4/2005, Wien, 313-316.<br />

Zentrum Innere Führung der Bundeswehr (Hrsg.)(2003). Entscheiden und<br />

Verantworten – Konfliktsituationen in Auslandseinsätzen, Internes<br />

Arbeitspapier.<br />

69


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

Offiziersstellvertreter Martin WEBER<br />

Internationale Kooperation in der<br />

einsatzorientierten Ausbildung –<br />

Erfahrungen eines langjährigen<br />

Hauptlehrunteroffiziers im Bereich<br />

Fliegerabwehr<br />

Die vorliegende Arbeit spiegelt die Erfahrungen eines<br />

Unteroffiziers der Fliegerabwehrschule wider und<br />

beschäftigt sich, wie der Titel verrät, mit der internationalen<br />

Dimension in der Frage der Verbesserung der Ausbildung in<br />

der Fliegerabwehr zum Zweck der Einsatzvorbereitung.<br />

Aufgrund des Berichtcharakters der Ausarbeitung wird für<br />

die Darstellung der Inhalte die an sich in dieser<br />

Schriftenreihe unübliche Form des Ich-Erzählers aus dem<br />

Originaltext übernommen.<br />

Einleitung<br />

Um das Verständnis meiner Ausführungen, speziell bei der Beschreibung von<br />

Simulatoren und auch bei Abläufen von Übungen im internationalen Rahmen,<br />

zu erleichtern, stelle ich zu Beginn meiner Arbeit die Waffensysteme der<br />

Fliegerabwehrtruppe vor. Weiters werden die Vorteile der Simulatorausbildung<br />

und deren Möglichkeiten anhand von Beispielen aus der Fliegerabwehrtruppe<br />

dargestellt. Anhand der Kapitel „Luftzielschießen“ und „ELITE 2005“<br />

(Electronic Warfare Live Training Exercise 2005) wird die große Bedeutung<br />

der Ausbildung in einsatzbezogenen Szenarien erläutert. Um den Zweck der<br />

ELITE 2005 besser verstehen zu können, werden in einem eigenen Kapitel<br />

die Facetten der Elektronischen Kampfführung (EloKa) näher erörtert. Im<br />

Abschitt „Special Operation Forces Exercise 05” wird der Faktor Mensch in<br />

der Ausbildung besondere Aufmerksamkeit erfahren. Auf die Wichtigkeit der<br />

Zusammenarbeit mit zivilen Firmen bei der Entwicklung und Kampfwertstei-<br />

71


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

gerung von Waffensystemen und Simulatoren wird in meinen Ausführungen<br />

immer wieder hingewiesen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, die internationale<br />

Kooperation in der Fliegerabwehrtruppe zu dokumentieren und deren<br />

Bedeutung für die einsatzbezogene Ausbildung aufzuzeigen.<br />

Waffensysteme<br />

In der österreichischen Fliegerabwehrtruppe (FlA-Truppe) findet am Rohrwaffensektor<br />

die 35mm Zwillingsfliegerabwehrkanone (Z/FLAK) 85 in Verbindung<br />

mit dem Feuerleitgerät 98 (Skyguard 98) Verwendung. Die 35mm<br />

Z/FLAK 85 kann auch autonom eingesetzt werden, dabei wird das Geschütz<br />

vom Richtschützen mit Hilfe eines leistungsstarken Computers gesteuert.<br />

Am Lenkwaffensektor ist seit 1994 das leichte Fliegerabwehrlenkwaffensystem<br />

MISTRAL im Österreichischen Bundesheer (ÖBH) eingesetzt. Nach der<br />

Beschaffung des Zielzuweisungsradars (ZZR) RAC-3D FLAMINGO 1998<br />

wird die MISTRAL im Datenverbund mit dem ZZR eingesetzt. Mit dem ZZR<br />

FLAMINGO ist es möglich, jedes beliebige Waffensystem mit Zieldaten wie<br />

zum Beispiel Zielgeschwindigkeit, Zielhöhe oder Anflugsrichtung mittels<br />

Zieldatenempfänger zu versorgen. Die Zukunft der Fliegerabwehr beim ÖBH<br />

könnte die bodengestützte Version der IRIS T sein. Dieses Kurzstreckenlenkwaffensystem<br />

mit einer Reichweite von ca. 12 km findet unter anderem<br />

am EUROFIGHTER TYPHOON bereits Verwendung.<br />

Simulatoren<br />

Einen wesentlichen Anteil bei der Durchführung der einsatzbezogenen Ausbildung<br />

stellt in allen Waffengattungen und auf allen Führungsebenen die<br />

Nutzung von Simulatoren dar. Diese ermöglichen sozusagen den letzten<br />

Schliff, bevor die Mannschaft, das Team oder der einzelne Soldat seine Fähigkeiten<br />

bei Übungen oder im Einsatz beweisen müssen.<br />

Das Österreichische Bundesheer verfügt mittlerweile neben speziell ausgebildetem<br />

Lehrpersonal auch in nahezu allen Teilbereichen vermehrt über moderne<br />

Simulatoren. Durch deren Einsatz ist es möglich, die Handhabung und<br />

Bedienung von Waffensystemen in einem einsatzbezogenen Szenario auszubilden<br />

und zu trainieren. Auch bei der Fliegerabwehrtruppe wurden in den<br />

letzten Jahren sämtliche Simulationssysteme modernisiert. Diese befinden<br />

sich zum größten Teil an der Fliegerabwehrschule in Langenlebarn.<br />

Durch die simulatorgestützte Ausbildung wird ein hoher Ausbildungsgrad<br />

erreicht und somit der Grundstein für den „scharfen Schuss“ bzw. für das<br />

Bestehen am (Übungs-)Gefechtsfeld gelegt. Die Vorteile dieser Ausbildungsmethode<br />

sind der von Wetterbedingungen unabhängige Einsatz, die<br />

72


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

nahezu zeitlich unbegrenzte Verfügbarkeit, die Schonung des Einsatzgerätes<br />

und der Umgang mit extremen Situationen, die selbst bei Übungen kaum<br />

darstellbar sind. Die parallel laufende Aufzeichnung ermöglicht unmittelbar<br />

im Anschluss eine detaillierte Fehleranalyse. Die in Österreich verwendeten<br />

