gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />
Rahmen der Arbeit der Kommission für die<br />
Erforschung des sozialen und politischen Wandels<br />
in den neuen Bundesländern (KSPW),<br />
deren Projekte sich mit den Folgen der Wende<br />
beschäftigten, auch umfangreiche Untersuchungen<br />
zur Entwicklung des Managements<br />
in der DDR und in Ostdeutschland vorgelegt<br />
(Pohlmann/Schmidt 1996). Bei unserer Darstellung<br />
werden wir uns auf diese Studien,<br />
die <strong>Jena</strong>er Management-Projekte der 1990er<br />
Jahre (Gergs u.a. 1998; Gergs/Pohlmann 1999;<br />
Schmidt/Gergs/Pohlmann 2002), wie auch die<br />
Chemnitzer Verbleibsbefragung von Kombinatseliten<br />
(Schreiber u.a. 2002) stützen.<br />
Im Gegensatz zur Situation in der DDR wird<br />
heute die Wirtschaft und insbesondere die<br />
Industrie in Ostdeutschland sehr stark durch<br />
kleinere bzw. mittelgroße Unternehmen geprägt<br />
(Tabelle 3). 2 Um eine wichtige Teilmenge<br />
dieser Unternehmen und die zugehörigen<br />
Wirtschaftseliten zu beschreiben, beziehen<br />
wir uns besonders auf den „industriellen<br />
Mittelstand“. Darunter werden eigenständige<br />
Unternehmen mit einem gewissen wirtschaftlichen<br />
Potenzial im verarbeitenden Gewerbe<br />
verstanden. Kleinbetriebe mit nur wenigen<br />
Mitarbeitern und geringem Umsatz werden<br />
ausgeschlossen.<br />
Als weitere Kennzeichen des industriellen<br />
Mittelstandes gelten die Personalunion von<br />
Unternehmensführung und Firmeneigentum<br />
in der Gestalt des Eigentümers, der das Unternehmen<br />
leitet sowie eine Familienorientierung,<br />
die sich vor allem darin zeigt, dass der Weiterbestand<br />
des Unternehmens üblicherweise<br />
als Generationswechsel innerhalb von Unternehmerfamilien<br />
angestrebt wird.<br />
In Westdeutschland hat der industrielle Mittelstand<br />
eine sehr lange Tradition, die trotz<br />
widerstreitender Tendenzen in den letzten<br />
Jahrzehnten prägend geblieben ist (Berghoff<br />
2003; Bluhm/Martens 2011). Dass dies inzwischen<br />
auch in Ostdeutschland der Fall ist,<br />
wird uns später noch beschäftigen.<br />
Um zu erfassen, wie sich die Situation nach<br />
1990 entwickelt hat, und um insbesondere<br />
auch Aussagen über frühere Wirtschaftskader<br />
der DDR im vereinigten Deutschland zu treffen,<br />
folgen wir einer weiter gefassten Definition<br />
von Wirtschaftseliten. 3 In die Betrachtung<br />
werden auch Leiter mittelständischer Unternehmen<br />
(jedoch nicht von Kleinbetrieben)<br />
eingeschlossen, gerade weil die ökonomische<br />
Transformation in Ostdeutschland einen Niedergang<br />
der industriellen Basis bewirkt und<br />
eine Wirtschaftsstruktur gefördert hat, in der<br />
kleinere und mittelgroße Unternehmen der<br />
Industrie einen hohen Stellenwert haben.<br />
Damit wird einem empirischen Positionsansatz<br />
gefolgt, um Wirtschaftseliten in der DDR<br />
und im wiedervereinigten Deutschland zu<br />
beschreiben. Soweit wir uns auf die Gegenwart<br />
und die jüngere Vergangenheit beziehen,<br />
nutzen wir hauptsächlich Befragungsdaten<br />
über Leiter und Geschäftsführer von Unternehmen<br />
des verarbeitenden Gewerbes zwischen<br />
50-1.000 Beschäftigten. Diese Daten<br />
wurden im Zeitraum 2002-2010 in<br />
drei Befragungswellen im Rahmen<br />
des Sonderforschungsbereichs <strong>580</strong><br />
in Ost- und Westdeutschland erhoben<br />
(vgl. a. Bluhm/Schmidt 2008).<br />
An allen drei Befragungswellen haben sich<br />
insgesamt 1.018 Betriebe des industriellen<br />
Mittelstandes beteiligt. Zielpersonen der<br />
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