05.11.2013 Aufrufe

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />

Gewerkschaften überflüssig sind.<br />

Daraus lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen:<br />

Einerseits macht der Ost-West-Vergleich<br />

die langfristigen Wirkungen der geschichtlichen<br />

Entwicklung und der persönlichen Sozialisation<br />

sichtbar. Er zeigt die unterschiedlich geprägten<br />

Wahrnehmungen und Einschätzungen über<br />

die wirtschaftliche Rolle des Staates, von<br />

Unternehmen in Marktwirtschaften oder von<br />

Interessenvertretungen der Arbeitnehmer.<br />

Andererseits können die Differenzen zwischen<br />

der Bevölkerung und den wirtschaftlichen<br />

Führungskräften auf Interessengegensätze zurückgeführt<br />

werden, die sich durch ihre unterschiedlichen<br />

sozialen Positionen ergeben.<br />

Die letztgenannten Unterschiede haben einen<br />

größeren Einfluss, sodass die Meinungsbilder<br />

zwischen Bevölkerung und Wirtschaftseliten<br />

relativ weit auseinander liegen. Gleichwohl<br />

spielt die langfristige Prägung – in der „alten<br />

Bundesrepublik“ oder in der DDR – auch 20<br />

Jahre nach der Wende eine Rolle, wie sich in<br />

den Ost-West-Differenzen sowohl innerhalb<br />

der Bevölkerung als auch unter den Unternehmensleitern<br />

zeigt. Doch existieren diese<br />

Unterschiede regionaler Art weniger parallel<br />

zur gesellschaftlichen Hauptkonfliktlinie, sie<br />

sind ihr vielmehr nachgeordnet.<br />

Die regionalen Wirtschafteliten mit einer ostdeutschen<br />

Herkunft werden immer noch durch<br />

den „langen Schatten der Wende“ beeinflusst. Es<br />

dominieren bei diesen Eliten Personen, die erste<br />

Führungserfahrungen in der DDR sammeln<br />

NACHDEMYSTEMUMBRUCH AHRE IRTSCHAFTSELITEN AZIT<br />

konnten; die einen technischen Qualifikationshintergrund<br />

aufweisen und deren gesellschaftspolitische<br />

Orientierungen sich teilweise<br />

von denen westdeutscher Vergleichsgruppen<br />

unterscheiden.<br />

Doch ist ebenso zu beobachten, dass sich die<br />

Einstellungen der Wirtschaftseliten in Ost<br />

und West, gerade da, wo es um ihre Interessenwahrnehmung<br />

geht, angeglichen haben.<br />

Aufgrund der Altersstruktur der ostdeutschen<br />

Unternehmensleiter ist ein größerer Generationswechsel<br />

in der Zukunft wahrscheinlich,<br />

der in den Traditionslinien der Familie<br />

geplant wird. Welche Folgen dieser Generationswechsel<br />

auf die Unternehmen haben wird,<br />

ist nicht zuletzt aufgrund der Einführung<br />

neuer Managementkonzepte im industriellen<br />

Mittelstand (z.B. verstärktes Controlling und<br />

Orientierung an Konzepten der Unternehmenswertsteigerung)<br />

sowie veränderter Rahmenbedingungen<br />

in den ostdeutschen Betrieben<br />

offen. So ist auch bei den Belegschaften<br />

ostdeutscher Unternehmen in den nächsten<br />

Jahren ein verstärkter Generationswechsel zu<br />

erwarten.<br />

Dieser „doppelte Generationswechsel“ in der<br />

Zukunft könnte demnach den Wandel in den<br />

Unternehmen beschleunigen und trotzdem<br />

in den Traditionen „familienkapitalistischer“<br />

Strukturen ablaufen.<br />

Seite 47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!