FlA-Simulatoren sind:<br />

MISTRAL-Simulator<br />

Der MISTRAL-Simulator ist computergestützt und ermöglicht durch eine<br />

Vielzahl von Zielflügen unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen in dreidimensionalen<br />

Landschaftsdarstellungen eine intensive und einsatzorientierte<br />

Ausbildung.<br />

Gefechtssimulator Feuerleitgerät 98<br />

Dieser von der Firma OERLIKON CONTRAVES in der Schweiz entwickelte<br />

Simulator dient zur Ausbildung der Bedienungen im Feuerleitgerät 98. Die<br />

bereits über mehrere Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit mit dieser Firma<br />

machte sich wiederum bezahlt, denn anhand simulierter Flugobjekte und<br />

verschiedenster Szenarien können sämtliche Möglichkeiten von Bekämpfungsvorgängen<br />

sowie der Zielwechsel erlernt und trainiert werden. Die Tätigkeiten<br />

werden aufgezeichnet, wodurch der Ausbildungsstand festgestellt<br />

und dokumentiert werden kann. Diese Ausbildung ist der Grundstein für den<br />

Einsatz als TV(Television)-Beobachter oder als Feuerleitoffizier beim Luftzielschießen<br />

und für den Erfolg bei internationalen Übungen.<br />

Fliegerabwehrrichtausbildungssimulator<br />

Der Fliegerabwehrrichtausbildungssimulator ist eine britische Entwicklung<br />

und wird zur Schulung der Soldaten an der 35mm Z/FLAK 85 verwendet.<br />

Durch einen leistungsstarken Rechner werden verschiedene Luftziele mit<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Flugverhalten in das Visier einer<br />

35mm Z/FlAK 85 eingespielt. Die Richtschützen können durch die Vielfalt<br />

der Simulationsmöglichkeiten intensiv geschult und für das Luftzielschießen<br />

und für Gefechtsübungen im In- und Ausland vorbereitet werden.<br />

Die Vorbereitung auf die präzise Handhabung des Gerätes im Gefecht ist der<br />

Hauptgrund für die Anwendung von Simulatoren, wenngleich die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Einsatzes der österreichischen Fliegerabwehr in diversen<br />

Inlands- und Auslandsszenarien im „scharfen Schuss“ zurzeit als nicht allzu<br />

hoch, aber auch nicht als unmöglich, einzustufen ist. Dies ist auf der Sinnebene<br />

der Ausbildung nicht unproblematisch. Eine weitere Problemstellung ergibt<br />

sich aus der Wirtschaftlichkeit, wenn diese falsch verstanden wird. Kos-<br />

73


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

tenleistungsrechnung ist längst nicht mehr nur eine reine Domäne der Wirtschaftstreibenden.<br />

Praktische Übungsvorhaben zu kürzen, nur um dadurch<br />

Kosten einzusparen, könnte schon bald ein Sinken des Ausbildungsniveaus<br />

mit sich bringen. Darum sollte man dieser Entwicklung wirksam entgegen<br />

steuern.<br />

Luftzielschießen<br />

Der Abschluss der einsatzbezogenen Ausbildung bei der Fliegerabwehrtruppe<br />

aller Armeen dieser Welt ist der Fliegerabwehrkampf im „scharfen Schuss“.<br />

In Zusammenarbeit mit der Fliegertruppe erfolgte das Luftzielschießen aller<br />

Rohrwaffensysteme bis vor kurzem auf den Luftzielschießplätzen am Truppenübungsplatz<br />

Allentsteig und in Oggau. Im November 2006 fand am Luftzielschießplatz<br />

in Oggau allerdings das letzte Luftzielschießen statt, da diese<br />

Liegenschaft verkauft wurde.<br />

In den Anfängen des Zweiten Bundesheeres wurde zunächst auf langsam<br />

fliegende Schleppziele geschossen. Zwischenzeitlich wurde auch das so genannte<br />

Spiegelschießverfahren angewendet. Beim Spiegelschießen wurden im<br />

Feuerleitgerät alle Seitenwinkelwerte und damit die gesamte Treffpunktberechnung<br />

vom Rechner um 180 Grad verworfen. So war es möglich, auf Realziele<br />

zu richten und diese auch zu bekämpfen. Im autonomen Einsatz der<br />

Geschütze wurde vor diesen ein Spiegel in Stellung gebracht. Das Zieldarstellungsflugzeug<br />

flog von hinten in die Feuerstellung an und drehte kurz vor<br />

dieser ab, um nicht in den Feuerbereich der Waffe zu gelangen. Der Richtschütze<br />

erfasste das anfliegende Ziel im Spiegel und beschoss das Spiegelbild.<br />

Die Auswertung erfolgte optisch über einen speziellen Spiegel, welcher<br />

halb durchlässig war. Das Auswertungspersonal konnte somit gleichzeitig das<br />

Spiegelbild des Flugzieles und die Geschossgarbe beobachten. Diese Art der<br />

Auswertung war vor allem bei schnell fliegenden Flugzielen sehr fehlerhaft.<br />

