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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />

(0,3 Prozent) überproportionalen Anteil der<br />

neuen politischen Elite Ostdeutschlands.<br />

Deutlich unterrepräsentiert waren dagegen die<br />

politisch Ungebundenen, deren Anteil auf ca.<br />

78 Prozent der DDR-Bevölkerung geschätzt<br />

werden kann. Die neue ostdeutsche politische<br />

Elite wurde damit überproportional aus Personen<br />

gebildet wurde, die bereits in der DDR<br />

ein Mindestmaß an politischem Engagement<br />

aufwiesen, auch wenn Parteibeitritte häufig<br />

primär durch die beruflichen Aufstiegschancen<br />

motiviert waren.<br />

Der Elitenimport aus Westdeutschland bildete<br />

ein weiteres entscheidendes Merkmal der sozialstrukturellen<br />

Konfiguration der ostdeutschen<br />

Elite kurz nach der Wiedervereinigung. Schon<br />

frühzeitig begannen westdeutsche Parteien,<br />

Verbände und Interessenorganisationen, sich<br />

mit ihren ostdeutschen Pendants zusammenzuschließen,<br />

wobei sie aus fachlichen und organisatorischen<br />

Gründen die Fusionsprozesse und<br />

die daraus entstandenen Organisationsstrukturen<br />

dominierten. Der mit der Wiedervereinigung<br />

verbundenen Übernahme westdeutscher<br />

Institutionen und Strukturen folgte dann ein<br />

Import westdeutscher Führungskräfte, der sich<br />

zu Mitte der 1990er Jahre in zwei Merkmalen<br />

der Elitenzusammensetzung äußerte: einer<br />

Unterrepräsentation von Ostdeutschen in der<br />

gesamtdeutschen Elite und ein überproportional<br />

hoher Anteil an Westdeutschen, die<br />

Elitepositionen in Ostdeutschland einnehmen.<br />

Insgesamt nahmen Personen, die vor 1989 in<br />

der DDR gelebt hatten, im Jahre 1995 12 Prozent<br />

aller Elitepositionen ein (Bürklin/Hoffmann-Lange<br />

1999: 325). Gemessen an einem<br />

Bevölkerungsanteil der DDR-Bevölkerung in<br />

Gesamtdeutschland von rund 21 Prozent stellte<br />

dies eine deutliche Unterrepräsentation dar,<br />

die allerdings zwischen den unterschiedlichen<br />

Elitesektoren variierte. Die Unterrepräsentation<br />

war am deutlichsten innerhalb der Großunternehmen<br />

und der Verwaltung bzw. Justiz<br />

ausgeprägt. Innerhalb der politischen Elite<br />

sind die Ostdeutschen mit 32,1 Prozent nicht<br />

unter-, sondern vielmehr überrepräsentiert,<br />

wobei diese Überrepräsentation jedoch vor<br />

allem auf den überproportional großen Anteil<br />

von zur Verfügung stehenden regionalen Elitepositionen<br />

in den ostdeutschen Bundesländern<br />

zurückzuführen ist.<br />

Unterscheidet man die politischen Positionseliten<br />

nach der regionalen Lage ihres<br />

Arbeitsortes, bilden die Ostdeutschen die<br />

Mehrheit der Inhaber ostdeutscher politischer<br />

Elitepositionen (Bürklin/Hoffmann-Lange<br />

1999: 325). Schränkt man die Betrachtung<br />

jedoch auf die wichtigen Ministerposten ein,<br />

so findet sich eine deutliche Unterrepräsentation,<br />

die dann auch zwei Jahrzehnte nach der<br />

Wiedervereinigung noch zu konstatieren ist:<br />

der Anteil an ostdeutschen Bundesministern<br />

betrug niemals mehr als 13 Prozent und ist seit<br />

1990 nahezu kontinuierlich auf 5,9 Prozent (=<br />

1 Person) im Kabinett Merkel II gesunken.<br />

Innerhalb der übrigen Eliten sind Personen<br />

aus Westdeutschland generell überproportional<br />

oft vertreten, wobei sie in den hohen Verwaltungspositionen<br />

der neuen Bundesländer<br />

mit einer Mehrheit von sogar 87,3<br />

Prozent dominieren. Dagegen ist der<br />

Anteil an Ostdeutschen innerhalb<br />

aller Elitepositionen der westdeutschen<br />

Länder verschwindend gering.<br />

Es besteht also eine deutliche Asymmetrie<br />

innerhalb der Elitenrekrutierung: während<br />

Westdeutschen auch in Ostdeutschland der<br />

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