PDF Download - INsülz & klettenberg
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Post vom Dichter: postpoetry.<br />
Annika Fricke, Leiterin der Stadtteilbibliothek<br />
Köln-Sülz.<br />
Bisher war das Interesse an Lyrik bei<br />
uns eher bescheiden“, gesteht die<br />
Leiterin der Stadtteilbibliothek Sülz, Annika<br />
Fricke. Um diesen Zustand zu ändern,<br />
beteiligt sich die städtische Einrichtung in<br />
der Wichterichstraße seit zwei Jahren am<br />
Projekt postpoetry.<br />
Der landesweite Wettbewerb prämiert die<br />
Texte junger Literaten mit dem Abdruck<br />
auf eigens gestalteten Postkarten. Über<br />
20.000 dieser Kleinkunstwerke liegen in<br />
Büchereien und Buchhandlungen aus.<br />
Darüber hinaus stellen die Preisträger<br />
ihre Gedichte auf Lesereisen zusammen<br />
mit bereits etablierten Lyrikern vor. Initiiert<br />
durch die Gesellschaft für Literatur in<br />
Nordrhein-Westfalen unterstützt der Förderverein<br />
der Sülzer Stadtteilbibliothek,<br />
Lesezeichen e. V., die Veranstaltung<br />
mittlerweile nachhaltig. „Lyrik ist grundsätzlich<br />
ein schwieriges Thema. Wenn wir<br />
das nicht ein wenig fördern, lesen die Leute<br />
noch weniger, als dies eh schon der Fall<br />
ist“, unterstreicht Margarete Verweyen<br />
ein Anliegen des Fördervereins, in dem sie<br />
als Vorsitzende tätig ist.<br />
Leibhaftig erlebten im Januar dieses Jahres<br />
zwei Schulklassen des Hildegardvon-Bingen-Gymnasiums<br />
den Auftritt<br />
der postpoetry.-Preisträgerin von 2011,<br />
Christiane Reinert. Die Abiturientin aus<br />
St. Augustin zog die Achtklässler mit<br />
Selbstreflektionen und Sozialkritik in Lyrikform<br />
in ihren Bann. „Manchmal hat<br />
man einfach das Gefühl, dass man etwas<br />
sagen muss. Gedichte bieten dafür<br />
eine ideale Möglichkeit. Sie können derart<br />
verknappt werden, dass alles Überflüssige<br />
verschwindet“, warb die 18-Jährige<br />
bei den Schülern für das Genre. Während<br />
der anschließenden Diskussion mit<br />
postpoetry.-Organisatorin Monika Littau<br />
sowie der Kölner Autorin Eva Weissweiler<br />
waren sich alle einig: „Gedichte berühren.<br />
Lyrik kann glücklich machen. Wer<br />
selber schreibt, ist nicht uncool!“<br />
Stadtteilbibliothek Sülz,<br />
www.stbib-koeln.de<br />
Lesezeichen e. V.,<br />
www.lesezeichen-koeln.de<br />
postpoetry.,<br />
http://postpoetry2011.blogspot.com<br />
fähig<br />
CHRISTEL ARINGs<br />
Freiraum-Plaudereien<br />
Manche behaupten,<br />
die Lyrik<br />
friste ein Spartendasein,<br />
dabei ist sie<br />
uns in die Wiege<br />
gelegt: Von Brahms’<br />
Wiegenlied bis zum Popsong, ob in<br />
den bildenden oder darstellenden<br />
Künsten, die Lyrik ist Bestandteil<br />
unseres Lebens; wir nennen Momente<br />
„poetisch“ und köstliche Torten „ein<br />
Gedicht“.<br />
Ich lese Gedichte auf, wie ich Steine<br />
oder Muscheln am Strand sammle,<br />
zufällig und sporadisch, und auf<br />
meinem Rechner ist ein Ordner mit<br />
Lieblingsgedichten, darunter solche,<br />
die mich beflügeln und solche wie<br />
Lichter in der Hölle.<br />
Das Gedicht ist eine Partitur und<br />
braucht einen Ort, wo es erklingen<br />
kann, braucht die Bühne und die<br />
Intimität, die Berührung und Verwandlung<br />
ermöglicht. Ein solcher Ort wollte<br />
der Freiraum immer sein, und es gibt<br />
wunderbarerweise Menschen, die uns<br />
nur um der Poesie willen großzügig<br />
unterstützen und Dichter wie Niklas<br />
Schütte oder Rolf Persch, die uns<br />
Abende bereiteten, die noch immer<br />
nachklingen.<br />
Glauben wir den Neurowissenschaften,<br />
macht es uns glücklich, lauthals<br />
Gedichte zu lesen. Der brillante Peter<br />
von Matt jedoch nennt die Lyrik „die<br />
verborgene Pracht“. Des Luxus und<br />
der Lüge verdächtig, scheint sie die<br />
rätselhafteste und vielleicht sogar<br />
gefährlichste aller Künste zu sein. Gedichte<br />
sind Stolpersteine – und in der<br />
Tat, nichts könnte Sie so leicht und<br />
gründlich aus dem Tritt bringen, wie<br />
morgens und abends ein Gedicht zu<br />
rezitieren. Lyrik ist verführerisch: “she<br />
comes in beauty“.<br />
www.freiraum-galerie.de<br />
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