Da im Bereich des Luftzielschießens der Trefferauswertung höchste Bedeutung<br />

zukommt, wurde das Spiegelschießverfahren Ende der Achtzigerjahre<br />

des letzten Jahrhunderts wieder eingestellt.<br />

Das ÖBH investierte danach in ein neues, modernes Trefferauswertesystem.<br />

Dieses wurde in den letzten Jahrzehnten, gemeinsam mit der schwedischen<br />

Firma AIR TARGET weiter entwickelt und zählt zu den modernsten Auswertesystemen<br />

in Europa. Das Doppelzieltrefferauswertesystem (DTAS) ist ein<br />

zweidimensionales, akustisches Trefferauswertesystem zur Registrierung von<br />

Geschossdurchgängen in der Zielebene. Die vom Miss Distance Indicator<br />

(MDI-Trefferablageanzeige) über Funk gesendeten Registrierungen werden<br />

unmittelbar nach dem Feuerstoß von der Bodenstation berechnet, aufgelistet<br />

und in einem Trefferbild präsentiert. DTAS ist auch in der Lage, Trefferdaten<br />

74


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

von zwei Zielen gleichzeitig zu empfangen und davon die Trefferbilder zentimetergenau<br />

aufzuzeigen.<br />

Dieser Auswertung in Echtzeit kommt höchste Bedeutung zu, denn der Richtschütze<br />

bzw. der Feuerleitoffizier im Feuerleitgerät ist so in der Lage, schon<br />

beim jeweils nächsten Feuerstoß eventuelle Fehler zu korrigieren. Nach dem<br />

Ausscheiden der 20mm FLAK wird das Luftzielschießen nur mehr mit der<br />

35mm Z/FLAK 85 durchgeführt. Der Ablauf ist in einem Schießprogramm<br />

genau geregelt. Es werden drei verschiedene Anflugsarten dargestellt:<br />

• Direktanflug auf die Stellung<br />

• Vorbeiflug in einer Entfernung von ca. 2500 Metern<br />

• Schrägvorbeiflug.<br />

Diese Schießübungen werden in „Lokaler Servosteuerung“ (autonomer Einsatz<br />

des Geschützes) und in „Radarsteuerung“ (Feuerleitung durch das Feuerleitgerät<br />

98) bekämpft. Eine besondere Herausforderung für die Bedienungen<br />

der Geräte ist das Nachtzielschießen, welches nur in „Radarsteuerung“<br />

durchgeführt wird.<br />

Eine weitere Form der Fliegerabwehr ist die „Fliegerabwehr aller Truppen“.<br />

Hier werden mit den Kalibern 7.62mm und 12.7mm langsam fliegende<br />

Schleppziele bekämpft. Bei diesen Schießübungen werden je nach Kaliber<br />

zwei bis sechs Waffen auf ein Ziel gerichtet. Den Fortbestand dieser Art der<br />

Fliegerabwehr rechtfertigen Berichte aus den verschiedensten Kriegsschauplätzen<br />

der jüngsten Vergangenheit, wonach es immer wieder gelingt, auch<br />

mit kleinkalibrigen Waffen Luftfahrzeuge am Ausführen ihres Auftrages zu<br />

hindern.<br />

Luftzielschießen auf Kreta 1997<br />

In Österreich können Luftzielschießen mit dem Waffensystem MISTRAL<br />

nicht durchgeführt werden. Da selbst der Truppenübungsplatz Allentsteig<br />

nicht groß genug für die dafür notwendigen Sicherheitsräume ist, ergibt sich<br />

die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit ausländischen Armeen. So<br />

erfolgte das erstmalige Luftzielschießen mit der leichten<br />

Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL im April 1997 auf Kreta. Dabei wurde<br />

diese auf eine, von der Belgischen Armee ferngesteuerte, Drohne abgefeuert.<br />

Bei diesem Scharfschießen lag die Trefferquote bei über 93 Prozent. Die<br />

hohen Erwartungen an die MISTRAL als zuverlässiges Waffensystem<br />

wurden somit voll und ganz bestätigt. Nach diesen äußerst positiven<br />

Erfahrungen und Erkenntnissen konnte mit der Planung weiterer,<br />

umfangreicherer Übungsvorhaben begonnen werden.<br />

75


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

1998 wurde das Zielzuweisungsradar (ZZR) FLAMINGO eingeführt. Dieses<br />

Radargerät ermöglicht eine Bedrohungsanalyse des Luftraumes und somit<br />

eine vorgestaffelte Zieldatenübertragung zum Lenkwaffenträger MISTRAL.<br />

Luftzielschießen in Frankreich 1999<br />

Im September 1999 wurde in Biscarosse in Frankreich, von österreichischer<br />

Seite erstmals in Verbindung mit dem Zielzuweisungsradar FLAMINGO, die<br />

MISTRAL im „scharfen Schuss“ eingesetzt. Die Französische Armee stellte<br />

nicht nur sämtliche Zieldarstellungsflugkörper zur Verfügung, sondern bot<br />

auch eine hervorragende Infrastruktur für alle Teilnehmer des Österreichischen<br />

Bundesheeres. Die Zusammenarbeit bei der Auswertung der einzelnen<br />

Bekämpfungsvorgänge und der damit verbundenen technischen Ausrüstung<br />

funktionierte beispielhaft.<br />

Natürlich ging nicht alles komplett reibungslos. So hatten wir schon beim<br />

Ver- und Entladen der Radargeräte mit verschiedenen logistischen Problemen<br />

zu kämpfen. Um die zulässige Höhe bei Eisenbahntransporten nicht zu überschreiten,<br />

mussten spezielle Niederflurwagons verwendet werden. Bei der<br />

Zusammenarbeit mit der österreichischen Bundesbahn als auch mit der französischen<br />

Bahn war Flexibilität angesagt, da Änderungen im Fahrplan und<br />

bei den Be- und Entladezeiten an der Tagesordnung standen. Diese Erfahrungen<br />

waren von großer Bedeutung, denn schon kurz nach der Rückkehr nach<br />

Österreich wurde mit den Vorbereitungen für das nächste Fliegerabwehrschießen<br />

im Ausland begonnen.<br />

Luftzielschießen in Polen 2003<br />

Schließlich erfolgte in der Zeit vom 15. bis 26. September 2003 das erste<br />

Scharfschießen mit allen Fliegerabwehrsystemen des Österreichischen Bundesheeres<br />

in Ustka in Polen. Da dieses Gefechtschießen, das bis dahin größte<br />

Luftzielschießen seit dem Bestehen des Österreichischen Bundesheeres war,<br />

möchte ich es als weiteres Beispiel für internationale Kooperation bei der<br />

einsatzbezogenen Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe heranziehen.<br />

