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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />

verbunden war (27,0 Prozent).<br />

Die verbleibende Gruppe von Personen umfasst<br />

im Wesentlichen „Nachwuchskräfte“, die<br />

durchschnittlich jünger sind als die Personen<br />

mit den beiden anderen Karrieremustern, und<br />

sie besitzen eher keine Eigentumsanteile an<br />

den Unternehmen. Diese Personen arbeiteten<br />

zum Teil schon länger in Kombinatsbetrieben<br />

der DDR, doch es ergab sich erst im Zuge<br />

der Wende, am Beginn der 1990er Jahre, die<br />

Gelegenheit oder die Notwendigkeit einen Betriebswechsel<br />

zu vollziehen, um weiterhin auf<br />

leitenden Positionen tätig zu sein. Aufstiege in<br />

die erste Leitungsebene wurden gegen Ende<br />

der 1990er Jahre oder noch später realisiert.<br />

Knapp ein Fünftel der ostdeutschen befragten<br />

Unternehmer und Geschäftsführer weist Karriereverläufe<br />

dieser Art auf.<br />

Erstaunlich ist nach diesen Analysen das<br />

Ausmaß an Kontinuität, das sich bei den<br />

ostdeutschen Wirtschaftskadern beobachten<br />

lässt. (Dies ist ein starker Gegensatz zu<br />

den politischen Eliten. 6 ) Es zeichnet sich<br />

nicht nur eine relativ hohe Erfolgsquote ab,<br />

wenn der Verbleib von Führungskräften<br />

der DDR-Wirtschaft betrachtet wird, sondern<br />

es gab auch ein vergleichsweise enges<br />

Zeitfenster Anfang der 1990er Jahre, das es<br />

einer erstaunlich großen Gruppe ehemaliger<br />

Wirtschaftskader ermöglichte, Unternehmer<br />

zu werden. Die Startnachteile, die die ehemaligen<br />

DDR-Wirtschaftskader aufgrund der<br />

Privatisierungspolitik der THA ursprünglich<br />

hatten, wirken immer noch fort, doch gibt es<br />

auch erstaunliche Kontinuitäten in den Berufswegen<br />

dieser Wirtschaftseliten über den<br />

gesellschaftlichen Systemumbruch hinweg.<br />

Auffälligstes Merkmal bei den ostdeutschen<br />

Wirtschaftseliten war die Verstärkung der<br />

technischen Orientierung im Management und<br />

eine Bevorzugung akademischer Qualifikationen.<br />

Nach verschiedenen Studien, die in den<br />

1990er Jahren in ostdeutschen Unternehmen<br />

durchgeführt wurden, hatten zwischen 71<br />

UALIFIKATIONSPROFILEOSTDEUT<br />

und 89 Prozent der ostdeutschen Manager<br />

SCHER IRTSCHAFTSELITEN<br />

ingenieur- oder naturwissenschaftliche Studienabschlüsse.<br />

Man muss davon ausgehen,<br />

schrieben Gergs und Pohlmann (1999: 237),<br />

„dass sich die bereits in der DDR bestehende<br />

Dominanz der Techniker und Ingenieure [im<br />

Management] im Transformationsprozess<br />

[in den 1990er Jahren] weiter verstärkt hat,<br />

galten sie doch im Vergleich zu Absolventen<br />

gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen<br />

als durch das ‚alte‘ System ideologisch weniger<br />

vorbelastet und konnten daher ihr in der<br />

sozialistischen Vergangenheit akkumuliertes<br />

Bildungskapital leichter konvertieren“.<br />

In sozialwissenschaftlichen Studien über<br />

das ostdeutsche Management in den 1990er<br />

Jahren wurden Zusammenhänge zwischen<br />

diesen dominanten technischen Qualifikationsprofilen<br />

und Organisationsmodellen<br />

der neuen Betriebe oder auch Defiziten an<br />

Management-Fähigkeiten der neuen ostdeutschen<br />

Wirtschaftseliten postuliert.<br />

So wurde u.a. behauptet, dass ein<br />

dysfunktionales „Maschinenmodell<br />

der Organisation“ im technisch<br />

ausgebildeten ostdeutschen Management<br />

vorherrschend sei; dass die Orientierung<br />

auf die technische Gestaltung von<br />

Produkten zu stark sei und dass zu wenig für<br />

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