gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Die Wendezeit<br />
sichtigt man die Inhaber der bis zur Wiedervereinigung<br />
fortbestehenden Elitepositionen,<br />
so war die Dominanz der SED/PDS und die<br />
damit verbundene Elitenkontinuität bis zur<br />
Volkskammerwahl für ein sich in Auflösung<br />
befindendes Regime relativ hoch. Erst die<br />
völlige Veränderung der Machtverhältnisse<br />
ab März 1990 und der damit zunehmende<br />
Einfluss der westdeutschen politischen Eliten,<br />
z.B. in Form von Beratern bzw. den Unterhändlern<br />
über den Vereinigungsvertrag, sowie<br />
die Perspektive auf die Wiedervereinigung<br />
bewirkten den nahezu vollständigen Abgang<br />
der alten Eliten.<br />
kann festgehalten werden, dass sowohl die alte,<br />
wie auch die während der Transformationszeit<br />
rekrutierte DDR-Elite nach der Wiedervereinigung<br />
im Wesentlichen keine Elitepositionen<br />
eingenommen haben. Insofern ist die Eliten-<br />
Transformation in der DDR durch Zirkulation<br />
statt durch Kontinuität gekennzeichnet. Durch<br />
den Institutionentransfer von Westdeutschland<br />
in die neuen Bundesländer entstanden neue<br />
Elitepositionen, die mit Personen aus anderen<br />
sozialen Gruppen oder aus Westdeutschland<br />
besetzt waren.<br />
Seite 26<br />
Nach dem 3. Oktober 1990 und der Wiedervereinigung<br />
lösten sich die staatlichen<br />
Strukturen der DDR vollständig auf, wodurch<br />
auch alle bisherigen Elitepositionen in Politik<br />
und Wirtschaft verschwanden. Vor diesem<br />
Hintergrund stellt sich die Frage, in welche<br />
Anschlusspositionen die alten oder während<br />
LITENABGANGNACHDER IEDERVER<br />
der Übergangsphase neu rekrutierten Eliten<br />
EINIGUNG<br />
im wiedervereinigten Deutschland gelangt<br />
sind. Für mehr als die Hälfte dieser Personen<br />
liegen keine Angaben über ihren Verbleib<br />
vor (Derlien 1997: 361). Dieser hohe Anteil<br />
weist darauf hin, dass diese Personen auch<br />
keine hochrangigen Entscheidungspositionen<br />
mehr einnehmen, da<br />
ihr Verbleib andernfalls unproblematisch<br />
aus öffentlichen Quellen<br />
nachvollzogen werden könnte. Der<br />
zweitgrößte Anteil entfällt auf ehemalige<br />
Elitemitglieder, die sich im November 1990<br />
im Ruhestand befanden. Zusammenfassend<br />
IRTSCHAFTSELITEN<br />
Das Bild einer umfassenden „Kolonialisierung<br />
des Ostens“ durch den Westen, das im Zuge<br />
der Wende immer wieder bemüht wurde, muss<br />
in Bezug auf den Wirtschaftsbereich ergänzt<br />
werden durch die Neugründungen von Unternehmen<br />
im Rahmen der ökonomischen Transformation<br />
nach 1990. Diese neugründeten<br />
Firmen, die z.T. Vorläufer in den Volkseigenen<br />
Betrieben hatten (so genannte „Ausgründungen“),<br />
haben einen deutlichen Einfluss<br />
auf die Ausbildung einheimischer Wirtschaftseliten<br />
in Ostdeutschland gewonnen, da<br />
diese Unternehmen häufig von Ostdeutschen<br />
geleitet werden. Im Bereich des verarbeitenden<br />
Gewerbes und in den Größenklassen<br />
50-1.000 Beschäftigte lag dieser Anteil von<br />
Unternehmensleitern mit einem ostdeutschen<br />
Erfahrungshintergrund in den letzten Jahren<br />
konstant bei ungefähr zwei Dritteln (Tabelle<br />
8).<br />
IRTSCHAFTSELITENIN DERENDEZEIT STDEUTSCHE<br />
IEUSBILDUNGNEUEROSTDEUTSCHER