Unter der Leitung des Kommandanten der Fliegerabwehrschule wurde das<br />

Gefechtsschießen "Roland I" in Ustka/Polen durchgeführt. Dieses Schießvorhaben<br />

stellte nicht nur den hohen Ausbildungsstand der österreichischen Fliegerabwehrtruppe,<br />

sondern auch deren Einsatzmöglichkeiten im Rahmen von<br />

Auslandseinsätzen, unter Beweis.<br />

Der Truppenübungsplatz Ustka in Polen liegt an der mittleren Ostseeküste,<br />

ca. 120 Kilometer nordwestlich von Danzig. Der 1936 geschaffene Fliegerabwehrschießplatz<br />

hat eine Längenausbreitung von 17 Kilometer, eine Tiefe<br />

von bis zu fünf Kilometer und erstreckt sich entlang der Küste. Er wird seit<br />

76


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

einigen Jahren von den polnischen Streitkräften auch anderen Armeen für<br />

internationale Ausbildungs- und Schießvorhaben zur Verfügung gestellt.<br />

Durch seine Tiefstaffelung ermöglicht der Übungsplatz in Ustka nicht nur ein<br />

Luftzielschießen in Richtung Ostsee, sondern er verfügt auch über ausreichende<br />

Möglichkeiten, dieses Schießen in einen taktischen Übungsablauf<br />

einzubinden und somit einsatzbezogen zu gestalten. Europaweit bietet dieser<br />

Übungsplatz als einziger die Möglichkeit, ein Scharfschießen gleichzeitig mit<br />

Fliegerabwehrkanonen und Fliegerabwehrlenkwaffen, bei einem beweglichen<br />

Einsatz der Feuereinheiten, durchzuführen.<br />

Neben den taktischen Ausbildungszielen war die Verlegung des Personals<br />

und der Waffensysteme mittels Kraftfahrzeugen, Luftfahrzeugen und im Eisenbahntransport,<br />

von großer Bedeutung. Sollte es in Zukunft zu einem internationalen<br />

Einsatz der Fliegerabwehrtruppe kommen, werden die damals<br />

erzielten Erfahrungen ungeheuer wichtig sein.<br />

Die Vielzahl von gleichzeitig auftretenden Bedrohungsszenarien war für die<br />

Bedienungen der verschiedenen Waffen- und Radarsystemen von unschätzbarem<br />

Wert. Erkenntnisse beim Auffassen des Zieles, Abläufe bei der Zielübernahme<br />

mit dem Radar und nicht zuletzt Erfahrungen bei der Feuerleitung<br />

bzw. Zielzuweisung wurden in der Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe im<br />

ÖBH umgesetzt.<br />

Exkurs: Zieldarstellung<br />

Abermals bewährte sich in Polen die schon jahrelange Zusammenarbeit mit<br />

der schwedischen Firma Saab Nyge Aero. Diese Firma führt auch an den<br />

österreichischen Luftzielschießplätzen die Zieldarstellung durch. Die österreichische<br />

Fliegertruppe übernimmt dort die Zieldarstellung für langsam fliegende<br />

Ziele. Schnellfliegende Luftziele werden durch zwei LEARJETS 35A<br />

dargestellt. Zur Aufnahme der Schleppziele standen pro Maschine jeweils<br />

eine Innenwinde und eine Außenwinde zur Verfügung.<br />

In Polen starteten und landeten die Schleppmaschinen in Slupsk. Mit dem LJ<br />

35A sind Zielgeschwindigkeiten von 100 m/s bis 150 m/s möglich. Die Mindestflughöhe<br />

der Ziele betrug aus Sicherheitsgründen 200 Meter über Grund.<br />

Die vorgesehenen Ziele wurden vor dem Start an den Schleppmaschinen angebracht<br />

und anschließend im vorgesehenen Luftraum ausgefahren. Für das<br />

Waffensystem 35-mm-Zwillingsfliegerabwehrkanone 85 wurden radar- und<br />

laserreflektierende Schleppsäcke verwendet.<br />

Für das Waffensystem lFAL MISTRAL wurde der Schleppzielflugkörper<br />

SK-6 verwendet. Diese wurden mit Rauchpatronen (Smoke) und Leuchtpatronen<br />

(Flares) bestückt. Der "Smoke" diente der optischen Erkennung des<br />

Zieles, die "Flares" stellten die Wärmequelle für den Infrarotsuchkopf des<br />

77


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

Lenkflugkörpers MISTRAL dar und waren die Voraussetzung für das Aufschalten<br />

des Suchkopfes auf das Ziel. Die Oberfläche der SK-6 wurde ebenfalls<br />

mit laserreflektierendem Material versehen, um die Funktion des Laserannäherungszünders<br />

des Lenkflugkörpers sicherzustellen. Für die Auswertung<br />

des Gefechtsschießens wurde das Doppelzieltrefferauswertesystem<br />

(DTAS), das auch für die Bewertung des Luftzielschießens in Österreich eingesetzt<br />

wird, verwendet.<br />

Bei der Sicherung des Übungsplatzes war die Zusammenarbeit mit der polnischen<br />

