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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />

Kommunalwahlen im Mai wurde eine Fülle<br />

von DDR-Funktionen neu besetzt. Zudem<br />

wurden ab Herbst 1989 auf allen politischen<br />

Ebenen Runde Tische gebildet, in denen die<br />

Vertreter des alten Regimes und der Opposition<br />

miteinander verhandelten. Die Inhaber dieser<br />

Positionen können als Transitionspolitiker<br />

bezeichnet werden, da sie den Übergang zur<br />

Wiedervereinigung mitgestaltet haben: Zwar<br />

hatte ein Viertel von ihnen bereits Erfahrungen<br />

in politischen Ämtern und Mandaten während<br />

der DDR gesammelt, für die Mehrheit fiel die<br />

erstmalige Übernahme politischer Verantwortung<br />

allerdings in die Zeit zwischen Herbst<br />

1989 und Oktober 1990. Fast 60 Prozent der<br />

unmittelbar nach der Wiedervereinigung neu<br />

gewählten ostdeutschen Repräsentationseliten<br />

wiesen Erfahrungen als Transitionspolitiker<br />

auf (Abbildung 8). In den folgenden Legislaturperioden<br />

blieb dieser Anteil zunächst<br />

vergleichsweise stabil, um dann zu Beginn des<br />

neuen Jahrtausends deutlich abzusinken.<br />

Als Zwischenbilanz kann damit weder von einer<br />

Kontinuität oder gar einer zeitlich verzögerten<br />

Rückkehr der DDR-Eliten gesprochen werden,<br />

da die Zahl von DDR-Funktionsträgern<br />

generell sehr klein ist und zudem hauptsächlich<br />

Inhaber untergeordneter Positionen umfasst.<br />

Einen großen Teil der Repräsentationselite<br />

bildeten lange Zeit die Transitionspolitiker,<br />

die überwiegend in der Zeit des Umbruchs<br />

1989/90 ihre ersten politischen Erfahrungen<br />

sammelten. Allerdings umfasst ihr Anteil mit<br />

Ausnahme der ersten Legislaturperioden nie<br />

mehr als die Hälfte der Repräsentationseliten.<br />

Mit Übernahme des politischen Systems der<br />

Bundesrepublik gelangten also auch Personen<br />

in die Repräsentationselite, die weder bereits in<br />

der DDR noch während des Systemumbruchs<br />

politisch aktiv gewesen waren und die ihre<br />

gesamte politische Karriere in der Nachwendezeit<br />

absolviert haben. Der Anteil dieser<br />

Personen ist kontinuierlich angestiegen und<br />

stellte zehn Jahre nach der Wiedervereinigung<br />

die Mehrheit der Repräsentationseliten<br />

in Deutschland. Die heutigen ostdeutschen<br />

Repräsentationseliten unterscheiden sich also<br />

deutlich von ihren Vorgängern kurz nach der<br />

Wiedervereinigung, auch wenn die regionale<br />

Asymmetrie und die starke Präsenz von Westdeutschen<br />

fortbestehen.<br />

Das Durchschnittsalter der westdeutschen<br />

Repräsentationseliten beträgt kontinuierlich<br />

rund 50 Jahre auf Bundesebene, während es<br />

auf Landesebene von seit 1990 um rund ein<br />

Jahr zugenommen hat und nun bei ca. 49<br />

Jahren liegt (Abbildung 9). Zu Beginn der<br />

1990er Jahre waren die ostdeutschen Repräsentationseliten<br />

auf beiden Ebenen mit 45<br />

TATIONSELITEINSTUNDEST<br />

bzw. 44,6 Jahren rund vier Jahre jünger als ihre<br />

westdeutschen Kollegen. Darin reflektiert sich<br />

der große Anteil an Personen, die als Neulinge<br />

ein parlamentarisches Mandat übernommen<br />

hatten und unter z.T. abenteuerlichen Umständen<br />

zu ihrer Kandidatur gekommen waren. Im<br />

Gegensatz zu Westdeutschland fehlte<br />

die Notwendigkeit, sich in einer<br />

GRAFISCHEONFIGURATIONDEREPRÄSEN IESOZIALSTRUKTURELLEUNDBIO<br />

langanhaltenden Bewährungsphase<br />

in vorparlamentarischen politischen<br />

Positionen für ein politisches Mandat<br />

zu empfehlen. Seit 1990 hat sich das<br />

Durchschnittsalter der ostdeutschen Repräsentationseliten<br />

kontinuierlich erhöht; es liegt<br />

Seite 37

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