gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Martens, Wer gehört Vogel, Gerstenhauer<br />
zur Elite?<br />
Seite 12<br />
der Wiedervereinigung, umfassen. Dieser<br />
Zeitraum ist zu kurz, um festzustellen, ob die<br />
Merkmale der damaligen Elitenkonfiguration<br />
strukturbildend für die ost- und westdeutschen<br />
Eliten geworden sind, oder ob es sich<br />
um Übergangsphänomene handelt, die durch<br />
die Ausnahmesituation des Systemumbruchs<br />
bedingt waren. Von besonderem Interesse ist<br />
dabei die Frage, inwiefern sich die Eliten aus<br />
beiden Landesteilen aufeinander zubewegt<br />
haben, bzw. in welchem Umfang sich die<br />
ost- und westdeutschen Inhaber politischer<br />
Elitepositionen auch zwanzig Jahre nach der<br />
Wiedervereinigung noch unterscheiden (Best/<br />
Vogel 2011). Hier sind Karrierewege, sozialstrukturelle<br />
Merkmale, grundlegende politische<br />
Haltungen und Überzeugungen sowie<br />
politische Entscheidungen zu berücksichtigen<br />
(Edinger/Vogel 2005). Die politische Notwendigkeit<br />
einer integrierten Elite ergibt sich<br />
aus der Beobachtung, dass nicht integrierten<br />
Eliten der Basiskonsens über politische Verfahren<br />
fehlt. Sie stehen dadurch in Versuchung,<br />
durch die Politisierung von Unterschieden die<br />
Integration ihrer Herkunftsgruppen, die z.B.<br />
regional definiert sind, zu erschweren (Higley<br />
2006).<br />
Um festzustellen, ob sich zwei Dekaden nach<br />
der Wiedervereinigung eine integrierte gesamtdeutsche<br />
Elite herausgebildet hat, werden<br />
die Ergebnisse aus der Zeit unmittelbar nach<br />
der Wiedervereinigung anhand einer<br />
wichtigen Teilgruppe der politischen<br />
Eliten, den Repräsentationseliten,<br />
in eine längerfristige Perspektive<br />
gestellt. Die Datenbasis dafür stellt<br />
die JENAER ABGEORDNETENSTUDIE<br />
dar, die im Rahmen des Teilprojekts A3 „Delegationseliten<br />
nach dem Systemumbruch“ des<br />
Sonderforschungsbereichs <strong>580</strong> „Gesellschaftliche<br />
Entwicklungen nach dem Systemumbruch“<br />
an der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Schiller</strong>-<strong>Universität</strong><br />
durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um<br />
die größte Studie zu Repräsentationseliten, die<br />
in Deutschland bislang durchgeführt wurde.<br />
Die JENAER ABGEORDNETENSTUDIE<br />
setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen.<br />
In einer biographischen Datenbank werden<br />
Auskünfte zu grundlegenden sozialstrukturellen<br />
Merkmalen und den beruflichen und<br />
politischen Werdegängen der 6.804 Abgeordneten<br />
gesammelt, die zwischen 1990 und<br />
2010 (Stichtag 31.12.2010) ein Mandat in<br />
einem deutschen Parlament auf Bundes- oder<br />
Landesebene innehatten (Tabelle 1). Ergänzend<br />
dazu wurden in der JENAER PARLA-<br />
MENTARIERBEFRAGUNG in den Jahren<br />
2003, 2007 und 2010 grundlegende politische<br />
Einstellungen, Rollenorientierungen und<br />
Karriereabsichten von aktuellen und ehemaligen<br />
Abgeordneten in standardisierten<br />
Telefoninterviews erhoben. Der JENAER<br />
PARLAMENTARIERBEFRAGUNG gelang<br />
es dabei in jeder Befragungswelle, rund<br />
die Hälfte aller jeweils aktiven Abgeordneten<br />
für ein Interview zu gewinnen, sodass<br />
insgesamt 3.472 Interviews mit Mitgliedern<br />
der Repräsentationselite geführt wurden<br />
(Tabelle 2). In Kombination ermöglicht diese<br />
Datengrundlage die Beantwortung der Frage,<br />
ob und inwieweit man im Jahr 2010 bei der<br />
politischen Elite Deutschlands von einer<br />
integrierten gesamtdeutschen Elite sprechen<br />
kann.<br />
Die Untersuchung der wirtschaftlichen Eliten<br />
kann ebenso auf unterschiedliche Daten<br />
zurückgreifen. Neben dem oben erwähnten<br />
ZKDS wurden in den 1990er Jahren u.a. im