Armee gefordert. Die äußere Sicherheit wurde durch die Soldaten des<br />

Truppenübungsplatzes Ustka in Übereinkommen mit der österreichischen<br />

Übungsleitung gewährleistet. Für die innere Sicherheit war die Schießübungsleitung<br />

der Fliegerabwehrschule des ÖBH verantwortlich.<br />

Luftzielschießen in Polen 2005<br />

Unter dem Übungsnamen "FIFTY YEARS 2005" fand vom 16. August bis<br />

zum 1. September 2005 ein weiteres Luftzielschießen des ÖBH statt. Wieder<br />

wurde die Latte in Bezug auf einsatzorientierte Ausbildung um eine Stufe<br />

höher gelegt. Die wesentlichsten Unterschiede zum Fliegerabwehrgefechtsschießen<br />

2003 waren folgende:<br />

Die Anlandung des Hauptkontingentes am Flugplatz von Siemirowice (Polen)<br />

erfolgte unter dem Schutz von Soldaten eines österreichischen Sicherungselementes.<br />

Auch die Bahnentladung auf dem Truppenübungsplatz Ustka wurde<br />

von den Soldaten des Sicherungselementes überwacht. Die Zieldarstellung<br />

erfolgte nicht nur durch zwei "Learjet" LJ 35, sondern erstmals im Ausland<br />

durch zwei Pilatus PC-6 "Turbo Porter" der 4. Staffel des Fliegerregiments 1<br />

des Bundesheeres. Mit der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL wurde<br />

erstmals ein Nachtschießen durchgeführt, welches durch den Einsatz des<br />

Wärmebildgerätes möglich war. Außerdem erfolgte erstmals das Schießen<br />

mit der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL von der Transporthalterung<br />

des Steyr-Daimler-Puch LKW (6 x 6) 712 lFAL PINZGAUER. Bei der<br />

FIFTY YEARS 2005 wurden auch insgesamt sieben Teilnehmer aus Deutschland,<br />

aus der Schweiz, aus Slowenien und aus Ungarn, die als Beobachter in<br />

Schlüsselfunktionen eingeteilt waren, in das Übungsvorhaben integriert.<br />

Natürlich darf man auch die Zusammenarbeit mit unseren Anrainerstaaten,<br />

Tschechische Republik und Deutschland, bei den Verlegungen nicht unterbewerten.<br />

Nur durch die aktive Mitarbeit der Behörden unserer Nachbarn war<br />

das beinahe reibungslose Passieren dieser Länder möglich. Lediglich die<br />

Ausstattung der verwendeten Wagons bei der Verlegung im Eisenbahntransport<br />

bedarf einer Verbesserung. Elektrischer Strom etwa sollte für Soldaten<br />

des 21. Jahrhunderts bei Verlegungen im Frieden kein Luxusartikel sein.<br />

78


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

Elektronische Kampfmaßnahmen (EloKa)<br />

Eines der wichtigsten Themen bei der einsatzbezogenen Ausbildung der Flieger-<br />

und Fliegerabwehrtruppe nennt sich „EloKa“ (Elektonischer Kampf).<br />

Auf dem heutigen Gefechtsfeld wird ein Duell zwischen gegnerischen Parteien<br />

immer häufiger von Computern entschieden. Natürlich bringt der leistungsstärkste<br />

Computer aber keinen Erfolg, wenn die am Bedienpult sitzende<br />

Person das Potential des Rechners aufgrund mangelnder Ausbildung nicht<br />

nutzen kann.<br />

Bevor ich auf einen der Höhepunkte in meiner persönlichen EloKa-<br />

Ausbildung näher eingehe, möchte ich zum besseren Verständnis noch einige<br />

wichtige Fakten zum Elektronischen Kampf darlegen. Die Aufgaben von<br />

EloKa-Verbänden lassen sich in mehrere große Bereiche gliedern, unter anderem:<br />

• Aufklären – ELINT (Electronic Intelligence): Mit hochempfindlichen<br />

Empfangsgeräten werden durch geeignete Messverfahren feindliche<br />

Funkemissionen erfasst, zeitgleich aufgezeichnet und anschließend detailliert<br />

ausgewertet. Dabei lässt sich deren exakte Quelle ermitteln. Die so<br />

gewonnenen Informationen können Aufschluss über Stärke, Position und<br />

Pläne des Gegners geben.<br />

• Stören – ECM (Electronic Countermeasures): Durch das Stören der Signale<br />

des Gegners wird dieser in seiner Handlungsfähigkeit und somit am<br />

Ausführen seines Auftrages stark eingeschränkt bzw. überhaupt gehindert.<br />

Stören umfasst einen weiten Bereich, der von Falschzieldarstellungen<br />

über Geräteausfallsimulationen beim Gegner bis zum Übersteuern<br />

dessen Prozessdatenverarbeitung in mehrdimensionaler Hinsicht reichen<br />

kann.<br />

• Schutz eigener Kommunikation und Abstrahlung – EPM (Electronic Protecture<br />

Measures): Das Aufgabenspektrum des „Elektronischen Kampfes“<br />

umfasst auch Maßnahmen, feindliche EloKa -Verbände davon abzuhalten,<br />

die eigenen Ausstrahlungen zu erfassen oder zu stören. Das Thema<br />

Elektronische Kampfführung wird insbesondere bei internationalen<br />

Einsätzen immer wichtiger. Elektronische Kampfmaßnahmen sind seitens<br />

der NATO als ein integraler Bestandteil jeder militärischen Operation<br />

Voraussetzung.<br />

Große Bedeutung für die Weiterentwicklung der EloKa–Ausbildung im Österreichischen<br />

