gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />
Institutionen die Entwicklung ähnlicher Problemwahrnehmungen<br />
und Lösungsstrategien<br />
oder allgemeiner: die Integration der Repräsentationselite<br />
über Parteigrenzen hinweg<br />
fördern. Für die Bundesrepublik Deutschland<br />
wurde schon in den 1970er Jahren festgestellt,<br />
dass ein Großteil der Repräsentationselite<br />
erst dann rekrutiert wird, nachdem er eine<br />
langjährige Bewährungsfrist vor allem in innerparteilichen<br />
Führungsfunktionen aber auch<br />
in regionalen oder kommunalen Ämtern bzw.<br />
Mandaten durchlaufen hat (Herzog 1975).<br />
Diese so genannte „Ochsentour“ dient dem<br />
Aufbau von Netzwerken, Kommunikationszusammenhängen,<br />
einer eigenen Machtbasis,<br />
dem Kennenlernen politischer Prozesse und<br />
Organisationsabläufe sowie allgemein dem<br />
Training der zentralen politischen Fähigkeit,<br />
unterschiedliche Interessen zu gemeinsamem<br />
Handeln zu bewegen.<br />
Die Repräsentationseliten in Ostdeutschland<br />
haben sich an dieses Muster weitgehend angepasst<br />
(Best/Jahr/Vogel 2011). Die relative<br />
Häufigkeit innerparteilicher Funktionsträger<br />
ist sowohl auf nationaler wie auch auf regionaler<br />
Ebene von rund 40 Prozent um 1990 auf<br />
fast 60 Prozent zwanzig Jahre später angestiegen<br />
(Abbildung 11). Damit ist der Anteil an<br />
Repräsentationseliten mit innerparteilichen<br />
Vorerfahrungen auf der Landesebene in Ostwie<br />
Westdeutschland gleich hoch, nur auf der<br />
Bundesebene ist noch ein geringer Abstand<br />
erkennbar. Ähnlich verhält es sich mit dem<br />
Prozentsatz kommunaler oder regionaler<br />
Vorerfahrungen 8 , der jedoch im gesamten<br />
Untersuchungszeitraum deutlich niedriger<br />
liegt (Abbildung 12). Zwar zeigt sich hier, dass<br />
die nationalen Repräsentationseliten generell<br />
seltener kommunale bzw. regionale Vorerfahrung<br />
sammeln, aber ein spürbarer Ost-West-<br />
Unterschied war nur auf Landesebene zu Beginn<br />
der 1990er Jahre sichtbar. Im Zeitverlauf<br />
hatten die ostdeutschen Repräsentationseliten<br />
immer weniger kommunale und regionale<br />
Positionen ausgeübt und sich dabei an ihre<br />
Kollegen aus Westdeutschland angepasst. Die<br />
innerparteilichen Erfahrungen scheinen eine<br />
größere Relevanz zu besitzen, entscheidet<br />
doch die eigene Partei vorzugsweise über die<br />
Nominierung ihrer Kandidaten. Die Karrierewege<br />
in die Repräsentationselite weisen<br />
daher zwanzig Jahre nach der Wende keine<br />
deutlichen Unterschiede mehr auf. In dieser<br />
Hinsicht hat sich eine strukturell ähnliche<br />
Elite herausgebildet.<br />
Die bisherigen Befunde zeigen, dass die<br />
politischen Eliten in beiden Landesteilen<br />
mittlerweile weitgehend ähnliche Vorerfahrungen<br />
aufweisen. Dieser Umstand lässt auch<br />
günstige Bedingungen für die Integration<br />
hinsichtlich einer Reihe von zentralen normativen<br />
Einstellungen zur Institutionenstruktur<br />
INSTELLUNGSMUSTERDEREPRÄSEN<br />
der repräsentativen Demokratie und ihrer<br />
TATIONSELITENINSTUNDEST<br />
politischen Verfahren erwarten.<br />
Diese Integration auf Ebene der politischen<br />
Einstellungen zeigt sich zunächst an<br />
der Bewertung der Lebenssituation<br />
und den ökonomischen Bedingungen,<br />
unter denen die politischen Eliten Politik<br />
gestalten und die der in Ost und<br />
West mehrheitlich geteilten Beschreibung von<br />
Politik als einem Beruf zum Ausdruck kommen.<br />
Die Frage, ob ein Abgeordnetenmandat<br />
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