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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Martens, Vogel, Gerstenhauer<br />

der Lage ist, strategische Entscheidungen für<br />

diese Unternehmen zu treffen. Diese Entscheidung<br />

hinsichtlich des Personenkreises ergibt<br />

sich aus den spezifischen Fragestellungen und<br />

wird weiter unter noch näher expliziert.<br />

Damit deutet sich an, dass auch nach der<br />

Vorentscheidung für den Positionselitenansatz<br />

die Analyse der Entwicklung der Eliten in der<br />

DDR und ihres Verbleibs im wiedervereinten<br />

Deutschland mit zwei speziellen Herausforderungen<br />

konfrontiert ist.<br />

Einerseits ist die Identifikation der Eliten<br />

in der DDR erschwert, da es nach offizieller<br />

Lesart in der DDR keine Eliten gab. Selbst<br />

die Mitglieder der Staatsführung bezeichneten<br />

sich selbst als Angehörige der Arbeiterklasse.<br />

Zudem stellten politische Entscheidungskriterien,<br />

allem voran SED-Parteizugehörigkeit und<br />

Parteiloyalität die – wenn auch mit Ausnahmen<br />

– entscheidenden Rekrutierungskriterien<br />

in allen gesellschaftlichen Bereichen dar, sodass<br />

auch die Inhaber der zentralen Führungspositionen<br />

in Wirtschaft, Verwaltung, Medien und<br />

Militär Teil der politischen Eliten sind.<br />

Andererseits stehen ehemalige Eliten nach ihrem<br />

Ausscheiden aus zentralen Entscheidungspositionen<br />

in vermindertem Maße im Fokus<br />

des öffentlichen Interesses – sieht man einmal<br />

von den Mitgliedern des Politbüros nach Ende<br />

der DDR ab – und die Nachverfolgung ihrer<br />

Karriereverläufe wird zudem durch die Vielzahl<br />

an potentiellen Verbleibmöglichkeiten<br />

erheblich erschwert. Die vorliegende Arbeit<br />

kombiniert daher unterschiedliche Datenquellen<br />

und Perspektiven, um ein umfassendes<br />

Bild der Elitenentwicklung nach der deutschen<br />

Wiedervereinigung zu zeichnen.<br />

Für die Analyse der Vorbedingungen, also der<br />

Struktur der DDR-Eliten und potentieller<br />

Gegeneliten, greifen wir auf Erkenntnisse der<br />

DDR-Forschung zurück. Darüber hinaus sind<br />

durch die Erschließung des Zentralen Kaderdatenspeichers<br />

des Ministerrates der DDR<br />

(ZKDS) für sozialwissenschaftliche Zwecke<br />

(Best 2007; Best/Remy 2006; Salheiser 2009)<br />

Auswertungen zu Eliten in unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Bereichen der DDR möglich<br />

geworden, die detailreiche Einblicke in die<br />

DDR-Gesellschaft und deren Elitenstruktur<br />

erlauben. Für die Zeit des Systemumbruchs<br />

und nach der Wiedervereinigung lassen sich<br />

zwei prinzipielle Perspektiven einnehmen:<br />

Herkunft und Verbleib. Verbleibstudien fragen<br />

danach, was mit den alten DDR-Eliten<br />

geschehen ist und welche Rolle sie in dem<br />

neuen politischen System spielen. Ergänzend<br />

dazu beantworten Herkunftsstudien die Frage,<br />

wie sich die neuen ostdeutschen Eliten zusammensetzen,<br />

die während oder nach der Wende<br />

politische Verantwortung übernommen haben.<br />

Die Datengrundlage für die politischen<br />

Eliten basiert auf drei Studien, die in der<br />

Mitte der 1990er Jahre durchgeführt wurden<br />

und aufgrund ihrer methodischen Anlage und<br />

Fallzahl die einzigen Untersuchungen sind,<br />

die empirisch gesicherte Aussagen erlauben:<br />

die Berliner DDR-Lebensverlaufsstudie<br />

(Solga 1996), eine Untersuchung von Hans-<br />

Ullrich Derlien (Derlien 1997) und die<br />

POTSDAMER ELITESTUDIE<br />

von 1995 (Bürklin/Rebenstorf 1997).<br />

Die Reichweite der Aussagekraft<br />

dieser Analysen, denen bis heute<br />

keine weiteren, die gesamte Elite<br />

umfassenden Arbeiten gefolgt sind, ist jedoch<br />

dadurch begrenzt, dass sie nur den Zeitraum<br />

bis 1995, also gerade einmal fünf Jahre nach<br />

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