Bundesheer hatte der erste Stabsoffizierskurs für Elektronische<br />

Kampfführung (SOJEWC-Staff Officers Joint Electronic Warfare Course).<br />

Dieser fand vom 10. bis zum 14. Oktober 2005 in Wien statt. Der Kurs wurde<br />

vom „Führungsgrundgebiet Führungsunterstützung“ (FGG 6) mit Unterstützung<br />

einer dänischen Firma durchgeführt. Er verfolgte das von der NEWAC<br />

79


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

(NATO Electronic Warfare Advisory Committee) vorgegebene Ziel, Offizieren<br />

aus PfP(Partnership for Peace)-Teilnehmerländern, die in einem Stab im<br />

Bereich EloKa arbeiten oder eine EloKa-Einheit führen, die notwendigen<br />

Kenntnisse für einen NATO geführten Einsatz zu vermitteln. Kursteilnehmer<br />

waren Mitglieder der „Arbeitsgruppe Elektronische Kampfführung“ für das<br />

Projekt „ÖBH 2010“ sowie Offiziere des damaligen Kommandos der Luftstreitkräfte,<br />

die sich mit EloKa vor allem beim Transporthubschrauber<br />

BLACK HAWK, der Transportmaschine HERCULES C130 und beim Eurofighter<br />

TYPHOON beschäftigten.<br />

Die EloKa-Ausbildung im Österreichischen Bundesheer steckt, gemessen an<br />

anderen Armeen, noch in den Kinderschuhen. Eine Armee, die mit modernster<br />

Technik ausgerüstet wird, sollte auch Spezialisten auf dem Gebiet der<br />

Elektronischen Kampfführung ausbilden. Den Bedarfsträgern, nämlich den<br />

Besatzungen von Flieger- und Fliegerabwehrsystemen, sollte man das notwendige<br />

Know-how zukommen lassen, um ein erfolgreiches Ausführen ihres<br />

Auftrages zu ermöglichen. Durch ein eigenes „Referat Elektronische Kampfführung“<br />

im Organisationsplan der ab <strong>2007</strong> neu aufzustellenden Flieger- und<br />

Fliegerabwehrtruppenschule steigt die Bedeutung dieser Ausbildung endlich<br />

auf jenen Stellenwert, der ihr auch zusteht.<br />

Das folgende Kapitel illustriert nun mit Sicherheit eine der besten Möglichkeiten,<br />

wie Soldaten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppe ihr theoretisches<br />

Wissen in einem einsatzorientierten Szenario praktisch unter Beweis stellen<br />

können.<br />

ELITE 2005<br />

Im Juni 2005 bekam ich erstmals die Möglichkeit, an der ELITE (Electronic<br />

warfare Live Training Exercise) als Feuerleitoffizier bzw. TV-<br />

Beobachtungsunteroffizier am SKYGUARD 98, teilzunehmen. ELITE ist<br />

eine jährlich wiederkehrende Übung der Deutschen Luftwaffe, in der Maßnahmen<br />

und Taktiken des elektronischen Kampfes geübt und weiterentwickelt<br />

werden. Die Übung dient allen, die in die oder aus der Luft wirken und<br />

dabei die Mittel des elektronischen Kampfes zum Einsatz bringen müssen.<br />

Die Ziele dieser mir bis dahin unbekannten Übung waren wie folgt definiert:<br />

• Die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft trotz elektronischer Störmaßnahmen<br />

durch den Gegner<br />

• Die Umsetzung der erlernten Fähigkeiten bei der Bedienung des eigenen<br />

Waffensystems in einem realitätsnahen Szenario<br />

• Die Weiterentwicklung und Überprüfung taktischer Verfahren im Feuerkampf<br />

80


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

• Die Aus- und Weiterbildung des Führungs- und Funktionspersonals und<br />

die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Fliegerabwehrtruppe.<br />

ELITE 2005 stellte für einen Großteil der Teilnehmer der österreichischen<br />

Fliegerabwehrtruppe den Höhepunkt ihrer Einsatzaus- und -weiterbildung<br />

dar. Besonders der Einsatz von elektronischen Kampfmaßnahmen aus der<br />

Luft und vom Boden war eine große Herausforderung. Als Verbindung zur<br />

Leitzentrale und so auch zum „Luftfeind“ fungierte ein Begleit- und Verbindungsoffizier.<br />

Sein Auftrag war es, die Einsatzbereitschaft der eingeteilten<br />

Bedienung sicherzustellen. Entsprechend der Informationen der Leitzentrale<br />

(Slotpläne) wurde in der Einsatzbesprechung festgelegt, 1. wer, 2. zu welcher<br />

Zeit und 3. welche Funktion auszuüben hat. Diese in dieser Form in Europa<br />

einzigartige Übung für Piloten sowie Soldaten der Radar- und Fliegerabwehrwaffensysteme<br />

fand im multinationalen Rahmen statt. Es beteiligten sich<br />

14 NATO-Staaten sowie Finnland, Österreich, Schweden und die Schweiz.<br />

Der Luftraum über Bayern und Baden-Württemberg und das Gebiet rund um<br />

den Heuberg nahe der Stadt Meßstetten bildeten den Einsatzraum.<br />

Der Truppenübungsplatz Heuberg auf der Schwäbischen Alb war bereits zum<br />

vierten Mal in Folge Austragungsort der ELITE. Es ist nicht nur der südlichste,<br />

sondern auch der höchstgelegene Truppenübungsplatz in der Bundesrepublik.<br />

Errichtet wurde dieser bereits 1910 und liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich<br />

von Sigmaringen in einer Höhe von 800 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

Die Gesamtfläche umfasst 4800 Hektar und ist zu 40 Prozent mit Nadel- und<br />

Mischwald bedeckt. Angrenzend an den Übungsraum befindet sich in<br />

Meßstetten die Zollern-Alb-Kaserne, welche damals die österreichische Einheit<br />

beherbergte, und die Garnison Stetten am Kalten Markt.<br />

Die Einsätze der Luftwaffe wurden unter simulierten Fliegerabwehrbedrohungen<br />

geflogen. Dabei kam es nicht selten zu Einsätzen im Tiefstflug (unter<br />

35 Meter Flughöhe).<br />

Gestartet wurde von Neuburg a. d. Donau, Lechfeld und Landsberg, aber<br />

auch aus Dübendorf sowie direkt aus Frankreich. Der Auftrag der rund um<br />

den Heuberg eingesetzten bodengebundenen Luftverteidigung war, die anfliegenden<br />

