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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Am Morgen Martens, nach Vogel, der Gerstenhauer<br />

Wiedervereinigung<br />

Seite 30<br />

1997: 210). Hingegen zeigte der geringe Anteil<br />

von Personen mit staats- und wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Abschlüssen, in welch<br />

hohem Maße die Qualifikationen und das<br />

Fachwissen, die eng mit der institutionellen<br />

Struktur einer Gesellschaft verbunden sind,<br />

nach einem Institutionentransfer entwertet<br />

werden. Entsprechend stellten die Staats- und<br />

Wirtschaftswissenschaften die häufigsten<br />

Abschlüsse unter den westdeutschen Eliten<br />

dar, deren Handlungsfeld von institutioneller<br />

Kontinuität geprägt war.<br />

Bezüglich der Herkunft nach Art des gesellschaftlichen<br />

Institutionenbereichs lässt sich<br />

sagen, dass 70 Prozent der neuen ostdeutschen<br />

Eliten im Jahre 1995 in einem anderen Bereich<br />

als noch 1988 tätig waren (Welzel 1997: 213).<br />

In der durch Institutionenkontinuität gekennzeichneten<br />

westdeutschen Elite ist der Anteil<br />

an Elitemitgliedern, die den institutionellen<br />

Bereich wechselten, mit ca. 10 Prozent weitaus<br />

geringer. Die neue ostdeutsche Elite rekrutierte<br />

sich vor allem aus den Bereichen (Natur-)<br />

Wissenschaft und Medizin, wo aufgrund des<br />

notwendigen Zugriffs auf fachliche Expertise<br />

eine für DDR-Verhältnisse große Distanz zu<br />

politischen Entscheidungskriterien und politischem<br />

Engagement bzw. Vereinnahmung<br />

möglich war.<br />

Die Vorpositionen unterscheiden sich nicht<br />

nur nach ihrem institutionellen Sektor,<br />

sondern auch nach ihrer Höhe in<br />

der Positionshierarchie, wobei in der<br />

POTSDAMER ELITESTUDIE die<br />

höchsten Positionen auf regionaler<br />

und nationaler Ebene als Elitepositionen betrachtet<br />

werden. Alle Personen, die eine Spitzenposition<br />

auf Kreis- oder Kommunalebene<br />

einnehmen, werden zur „oberen Sub-Elite“<br />

zusammengefasst, während zur „unteren Sub-<br />

Elite“ Leiter organisationsinterner Bereiche<br />

gezählt werden, die nicht nach außen in Erscheinung<br />

treten, (z.B. Abteilungsleiter). In der<br />

Hierarchie darunter angesiedelt finden sich<br />

mit den Professionen jene Berufe, die einen<br />

Hochschulabschluss erfordern, aber keine<br />

Leitungsfunktion beinhalten, während sich<br />

auf den beiden untersten Stufen die übrigen<br />

Berufe sowie die Erwerbslosen befinden.<br />

Nur acht Prozent der neuen ostdeutschen<br />

Elite nahmen bereits 1988 eine Eliteposition<br />

ein, in Westdeutschland betrug dieser Anteil<br />

dagegen 50 Prozent, wodurch noch einmal<br />

der Eindruck eines nahezu vollständigen Elitenaustausches<br />

in Ostdeutschland bekräftigt<br />

wird. Die häufigsten Absprungpositionen in<br />

die neue ostdeutsche Elite waren innerhalb der<br />

unteren Sub-Eliten und Professionen zu finden<br />

(Welzel 1997: 216f ). Damit wurden Personen<br />

rekrutiert, die 1988 häufig bereits auf organisationsinternen<br />

Leitungsfunktionen angelangt,<br />

in der aber Bevölkerung kaum wahrgenommen<br />

worden waren. Diese Funktionen vermittelten<br />

generalisierte Führungserfahrungen, die offenbar<br />

auch unter veränderten institutionellen<br />

Bedingungen noch einen Wert aufwiesen.<br />

Schließlich wurde fast die Hälfte der neuen<br />

ostdeutschen Eliten von 1995 durch Personen<br />

gestellt, die bereits in der DDR Mitglied einer<br />

Partei, allerdings ohne exponierte Führungsfunktion<br />

gewesen waren, wobei die Mehrheit<br />

davon aus der SED stammte (Welzel 1997:<br />

219ff ). Personen, die vor Oktober 1989 aktives<br />

Mitglied in einer oppositionellen Bewegung<br />

gewesen waren („Oppositionelle“), stellten<br />

1995 mit 24,2 Prozent einen im Vergleich zu<br />

ihrem geschätzten Anteil an der Bevölkerung

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