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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Am Morgen Martens, nach Vogel, der Gerstenhauer<br />

Wiedervereinigung<br />

Seite 34<br />

die Markterschließung getan werde.<br />

Doch bei diesen Einschätzungen müssen die<br />

spezifischen Konstellationen in den neuen<br />

Betrieben während der ökonomischen Transformationsperiode<br />

berücksichtigt werden, die<br />

stark von den Branchen abhingen. „Generell<br />

hatten es Manager in prosperierenden bzw.<br />

zukunftsfähigen Branchen leichter ihre Fähigkeiten<br />

zu demonstrieren, als in solchen, die<br />

im globalen Wettbewerb nicht mehr bestehen<br />

konnten (wie z.B. Textil und Bekleidung,<br />

Karbonchemie, Unterhaltungselektronik, Keramik,<br />

klassische Optik)“ (Schmidt 2005:<br />

236). Und neuere Studien zu den hier interessierenden<br />

regionalen Wirtschaftseliten<br />

bestätigen die vermuteten Zusammenhänge<br />

zwischen Qualifikationsprofilen und Managementfertigkeiten<br />

nicht mehr.<br />

Die Entwicklung in der unmittelbaren Nach-<br />

Wende-Zeit offenbart für die wirtschaftliche<br />

Sphäre in großen Teilen grundsätzlich andere<br />

Muster des Elitenaustauschs als in der Politik.<br />

Der Zusammenbruch der DDR führte zu<br />

einem Austausch der obersten Machtelite. Die<br />

frei gewordenen Positionen übernahmen zum<br />

einen Mitglieder der bisherigen ostdeutschen<br />

Sub-Elite, zum anderen aber auch Politiker<br />

aus Westdeutschland.<br />

Das hohe Ausmaß der Elitenzirkulation, das<br />

im Bereich der Politik vorzufinden<br />

ist, trifft in der Wirtschaft nur bedingt<br />

zu. Zwar kam es auch hier zu<br />

einem Austausch älterer DDR-Wirtschaftseliten<br />

– nicht wenige gingen<br />

in den Ruhestand. Und es gab Elitenimporte<br />

aus den alten Ländern, die jedoch von der<br />

Unternehmensgröße und der Hierarchiestufe<br />

abhängig waren und sind. Bei Unternehmen<br />

zwischen 50-1.000 Beschäftigten liegt der<br />

Anteil nicht ostdeutscher Geschäftsführungen<br />

heute bei etwa einem Drittel und nennenswerte<br />

Elitenimporte unterhalb der obersten Organisationsebenen<br />

sind nicht festzustellen. Der<br />

große Unterschied zur Politik besteht in dem<br />

Ausmaß an Elitenreproduktion in der Wirtschaft.<br />

Viele der ökonomischen Alt-Eliten waren<br />

auch nach der Wende weiterhin im Wirtschaftsbereich<br />

tätig. Z.T. auf niederrangigeren<br />

Positionen, weil sie zuvor beispielsweise als<br />

Kombinatsdirektoren durchaus Verantwortung<br />

analog einem Vorstand einer Aktiengesellschaft<br />

trugen und an solche Führungsaufgaben nach<br />

der Wende nicht mehr anknüpfen konnten.<br />

Doch ganz allgemein waren soziale Abstiege<br />

und Tätigkeiten außerhalb des Wirtschaftsbereichs<br />

für die ehemaligen ökonomischen Eliten<br />

eher selten. Hinzukommt, dass die Wende insbesondere<br />

für die Gruppe der „Stellvertreter“<br />

auf Kombinats- oder Betriebsebene Chancen<br />

zum Aufstieg in die Geschäftsführung oder<br />

für das selbstständige Unternehmertum bot. 7<br />

Trotz aller Widrigkeiten, die die Treuhand-<br />

Privatisierungen ehemaliger Volkseigener<br />

Betriebe für die Ausbildung neuer ostdeutscher<br />

Wirtschaftseliten (wohlgemerkt auf<br />

einer regionalen Ebene) beinhaltete, offenbart<br />

sich im Wirtschaftssektor ein erstaunliches<br />

Maß an Elitenkontinuität, das bis heute zu<br />

beobachten ist.

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