Luftfahrzeuge rechtzeitig aufzufassen, zu erkennen und zu bekämpfen.<br />

Dabei versuchten fliegende Waffensysteme die Fliegerabwehrkräfte,<br />

einschließlich deren Radaranlagen, auszuschalten - und umgekehrt. Bei<br />

diesem Duell wurden verschiedene elektronische Stör- und Täuschmaßnahmen<br />

unter realistischen Bedingungen eingesetzt. Ein wichtiger Faktor, um ein<br />

einsatzbezogenes Umfeld zu ermöglichen, war der Einsatz von Bodenstörern,<br />

welche spezielle Herausforderungen an meine Kameraden und mich stellten.<br />

81


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

Reaktionen auf Bodenstörer werden in keinem Simulatorszenario trainiert<br />

und waren somit absolutes Neuland für unsere Mannschaften.<br />

Die Übungsauswertung war daher ein Kernelement dieser EloKa-Übung. Sie<br />

teilte sich in eine Echtzeitauswertung und eine intensive Nachauswertung.<br />

Die Echtzeitauswertung hatte den enormen Vorteil, dass die beteiligten<br />

Übungsteilnehmer direkt nach jedem Einsatz in einer Videokonferenz das<br />

Geschehen nachvollziehen konnten. Diese Tatsache ermöglichte schon<br />

während des Übungsverlaufes das Erfahrene bzw. Erlernte umzusetzen und<br />

anwenden zu können. Die Nachauswertung diente der Weiterentwicklung von<br />

taktischen Verfahren und ermöglichte den Teilnehmern die gesammelten<br />

Erkenntnisse in Zukunft in der Ausbildung zu nutzen.<br />

Die für ELITE 2005 ausgewiesenen Lufträume wurden exakt kontrolliert, um<br />

einen reibungslosen Übungsverlauf zu garantieren. Speziell für diese Aufgabe<br />

wurde das deutsche Tiefflugüberwachungssystem SKYGUARD installiert.<br />

Hierbei handelt es sich um ein mobiles System zur Kontrolle des<br />

Tiefflugbetriebs anhand von Radar- und Videoaufzeichnungen. Dieses<br />

System ist mit dem im österreichischen Bundesheer eingesetzten<br />

SKYGUARD 98 beinahe ident. So ist statt dem Feuerleitrechner im<br />

SKYGUARD 98 eine mit großer Reichweite ausgestattete<br />

Videoüberwachungseinheit am Richtgerät aufgebaut. Um die Einhaltung der<br />

Benutzung der vergebenen Frequenzen zu gewährleisten, wurde eine Vielzahl<br />

von Überwachungseinheiten installiert und betrieben. Auf der Homepage der<br />

Deutschen Luftwaffe konnte man nach der ELITE 2005 zum Beispiel lesen:<br />

„Neben 70 Strahlflugzeugen, 20 Hubschraubern und 10 Propellermaschinen<br />

waren an der Übung auch etwa 800 schwere Fahrzeuge, Kettenfahrzeuge<br />

und Kleinfahrzeuge der multinationalen Fliegerabwehr- und Unterstützungskräfte<br />

beteiligt. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Nationen<br />

beschränkte sich nicht nur auf den Übungsplatz. Auf den einzelnen Fliegerhorsten<br />

betreute deutsches Wartungspersonal ausländische Luftfahrzeuge.“<br />

(a.a.O.)<br />

Auch 2006 wurden Teile von Einheiten des Österreichischen Bundesheeres<br />

zur ELITE nach Deutschland entsandt. Dazu seien einige Anregungen für die<br />

Zukunft vermerkt:<br />

Bei der Verlegung aus Österreich in das Übungsgebiet am Heuberg könnte<br />

man in Zukunft eine Bahnverladung der eingesetzten Mannschaften und<br />

Geräte in Betracht ziehen. Der über 700 Kilometer lange Marschweg aus<br />

Langenlebarn bei Tulln an der Donau birgt Risken und Gefahren, die man<br />

durch den Bahntransport vermeiden könnte. Um ein Maximum an Effizienz<br />

bei der Ausbildung im Übungsraum erreichen zu können, wäre der Einsatz<br />

von mehreren Feuereinheiten zu überdenken. In Verbindung mit einem<br />

Auswechseln der Mannschaften bei Halbzeit könnte man mindestens die<br />

82


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

doppelte Anzahl an Gerätebedienungen dieser einzigartigen Ausbildung<br />

zuführen.<br />

Der wichtigste Faktor bei der einsatzbezogenen Ausbildung ist und bleibt der<br />

Mensch, konkret der die Geräte, Computer und Sensoren bedienende Soldat.<br />

Am Gefechtsfeld des 21. Jahrhundert geht es beim Duell Fliegertruppe gegen<br />

Fliegerabwehrtruppe um Sekundenbruchteile. Doch auch hier nützt der<br />

leistungsstärkste Computer nichts, wenn das Bedienungspersonal fehlerhaft<br />

reagiert oder ganz einfach mangels Erfahrung der Situation nicht gewachsen<br />

ist. In der Fliegerabwehrtruppe wird oft von elektromagnetischen Wellen,<br />

Computern und der Feuerkraft von Fliegerabwehrgeschützen gesprochen. In<br />

meinem letzten Kapitel möchte ich herausstreichen, dass es auch bei der<br />

Fliegerabwehrtruppe Situationen gibt, in denen der Faktor Mensch und<br />

dessen körperliche Leistungsfähigkeit den Hauptausschlag über Sieg oder<br />

Niederlage geben kann.<br />

Special Operation Forces Exercise (SOFEX) HARFANG 05<br />

Von 7. bis 17. März 2005 fand am Truppenübungsplatz Wattener Lizum nahe<br />

Innsbruck in den Tiroler Alpen die Übung HARFANG 05 statt. Es trainierten<br />

Elitesoldaten mehrerer europäischer Nationen gemeinsam mit den Spezialeinsatzkräften<br />

des Bundesheeres. Die 6. Jägerbrigade nahm ebenfalls an dieser<br />

Übung zur Darstellung der OPFOR (Opposing Force) bzw. eigener Kräfte<br />

teil. Die Fliegerabwehrschule war mit einem aus Kader, Kursteilnehmern und<br />

Grundwehrdienern bestehenden verminderten lFAL(MISTRAL)-Zug der 6.<br />

Jägerbrigade unterstellt. Bevor der Auftrag, die Teile der Hochgebirgskompanie<br />

im Übungsraum gegen Luftangriffe zu schützen, erfüllt werden konnte,<br />

musste der Eisenbahntransport von Tulln an der Donau nach Innsbruck, die<br />

Verlegung von Mannschaft und Gerät im Kraftfahrzeug bzw. mit dem Hubschrauber<br />

in das Lager Walchen, bewältigt werden. Nach dem Abschluss der<br />

Detailerkundung erfolgte der Stellungsbezug im Mannschaftstransport. Jetzt<br />

war der Zeitpunkt gekommen, an dem mir schmerzlich bewusst wurde, wie<br />

wichtig es war, nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

unserer Soldaten, ständig zu trainieren und zu verbessern. Diese<br />

Tatsache sollte bei der einsatzbezogenen Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe<br />

niemals außer Acht gelassen werden. Ohne die Inanspruchnahme der Transportkapazitäten<br />

des benachbarten Jägerzuges wäre in diesem konkreten Fall<br />

der Aufstieg (im Mannschaftstransport) in den Stellungsraum Mölsjoch auf<br />

2330 Metern Seehöhe im hochalpinen Gelände nicht gelungen. Während der<br />

Nachtstunden bestand der Auftrag darin, das Umfeld mittels Wärmebildgerät<br />

zu überwachen.<br />

83


WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

Der Aufstieg in den Stellungsraum und die Unterbringung unserer Soldaten<br />

während der folgenden Nächte in Truppzelten auf einer Seehöhe von ungefähr<br />

2500m, hatten die vorgestaffelte Überprüfung der Geräte und der Mannschaft<br />

auf Gebirgstauglichkeit mehr als gerechtfertigt. Die Abstellung von<br />

geschultem und erfahrenem Alpinpersonal war unerlässlich.<br />

Auch die Angehörigen der internationalen Spezialeinsatzkräfte mussten erkennen,<br />

dass es im hochalpinen Gelände noch viel Neues zu erlernen gab.<br />

Bewegung mit Skiern, Schneeschuhen und Lawinenkunde sind nur einige<br />

Themen, in denen unsere ausländischen Kameraden geschult wurden.<br />

Bei der Auswertung dieses Übungsvorhabens muss einerseits der Faktor berücksichtigt<br />

werden, dass es sich um den ersten Einsatz der lFAL MISTRAL<br />

im hochalpinen Gelände handelte, andererseits hätte auch das Wetter nicht<br />

besser sein können. Der Auftrag konnte durch die Motivation und das Engagement<br />

der teilnehmenden Soldaten der Fliegerabwehrschule erfüllt werden.<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Durch die Kooperation mit internationalen Armeen und zivilen Institutionen<br />

ist es möglich, Simulatoren und Waffensysteme ständig weiter zu verbessern.<br />

Die Verwendung moderner Simulatoren in der einsatzorientierten Ausbildung<br />

bietet eine optimale Vorbereitung für den Einsatz im „scharfen Schuss“ und<br />

für Übungen mit einsatzbezogenen Szenarien.<br />

Luftzielschießen dienen sowohl der Festigung von Gefechtsabläufen und<br />

Gefechtstechniken als auch der permanenten Überprüfung des allgemeinen<br />

Ausbildungsstandes. Möglichst realitätsnahe Luftzieldarstellungen und moderne<br />

Auswertesysteme sind unabdingbar notwendig.<br />

Im Gegensatz zu nationalen Übungsvorhaben ist es bei Großübungen mit<br />

internationaler Beteiligung möglich, Erfahrungen anderer Armeen zu gewinnen<br />

oder diese auszutauschen, wodurch der Ausbildungsstand und die<br />

Einsatzbereitschaft ständig steigen.<br />

Da die Beherrschung von elektronischen Kampfmaßnahmen Voraussetzung<br />

für das Bestehen bei Luftsicherungsoperationen ist, erhält die Ausbildung in<br />

diesem Bereich einen sehr hohen Stellenwert. Ein weiterer Punkt für die hohe<br />

Qualifikation von Soldaten, auch in technischen Verbänden, ist deren körperliche<br />

Leistungsfähigkeit. Besonders beim Einsatz im hochalpinen Gelände<br />

trat diese Tatsache zu Tage.<br />

Neue Bedrohungsszenarien wie zum Beispiel die ständig wachsende Terrorbedrohung<br />

aus der Luft bei Anlässen wie der EU-Außenministerkonferenz<br />

oder dem Besuch des US-Präsidenten 2006, die Abwehr von Terroranschlägen<br />

aus der Luft oder der Fliegerabwehrschutz von Einheiten im Ausland<br />

verlangen eine Anpassung der Gefechtstechniken bei der Fliegerabwehr. Die<br />

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WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr<br />

grenzüberschreitende Zusammenarbeit in dieser Waffengattung wird dies<br />

wesentlich erleichtern. Das ÖBH hat in den letzten Jahren die internationale<br />

Zusammenarbeit in der Ausbildung aller Waffengattungen immer mehr forciert,<br />

wobei die Fliegerabwehrtruppe diesbezüglich sicher eine sehr wichtige<br />

Rolle spielte und auch hinkünftig spielen wird.<br />

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